{\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel0 \b \fs36 Kommentar zum Evangelium des hl. Matth\u228 ?us (In Matthaeum homiliae I-XC)\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Titel Werk: In Matthaeum homiliae I-XC\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Autor: Johannes Chrysostomus\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Identifier: CPG 4424\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Tag: Bibelkommentar\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Tag: Predigten\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Titel Version: Kommentar zum Evangelium des hl. Matth\u228 ?us (BKV)\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bibliographie: Kommentar zum Evangelium des hl. Matth\u228 ?us (In Matthaeum homiliae I-XC) In: Des heiligen Kirchenlehrers Johannes Chrysostomus Erzbischofs von Konstantinopel Kommentar zum Evangelium des hl. Matth\u228 ?us / aus dem Griechischen \u252 ?bers. von Joh. Chrysostomus Baur (Des heiligen Kirchenlehrers Johannes Chrysostomus ausgew\u228 ?hlte Schriften Bd. 1; Bibliothek der Kirchenv\u228 ?ter, 1. Reihe, Band 23). Kempten; M\u252 ?nchen 1915.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Erste Homilie: Einleitung\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eigentlich sollten wir nicht auf die Hilfe der Hl. Schrift angewiesen sein, vielmehr ein so reines Leben f\u252 ?hren dass die Gnade des Heiligen Geistes in unseren Seelen die Stelle der Hl. Schrift vertr\u228 ?te, und dass, wie diese mit Tinte, so unsere Herzen durch den Heiligen Geist beschrieben w\u228 ?ren. Nachdem wir aber einmal diese{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 erste\par} } Gnade verscherzt haben, so wollen wir wenigstens mit Freuden die zweite Rettungsm\u246 ?glichkeit ergreifen. Dass allerdings der erste Weg der bessere w\u228 ?re, das hat uns Gott selbst in Wort und Tat geoffenbart. So hat er mit Noe, mit Abraham und seinen Nachkommen mit Job und Moses nicht durch Schriften, sondern selbst in eigener Person verkehrt, da er ihre Herzen rein befunden. Nachdem aber das gesamte Judenvolk in den tiefsten Abgrund der S\u252 ?nde gest\u252 ?rzt war, da gab er ihnen Schriften und Gesetzestafeln zur mahnenden Erinnerung. Dasselbe k\u246 ?nnen wir aber nicht blo\u223 ? bei den Heiligen des Alten Bundes beobachten, sondern auch bei denen des Neuen. Den Aposteln hat Gott nichts Geschriebenes \u252 ?bergeben, sondern an Stelle von Schriften hat er ihnen die Gnade des Heiligen Geistes verhei\u223 ?en: \u8222 ?Denn er\u8220", so sagte er, \u8222 ?wird euch an alles erinnern\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 14,26\par} } . Damit du aber einsiehst, dass diese Art wirklich viel besser war, so h\u246 ?re, was der Herr durch den Propheten spricht: \u8222 ?Ich werde einen neuen Bund mit euch schlie\u223 ?en, euch Satzungen geben zur Erinnerung, und sie in eure Herzen schreiben, und sie werden alle Gottes Sch\u252 ?ler sein\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 31,31.33\par} } . Auch Paulus hat auf den gleichen Vorzug hingewiesen, da er sagte, er habe ein Gesetz erhalten, \u8222 ?nicht auf Tafeln und Stein, sondern auf den Fleischestafeln seines eigenen Herzens\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 3,3\par} } . Nachdem aber{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Christen\par} } im Laufe der Zeit auf Abwege geraten waren, die einen in Glaubenssachen, andere in ihrem Lebenswandel, da bedurfte es wiederum der Ermahnung durchs geschriebene Wort. W\u228 ?hrend wir also ein so reines Leben h\u228 ?tten f\u252 ?hren sollen, dass wir nichts Geschriebenes ben\u246 ?tigten, sondern an Stelle von B\u252 ?chern unsere Herzen dem Heiligen Geiste h\u228 ?tten er\u246 ?ffnen sollen, haben sie diese Ehre verscherzt und sind darum auf den Gebrauch der Schriften angewiesen. Bedenke daher, welch ein Unrecht es ist, wenn wir auch dieses zweite Rettungsmittel nicht geb\u252 ?hrend gebrauchen wollen. Denn wenn es schon an sich nicht in der Ordnung ist, dass wir \u252 ?berhaupt der Schriften bed\u252 ?rften, anstatt die Gnade des Heiligen Geistes auf uns herabzuziehen, so erw\u228 ?ge, wie gro\u223 ? erst unsere Schuld sein wird, wenn wir auch von diesem Hilfsmittel keinen Gebrauch machen wollen, sondern die Hl. Schrift vernachl\u228 ?ssigen, als w\u228 ?re sie etwas ganz \u220 ?berfl\u252 ?ssiges, und wir dadurch nur noch gr\u246 ?\u223 ?ere Strafe uns zuziehen! Um und also davor zu bewahren, wollen wir uns eifrig mit den Hl. Schriften besch\u228 ?ftigen und lernen, auf welche Art das Alte Gesetz gegeben wurde, auf welche das Neue. Wie wurde also damals jenes Gesetz gegeben, und wann und wo? Es wurde gegeben nach dem Untergang der \u196 ?gypter, und zwar in der W\u252 ?ste, auf dem Berge Sinai, w\u228 ?hrend Rauch und Feuer von dem Berge ausging, w\u228 ?hrend die Posaunen t\u246 ?nten, Donner rollten, und Blitze zuckten, und Moses selbst mitten in die Finsternis hineintrat.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ganz anders war es beim Neuen Testamente. Nicht in der W\u252 ?ste oder auf einem Berge, nicht in Rauch und Finsternis, bei Dunkelheit und Sturmwind, nein, in der Fr\u252 ?he des Tages, in einem Hause, als alle sich versammelt hatten, da ging alles in gro\u223 ?er Stille vor sich. F\u252 ?r jene, die noch nicht gen\u252 ?gend verst\u228 ?ndig und lenksam waren, brauchte man Dinge, die \u228 ?u\u223 ?eren Eindruck machten, die W\u252 ?ste, den Berg, den Rauch, den Posaunenschall und \u196 ?hnliches mehr. F\u252 ?r die Einsichtigen und F\u252 ?gsameren hingegen, welche \u252 ?ber derlei \u196 ?u\u223 ?erlichkeiten bereits erhaben waren, bedurfte es all dessen nicht. Denn wenn auch bei ihnen ein Sturmesbrausen entstand, so geschah dies nicht der Apostel wegen, sondern mit R\u252 ?cksicht auf die anwesenden Juden, f\u252 ?r die auch die Feuerzungen erschienen. Denn wenn sie trotz all dem noch sagten: \u8222 ?Sie sind trunken vom neuen Wein\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 2,13\par} } , so h\u228 ?tten sie noch viel eher geredet, wenn sie nichts von all dem gesehen h\u228 ?tten. Und bei Gr\u252 ?ndung des Alten Bundes stieg Gott in gleicher Weise herab, wie Moses hinaufstieg; hier aber wurde durch die Herabkunft des Heiligen Geistes unsere eigene Natur in den Himmel, ja sogar auf den k\u246 ?niglichen Thron selbst erhoben. W\u228 ?re aber der Heilige Geist geringer, so w\u228 ?ren seine Wirkungen nicht gr\u246 ?\u223 ?er und wunderbarer. Denn diese{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 geistigen\par} } Tafeln sind viel besser, und die Taten, die hier geschehen, viel gl\u228 ?nzender. Die Apostel kamen nicht wie Moses von einem Berg herunter, und trugen keine steinernen Tafeln in ihren H\u228 ?nden; daf\u252 ?r trugen sie den Heiligen Geist in ihren Herzen und str\u246 ?mten gleich einem Quell die Sch\u228 ?tze der Lehre und der Charismen und jeder Art geistiger Gaben aus. So wurden sie durch die Gnade zu lebendigen Schrift und Gesetzb\u252 ?chern, und wanderten \u252 ?berall umher. Auf diese Weise zogen sie jene 3000, so jene 5000, ja alle Nationen der Welt an sich, indem Gott durch ihren Mund mit allen verkehrte, die sich ihnen zuwandten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 2,41 u.4,4\par} } . Durch ihn wurde auch Matth\u228 ?us vom Geiste erf\u252 ?llt und schrieb dann sein Evangelium: Matth\u228 ?us der Z\u246 ?llner! Ja, ich scheute mich nicht, ihn nach seinem Gewerbe zu benennen, ihn so gut wie die anderen; denn gerade das beweist am deutlichsten die Gnade des Geistes und die Tugend der Apostel.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Evangelium (d.h. Frohbotschaft) hat er aber das Werk (Christi) genannt. Denn die Befreiung von der Strafe, den Nachlass der S\u252 ?nde, die Gerechtigkeit, die Heiligkeit, die Erl\u246 ?sung, die Gotteskindschaft, das Erbe des Himmels und die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 geistige\par} } Stammesverwandtschaft mit dem Sohne Gottes hat er vor allem verk\u252 ?ndet, den Feinden, den Toren und denen, die in der Finsternis sitzen. Was k\u246 ?nnte also solcher Frohbotschaft noch irgendwie gleich kommen? Gott auf der Erde, der Mensch im Himmel! Jede Ordnung ist umgekehrt! Die Engel verbanden sich mit den Menschen, und die Menschen verkehrten mit den Engeln und den anderen himmlischen M\u228 ?chten. Da konnte man endlich den ewig dauernden Zwiespalt beendigt sehen, Gott mit unserem Geschlechte vers\u246 ?hnt, den Teufel besch\u228 ?mt, die D\u228 ?monen verscheucht, den Tod besiegt, das Paradies ge\u246 ?ffnet; den Fluch getilgt, die S\u252 ?nde verschwunden, den Irrtum beseitigt, die Wahrheit triumphierend, das Wort Gottes \u252 ?berall ausgestreut und in Bl\u252 ?te stehend; das Leben der himmlischen Geister auf die Erde verpflanzt, jene M\u228 ?chte in trautem Umgang mit uns begriffen, und Engel gar h\u228 ?ufig auf Erden verweilen; und \u252 ?berall herrschte Zuversicht und Hoffnung auf das zuk\u252 ?nftige Leben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Darum hat er seine Erz\u228 ?hlung Evangelium genannt, da ja alle anderen Dinge nur Worte sind ohne Inhalt, wie z.B. gro\u223 ?er Reichtum, bedeutende Macht, Herrschaft, Ruhm, Ehre und was sonst noch bei den Menschen etwas gilt. Die Botschaft der Fischer dagegen darf man im wahren und eigentlichen Sinne eine Frohbotschaft nennen, nicht blo\u223 ? weil sie ein sicherer und unverg\u228 ?nglicher Schatz ist, den wir gar nicht verdient haben, sondern auch deshalb, weil sie uns so ganz ohne unser Zutun frei geschenkt ward. Denn nicht durch Arbeit und Schwei\u223 ?, nicht durch M\u252 ?he und Entbehrung sind wir in ihren Besitz gekommen, sondern allein durch die Liebe Gottes zu uns. Nachdem es nun aber doch so viele J\u252 ?nger gab, warum schrieben da von den Aposteln nur zwei, und auch nur zwei von eben deren Sch\u252 ?lern? Denn von den J\u252 ?ngern, die mit Johannes und Matth\u228 ?us die Evangelien schrieben, war einer ein Sch\u252 ?ler des Paulus, der andere ein solcher des Petrus. Der Grund liegt darin, dass sie nichts taten, um ihren Ehrgeiz zu befriedigen, sondern nur um uns n\u252 ?tzlich zu sein. Indes, h\u228 ?tte es da nicht gen\u252 ?gt, wenn ein Evangelist allein alles aufgezeichnet h\u228 ?tte? Gewiss! Allein, wenn es auch vier waren, die Evangelien schrieben, so schrieben sie doch nicht zu gleicher Zeit, nicht am selben Ort und nicht nach \u220 ?bereinkunft und gegenseitiger Verabredung. Wenn sie also trotzdem alles wie aus einem Munde berichten, so ist gerade das der deutlichste Beweis der Wahrheit. Doch, wirft mir da jemand ein, gerade das Gegenteil ist ja der Fall, denn man bemerkt bei ihnen vielfache Verschiedenheiten. Nun, auch das beweist klar, dass sie die Wahrheit schrieben. Wenn sie n\u228 ?mlich in allem bis aufs kleinste \u252 ?bereinstimmten, in Zeit und Ort und den einzelnen Worten, so w\u252 ?rde keiner von unseren Gegnern glauben, dass sie nicht nach \u220 ?bereinkunft und menschlicher Verabredung ihre Schriften verfasst haben; denn eine so weitgehende \u220 ?bereinstimmung k\u246 ?nne doch kein Zufall sein. So aber stimmt ihnen die scheinbare Verschiedenheit in untergeordneten Dingen jedes Misstrauen, und ist auch zugleich die beste B\u252 ?rgschaft f\u252 ?r die Aufrichtigkeit der Verfasser. Wenn sie aber zuweilen \u252 ?ber Zeit und Ort verschieden berichten, so tut dies der Wahrheit des Gesagten keinerlei Eintrag. Das werden wir auch mit Gottes Hilfe im weiteren Verlauf zu beweisen suchen. Euch aber bitten wir, au\u223 ?er dem schon Gesagten besonders das festzuhalten, dass in den wesentlichen Dingen, von denen unser Leben abh\u228 ?ngt und die das eigentliche Evangelium ausmachen, niemals einer auch nur im geringsten mit den anderen in Widerspruch erfunden wird.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was ist nun aber dieses Wesentliche? Das ist z.B. die Tatsache, dass Gott Mensch geworden ist, dass er Wunder gewirkt hat, dass er gekreuzigt und begraben wurde, dass er auferstand und zum Himmel aufgefahren ist, dass er zum Gerichte kommen wird, dass er heilbringende Gebote gab, dass er nicht ein neues Gesetz einf\u252 ?hrte, das im Widerspruch st\u252 ?nde mit dem Alten Testamente, dass er der Sohn ist, der Eingeborene, der Wahre, gleichen Wesens mit dem Vater und \u196 ?hnliches mehr. In diesen Dingen werden wir bei ihnen volle \u220 ?bereinstimmung finden. Wenn aber von den Wundern nicht jeder alle erw\u228 ?hnte, sondern der eine diese, der andere jene, so darf dich das nicht verwirren; denn entweder h\u228 ?tte einer alles erz\u228 ?hlt, und dann w\u228 ?ren sie anderen \u252 ?berfl\u252 ?ssig gewesen, oder jeder h\u228 ?tte etwas ganz Neues geschrieben, was sie anderen nicht hatten, und dann w\u228 ?re das Wahrheitsargument verloren gegangen, das sich aus ihrer \u220 ?bereinstimmung ergibt. Aus diesem Grunde haben sie vieles gemeinsam berichtet, und doch auch jeder von ihnen wieder etwas Eigenes, damit keiner etwa \u252 ?berfl\u252 ?ssig erscheine, gleichsam als zwecklose Zugabe, sondern damit er so einen unwiderstehlichen Beweis f\u252 ?r die Wahrheit des Inhaltes abgebe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lukas gibt nun auch den Grund an, der ihn zum Schreiben veranlasste. \u8222 ?Damit du n\u228 ?mlich\u8220", so sagt er, \u8222 ?sicher seiest \u252 ?ber die Glaubenswahrheiten, in denen du unterrichtet worden bist\u8220"; das hei\u223 ?t, damit du fortw\u228 ?hrend daran erinnert werdest, so die feste \u220 ?berzeugung{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 im Glauben\par} } erlangest und in dieser \u220 ?berzeugung auch verharrest. Johannes hat zwar selbst keinen Grund namhaft gemacht; allein nach dem; was uns von unseren V\u228 ?tern \u252 ?berliefert wurde, war es auch kein blo\u223 ?er Zufall, was ihn zum Schreiben veranlasste, sondern der Umstand, dass die ersten drei{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Evangelisten\par} } absichtlich mehr die menschliche Seite{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Erl\u246 ?sers\par} } betonten, und so Gefahr vorhanden war, dass seine Gottheit zu sehr in den Hintergrund tr\u228 ?te; deshalb f\u252 ?hlte er sich, auf die Eingebung Christi hin, veranlasst, sein Evangelium zu schreiben. Das kann man sowohl aus seinem Berichte selbst, wie auch insbesondere aus dem Anfange seines Evangeliums erkennen. Er f\u228 ?ngt n\u228 ?mlich nicht wie die anderen mit dem Irdischen an, sondern mit dem Himmlischen, zu dem er sich hingezogen f\u252 ?hlte, und aus diesem Grunde hat er sein ganzes Buch geschrieben. Aber nicht blo\u223 ? in der Einleitung, sondern durch das ganze Evangelium hindurch beh\u228 ?lt er einen h\u246 ?heren Gesichtspunkt im Auge als die \u252 ?brigen. Indes erz\u228 ?hlt man auch von Matth\u228 ?us, es seien einige Judenchristen zu ihm gekommen und h\u228 ?tten ihn gebeten, ihnen das Evangelium, das er verk\u252 ?ndete, auch schriftlich, und zwar in hebr\u228 ?ischer Sprache, zu hinterlassen. Ebenso habe Markus in \u196 ?gypten auf Bitten seiner Sch\u252 ?ler das gleiche getan. Da also Matth\u228 ?us f\u252 ?r Judenchristen schrieb, suchte er auch nur das eine zu beweisen, dass Christus von Abraham und David abstamme. Lukas dagegen, der ganz allgemein und f\u252 ?r alle schrieb, ging noch h\u246 ?her hinauf und fing mit Adam an. Darum beginnt auch der eine mit{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Erz\u228 ?hlung\par} } seiner Abstammung; denn nichts konnte die Juden so sehr beruhigen, als zu wissen, dass Christus ein Nachkomme von Abraham und David war. Der andere machte es nicht so; er erw\u228 ?hnt zuerst eine Menge sonstiger Dinge und geht dann erst zum Bericht \u252 ?ber seine Abstammung \u252 ?ber. F\u252 ?r ihre allgemeine \u220 ?bereinstimmung k\u246 ?nnen wir aber den ganzen Erdkreis zum Zeugen anrufen, so weit er nur das Evangelium empfangen, ja sogar die Feinde der Wahrheit selbst; denn nach dem Hingang der Apostel entstanden viele h\u228 ?retische Sekten, die das Gegenteil von dem lehrten, was jene gesagt hatten. Einige von ihnen nahmen das ganze Evangelium an, andere trennten Teile desselben von dem \u252 ?brigen los und haben es in dieser Gestalt bei sich im Gebrauch. Wenn nun die Hl. Schrift einen Widerspruch in sich enthielte, so h\u228 ?tten jene Sekten, die ihr widersprechen, nicht das Ganze angenommen, sondern nur den Teil, der ihnen passte; die anderen dagegen, die nur einen Teil davon annahmen, h\u228 ?tten nicht mit diesem Teil widerlegt werden k\u246 ?nnen, gerade als ob die fehlenden St\u252 ?cke darin keine Spur eine L\u252 ?ge gelassen, und nicht im Gegenteil laut und deutlich ihre Zusammengeh\u246 ?rigkeit zum Ganzen bekundeten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es verh\u228 ?lt sich damit geradeso, wie wenn du jemand ein St\u252 ?ck aus seiner Seite herausschneidest; du wirst in dem Teilst\u252 ?ck alles finden, woraus das Ganze zusammengesetzt ist: Nerven, Adern, Knochen, Arterien, Blut, kurz gleichsam eine Musterprobe von dem, woraus das Ganze besteht. So kann man auch in jedem Teil der Hl. Schrift deutlich die Zugeh\u246 ?rigkeit zum \u252 ?brigen Ganzen erkennen. W\u228 ?ren dagegen Widerspr\u252 ?che in ihr vorhanden, so w\u252 ?rde man von dieser Einheitlichkeit nichts gemerkt haben, vielmehr w\u228 ?re die christliche Religion selbst dabei l\u228 ?ngst zugrunde gegangen. \u8222 ?Denn\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?ein jedes K\u246 ?nigreich, das wider sich selbst geteilt ist, wird nicht bestehen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 11,17\par} } . So ist aber auch das ein gl\u228 ?nzendes Zeichen der Kraft des Heiligen Geistes, dass sie die Menschen dazu bewegt, sich mit dem Notwendigen und Wichtigen abzugeben, und ob solcher unbedeutenden Nebens\u228 ?chlichkeiten keinen Schaden zu nehmen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auf den Ort nun, an dem ein jeder schrieb, brauchen wir kein besonderes Gewicht zu legen; dass dagegen keiner von ihnen im Widerspruch gegen die anderen schrieb, das werden wir im ganzen weiteren Verlauf zu zeigen versuchen. Wenn du sie aber des Widerspruchs anklagst, so verlangst du damit nicht mehr und nicht weniger, als dass jeder nicht nur sachlich, sondern sogar bis auf die Redewendungen mit den anderen \u252 ?bereinstimme. Da will nun nicht darauf hinweisen, dass auch von denen, die sich so viel auf ihre Rhetorik und Philosophie einbilden, manche ganze B\u228 ?nde \u252 ?ber denselben Gegenstand geschrieben haben, und dabei nicht nur blo\u223 ? verschiedene Ansichten vertraten, sondern sich auch geradezu widersprachen. Etwas anderes ist es n\u228 ?mlich, Unterschiede in der Darstellung aufweisen, etwas anderes, sich direkt widersprechen. Ich will mich aber nicht weiter dar\u252 ?ber verbreiten; denn ferne sei es von mir, mit der Torheit jener das Evangelium decken zu wollen; ich will nicht aus der L\u252 ?ge die Wahrheit beweisen. Aber diese Frage m\u246 ?chte ich doch gerne stellen: Wie h\u228 ?tte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das Evangelium\par} } Glauben finden k\u246 ?nnen, wenn es Widerspr\u252 ?che enthielte? Wie h\u228 ?tte es zum Siege gelangen k\u246 ?nnen? Wie h\u228 ?tten Leute, die sich selbst widersprachen, in der ganzen Welt Bewunderung, Glaube und Lob finden k\u246 ?nnen? Waren ja doch viele Zeugen dessen vorhanden, was sie sagten, viele auch, die ihre Gegner und Feinde waren. Denn sie schrieben ihr Evangelium nicht in irgendeinem unbekannten Erdenwinkel, um es dann zu verbergen; im Gegenteil, sie verk\u252 ?ndeten es \u252 ?berall, zu Wasser und zu Land, so dass alle es h\u246 ?ren konnten. Sogar im Beisein ihrer Feinde wurde es gelesen, wie es auch heutzutage noch geschieht, und niemand hat noch an irgend etwas darin Ansto\u223 ? genommen. Und das ist leicht zu begreifen. Es war eben die Kraft Gottes, die \u252 ?berall Eingang fand und in allen wirkte. Oder wie h\u228 ?tten sonst ein Z\u246 ?llner, ein Fischer und ungebildete Leute solche Weisheit an den Tag legen k\u246 ?nnen? Denn was die Heiden sich nicht einmal hatten tr\u228 ?umen lassen, das haben diese mit gro\u223 ?er \u220 ?berzeugungskraft verk\u252 ?ndet und fanden Glauben, und dies nicht blo\u223 ? im Leben, sondern selbst nach dem Tode. Auch bekehrten sie nicht blo\u223 ? zwei Menschen oder zwanzig, nicht etwa nur hundert oder tausend oder zehntausend, nein, sie bekehrten ganze St\u228 ?dte, V\u246 ?lker und Nationen, die Erde und das Meer, Griechenland und die Barbarenreiche, die bewohnte und unbewohnte Welt. Dazu haben sie Dinge verk\u252 ?ndet, die weit \u252 ?ber unsere Natur hinausgehen. Denn sie haben nicht von irdischen, sondern nur von himmlischen Dingen geredet, haben uns eine andere ganz neue Lebensweise gelehrt, haben Reichtum und Armut, Freiheit und Sklaverei, Leben und Tod, Welt und Gesittung, kurz, alles in neuem Licht erscheinen lassen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das war nicht wie bei Plato, der jenen l\u228 ?cherlichen Idealstaat{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Plato, Peri politeias\par} } erfunden, nicht wie bei Zeno{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zeno griechischer Philosoph aus Cypern, Begr\u252 ?nder der sog. stoischen Schule, schrieb um 380 v.Chr. ein Werk peri politeias. Plato in seinem Idealstaat vertrat ebenfalls Ideen, wie sie von Chrysostomus hier geschildert werden.\par} } oder wer sonst noch \u252 ?ber die Pflichten des Lebens schrieb oder solche Gesetze aufstellte. Diese alle haben durch den Inhalt ihrer Schriften allein schon bewiesen, dass ein b\u246 ?ser Geist aus ihrer Seele sprach, ein schlimmer D\u228 ?mon, der unserer Natur nachstellt, ein Feind der Sittenreinheit, der aus Hass gegen alle Ordnung das Oberste zu unterst gekehrt. Denn was kann man \u252 ?berhaupt noch von Leuten sagen, die Weibergemeinschaft einf\u252 ?hren wollen, die Jungfrauen unbekleidet in der Pal\u228 ?stra einherf\u252 ?hren zum Schauspiel der Leute, welche die heimlichen Ehen erlauben, kurz, alles umkehren und verwirren, und die der Natur gezogenen Schranken umst\u252 ?rzen? Denn, dass all diese genannten Dinge Erfindungen des Teufels sind und etwas Unnat\u252 ?rliches, das kann uns wohl die Natur selbst bezeugen, die sich gegen solche Verirrungen str\u228 ?ubt. Und all das haben{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 diese Philosophen\par} } nicht etwa unter Verfolgungen, Gefahren und K\u228 ?mpfen geschrieben, sondern ganz unbehindert und in aller Freiheit, und haben es auch noch auf alle Weise recht verlockend dargestellt. Die Fischer dagegen hatten Misshandlungen, Gei\u223 ?elungen und Gefahren zu ertragen, und doch ward ihre Botschaft von Ungebildeten und Gelehrten, Sklaven und Freien, K\u246 ?nigen und Soldaten, Barbaren und Griechen mit gr\u246 ?\u223 ?ter Bereitwilligkeit aufgenommen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Man kann auch nicht sagen, das Evangelium sei deshalb von allen so bereitwillig angenommen worden, weil sein Inhalt gew\u246 ?hnlich und einfach sei; es ist im Gegenteil weit erhabener, als was jene schrieben, Jungfrauschaft zum Beispiel lie\u223 ?en sie sich nicht einmal dem Namen nach auch nur tr\u228 ?umen; ebensowenig{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 freiwillige\par} } Armut, Fasten oder sonst etwas \u196 ?hnliches und Erhabenes. Unsere Lehrmeister hingegen haben nicht nur die b\u246 ?se Begierde verbannt und strafen nicht blo\u223 ? die b\u246 ?se Tat, sondern sogar schon den unreinen Blick, ausgelassene Reden, Ungeh\u246 ?rigkeit im Lachen, in der Haltung, im Gang, in der Stimme, ja bis auf die kleinsten Dinge erstreckt sich ihre genaue Aufmerksamkeit, und so haben sie die Bl\u252 ?te der Jungfr\u228 ?ulichkeit \u252 ?ber den ganzen Erdkreis verbreitet. Und \u252 ?ber Gott und himmlische Dinge haben sie uns in einer Weise denken gelehrt, wie kein einzelner von jenen auch nur zu ahnen vermochte. Und wie h\u228 ?tten sie dies auch k\u246 ?nnen, da sie ja Darstellungen von Tieren, Schlangen und noch niedrigeren Gesch\u246 ?pfen als Gottheiten verehrten? Diese erhabenen Lehren dagegen wurden gl\u228 ?ubig aufgenommen, machen Fortschritte und breiten sich mit jedem Tag mehr aus. Jene Religion aber verschwindet und geht zugrunde, leichter noch, als wenn man ein Spinngewebe zerst\u246 ?rt. Und das ganz mit Recht; denn sie wurde von den D\u228 ?monen gelehrt. Deshalb gibt es in ihr Z\u252 ?gellosigkeit, viel Unklarheit und noch weit mehr M\u252 ?hsal. Oder was g\u228 ?be es L\u228 ?cherlicheres als eine solche Lebensweisheit, wenn deren Lehrmeister, ganz abgesehen von dem, was ich schon erw\u228 ?hnte, noch ungez\u228 ?hlte Seiten vollschreiben muss, um uns klar machen zu k\u246 ?nnen, was z.B. Gerechtigkeit sei, und dazu noch seine Er\u246 ?rterung mit gar unverst\u228 ?ndlichem Wortschwall anf\u252 ?llt? Wenn aber auch solches Gerede irgendeinen Nutzen h\u228 ?tte, f\u252 ?r das praktische Leben der Menschen d\u252 ?rfte es wohl vollkommen zwecklos sein. Wollte ein Bauer, ein Schmied, ein Maurer oder ein Matrose, oder wer immer von seiner H\u228 ?nde Arbeit leben muss, sein Handwerk und seine ehrsame Arbeit verlassen, und so und so viele Jahre verlieren, um nur endlich zu wissen, was eigentlich Recht und Pflicht ist, so w\u252 ?rden wohl die meisten vorher Hungers sterben, ehe sie \u252 ?berhaupt etwas gelernt haben, und w\u252 ?rden vor lauter Lebensphilosophie einem vorzeitigen Tode verfallen, ohne sonst etwas Praktisches erlernt zu haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bei uns dagegen ist es nicht so. Uns hat Christus in kurzen, aber treffenden Worten gelehrt, was recht, geziemend und n\u252 ?tzlich ist, kurz, was nur irgendwie zum Begriff der Tugend geh\u246 ?rt. Das eine Mal hat er gesagt: \u8222 ?In zwei Geboten sind Gesetz und Propheten enthalten, in der Liebe zu Gott und in der Liebe zum N\u228 ?chsten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 22,40\par} } ; und ein anderes Mal sagte er: \u8222 ?Was immer ihr w\u252 ?nschet, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihr ihnen. Denn darin liegen das Gesetz und die Propheten beschlossen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 7,12\par} } . Ja, das kann auch ein Bauer, ein Knecht oder eine Witwe, selbst ein Kind und sogar ein offenbar ganz einf\u228 ?ltiger Mensch mit Leichtigkeit erfassen und verstehen. So ist es ja immer mit der Wahrheit, und auch die Tatsachen best\u228 ?tigen dies. Denn alle erfuhren da, was sie zu tun h\u228 ?tten; und sie erfuhren es nicht blo\u223 ?, sondern bem\u252 ?hten sich auch, darnach zu leben; und das nicht blo\u223 ? in den St\u228 ?dten und in der gro\u223 ?en \u214 ?ffentlichkeit, nein, selbst auf den einsamen H\u246 ?hen der Berge. Denn auch dort kannst du gar viele Lebensweisheit finden, Engelch\u246 ?re in Menschengestalt leuchten und das Leben im Himmel auf Erden verwirklicht sehen.{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Chrysostomus denkt hier an die M\u246 ?nche und Einsiedler, die in den Bergen bei Antiochien lebten und unter denen er selbst sechs Jahre zugebracht hatte.\par} } Ja diese Fischer haben uns eine Lebensnorm hinterlassen und nicht wie die Philosophen eigens befohlen, dass man sie schon von Jugend an beobachten m\u252 ?sse, auch nicht f\u252 ?r den, der nach Tugend streben wollte, ein bestimmtes Alter vorgeschrieben, sondern sich unterschiedslos an jedes Alter gewandt. Was jene{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Philosophen\par} } sagen, sind eben Albernheiten und Spielereien, die Lehren{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Apostel\par} } aber sind Wirklichkeit und Wahrheit. Diesem Lebensideal haben sie den Himmel als Schauplatz angewiesen, und Gott als seinen Erfinder und als Urheber jener himmlischen Gesetze hingestellt; und so war es auch notwendig. Den Kampfpreis eines solchen Lebens aber bilden nicht Lorbeerkr\u228 ?nze oder \u214 ?lbaumzweige, kein \u246 ?ffentliches Ehrengastmahl und nicht eherne Standbilder, die da so kalt und nutzlos sind, sondern das ewige Leben, die Kindschaft Gottes, der Verkehr mit den Engeln und die Erlaubnis, vor dem k\u246 ?niglichen Throne zu stehen und immerdar mit Christus zu sein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die Lehrmeister dieses Lebens sind sodann Z\u246 ?llner, Fischer und Zeltmacher, die nicht blo\u223 ? f\u252 ?r kurze Zeit lebten, sondern f\u252 ?r die ganze Ewigkeit fortleben. Deshalb sind sie auch nach ihrem Tode imstande, denen, die diese Lebensweise f\u252 ?hren, gegebenenfalls von gr\u246 ?\u223 ?tem Nutzen zu sein. Diese Lebensart bedeutet aber Kampf, nicht gegen Menschen, sondern gegen die D\u228 ?monen und die unsichtbaren M\u228 ?chte. Darum ist auch ihr oberster F\u252 ?hrer nicht ein Mensch oder ein Engel, sondern Gott selbst. Auch die Waffen dieser Krieger entsprechen der Natur dieses Kampfes; denn sie sind nicht von Leder{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Schilde der r\u246 ?mischen Soldaten waren mit Leder \u252 ?berzogen\par} } und Eisen, sondern bestehen aus Wahrheit, Gerechtigkeit, Glaube und jeglicher Tugend. Da also diese Lebensweise auch den Inhalt dieses Buches ausmacht, und wir jetzt dar\u252 ?ber reden wollen, so haben wir genau acht auf das, was Matth\u228 ?us hier\u252 ?ber so klar und deutlich lehrt. Denn es sind ja nicht seine Worte, um die es sich handelt, sondern diejenigen Christi, der dieses neue Leben begr\u252 ?ndet hat. Wir wollen uns aber M\u252 ?he geben, damit auch wir imstande seien, diese Lebensweise auf uns zu nehmen und uns darin auszuzeichnen mit denen, die schon vor uns so gelebt und die nimmer welkenden Siegeskr\u228 ?nze daf\u252 ?r empfangen haben. Manchen kommt es nun vor, als sei das Evangelium gar leicht zu verstehen, die Propheten dagegen sehr schwer. Das meinen aber nur jene, welche die Tiefe der Gedanken nicht erfassen, die in ihm verborgen liegen. Deshalb bitte ich euch, mir mit Eifer und Aufmerksamkeit zu folgen, damit wir unter Christi Leitung bis in die verborgensten Tiefen der Hl. Schrift einzudringen verm\u246 ?gen. Damit ihr aber die Predigten leichter versteht, so bitte ich euch inst\u228 ?ndig{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wie ich auch schon bei den fr\u252 ?heren Schrifterkl\u228 ?rungen getan\par} } , den Abschnitt des Evangeliums aufzuschlagen, der jeweils zur Erkl\u228 ?rung kommt, damit die Lesung dem Verst\u228 ?ndnis den Weg bereite, wie damals bei dem Eunuchen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 8,26 ff\par} } , und auch auf diese Weise die Sache erleichtert werde. Der R\u228 ?tsel sind n\u228 ?mlich gar viele.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte darum gleich zu Anfang des Evangeliums, wie viele Fragen sich da einem aufdr\u228 ?ngen k\u246 ?nnen. Zum ersten, weshalb gerade der Stammbaum Josephs aufgef\u252 ?hrt wird, obwohl Joseph ja gar nicht der Vater Christi war? Zweitens, wie wir beweisen k\u246 ?nnen, dass Christus aus dem Geschlechte Davids war, da wir doch die Voreltern Marias, seiner Mutter, nicht kennen? denn der Stammbaum der Jungfrau ist nirgends angegeben. Drittens, weshalb die Vorfahren Josephs aufgez\u228 ?hlt werden, der gar nichts mit der Geburt des Herrn zu tun hatte, w\u228 ?hrend von der Jungfrau, die seine Mutter geworden, nicht angegeben ist, von welchen Eltern, Gro\u223 ?eltern und Vorfahren sie abstammt. - Au\u223 ?erdem m\u252 ?ssen wir noch fragen, weshalb der Evangelist auch Frauen erw\u228 ?hnt, da er doch nur die m\u228 ?nnliche Verwandtschaftslinie auff\u252 ?hrt? Und nachdem er dies doch schon einmal tun wollte, erw\u228 ?hnt er gleichwohl nicht alle Frauen, sondern hat mit \u220 ?bergehung der guten, wie z.B. Sarahs, Rebekkas und anderer, nur die \u252 ?bel beleumundeten aufgef\u252 ?hrt, wie z.B. die Unz\u252 ?chtigen, die Ehebrecherischen, die Unehelichen und solche, die von ausl\u228 ?ndischen oder barbarischen V\u246 ?lkern abstammten. So erw\u228 ?hnte er die Frau des Urias{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 K\u246 ?n 11,6ff\par} } , die Thamar{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Paral 22,45\par} } , die Rahab{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 38,1326\par} } , die Ruth{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Rut 2\par} } . Von diesen war die zweite nicht j\u252 ?dischen Geschlechts, die dritte trieb Unkeuschheit, die vierte wurde von ihrem Schwiegersohn entehrt, nicht etwa auf Grund der Leviratsehe, sondern sie hat die Verbindung erschlichen, indem sie Hurenkleider anlegte. Die Frau des Urias aber ist ob der au\u223 ?ergew\u246 ?hnlichen Gr\u246 ?\u223 ?e des Verbrechens einem jeden bekannt. Gleichwohl hat der Evangelist alle anderen Frauen \u252 ?bergangen und nur diese in seine Genealogie aufgenommen. Wenn er aber doch schon einmal Frauen erw\u228 ?hnen wollte, so h\u228 ?tte er auch gleich alle nennen sollen; und wenn schon nicht alle, so doch einige, und zwar solche, die sich durch ihre Tugend und nicht durch ihre S\u252 ?nden einen Namen gemacht haben. Ihr seht also, wie gro\u223 ?e Aufmerksamkeit schon im ersten Kapitel vonn\u246 ?ten ist, w\u228 ?hrend manchen die Einleitung klarer zu sein scheint als das \u252 ?brige, manchen vielleicht sogar \u252 ?berfl\u252 ?ssig, als eine blo\u223 ?e Aufz\u228 ?hlung von Namen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ferner ist auch die Frage am Platze, weshalb der Evangelist drei K\u246 ?nige \u252 ?berging{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in 1,9 fehlen die K\u246 ?nige Ochozias, Joas und Amasias, die zwischen Joram und Ozias einzusetzen w\u228 ?ren.\par} } . Denn wenn er ihre Erw\u228 ?hnung ob ihrer besonders gro\u223 ?en Gottlosigkeit unterlie\u223 ?, so h\u228 ?tte er auch die anderen nicht erw\u228 ?hnen d\u252 ?rfen, die gerade so schlecht waren. Auch das bietet n\u228 ?mlich eine weitere Schwierigkeit, dass er zwar sagte, es seien vierzehn Generationen, in der dritten Reihe aber die Zahl nicht einhielt. Weshalb hat ferner Lukas andere Namen aufgef\u252 ?hrt, und zwar nicht nur nicht ganz die gleichen, sondern auch eine weit gr\u246 ?\u223 ?ere Anzahl, w\u228 ?hrend dagegen Matth\u228 ?us weniger Namen hat und dazu noch verschiedene, obwohl auch er mit Joseph schlie\u223 ?t, so wie Lukas getan? Ihr seht also, wie sehr man achtgeben muss, nicht blo\u223 ?, um Fragen zu l\u246 ?sen, sondern um \u252 ?berhaupt nur zu merken, wo Schwierigkeiten vorhanden sind! Es ist n\u228 ?mlich auch das gar nicht so leicht, die Punkte herauszufinden, die Schwierigkeiten enthalten. So ist z.B. auch die Frage schwer zu l\u246 ?sen, wieso Elisabeth, die doch zum Stamme Levi geh\u246 ?rte, mit Maria verwandt sein konnte?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 7.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um aber nicht durch \u252 ?berreichen Stoff euer Ged\u228 ?chtnis zu beschweren, wollen wir hier stehen bleiben. Um eure Aufmerksamkeit zu erregen, gen\u252 ?gt es ja, die Fragepunkte blo\u223 ? zu kennen. Wenn ihr aber auch nach deren L\u246 ?sung verlangt, so k\u246 ?nnt ihr auch hier\u252 ?ber entscheiden, noch bevor ich zu reden angefangen. Wenn ich n\u228 ?mlich sehe, dass ihr achtgebt und Verlangen nach Belehrung zeigt, so will ich versuchen, auch die L\u246 ?sung der Fragen zu geben. Wenn ich hingegen bemerke, dass ihr g\u228 ?hnt und unachtsam seid, dann werde ich euch weder auf die Fragen aufmerksam machen, noch deren L\u246 ?sung geben, eingedenk der g\u246 ?ttlichen Mahnung, die da sagt: \u8222 ?Gebt das Heilige nicht den Hunden und werfet eure Perlen nicht den Schweinen vor, damit sie von ihnen nicht zertreten werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 7,6\par} } . Wer sind aber diejenigen, die Perlen mit F\u252 ?\u223 ?en treten? Das sind jene, welche das Wort Gottes nicht heilig und in Ehren halten. Wer aber, sagst du, w\u228 ?re so verwegen, das Wort Gottes nicht zu ehren und \u252 ?ber alles hochzuachten? Das ist jeder, der f\u252 ?r das Wort Gottes nicht einmal soviel Zeit opfern will wie f\u252 ?r die schamlosen Weiber in den teuflischen Theatern. Dort sitzen sie tagelang in hellen Haufen, vernachl\u228 ?ssigen mit solch ungeh\u246 ?rigem Zeitvertreib{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 einen gro\u223 ?en Teil\par} } ihre h\u228 ?uslichen Gesch\u228 ?fte, merken sich dabei genau, was sie etwa geh\u246 ?rt haben und behalten es zum Verderben ihrer eigenen Seelen im Ged\u228 ?chtnis. Hier aber l\u228 ?sst sich Gott selbst vernehmen, und da bringen sie es nicht \u252 ?ber sich, auch nur kurze Zeit zu verweilen. Deshalb haben wir auch nichts mit dem Himmel gemein, weil unser Leben sich in blo\u223 ?en Reden bewegt. Und doch hat uns Gott deswegen sogar die H\u246 ?lle angedroht, nicht um uns hineinzust\u252 ?rzen, sondern um uns anzutreiben, diesem Schreckensorte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 mit tyrannida ist nach dem Zusammenhang die H\u246 ?lle gemeint\par} } zu entfliehen. Wir aber tun gerade das Gegenteil; wir laufen jeden Tag auf dem Wege, der dorthin f\u252 ?hrt; und w\u228 ?hrend uns Gott befiehlt, sein Wort nicht nur zu h\u246 ?ren, sondern es auch zu befolgen, sind wir nicht einmal bereit, es auch nur zu h\u246 ?ren. Wann also, sage mir, wann werden wir seine Gebote halten und sie ins Werk setzen, da wir ja nicht einmal davon reden h\u246 ?ren wollen, vielmehr unwillig werden und uns w\u228 ?hrend der Predigt langweilen, wenn sie auch noch so kurz ist? Wenn sodann wir selber \u252 ?ber ganz gleichg\u252 ?ltige Dinge reden und merken, dass einer aus der Gesellschaft nicht achtgibt, so betrachten wir dies als eine Beleidigung. Daran aber denken wir nicht, dass wir Gott erz\u252 ?rnen, wenn er \u252 ?ber so wichtige Dinge zu uns spricht, wir aber seiner Worte nicht achten, sondern anderswohin sehen. Ein gereifter und vielgereister Mann kann uns die Entfernungen, die Lage und das Aussehen von St\u228 ?dten, Hafenpl\u228 ?tzen und M\u228 ?rkten mit gr\u246 ?\u223 ?ter Genauigkeit beschreiben; wir aber wissen nicht einmal, wie weit wir von der Stadt Gottes entfernt sind; sonst w\u252 ?rden wir uns vielleicht auch bem\u252 ?hen, die L\u228 ?nge zu vermindern, wenn wir die Entfernung kennten. Denn die Entfernung zwischen jener Stadt und uns ist nicht blo\u223 ? so gro\u223 ? wie die zwischen Himmel und Erde, sondern noch viel gr\u246 ?\u223 ?er, sobald wir uns nicht um sie k\u252 ?mmern; wenn uns dagegen Eifer beseelt, so werden wir schon in k\u252 ?rzester Frist an ihre Tore gelangen. Denn diese Entfernungen werden nicht mit geographischem Ma\u223 ?stabe, sondern nach Gesinnung und Lebensweise bemessen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 8.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was sich in dieser Welt ereignet, das wei\u223 ?t du ganz genau, sei es neu oder alt und vergangen; und du kannst die F\u252 ?rsten aufz\u228 ?hlen, unter denen du fr\u252 ?her gedient hast, die Kampfrichter, die Preistr\u228 ?ger, die Heerf\u252 ?hrer, lauter Dinge, die dir gar nichts n\u252 ?tzen k\u246 ?nnen. Wer aber der Gebieter \u252 ?ber jene Stadt ist, wer dort den ersten, den zweiten, den dritten Platz einnimmt, oder wie lange ein jeder dort ist, oder was einer daf\u252 ?r hatte tun oder leisten m\u252 ?ssen, das zu \u252 ?berlegen f\u228 ?llt dir nicht einmal im Traume ein. Und von den Gesetzen, die in dieser Stadt Geltung haben, willst du selbst andere nicht reden h\u246 ?ren, noch darauf achten. Wie kannst du also da erwarten, jene verhei\u223 ?enen G\u252 ?ter zu erlangen, wenn du nicht einmal auf das Gesagte achthaben willst? Indes, wenn wir dies doch schon fr\u252 ?her nicht getan haben, tun wir es wenigstens jetzt. Wir werden ja, wenn Gott es f\u252 ?gt, in eine Stadt einziehen, die von Gold strahlt, ja die noch kostbarer ist als alles Gold. Pr\u252 ?fen wir daher ihre Fundamente, betrachten wir ihre Tore, die aus Saphirsteinen und Perlen bestehen. Den besten F\u252 ?hrer haben wir ja in Matth\u228 ?us. Er ist das Tor, durch das wir jetzt hindurchgehen, und zwar hei\u223 ?t es dabei gro\u223 ?en Eifer zeigen. Denn wenn er einen sieht, der nicht acht hat, so jagt er ihn aus der Stadt hinaus. Denn es ist dies eine gar k\u246 ?nigliche und herrliche Stadt, nicht wie die unserigen, in denen der Marktplatz vom K\u246 ?nigspalast getrennt ist; denn dort ist alles K\u246 ?nigspalast.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u214 ?ffnen wir also die Tore unseres Geistes, und haben wir acht; machen wir uns bereit, mit gr\u246 ?\u223 ?ter Ehrfurcht die Schwelle zu \u252 ?berschreiten, um den K\u246 ?nig anzubeten, der darin ist. Denn gar leicht kann die erste Begegnung den Zuschauer au\u223 ?er Fassung bringen. Jetzt sind uns zwar die Tore noch verschlossen; wenn wir sie aber einmal ge\u246 ?ffnet sehen (und das geschieht durch die L\u246 ?sung unserer Zweifel), dann werden wir eine F\u252 ?lle blendenden Lichtglanzes darin schauen. Denn dieser Z\u246 ?llner, durch das Licht des Geistes geleitet, verspricht dir alles zu zeigen: wo der Thron des K\u246 ?nigs ist und welche Heerscharen ihm zur Seite stehen, wo die Engel sind, wo die Erzengel; wo in dieser Stadt der Platz der Neuangekommenen sich befindet, und welches der Weg ist, der dahin f\u252 ?hrt; welche Stellung die einnehmen, die zuerst das B\u252 ?rgerrecht daselbst erworben haben, und welche diejenigen, die nach ihnen kamen, und dann die nach diesen; ferner wie viele Abteilungen es gibt unter jenen B\u252 ?rgern, wie viele im Rate sitzen, und wie viele Rangstufen von W\u252 ?rdentr\u228 ?gern es gibt. Treten wir also ein, nicht mit Ger\u228 ?usch und L\u228 ?rm, sondern in geheimnisvollem Schweigen. Denn wenn man schon im Theater einen kaiserlichen Erlass erst dann verliest, nachdem vollst\u228 ?ndige Ruhe eingetreten ist, um wieviel mehr geh\u246 ?rt es sich, dass in dieser Stadt alle in Ruhe und Ordnung sich befinden und in der rechten Seelenstimmung aufmerksam dastehen! Nicht eines irdischen K\u246 ?nigs Schreiben soll da verlesen werden, sondern dasjenige des Herrn der Engel. Wenn wir unseren Geist in diese Verfassung bringen, dann werden wir unter der wirksamen F\u252 ?gung des Heiligen Geistes bis an die Stufen des k\u246 ?niglichen Thrones gelangen, und alles Guten teilhaftig werden, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht geb\u252 ?hrt mit dem Vater und dem Heiligen Geist, jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Zweite Homilie. Kap.I, V.1: \u8222 ?Buch der Abstammung Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wi\u223 ?t ihr noch, wie ich euch j\u252 ?ngst ermahnt und gebeten habe, ihr m\u246 ?chtet in aller Stille und mit heiliger{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 mystischer\par} } Ruhe w\u228 ?hrend der ganzen Predigt aufmerken? Heute wollen wir ja die Schwelle des Heiligtums \u252 ?berschreiten, deshalb habe ich euch an die fr\u252 ?here Mahnung erinnert. Sehet, die Juden, die sich einem brennenden Berg, Feuer, Dunkel, Finsternis und Sturmwind nahen, oder vielmehr nicht sich nahen, sondern sie nur aus der Ferne sehen und h\u246 ?ren wollten, mussten sich schon drei Tage zuvor ihren Frauen enthalten, mussten ihre Kleider waschen und lebten in Angst und Furcht, sie, und Moses mit ihnen. Wir aber, die wir eine so gro\u223 ?e Botschaft vernehmen sollen und nicht fern von einem rauchenden Berge stehen m\u252 ?ssen, sondern in den Himmel selbst eintreten d\u252 ?rfen, wir m\u252 ?ssen da um so mehr ein weit gr\u246 ?\u223 ?eres Ma\u223 ? von Weisheit zeigen, nicht indem wir unsere Kleider waschen, sondern dadurch, dass wir das Gewand unserer Seele reinigen, und uns von jeder Ber\u252 ?hrung mit weltlichen Dingen frei halten. Denn wir werden keine Finsternis sehen, nicht Rauch und Ungewitter, sondern den K\u246 ?nig selbst, wie er auf dem Throne jener unaussprechlichen Herrlichkeit sitzt, mit den Engeln und Erzengeln, die neben ihm stehen, und zugleich mit deren ungez\u228 ?hlten Legionen der Scharen der Heiligen. So sieht es in der Stadt Gottes aus, welche die Versammlung{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ekkl\u228 ?sian\par} } der Erstgeborenen birgt, die Seelen der Gerechten, den Chor der Engel und das Blut der Erl\u246 ?sung, durch das alles verbunden ward, durch das der Himmel das Irdische{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 den Leib Christi und die Leiber der Geretteten\par} } empfing, die Erde das Himmlische{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Gottheit und die Gnade Christi\par} } , durch welches der so lange von Engeln und Heiligen herbeigesehnte Friede geschenkt wurde. In dieser Stadt ragt das herrliche und gl\u228 ?nzende Siegeszeichen des Kreuzes, die Siegesbeute Christi, die Erstlingsfrucht unserer menschlichen Natur,{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 darunter ist wohl die menschliche Natur Christi zu verstehen, die bei den Antiochenern h\u228 ?ufig mit aparch\u228 ? t\u228 ?s h\u228 ?meteras physeos bezeichnet wird\par} } , die Kriegstroph\u228 ?en unseres K\u246 ?nigs; all das werden wir bis ins einzelne aus dem Evangelium erkennen. Und wenn du mit geziemender Ruhe aufmerkst, so kann ich dich \u252 ?berall herumf\u252 ?hren und dir zeigen, wo der Tod \u252 ?berwunden liegt, wo die S\u252 ?nde bezwungen, wo die zahlreichen und wunderbaren Weihegeschenke dieses Krieges, dieses Kampfes aufgestellt sind. Dort wirst du auch den Tyrannen gebunden sehen und die Unzahl von Gefangenen in seinem Gefolge, und die Hochburg, von der aus dieser unreine D\u228 ?mon zuvor alles \u252 ?berfiel. Du wirst die Verstecke und H\u246 ?hlen dieses R\u228 ?ubers sehen, die nunmehr zerst\u246 ?rt und blo\u223 ?gelegt sind; denn auch dorthin kam der K\u246 ?nig.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indessen erm\u252 ?de dich nicht, lieber Zuh\u246 ?rer. Wenn dir einer von einem wirklichen Krieg erz\u228 ?hlte, von Triumphzeichen und Siegen, so bek\u228 ?mst du keine Langweile: du w\u252 ?rdest im Gegenteil \u252 ?ber der Schilderung Essen und Trinken vergessen. Wenn aber schon eine solche Erz\u228 ?hlung anziehend ist, dann ist es diese noch viel mehr. Denke doch nur daran, was es Gro\u223 ?es ist, zu h\u246 ?ren, wie Gott aus dem Himmel und von dem k\u246 ?niglichen Throne weg auf die Erde, ja bis in die Unterwelt hinabstieg und da im Kampfe stand; wie der Teufel sich ihm gegen\u252 ?berstellte, und zwar nicht einem blo\u223 ?en Gott, sondern Gott, in der menschlichen Natur verborgen. Und das ist doch etwas Wunderbares, dass du den Tod durch den Tod besiegt schauen wirst, den Fluch durch den Fluch gehoben, und die Tyrannei des Teufels durch die gleichen Mittel gebrochen, die ihn zuvor stark gemacht.{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indem er die Juden zum Kreuzestod Christi antrieb\par} } . Bleiben wir also wach und verfallen wir nicht dem Schlafe! Wahrlich, ich sehe, wie uns die Tore ge\u246 ?ffnet sind. Treten wir ein in vollkommener Ordnung und mit Zittern, und schreiten wir geradeswegs auf die Pforten zu. Welches ist aber die Pforte? \u8222 ?Das Buch der Geburt Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.\u8220"Was sagst du? Du k\u252 ?ndigtest an, du wolltest \u252 ?ber den eingeborenen Sohn Gottes reden und du erw\u228 ?hnst David, einen Menschen, der erst ungez\u228 ?hlte Generationen sp\u228 ?ter auf die Welt kam, und ihn nennst du seinen Vater und Vorfahren? Gedulde dich ein wenig, und wolle nicht alles auf einmal erfahren, sondern langsam eines nach dem andern. Noch stehst du ja an den Toren der Vorhalle; was dr\u228 ?ngst du also schon nach dem inneren Heiligtum? Noch hast du ja das \u196 ?u\u223 ?ere nicht ganz gesehen. Ich will n\u228 ?mlich jetzt nicht von jener{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ewigen\par} } Geburt reden, ja auch nicht einmal von der{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 zeitlichen\par} } , die auf jene gefolgt ist; denn sie{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die ewige\par} } ist unaussprechlich und geheimnisvoll. Das hat schon vor mir der Prophet Isaias gesagt, da er sein Leiden vorherverk\u252 ?ndete und seine gewaltige Sorge um das Menschengeschlecht, und voll Staunen sah, wer er sei und was er wurde, und wie tief er herabstieg; da rief er mit lauter und weit vernehmbarer Stimme aus: \u8222 ?Wer kann erkl\u228 ?ren seine Geburt?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 53,8\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Also nicht von jener Geburt reden wir jetzt, sondern von dieser zeitlichen, die in dieser Welt vor sich ging, und f\u252 ?r die wir ungez\u228 ?hlte Zeugen besitzen. \u220 ?ber diese also wollen wir so reden, wie wir es mit der Hilfe des Heiligen Geistes am besten k\u246 ?nnen. Denn auch sie verm\u246 ?gen wir nicht mit voller Deutlichkeit zu erkl\u228 ?ren, da auch sie \u252 ?beraus wunderbar und geheimnisvoll ist. Glaube darum ja nicht etwas Geringf\u252 ?giges zu vernehmen, wenn du von dieser Geburt h\u246 ?rst; nimm vielmehr deine ganze Aufmerksamkeit zusammen, und erzittere alsbald, wenn du h\u246 ?rst, dass Gott auf die Welt gekommen. Dies ist ja so wunderbar und au\u223 ?ergew\u246 ?hnlich, dass selbst die Engel darob einen Reigen bildeten und die Welt deswegen gl\u252 ?cklich priesen, dass auch Propheten in Staunen gerieten dar\u252 ?ber, dass \u8222 ?Auf Erden man ihn schaute, und er unter Menschen wandelte\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bar 3,38\par} } . F\u252 ?rwahr, es ist etwas Au\u223 ?ergew\u246 ?hnliches, zu h\u246 ?ren, dass Gott, der Unaussprechliche, Unfassbare, Unbegreifliche, der dem Vater gleich ist, durch einer Jungfrau Scho\u223 ? zu uns kam, dass er einwilligte vom Weibe geboren zu werden, und dass er David und Abraham zu Vorfahren haben sollte. Und was rede ich von David und Abraham? Noch weit staunenerregender ist es, dass auch jene Frauen dazu geh\u246 ?ren sollten, die ich kurz zuvor erw\u228 ?hnte! Wenn du solches h\u246 ?rst, ermanne dich und lass keinen gemeinen Argwohn aufkommen, sondern bewundere gerade hierin das am meisten, dass er, der doch der Sohn des ewigen Gottes ist, sein wahrer Sohn, sich willig auch Davids Sohn nennen lie\u223 ?, um dich zum Gottessohn zu machen; er duldete es, dass ein Knecht sein Vater werde, damit er dir, dem Knechte, deinen Herrn zum Vater geben k\u246 ?nne.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hast du also jetzt schon aus der Einleitung gesehen, welcher Art das Evangelium ist? Wenn du aber Zweifel hast \u252 ?ber den Teil, der dich betrifft, so lerne an ihn glauben, wenigstens durch das, was er geworden ist; denn f\u252 ?r den menschlichen Verstand ist es viel schwerer zu begreifen, dass Gott Mensch geworden sei, als dass ein Mensch Sohn Gottes genannt werde. Wenn du also h\u246 ?rst, der Sohn Gottes sei{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 auch\par} } der Sohn Davids und Abrahams, so zweifle nicht l\u228 ?nger, dass auch du, ein Sohn Adams, Sohn Gottes sein wirst. Er h\u228 ?tte sich ja doch nicht ganz umsonst so sehr erniedrigt, wenn er nicht uns dadurch erh\u246 ?hen wollte. Er wurde dem Fleische nach geboren, damit du aus dem Geiste geboren w\u252 ?rdest; er wurde vom Weibe geboren, damit du aufh\u246 ?rest, der blo\u223 ?e Sohn eines Weibes zu sein. Deshalb hat er auch eine zweifache Geburt, eine, die der unseren \u228 ?hnlich ist, und eine, die die unsere \u252 ?berragt. Vom Weibe geboren zu werden, ward unser Anteil; hingegen nicht aus dem Blute und nicht nach dem Willen des Fleisches oder eines Mannes geboren zu werden, sondern aus dem Heiligen Geiste, das war schon ein Hinweis auf die zuk\u252 ?nftige Geburt, die h\u246 ?her stehen sollte als die unsere, und die er uns durch die Gnade des Heiligen Geistes vermitteln wollte. Mit allem \u252 ?brigen war es ebenso, z.B. mit der Taufe, die etwas von der alten und etwas von der neuen Ordnung besa\u223 ?. Von einem Propheten getauft zu werden, wies auf die alte Ordnung hin, die Herabkunft des Heiligen Geistes aber auf die neue. Und wie einer, der in der Mitte zwischen zwei anderen steht, diese dadurch verbindet, dass er jedem eine Hand reicht, so hat auch er getan, indem er das Alte mit dem Neuen verband, die g\u246 ?ttliche Natur mit der menschlichen, das Seinige mit dem Unserigen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du jetzt, in welchem Glanze die Stadt erstrahlt, wie sehr sie dich schon gleich von Anfang an mit ihrem Lichte erhellt, wie schnell du in ihr wie in einem Heerlager den K\u246 ?nig in deiner eigenen Gestalt schauen durftest? Hienieden zeigt sich ja ein K\u246 ?nig nicht immer im Glanze seiner k\u246 ?niglichen W\u252 ?rde, sondern er legt oft Purpur und Krone ab und zieht den Soldatenmantel an, damit er nicht erkannt werde und die Aufmerksamkeit der Feinde auf sich ziehe. Dort aber ist gerade das Gegenteil der Fall, damit er n\u228 ?mlich nicht erkannt werde, und dadurch dem Feinde Gelegenheit verschaffe, vor dem Kampfe zu fliehen, und um nicht seine eigenen Leute in Verwirrung zu bringen. Er will retten, nicht erschrecken. Deshalb hat ihm auch Gott alsbald diesen Namen gegeben, und ihn Jesus genannt. Denn dieser Name Jesus ist nicht griechisch, sondern hebr\u228 ?isch und bedeutet in griechischer \u220 ?bersetzung Soter{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 d.h. Erl\u246 ?ser\par} } ; Erl\u246 ?ser aber hei\u223 ?t er, weil er sein Volk erl\u246 ?ste.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie der Evangelist den Zuh\u246 ?rer in Spannung versetzte, indem er durch Ausdr\u252 ?cke, die uns vertraut sind, alle mit \u252 ?berirdischen Hoffnungen erf\u252 ?llte? Die beiden Namen waren ja den Juden sehr wohl bekannt. Da n\u228 ?mlich die Dinge, die da geschehen wollten gar wunderbar waren, so deutete er sie schon im voraus durch vorbildliche Namen an; damit von Anfang an jede Gelegenheit benommen w\u228 ?re, wegen angeblicher Neuerung Unruhe zu verursachen. Jesus hie\u223 ? n\u228 ?mlich auch jener, der nach Moses Tod das Volk in das Land der Verhei\u223 ?ung einf\u252 ?hrte. Siehst du also da das Vorbild? dann blicke auch auf das Urbild. Jener f\u252 ?hrte das auserw\u228 ?hlte Volk ins Land der Verhei\u223 ?ung, dieser in den Himmel und zu den himmlischen G\u252 ?tern; jener, nachdem Moses gestorben war, dieser, nachdem das Gesetz seine Geltung verloren; jener als Volksf\u252 ?hrer, dieser als K\u246 ?nig. Damit du aber nicht wegen des gleichlautenden Namens Jesus in Irrtum gef\u252 ?hrt werdest, f\u252 ?gte er hinzu: \u8222 ?Jesu Christi, des Sohnes Davids.\u8220" Jener aber war nicht aus dem Geschlechte Davids, sondern aus einem anderen Stamme. Warum nennt er aber dann sein Evangelium das Buch der Geburt Jesu Christi? Es enth\u228 ?lt ja doch nicht blo\u223 ? seine Geburt, sondern sein ganzes Leben und Wirken. Eben deshalb, weil die Geburt der Anfang jenes Werkes war, der Ursprung und die Quelle aller Gnaden, die er uns brachte. Wie Moses{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 sein Werk\par} } das Buch des Himmels und der Erde nannte, wiewohl es nicht allein von Himmel und Erde handelt, sondern auch von allem, was zwischen beiden liegt, so gab auch der Evangelist seinem Buche den Namen nach dem, womit das Wirken{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Herrn\par} } seinen Anfang nahm. Denn das, was am meisten \u252 ?berrascht, was alle Hoffnung \u252 ?bersteigt und alle Erwartung \u252 ?bertrifft, ist die Tatsache, dass Gott Mensch geworden ist; alles andere, was darnach kommt, ist nur eine nat\u252 ?rliche Folge dieses Ereignisses.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum sagte aber der Evangelist nicht: des Sohnes Abrahams, und dann erst: des Sohnes Davids? Nicht deshalb, wie einige glauben, weil er von vorn nach r\u252 ?ckw\u228 ?rts gehen wollte; damit h\u228 ?tte er nur getan, was Lukas tat; tats\u228 ?chlich macht er es gerade umgekehrt. Warum also hat er den David erw\u228 ?hnt? Weil dieser Mann in aller Munde lebte, sowohl wegen seiner Ber\u252 ?hmtheit, als auch wegen des geringeren zeitlichen Abstandes; denn es war noch nicht so lange her, dass er gestorben, wie bei Abraham. Wenn aber{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 auch\par} } Gott beiden die Verhei\u223 ?ung gegeben hat, so ward doch jene wegen ihres Alters \u252 ?bergangen; diese hingegen, die verh\u228 ?ltnism\u228 ?\u223 ?ig erst vor kurzer Zeit ergangen, war allen wohlbekannt. Die Juden also sagen: \u8222 ?Kommt nicht Christus aus dem Geschlechte Davids und aus Bethlehem, dem Orte, in dem David lebte?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 7,42\par} } . Und niemand nannte ihn Sohn Abrahams, sondern alle Sohn Davids; denn, wie ich eben gesagt, sowohl wegen der kurzen Zeit, als auch, weil er K\u246 ?nig gewesen war, stand er eher in allgemeiner Erinnerung. So haben sie denn auch seine Nachfolger, die sie als K\u246 ?nige ehrten, alle nach ihm benannt, und zwar haben das sowohl sie getan wie auch Gott selbst. Denn auch Ezechiel und die \u252 ?brigen Propheten verk\u252 ?ndeten ihnen, David werde kommen und wieder erstehen; dabei meinten sie nicht den, der gestorben war, sondern alle die, die ihm an Tugend gleichzukommen trachteten. Zu Ezechias{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 hingegen\par} } sprach Gott: \u8222 ?Ich werde diese Stadt besch\u252 ?tzen um meinet und um Davids, meines Knechtes willen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 4 K\u246 ?n 19,34\par} } . Zu Salomon sagte er, er wolle Davids wegen das K\u246 ?nigreich zu seinen Lebzeiten nicht auseinanderrei\u223 ?en. So gro\u223 ? war das Ansehen dieses Mannes bei Gott und den Menschen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Darum also beginnt der Evangelist gleich mit dem, der am, meisten bekannt war, und kommt dann auf den{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 eigentlichen\par} } Stammvater zur\u252 ?ck. Da er es n\u228 ?mlich mit Juden zu tun hatte, so hielt er es f\u252 ?r \u252 ?berfl\u252 ?ssig, noch h\u246 ?her hinaufzugehen. Diese beiden waren ja die ber\u252 ?hmtesten; der eine als Prophet und K\u246 ?nig, der andere als Patriarch und Prophet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie kann man aber beweisen, dass Christus aus dem Geschlechte Davids stammt? Wenn er nicht von einem Manne gezeugt ward, sondern vom Weibe geboren, und die Stammtafel der Jungfrau nicht angegeben wird, wie k\u246 ?nnen wir da wissen, dass er wirklich ein Sprosse Davids war? Es handelt sich hier um eine doppelte Frage: Warum wird die Ahnenreihe der Mutter{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Christi\par} } nicht aufgez\u228 ?hlt, und warum wird Joseph von den Evangelisten erw\u228 ?hnt, der doch zur Zeugung gar nicht mitwirkte? Dieses erscheint \u252 ?berfl\u252 ?ssig, jenes notwendig. Worauf soll ich da zuerst antworten? Auf die Frage, wie die Jungfrau von David abstamme. Wie sollen wir also wissen, dass sie wirklich von David stammt? H\u246 ?re, was Gott zu Gabriel sprach: Gehe hin \u8222 ?zur Jungfrau, die einem Manne verlobt ist, der Joseph hei\u223 ?t, aus dem Hause und der Familie Davids\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 diese Beziehung des letzten Satzgliedes auf die sel. Jungfrau ist grammatisch kaum zul\u228 ?ssig\par} } . Was willst du also noch einen klareren Beweis, als wenn du h\u246 ?rst, dass die Jungfrau aus dem Hause und der Familie Davids stammte?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Daraus geht aber klar hervor, dass auch Joseph daher stammte. Denn ein Gesetz schrieb vor, nicht au\u223 ?erhalb seines Geschlechtes zu heiraten, sondern innerhalb desselben Stammes. Auch hat der Patriarch Jakob geweissagt, der Messias werde aus dem Stamme Juda\u8217's erstehen, indem er sagte: \u8222 ?Nicht wird das Szepter von Juda weichen, noch der F\u252 ?hrer aus seinem Stamme, bis dass derjenige kommt, der auserw\u228 ?hlt ist; und er wird die Sehnsucht der V\u246 ?lker sein\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 49,10\par} } . Diese Prophetie beweist also wenigstens, dass Christus aus dem Stamme Juda kam; dass er auch aus dem Geschlechte Davids sei, beweist sie allerdings noch nicht. Im Stamme Juda\u8217's gab es n\u228 ?mlich nicht blo\u223 ? das Geschlecht Davids, sondern noch viele andere, und es war ganz gut m\u246 ?glich, aus dem Stamme Juda\u8217's zu sein, ohne deshalb dem Geschlechte Davids anzugeh\u246 ?ren. Ja, aber damit du das nicht etwa glaubest, benimmt dir der Evangelist deinen Zweifel, indem er{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ausdr\u252 ?cklich\par} } sagt, Christus stamme aus dem Hause und der Familie Davids.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Willst du aber noch andere Beweise haben, so fehlt es auch daran nicht. Denn es war nicht nur nicht erlaubt, aus einem anderen Stamme jemand zu heiraten, sondern auch nicht einmal aus einer anderen Familie, d.h. Verwandtschaft. Beziehen wir also die Worte: \u8222 ?aus dem Hause und der Familie Davids\u8220" auf die Jungfrau, so ist die Frage bewiesen; beziehen wir sie auf Joseph, so kommen wir durch ihn zum gleichen Resultat. Denn wenn er aus dem Hause und aus der Familie Davids stammte, so nahm er sein Weib sicher nur daher, wo er selber herstammte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie aber, fragst du, wenn er das Gesetz au\u223 ?er acht gelassen h\u228 ?tte? Eben deshalb hat der Evangelist fr\u252 ?her bezeugt, dass Joseph ein rechtschaffener Mann war, damit du dies nicht behaupten k\u246 ?nntest, sondern dich von seiner Tugend \u252 ?berzeugest und wissest, dass er niemals das Gesetz \u252 ?bertrat. Er, der solche N\u228 ?chstenliebe besa\u223 ? und so ohne Leidenschaft war, dass er trotz zwingender Verdachtsgr\u252 ?nde gegen die Jungfrau nicht vorgehen wollte, wie h\u228 ?tte er aus Lust das Gesetz \u252 ?bertreten sollen? Er, der vollkommener war als das Gesetz{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn sie blo\u223 ? entlassen und zwar heimlich entlassen, konnte nur einer, der an Edelsinn \u252 ?ber dem Gesetz stand\par} } , wie h\u228 ?tte er etwas gegen das Gesetz tun sollen, und zwar ohne irgendeinen zwingenden Grund? Dass also die Jungfrau aus dem Geschlechte Davids stammte, ist aus dem Gesagten klar. Weshalb hat aber der Evangelist nicht ihren Stammbaum aufgef\u252 ?hrt, sondern den Josephs? Das bedarf einer Erkl\u228 ?rung. Was war also der Grund? Es war nicht Sitte bei den Juden, den Stammbaum von Frauen anzugeben. Um also sowohl diesen Gebrauch zu achten, und sich nicht den Anschein zu geben, als wolle er ihn schon auf der ersten Seite verletzen, und um uns dabei doch mit der Jungfrau bekannt zu machen, deshalb \u252 ?bergeht er ihre Vorfahren und f\u252 ?hrt nur diejenigen Josephs an. H\u228 ?tte er es bei der Jungfrau getan, so h\u228 ?tte er sich den Anschein gegeben, als wolle er etwas Neues einf\u252 ?hren; h\u228 ?tte er{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 auch\par} } von Joseph geschwiegen, so h\u228 ?tten wir nichts \u252 ?ber die Ahnen der Jungfrau erfahren. Damit wir also w\u252 ?ssten, wer und woher Maria sei, und damit doch Gesetz und Brauch unangetastet blieben, z\u228 ?hlt er die Ahnen des Br\u228 ?utigams auf und zeigt, dass dieser aus dem Hause Davids stamme. Denn wenn er das bewiesen hat, ist auch das andere mitbewiesen, dass n\u228 ?mlich die Jungfrau aus dem gleichen Geschlechte sei, da ja dieser Gerechte, wie ich eben gesagt, es nicht \u252 ?ber sich gebracht haben w\u252 ?rde, ein Weib aus fremdem Stamme heimzuf\u252 ?hren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Man kann aber auch noch einen anderen tieferen Grund angeben, weshalb die Ahnen der Jungfrau mit Schweigen \u252 ?bergangen werden; doch ist es jetzt nicht die Zeit hief\u252 ?r, da ich schon soviel \u252 ?ber den Gegenstand gesagt habe. Lassen wir es also jetzt bei den bisherigen Fragen bewenden, und behalten wir indessen genau die Aufschl\u252 ?sse im Ged\u228 ?chtnisse, die ich euch gegeben; so z.B. \u252 ?ber die Frage, weshalb David zuerst erw\u228 ?hnt wurde? weshalb der Evangelist sein Buch das Buch der Abstammung genannt? weshalb er sagte \u8222 ?Jesus Christus\u8220"? wie die Geburt eine gew\u246 ?hnliche und zugleich eine au\u223 ?ergew\u246 ?hnliche sei? wie wir bewiesen haben, dass Maria von David abstamme, weshalb die Stammtafel Josephs angef\u252 ?hrt und die Vorfahren der Jungfrau mit Stillschweigen \u252 ?bergangen werden? Wenn ihr euch all das merkt, dann ist das f\u252 ?r mich eine bedeutende Ermutigung f\u252 ?r die Zukunft. Wenn ihr euch aber nicht darum k\u252 ?mmert und es eurem Ged\u228 ?chtnis entschwinden lasset, dann werden auch wir in Zukunft an Eifer nachlassen. Auch der Landmann bearbeitet ja ungern wieder einen Acker, in dem ihm der Same zugrunde gegangen ist. Ich bitte euch also, behaltet, was ich gesagt habe. Wenn ihr euch mit solchen Erw\u228 ?gungen abgebt, so wird eurer Seele eine gro\u223 ?e und heilsame Gnade zuteil. Auch Gottes Wohlgefallen k\u246 ?nnen wir durch solche Betrachtungen erlangen; wenn wir unseren Mund von anma\u223 ?enden, schimpflichen und tadelnswerten Reden rein bewahren und nur an g\u246 ?ttliche Dinge denken. Selbst den D\u228 ?monen werden wir furchtbar werden, wenn wir unsere Zunge mit solchen Worten waffnen; Gottes Gnade werden wir uns in noch reicherem Ma\u223 ?e zuziehen und unser{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 geistiges\par} } Auge wird dadurch noch mehr gesch\u228 ?rft werden. Denn auch die Augen, den Mund, das Geh\u246 ?r hat Gott uns deshalb gegeben, damit ihm alle unsere Glieder dienen, damit wir reden und tun, was Gottes ist, damit wir ihm unabl\u228 ?ssig Loblieder singen, ihm Dank sagen, und durch solche Dinge unseren Geist erheben. Wie der Leib, der reine Luft einatmet, ges\u252 ?nder wird, so wird auch die Seele weiser, wenn sie durch solche Speise gen\u228 ?hrt wird.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hast du noch nicht gesehen, wie auch die leiblichen Augen, wenn sie in Rauch kommen, unwiderstehlich zu tr\u228 ?nen beginnen? wie sie dagegen sch\u228 ?rfer und ges\u252 ?nder werden, wenn wir in reiner Luft, auf Wiesen, an Quellen, in paradiesischer Landschaft uns aufhalten? So geht es auch mit dem Auge der Seele. Wenn dieses auf den Fluren geistiger Betrachtung sich erg\u246 ?tzen kann, so ist es rein, hell und scharf; ger\u228 ?t es dagegen in den Rauch weltlicher Gesch\u228 ?fte, dann wird es tausendfache Tr\u228 ?nen vergie\u223 ?en und weinen in diesem und im anderen Leben. Denn die weltlichen H\u228 ?ndel sind wie Rauch. Darum hat auch jemand gesagt: \u8222 ?Meine Tage sind wie Rauch dahin geschwunden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 101,4\par} } . Jener dachte aber dabei nur an die K\u252 ?rze und Unbest\u228 ?ndigkeit der Zeit; ich m\u246 ?chte indes diese Worte nicht nur darauf beziehen, sondern auch auf die Wirrsale dieses Lebens. Denn nichts tr\u252 ?bt und schmerzt das Auge der Seele so sehr, als die Menge weltlicher Sorgen und die Schar unserer Begierden; denn die sind das Holz, das diesen Rauch erzeugt. Und wie das Feuer, das feuchtes, morsches Holz erfasst, viel Rauch entwickelt, so erzeugt auch die starke, feurige Begierde nur gewaltigen Rauch, wo sie eine modrige, morsche Seele ergreift.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Deshalb haben wir den Tau des Heiligen Geistes vonn\u246 ?ten, und seinen sanften Hauch, damit er das Feuer l\u246 ?sche und den Rauch verscheuche und unserem Geiste Fl\u252 ?gel verleihe. Denn es ist vollkommen unm\u246 ?glich, mit dem Gewichte so vieler Leidenschaften belastet, den Flug zum Himmel zu nehmen; vielmehr m\u252 ?ssen wir w\u252 ?nschen, wohlvorbereitet diese Reise beginnen zu k\u246 ?nnen; aber selbst dann verm\u246 ?gen wir sie nicht zu machen, es sei denn auf den Schwingen des Heiligen Geistes. Wenn wir also ein freies Gem\u252 ?t und die Gnade des Geistes brauchen, um uns zu jener H\u246 ?he empor zu schwingen, wie werden wir sie da erreichen k\u246 ?nnen, wenn wir nicht blo\u223 ? nichts von all dem haben, sondern uns sogar mit dem Gegenteil, mit dem Gewicht der H\u246 ?lle belastet, und durch dessen Schwere uns in die Tiefe ziehen lassen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn einer all unsere Reden gleichsam auf eine Wage legen wollte, er f\u228 ?nde unter zehntausend Talenten weltlicher Reden kaum hundert Denare geistlicher Gespr\u228 ?che; Ja nicht einmal zehn Obolen. Ist es also nicht eine Schande und ein bitterer Hohn, dass wir wohl einen Knecht meist nur zu notwendigen Arbeiten verwenden, unseren Mund aber, unser eigenes Glied nicht einmal wie einen Knecht gebrauchen, sondern im Gegenteil nur zu nutzlosen, \u252 ?berfl\u252 ?ssigen Dingen verwenden? Und w\u228 ?ren sie doch nur \u252 ?berfl\u252 ?ssig! In der Tat sind es aber nachteilige und sch\u228 ?dliche Dinge, die uns keinerlei Nutzen bringen. Denn wenn uns unsere Reden Nutzen br\u228 ?chten, w\u228 ?ren sie ohne Zweifel auch Gott wohlgef\u228 ?llig.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 In Wahrheit reden wir aber, was immer uns der Teufel ins Ohr fl\u252 ?stert; jetzt lachen wir, dann ergehen wir uns in h\u246 ?fliche Redensarten; das einmal sto\u223 ?en wir Verw\u252 ?nschungen und Schimpfworte aus, fluchen, l\u252 ?gen und werden meineidig; ein andermal grollen wir oder reden unn\u252 ?tzes Zeug, plappern \u228 ?rger als alte Weiber, und k\u252 ?mmern uns um lauter Dinge, die uns ganz und gar nichts angehen. Sagt mir, wer von euch, die ihr hier steht, verm\u246 ?chte auch nur einen einzigen Psalm herzusagen, wenn man ihn darum b\u228 ?te, oder sonst einen Abschnitt aus der Hl. Schrift? Kein einziger! Und nicht blo\u223 ? das ist das Schlimme, sondern noch mehr der Umstand, dass ihr f\u252 ?r geistliche Dinge so tr\u228 ?ge seid, f\u252 ?r die des Teufels aber heftiger entbrennt als Feuer. Wollte euch jemand die Lieder des Teufels abh\u246 ?ren, unz\u252 ?chtige, ausgelassene Ges\u228 ?nge, wahrlich, er f\u228 ?nde viele, die sie vorz\u252 ?glich kennen, und sie mit dem gr\u246 ?\u223 ?ten Vergn\u252 ?gen hers\u228 ?ngen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und was bringt man da gew\u246 ?hnlich f\u252 ?r Entschuldigungen vor gegen solche Vorw\u252 ?rfe? Ach, hei\u223 ?t es, ich bin ja kein M\u246 ?nch, sondern habe Frau und Kinder und muss f\u252 ?r mein Hauswesen sorgen. Ja, das hat alles Unheil verschuldet, dass ihr glaubet, nur M\u246 ?nche brauchten die Hl. Schrift zu lesen, w\u228 ?hrend gerade ihr es viel n\u246 ?tiger h\u228 ?ttet als sie. Diejenigen, die mitten im Kampfe stehen und jeden Tag neue Wunden empfangen, die haben die Heilmittel am n\u246 ?tigsten. Es ist also viel schlimmer, die Lesung der Hl. Schrift f\u252 ?r \u252 ?berfl\u252 ?ssig zu halten, als sie nur faktisch nicht zu lesen; solche Gedanken sind Einfl\u252 ?sterungen des Teufels.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Habt ihr nicht geh\u246 ?rt, wie Paulus sagt: \u8220"Zu unserer Besserung ist das alles geschrieben worden\u8221"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 10,11\par} } . Wenn du das Evangelium in die H\u228 ?nde nehmen m\u252 ?sstest, w\u252 ?rdest du es nicht wagen, dies mit ungewaschenen H\u228 ?nden zu tun; und da solltest du glauben, sein Inhalt sei nicht so \u252 ?berm\u228 ?\u223 ?ig wichtig? Ja, darum ist jetzt alles so verkehrt. Wenn du wissen willst, welchen Gewinn du aus der Hl. Schrift ziehen kannst, dann pr\u252 ?fe dich selbst, in welcher Stimmung du bist, wenn du Psalmengesang h\u246 ?rst, und in welcher, wenn du auf teuflische Lieder horchst? wie du dich in der Kirche benimmst und wie im Theater? Da wirst du dann sehen, welch ein Unterschied ist zwischen der Seele hier und der Seele dort, und doch ist\u8217's nur eine Seele. Darum sagte ja der hl. Paulus: \u8220"Schlechte Reden verderben gute Sitten\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 15,33\par} } . Aus diesem Grunde haben wir fortw\u228 ?hrend die Ges\u228 ?nge des Heiligen Geistes vonn\u246 ?ten. Gerade sie erheben uns ja \u252 ?ber die unvern\u252 ?nftigen Tiere, obwohl wir wegen der anderen Dinge gar sehr unter ihnen stehen. Sie sind die wahre Seelenspeise, sie ihr Schmuck, sie ihr Halt. Auf sie nicht zu h\u246 ?ren bedeutet Hunger und Verderben. \u8220"Ich werde\u8221", sagt der Herr, ihnen nicht Hunger noch Brot geben und nicht Durst noch Wasser, sondern das Verlangen, das Wort des Herrn zu h\u246 ?ren\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Am 8,11\par} } . Was konnte es also Schrecklicheres geben, als wenn du gerade das Unheil, das dir Gott als eine Strafe androhte, freiwillig dir zuziehst; wenn du deine Seele dem schlimmsten Hunger preisgibst und sie schw\u228 ?cher machst als alles andere? Durch Reden wird sie gew\u246 ?hnlich verdorben oder gerettet; durch sie wird sie zum Zorn gereizt oder bes\u228 ?nftigt; ein unz\u252 ?chtiges Wort lockt sie zu b\u246 ?ser Lust, sittsame Rede macht sie keusch. Wenn aber das einfache Wort schon solche Macht besitzt, sag\u8217' mir, wie kannst du die Hl. Schrift verachten? Wenn eine einfache Ermahnung solches vermag, wieviel mehr erst die Ermahnungen im Heiligen Geiste? Das Wort der Hl. Schrift vermag die verh\u228 ?rtete Seele besser zu erweichen als Feuer, und macht sie bereit zu allem Guten. So hat auch Paulus die aufgeblasenen, hochm\u252 ?tigen Korinther gedem\u252 ?tigt und bescheiden gemacht. Sie bildeten sich etwas ein auf Dinge, deretwegen sie sich h\u228 ?tten sch\u228 ?men und verbergen sollen. Als sie aber den Brief{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des hl. Paulus\par} } erhielten, da h\u246 ?re nur, wie sie sich bekehrten, wovon ihr Lehrmeister selber Zeugnis ablegt, indem, er sagt: \u8220"Die blo\u223 ?e Betr\u252 ?bnis in Gott, wie sehr hat sie euren Eifer entfacht; Rechtfertigung bewirkt Unwillen, Furcht, Verlangen, Eifer, S\u252 ?hne?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 7,11\par} } . Auf diese Weise sollten wir also auch unser Gesinde unterweisen, die Kinder, die Frauen und die Freunde; dadurch machen wir sogar unsere Feinde zu Freunden. So wurden auch gro\u223 ?e gottbegnadete M\u228 ?nner noch besser gemacht. Als David ges\u252 ?ndigt hatte, wurde er durch m\u252 ?ndliche Ermahnung zu jener herrlichen Bu\u223 ?e bewogen. Auch die Apostel wurden auf diese Weise das, was sie geworden sind; ja, den ganzen Erdkreis haben sie dadurch erobert.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was n\u252 ?tzt es aber, fragst du, wenn einer nur h\u246 ?rt und das Geh\u246 ?rte nicht befolgt? Auch vom blo\u223 ?en H\u246 ?ren kann man viel Nutzen ziehen. Ein solcher wird sich schuldig erkennen, wird ersch\u252 ?ttert werden, und dann auch einmal dazu kommen, das Gesagte zu befolgen. Wer aber seine S\u252 ?nden nicht einmal erkennt, wie soll der von seinen Fehltritten abstehen, wie sich selbst anklagen? Denken wir also nicht gering vom Anh\u246 ?ren der g\u246 ?ttlichen Schriften. Die Absicht des Teufels geht dahin, uns den Schatz zu verbergen, damit wir den Reichtum nicht beheben sollten. Darum fl\u252 ?stert er uns ein, es habe keinen Wert, das Wort Gottes zu h\u246 ?ren, weil er f\u252 ?rchtet, wir m\u246 ?chten das Geh\u246 ?rte befolgen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da wir aber jetzt seine b\u246 ?sen Kunstgriffe kennen, so sch\u252 ?tzen wir uns allseits, damit wir mit Hilfe solcher Waffenr\u252 ?stung selber unbesiegt ihm den Kopf zerschmettern k\u246 ?nnen. Wenn wir einmal mit solch herrlichen Siegeskr\u228 ?nzen geschm\u252 ?ckt sind, dann werden wir auch den ewigen Lohn erhalten durch die Gnade und die Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Herrschaft geb\u252 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Dritte Homilie. Kap. I, V. 1-16: \u8222 ?Das Buch der Abstammung Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Schon beginnen wir die dritte Predigt, und noch sind wir mit der Einleitung noch nicht zu Ende. Es war also nicht umsonst, dass ich gesagt habe, dieselbe enthalte gar tiefe Gedanken. Heute also wollen wir suchen, den Rest zu Ende zu bringen. Wovon handelt derselbe? Von der Frage, weshalb die Ahnenreihe Josephs aufgez\u228 ?hlt wird, obgleich dieser bei der Menschwerdung{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Christi\par} } gar nicht mitgewirkt hat. Den einen Grund habe ich bereits namhaft gemacht; ich muss aber auch den zweiten angeben, der noch viel geheimnisreicher und schwieriger zu erkl\u228 ?ren ist als der erste. Welches ist dieser Grund? Der Herr wollte den Juden nicht vorzeitig offenbaren, dass Christus aus einer Jungfrau sollte geboren werden. Verwundert euch aber nur nicht \u252 ?ber solch merkw\u252 ?rdige Antwort. Ich gebe sie ja nicht aus mir selbst, sondern folge damit nur unseren V\u228 ?tern, die bewundernswerte und hochbedeutende M\u228 ?nner waren. Denn wenn der Herr im Anfang manches im Dunkel lie\u223 ?, sich selbst nur den Menschensohn nannte, und seine Gleichheit mit dem Vater uns durchaus nicht \u252 ?berall deutlich offenbarte, was wunderst du dich, wenn er auch das solange verborgen hielt, nachdem er doch etwas Wunderbares und Gro\u223 ?es dabei im Auge hatte? Was war aber das f\u252 ?r eine wunderbare Absicht, fragst du? Er wollte dadurch die Jungfrau retten und von jedem b\u246 ?sen Verdacht befreien. Denn h\u228 ?tte man dies den Juden von Anfang an bekannt gegeben, so h\u228 ?tten sie es nur missbraucht, h\u228 ?tten die Jungfrau zu Tode gesteinigt und gesagt, sie sei eine Ehebrecherin. Wenn sie schon in anderen Dingen, f\u252 ?r die ihnen oft sogar Vorbilder im Alten Bunde zu Gebote standen, sich \u246 ?ffentlich so unversch\u228 ?mt zeigten, wenn sie den Herrn einen Besessenen hie\u223 ?en, da er Teufel austrieb, wenn sie ihn gottlos nannten, da er am Sabbat heilte, obgleich das Gebot des Sabbat auch fr\u252 ?her oft \u252 ?bertreten worden war, was h\u228 ?tten sie nicht alles gesagt, wenn man ihnen das mitgeteilt h\u228 ?tte! Sie h\u228 ?tten ja alle fr\u252 ?heren Jahrhunderte zu Zeugen aufrufen und sagen k\u246 ?nnen, so etwas sei noch niemals erh\u246 ?rt worden. Sogar nach all seinen gro\u223 ?en Wundern nannten sie ihn noch den Sohn Josephs; wie h\u228 ?tten sie da, noch bevor er Wunder gewirkt hatte, glauben sollen, er sei der Sohn einer Jungfrau? Darum also wird die Stammtafel Josephs angegeben und nimmt dieser die Jungfrau zur Braut. Denn wenn es schon bei Joseph, diesem rechtschaffenen, bewundernswerten Manne, so viel brauchte, bis er an das Geschehene glaubte, wenn es eines Engels bedurfte, des Traumgesichtes und es Zeugnisses der Propheten, wie h\u228 ?tten da die Juden, verkehrt und verderbt wie sie waren, und voll Feindseligkeit gegen Christus, wie h\u228 ?tten sie eine solche Sache gl\u228 ?ubig angenommen? Das Befremdende und Neue daran h\u228 ?tte sie doch gar zu sehr verwirren m\u252 ?ssen, da sie ja von ihren V\u228 ?tern etwas \u196 ?hnliches niemals auch nur geh\u246 ?rt hatten. Ja, wer einmal glaubte, dass er der Sohn Gottes sei, der durfte an dieser seiner Geburt aus der Jungfrau nicht weiter zweifeln; wer ihn aber f\u252 ?r einen Verf\u252 ?hrer und Feind Gottes ansah, wie h\u228 ?tte der nicht noch gr\u246 ?\u223 ?eres \u196 ?rgernis daran nehmen und nicht noch mehr in seiner Meinung best\u228 ?rkt werden sollen? Darum sprachen auch die Apostel nicht gleich am Anfang hiervon; sondern reden viel und oft \u252 ?ber die Auferstehung, da sie eben hierf\u252 ?r aus den fr\u252 ?heren Zeiten Beispiele hatten, wenn auch keine ganz vollwertigen. Von seiner Geburt aus der Jungfrau dagegen reden sie nicht immer; ja sogar die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 g\u246 ?ttliche\par} } Mutter selbst wagte es nicht, solche \u196 ?u\u223 ?erungen zu tun. H\u246 ?re nur, wie die Jungfrau ihn selber anredet: \u8222 ?Siehe, ich und dein Vater haben dich gesucht.\u8220" H\u228 ?tte man also{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 von seiner jungfr\u228 ?ulichen Geburt\par} } eine Ahnung gehabt, so w\u228 ?re er wohl nicht mehr l\u228 ?nger Sohn Davids genannt worden; daraus h\u228 ?tten sich aber wieder viele andere schlimme Folgen ergeben. Darum haben auch die Engel dies niemand kundgetan, au\u223 ?er Maria und Joseph; sogar damals, als sie den Hirten das Geschehene verk\u252 ?ndeten, haben sie dies verschwiegen. Warum aber erw\u228 ?hnt er Abraham, w\u228 ?hrend er nach den Worten: \u8222 ?Er erzeugte den Isaak, und Isaak den Jakob\u8220", dessen Bruder \u252 ?bergeht, der auf Jakob folgte, dagegen Juda und seine Br\u252 ?der nennt?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Einige sagen, es sei dies wegen der Schlechtigkeit des Esau und der anderen vorhergehenden geschehen. Ich m\u246 ?chte aber diese Ansicht lieber nicht teilen. Denn wenn es so w\u228 ?re, wie kommt es dann, dass er gleich darauf Frauen erw\u228 ?hnt, die gerade so schlecht wie jene waren? Hier wirft eben gerade die Gegen\u252 ?berstellung ein besonders gl\u228 ?nzendes Licht auf den Herrn; und zwar nicht der Umstand, dass er gro\u223 ?e Vorfahren hatte, sondern dass er deren unbedeutende und verkommene hatte. F\u252 ?r den Hochstehenden ist es gar ehrenvoll, gro\u223 ?e Verdem\u252 ?tigungen ertragen zu k\u246 ?nnen. Weshalb hat er also diese Personen nicht genannt? Weil die Sarazenen. die Ismaeliten und Araber, und wer sonst noch von jenen Vorfahren abstammte, nie mit dem Volke Israel in Ber\u252 ?hrung kamen. Deshalb hat er jene mit Stillschweigen \u252 ?bergangen, um alsbald auf seine und des j\u252 ?dischen Volkes Vorfahren zu sprechen zu kommen. Deshalb hei\u223 ?t es: \u8222 ?Jakob zeugte den Judas und dessen Br\u252 ?der.\u8220" Hier wird n\u228 ?mlich das ganze Volk der Juden mit inbegriffen. \u8222 ?Judas aber gebar den Phares und den Zara aus der Thamar.\u8220" Wie! Der Evangelist erw\u228 ?hnt sogar die Geschichte eines Ehebruches? Und was verschl\u228 ?gt dies? H\u228 ?tten wir die Familiengeschichte eines gew\u246 ?hnlichen Menschen zu erz\u228 ?hlen, so m\u246 ?chte man derlei wohl mit Recht \u252 ?bergehen. Wenn es sich aber um den menschgewordenen Gott handelt, so darf man nicht nur nicht davon schweigen, sondern muss es noch ganz besonders hervorheben, damit so Gottes Vorsehung und Allmacht deutlich hervortreten. Denn darum ist er ja gekommen, nicht um unserer Schmach zu entrinnen, sondern um uns von ihr zu befreien. Wir bewundern ja nicht so sehr, dass er starb, als vielmehr, dass er am Kreuze starb; denn das war zwar eine Schande, aber je gr\u246 ?\u223 ?er die Schmach, um so herrlicher zeigt sich darin seine Liebe. Das gleiche kann man auch von der Menschwerdung sagen. Nicht blo\u223 ?, dass er Fleisch angenommen und Mensch geworden, verdient unsere Bewunderung, sondern vor allem, dass er auch solche Verwandte haben wollte und in nichts sich unserer Armseligkeiten sch\u228 ?mte. Denn das hat er uns schon vom ersten Anfang seiner Menschwerdung an gezeigt, dass er uns nirgends verleugnete, und hat uns eben dadurch auch gelehrt, ob der Schlechtigkeit unserer Vorfahren uns nicht scheu zu verbergen, sondern nur eines zu suchen, die Tugend. Denn h\u228 ?tte ein solcher auch eine Barbarin, oder eine Ehebrecherin, oder was immer f\u252 ?r eine andere unter seinen Vorfahren, so k\u246 ?nnte ihm das gar nichts schaden. Denn wenn sogar dem Unz\u252 ?chtigen selber nach seiner Bekehrung das fr\u252 ?here Leben nicht mehr zur Schande gereicht, so kann das schlechte Leben der Voreltern noch viel weniger \u252 ?ber denjenigen Schande bringen, der selbst tugendhaft ist, aber von einer Buhlerin oder Ehebrecherin abstammt. Damit wollte er aber nicht blo\u223 ? uns belehren, sondern auch den Hochmut der Juden dem\u252 ?tigen. Jene missachteten die Tugend der Seele, f\u252 ?hrten bei jeder Gelegenheit den Abraham im Munde und glaubten, sie h\u228 ?tten in der Tugend ihrer Vorfahren eine gen\u252 ?gende Rechtfertigung. Darum zeigt der Evangelist gleich am Anfang an, dass man nicht mit fremden Verdiensten prahlen d\u252 ?rfe, sondern auf die eigenen hoffen m\u252 ?sse. Damit verfolgt er auch noch den anderen Zweck, zu zeigen, dass alle, auch ihre eigenen Vorv\u228 ?ter, mit S\u252 ?nden beladen seien. Deshalb zeigt er ihnen auch ihren namensverwandten Stammvater als einen nicht geringen S\u252 ?nder; denn da steht Thamar daneben und klagt ihn seiner Unzucht an. Und auch Davids Sohn, Salomon, war die Frucht gewaltsamer Unzucht. Wenn aber von den Gro\u223 ?en das Gesetz nicht erf\u252 ?llt wurde, um wieviel weniger von den Kleinen? Wurde es aber nicht erf\u252 ?llt, so haben alle ges\u252 ?ndigt, und damit wurde das Erscheinen Christi zur Notwendigkeit. Deshalb erw\u228 ?hnt er auch die zw\u246 ?lf Patriarchen, weil er auch da wieder den Stolz wegen vornehmer Ahnen d\u228 ?mpfen wollte. Denn viele von diesen waren Kinder von M\u228 ?gden, und doch ward der Rangunterschied der Eltern nicht auf die Kinder \u252 ?bertragen; vielmehr waren alle in gleicher Weise Patriarchen und Stammesh\u228 ?upter. Denselben Vorzug hat auch die Kirche. Sie ist die eigentliche Urheberin all unseres Adels, da sie das Urbild allen Adels von oben empf\u228 ?ngt. Ob du daher ein Sklave bist oder ein Freier, du bist deswegen nicht mehr und nicht weniger, sondern nur auf eines wird gesehen, auf die Gesinnung des Herzens und die Verfassung der Seele.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 In dem Gesagten liegt aber auch noch ein anderer Grund, der den Evangelisten veranlasste, diese Geschichte anzuf\u252 ?gen. Nicht ohne Grund wird n\u228 ?mlich nach Phares auch Zara erw\u228 ?hnt. Es war ja eigentlich umst\u228 ?ndlich und \u252 ?berfl\u252 ?ssig, nach Erw\u228 ?hnung des Phares, von dem er Christi Abstammung weiterf\u252 ?hren wollte, auch den Zara nochmals zu nennen. Weshalb kam er also \u252 ?berhaupt auf ihn zu sprechen? Als Thamar im Begriffe war, ihre beiden Kinder zur Welt zu bringen, und schon in Geburtswehen lag, streckte zuerst Zara seine Hand hervor; als die Amme dieses sah, band sie einen roten Faden um seine Hand, um so den Erstgeborenen wieder zu erkennen. Kaum war das geschehen, da zog das Kind seine Hand zur\u252 ?ck, und w\u228 ?hrend dessen ward Phares geboren und dann erst Zara. Da sagte die Amme: \u8222 ?Weshalb ward deinetwegen das Gehege durchbrochen?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 38,29\par} } Siehst du, dass ein Geheimnis darin verborgen liegt? Nicht umsonst ist also dies f\u252 ?r uns niedergeschrieben worden. Denn an sich w\u228 ?re es ja von gar keiner geschichtlichen Bedeutung zu wissen, was einmal diese Amme gesagt hat, noch ist es besonders interessant zu erfahren, dass der Zweitgeborene zuerst seine Hand hervorstreckte. Worin liegt also das Geheimnis? Zun\u228 ?chst finden wir in der Benennung des Knaben eine Antwort auf unsere Frage. Phares bedeutet n\u228 ?mlich Trennung, \u214 ?ffnung; dann aber auch in der Sache selbst: der nat\u252 ?rliche Vorgang bringt es ja nicht mit sich, dass eines zuerst die Hand vorstreckt und sie dann mit einem Band daran wieder zur\u252 ?ckzieht; auch war eine solche Bewegung weder absichtlich gewollt, noch lag sie in der Natur der Sache. Dass der eine die Hand hervorstreckt, der andere aber zuerst geboren wird, das l\u228 ?sst sich nat\u252 ?rlicherweise denken; sie aber wieder zur\u252 ?ckziehen und dem anderen den Vortritt lassen, ist bei Geburten etwas ganz Au\u223 ?ergew\u246 ?hnliches. Es war eben die Gnade Gottes, die also \u252 ?ber die Knaben verf\u252 ?gte, weil sie uns in ihnen ein Vorbild der Zukunft zeichnen wollte. Und welches? Einige von denen, die die Sache genau studiert haben, sagen, die beiden Knaben seien der Typus der zwei V\u246 ?lker. Um uns n\u228 ?mlich zu zeigen, wie das erste Volk bereits seine Bedeutung hatte, noch ehe das zweite erschienen war, streckte der erste Knabe seine Hand hervor, ohne selber ganz zum Vorschein zu kommen, und auch sie zog er alsbald wieder zur\u252 ?ck. Erst nachdem sein Bruder ganz geboren war, ist auch er vollst\u228 ?ndig erschienen. So geschah es auch mit den beiden V\u246 ?lkern. Zur Zeit Abrahams trat das Reich der Kirche in die Erscheinung; dann verschwand es wieder und es kam das j\u252 ?dische Volk und das Gesetz und erst dann erschien das Volk des Neuen Bundes mit seinen neuen Gesetzen. Darum also sprach die Amme: Weshalb ward deinetwegen das Gehege durchbrochen? Weil das Gesetz{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Zustand der\par} } Freiheit unterbrach; denn auch die Hl. Schrift pflegte das Gesetz immer einen Zaun zu nennen. So sagt z.B. auch der Prophet: \u8222 ?Du hast ihr Gehege durchbrochen und alle, die des Weges kommen, sammeln Trauben darin\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 79,13\par} } , und: \u8222 ?Einen Zaun hat er um sie gezogen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 5,2\par} } . Ebenso spricht Paulus: \u8222 ?Und niedergeworfen hast du due Hauptmauer seines Geheges\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eph 2,14\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Andere hingegen sagen, der Vers:\u8222 ?Weshalb ist deinetwegen das Gehege durchbrochen worden?\u8220" beziehe sich auf das neutestamentliche Volk. Denn dieses kam erst nachtr\u228 ?glich und machte dem Gesetz ein Ende. Siehst du also, dass der Evangelist nicht ohne tiefen Grund die ganze Geschichte des Judas erw\u228 ?hnte? Eben darum bringt er auch die Ruth und die Raab, von denen die eine eine Ausl\u228 ?nderin war, die andere eine Hure, damit du sehest, dass er gekommen ist, um uns von all unserem{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 S\u252 ?nden\par} } Elend zu befreien; denn er kam ja als Arzt und nicht als Richter. Wie also jene{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 seine Stammv\u228 ?ter\par} } Huren zu Frauen genommen, so hat auch Gott mit unserer unreinen Natur sich verbunden. Dasselbe haben ja auch die Propheten von der Synagoge vorhergesagt. W\u228 ?hrend aber diese ihrem Herrn untreu wurde, verharrte die Kirche, einmal von den S\u252 ?nden der V\u228 ?ter befreit, in ihrem Bunde mit dem Br\u228 ?utigam. Und jetzt, siehe wie die Erlebnisse der Ruth auch den unsrigen gleichen. Sie war eine Fremde und befand sich in dr\u252 ?ckendster Armut. Gleichwohl hat Booz, als er sie sah, sie weder ihrer Armut wegen gering gesch\u228 ?tzt, noch wegen ihrer fremden Stammeszugeh\u246 ?rigkeit sie verachtet. So hat auch Christus die Kirche aufgenommen, obwohl sie fremd und arm war, und ihr von seinem gro\u223 ?en Reichtum mitgeteilt. Wie aber diese niemals zu dieser Verbindung gekommen w\u228 ?re, wenn sie nicht zuvor ihre Eltern verlassen, ihr Haus, ihre Familie, ihr Vaterland, ihre Verwandten missachtet h\u228 ?tte, so ward auch die Kirche erst dann von ihrem Br\u228 ?utigam geliebt, als sie die Sitten der V\u228 ?ter verlassen hatte. So spricht auch der Prophet sie an und sagt: \u8222 ?Vergiss dein Volk und dein Vaterhaus und der K\u246 ?nig wird deiner Sch\u246 ?nheit gedenken\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 44,1112\par} } . So machte es also die Ruth. Daf\u252 ?r wurde sie aber auch geradeso wie die Kirche die Mutter von K\u246 ?nigen; denn von ihr stammt David ab. Durch all dies wollte also der Evangelist die Juden besch\u228 ?men und sie vor Hochmut bewahren; darum hat er diese Stammtafel hierhergesetzt und auch diese Frauen darin erw\u228 ?hnt. Denn die Ruth ist die Ahnfrau dieses gro\u223 ?en K\u246 ?nigs geworden; und David sch\u228 ?mt sich dessen nicht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nein, nein, es soll nur niemand glauben, ob der Tugend oder Schlechtigkeit von Vorfahren selbst gut oder schlecht, ber\u252 ?hmt oder unber\u252 ?hmt zu sein. Im Gegenteil, ist m\u246 ?chte fast sagen, dass derjenige um so mehr Lob verdient, der rechtschaffen ist, obwohl seine Eltern sich nicht besonders auszeichneten. Keiner \u252 ?berhebe sich also ob solcher Dinge, sondern denke vielmehr an die Vorfahren des Herrn; dann wird ihm aller D\u252 ?nkel vergehen. Pers\u246 ?nliche Verdienste dagegen haltet hoch; oder richtiger, selbst diese nicht. Dadurch erniedrigte sich n\u228 ?mlich der Pharis\u228 ?er unter den Z\u246 ?llner. Willst du also, dass man deine Verdienste sehe, so bilde dir nichts auf sie ein; dann erscheinst du dadurch nur um so gr\u246 ?\u223 ?er. Denke nicht, du habest etwas Gro\u223 ?es getan, dann hast du alles getan. Wenn wir, als S\u252 ?nder, uns f\u252 ?r das halten, was wir wirklich sind, so werden wir gerechtfertigt wie der Z\u246 ?llner; um wieviel mehr, wenn wir rechtschaffen sind und uns doch f\u252 ?r S\u252 ?nder halten? Wenn die Demut aus S\u252 ?ndern Gerechte macht obwohl es eigentlich nicht so fast Demut ist als Wahrhaftigkeit , wenn also Wahrhaftigkeit solches bei S\u252 ?ndern vermag, was wird dann die Demut aus Gerechten machen? Verdirb dir also deine eigenen Werke nicht, bring dich nicht selbst um die Fr\u252 ?chte deines Schwei\u223 ?es, laufe nicht umsonst und mache nach langem Wettlauf deine ganze M\u252 ?he nicht selbst zuschanden. Der Herr kennt ja deine Werke weit besser als du selbst. Reichest du auch nur einen Becher frischen Wassers, so entgeht ihm auch das nicht, und wenn du nur einen Heller opferst, wenn du nur ein Sto\u223 ?gebet verrichtest{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 w\u246 ?rtlich: wenn du nur seufzest\par} } , das alles nimmt der Herr mit gro\u223 ?em Wohlgefallen an, erinnert sich daran, und setzt dir einen gro\u223 ?en Lohn daf\u252 ?r aus. Warum aber w\u228 ?gst du deine Verdienste so genau ab und h\u228 ?ltst sie uns immer wieder vor? Wei\u223 ?t du nicht, dass Gott dich nicht mehr loben wird, wenn du dich selbst lobst? wie er denn anderseits auch nicht aufh\u246 ?ren wird, dich bei anderen zu r\u252 ?hmen, wenn du dich selbst verdem\u252 ?tigst. Er will ja nicht, dass dein Verdienst geschm\u228 ?lert werde. Ja was sage ich: geschm\u228 ?lert werde? Er tut ja doch alles und jegliches, um dich auch f\u252 ?r kleine Verdienste zu{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 belohnen\par} } und sucht nach allen m\u246 ?glichen Mitteln, um dich vor der H\u246 ?lle zu bewahren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn du daher auch nur in der elften Stunde des Tages noch arbeitest, gibt er dir dennoch den vollen Lohn. Und wenn du auch kein Verdienst h\u228 ?ttest, das dich retten k\u246 ?nnte, sagt er, so will ich doch um meinetwillen sorgen, dass mein Name nicht entweihet werde{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ez 36,2223\par} } . Wenn du auch nur seufzest zum Herrn, oder stille Tr\u228 ?nen vergie\u223 ?est, gleich ben\u252 ?tzt er diesen Anhaltspunkt, um dich zu retten. \u220 ?berheben wir uns also nicht selbst; sondern hei\u223 ?en wir uns selbst unn\u252 ?tz, damit wir brauchbar erfunden werden. Denn wenn du dich selbst f\u252 ?r vortrefflich ausgibst, so bist du schal geworden, auch wenn du sonst t\u252 ?chtig w\u228 ?rest; nennst du dich aber einen unn\u252 ?tzen Menschen, so bist du brauchbar geworden, auch wenn du \u228 ?u\u223 ?erlich nicht viel bedeutest. Deswegen sollen wir also unsere eigenen Verdienste vergessen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber wie k\u246 ?nnen wir Dinge vergessen, um die wir doch recht gut wissen?. Was sagst du? Du beleidigst jeden Tag den Herrn, lebst in \u220 ?ppigkeit und Ausgelassenheit, und wei\u223 ?t dabei nicht einmal, dass du ges\u252 ?ndigt hast, denkst nicht mehr daran, und nur deine guten Taten solltest du nicht vergessen k\u246 ?nnen? Und doch ist die Furcht st\u228 ?rker.{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das Gef\u252 ?hl der Furcht ob begangener S\u252 ?nden ist im allgemeinen st\u228 ?rker und deutlicher als das der Hoffnung und des Vertrauens auf eigene Verdienste.\par} } Wir aber tun, als w\u228 ?re es umgekehrt. Jeden Tag verfehlen wir uns und doch denken wir nicht einmal daran; geben wir aber einem Armen ein kleines Almosen, so bilden wir uns schon, wer wei\u223 ? wieviel, darauf ein; und doch ist dies \u228 ?u\u223 ?erst t\u246 ?richt und bringt dem, der also tut, den gr\u246 ?\u223 ?ten Schaden; in einer sicheren Schatzkammer hinterlegen wir unsere guten Werke nur dann, wenn wir sie vergessen. Wenn wir sch\u246 ?ne Kleider und Gold auf offenem Markte zur Schau tragen, ziehen wir uns nur viele Neider zu; legen wir sie aber zu Hause ab und verbergen sie, dann ist alle Gefahr beseitigt. So ist es auch mit den guten Werken; wenn wir sie immer in Gedanken mit uns herumtragen, so erz\u252 ?rnen wir damit den Herrn, liefern unserem Feinde Waffen, laden die Diebe selber ein. Kennt sie dagegen niemand, au\u223 ?er der, der allein um sie wissen soll, so sind sie sicher geborgen. Trage sie also nicht immer mit dir herum, damit keiner sie dir stiehlt. So ging es n\u228 ?mlich dem Pharis\u228 ?er, der seine guten Werke auf seiner Zunge zur Schau trug. Ihm hat sie der Teufel gestohlen, obwohl jener derselben mit Dank gedachte, und alles Verdienst daran Gott zuschrieb. Er lie\u223 ? es eben dabei nicht bewenden. Denn Gott Dank sagen und dazu andere schm\u228 ?hen, von allen geehrt werden wollen, und gegen Fehlende in Zorn entbrennen, das passt nun einmal nicht zusammen. Wenn du Gott Dank sagen willst, so beschr\u228 ?nke dich auch darauf und lass die Menschen aus dem Spiel und klage nicht deinen N\u228 ?chsten an; denn das hei\u223 ?t man keine Danksagung. Willst du wissen, wie man Dank sagen soll? H\u246 ?re, wie die drei J\u252 ?nglinge{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 im Feuerofen\par} } es machten: Wir haben ges\u252 ?ndigt, wir haben dein Gesetz \u252 ?bertreten; du bist gerecht, o Herr, in allem, was du uns getan, nach gerechtem Urteil hast du alles angeordnet\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dan 3,29,27,31\par} } . Also seine eigenen S\u252 ?nden bekennen, das hei\u223 ?t man Gott Dank sagen; sich selbst unz\u228 ?hliger Fehltritte schuldig bekennen, und sich nicht weigern, die verdiente Bu\u223 ?e zu tragen, das ist wirklicher Dank gegen Gott.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 H\u252 ?ten wir uns also, von uns selber zu reden. Das macht uns schon bei den Menschen ver\u228 ?chtlich und dem lieben Gott ist es zum Abscheu. Je gr\u246 ?\u223 ?er daher unsere Verdienste sind, um so bescheidener sollen wir von uns reden; so werden wir die h\u246 ?chste Ehre erlangen, bei den Menschen wie bei Gott; oder vielmehr bei Gott nicht blo\u223 ? Ehre, sondern auch \u252 ?berreichen Lohn. Fordere darum den Lohn nicht selbst, damit du des Lohnes nicht verlustig gehest. Bekenne, dass es nur eine Gnade ist, wenn du gerettet wirst, dann wird Gott sich als deinen Schuldner bekennen, nicht wegen deiner guten Werke, sondern auch ob solcher edlen Gesinnung. Wenn wir n\u228 ?mlich gute Werke verrichten, so ist er nur unser Schuldner f\u252 ?r die guten Werke, wenn wir das Gute aber nicht uns zuschreiben, so belohnt er uns auch noch f\u252 ?r diese Gesinnung, und f\u252 ?r sie noch mehr als f\u252 ?r die Verdienste selber. Sie ist also mindestens ebensoviel wert wie jene. Denn wo diese nicht ist, erscheinen auch jene nicht gro\u223 ?. Auch wir haben ja unsere Dienstboten dann am liebsten, wenn sie in allem gutwillig dienen, und sich doch nicht einbilden, etwas Gro\u223 ?es geleistet zu haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Willst du also den Wert deiner Verdienste erh\u246 ?hen, so halte sie nicht f\u252 ?r etwas Gro\u223 ?es; dann erst werden sie gro\u223 ?. So sprach auch der Hauptmann: \u8220"Ich bin nicht w\u252 ?rdig, dass du eingehst unter mein Dach\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 8,8\par} } ; eben dadurch aber machte er sich w\u252 ?rdig, und ward h\u246 ?her gesch\u228 ?tzt als alle Juden. Ebenso sagt Paulus: \u8220"Ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 15,9\par} } , und gerade deswegen ward er der erste von allen. Auch Johannes der T\u228 ?ufer sagt: \u8220"Ich bin nicht w\u252 ?rdig, ihm auch nur den Riemen seiner Schuhe aufzul\u246 ?sen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 1,7; Mt 6,11\par} } . Deswegen aber liebte ihn der Br\u228 ?utigam, und die Hand, die er f\u252 ?r unw\u252 ?rdig hielt, die Schuhriemen zu ber\u252 ?hren, die hat Christus auf sein eigenes Haupt niedergezogen. In gleicher Weise sagt auch Petrus: \u8220"Geh fort von mir, ich bin ein s\u252 ?ndiger Mensch\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 5,8\par} } ; daf\u252 ?r wurde er zum Fundament der Kirche gemacht. Nichts liebt eben Gott so sehr, als sich selbst unter die Geringsten zu rechnen. Das ist der Anfang aller Weisheit. Wer dem\u252 ?tig und zerknirscht ist, wird nicht dem Ehrgeiz, nicht dem Zorne und nicht dem Neid, auch keiner anderen Leidenschaft verfallen. Eine zerschmetterte Hand werden wir gegen niemand erheben k\u246 ?nnen, wenn wir auch noch so gern Streit anfangen m\u246 ?chten. Wenn also die Seele in \u228 ?hnlicher Weise zerknirscht ist, so wird sie sich nicht im geringsten \u252 ?berheben k\u246 ?nnen, und wollten auch tausend Leidenschaften sie aufgeblasen und hochm\u252 ?tig machen. Wenn schon der, der in irdischen Dingen einen Verlust zu beklagen hat, alle Leidenschaften der Seele verbannt, um wieviel mehr wird der, der seine S\u252 ?nden bereut, aus solcher Weisheit Nutzen sch\u246 ?pfen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber, fragst du, wer kann sein Herz also zerknirscht machen? H\u246 ?re, was David sagt, der sich ja hierin mehr als irgend jemand ausgezeichnet hat, und sieh, wie zerknirscht er in seinem Herzen war. Als er schon tausend gro\u223 ?e Taten verrichtet hatte, stand er in Gefahr, sein Land, sein Haus, ja sein Leben zu verlieren. Gerade in dieser Stunde des Ungl\u252 ?cks sah er einen gemeinen, verworfenen Soldaten, der ihm schm\u228 ?hte und beschimpfte. Er aber, weit entfernt, ihn ebenfalls zu schm\u228 ?hen, hinderte sogar einen der Heerf\u252 ?hrer, denselben zu t\u246 ?ten und sagte: \u8220"Lasst ihn, der Herr hat ihn also gehei\u223 ?en\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 K\u246 ?n 16,11\par} } . Als ein andermal die Priester ihn baten, in seiner Begleitung die Bundeslade mit sich f\u252 ?hren zu d\u252 ?rfen, da duldete er es nicht, sondern antwortete wie? \u8220"Stellet{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Bundeslade\par} } in den Tempel, wenn der Herr mich befreit aus den H\u228 ?nden der B\u246 ?sen, werde ich ihre Herrlichkeit schauen. Wenn er mir aber sagt: Ich habe kein Wohlgefallen an dir, so bin ich bereit; er m\u246 ?ge mit mir verfahren, wie es am besten ist vor seinem Angesicht\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 15,25.26\par} } . Auch die Art, wie er an Saul ein, zwei, ja mehreremal gehandelt hat, welches \u220 ?berma\u223 ? von Fr\u246 ?mmigkeit beweist sie nicht! Das ging sogar \u252 ?ber das alttestamentliche Gesetz hinaus und kam bereits den Satzungen der Apostel nahe. Darum hat er alles willig angenommen, was vom Herrn kam, hat nicht gerechtet wegen dessen, was geschah, sondern auf eines nur war all sein Sinnen und Trachten gerichtet, \u252 ?berall zu gehorchen und seine Gesetze zu befolgen. Da, nachdem er sich schon so gro\u223 ?m\u252 ?tig gezeigt, sah er den Tyrannen, den Vater- und Bruderm\u246 ?rder, den \u220 ?berm\u252 ?tigen, den Wutschnaubenden, der statt seiner die ihm geh\u246 ?rende K\u246 ?nigskrone trug, und auch dar\u252 ?ber geriet er noch nicht in Zorn. Wenn es Gott gef\u228 ?llt, sagte er, dass ich vertrieben und fl\u252 ?chtig umherirre, jener aber in Glanz und Ehre sei, bin ich\u8217's zufrieden und nehme es an, und ich werde ihm nur Dank wissen f\u252 ?r das viele B\u246 ?se, das er mir zuf\u252 ?gt. Nicht so machen es die Anma\u223 ?enden und Verwegenen. Auch wenn sie nicht den hundertsten Teil von seinen Verdiensten aufzuweisen haben, so brauchen sie nur andere Leute in Gl\u252 ?ck zu sehen. w\u228 ?hrend es ihnen ein wenig schlecht geht, und gleich st\u252 ?rzen sie auch noch ihre eigene Seele durch tausend L\u228 ?sterungen ins Verderben. So hat es David nicht gemacht; er zeigte in allem Ma\u223 ? und Milde. Darum hat auch Gott gesagt: \u8220"Ich fand in David, dem Sohn des Jesse, einen Mann nach meinem Herzen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 88,4.21\par} } Diese Gesinnung sollen auch wir uns erwerben, und was immer uns widerfahren m\u246 ?ge, alles bereitwillig ertragen; dann werden wir noch vor dem Jenseits hienieden schon die Frucht unserer Demut pfl\u252 ?cken. Denn: \u8220"Lernet von mir,\u8221" sagte der Herr, \u8220"ich bin sanftm\u252 ?tig und dem\u252 ?tig von Herzen und ihr werdet Ruhe finden f\u252 ?r eure Seelen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 11,29\par} } . Damit wir also in dieser wie in der anderen Welt Ruhe und Frieden genie\u223 ?en, seien wir eifrig darauf bedacht, die Mutter aller Tugenden, die Demut, unseren Seelen einzupflanzen. So werden wir nicht blo\u223 ? das Meer dieses irdischen Lebens ohne St\u252 ?rme durchfahren k\u246 ?nnen, sondern auch in den ruhigen stillen Hafen des Jenseits gelangen, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht sei in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Vierte Homilie. Kap.1, V.17-22.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: \u8222 ?Der Geschlechter von Abraham bis David also sind es im ganzen vierzehn, und von David bis zur babylonischen Gefangenschaft wieder vierzehn, und ebenso von der babylonischen Gefangenschaft bis zu Christus vierzehn.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Evangelist hat die ganze Ahnenreihe in drei Gruppen geteilt. Er wollte dadurch zeigen, dass die Juden auch dann nicht besser wurden, als die Verfassung des Landes sich \u228 ?nderte, dass sie vielmehr gleich schlecht blieben, ob sie unter der Herrschaft des Adels, des K\u246 ?nigtums oder der Oligarchie standen; und sei es, dass Volksanf\u252 ?hrer oder Priester oder K\u246 ?nige das Land regierten, sie wiesen nicht mehr Tugend auf. Warum aber hat der Evangelist in der mittleren Gruppe drei K\u246 ?nige \u252 ?bergangen, und in der letzten nur zw\u246 ?lf Ahnen genannt, w\u228 ?hrend er doch sagte, es seien vierzehn? Den ersten Zweifel \u252 ?berlasse ich euch selber zur L\u246 ?sung; man muss euch ja nicht alles gleich selber beantworten, damit die Sache nicht langweilig wird. Die zweite Frage dagegen will ich beantworten. Mir scheint, er habe hier auch die Zeit der{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 babylonischen\par} } Gefangenschaft als Generation gerechnet, und dann Christus selbst, den er so nach allen Seiten hin mit uns verbindet. Mit Recht gedenkt er aber auch jener Gefangenschaft, weil er uns zeigen will, dass die Juden nicht einmal dadurch besser geworden sind. So erkennt man dann die absolute Notwendigkeit der Ankunft des Herrn.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum aber, fr\u228 ?gst du, tut Markus nicht das gleiche, und gibt nicht einmal die Stammtafel Christi, sondern fasst alles nur ganz kurz zusammen? Ich glaube, Matth\u228 ?us hat fr\u252 ?her als die anderen mit seiner Arbeit begonnen; darum stellte er auch das Geschlechtsregister sorgf\u228 ?ltig zusammen und hebt hervor, was wichtig ist. Markus dagegen schrieb erst nach ihm und folgte deshalb dem k\u252 ?rzeren Weg, da er ja nur Dinge zu bieten hatte, die schon gesagt und allgemein bekannt waren. Wie kommt es aber dann, dass Lukas die Stammtafel bringt und sie sogar noch erweitert? Weil eben Matth\u228 ?us ihm vorausgegangen war, so wollte er uns \u252 ?ber einiges noch genauer unterrichten. Auch haben beide in gleicher Weise ihren Lehrmeister nachgeahmt: der eine den Paulus, dessen Reden reicher str\u246 ?mten als die Wasser der Fl\u252 ?sse, der andere den Petrus, der mehr auf K\u252 ?rze bedacht war.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum aber hat Matth\u228 ?us nicht, wie der Prophet, mit den Worten begonnen: \u8222 ?Das Gesicht, das ich schaute\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 1,1\par} } , und: \u8222 ?Eine Rede ward mir mitgeteilt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 1,2\par} } . Weil er nur f\u252 ?r gutgesinnte Leute schrieb, die ohnehin schon bereit waren, seinen Worten eifrig zu lauschen. Auch die geschehenen Wunder gaben ja lautes Zeugnis, und diejenigen, welche{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das Evangelium\par} } angenommen hatten, waren gar stark in ihrem Glauben. Zur Zeit der Propheten dagegen geschahen keine so gro\u223 ?en Wunder, die f\u252 ?r sie Zeugnis abgelegt h\u228 ?tten, und au\u223 ?erdem erstand auch eine gro\u223 ?e Anzahl falscher Propheten, auf die das j\u252 ?dische Volk noch lieber h\u246 ?rte. Darum war gerade f\u252 ?r sie eine solche Einleitung notwendig. Wenn aber auch je einmal Wunderzeichen geschahen, so geschahen sie der Heiden wegen, damit viele von ihnen Proselyten w\u252 ?rden, oder auch, damit die Macht Gottes gezeigt werde; wenn sie n\u228 ?mlich bisweilen von Feinden besiegt wurden, so schrieben sie diesen Sieg der Macht der{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 feindlichen\par} } G\u246 ?tter zu. So z.B. in \u196 ?gypten, von wo ja eine ganz gemischte Bev\u246 ?lkerung auszog; den gleichen Zweck hatten sp\u228 ?ter in Babylon die Wunder mit dem Feuerofen und den Traumgesichten. Aber auch in der W\u252 ?ste, wo sie ganz unter sich waren, geschahen Wunder, wie ja auch bei uns. Denn auch bei uns geschahen viele Wunder zur Zeit, da wir uns vom Irrtum{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Heidentums\par} } bekehrten. Als aber dann der Same des Evangeliums \u252 ?berall ausgestreut war, h\u246 ?rten sie auf. Wenn aber auch sp\u228 ?ter{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 nach dem Auszug aus \u196 ?gypten\par} } noch Wunder geschahen, so kamen sie doch nur selten und vereinzelt vor, wie z.B. da die Sonne stille stand oder auch r\u252 ?ckw\u228 ?rts ging.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Etwas \u196 ?hnliches konnten wir aber auch in unserer Zeit beobachten. In unseren eigenen Tagen, unter der Regierung des gottlosen Julian ereigneten sich viele au\u223 ?ergew\u246 ?hnliche Dinge. Als n\u228 ?mlich die Juden sich anschickten, den Tempel zu Jerusalem wieder aufzubauen, brach Feuer aus dem Boden hervor und jagte alle auseinander. Und als er in seinem Taumel auch die heiligen Gef\u228 ?\u223 ?e entweihte, da wurden sein Schatzmeister und sein Schwager, der ebenfalls Julian hie\u223 ?, der eine von W\u252 ?rmern zerfressen, der andere barst mitten auseinander. Das gr\u246 ?\u223 ?te Wunderzeichen aber war, dass die Quellen versiegten, als man dort Opfer darbringen wollte, und dass in allen St\u228 ?dten, die der Kaiser betrat, Hungersnot ausbrach.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So pflegt es Gott zu machen. Wenn die S\u252 ?nde \u252 ?berhand nimmt und er die Seinigen in Bedr\u228 ?ngnis wei\u223 ?, seine Feinde aber in tyrannischer Wut gegen sie entflammt sieht, dann zeigt er seine eigene Macht. So tat er, als die Juden in Babylonien{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Chrysostomus sagt f\u252 ?r das sp\u228 ?ter von den Persern eroberte Babylonien fast immer Persien\par} } waren. Es geht also aus dem Gesagten klar hervor, dass der Evangelist die Vorfahren Christi nicht blo\u223 ? nach Willk\u252 ?r oder Zufall in drei Gruppen geteilt hat. Beachte aber, wo er anf\u228 ?ngt und wo er aufh\u246 ?rt? Von Abraham geht er bis David; von David bis zum babylonischen Exil, und von diesem bis zu Christus. Auch im Anfang erw\u228 ?hnt er bereits beide nacheinander, und am Schluss wiederholt er ebenfalls beide. An sie waren n\u228 ?mlich, wie ich schon fr\u252 ?her sagte, die Verhei\u223 ?ungen ergangen. Warum aber hat er den Aufenthalt in \u196 ?gypten nicht erw\u228 ?hnt, w\u228 ?hrend er des babylonischen Exils gedachte? Weil sie die \u196 ?gypter nicht mehr f\u252 ?rchteten, vor den Babyloniern aber immer noch zitterten; auch war das erst l\u228 ?ngst schon vor\u252 ?ber, das andere aber noch neu und in frischer Erinnerung; auch kamen sie nach \u196 ?gypten nicht ob ihrer S\u252 ?nden, nach Babylon aber wurden sie ob ihrer Missetaten gef\u252 ?hrt. Wollte sich aber jemand auch auf die Auslegung ihrer Namen einlassen, so f\u228 ?nde er auch da manch tiefe Gedanken, die viel zum Verst\u228 ?ndnis des Neuen Testamentes beitr\u252 ?gen; z.B. in den Namen Abraham, Jakob, Salomon, Zorobabel; denn nicht aus blo\u223 ?em Zufall wurden ihnen diese Namen gegeben. Um aber nicht durch allzu gro\u223 ?e Weitl\u228 ?ufigkeit l\u228 ?stig zu fallen, wollen wir diese Namen \u252 ?bergehen und das Folgende in Angriff nehmen. Nachdem also der Evangelist alle Vorfahren{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Herrn\par} } aufgez\u228 ?hlt hat und bis zu Joseph gekommen ist, blieb er bei diesem nicht stehen, sondern f\u252 ?gte hinzu: \u8222 ?Joseph, den Mann Mari\u228 ?.\u8220" Damit gab er uns zu verstehen, dass er dessen Vorfahren nur um ihretwillen aufgez\u228 ?hlt hatte. Damit du aber nicht etwa glaubst, der Ausdruck \u8222 ?Mann Mari\u228 ?\u8220" setze eine Geburt nach dem allgemeinen Naturgesetz voraus, so beachte, wie er dies in der Folge richtig stellt. Du h\u246 ?rtest das Wort \u8222 ?Mann\u8220", h\u246 ?rtest das Wort \u8222 ?Mutter\u8220", h\u246 ?rtest den Namen, der dem Kinde beigelegt wurde. Jetzt vernimm auch die Art und Weise, wie die Geburt stattfand.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18: \u8222 ?Die Geburt Jesu Christi aber geschah in dieser Weise.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Welche Geburt meinst du? Du hast ja schon s\u228 ?mtliche Vorv\u228 ?ter aufgez\u228 ?hlt! Ja, ich will aber jetzt auch von der Art und Weise der Geburt reden. Siehst du, wie er das Interesse des Zuh\u246 ?rers weckt? Da er etwas ganz Neues vorbringen will, so k\u252 ?ndigt er zum voraus an, er wolle auch \u252 ?ber die Art und Weise sprechen. - Da beachte auch die vollkommen logische Reihenfolge des Gesagten. Er f\u228 ?ngt nicht ohne weiteres von der Geburt zu reden an, sondern macht uns zuerst darauf aufmerksam, das wievielte Glied der Herr sei von Abraham an gerechnet, das wievielte von David, und von der babylonischen Gefangenschaft. Dadurch veranlasst er einen aufmerksamen Zuh\u246 ?rer, die Zeitabst\u228 ?nde zu pr\u252 ?fen, und zeigt ihm so, dass dieser eben jener Christus ist, den die Propheten geweissagt haben. Wenn du n\u228 ?mlich die Generationen z\u228 ?hlst und an der Zeit merkst, dass dieser der Verhei\u223 ?ene ist, dann wird es dir auch leicht fallen, an seine wunderbare Geburt zu glauben. Da er eben etwas Gro\u223 ?es verk\u252 ?nden wollte, n\u228 ?mlich seine Geburt aus der Jungfrau, so wollte er nicht gleich mit dem Ausrechnen des Zeitpunktes beginnen, sondern l\u228 ?sst die Sache zuerst im dunklen und redet nur von einem \u8222 ?Mann Mari\u228 ?\u8220"; ja er unterbricht f\u246 ?rmlich die Erz\u228 ?hlung \u252 ?ber die Geburt. \u220 ?brigens z\u228 ?hlt er die Jahre auch deshalb auf, um den Zuh\u246 ?rer daran zu erinnern, dass gerade er derselbe ist, dessen Erscheinen der Patriarch Jakob{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 49,10\par} } voraussagte f\u252 ?r die Zeit, da es keine F\u252 ?rsten aus dem Stamme Juda mehr geben werde; derselbe, von dem der Prophet Daniel{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dan 9,2527\par} } weissagte, er werde nach jenen bekannten vielen Wochen erscheinen. Und wenn jemand diese Jahreswochen, von denen der Engel zu Daniel sprach, von der Erbauung der Stadt an berechnen und bis zur Geburt Christi herabf\u252 ?hren wollte, so w\u252 ?rde er sehen, dass diese{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jahreswochen\par} } mit jenen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 nach den Generationen berechneten Jahren\par} } \u252 ?bereinstimmen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Welches war also jetzt das besondere Merkmal seiner Geburt? \u8222 ?Als seine Mutter Maria verlobt war.\u8220"Er sagte nicht \u8222 ?Jungfrau\u8220", sondern einfach \u8222 ?Mutter\u8220", damit man es leichter verstehe. Nachdem er also den Zuh\u246 ?rer durch die Erwartung auf etwas Nat\u252 ?rliches vorbereitet und hingehalten hat, setzt er ihn erst in Erstaunen durch die Ank\u252 ?ndigung von etwas ganz Au\u223 ?ergew\u246 ?hnlichem, indem er sagt: \u8222 ?Bevor sie zusammen kamen, fand man, dass sie vom Heiligen Geiste empfangen hatte.\u8220" Er sagte nicht: Bevor sie in das Haus ihres Br\u228 ?utigams gef\u252 ?hrt wurde; denn sie war schon darin. Bei den Alten war es n\u228 ?mlich fast \u252 ?berall Sitte, die Br\u228 ?ute im Hause zu behalten, wie wir es ja auch in diesem Falle sehen; auch die Schwiegers\u246 ?hne des Lot waren mit ihm im Hause. Es war also auch Maria zusammen mit Joseph.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum hat sie aber nicht vor der Verlobung empfangen? Damit das Geschehene, wie ich schon anfangs sagte, vorl\u228 ?ufig verborgen bliebe, und die Jungfrau jedem b\u246 ?sen Verdacht entginge. Wenn n\u228 ?mlich derjenige, der am ehesten von allen Veranlassung zu Argwohn gehabt h\u228 ?tte, sie nicht nur nicht an den Pranger stellt und sie nicht der Schande preisgibt, sondern sie auch bei sich aufnimmt und auch noch nach der Empf\u228 ?ngnis f\u252 ?r sie sorgt, so geht daraus klar hervor, dass er vollkommen \u252 ?berzeugt war, das Geschehene sei der Wirkung des Heiligen Geistes zuzuschreiben; sonst h\u228 ?tte er sich nicht damit zufrieden gegeben, und w\u228 ?re ihr nicht in allem zu Diensten gewesen. Ein meisterhafter Zug ist es sodann, dass der Evangelist die Worte hinzugef\u252 ?gt hatte; \u8222 ?Man fand, dass sie schwanger war\u8220"; das pflegte man n\u228 ?mlich bei wunderbaren und \u252 ?berraschenden, ganz unerwarteten Dingen zu sagen. Forsche also auch du nicht weiter nach; wolle nicht mehr wissen, als was der Evangelist gesagt hat, und frage nicht: \u8222 ?Aber wie hat der Heilige Geist dies bei einer Jungfrau vermocht?\u8220" Man kann ja schon das Wirken der Naturkr\u228 ?fte selber bei diesem Bildungsprozesse nicht erkl\u228 ?ren; wie sollen wir also die Wunder des Heiligen Geistes verstehen? Dadurch, dass der Evangelist den Urheber des Wunders nennt, entzog er sich eben allen Einw\u228 ?nden und l\u228 ?stigen Fragen. Er sagt damit gleichsam: Ich wei\u223 ? selber nicht mehr, als dass das, was geschehen ist, durch den Heiligen Geist geschehen ist. Dadurch m\u246 ?gen auch diejenigen besch\u228 ?mt werden, welche die himmlische Geburt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Logos aus dem Vater\par} } gr\u252 ?belnd erforschen wollen. Wenn schon diese Geburt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 aus Maria\par} } , die doch tausend Zeugen hat, die vor so langen Zeiten vorherverk\u252 ?ndet wurde, deren Frucht man sehen und betasten konnte, wenn schon diese niemand erkl\u228 ?ren kann, welches \u220 ?berma\u223 ? von Torheit beweisen dann diejenigen, die jene unaussprechliche Geburt ergr\u252 ?beln und f\u252 ?rwitzig erforschen wollen? Nicht einmal Gabriel, so wenig wie Matth\u228 ?us, konnten uns mehr sagen, als dass diese vom Heiligen Geist bewirkt wurde. Das Wie? aber und die n\u228 ?here Art und Weise hat keiner von beiden erkl\u228 ?rt, und sie konnten es auch nicht. Glaube auch nicht, du habest alles erfahren, wenn du h\u246 ?rst, die Empf\u228 ?ngnis komme vom Heiligen Geist. Auch so wissen wir noch gar vieles nicht. Zum Beispiel, wie es m\u246 ?glich ist, dass der Unendlich vom Mutterscho\u223 ? umschlossen wird; wie der, der alles in sich begreift, im Scho\u223 ?e eines Weibes getragen werden kann; wie eine Jungfrau geb\u228 ?ren und doch Jungfrau bleiben kann? Ja, sage mir doch, wie hat der Heilige Geist jenen Tempel gebildet? Warum hat er nicht den ganzen Leib durch den Mutterscho\u223 ? bilden lassen, sondern nur einen Teil, der dann gr\u246 ?\u223 ?er wurde und sich weiter ausbildete? Denn dass sein Leib aus dem Fleische der Jungfrau gebildet war, bezeugt uns der Evangelist mit den Worten: \u8222 ?denn, was aus ihr geboren ward\u8220", und Paulus sagt: \u8222 ?geworden aus dem Weibe\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 4,4\par} } , womit er diejenigen widerlegte, die da behaupten, Christus sei durch Maria wie durch einen Kanal hindurchgegangen Denn wenn das wahr w\u228 ?re, wozu brauchte er dann \u252 ?berhaupt eine Mutter? Er h\u228 ?tte dann aber auch gar nichts mit uns gemein; er w\u228 ?re Fleisch aus anderem, nicht aus unserem Fleisch. Wie stammte er also noch aus der Wurzel Jesse; wie w\u228 ?re er dann Reis geworden, wie der Menschensohn, wie die Bl\u252 ?te? Und wie w\u228 ?re Maria Mutter? Wie stammte der Herr aus dem Geschlechte Davids; wie h\u228 ?tte er Knechtsgestalt annehmen, wie das Wort Fleisch werden k\u246 ?nnen?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,14\par} } . Wie k\u246 ?nnte Paulus an die R\u246 ?mer schreiben:\u8222 ? Von denen Christus dem Fleische nach abstammt, der zugleich Gott ist, der \u252 ?ber alles herrscht\u8220"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 9,5\par} } Dass er also aus unserem Geschlechte und aus unserem Fleische stammt und aus dem jungfr\u228 ?ulichen Mutterscho\u223 ?, ergibt sich klar aus diesen und aus vielen anderen Gr\u252 ?nden. Das Wie? aber ist noch nicht klar. Versuche also auch du nicht, es zu verstehen, sondern glaube einfach, was dir geoffenbart worden und gr\u252 ?ble nicht dem nach, was dir geheim gehalten worden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19: \u8222 ?Joseph aber, ihr Mann, da er gerecht war und sie nicht \u252 ?berf\u252 ?hren wollte, trug sich mit dem Gedanken, sie heimlich zu entlassen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem der Evangelist gesagt hat: \u8222 ?aus dem Heiligen Geist\u8220" und \u8222 ?ohne menschliches Zutun\u8220", bekr\u228 ?ftigt er seine Worte auch noch auf andere Weise. Damit keiner sage: Wie kannst du das beweisen? Wer hat jemals etwas \u196 ?hnliches gesehen oder geh\u246 ?rt? Damit du den J\u252 ?nger nicht im Verdacht habest, er h\u228 ?tte nur seinem Meister zu Gefallen so etwas erfunden, f\u252 ?hrt er den Joseph ein, der durch seine eigene Erfahrung das Gesagte best\u228 ?tigen kann und sagt damit gleichsam: Wenn du mir nicht glaubst und gegen mein Zeugnis Argwohn hegst, glaube wenigstens diesem: \u8222 ?denn Joseph, ihr Mann war gerecht\u8220". Gerecht hei\u223 ?t aber hier soviel wie: in allem vollkommen Zur Gerechtigkeit geh\u246 ?rt es ja auch, nicht habs\u252 ?chtig zu sein; ja sie ist der Inbegriff jeglicher Tugend. Ganz besonders in diesem Sinne gebraucht die Hl. Schrift das Wort: \u8222 ?Gerechtigkeit\u8220", wie wenn sie z.B. sagt: \u8222 ?Der Gerechte ist wahrhaftig\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ijob 1,1\par} } , und ein anderes Mal: \u8222 ?Es waren beide gerecht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 1,6\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8222 ?Da also Joseph gerecht war\u8220", das hei\u223 ?t: recht und tugendhaft,\u8222 ?wollte er sie heimlich entlassen\u8220".\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Deshalb erz\u228 ?hlt der Evangelist, was geschehen sei, bevor Joseph darum wusste, damit du um so eher glaubest, was nachher geschah. Gewiss, w\u228 ?re sie schuldig gewesen, sie h\u228 ?tte es nicht blo\u223 ? verdient, \u246 ?ffentlich der Schande preisgegeben zu werden, sondern h\u228 ?tte auch der gesetzlichen Strafe unterliegen m\u252 ?ssen. Joseph aber ersparte ihr nicht nur diese schwerere, sondern auch die geringere Strafe, die Schande. Er wollte sie nicht nur nicht strafen, sondern sie nicht einmal blo\u223 ?stellen. Siehst du, wie edel er ist und wie frei von der tyrannischsten aller Leidenschaften? Ihr wi\u223 ?t ja doch, was Eifersucht vermag. Deshalb sagte auch einer, der es wohl wusste: \u8222 ?Voll von Eifersucht ist der Zorn des Mannes, keine Schonung kennt er am Tag der Rache\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Spr 6,34\par} }{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Gerichtes\par} } , und: \u8222 ?Erbarmungslos wie die H\u246 ?lle ist die Eifersucht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hld 8,6\par} } . Auch wir kennen viele, die lieber ihr Leben lassen, als den Verdacht eines eifers\u252 ?chtigen Mannes wecken m\u246 ?chten. Hier handelte es sich aber nicht mehr um blo\u223 ?en Verdacht, denn die fortgeschrittene Schwangerschaft war unverkennbar. Trotzdem war Joseph auch da so frei von aller Leidenschaft, dass er die Jungfrau auch nicht mit einem Gedanken betr\u252 ?ben wollte. W\u228 ?hrend n\u228 ?mlich auf der einen Seite die Schwangerschaft eine s\u252 ?ndhafte zu sein schien, und andererseits die Sache bekannt geben und sie selbst vor Gericht ziehen soviel hie\u223 ?, als sie dem Tode \u252 ?berliefern, so tut er keines von beiden, sondern handelt viel vollkommener, als das Gesetz es verlangte. Denn, da die Zeit der Gnade herannahte, so sollten sich auch die Beispiele solch hohen Lebensideals vervielf\u228 ?ltigen. Wie n\u228 ?mlich die Sonne, auch wenn wir ihre Strahlen noch nicht sehen, doch schon von ferne durch ihr Licht den gr\u246 ?\u223 ?ten Teil der Welt erleuchtet, so hat auch Christus, als er bald aus dem Mutterscho\u223 ? hervorgehen sollte, den ganzen Erdkreis erleuchtet, noch bevor er selbst sichtbar wurde. Deshalb haben schon vor seiner Geburt die Propheten vor Freude gejubelt, haben Frauen geweissagt, ist Johannes schon im Mutterscho\u223 ?e geh\u252 ?pft, ehe er noch zur Welt gekommen war. Darum gibt uns auch Joseph ein so erhabenes Beispiel edler Gesinnung: er hat Maria nicht verklagt, hat sie nicht geschm\u228 ?ht, sondern gedachte nur, sie zu entlassen. In diesem Augenblick, als die Sache schon so stand und nirgends Rat war, da erschien der Engel und machte allen Zweifeln ein Ende. Es ist aber der M\u252 ?he wert zu untersuchen, weshalb der Engel nicht fr\u252 ?her erschien, bevor dem Mann solche Gedanken gekommen waren, sondern erst dann, als er bereits solche Erw\u228 ?gungen anstellte? Es hei\u223 ?t n\u228 ?mlich:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: \u8222 ?W\u228 ?hrend er solches bei sich erwog, kam der Engel\u8220".\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Jungfrau hatte er ja auch vor ihrer Empf\u228 ?ngnis die Botschaft gebracht, und das gibt uns daher ein neues R\u228 ?tsel auf. Wenn n\u228 ?mlich der Engel{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 vorher\par} } auch nichts offenbarte, warum hat aber die Jungfrau geschwiegen, nachdem sie die Botschaft des Engels empfangen hatte. warum hat sie die Zweifel nicht gel\u246 ?st, als sie ihren Br\u228 ?utigam in Sorgen sah? Warum also hat der Engel nicht eher gesprochen, bis Joseph unruhig geworden war? Wir m\u252 ?ssen n\u228 ?mlich diese erste Frage zuerst l\u246 ?sen. Warum also hat er nicht gesprochen? Damit Joseph ihm nicht etwa den Glauben verweigerte, und es ihm nicht ebenso erginge, wie dem Zacharias. Denn nachdem er einmal das Geschehene selber gesehen, war es leicht, zu glauben. Vorher aber war es nicht ebenso leicht. Deshalb schwieg der Engel im Anfang, und auch die Jungfrau sagte aus dem gleichen Grunde nichts. Sie dachte eben, sie w\u252 ?rde bei ihrem Br\u228 ?utigam mit einer so merkw\u252 ?rdigen Geschichte keinen Glauben finden, sondern ihn nur noch erz\u252 ?rnen, durch den Versuch, ihre{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 vermeintliche\par} } S\u252 ?nde zu verbergen. Denn wenn schon sie, die einer solchen Gnade teilhaft werden sollte, menschlich dachte und fragte: \u8222 ?Wie kann dies geschehen, da ich keinen Mann erkenne?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 1,34\par} } , um wieviel mehr h\u228 ?tte er Verdacht gesch\u246 ?pft, zumal da er es aus dem Munde eben des Weibes vernahm, auf das er den Verdacht hatte?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Darum also hat die Jungfrau nichts gesagt; dagegen erschien der Engel zur rechten Zeit. Warum aber, fragst du, hat er es nicht auch bei der Jungfrau so gemacht, und hat ihr nicht erst nach der Empf\u228 ?ngnis seine Botschaft gebracht? Damit sie nicht erschreckt und ganz verwirrt w\u252 ?rde. Wenn ihr n\u228 ?mlich der Sachverhalt nicht ganz klar gewesen w\u228 ?re, so h\u228 ?tte man f\u252 ?rchten m\u252 ?ssen, sie w\u252 ?rde sich mit Selbstmordgedanken tragen, w\u252 ?rde zum Strick oder zum Schwert greifen, wenn sie die Schmach nicht h\u228 ?tte zu ertragen vermocht.{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Chrysostomus spricht hier nur hypothetisch und setzt den Fall rein menschlich betrachtet, um den Gedanken seinen Zuh\u246 ?rern verst\u228 ?ndlich zu machen, will aber damit offenbar nicht sagen, dass er den Fall f\u252 ?r wirklich m\u246 ?glich gehalten h\u228 ?tte. Gleichwohl wirkt f\u252 ?r unsere Zeit auch der rein bedingte Fall eher absto\u223 ?end.\par} } In Wirklichkeit verdient die Jungfrau Bewunderung, und Lukas zeigt uns die Gr\u246 ?\u223 ?e ihrer Tugend, indem er sagt, dass sie bei dem Engelsgru\u223 ? sich nicht sogleich der Freude \u252 ?berlie\u223 ? und die Botschaft nicht angenommen, dass sie vielmehr verwirrt ward und fragte, was dieser Gru\u223 ? bedeute? Bei solcher Seelenverfassung w\u228 ?re sie vielleicht vor lauter Mutlosigkeit gar in Verzweiflung geraten, wenn sie an die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 zuk\u252 ?nftige\par} } Schande dachte; denn sie konnte doch kaum erwarten, dass sie, was immer sie sagen w\u252 ?rde, irgend jemand \u252 ?berzeugen k\u246 ?nnte, sie habe keinen Ehebruch{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 im uneigentlichen Sinn, da sie ja erst verlobt war\par} } begangen. Um also solches zu verh\u252 ?ten, erschien der Engel schon vor der Empf\u228 ?ngnis. Jener Scho\u223 ? sollte nicht in Aufruhr sein, in den der Sch\u246 ?pfer des Weltalls einziehen wollte. Von allen Verwirrungen sollte die Seele frei sein, die gew\u252 ?rdigt war, bei solchen Geheimnissen mitzuwirken. Darum also erschien der Engel der Jungfrau vor der Empf\u228 ?ngnis, dem Joseph aber erst zur Zeit der herannahenden Geburt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das haben manche nicht verstanden, die zu wenig unterrichtet waren, und sagten, es sei ein Widerspruch vorhanden zwischen Lukas, der sage, der Engel habe Maria die Botschaft gebracht, und Matth\u228 ?us, der ihn dem Joseph erscheinen l\u228 ?sst; sie sahen nicht, das beides wahr ist. Das m\u252 ?ssen wir durch das ganze Evangelium hindurch im Auge behalten; denn auf diese Weise k\u246 ?nnen wir viele scheinbare Widerspr\u252 ?che l\u246 ?sen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es kam also der Engel, als Joseph bereits unruhig geworden war. Denn sowohl dessentwegen, was ich fr\u252 ?her gesagt, als auch damit seine Gottesfurcht offenbar w\u252 ?rde, hatte der Engel gez\u246 ?gert zu kommen. Als es aber Zeit war, der Sache ein Ende zu machen, erschien er. \u8222 ?W\u228 ?hrend er dies bei sich \u252 ?berlegte, erschien der Engel dem Joseph im Traume.\u8220" Siehst du, wie gut der Mann war? Nicht nur hat er seine Braut nicht bestraft, er hat auch mit niemand davon geredet, nicht einmal mit ihr selber, an deren Treue er zweifelte, sondern einzig und allein mit sich selbst ging er zu Rate; ja er suchte die Ursache seines Vorhabens sogar vor der Jungfrau selbst noch zu verbergen. Es hei\u223 ?t n\u228 ?mlich nicht: Er wollte sie davonjagen, sondern: sie ihres Versprechens entbinden; so milde und ma\u223 ?voll war der Mann. \u8222 ?W\u228 ?hrend er solches bei sich \u252 ?berlegte, erschien der Engel im Traume.\u8220" Warum denn nicht am hellen Tag, wie den Hirten, dem Zacharias und Maria? Weil der Mann voll Glauben war und eine solche Erscheinung nicht n\u246 ?tig hatte. Die Jungfrau, der etwas so au\u223 ?erordentlich Gro\u223 ?es angek\u252 ?ndigt ward, und mehr noch Zacharias, bedurften schon zum voraus einer au\u223 ?ergew\u246 ?hnlichen Erscheinung; die Hirten aber deshalb, weil sie gar ungebildete Leute waren. Er aber, dessen Seele zwar von b\u246 ?sen Zweifeln gequ\u228 ?lt wurde, der aber doch bereitwillig der erl\u246 ?senden Hoffnung Raum geben wollte, wenn nur jemand kommen und ihm den Weg dahin zeigen m\u246 ?chte, er nimmt die Aufkl\u228 ?rung auch nach der Empf\u228 ?ngnis{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 w\u246 ?rtlich: Geburt=tokon\par} } bereitwillig an. Darum bringt der Engel die Aufkl\u228 ?rung erst, nachdem Joseph bereits Verdacht gesch\u246 ?pft, damit eben dieser Umstand ihm als Beweis f\u252 ?r das Gesagte diene. Denn mit niemanden \u252 ?ber etwas reden, und dann das, was er nur in Gedanken mit sich herumgetragen, aus dem Munde des Engels h\u246 ?ren, war f\u252 ?r ihn ein ganz unzweifelhaftes Zeichen, dass derselbe von Gott gesandt sei. Er allein kann ja die geheimen Gedanken des Herzens schauen. Sieh also, wozu dies alles gut war: der fromme Sinn Josephs hat sich geoffenbart; was ihm zur rechten Zeit gesagt ward, best\u228 ?rkt ihn in seinem Glauben, ohne Verdacht zu wecken, da es ihm klar machte, dass ihm nur widerfahren sei, was jedem Manne h\u228 ?tte widerfahren k\u246 ?nnen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie stellt es nun der Engel an, damit Joseph ihm glaubte? H\u246 ?re und bewundere die Weisheit seiner Worte! Er kam und sagte: \u8222 ?Joseph, Sohn Davids, f\u252 ?rchte dich nicht, Maria zu deinem Weibe zu nehmen!\u8220" Gleich zu Anfang erinnert er ihn an David, von dem Christus abstammen sollte, und damit er nicht verwirrt werde, nennt er seine Vorfahren und macht ihn so auf die Verhei\u223 ?ung aufmerksam, die dem ganzen Geschlecht zuteil geworden. Denn, weshalb nennt er ihn Sohn Davids? Damit er sich nicht f\u252 ?rchte. Freilich hat Gott bei einer anderen Gelegenheit nicht so gehandelt, sondern als jemand mit einem Weibe verbotene Absichten hatte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Pharao mit dem Weibe Abrahams\par} } , da gebrauchte er viel st\u228 ?rkere Worte und sogar Drohungen; und doch lag auch dort der Sache Unwissenheit zugrunde; denn nur aus Unwissenheit nahm Pharao die Sara zu sich; gleichwohl lie\u223 ? Gott ihn hart an; hier aber machte es der Engel viel gelinder. Es handelte sich eben da um ganz bedeutende Dinge, und ein gro\u223 ?er Unterschied bestand zwischen den beiden. Darum bedurfte es keiner Einsch\u252 ?chterung. Denn durch die Worte: \u8222 ?F\u252 ?rchte dich nicht\u8220", zeigt er, dass Joseph in Angst war, er m\u246 ?chte Gott beleidigen, wenn er eine Ehebrecherin zum Weibe behielte; sonst h\u228 ?tte er ja nicht \u252 ?berlegt, ob er sie fortschicken solle? Alles wies also darauf hin, dass der Engel von Gott kam; denn er brachte ja genau alles vor, was Joseph bei sich \u252 ?berlegt und in seinem Inneren gelitten hatte. Nachdem er dann ihren Namen genannt hatte, blieb er dabei nicht stehen, sondern setzte hinzu: \u8222 ?dein Weib\u8220"; so h\u228 ?tte er sie aber nicht genannt, wenn sie sich verfehlt gehabt h\u228 ?tte. Weib aber sagt er hier statt Braut, wie ja auch die Hl. Schrift Brautleute auch vor der Hochzeit oft Eheleute nennt. Was soll aber das: \u8222 ?Nehmen\u8220" bedeuten? Bei sich behalten; denn im Geiste war er ja bereits von ihr getrennt. Diese von dir Geschiedene, will das hei\u223 ?en, behalte bei dir, da ja Gott es ist, der sie dir gibt, nicht ihre Eltern. Er \u252 ?bergibt sie dir aber nicht zur Ehe, sondern damit sie mit dir unter einem Dache wohne, und er \u252 ?bergibt sie dir durch diese meine Worte. Wie Christus in sp\u228 ?terer Zeit sie dem J\u252 ?nger \u252 ?bergab, so \u252 ?bergab sie jetzt der Engel dem Joseph. Als er dann auch die Ursache andeutete, redete er nicht von dem b\u246 ?sen Argwohn; er machte dies viel zarter und r\u252 ?cksichtsvoller; er rechtfertigte sie gerade durch die Ursache ihrer Schwangerschaft, indem er zeigte, dass Joseph gerade aus dem Grunde sie nehmen und mit Recht bei sich behalten solle, der ihm zuerst Furcht eingefl\u246 ?\u223 ?t und um dessentwillen er sie hatte entlassen wollen; dadurch befreite er ihn vollkommen von seinem inneren Kampfe. Nicht nur, sagte er, ist sie keiner S\u252 ?nde schuldig, sie hat sogar auf \u252 ?bernat\u252 ?rliche Weise empfangen. Verbanne also nicht nur jegliche Furcht, sondern gib dich nur um so gr\u246 ?\u223 ?erer Freude hin. \u8222 ?Denn was aus ihr geboren wird, ist vom Heiligen Geist.\u8220" Welch ein Wunder, das alle menschlichen Begriffe \u252 ?bersteigt, und \u252 ?ber die Gesetze der Natur hinausgeht! Wie wird der Mann dies glauben, der nie solches erfahren hat? Auf Grund dessen, sagst du, was geschehen ist, und dessen, was ihm geoffenbart ward. Gerade darum hat er ja alles in seinem Herzen verborgen, was er gelitten, was er gef\u252 ?rchtet, was er im Sinne gehabt hatte, damit er durch dies auch zum Glauben an jenes gef\u252 ?hrt werde; ja nicht nur durch das Vergangene, sondern auch durch das Zuk\u252 ?nftige bringt er ihn dazu.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: \u8222 ?Sie wird aber\u8220", sagte der Engel, \u8222 ?einen Sohn geb\u228 ?ren, und du wirst ihm den Namen Jesus geben.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Denn wenn er auch vom Heiligen Geiste ist, glaube deshalb nicht, die g\u246 ?ttliche Vorsehung habe dir keine Aufgabe dabei zugewiesen. Wenn du auch zur Menschwerdung nicht mitgewirkt hast, wenn auch die Jungfrau unversehrt geblieben, so sollst du, freilich ohne das Vorrecht der Jungfrauschaft ihr zu nehmen, dennoch wie ein wirklicher Vater das Recht haben, dem Kinde diesen Namen beizulegen. Du sollst ihm diesen Namen geben. Denn wenn es auch nicht dein Kind ist, du sollst ihm dennoch sein wie ein Vater. Deshalb kn\u252 ?pfe ich schon von dem Augenblick an, wo ihm, der Name gegeben wird, ein Band zwischen dir und dem Kinde. Damit ihm aber deswegen doch nie jemand f\u252 ?r den Vater{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Kindes\par} } hielte, so h\u246 ?re, mit welcher Genauigkeit er sich im Folgenden ausdr\u252 ?ckt: \u8222 ?Sie wird einen Sohn geb\u228 ?ren\u8220", sagt er. Nicht: \u8222 ?Sie wird dir geb\u228 ?ren\u8220", sondern einfach und ganz allgemein: \u8222 ?Sie wird geb\u228 ?ren\u8220"; denn nicht ihm hat sie geboren, sondern der ganzen Welt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 7.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Deshalb brachte auch der Engel den Namen vom Himmel und hat auch dadurch gezeigt, dass es sich um eine wunderbare Geburt handle; denn es war ja Gott selbst, der durch den Engel dem Joseph den Namen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Kindes\par} } vom Himmel sandte. Das war durchaus nichts Nebens\u228 ?chliches, sondern eine Quelle unendlicher Gnaden. Darum hat auch der Engel diesen Namen genauer erkl\u228 ?rt, weckt so gro\u223 ?e Hoffnungen, und bringt Joseph auch dadurch zum Glauben. Solche Dinge gefallen uns ja meistens schnell; darum setzen wir auch lieber unser Vertrauen auf sie. Nachdem er ihn also mit all diesen Dingen auf den Glauben vorbereitet hat, mit dem Vergangenen, dem Zuk\u252 ?nftigen und Gegenw\u228 ?rtigen, ja sogar durch die Ehre, die er ihm erwies, f\u252 ?hrt er zur rechten Zeit auch noch den Propheten ein, der allem dem die letzte Entscheidung gibt. Noch ehe er ihn aber zum Wort kommen l\u228 ?sst, k\u252 ?ndigt er selbst an, welche Gnaden der Welt durch ihn zustr\u246 ?men sollten. Was sind dies f\u252 ?r Gnaden? Die Befreiung und Erl\u246 ?sung von den S\u252 ?nden. \u8222 ?Denn er\u8220", sagt der Engel, \u8222 ?wird sein Volk erl\u246 ?sen von dessen S\u252 ?nden.\u8220" Auch hier weist er auf etwas Wunderbares hin. Nicht Befreiung von sichtbaren Feinden, von Barbaren verhei\u223 ?t er ihm; nein, etwas viel Gr\u246 ?\u223 ?eres, die Erl\u246 ?sung von S\u252 ?nden; das hatte noch niemand zuvor vermocht. Warum aber, fragst du, sagte er: \u8222 ?Sein Volk\u8220" und f\u252 ?gte nicht auch die Heiden hinzu? Um den Zuh\u246 ?rer nicht jetzt schon zu erschrecken. F\u252 ?r den, der den tieferen Sinn der Worte verstand, hatte er ohnehin auch die Heiden mit inbegriffen \u8222 ?Sein Volk\u8220" sind eben nicht blo\u223 ? die Juden, sondern alle, die zu ihm kommen und den Glauben annehmen. Beachte aber, wie er uns auch auf seine W\u252 ?rde aufmerksam macht, indem er die Juden sein Volk nennt. Das bedeutet nichts anderes, als dass das Kind der Sohn Gottes ist, und dass es sich hier um den K\u246 ?nig des Himmels handelt. S\u252 ?nden nachzulassen steht ja in keines anderen Macht, au\u223 ?er der g\u246 ?ttlichen allein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da uns also ein so herrliches Geschenk zuteil geworden, so wollen wir auch alles tun, uns einer so gro\u223 ?en Wohltat nicht unw\u252 ?rdig zu zeigen. Denn wenn schon die S\u252 ?nden, die vor der Menschwerdung vorkamen, strafbar waren. um wieviel mehr diejenigen, die man nach dieser so unaussprechlichen Gnade begeht? Das sage ich euch nicht ohne Grund, sondern weil ich sehe, dass viele nach der Taufe viel leichtsinniger leben als Ungetaufte, so dass man ihnen den Christen ganz und gar nicht mehr ansieht. Darum kann man weder auf der Stra\u223 ?e, noch in der Kirche recht wissen, wer getauft ist und wer nicht, es sei denn, man wohne zur rechten Zeit den Mysterien bei und passe auf, wen man hinausweist und wer drinnen bleibt. Es sollte aber eigentlich nicht der Ort, sondern das praktische Leben einen kenntlich machen. Weltliche W\u252 ?rden erkennt man ja schon mit Recht an \u228 ?u\u223 ?eren Abzeichen; die unsrigen aber zeigen sich nur durch die Seele. Den Getauften sollte man nicht blo\u223 ? an seiner Gabe{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 jeder Getaufte brachte bei der hl. Messe seine Gabe dar\par} } erkennen, sondern auch daran, dass er ein neues Leben beginnt. Der Gl\u228 ?ubige soll das Licht der Welt sein und das Salz der Erde. Wenn du aber nicht einmal in dir selber Licht hast, und deine eigene F\u228 ?ulnis nicht hintanhalten kannst, woran sollen wir dich dann erkennen? Vielleicht daran, dass du in die heiligen Fluten hinabgestiegen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Anspielung auf die Taufe durch Untertauchen in flie\u223 ?endem Wasser\par} } . Aber gerade das wird dir Strafe zuziehen. Je gr\u246 ?\u223 ?er die Gnade, um so gr\u246 ?\u223 ?er die Strafe f\u252 ?r diejenigen, die in ihrem Leben der Gnade nicht entsprachen. Der{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gl\u228 ?ubige\par} } Christ soll eben nicht blo\u223 ? mit den Talenten gl\u228 ?nzen, die er von Gott erhalten, sondern auch mit den Zinsen, die er aus ihnen genommen. An allem soll man ihn erkennen, am Gang, am Blick, an der Haltung, an der Stimme. Damit will ich aber nicht sagen, dass wir uns so verhalten sollen, blo\u223 ? um gesehen zu werden, sondern um diejenigen, die uns sehen, zu erbauen. Woran immer ich dich nun aber auch zu erkennen suche, immer finde ich, dass du durch das Gegenteil auff\u228 ?llst. Wenn ich dich an deinem Platz{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in der Kirche\par} } zu erkennen suche, so finde ich, dass du im Zirkus, im Theater und mit sonstigen unerlaubten Dingen den Tag zubringst, mit b\u246 ?sen Reden auf der Stra\u223 ?e oder in Gesellschaft verdorbener Menschen. Will ich dich am Ausdruck deines Gesichtes erkennen, so sehe ich nur immer ausgelassenes Lachen, wie man es h\u246 ?chstens bei einer verkommenen, frechen Dirne gew\u246 ?hnt ist; wenn aber an deinen Kleidern, so finde ich dich nicht besser als Schauspieler; wenn an deinen Freunden, so ziehst du nur mit Schmarotzern und Schmeichlern herum; wenn an deinen Reden, so h\u246 ?re ich da kein gesundes Wort, keines, das nicht \u252 ?berfl\u252 ?ssig, keines, das lebenspendend w\u228 ?re; schaue ich endlich auf deine Tafel, so finde ich da noch weit mehr Stoff zu Vorw\u252 ?rfen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 8.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Woran also, sag mir, soll ich dich als Christ zu erkennen verm\u246 ?gen, da doch alles, was ich da aufgez\u228 ?hlt habe, auf das Gegenteil hinweist? Was rede ich aber von Christ? Man kann ja nicht einmal recht sehen, ob du \u252 ?berhaupt ein Mensch bist? Denn wenn du ausschl\u228 ?gst wie ein Esel, Spr\u252 ?nge machst wie ein Stier, nach Weibern gierst wie ein Hengst, so gierig frissest wie ein B\u228 ?r, dich m\u228 ?stest wie ein Maulesel, rachs\u252 ?chtig bist wie ein Kamel, r\u228 ?uberisch wie ein Wolf, zornm\u252 ?tig wie eine Schlange, wenn du stichst wie ein Skorpion, verschmitzt bist wie ein Fuchs, giftgeschwollen wie eine Natter und eine Viper, geh\u228 ?ssig bist gegen deine Br\u252 ?der wie der b\u246 ?se D\u228 ?mon, wie soll ich dich da noch f\u252 ?r einen Menschen halten, da ich in dir die Merkmale der Menschennatur nicht mehr sehe? W\u228 ?hrend ich den Unterschied zwischen Katechumenen und Getauften suche, bin ich in Gefahr, nicht einmal den zwischen einem Menschen und einem, wilden Tiere zu finden. Oder wie soll ich dich nennen? ein wildes Tier? Aber jedes wilde Tier hat doch nur eine dieser schlechten Eigenschaften, du aber vereinigst sie alle zugleich und \u252 ?bertriffst sie durch deine Schlechtigkeit noch bedeutend. Oder soll ich dich einen D\u228 ?mon hei\u223 ?en? Aber der Teufel dient wenigstens nicht der Lust des Fleisches und ist nicht l\u252 ?stern nach Reichtum. Wenn du also noch schlechter bist als wilde Tiere und D\u228 ?monen, sag\u8217' mir, wie soll ich dich da einen Menschen nennen? Wenn du aber den Namen Mensch nicht verdienst, wie soll ich dir den eines Christen geben?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was aber noch viel schlimmer ist: obwohl wir so schlecht sind, wir beachten gar nicht, wie missgestaltet unsere Seele ist, kennen nicht einmal ihre H\u228 ?sslichkeit. Wenn du aber in der Barbierstube sitzest, um deine Frisur ordnen zu lassen, da nimmst du den Spiegel und siehst genau wie die Haare liegen, ja fragst auch noch die Umstehenden und den Barbier selbst, ob auch die Frisur um die Stirne herum recht sch\u246 ?n gelungen sei. Ja sogar Greise sch\u228 ?men sich oft nicht, noch j\u252 ?nger erscheinen zu wollen, als sie sind. Wenn aber unsere Seele missgestaltet, ja tierisch geworden ist wie die einer Szilla oder einer Chim\u228 ?re, wie die heidnischen Fabeln lehren, so geht uns das nicht im geringsten zu Herzen. Und doch gibt es auch hierf\u252 ?r einen geistigen Spiegel, der noch viel besser und brauchbarer ist als jener; denn er zeigt uns nicht nur unsere H\u228 ?sslichkeit, sondern er verwandelt sie auch in unvergleichliche Sch\u246 ?nheit, wenn wir es nur wollen. Dieser Spiegel aber ist das Andenken an edle M\u228 ?nner, die Geschichte ihres Lebens ist die Lesung der Hl. Schrift, sind die Gesetze, die uns Gott gegeben. Ja, wenn du nur ein einziges Mal die Bilder jener Heiligen sehen wolltest, und deine eigene h\u228 ?ssliche Seele daneben schautest, du brauchtest nichts anderes mehr, um dich von solcher Makel zu befreien. Gerade daf\u252 ?r dient uns dieser Spiegel, dass er uns die Bekehrung erleichtert. Keiner mache es also fernerhin noch den unvern\u252 ?nftigen Tieren gleich.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn schon der Knecht{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der ungeratene Sohn im Evangelium\par} } das Haus seines Vaters nicht betrat, wie willst du die Schwelle \u252 ?berschreiten, der du einem wilden Tiere gleichgeworden bist? Und was sag\u8217' ich: einem wilden Tiere? Wer so geworden, ist ja noch viel schlimmer als ein wildes Tier; denn diese sind von Natur aus wild und doch werden sie oft durch die Kunst der Menschen gez\u228 ?hmt; du aber, der du jene nat\u252 ?rliche Wildheit in unnat\u252 ?rliche Zahmheit verwandelst, was hast du noch f\u252 ?r eine Entschuldigung, wenn du deine eigene nat\u252 ?rliche Zahmheit in unnat\u252 ?rliche Wildheit verkehrst? Das Tier, das von Natur aus wild ist, l\u228 ?ssest du sehen, nachdem du es gez\u228 ?hmt hast, dich selbst aber, der du von Natur aus zahm sein solltest, zeigst du in unnat\u252 ?rlichem Zorne. Den L\u246 ?wen b\u228 ?ndigst du und machst ihn zahm, deinen eigenen Zorn aber l\u228 ?ssest du wilder werden, als je dein L\u246 ?we war. Und doch erschwerten dir zwei Umst\u228 ?nde die Sache: erstens, dass dieses Tier keine Vernunft besitzt, und zweitens, dass es von allen das wildeste ist. Und doch hast du mit dem von Gott dir verliehenen Verstande auch seine Natur besiegt. Nachdem du also sogar die Natur wilder Tiere bezwungen, warum gibst du bei dir selbst nicht blo\u223 ? die Natur, sondern sogar das Vorrecht freier Selbstbestimmung preis? Ja, hie\u223 ?e ich dich einen anderen Menschen z\u228 ?hmen, du w\u252 ?rdest nicht glauben, ich h\u228 ?tte dir etwas Unm\u246 ?gliches aufgetragen; und doch k\u246 ?nntest du mir einwenden, du seiest nicht der Herr \u252 ?ber den Willen eines anderen. Hier aber handelt es sich um das wilde Tier, das in dir selber steckt, \u252 ?ber das du vollkommene Macht besitzest.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 9.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Welche Entschuldigung hast du also, welch\u8217' annehmbare Ausrede kannst du vorbringen, wenn du einen L\u246 ?wen zum Menschen machst, und es f\u252 ?r nichts achtest, dass du selbst aus einem Menschen ein L\u246 ?we geworden bist? Jenem hast du gegeben, was \u252 ?ber seine Natur hinausging, f\u252 ?r dich selbst hast du nicht einmal das behalten, was deiner Natur entsprach. Wilden Tieren hast du mit M\u252 ?he die Zahmheit des Menschen beizubringen gesucht; dich selber st\u252 ?rzest du vom k\u246 ?niglichen Thron herab und \u252 ?berl\u228 ?sst dich der Wildheit jener Tiere. Ja, denke doch nur daran, dass auch der Zorn ein wildes Tier ist. Die M\u252 ?he, die andere auf L\u246 ?wen verwenden, die gib dir doch auch um deinetwillen, und mache, dass deine Seele sanft und milde wird. Auch dieser L\u246 ?we{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Seele\par} } hat furchtbare Z\u228 ?hne und Krallen, und richtet alles zugrunde, wenn du ihn nicht z\u228 ?hmst. Ja, kein{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wirklicher\par} } L\u246 ?we, keine Schlange kann so die Eingeweide zerfleischen wie der Zorn. der dies fortgesetzt mit eisernen Krallen tut. Denn der Zorn schadet nicht nur dem Leibe, auch die Gesundheit der Seele richtet er zugrunde, verzehrt, zerrei\u223 ?t, vernichtet ihre ganze Kraft, macht sie zu allem unbrauchbar. Wenn jemand W\u252 ?rmer in seinen Eingeweiden hat, so kann er kaum mehr atmen, da alles sich in seinem Innern verzehrt; wie werden dann wir, denen eine solche Schlange{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Zorn\par} } das ganze Innere zernagt, etwas Ordentliches leisten k\u246 ?nnen? Wie k\u246 ?nnen wir also diese Seuche los werden? Wenn wir einen gewissen Trank nehmen, dann k\u246 ?nnen wir die W\u252 ?rmer und Schlangen in unserem Innern vertilgen. Doch welcher Trank, fragst du, h\u228 ?tte wohl so gro\u223 ?e Kraft? Das ehrw\u252 ?rdige Blut Christi, wenn mit reinem Gewissen genommen. Dies kann jede Krankheit heilen, und mit ihm kann es das eifrige Anh\u246 ?ren der Hl. Schrift, das von Almosen begleitet wird; durch all dies k\u246 ?nnen wir die Leidenschaften tilgen, die unsere Seele entstellen. Erst dann werden wir wirklich sein wie Lebende, w\u228 ?hrend wir jetzt um nichts besser daran sind als Tote; denn es ist nicht m\u246 ?glich, dass, w\u228 ?hrend jene{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Leidenschaften\par} } leben, auch wir leben; sie m\u252 ?ssen uns zugrunde richten. Wenn wir sie nicht in dieser Welt zuerst abt\u246 ?ten, so werden sie uns in der anderen vollst\u228 ?ndig verderben; ja selbst vor jenem ewigen Tod legen sie uns schon hienieden die schrecklichsten Strafen auf. Denn von all diesen Leidenschaften, roh, gewaltt\u228 ?tig, uners\u228 ?ttlich, wie sie sind, h\u246 ?rt keine einzige jemals auf, uns t\u228 ?glich zu verzehren. Ihre Z\u228 ?hne sind wie die des L\u246 ?wen, ja weit furchtbarer noch. Sobald n\u228 ?mlich der L\u246 ?we ges\u228 ?ttigt ist, l\u228 ?sst er auch alsbald von dem Opfer, das ihm in die Klauen fiel; diese Leidenschaften hingegen werden niemals satt, lassen niemals{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 von ihrem Opfer\par} } ab, bis der Mensch, den sie ergriffen, dem Teufel nahe ist. So gro\u223 ? ist ihre Macht, dass sie dieselbe Knechtschaft, zu der Paulus sich gegen\u252 ?ber Christus bekannte, um dessentwillen er H\u246 ?lle und Himmel gering achtete, auch von ihren Opfern verlangen. Denn wenn einer der Fleischeslust, der Habsucht, dem Ehrgeiz verfallen ist, so spottet auch er der H\u246 ?lle und des Himmels.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Seien wir also nicht ungl\u228 ?ubig, wenn Paulus sagt, er habe Christus so sehr geliebt. Denn wenn man Menschen findet, die ihren Leidenschaften so ergeben sind, wie wird man jenes unglaublich finden k\u246 ?nnen? Darum ist ja unsere Liebe zu Christus oft so schwach, weil die Liebe zu diesen Leidenschaften unsere ganze Kraft verzehrt. Wir rauben, \u252 ?bervorteilen, jagen eitlem Ruhme nach; und was g\u228 ?be es Nichtigeres als ihn? Denn wenn du auch tausendmal angesehen wirst, du bist darum nicht besser als jene, die niemand ehrt, ja gerade darum noch ver\u228 ?chtlicher. Denn wenn diejenigen, die bereit sind, dich zu loben und bei anderen als ausgezeichneten Menschen hinzustellen, sich eben deshalb \u252 ?ber dich lustig machen, weil du nach ihren Lobhudeleien Verlangen tr\u228 ?gst, wie wird dir da das Begehren nach solchen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 unerlaubten\par} } Dingen nicht weit eher das Gegenteil eintragen? Sie werden nur zu deinen Ankl\u228 ?gern werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 10.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie derjenige, der einen geilen Ehebrecher und Unz\u252 ?chtigen lobt und ihm schmeichelt, ihn eben dadurch weit mehr anklagt als lobt, so sind auch wir, wenn wir alle den Ehrgeizigen loben, weit mehr Ankl\u228 ?ger als Lobspender derer, die ger\u252 ?hmt sein wollen. Was jagst du also Dingen nach, die dir doch immer gerade das Gegenteil eintragen? Willst du geehrt werden, so verachte die Ehre, und du wirst ber\u252 ?hmter sein als alle anderen. Warum willst du, dass es dir ergehe wie dem Nabuchodonosor? Auch er hat ein Bild aufgestellt und glaubte, er k\u246 ?nne durch Holz und leblosen Stoff noch gr\u246 ?\u223 ?ere Ber\u252 ?hmtheit erlangen; er, der Lebende, wollte durch unbelebte Dinge noch mehr verherrlicht werden! Siehst du, wie gro\u223 ? solche Torheit ist? Er glaubte sich selber zu ehren und hat sich nur dem Gesp\u246 ?tt preisgegeben. Denn wenn man sieht, wie er auf unbeseelte Dinge mehr vertraute als auf sich und seine eigene Seele, und deshalb blo\u223 ?em Holze solche Ehre erwies, wie sollte man sich da nicht mit Recht \u252 ?ber ihn lustig machen, da er lieber durch Bretter aus Holz,{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 nach der Hl. Schrift war das Standbild von Gold; aber das Ger\u252 ?st oder die S\u228 ?ule, auf der es stand, wird kaum ganz aus Gold gewesen sein\par} } als durch sein eigenes Leben geehrt werden wollte? Das ist gerade so, wie wenn einer mehr auf den Fu\u223 ?boden oder die sch\u246 ?ne Stiege, die er zu Hause hat, stolz sein wollte, als darauf, dass er ein Mensch ist. So machen es aber heutzutage gar viele. Denn wie jener mit seiner Bilds\u228 ?ule, so wollen die einen wegen ihrer Kleider bewundert werden, andere wegen ihres Hauses, wegen ihrer Maulesel und Wagen, auch wegen der S\u228 ?ulen, die in ihrem Hause stehen. Da sie eben verlernt haben, Menschen zu sein, so gehen sie herum und suchen ihren unaussprechlich l\u228 ?cherlichen Ruhm in anderen Dingen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die hervorragenden und gro\u223 ?en Diener Gottes hingegen haben nicht mit solchen Dingen gegl\u228 ?nzt, sondern in ganz anderen, die sich mehr f\u252 ?r sie ziemten. Unter ihnen konnte man Gefangene sehen, Sklaven, J\u252 ?nglinge, Fremde und solche, die nichts Eigenes hatten, und die doch gr\u246 ?\u223 ?er dastanden als einer, der mit all diesen Reicht\u252 ?mern begl\u252 ?ckt ist. Dem Ehrgeiz und Gr\u246 ?\u223 ?enwahn des Nabuchodonosor gen\u252 ?gte auch die gr\u246 ?\u223 ?te Bilds\u228 ?ule nicht, so wenig wie seine Satrapen, Heerf\u252 ?hrer, zahllosen Armeen, Berge von Gold und was immer er sich sonst noch ausdenken mochte. Jenen aber, die von all dem nichts besa\u223 ?en, gen\u252 ?gte ihr Glauben allein; und sie, die nichts dergleichen ihr Eigen nannten, \u252 ?berragten jene, die mit Kronen und Purpur geschm\u252 ?ckt waren, um ebensoviel mehr an Glanz, als die Sonne heller strahlt denn Staub und Erde. Da, im Angesichte der gesamten Welt werden die J\u252 ?nglinge vorgef\u252 ?hrt als Kriegsgefangene und Sklaven. Bei ihrem Erscheinen spr\u252 ?hen die Augen des Herrschers Feuer; ringsum stehen die Feldherrn, die Anf\u252 ?hrer und Obersten und die gesamte Heerschau des Teufels; der Klang von Pfeifen und Trompeten und jeglicher Instrumente t\u246 ?nt zum Himmel und bet\u228 ?ubt von allen Seiten ihre Ohren; der Feuerbrand loht auf zu unerme\u223 ?licher H\u246 ?he, bis in die Wolken reichen seine Feuerzungen; alles ist erf\u252 ?llt von Furcht und Schrecken. Sie aber schreckt von all dem nichts; sie lachen der Umstehenden, wie \u252 ?ber spielende Knaben; sie zeigen sich mannhaft und gefasst, und mit einer Stimme, weit sch\u246 ?ner als Trompetenklang, sprechen sie: \u8222 ?Wisse, o K\u246 ?nig\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dan 3,18\par} } . Sie wollten n\u228 ?mlich den Tyrannen auch nicht mit einem Worte beleidigen, sondern nur ihre Ehrfurcht bezeugen. Darum hielten sie auch keine langen Reden, sondern setzten ihm alles in K\u252 ?rze Auseinander: \u8222 ?Im Himmel\u8220", so sagen sie, \u8222 ?ist Gott, und er hat die Macht, uns zu befreien. Wozu zeigst du uns die Scharen des Volkes, wozu den Feuerofen, die geschliffenen Schwerter, die schrecklichen Speertr\u228 ?ger? Unser Herr steht hoch \u252 ?ber all dem, an Gr\u246 ?\u223 ?e und Macht.\u8220" Wie sie aber bedachten, es k\u246 ?nnte Gott so gefallen, oder er k\u246 ?nnte zulassen, dass sie verbrannt w\u252 ?rden, da wollten sie in diesem Falle nicht als L\u252 ?gner dastehen und sagten darum: \u8222 ?Wenn er uns aber auch nicht befreit, so wisse, wir werden deine G\u246 ?tter doch nicht anbeten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 11.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 H\u228 ?tten sie gesagt, Gott will uns wegen unserer S\u252 ?nden nicht befreien, und w\u228 ?ren dann wirklich nicht gerettet worden, so h\u228 ?tte man ihnen keinen Glauben geschenkt. Deshalb reden sie hier nicht davon; daf\u252 ?r tun sie es dann im Feuerofen selbst, wo sie ununterbrochen ihrer S\u252 ?nden gedenken. Vor dem K\u246 ?nig tun sie nichts dergleichen, sondern versichern nur, sie werden ihre Religion auch dann nicht verraten, wenn das Feuer sie verzehren sollte. Denn nicht um Lohn und Entgelt haben sie so gehandelt, sondern allein aus Liebe, obgleich sie ja Kriegsgefangene und Sklaven waren und keinerlei Annehmlichkeiten sich erfreuten. Vaterland, Freiheit und Eigentum hatten sie alles verloren. Da komme mir nicht mit den Ehren, die sie am Hofe genossen. Als heilige und gerechte M\u228 ?nner h\u228 ?tten sie tausendmal lieber zu Hause als Bettler gelebt und sich an der Herrlichkeit des Tempels erfreut. \u8222 ?Lieber m\u246 ?chte ich der letzte sein im Hause meines Gottes, als mit S\u252 ?ndern unter einem Dache wohnen\u8220", und: \u8222 ?Besser ist ein Tag in Deinen Zelten, als tausend andere\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 83,11\par} } . Tausendmal lieber w\u228 ?re es ihnen also gewesen, zu Hause verachtet, als wie in Babylon K\u246 ?nig zu sein. Das beweisen auch ihre Reden im Feuerofen, dass ihnen n\u228 ?mlich der Aufenthalt in Babylon gar schwer fiel. Denn wenn ihnen auch viele Ehrenbezeugungen zuteil wurden, so schmerzte sie doch der Anblick des Ungl\u252 ?ckes ihrer Br\u252 ?der gewaltig. So ist es gew\u246 ?hnlich bei den Heiligen. Nicht Ruhm, nicht Ehre, gar nichts ziehen sie dem Wohle ihrer Br\u252 ?der vor. Siehe also nur, wie sie mitten im Feuerofen f\u252 ?r das ganze Volk flehen. Und wir? Wir denken nicht einmal in Zeiten der Ruhe und des Friedens an unsere Br\u252 ?der. Und da sie Traumgesichte erforschten, hatten sie nicht ihr eigenes Wohl im Auge, sondern das der Gesamtheit; denn dass sie selbst des Todes nicht achteten, haben sie nachher auf vielfache Weise gezeigt. \u220 ?berall bieten sie sich selbst als Opfer an, um Gott zur Milde zu stimmen, Dann, als sie sich allein nicht f\u252 ?r gen\u252 ?gend halten, nehmen sie ihre Zuflucht zu ihren V\u228 ?tern; von sich selbst aber sagen sie, dass sie nichts anderes mitbringen, als einen zerknirschten Geist{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 vgl. Dan 3,35-39\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Diese{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 J\u252 ?nglinge\par} } wollen also auch wir nachahmen. Auch vor uns steht ja ein goldenes G\u246 ?tzenbild, der verf\u252 ?hrerische Mammon. Horchen wir aber nicht auf die Pauken, nicht auf die Fl\u246 ?ten und die Zimbeln, noch auf anderen eitlen Schein des Reichtums. Nein, lieber wollen wir in den Feuerofen der Armut geworfen werden, als vor jenem unsere Knie beugen; dann wird auch uns in diesem Feuerofen k\u252 ?hlender Tauwind umwehen. Bangen wir also nicht, wenn wir vom Feuerofen der Armut h\u246 ?ren. Auch damals gingen ja diejenigen, die in den Feuerbrand geschleudert wurden, viel herrlicher daraus hervor, w\u228 ?hrend die anderen, die vor dem Bild niederfielen, zugrunde gingen. Allerdings geschah damals beides zugleich. Bei uns aber geschieht der eine Teil in dieser Welt, der andere in jener, zuweilen aber auch schon hienieden und in der anderen Welt. Diejenigen n\u228 ?mlich, die lieber die Armut erw\u228 ?hlt haben, als vor dem Mammon niederzufallen, werden hienieden und dr\u252 ?ben mehr Ehre finden; wer aber hier ungerechten Reichtum angesammelt, wird dort die allerschwerste Strafe finden. Aus diesem Feuerofen ging auch Lazarus hervor, der nicht weniger glorreich ist als jene drei J\u252 ?nglinge. Der Reiche hingegen, der die Rolle der Bildanbeter vertrat, ward zur H\u246 ?lle verdammt. Jenes war n\u228 ?mlich ein Gleichnis f\u252 ?r dieses. Wie dort denen, die im Feuerofen waren, kein Leid geschah, w\u228 ?hrend die Au\u223 ?enstehenden in der schrecklichsten Weise umkamen, so wird es auch da sein. Die Heiligen, die durch den Feuerofen gehen, bleiben unversehrt, ja ernten Ruhm; die aber das Bild anbeten, werden es erleben m\u252 ?ssen, wie das Feuer, wilder als ein wildes Tier, sie anf\u228 ?llt und hineinzieht. Wer aber nicht an die H\u246 ?lle glaubt, der schaue auf diesen Feuerbrand, und lasse sich durch das, was er sieht, von jenem, was erst bevorsteht, \u252 ?berzeugen, und sei nicht in Furcht vor dem Gl\u252 ?hofen der Armut, sondern dem der S\u252 ?nde. Denn dieser ist in der Tat Feuer und Schmerz. jener nur k\u252 ?hlender Tau und Linderung; bei jenem Ofen steht der Teufel daneben, bei diesem verwehen die Engel die Flammen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 12.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das m\u246 ?gen sich die Reichen gesagt sein lassen, die den Feuerofen der Armut anz\u252 ?nden. Den Armen werden sie gar nicht schaden; sie finden den erquickenden Tau; nur sich selbst \u252 ?berantworten sie als leichte Beute dem Feuer, das sie mit eigenen H\u228 ?nden angez\u252 ?ndet. Damals stieg ein Engel herab zu den J\u252 ?nglingen; so wollen auch wir jetzt herabsteigen zu denen, die im Feuerofen der Armut sitzen; verschaffen wir ihnen durch Almosen Linderung und verscheuchen wir die Flammen, damit auch wir an ihrem Lohne Teil erhalten, damit auch das Feuer der H\u246 ?lle durch die Stimme Christi vor uns verschlossen werde, wenn er spricht: \u8222 ?Ihr habt mich hungern sehen, und ihr habt mich gen\u228 ?hrt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 25,35\par} } . Diese Stimme wird dann f\u252 ?r uns gleich k\u252 ?hlem Winde sein, der mitten im Feuerbrande weht.{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Vergleich ist hier nicht mehr ganz zutreffend; da ja derjenige, der \u252 ?berhaupt vor dem Feuer bewahrt wird, auch keiner K\u252 ?hlung bedarf.\par} } Steigen wir darum durch unsere Almosen hinab in den Glutofen der Armut; schauen wir hin auf die, so in Gottesfurcht darin wandelnd und die gl\u252 ?hende Kohlen zu ertragen haben; blicken wir hin auf dieses neue, wunderbare Schauspiel, das uns einen Menschen zeigt, der im Gl\u252 ?hofen Loblieder singt, mitten im Feuer Gott Dank sagt, der von \u228 ?u\u223 ?erster Armut bedr\u228 ?ngt, dennoch Christus lobt und preist. Ja, diejenigen, die ihre Armut mit Dank gegen Gott ertragen, stehen auf gleicher Stufe wie jene drei J\u252 ?nglinge. Denn die Armut ist noch einschneidender als Feuer, und pflegt noch mehr zu brennen. Jene J\u252 ?nglinge aber brannte das Feuer nicht; im Gegenteil, da sie Gott noch Danklieder sangen, l\u246 ?sten sich alsbald auch ihre Fesseln. So geht es auch jetzt. Wenn du in Armut ger\u228 ?tst, und Gott daf\u252 ?r dankst, so l\u246 ?sen sich nicht nur deine Bande{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 mit denen dich die Liebe zum Reichtum gefesselt h\u228 ?lt\par} } , das Feuer selbst wird ausgel\u246 ?scht; ja, selbst wenn es nicht ausgel\u246 ?scht wird, o verwandelt sich das Feuer in eine sprudelnde Quelle, und das ist noch wunderbarer. Das geschah auch damals; mitten im Feuerofen erfreuten sie sich des reinsten Taues. Das Feuer l\u246 ?schte er nicht aus, aber er lie\u223 ? auch diejenigen nicht verbrennen, die man hineingeworfen hatte. Dasselbe kann man auch bei denen beobachten, die nach Gottes Geboten wandeln; denn bei ihrer Armut f\u252 ?rchten sie sich viel weniger als die Reichen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Suchen wir daher unseren Platz nicht au\u223 ?erhalb des Feuerofens, indem wir kein Erbarmen haben mit den Armen; sonst wird es uns ergehen wie jenen. Wenn du also zu ihnen hinabsteigst, dich gleichsam zu den J\u252 ?nglingen gesellst, dann kann dir das Feuer nichts weiter mehr anhaben. Bleibst du dagegen oben, und schaust von da auf die, die im Feuer der Armut liegen, dann wird gerade dich das Feuer verzehren. Steige also hinab in das Feuer, damit das Feuer dich nicht verbrenne; sitze nicht au\u223 ?erhalb desselben, damit es dich nicht erfasse. Denn wenn es dich bei den Armen sieht, wird es dich verschonen, wenn aber fern von ihnen, wird es sich alsbald auf dich st\u252 ?rzen und dich verzehren. Halte dich also nicht fern, w\u228 ?hrend jene hineingeworfen werden. Wenn der Teufel befiehlt, man solle diejenigen, die vor dem Golde ihr Knie nicht beugen, in den Brandofen der Armut werfen, dann geselle dich nicht zu den Henkern, sondern zu den Opfern, damit du zu denen geh\u246 ?rst, die gerettet, nicht zu denen, die verbrannt werden. Es ist ein unendlicher Trost, nicht von der Begierde, noch vom Reichtum beherrscht zu sein, sondern mit den Armen zu verkehren. Die sind die reichsten von allen, die das Verlangen nach Reichtum mit F\u252 ?\u223 ?en treten. So gl\u228 ?nzten auch diejenigen, die damals dem K\u246 ?nige nicht willfahrten, herrlicher als der K\u246 ?nig. Auch du, wenn du nicht auf die Reicht\u252 ?mer dieser Welt achtest, wirst einmal mehr geehrt sein als die ganze Welt, gleich jenen Heiligen, \u8222 ?deren die Welt nicht w\u252 ?rdig war\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hebr 11,38\par} } . Damit du also des Himmlischen wert werdest, verachte das Irdische. Auf diese Weise wirst du hienieden schon mehr Ruhm erlangen und auch der zuk\u252 ?nftigen G\u252 ?ter teilhaft werden, durch die Gnade und Huld unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Herrschaft geb\u252 ?hrt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 F\u252 ?nfte Homilie. Kap. I, V.22-25.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.22: \u8222 ?Das alles ist aber geschehen, damit erf\u252 ?llt werde, was der Herr durch des Propheten Worte sprach: V.23: Siehe, die Jungfrau wird im Scho\u223 ?e tragen, und wird einen Sohn geb\u228 ?ren, und sie werden seinen Namen Emmanuel nennen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 7,14\par} }.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Vielfach h\u246 ?re ich Leute sagen: So lange wir in der Kirche sind und die Predigt h\u246 ?ren, sind wir zerknirscht; kaum sind wir aber drau\u223 ?en, so werden wir schon wieder anders und lassen das Feuer der Begeisterung erl\u246 ?schen. Was sollen wir also dagegen tun? Geben wir acht auf die Ursache dieser Erscheinung. Woher kommt es denn, dass wir so leicht ver\u228 ?nderlich sind? Das kommt davon, dass wir nicht so leben, wie es sich geh\u246 ?rt, und dass wir mit schlechten Menschen umgehen. Wenn wir aus dem Gottedienst kommen, sollten wir uns eben nicht alsbald wieder in den Strudel weltlicher Gesch\u228 ?fte st\u252 ?rzen, sondern, wenn wir nach Hause kommen, sogleich die Hl. Schrift zur Hand nehmen, Frau und Kinder zusammenrufen, und mit ihnen das, was in der Predigt gesagt wurde, wiederholen, und dann erst den zeitlichen Gesch\u228 ?ften nachgehen. Wenn du schon nicht gerne aus dem Bade unmittelbar in dein Gesch\u228 ?ft gingest, um dir nicht deine Erholung durch gesch\u228 ?ftliche Dinge zu verderben, so solltest du das um so weniger tun unmittelbar nach dem Gottesdienst. In der Tat tun wir aber gerade das Gegenteil, und damit verderben wir alles. Denn noch ehe der Nutzen, den wir aus der Predigt gesch\u246 ?pft,{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in unserer Seele\par} } Wurzel gefasst hat, rei\u223 ?t und tr\u228 ?gt schon der gewaltige Andrang der Dinge, die von au\u223 ?en her auf uns einst\u252 ?rmen, alles mit ich fort. Damit du also dem entgehst, so halte bei deiner R\u252 ?ckkehr aus der Kirche nichts f\u252 ?r notwendiger als die Wiederholung der Predigt. Denn es w\u228 ?re ja doch \u228 ?u\u223 ?erst unverst\u228 ?ndig, f\u252 ?nf oder sechs Tage den weltlichen Gesch\u228 ?ften zu widmen. den geistlichen aber nicht einmal einen, ja kaum einen kleinen Teil eines Tages zu g\u246 ?nnen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Seht ihr nicht, wie es unsere Kinder machen? Die denken den ganzen Tag an die Aufgaben, die sie zu lernen haben. Machen auch wir es so. Sonst haben wir nach unserem Weggange aus der Kirche keinen gr\u246 ?\u223 ?eren Gewinn, als wenn wir den ganzen Tag Wasser in ein durchl\u246 ?chertes Fass sch\u246 ?pften, da wir ja f\u252 ?r die Bewahrung des Wortes Gottes nicht einmal soviel Eifer entwickeln als f\u252 ?r die Bewahrung von Gold und Silber. Ja, das Gold, und ist es auch wenig, das legt jeder in einen Beutel und versiegelt ihn; wir aber haben Lehren empfangen, die weit mehr wert sind als Gold und kostbare Edelsteine; wir haben die Sch\u228 ?tze des Heiligen Geistes erhalten, und die legen wir nicht in die Schatzkammer unserer Seele, sondern lassen sie sorglos verloren gehen,{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der griechische Ausdruck ek dianoias ekrein l\u228 ?sst sich im Deutschen auf den gebrauchten Vergleich nicht gut anwenden\par} } , wie es der Zufall will! Wer wird da noch l\u228 ?nger mit uns Mitleid haben, wenn wir so uns selber schaden, und uns in solche Armut st\u252 ?rzen? Damit also das nicht geschehe, machen wir es uns selbst zum unab\u228 ?nderlichen Gesetz, mit unserer Frau und unseren Kindern einen Tag in der Woche, und zwar einen ganzen dem Anh\u246 ?ren der Predigt und deren Wiederholung zu widmen. Auf diese Weise werden wir auch viel mehr Verst\u228 ?ndnis f\u252 ?r die jeweilige Fortsetzung haben; es wird unsere M\u252 ?he geringer und unser Gewinn gr\u246 ?\u223 ?er sein, wenn wir das Fr\u252 ?here noch im Ged\u228 ?chtnis haben, w\u228 ?hrend wir bereits das Folgende h\u246 ?ren. Denn das hilft nicht wenig zum Verst\u228 ?ndnis des Gesagten, wenn ihr die Reihenfolge der Gedanken, die wir euch entwickelt haben, genau gegenw\u228 ?rtig habt. Da es n\u228 ?mlich unm\u246 ?glich ist, sie alle in einem einzigen Tag vorzubringen, so m\u252 ?sst ihr das, was wir in vielen Tagen euch vorlegen, im Geiste zusammenfassen, und gleichsam eine Kette daraus machen, die ihr so um die Seele legt, dass die ganze Hl. Schrift im \u220 ?berblicke vor euch steht. Rufen wir uns also das Fr\u252 ?here nochmals ins Ged\u228 ?chtnis zur\u252 ?ck, und gehen wir heute so zum Folgenden \u252 ?ber.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Welche Schriftverse kommen also heute an die Reihe?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8222 ?Das alles ist aber geschehen, auf dass erf\u252 ?llt werde, was der Herr durch des Propheten Worte sprach.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Gr\u246 ?\u223 ?e des Wunders nach M\u246 ?glichkeit entsprechend rief der Engel aus: \u8222 ?Das alles ist aber geschehen.\u8220" Da er n\u228 ?mlich die Tiefe und den Abgrund der Liebe Gottes schaute, das Unverhoffteste verwirklicht, die Naturgesetze aufgehoben, die Vers\u246 ?hnung bewirkt, den H\u246 ?chsten herabgestiegen zum Niedrigsten, die trennende Wand niedergeworfen, die Hindernisse gehoben, und noch weit mehr als all dies, so fasste er das Wunder in ein einziges Wort zusammen und sprach: \u8222 ?Das alles ist aber geschehen, auf dass erf\u252 ?llt werde, was der Herr durch des Propheten Worte sprach.\u8220" Glaube nicht, will er sagen, dass all dies erst jetzt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 von Gott\par} } beschlossen worden sei; schon seit langem waren die Vorbilder daf\u252 ?r erschienen. Das will ja auch der hl. Paulus bei jeder Gelegenheit nachweisen. Den Joseph verweist der Engel auf Isaias, damit er, h\u228 ?tte er beim Erwachen seine Worte vergessen, die erst kurz zuvor gesprochen waren, sich wenigstens der Worte des Propheten erinnere, mit denen er von Jugend auf vertraut war, und so auch des Engels Worte behielte. Der Jungfrau sagte er nichts dergleichen. Sie war ja noch ein M\u228 ?dchen und hatte in diesen Dingen keine Erfahrung; mit dem Manne, der gerecht war und eifrig die Propheten las, hat er davon gesprochen. Und zuvor sagte er: \u8222 ?Maria, dein Weib.\u8220" Dann aber, als er die Worte des Propheten erw\u228 ?hnt hatte, da vertraute er ihm auch den Namen der \u8222 ?Jungfrau\u8220" an. Joseph w\u228 ?re nicht so ruhig geblieben, als er den Namen \u8222 ?Jungfrau\u8220" von dem Engel h\u246 ?rte, h\u228 ?tte er ihn nicht fr\u252 ?her schon bei Isaias gelesen. Er sollte ja nichts Neues von dem Propheten erfahren, sondern etwas, das ihm l\u228 ?ngst bekannt, womit er seit langer Zeit vertraut war. Um ihm also das Gesagte annehmbar zu machen, beruft sich der Engel auf Isaias. Doch bleibt er auch dabei nicht stehen, sondern f\u252 ?hrt die Sache bis auf Gott zur\u252 ?ck; denn nicht blo\u223 ? eines Propheten Worte seien es, sondern sie k\u228 ?men von Gott, dem Herrn des Weltalls. Darum sagte er auch nicht: \u8222 ?Auf dass erf\u252 ?llt werde, was Isaias gesagt hat\u8220", sondern \u8222 ?was der Herr gesagt hat\u8220". Der Mund war allerdings des Isaias Mund, die Weissagung aber kam von oben. Worin besteht also diese Weissagung? \u8222 ?Siehe, eine Jungfrau wird empfangen und einen Sohn geb\u228 ?ren, und man wird seinen Namen Emmanuel nennen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 7,14\par} } . Warum aber, fragst du, ward er dann nicht Emmanuel genannt, sondern Jesus Christus? Weil es nicht hei\u223 ?t \u8222 ?du wirst nennen\u8220", sondern \u8222 ?sie werden nennen\u8220", die Leute n\u228 ?mlich und die tats\u228 ?chlich eintretenden Ereignisse. Hier wird ihm nach der wirklichen Tatsache der Name beigelegt; denn die Hl. Schrift pflegt lieber die entsprechende Sache als blo\u223 ?e Namen zur Bezeichnung zu gebrauchen. Nichts anderes also bezeichnen die Worte. \u8222 ?Sie werden ihn Emmanuel nennen\u8220", als: Sie werden Gott mit dem Menschen schauen. Allerdings hat Gott immer mit den Menschen verkehrt, aber niemals in so sichtbarer Gestalt. Sollten die Juden sich erk\u252 ?hnen, dagegen Einwendungen zu machen, so werden wir sie fragen: Wann hat man denn das Kind genannt: \u8222 ?Beraube schnell, pl\u252 ?ndere in Eile\u8220"? Darauf werden sie keine Antwort wissen. Warum sagte also der Prophet: Gib ihm, den Namen: \u8222 ?Beraube schnell\u8220"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 8,3\par} } Weil er nach seiner Geburt gleichsam eine Kriegsbeute wurde, die man verteilt; deshalb ist ihm auch im Leben das widerfahren, was sein Name besagt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8222 ?Die Stadt aber\u8220", sagt der Prophet weiter, \u8222 ?wird die Stadt der Gerechtigkeit genannt werden, die treue Hauptstadt, Sion.\u8220" Da finden wir auch nirgends, dass Sion den Namen \u8222 ?Stadt der Gerechtigkeit\u8220" f\u252 ?hrte, sondern sie behielt immer ihren Namen: Jerusalem. Da sie jenes aber in Wirklichkeit wurde, als sie ein besseres Jerusalem geworden war, so sagte er, sie werde mit diesem Namen genannt. Wenn n\u228 ?mlich ein tats\u228 ?chliches Ereignis eintritt, das deutlicher als ein blo\u223 ?er Name denjenigen bezeichnet, der sein Urheber ist, so sagt man, die Sache selbst habe ihm den Namen gegeben. Sollten aber die Juden, mit diesem Einwand zum Schweigen gebracht, einen anderen suchen, etwa gegen das, was wir \u252 ?ber die Jungfrau gesagt, und uns andere Schrifterkl\u228 ?rer entgegenhalten, die sagen, es hei\u223 ?e nicht: Jungfrau, sondern: junges M\u228 ?dchen, so erwidern wir darauf zun\u228 ?chst, dass der Septuagintatext unter allen wohl mit Recht als der zuverl\u228 ?ssigste gilt. Unsere Gegner brachten ihre Erkl\u228 ?rung erst nach dem Erscheinen Christi vor, und blieben Juden. Es d\u252 ?rfte also der Verdacht nicht unbegr\u252 ?ndet sein, dass sie mehr aus Voreingenommenheit so redeten und die Propheten absichtlich entstellten. Die Siebzig aber machten sich hundert und mehr Jahre vor Christus an ihr Werk, und bei ihrer gro\u223 ?en Anzahl sind sie \u252 ?ber jeden solchen Verdacht erhaben, und sowohl in Anbetracht der Zeit als ihrer Zahl, sowie wegen ihrer gegenseitigen \u220 ?bereinstimmung verdienen sie wohl viel eher Glauben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn die Juden aber auch deren Zeugnis gegen uns vorbr\u228 ?chten, so w\u228 ?re der Sieg dennoch unser. Die Hl. Schrift pflegt n\u228 ?mlich auch sonst den Ausdruck, der nur Jugendlichkeit bezeichnet, f\u252 ?r Jungfrau zu gebrauchen, und zwar nicht blo\u223 ? bei Frauen, sondern auch bei M\u228 ?nnern. So hei\u223 ?t es: J\u252 ?nglinge und Jungfrauen, Greise und Jugendliche{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 148,12\par} } . Und ein andermal, wo sie von einem M\u228 ?dchen redet, dem man Nachstellungen bereitet, sagt sie: Wenn das junge M\u228 ?dchen, d.h. die Jungfrau, schreit{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dtn 22,27\par} } . Diese Erkl\u228 ?rung findet ihre Best\u228 ?tigung in dem, was hier vorausgeht. Denn es hei\u223 ?t nicht einfachhin: \u8222 ?Siehe, eine Jungfrau wird im Scho\u223 ?e tragen\u8220", sondern nachdem die Hl. Schrift fr\u252 ?her gesagt:\u8222 ?Siehe, der Herr selbst wird euch ein Zeichen geben\u8220", f\u252 ?gt sie jetzt hinzu: \u8222 ?Siehe, eine Jungfrau wird in ihrem Scho\u223 ?e tragen.\u8220" Nun also, wenn sie, die da geb\u228 ?ren sollte, keine Jungfrau war, sondern die Sache nach dem Gesetze der Natur vor sich ging, wie k\u246 ?nnte dann das Geschehene ein Zeichen sein? Ein Zeichen muss mehr sein als das Allt\u228 ?gliche, muss etwas Ungew\u246 ?hnliches, Au\u223 ?erordentliches sein. Wie w\u228 ?re es denn sonst ein Wunderzeichen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.24: \u8222 ?Als aber Joseph sich vom Schlafe erhob, tat er, wie der Engel des Herrn ihm befohlen hatte.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du da seinen Gehorsam und seinen bereitwilligen Sinn? Siehst du seine wachsame und ganz und gar rechtlich denkende Seele? Da er etwas B\u246 ?ses und S\u252 ?ndhaftes argw\u246 ?hnte, wollte er die Jungfrau nicht l\u228 ?nger behalten; als er aber von seinem Verdacht befreit worden, beharrte er auch nicht auf ihrer Entfernung; im Gegenteil, er beh\u228 ?lt sie bei sich und tr\u228 ?gt so bei zum allgemeinen Erl\u246 ?sungswerk. \u8222 ?Und er nahm Maria, sein Weib, zu sich.\u8220" Siehst du, wie h\u228 ?ufig der Evangelist diesen Ausdruck{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weib\par} } gebraucht? Er will eben, dass jenes Geheimnis nicht jetzt schon geoffenbart, und dass doch zugleich jener b\u246 ?se Verdacht beseitigt w\u252 ?rde.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.25: \u8222 ?Nachdem er sie aber zu sich genommen, erkannte er sie nicht, bis sie ihrem erstgeborenen Sohn das Leben geschenkt.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das \u8222 ?bis\u8220" hat der Evangelist nicht in dem Sinne gebraucht, dass du etwa argw\u246 ?hnen solltest, Joseph habe sie nachher erkannt, sondern damit du wissest, dass die Jungfrau vor dieser Geburt vollkommen unversehrt war. Warum hat er dann aber \u8222 ?bis\u8220" gesagt? Weil es zum gew\u246 ?hnlichen Sprachgebrauch der Hl. Schrift geh\u246 ?rt, dass sie diesen Ausdruck nicht blo\u223 ? von fest abgegrenzten Zeiten gebraucht. Auch da, wo von der Arche die Rede ist, sagt sie: \u8222 ?Der Rabe kehrte nicht zur\u252 ?ck, bis die Erde trocken war\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 8,7\par} } ; allein er kehrte ja auch nachher nicht zur\u252 ?ck. Und wo sie von Gott redet, hei\u223 ?t es: \u8222 ?Von Ewigkeit bis zu Ewigkeit bist du\u8220", ohne dass sie ihm damit eine Grenze setzen wollte. Und ein anderes Mal verk\u252 ?ndet sie: \u8222 ?In jenen Tagen wird Gerechtigkeit erstehen und vollkommener Friede, bis dass der Mond verschwinden wird\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 71,7\par} } . Sie will aber damit diesem sch\u246 ?nen Himmelsk\u246 ?rper kein Ende setzen. So setzte sie also auch hier das W\u246 ?rtchen \u8222 ?bis\u8220", was uns ganz beruhigt f\u252 ?r die Zeit vor der Geburt, und uns f\u252 ?r die Zeit nachher den entsprechenden Schluss ziehen l\u228 ?sst. Denn soviel du vom Evangelisten hattest erfahren sollen, hat er dir gesagt, dass n\u228 ?mlich die Jungfrau bis zur Geburt unversehrt blieb; was sich dagegen aus dem Gesagten durch deutliche Schlussfolgerung erkennen l\u228 ?sst, das \u252 ?berl\u228 ?sst er deiner eigenen Denkkraft; dahin geh\u246 ?rt, dass Joseph in seiner Rechtschaffenheit es sich auch sp\u228 ?ter nicht erlaubte, diejenige zu erkennen, die auf solche Weise Mutter geworden, die einer so ganz neuen Empf\u228 ?ngnis, einer nie erh\u246 ?rten Mutterschaft gew\u252 ?rdigt worden. Denn h\u228 ?tte er sie erkannt und sie als sein Weib behandelt, wie h\u228 ?tte sie da der Herr wie eine, die frei war und niemand angeh\u246 ?rte, dem J\u252 ?nger \u252 ?bergeben, und ihm befohlen, sie in sein eigenes Haus zu nehmen? Wieso aber, fragst du, hei\u223 ?en dann Jakob und die anderen seine \u8222 ?Br\u252 ?der\u8220"? Nun, im gleichen Sinne, wie Joseph der Mann Marias genannt wurde. Man hat eben damals noch diese{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wunderbare\par} } Geburt auf vielfache Weise verschleiern wollen. Darum gab ihnen auch Johannes diesen Namen und sagte: \u8222 ?Nicht einmal seine Br\u252 ?der glaubten an ihn\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 7,5\par} } . Trotzdem wurden aber diejenigen, die zuerst nicht glaubten, nachher gefeiert und ber\u252 ?hmte Apostel. Als darum Paulus mit seinen Freunden nach Jerusalem kam, begab er sich alsbald zu Jakobus. Denn dieser war so angesehen, dass er der erste Bischof dort geworden war. Ja er soll auch ein so strenges Leben gef\u252 ?hrt haben, dass alle seine Glieder wie abgestorben waren, und da er unabl\u228 ?ssig betete, und dabei stets am Boden lag, sei die Haut seiner Stirne so hart geworden, wie die Schwielen an den Knien eines Kameles. Er hat auch den hl. Paulus, da er sp\u228 ?ter nochmals nach Jerusalem kam, mit den Worten begr\u252 ?\u223 ?t: \u8222 ?Siehst du, Bruder, wie viele Tausende zusammen gekommen sind\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 21,20\par} } . So gro\u223 ? war seine Einsicht und sein Eifer, oder vielmehr so gro\u223 ? die Macht Christi. Denn diejenigen, die ihn in seinem Leben verh\u246 ?hnten, wurden nach seinem Tode so ergriffen, dass sie mit gro\u223 ?er Bereitwilligkeit ihr Leben f\u252 ?r ihn opferten. Das beweist am besten, welche lebendige Kraft seiner Auferstehung innewohnt. Gerade deshalb ist das gr\u246 ?\u223 ?te Wunder erst sp\u228 ?ter geschehen, damit dessen Beweiskraft um so deutlicher w\u252 ?rde. Denn wenn wir solche, die wir im Leben bewundert haben, nach ihrem Tode vergessen, wie h\u228 ?tten diejenigen, die den Herrn im Leben verspotteten, ihn nachher f\u252 ?r Gott halten k\u246 ?nnen, wenn er nicht mehr war als alle anderen? Wie h\u228 ?tten sie sich um seinetwillen t\u246 ?ten lassen, wenn sie nicht den klaren Beweis erkannt h\u228 ?tten, der in der Auferstehung liegt?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das sagen wir aber nicht, damit ihr es blo\u223 ? h\u246 ?rt, sondern damit ihr diese Mannhaftigkeit, diesen Freimut und diese allseitige Rechtschaffenheit nachahmet; damit keiner an sich selbst verzweifle, wenn er auch bisher in Gleichg\u252 ?ltigkeit dahingelebt h\u228 ?tte; damit er nach dem Erbarmen Gottes auf nichts anderes mehr vertraue, als auf seine pers\u246 ?nliche Tugend. Wenn diesen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8222 ?Br\u252 ?dern\u8220"\par} } eine au\u223 ?erordentliche Verwandtschaft, aus der gleichen Familie und der gleichen Heimat wie Christus, nichts gen\u252 ?tzt hat, bevor sie nicht pers\u246 ?nliche Tugendhaftigkeit aufweisen konnten, wie k\u246 ?nnen dann wir auf Nachsicht rechnen, wenn wir nur die Heiligkeit unserer Br\u252 ?der aufweisen k\u246 ?nnen, ohne aber selbst zu sein, wie sich\u8217's geh\u246 ?rt, ohne selbst tugendhaft zu leben? Gerade darauf hat der Prophet hingewiesen, wenn er sagte: \u8222 ?Nicht der Bruder wird loskaufen, sondern der Mensch\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 48,7\par} } , und w\u228 ?re dein Bruder auch Moses, Daniel oder Jeremias. H\u246 ?re nur, was Gott zu diesem letzteren spricht: \u8222 ?Bitte nicht f\u252 ?r dieses Volk, denn ich werde dich nicht erh\u246 ?ren\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 11,14\par} } . Was wunderst du dich also, so sagt der Herr, wenn ich dich nicht erh\u246 ?re? Ja w\u228 ?re Moses selbst zugegen mit Samuel, ich w\u252 ?rde ihre F\u252 ?rbitte f\u252 ?r dieses Volk nicht annehmen. Und st\u252 ?nde selbst ein Ezechiel f\u252 ?r sie ein, er m\u252 ?sste{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Worte der Schrift\par} } h\u246 ?ren: \u8222 ?Wenn auch Noe, Job und Daniel vor mich tr\u228 ?ten, ihre S\u246 ?hne und T\u246 ?chter werden sie nicht retten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ez 14,14.16\par} } . Ja, k\u228 ?me selbst der Patriarch Abraham und b\u228 ?te f\u252 ?r diese Unheilbaren und Unbu\u223 ?fertigen, Gott lie\u223 ?e ihn stehen und entfernte sich, um seine Bitte f\u252 ?r sie nicht zu h\u246 ?ren. Und nochmals, wenn Samuel dies t\u228 ?te, er w\u252 ?rde ihm sagen: \u8222 ?Hab kein Erbarmen mit Saul\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 K\u246 ?n 16,1\par} } . Ja selbst wer f\u252 ?r seine Schwester b\u228 ?te, ohne dass es Gott gef\u228 ?llt, bek\u228 ?me zu h\u246 ?ren, was Moses h\u246 ?rte: \u8222 ?Wenn ihr eigener Vater ihr ins Angesicht gespieen h\u228 ?tte\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Num 12,14\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Schauen wir also nicht hilfelechzend auf andere. Die Gebete der Heiligen haben gewaltige Macht, aber auch nur, wenn wir Reue besitzen und uns bessern. Selbst Moses konnte zwar seinen eigenen Bruder und sechhunderttausend Menschen vor dem Zorne Gottes retten, seiner eigenen Schwester vermochte er nicht zu helfen; und doch war ihre S\u252 ?nde nicht die gleiche; sie hatte gegen Moses gefehlt, jene hatten es gewagt, gegen Gott zu freveln. Die Erkl\u228 ?rung daf\u252 ?r \u252 ?berlasse ich euch. Daf\u252 ?r will ich eine noch viel schwerere Frage zu l\u246 ?sen versuchen. Was brauchen wir von Moses Schwester zu reden? Hat ja doch der F\u252 ?hrer dieses so zahlreichen Volkes nicht einmal sich selbst zu helfen vermocht. Nach tausenderlei Anstrengungen und M\u252 ?hseligkeiten, nach vierzigj\u228 ?hriger F\u252 ?hrerschaft ward es ihm verwehrt, das Land zu betreten, das der Gegenstand so vieler froher Verhei\u223 ?ungen gewesen. Warum dies? Diese Gunst h\u228 ?tte keine guten, sondern ganz schlimme Folgen gehabt; sie h\u228 ?tte manchen Juden zum Falle gedient. Wenn sie n\u228 ?mlich schon ob ihrer blo\u223 ?en Befreiung aus \u196 ?gypten Gott verga\u223 ?en und dem Moses anh\u228 ?ngen wollten und ihm das ganze Verdienst zuschrieben, was f\u252 ?r Abg\u246 ?tterei h\u228 ?tten sie nicht erst mit ihm getrieben, wenn er sie auch noch ins Land der Verhei\u223 ?ung gef\u252 ?hrt h\u228 ?tte? Deshalb ist nicht einmal sein Grab bekannt geworden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch Samuel hat den Saul nicht vor dem himmlischen Zorn zu sch\u252 ?tzen vermocht; die Israeliten dagegen hat er oftmals davor gerettet. Jeremias im Gegenteil konnte den Juden nicht helfen, einen anderen aber sch\u252 ?tzte er, wie wir aus seiner Prophetie erkennen. Daniel befreite die Barbaren aus Todesgefahr, die Juden konnte er nicht vor Gefangenschaft bewahren. Auch im Evangelium sehen wir, wie manche nicht an anderen, sondern an sich selbst beides erfahren mussten; wie ein und dieselbe Person das eine Mal sich aus der Gefahr befreien konnte, das andere Mal in ihr unterging: So konnte der Knecht, der zehntausend Talente schuldig war, sich das erste Mal durch Bitten aus seiner Not befreien; ein zweites Mal aber nicht. Umgekehrt konnte ein anderer, der sich zuerst ganz zugrunde gerichtet hatte, nachher ganz bedeutende Hilfe erlangen. Wer war dies? Der, welcher das v\u228 ?terliche Verm\u246 ?gen verschwendet hatte. Wenn wir also leichtfertig leben, so k\u246 ?nnen wir auch durch fremde Hilfe keine Rettung mehr finden; sind wir aber besonnen, so k\u246 ?nnen wir uns selber helfen, und zwar noch besser als durch fremde Hilfe. Auch Gott will ja seine Gnade lieber gleich uns selber geben, als anderen f\u252 ?r uns. Denn dadurch sollen wir auch an Zutrauen gewinnen und besser werden, dass wir uns bem\u252 ?hen, einen Zorn zu bes\u228 ?nftigen. So hat sich der Herr des chanan\u228 ?ischen Weibes erbarmt, so hat er der Ehebrecherin geholfen und dem R\u228 ?uber, ohne dass jemand den Mittler und F\u252 ?rsprecher machte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit will ich aber nicht sagen, dass wir die Heiligen nicht anrufen sollen, sondern nur, dass wir nicht gleichg\u252 ?ltig werden sollen und uns nicht gehen lassen, dass wir nicht einschlafen und nicht ausschlie\u223 ?lich anderen die Sorge um unser Seelenheil \u252 ?berlassen d\u252 ?rfen. Denn wenn der Herr sagt:\u8222 ?Macht euch Freunde\u8220", so bleibt er dabei nicht stehen, sondern f\u252 ?gt hinzu \u8222 ?vom ungerechten Mammon\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 16,9\par} } , damit auch da die Sache dein eigenes Verdienst werde; denn er wollte damit nichts anderes andeuten als das Almosengeben. Und dabei muss man sich noch verwundern, dass er nicht einmal gro\u223 ?e Anforderungen stellt, wenn wir nur von dem Unrecht lassen wollen. Er sagt nur gleichsam: Hast du dein Geld auf unrechte Weise erworben? Verwende es zu guten Zwecken! Hast du ungerechtes Gut zusammengerafft? Teile es auf gerechte Weise aus. Und doch! Was soll da f\u252 ?r eine Tugend dabei sein, wenn man mit solchem Gelde Almosen gibt? Gleichwohl geht Gott in seiner Liebe soweit, dass er sogar damit zufrieden ist; wenn wir nur wenigstens das tun, verspricht er uns schon gro\u223 ?en Lohn. Wir freilich sind schon so verh\u228 ?rtet, dass wir nicht einmal von unserem ungerechten Besitz etwas hergeben wollen; und wenn wir tausendfach unrecht Gut erworben haben, so glauben wir doch unserer Pflicht schon vollauf gen\u252 ?gt zu haben, wenn wir auch nur einen noch so geringen Teil davon opfern. Hast du denn nicht geh\u246 ?rt, wie Paulus sagt: \u8222 ?Wer sparsam s\u228 ?et, wird auch sparsam ernten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 9,6\par} } . Warum bist du also so karg? Ist denn das Almosen ein blo\u223 ?er Aufwand? ist es eine einfache Auslage? Nein, ein Gewinn ist es und ein gutes Gesch\u228 ?ft. Wo aber ein Gesch\u228 ?ft ist, da ist auch Erwerb; wo eine Aussaat ist, da ist auch eine Ernte. Wenn nun du ein fettes, fruchtbares Land bebauen wolltest, auf dem man gar viel anpflanzen kann, so w\u252 ?rdest du allen vorr\u228 ?tigen Samen ausstreuen, und sogar noch bei anderen entlehnen, und w\u252 ?rdest alle Sparsamkeit in dieser Beziehung f\u252 ?r Verlust ansehen. Da du nun aber f\u252 ?r den Himmel anbauen sollst, wo es keine schlechte Witterung gibt, wo alle Aussaat mit reichlichem Gewinn zur\u252 ?ckkommt, da z\u246 ?gerst du und zauderst und denkst nicht, dass hier Sparsamkeit Verlust ist und Verschwendung Gewinn.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Streue also aus, damit du nichts verlierest, behalte nicht, damit du bewahrest; wirf es von dir, damit du es behaltest; gib aus, damit du einnehmest. Und wenn schon jemand diese zeitlichen G\u252 ?ter beh\u252 ?ten muss, beh\u252 ?te sie wenigstens du nicht; du w\u252 ?rdest alles verlieren: \u252 ?bergib dein Eigentum viel lieber Gott; ihm raubt es niemand. Betreib wenigstens du keine weltlichen Gesch\u228 ?fte, du verstehst doch keinen Gewinn zu machen. Leihe dem, der dir mehr Zins gibt, als dein Kapital betr\u228 ?gt. Leihe da, wo kein Neid ist, kein Streit, keine Hinterlist, keine Gefahr. Leihe dem, der nichts ben\u246 ?tigt, und es doch um deinetwillen bedarf; dem, der alle Menschen n\u228 ?hrt, der hungert, damit du nicht zu darben brauchst, der arm ist, damit du reich w\u252 ?rdest. Leihe dahin, wo es keinen Tod gibt, wo man das Leben f\u252 ?r den Tod erntet. Diese Zinsen verschaffen dir den Himmel, jene die H\u246 ?lle; denn die einen sind die Frucht des Wuchers, die anderen die der Fr\u246 ?mmigkeit; diese entspringen der Hartherzigkeit, jene der Liebe. Welche Entschuldigung k\u246 ?nnen wir also vorbringen, wenn wir die M\u246 ?glichkeit haben, Gewinn zu machen, in vollkommener Sicherheit, zu einer Zeit, die uns am gelegensten ist, in aller Freiheit, ohne Spott, ohne Furcht und Gefahr, wir aber Gewinn Gewinn sein lassen und nur jenen sch\u228 ?ndlichen, niedrigen, verf\u252 ?hrerischen, betr\u252 ?gerischen Dingen nachgehen, die uns nur ein gewaltiges H\u246 ?llenfeuer eintragen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es gibt in der Tat nichts Sch\u228 ?ndlicheres, nichts Hartherzigeres als irdische Wucherzinsen. Wer die betreibt, der macht mit fremden Elend sein Gesch\u228 ?ft, zieht Nutzen aus dem Ungl\u252 ?ck seines N\u228 ?chsten, l\u228 ?sst sich einen Liebesdienst bezahlen, gerade als h\u228 ?tte er Angst, man m\u246 ?chte ihn f\u252 ?r barmherzig halten, macht unter dem Scheine der Liebe das Ungl\u252 ?ck nur noch gr\u246 ?\u223 ?er, st\u252 ?rzt in Armut, dadurch dass er hilft, st\u246 ?\u223 ?t den anderen zur\u252 ?ck, dadurch dass er ihm die Hand reicht, und w\u228 ?hrend er ihn in den Hafen aufzunehmen scheint, \u252 ?berantwortet er ihn dem Schiffbruch, den Klippen, Riffen und Felsen. Aber was willst du dann, dass wir tun sollen, fragst du? Sollen wir das Geld, das wir zusammengespart haben und das uns Zinsen tr\u228 ?gt, einem anderen geben, damit er damit wirtschafte, ohne f\u252 ?r uns einen Lohn zu verlangen? Nein, durchaus nicht; das sage ich nicht; im Gegenteil, ich will, dass du recht hohe Zinsen nehmest, keine allt\u228 ?glichen und niedrigen, sondern viel h\u246 ?here; ich will, dass du statt des Goldes den Himmel als Zins annehmest. Was verurteilst du also dich selber zur Armut, indem du am Irdischen klebst, dem Niedrigen nachjagst, statt dem Gro\u223 ?en? Das tut nur der, der nicht wei\u223 ?, wo der wirkliche Reichtum zu finden ist. Wenn Gott dir f\u252 ?r ein bi\u223 ?chen Geld die G\u252 ?ter des Himmels verhei\u223 ?t, und du erwiderst ihm: Nein, gib mir nicht den Himmel, sondern statt des Himmels das verg\u228 ?ngliche Gold, so kann eben das nur einer sagen, der arm bleiben will. Wer dagegen nach wirklichem Reichtum und Wohlstand verlangt, der wird das Bleibende dem Verg\u228 ?nglichen, die Einnahme den Ausgaben, den Reichtum der Armut, das Unverg\u228 ?ngliche dem Verg\u228 ?nglichen vorziehen. Dann wird ihm auch das andere zufallen. Denn wer die Erde dem Himmel vorzieht, wird auch jene vollst\u228 ?ndig verlieren; wer aber diesen \u252 ?ber jene stellt, wird beide in reichlichster F\u252 ?lle zu genie\u223 ?en bekommen. Damit also das auch bei uns zutreffe, wollen wir alle irdischen G\u252 ?ter verachten, und den zuk\u252 ?nftigen den Vorrang geben. Dann werden wir der einen wie der anderen teilhaft werden, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht sei von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Sechste Homilie. Kap. II, V.1-3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.1: \u8222 ?Nachdem Jesus geboren ward zu Bethlehem in Jud\u228 ?a in den Tagen des K\u246 ?nigs Herodes, siehe, da kamen Magier aus dem Morgenland nach Jerusalem und sagten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: Wo ist der neugeborene K\u246 ?nig der Juden? Wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen, und sind gekommen, ihn anzubeten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Angestrengtes Studium und viel Gebet ist notwendig, um den Sinn der vorliegenden Stelle zu verstehen, um herauszufinden, wer diese Magier sind, woher sie kommen, wie und von wem sie dazu veranlasst wurden, und was f\u252 ?r ein Stern sie hergef\u252 ?hrt? Wenn es euch aber gef\u228 ?llt, wollen wir zuerst lieber h\u246 ?ren, was die Gegner der Wahrheit vorzubringen haben. Denn sie hat der Teufel so sehr in seinem Banne, dass er sie auch hier wieder veranlasste, gegen die Wahrheit ins Feld zu ziehen, Was sagen sie also? Siehe, so lautet ihr Einwand, auch bei der Geburt Christi ist ein Stern erschienen; das ist also ein Beweis, dass es mit der Astrologie{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sterndeuterei\par} } seine gute Bewandtnis hat. Warum hat also dann Christus die Astrologie verboten, wenn er doch nach deren Gesetz geboren wurde; warum hat er den Glauben an das Fatum verworfen, die b\u246 ?sen Geister zum Schweigen gebracht, den Irrtum verscheucht und alle derartigen Zauberk\u252 ?nste vernichtet? Und was ist es denn, das die Magier aus den Sternen selbst gelesen? Dass Christus der K\u246 ?nig der Juden sei? Aber er war ja nicht die K\u246 ?nig eines irdischen Reiches wie er selbst auch dem Pilatus geantwortet hat: \u8222 ?Mein Reich ist nicht von dieser Welt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 18,36\par} } . Auch hat er sich gar nicht als K\u246 ?nig gezeigt. Keine Speertr\u228 ?ger, keine Schildknappen, keine Pferde, keine Gespanne von Mauleseln, nichts dergleichen hatte er um sich. Daf\u252 ?r war sein Leben unansehnlich und arm, und nur 12 M\u228 ?nner aus dem gew\u246 ?hnlichen Volk bildeten seine Begleitung.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn sie aber auch gewusst hatten, dass er ein K\u246 ?nig ist, weshalb kommen sie \u252 ?berhaupt? Denn die Aufgabe der Sternkunde besteht ja, wie man sagt, nicht darin, aus den Sternen zu sehen, dass jemand geboren ward, sondern aus der Stunde der Geburt die Zukunft vorherzusagen. Die Magier aber waren weder zugegen, solange die Mutter in Schwangerschaft war, noch kannten sie die Zeit der Geburt, und ebensowenig diente ihnen diese als Anhaltspunkt, aus der Bewegung der Sterne die Zukunft vorherzusagen. Im Gegenteil, sie hatten den Stern lange vorher in ihrem Lande erscheinen sehen, und kamen erst dann, das Kind zu sehen; ein Umstand, der sicher noch viel schwieriger zu erkl\u228 ?ren sein d\u252 ?rfte als das Fr\u252 ?here. Denn was in aller Welt konnte sie dazu veranlassen, was konnten sie Gutes davon erwarten, einem K\u246 ?nig zu huldigen, der so weit entfernt war? Wenn es wenigstens ihr eigener, zuk\u252 ?nftiger K\u246 ?nig gewesen w\u228 ?re; aber selbst dann h\u228 ?tte ihr Verhalten kaum einen Sinn gehabt. Wenn in ihrem eigenen K\u246 ?nigshause ein Kind geboren worden und sein k\u246 ?niglicher Vater anwesend gewesen w\u228 ?re, dann k\u246 ?nnte wohl einer vern\u252 ?nftigerweise sagen, sie h\u228 ?tten den Vater ehren wollen, indem sie dem neugeborenen Kinde ihre Huldigung darbrachten, und h\u228 ?tten die Absicht gehabt, sich dadurch das besondere Wohlwollen des K\u246 ?nigs zu sichern. In diesem Falle aber konnten sie unm\u246 ?glich erwarten, das neugeborene Kind k\u246 ?nne jemals ihr K\u246 ?nig werden, sondern h\u246 ?chstens der eines ganz fremden Volkes, das weit entfernt von ihrem eigenen Lande wohnte. Ja sie mussten sehen, dass es noch nicht einmal zum Manne herangewachsen war. Weshalb unternehmen sie also da eine so weite Reise, bringen Geschenke dar, und setzen sich bei all dem noch Gefahren aus? Als n\u228 ?mlich Herodes von ihnen h\u246 ?rte, erschrak er und auch das ganze Volk geriet bei dieser Nachricht in Aufregung. Nun, das haben sie eben nicht vorausgesehen, meinst du. Aber das w\u228 ?re ja eine Torheit! Denn wenn sie auch noch so einf\u228 ?ltig gewesen w\u228 ?ren,. soviel mussten sie doch wissen, dass sie eine Stadt betraten, die bereits einen K\u246 ?nig hatte. Wenn sie also unter solchen Umst\u228 ?nden mit einer solchen Botschaft kamen, und verlauten lie\u223 ?en, es sei noch ein anderer K\u246 ?nig da als der, der dort regierte, mussten sie da nicht tausendfache Todesgefahr wider sich heraufbeschw\u246 ?ren? Und wie kamen sie vollends dazu, vor einem Kind ihr Knie zu beugen, das noch in Windeln lag? W\u228 ?re es wenigstens ein Mann gewesen, so k\u246 ?nnte man sagen, sie h\u228 ?tten sich deshalb in offene Gefahr gest\u252 ?rzt, weil sie Hilfe von ihm erwarteten. Doch auch das w\u228 ?re \u228 ?u\u223 ?erst t\u246 ?richt gewesen, dass ein Perser, ein Barbar, einer der mit dem j\u252 ?dischen Volke gar nichts zu tun hatte, sein Haus verlassen, seiner Heimat, seinen Verwandten und Bekannten entsagen und sich unter die Herrschaft eines fremden K\u246 ?nigs stellen sollte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn aber schon das unbegreiflich gewesen w\u228 ?re, so w\u228 ?re das Folgende noch viel t\u246 ?richter. Und was w\u228 ?re das? Dass sie nach einer so langen Reise alsbald wieder fortgingen, kaum, dass sie das Kind angebetet und alle Welt in Schrecken versetzt hatten. Und welche k\u246 ?niglichen Abzeichen hatten sie denn wahrgenommen? Eine armselige H\u252 ?tte, eine Krippe, ein Kind in Windeln eingewickelt, und eine arme Mutter. Wem haben sie aber da ihre Geschenke gebracht und weshalb? War es vielleicht Gesetz und Brauch, alle K\u246 ?nigskinder, die irgendwo auf die Welt kamen, so zu ehren? Oder hatten sie nichts anderes zu tun, als fortw\u228 ?hrend in der Welt herumzureisen, um denjenigen, und w\u228 ?ren sie auch niedrig und arm, ihre Huldigung darzubringen, von denen sie wussten, sie w\u252 ?rden einmal K\u246 ?nige werden, und dies selbst dann, wenn dieselben noch in niedrigen, armseligen Verh\u228 ?ltnissen lebten, und noch nicht einmal den K\u246 ?nigsthron wirklich bestiegen hatten? Das wird doch wohl niemand behaupten wollen. Warum aber kamen sie zur Huldigung? Wenn aus irdischen Motiven, was konnten sie da wohl von dem Kinde und seiner armen Mutter erhoffen? Wenn aber der Zukunft wegen, woher konnten sie wissen, dass das Kind, das bei ihrer Huldigung in Windeln lag, sich das Geschehenen sp\u228 ?ter noch erinnern werde? Und h\u228 ?tten sie auch erwartet, die Mutter werde es daran erinnern, sie h\u228 ?tten auch so nicht Lob, sondern Strafe verdient, weil sie dasselbe in offenbare Gefahr gebracht haben. Von diesem Augenblick an hat ja Herodes in seiner Best\u252 ?rzung alles versucht und alle Hebel in Bewegung gesetzt, um seiner habhaft zu werden. Wer eben einen Menschen, der von Jugend auf arm und einfach lebte, \u252 ?berall als zuk\u252 ?nftigen K\u246 ?nig ausposaunt, der liefert ihn damit nur dem Tode aus, und verursacht ihm tausenderlei Gefahren. Siehst du also, wie viele Unm\u246 ?glichkeiten sich ergeben, wenn wir diese Sache nur nach menschlichen Gesichtspunkten und nach gew\u246 ?hnlicher Art beurteilen? Aber nicht blo\u223 ? das, sondern noch viel mehr k\u246 ?nnte man dar\u252 ?ber sagen, was uns noch weit gr\u246 ?\u223 ?ere R\u228 ?tsel aufg\u228 ?be.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit wir euch aber nicht durch H\u228 ?ufung von Schwierigkeiten verwirrt machen, so wollen wir jetzt an die L\u246 ?sung der aufgeworfenen Fragen gehen, und dabei gleich mit dem Sterne den Anfang machen. Denn wenn wir einmal wissen, was das f\u252 ?r ein Stern war, woher er kam, ob er nur ein gew\u246 ?hnlicher Stern war, oder verschieden von den andern, ob es ein wirklicher oder nur ein scheinbarer Stern war, dann werden wir auch alles andere leicht verstehen. Wer soll uns also das beantworten? Die Hl. Schrift selber. Dass n\u228 ?mlich dies kein gew\u246 ?hnlicher Stern war, ja, wie mir scheint, \u252 ?berhaupt kein Stern, sondern eine unsichtbare Macht, die diese Gestalt angenommen hatte, das scheint mir zu allern\u228 ?chst aus dem Wege hervorzugehen, den er genommen hatte. Es gibt n\u228 ?mlich keinen einzigen Stern, der in dieser Richtung wandelte. Die Sonne, der Mond, und alle anderen Gestirne wandeln, wie der Augenschein lehrt, von Osten nach Westen; der aber kam von Norden nach S\u252 ?den; denn das ist die Richtung von Persien nach Pal\u228 ?stina. Zweitens kann man dies auch aus der Zeit seines Erscheinens schlie\u223 ?en. Denn nicht bei Nacht leuchtete er, sondern am hellen Tage, w\u228 ?hrend die Sonne schien. Das geht \u252 ?ber die Kraft eines Sternes, ja selbst \u252 ?ber die des Mondes; denn obgleich dieser weit heller scheint als alle Sterne, so verschwindet er doch und wird unsichtbar, sobald der erste Sonnenstrahl erscheint. Dieser Stern jedoch hat durch die Macht seines eigenen Glanzes selbst die Strahlen der Sonne \u252 ?bertroffen, hat heller geschienen als sie, und trotz solcher Lichtf\u252 ?lle noch m\u228 ?chtiger geleuchtet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Drittens kann man dies daran erkennen, dass er zuerst erscheint und dann wieder verschwindet. Auf dem Wege bis Pal\u228 ?stina hat er den Magiern geleuchtet und sie gef\u252 ?hrt, nachdem sie aber in die N\u228 ?he von Jerusalem gekommen waren, verbarg er sich. Als sie dann aber den Herodes \u252 ?ber den Zweck ihrer Reise unterrichtet und von ihm fortgegangen waren, da erschien der Stern von neuem. So bewegen sich aber Sterne nicht; das kann nur eine mit gro\u223 ?er Einsicht begabte Kraft. Der Stern hatte ja nicht einmal seine eigene Wegrichtung, sondern jedesmal, wenn die Magier sich in Marsch setzen mussten, bewegte auch er sich vorw\u228 ?rts; wenn sie aber stille standen, stand auch wer still und richtete sich ganz nach dem, wie sie es brauchten; gerade so wie die Wolkens\u228 ?ule, die dem j\u252 ?dischen Heere zeigte, wann es rasten und wann es aufbrechen sollte. Viertens kann man dies deutlich erkennen an der Art und Weise, wie der Stern sich zeigte. Er blieb nicht in der H\u246 ?he und zeigte von da aus den Ort, sonst h\u228 ?tten ihn ja die Magier auch gar nicht erkennen k\u246 ?nnen; nein, er kam zu diesem Zweck herab in die Tiefe. Ihr wi\u223 ?t ja, dass ein Stern einen Ort nicht anzeigen kann, der so klein ist, dass gerade noch eine H\u252 ?tte auf ihm Platz hat, oder vielmehr, dass er eben noch den Leib eines kleinen Kindes aufnehmen kann. Da er so unerme\u223 ?lich hoch oben ist, ist er nicht geeignet, einen so eng begrenzten Ort zu bezeichnen und f\u252 ?r die kenntlich zu machen, die ihn suchten. Das kann man ja auch beim Monde beobachten; obwohl er alle Sterne an Gr\u246 ?\u223 ?e \u252 ?berragt, scheint er doch allen Bewohnern der Welt nahe zu sein, obwohl sie \u252 ?ber einen so gro\u223 ?en Teil der Erdoberfl\u228 ?che zerstreut leben. Wie h\u228 ?tte also unser Stern den schmalen Raum andeuten k\u246 ?nnen, den die Krippe und die H\u252 ?tte einnahmen, wenn er nicht von der H\u246 ?he herabgekommen und \u252 ?ber dem Haupte des Kindes stehen geblieben w\u228 ?re? Das wollte denn auch der Evangelist andeuten, da er sagte:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: \u8222 ?Siehe, der Stern ging ihnen voran, bis er an dem Ort stille stand, an dem das Kind sich befand.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, mit wie vielen Gr\u252 ?nden man beweisen kann, dass dies kein gew\u246 ?hnlicher Stern war, und dass er sich nicht den Gesetzen der sichtbaren Sch\u246 ?pfung unterworfen zeigte?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und nun! Weshalb erschien denn der Stern? Um die Gef\u252 ?hllosigkeit der Juden etwas aufzuregen und ihnen jede M\u246 ?glichkeit einer Entschuldigung f\u252 ?r ihre Verblendung zu benehmen. Da n\u228 ?mlich der, der da kommen sollte, den Alten Bund aufl\u246 ?sen wollte, und die ganze Welt einlud, ihm zu huldigen, und auch \u252 ?berall zu Wasser und zu Land angebetet werden sollte, so \u246 ?ffnete er von Anfang an auch den Heiden das Tor, weil er durch die Fremden die eigenen Stammesgenossen belehren wollte. Denn obwohl sie durch die Propheten fortw\u228 ?hrend seine Ankunft hatten verk\u252 ?nden h\u246 ?ren, gaben sie doch nicht recht darauf acht. Darum berief er Barbaren aus fernem Lande, damit sie den K\u246 ?nig suchten, der unter ihnen weilte, und aus persischem Munde mussten sie zuerst vernehmen, was sie von den Propheten nicht hatten lernen wollen. Dies geschah deshalb, damit sie einen m\u246 ?glichst starken Ansporn zum Gehorsam h\u228 ?tten, falls sie zur Einsicht kommen wollten, aber auch jeder Entschuldigung bar w\u228 ?ren, wenn sie verstockt blieben. Oder was konnten sie dennoch als Entschuldigung vorbringen, nachdem sie trotz so vieler Propheten doch nicht an Christus glaubten und nun sehen m\u252 ?ssen, wie die Magier auf die Erscheinung eines einzigen Sternes hin sich zu ihm bekennen und den Erschienenen anbeten? Wie er es also mit den Niniviten machte, zu denen er den Jonas sandte, und wie er mit der Samariterin und der Chanan\u228 ?erin tat, so machte er es auch jetzt mit den Magiern. Denn deshalb hat er gesagt: \u8222 ?Die Einwohner von Ninive werden aufstehen zum Gericht, und die K\u246 ?nigin des Ostens wird sich erheben und dieses Geschlecht verdammen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 12,4142\par} } . Denn jene haben auf geringe Zeichen hin geglaubt, diese nicht einmal auf gro\u223 ?e. Warum aber f\u252 ?hrte der Herr die Magier durch eine solche Erscheinung? Aber was h\u228 ?tte er anders tun sollen? Propheten zu ihnen schicken? Die Magier h\u228 ?tten den Propheten schwerlich geglaubt. Durch eine Stimme von oben zu ihnen reden? Sie h\u228 ?tten nicht darauf geachtet. Ihnen einen Engel senden? Auch auf einen solchen h\u228 ?tten sie schwerlich geh\u246 ?rt. Darum hat Gott von all dem abgesehen, hat daf\u252 ?r ihrer Verfassung vollkommen Rechnung getragen und sie durch Dinge gerufen, an die sie gew\u246 ?hnt waren. Darum zeigte er ihnen einen gro\u223 ?en, von den andern verschiedenen Stern, der ihnen durch seine Gr\u246 ?\u223 ?e wie durch die Sch\u246 ?nheit seines Anblicks und die Richtung seines Laufes auffallen musste. So hat es auch der hl. Paulus gemacht. Er hat mit den Griechen von ihrem Altar geredet und ihre Poeten als Zeugen angef\u252 ?hrt: mit den Juden verhandelte er \u252 ?ber die Beschneidung, und beginnt seinen Unterricht f\u252 ?r die, die unter dem Gesetze lebten, mit den Opfern. Da n\u228 ?mlich jeder das liebt, womit er seit langem vertraut ist, so schlagen auch Gott sowie die Menschen, die er zur Rettung der Welt gesandt hat, diesen Weg ein. Glaube also nicht, es sei Gottes unw\u252 ?rdig gewesen, die Magier durch einen Stern zu rufen. Sonst verurteilst du damit auch den ganzen Alten Bund, die Opfer, die Reinigungen, die Neumondfeste, die Bundeslade, ja selbst den Tempel. Denn das alles hat in ihrer heidnischen Anh\u228 ?nglichkeit an das Sinnenf\u228 ?llige seinen Grund und Ursprung gehabt. Gleichwohl hat es Gott zur Rettung der Verirrten geduldet, dass er durch solche Dinge verehrt werde, durch die die Heiden die D\u228 ?monen verehrten; dabei hat er nur ein wenig daran ge\u228 ?ndert, um die Juden durch eine leichte Abkehr von ihren Gewohnheiten zu der h\u246 ?heren Weisheit zu f\u252 ?hren. So hat er es denn auch bei den Magiern gemacht, die er aus Entgegenkommen durch einen Stern rief, um sie dann f\u252 ?r H\u246 ?heres empf\u228 ?nglich zu machen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem also Gott sie gef\u252 ?hrt und geleitet und bis zur Krippe gebracht hat, verkehrt er nicht l\u228 ?nger durch einen Stern mit ihnen, sondern durch einen Engel; und hebt sie so langsam auf eine h\u246 ?here Stufe empor. Gerade so machte es Gott mit den Bewohnern von Askalon und Gaza. Als n\u228 ?mlich jene f\u252 ?nf St\u228 ?dte bei der Ankunft der Bundeslade von schwerer Plage getroffen wurden und keine Rettung aus dem dr\u252 ?ckenden Unheil finden konnten, beriefen sie ihre Wahrsager, hielten eine Versammlung ab und suchten Befreiung von jenem gottverh\u228 ?ngten Verderben. Da befahlen die Wahrsager, man solle junge, ungez\u228 ?hmte K\u252 ?he, die zum erstenmal geboren h\u228 ?tten, vor die Bundeslade spannen und sie ohne F\u252 ?hrer gehen lassen. Dadurch w\u252 ?rde es offenbar, ob die Plage von Gott gesandt oder eine zuf\u228 ?llig entstandene Krankheit sei. (Denn sagten sie, wenn die K\u252 ?he das Joch zerbrechen, weil sie nicht daran gew\u246 ?hnt sind, oder ihren bl\u246 ?kenden K\u228 ?lbern nachgehen, dann ist die Krankheit nur durch Zufall entstanden; gehen sie aber geradewegs voran, ohne auf das Pl\u228 ?rren ihrer Jungen zu achten und ohne sich zu verirren, obwohl sie den Weg nicht kennen, dann ist es klar, dass Gottes Hand diese St\u228 ?dte heimgesucht hat.) So also sprachen die Wahrsager, und die Bewohner jener St\u228 ?dte glaubten es und taten, wie sie gehei\u223 ?en waren. Und Gott zeigte sich auch hier wieder entgegenkommend, nahm die Entscheidung der Wahrsager an und hielt es seiner nicht unw\u252 ?rdig, mit deren Vorschlag Ernst zu machen, und ihren Anspr\u252 ?chen den Schein der Glaubw\u252 ?rdigkeit zu geben. Gerade dadurch ward ja seine Tat noch gr\u246 ?\u223 ?er, dass sogar Heiden die Macht Gottes bezeugen mussten, und ihre Lehrer ihm Zeugnis gaben. Noch viele andere F\u228 ?lle k\u246 ?nnte man beobachten, in denen es Gott \u228 ?hnlich gemacht hat. So hat er z.B. im Falle der Wahrsagerin{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 K\u246 ?n 28\par} } in einer Weise gehandelt, die ihr euch jetzt, nach dem bisher Gesagten, selber erkl\u228 ?ren k\u246 ?nnt. Ich habe also all dies wegen des Sternes erw\u228 ?hnt; ihr selbst k\u246 ?nntet aber noch mehr dar\u252 ?ber sagen, denn: \u8222 ?Gib dem Weisen eine Gelegenheit, und er wird noch weiser sein\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Spr 9,9\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes m\u252 ?ssen wir wieder zum Anfang unserer Lesung zur\u252 ?ckkehren. Wie lautete er doch? \u8222 ?Als aber Jesus geboren ward zu Bethlehem in Jud\u228 ?a, in den Tagen des K\u246 ?nigs Herodes, siehe da kamen Magier aus dem Morgenlande nach Jerusalem.\u8220" Die Magier folgten dem Sterne, der sie f\u252 ?hrte; die Juden dagegen glaubten nicht einmal der Stimme der Propheten. Weshalb gibt uns der Evangelist aber auch die Zeit an und den Ort? \u8222 ?In Bethlehem\u8220", sagt er, und \u8222 ?in den Tagen des K\u246 ?nigs Herodes\u8220"; und weshalb f\u252 ?gt er auch noch dessen k\u246 ?nigliche W\u252 ?rde bei? Seine W\u252 ?rde deshalb, weil es auch einen anderen Herodes gab, der den Johannes hatte t\u246 ?ten lassen; Jener war aber Tetrarch, dieser K\u246 ?nig. Den Ort und die Zeit f\u252 ?gt er aber bei, um uns an alte Prophetien zu erinnern. Die eine davon stammt von Mich\u228 ?as, der da sagt: \u8222 ?Und du Bethlehem im Lande Juda, bist keineswegs die geringste unter den F\u252 ?rstenst\u228 ?dten Juda\u8217's\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mich 5,2\par} } . Die andere Prophetie erging durch den Patriarchen Jakob, der uns ganz genau die Zeit angibt und das gro\u223 ?e Wunderzeichen beschriebt, das sein Erscheinen begleitet. Er sagt: \u8222 ?Nicht wird die Herrschaft von Juda weichen, noch ein F\u252 ?hrer fehlen aus seinem Stamme, bis derjenige kommt, der da auserw\u228 ?hlt ist: und auf ihn harren die V\u246 ?lker\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 49,10\par} } . Es lohnt sich aber auch, zu untersuchen, woher die Magier zu so hoher Einsicht kamen, und wer sie darauf hingewiesen hat? Mir scheint n\u228 ?mlich, der Stern allein habe nicht alles getan, sondern es habe auch Gott selbst in ihren Seelen gewirkt, so wie er es bei Kyrus gemacht hat, den er dazu bewog, die Juden aus der Gefangenschaft zu entlassen. Das hat er aber nicht so getan, dass er dadurch dessen Freiheit beeintr\u228 ?chtigte; denn, auch als er den Paulus durch eine Stimme von oben rief, hat sich in gleicher Weise die Wirkung seiner Gnade wie dessen Gehorsam bet\u228 ?tigt. Aber warum, fragst du, hat er dies nicht allen Magiern geoffenbart? Weil auch nicht alle bereit waren zu glauben, sondern diese waren bereitwilliger als alle anderen. Es sind ja auch Millionen Menschen zugrunde gegangen, und zu den Niniviten allein ward der Prophet gesandt: zwei R\u228 ?uber hingen am Kreuze, der eine nur ward gerettet. Bewundere also die Tugend dieser Magier, und zwar nicht sowohl, dass sie kamen, als vielmehr, dass sie dabei so furchtlos und unbefangen waren. Um n\u228 ?mlich nicht den Schein aufkommen zu lassen, als seien sie nur Betr\u252 ?ger, so erkl\u228 ?ren sie offen, wer sie gef\u252 ?hrt hat, wie weit sie herkommen, und geben ein Beweis ihrer Unerschrockenheit, indem sie sagen: \u8222 ?Wir sind gekommen, ihn anzubeten\u8220", und dabei f\u252 ?rchten sie weder den Zorn des Volkes, noch die Tyrannei des K\u246 ?nigs. Deshalb glaube ich, dass sie auch zu Hause die Lehrer ihrer Stammesgenossen wurden. Denn wenn sie sich hier nicht scheuten, so zu sprechen,. so werden sie mit um so gr\u246 ?\u223 ?erem Freimut in ihrem eigenen Lande geredet haben, zumal nachdem sie noch die Mitteilung des Engels und das Zeugnis des Propheten erhalten hatten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: \u8222 ?Als aber Herodes dies geh\u246 ?rt hatte, hei\u223 ?t es weiter, erschrak er und ganz Jerusalem mit ihm.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Herodes erschrak allerdings mit Recht; er war ja K\u246 ?nig und f\u252 ?rchtete f\u252 ?r sich und seine Kinder. Weshalb aber Jerusalem? Ihm hatten ja doch die Propheten von alters her vorausgesagt, der Neugeborene werde sein Erl\u246 ?ser, sein Wohlt\u228 ?ter, sein Befreier sein. Weshalb erschraken sie also? Weil sie geradeso gesinnt waren wie ihre V\u228 ?ter, die sich von Gott und seinen Gaben abwandten, und sich nach den \u228 ?gyptischen Fleischt\u246 ?pfen sehnten, obwohl sie so gro\u223 ?e Freiheit genossen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 16,3\par} } . Du aber beachte, wie genau die Propheten sind. Denn gerade das hat der Prophet ebenfalls lange vorher gesagt mit den Worten: \u8222 ?Sie werden darnach verlangen im Feuer verbrannt zu werden; denn ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 9,56\par} } . Trotzdem sie aber erschraken, haben sie doch kein Verlangen, zu sehen, was geschehen ist, sie folgen den Magiern nicht und k\u252 ?mmern sich nicht um sie. So sehr waren sie unter allen Menschen zugleich die hochm\u252 ?tigsten und leichtfertigsten. Sie h\u228 ?tten sich je eigentlich r\u252 ?hmen sollen, dass dieser K\u246 ?nig bei ihnen geboren worden, dass er sogar Persien an sich zog, dass die ganze Welt ihnen w\u252 ?rde untertan werden, da ja die Dinge sich bereits zum Besseren wandten, und sein Reich schon im Entstehen solchen Glanz aufwies; sie r\u252 ?hrte aber von all dem nichts. Und doch war es noch gar nicht so lange her, dass sie aus persischer{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Chrysostomus bezeichnet stets Assyrien mit Persien\par} } Gefangenschaft befreit waren; und selbst wenn sie nichts von den unaussprechlichen, hohen Geheimnissen wussten, h\u228 ?tten sie nur aus dem Vorliegenden einen Schluss ziehen wollen, so h\u228 ?tten sie sich denken m\u252 ?ssen: Wenn sie vor unserem K\u246 ?nig schon bei seiner Geburt so zittern, so werden sie ihn noch viel mehr f\u252 ?rchten und ihm gehorchen, wenn er einmal gro\u223 ? geworden, und dann werden wir noch glorreicher dastehen als die Barbaren. Aber nichts von all dem regt sie an, so gleichg\u252 ?ltig waren sie und doch dabei so voll Neid. Diese beiden Laster m\u252 ?ssen wir also mit aller Sorgfalt aus unserer Seele ausrotten, und st\u228 ?rker als Feuer muss derjenige sein, der gegen solche Feinde Stand halten will. Darum sagte auch Christus: \u8222 ?Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu senden; und was will ich anders, als dass es brenne?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 12,49\par} } . Deshalb erschien auch der Heilige Geist in Feuergestalt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wir dagegen sind k\u228 ?lter geworden als Asche, lebloser als die Toten; und das obgleich wir das Beispiel des hl. Paulus vor Augen haben, der himmelhoch, ja \u252 ?ber alle Himmel hin den Flug genommen, der st\u228 ?rker war als das st\u228 ?rkste Feuer, der \u252 ?ber alles siegreich hinwegschritt, \u252 ?ber H\u246 ?he und Tiefe, \u252 ?ber Gegenwart und Zukunft, \u252 ?ber das, was ist, und was nicht ist\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 8,3839\par} } . Sollte dir aber dieses Vorbild zu hoch sein, so w\u228 ?re immerhin auch das schon ein Zeichen religi\u246 ?ser Tr\u228 ?gheit;{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn was hatte Paulus vor dir voraus, dass du sagst, du k\u246 ?nntest seinen Eifer unm\u246 ?glich erreichen?\par} } Indessen wollen wir nicht miteinander streiten, sondern den hl. Paulus \u252 ?bergehen und die ersten Christen betrachten, die ihr Verm\u246 ?gen und ihren Besitz, ihre Sorgen und jedes irdische Gesch\u228 ?ft von sich warfen und sich ganz Gott hingaben und Tag und Nacht der Verk\u252 ?ndigung des Gotteswortes oblagen. So ist eben das geistige Feuer. Kein Verlangen nach irdischen Dingen l\u228 ?sst es aufkommen, sondern dr\u228 ?ngt unsere Liebe auf ein anderes Gebiet. Wen einmal diese Liebe erfasst hat, der ist zu allem willig bereit, und m\u252 ?sste er sein ganzes Verm\u246 ?gen preisgeben, m\u252 ?sste er Reichtum und Ehrenstellen verachten, ja selbst sein Leben zum Opfer bringen. Die Glut dieses Feuers dringt in die Seele ein, verdr\u228 ?ngt daraus alle Tr\u228 ?gheit, und macht leichter als eine Feder, wen sie einmal ergriffen. Ein solcher schaut \u252 ?ber alles Irdische hinweg und verharrt in innerer Zerknirschung, vergie\u223 ?t unaufh\u246 ?rliche Str\u246 ?me von Tr\u228 ?nen und sch\u246 ?pft aus all dem eine m\u228 ?chtige innere Freude. Denn nichts verbindet und einigt so sehr mit Gott als solche Tr\u228 ?nen. Wohnte ein solcher auch mitten in St\u228 ?dten, er lebte doch gleich denen, die in der W\u252 ?ste, auf den Bergesh\u246 ?hen oder in einsamen Talschluchten wohnen; er achtet nicht auf die, so um ihn sind und wird seiner freudevollen Trauer niemals satt, ob er nun \u252 ?ber seine eigenen S\u252 ?nden weint oder \u252 ?ber fremde. Darum hat Gott solche Menschen vor allen anderen gl\u252 ?cklich gepriesen und gesagt: \u8220"Selig sind die Trauernden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,5\par} } . Ebenso sagt auch Paulus: \u8220"Freuet euch immerdar im Herrn\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Phil 4,4\par} } ; er meinte damit die Freude, die diesen Tr\u228 ?nen entstr\u246 ?mt. Wie die weltliche Freude nur Trauer in ihrem Gefolge hat, so spro\u223 ?t aus den Tr\u228 ?nen, die man um Gottes willen weint, nur immerw\u228 ?hrende unversiegliche Freude.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So wurde auch die Hure heiliger als manche Jungfrauen, nachdem sie von diesem Feuer erfasst worden. Denn da sie von hei\u223 ?er Reue erf\u252 ?llt war, so entbrannte sie nur noch von Liebe zu Christus, l\u246 ?ste ihre Haare auf, benetzte seine heiligen F\u252 ?\u223 ?e mit Tr\u228 ?nen, trocknete sie mit den eigenen Haaren und goss die Salbe dar\u252 ?ber aus. Das alles war aber nur der \u228 ?u\u223 ?ere Vorgang, was in ihrer Seele vorging, war noch viel inbr\u252 ?nstiger, und Gott allein hat es gesehen. Darum freut sich auch jeder mit ihr, der davon h\u246 ?rt, ist gl\u252 ?cklich ob ihrer Tat, und verzeiht ihr all ihre fr\u252 ?here Schuld. Wenn aber schon wir so urteilen, die wir doch b\u246 ?se sind{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 11,13\par} } , so bedenke, was Gott in seiner Liebe ihr nicht verliehen haben wird und welche Gnaden ihr auch vor der{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 endg\u252 ?ltigen\par} } Belohnung durch Gott{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 im Himmel\par} } ob ihrer Reue zuteil geworden sein m\u252 ?ssen? Wie durch einen starken Regengu\u223 ? die Luft gereinigt wird, so folgt auch auf die Tr\u228 ?nen, die man vergie\u223 ?t, heitere Stille, und die Finsternis, die von der S\u252 ?nde stammte, wird verscheucht. Und wie wir aus dem Wasser und dem Geiste gereinigt wurden{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in der Taufe\par} } , so werden wir von neuem gereinigt durch Reuetr\u228 ?nen und durch das Bekenntnis{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das Bu\u223 ?sakrament. Dass Chrysostomus auch an die Ohrenbeichte gedacht habe, l\u228 ?sst sich durch kein ausdr\u252 ?ckliches Zeugnis beweisen\par} } vorausgesetzt, dass wir dies nicht blo\u223 ? zur Schau tragen, um gesehen und geehrt zu werden. Wer nur darum Tr\u228 ?nen verg\u246 ?sse, der verdiente meines Erachtens weit mehr Tadel, als wer sich mit Farben und Schminken herausputzt. Ich will nur solche Tr\u228 ?nen, die man nicht aus Hochmut vergie\u223 ?t, sondern aus Demut, heimlich und im Verborgenen, wo niemand es sieht; Tr\u228 ?nen, die still und ger\u228 ?uschlos flie\u223 ?en, die aus der Tiefe der Seele kommen, aus innerem Weh und Schmerz, die man nur Gottes wegen vergie\u223 ?t, so wie es bei Anna der Fall war. \u8220"Denn ihre Lippen\u8221",hei\u223 ?t es, \u8220"bewegten sich und ihre Stimme ward nicht geh\u246 ?rt\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 K\u246 ?n 1,13\par} } . Aber ihre Tr\u228 ?nen allein waren lauter als Trompetenklang. Darum hat auch Gott ihren Scho\u223 ? ge\u246 ?ffnet und den harten Felsen in fruchtbares Erdreich verwandelt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn auch du solche Tr\u228 ?nen weinst, dann bist du dem Herrn \u228 ?hnlich geworden. Denn auch er hat geweint \u252 ?ber Lazarus und Jerusalem, und \u252 ?ber das Schicksal des Judas ward er ersch\u252 ?ttert{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 13,21\par} } . Und weinen sehen kann man ihn oft, lachen niemals, nicht einmal stille l\u228 ?cheln; wenigstens hat kein Evangelist etwas davon berichtet. Deshalb sagt auch der hl. Paulus selbst von sich, und andere sagen es von ihm{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wer diese anderen sein sollten ist nicht klar\par} } , dass er geweint habe, drei N\u228 ?chte und drei Tage lang geweint; dass er aber gelacht h\u228 ?tte, das hat er nirgends gesagt, weder er noch andere; aber auch kein anderer Heiliger hat dies weder von sich noch von einem anderen Heiligen erz\u228 ?hlt. Nur von Sara allein wird dies berichtet, n\u228 ?mlich damals, als sie getadelt wurde, und ebenso vom Sohne Noes, da er aus einem Freigeborenen zum Sklaven wurde. Das alles sage ich aber, nicht um das Lachen zu verp\u246 ?nen, sondern nur, um die Ausgelassenheit zu verhindern. Denn sage mir doch: Welchen Grund hast du denn, eingebildet und ausgelassen zu sein, der du noch f\u252 ?r so viele S\u252 ?nden verantwortlich bist, vor dem furchtbaren zuk\u252 ?nftigen Richterstuhl erscheinen musst, und \u252 ?ber alles, was du hienieden getan, genaue Rechenschaft abzulegen hast? Ja, wir werden f\u252 ?r unsere freiwilligen und unfreiwilligen S\u252 ?nden Rede und Antwort stehen m\u252 ?ssen. \u8222 ?Denn\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?wer mich vor den Menschen verleugnen wird, den werde auch ich vor meinem Vater verleugnen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 10,35\par} } . Selbst wenn diese Verleugnung{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 durch die S\u252 ?nde\par} } unfreiwillig ist, geht sie doch nicht straflos aus, sondern auch f\u252 ?r sie m\u252 ?ssen wir uns verantworten, ja f\u252 ?r alles, ob wir darum wissen oder nicht. \u8222 ?Ich bin mir keiner Schuld bewusst\u8220", sagt der Apostel, \u8222 ?aber darum bin ich noch nicht gerechtfertigt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 4,4\par} } ; f\u252 ?r alles, ob wir es unbewusst oder mit Absicht getan haben.{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Chrysostomus denkt hier wohl an solche S\u252 ?nden, die aus schuldbarer Unwissenheit begangen, d.h. deren S\u252 ?ndhaftigkeit man bei genauerem Zusehen und gutem Willen h\u228 ?tte erkennen k\u246 ?nnen. Eine \u220 ?bertretung, die ohne jede Erkenntnis und Absicht geschieht, kann dagegen nie schuldbar werden.\par} } \u8222 ?Ich gebe ihnen das Zeugnis\u8220", sagt der hl. Paulus, \u8222 ?dass sie Eifer haben f\u252 ?r Gott, aber keinen erleuchteten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 10,2\par} } . Das gen\u252 ?gt aber nicht zu ihrer Rechtfertigung. Und an die Korinther schreibt er: \u8222 ?Ich f\u252 ?rchte, sie einst die Schlange in ihrer Arglist die Eva verf\u252 ?hrte, so m\u246 ?chte sie auch eure Gesinnung verderben zum Abfall von der Einfalt des Glaubens an Jesus Christus\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 11,3\par} } . W\u228 ?hrend du also \u252 ?ber so vieles wirst Rechenschaft ablegen m\u252 ?ssen, sitzest du da und lachst. redest l\u228 ?ppische Dinge und gibst dich eitler Lebenslust hin. Ja du sagst: Wenn ich das nicht tue, sondern immer in Trauer lebe, was habe ich davon? Ungemein viel, sogar so viel, dass man es mit Worten gar nicht auszusprechen vermag. Bei weltlichen Gerichten entgehst du nach gef\u228 ?lltem Urteil der Strafe nicht, und wenn du noch so viel weinst. Hier aber brauchst du nur zu bereuen und das Urteil ist aufgehoben, es wird dir verziehen. Darum redet Christus so oft von der Reue zu uns, preist die Bu\u223 ?fertigen gl\u252 ?cklich und ruft Wehe \u252 ?ber die, die lachen. Diese Welt ist eben kein Theater zum Lachen; nicht dazu sind wir beisammen, um schallendes Gel\u228 ?chter anzuschlagen, sondern um{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u252 ?ber unsere S\u252 ?nden\par} } zu seufzen, und mit diesem Seufzen werden wir uns den Himmel erwerben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn du vor deinem Herrscher stehst, wagst du nicht einmal leise zu l\u228 ?cheln; w\u228 ?hrend aber der Herr der Engel in deinem Innern weilt, stehst du nicht da in Furcht und Zittern und mit der geziemenden Ehrfurcht, nein, du lachst, w\u228 ?hrend er so oft sich \u252 ?ber dich erz\u252 ?rnt und du bedenkst nicht, dass du ihn damit noch mehr herausforderst als mit deinen S\u252 ?nden. Denn Gott pflegt sich nicht so fast von den S\u252 ?ndern abzukehren, als von denen, die nach der S\u252 ?nde keine Bu\u223 ?e tun. Aber trotzdem bleiben auch da noch manche so unempfindlich, als wollten sie nach all dem noch sagen: Ich m\u246 ?chte, dass ich niemals zu weinen brauchte; Gott gebe mir lieber, dass ich immer lachen und scherzen kann. G\u228 ?be es aber etwas Kindischeres, als so zu denken? Nicht Gott gibt uns Gelegenheit zur Ausgelassenheit, sondern der Teufel. H\u246 ?re nur, wie es den Ausgelassenen erging: \u8222 ?Das Volk\u8220", so hei\u223 ?t es, \u8222 ?sa\u223 ? beim Essen und Trinken, und dann standen sie auf, sich zu belustigen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 32,6\par} } . So machten es die Sodomiten, so auch die Menschen vor der S\u252 ?ndflut. Denn auch von jenen hei\u223 ?t es: \u8222 ?Sie schwelgten in Hochmut und \u220 ?ppigkeit, und im \u220 ?berfluss an Brot\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ez 16,.49\par} } . Auch zur Zeit des Noe sahen die Leute durch so viele Jahre hindurch, wie die Arche gebaut wurde; aber sie lie\u223 ?en sich nicht r\u252 ?hren, sondern belustigten sich und dachten nicht an die Zukunft. Darum hat auch die S\u252 ?ndflut sie allesamt verschlungen und die ganze Welt in einem einzigen Schiffbruch begraben .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 7.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Erbitte also nicht von Gott, was du nur vom Teufel haben kannst. Gottes Sache ist es, dir ein Herz zu geben, das zerknirscht und dem\u252 ?tig ist, das n\u252 ?chtern ist und besonnen, gelassen, reum\u252 ?tig und bu\u223 ?fertig; das sind seine Geschenke, und die haben wir auch am meisten n\u246 ?tig. Es steht uns ja auch ein schwerer Kampf bevor; \u8220"gegen unsichtbare M\u228 ?chte haben wir zu streiten, haben gegen die Geister der Bosheit, gegen die Gewalten und M\u228 ?chte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eph 6,12\par} } Krieg zu f\u252 ?hren. Da muss man freilich w\u252 ?nschen, dass wir voll Eifer, n\u252 ?chtern und wachsam jenen furchtbaren Ansturm auszuhalten verm\u246 ?gen. Wenn wir dagegen lachen und scherzen und uns um gar nichts k\u252 ?mmern, dann werden wir noch vor dem Zusammensto\u223 ? ob unserer eigenen Sorglosigkeit geschlagen. Es steht uns also nicht zu, fortw\u228 ?hrend zu lachen, uns zu freuen und in Vergn\u252 ?gungen zu schwelgen; das sollen die Schauspieler tun, die schlechten Dirnen und verkommenen Menschen, die Schmarotzer und Schmeichler, nicht aber die, die f\u252 ?r den Himmel berufen sind, nicht die, welche in jener Gottesstadt das B\u252 ?rgerrecht haben und die Waffen des Geistes tragen, sondern die, so dem Teufel verfallen sind. Ja der Teufel ist es, der Teufel, der eine wahre Kunst daraus gemacht hat, die Soldaten Christi zur Erschlaffung zu bringen und die Spannkraft ihrer Seele zu schw\u228 ?chen. Deshalb hat er in den St\u228 ?dten Theater gebaut, und jene Schauspieler heran geschult, die zum Lachen reizen, und hat durch deren sch\u228 ?ndliches Treiben die ganze Stadt mit dieser Pest angesteckt. Was uns der hl. Paulus zu meiden gebot,\u8221"t\u246 ?richtes und ausgelassenes Geschw\u228 ?tz\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eph 5,4\par} } , gerade das treibt der Teufel uns an, zu suchen. Noch schlimmer aber als all dies ist die Sache, \u252 ?ber die man lacht. Wenn die Schauspieler etwas Blasphemisches oder Unfl\u228 ?tiges sagen, dann lachen viele solche Toren und freuen sich, und klatschen Beifall \u252 ?ber Dinge, f\u252 ?r die jene weit eher verdienten, gesteinigt zu werden{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 deshalb war der Schauspielerberuf von jeher von der Kirche verp\u246 ?nt; vgl. Tertullian de spectaculis, de idololatria usw.\par} } und damit ziehen sie sich selbst das h\u246 ?llische Feuer zu. Denn diejenigen, die solche Reden loben, die sind es gerade, die am meisten dazu ermutigen. Deshalb verdienen sie die Strafe, die jene erwartet, wohl in viel h\u246 ?herem Ma\u223 ?e. Wenn niemand sich f\u228 ?nde, der solche Dinge sehen m\u246 ?chte, dann g\u228 ?be es auch keine solchen Schauspieler. Wenn diese dagegen sehen, dass ihr eure Werkst\u228 ?tten, eure Arbeit, euren Verdienst, mit einem Wort gar alles im Stiche lasst um jener Lust willen, dann werden sie immer kecker und treiben die Sache immer verwegener. Und das sage ich nicht, um sie von Schuld freizusprechen, sondern damit ihr wisset, dass haupts\u228 ?chlich ihr selbst Anfang und Ursache solcher Ungeh\u246 ?rigkeiten seid, indem ihr ganze Tage an derlei Belustigungen verschwendet, wo die ehrbare Ehe blo\u223 ?gestellt und das gro\u223 ?e Mysterium{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das Sakrament der Ehe\par} } nachge\u228 ?fft wird. Ja der Schauspieler, der solche Vorstellungen gibt, ist nicht einmal so schuldbar wie du, der du solche Dinge befiehlst, ja nicht blo\u223 ? befiehlst, sondern auch noch dazu antreibst, lachst, die Darstellung lobst und auf jede Weise deinen Beifall kundgibst \u252 ?ber diese Werkst\u228 ?tten der H\u246 ?lle. Sag mir doch, mit welchen Augen wirst du hinfort zu Hause auf deine Frau blicken, nachdem du sie dort hast verh\u246 ?hnen sehen? Und wie ist es m\u246 ?glich, dass du nicht err\u246 ?test beim Gedanken an deine Lebensgef\u228 ?hrtin, wenn du siehst, wie ihr Geschlecht daselbst dem Gesp\u246 ?tt preisgegeben wird!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 8.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wende mir nur nicht dagegen ein, es sei ja das nur Schein und nicht Wirklichkeit. Dieser Schein hat schon manche zu wirklichen Ehebrechern gemacht und viele Familien zugrunde gerichtet. Gerade das verursacht mir am meisten Kummer, dass man solche Darstellungen gar nicht f\u252 ?r schlecht h\u228 ?lt, dass vielmehr Beifallklatschen, L\u228 ?rm und gro\u223 ?es Gel\u228 ?chter zu h\u246 ?ren sind, w\u228 ?hrend man solche Ehebruchsszenen vorzuf\u252 ?hren wagt. Was sagst du? Es ist alles nur Schein und Spiel. Gerade deswegen verdienten eigentlich diese Leute tausendfach den Tod, weil sie mit solchem Eifer Dinge darstellen, die durch alle Gesetze verboten sind. Denn wenn die Sache an sich schlecht ist, dann ist auch deren Darstellung schlecht. Da will ich noch gar nicht davon reden, wie viele Ehebr\u252 ?che diejenigen veranlasst haben, die solche Ehebruchst\u252 ?cke spielen, und wie frech und unversch\u228 ?mt sie die Zuschauer machen. Denn es gibt nichts L\u252 ?sterneres und Frecheres als das Auge, das solches zu schauen vermag. Auf offener Stra\u223 ?e m\u246 ?chtest du kein nacktes Weib ansehen, nicht einmal zu Hause; du w\u252 ?rdest dies f\u252 ?r eine Schande halten. In das Theater aber gehst du, um das Geschlecht des Mannes und des Weibes in gleicher Weise zu beschimpfen und deine eigenen Augen zu sch\u228 ?nden! Sage mit nicht, das nackte Weib ist ja eine Hure; nein, die Hure und die Freie haben die gleiche Natur, denselben Leib. Wenn das nichts Schlechtes ist, warum entfernst du dich dann so eilig, wenn du etwa auf offener Stra\u223 ?e so etwas siehst, und sorgst auch, dass das Weib fortgeschafft wird, das eine solche Schamlosigkeit begeht? Oder ist so etwas nur schlecht, so lange wir allein sind, sobald wir aber in gro\u223 ?er Anzahl beisammensitzen, ist es keine Schande mehr? Geh, solche Reden sind l\u228 ?cherlich und eine Schmach, und beweisen nur deine gro\u223 ?e Verlegenheit. Besser w\u228 ?re es noch, du w\u252 ?rdest deine Augen mit Kot und Schmutz besudeln, als dass du solche Ungeh\u246 ?rigkeiten ansiehst. Denn der Kot schadet dem Auge nicht so sehr, als ein unkeuscher Blick und das Anschauen eines entbl\u246 ?\u223 ?ten Weibes.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 H\u246 ?re nur, was zu allererst die Nacktheit verursacht hat, und f\u252 ?rchte dich vor dem, was diese Schmach veranlasst hat. Was hat sie also verursacht? Der Ungehorsam und die Nachstellung des Teufels. So hat der Teufel schon vom allerersten Anfang an darauf sein Augenmerk gerichtet. Aber jene{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ersten Menschen\par} } sch\u228 ?mten sich doch wenigstens noch, dass sie nackt waren; ihr aber gefallet euch noch darin, genau, wie der Apostel gesagt hat: \u8222 ?In der Schande finden sie ihre Ehre\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Phil 3,19\par} } . Wie wird dich also in Zukunft deine Frau ansehen, wenn du von einem solch schm\u228 ?hlichen Schauspiel heimkehrst? Wie wird sie dich empfangen? Wie dich anreden, nachdem du in so schandbarer Weise das weibliche Geschlecht verh\u246 ?hnt hast, von solch obsz\u246 ?nem Anblick gefangen und zum Sklaven eines entehrten Weibes geworden bist? Wenn ihr aber ob meiner Ermahnung Reue empfindet, so macht ihr mir damit eine \u252 ?beraus gro\u223 ?e Freude. \u8222 ?Denn wer ist es, der mich erfreut, wenn nicht der, der meinetwegen trauert?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 2,2\par} } . H\u246 ?ret also nie auf, \u252 ?ber diese eure S\u252 ?nden zu weinen und euch Gewissensbisse zu machen; denn solch ein Schmerz wird f\u252 ?r euch der Anfang einer Wendung zum Besseren sein. Darum habe ich auch heute eine sch\u228 ?rfere Sprache als sonst gef\u252 ?hrt, damit der Einschnitt um so tiefer werde und ich euch so von dem F\u228 ?ulnis erregenden, berauschenden Gifte befreie, und eure Seele rein und gesund mache. Dessen m\u246 ?gen wir alle uns allweg erfreuen und den Kampfpreis erreichen, der f\u252 ?r so edles Handeln ausgesetzt ist, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht geb\u252 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Siebte Homilie. Kap. II, V.4-9.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: \u8222 ?Und er versammelte alle Oberpriester und Schriftgelehrten des Volkes und fragte sie, wo Christus geboren werde. Sie aber antworteten ihm: Zu Bethlehem in Jud\u228 ?a.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie alles zur Besch\u228 ?mung der Juden ausschl\u228 ?gt? Solange sie den Heiland nicht gesehen hatten und nicht von Eifersucht und Hass erf\u252 ?llt waren, gaben sie der Wahrheit Zeugnis; nachdem sie aber gesehen hatten, wie ber\u252 ?hmt er durch seine Wunder geworden, da wurden sie von Neid erfasst und verleugneten fortan die Wahrheit. Trotzdem trug alles dazu bei, der Wahrheit zum Siege zu verhelfen, und gerade durch ihre Feinde erlebte sie den gr\u246 ?\u223 ?ten Triumph. Beachte daher, wie wunderbar und unerwartet Gott auch hier wieder die Dinge f\u252 ?gt. Die Barbaren und die Juden lernen beide etwas Neues voneinander, und zu gleicher Zeit belehren sie sich gegenseitig. Die Juden erfuhren von den Magiern, dass sogar ein Stern den Messias im Perserlande angek\u252 ?ndigt habe; die Magier h\u246 ?ren von den Juden, dass eben der, den ihr Stern angezeigt hatte, schon vor Jahrhunderten von den Propheten vorherverk\u252 ?ndet worden. So wird der Gegenstand ihrer Frage f\u252 ?r beide Teile zum Ausgangspunkt einer besseren und genaueren Belehrung. Die Feinde der Wahrheit m\u252 ?ssen notgedrungen, auch wider ihren Willen, das lesen, was f\u252 ?r die Wahrheit Zeugnis ablegt, und m\u252 ?ssen das Prophetenwort erkl\u228 ?ren, wenn auch nur zum Teil. Nachdem sie n\u228 ?mlich Bethlehem, genannt und gesagt hatten, dass aus ihm der Hirte Israels hervorgehen werde, schwiegen sie \u252 ?ber das, was folgte, um dem K\u246 ?nig zu schmeicheln. Wie lautete aber dies? \u8222 ?Sein Ausgang ist von Anbeginn, von den Tagen der Ewigkeit\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mich 5,2\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn aber Christus aus Bethlehem stammen sollte, warum lebte er nach seiner Geburt in Nazareth und verdunkelte dadurch die Prophetie? Aber er hat sie ja dadurch nicht dunkler, sondern nur noch klarer gemacht. Denn wenn er in Bethlehem geboren wurde, w\u228 ?hrend seine Mutter sonst immer in Nazareth wohnte, so beweist dies, dass es durch besondere F\u252 ?gung Gottes so geschehen war. Deshalb ging er auch nicht allsogleich nach seiner Geburt von Bethlehem fort, sondern gab denen, die die Sache genauer erforschen wollten, vierzig Tage Zeit zur Pr\u252 ?fung. Denn es war ja so manches, was zu einer solchen Pr\u252 ?fung einladen musste, falls einer \u252 ?berhaupt der Sache Beachtung schenken wollte. Als die Magier kamen, da war die ganze Stadt in Aufregung geraten, und mit der Stadt der K\u246 ?nig: man brachte den Propheten herbei, und eine gro\u223 ?e Ratsversammlung ward einberufen, und vieles andere geschah dortselbst, was Lukas alles genau aufz\u228 ?hlt; so z.B. die Begebenheiten mit Anna, Simeon, Zacharias, den Engeln, den Hirten; lauter Dinge, die den, der auf sie achtete, veranlassen mussten, der Sache weiter nachzuforschen. Wenn schon den Magiern, die aus Persien kamen, der Ort nicht unbekannt war, so konnten diejenigen, die selbst dort wohnten, ihn um so leichter in Erfahrung bringen. So hat sich also Christus schon von Anfang an durch viele Wunder zu erkennen gegeben. Da aber die Juden nicht sehen wollten, so verbarg er sich in der Zwischenzeit, um sich ein zweites Mal von neuem in noch gl\u228 ?nzenderer Weise zu enth\u252 ?llen. Von da an legten nicht mehr die Magier Zeugnis f\u252 ?r ihn ab und nicht mehr der Stern, sondern sein Vater verk\u252 ?ndete ihn vom Himmel herab an den Gew\u228 ?ssern des Jordan; dazu kam noch der Heilige Geist und gab jener Stimme{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Vaters\par} } die Beziehung auf die Person des Getauften. Und das Gleiche rief Johannes mit allem Freimut \u252 ?ber ganz Jud\u228 ?a hin und erf\u252 ?llte den ganzen bewohnten Erdkreis mit dieser seiner Botschaft. Auch das Zeugnis seiner Wunder, die Erde, das Meer, die ganze Sch\u246 ?pfung sprechen laut und deutlich f\u252 ?r ihn. Zur Zeit seiner Geburt selbst geschahen aber so gro\u223 ?e Wunder, dass sie ohne weiteres den bezeugen konnten, der da gekommen war. Damit n\u228 ?mlich die Juden ja nicht sagen k\u246 ?nnten: Wir wussten nicht, wo er geboren worden. noch auch zu welcher Zeit, so hatte Gott die Ankunft der Magier vorherbestimmt, und alles andere, das ich erw\u228 ?hnt habe. So werden also die Juden wohl schwerlich eine Entschuldigung daf\u252 ?r vorbringen k\u246 ?nnen, dass sie diesen Ereignissen nicht weiter nachforschten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte aber auch, wie genau die Prophetie ist. Es hei\u223 ?t n\u228 ?mlich nicht, er werde in Bethlehem bleiben, sondern: \u8222 ?er wird daraus hervorgehen\u8220". Also auch das geh\u246 ?rte mit zur Prophetie, dass er dort nur geboren werden sollte. Einige Juden behaupten aber keckerweise, das alles sei mit Bezug auf Zorobabel gesagt worden. Wie sollten aber die recht haben? Denn wahrlich, von ihm kann man nicht sagen: \u8222 ?Sein Ausgang ist von Anbeginn, von den Tagen der Ewigkeit\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mich 5,2\par} } . Und wie sollten die anfangs angef\u252 ?hrten Worte: \u8222 ?Aus dir wird hervorgehen\u8220" auf jenen passen? Er wurde ja gar nicht in Jud\u228 ?a, sondern in Babylon geboren. Deshalb wurde er auch Zorobabel genannt, weil er eben in Babel auf die Welt kam. Diejenigen, die Syrisch kennen, verstehen den Ausdruck. Au\u223 ?erdem kann aber auch die ganze nachfolgende Zeit dieses Zeugnis best\u228 ?tigen. Was sollen denn die Worte bedeuten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: \u8222 ?Du bist keineswegs die geringste unter den F\u252 ?rstenst\u228 ?dten Juda\u8217's\u8220"?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 und auch die Ursache dieser Auszeichnung wird beigef\u252 ?gt, indem es hei\u223 ?t: \u8222 ?aus dir wird hervorgehen\u8220". Kein anderer hat aber jenen Ort so ausgezeichnet und ber\u252 ?hmt gemacht au\u223 ?er der Herr allein. Denn nach dieser Geburt kommen Leute von den \u228 ?u\u223 ?ersten Grenzen der Erde, um die Krippe zu sehen und den Ort, der ihm Obdach bietet. Das hat der Prophet lange zuvor geweissagt, da er sprach: \u8222 ?Du bist keineswegs die geringste unter den F\u252 ?rstenst\u228 ?dten Juda\u8217's\u8220", d.h. unter den Stammesf\u252 ?rsten. Das schlie\u223 ?t aber auch Jerusalem mit ein. Aber auch jetzt beachteten die Juden es nicht, obwohl die Sache f\u252 ?r sie vorteilhaft war. Denn eben deshalb reden die Propheten von Anfang an nie so sehr von der W\u252 ?rde des Herrn, als vielmehr von den Wohltaten, die den Juden durch ihn zukommen sollten. Als die Jungfrau Mutter werden sollte, da ward ihr gesagt: \u8222 ?Du sollst seinen Namen Jesus nennen\u8220", mit dem Beif\u252 ?gen: \u8222 ?denn er wird sein Volk erl\u246 ?sen von dessen S\u252 ?nden\u8220". Auch die Magier fragten nicht: \u8222 ?Wo ist der Sohn Gottes\u8220", sondern: Wo ist \u8222 ?der neugeborene K\u246 ?nig der Juden\u8220"? Auch hier sagte der Prophet nicht: \u8222 ?Aus dir wird der Sohn Gottes hervorgehen\u8220", sondern: \u8222 ?der F\u252 ?hrer, der weiden wird Israel, mein Volk\u8220". Es war ja ganz passend, f\u252 ?r den Anfang mehr ihrer Geistesverfassung Rechnung zu tragen, damit ihnen kein Anlass zum \u196 ?rgernis gegeben w\u252 ?rde, und vielmehr das zu verk\u252 ?nden, was zu ihrem Heile und Nutzen diente, damit sie so eher gewonnen w\u252 ?rden. Infolgedessen enthalten alle die anf\u228 ?nglichen Zeugnisse, die gleich nach seiner Geburt gegeben wurden, nichts Gro\u223 ?es und Erhabenes \u252 ?ber ihn, und nicht soviel, wie die Bezeugungen, welche den Wunderzeichen folgten; denn jene machen uns schon bestimmtere Mitteilungen \u252 ?ber seine W\u252 ?rde. Als er n\u228 ?mlich viele Wunder gewirkt hatte und unm\u252 ?ndige Kinder ihm Loblieder sangen, da h\u246 ?re, wie der Prophet dar\u252 ?ber spricht: \u8222 ?Aus dem Munde der Unm\u252 ?ndigen und S\u228 ?uglinge werde ich dir Lob bereiten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 8,3\par} } ; und gleich darauf: \u8222 ?Ich werde die Himmel schauen, die Werke deiner H\u228 ?nde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 5\par} } . Dadurch wird der Herr als Sch\u246 ?pfer des Alls hingestellt. Das Zeugnis dann, das nach seiner Himmelfahrt \u252 ?ber ihn gegeben wurde, zeigt, dass er die gleiche Ehre mit dem Vater genie\u223 ?t, denn: \u8222 ?Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 109,1\par} } . Isaias ferner sagt: \u8222 ?Er, der aufsteht, zu herrschen \u252 ?ber die V\u246 ?lker, er ist\u8217's, auf den die V\u246 ?lker hoffen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 11.10\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum hei\u223 ?t es aber, Bethlehem werde unter den F\u252 ?rstenst\u228 ?dten Juda\u8217's nicht die geringste sein? Der Ort wurde ja nicht blo\u223 ? in Pal\u228 ?stina, sondern in der ganzen Welt ber\u252 ?hmt. Weil die Prophetie sich damals nur an die Juden richtete. Darum f\u252 ?gte der Prophet auch hinzu: \u8222 ?Er wird weiden mein Volk Israel\u8220"; geweidet hat er ja auch den ganzen Erdkreis. Aber, wie gesagt, er will vorl\u228 ?ufig keinen Ansto\u223 ? erregen dadurch, dass er sich \u252 ?ber die Frage wegen der Heidenv\u246 ?lker \u228 ?u\u223 ?ert. Aber wie? fragst du, er ist ja nicht des Judenvolkes Hirte geworden. Jawohl, auch das ist er geworden; denn wenn der Prophet hier von Israel spricht, so meint er damit diejenigen Juden, die an den Herrn glaubten. So hat auch der hl. Paulus die Sache erkl\u228 ?rt, wenn er sagt: \u8222 ?Denn nicht alle, die aus Israel sind, geh\u246 ?ren zu Israel, sondern nur die, die aus dem Glauben und dem Evangelium geboren wurden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 9,67\par} } . Wenn er aber nicht der Hirte aller Juden geworden ist, so ist das nur ihre Schuld und ihre Verantwortung. Sie h\u228 ?tten eben mit den Magiern anbeten und Gott preisen sollen, dass eine solche Gnadenzeit gekommen war, in der sie von all ihren S\u252 ?nden erl\u246 ?st werden konnten. Noch hatten sie ja nichts vom Gerichte geh\u246 ?rt und von der Rechenschaftsablage, sondern nur von dem sanften und milden Hirten. Die Juden aber tun gerade das Gegenteil; sie erschrecken und werden verwirrt, und dann stellen sie ihm auf tausenderlei Weise nach.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.7: \u8222 ?Da rief Herodes heimlich die Magier und fragte sie genau nach der Zeit, in welcher der Stern erschienen war.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sein Plan war n\u228 ?mlich, das Kind zu t\u246 ?ten, ein Beweis nicht blo\u223 ? von Tyrannei, sondern auch von \u228 ?u\u223 ?erstem Unverstand. Denn alles, was in dieser Hinsicht gesagt worden oder geschehen war, h\u228 ?tte ihn veranlassen sollen, von jedem derartigen Versuche abzustehen. Es waren ja keine blo\u223 ? nat\u252 ?rlichen Dinge, die sich ereignet hatten. Dass ein Stern von oben die Magier rief, dass Barbaren eine so weite Reise machten, um ein Kind anzubeten, das in Windeln in einer Krippe lag, und dass Propheten dies alles von alters her vorausgesagt, das und all das andere \u252 ?berstieg die Grenzen des rein Menschlichen. Gleichwohl konnte den Herodes nichts von all dem zur\u252 ?ckhalten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So geht es den B\u246 ?swilligen; sie fallen immer in die eigene Grube, w\u228 ?hrend sie unm\u246 ?glichen Dingen nachjagen. Siehe doch, wie t\u246 ?richt Herodes war! Entweder glaubte er an die Weissagung und hielt sie f\u252 ?r unab\u228 ?nderlich, und dann musste er einsehen, dass er Unm\u246 ?gliches unternahm; oder er glaubte nicht und dachte nicht, dass sie in Erf\u252 ?llung gehen werde, und dann h\u228 ?tte er sich nicht f\u252 ?rchten und nicht erschrecken und keine b\u246 ?sen Pl\u228 ?ne schmieden sollen. Seine Hinterlist war also auf jeden Fall zwecklos. Auch das beweist, wie unglaublich t\u246 ?richt er war, dass er erwartete, die Magier w\u252 ?rden mehr zu ihm halten als zu dem neugeborenen Kinde, um dessentwillen sie aus so weiter Ferne gekommen. Wenn sie schon von solcher Liebe entflammt waren, bevor sie das Kind gesehen, wie durfte er hoffen, er k\u246 ?nne sie zum Verrat an demselben bereden, nachdem sie es geschaut hatten und durch das Prophetenwort in ihrem Glauben best\u228 ?rkt worden waren?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber trotz all dieser Gr\u252 ?nde, die ihn h\u228 ?tten abhalten sollen, bestand er auf seinem Vorhaben: \u8222 ?Und er rief die Magier heimlich zu sich und forschte sie aus.\u8220" Er dachte, die Juden w\u252 ?rden sich des Kindes sehr annehmen; er erwartete wohl kaum, sie w\u252 ?rden in ihrem Wahnwitz so weit gehen, dass sie ihren Herrscher und Erl\u246 ?ser, der den V\u246 ?lkern die Freiheit bringen wollte, seinen Feinden zu \u252 ?berliefern ged\u228 ?chten. Darum rief er sie heimlich und fragte sie genau nach der Zeit, nicht wann der Knabe geboren, sondern wann der Stern erschienen sei, und suchte mit gro\u223 ?er Meisterschaft sich seine Beute zu sichern. Ich glaube n\u228 ?mlich, dass der Stern schon lange zuvor erschienen war. Da die Magier geraume Zeit auf die Reise zu verwenden hatten, so zeigte sich ihnen der Stern viel fr\u252 ?her, damit sie alsbald nach der Geburt an Ort und Stelle sein k\u246 ?nnten; sie sollten ja das Kind noch in den Windeln anbeten, damit das Wunderbare und Au\u223 ?erordentliche der Sache um so deutlicher hervortr\u228 ?te. W\u228 ?re ihnen der Stern im Orient erst erschienen, als das Kind in Pal\u228 ?stina bereits geboren war, so h\u228 ?tten sie bei der L\u228 ?nge der Zeit, die die Reise beanspruchte, das Kind nach ihrer Ankunft nicht mehr in Windeln vorgefunden. Wenn aber Herodes die Kinder von zwei Jahren und darunter t\u246 ?ten lie\u223 ?, so ist das nicht zu verwundern. In seiner Wut und Angst setzte er eben zur gr\u246 ?\u223 ?eren Sicherheit eine weitere Zeitgrenze fest, damit das Kind ihm ja nicht entkomme.{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das m\u228 ?dena gibt keinen rechten Sinn.\par} }\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er rief sie also und sprach:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: \u8222 ?Gehet und forschet eifrig nach dem Kinde. Wenn ihr es gefunden habt, so gebt mir Nachricht, damit auch ich kommen und es anbeten kann.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie unvern\u252 ?nftig er wieder ist? Wenn es dir ernst ist mit dem, was du sagst, warum fragst du dann heimlich? Wenn du aber b\u246 ?se Absichten hast, wie solltest du nicht einsehen, dass die Magier an der Heimlichkeit deiner Frage deine Bosheit merken k\u246 ?nnen? Allein, wie ich schon gesagt, eine Seele, die vom B\u246 ?sen eingenommen ist, wird vollst\u228 ?ndig blind. Herodes sagt auch nicht: Gehet und erkundigt euch nach dem K\u246 ?nig, sondern nur: nach dem Kinde; er vermochte nicht einmal den Namen auszusprechen, der an Herrschaft erinnerte. Indes, die Magier in ihrem frommen Sinn, merkten von all dem nichts. Sie hatten eben nicht erwartet, derselbe werde seine Schlechtigkeit so weit treiben, dass er es wagte, einer so wunderbaren F\u252 ?gung Gottes in den Weg zu treten. Sie gehen, ohne von all dem eine Ahnung zu haben, weil sie alle anderen nur nach sich selbst beurteilen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: \u8222 ?Und siehe, den Stern, den sie im Orient gesehen, ging wiederum vor ihnen her.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nur deshalb hatte er sich ja verborgen, damit sie ihres F\u252 ?hrers beraubt und gezwungen w\u228 ?ren, die Juden zu befragen, und die Sache auf diese Weise allen bekannt zu machen. Denn nachdem sie die Juden gefragt und von ihren Feinden belehrt worden waren, erschien der Stern von neuem. Beachte auch, in welch vollkommener Reihenfolge alles vor sich geht. Vom Stern hinweg kommen sie zum j\u252 ?dischen Volk und dem K\u246 ?nig und diese f\u252 ?hren den Propheten ein, der \u252 ?ber das Geschehene Aufschluss gibt. Nach dem Propheten empf\u228 ?ngt sie wieder der Engel und belehrt sie \u252 ?ber alles; zuvor aber gehen sie unter F\u252 ?hrung des Sternes von Jerusalem nach Bethlehem; denn der Stern begleitet sie von dort an wieder, gerade damit du sehen k\u246 ?nnest, dass es kein gew\u246 ?hnlicher Stern war; denn solche Bahnen geht kein einziger anderer Stern. Und er ging nicht blo\u223 ? einfach seinen Weg, sondern ging vor ihnen her, zog sie gleichsam und f\u252 ?hrte sie am hellen Tage.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber, wendest du ein, warum brauchten sie \u252 ?berhaupt noch einen Stern, da ja jetzt der Ort bekannt war? Damit sie auch das Kind f\u228 ?nden. Es gab n\u228 ?mlich sonst keine Anhaltspunkte, dasselbe zu erkennen; es besa\u223 ? ja keinen pr\u228 ?chtigen Palast, noch war seine Mutter ber\u252 ?hmt und bekannt. Der Stern war also gar wohl vonn\u246 ?ten, um sie an den richtigen Ort zu bringen. Darum erscheint er ihnen auch, als sie von Jerusalem aufbrechen, und bleibt nicht eher stehen, als bis er die Krippe erreicht hat. Und ein Wunder reiht sich an das andere; es war ja beides wunderbar, sowohl dass Magier kamen, um das Kind anzubeten, als auch dass der Stern sie f\u252 ?hrte: wahrlich Dinge, die auch steinerne Herzen bewegen k\u246 ?nnten. H\u228 ?tten die Magier gesagt, sie h\u228 ?tten von den Propheten solches verk\u252 ?nden h\u246 ?ren, oder Engel haben es ihnen privatim geoffenbart, so h\u228 ?tte man ihnen wohl den Glauben versagen k\u246 ?nnen; so aber mussten beim Anblick des Sternes, der am Himmel erschien, auch die Kecksten verstummen. Als dann der Stern \u252 ?ber dem Kinde sich befand, blieb er abermals stehen. Auch das \u252 ?bersteigt die Natur eines Sternes, bald sich zu verbergen, bald zu erscheinen und dann wieder stille zu stehen. Dadurch wurden auch die Magier in ihrem Glauben best\u228 ?rkt. Darum freuten sie sich, weil sie gefunden, was sie gesucht, weil sie Engelsboten der Wahrheit geworden, und weil sie den gro\u223 ?en Weg nicht umsonst gemacht. Eine solche Liebe empfanden sie zu Christus. Denn als der Stern kam, blieb er gerade \u252 ?ber dem Haupte des Kindes stehen und zeigte dadurch an, dass es g\u246 ?ttlichen Ursprungs sei; und nachdem er Halt gemacht, leitet er sie zur Anbetung an, und zwar nicht blo\u223 ? gew\u246 ?hnliche Barbaren, sondern auch die, welche die weisesten unter ihnen waren. Siehst du also, wie angezeigt es war, dass ein Stern erschien? Denn auch nach der Weissagung und nach der Erkl\u228 ?rung der Hohenpriester und Schriftgelehrten, halten sie sich noch an diesen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sch\u228 ?men soll sich daher Marcion{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Marcion und seine Anh\u228 ?nger lehrten , Christus sei der Sohn des h\u246 ?chsten und guten Gottes, sei aber nur dem \u228 ?u\u223 ?eren Schein nach Mensch geworden.\par} } , sch\u228 ?men soll sich auch Paul von Samosata{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in Syrien, seit ca 260 Bischof von Antiochien, lehrte, Christus sei blo\u223 ?er Mensch und nicht Gott. Er wurde 269 auf einer Synode zu Antiochien abgesetzt\par} } , die beide nicht sehen wollten, was die Magier sahen, diese Erstgeborenen der Kirche; ich trage n\u228 ?mlich kein Bedenken, sie so zu nennen. Sch\u228 ?men soll sich Marcion, wenn er sieht, wie Gott im Fleische angebetet wird. Sch\u228 ?men soll sich Paul, wenn er sieht, dass Christus nicht als blo\u223 ?er Mensch Anbetung empf\u228 ?ngt. Dass er Fleisch angenommen, das beweisen die Windeln und die Krippe; dass ihnen aber die Magier ihre Ehrerbietung nicht als blo\u223 ?em Menschen erzeigten, beweisen sie durch die Geschenke, die sie dem Herrn opferten, obwohl er noch ein Kind war, und die so gro\u223 ? waren, wie man sie sonst nur Gott darzubringen pflegt. Mit diesen beiden sollen aber auch die Juden besch\u228 ?mt werden, die da mit ansahen, wie Barbaren und dazu noch Magier ihnen zuvorkamen und die sich nicht einmal bewogen f\u252 ?hlten wenigstens nach ihnen zu kommen. Was damals geschah, war eben nur ein Vorbild dessen, was noch geschehen sollte, und vom ersten Anfang an wurde es offenbar, dass die Heiden jenem Volke den Rang ablaufen w\u252 ?rden. Aber wie kommt es dann, dass der Herr nicht von Anfang an, sondern erst sp\u228 ?ter sprach:\u8222 ?Gehet hin und lehret alle V\u246 ?lker\u8220"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 28,19\par} } . Weil, wie ich schon sagte, die damaligen Ereignisse ein Vorbild und eine Vorverk\u252 ?ndigung der zuk\u252 ?nftigen werden sollten. Das Richtige w\u228 ?re ja gewesen, dass die Juden zuerst gekommen w\u228 ?ren; nachdem sie aber freiwillig die ihnen angebotene Gnade zur\u252 ?ckgewiesen hatten, da ward die Sache umgekehrt. Auch hier h\u228 ?tten eigentlich die Magier nicht vor den Juden kommen sollen, h\u228 ?tten diejenigen, die so ferne wohnten, jene nicht \u252 ?berfl\u252 ?geln sollen, die in der N\u228 ?he der Stadt selbst lebten, und h\u228 ?tten die, denen nie eine Botschaft zugegangen war, nicht denjenigen den Rang ablaufen sollen, die mit so herrlichen Prophetien von Kindheit an vertraut waren. Nachdem sie aber einmal in ganz unbegreiflicher Weise ihren eigenen Nutzen und Vorteil verkannt hatten, so kamen die Bewohner Persiens denen von Jerusalem zuvor. So hat auch Paulus gesagt: \u8222 ?Euch m\u252 ?sste das Wort des Herrn zuerst verk\u252 ?ndet werden; da ihr euch aber selbst als Unw\u252 ?rdige erwiesen habt, wohlan, so wenden wir uns an die Heiden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 13,46\par} } . Wenn schon die Bewohner Jerusalems vorher nicht glaubten, so h\u228 ?tten sie sich wenigstens r\u252 ?hren sollen, nachdem sie die Magier geh\u246 ?rt hatten. Allein, sie wollten eben nicht; darum kommen diese ans Ziel, w\u228 ?hrend jene das Heil verschlafen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Folgen also auch wir den Magiern, und wenden wir uns soviel als m\u246 ?glich ab vom heidnischen Leben, auf dass wir Christus schauen k\u246 ?nnen. Auch jene h\u228 ?tten ihn ja nicht gesehen, wenn sie sich nicht so weit von ihrem Lande entfernt h\u228 ?tten. Lassen wir die irdischen Sorgen. Solange die Magier in Persien waren, sahen sie den Stern; nachdem sie aber Persien verlassen hatten, erblickten sie die \u8222 ?Sonne der Gerechtigkeit\u8220"; ja, sie h\u228 ?tten auch den Stern nicht zu sehen bekommen, wenn sie nicht mutig von dort aufgebrochen w\u228 ?ren. Darum wollen auch wir uns erheben; und wenn auch alle sich f\u252 ?rchteten, eilen wenigstens wir zum Hause des Kindes! Wenn auch K\u246 ?nige, V\u246 ?lker, Tyrannen uns diesen Weg verlegen wollten, lassen wir deshalb nicht ab vom Gegenstand unserer Sehnsucht. So werden wir alle Hindernisse, die uns entgegenstehen, \u252 ?berwinden. Auch die Magier w\u228 ?ren der Gefahr, die ihnen vom K\u246 ?nig drohte, nicht entgangen, h\u228 ?tten sie das Kind nicht gesehen. Bevor sie das Kind gesehen hatten, lauerten nur Furcht, Gefahren und Schrecknisse von allen Seiten auf sie; nachdem sie es aber verehrt, genossen sie Ruhe und Sicherheit. Auch ist es kein Stern mehr, sondern ein Engel, der hinfort mit ihnen in Verkehr tritt, nachdem sie durch ihre Huldigung gleichsam Priester geworden waren; denn auch sie brachten ja Geschenke zum Opfer. So verlasse also auch du das j\u252 ?dische Volk, die Stadt voll Verwirrung, den blutgierigen Tyrannen, alle weltliche Lebensweise und eile nach Bethlehem, wo das Haus des geistigen Brotes ist. Wenn du ein Hirte w\u228 ?rest und dorthin k\u228 ?mest, du w\u252 ?rdest das Kind in der Herberge finden. Und w\u228 ?rest du ein K\u246 ?nig und k\u228 ?mest nicht hin, so n\u252 ?tzte dir dein Purpur nichts; und w\u228 ?rest du auch ein Magier, es w\u252 ?rde dich dies nicht hindern, wenn du nur k\u228 ?mest um den Sohn Gottes zu verehren und anzubeten, nicht aber \u8222 ?ihn mit F\u252 ?\u223 ?en zu treten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hebr 10,29\par} } ; und zwar m\u252 ?sstest du es tun mit Ehrfurcht und Freude, den beides geh\u246 ?rt zusammen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gib also acht, dass du nicht wirst, wie Herodes und nicht sagest: \u8222 ?damit auch ich komme und ihn anbete\u8220", und dann kommst, um ihm das Leben zu nehmen. So machen es n\u228 ?mlich diejenigen, die die hl. Sakramente unw\u252 ?rdig empfangen. Denn \u8222 ?ein solcher\u8220",hei\u223 ?t es, \u8222 ?wird schuldig sein des Leibes und Blutes des Herrn\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 11,27\par} } . Sie tragen eben in sich jenen Tyrannen, dem das Reich Christi eine Qual ist, den Mamonas, der noch \u228 ?rger ist als der des Herodes. Dieser will nur herrschen; darum schickt er seine Knechte, damit sie angeblich dem Kinde ihre Verehrung darbr\u228 ?chten, in der Tat aber w\u228 ?hrend der Huldigung es umbr\u228 ?chten. H\u252 ?ten wir uns also, dass wir uns ja nie den Anschein von Leuten geben, die verehren und anbeten, in Wirklichkeit aber das Gegenteil tun. Lassen wir alles aus unseren H\u228 ?nden, wenn wir uns zum Gebet anschicken. Wenn wir Gold besitzen, bringen wir es ihm zum Opfer und vergraben es nicht. Wenn jene Barbaren schon Opfer brachten, blo\u223 ? um ihre Ehrfurcht zu bezeugen, wie wirst du dastehen, wenn du nicht einmal den D\u252 ?rftigen etwas gibst? Wenn jene einen so weiten Weg gekommen, um das neugeborene Kind zu sehen, was kannst dann du zu deiner Entschuldigung sagen, wenn du nicht einmal eine kurze Gasse weit gehen willst, um einen Kranken oder einen Gefangenen zu besuchen? Wir haben ja doch schon Erbarmen mit Ermatteten, Gefangenen, selbst mit Feinden; du aber hast nicht einmal Mitleid mit deinem Wohlt\u228 ?ter und deinem Herrn. Jene haben Gold dargebracht; du gibst kaum ein St\u252 ?ck Brot her. Jene sahen den Stern und freuten sich; du aber siehst Christus selbst, arm und entbl\u246 ?\u223 ?t, und es r\u252 ?hrt dich nicht. Wer von euch, die ihr doch tausend und abertausend Wohltaten von Christus empfinget, hat schon um seinetwillen einen solchen Weg zur\u252 ?ckgelegt, wie jene Barbaren, oder vielmehr wie jene Weisesten aller Weisen? Und was sage ich: einen so weiten Weg? Bei uns sind ja schon viele Frauen so verweichlicht, dass sie, um den Heiland in seiner geistigen Krippe zu sehen, nicht einmal eine Stra\u223 ?e weit gehen wollen, ohne ihre Maulesel einzuspannen. Andere hingegen, wenn sie doch schon einmal ausgehen m\u252 ?ssen, ziehen es vor, entweder dem Wirrwarr weltlicher Gesch\u228 ?fte nachzugehen oder das Theater zu besuchen, anstatt in die Kirche zu kommen. Die Barbaren haben einen so weiten Weg zur\u252 ?ckgelegt, noch bevor sie den Heiland sahen; du willst ihrem Beispiel nicht einmal folgen, nachdem du ihn gesehen hast, sondern l\u228 ?ssest ihn allein und l\u228 ?ufst den Schauspielern nach{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ich will n\u228 ?mlich wieder \u252 ?ber den gleichen Punkt reden wie fr\u252 ?her\par} } ! Christus, den du in der Wiege liegen sahest, l\u228 ?ssest du im Stich, um die Schauspielerinnen zu sehen! Ist so etwas nicht hundertfache Strafen wert?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sage mir doch! Wenn dich jemand einladen w\u252 ?rde. in den Palast des K\u246 ?nigs einzutreten, um dir den K\u246 ?nig auf seinem Throne zu zeigen, w\u252 ?rdest du es vielleicht vorziehen, dir statt dessen das Theater anzusehen? Und doch h\u228 ?ttest du gar nichts dabei zu gewinnen! Hier dagegen entspringt diesem Tisch{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Herrn\par} } ein Strom geistigen Feuers; und dem kehrst du nur so den R\u252 ?cken und l\u228 ?ufst ins Theater, um badende Weiber zu sehen, die ihr Geschlecht entehren, und Christus l\u228 ?ssest du allein beim Brunnen sitzen?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die r\u246 ?mischgriechischen B\u228 ?deranlagen , besa\u223 ?en R\u228 ?ume f\u252 ?r private und f\u252 ?r \u246 ?ffentliche, gemeinsame B\u228 ?der, in denen die Besucher nicht nach Geschlechtern getrennt wurden. Damit verbunden waren eine Menge anderer Erholungs und Belustigungszwecke. Es gab darin Wandelhallen, Ringschulen , Bibliotheken, wohl auch kleine Volkstheater und TinglTangl, so dass alle Arten von M\u252 ?\u223 ?igg\u228 ?ngern dort oft den ganzen Tag zubrachten. Aber auch aus den eigentlichen gro\u223 ?en Theatern hatten die noch aus der heidnischen Zeit stammenden, vielfach unsittlichen Darstellungen vor Ende des vierten Jahrhunderts nicht verdr\u228 ?ngt werden k\u246 ?nnen. Ein bedeutender Prozentsatz der Bev\u246 ?lkerung war ja ohnehin immer noch heidnisch\par} } . Er sitzt n\u228 ?mlich auch jetzt noch am Brunnen und redet da nicht blo\u223 ? mit der Samaritanerin, sondern mit der ganzen Stadt; allerdings gelegentlich wohl auch jetzt noch mit der Samaritanerin allein; denn auch jetzt kommt es vor, dass niemand bei ihm ist, sondern die einen sind nur dem Leibe nach da, die anderen \u252 ?berhaupt nicht. Trotzdem geht er aber nicht fort, sondern bleibt da und verlangt von uns einen Trunk, und zwar nicht Wasser, sondern Heiligkeit; denn das Heilige gibt er den Heiligen.{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 In der griech. Liturgie ruft der Diakon vor der Kommunion: \u8222 ?Das Heilige den Heiligen\u8220"\par} } . Auch ist es nicht Wasser, das dieser Quelle entspringt, sondern lebendiges Blut; und dieses ist kein Zeichen des Todes, sondern der Anfang des Lebens. Du hingegen wendest dich ab von der Quelle des Blutes, von dem geheimnisvollen Kelche, und gehst zur Quelle des Teufels, um eine badende Hure zu sehen und dabei an deiner Seele Schiffbruch zu leiden. Jenes Wasser{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 im Theater\par} } ist ein Meer der Unzucht, das nicht dem Leibe, sondern der Seele den Untergang bringt. Sie schwimmt mit entbl\u246 ?\u223 ?tem Leibe, und du, der du zuschaust, versinkst in den Abgrund des Lasters. So wirft der Teufel seine Netze aus; nicht diejenigen, die ins Wasser hinabsteigen und sich darin herumtreiben, ertr\u228 ?nkt er, sondern jene, die im Zuschauerraum sitzen; die richtet er elender zugrunde, als den Pharao, den er seinerzeit mitsamt Pferden und Streitwagen ers\u228 ?ufte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 O w\u228 ?ren wir doch imstande, die Seelen zu sehen! Ich wollte euch gar manche zeigen, die auf solchen Gew\u228 ?ssern dahertreiben, wie damals die Leiber der toten \u196 ?gypter. Noch schlimmer aber ist es, dass sie einem solchen Unheil auch noch den Namen Vergn\u252 ?gen geben, und das st\u252 ?rmische Meer des Verderbens einen friedlichen Ort der Lust und Freude nennen. Und doch m\u246 ?chte einer leichter und unbeschadeter eine Fahrt \u252 ?ber das \u228 ?g\u228 ?ische oder tyrrhenische Meer bestehen, als solch ein{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 unsittliches\par} } Schauspiel ertragen. Denn f\u252 ?rs erste beherrscht{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 besch\u228 ?ftigt\par} } der Teufel die Seelen die ganze Nacht hindurch mit der Erwartung dieser Dinge; dann zeigt er ihnen den Gegenstand ihrer Erwartung, schl\u228 ?gt sie damit augenblicklich in Fesseln und macht sie zu seinen Gefangenen. Denn glaube nur ja nicht, du seiest frei von Schuld, weil du mit der Hure nicht ges\u252 ?ndigt hast. Du hast eben durch deine Begierde ges\u252 ?ndigt. Wenn du dich von der b\u246 ?sen Begierde beherrschen l\u228 ?ssest, so hast du dadurch die Flamme der Lust nur noch mehr angefacht; verursacht dir hingegen ein solcher Anblick keine Versuchung, so verdienst du nur um so gr\u246 ?\u223 ?eren Tadel, weil du anderen durch deine Leidenschaft f\u252 ?r solche Schauspiele \u196 ?rgernis gibst, dein eigenes Auge besudelst und durch das Auge auch deine Seele.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um aber nicht blo\u223 ? zu tadeln, will ich auch ein Heilmittel angeben. Worin soll dies bestehen? Ich will euch euren Frauen zur Erziehung und Besserung \u252 ?bergeben. Nach der Weisung des hl. Paulus, solltet zwar ihr die Lehrer sein; nachdem aber die rechte Ordnung durch die S\u252 ?nde verkehrt worden ist, der Leib oben, das Haupt unten sich befindet, so wollen auch wir diesen Weg einschlagen. Wenn du dich aber sch\u228 ?mst, von deiner Frau belehrt zu werden, dann meide zuerst die S\u252 ?nde, und du kannst alsbald wieder den Thron einnehmen, den Gott dir zugewiesen hat. Solange du aber in deiner S\u252 ?nde verharrst, solange weist dich die Hl. Schrift nicht blo\u223 ? an deine Frau, sondern selbst an unansehnliche, unvern\u252 ?nftige Tiere; denn sie scheut sich nicht, den vernunftbegabten Menschen zur Ameise in die Schule zu schicken. Das ist aber kein Vorwurf gegen die Hl. Schrift, sondern gegen diejenigen, die auf solche Weise den Adel ihrer Geburt selbst preisgegeben haben. So will also auch ich es machen und dich vorderhand deiner Frau \u252 ?bergeben. Solltest du sie aber zur\u252 ?ckweisen, so schicke ich dich zu den unvern\u252 ?nftigen Tieren in die Lehre, und will dir zeigen, wie viele V\u246 ?gel, wie viele Fische, wie viele vierf\u252 ?\u223 ?ige und kriechende Tiere anst\u228 ?ndiger und enthaltsamer leben, als du. Wenn aber der Vergleich dich schamrot macht, so kehre zu deinem fr\u252 ?heren Adel zur\u252 ?ck, fliehe das Meer der H\u246 ?lle und den Strom des Feuers, fliehe das Schwimmbad im Theater. Denn dieses Wasser f\u252 ?hrt dich zu jenem Meer und z\u252 ?ndet jenen Flammenabgrund f\u252 ?r dich an.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 7.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn \u8222 ?derjenige, welcher ein Weib aus Begierlichkeit ansieht, die Ehe schon gebrochen hat\u8220", wie soll dann der, der gezwungen ist, ein entbl\u246 ?\u223 ?tes Weib zu sehen, nicht tausendmal eher in die Fesseln der Lust verstrickt werden? Die Sintflut hat zur Zeit Noe\u8217's das Menschengeschlecht nicht so schmachvoll zugrunde gerichtet, als wie diese schwimmenden Weiber alle ihre Zuschauer{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 im Sumpfe der Lust\par} } ersticken. Jener Regen, wenn er auch den leiblichen Tod brachte, hat wenigstens die Schlechtigkeit der Seelen abgewaschen; hier geschieht das Gegenteil, die Leiber bleiben, die Seelen aber gehen zugrunde. Wenn es sich um die Frage des Vorranges handelt, dann wollet ihr vor der ganzen Welt den Vortritt haben, weil diese unsere Stadt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Antiochien\par} } die erste war, in der die Gl\u228 ?ubigen den Namen \u8222 ?Christen\u8220" erhielten. Beim Wettstreit um die Keuschheit dagegen sch\u228 ?mt ihr euch nicht, hinter den unzivilisiertesten St\u228 ?dten zur\u252 ?ck zu stehen! Ja, fragt ihr, was willst du dann, dass wir jetzt tun sollen? Sollen wir etwa die Berge aufsuchen und M\u246 ?nche werden? Aber gerade das schmerzt mich, dass ihr glaubet, Anstand und Ehrbarkeit schicke sich nur f\u252 ?r sie; und doch hat Christus seine Gesetze gleichm\u228 ?\u223 ?ig f\u252 ?r alle gegeben, Wenn er sagt; \u8222 ?Wer ein Weib um der Begierde willen ansieht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,28\par} } , so gilt das nicht nur f\u252 ?r den M\u246 ?nch, sondern auch f\u252 ?r den, der eine Frau hat; denn jener Berg{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Ort der Bergpredigt\par} } war damals voll von verheirateten Leuten. Blicke darum auf jenes Schauspiel und hasse dieses, das vom Teufel kommt, und verkenne nicht den Ernst dieses Schriftwortes. Ich verbiete niemand zu heiraten und hindere keinen am Genuss der Ehe, aber ich will, dass es in Ehrbarkeit geschehe, nicht in jener schamlosen Weise, die Vorw\u252 ?rfe und tausendfachen Tadel verdient. Niemandem gebiete ich, die Berge und die Ein\u246 ?den aufzusuchen, aber man soll rechtschaffen, anst\u228 ?ndig und ehrbar sein, auch wenn man mitten in der Stadt wohnt. Denn alles, was Gebot ist, gilt uns so gut wie den M\u246 ?nchen, ausgenommen die Ehe; oder vielmehr gebietet der hl. Paulus auch in diesem Punkte, allweg jenen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 M\u246 ?nchen\par} } gleich zu werden. Denn er sagt: \u8222 ?Es vergeht die Gestalt dieser Welt, auf dass auch diejenigen, die Frauen haben, doch so leben, als h\u228 ?tten sie keine\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 7,29\par} } . Er will damit sagen: Ich befehle euch nicht, die H\u246 ?hen der Berge aufzusuchen; allerdings s\u228 ?he ich es gerne, denn die St\u228 ?dte ahmen die Laster von Sodoma nach; aber dennoch zwinge ich keinen dazu. Behalte ruhig dein Haus, deine Kinder, deine Frau; aber misshandle deine Frau nicht, beschimpfe nicht deine Kinder und trage den Schmutz der Theater nicht in deine Familie. Oder h\u246 ?rst du nicht, was Paulus sagt: \u8222 ?Der Mann hat nicht die Macht \u252 ?ber seinen eigenen Leib, sondern die Frau\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 7,4\par} } ; und f\u252 ?r beide hat er gemeinsame Gesetze gegeben. Und du? Wenn deine Frau flei\u223 ?ig in die Kirche geht, machst du ihr schwere Vorw\u252 ?rfe; wenn du selbst aber ganze Tage lang in den Theatern herumlungerst, glaubst du keinen Tadel verdient zu haben. \u220 ?ber die Ehrbarkeit deiner Frau wachst du mit solcher Strenge, dass du sogar das rechte Ma\u223 ? \u252 ?berschreitest, und ihr nicht einmal die notwendigen Ausg\u228 ?nge erlauben willst; dir selber dagegen, meinst du sei alles erlaubt. Das gesteht dir Paulus nicht zu; er gibt auch der Frau die gleichen Rechte, denn er sagt: \u8222 ?Der Mann soll seiner Frau die schuldige Ehre erweisen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 7,3\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was ist also das f\u252 ?r eine Ehre, wenn du deine Frau gerade in den wichtigsten Dingen entehrst, und den Leib, der ihr geh\u246 ?rt, den Huren \u252 ?berl\u228 ?ssest? Denn dein Leib ist ihr Eigentum.{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was ist das f\u252 ?r eine Ehre,\par} } wenn du Zwietracht und Unfrieden ins Haus bringst? wenn du in der \u214 ?ffentlichkeit Dinge tust, dass bei deren Erz\u228 ?hlung zu Hause deine Frau schamrot wird, deine Tochter in Verlegenheit kommt, und du selber dich mehr sch\u228 ?ndest als sie! Denn sie m\u252 ?ssen entweder schweige, oder sich durch Anh\u246 ?ren von Dingen entehren lassen, f\u252 ?r die man das Gesinde billigerweise mit Ruten z\u252 ?chtigen w\u252 ?rde. Welche Entschuldigung hast du also, wenn du gierig das zu sehen trachtest, was man anst\u228 ?ndigerweise nicht einmal nennen kann? Wenn du allem anderen das vorziehst, was man nicht einmal erz\u228 ?hlen darf? Damit will ich diesen Gegenstand fallen lassen, um nicht allzu beschwerlich zu werden. Wenn ihr aber in diesen Dingen verharrt, dann sch\u228 ?rfet ihr nur selber das Eisen, mit dem ich euch noch tiefer verwunden werde; und ich werde nicht eher aufh\u246 ?ren, als bis ich das Theater des Teufels geleert und die Versammlung der Kirche gereinigt habe. So werden wir von dieser gegenw\u228 ?rtigen Schande befreit und der Frucht des zuk\u252 ?nftigen Lebens teilhaft werden, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht geb\u252 ?hrt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Achte Homilie. Kap. II, V.11-15.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8222 ?Und sie gingen hinein in das Haus, und sahen das Kind mit Maria, seiner Mutter. Und sie fielen nieder und beteten es an. Und sie \u246 ?ffneten ihre Sch\u228 ?tze und brachten ihre Geschenke dar: Gold, Weihrauch und Myrrhe.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie kommt es denn, dass Lukas sagt, das Kind sei in der Wiege gelegen?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 2,7\par} } . Weil die Jungfrau es nach seiner Geburt alsbald fort niedergelegt hat. Da n\u228 ?mlich wegen der Volksz\u228 ?hlung viele Menschen zusammen gekommen waren, so hatte sie keine Wohnung finden k\u246 ?nnen. Das deutet uns auch Lukas an mit den Worten: \u8222 ?Weil kein Platz da war, legte sie es nieder\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 2,7\par} } . Dann aber hob sie es wieder auf und nahm es auf die Knie. Sobald sie n\u228 ?mlich nach Bethlehem gekommen war, gebar sie das Kind, damit du auch hierin nur das Werk der Vorsehung erkennest, und wissest, dass dies nicht nur zuf\u228 ?llig so geschehen, sondern dass dies alles nach der Absicht der g\u246 ?ttlichen Vorherbestimmung und gem\u228 ?\u223 ? den Prophetien sich vollzogen und erf\u252 ?llt hat. Was bewog aber die Magier, das Kind anzubeten? Die Jungfrau war ja doch keineswegs ber\u252 ?hmt, noch war das Haus{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in dem sie wohnte\par} } besonders gro\u223 ?artig; auch sonst konnte man nichts wahrnehmen, was h\u228 ?tte Eindruck machen und die Aufmerksamkeit auf sich ziehen k\u246 ?nnen. Sie aber beugen nicht nur ihre Knie vor ihm, sondern \u246 ?ffnen auch ihre Sch\u228 ?tze und bringen Geschenke dar, und zwar Geschenke nicht wie f\u252 ?r einen Menschen, sondern wie sie f\u252 ?r Gott sich geziemen. Denn auf Gott deuteten der Weihrauch und die Myrrhe. Was war es also, das sie hierzu veranlasste? Das gleiche, was sie bewogen hatte, von zu Hause aufzubrechen und eine so weite Reise zu unternehmen. Das waren aber einerseits der Stern und andererseits die innere, geistige Erleuchtung, die ihnen von Gott zuteil geworden, und die sie bald zu noch vollkommenerer Erkenntnis f\u252 ?hren sollte. Ohne das h\u228 ?tten sie dem Kinde schwerlich solche Ehre erwiesen, da ja alles, was sie sonst dort sahen, so \u228 ?rmlich und unscheinbar war. Gerade deshalb war dort nichts \u228 ?u\u223 ?erlich Gro\u223 ?es, nur eine Krippe, eine H\u252 ?tte und eine arme Mutter, damit du die reine Gesinnung der Magier erkennest und wissest, dass sie nicht wie zu einem blo\u223 ?en Menschen kamen, sondern wie zu einem Gott und Wohlt\u228 ?ter. Darum nahmen sie auch an dem, was sie \u228 ?u\u223 ?erlich wahrnahmen, keinen Ansto\u223 ?, sondern brachten dem Kinde ihre Verwehrung dar und Opfer, die viel h\u246 ?her und geistiger waren, als die der Juden; denn sie schlachteten keine Schafe und junge Rinder. Sie standen eben der christlichen Religion schon viel n\u228 ?her, und sie brachten dem Kinde Glaube, Gehorsam und Liebe dar.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: \u8222 ?Nachdem sie aber durch ein Traumgesicht gewarnt worden waren, nicht mehr zu Herodes zur\u252 ?ckzukehren, da zogen sie auf einem anderen Wege in ihre Heimat zur\u252 ?ck.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte auch hier wieder ihren Glauben. Sie nehmen kein \u196 ?rgernis, sondern bleiben ruhig und zuversichtlich, lassen sich nicht verwirren, und sagen nicht untereinander: Wahrlich, wenn dieses Kind wirklich etwas Gro\u223 ?es ist und irgend welche Macht besitzt, wozu brauchen wir dann zu fliehen und uns heimlich fortzustehlen? Nachdem wir doch offen und frei gekommen sind, und vor einem so gro\u223 ?en Volk und einem tyrannischen K\u246 ?nig keine Furcht gezeigt haben, warum will uns jetzt der Engel wie Ausrei\u223 ?er und Fl\u252 ?chtlinge aus der Stadt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bethlehem\par} } wegschicken? Nichts von all dem haben sie gesagt oder gedacht. Und gerade das ist ein Zeichen gro\u223 ?en Glaubens, dass man nicht nach den Gr\u252 ?nden fragt f\u252 ?r das, was einem aufgetragen worden, sondern einfach dem gegebenen Befehle gehorcht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: \u8222 ?Als sie nun fortgezogen waren, siehe da erschien ein Engel des Herrn dem Joseph im Traume und sprach: Steh auf! Nimm das Kind und seine Mutter und fliehe nach \u196 ?gypten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hier dr\u228 ?ngt sich mit Recht eine Frage auf, die sowohl die Magier betrifft, als das Kind. Wenn n\u228 ?mlich die Magier auch nicht irre wurden in ihrem Vertrauen, sondern alles im Glauben annahmen, so m\u252 ?ssen wir uns doch fragen, weshalb sie nicht mitsamt dem Kinde Rettung finden konnten, auch wenn sie da geblieben w\u228 ?ren, warum im Gegenteil die Magier nach Persien, und das Kind mit seiner Mutter nach \u196 ?gypten fliehen mussten? Aber wie? H\u228 ?tte das Kind vielleicht in die H\u228 ?nde des Herodes fallen und trotzdem nicht get\u246 ?tet werden sollen? Dann h\u228 ?tte man aber vielleicht nicht mehr zugegeben, dass der Herr wirklich Fleisch angenommen hatte und man h\u228 ?tte nicht mehr an die Gr\u246 ?\u223 ?e des g\u246 ?ttlichen Erl\u246 ?sungswerkes geglaubt. Denn obwohl dies also geschehen, und vieles nach menschlicher Art vor sich gegangen war, so haben einige sich doch schon herausgenommen, zu behaupten, die Fleischwerdung sei nur ein Mythus! In welchen Abgrund der Gottlosigkeit w\u228 ?ren sie da nicht erst gefallen, wenn alles in einer der W\u252 ?rde und Macht Gottes entsprechenden Weise vor sich gegangen w\u228 ?re? Die Magier sandte er aber deshalb so schnell fort, um sowohl Persien sobald als m\u246 ?glich seine Lehrmeister zu senden, als auch um den Tyrannen von seiner Tollheit zu heilen, indem er ihm zeigte, dass er sich an unm\u246 ?glichen Dingen versuche, und damit er so seine Wut k\u252 ?hle und von diesem aussichtslosen Bem\u252 ?hen ablasse. Denn nicht blo\u223 ? durch Macht \u252 ?ber seine Feinde Herr zu werden, ist eine Tat, der g\u246 ?ttlichen Allmacht w\u252 ?rdig, sondern auch, sie m\u252 ?helos zu t\u228 ?uschen. So hat Gott z.B. die \u196 ?gypter im Interesse der Juden get\u228 ?uscht; denn obwohl er die Reicht\u252 ?mer der \u196 ?gypter ganz offen h\u228 ?tte in die Hand der Juden geben k\u246 ?nnen, so hie\u223 ? er sie dies doch heimlich und mit List tun, was ihn bei seinen Feinden nicht weniger gef\u252 ?rchtet machte, als sonst seine Wunderzeichen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Als z.B. die Bewohner von Askalon und all die anderen die Bundeslade in Empfang genommen hatten und dann durch sie besiegt worden waren, baten sie ihre eigenen Leute, nicht zu k\u228 ?mpfen und keine Schlacht anzunehmen, wobei sie neben anderen Wundern auch dieses erw\u228 ?hnten und sagten: \u8222 ?Was verh\u228 ?rtet ihr eure Herzen, wie weiland die \u196 ?gypter und Pharao getan; hat der Herr nicht jene erst \u252 ?berlistet und dann sein Volk herausgef\u252 ?hrt und es entkommen lassen?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 K\u246 ?n 6,6\par} } . So sprachen sie, weil sie dieses Wunder f\u252 ?r nicht weniger geeignet hielten als die anderen gro\u223 ?en Zeichen, um die Macht und Gr\u246 ?\u223 ?e Gottes zu beweisen. Auch hier geschah also ein solches Zeichen, das den Tyrannen wohl h\u228 ?tte abschrecken k\u246 ?nnen. Denn bedenke, wie es den Herodes \u228 ?rgern musste, und wie er vor Zorn fast erstickte, da er sich so von den Magiern get\u228 ?uscht sah und zum Schaden noch den Spott hatte! Wie aber, wenn er sich nicht besserte? Nun, da liegt die Schuld nicht an dem, der dies so gef\u252 ?gt hat, sondern an seinem eigenen, alles Ma\u223 ? \u252 ?bersteigenden Ingrimm, weil er denen, die ihn beruhigen und von seiner Bosheit abbringen konnten, kein Geh\u246 ?r schenkte, sondern im Gegenteil noch weiter ging, nur um f\u252 ?r solchen Unverstand sich eine noch gr\u246 ?\u223 ?ere Strafe zuzuziehen. Warum aber \u8222 ?wird das Kind nach \u196 ?gypten geschickt\u8220"? Den Grund daf\u252 ?r gibt der Evangelist selber an, n\u228 ?mlich: \u8222 ?Auf dass erf\u252 ?llt werde das Wort: Aus \u196 ?gypten rief ich meinen Sohn\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hos 11,1\par} } . Zugleich ward aber damit der Welt auch der Anfang zu froher Hoffnung vorhergesagt. Babylon und \u196 ?gypten waren ja mehr als die \u252 ?brige Welt von dem verheerenden Brand der Gottlosigkeit erf\u252 ?llt. Wenn nun der Herr von Anfang an zeigt, dass er beide auf den Weg der Gerechtigkeit und Besserung f\u252 ?hren will, so ermutigt er uns dadurch, auch f\u252 ?r die ganze Welt das Heil zu erwarten. Darum schickte er die Magier ins eine Land und ging selber mit seiner Mutter ins andere.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Au\u223 ?erdem werden wir hier auch noch \u252 ?ber etwas anderes belehrt, das nicht wenig geeignet ist, uns zur Fr\u246 ?mmigkeit anzuregen. Was ist denn das? Dass man von Anfang an auch auf Pr\u252 ?fungen und Verfolgungen gefasst sein muss. Das k\u246 ?nnen wir denn auch alsbald von der Wiege an am Herrn bewahrheitet sehen. Kaum ist er geboren, da w\u252 ?tet auch schon der Tyrann; er muss fliehen und in die Verbannung gehen, und die Mutter, die niemand etwas zuleide getan, muss im Lande der Barbaren Zuflucht nehmen. Daraus sollst du eine Lehre ziehen: Wenn du gew\u252 ?rdigt wurdest, bei irgendeinem guten Werke mithelfen zu d\u252 ?rfen, und dich dann Unannehmlichkeiten und Leiden ausgesetzt siehst, und alle m\u246 ?glichen Anfechtungen zu bestehen hast, so werde darob nicht irre und sage nicht: Wie kommt es dich nur? Ich h\u228 ?tte verdient mit einem Ehrenkranz geschm\u252 ?ckt vom Herold ausgerufen zu werden und in Glanz und Ruhm zu leben; denn ich habe doch nur die Vorschriften des Herrn erf\u252 ?llt! Nein, nimm dir vielmehr dies zum Beispiel, und trage alles mannhaft in dem Bewusstsein, dass gerade dies das Los aller Frommen ist, fortw\u228 ?hrenden Heimsuchungen ausgesetzt zu sein. Sieh nur, wie sich dieses Gesetz nicht nur an der Mutter und ihrem Kinde, sondern auch an diesen Barbaren bewahrheitet hat. Diese gehen heimlich fort, wie Fl\u252 ?chtlinge; die Jungfrau, die niemals ihr eigenes Haus verlassen, muss sich einer so weiten und m\u252 ?hevollen Reise unterziehen, und zwar wegen dieses wunderbaren Kindes und seiner himmlischen Geburt. Und siehe, wie eigent\u252 ?mlich! Von Pal\u228 ?stina droht die Gefahr; \u196 ?gypten gew\u228 ?hrt Schutz und rettet den Bedrohten. Denn nicht nur f\u252 ?r die S\u246 ?hne des Patriarchen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jakob\par} } , sondern auch f\u252 ?r den Herrn selbst sind sie{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die beiden L\u228 ?nder\par} } Vorbilder geworden. Durch das, was sich mit dem Herrn zutrug, ward ja manches von dem vorherverk\u252 ?ndet, was erst sp\u228 ?ter geschehen sollte; so verhielt es sich auch mit der Eselin und dem F\u252 ?llen. Es erscheint also der Engel; doch redet er nicht mit Maria, sondern mit Joseph. Und was sagt er?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: \u8222 ?Steh auf! Nimm das Kind und seine Mutter.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hier sagt er nicht mehr: dein Weib, sondern: \u8222 ?seine Mutter\u8220". Denn nachdem einmal das Kind geboren, der Verdacht beseitigt, und Joseph aufgekl\u228 ?rt worden war, redet der Engel hinfort mit aller Offenheit und spricht weder von seinem Kinde, noch von seinem Weibe. Er sagt einfach: \u8222 ?Nimm das Kind und seine Mutter und flieh nach \u196 ?gypten.\u8220" Auch den Grund f\u252 ?r die Flucht gibt er an: \u8222 ?denn Herodes wird dem Kinde nach dem Leben trachten\u8220".\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Als Joseph dies h\u246 ?rte nahm er kein \u196 ?rgernis und sagte nicht: Das ist mir unverst\u228 ?ndlich! Hast du nicht fr\u252 ?her gesagt, er werde sein Volk erretten? Und jetzt kann er nicht einmal sich selber retten, und wir m\u252 ?ssen fliehen in fremdes Land, zu langer Verbannung! Das ist ja das gerade Gegenteil von dem, was du versprochen hast! Nichts von all dem sagt Joseph; denn \u8222 ?er war ein gerechter Mann\u8220". Auch die Zeit der R\u252 ?ckkehr sucht er nicht zu erfahren, da ihn der Engel auch hier\u252 ?ber auf unbestimmte Zeit verwiesen; \u8222 ?denn\u8220", sagt er, \u8222 ?du sollst dort bleiben, bis ich es dir sagen werde\u8220". Aber auch daraufhin wird Joseph nicht \u252 ?berdr\u252 ?ssig; nein, er ist willig und gehorcht, und er tr\u228 ?gt alle Pr\u252 ?fungen mit Freude. Gott hat ja in seiner Liebe unter die M\u252 ?hsale dieses Lebens auch Freuden gemischt. Das tut er \u252 ?brigens bei allen Heiligen. Weder Leid noch Freud schickt er ohne Unterbrechung, sondern das eine wie das andere hat er ins Leben der Gerechten eingestreut. So hat er es also auch hier gemacht. Denn siehe! Joseph bemerkte, dass die Jungfrau schwanger war. Das machte ihn verwirrt und \u228 ?u\u223 ?erst besorgt; er hatte die Jungfrau im Verdacht, einen Ehebruch begangen zu haben. Da kam aber auch schon der Engel, und befreite ihn von Argwohn und Angst; und als dann Joseph das neugeborene Kind sah, empfand er dar\u252 ?ber die gr\u246 ?\u223 ?te Freude. Bald folgte aber dieser Freude eine neue Gefahr. Jerusalem geriet in Aufregung, der K\u246 ?nig war in Zorn und strebte dem Kinde nach dem Leben. Aber auch auf diesen Schrecken kam eine neue Freude: der Stern und die Magier, die dem Kinde ihre Huldigung darbrachten. Nach diesem frohen Ereignis stellen sich wieder Furcht und F\u228 ?hrlichkeit ein. \u8222 ?Herodes\u8220", so hei\u223 ?t es, \u8222 ?stellt dem Kinde nach dem Leben.\u8220" Darum hei\u223 ?t es fliehen und fortziehen und zwar auf ganz menschliche Art. Noch war\u8217's ja nicht Zeit f\u252 ?r den Herrn, Wunder zu wirken. H\u228 ?tte er von fr\u252 ?hester Jugend an solche gewirkt, so h\u228 ?tte man ihn nicht mehr f\u252 ?r einen Menschen gehalten. Aus eben diesem Grunde hat auch Gott, nicht so ohne weiteres den Tempel seines Leibes gebildet, sondern er sollte empfangen werden, neun Monate im Mutterscho\u223 ? weilen, Geburtswehen verursachen, geboren werden, und von der Muttermilch sich n\u228 ?hren; und all die Zeit hindurch ist \u228 ?u\u223 ?erlich Ruhe und wartet er die rechte Zeit des Mannesalters ab, auf dass durch all diese Dinge das Geheimnis der g\u246 ?ttlichen Vorsehung um so glaubw\u252 ?rdiger gemacht w\u252 ?rde. Warum aber geschahen dann doch diese Wunder schon im Anfang? Mit R\u252 ?cksicht auf die Mutter, auf Joseph, auf Simeon, der schon dem Sterben nahe war, auf die Hirten, die Magier und die Juden. Denn wenn diese den Ereignissen genaue Beachtung schenken wollten, so konnten sie auch schon aus ihnen f\u252 ?r die Zukunft entnehmen. Wenn aber die Propheten nicht zum voraus von den Magiern geredet haben, so wundere dich dar\u252 ?ber nicht; sie haben weder alles vorhergesagt, noch alles verschwiegen. H\u228 ?tten die Menschen zuvor nichts erfahren und dann auf einmal die Ereignisse eintreten sehen, so w\u228 ?ren sie gar sehr in Schrecken und Verwirrung geraten; h\u228 ?tten sie dagegen schon alles gewusst, so h\u228 ?tten sie sich nur gelangweilt, wenn man es ihnen nochmals gesagt h\u228 ?tte, und zudem w\u228 ?re f\u252 ?r die Evangelisten nichts mehr zu tun \u252 ?brig geblieben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sollten aber die Juden behaupten, die Prophetenstelle: \u8222 ?Aus \u196 ?gypten berief ich meinen Sohn\u8220", sei von ihnen zu verstehen, so k\u246 ?nnten wir ihnen entgegnen, dass auch das zur Natur der Prophetie geh\u246 ?rt, dass oft etwas von den einen ausgesagt wird, an anderen aber in Erf\u252 ?llung geht. So ist es z.B. mit dem, was von Simeon und Levi gesagt wurde: \u8222 ?Ich werde sie teilen in Jakob, und sie zerstreuen in Israel\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 49,7\par} } . Trotzdem ist dies nicht an ihnen, sondern an ihren Nachkommen in Erf\u252 ?llung gegangen. Auch was Noe \u252 ?ber Chanaan sagte, erf\u252 ?llte sich an den Gabaoniten, den Nachkommen Chanaan\u8217's. Ebenso k\u246 ?nnen wir beobachten, dass es mit Jakob gerade so ging. Zwar lauteten jene Segensw\u252 ?nsche:\u8222 ?Werde der Herr deines Bruders, und die S\u246 ?hne deines Vaters sollen vor dir niederfallen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 27,29\par} } ; doch haben sie sich nicht an ihm erf\u252 ?llt, sondern an seinen Nachkommen; denn wie h\u228 ?tten sie sich auch an ihnen erf\u252 ?llen sollen, da er ja seinen Bruder f\u252 ?rchtete und vor ihm zitterte, um ihm jede erdenkliche Ehre erwies? Dasselbe kann man in unserem Falle sagen. Denn wen k\u246 ?nnte man mit gr\u246 ?\u223 ?erem Recht Sohn Gottes nennen? Den, der das goldene Kalb anbetete, dem Beelphegor sich weihte und seine eigenen Kinder den D\u228 ?monen opferte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das Judenvolk\par} } , oder den, der von Natur aus Sohn Gottes war und seinen Vater ehrte?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 8,49\par} } . Wenn also Christus nicht gekommen w\u228 ?re, so h\u228 ?tte die Weissagung keine entsprechende Erf\u252 ?llung gefunden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sieh nur, wie auch der Evangelist eben dies andeutet mit den Worten: \u8222 ?Auf dass erf\u252 ?llt werde\u8220"; er will damit anzeigen, dass die Weissagung nicht erf\u252 ?llt worden w\u228 ?re, wenn Christus nicht gekommen w\u228 ?re. Diese Tatsache gereicht aber notwendigerweise auch der Jungfrau zu Ehre und Ruhm. Denn was das ganze Volk sich zum Ruhme anrechnete, dasselbe konnte auch sie f\u252 ?r sich in Anspruch nehmen. Die Juden taten sich ja viel darauf zugute und r\u252 ?hmten sich, dass sie \u8222 ?aus \u196 ?gypten\u8220" gekommen seien. Das hat auch der Prophet angedeutet mit den Worten: \u8222 ?Habe ich nicht auch die Philister aus Kappadozien herbeigef\u252 ?hrt und die Assyrier aus ihren H\u246 ?hlen?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Am 9,7\par} } Denselben Vorzug verleiht er also auch der Jungfrau. Ja man kann sogar mit Recht sagen, das ganze Volk und die Patriarchen, die nach \u196 ?gypten hinunter und wieder herauf zogen, haben nur als Ur und Vorbild dieser Wanderfahrt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Jungfrau mit dem Kinde\par} } gedient. Jene reisten hinauf, um dem Hungertode zu entgehen; dieser, um dem Tode zu entfliehen, der durch des Herodes Nachstellungen drohte. Jene wurden damals durch ihre Reise vom Hunger befreit; wer hat durch sein Kommen das ganze Land geheiligt. Beachte darum, wie auch inmitten der Erniedrigung die Gottheit sich enth\u252 ?llt. Als der Engel sagte: \u8222 ?Fliehe nach \u196 ?gypten\u8220", da k\u252 ?ndigte er ihnen nicht an, er wolle mit ihnen gehen, weder beim Hin noch beim R\u252 ?ckweg; er wollte ihnen damit andeuten, dass sie ohnehin einen m\u228 ?chtigen Reisebegleiter h\u228 ?tten: das neugeborene Kind. Denn kaum war dieses erschienen, da \u228 ?nderte es alle Dinge, und machte, dass selbst seine Feinde zu diesem seinem Heilsplan mitwirkten. So haben Magier und Barbaren ihren Aberglauben preisgegeben, und kamen, um das Kind anzubeten. Selbst Augustus hilft durch die Volksz\u228 ?hlung, die er vorschrieb, dass die Geburt in Bethlehem erm\u246 ?glicht werde. \u196 ?gypten nimmt den verfolgten Fl\u252 ?chtling auf und rettet ihn, und empf\u228 ?ngt daf\u252 ?r den Keim einer gewissen Empf\u228 ?nglichkeit f\u252 ?r ihn, so dass sp\u228 ?ter, wenn die Apostel k\u228 ?men, ihn zu verk\u252 ?ndigen, es sich r\u252 ?hmen k\u246 ?nnte, das erste Land gewesen zu sein, das ihn aufnahm.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und doch h\u228 ?tte urspr\u252 ?nglich Pal\u228 ?stina allein diesen Vorzug gehabt; aber \u196 ?gypten zeigte eben gr\u246 ?\u223 ?eren Eifer. Ja, wenn du in die \u228 ?gyptische W\u252 ?ste gehst, so kannst du auch jetzt noch ein viel sch\u246 ?neres Schauspiel sehen, als je das Paradies geboten: tausende von Engelch\u246 ?ren in Menschengestalt, Scharen von M\u228 ?rtyrern, Ch\u246 ?re von Jungfrauen; die Herrschaft des Teufels vollst\u228 ?ndig gebrochen, das Reich Christi in strahlender Herrlichkeit. Das Land der Poeten, der Weisen und Magier, das alle Arten von Zauberk\u252 ?nsten erfunden und den anderen V\u246 ?lkern \u252 ?bermittelt hat, dieses Land kannst du jetzt sich der Fischer r\u252 ?hmen h\u246 ?ren, w\u228 ?hrend es alles andere verachtet; den Z\u246 ?llner und den Zeltmacher f\u252 ?hrt man dort allerorts im Munde und sucht Schutz und Schirm im Kreuze. Und solche erhebende Szenen finden sich nicht nur in den St\u228 ?dten, nein selbst in der W\u252 ?ste, und da noch mehr als in den St\u228 ?dten. Denn dort kann man im ganzen Lande die Heerschar Christi finden, seine k\u246 ?nigliche Garde, die die Lebensweise der himmlischen M\u228 ?chte nachahmt; und zwar kann man dies nicht blo\u223 ? bei M\u228 ?nnern beobachten, sondern auch bei Frauen; denn auch diese f\u252 ?hren kein weniger aszetisches Leben als jene. Sie nehmen nicht den Schild zur Hand und steigen zu Pferde, wie es sogar die ber\u252 ?hmtesten Gesetzgeber und Philosophen der Heiden vorgeschrieben. Daf\u252 ?r aber nehmen sie einen anderen, viel schwereren Kampf auf sich. Sie streiten gerade so wie die M\u228 ?nner gegen den Teufel und seine M\u228 ?chte, und nirgends bildet bei ihnen die Schw\u228 ?che der Natur ein Hindernis gegen solche K\u228 ?mpfe; denn nicht durch die St\u228 ?rke des Leibes, sondern durch die freie Bestimmung des Willens wird diese Art von K\u228 ?mpfen entschieden. Darum haben auch oft Frauen besser gek\u228 ?mpft als M\u228 ?nner und haben sch\u246 ?nere Siegespalmen errungen. Ja der Himmel strahlt nicht so sch\u246 ?n im bunten Reigen seiner Sterne, als die \u228 ?gyptische W\u252 ?ste, die allerorts die H\u252 ?tten ihrer M\u246 ?nche zeigt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wer noch jenes alte \u196 ?gypten gekannt hat, das gegen Gott gestritten und gew\u252 ?tet, das Katzen verehrte, das vor Zwiebeln sich f\u252 ?rchtete und erschrak,{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die \u196 ?gypter verehrten allerhand Tiere und Pflanzen; besonders waren ihnen die Katzen heilig\par} } , der wird die Macht Christi wohl zu sch\u228 ?tzen wissen. Indes, wir brauchen nicht auf alte Begebenheiten zur\u252 ?ckzugreifen; denn bis auf den heutigen Tag sind uns die \u220 ?berreste jener t\u246 ?richten fr\u252 ?heren Verirrung zum Beweise erhalten geblieben. Aber trotzdem stellen jetzt diejenigen, deren ganze Vergangenheit auf solche Torheiten zur\u252 ?ckf\u252 ?hrt, \u252 ?ber den Himmel und \u252 ?ber himmlische Dinge Betrachtungen an, lachen \u252 ?ber die Gebr\u228 ?uche ihrer V\u228 ?ter, bemitleiden ihre Vorfahren, und k\u252 ?mmern sich nicht mehr um das, was die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 heidnischen\par} } Philosophen sagen. Denn sie haben an deren eigenem Leben gesehen, dass ihre Lehren nicht mehr wert sind, als das Wahngerede von alten betrunkenen Weibern. Die wahre Philosophie hingegen, die auch des Himmels w\u252 ?rdig ist, ist diejenige, die ihnen durch die Fischer verk\u252 ?ndet wurde. Darum haben sie neben so gro\u223 ?er Treue in der Lehre{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wohl eine Anspielung auf die antiarianischen K\u228 ?mpfe des hl. Athanasius\par} } auch im praktischen Leben so gro\u223 ?en Eifer gezeigt. Sie haben sich all ihres Besitzes ent\u228 ?u\u223 ?ert und sind der ganzen Welt gekreuzigt worden{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 6,14\par} } ; ja sie gehen noch weiter und suchen durch ihrer H\u228 ?nde Arbeit zum Unterhalt der Bed\u252 ?rftigen beizutragen. Denn obwohl sie fasten und die N\u228 ?chte durch wachen, glauben sie doch, am Tage nicht m\u252 ?\u223 ?ig sein zu d\u252 ?rfen. Im Gegenteil, sie bringen die N\u228 ?chte mit heiligem Hymnengesang und Wachen zu, den Tag verwenden sie auf Gebet und auf k\u246 ?rperliche Arbeiten, und ahmen so den Eifer des Apostels nach. Denn w\u228 ?hrend auf ihn die Augen der ganzen Welt gerichtet waren, in der Erwartung, er werde die Bed\u252 ?rftigen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 mit geistiger Speise\par} } n\u228 ?hren, hielt er sich eine Arbeitst\u228 ?tte und \u252 ?bte ein Handwerk aus, und g\u246 ?nnte sich ob dieser Arbeit selbst bei Nacht den Schlaf nicht{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 20,34; 1 Thess 2,9: 2 Thess 3,8\par} } ; um so mehr, wollen sie sagen, ziemte es sich f\u252 ?r uns, die wir die Ein\u246 ?de aufgesucht, und nichts mit dem ger\u228 ?uschvollen Leben der St\u228 ?dte zu tun haben, die Stille und Ruhe der Einsamkeit zu geistlicher T\u228 ?tigkeit zu ben\u252 ?tzen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sch\u228 ?men wir uns darum alle, ob reich oder arm, beim Anblick dieser Leute, die gar nichts besitzen, als ihren Leib und ihre H\u228 ?nde, und sich doch abm\u252 ?hen und streben, auch den Armen damit noch Hilfe zu bringen; wir hingegen, die wie unz\u228 ?hlige Reicht\u252 ?mer zu Hause besitzen, wir wollen nicht einmal den \u220 ?berfluss zu Almosen verwenden! Womit sollen wir uns also rechtfertigen? sprich! Wie sollen wir daf\u252 ?r Nachsicht erlangen? Bedenke, wie sehr auch diese \u196 ?gypter fr\u252 ?her der Habsucht ergeben waren, der Gaumenlust und vielen anderen Lastern! Dort waren ja die Fleischt\u246 ?pfe, deren die Juden gedachten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 16,3\par} } ; dort war der Magen der oberste Herr. Und dennoch \u228 ?nderten sie sich, weil sie es so wollten; die empfingen das Feuer Christi, und nahmen alsbald ihren Flug zum Himmel. Und obgleich sie alle anderen an Leidenschaftlichkeit \u252 ?bertrafen, und viel geneigter waren zum Zorn und zur Sinnenlust, so wetteiferten sie doch jetzt mit den unsichtbaren M\u228 ?chten durch ihre Sanftmut und ihre sonstige Leidenschaftslosigkeit. Falls jemand in diesem Lande gewesen ist, so wei\u223 ? er, was ich sage. Wer hingegen noch nie jene H\u252 ?tten besucht hat, der erinnere sich an jenen Mann, der bis auf den heutigen Tag in aller Munde lebt, den gr\u246 ?\u223 ?ten, den \u196 ?gypten nach den Aposteln hervorgebracht hat, den gottseligen, gro\u223 ?en Antonius, und bedenke, dass auch er in dem gleichen Lande gelebt hat wie Pharao. Und doch hat ihm dies nichts geschadet; vielmehr ward er sogar g\u246 ?ttlicher Gesichte gew\u252 ?rdigt und hat ein solches Leben gef\u252 ?hrt, wie es die Gebote Christi erheischen. Hier\u252 ?ber kann sich jeder genau unterrichten, der das Buch zur Hand nimmt, das seine Lebensbeschreibung enth\u228 ?lt auch kann er viele prophetischen Ausspr\u252 ?che darin finden. So hat er z.B. von den unseligen Anh\u228 ?ngern des Arius vorhergesagt, welch ein Unheil durch sie entstehen werde; denn Gott hat es ihm damals gezeigt und ihm vor seinen Augen die ganze Zukunft enth\u252 ?llt. So ist also neben anderen Dingen auch das ein ganz besonders deutlicher Erweis der Wahrheit, dass die von uns getrennten H\u228 ?retiker nie einen solchen Mann aufzuweisen haben. Damit ihr dies aber nicht blo\u223 ? aus unserem Munde zu erfahren braucht, leset selbst die betreffende Schrift; ihr werdet aus ihr alles genau erfahren, und viel geistigen Nutzen daraus sch\u246 ?pfen. Das w\u252 ?nsche ich aber, nicht damit ihr die Schrift blo\u223 ? in die Hand nehmet, sondern damit ihr das dort gegebene Beispiel auch nachahmet, und nicht wieder die Verschiedenheit des Landes und der Erziehung, noch die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 viel gr\u246 ?\u223 ?ere\par} } Schlechtigkeit eurer Vorfahren als Ausrede gebraucht. Denn wenn uns an uns selber gelegen ist, so wird all dies kein Hindernis f\u252 ?r uns bilden. Auch Abraham hatte ja einen gottlosen Vater; gleichwohl hat er dessen Schlechtigkeit nicht nachgeahmt. Ezechias stammte von Achaz, und doch stand er in Gnade bei Gott; Joseph wand sich den Lorbeerkranz der Keuschheit mitten im damaligen \u196 ?gypten ums Haupt; die drei J\u252 ?nglinge zeigten, dass sie die H\u246 ?he der Vollkommenheit mitten in Babylon erreicht hatten, mitten in einem Palaste, in dem die Tafel der \u220 ?ppigkeit stets gedeckt war; desgleichen taten Moses in \u196 ?gypten und Paulus in der weiten Welt; nichts konnte diese hindern in ihrem Tugendstreben. Das alles sollen also auch wir beherzigen, diese unn\u246 ?tigen Zweifel und Ausfl\u252 ?chte beiseite lassen, und die M\u252 ?hen der Tugend\u252 ?bung auf uns nehmen. Auf diese Weise werden wir Gott zu gr\u246 ?\u223 ?erem Wohlwollen bewegen und ihn veranlassen, an unseren K\u228 ?mpfen teilzunehmen; und dann wird auch uns der ewige Lohn zuteil werden, den wir alle erlangen m\u246 ?gen durch die Gnade und die Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht geb\u252 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Neunte Homilie. Kap II, V.16-22.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: \u8222 ?Da sah Herodes, dass er von den Magiern get\u228 ?uscht worden war. Er geriet darob in gro\u223 ?en Zorn und sandte H\u228 ?scher aus mit dem Befehle, in Bethlehem und seiner ganzen Umgebung s\u228 ?mtliche Knaben von zwei Jahren und darunter zu t\u246 ?ten, entsprechend der Zeit, die er von den Magiern ausgeforscht hatte.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es w\u228 ?re besser gewesen, Herodes w\u228 ?re nicht in Zorn, sondern in Furcht und Angst geraten und zur Einsicht gekommen, dass er sich an Unm\u246 ?glichem versuche. Allein er l\u228 ?sst sich nicht abschrecken. Wenn n\u228 ?mlich die Seele einmal blind und unheilbar geworden ist, so ist sie f\u252 ?r keines der Heilmittel mehr zug\u228 ?nglich, die Gott uns geschenkt. So siehe denn, wie Herodes nach all den fr\u252 ?heren K\u228 ?mpfen auch diesen noch auf sich nimmt, einen Mord zum andern f\u252 ?gt und alles tut, um in sein Verderben zu rennen. Wie von einem D\u228 ?mon, so ist er von seinem Zorn und seiner Eifersucht besessen, er h\u246 ?rt nicht mehr auf die Stimme der Vernunft, sondern w\u252 ?tet selbst gegen die Natur, l\u228 ?sst seinen Zorn \u252 ?ber die Magier, die ihn \u252 ?berlistet, an den unschuldigen Kindern aus, und wagt es, eine \u228 ?hnliche Missetat in Pal\u228 ?stina zu begehen, wie sie einmal in \u196 ?gypten vorgekommen war.{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Unter dem Pharao, der alle m\u228 ?nnlichen Judenkinder zu t\u246 ?ten befahl, Ex 1,15.22.\par} } \u8222 ?Denn\u8220",so sagt der Evangelist, \u8222 ?Herodes sandte H\u228 ?scher aus mit dem Befehl, in Bethlehem und seiner ganzen Umgebung alle Knaben von zwei Jahren und darunter zu t\u246 ?ten, entsprechend der Zeit, die er von den Magiern ausgeforscht hatte.\u8220" Gebt hier ganz besonders acht! Denn manche reden da alles M\u246 ?gliche zusammen wegen dieser Kinder, und sagen, es sei ein Unrecht gewesen, dass so etwas zugelassen ward. Die einen bringen ihre Bedenken hier\u252 ?ber in mehr bescheidenerer Form vor, andere mehr in anma\u223 ?endem, unwilligem Tone. Um also die einen von ihrem Unmut, die anderen von ihren Zweifeln zu befreien, lasst mich ein wenig bei diesem Gegenstand verweilen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn man es tadeln will, dass der Mord der Kinder zugelassen wurde, so muss man es auch tadeln, dass jene Soldaten den Tod fanden, die den Petrus bewachten. Im einen Falle sind wegen der Flucht des Jesuskindes andere Kinder statt des gesuchten get\u246 ?tet worden; im anderen Falle hat der Engel den Petrus aus Kerker und Banden befreit. Als daher der Tyrann, der mit jenem ersten den Namen und die Gesinnung gemeinsam hatte, ihn suchte und nicht fand, lie\u223 ? er statt seiner die Soldaten t\u246 ?ten, die seine W\u228 ?chter gewesen. Aber was willst du damit beweisen, fragst du? Das hei\u223 ?t man ja die Schwierigkeit nicht l\u246 ?sen, sondern vergr\u246 ?\u223 ?ern. Auch ich bin mir dessen bewusst, und gerade darum bringe ich dies alles vor, um alles auf einmal zu beantworten. Wie kann man also diese Schwierigkeit l\u246 ?sen? Welch annehmbare Antwort k\u246 ?nnte ich darauf geben? Die, dass nicht Christus schuld war am Tode jener unschuldigen Kinder, sondern die Grausamkeit des K\u246 ?nigs; und dass nicht Petrus schuld war am Tode der Soldaten, sondern der Unverstand des Herodes. H\u228 ?tte der die Mauer durchbrochen gesehen, oder die Kerkert\u252 ?ren zerst\u246 ?rt, so h\u228 ?tte er vielleicht den Soldaten, die den Apostel bewachten, noch Fahrl\u228 ?ssigkeit vorwerfen k\u246 ?nnen. So aber war alles an seinem Platze geblieben; die T\u252 ?ren waren verschlossen, die Ketten hingen noch an den H\u228 ?nden der W\u228 ?chter (denn W\u228 ?chter und Gefangene waren aneinander gekettet). Daraus konnte Herodes, wenn er den Vorfall richtig beurteilen wollte, den Schluss ziehen, dass das Geschehen nicht Menschenwerk war und kein Vergehen (der Soldaten) vorlag, sondern dass eine g\u246 ?ttliche, wunderwirkende Macht eingegriffen hatte; und vor dem Urheber dieser Tat h\u228 ?tte Herodes sich beugen, nicht aber gegen die W\u228 ?chter einschreiten sollen. Denn alles, was Gott getan hat, hat er in einer Weise getan, dass er nicht blo\u223 ? die W\u228 ?chter dem Tode \u252 ?berantwortete, sondern im Gegenteil den K\u246 ?nig durch sie zur Wahrheit h\u228 ?tte f\u252 ?hren k\u246 ?nnen. Wenn aber der sich blind zeigte, nun, welche Schuld trifft den weisen Seelenarzt, der alles zum Besten anordnet, wenn der Kranke nicht gehorcht? Das trifft auch hier zu. Warum denn, Herodes, bist du in Zorn geraten, als du von den Magiern get\u228 ?uscht worden warst? Hast du nicht gewusst, dass es sich hier um eine \u252 ?bernat\u252 ?rliche Geburt handelte? Bist nicht du es gewesen, der die Hohenpriester gerufen? Hast nicht du die Schriftgelehrten versammelt? Und als sie kamen, haben sie da nicht vor dein Tribunal den Propheten mitgebracht, der alles dies schon l\u228 ?ngst vorausgesagt? Sahest du nicht, wie der Alte mit dem Neuen \u252 ?bereinstimmte? H\u246 ?rtest du nicht, dass sogar ein Stern den Magiern dienstbar war? Hat der Eifer der Barbaren dich nicht besch\u228 ?mt? Hat ihr Mut dir keine Bewunderung abgen\u246 ?tigt? Erfasste dich nicht Scheu und Ehrfurcht vor der Wahrheit des Propheten? Konntest du nicht von dem Fr\u252 ?heren auf diese j\u252 ?ngsten Ereignisse schlie\u223 ?en? Warum hast du nicht aus all dem bei dir selbst den Schluss gezogen, dass nicht eine List der Magier die Dinge so gewendet, sondern die Macht Gottes, die alles leitet, wie sie will? Und wenn dich auch die Magier get\u228 ?uscht h\u228 ?tten, was hatten damit die unschuldigen Kinder zu schaffen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nun ja, sagst du, damit hast du allerdings den Herodes als ganz unentschuldbaren blutgierigen Menschen hingestellt, aber noch nicht bewiesen, dass die Tatsache selbst kein Unrecht war. Wenn auch Herodes unrecht handelte, warum hat aber Gott dies \u252 ?berhaupt zugelassen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was soll ich darauf erwidern? Dasselbe, was ich ohnehin immer in der Kirche, auf der Stra\u223 ?e und sonst \u252 ?berall sage, und was ich auch euch gerne recht tief einpr\u228 ?gen m\u246 ?chte; denn es ist eine Antwort von allgemeiner G\u252 ?ltigkeit, die auf jede \u228 ?hnliche Frage passt. Wie lautet also diese prinzipielle Antwort? Ich sage: Viele gibt es, die Unrecht tun, aber nicht einen, der Unrecht leidet\u8221" Damit euch aber das R\u228 ?tsel nicht noch mehr verwirre, will ich euch gleich die Erkl\u228 ?rung dazu geben. Sooft wir von irgendeiner Seite Unrecht leiden, so rechnet uns dies Gott entweder als Bu\u223 ?e f\u252 ?r unsere S\u252 ?ndern an, oder gibt uns einen Lohn daf\u252 ?r. Damit aber meine Worte noch klarer werden, will ich auch noch ein Beispiel anf\u252 ?hren. Nehmen wir den Fall, ein Sklave schuldet seinem Herrn eine gro\u223 ?e Summe Geldes. Dieser Sklave wird von \u220 ?belt\u228 ?tern bedroht und eines Teiles seiner Habe beraubt. Wenn nun der Herr, der den Dieb an seinem Raube h\u228 ?tte hindern k\u246 ?nnen, das gestohlene Gut dem Sklaven nicht ersetzt, sondern es als in der Schuld des Sklaven mit inbegriffen erkl\u228 ?rt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 so dass also das Gestohlene als dem Herrn selbst gestohlen erachtet wird\par} } , hat da der Sklave ein Unrecht erlitten? Durchaus nicht. Und wenn der Herr noch mehr daf\u252 ?r g\u228 ?be? H\u228 ?tte das der Sklave nicht noch mehr gewonnen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 als er verloren\par} } ? Ganz offenbar! So sollen wir denn auch von den Leiden denken, die uns treffen. Dass wir n\u228 ?mlich f\u252 ?r unsere Leiden entweder S\u252 ?nden abb\u252 ?\u223 ?en, oder gr\u246 ?\u223 ?eren Lohn empfangen, wenn wir nicht etwa ganz besonders schwere S\u252 ?nden begangen, das beweisen uns die Worte des hl. Paulus \u252 ?ber den Unz\u252 ?chtigen: \u8220"\u220 ?bergebet\u8221", sagt er, \u8220"einen solchen dem Satan zum Verderben des Fleisches, auf dass seine Seele gerettet werde\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 5,5\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was beweist aber das, fragst du? Es handelte sich ja um solche, die von fremder Seite Unrecht erleiden, nicht um diejenigen, die von ihren Lehrmeistern gestraft werden. Indes besteht hierin gar kein Unterschied. Es fragt sich nur, ob B\u246 ?ses leiden ein Ungl\u252 ?ck sei f\u252 ?r den, der es leidet? Um aber auf den eigentlichen Kern der Frage einzugehen, denke an David. Als er den Semei dastehen. ihn \u252 ?ber sein Ungl\u252 ?ck spotten sah, und von ihm mit ungez\u228 ?hlten Beleidigungen \u252 ?bersch\u252 ?ttet wurde, trat er doch den Heerf\u252 ?hrern, die den Semei t\u246 ?ten wollten, in den Weg und sagte: \u8220"Lasset ihn l\u228 ?stern, auf dass der Herr meine Erniedrigung ansehe, und mir statt des B\u246 ?sen, das mir heute widerfahren, Gutes erweise\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 K\u246 ?n 16,1112\par} } . Und in den Psalmen hat er gesungen: \u8220"Siehe, wie meine Feinde zahlreich geworden sind, und mit ungerechtem Hasse mich verfolgten, und verzeih mir alle meine S\u252 ?nden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 24,19 u.18\par} } . Auch Lazarus ward deshalb ein besseres Los zuteil, weil er in diesem Leben zahllose Leiden erduldet. Es ist also denen, die zu leiden hatten, keim wirkliches Leid widerfahren, wenn sie nur all ihre Unbilden starkm\u252 ?tig ertrugen. Im Gegenteil,. sie haben dabei viel mehr gewonnen, ob sie nun von Gott gepr\u252 ?ft oder vom Teufel gequ\u228 ?lt wurden. Aber, fragst du, welche S\u252 ?nden konnten denn die unschuldigen Kinder abb\u252 ?\u223 ?en? Bei den Erwachsenen, die viel ges\u252 ?ndigt haben, mag man wohl mit Recht so reden. Diese hingegen, die ein so vorzeitiges Ende fanden, was konnten sie durch ihre Leiden f\u252 ?r S\u252 ?nden abb\u252 ?\u223 ?en? Hast du denn nicht geh\u246 ?rt, wie ich sagte, wenn auch keine S\u252 ?nden da seien{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 hier denkt Chrysostomus offenbar nur an pers\u246 ?nliche S\u252 ?nden und \u252 ?bergeht die Erbs\u252 ?nde\par} } , so werden daf\u252 ?r diejenigen entsprechend belohnt werden, die hienieden zu leiden haben? Was f\u252 ?r ein Nachteil war es also f\u252 ?r diese Kinder, wenn sie unter solcher Voraussetzung dahingerafft wurden, und alsbald in den Hafen des{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 himmlischen\par} } Friedens einlaufen konnten? Aber sie h\u228 ?tten vielleicht viele gro\u223 ?e Taten verrichtet, wenn sie gelebt h\u228 ?tten! Indes tr\u228 ?gt gerade das nicht wenig zur Erh\u246 ?hung ihres Lohnes bei, dass sie trotzdem das Leben verloren. \u220 ?brigens h\u228 ?tte Gott sie nicht vor der Zeit dahinsterben lassen, wenn er gewusst h\u228 ?tte, dass diese Kinder etwas Gro\u223 ?es werden sollten. Denn wenn er schon diejenigen, von denen er voraussieht, dass sie fortw\u228 ?hrend in S\u252 ?nde dahinleben werden, mit so gro\u223 ?er Langmut ertr\u228 ?gt, so h\u228 ?tte er um so eher bei diesen einen solchen Tod verhindert, wenn er vorausgesehen h\u228 ?tte, sie w\u252 ?rden viel Gutes vollbringen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das sind die Gr\u252 ?nde die ich vorzubringen habe. Doch sind dies nicht alle; vielmehr gibt es noch andere viel verborgenere als diese, und derjenige, der dies alles selber so bestimmte, kennt sie gar wohl. Beugen wir uns darum vor seiner besseren Einsicht, und befassen wir uns mit dem folgenden, damit wir an fremdem Ungl\u252 ?ck lernen, alles mutig zu tragen. Es war ja auch kein kleines Ungl\u252 ?ck, das damals Bethlehem heimsuchte, als die Kinder von der Brust der M\u252 ?tter gerissen und so ungerechter Weise hingeschlachtet wurden. Wenn du aber immer noch Bedenken hegst, und dich nicht zu so erhabenen Gesichtspunkten erschwingen kannst, so h\u246 ?re, welches das Ende dessen war, der solches gewagt hatte, und fasse etwas Mut. F\u252 ?r seine Vergehen hat ihn n\u228 ?mlich gar schnelle Strafe ereilt, und f\u252 ?r sein Verbrechen hat er entsprechend geb\u252 ?\u223 ?t; denn er hat sein Leben durch einen schrecklichen Tod beschlossen, der noch elender war als der, den er selbst hier veranlasste, und hat au\u223 ?erdem noch tausenderlei anderes Ungl\u252 ?ck erlitten. Das alles k\u246 ?nnt ihr erfahren, wenn ihr die Geschichte des Josephus hier\u252 ?ber lest; sie hier selbst einzuf\u252 ?gen halte ich nicht f\u252 ?r n\u246 ?tig, damit die Predigt nicht zu lange werde, und wir den Zusammenhang nicht unterbrechen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: \u8220"Damals erf\u252 ?llte sich die Weissagung des Propheten Jeremias, der da spricht:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18: \u8220"Eine Stimme ward in Rama geh\u246 ?rt, Rachel, die ihre Kinder beweinte, und sie wollte keinen Trost annehmen, weil sie nicht mehr sind\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 31,15\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem der Evangelist den Zuh\u246 ?rer durch die Erz\u228 ?hlung dieses gewaltsamen, ungerechten, rohen, gesetzwidrigen Mordens mit Schauder erf\u252 ?llt hat, beruhigt er ihn auch wieder mit dem Hinweis darauf, dass dies nicht etwa deshalb geschehen ist, weil Gott nicht imstande war, es zu verhindern, oder weil er nichts davon wusste, sondern dass er es im Gegenteil voraussah und es auch durch den Propheten vorausverk\u252 ?ndete. Erschrick also nicht und werde nicht best\u252 ?rzt im Angesicht der unerforschlichen Vorsehung, die wir zumeist nur an dem erkennen, was sie entweder bewirkt oder was sie zul\u228 ?sst. Das hat der Herr auch sonst in den Gespr\u228 ?chen mit seinen J\u252 ?ngern angedeutet. So hat er ihnen vorhergesagt, sie w\u252 ?rden vor die Richterst\u252 ?hle geschleppt werden, und in die Verbannung geschickt, es w\u252 ?rden Kriege entstehen in der Welt, und unvers\u246 ?hnliche K\u228 ?mpfe; dann hat er sie aber auch wieder aufgerichtet und ermutigt mit den Worten: \u8220"Verkauft man nicht zwei Sperlinge um einen Heller? Und doch f\u228 ?llt keiner von ihnen zur Erde ohne euren Vater, der im Himmel ist\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 10,29\par} } . Das sagt er, um uns zu zeigen, dass nichts geschieht ohne sein Wissen, dass er im Gegenteil alles wei\u223 ?, wenn er auch nicht alles bewirkt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 n\u228 ?mlich das B\u246 ?se, das Ungl\u252 ?ck, das er nur zul\u228 ?sst\par} } . Darum, will er sagen, f\u252 ?rchtet euch nicht und werdet nicht verwirrt. Denn, da euer Vater wei\u223 ?, was euch widerf\u228 ?hrt, und es hindern k\u246 ?nnte, so ist es klar, dass er es gerade deshalb nicht hindert, weil er an euch denkt und f\u252 ?r euch sorgt. Das gleiche m\u252 ?sst ihr auch bei den Heimsuchungen denken, die euch treffen, und ihr werdet keinen geringen Trost daraus sch\u246 ?pfen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber, fragst du, was hat denn Rachel mit dem Ereignis in Bethlehem zu tun? Nun, da k\u246 ?nnte einer ebenso gut sagen: \u8220"Rachel\u8221", hei\u223 ?t es, \u8220"beweinte ihre Kinder.\u8221" Was hatte aber Rama mit Rachel zu tun? Rachel war die Mutter Benjamins, und nach ihrem Tod begrub man sie in dem Hippodrom, welches nahe bei diesem Orte liegt. Da also auch ihr Grab in der N\u228 ?he lag, und zum Erbe Benjamins ihres Sohnes geh\u246 ?rte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Rama geh\u246 ?rte n\u228 ?mlich zum Stamme Benjamins\par} } , so konnte der Prophet mit Recht die ermordeten Kinder die ihrigen nennen, weil sie die Ahnfrau des Stammes war, und ihr Grab sich dortselbst befand. Um ferner zu zeigen, wie unheilbar und grausam die empfangene Wunde war, f\u252 ?gt er hinzu: \u8220"Sie lie\u223 ? sich nicht tr\u246 ?sten, weil sie nicht mehr sind.\u8221" Auch daraus lernen wir wieder dasselbe, was ich schon vorhergesagt, dass wir uns n\u228 ?mlich niemals verwirren lassen wollen, wenn die Tatsachen der Verhei\u223 ?ung Gottes zu widersprechen scheinen. Sieh nur, was sich alles von Anfang an ereignete, nachdem der Herr zur Rettung seines Volkes erschienen war, oder vielmehr zur Erl\u246 ?sung der Welt. Seine Mutter muss fliehen, \u252 ?ber seine Heimat kommt unertr\u228 ?gliches Ungl\u252 ?ck, eine Mordtat, schrecklicher als alle anderen Morde, wird gewagt; \u252 ?berall ist nur Trauer, Jammer und Wehklagen. Verliere aber deswegen die Fassung nicht. Gott pflegt seine Ratschl\u252 ?sse stets durch seine Widersacher zu erf\u252 ?llen, und gibt uns gerade dadurch den besten Beweis seiner Macht. In gleichem Sinne hat er auch seine J\u252 ?nger angeleitet, und sie in den Stand gesetzt, alles zu vollbringen, indem er Gegens\u228 ?tze durch Gegens\u228 ?tze ausgleicht, um dadurch nur um so mehr unsere Bewunderung zu erregen. Auch die Apostel wurden ja gegei\u223 ?elt und vertrieben, und duldeten uns\u228 ?glich viele Leiden, trugen aber gerade dadurch den Sieg davon \u252 ?ber diejenigen, von denen sie gegei\u223 ?elt und verbannt wurden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19: \u8220"Als aber Herodes gestorben war, siehe da erschien der Engel des Herrn dem Joseph im Traume und sprach: Steh auf, nimm das Kind und seine Mutter und ziehe ins Land Israels.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Engel sagt schon nicht mehr: Fliehe, sondern: Ziehe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie auch hier wieder auf den Sturm Ruhe folgte? Und der Ruhe folgte dann wieder eine neue Gefahr. Von der Verbannung ward er zwar befreit und konnte in seine Heimat zur\u252 ?ckkehren und sehen, wie der M\u246 ?rder der Kinder selbst dahingerafft worden. Doch kaum langt er zu Hause an, da st\u246 ?\u223 ?t er schon wieder auf die Erinnerung an die fr\u252 ?heren Gefahren, n\u228 ?mlich den Sohn des Tyrannen, der jetzt lebte und die Regierung f\u252 ?hrte. Wie konnte aber Archelaus K\u246 ?nig von Jud\u228 ?a sein w\u228 ?hrend doch Pontius Pilatus Statthalter war?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hier irrt sich Chrysostomus. Archelaus war K\u246 ?nig vom Jahre 1-10 n.Chr. und Pilatus war Landpfleger vom Jahre 26-36 n.Chr.\par} } Herodes war eben erst vor kurzem gestorben, und das K\u246 ?nigreich war noch nicht in mehrere Teile geteilt. Da also jener kurz zuvor gestorben, so hatte inzwischen der Sohn die Herrschaft inne an Stelle des Herodes, seines Vaters. Auch sein Bruder trug ja den gleichen Namen, deshalb f\u252 ?gt der Evangelist hinzu:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.22: \u8222 ? An Stelle des Herodes, seines Vaters.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Denn, wollte er damit sagen, wenn Joseph wegen des Archelaus sich f\u252 ?rchtete, nach Jud\u228 ?a zu gehen, so musste er auch Galil\u228 ?a meiden, des Herodes wegen. Wenn er hingegen den Aufenthalt wechselte, so blieb die Sache mehr verborgen, da die ganze Aufmerksamkeit{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Feinde Christi\par} } sich auf Bethlehem und seine Umgebung richtete. Nachdem also der Mord geschehen war, glaubte der Sohn Archelaus, die ganze Sache sei damit zu Ende, und unter den vielen anderen sei auch der get\u246 ?tet worden, den man eigentlich allein gesucht hatte. Dann aber, als er gesehen, dass auch sein Vater auf solch gewaltsame Weise das Leben verloren, erfasste ihn doch zu gro\u223 ?e Scheu, als dass er auf diesem Wege weiter geschritten und mit unrechten Mitteln gek\u228 ?mpft h\u228 ?tte. Joseph ging also nach Nazareth, wich auf diese Weise der Gefahr aus, und hatte doch zugleich die Freude, in seiner Heimat zu wohnen. Damit er sich aber noch sicherer f\u252 ?hle, empfing er hier\u252 ?ber wunderbarer Weise vom Engel auch noch eine besondere Weisung. Lukas sagt allerdings nicht, dass Joseph auf diese Weisung hin dorthin gekommen sei, sondern nur, dass sie sich nach Vollzug des ganzen Reinigungsritus nach Nazareth begaben. Wie ist also dies zu erkl\u228 ?ren? Durch die Tatsache, dass Lukas so redet, weil er nur \u252 ?ber die Zeit von der Flucht nach \u196 ?gypten berichten will. Der Engel f\u252 ?hrte sie ja auch nicht vor der Reinigung dorthin, damit nicht das Gesetz verletzt w\u252 ?rde, sondern wartete, bis die Reinigung vor\u252 ?ber und sie nach Nazareth gekommen waren und dann erst hie\u223 ? er sie nach \u196 ?gypten ziehen. Dann, nach ihrer R\u252 ?ckkehr, befahl er ihnen, nach Nazareth zu gehen. Das erstemal war ihnen nicht durch eine Erscheinung befohlen worden, dorthin zu gehen, sondern sie taten dies aus Liebe zur Heimat und aus eigenem Antrieb. Sie waren ja auch aus keinen anderen Grunde nach Bethlehem, gegangen, als wegen der Volksz\u228 ?hlung, und konnten nicht einmal Unterkunft finden. Als daher der Zweck ihrer Reise erf\u252 ?llt war, kehrten sie wieder nach Nazareth zur\u252 ?ck. Darum brachte sie auch der Engel zuletzt wieder in ihre Heimat, und zwar nicht ohne besonderen Grund, sondern im Hinblick auf eine Prophetie: \u8222 ?Auf dass erf\u252 ?llt werde\u8220", sagt er, \u8222 ?was der Prophet gesprochen: er werde Nazarener genannt werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 1,2223; vgl. Jes 11,1;\par} } Und welcher Prophet hat denn dies gesagt? Nun, sei nicht vorwitzig und wolle nicht zuviel wissen. Es sind ja viele prophetische B\u252 ?cher verloren gegangen, wie man aus der Geschichte der Paralipomena ersehen kann. Die Juden waren eben nachl\u228 ?ssig und fielen immer wieder ab von Gott; so lie\u223 ?en sie einige B\u252 ?cher verloren gehen, andere haben sie selbst verbrannt und zerst\u246 ?rt. Den einen Fall berichtet uns Jeremias{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 36,131\par} } , den anderen der Verfasser des vierten Buches der K\u246 ?nige, der erz\u228 ?hlt, man habe nach langer Zeit nur mit M\u252 ?he das Deuteronomium finden k\u246 ?nnen, das irgendwo begraben und versteckt gewesen sei{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 4 K\u246 ?n 22\par} } . Wenn sie aber schon zur Zeit, da keine Feinde im Lande waren, die hl. B\u252 ?cher so geringsch\u228 ?tzig behandelten, dann um so mehr, als die Barbaren das Land erobert hatten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes nennen auch die Apostel, wie die Propheten es vorausgesagt, den Herrn allenthalben Nazarener. Und ist es also das, fragst du, wodurch die Prophetie \u252 ?ber Bethlehem etwas unverst\u228 ?ndlich und dunkel gemacht wurde? Ganz und gar nicht. Vielmehr gab gerade das den Ansto\u223 ? und den Antrieb zur Erforschung dessen, was \u252 ?ber ihn verhei\u223 ?en worden. Das veranlasste ja auch Nathanael zu seiner Frage bez\u252 ?glich des Herrn: \u8222 ?Kann denn aus Nazareth etwas Gutes kommen?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,46\par} } . Es war dies n\u228 ?mlich ein ganz unansehnlicher Ort; oder vielmehr nicht blo\u223 ? der Ort allein war unbedeutend, sondern das ganze Land Galil\u228 ?a. Darum sagten auch die Pharis\u228 ?er: \u8222 ?Forsche nach und du wirst sehen: Aus Galil\u228 ?a ist kein Prophet hervorgegangen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 7,52\par} } . Trotzdem sch\u228 ?mt sich der g\u246 ?ttliche Heiland nicht, nach dieser Gegend benannt zu werden; er zeigt dadurch, dass er von menschlichen R\u252 ?cksichten unabh\u228 ?ngig ist; ja auch seine Apostel beruft er aus Galil\u228 ?a. Er will eben dadurch auf jede Weise den Vorw\u228 ?nden derer begegnen, die sich lieber ihrer Tr\u228 ?gheit hingeben m\u246 ?chten, will zeigen, dass wir keiner \u228 ?u\u223 ?erlichen Hilfe bed\u252 ?rfen, wenn wir nur die Tugend \u252 ?ben. Aus diesem Grunde wollte er nicht einmal ein eigenes Haus haben, denn, sagt er: \u8222 ?Der Menschensohn hat nicht, wohin er sein Haupt neige\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 9,58\par} } . Als Herodes ihm nach dem Leben trachtet, flieht er; nach seiner Geburt wird er in eine Krippe gelegt; er wohnt in einer Herberge und eine arme Mutter w\u228 ?hlt er sich aus, nur um uns die Lehre zu geben, dass wir nichts von all dem f\u252 ?r entehrend halten sollen, um den menschlichen Stolz in seinem Ursprung zu zertreten, und um uns anzuhalten, uns nur der \u220 ?bung der Tugend zu weihen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was bildest du dir auch viel auf dein Vaterland ein, so sagt gleichsam der Herr, wenn ich will, dass dir die ganze Welt fremd sei, wenn du so werden kannst, dass die ganze Welt deiner nicht wert ist?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hebr 11,38\par} } . Denn so wertlos sind diese weltlichen Dinge, dass nicht einmal die heidnischen Philosophen sie f\u252 ?r nennenswert fanden, sondern sie \u196 ?u\u223 ?erlichkeiten nannten, denen der allerletzte Platz zukomme. Jedoch, sagst du, Paulus anerkennt solche R\u252 ?cksichten, wenn er sagt: \u8222 ?Infolge der Berufung sind sie uns lieb, wegen ihrer V\u228 ?ter\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 11,28\par} } . Indes sage mir doch, wann, von wem und zu wem hat Paulus so gesprochen? Zu den Heidenchristen, die sich auf ihren Glauben zu viel einbildeten, die Judenchristen bek\u228 ?mpften, und sie so noch mehr von sich abstie\u223 ?en; er will damit die Selbst\u252 ?berhebung der einen etwas dem\u252 ?tigen, und die anderen anziehen, um sie mit dem gleichen Eifer zu erf\u252 ?llen. H\u246 ?re doch nur, wie er spricht, wenn er von jenen edlen und gro\u223 ?en M\u228 ?nnern redet: \u8222 ?Diejenigen, die also reden, bekunden damit, dass sie ein Vaterland suchen. Und wenn sie an jenes h\u228 ?tten zur\u252 ?ckdenken sollen, das sie verlassen hatten, so h\u228 ?tten sie ja Gelegenheit gehabt, dahin zur\u252 ?ckzukehren. Jetzt aber streben sie nach einem anderen und besseren\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hebr 11,1416\par} } . Und ebenso sagt er:\u8222 ?Im Glauben sind alle diese gestorben, ohne der Verhei\u223 ?ungen teilhaft geworden zu sein; nur von weitem haben sie dieselben geschaut und begr\u252 ?\u223 ?t\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd V.13\par} } . In gleicher Weise sagte Johannes zu denen, die zu ihm kamen: \u8222 ?Saget nur nicht: Wir haben Abraham, zum Vater\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Luk 3,8\par} } . Und Paulus wiederum schreibt; \u8222 ?Nicht alle, die aus Israel stammen, sind Israeliten, und die Kinder des Fleisches sind nicht die Kinder Gottes\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 9,6\par} } . Was n\u252 ?tzte den Kinder Samuels der Adel ihres Vaters, nachdem sie nicht die Erben seiner Tugend geworden? Und welchen Vorteil hatten die Nachkommen des Moses, die dessen Rechtschaffenheit nicht nachahmten? Nicht einmal in der Herrschaft folgten sie ihm nach; w\u228 ?hrend sie ihn ihren Vater nannten, ging die Leitung des Volkes an einen anderen \u252 ?ber, der sein Sohn der Tugend nach geworden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was schadete es dem Timotheus, dass sein Vater ein Heide war? Und was n\u252 ?tzte dem Sohne des Noe die Vortrefflichkeit seines Vaters, da er doch aus einem Freien ein Sklave geworden? Siehst du, dass des Vaters Adel nicht gen\u252 ?gt, um den S\u246 ?hnen Ansehen zu verschaffen? Die Schlechtigkeit des freien Willens wog mehr als die Gesetze der Natur, und brachte ihn nicht nur um den Adel seines Vaters, sondern auch um seine eigene Freiheit. Und wie ging es mit Esau? War er nicht der Sohn Isaaks, und stand unter der sch\u252 ?tzenden F\u252 ?rsorge seines Vaters? Sein Vater bem\u252 ?hte sich ja auf jede Weise, dass auch er an seinem Segen Anteil bek\u228 ?me, und dieser selbst tat eben deswegen alles, was ihm aufgetragen worden war. Aber trotzdem n\u252 ?tzte ihm dies in seiner Verkehrtheit alles nichts; obwohl er der Geburt nach der erste war, und der Vater zu ihm hielt, der alles zu diesem Zwecks f\u252 ?r ihn tat, verlor er doch alles, weil Gott nicht auf seiner Seite stand. Und was rede ich nur von Menschen? Die Juden waren Kinder Gottes geworden, und doch hat ihnen diese W\u252 ?rde nichts gen\u252 ?tzt. Wenn also einer, der ein Kind Gottes geworden ist, aber den Tugendgrad nicht aufzuweisen hat, der sich f\u252 ?r einen solchen Vorrang geziemt, so wird er daf\u252 ?r nur um so mehr gestraft. Was kommst du mir also da und redest von dem Adel deiner Vorfahren und Gro\u223 ?eltern? Diese Regel gilt ja nicht blo\u223 ? f\u252 ?r das Alte Testament, sondern auch f\u252 ?r das Neue. \u8222 ?Denn allen denen, die ihm Aufnahme gew\u228 ?hrten, gab er die Macht, Kinder Gottes zu werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,42\par} } . Aber dennoch sagt der hl. Paulus, werde solche Vaterschaft vielen dieser Kinder keinen Nutzen bringen: \u8222 ?Denn, wenn ihr euch beschneiden lasset. wird Christus euch nichts n\u252 ?tzen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 5,2\par} } . Wenn aber Christus denen nichts n\u252 ?tzen wird, die auf sich selbst nicht achten wollen, wie soll ein Mensch ihnen helfen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bilden wir uns also weder auf Adel noch auf Reichtum vieles ein; im Gegenteil, bemitleiden wir die, die solches tun. Und werden wir nicht traurig ob unserer Armut, sondern suchen wir den Reichtum, der in den guten Werken liegt. Fliehen wir dagegen jene Armut, in die uns die S\u252 ?nde st\u252 ?rzt, und die auch jenen Reichen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Prasser\par} } arm gemacht hatte; denn ihrethalben erhielt er nicht einmal ein Tr\u246 ?pflein Wasser, wie sehr er auch darum bat. Wer von uns w\u228 ?re aber so arm, wie er{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 dass es ihm selbst am Wasser mangelte, um seinen Durst zu l\u246 ?schen\par} } ? Gewiss kein einziger! Denn selbst diejenigen, die vom \u228 ?rgsten Hunger gepeinigt werden, finden wenigstens einen Tropfen Wasser zu schl\u252 ?rfen; ja nicht blo\u223 ? einen Wassertropfen, sondern noch viel gr\u246 ?\u223 ?ere Linderung. Nicht so jener Reiche, dessen Armut soweit ging. Was aber noch schlimmer war, er konnte gar niemals auch nur die geringste Linderung in seiner Armut finden. Was r\u252 ?hmen wir uns also unserer Reicht\u252 ?mer, da sie uns doch nicht in den Himmel verhelfen? Sage mir doch: Wenn ein K\u246 ?nig dieser Welt sagte, kein Reicher k\u246 ?nne in seinem Palast zu Glanz und Ehre gelangen, w\u252 ?rdet ihr nicht alle euer Eigentum wegwerfen wie eine wertlose Sache? Also, wenn eure Reicht\u252 ?mer euch der Gunst eines irdischen K\u246 ?nigs beraubten, dann sind sie wertlos; wenn aber der K\u246 ?nig des Himmels tagt\u228 ?glich uns zuruft und sagt, es sei schwer, mit denselben in diese heilige Hallen einzutreten, sollen wir da nicht alles wegwerfen, sollen wir uns nicht unseres Eigentums ent\u228 ?u\u223 ?ern, damit wir frei und zuversichtlich den K\u246 ?nigspalast betreten k\u246 ?nnen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Welche Nachsicht verdienen wir also, wenn wir mit solcher Z\u228 ?higkeit an den Sch\u228 ?tzen h\u228 ?ngen, die uns den Weg dahin versperren, sie nicht blo\u223 ? in Schr\u228 ?nken, sondern sogar in der Erde verbergen, w\u228 ?hrend wir sie doch im Himmel hinterlegen k\u246 ?nnen? Nun machst du es aber gerade so, wie wenn ein Landmann Weizen nimmt, den er auf fruchtbares Ackerland s\u228 ?en sollte, der aber seinen Acker stehen l\u228 ?sst und all den Weizen in eine Grube vergr\u228 ?bt, so dass er selbst keinen Nutzen davon hat, und auch der Same verdirbt und zugrunde geht. Was bringen sie aber da f\u252 ?r lange Entschuldigungen vor, wenn wir ihnen diese Dinge vorhalten? Es ist keine kleine Beruhigung zu wissen, so sagen sie, dass man all das Seine in sicherem Gewahrsam h\u228 ?lt. Im Gegenteil, nicht zu wissen, dass etwas hinterlegt ist, das ist ein Trost. Denn wenn du auch nicht gerade den Hunger f\u252 ?rchten musst, so musst du daf\u252 ?r ob dieses Schatzes andere viel schlimmere Dinge f\u252 ?rchten wie Tod, Krieg und Nachstellungen. Und wenn jemals eine Hungersnot ausbricht, so waffnet sich doch das Volk, vom Hunger getrieben, gegen dein Haus. Ja, wenn du so handelst, so bringst du nur um so eher Teuerung in die St\u228 ?dte, und beschw\u246 ?rst auf dein Haus eine noch viel ernstere Gefahr als blo\u223 ? den Hunger. Ich w\u252 ?sste nicht, dass schon jemand aus Hunger so leicht gestorben w\u228 ?re. Man kann sich ja auf alle m\u246 ?gliche Weise gegen eine solche Gefahr vorsehen. Dagegen kann ich dir zeigen, dass ob ihrer Sch\u228 ?tze und Reicht\u252 ?mer und dergleichen, schon viele ihr Leben eingeb\u252 ?\u223 ?t haben, die einen heimlich, die anderen am hellen Tage. Von solchen Beispielen sind alle Wege voll, alle Gerichtss\u228 ?le und \u246 ?ffentlichen Pl\u228 ?tzen? Sogar das Meer kann man mit Blut gef\u252 ?llt sehen. Denn nicht blo\u223 ? auf fester Erde geschehen solche Gewalttaten, nein, auch auf dem Meere hielten sie ihren kecken Einzug. Der eine zieht \u252 ?bers Meer des Goldes wegen, der andere wird eben darum umgebracht. Die gleiche Leidenschaft macht den einen zum Kaufmann, den anderen zum M\u246 ?rder. Was g\u228 ?be es also, das tr\u252 ?gerischer w\u228 ?re, als der Mammon, wenn man seinetwillen die Heimat verl\u228 ?sst, sich in Gefahren st\u252 ?rzt, ums Leben gebracht wird? Aber, sagst du: \u8222 ?Wer wird Mitleid mit dem Zauberer haben, den die Schlange gebissen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eccl 12,13\par} } . Nun, wer die Gewalt dieser Leidenschaft kennt, der sollte ihre Knechtschaft fliehen, und sich frei machen von so verh\u228 ?ngnisvoller Liebe. Doch, wie w\u228 ?re das m\u246 ?glich? Dadurch, dass du die eine Liebe durch eine andere ersetzest, n\u228 ?mlich durch die Liebe zum Himmel. Wer ein ganzes K\u246 ?nigreich erringen will, der spottet der Habsucht. Wer Christi Diener geworden, der soll kein Sklave des Mammons sein, sondern dessen Herr; denn wer ihn flieht, dem geht er nach; wer ihn verfolgt, den flieht er. Weit weniger ehrt er den, der ihm nachjagt, als den, der ihn verachtet. Niemandens spottet er so, als derer, die nach ihm verlangen; und er spottet ihrer nicht blo\u223 ?, er legt ihnen auch unz\u228 ?hlige Fesseln an. Machen wir uns also los von diesen furchtbaren Ketten, und sollte es auch schon sp\u228 ?t sein. Was unterjochst du deine vern\u252 ?nftige Seele dem vernunftlosen Stoffe, dem Urheber tausendfachen Ungl\u252 ?cks? Ja, wie l\u228 ?cherlich! Wir k\u228 ?mpfen gegen ihn mit Vernunftgr\u252 ?nden, er streitet wider uns mit Taten, f\u252 ?hrt und treibt die Menschen \u252 ?berall umher und doch verachtet er sie wie Sklaven und faule Knechte! Gibt es wohl etwas Schimpflicheres und Besch\u228 ?menderes als dies? Wenn wir uns nicht \u252 ?ber seelenlose Materie \u252 ?berheben k\u246 ?nnen, wie sollen wir geistige Gewalten bezwingen? Wenn wir wertlose Erde nicht verachten und weggeworfene Steine, wie sollen wir die F\u252 ?rstent\u252 ?mer und die Gewalten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die gefallenen Engel\par} } unterjochen? Wie sollen wir Selbstbeherrschung \u252 ?ben? Wenn blinkendes Silber uns aus der Fassung bringt, wie sollen wir ein sch\u246 ?nes Gesicht unbeachtet lassen? Sind ja doch manche so sehr dieser Leidenschaft ergeben, dass sie beim blo\u223 ?en Anblick von Gold in Aufregung geraten, und sich dann noch den Scherz erlauben und sagen, der Schimmer eines Goldst\u252 ?ckes tue den Augen wohl.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber scherze doch nicht mit solchen Dingen! Nichts schadet ja den Augen mehr, den leiblichen wie den geistigen, als dieser Hunger nach Gold. Diese verh\u228 ?ngnisvolle Gier hat jenen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 t\u246 ?richten\par} } Jungfrauen die Lampen ausgel\u246 ?scht und ihnen den Br\u228 ?utigam geraubt. Dieser Anblick, der den Augen so wohl tut, wie du sagst, hat den ungl\u252 ?cklichen Judas die Stimme des Herrn nicht h\u246 ?ren lassen, hat ihn zum Stricke gef\u252 ?hrt und ihn bersten lassen, und zu all dem ihn in die H\u246 ?lle gest\u252 ?rzt. Was g\u228 ?be es also Schlimmeres, als solch einen Anblick? Was Schrecklicheres? Nicht von den Dingen an sich betrachtet rede ich, sondern von der unzeitigen, wahnwitzigen Begierde nach denselben. Denn diese trifft von Menschenblut, sinnt auf Mord und ist schlimmer als ein wildes Tier; sie zerrei\u223 ?t diejenigen, die ihr verfallen, und je schlimmer sie ist, um so weniger l\u228 ?sst sie es f\u252 ?hlen, wie sie die Menschen zerfleischt. Eigentlich sollten diejenigen, denen so etwas widerf\u228 ?hrt ihre H\u228 ?nde ausstrecken nach denen, die vor\u252 ?bergehen und um Hilfe rufen; statt dessen sind sie sogar noch froh, dass sie gefangen wurden. Gibt es wohl etwas Erb\u228 ?rmlicheres als dies? Dies alles wollen wir also beherzigen, und wollen fliehen vor dieser unheilbaren Krankheit; suchen wir ihre Wunden zu heilen, und uns fern zu halten vor solcher Pest. Dann werden wir hienieden ein ruhiges ungest\u246 ?rtes Leben f\u252 ?hren k\u246 ?nnen, und doch auch der Sch\u228 ?tze des Jenseits teilhaft werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem zugleich mit dem Vater und dem Heiligen Geist Ehre, Macht und Ruhm sei, jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Zehnte Homilie. Kap. III, V.1-6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.1: \u8220"In jenen Tagen erschien Johannes der T\u228 ?ufer, predigte in der W\u252 ?ste Jud\u228 ?a\u8217's\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: und sagte: Tuet Bu\u223 ?e, denn das Himmelreich ist nahe.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Welches sind jene Tage? Johannes trat ja nicht schon damals auf, als der Heiland noch ein Kind war und nach Nazareth kam, sondern erst nach drei\u223 ?ig Jahren, wie auch Lukas bezeugt. Warum sagt also Matth\u228 ?us:\u8221" In jenen Tagen\u8221"? Die Hl. Schrift pflegt diesen Ausdruck regelm\u228 ?\u223 ?ig zu gebrauchen. Nicht blo\u223 ? wenn sie von Dingen redet, die bald auf ein vorher erz\u228 ?hltes Ereignis folgen, sondern auch bei solchen, die erst viele Jahre sp\u228 ?ter geschehen sollten. So z.B. auch da, wo sie berichtet, wie die J\u252 ?nger zum Herrn kamen, der auf dem \u214 ?lberg sa\u223 ?, und ihn \u252 ?ber seine Wiederkunft befragten und \u252 ?ber die Zerst\u246 ?rung Jerusalems. Ihr wi\u223 ?t aber doch, wie weit diese beiden Dinge zeitlich auseinander liegen. Nachdem er n\u228 ?mlich \u252 ?ber den Untergang der Hauptstadt gesprochen und seine Rede beendet hatte, fuhr er, um auf das Weltende \u252 ?berzugehen, fort mit den Worten: \u8220"dann wird auch das geschehen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 24,9\par} } . Doch wollte er mit diesem \u8220"dann\u8221" nicht beide Zeitereignisse verbinden, sondern nur jene Zeit angeben, in der dieses geschehen sollte. So macht es der Evangelist auch jetzt mit den Worten: \u8220"In jenen Tagen\u8221". Denn nicht um die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 unmittelbare\par} } zeitliche Aufeinanderfolge zu bezeichnen, gebraucht er diesen Ausdruck, sondern um jene Zeit zu nennen in der das geschehen soll, wovon er zu erz\u228 ?hlen sich anschickte. Aber, fragst du, weshalb kam Jesus nach drei\u223 ?ig Jahren zur Taufe? Um nach dieser Taufe das ganze Gesetz aufzuheben. Deshalb blieb er bis zu dem Alter, in dem man jede S\u252 ?nde begangen haben kann, unter dem Gesetz und beobachtete alle seine Satzungen, damit niemand sagen k\u246 ?nne, er habe es nur deshalb aufgehoben, weil er es nicht habe halten k\u246 ?nnen. Unsere Leidenschaften befallen uns ja nicht immer alle zu gleicher Zeit, vielmehr tun wir in der ersten Jugend, was unverst\u228 ?ndig und kindisch ist; sp\u228 ?ter tritt die b\u246 ?se Lust in den Vordergrund und ihr folgt die Begierde nach Hab und Gut. Deshalb wollte der Herr all diese Jahre durchleben und dabei in allem das Gesetz beobachten, und dann erst zur Taufe kommen, damit sie den Abschluss aller anderen Vorschriften bildete, denen er sich unterworfen hatte. Denn dass sie der letzte Akt seines Gehorsams gegen das Gesetz sein sollte, kannst du aus seinen eigenen Worten entnehmen, da er sagte: \u8220"Denn so geziemt es sich, dass wir alle Gerechtigkeit erf\u252 ?llen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 3,15\par} } . Der Sinn dieser Worte ist der: Alles, was das Gesetz vorschreibt, hab ich erf\u252 ?llt; nicht eine Vorschrift hab ich \u252 ?bertreten. Da also nur noch dieses eine Gebot \u252 ?brig bleibt, muss ich auch diesem noch gen\u252 ?gen, und so werde ich alle Gerechtigkeit erf\u252 ?llen. Gerechtigkeit nennt er n\u228 ?mlich hier die Erf\u252 ?llung s\u228 ?mtlicher Gesetzesvorschriften.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dass also Christus gerade aus diesem Grunde zur Taufe kam, ergibt sich klar aus dem Gesagten. Warum kam ihm aber gerade diese Taufe in den Sinn? Dass der Sohn des Zacharias nicht aus eigenem Antrieb, sondern auf die Eingebung Gottes hin zu dieser Taufe kam, ergibt sich auch ganz klar aus den Worten des Lukas: \u8220"Es erging an ihn das Wort des Herrn\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 3,2\par} } , das hei\u223 ?t der Befehl. Und Johannes selbst sagt: \u8220"Derjenige, der mich gesandt hat zu taufen in Wasser, der hat zu mir gesprochen: \u220 ?ber wen du den Geist in Gestalt einer Taube wirst herabsteigen und \u252 ?ber ihm schweben sehen, der ist es, der im Heiligen Geiste tauft\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,33\par} } . Weshalb erhielt also Johannes den Auftrag zu taufen? Auch das offenbart uns der T\u228 ?ufer mit den Worten: \u8220"Ich habe ihn nicht gekannt; nur damit er Israel geoffenbart w\u252 ?rde, kam ich und taufte in Wasser\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd V.31\par} } . Wenn aber dies der einzige Grund war, weshalb hei\u223 ?t es dann bei Lukas: \u8220"Er kam in die Gegend des Jordan, und predigte die Taufe der Bu\u223 ?e zur Nachlassung der S\u252 ?nden\u8221"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 3,3\par} } . Diese Taufe vermittelte ja doch keine S\u252 ?ndenvergebung; vielmehr war dies ein Geschenk der sp\u228 ?terhin gespendeten Taufe. Denn nur \u8220"in dieser sind wir alle zusammen begraben worden, durch sie ward der alte Mensch in uns gekreuzigt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 6,4.6\par} } , und vor dem Kreuzestode Christi ist nichts von S\u252 ?ndenvergebung f\u252 ?r irgend jemand bekannt; denn \u252 ?berall wird diese Wirkung seinem Blute zugeschrieben. Auch Paulus schreibt:\u8221"Aber ihr seid abgewaschen, aber ihr seid geheiligt worden, nicht durch die Taufe des Johannes, sondern im Namen unseres Herrn Jesus Christus, und im Geiste unseres Gottes\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 6,11\par} } . Und anderswo sagt er: \u8220"Johannes predigte die Taufe der Bu\u223 ?e\u8221", nicht: die der S\u252 ?ndenvergebung, \u8220"damit sie an den glaubten, der nach ihm kommen sollte\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 19,4\par} } . Oder wie h\u228 ?tte es eine S\u252 ?ndenvergebung geben sollen, solange das Kreuzesopfer noch nicht dargebracht und der Heilige Geist nicht herabgestiegen war, solange die S\u252 ?nde nicht gel\u246 ?st, die Feindschaft nicht aufgehoben und der Fluch nicht beseitigt war?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was bedeuten also die Worte: \u8222 ?Zur Vergebung der S\u252 ?nden?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 1,4\par} } . Die Juden waren blind und wollten ihre eigenen S\u252 ?nden niemals einsehen; im Gegenteil, w\u228 ?hrend sie die gr\u246 ?\u223 ?ten Strafen verdient hatten, suchten sie sich auf jede Weise zu rechtfertigen. Das f\u252 ?hrte sie auch haupts\u228 ?chlich ins Verderben und machte sie dem Glauben abtr\u252 ?nnig. Das wirft ihnen denn auch der hl. Paulus vor, wenn er sagte: \u8222 ?Sie verkennen die Gerechtigkeit Gottes, und suchen derselben ihre eigene gegen\u252 ?ber zu stellen; deshalb sind sie der Gerechtigkeit Gottes nicht untertan\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 10,3\par} } . Und ein anderes Mal schreibt er: \u8222 ?Was sollen wir also sagen? V\u246 ?lker, die die Gerechtigkeit nicht suchen, haben die Gerechtigkeit gefunden. Israel hingegen, das der Gerechtigkeit Gesetz gesucht, ist nicht zum Gesetz der Gerechtigkeit gelangt. Warum? Weil sie dieselben nicht im Glauben suchten, sondern in ihren eigenen Werken\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 9,3032\par} } . Da also hierin die Wurzel des \u220 ?bels lag, kam Johannes und tat nichts anderes, als sie zur Einsicht ihrer eigenen S\u252 ?nden f\u252 ?hren. Darauf wies schon seine Kleidung hin, welche Bu\u223 ?e und Bekenntnis der S\u252 ?nden predigte. Das k\u252 ?ndete auch seine Predigt, denn er sagte nur immer: \u8222 ?Bringet w\u252 ?rdige Fr\u252 ?chte der Bu\u223 ?e\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 3,8\par} } . Die Unbu\u223 ?fertigkeit war also auch nach dem Zeugnisse des Paulus die Ursache, dass die Juden Christus verwarfen; Bu\u223 ?fertigkeit hingegen bewirkt, dass man Verlangen hegt nach dem Erl\u246 ?ser und sich sehnt nach Vergebung der S\u252 ?nden. Dazu wollte Johannes sie vorbereiten, und sie zur Bu\u223 ?e bewegen, nicht auf dass sie gestraft w\u252 ?rden, sondern damit sie durch die Bu\u223 ?e dem\u252 ?tiger w\u252 ?rden, ihre eigene Schuld eingest\u228 ?nden und auf diese Weise schnelle Verzeihung erlangten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte also, wie genau sich der Evangelist ausgedr\u252 ?ckt hat. Den Worten: \u8222 ?Er kam und predigte die Taufe der Bu\u223 ?e in der W\u252 ?ste von Jud\u228 ?a\u8220" f\u252 ?gte er bei: \u8222 ?Zur Vergebung\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 1,4\par} } , als wollte er sagen: deshalb hat er sie bewogen, ihre S\u252 ?nden zu bekennen und zu bereuen, nicht damit sie Strafe empfingen, sondern damit sie daraufhin um so leichter Verzeihung erlangten, Denn h\u228 ?tten sie nicht sich selbst verurteilt, so h\u228 ?tten sie auch nicht nach der Gnade verlangt; und h\u228 ?tten sie nicht nach der Gnade verlangt, so w\u228 ?re ihnen auch keine Verzeihung zuteil geworden. Jene Taufe ist also die Vorl\u228 ?uferin von dieser; deshalb sagte er auch: \u8222 ?damit sie an den glaubten, der nach ihm kommen soll\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 19,4\par} } , und stellte damit au\u223 ?er dem Grund, den er schon erw\u228 ?hnte, auch diesen zweiten als Motiv zur Taufe hin.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es w\u228 ?re ja doch nicht wohl m\u246 ?glich gewesen alle H\u228 ?user abzugehen, Christus an der Hand herumzuf\u252 ?hren und zu sagen: An diesen m\u252 ?sst ihr glauben! und dann in Gegenwart und im Angesichte aller seine hl. Stimme zu erheben, und all das \u252 ?brige zu tun, was er getan. Auch deshalb also kam der Herr zur Taufe. Denn das Ansehen des T\u228 ?ufers sowohl als auch der Wert der Sache selbst zog die ganze Stadt an, und rief sie hinaus zum Jordan, so dass es ein gro\u223 ?es Schauspiel abgab. Darum tadelte auch Johannes die, welche zu ihm kamen, und hei\u223 ?t sie, nicht gro\u223 ? von sich selber zu denken; er weist sie darauf hin, dass sie eigentlich die schwersten Strafen verdienten, wenn sie keine Bu\u223 ?e t\u228 ?ten, und wenn sie nicht von ihrem hochm\u252 ?tigen Pochen auf ihre Vorfahren ablie\u223 ?en, anstatt auf den zu h\u246 ?ren, der zu ihnen gekommen war. Was sich n\u228 ?mlich bei Christi Geburt zugetragen hatte, war schnell in den Hintergrund getreten, und schien bei vielen ganz in Vergessenheit geraten zu sein wegen des Kindermordes in Bethlehem. Und wenn er sich auch im Alter von zw\u246 ?lf Jahren offenbarte, so trat er doch schnell wieder ins Dunkel zur\u252 ?ck. Deshalb war also jetzt eine gl\u228 ?nzende Einf\u252 ?hrung und ein hervorragender Anfang n\u246 ?tig. Darum hat auch Johannes damals zum erstenmal mit lauter Stimme Dinge gepredigt, wie die Juden sie noch nie zu h\u246 ?ren bekommen hatten, weder von ihren Propheten noch von sonst jemand. Er erinnerte sie an den Himmel und das himmlische Reich, und lie\u223 ? die irdischen Dinge ganz au\u223 ?eracht. Unter Himmelreich versteht er aber hier die erste und letzte Ankunft des Herrn. Aber wie passt dies zu den Juden? fragst du. Sie verstehen ja doch nicht, was du meinst. Gerade deshalb, so wird Johannes erwidern, rede ich also, damit der dunkle Sinn der Rede sie anrege und sie veranlasse, denjenigen zu suchen, den ich gepredigt. Diejenigen also, die zu ihm kamen, hat er mit so gro\u223 ?en Hoffnungen erf\u252 ?llt, dass sogar Z\u246 ?llner und Soldaten fragten, was sie tun und wie sie ihr Leben einrichten m\u252 ?ssten? Ein Zeichen, dass sie sich von ihrem weltlichen Treiben losgesagt und den Blick auf anderes, H\u246 ?heres richteten und an das Jenseits dachten. Es hatte eben alles, was sie gesehen und geh\u246 ?rt hatten, ihre Gedanken himmelw\u228 ?rts gerichtet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bedenke also, welch ein Schauspiel es gewesen sein muss, einen Mann aus der W\u252 ?ste kommen zu sehen, in der er drei\u223 ?ig Jahre gelebt, den Sohn eines Hohenpriesters{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 dass Zacharias Hoherpriester gewesen sei, beruht nicht auf sicheren Zeugnissen\par} } , der niemals menschliche Bed\u252 ?rfnisse gezeigt, der in jeder Hinsicht Verehrung und Achtung verdiente, und f\u252 ?r den sogar Isaias Zeugnis ablegte. Denn auch er kam gleichsam und k\u252 ?ndigte den T\u228 ?ufer an mit den Worten: Der ist\u8217's, von dem ich prophezeite, er werde kommen als Rufender, und werde in der W\u252 ?ste mit lauter Stimme alles k\u252 ?nden. So wichtig waren den Propheten diese Dinge, dass sie nicht blo\u223 ? ihren eigenen Herrn, sondern auch seinen zuk\u252 ?nftigen Diener lange vorher ank\u252 ?ndigten, und zwar nicht blo\u223 ? ihn selbst, sondern sogar den Ort, an dem er wohnen sollte, und die Art und Weise, wie er predigen w\u252 ?rde, um nach seiner Ankunft die Menschen zu belehren, endlich das ganze Heilswerk, das durch ihn seinen Anfang nehmen sollte. Beachte nun auch, wie sie beide, der Prophet und der T\u228 ?ufer, in den gleichen Gedanken, wenn auch nicht in den gleichen Worten zusammentreffen. Der Prophet verk\u252 ?ndet, dass der T\u228 ?ufer bei seiner Ankunft sagen werde;\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3:\u8222 ?Bereitet den Weg des Herrn, machet gerade seine Pfade\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 40,3\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Als aber der T\u228 ?ufer selber kam, sagte er: \u8222 ?Bringet w\u252 ?rdige Fr\u252 ?chte der Bu\u223 ?e\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 3,8 (im Buch 3,18)\par} } . Das ist gleichbedeutend mit den Worten: \u8222 ?Bereitet den Weg des Herrn.\u8220" Siehst du, wie sowohl die Worte des Propheten als auch die Predigt des T\u228 ?ufers nur dieses eine offenbaren, dass Johannes der Vorl\u228 ?ufer wurde und der Wegbereiter, dass er nicht die Gabe selber austeilen sollte, die da ist die Vergebung der S\u252 ?nden, sondern nur die Seelen derer vorbereiten, die da willig w\u228 ?ren, den Herrn des Weltalls aufzunehmen. Lukas f\u252 ?gt noch etwas weiteres hinzu; er begn\u252 ?gt sich nicht blo\u223 ? mit dem Anfang, sondern gibt gleich die ganze Prophetie mit den Worten: \u8222 ?Jedes Tal wird ausgef\u252 ?llt, jeder Berg und jeder H\u252 ?gel abgetragen; das Krumme wird gerade sein, und die unebenen Wege werden glatt, und alles Fleisch wird schauen Gottes Heil\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 3,5-6; Jes 40,4-5\par} } Siehst du, wie der Prophet zum voraus alles verk\u252 ?ndet, das Zusammenstr\u246 ?men des Volkes, den Umschwung der Dinge zum Besseren, die Freiheit der Predigt und die Ursache alles dessen, was vorgefallen, wenngleich er freilich all dies stark bildlich ausgedr\u252 ?ckt hat. Seine Worte waren eben eine Prophetie. Wenn er also sagt: \u8222 ?Jedes Tal wird ausgef\u252 ?llt, jeder Berg und jeder H\u252 ?gel abgetragen, und die unebenen Wege werden eben\u8220", so ist dies nur ein Hinweis darauf, wie die Dem\u252 ?tigen erh\u246 ?ht werden, die Anma\u223 ?enden Dem\u252 ?tigung erfahren, wie die Last des Gesetzes der Freiheit des Glaubens weichen musste. F\u252 ?rderhin, will er sagen, gibt es keine M\u252 ?hen und Anstrengungen mehr, sondern nur noch Gnade und Vergebung der S\u252 ?nden, die uns die Erlangung des Heiles \u252 ?beraus leicht machen. Dann gibt er den Grund daf\u252 ?r an in den Worten: \u8222 ?Alles Fleisch wird schauen Gottes Heil\u8220"; nicht mehr blo\u223 ? die Juden und Proselyten, nein, die ganze Erde und das Meer, das gesamte Menschengeschlecht. Durch den Ausdruck \u8222 ?das Verkehrte\u8220" will er n\u228 ?mlich alle diejenigen bezeichnen, die ein verkehrtes Leben f\u252 ?hrten, die Z\u246 ?llner, Huren, R\u228 ?uber, Zauberer, alle jene, die fr\u252 ?her auf Abwege geraten waren und dann erst den rechten Weg betraten. Das also meint er mit den Worten: \u8222 ?Die Z\u246 ?llner und Huren kommen noch vor euch in das Reich Gottes, weil sie geglaubt haben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 21,31\par} } . Ganz denselben Gedanken kleidet der Prophet auch noch in andere Worte, wo er sagt: \u8222 ?Dann werden die W\u246 ?lfe und die L\u228 ?mmer miteinander weiden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 65,25\par} } . Dort hat er durch H\u252 ?gel und T\u228 ?ler das sittenlose Leben bezeichnet, das sich zum Bunde mit der einen Lebensweisheit einen werde; hier deutet er durch die Natur der Tiere die verschiedenen Sitten der Menschen an, und will damit sagen, dass sie alle wieder zu einer Harmonie der Gottseligkeit vereinigt werden. Auch gibt er dort den Grund daf\u252 ?r an; und der lautet: \u8222 ?Es wird die Zeit kommen, da sich einer erheben wird, um \u252 ?ber die V\u246 ?lker zu herrschen; auf ihn werden die Nationen ihre Hoffnung setzen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 11,10\par} } . Dasselbe sagt er auch hier: \u8222 ?Alles Fleisch wird schauen das Heil des Herrn.\u8220" An all diesen Stellen zeigt er uns an, dass die Kraft und die Kenntnis des Evangeliums bis an die Grenzen der Erde sich ausbreiten und das Menschengeschlecht vom tierischen Leben und roher Gesittung zu gro\u223 ?er G\u252 ?te und Milde erziehen werde.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: \u8222 ?Johannes selbst aber trug ein Kleid von Kamelhaaren und einen Lederg\u252 ?rtel um seine Lenden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie die Propheten nur einen Teil der Offenbarung vorherverk\u252 ?ndeten, das andere den Evangelisten \u252 ?berlie\u223 ?en? Darum erw\u228 ?hnt auch Matth\u228 ?us nicht blo\u223 ? die Prophetien, sondern f\u252 ?gt auch noch von seinem Eigenen hinzu, und hielt es nicht f\u252 ?r \u252 ?berfl\u252 ?ssig, von der Bekleidung des Heiligen zu reden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es war ja doch eine merkw\u252 ?rdige Seltenheit, einen Menschen von so gro\u223 ?er k\u246 ?rperlicher Abh\u228 ?rtung zu sehen. Das zog denn auch die Juden besonders an, die in ihm den gro\u223 ?en Elias erblickten, weil sie durch das, was sie hier sahen, an jenen gro\u223 ?en Heiligen erinnert wurden. Ja ihre Verwunderung{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u252 ?ber Johannes\par} } war noch viel gr\u246 ?\u223 ?er. Elias war in St\u228 ?dten und H\u228 ?usern aufgewachsen, dieser wohnte von seiner Geburt an in der W\u252 ?ste. Der Vorl\u228 ?ufer desjenigen, der alles Alte aufl\u246 ?sen sollte, als da sind die Leiden, der Fluch, Trauer und M\u252 ?hsal, der musste doch ein Symbol dieses Geschenkes an sich tragen, und \u252 ?ber jenen alten Fluch sich erhaben zeigen. Darum pfl\u252 ?gte er die Erde nicht, zog keine Furchen, a\u223 ? nicht sein Brot im Schwei\u223 ?e seines Angesichts; nein, sein Tisch stand immer bereit,{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 weil er sich mit dem begn\u252 ?gte, was die Natur ihm bot\par} } , und noch einfacher als sein Tisch war seine Gewandung, und noch einfacher als sein Kleid war seine Behausung. Er brauchte ja weder Haus noch Bett, noch Tisch, noch sonst etwas, sondern f\u252 ?hrte in diesem unserem Fleische das Leben eines Engels. Deshalb hatte er auch ein h\u228 ?renes Gewand, damit er uns durch sein Kleid belehre, den menschlichen Bed\u252 ?rfnissen zu entsagen, und nichts mit den irdischen Dingen gemein zu haben; vielmehr sollten wir zu dem alten Adel zur\u252 ?ckkehren, der Adam eigen war, bevor er n\u246 ?tig hatte, mit Kleidern sich zu verh\u252 ?llen. So war also jene Gewandung{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Johannes\par} } ein Zeichen der k\u246 ?niglichen W\u252 ?rde zugleich und der Bu\u223 ?e. Da wende mir nun nicht ein: Woher hatte er denn das h\u228 ?rene Gewand und den G\u252 ?rtel, wenn er in der W\u252 ?ste wohnte? Denn wenn du solche Dinge wissen willst, dann musst du dir auch \u252 ?ber manches andere den Kopf zerbrechen. Z.B. wie er es in der W\u252 ?ste im Winter und wie im Sommer aushalten konnte, zumal, da er k\u246 ?rperlich noch zart und schwach war, und im jugendlichem Alter stand. Wie konnte sein jugendlicher Leib so verschiedener Witterung standhalten, so armseliger Ern\u228 ?hrung, und allen anderen Entbehrungen des W\u252 ?stenlebens? Wo sind da die heidnischen Philosophen, die ohne allen Nutzen zynischen Frivolit\u228 ?ten huldigten? Denn was n\u252 ?tzte es da einem, sich in ein Fass einzuschlie\u223 ?en{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wie Diogenes getan haben soll\par} } , und daf\u252 ?r sonst den gr\u246 ?\u223 ?ten Ausschweifungen sich hinzugeben? Sie haben dabei Ringe, Schalen, Diener und Dienerinnen und viele andere eitle Dinge besessen und nach beiden Seiten hin das rechte Ma\u223 ? \u252 ?berschritten. Nicht so der T\u228 ?ufer; er bewohnte die W\u252 ?ste als w\u228 ?re sie der Himmel, und zeigte sich in jeder Tugend vollendet; und aus der W\u252 ?ste kam er in die St\u228 ?dte, wie ein Engel vom Himmel, ein Held der Tugend, der Sieger \u252 ?ber die Welt, der Vertreter einer Weisheit, die des Himmels w\u252 ?rdig ist. Und dies alles zu einer Zeit, da der Bann der S\u252 ?nde noch nicht gel\u246 ?st, das Gesetz noch nicht au\u223 ?er Kraft getreten, der Tod noch nicht in Fesseln geschlagen, die ehernen Tore noch nicht zerbrochen waren, da noch der Alte Bund in Geltung stand. Soviel vermag eben eine hochgesinnte und eifrige Seele; \u252 ?berall geht sie voran und schreitet \u252 ?ber alle Hindernisse hinweg, die ihr im Wege liegen, gerade so, wie es auch Paulus im Neuen Bunde gemacht hat.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weshalb hat er aber au\u223 ?er seinem Gewande noch einen G\u252 ?rtel getragen? Das war bei den Alten so Brauch, bevor man die modernen weichlichen, verz\u228 ?rtelnden Kleider einf\u252 ?hrte. So sehen wir auch Petrus mit dem G\u252 ?rtel angetan und Paulus. \u8220"Den Mann\u8221", hei\u223 ?t es, dem dieser G\u252 ?rtel geh\u246 ?rt\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 21,11\par} } . Auch Elias war damit geg\u252 ?rtet, und alle anderen Heiligen; sie waren eben immer besch\u228 ?ftigt, sei es, dass sie sich auf Reisen befanden, oder wegen eines sonstigen Bed\u252 ?rfnisses sich eifrig der Arbeit widmeten. Und nicht nur aus diesem Grunde taten sie so, sondern auch, weil sie alle Eitelkeit verachteten, und nur auf Strenge und Abh\u228 ?rtung bedacht waren. Darum erkl\u228 ?rte auch Christus gerade dies als das h\u246 ?chste Tugendlob, indem er sagte: \u8220"Was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Einen Menschen mit weichlichen Kleidern angetan? Sehet, die, die weichliche Kleider tragen, die wohnen in den Pal\u228 ?sten der K\u246 ?nige\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 7,25\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn aber Johannes so rein war, und herrlicher erstrahlte, als der Himmel, wenn er alle Propheten \u252 ?bertraf, und gr\u246 ?\u223 ?er war als irgendein anderer Mensch, wenn er, der \u252 ?berdies solchen Freimut besa\u223 ?, sich derma\u223 ?en abh\u228 ?rtete, mit gr\u246 ?\u223 ?ter Standhaftigkeit alle Weichlichkeit und Schwelgerei verschm\u228 ?hte, und ein so hartes Leben f\u252 ?hrte, welche Entschuldigung werden wir da haben, die wir nach so vielen empfangenen Wohltaten und trotz tausendfacher S\u252 ?ndenlast auch nicht das geringste Ma\u223 ? seiner Bu\u223 ?gesinnung zeigen, wenn wir im, Gegenteil dem Trunk und V\u246 ?llerei ergeben sind, von Salben duften, um nichts besser sind als die Schauspielerinnen, die auf dem Theater schamlose Rollen auff\u252 ?hren, uns jeder erdenklichen Weichlichkeit hingeben, und selber alles tun, um eine leichte Beute des Teufels zu werden!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: \u8222 ?Da wanderten ganz Jud\u228 ?a und Jerusalem zu ihm hinaus und die Umwohner des Jordan,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: und sie wurden von ihm getauft, nachdem sie ihre S\u252 ?nden bekannt hatten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wieviel der Prophet durch sein blo\u223 ?es Erscheinen vermochte? Wie er das ganze Volk ersch\u252 ?tterte; wie er ihnen ihre eigenen S\u252 ?nden zum Bewusstsein brachte? Ja, es war wohl des Staunens wert, zu sehen, wie er, der in menschlicher Gestalt einherging, solches zustande brachte; wie er so freim\u252 ?tig auftrat, alle tadelte wie Kinder, und wie dennoch sein Antlitz von soviel Anmut strahlte. Das Staunen ward aber noch um so gr\u246 ?\u223 ?er, weil schon so lange kein Prophet mehr erschienen war. Es hatte ihnen eben das Charisma gefehlt, und erst nach langer Zeit kehrte es zu ihnen zur\u252 ?ck. Auch die Art seiner Predigt war befremdend und neu. Da h\u246 ?rten sie nichts von den gew\u246 ?hnlichen Dingen, wie z.B. von Kriegen und Schlachten und irdischen Siegen, von Hunger und Pest, von Babyloniern und Persern, von der Einnahme von St\u228 ?dten und den anderen gew\u246 ?hnlichen Dingen; daf\u252 ?r bekamen sie vom Himmel zu h\u246 ?ren und seinem Reich, und von der Strafe der H\u246 ?lle. Obgleich also nicht lange zuvor die Aufr\u252 ?hrer, die mit Judas und Theudas gehalten, alle in der W\u252 ?ste niedergemacht worden waren, scheuten sie sich dennoch nicht, zu Johannes hinaus zu ziehen. Er rief sie ja nicht zum gleichen Zwecke, zu Gewaltt\u228 ?tigkeit, Aufruhr und Neuerungen, sondern nur, um sie ins Himmelreich zu f\u252 ?hren. Darum hielt er sie auch nicht in der W\u252 ?ste zur\u252 ?ck, und f\u252 ?hrte sie nicht mit sich herum, sondern taufte sie, unterrichtete sie in den Lehren der Religion und entlie\u223 ? sie dann. So leitete er sie an, auf jede Weise die irdischen Dinge zu verachten, nach dem Zuk\u252 ?nftigen zu streben und jeden Tag den Eifer neu zu beleben. Ihn wollen also auch wir nachahmen, wollen von Schwelgerei und Trunkenheit lassen und einfach und bescheiden leben. Jetzt ist ja die Zeit der Bu\u223 ?e f\u252 ?r die Uneingeweihten, wie f\u252 ?r die Getauften; f\u252 ?r jene, damit sie nach vollbrachter Bu\u223 ?e in die hl. Geheimnisse eingeweiht werden{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 d.h. die hl. Taufe empfangen\par} } , f\u252 ?r diese, damit sie die Makel der S\u252 ?nde, die sie nach der Taufe begangen haben, abwaschen und so mit reinem Gewissen dem Tische des Herrn sich nahen. Lassen wir also ab von diesem weichlichen, ausgelassenen Leben. Es ist in der Tat nicht m\u246 ?glich, Bu\u223 ?e zu tun und zu gleicher Zeit ein schwelgerisches Leben zu f\u252 ?hren. Das m\u246 ?ge Johannes uns lehren mit seiner Bekleidung, seiner Nahrung und seiner Behausung.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber wie? fragst du; du verlangst von uns, dass auch wir ein solches Bu\u223 ?leben f\u252 ?hren? Nein, ich verlange es nicht, aber ich rate es euch und ermahne euch dazu. Wenn uns dies aber nicht m\u246 ?glich ist, so zeigen wir doch wenigstens Bu\u223 ?gesinnung, auch wenn wir in den St\u228 ?dten wohnen; denn das Gericht steht vor der T\u252 ?re. Wenn er aber auch noch nicht sobald k\u228 ?me, so w\u228 ?re dies doch kein Grund zur Vermessenheit; denn das Lebensende eines jeden einzelnen ist f\u252 ?r den, der abberufen wird, soviel als das Ende der Welt. Dass aber auch dieses selbst vor der T\u252 ?re steht, kannst du den Worten des hl. Paulus entnehmen: \u8222 ?Die Nacht ist vorger\u252 ?ckt, der Tag ist nahe\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 13,12\par} } . Und ein andermal sagt er: \u8222 ?Es wird kommen, der da kommen soll, und nicht wird er z\u246 ?gern\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hebr 10,37\par} } . Auch sind ja schon die Zeichen erf\u252 ?llt, die jenen Tag herbeif\u252 ?hren werden; denn, so hei\u223 ?t es: \u8222 ?Es wird verk\u252 ?ndet werden dieses Evangelium vom Reiche Gottes auf der ganzen Erde, allen V\u246 ?lkern zum Zeugnis; und dann wird das Ende nahen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 24,14\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gebt sorgf\u228 ?ltig acht auf das, was ihr geh\u246 ?rt habt. Der Herr sagte nicht: Wenn das Evangelium von allen Menschen angenommen sein wird, sondern: Wenn es bei allen wird verk\u252 ?ndet worden sein. Deshalb f\u252 ?gte er auch hinzu: Zum Zeugnis f\u252 ?r die V\u246 ?lker. Er zeigt damit an, dass er mit seiner Wiederkunft nicht warten will, bis alle glauben. Die Worte: \u8222 ?Zum Zeugnis\u8220" bedeuten n\u228 ?mlich: zum Gericht, zur Anklage, zur Verdammung derer, die nicht glauben. Aber sehet, wir, die wir dies alles h\u246 ?ren und sehen, wir schlummern und tr\u228 ?umen und sind schlaftrunken, wie in tiefster Nacht. Die Dinge dieser Welt, die guten wie die schlechten, sind ja nicht besser als Tr\u228 ?ume. Deshalb ermahne ich euch, hinfort wachsam zu sein, und aufzublicken zur Sonne der Gerechtigkeit. Wer schl\u228 ?ft kann ja unm\u246 ?glich die Sonne schauen, noch seine Augen an der Sch\u246 ?nheit ihres Lichtes erfreuen; was immer er sieht, schaut er, wie im Traume. Deshalb haben wir strenge Bu\u223 ?e n\u246 ?tig und viel Reuetr\u228 ?nen, weil wir einerseits keinen Schmerz empfinden \u252 ?ber unsere S\u252 ?nden, und doch anderseits unsere S\u252 ?nden schwer sind und zu gro\u223 ?, als dass sie Verzeihung verdienten. Dass ich aber nur die Wahrheit sage, das kann mir die Mehrzahl meiner Zuh\u246 ?rer best\u228 ?tigen. Doch wenn auch unsere S\u252 ?nden keine Verzeihung verdienen, tun wir trotzdem Bu\u223 ?e und wir werden den Siegeskranz erringen. Zur Bu\u223 ?e geh\u246 ?rt aber nicht blo\u223 ?, dass wir von den fr\u252 ?heren S\u252 ?nden ablassen, sondern dass wir auch durch gute Werke sie noch \u252 ?bertreffen. Denn es sagt der T\u228 ?ufer: \u8222 ?Bringt w\u252 ?rdige Fr\u252 ?chte der Bu\u223 ?e\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8\par} } . Aber wie sollen wir dies machen? Dadurch, dass wir das Gegenteil von fr\u252 ?her tun. Zum Beispiel: Hast du fremdes Gut gestohlen? Gib in Zukunft auch von deinem Eigenen! Hast du lange in Unzucht gelebt? Enthalte dich an den festgesetzten Tagen selbst deiner eigenen Frau; \u252 ?be dich in der Enthaltsamkeit! Hast du Leute, die an dir vor\u252 ?bergingen, beschimpft und geschlagen? Nun, so lobe in Zukunft diejenigen, die dich beschimpfen, und tu Gutes denen, die dich schlagen. Um gesund zu werden, ist es ja auch nicht genug, blo\u223 ? den Pfeil herauszuziehen, wir m\u252 ?ssen auch Heilmittel auf die Wunde legen. Hast du bisher in Fra\u223 ? und V\u246 ?llerei gelebt? Faste hinfort und trinke Wasser, damit du das Unheil, das du fr\u252 ?her angerichtet, beseitigst.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hast du fremde Personen ob ihrer Sch\u246 ?nheit mit unkeuschen Augen angesehen? Blicke in Zukunft \u252 ?berhaupt auf keine Frau mehr, damit du um so sicherer gehest.\u8222 ?Lass ab vom B\u246 ?sen und tu das Gute\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 36,27\par} } , sagt der Psalmist, und an einer anderen Stelle: \u8222 ?Bewahre deine Zunge vom B\u246 ?sen, und deine Lippen sollen keinen Trug reden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 33,14\par} } . Noch mehr, du sollst auch Gutes sagen. \u8222 ?Suche den Frieden und jage ihm nach\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 15\par} } ; ich meine nicht blo\u223 ? den Frieden mit den Menschen, sondern auch den mit Gott. Ganz treffend sagte der Psalmist: \u8222 ?Jage ihm nach\u8220"; der Friede wurde ja von uns verjagt und vertrieben, und verlie\u223 ? die Erde, um sich in den Himmel zur\u252 ?ckzuziehen. Indes, wenn wir nur wollen, k\u246 ?nnen wir ihn wieder erlangen; wir brauchen nur den Unverstand und Hochmut und alles andere, das ihm hinderlich ist, zu entfernen, und dieses reine und einfache Leben zu f\u252 ?hren. Nichts ist ja schlimmer als Stolz und Anma\u223 ?ung. Diese macht uns zugleich aufgeblasen und knechtisch, macht uns durch jenes l\u228 ?cherlich, durch dieses verhasst, und st\u252 ?rzt uns zugleich in ganz entgegengesetzte Fehler: den Hochmut und die Kriecherei. Wenn wir hingegen die \u220 ?bermacht der Leidenschaft brechen, dann werden wir dem\u252 ?tig sein und doch zuversichtlich, werden gro\u223 ? sein und doch fest stehen. Auch mit unserem Leibe ist es ja so; jegliches \u220 ?berma\u223 ? erzeugt Unwohlsein; und wenn die einzelnen Teile ihre eigenen Grenzen \u252 ?berschreiten und ins Ma\u223 ?lose ausarten, dann entstehen daraus die tausenderlei Krankheiten und b\u246 ?sartige Todeskeime. Das gleiche kann man auch an der Seele beobachten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 7.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Fliehen wir also alles \u220 ?berma\u223 ?, greifen wir zum rettenden Heilmittel der Ma\u223 ?haltung, bleiben wir auf dem rechten Mittelweg und geben wir uns eifrigem Gebete hin. Und wenn wir auch nicht gleich erh\u246 ?rt werden, verharren wir darin, damit wir erh\u246 ?rt werden; und wenn wir erh\u246 ?rt wurden, seien wir beharrlich, weil wir erh\u246 ?rt wurden. Der Herr will uns ja seine Gabe nicht vorenthalten; er will nur durch den Aufschub unseren Eifer um so mehr entflammen. Deshalb z\u246 ?gert er, unsere Bitte zu erh\u246 ?ren, und l\u228 ?sst uns oft in Versuchung fallen, damit wir recht oft unsere Zuflucht zu ihm nehmen, und dann auch bei ihm verharren. So machen es ja auch die V\u228 ?ter und M\u252 ?tter, die ihre Kinder lieben. Wenn sie sehen, dass ihre Kinder nicht mehr bei ihnen bleiben, sondern mit ihren Altersgenossen spielen wollen, dann lassen sie ihre Diener sich in allerhand Schreckgestalten kleiden, damit die Furcht sie zwinge, sich in die Arme ihrer Mutter zu fl\u252 ?chten. So schreckt uns auch Gott gar oft mit einer Drohung, nicht um dieselbe auszuf\u252 ?hren, sondern um uns zu sich hinzuziehen. Wenn wir dann zu ihm kommen, befreit er uns alsbald von unserer Furcht. Wenn wir also gerade so w\u228 ?ren zur Zeit der Pr\u252 ?fung, so h\u228 ?tten wir gar keine Pr\u252 ?fungen n\u246 ?tig. Und was rede ich nur von uns? Auch die Heiligen haben ja gro\u223 ?e Vorteile daraus gesch\u246 ?pft. Darum sagt ja auch der Prophet: \u8222 ?Es ist gut f\u252 ?r mich, dass Du mich gedem\u252 ?tigt hast\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 118,71\par} } . Und der Herr selber sagte zu den Aposteln: \u8222 ?In dieser Welt werdet ihr Bedr\u228 ?ngnis leiden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 16,33\par} } . Auch der hl. Paulus deutet das gleiche an mit den Worten: \u8222 ?Mir wurde ein Stachel gegeben f\u252 ?r mein Fleisch, ein Engel des Satan, auf dass er mich peinige\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 12,7\par} } . Obgleich er also bat, von dieser Versuchung frei zu werden, wurde er doch nicht erh\u246 ?rt, weil sie ihm eben zu gro\u223 ?em Vorteil gereichte. Und wenn wir das ganze Leben Davids durchgehen, so werden wir finden, dass er stets in den Gefahren am gr\u246 ?\u223 ?ten war, er selber und alle die anderen, die nach ihm lebten. Auch Job gl\u228 ?nzte ja herrlicher im Leiden, und Joseph fand durch sie gr\u246 ?\u223 ?eren Ruhm, so wie auch Jakob und sein Vater und Gro\u223 ?vater; und wenn immer sonst noch jemand eine besonders gl\u228 ?nzende Krone empfing, so waren es Tr\u252 ?bsale und Heimsuchungen, um derentwillen er gekr\u246 ?nt und ausgezeichnet wurde.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 In dieser \u220 ?berzeugung lasst uns das weise Wort befolgen: \u8222 ?Eilen wir nicht zur Zeit der Pr\u252 ?fung\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eccli 2,2\par} } , sondern machen wir uns nur zu dem einen bereit, alles m\u228 ?nnlich zu ertragen, \u252 ?ber nichts zu gr\u252 ?beln und uns nicht um das zu sorgen, was mit uns geschieht. Zu wissen, wie unsere Tr\u252 ?bsale enden sollen, ist Sache Gottes, der sie \u252 ?ber uns kommen lie\u223 ?; und die auferlegten Leiden in dankbarer Zufriedenheit zu tragen, das ist unsere Sache, wenn anders wir klug und einsichtig sind. Wenn wir so handeln, wird dies unendlich viel Gutes im Gefolge haben. Damit dies also auch wirklich so geschehe, damit wir hienieden erprobter werden und dr\u252 ?ben um so glorreicher dastehen, nehmen wir alles an, was immer \u252 ?ber uns kommen mag, und danken wir f\u252 ?r alles dem, der besser wei\u223 ? als wir, was uns zutr\u228 ?glich ist, und der uns inniger liebt als unsere eigenen Eltern. Erinnern wir uns an diese beiden Gedanken in allen unseren Leiden, werfen wir alle Traurigkeit ab, und preisen wir in allem Gott, der alles f\u252 ?r uns tut und vorsorgt. So werden wir auch mit Leichtigkeit \u252 ?ber die Anfechtungen Herr werden, und die unverwelklichen Kronen empfangen, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre, Macht und Ruhm sei mit dem Vater und dem Heiligen Geist jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Elfte Homilie. Kap. III, V.7-12.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.7: Da er aber viele Sadduz\u228 ?er und Pharis\u228 ?er zu sich zur Taufe kommen sah, sprach er zu ihnen: Vipernbrut, wer hat euch gelehrt, dem zuk\u252 ?nftigen Zorne zu entrinnen?\u8222 ?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum sagt denn da Christus, sie h\u228 ?tten dem Johannes nicht geglaubt? Weil das wirklich kein Glaube war, dass sie den, der von ihm gepredigt wurde, nicht aufnahmen. Auch den Propheten und ihrem Gesetzgeber Moses gehorchten sie ja dem Anscheine nach; und doch sagte der Herr, sie h\u228 ?tten ihm nicht gehorcht, da sie ja denjenigen, den jene vorherverk\u252 ?ndeten, nicht aufnahmen. \u8220"H\u228 ?ttet ihr dem Moses geglaubt, so h\u228 ?ttet ihr wohl auch mir geglaubt\u8222 ?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 5,46\par} } . Und als sp\u228 ?ter die Pharis\u228 ?er von Christus gefragt wurden:\u8220"Von woher ist die Taufe des Johannes?\u8222 ?, da sprachen sie: Wenn wir sagen: Von dieser Welt, so haben wir das Volk zu f\u252 ?rchten; sagen wir: Vom Himmel, so wird er uns fragen: Warum habt ihr ihm dann nicht geglaubt?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 21,2526\par} } . Aus all dem also geht klar hervor, dass sie zwar kamen und sich taufen lie\u223 ?en, dass sie aber nicht im Glauben an seine Predigt verharrten. Johannes deckt ja ihre Schlechtigkeit auf, da sie zum T\u228 ?ufer sandten und fragten: \u8222 ?Bist du vielleicht der Elias? Bist du Christus?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,21\par} } . Deshalb f\u252 ?gte er hinzu: \u8220"Die Abgesandten waren aber Pharis\u228 ?er\u8222 ?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 24\par} } . Indes, fragst du, haben denn nicht die meisten Leute ebenso gedacht? Ja, aber das gew\u246 ?hnliche Volk glaubte eben so aus Einfalt und Unwissenheit. Die Pharis\u228 ?er hingegen wollten ihn nur fangen. Da man n\u228 ?mlich allgemein \u252 ?berzeugt war, Christus werde aus der Heimat Davids kommen, Johannes dagegen dem Stamme Levi angeh\u246 ?rte, so legten sie ihm mit ihrer Frage eine Schlinge, um alsbald \u252 ?ber ihn herzufallen, wenn er etwas Derartiges behaupten sollte. Dies ergibt sich auch ganz klar aus dem Folgenden: Da n\u228 ?mlich Johannes sich zu nichts von dem bekannte, was sie ihn gefragt hatten, setzten sie ihm dennoch zu und sagten: \u8220"Was taufst du also, wenn du nicht Christus bist?\u8222 ?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit du aber siehst, dass die Absicht, mit der die Pharis\u228 ?er kamen, verschieden war von derjenigen der einfachen Leute, so h\u246 ?re, wie auch dies der Evangelist uns kundgibt. Von den gew\u246 ?hnlichen Leuten sagt er: Sie kamen und wurden von ihm getauft, nachdem sie ihre S\u252 ?nden bekannt hatten. Von den Pharis\u228 ?ern nichts dergleichen; da hei\u223 ?t es nur:\u8220"Als er sah, dass viele Pharis\u228 ?er und Sadduz\u228 ?er kamen, rief er: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch gelehrt, dem k\u252 ?nftigen Zorne zu entfliehen!\u8222 ? Seht, welche Unerschrockenheit! Mit welchem Mute spricht er zu Menschen, die jederzeit d\u252 ?rsteten nach dem Blute der Propheten, die um nichts besser waren als Schlangen! Mit welchem Freimut klagt er sie an samt ihren V\u228 ?tern!\u8220" Ja, sagst du, sein Freimut ist wohl gro\u223 ?; es fragt sich aber, ob seine freim\u252 ?tige Rede auch berechtigt war? Er sah ja doch nicht, wie die Pharis\u228 ?er s\u252 ?ndigten, sondern wie sie Bu\u223 ?e taten; deshalb h\u228 ?tte er sie auch nicht tadeln sollen, sondern loben und g\u252 ?tig aufnehmen, nachdem sie doch die Stadt und ihr Heim verlassen und herbeigeeilt waren, um seine Predigt zu h\u246 ?ren. Was soll ich darauf erwidern? Johannes achtete eben nicht auf das, was \u228 ?u\u223 ?erlich geschah, sondern durchschaute ihre verborgenen Gedanken, da Gott sie ihm offenbarte. Weil sie sich also auf ihre Vorfahren viel zugute taten, und dies die Ursache ihres Verderbens wurde, da es sie sorglos machte, so schneidet er die Wurzel ihrer Vermessenheit ab. Deshalb nennt sie auch Isaias \u8222 ?F\u252 ?rsten von Sodoma\u8220" und \u8222 ?Volk von Gomorrha\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 1,10\par} } ; und ein anderer Prophet sagt: \u8222 ?Seid ihr nicht wie S\u246 ?hne von \u196 ?thiopiern?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Am 9,7\par} } . Auch alle anderen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Propheten\par} } suchen sie von dieser Selbst\u252 ?berhebung abzuziehen, indem sie ihnen die Ursache ihrer Aufgeblasenheit nehmen, die unz\u228 ?hlig viel B\u246 ?ses im Gefolge hatte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nun, wendest du ein, die Propheten waren da wohl im Recht, sie sahen die Juden s\u252 ?ndigen; mit was f\u252 ?r Grund und Ursache tut aber in unserem Falle Johannes dasselbe, da er doch sah, wie sie willf\u228 ?hrig waren? Um sie noch mehr zu erweichen. Wer aber genau auf den Wortlaut acht gibt, wird bemerken, dass er auch Lob unter den Tadel gemischt hat. Er sprach n\u228 ?mlich so, weil er sie bewunderte, dass sie zwar sp\u228 ?t, aber zuletzt doch \u252 ?ber sich gebracht hatten, was ihnen fast unm\u246 ?glich erschienen war. Sein Tadel entsprang also mehr der Absicht, sie an sich zu ziehen, und ihre Sinnes\u228 ?nderung anzubahnen. Wenn er sie also zu erschrecken scheint, so zeigt er damit nicht blo\u223 ?, dass ihre fr\u252 ?here Schlechtigkeit gro\u223 ? war, sondern auch, dass ihre Bekehrung bewundernswert und etwas Au\u223 ?erordentliches sei. Wie kommt es, sagt er, dass ihr, die ihr die S\u246 ?hne jener V\u228 ?ter seid, und in solcher Schlechtigkeit aufgewachsen seid, dass ihr euch bekehret? Woher diese gro\u223 ?e \u196 ?nderung? Wer hat eure steinharten Herzen erweicht? Wer die unheilbare Wunde geheilt? Beachte auch, wie er sie gleich im Anfang erschreckt, indem er zuerst von der H\u246 ?lle zu reden anf\u228 ?ngt. Er sagte nicht, was sie sonst gewohnt waren zu h\u246 ?ren: \u8222 ?Wer hat euch gelehrt, euren Feinden zu entfliehen, den Einf\u228 ?llen der Barbaren, der Kriegsgefangenschaft, Hunger und Pest?\u8220", nein, er h\u228 ?lt ihnen eine andere Strafe vor, von der sie noch nie hatten reden h\u246 ?ren; er sagt: \u8222 ?Wer hat euch gelehrt, dem zuk\u252 ?nftigen Zorne zu entrinnen?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ganz treffend hat er ihnen auch den Namen \u8220"Vipernbrut\u8221" gegeben. Von diesem Tiere sagt man n\u228 ?mlich, es komme auf die Welt, nachdem es der Mutter dadurch den Tod gebracht, dass es sich durch ihren Leib durchfri\u223 ?t. So machten es ja auch die Pharis\u228 ?er, die V\u228 ?terund Mutterm\u246 ?rder geworden, und ihre Lehrer mit eigener Hand get\u246 ?tet haben. Indes bleibt Johannes bei seinem Tadel nicht stehen; er f\u252 ?gt noch einen guten Rat hinzu, indem er sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: \u8220"Bringt w\u252 ?rdige Fr\u252 ?chte der Bu\u223 ?e.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es gen\u252 ?gt n\u228 ?mlich nicht, nur das B\u246 ?se zu fliehen, ihr m\u252 ?sst auch viel Gutes tun. Macht es ihr also nicht umgekehrt wie sonst immer, und wendet euch nicht nach kurzer Besserung zu eurer fr\u252 ?her gewohnten Schlechtigkeit zur\u252 ?ck. Ich bin nicht zum gleichen Zweck gekommen, wie die fr\u252 ?heren Propheten. Jetzt handelt es sich um Anderes und H\u246 ?heres; denn der Richter selbst wird jetzt kommen, der Herr des Himmelreiches in eigener Person, um uns zu einer h\u246 ?heren Weisheit zu f\u252 ?hren, uns zum Himmel zu rufen, und zu den himmlischen Wohnungen zu ziehen. Darum beginne ich meine Rede mit der H\u246 ?lle: denn das Gute wie das B\u246 ?se dauert ewig. Verharret also nicht immer in den gleichen S\u252 ?nden, und kommt nicht immer mit dem alten Gerede von Abraham und Isaak und Jakob, und der hohen Geburt eurer Stammv\u228 ?ter. So sprach aber Johannes, nicht weil er sie hindern wollte, zu sagen, dass sie von jenen Heiligen abstammen, sondern um sie von ihrem vermessenen Vertrauen auf ihre Abstammung abzubringen, da sie ihretwegen die geistigen Tugenden vernachl\u228 ?ssigten; zugleich wollte er aber auch offenbaren, wie sie in ihrem Inneren dachten, und wollte auch die Zukunft vorherverk\u252 ?nden. Denn auch sp\u228 ?ter kommen sie wieder daher und sagen:\u8220"Wir haben Abraham zum Vater, und sind niemals irgend jemandens Knechte gewesen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 8,33\par} } . Da also dieser Punkt es war, der sie am meisten zum Hochmut veranlasste und ins Verderben f\u252 ?hrte, so greift er diesen zuerst an. Beachte aber, wie er unter Wahrung des Ansehens des Patriarchen die Pharis\u228 ?er zur\u252 ?ckweist. Nach den Worten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: \u8220"R\u252 ?hmet euch nicht und saget nicht: Wir haben Abraham zu unserem Stammvater\u8221",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 f\u228 ?hrt er nicht weiter: denn dieser Patriarch wird euch ja doch nichts n\u252 ?tzen k\u246 ?nnen; nein, er kleidet den gleichen Gedanken in die viel milderen und h\u246 ?flicheren Worte:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8220"Denn Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da behaupten nun einige, Johannes rede hier von den Heiden, die er im bildlichen Sinne Steine nenne. Ich glaube aber, seine Worte haben auch noch einen anderen Sinn. Und welchen? Glaubet nicht, will er sagen, dass ihr den Patriarchen kinderlos machen werdet, wenn ihr zugrunde geht. Nein, ganz und gar nicht. Gott kann ihm auch aus Steinen Menschen schaffen, und sie zu seinen Stammesgenossen machen, wie es auch im Anfang so geschah. Wenn n\u228 ?mlich aus Steinen Menschen w\u252 ?rden, so w\u228 ?re dies ungef\u228 ?hr so, wie damals, da jene unfruchtbare Mutter ein Kind gebar. Darauf spielt auch der Prophet an, wenn er sagt: \u8220"Sehet an den starren Felsen, aus dem ihr gemei\u223 ?elt worden, und die hohle Grube, aus der ihr gestiegen: blicket hin auf Abraham, euren Vater, und auf Sarah, eure Mutter\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 51,12\par} } . An diese Prophetie erinnert sie also Johannes, und zeigt ihnen, dass, wenn Gott im Anfange den Abraham auf so wunderbare Weise zum Vater machte, als h\u228 ?tte er ihm den Sohn aus Steinen gemei\u223 ?elt, das gleiche auch jetzt noch geschehen k\u246 ?nne. Und siehe, wie Johannes die Pharis\u228 ?er erschreckt und zugleich die Wurzel ihres Hochmutes ausrei\u223 ?t. Er sagt n\u228 ?mlich nicht: Gott hat schon erweckt, damit sie nicht an sich selbst verzweifelten, sondern nur: \u8220"Er kann erwecken.\u8221" Auch sagt er nicht: Er kann aus Steinen Menschen machen, sondern, was viel mehr ist, auch Stammverwandte und Kinder Abrahams\u8221". Siehst du, wie sehr er sie von ihren fleischlichen Vorstellungen abzieht, und von ihrer Sucht, sich auf ihre Vorfahren zu berufen? Er will eben, dass sie in ihre pers\u246 ?nliche Bu\u223 ?gesinnung und Rechtschaffenheit ihre Heilshoffnung setzten. Siehst du also, wie er die Verwandtschaft dem Fleische nach verwirft, und jene an ihre Stelle setzt, die aus dem Glauben entspringt?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte nun, wie er auch im folgenden die Furcht dieser Leute vermehrt, und ihre Angst noch l\u228 ?nger dauern l\u228 ?sst. Nachdem er gesagt hatte:\u8222 ?Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken\u8220", fuhr er fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.10: \u8222 ?Schon ist die Axt an die Wurzel der B\u228 ?ume gelegt.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er wollte eben auf jede Weise den erschreckenden Ernst seiner Rede erh\u246 ?hen. Gro\u223 ?e Freim\u252 ?tigkeit erlaubte ihm allein seine blo\u223 ?e Lebensweise; \u252 ?berdies hatten jene auch noch einen besonderen, starken Ansto\u223 ? vonn\u246 ?ten, da sie schon so lange Zeit verh\u228 ?rtet waren. Was sage ich da, so spricht gleichsam Johannes, dass ihr der Stammesgemeinschaft mit Abraham verlustig gehen und sehen werdet, wie andere, aus Steinen erweckt, die Stelle einnehmen werden, die euch vorbehalten? Damit wird ja eure Strafe noch keineswegs zu Ende sein; vielmehr werdet ihr noch weitere Z\u252 ?chtigungen zu erfahren haben. \u8222 ?Denn schon ist die Axt an die Wurzel der B\u228 ?ume gelegt.\u8220" Nichts ist schrecklicher, als dieser Vergleich. Da ist nicht mehr blo\u223 ? von einer schnellen Sichel{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 50,16; vgl. Apk 14,14\par} } die Rede, von einem zerst\u246 ?rten Wall{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 30.8\par} } und einem zertretenen Weinberg{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 12,10\par} } , sondern von einer ganz scharf geschliffenen Axt, und was noch schlimmer ist, wir sehen sie bereits an die Wurzel gelegt. Die Juden hatten n\u228 ?mlich den Propheten hartn\u228 ?ckigen Unglauben entgegengesetzt und gesagt: \u8222 ?Wo ist der Tag des Herrn?\u8220" und: \u8222 ?Es m\u246 ?ge nur kommen der Ratschluss des Heiligen von Israel, damit wir ihn kennen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 5,19\par} } . Weil eben die Prophetien oft erst nach vielen Jahren sich erf\u252 ?llen, so will er ihnen dieses falsche Vertrauen nehmen, und stellt ihnen darum das Unheil als recht nahe bevorstehend hin. Das zeigt er auch durch das Wort: Schon, und dadurch, dass er sagt, sie werden bereits an die Wurzel gelegt. Es ist kein Ausweg mehr gelassen, will er sagen, sie ist schon an die Wurzel selber angelegt. Er sagte nicht: an die Zweige, oder an die Fr\u252 ?chte, nein: An die Wurzel. Er deutet damit an, dass, im Falle sie sich seine Worte nicht zu Herzen n\u228 ?hmen, sie unerbittliche Strafen zu gew\u228 ?rtigen h\u228 ?tten, ohne Hoffnung auf ein Entrinnen. Denn der, der da kommen soll, ist kein Knecht mehr, wie die Propheten, die fr\u252 ?her gekommen; er ist der Herr des Weltalls in eigener Person, der gewaltig und machtvoll strafen wird.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem er sie also auch damit wieder in Schrecken gesetzt, l\u228 ?sst er sie gleichwohl nicht in Verzweiflung geraten. Schon das erste Mal hatte er nicht gesagt: \u8222 ?Gott hat erweckt\u8220", sondern: \u8222 ?er kann dem Abraham Kinder erwecken\u8220", und hat sie so zu gleicher Zeit erschreckt und getr\u246 ?stet; ebenso sagte er auch hier nicht:{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Axt\par} } hat die Wurzel schon durchschnitten, sondern nur: sie ist an die Wurzel angelegt, sie ber\u252 ?hrt sie; und von keinem Aufschub ist die Rede. Indes, obgleich der Herr sie schon so nahe angelegt, \u252 ?berl\u228 ?sst er es doch eurer Wahl, ob die Wurzel durchschnitten werden soll oder nicht. Wenn ihr euch n\u228 ?mlich bekehrt und bessert, so wird diese Axt entfernt werden. ohne dass sie in Wirkung tritt; bleibt ihr aber hartn\u228 ?ckig, so wird er den Baum mitsamt den Wurzeln aus rotten. Darum hat er{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Axt\par} } weder von der Wurzel entfernt, noch durchschneidet er diese, nachdem er sie angelegt; das erste, damit ihr nicht r\u252 ?ckf\u228 ?llig werdet, das zweite, damit ihr sehet, dass er auch diejenigen zu retten vermag, die sich erst kurz zuvor bekehrten. Darum sucht er ihnen auf jede Weise eine m\u246 ?glichst starke Furcht einzufl\u246 ?\u223 ?en, r\u252 ?ttelt sie auf und treibt sie zur Bu\u223 ?e an. Denn dass sie des Vorrechtes ihrer Abstammung verlustig gehen, und dass andere an ihre Stelle treten sollten, dass die Strafe vor der T\u252 ?re stehe, und dass sie unertr\u228 ?glich schwer sein werde, das hat er beides durch die Worte: Wurzel und Axt angezeigt, und das alles war sehr geeignet, auch noch so tief Gefallene wieder aufzurichten und kampff\u228 ?hig zu machen. Das gleiche lehrt auch Paulus, wenn er sagt: \u8222 ?Kurzen Proze\u223 ? wird der Herr mit dem gesamten Erdkreis machen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 9,28\par} } . Indes f\u252 ?rchte dich nicht, oder vielmehr f\u252 ?rchte dich, aber verliere den Mut nicht. Noch hast du Hoffnung auf Bekehrung. Der Ausspruch wird nicht ohne weiteres in Erf\u252 ?llung gehen, die Axt wird nicht zum Schneiden kommen; oder was h\u228 ?tte sie sonst hindern k\u246 ?nnen zu schneiden, da sie schon an der Wurzel lag? Er will dich nur durch deine Angst besser machen, und dich veranlassen, gute Fr\u252 ?chte zu bringen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Deshalb f\u228 ?hrt er weiter: \u8222 ?Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird ungehauen und ins Feuer geworfen.\u8220" Wenn er aber sagt: \u8222 ?Jeder\u8220", so schlie\u223 ?t er auch jetzt wieder jedes Vorrecht aus, das auf blo\u223 ?er Abstammung beruhte. Denn, will er sagen, w\u228 ?rest du auch ein direkter Nachkomme Abrahams, und k\u246 ?nntest du tausend Patriarchen unter deinen Ahnen z\u228 ?hlen, du wirst doch doppelt gestraft werden, wenn du ohne gute Fr\u252 ?chte bleibst. Mit solchen Worten setzt Johannes die Z\u246 ?llner in Furcht, ersch\u252 ?ttert er Soldatenherzen, und, ohne sie in Verzweiflung zu st\u252 ?rzen, benahm er ihnen vollst\u228 ?ndig ihre Gleichg\u252 ?ltigkeit. Seine Worte enthalten eben nicht blo\u223 ? Drohungen, sondern auch vielen Trost. Wenn er n\u228 ?mlich sagt: \u8222 ?der Baum, der keine gute Fr\u252 ?chte bringt\u8220", so zeigt er dadurch, dass von aller Furcht frei sein darf, wenn man gute Fr\u252 ?chte bringt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber, fragst du, wie k\u246 ?nnen wir gute Fr\u252 ?chte bringen, wenn schon der t\u246 ?dliche Streich uns droht, die Zeit so kurz bemessen, und die bestimmte Frist so nahe angesetzt ist? Du kannst es dennoch, antwortet der T\u228 ?ufer; es handelt sich ja hier nicht um Fr\u252 ?chte, wie sie auf den B\u228 ?umen wachsen, auf die man lange warten muss, die sich nach den Jahrszeiten richten m\u252 ?ssen, und auf die man auch sonst noch viel Arbeit verwenden muss. Hier gen\u252 ?gt es zu wollen, und gar schnell wird der Baum in Bl\u252 ?te stehen. Nicht blo\u223 ? die nat\u252 ?rliche Kraft der Wurzel, sondern auch die Geschicklichkeit des Landmannes tr\u228 ?gt eben sehr viel zur Erziehung solcher Fr\u252 ?chte bei. Aus diesem Grunde also machte er diesen Zusatz, damit sie nicht etwa sagen: du erschreckst uns, du bedr\u228 ?ngst und \u228 ?ngstigst uns, wenn du die Axt an den Baum anlegst und drohst, ihm umzuhauen; wenn du Fr\u252 ?chte verlangst zu einer Zeit, wo du zu strafen beginnst. Johannes wollte damit zeigen, wie leicht es sei, gute Fr\u252 ?chte zu bringen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8220"Ich taufe euch nur mit Wasser; derjenige hingegen, der nach mir kommen wird, vermag mehr als ich, der ich nicht w\u252 ?rdig bin, seinen Schuhriemen zu l\u246 ?sen. Er wird euch im Heiligen Geiste und im Feuer taufen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mit diesen Worten zeigte Johannes, dass nur gute Absicht und Glaube vonn\u246 ?ten sind, nicht M\u252 ?he und Schwei\u223 ?. So leicht es ist, sich taufen zu lassen, so leicht ist es auch, sich zu bekehren und zu bessern. Zuerst also schreckt er ihre Gem\u252 ?ter auf durch die Furcht vor dem Gericht und die bevorstehende Strafe, redet von einer Axt und dem Verluste des Vorrechtes ihrer Abstammung, und dass andere Kinder ihre Stelle einnehmen werden, ja er droht mit der doppelten Strafe, sie w\u252 ?rden umgehauen und ins Feuer geworfen werden. Erst nachdem er so mit allen Mitteln ihre harten Herzen erweicht, und das Verlangen in ihnen erweckt hat, so gro\u223 ?em Unheil zu entgehen, erst dann beginnt er von Christus zu reden, und zwar nicht blo\u223 ? so nebenbei, sondern mit aller Ausf\u252 ?hrlichkeit. Dann legt er den Unterschied dar, der zwischen ihm und Christus besteht, und damit man nicht etwa glaube, er rede nur so, um dessen Gunst zu erlangen, beweist er es durch den Vergleich der Gaben, die beide zu bieten hatten. Deshalb sagt er nicht gleich zu Anfang:\u8220"Ich bin nicht w\u252 ?rdig, seinen Schuhriemen zu l\u246 ?sen\u8221"; nein, er spricht zuerst von dem Werte seiner eigenen Taufe, zeigt ihnen, dass sie nichts anderes vermag, als sie zur Bu\u223 ?e zu bringen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 er sprach n\u228 ?mlich nicht von einem \u8220"Wasser der S\u252 ?ndenvergebung\u8221", sondern nur \u8220"der Bu\u223 ?e\u8221"\par} } , und geht dann erst zur Taufe Christi \u252 ?ber, die voll ist der unaussprechlichen Gnade. Wenn du also h\u246 ?rst, will er sagen, dass Christus nach mir kommt, so verachte ihn deshalb nicht wie einen, der erst an zweiter Stelle kommt, sondern lerne die Kraft seiner Gabe kennen, und wisse wohl, dass ich nichts Besonderes und nichts Gro\u223 ?es gesprochen, wenn ich sagte: \u8220"Ich bin nicht w\u252 ?rdig, seinen Schuhriemen zu l\u246 ?sen.\u8221" Wenn du darum h\u246 ?rst, dass er m\u228 ?chtiger ist, als ich\u8221", so denke nicht, dass ich so geredet, als wollte ich mich mit ihm vergleichen. Ich bin ja nicht einmal w\u252 ?rdig, unter seine Diener gerechnet zu werden, selbst unter die letzten nicht, und unw\u252 ?rdig, ihm auch nur den geringsten Dienst leisten zu d\u252 ?rfen. Darum sagt er nicht blo\u223 ? \u8220"die Schuhe\u8221", sondern \u8220"nicht einmal den Riemen\u8221", was offenbar das Allergeringste war. Damit du sodann nicht glaubst, er habe nur aus Demut so geredet, bringt er auch noch den tats\u228 ?chlichen Beweis: \u8220"Jener wird n\u228 ?mlich im Heiligen Geiste und in Feuer taufen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du da, wie gro\u223 ? die Weisheit des T\u228 ?ufers war? Wenn er selber gepredigt, bringt er alles vor, was Furcht und Schrecken einfl\u246 ?\u223 ?en kann; wenn er aber auf Christus hinweist, sagt er nur solche Dinge, die man gerne h\u246 ?rt und die geeignet sind, die Herzen zu gewinnen. Da redet er nicht mehr von der Axt, noch vom Baume, der ungehauen und zum Verbrennen ins Feuer geworfen wird, auch nicht mehr vom kommenden Tage des Zornes, nein, er spricht von S\u252 ?ndenvergebung, Nachlass der Strafe, von Rechtfertigung, Heiligung, Taufe, Gotteskindschaft, Br\u252 ?derlichkeit, gemeinsamem Erbe, und reichlicher Ausspendung des Heiligen Geistes. Dies alles hat er angedeutet mit den Worten: \u8220"Er wird euch taufen im Heiligen Geiste\u8221"; auch weist er durch das gleiche Sprachbild hin auf die F\u252 ?lle dieser Gnade. Er sagte n\u228 ?mlich nicht: Er wird euch den Heiligen Geist geben, sondern: \u8220"Er wird euch eintauchen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 taufen\par} } im Heiligen Geist.\u8221" Zudem dr\u252 ?ckt er durch den beigef\u252 ?gten Ausdruck \u8220"Feuer\u8221" das Machtvolle und Unwiderstehliche der Gnade aus.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Erw\u228 ?ge nun, wie es den Zuh\u246 ?rern zumute werden musste, wenn sie bedachten, dass es ihnen gehen sollte, wie einst den Propheten und jenen gro\u223 ?en M\u228 ?nnern. Eben deshalb hat Johannes auch das Feuer erw\u228 ?hnt, um ihnen die Erinnerung an sie ins Ged\u228 ?chtnis zu rufen. So oft n\u228 ?mlich die Propheten Gesichte schauten, erschienen sie ihnen fast immer in Gestalt von Feuer. So sprach z.B. Gott zu Moses im brennenden Dornbusch; so dem ganzen Volke auf dem Berge Sinai; so zu Ezechiel durch die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 feurigen\par} } Cherubim. Beachte aber, wie er den Zuh\u246 ?rer auch dadurch aufr\u252 ?ttelt, dass er zuerst das erw\u228 ?hnt, was erst zuletzt geschehen sollte. Es musste n\u228 ?mlich zuerst das Lamm geschlachtet, die S\u252 ?nde vernichtet, die Feindschaft beseitigt werden, es musste die Grablegung und Auferstehung stattfinden, und dann erst der Heilige Geist herabkommen. Von allem dem sagte er aber noch nichts, sondern spricht zuerst von dem Endzweck, um dessentwillen alles andere geschehen sollte, und der auch am ehesten geeignet war, seine hohe W\u252 ?rde zu offenbaren. Wenn n\u228 ?mlich der Zuh\u246 ?rer vernahm, er werde einen so erhabenen Geist empfangen, so musste er sich selber fragen, wie und auf welche Weise dies geschehen k\u246 ?nne, da doch die S\u252 ?nde so allgemein herrsche? Wenn er ihn dann nachdenklich f\u228 ?nde und bereit zu h\u246 ?ren, dann w\u252 ?rde er anfangen vom Leiden zu reden, da fortan keiner mehr daran \u196 ?rgernis nehmen konnte, ob der Erwartung einer so gro\u223 ?en Gabe. Deshalb rief er von neuem: \u8222 ?Siehe, das Lamm Gottes, das auf sich nimmt die S\u252 ?nden der Welt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,29\par} } . Er sagt nicht: das nachl\u228 ?sst, sondern, was eine viel gr\u246 ?\u223 ?ere F\u252 ?rsorge verr\u228 ?t: \u8222 ?das auf sich nimmt\u8220". Denn es ist nicht das gleiche, etwas einfach nachlassen, und: es selber auf sich nehmen. Das eine konnte ohne Gefahr geschehen, das andere nur durch den Tod. Auch sagte er wieder, er sei der Sohn Gottes{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 34\par} } . Aber auch das brachte seinen Zuh\u246 ?rern dessen W\u252 ?rde noch nicht ganz klar zum Bewusstsein. Sie konnten sich ihn immer noch nicht als wirklichen Sohn{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gottes\par} } vorstellen. Auch das sollte erst eine Wirkung der so erhabenen Gabe des Geistes sein. Als daher der Vater den Johannes sandte, gab er ihm zuerst dies als Erkennungszeichen der W\u252 ?rde dessen an, der da kommen sollte: \u8222 ?\u220 ?ber wen du den Geist herabsteigen und bei ihm verweilen sehen wirst, der ist es, der im Heiligen Geiste taufen soll\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 33\par} } . Darum sagt er auch selber: \u8222 ?Ich habe es gesehen, und habe Zeugnis abgelegt, dass dieser der Sohn Gottes ist\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,34\par} } ; aus diesem musste ja auch jenes sich ganz klar ergeben. Nachdem er also das Tr\u246 ?stliche vorgebracht, und den Zuh\u246 ?rer etwas erleichtert und beruhigt hat, versetzt er ihn wieder von neuem in Spannung, damit er nicht sorglos werde. Denn so waren einmal die Juden: das Gl\u252 ?ck machte sie leicht z\u252 ?gellos und schlecht. Deshalb bringt er wieder etwas, was Schrecken erregte und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: \u8222 ?Der die Wurfschaufel in seiner Hand h\u228 ?lt.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weiter oben hat er von der Strafe geredet; hier zeigt er auch noch den Richter, und spricht von der ewigen Pein. \u8222 ?Denn\u8220", sagt er, \u8222 ?er wird die Spreu verbrennen in unausl\u246 ?schlichem Feuer.\u8220" Siehst du da, wie er der Herr aller Dinge ist, und einem Landmann gleicht, obwohl Christus dies an einer anderen Stelle auch vom Vater sagt: \u8222 ?Denn mein Vater ist es, der die Erde bebaut\u8220"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 15,1\par} } . Fr\u252 ?her hatte er von einer \u8222 ?Axt\u8220" geredet, damit du nicht glaubest, es handle sich um eine m\u252 ?hevolle Arbeit, die schwer auszuf\u252 ?hren sei; hier deutet er durch ein neues Beispiel an, wie leicht sie sei, und zeigt, dass ihm die ganze Welt geh\u246 ?re; sonst k\u246 ?nnte er ja doch nicht Menschen bestrafen, wenn er kein Verf\u252 ?gungsrecht \u252 ?ber die h\u228 ?tte. In dieser Welt ist nun zwar alles durcheinander gemischt; denn, wenn man auch das Getreide durchscheinen sieht, so liegt es doch zusammen mit der Spreu, so wie in der Scheune, nicht wie im Speicher; dr\u252 ?ben aber wird die gro\u223 ?e Scheidung vorgenommen werden. Wo sind jetzt die, so an keine H\u246 ?lle glauben wollen? Hat doch der T\u228 ?ufer zwei Dinge festgestellt: erstens, dass der Herr im Heiligen Geiste taufen werde, zweitens, dass er die Ungl\u228 ?ubigen verbrennen werde. Mu\u223 ? man also das erste glauben, dann sicher auch das zweite. Gerade deshalb hat er ja beides zugleich vorhergesagt, damit man nach der Erf\u252 ?llung des einen auch an das glaube, was noch nicht eingetroffen ist. So macht es Christus \u252 ?berall, oft bei gleichen Dingen, oft bei entgegengesetzten; er prophezeit zwei Dinge, und erf\u252 ?llt das eine hienieden, das andere verspricht er f\u252 ?r die zuk\u252 ?nftige Welt; er will eben diejenigen, die mehr zum Zweifel neigen, durch das, was schon eingetroffen ist, auch zum Glauben an das f\u252 ?hren, was noch nicht geschehen ist. So versprach er auch denen, er werde ihnen das Hundertfache daf\u252 ?r in diesem Leben geben, und das ewige Leben in der zuk\u252 ?nftigen Welt; aber erst, nachdem er durch die bereits erteilten Gaben auch die versprochenen als glaubw\u252 ?rdig erwiesen. Dasselbe hat hier auch Johannes getan, und zwei Dinge verhei\u223 ?en, erstens, der Herr werde im Heiligen Geiste taufen, und zweitens, er werde die Ungl\u228 ?ubigen dem unausl\u246 ?schlichen Feuer zum Brennen \u252 ?bergeben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 H\u228 ?tte also der Herr die Apostel und Tag f\u252 ?r Tag alle jene, die es w\u252 ?nschen, nicht im Geiste getauft, so d\u252 ?rftest du wohl auch am \u220 ?brigen zweifeln; wenn aber das, was offenbar gr\u246 ?\u223 ?er und schwieriger ist und allen Begriff \u252 ?bersteigt, wirklich geschehen ist, und noch jeden Tag geschieht, wie k\u246 ?nntest du da behaupten, das, was ganz leicht und mit der Vernunft zu begreifen ist, sei nicht wahr? Zuerst hat Johannes gesagt: der Herr wird im Heiligen Geist und im Feuer taufen, und hat viele Gaben verhei\u223 ?en, damit du den Mut nicht verlierest und von allem Fr\u252 ?heren ab lassest; erst dann kam er auf die Wurfschaufel zu sprechen, und auf die Scheidung, die durch sie versinnbildet werden soll. Er will damit sagen: Glaubet ja nicht, die Taufe allein sei gen\u252 ?gend, wenn ihr nachher schlecht werden solltet; ihr m\u252 ?sst auch Tugend besitzen, und gro\u223 ?e Fr\u246 ?mmigkeit. Deshalb lenkt er ihre Gedanken von der Axt hinweg auf die Gnade und die Taufe; und nachdem er von der Gnade geredet, schreckt er sie mit der Wurfschaufel und dem unausl\u246 ?schlichen Feuer. Auch macht er unter denen, die die Taufe noch nicht empfangen, keinen Unterschied, sondern sagt einfach: \u8222 ?Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird umgehauen\u8220", womit er alle Ungl\u228 ?ubigen derselben Strafe \u252 ?berantwortet. Unter den Getauften hingegen macht er einen Unterschied, weil er eben wusste, dass viele von denen, die den Glauben angenommen hatten, ein Leben f\u252 ?hren w\u252 ?rden, das ihres Glaubens unw\u252 ?rdig ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es habe also ein jeder acht, dass er nicht unter die Spreu komme, keiner sei schwach und b\u246 ?sen Begierden ergeben, und lasse sich von ihnen nicht spielend nach allen Richtungen hin bewegen. Bleibst du n\u228 ?mlich unter dem{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 echten\par} } Getreide, so mag immerhin die Versuchung dir zusetzen, du wirst keinen Schaden leiden; denn auch die s\u228 ?geartigen R\u228 ?der der Dreschmaschine in der Scheune schneiden das Getreide nicht durch. Ger\u228 ?tst du aber unter die wertlose Spreu, dann wird es dir schon hienieden gar schlimm ergehen, da du von allen Seiten Schl\u228 ?ge erhalten wirst; und dr\u252 ?ben wirst du nimmer endender Strafe unterworfen sein. Ja alle, die so sind, werden schon in diesem Leben, noch bevor das h\u246 ?llische Feuer sie aufnimmt, von ihren unvern\u252 ?nftigen Leidenschaften verzehrt, so wie die Spreu von den vernunftlosen Tieren; und im Jenseits werden sie ebenfalls wieder dem Feuer zum Stoff und zur Nahrung dienen. H\u228 ?tte also Johannes gleich zu Anfang gesagt: Er wird euch richten nach euren Taten, so h\u228 ?tte man seine Worte nicht so gut aufgenommen; dadurch aber, dass er das Gleichnis einf\u252 ?gte und so das Ganze vorbereitete, konnte er viel leichter \u252 ?berzeugen und den Zuh\u246 ?rer mit viel mehr Sicherheit auf seine Seite ziehen. Deshalb verkehrte auch der Herr selber meistens durch solche Gleichnisse mit ihnen, sprach von Scheunen, Ernte, Weinstock, Kelter, Acker, Netz und Fischfang, und mischte alle die anderen Bilder unter seine Rede, an die sie von Jugend auf gew\u246 ?hnt waren. So hat es denn auch Johannes hier gemacht, und wies, als gr\u246 ?\u223 ?ten Beweis f\u252 ?r die Wahrheit seiner Worte, hin auf die Gabe des Heiligen Geistes. Denn, will er sagen, wer so gro\u223 ?e Macht besitzt, dass er sogar S\u252 ?nden nachl\u228 ?sst, und den Heiligen Geist spendet, der wird noch viel eher dies zustande bringen. Bemerkst du, wie zweckm\u228 ?\u223 ?ig er schon zum voraus hinweist auf das Geheimnis der Auferstehung und des Gerichts?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weshalb aber, fragst du, hat er nicht die Zeichen und Wunder vorausgesagt, die bald durch den Herrn geschehen sollten? Weil dies das gr\u246 ?\u223 ?te von allen war, und alle anderen nur seinetwegen gewirkt wurden. Nachdem er n\u228 ?mlich die Hauptsache gesagt, so hatte er auch alles andere dabei mit inbegriffen: den Sieg \u252 ?ber den Tod, den Nachlass der S\u252 ?nden, die Aufhebung des Fluches, Befreiung von den unaufh\u246 ?rlichen K\u228 ?mpfen, den Eintritt ins Paradies, den Flug zum Himmel, den Verkehr mit den Engeln, die Gemeinschaft der himmlischen G\u252 ?ter; denn diese Gabe des Heiligen Geistes ist ja das Unterpfand f\u252 ?r jene. Da er also diese genannt, nannte er damit auch die Auferstehung der Leiber, die Zeichen, die dabei geschehen sollten. die Gemeinschaft des Himmelreiches, und die G\u252 ?ter, \u8222 ?die kein Auge gesehen und kein Ohr geh\u246 ?rt hat, und die in keines Menschen Herz gedrungen sind\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 2,9\par} } . All dies ward uns n\u228 ?mlich durch jenes Charisma gew\u228 ?hrleistet. Es war darum \u252 ?berfl\u252 ?ssig, auch von den Wundern zu reden, die bald geschehen sollten, und mit den eigenen Augen beurteilt werden konnten. Dagegen musste er \u252 ?ber die Dinge reden, \u252 ?ber die sie Zweifel hegten, wie z.B. dass Christus der Sohn Gottes sei, dass er unvergleichlich h\u246 ?her stehe als Johannes, dass er die S\u252 ?nde der Welt auf sich nehme, dass er f\u252 ?r unsere Taten Rechenschaft fordern werde, dass unser Lebenszweck nicht auf diese Welt beschr\u228 ?nkt sei, dass vielmehr dr\u252 ?ben ein jeder die geb\u252 ?hrende Strafe erhalten werde. Das alles konnte man eben vorl\u228 ?ufig nicht mit eigenen Augen sehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 7.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem wir also dies alles jetzt wissen, so haben wir doch ja recht acht, w\u228 ?hrend wir noch in der Tenne sind; denn solange wir darin sind, k\u246 ?nnen wir aus der Spreu in Weizen verwandelt werden, wie auch umgekehrt schon viele aus Weizen zu Spreu wurden. Sehen wir also zu, dass wir nicht fallen, lassen wir uns nicht von jedem Winde umhertreiben, und trennen wir uns nicht von unseren Br\u252 ?dern, wenn sie auch scheinbar gering an Zahl und armselig sind. Auch das Getreide ist ja der Menge nach geringer als die Spreu, dem Gehalt nach aber besser. Sieh also nicht auf das, was \u228 ?u\u223 ?erlich in die Augen f\u228 ?llt; es ist dem{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 h\u246 ?llischen\par} } Feuer geweiht; blicke vielmehr hin auf die Demut in Gott, diese starke unzerst\u246 ?rbare Tugend, die nicht abgeschnitten und nicht im Feuer verbrannt werden kann. Um solchen Getreides willen ist Gott auch langm\u252 ?tig gegen die Spreu, damit sie im Umgang mit jenem besser werde. Deshalb wird nicht jetzt schon das Gericht gehalten, damit wir alle gemeinsam die Krone empfangen, und viele noch von der S\u252 ?nde zur Tugend bekehrt w\u252 ?rden. Zittern wir also, wenn wir dieses Gleichnis h\u246 ?ren. Denn jenes Feuer ist unausl\u246 ?schlich. Aber wie unausl\u246 ?schlich? fragst du. Ja, siehst du denn nicht, dass diese unsere Sonne immerfort brennt und doch nie erlischt? Hast du nicht gesehen, dass der Dornbusch zwar brannte, aber nicht verbrannte? Wenn also auch du selbst dem Feuer entrinnen willst, dann fort mit deiner Hartherzigkeit und du wirst jenes Feuer auch nicht zu sp\u252 ?ren bekommen. Wenn du jetzt meine Worte gl\u228 ?ubig aufnimmst, dann wirst du bei deinem Hinscheiden diesen H\u246 ?llenbrand nicht einmal zu sehen brauchen. Glaubst du aber jetzt nicht an ihn, dann wirst du im anderen Leben durch eigene Erfahrung gar gr\u252 ?ndlich belehrt werden, dass es daraus kein Entrinnen gibt. Diese Strafe ist eben unwiderruflich f\u252 ?r diejenigen, die kein gutes Leben gef\u252 ?hrt haben. Auch das blo\u223 ?e Glauben gen\u252 ?gt n\u228 ?mlich nicht; denn auch die D\u228 ?monen zittern vor Gott, aber trotzdem bleiben sie verdammt. Deshalb m\u252 ?ssen wir auch selber acht haben auf unser Leben. Und gerade darum versammeln wir euch regelm\u228 ?\u223 ?ig hier, nicht damit ihr blo\u223 ? in die Kirche hereinkommt, sondern damit ihr aus dem Aufenthalt dahier auch einigen Nutzen sch\u246 ?pfet. Denn w\u252 ?rdet ihr zwar jedesmal kommen, aber auch ohne Nutzen wieder gehen, so w\u252 ?rde dieses Kommen und Dasitzen euch gar nichts weiter helfen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn wir Kinder in die Schule schicken und sehen, dass sie nichts darin lernen, so ziehen wir recht kr\u228 ?ftig gegen die Lehrer los, und senden oft die Kinder in andere Schulen; womit werden wir aber da uns selbst entschuldigen, wenn wir im Tugendstreben nicht ebensoviel Eifer zeigen wie in diesen zeitlichen Dingen, und unsere eigene Schreibtafel immer leer nach Hause bringen? Und doch sind die Lehrer in dieser Schule{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Kirche\par} } zahlreicher und besser. Da lassen wir euch bei jedem Gottesdienste durch Propheten, Apostel, Patriarchen und alle Heiligen unterrichten. Aber trotzdem macht ihr keinen Fortschritt, sondern wenn ihr zwei oder drei Psalmen gesungen und die gewohnten Gebete oberfl\u228 ?chlich und gedankenlos verrichtet habt, dann geht ihr nach Hause und glaubet, das gen\u252 ?ge f\u252 ?r euer Seelenheil. Habt ihr denn nie den Propheten, oder vielmehr Gott durch den Propheten sagen h\u246 ?ren: \u8222 ?Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit von mir\u8220"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 29,13\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit also dies nicht auch bei uns der Fall sei, so l\u246 ?sche doch die Buchstaben, oder vielmehr die Inschriften, die der Teufel in deine Seele eingemei\u223 ?elt hat, aus, und bewahre ein Herz, das frei ist von irdischen Sorgen, damit ich ohne Bangen hineinschreiben kann, was ich will. Bis jetzt freilich kann ich darin nichts anderes sehen, als was der Teufel geschrieben, Raub, Habsucht, Neid, Verleumdung. Wenn ich daher eure Tafeln in die Hand nehme, so kann ich sie nicht einmal lesen. Ich finde eben nicht die Schriftz\u252 ?ge, die ich am Sonntag darauf geschrieben und euch \u252 ?bergeben habe, sondern ganz andere, unbekannte und verdorbene. Wenn ich dann dies wieder auswische und hineinschreibe, was des Heiligen Geistes ist, dann gehet ihr fort, \u252 ?berlasst eure Herzen dem Einfluss des Teufels und erlaubet ihm, wieder das hineinzuschreiben, was ihm gef\u228 ?llt. Wohin also dies f\u252 ?hren muss, das brauche ich euch nicht zu sagen, es sagt\u8217's einem jeden das eigene Gewissen. Ich werde ja nicht aufh\u246 ?ren, meine Pflicht zu tun, und das Rechte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in eure Seelen\par} } zu schreiben. Wenn aber auch ihr unseren Eifer vereitelt, so bleibt doch unser Lohn uns unbenommen, euch aber wird keine geringe Strafe treffen. Doch will ich damit nicht eure Herzen beschweren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 8.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gleichwohl bitte und ermahne ich euch nochmals: Lasset euch doch in dieser Hinsicht wenigstens den Eifer der Kleinen als Beispiel dienen. Die lernen zuerst die einfacheren Buchstaben; dann suchen sie auch die schwierigeren zu verstehen, und zuletzt erst gehen sie an das eigentliche Lesen. So wollen es auch wir machen; und, um die Tugend in ihre einzelnen Teile zu zerlegen, lernen wir zuerst, nicht zu fluchen, nicht meineidig zu werden, keine \u252 ?ble Nachrede zu f\u252 ?hren; dann gehen wir \u252 ?ber zu einer anderen Klasse, und h\u252 ?ten wir uns vor Neid, vor Fleischesliebe, vor Wohlleben und Trunksucht, und seien wir nicht gef\u252 ?hllos und der Tr\u228 ?gheit ergeben. Um dann von da wieder zu geistigen Tugenden \u252 ?berzugehen, seien wir bedacht auf Enthaltsamkeit und Abt\u246 ?tung, auf Keuschheit und Gerechtigkeit, suchen wir besser zu sein als zu scheinen, seien wir bescheiden und zerknirschten Sinnes; und dann vereinigen wir all dies miteinander, und schreiben wir es in unsere Seelen ein. Und das alles sollen wir dann auch \u252 ?ben zu Hause an unseren Freunden, bei unserer Frau und unseren Kindern. Und zun\u228 ?chst wollen wir den Anfang mit dem Ersten und Leichteren machen, z.B. damit, dass wir nicht mehr fluchen, und wollen dann zu Hause fortw\u228 ?hrend an diesen Anfang der Tugend\u252 ?bung denken. Denn es sind ja viele, die einen zu Hause in diesen Gedanken st\u246 ?ren; da \u228 ?rgert dich z.B. ein Diener, da kommt dir die Frau in die Quere und bringt dich in Zorn: dein Junge ist faul und h\u228 ?lt keine Ordnung und reizt dich zum Schimpfen und Fluchen. Wenn du also zu Hause best\u228 ?ndig von deinen Angeh\u246 ?rigen gereizt wirst und es doch zustande bringst, dich nicht zum Fluchen hinrei\u223 ?en zu lassen, dann wird es dir leicht fallen, auch in der \u214 ?ffentlichkeit die Selbstbeherrschung zu wahren. Ja, du wirst es sogar fertig bringen, niemand mehr zu beleidigen, weder deine Frau, noch deinen Diener, noch sonst jemand in deiner Familie. Da lobt z.B. deine Frau alle Augenblicke einen anderen Mann und bejammert sich selbst, und reizt dich dadurch, schlecht \u252 ?ber jenen anderen zu reden. Aber du, lass dich nicht zwingen, auf den zu schimpfen, den sie lobt, trage alles gelassen. Und wenn du deine Dienstboten andere Herrschaften loben h\u246 ?rst, lass dich nicht aus der Fassung bringen, bleibe ruhig. Dein Haus soll ein Kampfplatz sein und ein Feld der Tugend\u252 ?bung, damit du dann, t\u252 ?chtig geschult und mit gro\u223 ?er Erfahrung ausger\u252 ?stet, dich auch in der \u214 ?ffentlichkeit zeigen kannst. Ebenso verfahre gegen die Untugend eitler Ruhmsucht. Wenn du dich bem\u252 ?hst, gegen\u252 ?ber deiner Frau und deinem Gesinde von Ruhmsucht frei zu bleiben, dann wirst du auch im Verkehr mit anderen nicht leicht von dieser Leidenschaft erfasst werden. Dieser Fehler ist zwar \u252 ?berall schwer und hartn\u228 ?ckig, am meisten aber, wenn die Frau zugegen ist. Wenn wir also ihr gegen\u252 ?ber seine Macht brechen, dann werden wir ihn leicht auch im Verkehr mit anderen beherrschen. Dann gehen wir in gleicher Weise gegen die anderen Leidenschaften vor; \u252 ?ben wir uns zu Hause gegen sie, und r\u252 ?sten wir uns jeden Tag von neuem daf\u252 ?r. Damit uns aber diese \u220 ?bung leichter werde, m\u252 ?ssen wir uns selbst eine Bu\u223 ?e auferlegen, wenn wir einen unserer Vors\u228 ?tze \u252 ?bertreten haben. Aber auch diese Bu\u223 ?e soll so sein, dass die keine Strafe, sondern einen Lohn bedeutet und uns recht gro\u223 ?en Nutzen bringt. Das wird der Fall sein, wenn wir uns z.B. zu angestrengtem Fasten verurteilen, zu hartem Lager und anderen \u228 ?hnlichen Abt\u246 ?tungen. Auf diese Weise werden wir in jeder Beziehung gro\u223 ?en Nutzen daraus ziehen, werden hienieden das s\u252 ?\u223 ?e Leben der Tugend f\u252 ?hren, und dann auch noch der zuk\u252 ?nftigen G\u252 ?ter teilhaftig werden, und ewig Gottes Freunde sein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit es aber jetzt nicht wieder gehe wie fr\u252 ?her, und ihr nicht hier meine Worte bewundert, dann fortgeht, die Tafel eurer Seele aufs Geratewohl irgendwo hinwerft, und den Teufel alles wieder ausl\u246 ?schen lasst, so gehe jetzt ein jeder nach Hause, rufe seine Frau, teile ihr dies alles mit, nehme sie zur Gehilfin, und trete vom heutigen Tage an auf diesen herrlichen Kampfplatz, mit dem \u214 ?le des Heiligen Geistes zum Wettspiel gesalbt. Und wenn du bei dieser \u220 ?bung einmal, zweimal, ja oftmals strauchelst, lass den Mut nicht sinken, stehe wieder auf und k\u228 ?mpfe weiter, und lass nicht fr\u252 ?her ab, bevor du nicht einen gl\u228 ?nzenden Sieg \u252 ?ber den Teufel errungen, und deine Beute in der diebessicheren Schatzkammer der Tugend niedergelegt hast. Wenn du einmal in der Gewohnheit dieser herrlichen Lebensweise gefestigt bist, dann kannst du selbst aus Unachtsamkeit diese Gebote nicht mehr \u252 ?bertreten, weil eben die Gewohnheit dasselbe wirkt wie nat\u252 ?rliche Standhaftigkeit. Denn wie uns das Schlafen, Essen, Trinken und Atmen leicht f\u228 ?llt. so wird uns auch die Tugend\u252 ?bung leicht werden, und wir werden deren reine Freude genie\u223 ?en, werden{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 gleich einem Schiff\par} } im sicheren Hafen liegen, ungest\u246 ?rter Windstille uns freuen, und unser Fahrzeug mit Sch\u228 ?tzen beladen an jenem Tage in jene Stadt f\u252 ?hren, in der wir die unverwelklichen Siegeskr\u228 ?nze erlangen, deren wir alle teilhaft werden m\u246 ?gen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ruhm und Macht geb\u252 ?hrt, jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Zw\u246 ?lfte Homilie. Kap. III, V,13-17.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: \u8222 ?Um diese Zeit kam Jesus aus Galil\u228 ?a an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zusammen mit den Knechten kommt der Herr, mit den Schuldigen der Richter, um die Taufe zu empfangen! Doch lass dich nicht irre machen! Gerade in diesen Akten der Erniedrigung gl\u228 ?nzt seine Hoheit nur um so mehr. Der Herr hat es sich ja gefallen lassen, so lange Zeit im Scho\u223 ?e der Jungfrau getragen zu werden, und mit unserer Menschennatur bekleidet daraus hervorzugehen, geschlagen und gekreuzigt zu werden und alle anderen Leiden zu ertragen. Was Wunder, wenn er sich auch bereitwillig taufen lie\u223 ? und zugleich mit den anderen zu seinem eigenen Diener kam? Das Wunderbare war vielmehr das, dass er als Gott Mensch werden wollte; alles andere war nur eine nat\u252 ?rliche Folge davon. Deshalb hat auch Johannes gleich zu Anfang seinen bekannten Ausspruch getan, dass er n\u228 ?mlich nicht w\u252 ?rdig sei, seinen Schuhriemen zu l\u246 ?sen, und hat all das andere von ihm gesagt, z.B., dass er Christus der Richter sei, der jeden nach Verdienst belohnt, und allen in reichlichem Ma\u223 ?e den Geist spenden werde. Er wollte damit erreichen, dass du nicht etwa den Verdacht hegest, es geschehe aus wirklicher Niedrigkeit, wenn du ihn zur Taufe kommen siehst. Deshalb will er auch den Herrn bei seiner Ankunft daran hindern und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: \u8222 ?Ich habe n\u246 ?tig von Dir getauft zu werden, und da kommst Du zu mir?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hier handelt es sich eben um eine Taufe zur Bu\u223 ?e, die zum Bekenntnis der eigenen S\u252 ?nden f\u252 ?hren sollte. Damit also niemand glaube, auch er komme in dieser Absicht zum Jordan, so gibt Johannes schon zum voraus die rechte Erkl\u228 ?rung hierf\u252 ?r, indem er ihn \u8222 ?Lamm\u8220" nennt und als den bezeichnet, der alle S\u252 ?nden der ganzen Welt abwaschen werde. Derjenige, der die S\u252 ?nden des ganzen Menschengeschlechtes hinwegzunehmen vermochte, musste ja doch in erster Linie selbst von S\u252 ?nden frei sein. Aus diesem Grunde sagte er nicht: Sehet den S\u252 ?ndelosen, sondern, was weit mehr war: \u8222 ?Sehet den, der auf sich nimmt die S\u252 ?nde der Welt.\u8220" Du sollst n\u228 ?mlich mit diesem auch jenes mit vollkommener \u220 ?berzeugung annehmen und daraus erkennen, dass er in anderer Absicht zur Taufe kommt. Deshalb sagte ihm auch der T\u228 ?ufer bei seiner Ankunft: \u8222 ?Ich habe n\u246 ?tig, von Dir getauft zu werden, und du kommst zu mir?\u8220" Er sagte nicht: Und du wirst von mir getauft? denn auch das wagte er nicht zu sagen, statt dessen aber was: \u8222 ?Und du kommst zu mir?\u8220" Was machte nun Christus? Dasselbe, was er sp\u228 ?ter bei Petrus tat, tat er auch jetzt. Auch der wollte ihn ja hindern, seine F\u252 ?\u223 ?e zu waschen; nachdem er aber zu h\u246 ?ren bekommen hatte: \u8222 ?Was ich tue, verstehst du jetzt noch nicht, du wirst es aber sp\u228 ?ter einsehen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 13,7\par} } , und: \u8222 ?Du wirst sonst keinen Teil an mir haben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 8\par} } , da lie\u223 ? er schleunigst ab von seinem Widerstand und wollte das Gegenteil zuvor. \u196 ?hnlich verhielt sich auch Johannes; kaum hatte er die Worte geh\u246 ?rt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: \u8222 ?Lass es nur geschehen; denn so geziemt es sich f\u252 ?r mich, alle Gerechtigkeit zu erf\u252 ?llen\u8220", da gehorchte er alsbald. Die beiden wollten ja nicht in ungeh\u246 ?riger Weise streiten; vielmehr bewiesen sie, dass sie nicht blo\u223 ? Liebe, sondern auch Gehorsam besa\u223 ?en, und dass ihre einzige Sorge war, den Herrn in allem zu willfahren. Beachte indes, wie der Herr den Johannes gerade mit dem willf\u228 ?hrig machte, was ihm bei der Sache am meisten Bedenken verursachte. Er sagte n\u228 ?mlich nicht: So verlangt es die Gerechtigkeit, sondern: \u8222 ?So geziemt es sich.\u8220" Da n\u228 ?mlich Johannes haupts\u228 ?chlich meinte, es sei des Herrn nicht w\u252 ?rdig, von seinem eigenen Untergebenen getauft zu werden, so stellte er vor allem das fest, was dessen Meinung direkt entgegengesetzt war; gerade als ob er sagte: Suchst du dich meiner Taufe nicht deshalb zu entziehen und zu widersetzen, weil du glaubst, es geziemte sich so nicht? Gerade deshalb gib nach, weil es sich in ganz hervorragendem Ma\u223 ?e so geziemt. Er sagte auch nicht blo\u223 ?: Gib nach, sondern setzte noch hinzu: \u8222 ?jetzt sogleich\u8220". Es wird ja nicht immer so sein, will er sagen, sondern du wirst mich schon einmal so sehen, wie du w\u252 ?nschest; indes musst du dich jetzt noch gedulden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dann gibt der Herr auch den Grund an, warum sich dies gezieme. Wieso also geziemt es sich? Weil ich das ganze Gesetz erf\u252 ?llen will. Das wollte er sagen mit den Worten: \u8222 ?alle Gerechtigkeit\u8220". Denn Gerechtigkeit ist die Erf\u252 ?llung der Gebote. Nachdem ich nun alle anderen Gebote erf\u252 ?llt habe, und dies allein noch \u252 ?brig bleibt, so muss auch dieses noch dazu kommen. Ich bin ja gekommen, den Fluch aufzuheben, der auf der \u220 ?bertretung des Gesetzes lastet. Ich muss darum das Gesetz zuerst selber ganz erf\u252 ?llen und erst dann es aufheben, wenn ich euch vom Fluche befreit. Es geh\u246 ?rt sich also f\u252 ?r mich, dass ich das ganze Gesetz erf\u252 ?lle, sowie es sich auch geziemt, dass ich den im Gesetz wider euch niedergelegten Fluch beseitige. Aus diesem Grunde habe ich ja auch Fleisch angenommen und bin zu euch gekommen. \u8222 ?Da lie\u223 ? er seinen Willen geschehen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: \u8222 ?Und Jesus ward alsbald getauft und stieg aus dem Wasser; und siehe, es \u246 ?ffnete sich ihm der Himmel, und er sah den Geist Gottes in Gestalt einer Taube herabsteigen und \u252 ?ber ihn kommen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es glaubten viele, Johannes sei gr\u246 ?\u223 ?er als der Herr, weil er sein ganzes Leben in der W\u252 ?ste zugebracht hatte, und der Sohn eines Hohenpriesters war, weil er ein solches Bu\u223 ?kleid trug, alle zur Taufe rief, und von einer unfruchtbaren Mutter geboren wurde; Jesus hingegen stamme von einem armen M\u228 ?dchen ab{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 seine jungfr\u228 ?uliche Geburt war n\u228 ?mlich noch lange nicht allen bekannt\par} } , er sei in einem Hause aufgewachsen, verkehre mit allen, und trage gew\u246 ?hnliche Kleider. So dachten sie, er sei weniger als der T\u228 ?ufer, da sie eben noch keines jener unaussprechlichen Geheimnisse erkannt hatten. Dazu kam, dass er sich auch noch von Johannes taufen lie\u223 ?; das m,u\u223 ?te sie noch mehr in ihrer Meinung best\u228 ?rken, selbst wenn alles andere nicht gewesen w\u228 ?re. Sie dachten eben: Das ist einer aus dem gew\u246 ?hnlichen Volke. W\u228 ?re es anders, so w\u228 ?re er nicht mitten unter den \u252 ?brigen Leuten zur Taufe gekommen. Jener dagegen ist mehr als er, und verdient weit mehr Bewunderung. Damit also diese Meinung im Volke nicht Platz greife, \u246 ?ffnete sich der Himmel nach der Taufe des Herrn, der Heiligen Geist steigt herab und eine Stimme verk\u252 ?ndet zugleich mit der Herabkunft des Geistes die W\u252 ?rde des Eingeborenen. Die Stimme, die da sprach:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: \u8220"Dieser ist mein geliebter Sohn\u8221", schien n\u228 ?mlich der Menge des Volkes mehr auf Johannes zu passen; sie setzte ja nicht hinzu: dieser, der da eben getauft worden ist, sondern lautete einfach: \u8220"Dieser\u8221". So glaubten alle, die sie h\u246 ?rten, das Gesagte gelte vielmehr dem T\u228 ?ufer als dem Getauften, nicht nur wegen der W\u252 ?rde des T\u228 ?ufers an sich, sondern aus all den anderen Gr\u252 ?nden, die ich genannt habe. Deshalb kam der Geist Gottes in Gestalt einer Taube, gab dadurch der Stimme die Beziehung auf Jesus und machte allen klar, dass mit dem, \u8220"dieser\u8221" nicht Johannes gemeint war, der die Taufe spendete, sondern Jesus, der die Taufe empfangen hatte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie kommt es aber, dass sie auf solch ein Ereignis hin nicht glaubten? Nun, auch zu Moses\u8217' Zeit geschahen viele Wunder, wenn auch keine gro\u223 ?en. Aber trotz allem, trotz der Stimmen, der Trompeten und Blitze, gossen sie ein Kalb und weihten sich dem Beelphegor. Und selbst diejenigen, die damals bei der Auferstehung des Lazarus zugegen waren und sie mit angesehen, waren so weit davon entfernt, an den zu glauben, der solch ein Wunder gewirkt, dass sie im Gegenteil oftmals darnach trachteten, ihn selbst ums Leben zu bringen. Wenn also jene so schlecht waren, die mit ihren eigenen Augen Tote auferstehen sahen, was wunderst du dich, wenn diese hier einer Stimme nicht folgten, die von oben kam? Solange die Seele blind und verdorben und von der Krankheit des Hasses gefangen gehalten ist, solange h\u246 ?rt sie auf derlei Dinge nicht; ist sie dagegen einsichtig geworden, si nimmt sie gl\u228 ?ubig alles an, und hat kein besonderes Bed\u252 ?rfnis nach Wundern.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 . Komme also nicht damit, dass sie nicht glaubten. Untersuche vielmehr, ob nicht alles geschehen sei, was sie zum Glauben h\u228 ?tte f\u252 ?hren m\u252 ?ssen? Durch den Propheten stellt ja Gott diese Art der Apologie auf und zwar f\u252 ?r alles, was ihn betrifft. Die Juden sollten zugrunde gehen und der schwersten Strafe \u252 ?berliefert werden; damit aber keiner glaube, die mangelnde Vorsehung selbst sei schuld an ihrer Schlechtigkeit, so sagte Gott: Was h\u228 ?tte ich diesem Weinberg noch tun sollen, das ich nicht getan habe?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 5,4\par} } . Dasselbe beachte auch hier. Was h\u228 ?tte geschehen sollen und w\u228 ?re nicht geschehen? Und sollte einmal auf die Vorsehung Gottes die Sprache kommen, so wende diese Art der Verteidigung an gegen jene, welchen ihr an der Schlechtigkeit der meisten Menschen die Schuld geben. Siehe also jetzt, was f\u252 ?r gro\u223 ?e Wunder geschehen, die nur der Anfang f\u252 ?r die zuk\u252 ?nftigen sind. Hier \u246 ?ffnet sich n\u228 ?mlich nicht blo\u223 ? das Paradies, sondern der Himmel selbst. Indes werde ich gegen die Juden ein anderes Mal predigen und jetzt unter dem Beistand Gottes zum vorliegenden Thema zur\u252 ?ckkehren.\u8221"Und Jesus stieg nach seiner Taufe eilig aus dem Wasser; und siehe, es \u246 ?ffnete sich vor ihm der Himmel.\u8221" Weshalb \u246 ?ffnete sich der Himmel? Damit du wissest, dass dies auch bei deiner Taufe geschieht, in der Gott dich zum himmlischen Vaterlande ruft und dich mahnt, nichts mit den irdischen Dingen gemein zu haben. Wenn du dasselbe aber auch nicht sehen kannst, sei deswegen nicht ungl\u228 ?ubig. Im Beginne erscheinen wunderbare und \u252 ?berirdische Dinge immer in der Form sinnlich wahrnehmbarer Gesichte und \u228 ?hnlicher Zeichen, mit R\u252 ?cksicht auf diejenigen, die noch zu wenig Verst\u228 ?ndnis haben und etwas brauchen, das man mit den Augen sehen kann, da sie rein geistige Dinge noch nicht einmal in Gedanken zu fassen verm\u246 ?gen, sondern nur das anstaunen, was \u228 ?u\u223 ?erlich sichtbar ist. Das hat den Zweck, damit das, was einmal und im Anfang durch solche Wunderzeichen geoffenbart wurde, gl\u228 ?ubig aufgenommen werde, auch wenn sp\u228 ?ter keine Wunder mehr geschehen. Auch zur Zeit der Apostel entstand ja das Brausen eines gewaltigen Sturmes und erschienen feurige Zungen; aber nicht wegen der Apostel, sondern wegen der Juden, die zugegen waren. Indes, wenn auch keine sinnlich wahrnehmbaren Zeichen mehr geschehen, so nahmen wir doch gl\u228 ?ubig an, was durch sie einmal geoffenbart wurde. So erschien also auch damals die Taube deshalb, damit sie den Anwesenden und dem Johannes wie mit einem Finger den Sohn Gottes zeigte; und dies nicht blo\u223 ? aus diesem Grund, sondern damit du wissest, dass auch bei deiner Taufe der Heilige Geist \u252 ?ber dich herabkommt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u220 ?brigens habt ihr \u228 ?u\u223 ?erliche Gesichte gar nicht n\u246 ?tig. Der Glaube gen\u252 ?gt statt all dessen. Die \u228 ?u\u223 ?eren Zeichen sind ja nicht f\u252 ?r diejenigen, die glauben, sondern f\u252 ?r diejenigen, die nicht glauben. Aber warum erschien der Heilige Geist gerade in der Gestalt einer Taube? Weil die Taube ein zahmes, reines Gesch\u246 ?pf ist. Da nun auch der Heilige Geist ein Geist der Sanftmut ist, deshalb erscheint er in dieser Gestalt. Au\u223 ?erdem erinnert uns dieselbe auch an ein Begebnis aus fr\u252 ?herer Zeit. Als einst eine allgemeine Flut den ganzen Erdkreis heimsuchte, und unser ganzes Geschlecht in Gefahr war, vernichtet zu werden, da erschien eine solche Taube, um das Ende der Heimsuchung anzuzeigen und durch den \u214 ?lzweig, den sie trug, dem Erdkreis die frohe Botschaft allgemeinen Friedens anzuk\u252 ?nden. All das war ein Sinnbild dessen, was erst sp\u228 ?ter kommen sollte. Damals stand es n\u228 ?mlich viel schlimmer mit den Menschen, und sie hatten eine viel gr\u246 ?\u223 ?ere Z\u252 ?chtigung verdient. Damit du also den Mut nicht verlierst, will dich die Taube an jene Geschichte erinnern. Damals herrschten verzweifelte Zust\u228 ?nde; sie bedurften einer L\u246 ?sung und Besserung. Aber damals kam sie durch Strafen, jetzt kommt sie durch ganz unaussprechliche Gnadengaben. Deshalb erscheint auch jetzt diese Taube, die zwar keinen \u214 ?lzweig tr\u228 ?gt, daf\u252 ?r aber den Retter aus allem \u220 ?bel uns zeigt, und uns herrliche Hoffnungen weckt. Sie f\u252 ?hrt nicht blo\u223 ? einen Menschen aus der Arche heraus, sondern geleitet bei ihrem Erscheinen die ganze Welt in den Himmel hinein, und statt eines \u214 ?lzweiges bringt sie dem ganzen Menschengeschlecht die Kindschaft Gottes.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bedenke daher, wie gro\u223 ? dieses Geschenk ist, und glaube nicht, es habe deshalb geringeren Wert, weil es unter solcher Gestalt erscheint. Da h\u246 ?re ich n\u228 ?mlich einige sagen, so gro\u223 ? der Unterschied zwischen einem Menschen und einer Taube sei, so gro\u223 ? sei auch der Unterschied zwischen Christus und den Heiligen Geist, weil der eine in unserer Gestalt, der andere in der einer Taube erschienen sei. Was ist darauf zu erwidern? Der Sohn Gottes hat die Natur des Menschen angenommen, nicht aber der Heilige Geist die Natur der Taube. Darum sagte auch der Evangelist nicht, er sei in der Natur einer Taube erschienen, sondern in der Gestalt einer Taube; deshalb ward er auch sp\u228 ?terhin nicht mehr in dieser Gestalt gesehen, sondern nur damals allein. Wenn du aber deswegen behauptest, der Heilige Geist sei dem Range nach geringer, so wirst du folgerichtig auch die Cherubim f\u252 ?r viel h\u246 ?her ansehen m\u252 ?ssen als ihn, und zwar um soviel h\u246 ?her, als ein Adler \u252 ?ber einer Taube steht; denn auch sie zeigten sich in dieser{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Adler\par} } Gestalt. Und die Engel w\u228 ?ren noch gr\u246 ?\u223 ?er, weil sie ja oft in Menschengestalt erschienen. Indes ist dies alles durchaus nicht so. Etwas anderes ist n\u228 ?mlich die wirkliche Sache, etwas anderes die aus Zweckm\u228 ?\u223 ?igkeitsgr\u252 ?nden gew\u228 ?hlte und f\u252 ?r den Augenblick passende Form ihrer Erscheinung.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sei also nicht undankbar gegen deinen Wohlt\u228 ?ter und vergilt nicht durch das gerade Gegenteil dem, der die Quelle der Gl\u252 ?ckseligkeit dir erschlossen hat. Denn wo die W\u252 ?rde der Gotteskindschaft ist, da herrscht auch Freiheit von S\u252 ?nden und die F\u252 ?lle alles Guten. Deshalb hat die j\u252 ?dische Taufe ein Ende genommen, die unsere beginnt. Wie es mit dem Osterfeste geschah, so geschah es auch mit der Taufe. Auch dort hat Christus beide Ostern gefeiert, aber das eine als Schluss und Ende, das andere als Anfang. Ebenso hat er hier die Vorschrift der j\u252 ?dischen Taufe erf\u252 ?llt, zugleich aber auch die Schleusen des kirchlichen Taufbades ge\u246 ?ffnet. Wie er dort an demselben Tische, so hat er hier an einem und demselben Strom nicht nur das Vorbild gezeichnet, sondern auch dessen Erf\u252 ?llung hinzugef\u252 ?gt. Die Gnade des Heiligen Geistes ist n\u228 ?mlich nur in dieser{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 christlichen\par} } Taufe enthalten; die des Johannes war dieser Gabe bar. Darum geschah auch bei den anderen, die sich taufen lie\u223 ?en, kein derartiges Wunder, sondern nur bei ihm allein, der uns diese{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 neue Taufe\par} } bringen sollte. Daraus sollst du au\u223 ?er dem, was ich schon gesagt, auch dies ersehen, dass es nicht die Reinheit des Taufenden war, die dies vollbrachte, sondern die Macht des Getauften. Damals also \u246 ?ffnete sich der Himmel und stieg der Heilige Geist herab. Vom Alten Testament leitet Gott uns fortan \u252 ?ber zum Neuen. Indem er uns die himmlischen Tore \u246 ?ffnet und den Geist von dort sendet, ruft er uns in die Heimat des Jenseits. Auch ruft er uns nicht blo\u223 ?, sondern will uns zugleich die denkbar gr\u246 ?\u223 ?te Ehre erweisen; denn nicht zu Engeln und Erzengeln hat er uns gemacht, sondern zu Kindern Gottes und geliebten S\u246 ?hnen hat er uns erhoben, und ruft uns so zur Teilnahme an diesem Erbe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn du also dies alles erw\u228 ?gst, dann sollst du auch ein Leben f\u252 ?hren, w\u252 ?rdig der Liebe dessen, der dich gerufen, w\u252 ?rdig des Lebens im Himmel, w\u252 ?rdig der Ehre, die dir erwiesen worden. Der Welt sollst du gekreuzigt sein, sollst die Welt in dir selber kreuzigen und in vollkommener Unschuld leben, so wie man im Himmel lebt. Glaube nicht, du habest etwas mit der Erde gemein, weil du dem Leibe nach noch nicht in den Himmel entr\u252 ?ckt bist; dein Haupt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Christus\par} } thront ja schon dort oben. Deshalb hat auch der Herr bei seinem fr\u252 ?heren Erscheinen hienieden die Engel mit sich gef\u252 ?hrt und kehrte nach Annahme deiner Menschennatur in den Himmel zur\u252 ?ck, damit du auch vor deinem Hinscheiden ins Jenseits wissest, dass du berufen und f\u228 ?hig bist, auf Erden zu leben, als w\u228 ?rest du schon im Himmel. Bewahren wir also standhaft den Adel der Geburt, den wir im Anfange{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in der Taufe\par} } erhielten; streben wir Tag f\u252 ?r Tag nach dem himmlischen Reiche, und betrachten wir alles Irdische nur als Schatten und Traumbild. Wenn ein irdischer K\u246 ?nig dich aus einem armen Bettler pl\u246 ?tzlich zu seinem Sohne machte, du w\u252 ?rdest deine H\u252 ?tte und deren Armseligkeit gar nicht mehr ansehen: und doch w\u228 ?re der Unterschied dabei nicht sonderlich gro\u223 ?. So denke denn auch hier nicht an das, was du vorher besa\u223 ?est; du bist ja zu weit Besserem auserw\u228 ?hlt. Derjenige, der dich ruft, ist der Herr der Engel; die Gaben, die er dir bereitet, \u252 ?bersteigen jegliche Vorstellung und Fassungskraft. Er versetzt dich ja nicht von einem Fleck Erde auf einen anderen, wie ein K\u246 ?nig es macht, sondern aus dieser Welt hinein in den Himmel, gibt dir anstatt einer sterblichen Natur Unsterblichkeit und unaussprechliche Glorie, die wir erst dann in ihrer ganzen Herrlichkeit zu schauen verm\u246 ?gen, wenn wir sie einmal besitzen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 W\u228 ?hrend also so gro\u223 ?e Dinge dich erwarten, redest du mir von Geld, und klammerst dich an die Eitelkeit dieser Welt? Denkst nicht daran, dass alles, was man hienieden sieht, wertloser ist als die Lumpen, in die der Bettler geh\u252 ?llt ist? Wie wirst du da so gro\u223 ?er Ehre w\u252 ?rdig erscheinen? welche Entschuldigung vorbringen k\u246 ?nnen? oder, um es richtiger zu sagen, welche Strafe wird dich nicht ereilen, wenn du nach Empfang eines so erhabenen Geschenkes zu deinem fr\u252 ?heren Auswurf zur\u252 ?ckkehrst?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Petr 2,22\par} } . Da wirst du nicht mehr blo\u223 ? als Mensch gestraft, sondern als s\u252 ?ndiges Kind Gottes, und deine gr\u246 ?\u223 ?ere W\u252 ?rde wird dir nur um so gr\u246 ?\u223 ?ere Strafe eintragen. Auch wir strafen ja Diener, die sich Vergehen zuschulden kommen lassen, nicht in gleicher Weise, wie die eigenen Kinder, die denselben Fehler begehen; besonders dann, wenn diese von uns besonders viel Gutes erfahren haben. Wenn derjenige, dem das Paradies zur Wohnung angewiesen worden, wegen eines einzigen Fehlers des Ungehorsams so viel Ungemach auf sein Gl\u252 ?ck hin zu erdulden hatte, wie werden dann wir, die wir den Himmel zum Geschenk erhalten und Miterben des eingeborenen Sohnes Gottes geworden sind, wie werden wir Verzeihung erlangen, wenn wir die Taube verlassen und der Schlange folgen? Wir werden nicht mehr zu h\u246 ?ren bekommen: \u8222 ?Du bist Erde und wirst zur Erde zur\u252 ?ckkehren\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 3,19\par} } , und: \u8222 ?Du wirst die Erde bebauen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 4,12\par} } ,und was sonst noch fr\u252 ?her an Strafen verh\u228 ?ngt wurde, sondern viel Schlimmeres als dies. Auf uns warten die Finsternis drau\u223 ?en und unaufl\u246 ?sliche Ketten, der giftspeiende Drache und das Knirschen der Z\u228 ?hne; und das mit vollem Recht. Derjenige, der selbst auf solche Wohltaten hin nicht besser ward, der hat eben mit Recht die \u228 ?u\u223 ?erste und schwerste Strafe verdient. Elias hat einst den Himmel ge\u246 ?ffnet und verschlossen, aber nur um Regen zu bringen oder abzuhalten. Dir hingegen wird nicht darum der Himmel ge\u246 ?ffnet, sondern damit du selber hineingehest, ja was noch mehr ist, damit du nicht blo\u223 ? selber hineingehest, sondern auch andere dorthin f\u252 ?hrest, wenn du nur willst. So gro\u223 ?e Freiheit und Macht hat dir Gott in seinem eigenen Bereiche einger\u228 ?umt!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da also dort oben unsere Heimat ist, so wollen wir auch all unser Eigentum dort hinterlegen und nicht zur\u252 ?cklassen, damit es uns nicht verloren gehe. Wenn du auch hienieden deinen Schatz mit Schl\u252 ?sseln verwahrst, mit T\u252 ?ren und Balken, und tausend W\u228 ?chter davorstellst, wenn du auch allen Nachstellungen der Misset\u228 ?ter entgehst und den Augen der Neider entrinnst, sowie den Motten und dem Zahn der Zeit, was ohnehin nicht m\u246 ?glich ist, dem Tode wirst du doch niemals entrinnen. Alles wird dir in einem einzigen Augenblick genommen werden, und nicht blo\u223 ? genommen wird es dir, du musst es auch oft sogar den H\u228 ?nden deiner Feinde \u252 ?berlassen. Vertraust du aber deinen Schatz jenem himmlischen Hause an, so bist du \u252 ?ber all diese Feinde erhaben. Da brauchst du ihn nicht zu verschlie\u223 ?en und nicht mit T\u252 ?ren und Balken zu versperren; so m\u228 ?chtig ist jene Stadt, so uneinnehmbar dieser Ort, so unzug\u228 ?nglich dem Verderben und jeglichem Unheil.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 W\u228 ?re es also nicht die gr\u246 ?\u223 ?te Torheit, all unsere Sch\u228 ?tze da aufzuspeichern, wo sie verderben und zugrunde gehen, hingegen dort, wo sie unversehrt bleiben, ja sich noch vermehren, auch nicht das geringste zu hinterlegen, obgleich wir ja doch die ganze Ewigkeit dort wohnen sollen! Darum glauben auch die Heiden unseren Worten nicht mehr; sie wollen eben von uns Beweise durch Taten, nicht durch Worte haben. Wenn sie aber dann sehen, dass wir uns herrliche Pal\u228 ?ste bauen, G\u228 ?rten und B\u228 ?der anlegen und Grundbesitz erwerben, dann wollen sie nicht mehr glauben, dass wir uns auf das Leben in einer anderen Welt bereit halten. Wenn das so w\u228 ?re, sagen sie, so w\u252 ?rden sie all ihre irdische Habe verkauft und den Erl\u246 ?s dorthin vorausgesandt haben, und so ziehen sie aus dem, was wir hienieden tun, ihre Schl\u252 ?sse. Wir sehen ja, wie die ganz reichen Leute gerade in jenen St\u228 ?dten H\u228 ?user, Grundst\u252 ?cke und alles andere sich erwerben, in denen sie zu wohnen beabsichtigen. Wir machen es umgekehrt. Diese Welt, die wir binnen kurzem verlassen m\u252 ?ssen, suchen wir mit vieler M\u252 ?he zu erwerben, und setzen nicht blo\u223 ? unser Geld, sondern sogar unser eigenes Blut an ein paar \u196 ?cker und H\u228 ?user. Um aber den Himmel uns zu erkaufen, wollen wir nicht einmal den \u220 ?berfluss opfern, obwohl wir denselben um geringen Preis erstehen k\u246 ?nnen, und er ganz und immer unser b leibt, wenn wir ihn nur einmal erworben haben. Deshalb werden wir die schwersten Strafen zu erleiden haben, wenn wir entbl\u246 ?\u223 ?t und arm ins Jenseits kommen. Ja, nicht blo\u223 ? ob unserer eigenen Armut werden wir diese unertr\u228 ?glichen Peinen tragen m\u252 ?ssen, sondern auch deshalb, weil wir andere ebenfalls in diese Lage gebracht haben. Wenn die Heiden sehen, wie diejenigen, denen so gro\u223 ?e Geheimnisse anvertraut sind, nach solchen Dingen jagen, dann werden sie sich nur um so mehr an das Irdische klammern. So werden wir auch aus diesem Grunde einen gewaltigen H\u246 ?llenbrand f\u252 ?r uns zubereiten. Denn, wenn wir, die da berufen sind, die Heiden zur Verachtung alles Irdischen anzuhalten, wenn gerade wir am meisten von allen die Begierde darnach in ihnen entflammen, wie sollen wir selber Rettung finden, wenn wir f\u252 ?r das Verderben anderer Rechenschaft ablegen m\u252 ?ssen? H\u246 ?rst du nicht, wie Christus sagt, er habe uns in diese Welt gesandt, damit wir ihr Salz seien und ihr Licht, damit wir diejenigen bewahren, die der F\u228 ?ulnis der Schwelgerei verfallen sind, und jene erleuchten, die nach der Sucht nach Geld geblendet worden? Wenn wir sie also in ihrer Finsternis noch best\u228 ?rken und sie noch l\u228 ?ssiger machen, welche Hoffnung wird uns dann bleiben f\u252 ?r unser eigenes Heil? Rein gar keine! Vielleicht werden wir unter Wehklagen und Z\u228 ?hneknirschen, gebunden an H\u228 ?nden und F\u252 ?\u223 ?en, in das h\u246 ?llische Feuer geschleudert werden, weil die Sorge um Reichtum uns ganz verzehrt hat.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem wir also all dies erwogen, wollen wir uns der Fesseln dieser Verirrung entledigen, um nicht jene Ketten tragen zu m\u252 ?ssen, die uns dem unausl\u246 ?schlichen Feuer \u252 ?berlieferten. Der Sklave des Geldes wird immerdar in diesem wie im anderen Leben in Fesseln geschlagen sein; wer sich aber von dieser Leidenschaft losmacht, wird hier und dr\u252 ?ben die Freiheit genie\u223 ?en. Damit diese auch uns zuteil werde, lasset uns das harte Joch des Geizes zerschmettern und unseren Flug zum Himmel nehmen, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der Ruhm und Macht besitzt in alle Ewigkeit. Amen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Dreizehnte Homilie. Kap. IV, V.1-11.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.1: \u8222 ?Damals wurde Jesus vom Geiste in die W\u252 ?ste gef\u252 ?hrt, damit er vom Teufel versucht w\u252 ?rde.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wann \u8222 ?damals\u8220"? Als der Heilige Geist auf Jesus herabgestiegen und eine Stimme von oben gesprochen: \u8222 ?Dieser ist mein geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 3,17.\par} }. Das Merkw\u252 ?rdige dabei ist, dass er vom Heiligen Geist dahin gef\u252 ?hrt wurde; denn so steht es hier geschrieben. Der Herr hat eben alles, was er getan und geduldet hat, zu unserer Belehrung getan; deshalb willigte er auch ein, dass er dorthin gef\u252 ?hrt werde, zum Kampf gegen den Teufel. Es sollte keiner, der die Taufe empfangen und nach derselben schwereren Versuchungen ausgesetzt w\u228 ?re, erschrecken, gerade als ob das etwas ganz Unerh\u246 ?rtes w\u228 ?re, vielmehr soll er alles m\u228 ?nnlich tragen, da ihm ja nur das widerf\u228 ?hrt, was dem Herrn auch geschah. Du hast ja zu dem Zweck Waffen erhalten, damit du k\u228 ?mpfest, nicht damit du m\u252 ?ssig stehest. Deshalb verhindert es auch Gott nicht, dass Versuchungen \u252 ?ber dich kommen, erstens damit du sehest, dass du viel st\u228 ?rker geworden bist; dann auch, damit du in allem ma\u223 ?voll bleibst und dich nicht ob der Gr\u246 ?\u223 ?e seiner Gaben \u252 ?berhebest, da ja die Versuchungen dich zu Fall bringen k\u246 ?nnen; drittens, damit der Teufel, der immerfort an deinem Falle arbeitet, sich \u252 ?berzeuge, dass du ihn endg\u252 ?ltig verlassen und dich von ihm abgewandt hast; viertens, damit du dadurch widerstandsf\u228 ?higer und h\u228 ?rter werdest als das h\u228 ?rteste Eisen; f\u252 ?nftens, damit du darin einen deutlichen Beweis f\u252 ?r die dir anvertrauten Gandensch\u228 ?tze erblickest. Der Teufel w\u252 ?rde dich ja nicht angreifen wenn er nicht s\u228 ?he, dass du gr\u246 ?\u223 ?ere Ehre genie\u223 ?est als er. Deshalb hat er such auch gleich im Anfang an Adam herangemacht, da er sah, welch gro\u223 ?e W\u252 ?rde ihm verliehen worden. Darum stritt er wider Job, weil er bemerkte, wie dieser von Gott, dem Herrn aller Dinge, belohnt und gelobt worden war.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum sagt aber da der Herr: \u8222 ?Betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet\u8220"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 26,41.\par} } Gerade deshalb zeigt er dir Jesus, nicht wie er einfach hingeht, sondern wie er hingef\u252 ?hrt wird gem\u228 ?\u223 ? dem besonderen g\u246 ?ttlichen Ratschluss. Er will damit andeuten, dass man nicht selbst der Versuchung entgegengehen soll, dagegen fest standhalten, wenn man in Versuchung gef\u252 ?hrt wird. Dann beachte auch, wohin ihn der Heilige Geist f\u252 ?hrt? Nicht in eine Stadt oder auf einen offenen Marktplatz, sondern in die W\u252 ?ste. Da er n\u228 ?mlich den Teufel anlocken wollte, so wollte er ihn nicht blo\u223 ? durch den Hunger, sondern auch durch die Wahl des Ortes eine Handhabe bieten. Der Teufel greift uns n\u228 ?mlich am liebsten dann an, wenn er uns einsam und allein sieht. So stellte er zuerst dem Weibe nach, und nahm sie allein beiseite, solange er ihren Mann fern von ihr wusste. Wen er n\u228 ?mlich in Gesellschaft mit anderen vereint sieht, den wagt er nicht in gleicher Weise anzugreifen. Deshalb m\u252 ?ssen wir haupts\u228 ?chlich aus diesem Grunde jedesmal an den gemeinsamen Versammlungen teilnehmen, damit wir dem Teufel keine bequeme Handhabe bieten. Er fand also den Herrn in der W\u252 ?ste, und zwar in einer unwirtlichen W\u252 ?ste (denn dass sie so war, bezeugt Markus, der da sagt: \u8222 ?Er war unter wilden Tieren\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 1,13.\par} }). Beachte, mit welcher Bosheit und Verschmitztheit der Teufel ans Werk geht, und wie sehr er den g\u252 ?nstigen Augenblick abwartet. Er macht sich nicht an den Herrn, solange dieser fastet, sondern erst, als er schon Hunger empfand. Du sollst daraus lernen, wie erhaben das Fasten ist und welch gewaltige Waffe es bildet gegen den Teufel, und dass man nach empfangener Taufe nicht der Schwelgerei und Trunkenheit und \u252 ?ppiger Tafel, sondern dem Fasten sich hingeben soll. Darum hat der Herr auch selber gefastet, nicht als h\u228 ?tte er es n\u246 ?tig gehabt, sondern um uns ein Beispiel zu geben. Da n\u228 ?mlich die S\u252 ?nden, die wir vor der Taufe begingen, uns zu Dienern des Bauches erniedrigten, so machte er es wie etwa einer, der einen Kranken gesund gemacht hat und ihm dann befiehlt, das nicht mehr zu tun, wovon er krank geworden ist. So hat er selber auch hier f\u252 ?r die Zeit nach der Taufe das Fasten (als Heilmittel) eingef\u252 ?hrt. Auch den Adam hat ja die S\u252 ?nde des Bauches aus dem Paradiese vertrieben, sie hat die S\u252 ?ndflut zu Noe\u8217's Zeiten verursacht, sie hat die Blitze gegen Sodoma geschleudert. Denn wenn es sich auch da um die S\u252 ?nde der Unzucht handelte, so war doch in beiden F\u228 ?llen jene die Ursache des Strafgerichtes. Das deutet auch Ezechiel an mit den Worten: \u8222 ?Das aber war die S\u252 ?nde Sodoma\u8217's, dass sie in Hochmut und S\u228 ?ttigung des Brotes und im \u220 ?berfluss schwelgten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ez 16,49.\par} }. Ebenso haben auch die Juden die gr\u246 ?\u223 ?ten Missetaten begangen, nachdem sie durch Trunkenheit und Schwelgerei auf Abwege geraten waren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aus diesem Grunde also hat auch der Herr vierzig Tage lang gefastet, und uns dadurch ein Heilmittel zu unserer Genesung gezeigt; und nur deshalb hat er nicht noch mehr getan, um nicht wieder durch das \u220 ?berma\u223 ? des Wunderbaren die Wahrheit seiner Menschwerdung in Zweifel zu stellen. Jetzt konnte dies nicht wohl geschehen, da ja auch Moses und Elias, durch die Kraft Gottes gest\u228 ?rkt, schon vor ihm ebenso lang zu fasten vermocht hatten. H\u228 ?tte aber der Herr noch l\u228 ?nger gefastet, so w\u228 ?re wohl manchen auch aus diesem Grunde die Annahme des Fleisches zweifelhaft erschienen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: \u8222 ?Nachdem er also vierzig Tage und ebensoviele N\u228 ?chte gefastet hatte, da hungerte ihn.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dadurch bot er dem Teufel eine Gelegenheit, ihn zu versuchen; er wollte eben durch diesen Kampf zeigen, wie man ihn \u252 ?berwinden und besiegen soll. So machen es auch die Athleten; um ihren Sch\u252 ?lern zu zeigen, wie man gewinnen und siegen k\u246 ?nne, lassen sie sich gerne in der Pal\u228 ?stra mit anderen in einen Ringkampf ein, damit jene am Leibe ihrer Gegnern sehen und lernen, wie man den Sieg erlangt. So geschah es auch damals. Da der Herr den Teufel zu solch einem Kampfe anlocken wollte, gab er ihm seinen Hunger zu erkennen, nahm es mit dem Angreifer auf und warf ihn im Kampfe ein, zwei, drei Mal mit der gr\u246 ?\u223 ?ten Leichtigkeit zu Boden. Um aber nicht an diesen Siegen vor\u252 ?ber zu eilen , und den Nutzen, den ihr aus ihnen sch\u246 ?pfen k\u246 ?nnt, zu vermindern, wollen wir mit dem ersten Zusammensto\u223 ? beginnen, und jeden einzelnen genau betrachten. Da der Herr hungerte, so hei\u223 ?t es,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: \u8222 ?kam der Versucher heran und sprach zu ihm: Wenn du der Sohn Gottes bist, dann befiehl, dass diese Steine zu Brot werden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er hatte n\u228 ?mlich vorher die Stimme geh\u246 ?rt, die vom Himmel herab sprach: \u8222 ?Dieser ist mein geliebter Sohn\u8220"; dann hatte er auch geh\u246 ?rt, wie Johannes dasselbe von ihm bezeugte; zuletzt aber sah er ihn hungern. Da war er denn unschl\u252 ?ssig. Nach all dem, was er \u252 ?ber ihn geh\u246 ?rt hatte, konnte er ihn nicht f\u252 ?r einen blo\u223 ?en Menschen halten, sich aber auch nicht davon \u252 ?berzeugen, dass er der Sohn Gottes sei, da er ihn ja hungern sah. So befand er sich im Zweifel, und redete ihn dementsprechend an. Und wie er im Anfange sich an Adam heranmachte, um durch tr\u252 ?gerische Vorspiegelungen die Wahrheit zu erfahren, so machte er es auch hier. Da er das unaussprechliche Geheimnis der Menschwerdung nicht klar kannte, und nicht recht wusste, wen er vor sich habe, so suchte er auf andere Weise die Schlingen zu legen, durch die er zu erfahren hoffte, was ihm verborgen und unklar war. Warum sagt er also: \u8222 ?Wenn du der Sohn Gottes bist, dann befiehl, dass diese Steine da Brot werden\u8220"? Er sagte nicht: da du Hunger hast, sondern: \u8222 ?Wenn du der Sohn Gottes bist.\u8220" Er glaubte ihn durch Schmeicheleien \u252 ?berlisten zu k\u246 ?nnen. Darum schweigt er auch vom Hunger, um sich nicht den Anschein zu geben, als halte er ihm dies vor und wolle ihn damit besch\u228 ?men. Er kannte ja nicht die Gr\u246 ?\u223 ?e des g\u246 ?ttlichen Heilsplanes, und glaubte, der Hunger sei eine Schande f\u252 ?r ihn. Deshalb schmeichelte er ihm hinterlistigerweise und erinnerte ihn nur an seine W\u252 ?rde. Was sagt nun Christus darauf? Er dem\u252 ?tigt dessen Stolz und zeigt, dass das, was ihm widerfahren, keine Schande sei, nicht unw\u252 ?rdig seiner Weisheit, und stellt gerade das in den Vordergrund, was jener in schmeichlerischer Absicht verschwieg; er sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V .4: \u8222 ?Nicht vom Brote allein wird der Mensch leben.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So beginnt er gleich mit den Bed\u252 ?rfnissen des Leibes. Du aber bedenke die Schlechtigkeit des b\u246 ?sen Feindes, und sieh, wo er seinen Kampf beginnt, und wie er seine gewohnte Verschlagenheit nicht vergisst. Die gleiche List, mit der er den ersten Menschen zu Fall gebracht und in vielf\u228 ?ltiges Ungl\u252 ?ck gest\u252 ?rzt hat, wendet er auch hier an, n\u228 ?mlich die sinnliche Begierde. Auch jetzt kann man viele Toren sagen h\u246 ?ren, der Bauch sei schuld an unseren zahllosen \u220 ?beln. Dagegen zeigt uns hier Christus, dass den Tugendhaften auch diese Leidenschaft nicht zwingen kann, etwas Ungeh\u246 ?riges zu tun. Er hungert und gehorcht der Aufforderung des Teufels nicht, um uns so die Lehre zu geben, dass wir in nichts dem Teufel willfahren sollen. Da n\u228 ?mlich der erste Mensch aus solch einem Anlass Gott beleidigte und sein Gebot \u252 ?bertrat, so zeigt dir Christus hiermit mehr als deutlich, dass du in keinem Falle dem Teufel gehorchen darfst, selbst wenn das, was er dich tun hei\u223 ?t, keine S\u252 ?nde w\u228 ?re. Und was sag ich; S\u252 ?nde! Selbst wenn dir die b\u246 ?sen Geister etwas N\u252 ?tzliches raten, h\u246 ?re nicht auf sie. So hat ja der Herr auch jenen D\u228 ?monen Schweigen geboten, die da laut verk\u252 ?ndeten, er sei der Sohn Gottes. Ebenso hat auch Paulus es jenen verwehrt, die dasselbe riefen, obgleich das, was sie sagten, f\u252 ?r ihn vorteilhaft war. Ja der Herr hat den D\u228 ?monen \u252 ?berdies noch gedroht, ist ihrer Arglist wider uns entgegen getreten und hat sie verscheucht, obgleich sie Heilswahrheiten verk\u252 ?ndeten, hat ihnen den Mund gestopft und sie schweigen gehei\u223 ?en. Darum hat er auch hier den Worten des Teufels nicht entsprochen, sondern welche Antwort gab er ihm? \u8222 ?Nicht vom Brote allein wird der Mensch leben.\u8220" Mit diesen Worten will er sagen: Gott kann einen Hungernden mit einem blo\u223 ?en Worte laben, und das Alte Testament bezeugt und lehrt, dass man vom Herrn niemals lassen darf, wenn wir auch Hunger oder was immer sonst zu leiden haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn aber jemand sagt, der Herr h\u228 ?tte trotzdem das Wunder wirken sollen, so frage ich ihn: Weshalb denn, aus welchem Grunde? Jener sagte ja nicht, damit der Herr es glaube, sondern weil er zu finden hoffte, dass er es nicht glaube. Hat er ja doch auch unsere Stammeltern auf diese Weise betrogen und sie \u252 ?berf\u252 ?hrt, dass ihr Vertrauen auf Gott nicht sehr stark sei. Er versprach ihnen das Gegenteil von dem, was Gott gesagt hatte, bl\u228 ?hte sie auf mit eitlen Hoffnungen, nahm ihnen den Glauben und brachte sie auf diese Weise auch um das Gute, das sie besa\u223 ?en. Christus dagegen zeigt, wer er ist; er willfahrte weder jetzt dem Teufel, noch sp\u228 ?ter den Juden, die ebenso gesinnt waren, wie jener und nach Zeichen verlangten. Er gibt uns dadurch jedesmal die Lehre, niemals etwas ohne vern\u252 ?nftigen Grund zu tun, auch wenn wir es tun k\u246 ?nnten, und niemals dem Teufel nachzugeben, auch wenn die Not dr\u228 ?ngte. Was machte also jetzt dieser Unselige? Besiegt und nicht imstande, den Herrn, den doch so sehr hungerte, zur Ausf\u252 ?hrung seines Rates zu bewegen, geht er zu einem zweiten Angriff \u252 ?ber und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: \u8222 ?Wenn du der Sohn Gottes bist, so st\u252 ?rze dich da hinunter; denn es steht ja geschrieben: Gott befiehlt seinen Engeln deinetwegen, und sie werden dich auf ihren H\u228 ?nden tragen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weshalb sagt denn der Teufel vor jeder Versuchung: \u8222 ?Wenn du der Sohn Gottes bist\u8220"? Er macht es eben hier geradeso, wie bei den Stammeltern. Damals klagte er Gott an mit den Worten: \u8222 ?An dem Tage, an dem ihr davon esset, werden euch die Augen aufgehen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 3,5\par} } ; er wollte n\u228 ?mlich damit zeigen, dass sie von Gott get\u228 ?uscht und hintergangen worden seien, und von ihm keinerlei Wohltaten erfahren h\u228 ?tten. Eben darauf zielt er auch hier ab, wenn er gleichsam sagt: Umsonst hat Gott dich Sohn genannt; er hat dich mit diesem Geschenke nur get\u228 ?uscht; oder wenn es nicht so ist, so gib uns einen Beweis deiner g\u246 ?ttlichen Macht und W\u252 ?rde. Und weil ihm dann der Herr aus der Hl. Schrift antwortete, so bringt er jetzt das Zeugnis eines Propheten. Was tat nun Christus? Er ward nicht unwillig und geriet nicht in Zorn, sondern antwortet ihm nochmals mit aller Gelassenheit aus der Hl. Schrift und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.7: \u8222 ?Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit will er uns zeigen, dass man den Teufel nicht mit Wunderzeichen, sondern durch Geduld im Leiden und durch Langmut besiegen m\u252 ?sse, und dass man nichts tun d\u252 ?rfe, blo\u223 ? um sich zu zeigen und seinen Ehrgeiz zu befriedigen. Indes kannst du die Torheit des Teufels gerade aus dem Schrifttext erkennen, den er selber zitiert hat. Die zwei Stellen, die der Herr vorgebracht hat, stimmen beide sehr gut zueinander; diejenigen hingegen, die der Teufel anf\u252 ?hrte, sind ganz willk\u252 ?rlich gew\u228 ?hlt und passen gar nicht zu dem, worum es sich handelte. Die Worte der Schrift: \u8222 ?Er befiehlt seinen Engeln deinetwegen\u8220", wollen ja nicht sagen, man solle sich selber irgendwo hinabst\u252 ?rzen; au\u223 ?erdem bezieht sich die betreffende Stelle gar nicht auf den Herrn. Indessen hat der Herr dieses Zitat damals nicht widerlegt, obwohl der Teufel dasselbe frech missbrauchte, und ihm einen ganz falschen Sinn unterschob. Denn vom Sohne Gottes verlangt ja doch niemand derartiges; wohl aber ist es eine Einfl\u252 ?sterung des Teufels und der D\u228 ?monen, sich selbst irgendwo hinabzust\u252 ?rzen; Gottes Sache hingegen pflegt ja selbst die Gefallenen wieder aufzurichten. H\u228 ?tte es also gegolten, seine Macht zu zeigen, so h\u228 ?tte er es nicht dadurch getan, dass er sich selbst zwecklos in den Abgrund st\u252 ?rzte, sondern dadurch, dass er andere davon bewahrte. Denn sich selbst in Untiefen st\u252 ?rzen, das pflegen nur diejenigen zu tun, die zum Heerbann des Teufels geh\u246 ?ren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So macht es also dieser Betr\u252 ?ger \u252 ?berall. Indes, trotz allem, was er vorgebracht, offenbart sich ihm Christus noch nicht, sondern redet weiter mit ihm wie ein blo\u223 ?er Mensch. Seine Antworten: \u8222 ?Nicht vom Brote allein lebt der Mensch\u8220", und: \u8222 ?Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen\u8220", waren nicht besonders geeignet, seine wahre Natur zu offenbaren; sie lie\u223 ?en ihn eher wie einen gew\u246 ?hnlichen Menschen erscheinen. Jedoch brauchst du dich nicht zu wundern, dass der Teufel in seinem Gespr\u228 ?ch mit Christus sich mehrmals gleichsam im Kreise dreht. Wenn die Faustk\u228 ?mpfer t\u246 ?dliche Wunden empfangen, dann taumeln sie blut\u252 ?berstr\u246 ?mt und vom Schwindel ergriffen im Kreise herum. So auch der Teufel; von dem ersten und zweiten Schlage bet\u228 ?ubt, spricht er im Folgenden offen und ohne Umschweife und geht zum dritten Angriff vor.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: \u8222 ?Und er f\u252 ?hrte ihn auf einen hohen Berg, zeigte ihm alle K\u246 ?nigreiche der Welt\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: und sprach: Dies alles will ich dir geben, wenn du niederf\u228 ?llst und mich anbetest.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.10: Da antwortete ihm der Herr: Weiche zur\u252 ?ck, Satan! Denn es steht geschrieben; Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihm allein dienen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da der Teufel jetzt gegen Gott den Vater ges\u252 ?ndigt hatte, indem er alles das sein eigen nannte, was jenem geh\u246 ?rte, und sich im Ernst f\u252 ?r Gott ausgab, als w\u228 ?re er der Sch\u246 ?pfer des Weltalls, so weist Christus ihn zurecht, aber auch da nicht mit Heftigkeit, sondern ganz einfach und ruhig: Weiche zur\u252 ?ck, Satan! Dieser Befehl war viel wirksamer, als Tadel; denn der Herr ihm sagen: Weiche zur\u252 ?ck, und der Teufel die Flucht ergreifen, das war ein und dasselbe; er versuchte ihn nicht mehr l\u228 ?nger.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wir kommt es aber, dass Lukas sagt, der Teufel habe jede Art von Versuchung erprobt. Ich glaube, dadurch, dass er die haupts\u228 ?chlichsten Versuchungen nannte, hatte er alle genannt, da ja auch die anderen in diesen mit inbegriffen sind. Denn die Laster, die tausend andere S\u252 ?nden im Gefolge haben, sind: dem Bauche dienen, dem Ehrgeiz nachgehen, der Geldgier fr\u246 ?nen. Das wusste denn auch dieser Unselige, und brachte darum die st\u228 ?rkste aller Versuchungen zuletzt, die Gier nach immer gr\u246 ?\u223 ?erem Besitz. Es war schon von allem Anfang an seine Absicht gewesen, mit ihr zu kommen, doch sparte er sie bis zuletzt, da sie st\u228 ?rker ist, als alle anderen. Das ist n\u228 ?mlich seine Hauptregel im Kampfe, das, was einen am ehesten zu Fall zu bringen verspricht, erst zuletzt ins Feld zu f\u252 ?hren. So hatte er es auch mit Job gemacht. Er beginnt darum auch hier mit dem, was ungef\u228 ?hrlicher und weniger zugkr\u228 ?ftig zu sein scheint und geht dann erst zu st\u228 ?rkeren Mitteln \u252 ?ber. Wie m\u252 ?ssen wir es also anstellen, um da die Oberhand zu gewinnen? Wir m\u252 ?ssen tun, was Christus uns gelehrt, d.h. zu Gott unsere Zuflucht nehmen, und uns auch im Hunger nicht \u252 ?berw\u228 ?ltigen lassen, sondern auf den vertrauen, der auch durch sein Wort ern\u228 ?hren kann, und nicht mit dem Guten, das wir empfangen, dessen Geber versuchen. Begn\u252 ?gen wir uns vielmehr mit der Ehre, die unser im Himmel wartet und verachten wir die, so von Menschen kommt. Auch sollen wir in allem das zur\u252 ?ckweisen, was \u252 ?ber das notwendige Ma\u223 ? hinausgeht. Denn nichts bringt uns so leicht unter die Gewalt des Teufels, als Habsucht und Geiz. Das k\u246 ?nnen wir auch jetzt im t\u228 ?glichen Leben beobachten. Auch jetzt gibt es ja noch Leute, die sagen: Alles das werden wir dir geben, wenn du niederf\u228 ?llst und uns anbetest. Das sind Leute, die ihrer Natur nach zwar Menschen, in der Tat aber Werkzeuge des Teufels geworden sind. Denn auch damals machte sich der Teufel nicht blo\u223 ? selbst, sondern auch durch andere an den Herrn heran. Das l\u228 ?sst uns auch Lukas erkennen, wenn er sagt: \u8222 ?Bis auf weiteres lie\u223 ? er{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 selbst\par} } von ihm ab\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 4,13\par} } ; er gibt damit zu verstehen, dass er ihn sp\u228 ?ter durch seine eigenen Helfershelfer versuchte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8222 ?Und siehe, es kamen Engel herzu und dienten ihm.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Solange die Versuchung gedauert hatte, wollte der Herr nicht, dass die Engel erschienen, um nicht durch sie den Gegner zu verscheuchen; nachdem er aber den Teufel auf der ganzen Linie geschlagen und in die Flucht gejagt, da erst erscheinen die Engel. Daraus sollst du erkennen, dass auch deiner nach deinen Siegen \u252 ?ber den Teufel die Engel harren, die dir Beifall zollen und \u252 ?berall dein Geleite bilden. So haben auch den Lazarus Engel abgeholt, nachdem er durch das Feuer der Armut, des Hungers und jeglicher Entbehrung hindurchgegangen. Wie ich n\u228 ?mlich schon fr\u252 ?her sagte, weist uns hier Christus auf viele Dinge hin, die uns selbst einmal zuteil werden sollen. Da also dies alles um deinetwillen geschehen ist, so gib dir auch deinerseits M\u252 ?he zu siegen, wie er. Und sollte je einer von diesen Dienern und Gesinnungsgenossen des Teufels sich dir nahen, dich verh\u246 ?hnen und sagen: Wenn du wirklich so bewundernswert bist und gro\u223 ?, so versetze diesen Berg, dann lass dich nicht aus der Ruhe und Fassung bringen; antworte ihm ganz gelassen mit den Worten des Herrn: \u8222 ?Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.\u8220" Und wenn dir der andere Ruhm und Macht anbietet und unerme\u223 ?lichen Reichtum, und daf\u252 ?r verlangt, du sollst ihn anbeten, so zeige dich auch dann wieder standhaft. Der Teufel hat ja das gleiche nicht blo\u223 ? bei demjenigen getan, der unser aller Herr ist; er versucht die gleichen K\u252 ?nste auch tagt\u228 ?glich bei jedem einzelnen Diener dieses Herrn, und das nicht blo\u223 ? auf Bergesh\u246 ?hen oder in der Einsamkeit, und nicht nur in eigener Person, sondern mitten in den St\u228 ?dten, auf offenem Marktplatz, in \u246 ?ffentlichen Geb\u228 ?uden, und durch unsere eigenen Mitmenschen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was haben wir also unter diesen Umst\u228 ?nden zu tun? Dem Teufel niemals Glauben schenken, niemals auf ihn h\u246 ?ren, seine Schmeicheleien verabscheuen, und je gr\u246 ?\u223 ?ere Dinge er verhei\u223 ?t, um so entschiedener ihm den R\u252 ?cken kehren. Hat er ja doch auch die Eva gerade in dem Augenblick zu Fall gebracht und ihr den gr\u246 ?\u223 ?ten Schaden zugef\u252 ?gt, da er ihr die gr\u246 ?\u223 ?ten Hoffnungen gemacht hatte. Er ist eben ein unvers\u246 ?hnlicher Feind und hat einen schonungslosen Krieg gegen uns unternommen. Ja wir sinnen lange nicht so viel auf unsere Rettung, als er auf unser Verderben. Jagen wir ihn also von uns, nicht blo\u223 ? mit Worten, sondern auch durch Taten und tun wir nichts von dem, was er uns r\u228 ?t; denn eben dann werden wir alles das tun, was Gott gef\u228 ?llt. Der Teufel verhei\u223 ?t uns freilich vieles, aber nicht, um es uns zu geben, sondern um es uns zu nehmen. Er verspricht uns einen Teil von seinem Raube, nur um uns das Himmelreich mit seiner Gerechtigkeit zu stehlen. Die Sch\u228 ?tze der Erde breitet er vor uns aus wie Schlingen und Fangnetze, weil er uns um die irdischen wie um die himmlischen Sch\u228 ?tze zu bringen sucht. Hienieden will er uns reich machen, damit wir dr\u252 ?ben nichts bes\u228 ?\u223 ?en. Und wenn es ihm mit dem Reichtum nicht gelingt, uns unser himmlisches Erbe zu rauben, so versucht er es auf dem entgegengesetzten Weg der Armut. So hat er es bei Job gemacht. Nachdem er n\u228 ?mlich gesehen, dass ihm der Reichtum nicht schadete, stellte er ihm mit der Armut nach, in der Hoffnung, ihn durch sie zu bezwingen. Gibt es aber etwas T\u246 ?richteres als das? Denn wer imstande ist, den Reichtum ma\u223 ?voll zu gebrauchen, der wird noch weit eher die Armut hochherzig ertragen. Wer sein Herz nicht an das h\u228 ?ngt, was er hat, der wird auch nach dem nicht verlangen, was er nicht hat. Auch der gl\u252 ?ckselige Job hat seinerzeit dies nicht getan; vielmehr hat ihm seine Armut nur noch gr\u246 ?\u223 ?eren Ruhm verschafft. Sein Hab und Gut konnte der b\u246 ?se Feind ihm nehmen, seine Liebe zu Gott hingegen konnte er ihm nicht blo\u223 ? nicht nehmen, sondern er bewirkte im Gegenteil, dass sie noch viel st\u228 ?rker wurde, und w\u228 ?hrend er ihn von allem entbl\u246 ?\u223 ?te, erreichte er nur, dass er mit um so h\u246 ?herem Reichtum gl\u228 ?nzte. Darum ward auch der Teufel zuletzt ganz ratlos; denn je mehr Wunden er ihm schlug, um so st\u228 ?rker musste er ihn jedesmal nachher sehen. Nachdem er also alle Mittel angewendet und alles versucht hatte, ohne irgend etwas zu erreichen, nahm er zu seiner alten Waffe Zuflucht, d.h. zum Weibe, und unter dem Scheine der Teilnahme schildert er in herzzerrei\u223 ?enden T\u246 ?nen dessen Ungl\u252 ?ck, und tut, als bringe er den bekannten verderblichen Rat nur deshalb vor, um ihn von seinen Leiden zu befreien. Aber auch damit richtete er nichts aus. Der bewundernswerte Mann erkannte eben seine List, und brachte mit gro\u223 ?er Klugheit das Weib, aus dem der Teufel redete, zum Schweigen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dasselbe sollen denn auch wir tun; sei es nun, dass der Teufel sich in unserem Bruder, in einem treuen Freund, in unserer Frau oder in sonst einem von denen verbirgt, die uns besonders nahe stehen; sobald er etwas vorbringt, was sich nicht geh\u246 ?rt, d\u252 ?rfen wir solche Einfl\u252 ?sterungen nicht um der Person willen, von der sie kommt, annehmen, wir m\u252 ?ssen im Gegenteil die Person ob des verderblichen Rates von uns weisen, den sie uns gegeben. Auch jetzt macht es ja der Teufel noch oft so; er setzt die Maske des Mitleides auf, und gibt sich den Anschein wohlwollender Teilnahme, w\u228 ?hrend er uns verderbliche Ratschl\u228 ?ge einfl\u252 ?stert, die sch\u228 ?dlicher wirken als Gift. Das ist ganz eigentlich seine Art, schmeicheln, um uns zu schaden; und dagegen tadeln, um uns zu n\u252 ?tzen, das tut nur Gott. T\u228 ?uschen wir uns also nicht, und suchen wir nicht auf jede Weise ein m\u246 ?glichst freies Leben zu f\u252 ?hren. Es steht ja geschrieben: \u8222 ?Wen der Herr liebt, den z\u252 ?chtigt er\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Spr 3,12\par} } . Gerade dann m\u252 ?ssen wir also am meisten trauern, wenn wir ein schlechtes Leben f\u252 ?hren, und es uns recht gut dabei geht. Wenn wir s\u252 ?ndigen, m\u252 ?ssen wir ja immer in Furcht leben, am meisten aber dann, wenn wir nichts daf\u252 ?r zu leiden bekamen. Wenn Gott uns die verdiente Strafe st\u252 ?ckweise zumisst, so macht er uns die Bu\u223 ?e f\u252 ?r unsere S\u252 ?nden leicht; wenn er aber die Strafe f\u252 ?r jede einzelne S\u252 ?nde zusammenkommen l\u228 ?sst, und wir immer in unseren S\u252 ?nden verharren, so wartet unser ein sch\u246 ?nes Gericht! Ja, wenn schon die Gerechten Tr\u252 ?bsal leiden m\u252 ?ssen, dann um so mehr noch die S\u252 ?nder. Sieh nur, wie langm\u252 ?tig Gott sich gegen Pharao zeigte, wie dieser aber zuletzt f\u252 ?r all seine S\u252 ?nden aufs schwerste gestraft wurde; wieviel Nabuchodonosor ges\u252 ?ndigt, und wie er am Ende alles b\u252 ?\u223 ?en musste. Und der reiche Prasser, dem hienieden nie etwas B\u246 ?ses widerfuhr, ward gerade deshalb nur um so ungl\u252 ?cklicher; denn nach einem schwelgerischen Leben auf Erden kam er zur Strafe f\u252 ?r all seine S\u252 ?nden an einen Ort, an dem er keinerlei Linderung in seinem Leiden finden konnte. Gleichwohl gibt es Leute, die so gleichg\u252 ?ltig und t\u246 ?richt sind, dass sie immer nur irdischen Freuden nachjagen, und dabei die bekannten l\u228 ?cherlichen Redensarten gebrauchen, wie z.B. Ich will vorl\u228 ?ufig alle irdischen Freuden genie\u223 ?en und dann mich ums Jenseits k\u252 ?mmern; ich will dem Bauche fr\u246 ?nen, dem Vergn\u252 ?gen huldigen und das Leben hienieden ausn\u252 ?tzen; gib mir das Heute und nimm daf\u252 ?r das Morgen! O \u220 ?berma\u223 ? der Torheit! Wodurch unterscheiden sich diejenigen noch, die so reden, von geilen B\u246 ?cken und Schweinen? Wenn der Prophet{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 5,8\par} } jene, die nach einem fremden Weibe gieren, schon nicht mehr Menschen hei\u223 ?en will, wer wird uns dann tadeln wollen, wenn wir solche Leute mit B\u246 ?cken und Schweinen vergleichen, und sie f\u252 ?r unvern\u252 ?nftiger halten als wilde Esel; sie, die Dinge f\u252 ?r ungewiss ausgeben, die doch klarer und gewisser sind als das, was man mit den eigenen Augen sieht?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn du doch schon niemanden sonst glauben willst, sieh wenigstens zu, wie die D\u228 ?monen gez\u252 ?chtigt werden, deren einzige Sorge es ja ist, alles zu reden und zu tun, was uns zum Schaden gereicht. Dagegen wirst du doch nicht einwenden wollen, dass sie nicht alles tun, um unsere Lauheit zu f\u246 ?rdern, und die Furcht vor der H\u246 ?lle zu nehmen sowie den Glauben ans jenseitige Gericht. Aber trotz ihres b\u246 ?sen Willens geben sie doch oft unter Schreien und Wehklagen Zeugnis von den Peinen, die sie dr\u252 ?ben zu leiden haben. Wie kommt es also, dass sie so reden, und das Gegenteil sagen von dem, was sie eigentlich wollen? Von gar nichts anderem, als dass sie einer h\u246 ?heren Macht gehorchen m\u252 ?ssen. Sie m\u246 ?chten ja doch lieber nicht freiwillig bekennen, dass sie von verstorbenen Menschen gepeinigt werden, noch dass sie \u252 ?berhaupt etwas zu leiden haben. Weshalb habe ich nun all dies gesagt? Weil gerade die D\u228 ?monen Zeugnis geben von dem Dasein der H\u246 ?lle, die doch am liebsten m\u246 ?chten, dass wir nicht an die H\u246 ?lle glauben. Und du, dem die so hohe Ehre zuteil wurde, an den unaussprechlichen Geheimnissen teilnehmen zu d\u252 ?rfen, du bist noch verh\u228 ?rteter als sie, und sagst: \u8222 ?Wer ist je aus der H\u246 ?lle zur\u252 ?ckgekehrt, und hat uns davon Kunde gebracht?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 10,7\par} } . Und wer ist je vom Himmel herabgestiegen, und hat bezeugt, dass Gott es ist, der das Weltall erschaffen? Und wie kann man beweisen, dass wir eine Seele haben?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nun, wenn du nur an die sichtbaren Dinge glauben willst, dagegen an Gott und den Engeln, an deinem Verstand und deiner Seele zweifelst, dann wird dir \u252 ?berhaupt jede positive Wahrheit unter den H\u228 ?nden zerrinnen. Allein, wenn du \u252 ?berhaupt an objektive Erkenntnis glauben willst, dann musst du an die unsichtbaren Dinge noch viel eher glauben, als an die sichtbaren. Wenn das auch widersinnig klingt, wahr ist es doch, und wird von allen bereitwilligst zugegeben, die \u252 ?berhaupt Verstand haben. Das leibliche Auge t\u228 ?uscht sich ja oft, nicht blo\u223 ? bei unsichtbaren Dingen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die kann es ja ohnehin nicht wahrnehmen\par} } , sondern auch bei denen, die es zu sehen scheint. Es wird eben durch die Entfernung, die Luft, durch Zerstreutheit des Geistes, durch Leidenschaften oder Sorgen und durch tausend andere Dinge an der genauen Beobachtung gehindert. Das Auge der Seele hingegen, besonders wenn es durch die g\u246 ?ttlichen Schriften erleuchtet wird, erm\u246 ?glicht ein viel genaueres und untr\u252 ?gliches Urteil \u252 ?ber die Wahrheit. T\u228 ?uschen wir uns also nicht vergebens, und das Feuer der H\u246 ?lle, das wir schon durch den Leichtsinn unseres Lebens verdient haben, den diese verderblichen Lehren erzeugt, wollen wir nicht auch noch durch die Strafe f\u252 ?r diese Grunds\u228 ?tze selbst vergr\u246 ?\u223 ?ern. Denn wenn es kein Gericht gibt, dann werden wir weder gestraft f\u252 ?r unsere Missetaten, noch belohnt f\u252 ?r unsere M\u252 ?hen. Bedenke wohl, wohin eure Blasphemien f\u252 ?hren, wenn ihr behauptet, dass Gott trotz seiner Gerechtigkeit, Liebe und Milde so gro\u223 ?e M\u252 ?hen und Anstrengungen unbelohnt lasse! Wie lie\u223 ?e sich das noch mit der Vernunft in Einklang bringen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ja, wenn du schon keine anderen Argumente gelten lassen willst, ziehe wenigstens einen Vergleich mit dem, was du selber in deinem eigenen Hause tust; dann wirst du schon einsehen, wie t\u246 ?richt deine Behauptung ist. Wenn du selbst auch noch so hartherzig und unmenschlich w\u228 ?rest, wilder als die wilden Tiere, du w\u252 ?rdest doch einen treuen Diener bei deinem Tod nicht unbelohnt entlassen wollen, sondern w\u252 ?rdest ihn durch die Freilassung belohnen und ihn mit Geld beschenken; und da du selbst nach deinem Tode nicht mehr imstande bist, ihm etwas Gutes zu erweisen, so empfiehlst du ihn daf\u252 ?r denen, die du zu deinen Erben bestimmt hast, bittest und beschw\u246 ?rst sie, und tust alles, was du nur kannst, damit er nicht ohne Belohnung bleibe. Also du, der du b\u246 ?se bist{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 11,13\par} } , erzeigst deinem Sklaven soviel Wohlwollen und Liebe; die unendliche G\u252 ?te hingegen, Gott, die unaussprechliche Liebe, dessen Wohlwollen so gro\u223 ? ist, er sollte seine eigenen Diener unbelohnt lassen, einen Petrus und Paulus, Jakobus und Johannes, sie, die Tag f\u252 ?r Tag um seinetwillen Hunger litten, in Fesseln schmachteten, mit Ruten geschlagen wurden, in die Tiefe des Meeres versenkt, den wilden Tieren vorgeworfen und dem Tode \u252 ?berliefert wurden, die soviel f\u252 ?r ihn gelitten, dass man es nicht einmal aufz\u228 ?hlen kann!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Preisrichter ruft den Namen des olympischen Siegers aus und \u252 ?bergibt ihm den Siegespreis, der Herr gibt seinem Sklaven, der K\u246 ?nig seinem Soldaten, und wer \u252 ?berhaupt jemand hatte, der ihm Dienste leistete, gibt ihm soviel Lohn als er kann; nur Gott allein gibt f\u252 ?r so viele M\u252 ?hen und Leiden keinen Lohn, sei er nun klein oder gro\u223 ?? Vielmehr sind diese Gerechten und Gottesf\u252 ?rchtigen, die sich jegliche Tugend erworben haben, nicht besser daran als die Ehebrecher, Vaterm\u246 ?rder, Totschl\u228 ?ger und Grabsch\u228 ?nder? Sollte das noch vern\u252 ?nftig sein? Ja, wenn nach unserem Tode alles aus ist, und unser ganzes Leben sich auf diese Welt beschr\u228 ?nkt, dann sind die einen in der gleichen Lage wie die anderen; oder vielmehr sie sind nicht einmal in der gleichen Lage. Denn wenn auch, nach deiner Voraussetzung, ihr beiderseitiges Los nach dem Tode das gleiche ist, so leben doch hienieden die einen immerfort in Freude und Genuss, die anderen in M\u252 ?hsal und Entbehrung. Wo ist ein Tyrann, der dessen f\u228 ?hig w\u228 ?re, wo ist ein Mensch so verroht und herzlos, dass er so gegen seine Diener und Untergebenen gesinnt w\u228 ?re? Siehst du, welch unglaubliche Albernheit dies ist, und wohin deine Annahme f\u252 ?hrt? Wenn du also schon keine anderen Beweise gelten lassen willst, lass dich wenigstens durch diese Erw\u228 ?gungen belehren, gib diese verwerflichen Ansichten auf, lass ab von allem B\u246 ?sen, und unterwirf dich den M\u252 ?hen des Tugendstrebens. Dann erst wirst du wahrhaft erkennen, dass es mit uns nach diesem Leben noch keineswegs zu Ende ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn dich aber jemand fragt : Wer ist jemals aus der anderen Welt gekommen und hat uns Kunde von ihr gebracht? Dann gib zur Antwort: Ein Mensch allerdings noch nie; denn wenn auch einer k\u228 ?me, man w\u252 ?rde ihm doch zumeist nicht glauben und sagen, er vergr\u246 ?\u223 ?ere und \u252 ?bertreibe die Sache. Daf\u252 ?r hat uns aber der Herr der Engel dies alles genau geoffenbart. Was brauchen wir also noch einen Menschen, wenn doch derjenige, der einst Rechenschaft von uns fordern wird, uns t\u228 ?glich zuruft, er habe die H\u246 ?lle bereitet und den Himmel, und uns auch klare Beweise daf\u252 ?r gibt? Wenn n\u228 ?mlich er nicht einstens richten w\u252 ?rde, so w\u252 ?rde er auch hienieden keine Strafen verh\u228 ?ngen. Denn wie w\u228 ?re es auch logisch und gerecht, von den S\u252 ?ndern die einen zu bestrafen, die anderen aber nicht? Wenn vor Gott kein Ansehen der Person gilt, wie dies auch wirklich nicht der Fall ist, wie kommt es dann, dass er den einen strafte, den anderen aber ohne S\u252 ?hne sterben lie\u223 ?? Diese Frage ist noch schwieriger als die erste. Indes werde ich auch diese Schwierigkeit l\u246 ?sen. wenn ihr meinen Worten geneigtes Geh\u246 ?r schenken wollt. Wie lautet also die L\u246 ?sung? Gott straft einerseits nicht alle S\u252 ?nder schon in diesem Leben, damit du nicht den Glauben an die Auferstehung verlierest und die Erwartung des Gerichtes, da er ja mit allen schon in diesem Leben Abrechnung gehalten; andererseits l\u228 ?sst er auch nicht jeden ohne S\u252 ?hne sterben, damit du nicht glaubest, es walte keinerlei Vorsehung in der Welt. Deshalb straft er die einen und die anderen nicht. An den einen will er eben zeigen, dass er auch im Jenseits diejenigen zur Rechenschaft ziehen werde, die in dieser Welt straflos ausgingen; durch die anderen will er in dir die \u220 ?berzeugung wecken, dass nach dem Tode ein strenges Gericht auf uns wartet. W\u252 ?rde er sich aber \u252 ?berhaupt nicht um uns k\u252 ?mmern, so w\u252 ?rde er auch niemand Strafen auferlegen, und niemand etwas Gutes tun. Nun aber siehst du, dass er um deinetwillen das Himmelszelt \u252 ?ber dir ausgespannt und die Sonne erschaffen hat, dass er die Erde gegr\u252 ?ndet und das Meer zusammenflie\u223 ?en lie\u223 ?, dass er die Luft ausgebreitet und dem Mond seine Bahnen gewiesen, dass er den Jahreszeiten ihre festen Grenzen bestimmt, und dass alle anderen Dinge genau in den Bahnen sich bewegen, die er ihnen vorgezeichnet. Unsere eigene Natur, die Tiere, die da kriechen oder gehen, die V\u246 ?gel, die Fische in den Teichen, Quellen und Fl\u252 ?sse, die Tiere, die auf Bergen, in T\u228 ?lern und in den H\u228 ?usern leben, die in der Luft und auf der Erde sind, alle Pflanzen und Keime, die B\u228 ?ume, die wilden und die edlen, fruchtbare und unfruchtbare, mit einem Worte alles, was immer durch Gottes nie erm\u252 ?dende Hand geleitet wird, tr\u228 ?gt bei zur Erhaltung unseres Lebens und steht uns zu Diensten, nicht blo\u223 ? so, dass es eben noch gen\u252 ?gt, sondern in geradezu verschwenderischer F\u252 ?lle. Wenn du also diese sch\u246 ?ne Aufeinanderordnung der Dinge beobachtest, und ich habe doch kaum den tausendsten Teil davon erw\u228 ?hnt, da wagst du noch zu behaupten, derjenige, der all diese gro\u223 ?en und herrlichen Dinge um deinetwillen geschaffen, werde gerade in dem wichtigsten Augenblick deiner vergessen, und dich denselben Tod sterben lassen wie Esel und Schweine! Und nachdem er dich durch die gro\u223 ?e Gnade der wahren Religion ausgezeichnet hat, durch die du sogar den Engeln gleich geworden bist, werde er um dich und alle deine ungez\u228 ?hlten Sorgen und M\u252 ?hen sich nicht mehr k\u252 ?mmern? Wie w\u228 ?re so etwas denkbar? Ja, wenn wir auch schweigen wollten, die Steine w\u252 ?rden zu reden anfangen; so offenbar und selbstverst\u228 ?ndlich ist dies, klarer noch als selbst die Sonne! Nachdem wir also durch all diese Erw\u228 ?gungen uns selbst \u252 ?berzeugt haben, dass wir nach unserem Tode ein furchtbares Gericht zu bestehen haben werden, und Rechenschaft geben m\u252 ?ssen \u252 ?ber alles, was wir getan, dass wir Strafe und Bu\u223 ?e zu gew\u228 ?rtigen haben, wenn wir in unseren S\u252 ?nden verharren, dagegen Siegeskronen und unaussprechliche Freuden auf uns warten, wenn wir nur ein wenig uns selbst in Zucht halten wollen, so bringen wir unsere Gegner in diesem Punkte zum Schweigen, und w\u228 ?hlen wir f\u252 ?r uns selbst den Weg der Tugend, damit wir mit entsprechender Zuversicht vor den Richterstuhl Gottes treten k\u246 ?nnen, um den verhei\u223 ?enen Lohn zu empfangen, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht geb\u252 ?hrt, jetzt und immerdar und in alle Ewigkeit. Amen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Vierzehnte Homilie. Kap. IV, V.12-25.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: \u8222 ?Als aber Jesus h\u246 ?rte, dass Johannes gefangen worden sei, zog er sich nach Galil\u228 ?a zur\u252 ?ck.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weshalb zog sich der Herr zur\u252 ?ck? Er will uns auch damit wieder die Lehre geben, dass wir die Versuchungen nicht herausfordern, sondern sie fliehen und meiden sollen. Sich nicht selbst in Gefahr zu st\u252 ?rzen, ist ja keine Schande, wohl aber, nicht mannhaft festzustehen, wenn wir in Gefahr sind. Das also will der Herr uns lehren, und deshalb sucht er den Hass der Juden zu bes\u228 ?nftigen und begibt sich nach Kapharnaum. Er erf\u252 ?llt damit auch eine Weissagung und zu gleicher Zeit bem\u252 ?ht er sich, die zuk\u252 ?nftigen Lehrer der Welt zu gewinnen, die dort von ihrem Fischerhandwerk lebten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da sollst du nun auch beachten, wie immer und \u252 ?berall die Juden die Ursache sind, wenn der Herr sich zu den Heiden begibt. Hier hatten sie es auf den Vorl\u228 ?ufer abgesehen und ihn ins Gef\u228 ?ngnis geworfen; dadurch n\u246 ?tigen sie den g\u246 ?ttlichen Heiland, sich in das heidnische Galil\u228 ?a zu begeben. Dass aber der Prophet weder blo\u223 ? einen Teil des j\u252 ?dischen Volkes meint, noch auch auf alle seine St\u228 ?mme anspielt, kannst du aus der Art und Weise sehen, wie er diesen Ort beschreibt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: \u8222 ?Land Nephtalim, Meeresstra\u223 ?e jenseits des Jordan, Galil\u228 ?a der Heiden:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: Das Volk, das in Finsternis sa\u223 ?, schaute ein gro\u223 ?es Licht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 9,12\par} }\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er meint damit nicht die \u228 ?u\u223 ?erlich wahrnehmbare Finsternis, sondern die des Irrtums und der Gottlosigkeit. Darum f\u252 ?gte er auch hinzu:\u8222 ?Denen, die im Lande und im Schatten des Todes wohnten, lie\u223 ? er ein Licht erstehen.\u8220" Du sollst daraus ersehen, dass er nicht an das materielle Licht und die materielle Finsternis dachte: denn, da er vom Lichte redet, nennt er es nicht einfach Licht, sondern ein \u8222 ?gro\u223 ?es Licht\u8220", das er anderswo{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,9\par} } als \u8222 ?wahres\u8220" Licht bezeichnet; und wenn er von Finsternis spricht, so meint er damit den Schatten des Todes.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um ferner zu zeigen, dass nicht sie es waren, die durch ihr Suchen das Licht gefunden haben, sondern dass Gott es ihnen vom Himmel herab brachte, sagt er: Gott \u8222 ?lie\u223 ? ihnen ein Licht erstehen\u8220", das hei\u223 ?t, das Licht selbst ist erschienen und hat ihnen geleuchtet; nicht sie waren es, die zuerst dem Lichte entgegengingen. Das Menschengeschlecht war ja vor der Ankunft Christi im tiefsten Abgrund angelangt. Es wandelte nicht mehr in Finsternis, nein, es dass f\u246 ?rmlich fest in der Finsternis; das deutet darauf hin, dass sie selbst schon die Hoffnung aufgegeben hatten, je daraus befreit zu werden. Wie Leute, die nicht einmal wissen, wohin sie eigentlich gehen sollen, so lagen sie da in Finsternis geh\u252 ?llt, nicht mehr imstande, auch nur auf den F\u252 ?\u223 ?en zu stehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: \u8222 ?Von dieser Zeit an begann Jesus \u246 ?ffentlich zu predigen und zu rufen: Tuet Bu\u223 ?e, denn das Himmelreich ist nahe.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Von welcher Zeit an? Von da an, als Johannes eingekerkert wurde. Und warum hat Jesus denn nicht selbst schon von Anfang an gepredigt? Was brauchte er \u252 ?berhaupt Johannes, da doch seine eigenen Wundertaten laut genug Zeugnis f\u252 ?r ihn ablegten? Er beabsichtigte eben damit, dass du auch daran seine g\u246 ?ttliche W\u252 ?rde erkennen sollst, dass er, so wie der Vater, ebenfalls seine Propheten hat. Das weissagte ja auch Zacharias: \u8222 ?Und du, o Kind, wirst der Prophet des Allerh\u246 ?chsten genannt werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 1,76\par} } . Auch wollte der Herr den verstockten Juden keinerlei Vorwand \u252 ?brig lassen. Deshalb hat er auch selbst noch besonderen Nachdruck darauf gelegt und gesagt: \u8222 ?Es kam Johannes; der a\u223 ? und trank nicht, und da sagen sie: Er ist vom Teufel besessen. Es kam der Menschensohn, a\u223 ? und trank, und sie sagen: Siehe da den Fresser und S\u228 ?ufer, den Freund der Z\u246 ?llner und S\u252 ?nder! So wurde die Weisheit gerichtet von ihren eigenen Kindern\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 11,1819\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes war es auch sonst notwendig, dass seine Mission zuerst von einem anderen angek\u252 ?ndigt w\u252 ?rde, und nicht von ihm selbst. Wenn n\u228 ?mlich die Juden nach so gro\u223 ?en und vollgiltigen Zeugnissen und Beweisen noch sagten: \u8222 ?Du legst Zeugnis ab \u252 ?ber dich selbst; dein Zeugnis ist nicht wahr\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 8,13\par} } , was h\u228 ?tten sie da nicht erst gesagt, wenn er selbst zuerst in ihre Mitte getreten und von sich selbst Zeugnis abgelegt h\u228 ?tte, bevor Johannes geredet hatte? Deshalb hat er vor ihm weder gepredigt noch Wunder gewirkt, bis Johannes ins Gef\u228 ?ngnis kam, damit nicht andernfalls Parteiungen entst\u252 ?nden. Aus dem gleichen Grunde hat auch Johannes kein Wunder gewirkt, damit er auf diese Weise die Menge zu Jesus f\u252 ?hren k\u246 ?nnte, dessen Wunderzeichen sie anzogen. Wenn nun trotz dieser Vorsichtsma\u223 ?regeln, vor und nach der Einkerkerung des Johannes, dessen Sch\u252 ?ler eifers\u252 ?chtig auf den Herrn waren, w\u228 ?hrend die gro\u223 ?e Menge nicht von ihm, sondern in Johannes Christus vermuteten, was w\u228 ?re da erst geschehen, wenn sie nicht in der angegebenen Weise vorgegangen w\u228 ?ren? Aus diesem Grund betont also auch Matth\u228 ?us, dass Jesus von dieser Zeit an zu predigen begann; und als er seine Predigtt\u228 ?tigkeit begonnen hatte, lehrte er zuerst dasselbe, was Johannes verk\u252 ?ndet hatte, ohne in seiner Predigt etwas \u252 ?ber sich selbst zu sagen. Vorl\u228 ?ufig musste man ja zufrieden sein, wenn sie nur wenigstens das annahmen, da sie ja \u252 ?ber den Herrn noch nicht entsprechend unterrichtet waren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aus dem gleichen Grunde redete er auch im Anfange von nichts, was den Juden hart und unangenehm h\u228 ?tte sein k\u246 ?nnen, sprach nicht wie Johannes von der Axt und dem umgehauenen Baum, von Wurfschaufel, Tenne und unausl\u246 ?schlichem Feuer; im Gegenteil, er bringt im Beginn nur angenehme Dinge vor; er verk\u252 ?ndet seinen Zuh\u246 ?rern die frohe Botschaft vom Himmel und dem Himmelreich.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18: \u8222 ?Und als er am Gestade des galil\u228 ?ischen Meeres wandelte, sah er zwei Br\u252 ?der, Simon mit dem Beinamen Petrus, und Andreas, dessen Bruder, wie sie eben ein Netz im Meer auswarfen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 sie waren n\u228 ?mlich Fischer von Beruf\par} } ,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19: und er sprach zu ihnen: Kommt mit mir, ich will euch zu Menschenfischern machen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: Da lie\u223 ?en sie ihre Netze liegen und folgten ihm nach.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Johannes stellt allerdings ihre Berufung anders dar. Das erkl\u228 ?rt sich aber damit, dass dies eben die zweite Berufung war; das kann man an vielen Merkmalen erkennen. Dort hei\u223 ?t es n\u228 ?mlich, sie seien berufen worden, bevor Johannes eingekerkert wurde; hier aber steht: nach dessen Gefangennahme. Bei Johannes wird Petrus von Andreas gerufen; hier ruft beide Jesus selbst. Johannes schreibt sodann: \u8222 ?Als Jesus den Simon kommen sah, sagte er zu ihm: Du bist Simon, der Sohn des Jonas, du wirst Kephas genannt werden, was mit \u8216'Petrus\u8217' \u252 ?bersetzt wird\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,42\par} } . Matth\u228 ?us hingegen sagt, er habe diesen Namen bereits vorher gehabt, denn er schreibt:\u8222 ?Als Jesus den Simon sah, der Petrus genannt wurde.\u8220" Dasselbe kann man aber auch an dem Ort erkennen, von dem aus beide berufen werden, sowie an vielen anderen Anzeichen, auch an der Bereitwilligkeit, mit der sie dem Rufe folgten und alles verlie\u223 ?en. Sie waren eben schon vorher gut darauf vorbereitet. Bei Johannes{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 37 ff\par} } kommt Andreas in das Haus hinein und h\u246 ?rt zuerst lange Reden{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Herrn\par} } ; hier vernehmen beide nur ein einziges Wort und sogleich folgen sie ihm. Es war ja ganz nat\u252 ?rlich, dass der Herr sie, die ihm gleich zu Anfang gefolgt waren, wieder entlie\u223 ? und dass sie zu ihrem eigenen Handwerk zur\u252 ?ckkehrten, nachdem sie gesehen hatten, dass Johannes ins Gef\u228 ?ngnis geworfen worden und der Herr selbst sich zur\u252 ?ckgezogen hatte. Deshalb findet er sie denn auch beim Fischen. Der Herr selbst aber hatte ihnen weder ein Hindernis in den Weg gelegt, als sie zuerst gehen wollten, noch hat er erlaubt, dass sie f\u252 ?r immer gingen; er gestattete nur, dass sie gingen, dann kam er aber wieder zur\u252 ?ck, um sie von neuem zu hohlen. Das ist die beste Art des Fischfanges.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte aber auch den Glauben und den Gehorsam der beiden Apostel! Sie waren mitten in ihrer Arbeit{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 und ihr wi\u223 ?t ja, wie interessant die Fischerei ist\par} } , als die Aufforderung des Herrn an sie erging. Sie aber z\u246 ?gerten nicht und schoben die Sache nicht auf; sie sagten nicht: Wir wollen zuerst nach Hause gehen und mit unseren Angeh\u246 ?rigen reden; nein, sie verlie\u223 ?en alles und folgten ihm nach, wie es auch Elis\u228 ?us bei Elias gemacht hatte. Gerade einen solchen Gehorsam erwartet Christus von uns: wir sollen auch nicht einen Augenblick z\u246 ?gern, und wenn selbst die wichtigste Angelegenheit uns dr\u228 ?ngte. So hat er auch einem anderen, der zu ihm kam und bat, seinen eigenen Vater noch vorher begraben zu d\u252 ?rfen, selbst das nicht gestattet, weil er uns zeigen wollte, dass man den Gehorsam gegen ihn allem anderen vorziehen m\u252 ?sse{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 8,21.22\par} } . Da wendet mir aber vielleicht jemand ein: Ja, es ward ihnen aber auch etwas \u252 ?beraus Gro\u223 ?es daf\u252 ?r verhei\u223 ?en. Nun, gerade deswegen bewundere ich sie am meisten, weil sie an eine so gro\u223 ?e Verhei\u223 ?ung glaubten, noch ehe sie irgendein Wunderzeichen von ihm gesehen hatten, und alles andere diesem Gehorsam nachsetzten. Sie hatten eben die \u220 ?berzeugung, dass sie durch die Worte, durch die sie selbst gefangen worden, auch andere in ihre Netze werden bringen k\u246 ?nnen. Diesen beiden Aposteln machte also der Herr eine solche Verhei\u223 ?ung. Zu denen hingegen, die mit Johannes und Jakobus waren, sagte er nichts dergleichen. Diesen musste der Gehorsam der Vorgenannten als Beispiel dienen. \u220 ?brigens hatten sie auch schon vorher sehr viel von ihm geh\u246 ?rt. Da beachte nun, wie er uns auch deren Armut recht deutlich zu erkennen gibt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: \u8222 ?Er fand sie n\u228 ?mlich, wie sie eben ihre Netze ausbesserten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sie waren eben so arm, dass sie ihre abgen\u252 ?tzten Netze flicken mussten, weil sie keine neuen kaufen konnten. \u220 ?brigens ist auch das kein geringer Beweis ihrer Tugend, dass sie ihre Armut bereitwillig ertrugen, von ehrlicher Arbeit sich n\u228 ?hrten, durch die Bande gegenseitiger Liebe geeint waren, und ihren Vater bei sich hatten und pflegten. Nachdem also der Herr sie gewonnen hatte, da erst fing er an, in ihrer Gegenwart Wunder zu wirken, und bekr\u228 ?ftigt hierdurch das, was Johannes \u252 ?ber ihn gesagt hatte. H\u228 ?ufig ging er auch in die Synagogen, und belehrte eben dadurch die Juden, dass er kein Feind Gottes und kein Verf\u252 ?hrer sei, sondern vollkommen eins mit dem Vater. Bei diesen seinen Besuchen hat er aber nicht blo\u223 ? gepredigt, sondern auch Wunder gewirkt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So oft n\u228 ?mlich irgendwo etwas Ungew\u246 ?hnliches und Au\u223 ?erordentliches geschieht, und ein neuer Plan der Vorsehung zur Ausf\u252 ?hrung gelangen soll, wirkt Gott jedesmal Wunderzeichen. Er will damit denen, die seine Satzungen empfangen sollen, ein Unterpfand seiner Macht bieten. so z.B. schuf er zuerst das gesamte Weltall, als er den Menschen bilden wollte, und dann erst gab er ihm das bekannte Gebot im Paradiese. Als er daranging, dem Noe sein Gesetz zu geben{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 9,17\par} } , hat er ebenfalls wieder gro\u223 ?e Wunderdinge gewirkt, indem er die gesamte Sch\u246 ?pfung erneuerte, jene schreckliche Flut ein ganzes Jahr lang herrschen lie\u223 ?, und trotz der \u220 ?berschwemmung jenen Gerechten rettete. Auch zur Zeit Abrahams hat er viele Wunder gewirkt, so z.B. verlieh er ihm den Sieg im Kampfe{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 14\par} } , lie\u223 ? die Plagen \u252 ?ber Pharao kommen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 12,1020\par} } , und rettete ihn aus allen Gefahren. Als er sodann den Juden das Gesetz geben wollte, hat er ebenfalls zuerst die bekannten au\u223 ?ergew\u246 ?hnlichen und gro\u223 ?en Wunderzeichen getan und dann erst das Gesetz gegeben. So ging es auch hier; er wollte ein gro\u223 ?es Werk beginnen, wollte den Juden Dinge sagen, die sie noch nie geh\u246 ?rt hatten, deshalb bekr\u228 ?ftigt er sein Wort durch Wundertaten. Das Reich, das er verk\u252 ?ndete, war ja kein sichtbares; darum l\u228 ?sst er sie das Unsichtbare durch sichtbare Dinge erkennen. Beachte aber auch, wie kurz der Evangelist sich fasst, wie er uns nicht jede wunderbare Heilung einzeln erz\u228 ?hlt, sondern in wenigen Worten eine ganze Menge von Wunderzeichen abtut. Er schreibt\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.24: \u8222 ?Man brachte zu ihm alle, die mit irgendeiner Krankheit behaftet waren, die von Schmerzen gepeinigt wurden, die Besessenen, die Monds\u252 ?chtigen, und die Gel\u228 ?hmten, und er heilte sie.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da erhebt sich aber die Frage: Warum verlangte er von keinem aus ihnen den Glauben? Er sagte hier nicht, was wir sp\u228 ?ter von ihm h\u246 ?ren werden: \u8222 ?Glaubet ihr, dass ich die Macht besitze, solches zu tun?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 9,28\par} } . Nun, er hatte eben damals noch keinen Beweis seiner Macht gegeben. \u220 ?brigens beweist schon das kein geringes Ma\u223 ? von Glauben, dass sie \u252 ?berhaupt kamen und die Kranken zu ihm brachten. Sie brachten n\u228 ?mlich dieselben von sehr weit her, was sie gewiss nicht getan h\u228 ?tten, h\u228 ?tten sie selbst kein gro\u223 ?es Vertrauen auf ihn besessen. Folgen also auch wir dem Herrn; denn auch wir haben eine Menge von Seelenkrankheiten, und diese will er vor allen anderen heilen. Gerade deshalb hat er ja jene leiblichen Krankheiten geheilt, um diese geistigen aus unserer Seele zu vertreiben. Kommen wir also zu ihm, aber verlangen wir nichts Weltliches von ihm, sondern bitten wir um Verzeihung f\u252 ?r unsere S\u252 ?nden; die gew\u228 ?hrt er uns auch jetzt noch, wenn wir ihn nur eifrig darum bitten. Damals war ja sein Ruf nur erst bis Syrien gedrungen; jetzt hat er sich \u252 ?ber die ganze Welt verbreitet. Jene eilten herbei, nachdem sie geh\u246 ?rt hatten, er habe Besessene geheilt; du aber kennst seine Macht viel mehr und besser, und du stehst nicht auf und eilst nicht zu ihm? Jene verlie\u223 ?en ihre Heimat, Freunde und Verwandten; du willst nicht einmal dein Haus verlassen, um zu ihm zu gehen und noch viel gr\u246 ?\u223 ?ere Wohltaten zu empfangen? Indes, ich verlange nicht einmal das von dir; aber lass nur wenigstens ab von deinen schlechten Gewohnheiten, dann kannst du leicht dein Heil wirken mitsamt den Deinigen, auch wenn du zu Hause bleibst.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ja, wenn wir ein k\u246 ?rperliches Leiden haben, dann tun wir alles und scheuen keine M\u252 ?he, um von unseren Schmerzen befreit zu werden; wenn es aber mit unserer Seele schlecht steht, dann z\u246 ?gern wir und zaudern. Deswegen werden wir aber auch von jenen nicht befreit, weil wir die Hauptsache zur Nebensache machen, und die Nebensache zur Hauptsache. Die Ursache{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Chrysostomus gebraucht den Vergleich von Quelle in Strom, der sich aber im Deutschen weniger gut wiedergeben l\u228 ?sst\par} } des \u220 ?bels lassen wir au\u223 ?eracht, die Folgen aber wollen wir ausrotten. Dass n\u228 ?mlich die Verderbtheit auch an den leiblichen Krankheiten schuld ist, das sehen wir deutlich an dem Manne, der achtunddrei\u223 ?ig Jahre lang gichtbr\u252 ?chig war{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 5\par} } , an dem anderen, den man vom Dache herunterlie\u223 ?, und schon vor diesen an Kain; auch an vielen anderen Beispielen kann man die gleiche Beobachtung machen. Rei\u223 ?en wir also die Wurzel des \u220 ?bels aus, und alle krankhaften Sch\u246 ?\u223 ?linge werden absterben. Es ist eben nicht blo\u223 ? der k\u246 ?rperliche L\u228 ?hmung eine Krankheit, sondern auch die S\u252 ?nde, ja diese noch mehr als jene, weil ja auch die Seele h\u246 ?heren Wert hat als der Leib. Nehmen wir also auch jetzt zum Herrn unsere Zuflucht; bitten wir ihn, er m\u246 ?ge unserer gel\u228 ?hmten Seele die St\u228 ?rke wiedergeben; lassen wir alle irdischen W\u252 ?nsche beiseite und bringen wir nur geistige vor. Wenn du aber auch noch an irdischen W\u252 ?nschen festh\u228 ?ltst, lass wenigstens den geistigen den Vorrang. Achte es auch nicht gering, dass du \u252 ?ber deine S\u252 ?nden keinen Schmerz empfindest; im Gegenteil, denn gerade das sollte dich am meisten betr\u252 ?ben, dass du das Gef\u252 ?hl f\u252 ?r die S\u252 ?nde verloren hast. Das kommt nicht etwa davon, dass die S\u252 ?nde an und f\u252 ?r sich keine Gewissensbisse verursachte, sondern davon, dass die s\u252 ?ndige Seele abgestumpft worden ist. Schau auf diejenigen, die ihrer eigenen S\u252 ?nden wohl bewusst sind, wie sie bitterer st\u246 ?hnen, als jene, die geschnitten und gebrannt werden; sieh, wieviel sie tun, wieviel sie dulden, wieviel sie trauern und weinen, um von den Vorw\u252 ?rfen ihres Gewissens ob ihrer S\u252 ?nde befreit zu werden; das w\u252 ?rden sie gewiss nicht tun, wenn sie nicht wahren Seelenschmerz empf\u228 ?nden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es ist also am besten, \u252 ?berhaupt nicht zu s\u252 ?ndigen; das n\u228 ?chstbeste aber ist, dass man die S\u252 ?nden, die man doch begangen hat, auch als solche empfindet und sich dann bessert. Wenn wir dies aber tun, wie k\u246 ?nnen wir da noch zu Gott beten, und um Verzeihung f\u252 ?r S\u252 ?nden bitten, aus denen wir uns gar kein Gewissen machen? Wenn du selbst, der du gefehlt hast, nicht einmal die blo\u223 ?e Tatsache anerkennen willst, dass du ges\u252 ?ndigt hast, f\u252 ?r welche Fehler bittest du dann Gott um Verzeihung? F\u252 ?r die, die du gar nicht einsehen willst? Wie kannst du aber da die Gr\u246 ?\u223 ?e der Wohltat{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Verzeihung\par} } sch\u228 ?tzen? Bekenne also{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gott\par} } deine S\u252 ?nden, so wie sie sind, damit du auch wei\u223 ?t, wof\u252 ?r du Verzeihung erlangst, und du auf diese Weise Dankbarkeit empfindest gegen deinen Wohlt\u228 ?ter. Wenn du einen Menschen beleidigt hast, dann gehst du seine Freunde, Nachbarn und selbst seinen T\u252 ?rsteher um Vermittlung an, gibst Geld aus und verlierst eine Menge Zeit mit Versuchen, dich ihm zu nahen und ihn{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 um Verzeihung\par} } zu bitten; und wenn der Beleidigte dich einmal, zweimal, ja hundertmal abgewiesen hat, so verliest du doch den Mut nicht, sondern wirst nur um so beharrlicher und eindringlicher mit deinen Bitten. Wenn wir dagegen Gott beleidigt haben, den Herrn aller Dinge, da sind wir tr\u228 ?ge und saumselig, erfreuen uns an Schwelgerei und Trinkgelagen, und treiben es in allem so, wie wir es immer getan haben. Wann k\u246 ?nnen wir da Gott vers\u246 ?hnen? Oder wie sollten wir ihn nicht eher noch mehr erz\u252 ?rnen? Viel mehr als die S\u252 ?nde an sich erregt es seinen Unwillen und Zorn, wenn man die S\u252 ?nde nicht einmal bereut. Ja wir verdienten, unter die Erde begraben zu werden, keine Sonne mehr zu schauen und keine Luft mehr zu atmen, da wir einen Herrn, der so leicht zu vers\u246 ?hnen ist, dennoch beleidigen, und unsere Beleidigung nicht einmal bereuen. Aber er, selbst wenn er uns z\u252 ?rnt, tut dies nicht aus Hass und Abneigung, sondern nur, um uns wenn auch nur auf diese Weise an sich zu ziehen. Denn wenn er trotz seines Unwillens dir nur immer Gutes erweisen wollte, so w\u252 ?rdest du ihn noch mehr missachten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um aber das zu vermeiden, wendet er sich f\u252 ?r kurze Zeit von dir ab, um dich ganz f\u252 ?r sich zu gewinnen. Haben wir also Vertrauen auf seine Liebe und bet\u228 ?tigen wir eifrige Bu\u223 ?gesinnung, bevor der Tag kommt, an dem er uns nicht mehr helfen kann. Jetzt liegt unser ganzes Schicksal in unserer Hand; sp\u228 ?ter aber wird der Herr nur noch als Richter \u252 ?ber uns entscheiden. \u8222 ?Treten wir also hin vor sein Antlitz und bekennen wir; lasset uns weinen und trauern\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 94,2.6\par} } .Ja, wenn es uns gelingt, von dem Richter vor dem Tage des Gerichtes Verzeihung f\u252 ?r unsere S\u252 ?nden zu erwirken, dann haben wir nicht weiter n\u246 ?tig, uns dem Gericht zu stellen; wenn nicht, so wird er uns \u246 ?ffentlich vor der ganzen Welt verh\u246 ?ren, und wir d\u252 ?rfen nicht l\u228 ?nger auf Nachsicht hoffen. Wer immer in diesem Leben sich nicht frei gemacht hat von seinen S\u252 ?nden, der wird im Jenseits der geb\u252 ?hrenden Strafe nicht entrinnen k\u246 ?nnen. So wie bei uns die Gefangenen mit Ketten beladen vor Gericht gef\u252 ?hrt werden, so werden auch alle die Seelen nach ihrem Hinscheiden, mit den verschiedenartigen Ketten ihrer S\u252 ?nden beladen, vor den schrecklichen Richterstuhl gebracht. Unser irdisches Leben ist ja ohnehin nichts anderes als ein Gef\u228 ?ngnis. Wenn wir einen Kerker betreten, so sehen wir alle mit Ketten beladen. Gerade so ist es auch hier; denn wenn wir von dem \u228 ?u\u223 ?erlich Wahrnehmbaren absehen, und in das Leben und in die Seele eines jeden einzelnen hineinblicken k\u246 ?nnten, wir w\u252 ?rden sie mit noch schlimmeren als blo\u223 ? mit eisernen Ketten gefesselt sehen, zumal, wenn du in die Seelen der Reichen Zutritt bek\u228 ?mest; denn je mehr diese besitzen, um so mehr Fesseln tragen sie. Wenn du also einen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wirklichen\par} } Gefangenen siehst, wie er am Halse und an den H\u228 ?nden ja oft auch an den F\u252 ?\u223 ?en in Eisen geschmiedet ist, so bemitleidest du ihn darob gar sehr. In gleicher Weise sollst du aber auch den Reichen, den du mit unerme\u223 ?lichem Besitz ausgestattet siehst, nicht deshalb f\u252 ?r reich, sondern im Gegenteil eben deswegen f\u252 ?r arm und elend halten. Er hat ja nicht blo\u223 ? diese Ketten zu tragen, sondern hat auch noch einen b\u246 ?sen W\u228 ?chter neben sich. Das ist der ungeordnete Hunger nach Reichtum. Der l\u228 ?sst ihn nicht aus diesem Gef\u228 ?ngnis entkommen, sondern sorgt auch noch f\u252 ?r hunderterlei andere Ketten, W\u228 ?chter, Tore und Riegel, ja er wirft ihn ins innerste Verlie\u223 ?, und redet ihm sogar noch zu, an seinen Ketten sich zu freuen, damit ihm ja alle Aussicht entschwindet, je aus seiner ungl\u252 ?cklichen Lage befreit zu werden. Ja, wenn du im Geiste eine solche Seele entbl\u246 ?\u223 ?t sehen k\u246 ?nntest, du w\u252 ?rde sie nicht blo\u223 ? mit Ketten beladen, sondern auch mit Schmutz und Unrat bedeckt und voll von Ungeziefer finden. Die Freuden der Sinnenlust sind ja nicht besser als dies, h\u246 ?chstens noch abscheulicher; denn sie beschmutzen nicht blo\u223 ? den Leib, sondern auch die Seele, und bringen \u252 ?ber beide tausenderlei Krankheiten und Plagen. Aus all diesen Gr\u252 ?nden wollen wir also zum Erretter unserer Seelen flehen, damit er unsere Fesseln zerrei\u223 ?e, diesen unheilvollen W\u228 ?chter von uns treibe, uns von dem Gewicht dieser eisernen Ketten befreie und so unseren Geist leichter mache als die Schwingen eines Vogels. Indem wir ihn aber darum bitten, wollen auch wir unsererseits tun, was sich geh\u246 ?rt, d.h. Eifer zeigen, Einsicht und guten Mut. Auf diese Weise werden wir auch in kurzer Zeit von den Fehlern, die uns anhaften, befreit werden und sehen k\u246 ?nnen, in welcher Lage wir fr\u252 ?her waren, und werden uns die Freiheit zur\u252 ?ckerobern, die uns geb\u252 ?hrt. Dies alles m\u246 ?gen wir erlangen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht sei in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 F\u252 ?nfzehnte Homilie. Kap. V, V.1-16.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.1: \u8220"Als aber Jesus die Menschenmenge sah, sieg er auf den Berg, und als er sich gesetzt hatte, kamen seine J\u252 ?nger zu ihm.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: Und er \u246 ?ffnete seinen Mund und lehrte sie, indem er sprach:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: Selig sind die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehe, wie wenig der Herr Ehre und Ruhm sucht! Er zog nicht mit der Menschenmenge umher; nur wenn es galt, Kranke zu heilen, ging er selbst \u252 ?berall hin und besuchte St\u228 ?dte und D\u246 ?rfer. Weil sich aber jetzt viel Volk angesammelt hatte, so bleibt er an Ort und Stelle, und zeigt sich weder in der Stadt noch auf offenem Markt, sondern auf einsamem Berge; er will uns damit die Lehre geben, dass wir nichts tun d\u252 ?rfen, blo\u223 ? um uns vor den Menschen zu zeigen, und dass wir den L\u228 ?rm der Welt fliehen sollen, besonders wenn es sich um himmlische Dinge handelt, und um Angelegenheiten unseres Seelenheils. Nachdem er aber hinaufgegangen und sich gesetzt hatte, kamen seine J\u252 ?nger zu ihm. Siehst du da, welchen Fortschritt sie in der Tugend gemacht, und wie sie in kurzer Zeit besser geworden sind? Die gro\u223 ?e Menge schaut nur auf seine Wunder; sie hingegen verlangten auch etwas Hohes und Erhabenes zu h\u246 ?ren. Das bewog denn auch den Herrn, mit seiner Belehrung durch die Bergpredigt zu beginnen. Er wollte eben nicht blo\u223 ? die Leiber heilen, sondern auch die Seelen auf den rechten Weg bringen und verband darum auch die Sorge f\u252 ?r diese mit der Heilung jener. So wechselte er mit seiner Hilfe ab, und verband mit der m\u252 ?ndlichen Belehrung auch den sichtbaren Beweis seiner Taten. Indem er also f\u252 ?r die leibliche und geistige Seite Sorge trug, benahm er den verwegenen H\u228 ?retikern jede M\u246 ?glichkeit eines Einwandes, denn er zeigte ja damit, dass er der Sch\u246 ?pfer des ganzen Menschen ist. Darum erwies er beiden Naturen gro\u223 ?e Aufmerksamkeit, und hat bald der einen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 geistigen\par} } , bald der anderen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 leiblichen\par} } seine rettende F\u252 ?rsorge angedeihen lassen. So machte er es denn auch jetzt; denn, hei\u223 ?t es, \u8220"er \u246 ?ffnete seinen Mund und lehrte sie.\u8221" Warum setzt der Evangelist hinzu: \u8220"Er \u246 ?ffnete seinen Mund\u8221"? Damit du wissest, dass er auch durch Schweigen lehrte, nicht blo\u223 ? durch Reden; er hat eben das eine Mal den Mund ge\u246 ?ffnet, ein andermal lie\u223 ? es seine Werke reden. Wenn du sodann die Worte h\u246 ?rst: \u8220"Er lehrte sie\u8221", so denke nicht, er habe sich nur an seine J\u252 ?nger gewandt, nein, er tat es durch sie an alle. Die gro\u223 ?e Menge bestand eben aus einfachem Volk, deshalb w\u228 ?hlte der Herr aus denen, die sich gelagert hatten, den Kreis seiner J\u252 ?nger aus, und richtete seine Worte an sie und durch sie auch an alle anderen: Dabei trachtete er, die Lehre seiner Weisheit auch allen denen mundgerecht zu machen, die seiner Belehrung am meisten bedurften.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das deutet auch Lukas an, wenn er sagt, der Herr habe sich mit seiner Rede an seine J\u252 ?nger gewendet{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 6,20\par} } : und Matth\u228 ?us sagt uns dasselbe, wenn er schreibt: \u8220"Seine J\u252 ?nger kamen zu ihm und lehrte sie\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,12\par} } .Auf diese Weise waren auch die \u252 ?brigen gen\u246 ?tigt, besser achtzugeben, als wenn er zu allen geredet h\u228 ?tte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Womit machte also nun der Herr den Anfang? Was ist das Fundament der neuen Lebenssatzungen, die er uns verk\u252 ?ndet? H\u246 ?ren wir mit Aufmerksamkeit auf das, was er sagt; geredet hat er zwar nur zu jenen, die um ihn waren, aber geschrieben ist es f\u252 ?r alle, die sp\u228 ?ter leben. Deshalb wandte er sich also mit seiner Predigt an seine J\u252 ?nger; aber das, was er sagt, beschr\u228 ?nkt er nicht auf sie, sondern verk\u252 ?ndet seine s\u228 ?mtlichen Seligpreisungen f\u252 ?r alle ohne Unterschied. So sagte er nicht: Selig seid ihr, wenn ihr arm werdet, sondern: \u8220"Selig sind die Armen.\u8221" Und wenn er dies auch nur zu den J\u252 ?ngern sagte, so wollte er doch, dass sein Rat f\u252 ?r alle gelte. Auch wenn er sagt: \u8220"Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt\u8221", so ist das ebenfalls nicht blo\u223 ? f\u252 ?r sie gesagt, sondern durch sie f\u252 ?r die ganze Welt. Und wenn er sie gl\u252 ?cklich preist, weil sie verfolgt und vertrieben werden und die \u228 ?rgsten Dinge zu erdulden haben, so h\u228 ?lt er deswegen nicht blo\u223 ? f\u252 ?r sie, sondern f\u252 ?r alle, die denselben Weg gehen, seinen Siegeskranz bereit. Damit aber dies noch deutlicher werde und du klar erkennest, dass seine Worte auch dich sehr nahe angehen, und \u252 ?berhaupt jeden, der sie nur h\u246 ?ren und verstehen will, so gib jetzt acht darauf, wie er seine wunderbare Rede beginnt: \u8220"Selig sind die Armen im Geiste, denn ihrer ist das Himmelreich.\u8221" Wer sind denn diese \u8220"Armen im Geiste\u8221"? Das sind jene, die dem\u252 ?tig sind und ein zerknirschtes Herz haben. Unter \u8220"Geist\u8221" versteht er n\u228 ?mlich hier die Seele und den freien Willen. Es gibt ja viele, die niedrig und klein sind, aber sie sind es nicht freiwillig, sondern nur durch die Umst\u228 ?nde gezwungen; diese \u252 ?bergeht der Herr (denn sie verdienen ja daf\u252 ?r auch kein Lob) und preist zuerst jene selig, die sich aus freiem Willen verdem\u252 ?tigen und erniedrigen. Warum sagte der Herr aber nicht \u8220"die Dem\u252 ?tigen\u8221", sondern \u8220"die Armen\u8221"? Weil das mehr ist als das andere. Er meint eben hier diejenigen, die in Furcht und Zittern die Gebote Gottes beobachten. Von ihnen hat Gott ja schon durch Isaias gesagt, wie sehr sie ihm wohlgef\u228 ?llig seien, denn: \u8220"Auf wen soll ich{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in Gnaden\par} } schauen, wenn nicht auf den Sanftm\u252 ?tigen und Friedfertigen, und den, der zittert vor meinem Worte?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 66,2\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es gibt zudem auch viele Abstufungen der Demut. Der eine ist mittelm\u228 ?\u223 ?ig dem\u252 ?tig, der andere in ganz ausnehmender Weise. Diese letztere Art von Demut lobt auch der heilige Prophet, denn er redet nicht von einer Seele, die nur so leichthin dem\u252 ?tig ist, sondern von einer solchen, die wirklich gro\u223 ?e Zerknirschung empfindet. Von diesen sagt er: \u8222 ?Ein Opfer f\u252 ?r Gott ist ein zerknirschter Geist; ein zerknirschtes und gedem\u252 ?tigtes Herz wird Gott nicht verachten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 50,19\par} } . Auch die drei J\u252 ?nglinge bringen eine solche Gesinnung Gott als gro\u223 ?es Opfer dar: \u8222 ?Mit zerknirschter Seele und gedem\u252 ?tigten Geistes m\u246 ?gen wir zu Gnaden angenommen werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dan 3,39\par} } . Dieselbe Gesinnung wird denn auch jetzt von Christus selig gepriesen. Kam ja doch das gr\u246 ?\u223 ?te Unheil, das den ganzen Erdkreis befleckt hat, vom Stolze her; durch ihn ist ja der Teufel wirklich zum Teufel geworden, der er vorher nicht war. Das gleiche offenbart uns auch Paulus, da er sagt: \u8222 ?Damit nicht{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Neuling\par} } vom Stolze aufgeblasen der Strafe des Teufels verf\u228 ?llt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Tim 3,6\par} } . Auch der erste Mensch wurde durch solch eitle Hoffnungen vom Teufel stolz gemacht, kam so zu Falle, und ward sterblich. W\u228 ?hrend er geglaubt hatte, er werde wie Gott werden, verscherzte er auch das, was er schon war. Diesem Stolz hat ihm auch Gott vorgeworfen und hat seine Torheit blo\u223 ?gestellt mit den Worten: \u8222 ?Da siehe! Adam ist geworden wie einer von uns\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 3,22\par} } . So ist aber noch jeder, der sp\u228 ?terhin der Gottlosigkeit verfiel, durch Stolz dahin gekommen, weil er sich Gott gleich w\u228 ?hnte. Da also der Stolz die gr\u246 ?\u223 ?te aller S\u252 ?nden ist und zugleich die Wurzel und Quelle aller Schlechtigkeit, so wollte der Herr f\u252 ?r diese Krankheit das rettende Heilmittel bereiten, und hat uns als sicheres, festes Fundament dieses erste Gesetz gegeben. Solange dieses Fundament besteht, kann der Bauherr mit Zuversicht alles andere darauf bauen; wo dieses fehlt, mag einer noch so regelm\u228 ?\u223 ?ig leben, das ganze Geb\u228 ?ude wird doch leicht zusammenst\u252 ?rzen und ein schlimmes Ende nehmen. Wenn du auch fastest betest, Almosen gibst, keusch lebst und alles erdenkliche Gute tust, ohne Demut wird alles wie Wasser zerrrinnen und zugrunde gehen. So ging es mit dem Pharis\u228 ?er. Er hatte es{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in der Beobachtung des Gesetzes\par} } bis zur h\u246 ?chsten Vollkommenheit gebracht, und doch hatte er alles verloren, als er{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 aus dem Tempel\par} } ging, weil er die Mutter aller Tugenden nicht besa\u223 ?. Wie eben der Hochmut die Quelle allen \u220 ?bels ist, so ist die Demut der Anfang aller Weisheit. Deshalb macht auch der Herr mit ihr den Anfang, und sucht den Stolz recht gr\u252 ?ndlich aus den Seelen seiner Zuh\u246 ?rer auszurotten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber warum redet er so zu den J\u252 ?ngern, die doch schon vollkommen dem\u252 ?tig waren? Ihnen fehlte ja doch jeder Anlass zur Selbst\u252 ?berhebung; sie waren ja nur arme Fischer, ohne Ansehen und ohne Bildung. Nun, wenn es auch nicht gerade den J\u252 ?ngern galt, so war es doch f\u252 ?r diejenigen bestimmt, die damals zugegen waren, und f\u252 ?r jene, die sp\u228 ?terhin durch die J\u252 ?nger zum Glauben gef\u252 ?hrt werden sollten, damit sie dieselben nicht ob ihres niederen Standes erachteten. Aber gleichwohl galt es auch f\u252 ?r die J\u252 ?nger, denn wenn auch nicht schon damals, so sollte ihnen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 diese Lehre\par} } wenigstens sp\u228 ?terhin n\u252 ?tzlich werden, wenn sie einmal Zeichen und Wunder getan h\u228 ?tten, und sowohl in der Welt Ehre und Ansehen gen\u246 ?ssen, als auch bei Gott in Gnaden st\u252 ?nden. Weder Reichtum noch Macht, selbst nicht die K\u246 ?nigsw\u252 ?rde sind so sehr geeignet, zum Stolz zu verleiten, als das, was ihnen zuteil geworden. Indes konnten sie auch schon damals, bevor sie noch Wunder gewirkt hatten, sich leicht zur Eitelkeit verleiten lassen, und beim Anblick der Menschenmenge und der Szene, die ihren Lehrmeister umgab, eine Regung menschlicher Schw\u228 ?che empfinden. Darum sucht der Herr von vornherein ihren Stolz zu dem\u252 ?tigen. Auch bringt er das, was er sagt, nicht in Form einer Ermahnung oder eines Befehles vor, sondern in der einer Seligpreisung, um seine Rede auf diese Weise desto schonender und angenehmer zu gestalten und die Allgemeing\u252 ?ltigkeit seiner Lehre darzutun. Er sagte n\u228 ?mlich nicht: dieser und jener, sondern: \u8222 ?Alle, die so handeln, sind selig.\u8220" Also, wenn du auch ein Sklave w\u228 ?rest, oder ein Bettler, arm, fremd und verlassen, nichts kann dich hindern, selig zu sein, wenn du dich nur um die Tugend{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Armut im Geiste\par} } bem\u252 ?hst. Nachdem also der Herr den Anfang mit dem gemacht, was am meisten not tat, geht er zu einem anderen Gebot \u252 ?ber, das der allgemeinen Anschauung der Menschen direkt zuwider zu sein scheint. W\u228 ?hrend n\u228 ?mlich jedermann glaubt, diejenigen beneiden zu sollen, die freudig sind, um jene bemitleiden zu m\u252 ?ssen, die niedergeschlagen, arm und traurig sind, preist hingegen der Herr gerade diese und nicht jene gl\u252 ?cklich, indem er sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: \u8222 ?Selig sind die Trauernden!\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und doch hat jedermann mit den Trauernden Mitleid! Aber gerade deshalb hat der Herr zum voraus Wunder gewirkt, damit er mit solchen Vorschriften Geh\u246 ?r f\u228 ?nde. \u220 ?brigens meint er auch hier wieder nicht solche, die aus irgendeinem Grunde trauern, sondern jene, die \u252 ?ber ihre S\u252 ?nden trauern. Ja, jede andere Art von Trauer ist sogar strenge verp\u246 ?nt, n\u228 ?mlich diejenige, die nur irdischen Motiven entspringt. Das n\u228 ?mlich lehrt uns auch Paulus, wenn er sagt: \u8222 ?Die Trauer der Welt bewirkt den Tod; die Trauer in Gott hingegen bringt Reue hervor zum Heil, das keine Trauer kennt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 7,10\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hier preist also der g\u246 ?ttliche Heiland nur diejenigen selig, die in solcher Art trauern. Auch redet er nicht einfachhin von denen, die trauern, sondern von denen, die dies mit Ernst und Nachdruck tun. Deshalb sagt er auch nicht: die Betr\u252 ?bten, sondern: \u8220"die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 aus Reueschmerz\par} } Trauernden\u8221". Denn auch in diesem Gebot liegt wieder der Inbegriff der ganzen Weisheit. Wenn schon diejenigen, die ihre Kinder, oder ihre Frau, oder sonst einen Verwandten verloren haben und deshalb in Trauer sind, keinerlei Verlangen nach Geld und leiblichen Gen\u252 ?ssen tragen, solange ihr Schmerz dauert, nicht Ehren nachjagen, \u252 ?ber Beleidigungen sich nicht erregen, keinen Neid empfinden, f\u252 ?r kein anderes Leid zug\u228 ?nglich sind, sondern sich ganz ihrer Trauer \u252 ?berlassen, so beweisen jene, die ihre eigenen S\u252 ?nden so bereuen, wie es sich geb\u252 ?hrt, noch viel gr\u246 ?\u223 ?ere Einsicht und Weisheit.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sodann, welchen Lohn werden sie daf\u252 ?r empfangen? Der Herr sagt: \u8220"denn sie werden getr\u246 ?stet werden\u8221".Aber sage mir, wo werden sie getr\u246 ?stet werden? Sowohl in diesem, wie im anderen Leben. Da n\u228 ?mlich sein Gebot sehr schwer und unangenehm war, so versprach er als Entgelt etwas, wodurch es recht leicht w\u252 ?rde. Wenn du also getr\u246 ?stet werden willst, so traure!\u8221" Und glaube nicht, die Worte enthielten einen Widerspruch. Wenn einmal Gott tr\u246 ?stet, so bist du \u252 ?ber alles erhaben, und w\u252 ?rden die Leiden zahllos wie Schneeflocken \u252 ?ber dich kommen. Der Lohn, den Gott gibt, ist eben weit gr\u246 ?\u223 ?er, als die aufgewandte M\u252 ?he. So ist es auch hier der Fall. Der Herr preist die Trauernden selig, nicht wegen des Wertes der Trauer an sich, sondern wegen seiner Liebe zu uns. Die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wahrhaft\par} } Trauernden bereuen ja ihre S\u252 ?nden; diese sind aber zufrieden, wenn sie nur Verzeihung und Rechtfertigung erlangen. Da nun aber Gottes Liebe zu den Menschen sehr gro\u223 ? ist, so wollte er, dass sein Entgelt nicht blo\u223 ? im Nachlass der S\u252 ?ndenstrafen bestehe, und in der Verzeihung der S\u252 ?ndenschuld, sondern er macht sie auch gl\u252 ?cklich und l\u228 ?sst ihnen gro\u223 ?en Trost zuteil werden. Indes befiehlt uns der Herr, nicht blo\u223 ? \u252 ?ber unsere eigenen S\u252 ?nden zu trauern, sondern auch \u252 ?ber die S\u252 ?nden der anderen. So waren die Seelen der Heiligen gestimmt, eines Moses, Paulus, David; sie alle haben oft f\u252 ?r fremde S\u252 ?nden Bu\u223 ?e getan.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: \u8220"Selig sind die Sanftm\u252 ?tigen, denn sie werden die Erde besitzen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sage mir, welche Erde? Einige denken an eine geistige Erde. Das ist aber nicht richtig; in der Hl. Schrift finden wir nirgends eine geistige Erde. Was ist aber dann mit dem Wort gemeint? Der Herr verhei\u223 ?t damit einen irdischen Lohn, wie dies auch Paulus getan hat. Seinen Worten: \u8220"Ehre deinen Vater und deine Mutter\u8221" f\u252 ?gte er ja hinzu: \u8220"denn so wirst du lange leben auf Erden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eph 6,23\par} } . Ebenso sagt der Herr selbst zum R\u228 ?uber: \u8220"Heute wirst du mit mir im Paradiese sein\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 23,43\par} } . Er will uns eben nicht blo\u223 ? mit den zuk\u252 ?nftigen Belohnungen, sondern auch mit zeitlichen Wohltaten ermuntern, wegen der mehr irdisch gesinnten Zuh\u246 ?rer, denen die zeitlichen G\u252 ?ter mehr gelten, als die zuk\u252 ?nftigen. Deshalb sagt er auch im Folgenden: \u8220"Sei nachgiebig gegen deinen Widersacher\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,25\par} } . Dann setzt er auch die Belohnung fest f\u252 ?r so weises Handeln, und sagt: \u8220"Auf dass dein Widersacher dich nicht dem Richter \u252 ?berliefere, und der Richter dem Henker\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 22\par} } . Siehst du, wovon er dich abschrecken wollte? Von der Anh\u228 ?nglichkeit an die irdischen Dinge, an das, was du gerade unmittelbar rings vor den Augen hast. Ein andermal sagt der Herr: \u8220"Wer immer zu seinem Bruder sagt: Raka, wird dem Gerichte verfallen sein.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes auch der hl. Paulus verspricht uns gar h\u228 ?ufig irdische Belohnungen und sucht uns durch zeitliche Beweggr\u252 ?nde anzuregen. So z.B. wo er von der Jungfr\u228 ?ulichkeit redet; da sagt er nichts vom Himmel, sondern sucht uns zun\u228 ?chst durch irdische Motive zu bewegen indem er sagt: \u8220"Wegen des dringenden Zwanges\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 7,26\par} } , und: \u8220"Ich aber schone euch\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 28\par} } , endlich: \u8220"Ich will, dass ihr ohne Sorge seid\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 32\par} } . In derselben Weise hat also auch Christus nat\u252 ?rliche und \u252 ?bernat\u252 ?rliche Motive verkn\u252 ?pft. Da n\u228 ?mlich die Leute glauben, ein Sanftm\u252 ?tiger werde all das Seine verlieren, so verspricht er das Gegenteil davon und sagt, gerade der werde ganz sicher irdischen Reichtum erwerben, der weder verwegen noch anma\u223 ?end ist; wer dies aber ist, wird oft sein ererbtes Verm\u246 ?gen mitsamt seiner Seele verlieren. Schon im Alten Testament sagt der Prophet immerfort: \u8220"Die Sanftm\u252 ?tigen werden die Erde zum Erbe erhalten\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 36,11\par} } , und auch deshalb beginnt der Herr seine Rede mit diesen Worten, die seinen Zuh\u246 ?rern vertraut waren. Er wollte ihnen eben nicht lauter Dinge sagen, die ihnen ganz neu und fremd waren. So redet er aber nicht weil er als Entgelt nur Irdisches in Aussicht stellen will, sondern um ihnen dieses und das andere zu erm\u246 ?glichen. Wenn er n\u228 ?mlich von Geistigem spricht, so will er das Irdische deshalb nicht ausschlie\u223 ?en; verspricht er aber irdischen Lohn, so will er seine Verhei\u223 ?ung auch nicht darauf allein beschr\u228 ?nken. \u8220"Suchet das Reich Gottes\u8221", sagt er, \u8220"und dies alles wird euch drein gegeben werden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,33\par} } ; und an einer anderen Stelle: \u8220"Wer immer sein Haus oder seine Br\u252 ?der verl\u228 ?sst, wird Hundertf\u228 ?ltiges daf\u252 ?r in dieser Welt erhalten, und in der zuk\u252 ?nftigen das ewige Leben erlangen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 19,29; Mk 10,2930\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: \u8220"Selig, die Hunger und Durst leiden nach der Gerechtigkeit.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nach welcher Gerechtigkeit? Meint er diese Tugend \u252 ?berhaupt, oder nur insoweit sie der Habsucht entgegengesetzt ist? Er steht ja eben im Begriff, Vorschriften \u252 ?ber das Almosen zu geben; er will also zeigen, wie man Almosen geben soll, n\u228 ?mlich nicht von dem, was man durch Raub oder Habsucht erworben hat. Darum preist er diejenigen selig, die nach Gerechtigkeit streben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte auch, mit welchem Nachdruck der Herr dies ausspricht. Er sagt nicht: Selig sind diejenigen, die festhalten an der Gerechtigkeit, sondern: \u8222 ?Selig diejenigen, die Hunger und Durst leiden nach der Gerechtigkeit.\u8220" Wir sollen eben nicht blo\u223 ? so einfachhin der Gerechtigkeit nachgehen, sondern dabei Eifer und gro\u223 ?es Verlangen zeigen. Das ist ja auch ein ganz besonderes Merkmal der Habsucht. Ja, nicht einmal nach Speise und Trank haben wir ein so heftiges Verlangen, wie nach Erwerb und gr\u246 ?\u223 ?erem Besitz. Mit ebenso gro\u223 ?em Verlangen hie\u223 ? uns nun der Herr nach jener Tugend streben, die der Habsucht entgegengesetzt ist. Dann bestimmt er auch hier wieder die zeitliche Belohnung: \u8222 ?denn sie werden ges\u228 ?ttigt werden\u8220". Da n\u228 ?mlich die meisten glauben, Gewinnsucht mache reich, so stellt er fest, dass das Gegenteil davon der Fall ist; denn{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 nur\par} } die Gerechtigkeit vermag dies zu erreichen. F\u252 ?rchte also nicht, durch rechtschaffenes Handeln arm zu werden, und habe keine Angst, deswegen Hunger leiden zu m\u252 ?ssen. Gerade die Diebe und R\u228 ?uber verlieren am ehesten all das, was sie haben, w\u228 ?hrend der, der die Rechtschaffenheit liebt, all sein Eigentum in Ruhe und Sicherheit genie\u223 ?en kann. Wenn aber schon jene, die nicht nach fremdem Gute trachten, solchen Reichtum erlangen, um wieviel mehr diejenigen, die ihren eigenen Besitz freiwillig dahingeben?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.7: \u8222 ?Selig sind die Barmherzigen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hier scheint mir der Herr nicht blo\u223 ? diejenigen im Auge zu haben, die mit ihrem Gelde, sondern auch jene, die mit ihren Taten Barmherzigkeit \u252 ?ben. Es gibt ja gar verschiedene Arten, barmherzig zu sein, und weit und umfassend ist dieses Gebot. Welches ist also dann der Lohn daf\u252 ?r? \u8222 ?Denn die werden Barmherzigkeit erlangen.\u8220" Diese Gegengabe scheint zwar nur gleichwertig zu sein, und doch ist sie weit mehr wert, als das gute Werk. Denn die Barmherzigen \u252 ?ben nur menschliches Erbarmen, aber finden daf\u252 ?r solches bei Gott, dem Herrn aller Dinge. Menschliches und g\u246 ?ttliches Erbarmen stehen aber nicht auf einer Stufe, sondern soweit das B\u246 ?se vom Guten absteht, so gro\u223 ? ist der Unterschied zwischen diesem und jenem.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: \u8222 ?Selig sind diejenigen, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott anschauen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da hast du wieder eine geistige Belohnung. Unter \u8222 ?rein\u8220" versteht aber hier Christus entweder diejenigen, die in jeder Hinsicht tugendhaft sind und keinerlei S\u252 ?nde auf dem Gewissen haben; oder jene, die in Enthaltsamkeit leben. Keine Tugend haben wir ja so notwendig, um Gott zu schauen, als gerade die Reinheit des Herzens. Darum sagte auch der hl. Paulus: \u8222 ?Suchet den Frieden mit allen und die Heiligkeit, ohne die niemand den Herrn schauen wird\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hebr 12,14\par} } . Das \u8222 ?Schauen\u8220" meint er hier, insoweit es dem Menschen m\u246 ?glich ist. Da n\u228 ?mlich viele zwar Almosen geben, nicht stehlen und nicht habs\u252 ?chtig sind. dagegen die Ehe brechen und Unkeuschheit treiben, so wollte er zeigen, dass das erstere nicht gen\u252 ?gt; darum f\u252 ?gte er auch diese Seligpreisung hinzu. So bezeugt auch der hl. Paulus den Mazedoniern in seinem Brief an die Korinther, sie h\u228 ?tten nicht blo\u223 ? durch ihre Almosen sich ausgezeichnet, sondern auch durch die andere Tugend. Nachdem er n\u228 ?mlich davon geredet, wie freigebig sie mit ihrem Gelde seien, sagt er: \u8222 ?Ja, sogar sich selbst haben sie dem Herrn und uns geschenkt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 8,5\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: \u8222 ? Selig die Friedfertigen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mit diesen Worten verbietet Christus nicht nur Zwiespalt und gegenseitige Feindschaft, sondern verlangt noch mehr, dass wir n\u228 ?mlich andere, die entzweit sind, wieder vers\u246 ?hnen. Auch daf\u252 ?r stellt er eine geistige Belohnung in Aussicht. Und was f\u252 ?r eine? \u8222 ?Denn sie werden Kinder Gottes genannt werden.\u8220" Das ward ja die Aufgabe des Eingeborenen, das Zwiesp\u228 ?ltige zu vereinigen, und das zu vers\u246 ?hnen, was sich bek\u228 ?mpfte. Und damit du nicht glaubest, der Friede sei \u252 ?berall etwas Gutes, f\u252 ?gte er hinzu:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.10: \u8222 ?Selig diejenigen, die Verfolgung leiden um der Gerechtigkeit willen\u8220", das hei\u223 ?t ihrer Tugendhaftigkeit wegen, weil sie besser und gottesf\u252 ?rchtiger sind als andere. Mit dem Worte \u8222 ?Gerechtigkeit\u8220" pflegt er n\u228 ?mlich immer das allseitige Tugendleben der Seele zu bezeichnen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8222 ?Selig seid ihr, wenn euch die Menschen schm\u228 ?hen und verfolgen, und l\u252 ?gnerisch alles Schlechte gegen euch sagen um meinetwillen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: Freuet euch und frohlocket!\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zum Beispiel, will er sagen, wenn sie euch auch Zauberer nennen, Betr\u252 ?ger, Verf\u252 ?hrer, oder was immer sonst, selig seid ihr. K\u246 ?nnte es wohl eine gr\u246 ?\u223 ?ere Neuerung geben, als diese Vorschriften, durch die er gerade das als begehrenswert hinstellt, wovor die anderen zur\u252 ?ckschrecken, das ist: Armut, Bu\u223 ?e, Verfolgung, \u252 ?ble Nachrede? Aber dennoch hat er es ausgesprochen, und fand Geh\u246 ?r, nicht blo\u223 ? bei zwei oder zehn, zwanzig, hundert oder tausend Menschen, sondern in der gesamten Welt. Und als die Volksscharen diese Dinge h\u246 ?rten, die doch schwer und unangenehm sind, und der Gewohnheit der meisten Menschen zuwiderlaufen, da wurden sie ersch\u252 ?ttert. So gro\u223 ? war die Gewalt seiner Rede.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit du indes nicht glaubest, es gen\u252 ?ge zur Seligkeit, dass man dir einfach \u220 ?bles nachredet, so stellt der Herr eine doppelte Bedingung auf: erstens, dass dies seinetwegen geschehe, und zweitens, dass das, was man gegen uns sagt, nicht wahr sei. Wenn n\u228 ?mlich dies nicht der Fall w\u228 ?re, so w\u228 ?re derjenige, gegen den man B\u246 ?ses redet, nicht nur nicht gl\u252 ?ckselig, sondern sogar ungl\u252 ?cklich. Beachte dann wiederum, welchen Preis er daf\u252 ?r aussetzt: \u8222 ?Denn euer Lohn ist gro\u223 ? im Himmel.\u8220" Du sollst aber den Mut nicht verlieren, wenn er auch nicht bei jeder Seligpreisung das Himmelreich verhei\u223 ?t. Denn wenn er auch seinen Belohnungen verschiedene Namen gibt, sie f\u252 ?hren doch alle ins Himmelreich ein. Wenn er zum Beisspiel sagt: \u8222 ?Die Trauernden werden getr\u246 ?stet werden\u8220", \u8222 ?die Barmherzigen werden Barmherzigkeit erlangen\u8220", \u8222 ?die ein reines Herz haben werden Gott anschauen\u8220", \u8222 ?die Friedfertigen werden Kinder Gottes genannt werden\u8220", so bezeichnet er mit all dem nichts anderes, als das Himmelreich; denn wer diese Belohnungen empf\u228 ?ngt, dem wird auch das Himmelreich voll und ganz zuteil werden. Denke also nicht, das Himmelreich sei nur der Lohn f\u252 ?r die Armen im Geiste; nein, es geh\u246 ?rt auch denen, die nach Gerechtigkeit hungern, sowie den Sanftm\u252 ?tigen, und \u252 ?berhaupt allen anderen auch. Gerade deshalb hat der Herr jedesmal eine Seligpreisung vorausgeschickt, damit du nichts Irdisches erwartest. Derjenige k\u246 ?nnte ja doch wohl kaum gl\u252 ?cklich sein, der mit Dingen belohnt wird, die mit diesem Leben ein Ende nehmen, die schneller vorbei eilen, als ein Schatten. Zu den Worten: \u8222 ?Euer Lohn ist gro\u223 ?\u8220", f\u252 ?gt der Herr aber auch noch einen anderen Trost hinzu; er sagt: \u8222 ?Denn so haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch lebten.\u8220" Da n\u228 ?mlich gerade das Himmelreich erwartet und erhofft wurde, so tr\u246 ?stet er sie mit ihm, das hei\u223 ?t mit der Gemeinschaft derer, die vor ihnen B\u246 ?ses erduldet hatten. Glaubet nicht, will er sagen, dass ihr solches zu leiden bekommt, weil ihr Dinge sagen und befehlen werdet, die den Menschen zuwider sind, oder dass ihr von ihnen wegen Verk\u252 ?ndigung schlechter Lehren werdet verworfen werden; nein, die Nachstellungen und Gefahren kommen nicht von der Schlechtigkeit euerer Predigt, sondern von der B\u246 ?swilligkeit eurer Zuh\u246 ?rer. Infolgedessen sprechen diese Verfolgungen auch nicht gegen euch, die ihr B\u246 ?ses erduldet, sondern gegen jene, die B\u246 ?ses tun. Daf\u252 ?r ist die ganze Vergangenheit Zeuge. Den Propheten warfen sie auch nicht Lasterhaftigkeit und gottlose Gesinnung vor, wenn sie die einen steinigten, die anderen vertrieben, wieder anderen tausenderlei B\u246 ?ses zuf\u252 ?gten. Das soll euch also nicht beunruhigen; denn auch jetzt noch ist f\u252 ?r all ihre Handlungen die gleiche Gesinnung ma\u223 ?gebend.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du da, wie der Herr den Mut seiner J\u252 ?nger aufrichtet, indem er ihnen ihren Platz nahe bei Moses und Elias anweist? So sagt auch der hl. Paulus in seinem Briefe an die Thessalonicher: \u8222 ?Ihr habt die Kirchen Gottes nachgeahmt, die in Jud\u228 ?a sind. Denn auch ihr habt das gleiche erlitten von euren Stammesgenossen, was jene von den Juden, die auch den Herrn Jesus get\u246 ?tet haben und ihre eigenen Propheten, die euch verfolgt haben, die Gott missfallen, und aller Menschen Feind sind\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Thess 2,1415\par} } . Auf dasselbe hat Christus seine J\u252 ?nger auch hier vorbereitet. Bei den anderen Seligpreisungen sagte er: \u8222 ?Selig sind die Armen, und die Barmherzigen\u8220"; hier dagegen gebraucht er sie nicht in unbestimmter Form, sondern wendet sich direkt an sie mit den Worten: \u8222 ?Selig seid ihr, wenn euch die Menschen schm\u228 ?hen und verfolgen, und euch alles Schlechte nachsagen.\u8220"Damit will er zeigen, dass sie gerade dadurch sich von anderen unterscheiden werden, und dass dies vor allen anderen der besondere Anteil der Verk\u252 ?ndiger des Evangeliums sei. Zugleich weist er aber auch hier auf seine eigene W\u252 ?rde hin und auf die Gleichheit der Ehre, die ihm mit dem Vater zukommt. \u8222 ?Denn\u8220", sagt er, \u8222 ?wie jene um des Vaters willen, so werdet auch ihr solches um meinetwillen leiden.\u8220" Wenn er aber sagt: \u8222 ?Die Propheten, die vor euch waren\u8220", so deutet er damit an, dass auch sie schon Propheten geworden waren. Als sodann der Herr ihnen klar machen wollte, dass gerade das ihnen am meisten n\u252 ?tze und ihnen zum Ruhme gereiche, da sagte er nicht: Sie werden B\u246 ?ses wider euch reden und euch verfolgen, ich aber werde dies verhindern; denn nicht darin sollen sie nach dem Willen des Herrn ihr Heil finden, dass niemand ihnen B\u246 ?ses nachsagt, sondern dadurch, dass die b\u246 ?se Nachrede hochherzig ertragen und die Schm\u228 ?her durch ihre Taten widerlegen. Das ist viel mehr wert als das andere, wie es auch etwas viel Gr\u246 ?\u223 ?eres ist, geschlagen zu werden, ohne es \u252 ?bel zu nehmen, als \u252 ?berhaupt nicht geschlagen zu werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hier also sagt Christus: \u8222 ?Euer Lohn ist gro\u223 ? im Himmel.\u8220" Lukas dagegen sagt, der Herr habe dies noch mit viel st\u228 ?rkerem und tr\u246 ?stlicheren Worten ausgedr\u252 ?ckt. Denn dort preist er nicht blo\u223 ? diejenigen gl\u252 ?cklich, die um Gottes willen b\u246 ?se Nachrede erfahren, sondern ruft auch das Wehe aus \u252 ?ber jene, von denen alle Menschen Gutes reden. \u8222 ?Wehe euch\u8220", sagt er, \u8222 ?wenn euch alle Menschen loben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 6,26\par} } . Zwar wurden auch die Apostel gelobt, aber nicht von allen. Darum sagte der Herr nicht: Wenn euch die Menschen loben, sondern:\u8222 ?Wenn euch alle Menschen loben\u8220". Denn es ist ja nicht m\u246 ?glich, dass diejenigen, die ein tugendhaftes Leben f\u252 ?hren, von allen gelobt werden. Auch sagt er an einer anderen Stelle: \u8222 ?Wenn sie euren Namen verwerfen, als w\u228 ?re er schlecht, freuet euch und frohlocket\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 6,22 u.23\par} } . Er verhei\u223 ?t eben gro\u223 ?en Lohn nicht blo\u223 ? f\u252 ?r die Gefahren, denen sie sich unterzogen, sondern auch f\u252 ?r die b\u246 ?sen Reden, die sie erfuhren. Darum sagte er auch nicht: Wenn sie euch vertreiben und t\u246 ?ten, sondern:\u8222 ?Wenn sie euch schm\u228 ?hen und euch alles B\u246 ?se nachreden.\u8220" B\u246 ?se Reden schmerzen ja meistens mehr, als b\u246 ?se Taten. Bei Verfolgungen gibt es gar vieles, das einem die M\u252 ?hsal erleichtert; so zum Beispiel, wenn man allseits Ermunterung erf\u228 ?hrt, wenn man viele Freunde hat, die einem Beifall klatschen, Ehrenkr\u228 ?nze erteilen und Lob spenden. In diesem Falle aber, wo es sich um b\u246 ?se Nachrede handelt, fehlt auch dieser Trost. Freilich ist es scheinbar nichts Gro\u223 ?es, \u252 ?ble Nachrede zu ertragen, und doch schmerzt es den, der damit k\u228 ?mpfen muss, mehr als offene Verfolgungen. Ja, es haben schon manche zum Stricke gegriffen, weil sie das b\u246 ?se Gerede nicht ertragen konnten. Doch was brauchen wir uns \u252 ?ber andere zu verwundern? Hat ja doch jenen ausgeschm\u228 ?hten und abscheulichen Verr\u228 ?ter, der \u252 ?ber nichts mehr err\u246 ?tete, gerade das am meisten zum Selbstmord durch den Strick getrieben! Und selbst Job, der h\u228 ?rter war, als Diamant und Stein, hat alles leicht ertragen, da ihm sein Eigentum genommenm ward und er unertr\u228 ?gliche Leiden zu erdulden hatte, als er pl\u246 ?tzlich seine Kinder verlor und sehen musste, wie sein eigener Leib eine Brutst\u228 ?tte von W\u252 ?rmern geworden war, und zu gleicher Zeit seine eigene Frau ihn noch bel\u228 ?stigte. Als er dagegen sah, wie seine Freunde ihn schm\u228 ?hten und misshandelten, und schlecht von ihm dachten, und wie sie sagten, er habe all dies seiner S\u252 ?nden wegen zu leiden, und es sei nur eine Strafe f\u252 ?r seine Schlechtigkeit, da verlor selbst dieser ausgezeichnete und gro\u223 ?e Mann seine Fassung und ward ersch\u252 ?ttert.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch David hat alles Leid verziehen, das ihm angetan worden; nur f\u252 ?r die erlittenen Schm\u228 ?hungen erbat er von Gott Genugtuung. \u8222 ?Lass ihn\u8220", sagte er, \u8222 ?seine Verw\u252 ?nschungen aussto\u223 ?en, weil der Herr es ihm so befohlen, auf dass der Herr meine Erniedrigung sehr, und mit Genugtuung verschaffe f\u252 ?r die Verw\u252 ?nschung, die mir heute widerfahren ist\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 K\u246 ?n 16,1112\par} } . Ebenso lobt der hl. Paulus nicht blo\u223 ? jene, die in Gefahren sind und ihr Hab und Git vberloren, sondern auch diese, indem er also schreibt: \u8222 ?Denket zur\u252 ?cj an die fr\u252 ?heren Tage, da ihr das Licht empfangen und einen schweren Kampf voll Leiden zu erdulden hattet, indem ihr ob der erlittenen Schm\u228 ?hungen und Pr\u252 ?fungen zum Schausspiel gheworden seid\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hebr 10,3233\par} } . Aus diesem Grunde also hat auch Christus einen gro\u223 ?en Lohn daf\u252 ?r verhei\u223 ?en. Es soll auch niemand sagen k\u246 ?nnen:Hier strafst du nicht und bringst die B\u246 ?sen nicht zum Schweigen, erst dort willst du die Guten belohnen? Deshalb hat er die Propheten erw\u228 ?hnt, um zu zeigen, dass Gott auch im Alten Bunde nicht gleich gestraft hat. Wenn Gott aber schon damals, als die sofortige Vergeltung das Gew\u246 ?hnliche war, sie auf die Zukunft vertr\u246 ?stete, so ist dies um so mehr jetzt am Platz, wir diese Hoffnung viel deutlicher und das religi\u246 ?se Bewusst sein viel st\u228 ?rker geworden ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte aber auch, nach wie vielen Geboten erst der Herr solches verhei\u223 ?en hat. Er hat dies n\u228 ?mlich nicht blo\u223 ? so einfachhin getan, sondern hat deutlich zu verstehen gegeben, dass derjenige, der nicht zu all dem bereit und ger\u252 ?stet ist, unm\u246 ?glich sich diesen K\u228 ?mpfen unterziehen kann. Darum hat er im stetem Fortschreiten von einem Gebot zum anderen uns gleichsam eine goldene Kette geschmiedet. Wer n\u228 ?mlich dem\u252 ?tig ist, wird auch seine eigenen S\u252 ?nden von Herzen bereuen; wer aber reum\u252 ?tig ist, wird auch sanftm\u252 ?tig sein und gerecht und barmherzig; wer aber barmherzig, gerecht und zerknirschten Sinnes ist, der wird auch durchaus reinen Herzens sein: und wer das ist, wird auch friedfertig sein. Wer sodann alle diese Tugenden sich angeeignet hat, der wird auch gegen Verfolgungen ger\u252 ?stet sein, und nicht die Fassung verlieren, wenn er schlecht von sich reden h\u246 ?rt und zahllose Leiden zu ertragen hat.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem also der Herr ihnen die entsprechenden Mahnungen erteilt hat, ermutigt er sie auch wieder durch Lob. Da n\u228 ?mlich seine Gebote si erhaben waren, viel mehr als im Alten Testament, so wollte er nicht, dass sie darob beunruhigt und best\u252 ?rzt w\u252 ?rden, und sagte: Wie k\u246 ?nnen wir solches vollbringen? H\u246 ?re darum, was er weiter sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: \u8222 ? Ihr seid das Salz der Erde.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit zeigt er, dass er nur aus Notwendigkeit solche Gebote gegeben hat. Denn nicht blo\u223 ? f\u252 ?r die Dauer eures eigenen Lebens, will er sagen, sondern f\u252 ?r das ganze Menschengeschlecht ist euch die Verk\u252 ?ndigung des Wortes anvertraut. Ich sende euch nicht in zwei St\u228 ?dte, oder in zehn oder hundert, auch nicht zu einem einzigen Volk, wie die Propheten, sondern \u252 ?ber Land und Meer, \u252 ?ber die ganze Welt und zwar eine schlechte Welt. Mit den Worten: \u8222 ?Ihr seid das Salz der Erde\u8220" zeigt er n\u228 ?mlich, dass die gesamte Menschheit schal geworden und von der S\u252 ?ndenf\u228 ?ulnis angesteckt war. Das ist der Grund, weshalb er von den Aposteln gerade solche Tugenden verlangt, die ganz besonders bei der Leitung{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Seelsorge\par} } der gro\u223 ?en Massen notwendig und n\u252 ?tzlich sind. Wer n\u228 ?mlich sanftm\u252 ?tig ist, bescheiden, barmherzig und gerecht, der beschr\u228 ?nkt seine guten Werke{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Tugend\u252 ?bungen\par} } nicht blo\u223 ? auf sich selbst, sondern sorgt daf\u252 ?r, dass diese kostbaren Quellen auch zun Nutzen anderer flie\u223 ?en. Ebenso wird auch der, der reinen Herzens ist und friedfertig, und um der Wahrheit willen Verfolgung leidet, sein Leben so einrichten, dass es zum Nutzen aller dient.Glaubet also nicht, sagt Christus,dass ihr zu leichten und allt\u228 ?glichen K\u228 ?mpfen gerufen werdet, und dass es sich f\u252 ?r euch um unbedeutende Dinge handle, nein: \u8222 ?Ihr seid das Salz der Erde.\u8220" Nun, und dann? Haben sie vielleicht wiederhergestellt, was schon in F\u228 ?ulnis \u252 ?bergegangen war? Ganz und gar nicht. Was einmal verdorbenm ist, kann unm\u246 ?glich mehr etwas n\u252 ?tzen, auch wenn man Salz daraufstreut.Das haben sie also nicht getan; vielmehr haben sie nur das, was vorher erneeuert und dann ihnen anvertraut worden und was von jener F\u228 ?ulnis befreit gebnl\u246 ?ieben, mit Salz vermischt, und haben es so in jener Frische und Kraft erhalten und bewahrt, die sie selbst vom Herrn empfangen hatten. Von der F\u228 ?ulnis der S\u252 ?nden zu befreien, war ja Aufgabe und Werk Christi; hingegen niemand mehr in sie zur\u252 ?ckfallen zu lassen, hing von ihrem Eifer und ihrer Bem\u252 ?hung ab.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du da, wie der Herr den Aposteln allm\u228 ?hlich zu erkennen gibt, dass sie sogar \u252 ?ber den Propheten stehen? Er macht sie ja nicht blo\u223 ? zu Lehrern von Pal\u228 ?stina, sondern zu solchen der ganzen Welt, und dazu nicht blo\u223 ? zu einfachen Lehrern, sondern zu solchen, die auch gef\u252 ?rchtet waren. Das Wunderbare an der Sache ist n\u228 ?mlich dies, dass sie die Gunst aller gewonnen, nicht durch Schmeicheleien und Augendienerei, sondern dadurch, dass sie beizend wirkten wie Salz. Wundert euch also nicht, will Christus sagen, dass ich die andern au\u223 ?eracht lasse und nur zu euch rede und euch solchen Gefahren entgegensende. Denn erw\u228 ?get,in wie viele St\u228 ?dte, zu wie vielen St\u228 ?mmen und V\u246 ?lkern ich euch als Vorsteher senden will. Deshalb sollt ihr nicht blo\u223 ? klug sein, sondern auch andere klug machen. Denen aber eine solche Aufgabe anvertraut ist, die m\u252 ?ssen gro\u223 ?e Einsicht besiten, denn von ihnen h\u228 ?ngt auch das Seelenheil der anderen ab. So stark muss darum die Macht der Tugend in ihnen sein, dass sie dadurch auch auf andere heilsamen Einfluss aus\u252 ?ben. Wenn also eure Tugend nicht so stark wird, so habt ihr sie selbst nicht in gen\u252 ?gendem Ma\u223 ?e.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 7.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Seid darum nicht unwillig, als ob ich euch Beschwerliches zumute. Wenn die anderen schal geworden, so k\u246 ?nnen sie durch euch gebessert werden; wenn aber ihr selber untauglich geworden, so zieht ihr mit euch auch andere ins Verderben.Je gr\u246 ?\u223 ?er also die Aufgabe ist, die euch anvertraut ist, um so gr\u246 ?\u223 ?er muss auch euer Eifer sein. Deshalb sagt ja der Herr: \u8222 ?Wenn das Salz aber schal geworden ist, womit wird dann gesalzen werden? Es ist zu nichts anderem mehr tauglich, als dass man es hinauswirft und dass die Leute es mit F\u252 ?\u223 ?en treten.\u8220" Die anderen, wenn sie auch tausendmal fallen, k\u246 ?nnen doch Verzeihung erlangen; wenn aber ein Lehrmeister f\u228 ?llt, so gibt es f\u252 ?r ihn keine Entschuldigung; er wird die schwerste Strafe gew\u228 ?rtigen m\u252 ?ssen. Damit sie aber bei den Worten: \u8222 ?Wenn sie euch schm\u228 ?hen und verfolgen, und alles B\u246 ?se wider euch sagen\u8220", sich nicht etwa f\u252 ?rchten, offen aufzutreten, so sagt der Herr: \u8216'Wenn ihr dazu nicht bereit seid, so seid ihr umsonst auserw\u228 ?hlt.\u8217' Nicht die Verleumdungen muss man f\u252 ?rchten, sondern den Anschein der Mitschuld; denn in diesem Falle werdet ihr schal geworden sein und mit F\u252 ?\u223 ?en getreten werden. Wenn ihr hingegen den Menschen beharrlich zusetzt, und daf\u252 ?r geschm\u228 ?ht werdet, dann freut euch. Gerade dann wirket ihr ja nach Art des Salzes, wenn ihr die Nachl\u228 ?ssigen gleichsam bei\u223 ?et und aufr\u252 ?ttelt. Das hat notwendig Schm\u228 ?hungen im Gefolge; doch schaden euch diese nicht, sondern legen nur Zeugnis ab f\u252 ?r euren Starkmut. Wenn ihr aber aus Furcht vor Schm\u228 ?hungen es an der n\u246 ?tigen Festigkeit fehlen lasset, so werdet ihr nur um so schwerer daf\u252 ?r b\u252 ?\u223 ?en; denn dann wird man euch nicht blo\u223 ? B\u246 ?ses nachsagen, sondern euch auch allgemein verachten. Das meint der Herr mit dem Ausdruck: \u8222 ?zertreten werden\u8220". Von da geht er zu einem anderen, noch h\u246 ?heren Vergleich \u252 ?ber.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: \u8222 ?Ihr seid das Licht der Welt.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch hier wieder sagt er: \u8222 ?der Welt\u8220", nicht eines einzigen Volkes, oder von zwanzig St\u228 ?dten, nein, des gesamten Erdkreises. Und zwar meint er das geistige Licht, das viel wertvoller ist als das irdische, wie es ja auch mit dem geistigen Salze der Fall ist. Zuerst also bringt er das Salz, dann das Licht. Du sollst daraus erkennen, wie n\u252 ?tzlich oft bittere Worte sind, wie gro\u223 ? der Gewinn aus rechter Belehrung. Denn sie zwingt uns geradezu und l\u228 ?sst uns nicht auskommen, sie f\u252 ?hrt uns bei der Hand und n\u246 ?tigt uns, die Tugend zu betrachten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: \u8222 ?Eine Stadt, die auf dem Berge liegt, kann man nicht geheim halten; auch z\u252 ?ndet man kein Licht an, um es dann unter en Scheffel zu stellen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch durch diese Vergleiche stellt der Herr seinen Aposteln den Ernst des Lebens vor Augen und lehrt sie kampfbereit zu sein, da sie ja den Blicken der ganzen Menschheit ausgesetzt sind und mitten in der Arena der Welt zu k\u228 ?mpfen haben. Sehet nicht darauf, will er sagen, dass wir jetzt gerade hier stehen, dass wir uns auf einem kleinen Punkte eines Erdenwinkels befinden; ihr werdet n\u228 ?mlich allen so offenkundig und bekannt werden, wie eine Stadt, die auf dem Gipfel eines Berges liegt, wie ein Licht, das auf den Scheffel gestellt ist und das Innere des Hauses erleuchtet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wo sind jetzt diejenigen, die an Christi Macht nicht glauben wollen? H\u246 ?ren sollen sie diese Worte, erstaunen \u252 ?ber die Kraft seiner Weissagung und sich beugen vor seiner Macht! Beachte doch, was er Leuten verhei\u223 ?t, die nicht einmal in ihrem eigenen Lande bekannt waren! Dass Land und Meer sie kennen werden, und dass ihr Ruf bis an die Grenzen der Welt dringen werde; ja nicht blo\u223 ? ihr Ruf, sondern auch die Wirkung ihrer Heilst\u228 ?tigkeit. Sie wurden ja auch \u252 ?berall bekannt, nicht blo\u223 ? durch den vorauseilenden Ruf, sondern auch durch den Erweis ihrer eigenen Werke. Als h\u228 ?tten sie Fl\u252 ?gel erhalten, so haben sie, schneller als das Tageslicht, die ganze Erde durcheilt, und das Licht der Religion verbreitet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes, glaube ich, wollte der Herr an dieser Stelle seinen Aposteln auch Mut einfl\u246 ?\u223 ?en; denn die Worte: \u8222 ?Man kann nicht eine Stadt verbergen, die auf einem Berge liegt\u8220" spricht nur einer, der seine Macht offenbaren will. So unm\u246 ?glich es n\u228 ?mlich ist, eine solche Stadt zu verbergen, so unm\u246 ?glich ist es, das Evangelium tot zu schweigen und zu verbergen. Da er also von Verfolgungen, Verleumdungen, Nachstellungen und K\u228 ?mpfen geredet hatte, so wollte er nicht, dass sie glaubten, sie k\u246 ?nnten durch diese Dinge zun Schweigen gebracht werden. Deshalb sagte er, sie sollten guten Mutes sein; denn ihre predigt werde nicht blo\u223 ? nicht unbekannt bleiben, sondern im Gegenteil den ganzen Erdkreis erleuchten; ja gerade dadurch w\u252 ?rden sie bekannt und ber\u252 ?hmt werden. Mit diesen Worten zeigt also Christus seine eigene Macht. Im Folgenden verlangt er von den Aposteln, dass sie auch offenen Mut zeigen, indem er sagt: \u8222 ?Auch z\u252 ?ndet man kein Licht an, um es um es unter den Scheffel zu stellen, sondern stellt es auf den Leuchter, so dass es allen leuchtet, die im Hause sind.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: \u8222 ?So soll auch euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen, und euren Vater preisen, der im Himmel ist.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ich, sagt Christus, habe das Licht angez\u252 ?ndet; dass es aber weiter brenne, daf\u252 ?r soll euer Eifer sorgen, nicht blo\u223 ? eurer selbst wegen, sondern auch um jener willen, die in Zukunft sich dieses Lichtes erfreuen und zur Wahrheit gef\u252 ?hrt werden sollen. Die b\u246 ?sen Reden werden nicht imstande sein, euren Lichtglanz zu verdunkeln, wenn ihr nur rechtschaffen lebt, als M\u228 ?nner, die den ganzen Erdkreis bekehren sollen. Zeigt euch also im Leben w\u252 ?rdig der empfangenen Gnade, denn wie diese \u252 ?berall verk\u252 ?ndet wird, so soll jenes mit dieser im Einklang stehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Au\u223 ?er der Rettung der Menschen stellt ihnen der Herr aber auch noch einen anderen Gewinn in Aussicht, der allein hinreichte, sie zum Kampfe anzufeuern und sie mit Eifer und Begeisterung zu erf\u252 ?llen. Nicht nur, sagt er, werdet ihr die Welt besser machen durch ein rechtes Leben; ihr werdet auch Ursache sein, dass Gott verherrlicht wird. Dagegen werdet ihr auch, wenn ihr das Gegenteil tut, die Menschen ins Verderben st\u252 ?rzen, und schuld daran sein, dass der Name Gottes gel\u228 ?stert wird.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 8.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber wie, mochten die Apostel fragen, soll Gott durch uns verherrlicht werden, wenn die Menschen uns schm\u228 ?hen werden? Ja, aber doch nicht alle Menschen werden dies tun; und selbst jene, die aus Hass so handeln, werden euch in ihrem Herzen bewundern und euch Recht geben, wie sie anderseits diejenigen in ihrem Inneren verurteilen, die offen den S\u252 ?ndern schmeicheln. Was ist also dann zu tun? Willst du, dass wir unser Leben zur Schau stellen, um recht geehrt zu werden? Durchaus nicht; so ist es nicht gemeint. Ich habe ja auch nicht gesagt: Sorget ihr daf\u252 ?r, dass eure guten Werke \u246 ?ffentlich bekannt werden, und ebenso wenig habe ich gesagt: Stellet dieselben zur Schau, sondern: \u8222 ?euer Licht soll leuchten\u8220", das hei\u223 ?t: ihr sollt gro\u223 ?e Tugend besitzen, reichliches Feuer und sehr viel Licht. Wenn n\u228 ?mlich die Tugend so gro\u223 ? ist, dann kann sie auch nicht verborgen bleiben, wenn auch derjenige, der sie besitzt, sie tausendmal verbergen m\u246 ?chte. F\u252 ?hret vor ihnen ein tadelloses Leben, und gebt ihnen keinerlei begr\u252 ?ndeten Anlass zur Klage; dann kann euch niemand in Schatten stellen, wenn auch tausend Kl\u228 ?ger kommen. Auch sagte der Herr mit Recht: das Licht; denn nichts f\u228 ?llt am Menschen so in die Augen als Zeichen der Tugend, wenn er sie auch noch so sehr verbergen will. Ja, als w\u228 ?re er selbst mit dem Lichte der Sonne bekleidet, so strahlt der Tugendhafte noch heller als diese, und sendet seine Lichtstrahlen nicht blo\u223 ? \u252 ?ber die Erde hin, sondern sogar \u252 ?ber den Himmel hinaus. Deshalb spricht der Herr den Aposteln noch mehr Trost zu. Wenn ihr es auch schmerzlich empfindet, sagt er, gel\u228 ?stert zu werden, ihr werdet doch auch viele finden, die euretwegen Gott bewundern werden. F\u252 ?r beides werdet ihr belohnt werden, sowohl daf\u252 ?r, dass durch euch Gott verherrlicht wird, als auch daf\u252 ?r, dass ihr um Gottes willen gel\u228 ?stert werdet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit wir aber dann Schm\u228 ?hungen nicht geradezu suchen, wegen des Lohnes, der darauf gesetzt ist, so hat Christus seine Verhei\u223 ?ung auch nicht so ohne weiteres gegeben, sondern mit zwei Beschr\u228 ?nkungen: n\u228 ?mlich, dass es nicht wahr sei, was man gegen uns sagt, und dann, dass es Gottes wegen geschehe. Au\u223 ?erdem zeigt er, dass nicht blo\u223 ? b\u246 ?se, sondern auch gute Nachreden gro\u223 ?en Nutzen stiftet, weil die Ehre davon auf Gott zur\u252 ?ckf\u228 ?llt; und so weckt er in ihnen die besten Hoffnungen. Die Verleumdungen der B\u246 ?sen, will er sagen, verm\u246 ?gen nicht soviel, dass sie auch den anderen die M\u246 ?glichkeit n\u228 ?hmen, das Licht zu sehen, das in euch ist. Nur wenn ihr schal geworden seid, dann werden sie euch mit F\u252 ?\u223 ?en treten, nicht aber, wenn ihr eure Pflicht tut und daf\u252 ?r verleumdet werdet. In diesem Falle werdet ihr sogar viele finden, die euch bewundern, und nicht blo\u223 ? euch, sondern in euch auch euren{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 himmlischen\par} } Vater. Auch sagte er hier nicht: Gott, sondern: den Vater, und legt damit schon die Grundlage f\u252 ?r den zuk\u252 ?nftigen Adel, der ihnen verliehen werden soll. Um sodann zu zeigen, dass auch ihm gleiche Ehre{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 mit dem Vater\par} } zukommt, hat er oben gesagt: Seid nicht traurig, wenn man B\u246 ?ses gegen euch redet; es gen\u252 ?gt euch, wenn es um meinetwillen geschieht. Hier dagegen nennt er den Vater, und offenbart damit, dass er ihm in allem gleich ist. Nachdem wir also wissen, welcher Lohn des Eifrigen harrt, und welche Gefahr demjenigen droht, der nachl\u228 ?ssig ist{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn viel schlimmer als unsere Verdammnis ist es, dass unseretwegen unser Herr gel\u228 ?stert wird\par} } , so bem\u252 ?hen wir uns, kein \u196 ?rgernis zu geben, weder den Juden noch den Heiden, noch auch der Kirche Gottes. Solange aber unser Leben die Sonne an Reinheit und Glanz \u252 ?bertrifft, solange mag einer schlecht von uns reden; wir brauchen uns \u252 ?ber die b\u246 ?se Rede nicht zu betr\u252 ?ben, sondern nur dann, wenn man uns mit Recht B\u246 ?ses nachsagt. Wenn wir n\u228 ?mlich in S\u252 ?nde leben, so braucht uns niemand erst B\u246 ?ses nachzusagen, wir sind doch schlimmer daran, als alle anderen. Wenn wir uns aber der Tugend beflei\u223 ?en, so mag die ganze Welt uns schm\u228 ?hen, wir werden gerade dann am beneidenswertesten sein, und werden alle an uns ziehen, denen an ihrem Seelenheil gelegen ist. Diese werden sich eben nicht um die Verunglimpfungen der B\u246 ?sen k\u252 ?mmern, sondern lieber auf ein tugendhaftes Leben bedacht sein. Der Beweis aus euren Werken spricht lauter als der lauteste Herold und ein reines Leben gl\u228 ?nzt mehr, als selbst das Licht, auch wenn tausend Verleumder wider euch auftr\u228 ?ten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn wir also alle die obengenannten Tugenden besitzen, wenn wir sanftm\u252 ?tig, dem\u252 ?tig und barmherzig sind, reinen Herzens und friedfertig, wenn wir Schm\u228 ?hreden nicht mit Schm\u228 ?hungen vergelten, sondern uns sogar freuen \u252 ?ber sie, dann werden wir diejenigen, die uns beobachten, nicht weniger an uns ziehen, als Wunderzeichen dies tun k\u246 ?nnten, und alle werden mit Freude zu uns kommen und w\u228 ?re einer auch ein wildes Tier oder ein Teufel oder sonst etwas. Wenn aber auch einige mit Verleumdungen kommen, so verliere deswegen die Fassung nicht, und mache dir nichts daraus, dass sie dich \u246 ?ffentlich schm\u228 ?hen, pr\u252 ?fe nur ihr eigenes Gewissen und du wirst sehen, dass sie dir Beifall spenden und dich bewundern und tausend Dinge zu deinem Lobe aufzuz\u228 ?hlen wissen. Siehe nur, wie Nabuchodonosor die J\u252 ?nglinge im Feuerofen lobt; und doch war er ihr Gegner und Feind. Nachdem er aber gesehen, wie standhaft sie waren, da lobte er sie und spendete ihnen den Siegespreis, und das aus keinem anderen Grunde, als weil sie seinen Befehl missachtet und das Gesetz Gottes befolgt hatten. Wenn n\u228 ?mlich der Teufel sieht, dass er nichts ausrichtet, so zieht er sich zur\u252 ?ck aus Furcht, er k\u246 ?nnte uns sonst noch mehr Lorbeeren einbringen. Sobald er aber fort ist, da mag einer noch so schlecht und verdorben sein, er wird die Tugend erkennen, nachdem die Ursache seiner vorigen Blindheit gehoben ist. Wenn dann aber auch Menschen irren, von Gott erlangst du nur um so mehr Lob und Bewunderung.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 9.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Betr\u252 ?be dich also nicht und verliere den Mut nicht! Auch die Apostel waren ja f\u252 ?r die einen ein \u8222 ?Geruch des Todes\u8220", f\u252 ?r die anderen ein \u8222 ?Geruch des Lebens\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 2,16\par} } . Wenn nur du keinerlei Handhabe bietest, so bist du frei von aller Schuld. Leuchte also durch dein Leben, und k\u252 ?mmere dich nicht um die Reden der B\u246 ?sen. Es gab ja noch niemand, gar niemand, dem die Tugend am Herzen gelegen w\u228 ?re, und der nicht viele Feinde gehabt h\u228 ?tte. Das macht aber dem Tugendhaften gar nichts aus; er wird ob solcher Dinge nur in um so hellerem Lichte ergl\u228 ?nzen. Beherzigen wir dies also, und behalten wir nur eines im Auge, in unserem eigenen Leben recht genau und gewissenhaft zu sein; auf diese Weise werden wir auch jene, die noch in Finsternis sitzen, zu diesem Leben f\u252 ?hren. So gro\u223 ? ist eben die Macht dieses Lichtes, dass es nicht nur hienieden leuchtet, sondern diejenigen, die ihm folgen, auch hin\u252 ?ber ins Jenseits geleitet. Wenn jene n\u228 ?mlich bemerken, wie manche alles Irdische verachten, und sich nur auf die andere Welt vorbereiten, so werden sie unseren Werken mehr als all unseren Reden Glauben schenken. Wer w\u228 ?re doch so t\u246 ?richt, dass er beim Anblick eines Menschen, der eben noch in Schwelgerei und Reichtum lebte, und auf einmal alles verl\u228 ?sst und voll freudiger Hoffnung bereit ist, Hunger und Armut und jegliche Entbehrung zu ertragen, Gefahren, Blutvergie\u223 ?en und Tod zu trotzen und allem, was einem Menschen Schrecken einfl\u246 ?\u223 ?en kann, wer w\u228 ?re so t\u246 ?richt, frage ich, dass er daraus nicht einen klaren Beweis f\u252 ?r das Dasein einer zuk\u252 ?nftigen Welt entn\u228 ?hme? Wenn aber wir selbst uns mit irdischen Dingen abgeben, und allzu sehr in ihnen aufgehen, wie sollen da die Leute glauben, dass wir einer anderen Heimat zustreben? Und womit werden wir uns entschuldigen k\u246 ?nnen. wenn die Furcht Gottes bei uns weniger vermag als menschlicher Ruhm bei den heidnischen Philosophen? Auch von ihnen haben ja einige auf ihr Eigentum verzichtet, und haben den Tod verachtet, um bei den Menschen angesehen zu sein; darum sind aber auch ihre Hoffnungen zunichte geworden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem uns also so gro\u223 ?e Dinge verhei\u223 ?en worden sind, nachdem uns der Weg zu so hoher Lebensweisheit er\u246 ?ffnet worden ist, was k\u246 ?nnen wir da zu unserer Rechtfertigung noch vorbringen, wenn wir nicht einmal soviel zu leisten verm\u246 ?gen, wie jene, und im Gegenteil uns und andere ins Verderben st\u252 ?rzen? Der Heide, der ein Gebot \u252 ?bertritt, schadet nicht soviel, als ein Christ, der das gleiche tut. Das ist ganz nat\u252 ?rlich. Die Religion der Heiden ist eben schlecht, die unsere dagegen steht durch die Gnade Gottes selbst bei den Gottlosen in Achtung und Ansehen. Wenn uns darum die Heiden ganz besonders beschimpfen und ihrer b\u246 ?sen Rede besonderen Nachdruck verleihen wollen, so setzen sie noch Ausdr\u252 ?cke hinzu wie: und der will ein Christ sein; das w\u252 ?rden sie nicht sagen, wenn sie keine hohe Meinung von unserer Lehre h\u228 ?tten. Oder hast du nicht geh\u246 ?rt, welch erhabene Gebote Christus uns gegeben hat? Wie k\u246 ?nntest du also auch nur eines derselben erf\u252 ?llen, wenn du ohne Scham herumgehst, um Wucher zu treiben, Zinsen zu erjagen, Gesch\u228 ?fte zu machen, Herden von Sklaven zu kaufen, Silbergeschirr anzuschaffen, G\u252 ?ter und H\u228 ?user mit tausenderlei Zubeh\u246 ?r zu erwerben? Und w\u228 ?re das nur alles! Wenn du aber neben all diesen \u252 ?berfl\u252 ?ssigen Sorgen auch noch Unrecht tust, deines Nachbarn Grundst\u252 ?cke verk\u252 ?rzest, anderen ihre H\u228 ?user nimmst, die Zahl der Armen vermehrst, ihren Hunger steigerst, wie solltest du da in diese Vorhalle des Himmels eintreten k\u246 ?nnen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Doch, du gibst auch zuweilen den Armen ein Almosen. Das wei\u223 ? ich schon. Indes liegt auch darin wieder viel Fehlerhaftes. Denn du tust dies entweder aus Stolz, oder von den Leuten gesehen zu werden, so dass dir nicht einmal deine guten Werke Nutzen bringen. Was g\u228 ?be es aber Schrecklicheres, als selbst im Hafen noch Schiffbruch zu leiden? Um dich also davor zu bewahren, suche f\u252 ?r deine guten Werke nicht von mir Lob zu ernten, damit du daf\u252 ?r Gott zum Schuldner habest. Er sagt ja: \u8222 ?Leihet euer Geld denen, von denen ihr nicht hoffet, es wieder zu bekommen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 6,35\par} } . Du hast also einen Schuldner? Warum l\u228 ?ssest du ihn dann stehen und forderst die Schuld von mir, der ich ein armer, elender Mensch bin? Oder wird etwa dein Schuldner unwillig, wenn du die Schuld von ihm forderst? Ist er vielleicht arm? Oder weigert er sich, seine Schuld zu bezahlen? Siehst du denn seine unerme\u223 ?lichen Sch\u228 ?tze nicht? Bemerkst du nicht, wie unendlich freigebig er ist? An ihn also halte dich, von ihm fordere die Schuld zur\u252 ?ck; er freut sich ja nur an solcher Forderung. Wenn er dagegen sieht, dass du von einem anderen forderst, was er selbst dir schuldet, so wird er das als Beleidigung aufnehmen, und dir \u252 ?berhaupt nichts mehr zur\u252 ?ckgeben, sondern dir sogar Vorw\u252 ?rfe machen, und zwar mit Recht. Wann, wird er sagen, hast du mich jemals undankbar gefunden? Wo hast du mich arm gesehen, so dass du mich \u252 ?bergehen und dich an andere wenden m\u252 ?sstest? Dem einen hast du dein Geld geborgt, und von einem anderen forderst du es zur\u252 ?ck? Wenn auch ein Mensch es erhalten hat, es war doch Gott, der es geben hie\u223 ?; und er selbst will in erster Linie Schuldner und B\u252 ?rge sein und bietet dir tausend Gelegenheiten, alles von ihm zur\u252 ?ckzuverlangen. Missachte also nicht ein so gro\u223 ?es Entgegenkommen und eine so g\u252 ?nstige Gelegenheit, und suche nichts bei mir, der ich selbst nichts habe. Oder weshalb streichst du dich bei mir heraus, wenn du einmal einem Armen ein Almosen gibst? Hab etwa ich dir befohlen, zu geben? Hab etwa ich es dich gehei\u223 ?en, dass du es von mir zur\u252 ?ckverlangst? Nein. Gott selbst hat gesagt: \u8222 ?Wer sich des Armen erbarmt, leiht Gott aus\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Spr 19,17\par} } . Gott hast du geborgt, auf ihn schreibe die Schuld. Doch gibt er dir nicht jetzt schon alles zur\u252 ?ck. Und auch das tut er nur um deinetwillen. Solch ein Schuldner ist eben Gott. Bei ihm ist es nicht wie bei den meisten Menschen, die einfach das Geliehene sobald als m\u246 ?glich zur\u252 ?ckzugeben suchen; er trachtet auch auf jede Weise, das, was er bekommen, an einem sicheren Orte zu hinterlegen. Deshalb gibt er einen Teil in diesem Leben zur\u252 ?ck, den andern spart er f\u252 ?rs Jenseits auf.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 10.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem wir also dies jetzt wissen, wollen wir die Barmherzigkeit recht hoch sch\u228 ?tzen und viel N\u228 ?chstenliebe zeigen, durch Almosen und werkt\u228 ?tige Hilfe. Wenn wir also auf offener Stra\u223 ?e jemand treffen, der recht elend und vom Ungl\u252 ?ck heingesucht ist, und wir ihm Geld geben k\u246 ?nnen, so tun wir es; k\u246 ?nnen wir ihn durch Worte tr\u246 ?sten, lassen wir es uns nicht verdrie\u223 ?en. Auch ein einfaches Wort findet seinen Lohn, ja schon das blo\u223 ?e Mitgef\u252 ?hl. Das best\u228 ?tigt uns der selige Job mit den Worten: \u8222 ?Ich aber weinte \u252 ?ber jeden Ungl\u252 ?cklichen, ich seufzte, wenn ich jemand in Not sah\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ijob 30,25\par} } . Wenn man aber schon f\u252 ?r Tr\u228 ?nen und Seufzer belohnt wird, so bedenke, wie gro\u223 ? erst der Lohn sein wird, wenn du dazu auch noch Trost spendest und dich auf andere vielf\u228 ?ltige Weise um einen Ungl\u252 ?cklichen bem\u252 ?hst! Waren ja doch auch wir Feinde Gottes! Und dennoch hat der Eingeborene uns erl\u246 ?st, indem er sich selbst zum Mittler hergab, an unserer Stelle die Strafe auf sich nahm, f\u252 ?r uns den Tod erlitt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beeilen also auch wir uns, die Gefallenen von ihrem tausendfachen Unheil zu befreien, und machen wir es nicht wie bisher, dass wir z.B. beim Anblick von solchen, sie sich gegenseitig in den Haaren liegen und zerzausen, hinstehen, uns freuen \u252 ?ber fremde Schmach und diesem Teufelsschauspiel zusehen. Oder was g\u228 ?be es Gef\u252 ?hlloseres als das? Siehst du nicht, wie sie einander b\u246 ?se Reden zuwerfen, zu T\u228 ?tlichkeiten \u252 ?bergehen, sich die Kleider zerrei\u223 ?en, einander Faustschl\u228 ?ge ins Gesicht geben, und du bringst es \u252 ?ber dich, ruhig daneben zu stehen? Ist es denn ein B\u228 ?r, der also k\u228 ?mpft? ist es ein wildes Tier? ist es eine Schlange? Nein, ein Mensch, der in allem dir gleich ist, ein Bruder, ein Glied deines Geschlechts! Darum schau ihnen nicht zu, sondern bringe sie auseinander! Freue dich nicht \u252 ?ber sie, sondern weise sie zurecht! Verleite nicht auch noch andere zu solcher Schmach, sondern hindere und trenne vielmehr die Streitenden. Nur diejenigen, die kein Schamgef\u252 ?hl besitzen, die gemeinen Charakters sind, die zum Abschaum der Menschen geh\u246 ?ren und unvern\u252 ?nftig geworden sind wie Tiere, die m\u246 ?gen sich an solchen Vorkommnissen freuen. Du siehst, wie ein Mensch sich schimpflich benimmt, und denkst nicht daran, dass du ebenso handelst? Du trittst nicht dazwischen und trennst nicht die Streiter des Teufels, machst der menschlichen Schmach kein Ende? Ja, sagst du, damit ich selber auch noch Schl\u228 ?ge bekomme! Oder willst du mir wirklich so etwas befehlen? Nein, es wird dir durchaus nichts geschehen! Und selbst wenn dir das passierte, du w\u252 ?rdest dadurch nur zum M\u228 ?rtyrer werden, weil du um Gottes willen zu leiden hattest. Wenn du aber Furcht hast, dich Schl\u228 ?gen auszusetzen, so bedenke, dass dein Herr kein Bedenken trug, um deinetwillen das Kreuz auf sich zu nehmen. Jene sind wie berauscht und umnebelt, da sie ganz vom Zorne beherrscht und geleitet werden, und eben deshalb brauchen sie jemand, der selbst vern\u252 ?nftig ist, und ihnen hilft, und zwar braucht dies der Beleidiger so gut wie der Beleidigte; der eine, damit er aus seiner \u252 ?blen Lage befreit werde, der andere, damit er von seinen Misshandlungen abstehe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gehe also hinzu und reiche ihm die Hand, du, der N\u252 ?chterne dem Betrunkenen. Es gibt n\u228 ?mlich auch einen Zornesrausch, und der ist noch schlimmer, als Trunkenheit durch Weingenuss. Siehst du nicht, wie die Seeleute es machen, wenn sie jemand Schiffbruch leiden sehen? Sie spannen die Segel aus und kommen in aller Eile herbei, um ihre Kollegen den Wogen zu entrei\u223 ?en. Wenn aber Berufsgenossen schon solche Hilfsbereitschaft zeigen, so geziemt es sich um so mehr, dass auch diejenigen das alles tun, die von Natur schon Br\u252 ?der sind. Auch in unserem Fall stehen wir ja vor einem Schiffbruche, der noch schlimmer ist als der andere. Denn entweder l\u228 ?stert da der Misshandelte, und verliert so die ganze Gelegenheit zum Verdienst; oder er flucht in seinem Zorn und st\u252 ?rzt so ebenfalls in die H\u246 ?lle; oder er verwundet, ja t\u246 ?tet seinen Gegner, und auch dann nimmt er das gleiche Ende. Geh also und mache dem Unheil ein Ende, rette diejenigen, die schon versinken, geh hinaus in die st\u252 ?rmende See, mach dem teuflischen Schauspiel ein Ende, nimm jeden von beiden zur Seite, ermahne sie, ihren brennenden Zorn zu b\u228 ?ndigen, und die st\u252 ?rmischen Wogen zu bes\u228 ?nftigen. Wenn aber dann die Flamme nur um so h\u246 ?her emporschl\u228 ?gt und der Feuerbrand um so st\u228 ?rker wird, so f\u252 ?rchte dich nicht. Da sind viele, die dir helfen und mit Hand anlegen, wenn du nur den Anfang machst, und vor allen anderen hilft dir der Her, der Gott des Friedens. Und wenn du zuerst den Feuerbrand zu l\u246 ?schen beginnst, dann werden dir viele beistehen, und du wirst den Lohn f\u252 ?r das Gute erhalten, das sie tun. H\u246 ?re, wie Gott die Juden ermahnte, die nur an Irdisches dachten: \u8222 ?Wenn du\u8220", sagte er, \u8222 ?die Zugtiere deines Feindes fallen siehst, so gehe nicht vorbei, sondern hilf ihnen auf\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 23,5\par} } . Und doch, viel leichter, als ein gefallenes Paar Zugtiere wieder aufzurichten, ist es, streitende Menschen zu beruhigen und auseinander zu bringen. Wenn man aber schon dem Esel seines Feindes wieder aufhelfen muss, dann um so mehr der Seele eines Freundes, zumal wenn sie einen noch viel schlimmeren Fall getan. Die Seelen fallen ja nicht in den Stra\u223 ?enkot, sondern ins h\u246 ?llische Feuer, weil sie die Last des Zorns nicht zu tragen verm\u246 ?gen. Und du gehst herzlos und ohne Erbarmen vor\u252 ?ber an deinem Bruder, der unter der Last zusammengebrochen ist, w\u228 ?hrend schon der Teufel daneben steht und den Feuerbrand herrichtet! So etwas darf man ungestraft nicht einmal dann tun, wenn es sich nur um ein Tier handelt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 11.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Als der Samaritan einen unbekannten Verwundeten sah, der ihn weiter gar nichts anging, da ging er zu ihm hin, lud ihn auf sei Lasttier, f\u252 ?hrte ihn in die Herberge, berief den Arzt, und bezahlte die eine H\u228 ?lfte bar, die andere versprach er ihm f\u252 ?r sp\u228 ?ter. Du hingegen siehst einen Menschen, der nicht unter R\u228 ?uber, sondern unter eine Rotte von D\u228 ?monen gefallen und gefangen ist, und dies nicht in der Einsamkeit, sondern mitten auf offenem Markt, und du willst kein Geld opfern, kein Lasttier mieten und es einen weiten Weg machen lassen, nein, du hast nur Worte feil, z\u246 ?gerst und besinnst dich, und gehst vorbei ohne Mitleid und Erbarmen! Wie kannst du erwarten, dass der Gott des Guten dir einmal gn\u228 ?dig sein werde? Aber auch an euch will ich mich wenden, die ihr vor aller Augen euch so unw\u252 ?rdig benehmet, und besonders an den Urheber der Beleidigung und des Unrechts. Sage mir, du bringst Wunden bei, schl\u228 ?gst aus und bei\u223 ?est? Bist du denn ein w\u252 ?tender Eber geworden oder ein wilder Esel? Und du sch\u228 ?mst dich nicht einmal, wirst nicht rot dar\u252 ?ber, dass du wie ein wildes Tier geworden bist, und deine eigene Menschenw\u252 ?rde preisgegeben hast? Wenn du auch arm bist, du bist doch wenigstens frei; wenn du auch ein Handwerker bist, du bist doch ein Christ. Gerade deshalb musst du dich also beherrschen, weil du arm bist; denn nur die Reichen pflegen miteinander im Streite zu liegen, nicht die Armen, und zwar die Reichen deshalb, weil sie mehr Anl\u228 ?sse zu Feindschaften haben. Nachdem dir also die Annehmlichkeiten des Reichtums versagt sind, willst du da trotzdem seine Nachteile auf dich nehmen, als da sind: Feindschaften, Eifersucht und Streit? Und dazu w\u252 ?rgst du uns bedrohst deinen Bruder, und wirfst ihn \u246 ?ffentlich vor aller Augen zu Boden? Und du denkst gar nicht daran, dass dein Benehmen noch viel unw\u252 ?rdiger ist, weil du dich unvern\u252 ?nftigen Tieren gleichstellst, ja dass du schlimmer geworden bist als sie? Sie haben ja alles gemeinsam, bilden zusammen Herden, und leben miteinander. Wir hingegen haben nichts Gemeinsames. Bei uns geht alles darunter und dar\u252 ?ber, gibt es Streitigkeiten, Eifersucht, Beschimpfungen, Feindschaften, Schm\u228 ?hreden. Wir respektieren weder den Himmel, zu dem wir alle gemeinsam berufen sind, noch die Erde, die uns zum gemeinsamen Anteil geworden, ja nicht einmal unsere eigene Natur! Zorn und Habsucht zerst\u246 ?ren und richten alles zugrunde.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Erinnerst du dich nicht an jenen Knecht, der tausend Talente schuldete, und, nachdem diese ihm nachgelassen worden waren, hinging und wegen hundert Denaren seinen Mitknecht w\u252 ?rgte? Wei\u223 ?t du nicht, wie schlimm es ihm daf\u252 ?r erging, und wie er ewiger Strafe \u252 ?berantwortet wurde? F\u252 ?rchtest du dich nicht vor diesem Beispiel? Hast du nicht Angst, es k\u246 ?nnte auch dir das gleiche widerfahren? Auch wir haben ja bei unserem Herrn viele und schwere Schulden. Und doch \u252 ?bt er Geduld und Langmut; er f\u228 ?llt nicht \u252 ?ber uns her, wie wir \u252 ?ber unsere Mitmenschen, er qu\u228 ?lt uns nicht und w\u252 ?rgt uns nicht. Und doch, h\u228 ?tte er auch nur den geringsten Teil unserer Schulden von uns zur\u252 ?ck verlangen wollen, wir w\u228 ?ren l\u228 ?ngst verloren gewesen. Das wollen wir also beherzigen, Geliebte, wollen uns dem\u252 ?tigen, und gegen unsere Schuldner Nachsicht \u252 ?ben. Denn wenn wir einsichtig sind, dann werden wir um ihretwillen die gr\u246 ?\u223 ?te Nachsicht erlangen und f\u252 ?r eine geringe Gabe gro\u223 ?en Lohn erhalten. Was verlangst du also gewaltt\u228 ?tig die Schuld zur\u252 ?ck, w\u228 ?hrend du sie ihm doch nachlassen solltest, selbst wenn er sie zur\u252 ?ckbezahlen wollte? Denn dann w\u252 ?rdest du alles von Gott erhalten? Statt dessen setzest du alles in Bewegung, brauchst Gewalt und erregst Streit, damit du ja nichts von deinem Eigentum verlierest. W\u228 ?hrend du aber deinen N\u228 ?chsten zu bedrohen glaubst, z\u252 ?ckst du nur das Schwert gegen dich selbst, und vermehrst die Strafe, die deiner in der H\u246 ?lle wartet. Wenn du hingegen in diesem Leben auch nur ein wenig einsichtig bist, so bereitest du dir selber damit ein mildes Gericht. Gerade deshalb wollte ja Gott, dass wir mit solcher Hochherzigkeit den Anfang machen, damit er so Veranlassung habe, uns nur um so mehr zur\u252 ?ckzuerstatten. So viele Geld und S\u252 ?ndenschuldner du also auch hast, wenn du allen Freiheit und Verzeihung gew\u228 ?hrst, so verlange von Gott Ersatz f\u252 ?r solche Seelengr\u246 ?\u223 ?e. Solange n\u228 ?mlich jene deine Schuldner sind, wirst du Gott nicht zu deinem Schuldner haben; wenn du sie aber freil\u228 ?ssest, so wirst du Gott daf\u252 ?r gewinnen und von seiner gro\u223 ?en Freigebigkeit den Lohn f\u252 ?r deine gro\u223 ?e Fr\u246 ?mmigkeit erbitten k\u246 ?nnen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn ein Mensch an dir vorbeiginge und s\u228 ?he, wie du deinen Schuldner gefangen h\u228 ?ltst, und dir dann sagte, du solltest ihn freigeben, weil er die ganze Schuld auf sich nehmen wolle, so w\u252 ?rde er sich, wenn du den anderen wirklich freigelassen, schwerlich undankbar gegen dich zeigen wollen, da er ja alles auf sich genommen hatte. Wie sollte da Gott nicht viel mehr, ja tausendf\u228 ?ltigen Ersatz bieten, wenn wir auf sein Gebot hin unsere Schuldner von jeder weiteren Verpflichtung frei entlassen und weder wenig noch viel von ihnen zur\u252 ?ckfordern? Sehen wir also nicht auf die vor\u252 ?bergehende Annehmlichkeit, die wir empfinden, wenn wir Schulden zur\u252 ?ckfordern; blicken wir vielmehr auf die Strafe, die wir darob im anderen Leben zu gew\u228 ?rtigen haben, wenn wir selbst unsere ewigen Interessen sch\u228 ?digen. Erheben wir uns also \u252 ?ber alle Bedenken, schenken wir unseren Schuldnern ihr Geld und ihre Beleidigungen, damit wir uns selber die Rechenschaft erleichtern. Und was wir mit anderen Tugenden nicht zu erreichen vermochten, das wollen wir erringen, indem wir unserem N\u228 ?chsten verzeihen, und so der ewigen G\u252 ?ter teilhaft werden, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der die Ehre und die Macht besitzt, jetzt und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Sechzehnte Homilie. Kap V. V.17-26.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V. 17: Glaubet nicht, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzuheben.\u8222 ?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wer hat sich denn so etwas eingebildet oder wer hat einen diesbez\u252 ?glichen Einwand gemacht, dass der Herr sich dagegen wendet? Aus dem, was er bisher gesagt hatte, konnte doch unm\u246 ?glich ein solcher Gedanke sich nahelegen; denn wenn er uns befahl, sanftm\u252 ?tig zu sein, friedfertig und barmherzig, ein reines Herz zu besitzen und f\u252 ?r die Gerechtigkeit zu streiten, so weist dies alles in keiner Weise auf eine derartige Absicht hin, sondern auf das gerade Gegenteil. Warum hat er also denn so geredet? Nicht ohne guten Grund. Er stand eben im Begriffe, ein h\u246 ?heres Gesetz zu geben, als es die alten Vorschriften waren. Er sagte: \u8220"Ihr habt geh\u246 ?rt, dass euren Vorfahren gesagt wurde: Du sollst nicht t\u246 ?ten; ich aber sage euch: Ihr sollt auch nicht einmal z\u252 ?rnen\u8222 ?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,2122\par} } ; damit wollte er einer g\u246 ?ttlichen, himmlischen Lebensnorm den Weg bahnen. Damit aber das Neue an der Sache in den Seelen seiner Zuh\u246 ?rer keine Verwirrung hervorrufe und sie zu zweifeln \u252 ?ber seine Worte veranlasse, so kommt er ihnen gleich durch seine Richtigstellung zuvor. Denn wenn auch die Juden das Gesetz nicht beobachteten, so hielten sie dennoch gro\u223 ?e St\u252 ?cke darauf, und w\u228 ?hrend sie es in der Praxis jeden Tag \u252 ?bertraten., so wollten sie gleichwohl am Buchstaben des Gesetzes nicht r\u252 ?tteln und keinen einzigen hinzuf\u252 ?gen; oder vielmehr sie lie\u223 ?en ihre Hohepriester etwas hinzuf\u252 ?gen, aber nicht zum Besseren, sondern zum Schlechteren. So haben sie z.B. die den Eltern schuldige Ehre durch ihre eigenen Zus\u228 ?tze zunichte gemacht; auch eine Reihe anderer Gebote haben sie durch solche unangebrachte Zutaten aufgehoben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Christus hingegen war nicht Mitglied der Priesterkaste, und was er einf\u252 ?hren wollte, war allerdings ein Zusatz, aber ein solcher, der die Tugend nicht einschr\u228 ?nkte, sondern ausdehnte. Da er aber voraus wusste, dass beides sie in Verwirrung bringen werde, so widerlegte er ihre geheimen Gedanken, noch bevor seine wunderbaren Vorschriften niedergeschrieben wurden. Was war es also, das sich in ihre Gedanken eingeschlichen und sie gegen den Herrn einnahmen? Sie glaubten, er wolle mit solchen Reden die Gesetzesvorschriften des Alten Bundes aufheben. Diesem Argwohn also begegnete der Herr und zwar nicht blo\u223 ? hier, sondern auch ein zweites Mal an anderer Stelle. Da sie ihn n\u228 ?mlich deshalb f\u252 ?r einen gottlosen Menschen hielten, weil er den Sabbat nicht halte, so heilte er sie von solchem Argwohn und verteidigte sich auch dagegen; das eine Mal, so wie es seiner W\u252 ?rde entsprach, wie z.B. wenn er sagte: \u8220"Mein Vater wirkt und auch ich wirke\u8222 ?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 5,17\par} } ; ein andermal in ganz schlichten, einfachen Worten, z.B. da, wo er von dem Schafe spricht, das sich am Sabbat verirrt hatte, und wo er zeigte dass zu dessen Rettung das Gesetz \u252 ?bertreten wurde, ja die Juden daran erinnert, dass das gleiche auch durch die Vornahme einer Beschneidung geschehe{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 12,1112\par} } . Deshalb spricht er auch oft so dem\u252 ?tig um den Schein zu vermeiden, als sei er ein Widersacher Gottes. Deshalb betete er auch, bevor er den Lazarus aus dem Grabe rief{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 11,41\par} } ,obwohl er fr\u252 ?her unz\u228 ?hlige Tote mit einem einzigen Worte auferweckt hatte. Damit er aber deswegen nicht geringer erscheine als sein Vater, so wollte er alsbald einen solchen Argwohn richtig stellen und f\u252 ?gte hinzu: \u8220"So habe ich gesprochen wegen des umstehenden Volkes, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 42\par} } . Er gibt sich weder den Anschein, als ob er alles aus eigener Kraft wirke, weil er ihrem schwachen Glauben zu Hilfe kommen wollte, noch schickte er jedesmal ein Gebet voraus, damit er den sp\u228 ?teren Generationen keine Handhabe zu falschem Argwohn biete, als bes\u228 ?\u223 ?e er selber keine Kraft und Macht; vielmehr wechselte er mit beiden ab. Aber auch das tut er nicht ohne Grund, sondern mit Absicht und mit der ihm eigenen Weisheit. Die gr\u246 ?\u223 ?eren wirkt er n\u228 ?mlich aus eigener Macht; bei den kleineren blickt er vorher zum Himmel empor. Wenn er S\u252 ?nden nachl\u228 ?sst und Verborgenes offenbart, wenn er das Paradies \u246 ?ffnet und die D\u228 ?monen vertreibt, Auss\u228 ?tzige reinigt, dem Tode Z\u252 ?gel anlegt und zahllose Tote auferweckt, da wirkt er alles durch einen Befehl. Als er aber, was viel weniger ist als dies, aus wenigen Broten viele machte, da schaute er zum Himmel empor und zeigte damit, dass er dies nicht aus Ohnmacht tue. Wer n\u228 ?mlich das Gr\u246 ?\u223 ?ere aus eigener Kraft vermag, wie h\u228 ?tte der bei geringeren Dingen das Gebet n\u246 ?tig? Indes, wie ich schon gesagt habe, er tut dies, um dem b\u246 ?sen Willen der Juden entgegenzutreten. Das gleiche setze also auch bei seinen Worten voraus, wenn du ihn dem\u252 ?tig und unterw\u252 ?rfig reden h\u246 ?rst. Denn auch f\u252 ?r solche Reden und Handlungen hatte er gar mancherlei Beweggr\u252 ?nde; wie z.B. damit niemand glaube, er stehe Gott ferne, damit er alle belehren{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 heilen\par} } und auf die rechte Bahn f\u252 ?hren k\u246 ?nnte, um ihnen das Beispiel der Demut zu geben, um ihnen zu zeigen, dass er Fleisch angenommen, dass die Juden nicht alles auf einmal zu erfahren imstande seien, um sie zu belehren, niemals gro\u223 ? von sich selber zu reden. Deshalb hat er so oft dem\u252 ?tig von sich selbst geredet und \u252 ?berlie\u223 ? es den anderen, seine Gro\u223 ?taten zu predigen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr selbst sagt ja im Gespr\u228 ?ch mit den Juden: \u8222 ?Bevor Abraham ward, bin ich\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 8,58\par} } .Sein J\u252 ?nger hingegen schrieb anders: \u8222 ?Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 1,1\par} } . Dass er sodann den Himmel, die Erde und das Meer geschaffen, sowie alles Sichtbare und Unsichtbare, das hat er selber nirgends ausdr\u252 ?cklich gesagt. Der J\u252 ?nger dagegen hat sich mit gro\u223 ?er Deutlichkeit ausgesprochen, hat nichts verschwiegen, hat ein,zwei,ja oftmal eben dies betont und geschrieben: \u8222 ?Alles ist durch ihn geworden und ohne ihn ward auch nicht ein Ding\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 3\par} } .Desgleichen: \u8222 ?Er war in der Welt, und die Welt ist durch ihn geworden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 4\par} } . Was wunderst du dich \u252 ?brigens, wenn andere gr\u246 ?\u223 ?ere Dinge von ihm aussagten als er selbst, da er ja so vieles durch Taten erwiesen, was er in seiner Absicht nicht mit Worten ausgesprochen hat? Dass er selbst die Menschen erschaffen, hat er ganz klar auch an dem Blinden gezeigt. Als er dagegen \u252 ?ber den Ursprung der Menschen sprach, sagte er nicht: Ich habe sie geschaffen, sondern \u8222 ?der sie geschaffen schuf sie als Mann und Weib\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19,4: Gen 1,27\par} } . Dass er sodann die Welt erschaffen und was in ihr ist, hat er durch die Fische erwiesen, den Wein, die Brote, die Windstille auf dem Meere, die Sonne, die er am Kreuze sich verfinstern lie\u223 ?, und durch anderes mehr. Mit Worten hat er dies aber nirgends deutlich gesagt; dagegen betonen es die J\u252 ?nger unabl\u228 ?ssig, Johannes sowohl wie Paulus und Petrus. Wenn also sie, die Tag und Nacht seine Gespr\u228 ?che h\u246 ?rten und Zeugen seiner Wundertaten waren, denen der Herr vieles besonders offenbarte und so gro\u223 ?e Macht verlieh, dass sie sogar Tote auferweckten, die er auf solche Tugendh\u246 ?he gebracht hatte, dass sie um seinetwillen alles verlie\u223 ?en, wenn sie, sage ich, trotz so gro\u223 ?er Tugend und Weisheit nicht imstande waren, vor der Herabkunft des Heiligen Geistes alles zu fassen, wie h\u228 ?tte das j\u252 ?dische Volk, ohne Einsicht, so gro\u223 ?er Tugend bar, nur zuf\u228 ?llig bisweilen Zeuge seiner Taten und Reden, wie h\u228 ?tte ihn dieses Volk nicht f\u252 ?r verschieden halten sollen von dem Gotte des Weltalls, wenn der Herr nicht in allem soviel R\u252 ?cksicht auf dasselbe genommen h\u228 ?tte? Aus diesem Grunde also hat er, auch als er den Sabbat aufheben wollte, nicht vorher ein entsprechendes Gesetz eingef\u252 ?hrt, sondern brachte verschiedenartige und zahlreiche Entschuldigungsgr\u252 ?nde vor. Wenn er aber schon da, wo er nur ein Gebet aufheben wollte, solche Vorsicht in seinen Reden zeigt, um ja seine Zuh\u246 ?rer nicht zu verletzen. so musste er um so mehr dann, als er dem gesamten Gesetz eine vollst\u228 ?ndig neue Gesetzgebung gegen\u252 ?berstellen wollte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 d.h. seine Art der Gesetzeserf\u252 ?llung stellte er der j\u252 ?dischen Art der Gesetzeserf\u252 ?llung gegen\u252 ?ber\par} } , gro\u223 ?e Vorsicht und Schonung gebrauchen, um seine damaligen Zuh\u246 ?rer nicht in Verwirrung zu bringen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das ist also der Grund, weshalb er auch \u252 ?ber seine Gottheit sich nicht \u252 ?berall deutlich zu \u228 ?u\u223 ?ern scheint. Wenn schon die Moralvorschriften, die er hinzuf\u252 ?gte, die Juden so verwirrten, so w\u228 ?re dies eben noch viel mehr geschehen, wenn er sich selbst als Gott bekannt h\u228 ?tte. Deshalb sagt er vieles, was seine eigene W\u252 ?rde nicht erkennen lie\u223 ?.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 In unserem Falle wollte er also zur Verk\u252 ?ndigung seines neuen Gesetzes schreiten; deshalb geht er mit gro\u223 ?er Umsicht zu Werke. So hat er nicht blo\u223 ? einmal betont, dass er das Gesetz nicht aufhebe, sondern hat dasselbe auch ein zweites Mal wiederholt, und noch etwas hinzugef\u252 ?gt, was viel mehr war; zu den Worten: \u8222 ?Glaubet nicht, dass ich gekommen bin,{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das Gesetz\par} } aufzuheben\u8220" setzt er hinzu: \u8222 ?Ich bin nicht gekommen, es aufzuheben, sondern es zu erf\u252 ?llen.\u8220" Damit bringt er nicht nur die widerspenstigen Juden zum Schweigen, sondern stopft auch den H\u228 ?retikern den Mund, die da behaupten, das Alte Testament stamme vom Teufel her{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 so besonders die Manich\u228 ?er\par} } . Wenn n\u228 ?mlich Christus gekommen war, um die Tyrannei des Teufels zu brechen, wie konnte er dann das Alte Testament nicht blo\u223 ? nicht aufheben, sondern sogar erf\u252 ?llen? Er sagte ja nicht blo\u223 ?: Ich hebe es nicht auf, obwohl dies gen\u252 ?gt h\u228 ?tte, sondern: Ich erf\u252 ?lle es sogar. So konnte keiner reden, der es verwarf, sondern nur einer, der es sogar durchaus billigte. Indes, fragst du, wie sollte er es nicht aufgehoben haben, und wie sollte er es sogar erf\u252 ?llt haben, sei es das Gesetz oder die Propheten? Die Propheten hat er erf\u252 ?llt, indem er alles, was sie \u252 ?ber ihn gesagt hatten, durch seine Taten best\u228 ?tigte. Deshalb sagte der Evangelist auch jedesmal: \u8222 ?Damit erf\u252 ?llt w\u252 ?rde das Wort des Propheten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,17; Joh 19,28\par} } . So z.B., als der Herr geboren ward, als die Kinder ihren herrlichen Lobhymnus auf ihn sangen, da er auf der Eselin ritt und bei vielen anderen Gelegenheiten hat er gerade das entsprechende Prophetenwort erf\u252 ?llt. Das alles w\u228 ?re aber unerf\u252 ?llt geblieben, wenn er nicht erschienen w\u228 ?re.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das Gesetz hat sodann der Herr nicht nur auf eine, sondern auf zweiund dreifache Weise erf\u252 ?llt. Einmal dadurch, dass er keinen einzigen Punkt des Gesetzes \u252 ?bertrat. Dass er es n\u228 ?mlich in allem erf\u252 ?llt, kannst du aus den Worten entnehmen, die er zu Johannes sprach: \u8222 ?So geziemt es uns, jegliche Gerechtigkeit zu erf\u252 ?llen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 3,15\par} } . Und zu den Juden sagte er: \u8222 ?Wer von euch kann mir eine S\u252 ?nde vorwerfen?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 8,46\par} } . Ebenso zu den J\u252 ?ngern: \u8222 ?Es kommt der F\u252 ?rst dieser Welt, aber in mir findet er nichts\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 14,30\par} } . Auch der Prophet hat l\u228 ?ngst vorhergesagt, er habe keine S\u252 ?nde begangen. Das war also die erste Art, wie der Herr das Gesetz erf\u252 ?llte. Die zweite aber ist die, dass er es auch durch uns erf\u252 ?llen l\u228 ?sst. Das ist ja das Wunderbare an der Sache, dass er nicht nur selbst das Gesetz erf\u252 ?llt, sondern es auch f\u252 ?r uns erf\u252 ?llte. Das offenbart uns auch der hl. Paulus mit den Worten: \u8222 ?Der Zweck des Gesetzes ist Christus, zur Rechtfertigung f\u252 ?r jeden, der an ihn glaubt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 10,4\par} } . Und von der S\u252 ?nde sagt er, der Herr \u8222 ?habe sie im Fleische gerichtet, damit die Rechtfertigung durch das Gesetz{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in Christus\par} } in uns erf\u252 ?llt w\u252 ?rde, wenn wir nicht nach dem Fleische leben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 8,4\par} } ; und ein anderes Mal sagt er: \u8222 ?Heben wir also das Gesetz durch den Glauben auf? Durchaus nicht! Im Gegenteil, wir best\u228 ?tigen das Gesetz\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 3,31\par} } . Der Zweck des Gesetzes war n\u228 ?mlich, den Menschen gerecht zu machen. Doch fehlte es ihm an der Kraft dazu. Da kam Christus selbst, f\u252 ?hrte die neue Art der Rechtfertigung durch den Glauben ein, und erf\u252 ?llte so den Zweck des Gesetzes. Was dieses durch die blo\u223 ?e Vorschrift nicht vermochte, das hat er durch den Glauben bewirkt. Darum sagt er: \u8222 ?Ich bin nicht gekommen, das Gesetz aufzuheben.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wer aber genau zusehen will, wird noch eine dritte Art finden, wie er das Gesetz erf\u252 ?llte. Und welches w\u228 ?re diese? Die Art und Weise, wie er sein neues Gesetz gab, das er eben zu verk\u252 ?nden im Begriffe stand. Durch seine Worte hat er n\u228 ?mlich das Fr\u252 ?here nicht aufgehoben, sondern nur best\u228 ?tigt und erf\u252 ?llt. Das Verbot, eine Feindschaft zu haben, hebt ja das Verbot, einen Mord zu begehen, nicht auf, sondern erf\u252 ?llt es nur und bekr\u228 ?ftigt es noch weit mehr. Ebenso verh\u228 ?lt es sich mit allem anderen. W\u228 ?hrend also der Herr die erste Grundlage hierzu hatte legen k\u246 ?nnen, ohne Verdacht zu erregen, gebraucht er solche Vorsichtsma\u223 ?regeln, sobald er anfing, durch die Nebeneinanderstellung des alten und des neuen Gesetzes in den ausgesprochenen Verdacht der Gegnerschaft zu jenem zu kommen. In verborgener Weise hatte er ja in seinen Reden das gleiche schon fr\u252 ?her festgelegt. Denn das: \u8222 ?Selig sind die Sanftm\u252 ?tigen\u8220" ist doch dasselbe wie:\u8222 ?Du sollst nicht z\u252 ?rnen\u8220"; das \u8222 ?Selig sind diejenigen, die ein reines Herz haben\u8220" ist gleichbedeutend wie: \u8222 ?Du sollst keine begehrlichen Blicke werfen nach einem Weibe\u8220"; keine irdischen Sch\u228 ?tze anh\u228 ?ufen stimmt zu dem: \u8222 ?Selig sind die Barmherzigen\u8220"; trauern, verfolgt und geschm\u228 ?ht werden ist dasselbe wie \u8222 ?durch das enge Tor eintreten\u8220"; Hunger und Durst leiden nach Gerechtigkeit nichts anderes, als was er nachher sagte: \u8222 ?Was immer ihr wollet, dass euch die Menschen tun, das tuet auch ihr ihnen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 7,12\par} } . Auch da er den Friedfertigen preist, sagt er wieder so ziemlich dasselbe, wie da er befiehlt, die Opfergabe stehen zu lassen, sich schleunigst mit dem Beleidigten auszus\u246 ?hnen und dem Gegner wohlwollend gesinnt zu sein. Nur hat er dort den Lohn festgesetzt f\u252 ?r die Folgsamen, hier die Strafe f\u252 ?r die Zuwiderhandelnden. Darum sagte er auch dort, die Sanftm\u252 ?tigen w\u252 ?rden die Erde besitzen; hier dagegen: Wer seinen Bruder einen Toren schilt, wird des h\u246 ?llischen Feuers schuldig sein. Dort sagt er: Die Herzensreinen werden Gott anschauen, hier: Wer unkeusch ist im Blicke wird dem Ehebrecher gleich gerechnet. Dort nannte er die Friedfertigen: Kinder Gottes, hier fl\u246 ?\u223 ?t er auf andere Art Furcht ein mit den Worten: \u8222 ?Auf dass euer Widersacher euch nicht dem Richter \u252 ?berantworte\u8220". Ebenso hat er auch im vorhergehenden die Bu\u223 ?fertigen und die Verfolgten gelobt; im Nachfolgenden hat er ganz dasselbe im Auge, droht aber denen, die nicht diesen Weg wandeln, den Untergang: wer auf dem breiten Wege wandelt, wird darauf zugrunde gehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber auch die Worte: \u8222 ?Ihr k\u246 ?nnt nicht Gott und zugleich dem Mammon dienen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,24\par} } scheinen mir gleichbedeutend zu sein mit dem: \u8222 ?Selig sind die Barmherzigen\u8220" und \u8222 ?die hungern nach Gerechtigkeit\u8220". Wie ich aber schon gesagt habe, zuerst best\u228 ?tigt er den scheinbaren Widerspruch, sobald er beginnt, die gleiche Sache deutlicher zu sagen, und nicht blo\u223 ? deutlicher zu sagen, sondern auch noch ziemlich vieles zu dem Gesagten hinzuzuf\u252 ?gen. Er will ja, dass man nicht blo\u223 ? barmherzig sei, sondern er hei\u223 ?t uns sogar den Mantel hergeben. Und nicht blo\u223 ? sanftm\u252 ?tig sollen wir sein, sondern dem, der uns schlagen will, auch noch die andere Wange hinreichen. Das ist also, wie gesagt, der Grund, weshalb er dies nicht blo\u223 ? einmal, sondern zweimal sagt. Zu den Worten: \u8222 ?Glaubet nicht, dass ich gekommen bin,{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das Gesetz\par} } aufzuheben\u8220" f\u252 ?gt er n\u228 ?mlich hinzu:\u8222 ?Ich bin nicht gekommen, es aufzuheben, sondern es zu erf\u252 ?llen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18: \u8222 ?Denn wahrlich sage ich euch: Wenn auch Himmel und Erde vergehen, von dem Gesetz wird nicht ein Jota und kein Strich vergehen, bis alles erf\u252 ?llt ist.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die Worte des Herrn haben diesen Sinn: Es ist unm\u246 ?glich, dass das Gesetz unerf\u252 ?llt bleibe; im Gegenteil, selbst die geringste Vorschrift muss ausgef\u252 ?hrt werden. Er selbst hat es so gemacht und das Gesetz mit gr\u246 ?\u223 ?ter Genauigkeit beobachtet. Hier deutet er uns aber an, dass auch die ganze Welt umgebildet werden solle. Und das bemerkte er nicht blo\u223 ? so nebenbei, sondern in der Absicht, seine Zuh\u246 ?rer aufmerksam zu machen und zu zeigen, dass er mit Recht eine neue Lebensordnung einf\u252 ?hre, da ja doch die ganze Sch\u246 ?pfung umge\u228 ?ndert, und das gesamte Menschengeschlecht in eine neue Heimat berufen und zu einem h\u246 ?heren Leben vorbereitet werden sollte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19: \u8222 ?Wenn also irgend jemand auch nur eine der geringsten dieser Vorschriften aufhebt, und so die Menschen lehrt, so wird er der letzte genannt werden im Himmelreich.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem sich also der Herr von dem b\u246 ?sen Verdachte gereinigt und diejenigen zum Schweigen gebracht, die ihm widersprechen wollten, da erst f\u228 ?ngt er an, ihnen Furcht zu machen, und bringt eine gar gewaltige Drohung vor betreffs seiner zuk\u252 ?nftigen Gesetzgebung. Dass n\u228 ?mlich seine Worte nicht vom Alten Testament zu verstehen sind, sondern von den Satzungen, die er selber geben wollte, ergibt sich aus dem Folgenden:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: \u8222 ?Denn ich sage euch: Wenn eure Gerechtigkeit nicht gr\u246 ?\u223 ?er ist, als die der Schriftgelehrten und Pharis\u228 ?er, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 H\u228 ?tte also die Drohung des Herrn dem alttestamentlichen Gesetze gegolten, wie konnte er da sagen:\u8222 ?Wenn sie nicht gr\u246 ?\u223 ?er ist\u8220"? Wer n\u228 ?mlich das gleiche tat wie jene, der konnte eben \u252 ?berhaupt nicht \u252 ?ber die Gerechtigkeit des Gesetzes hinauskommen. Worin bestand aber dann dieses \u8222 ?gr\u246 ?\u223 ?er sein\u8220"? Darin, dass man niemanden z\u252 ?rne, dass man keine Frau mit unz\u252 ?chtigem Blicke ansieht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weshalb hat aber der Herr diese Vorschriften als die geringsten bezeichnet, obwohl sie so gro\u223 ? und erhaben sind? Weil er selbst diese Gesetze einf\u252 ?hren wollte. Weil er n\u228 ?mlich sich selbst erniedrigte und gar oft bescheiden von sich redete, so machte er es auch mit seiner Gesetzgebung; er gab uns damit die Lehre, auch f\u252 ?r uns selbst in gleicher Weise \u252 ?berall ma\u223 ?voll und bescheiden zu sein. \u220 ?brigens redet er auch deshalb so bescheiden, weil er noch im Verdachte eines Neuerers zu stehen schien. Unter den Worten: Der Geringste im Himmelreich\u8221" darfst du sodann nichts anderes verstehen, als H\u246 ?lle und Verdammnis. Mit \u8220"Himmelreich\u8221" will er n\u228 ?mlich nicht blo\u223 ? das Weltende bezeichnen, sondern auch den Tag der Auferstehung und seine furchtbare Wiederkunft. Wie w\u228 ?re es denn sonst gerecht, dass derjenige, der seinen Bruder einen Narren schilt und nur ein einziges Gebot \u252 ?bertritt, in die H\u246 ?lle kommt, w\u228 ?hrend ein anderer, der sich um gar kein Gebot k\u252 ?mmert und auch andere dazu verleitet, in den Himmel gelangte? Das ist also nicht der Sinn jener Worte, sondern der Herr will sagen, ein solcher werde an jenem Tage{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der allgemeinen Auferstehung\par} } der letzte sein, verworfen und versto\u223 ?en. Wer aber an diesem Tage der letzte ist, wird sicher in die H\u246 ?lle st\u252 ?rzen. - Da Christus Gott war, so wusste er eben zum voraus, dass viele Menschen lau und gleichg\u252 ?ltig sein w\u252 ?rden und dass gar manche seine Worte f\u252 ?r eine blo\u223 ?e \u220 ?bertreibung ansehen, a n seinen Gesetzen herumdeuteln und sagen werden: Also soll einer schon gestraft werden, wenn er jemand einen Toren schilt? und man soll schon ein Ehebrecher sein, wenn man jemand einen blo\u223 ?en Block zuwirft? Um also dieser Gleichg\u252 ?ltigkeit entgegenzutreten, drohte er beiden mit den schwersten Strafen, sowohl denen, die das Gesetz \u252 ?bertreten, wie denen, die andere dazu verleiten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da wir also jetzt seine Strafandrohungen kennen, wollen wir seine Vorschriften weder selbst \u252 ?bertreten, noch jene, die sie beobachten wollen, davon abhalten.\u8221"Wer sie dagegen h\u228 ?lt und lehrt, wird gro\u223 ? genannt werden.\u8221" Wir m\u252 ?ssen n\u228 ?mlich nicht blo\u223 ? auf unseren eigenen Nutzen bedacht sein, sondern auch auf den der anderen. Auch der Lohn wird ja nicht der gleiche sein f\u252 ?r den, der nur sich selber auf dem rechten Wege h\u228 ?lt, wie f\u252 ?r den, der mit sich auch noch einen anderen dahin f\u252 ?hrt. Wie das blo\u223 ?e Lehren ohne das Vollbringen das Gericht bringt \u252 ?ber den Lehrer (\u8220"du lehrst einen anderen\u8221", sagt der hl. Paulus,\u8220"und dich selber lehrst du nicht?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 2,21\par} }), so mindert es auch den Lohn, wenn man zwar selber das Gesetz beobachtet, dagegen andere nicht dazu anleitet. Es muss also beides voll und ganz getan werden; man muss zuerst sich selbst vervollkommnen, und dann auch anderen seine F\u252 ?rsorge zuwenden. Darum hat der Herr auch selbst das Gesetz zuerst beobachtet und dann erst andere gelehrt, und hat damit gezeigt, dass man nur auf diese Weise erfolgreich lehren kann, anders aber nicht. Man w\u252 ?rde ja sonst einem solchen nur antworten: \u8220"Arzt, heile dich selbst\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 4,23\par} } . Wer n\u228 ?mlich sich selbst nicht belehren kann und dabei andere zu bessern sich unterf\u228 ?ngt, wird viele Sp\u246 ?tter finden; oder vielmehr, ein solcher wird \u252 ?berhaupt nicht imstande sein, andere zu belehren, da seine eigenen Taten gegen ihn sprechen. Ist er aber nach beiden Seiten hin tadellos, so wird er im Himmelreich gro\u223 ? genannt werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: \u8220"Denn ich sage euch, wenn eure Gerechtigkeit nicht gr\u246 ?\u223 ?er ist, als die der Schriftgelehrten und Pharis\u228 ?er, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hier versteht der Herr unter Gerechtigkeit die Gesamtheit aller Tugenden, wie er auch von Job gesagt hatte: \u8220"Und er war ein Mann, tadellos und gerecht\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ijob 1,1\par} } . Im gleichen Sinne nennt auch Paulus denjenigen gerecht, von dem er sagte, es gelte f\u252 ?r ihn nicht einmal das Gesetz: \u8220"F\u252 ?r den Gerechten\u8221", schreibt er, \u8220"ist das Gesetz nicht gegeben\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Tim 1,9\par} } . Auch an vielen anderen Stellen kann man diesen Ausdruck zur Bezeichnung der Gesamtheit aller Tugenden angewendet finden. Du aber beachte, um wieviel st\u228 ?rker die Gnade{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 im Neuen Bunde\par} } ist, da der Herr will, dass schon seine ungebildeten Sch\u252 ?ler besser seien, als selbst die Lehrmeister im Alten Testament. Er meinte n\u228 ?mlich hier mit den Schriftgelehrten und Pharis\u228 ?ern nicht einfachhin die Gesetzes\u252 ?bertreter, sondern die Rechtschaffenen; wenn sie n\u228 ?mlich das nicht w\u228 ?ren, so h\u228 ?tte er auch nicht gesagt, sie bes\u228 ?\u223 ?en Gerechtigkeit, und h\u228 ?tte nicht eine Tugend, die nicht vorhanden ist, einer wirklich vorhandenen an die Seite gestellt. Au\u223 ?erdem beachte auch, wie ehrenvoll er hier das Alte Testament behandelt, indem er einen Vergleich anstellt zwischen ihm und dem Neuen. Das beweist, dass beide verwandt und verschwistert sind; denn die Dinge, die sich nur durch ein Mehr und ein Weniger unterscheiden, geh\u246 ?ren doch zur selben Familie.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr will also die Bedeutung des Alten Testamentes nicht vermindern, sondern erh\u246 ?hen. W\u228 ?re dasselbe vom B\u246 ?sen gewesen, so h\u228 ?tte der Herr nicht einen h\u246 ?heren Grad von G\u252 ?te angestrebt, h\u228 ?tte es nicht verbessert, sondern verworfen. Wenn dies aber so ist, fragst du, wie kommt es dann, dass es nicht zum Himmelreich f\u252 ?hrt? Nur diejenigen f\u252 ?hrt es nicht dahin, die nach der Ankunft Christi leben, da eben sie gr\u246 ?\u223 ?ere Gnade empfangen haben und zu gr\u246 ?\u223 ?eren K\u228 ?mpfen berufen sind. Seine fr\u252 ?heren Anh\u228 ?nger dagegen f\u252 ?hrt es alle dahin. Es werden ja \u8220"viele von Sonnenaufgang und Sonnenuntergang kommen und werden ruhen in Scho\u223 ?e Abrahams, Isaaks und Jakobs\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 8,11\par} } . Auch Lazarus, der so hohe Siegespreise empfing, sehen wir in deren Scho\u223 ? ruhen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 16\par} } . Ebenso sind alle, die sich im Alten Testamente besonders auszeichneten, gerade durch dasselbe ber\u252 ?hmt geworden. So h\u228 ?tte denn auch Christus dasselbe bei seiner Ankunft nicht voll und ganz erf\u252 ?llt, wenn es schlecht und fremden Ursprungs gewesen w\u228 ?re. Denn h\u228 ?tte er dies nur deshalb getan, um die Juden an sich zu ziehen, und nicht um dessen Verwandtschaft und \u220 ?bereinstimmung mit dem Neuen Testament zu zeigen, so frage ich: weshalb hat er dann nicht auch die Satzungen und Gebr\u228 ?uche der Heiden beobachtet, um auch diese anzulocken\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aus all dem geht also klar hervor, dass das Alte Testament nicht deshalb nicht zum Himmel f\u252 ?hrt, weil es etwa schlecht w\u228 ?re, sondern weil die Zeit f\u252 ?r ein h\u246 ?heres Gesetz gekommen war. Wenn aber dann das Alte Testament nicht soviel{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 moralische\par} } Kraft verleihen kann wie das Neue, so ist auch das noch kein Beweis, dass es schlecht ist; sonst m\u252 ?sste man ja auch vom Neuen dasselbe sagen. Denn die Erkenntnis, die dieses Vermittelt, ist im Vergleich zu der, die unser im Himmel erwartet, nur gering und unvollkommen, und muss weichen, wenn jene eintritt. \u8222 ?Denn\u8220", sagt der hl. Paulus,\u8222 ? wenn die Vollendung kommt, dann muss alles St\u252 ?ckwerk verschwinden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 13,10\par} } . So ging es dem Alten Testament, als das Neue kam. Dadurch setzen wir aber seinen Wert durchaus nicht herab, denn auch der Neue Bund h\u246 ?rt auf, wenn wir einmal im Himmel sind. \u8222 ?Denn dann\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?wird alles St\u252 ?ckwerk verschwinden.\u8220" Aber gleichwohl sagen wir, dass es etwas Gro\u223 ?es ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weil also der Lohn gr\u246 ?\u223 ?er ist und reicher auch die Gnade des Heiligen Geistes, so verlangt es mit Recht auch unsererseits gr\u246 ?\u223 ?erer Anstrengung. Uns ist ja nicht ein Land verhei\u223 ?en, das von Milch und Honig flie\u223 ?t, kein langes Alter und reicher Kindersegen, nicht Brot und Wein, Schafund Rinderh\u252 ?rden; nein, unser harrt der Himmel und sein Gl\u252 ?ck, wir werden Kinder Gottes sein und Br\u252 ?der seines Eingeborenen, gemeinsam unser Erbe besitzen, mit ihm Ruhm und Herrschaft teilen und tausend andere Gaben empfangen. Dass wir aber auch gr\u246 ?\u223 ?ere Gnadenhilfe erlangt haben, kannst du vom hl. Paulus vernehmen, der da sagt: \u8222 ?Keine Verdammung also gibt es jetzt f\u252 ?r diejenigen, die in Jesus Christus sind, die nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geiste. Denn das Gesetz des leben spendenden Geistes hat mich befreit von dem Gesetz der S\u252 ?nde und des Todes\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 8,12\par} } . So hat also der Herr den Gesetzesver\u228 ?chtern gedroht, denen aber, die auf dem rechten Wege wandeln, gro\u223 ?en Lohn verhei\u223 ?en und hat gezeigt, dass er an uns mir Recht einen strengeren Ma\u223 ?stab anlegt als dies fr\u252 ?her geschehen. Darauf beginnt er denn, sein eigenes Gesetz zu verk\u252 ?nden, nicht ohne alle Vorbereitung, sondern erst, nachdem er es dem Gesetze des Alten Bundes an die Seite gestellt. Damit wollte er zwei Dinge zeigen, erstens, dass er seine Satzungen gibt, nicht im Gegensatz, sondern in vollster \u220 ?bereinstimmung mit den fr\u252 ?heren Gesetzen, zweitens, dass er sie mit Recht und ganz zur richtigen Zeit zu den anderen hinzuf\u252 ?gt. Damit ihr dies aber noch deutlicher einsehet, wollen wir die Worte des Gesetzgebers selber h\u246 ?ren. Was sagt er also?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: \u8222 ?Ihr habt geh\u246 ?rt, dass den Alten gesagt worden ist: Du sollst nicht t\u246 ?ten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zwar ist er es selbst gewesen, der jene Gebote gegeben; aber vorl\u228 ?ufig spricht er in unpers\u246 ?nlicher Redeweise. H\u228 ?tte er n\u228 ?mlich gesagt: Ihr habt geh\u246 ?rt, dass ich zu den Alten gesagt habe, so h\u228 ?tten seine Worte keine Zustimmung gefunden, sondern bei all seinen Zuh\u246 ?rern Ansto\u223 ? erregt; oder wenn er gesagt h\u228 ?tte: Ihr habt geh\u246 ?rt, dass den Alten von meinem Vater befohlen wurde, und dann hinzugef\u252 ?gt h\u228 ?tte:; Ich aber sage euch, so w\u228 ?re der Schein der Anma\u223 ?ung noch gr\u246 ?\u223 ?er gewesen. So sagt er einfach nur dies und bezweckte damit blo\u223 ? das eine, zu zeigen, dass seine Redeweise ganz den Umst\u228 ?nden entsprach. Durch die Worte: \u8222 ?dass den Alten gesagt worden ist\u8220" deutet er an, dass es schon lange her sei, dass sie dieses Gebot erhalten hatten. Das tat er aber, um diejenigen Zuh\u246 ?rer zu besch\u228 ?men, die da z\u246 ?gerten, die h\u246 ?heren Satzungen anzunehmen; so wie etwa ein Lehrer zu einem faulen Jungen sagt: Wei\u223 ?t du denn nicht, wieviel Zeit du schon auf das Erlernen der Buchstaben verwendet hast? Darauf wollte auch der Herr anspielen durch die Erw\u228 ?hnung der Alten, um so ihre Aufmerksamkeit auf H\u246 ?heres zu lenken. Er wollte gleichsam sagen: Ihr hattet Zeit genug, euch damit abzugeben; jetzt hei\u223 ?t es zu h\u246 ?heren Dingen \u252 ?bergehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sehr gut war es auch, dass er die Reihenfolge der Gebote nicht durchbrochen, sondern zuerst mit dem anfing, mit dem auch das alte Gesetz begonnen hatte; auch das musste er ja tun, wenn er die beiderseitige \u220 ?bereinstimmung zeigen wollte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.22: \u8222 ?Ich aber sage euch, wer seinem Bruder grundlos z\u252 ?rnt, wird des Gerichtes schuldig sein.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie vollkommen seine Gewalt ist? Siehst du, wie seine Haltung wirklich eines Gesetzgebers w\u252 ?rdig ist? Welcher Prophet hat je in solchem Tone geredet? Welcher Gerechte? Welcher Patriarch? Keiner! Vielmehr hie\u223 ? es nur immer: \u8222 ?Also spricht der Herr.\u8220" Ganz anders der Sohn. Jene brachten eben die Botschaft des Herrn; er diejenige des Vaters. Wenn ich aber sage des Vaters, so sage ich damit auch seine eigene. \u8222 ?Denn\u8220", sagt er selbst, \u8222 ?das Meine ist Dein, und das Deine mein\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 17,10\par} } . Sie verk\u252 ?ndeten das Gesetz denen, die gleich ihnen Gottes Knechte waren; er befahl seinen eigenen Untertanen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Fragen wir also jene, die das Gesetz{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Alten Bundes\par} } verwerfen: das Gebot niemand zu z\u252 ?rnen, widerspricht es dem anderen, niemand zu t\u246 ?ten; oder ist es nicht vielmehr dessen Vollendung und zugleich die Vorbereitung zu ihm? Es ist doch ganz klar, dass das eine Gebot die Erg\u228 ?nzung des anderen ist und eben deshalb h\u246 ?her steht als jenes. Wer sich n\u228 ?mlich vom Zorne nicht beherrschen l\u228 ?sst, wird um so eher von einem Morde abstehen; wer seinen Unmut z\u252 ?gelt, wird um so eher seine eigenen H\u228 ?nde bemeistern. Der Zorn ist ja die Ursache des Mordes. Wer also die Wurzel abschneidet, t\u246 ?tet dadurch um so sicherer auch die Zweige; oder vielmehr, er macht es \u252 ?berhaupt unm\u246 ?glich, dass Wurzeln entstehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Also nicht zur Abschaffung des Gesetzes, sondern zu seinem besseren Schutze hat der Herr diese Vorschrift gegeben, Denn zu welchem Zweck hat das Gesetz solches vorgeschrieben? Doch wohl, damit keiner seinem N\u228 ?chsten das Leben nehme? Das Gesetz bek\u228 ?mpfen war also soviel als den Mord zur Pflicht machen; Denn das Gegenteil von \u8222 ?Nicht t\u246 ?ten\u8220" ist eben das T\u246 ?ten. Wenn Christus hingegen sogar das blo\u223 ?e Z\u252 ?rnen verbietet, so hat er damit den Zweck des Gesetztes nur um so sicherer gestellt. Wer n\u228 ?mlich den Willen hat, blo\u223 ? nicht zu t\u246 ?ten, wird von einem Morde nicht ebenso leicht abstehen, als wer selbst seinen Zorn beherrscht; denn der steht einem solchen Verbrechen um vieles ferner. Um sie aber auch von einer anderen Seite zu fassen, wollen wir all ihre Einw\u228 ?nde vornehmen. Was haben sie also vorzubringen? Sie sagen, der Gott, der die Welt erschaffen hat, der die Sonne aufgehen l\u228 ?sst \u252 ?ber Gute und Schlechte, der den Gerechten wie den Ungerechten Regen sendet, der muss ein b\u246 ?ses Wesen sein. Jene allerdings, die etwas ma\u223 ?voller urteilen, nehmen dies nicht an; sie sagen, er sei ein gerechter Gott, wollen aber damit verneinen, dass er gut sei. Daf\u252 ?r geben sie Christus einen anderen Gott zum Vater, der in Wirklichkeit gar nicht existiert, und der nichts von dem gemacht haben soll, was ist. Und der B\u246 ?se, sagen sie, beschr\u228 ?nke sich auf seinen eigenen Bereich und beh\u252 ?te nur das Seine; der Gute aber dr\u228 ?nge sich in fremdes Gebiet ein, und wolle ohne Grund der Erl\u246 ?ser von Gesch\u246 ?pfen werden, die er gar nicht gemacht habe. Siehst du da die Kinder des Teufels, und wie dieser ihr Vater ihnen ihre Reden eingibt, wenn sie Gott die Sch\u246 ?pfung absprechen, w\u228 ?hrend doch Johannes sagt: \u8222 ?Er kam in sein Eigentum\u8220" und: \u8222 ?Die Welt ist durch ihn erschaffen worden\u8220"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,11 u.10\par} }\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dann nehmen sie das Gesetz des Alten Bundes vor, das da befiehlt, Aug um Aug und Zahn um Zahn zu fordern, und wenden sogleich ein: Aber wie kann einer gut sein, der also spricht? Was sollen wir darauf erwidern? Dass eben hierin die Liebe Gottes zu den Menschen sich am meisten kundgibt. Gott hat ja dieses Gesetz nicht deshalb gegeben, damit wir anderen die Augen ausrei\u223 ?en, sondern damit die Furcht vor Wiedervergeltung uns abschrecke, anderen so etwas zu tun. Auch den Einwohnern von Ninive drohte er ja den Untergang, nicht um sie wirklich zu verderben{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn wenn er das gewollt h\u228 ?tte, h\u228 ?tte er schweigen m\u252 ?ssen\par} } , sondern damit sie in ihrer Furcht sich besserten und so seinen Zorn bes\u228 ?nftigten. Ebenso hat er auch eine Strafe festgesetzt f\u252 ?r diejenigen, die sich verwegen an den Augen anderer vergreifen. Denn wenn sie schon gutwillig nicht von ihrer Roheit ablassen wollen, so soll wenigstens die Furcht sie daran hindern, die Augen des N\u228 ?chsten zu sch\u228 ?digen. Wenn das aber eine Grausamkeit ist, so ist es auch grausam, jemand vom Morde abzuhalten und den Ehebruch zu verhindern. Doch solche Einw\u228 ?nde machen nur Toren und Leute, die allen Verstand verloren haben. Ich hingegen nenne dies so wenig eine Grausamkeit, dass ich es vielmehr f\u252 ?r eine S\u252 ?nde gegen den gesunden Menschenverstand erkl\u228 ?re, das Gegenteil zu behaupten. Du sagst also, Gott sei deshalb grausam, weil er befohlen, Aug um Auge auszurei\u223 ?en. Ich aber sage, h\u228 ?tte er dies nicht getan, dann m\u246 ?chten ihn vielleicht die meisten f\u252 ?r das halten, wof\u252 ?r du ihn ausgibst. Setzen wir doch einmal den Fall, jegliches Gesetz sei aufgehoben und keiner brauche seinetwegen mehr Furcht zu haben; vielmehr soll es den B\u246 ?sen erlaubt sein, vollkommen frei und furchtlos ihren Neigungen nachzugehen, den Ehebrechern, den M\u246 ?rdern, den Dieben, den Meineidigen, den Vaterm\u246 ?rdern! W\u252 ?rde denn da nicht alles drunter und dr\u252 ?ber gehen, w\u252 ?rden nicht die St\u228 ?dte und M\u228 ?rkte und die Wohnh\u228 ?user, Land und Meer, ja die ganze Welt tausendfach erf\u252 ?llt werden von Feindschaft und Mord? Das sieht doch jeder ein! Wenn die B\u246 ?swilligen schon trotz der bestehenden Gesetze, trotz Furcht und Drohung nur mit M\u252 ?he in Schranken gehalten werden, was w\u252 ?rde sie da noch vom B\u246 ?sen abhalten, wenn auch diese Schutzwehr fiele?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Welche Kloake von Schmutz und S\u252 ?nde w\u252 ?rde sich da nicht \u252 ?ber die Menschheit ergie\u223 ?en! Nicht blo\u223 ? das ist ja eine Grausamkeit, den B\u246 ?sen erlauben, zu tun, was sie wollen; eine andere nicht geringere Grausamkeit ist es, denjenigen schutzlos zu lassen, der niemand etwas zuleide getan, w\u228 ?hrend ihm ohne Grund und Ursache B\u246 ?ses zugef\u252 ?gt wird. Sage mir doch, wenn jemand aus allen Himmelsgegenden verworfene Menschen zusammenriefe, sie mit Schwertern bewaffnete und ihnen Befehl g\u228 ?be, die ganze Stadt zu umzingeln, und jeden, der ihnen in den Weg kommt, niederzumachen, g\u228 ?be es da wohl etwas Unmenschlicheres als dies? Wie aber, wenn dann ein anderer diese bewaffneten Horden in Fesseln schl\u252 ?ge und sie ohne Erbarmen in den Kerker w\u252 ?rfe, und diejenigen, die schon in Gefahr standen, hingeschlachtet zu werden, aus deren ruchlosen H\u228 ?nden befreite, g\u228 ?be es da etwas Verdienstlicheres als dies? Wende also nur dieses Beispiel auf das Gesetz des Alten Bundes an. Derjenige, der da befohlen, Aug um Auge auszurei\u223 ?en, hat den B\u246 ?sen durch die Furcht gleichsam starke Fesseln angelegt, und ist dem \u228 ?hnlich, der jene Bewaffneten eingekerkert hat. H\u228 ?tte er ihnen aber keine Strafe angedroht, so h\u228 ?tte er nur das Verbrechen gleichsam bewaffnet, und w\u228 ?re demjenigen gleich geworden, der jenen Menschen Schwerter in die Hand gab und sie gegen die ganze Stadt loslie\u223 ?.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 7.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du also, wie dieser Befehl Gottes nicht blo\u223 ? keine Grausamkeit ist, sondern im Gegenteil gro\u223 ?e F\u252 ?rsorge f\u252 ?r die Menschen bekundet? Wenn du aber deswegen den Gesetzgeber hart und unvertr\u228 ?glich nennst, so sage mir: was ist m\u252 ?hevoller und schwerer, nicht zu t\u246 ?ten oder niemand zu z\u252 ?rnen? Wer ist strenger? Derjenige, der nur einen Mord, oder derjenige, der sogar schon den Zorn bestraft? Derjenige, der nur den Ehebrecher nach vollbrachter Missetat der Strafe unterwirft, oder der selbst f\u252 ?r die blo\u223 ?e Begierde schon Strafe anbefiehlt und zwar ewige Strafe? Seht ihr, wie ihre Einw\u228 ?nde sich gegen sie gekehrt haben? Der Gott des Alten Bundes, den sie grausam nennen, erweist sich als milde und sanft; der des Neuen, den sie f\u252 ?r gut erkl\u228 ?ren, ist, nach ihrer Torheit zu urteilen, hart und schwer zu ertragen. Wir sagen, der Gesetzgeber der beiden Testamente sei ein und derselbe Gott, der alles ordnet, wie es sich geb\u252 ?hrt, und die Verschiedenheit der beiden Gesetze dem Unterschied der Zeiten angepasst hat. Es sind darum jene Vorschriften nicht unbarmherzig und diese nicht hassenswert und unertr\u228 ?glich, vielmehr sind beide der Ausfluss ein und derselben F\u252 ?rsorge. Dass Gott der Urheber auch des Alten Bundes ist, kannst du von den Propheten h\u246 ?ren, oder besser gesagt, von Gott und dem Propheten: \u8222 ?Ich werde einen Bund mit euch schlie\u223 ?en, aber nicht gleich dem, den ich mit euren V\u228 ?tern schlo\u223 ?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 31,3132\par} } . Sollte aber einer, der an der manich\u228 ?ischen Irrlehre krankt, dies nicht annehmen, so m\u246 ?ge er wenigstens auf Paulus h\u246 ?ren, der ganz dasselbe sagt: \u8222 ?Abraham hatte n\u228 ?mlich zwei S\u246 ?hne, einen von der Sklavin, den anderen von der Freigeborenen. Das sind die beiden Testamente\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 4,22.24\par} } . Wie also dort zwei verschiedene Frauen waren, aber nur ein Mann, so sind auch hier zwei Testamente, aber nur ein Urheber. Um dir sodann zu zeigen, dass beiden ein und dieselbe G\u252 ?te und Milde zugrunde liegt, sagt Gott im Alten Testament: \u8222 ?Aug um Aug\u8220"; im Neuen aber: \u8222 ?Wenn einer dich auf die rechte Wange schl\u228 ?gt, so biete ihm auch die linke dar\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,39\par} } .Hier wie dort will Gott den \u220 ?belt\u228 ?ter durch die Furcht vor Strafe zur Besinnung bringen. Aber wie, fragst du, soll dies der Fall sein, wenn er ihm befiehlt, auch die andere Wange hinzuhalten? Aber weshalb denn nicht? Der Herr hat ja dies nicht gesagt, um dem anderen die Furcht zu nehmen, sondern befiehlt nur, denselben sich ganz austoben zu lassen. Er sagt auch durchaus nicht, jener werde straflos ausgehen, sondern nur: Du sollst ihn nicht strafen. Damit jagt er dem. der auf seiner Misshandlung beharrt, nur um so gr\u246 ?\u223 ?eren Schrecken ein und tr\u246 ?stet zugleich den Misshandelten. Indes habe ich das alles nur gleichsam als Nebenbemerkung, die f\u252 ?r alle Gebote zusammen gelten, gesagt. Jetzt ist es Zeit, zum vorliegenden Texte \u252 ?berzugehen und an das fr\u252 ?her Gesagte wieder anzukn\u252 ?pfen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8222 ?Wer seinem Bruder grundlos z\u252 ?rnt\u8220", sagt der Herr, \u8222 ?wird des Gerichtes schuldig sein.\u8220" Er hat also das Z\u252 ?rnen nicht absolut verboten. F\u252 ?rs erste, weil es f\u252 ?r die menschliche Natur nicht m\u246 ?glich ist, von allen Affekten freizubleiben{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 aber beherrschen kann man sie wenigstens, und nur das ist nicht m\u246 ?glich, sich ihrer vollst\u228 ?ndig zu entledigen\par} } ; sodann, weil eine solche Gem\u252 ?tsbewegung sogar n\u252 ?tzlich sein kann, wenn wir es nur verstehen, uns ihrer zur rechten Zeit zu bedienen. Bedenke nur, wie viel Gutes der Unwille des Paulus gegen die Korinther gestiftet hat; durch ihn hat er sie ja von einer wahren Pest befreit. Auch das Volk der Galater wurde nach seinem Galle auf diese Weise wiedergewonnen, und noch andere mehr. Wann ist es aber nun wirklich am Platze, zu z\u252 ?rnen? Wenn wir nicht aus pers\u246 ?nlichen R\u252 ?cksichten z\u252 ?rnen, sondern nur, um andere von Fehltritten abzuhalten und Verirrte zur Umkehr zu bewegen. Und wann ist es nicht am Platze zu z\u252 ?rnen? Wenn wir es nur tun, um unsere beleidigte Eigenliebe zu befriedigen. Das hat ja auch der hl. Paulus verboten, da er sagte:\u8222 ?Suchen wir uns nicht selbst zu r\u228 ?chen, Geliebte, sondern weichet dem Zorne aus\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 12,19\par} } . Ferner, wenn wir wegen Geldangelegenheiten streiten. Auch das hat er verboten mit den Worten: \u8222 ?Warum wollt ihr nicht lieber Unrecht dulden, warum nicht lieber Nachteil leiden?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 6,7\par} } . Wie also dieser Zorn sch\u228 ?dlich ist, so ist jener notwendig und n\u252 ?tzlich. Freilich die meisten tun das gerade Gegenteil; sie werden wie wilde Tiere, wenn ihnen ein Unrecht geschieht, sind aber feig und gleichg\u252 ?ltig, wenn sie einen anderen misshandelt sehen. Das steht beides im Widerspruch mit den Vorschriften des Evangeliums. Also nicht das Z\u252 ?rnen an sich ist S\u252 ?nde, sondern nur, wenn man nicht am rechten Platze z\u252 ?rnt. Deshalb sagte ja auch der Prophet: \u8222 ?Z\u252 ?rnet, aber s\u252 ?ndigt nicht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 4,5\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.22: \u8222 ?Wer zu seinem Bruder sagt: Rakka, wird des Rates schuldig sein.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Unter Rat versteht hier der Herr den Gerichtshof der Juden. Er erw\u228 ?hnte ihn aber hier, um sich nicht den Anschein zu geben, als f\u252 ?hre er \u252 ?berall fremde Neuerungen ein. Dieses Rakka bedeutet aber keine besonders starke Beschimpfung, sondern dient mehr zum Ausdruck einer gewissen Verachtung und Geringsch\u228 ?tzung. Wie etwa wir unserem Gesinde oder gew\u246 ?hnlichen Leuten einen Befehl geben mit den Worten: Geh fort du; sag du dem und dem, so gebrauchen auch die Syrer das Wort Rakka im Sinne des \u8222 ?du\u8220". Indes verbietet der liebe Gott auch die geringsten Lieblosigkeiten und will, dass wir uns gegenseitig r\u252 ?cksichtsvoll und mit der geb\u252 ?hrenden Achtung behandeln, um auf diese Weise auch unsere gr\u246 ?\u223 ?eren Fehler zu beseitigen. \u8222 ?Wer aber sagt: du Tor, wird des h\u246 ?llischen Feuers schuldig sein.\u8220" Vielen kam dies als ein schweres und unertr\u228 ?gliches Gebot vor, da wir wegen eines einfachen Wortes eine solche Strafe gew\u228 ?rtigen sollen. Einige sagten auch, es sei dies nur hyperbolisch gemeint gewesen. Indes f\u252 ?rchte ich, wenn wir uns in diesem Leben in Worten t\u228 ?uschen, werden wir in Wirklichkeit im anderen die schwersten Strafen zu dulden haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 8.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sage mir doch, weshalb erscheint dir dieses Gebot so schwer? Wei\u223 ?t du nicht, dass die meisten Strafen und S\u252 ?nden in Worten ihre Ursache haben? Mit Worten werden Gottesl\u228 ?sterungen begangen, mit Worten wird der Glaube verleugnet, geschehen Beleidigungen, Beschimpfungen, Meineide, falsche Zeugnisabgabe. Sieh also nicht darauf, dass es sich um ein blo\u223 ?es Wort handelt. Um zu sehen, ob es nicht wirklich eine ganz gef\u228 ?hrliche Sache ist, erw\u228 ?ge vielmehr folgendes: Ist dir etwa unbekannt, dass zur Zeit, in der man Feindschaft hegt, solange der Zorn entflammt ist, und die Seele wie von Feuer brennt, auch das Kleinste gro\u223 ? erscheint, und einem auch das unertr\u228 ?glich vorkommt, was gar nicht besonders beleidigend ist? Auch haben oft solch kleine Dinge Mord im Gefolge gehabt und ganzen St\u228 ?dten den Untergang gebracht. Wie n\u228 ?mlich von Freundesseite auch unangenehme Dinge leicht ertragen werden, so erscheinen unter Feinden auch kleine Dinge unertr\u228 ?glich, und wenn man selbst etwas ganz Unschuldiges sagt, so glaubt der andere doch, es sei aus b\u246 ?ser Absicht gesprochen. Es ist dies wie bei einem Feuer. Solange nur ein kleiner Funke vorhanden ist, kann noch so viel Holz umherliegen, er wird es nicht leicht entz\u252 ?nden. Sobald aber die Flamme gro\u223 ? und m\u228 ?chtig geworden ist, erfasst sie mit Leichtigkeit nicht blo\u223 ? Holz, sondern sogar Steine und jede andere Materie, die ihr nahe kommt; Ja selbst die Dinge, durch die das Feuer gel\u246 ?scht wird, bieten ihr nur noch mehr Nahrung. Es gibt n\u228 ?mlich Leute, die sagen, nicht blo\u223 ? Holz, Werg und andere leicht brennbare Stoffe, sondern sogar Wasser, das man darauf gie\u223 ?t, steigern die Macht des Feuers.{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das ist eine ganz richtige Beobachtung\par} } . Gerade so ist es beim Zorn; was man auch sagen mag, sofort dient es als Nahrung f\u252 ?r dieses unselige Feuer. All dies wollte Christus im Keime ersticken. Darum hat er mit Recht den Zornigen dem Gerichte \u252 ?berantwortet{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 er sagte ja deshalb: \u8222 ?Der Zornige wird des Gerichtes schuldig sein\u8220"\par} } , und den, der Rakka sagt, dem hohen Rate. Das sind aber noch keine besonders gro\u223 ?en Strafen, weil sie nur zeitlich sind. Darum hat er auch den, der seinen N\u228 ?chsten einen Toren schilt, zum h\u246 ?llischen Feuer verurteilt, das er hier zum erstenmal erw\u228 ?hnt. Zuerst sprach er n\u228 ?mlich lange \u252 ?ber das Himmelreich; dann erst erw\u228 ?hnt er die H\u246 ?lle. Er wollte uns damit zeigen, dass wir jenes seiner Liebe und Gnade zu verdanken haben, diese unserer eigenen Fahrl\u228 ?ssigkeit. Beachte auch, wie der Herr nur z\u246 ?gernd fortf\u228 ?hrt in der Androhung seiner Strafen, gleichsam als wollte er sich bei dir entschuldigen und dir zu verstehen geben, dass er selbst lieber keine solchen Drohungen machen m\u246 ?chte, dass aber wir ihn zu derlei \u196 ?u\u223 ?erungen zwingen. Sieh nur, er sagt: Ich habe dir befohlen, nicht grundlos zu z\u252 ?rnen, da du sonst des Gerichtes schuldig bist. Du hast dich nicht daran gekehrt. Nun so sieh, welches die Folgen des Zornes sind; er hat dich alsbald zu Beschimpfungen verleitet, denn du hast deinen Bruder einen Rakka genannt. In gleicher Weise habe ich eine zweite Strafe festgesetzt, den hohen Rat. Wenn du aber auch diese missachtest und noch \u228 ?rgere Fehler begehst, so werde ich es nicht mehr bei diesen m\u228 ?\u223 ?igen Strafen bewenden lassen, sondern dich dem ewigen Feuer der H\u246 ?lle \u252 ?berliefern, damit du nicht zuletzt gar noch zum M\u246 ?rder wirst. Es gibt ja wahrlich nichts Unertr\u228 ?glicheres als Beschimpfungen, und nichts geht dem Menschen so sehr zu Herzen wie sie. Wenn aber das beschimpfende Wort an sich schon sehr verletzend ist, so wird auch das Feuer des Zornes verdoppelt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Glaube also nicht, es sei etwas Belangloses, jemand einen Toren zu schelten. Wenn du deinem Bruder das absprichst, wodurch wir uns von den unvern\u252 ?nftigen Tieren unterscheiden, das, was uns eigentlich gerade zu Menschen macht, den Verstand und die Einsicht, so hast du ihn aller Menschenw\u252 ?rde entkleidet. Wir d\u252 ?rfen also nicht blo\u223 ? auf die Worte sehen, sondern m\u252 ?ssen auf die Sache selbst und ihre Wirkung achten und wohl bedenken, welche Wunde ein solches Wort schl\u228 ?gt und welches Unheil es im Gefolge hat. Deshalb hat ja auch der hl. Paulus nicht blo\u223 ? die Ehebrecher und Unkeuschen, sondern auch die Schm\u228 ?hs\u252 ?chtigen vom Himmelreich ausgeschlossen, und zwar ganz mit Recht. Der L\u228 ?sterer verdirbt eben das Gl\u252 ?ck der Liebe, f\u252 ?gt dem N\u228 ?chsten unendlich viel B\u246 ?ses zu, stiftet immerfort Feindschaften, zerrei\u223 ?t die Glieder des{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 mystischen\par} } Leibes Christi, zerst\u246 ?rt tagt\u228 ?glich den Gott so wohlgef\u228 ?lligen Frieden, und schafft durch seine L\u228 ?sterreden dem Teufel weiten Spielraum und gr\u246 ?\u223 ?eren Einfluss. Aus diesem Grunde hat Christus dieses Gesetz gegeben, um dadurch die Wurzeln der Macht des Teufels abzuschneiden. Ihm steht eben die Liebe sehr hoch. Unter allen Tugenden ist ja gerade sie die Mutter alles Guten, das Erkennungszeichen seiner wahren J\u252 ?nger, die Tugend, die unser ganzes Sein umfasst. Mit Recht hat darum Christus die Wurzeln und Ursachen der Feindschaft, die die Liebe zerst\u246 ?rt, mit aller Entschiedenheit wegger\u228 ?umt. Glaube also nicht, seine Worte enthielten eine \u220 ?bertreibung; blicke vielmehr auf das Gute, das sie bewirken, bewundere die G\u252 ?te und Sanftmut, die sich in diesen Gesetzen kundgibt. Nichts liegt ja Gott so sehr am Herzen, als dass wir untereinander geeinigt und verbunden seien. Darum dringt er sowohl pers\u246 ?nlich wie auch durch seine J\u252 ?nger, und zwar die des Neuen wie die des Alten Testamentes, gar nachdr\u252 ?cklich auf dieses Gebot, und ist ein \u252 ?beraus strenger Richter und R\u228 ?cher f\u252 ?r diejenigen, die in ihrem Handeln das Gebot der Liebe verachten. Nichts \u246 ?ffnet ja jeglicher Schlechtigkeit so sehr T\u252 ?r und Tor, als die Preisgabe der Liebe. Darum sagt auch der Herr: \u8222 ?Wenn das Ma\u223 ? der S\u252 ?nde voll sein wird, wird die Liebe der meisten Menschen erkalten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 24,12\par} } .Auf diese Weise wurde ja Kain zum Bruderm\u246 ?rder, ebenso auch Esau und die Br\u252 ?der des Joseph. So entstand tausendfaches B\u246 ?se, wo sie vernichtet ward. Darum also rottet der Herr auch pers\u246 ?nlich mit gro\u223 ?er Strenge alles aus, was sie verletzten k\u246 ?nnte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 9.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber auch bei dem bisher Gesagten bleibt der Herr nicht stehen; vielmehr bringt er noch mehr und ganz andere Dinge vor, um zu zeigen, wie hoch er die Tugend der Liebe stellt. Nachdem er mit dem hohen Rate gedroht, mit dem Gerichte und der H\u246 ?lle, f\u252 ?gt er noch andere \u228 ?hnliche Dinge hinzu, indem er also spricht:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.23: \u8222 ?Wenn du deine Gabe auf dem Altare darbringst, und dich dabei erinnerst, dass dein Bruder etwas wider dich hat,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.24: so lass deine Gabe vor dem Altare liegen, geh hin, werde zuerst mit deinem Bruder vers\u246 ?hnt und dann komm und bring dein Opfer dar.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 O welche G\u252 ?te! Welch \u252 ?berstr\u246 ?mende Liebe! Der Herr setzt die ihm geb\u252 ?hrende Ehre unserer Liebe zum N\u228 ?chsten hintan! Damit beweist er, dass auch seine fr\u252 ?heren Drohungen nicht dem Hass und der Rachsucht entsprungen sind, sondern nur seiner \u252 ?bergro\u223 ?en Liebe zu uns. Oder was g\u228 ?be es doch Wohlwollenderes als diese seine Worte? Die mir erwiesene Anbetung, so sagt er gleichsam, mag unterbrochen werden, wenn nur deine Liebe gewahrt bleibt! Auch das ist ja ein Opfer, dass du dich mit deinem Bruder vers\u246 ?hnst. Darum hat er auch nicht gesagt: nachdem du dein Opfer dargebracht hast, oder: bevor du es darbringst, vielmehr schickt er dich fort zur Vers\u246 ?hnung mit deinem Bruder, w\u228 ?hrend schon die Gabe auf dem Altare liegt und das Opfer seinen Anfang genommen hat. Weder nach vollzogenem Opfer, noch vor dessen Beginn, sondern mitten darin befiehlt er dir dorthin zu eilen! Warum befiehlt er so zu tun; aus welchem Grunde?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Folgende zwei Dinge, glaube ich, wollte der Herr damit andeuten und vorbereiten. Einmal wollte er, wie gesagt, zeigen, dass er das Gebot der Liebe f\u252 ?r sehr wichtig erachtet, ja dass er sie f\u252 ?r das h\u246 ?chste aller Opfer h\u228 ?lt und ohne sie auch das andere nicht annimmt. Zweitens wollte er damit die unabweisbare Pflicht der Vers\u246 ?hnung einsch\u228 ?rfen. Wem n\u228 ?mlich befohlen wird, nicht fr\u252 ?her sein Opfer darzubringen, als bis er sich vers\u246 ?hnt hat, der wird sich von selbst gen\u246 ?tigt f\u252 ?hlen, zu dem Beleidigten hinzueilen und seiner Feindschaft ein Ende zu machen, wenn auch nicht aus Liebe zum N\u228 ?chsten, so doch, um sein Opfer nicht unvollendet stehen zu lassen. Darum hat der Herr auch alles mit solchem Nachdruck gesagt, und sucht einen solchen noch mit Drohungen und Furcht anzutreiben. Nach den Worten:\u8222 ?Lass deine Gabe stehen\u8220", bricht er nicht ab, sondern f\u252 ?gt hinzu: \u8222 ?vor dem Altar{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 auch der Ort selbst soll ihm Schrecken einfl\u246 ?\u223 ?en\par} } , und gehe fort.\u8220" Auch sagt er nicht einfachhin: \u8222 ?gehe fort\u8220", sondern setzt hinzu: \u8222 ?zuerst, und dann komm und bring dein Opfer dar\u8220". Durch all das zeigt er klar und deutlich, dass diejenigen nicht vor diesen Opfertisch treten d\u252 ?rfen, die gegenseitig Feindschaft im Herzen tragen. Habt also acht, ihr Eingeweihten, die ihr mit Feindschaften im Herzen euch nahet! Und auch die nicht Eingeweihten sollen es sich merken, denn auch auf sie beziehen sich zum Teil diese Worte. Auch sie bringen ja Geschenke und Opfergaben dar, n\u228 ?mlich Gebet und Almosen. Das ist ja auch ein Opfer, wie du vom Propheten h\u246 ?ren kannst, der da spricht: \u8222 ?Das Opfer des Lobgebetes wird mich ehren\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 49,23\par} } , und ein anderes Mal:\u8222 ?Bringe Gott das Opfer des Lobes dar\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 14\par} } , und: \u8222 ?Die Erhebung meiner H\u228 ?nde{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 im Gebet\par} } ist mein Abendopfer\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 140,2\par} } . Wenn du also auch blo\u223 ? dein Gebet in feindseliger Seelenstimmung verrichtest, so ist es besser, vom Gebete abzulassen, dich mit deinem Bruder zu vers\u246 ?hnen und dann das Opfer des Gebetes darzubringen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aus diesem Grunde ist ja das ganze Heilswerk geschehen; darum ist auch Gott Mensch geworden und hat sein ganzes Erl\u246 ?sungswerk vollbracht, um uns die Vers\u246 ?hnung zu bringen. Hier also schickt der Herr den Beleidiger zum Beleidigten; im Gebete{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Vaterunsers\par} } hingegen f\u252 ?hrt er den Beleidigten zum Beleidiger zur Auss\u246 ?hnung. Dort sagt er n\u228 ?mlich: \u8222 ?Verzeihet den Menschen ihre Schulden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,14\par} } , hier aber: \u8222 ?Wenn einer etwas gegen dich hat, so gehe hin zu ihm.\u8220" Aber auch hier scheint mir der Herr eher den Beleidigten zum Beleidiger zu senden. Er sagte ja auch nicht: Verss\u246 ?hne dich mit deinem Bruder, sondern: \u8222 ?Werde vers\u246 ?hnt\u8220"; das scheint mehr f\u252 ?r den gesagt, der Unrecht begangen hat, w\u228 ?hrend das Ganze sich an den richtet, dem das Unrecht widerfahren ist. Wenn du n\u228 ?mlich mit jenem vers\u246 ?hnt wirst, will der Herr sagen, so werde auch ich, wegen der Liebe, die du jenem erwiesen, mich gn\u228 ?dig gegen dich zeigen, und du wirst mit aller Zuversicht dein Opfer darbringen k\u246 ?nnen. Wenn du aber immer noch Groll im Herzen tr\u228 ?gst, so bedenke, dass ich willig auf mein Recht verzichte, nur damit ihr Freunde werdet; das m\u246 ?ge zur Beruhigung deines Zornes dienen. Auch sagte Christus nicht: Wenn dir ein gro\u223 ?es Unrecht zugef\u252 ?gt worden, dann lass dich vers\u246 ?hnen, sondern: \u8222 ?Wenn jemand auch nur etwas Geringes wider dich hat\u8220" Er f\u252 ?gte auch nicht hinzu: sei es mit Recht, sei es mit Unrecht, sondern sagt einfach: \u8222 ?Wenn jemand etwas wider dich hat.\u8220" Denn wenn dies auch mit Recht der Fall w\u228 ?re, so darfst du dennoch deine Feindschaft nicht fortsetzen. Auch Christus konnte ja uns mit vollem Recht z\u252 ?rnen, und trotzdem hat er sich selbst f\u252 ?r uns dem Tode \u252 ?berliefert, ohne auf unsere Fehltritte zu achten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 10.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch der hl. Paulus dr\u228 ?ngt deshalb unter einem anderen Bilde auf unsere Vers\u246 ?hnung. Er sagt: \u8220"Die Sonne soll nicht untergehen \u252 ?ber eurem Zorne\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eph 4,26\par} } . Wie Christus hier durch das Opfer, so dr\u228 ?ngt uns dort Paulus durch die Dauer des Tages zum gleichen Ziele. Er f\u252 ?rchtete eben, wenn die Nacht den Beleidigten allein findet, werde sie die Wunde noch gr\u246 ?\u223 ?er machen. Bei Tag wird man ja durch vieles zerstreut und abgelenkt; nachts dagegen, wenn man mit seinen Gedanken allein ist, steigen die Wogen und wird der Sturmwind st\u228 ?rker. Das suchte also der hl. Paulus zu verhindern. Deshalb will er, dass man bei Einbruch der Nacht sich vers\u246 ?hnt habe, damit die Ruhe und Stille dem Teufel keine Gelegenheit biete, das Feuer des Zornes noch mehr anzusch\u252 ?ren und es noch h\u246 ?her lodern zu lassen. Ebenso erlaubt auch Christus keinem, die Vers\u246 ?hnung aufzuschieben und w\u228 ?re es auch nur auf kurze Zeit, damit ein solcher nicht etwa nach vollbrachtem Opfer zu gleichg\u252 ?ltig werde und die Sache von einem Tag zum anderen verschiebe. Er wusste eben, dass man bei dieser Krankheit sehr rasch handeln m\u252 ?sse. Und wie ein weiser Arzt nicht blo\u223 ? Vorbeugungsmittel gegen die Krankheit anwendet, sondern auch eigentliche Heilmittel, so macht es auch er.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das Verbot, jemand einen Toren zu nennen ist ein Vorbeugungsmittel gegen Feindschaft; der Befehl, sich wieder zu vers\u246 ?hnen, heilt die Krankheiten, die infolge der Feindschaft entstanden sind. Beachte auch, mit welchem Nachdruck er beides betont. Fr\u252 ?her hat er mit der H\u246 ?lle gedroht; hier will er die Gabe nicht vor der Vers\u246 ?hnung annehmen. Ja er zeigt dabei so starken Unwillen, dass er auf diese Weise Wurzel und{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 schlechte\par} } Frucht zugleich ausrei\u223 ?t. Vorher sagt er: Z\u252 ?rne nicht, nachher: beleidige nicht. Jedes von beiden gewinnt eben durch das andere an St\u228 ?rke; die Beleidigung durch die Feindschaft, und die Feindschaft durch die Beleidigung. Darum gibt er das eine Mal ein Heilmittel f\u252 ?r die Wurzel, das andere Mal eines f\u252 ?r die Frucht. Er will dadurch von Anfang an verhindern, dass das B\u246 ?se Wurzel fasse; wenn es aber doch schon aufgegangen und seine schlechte Frucht getragen, es vollst\u228 ?ndig und gr\u252 ?ndlich ausbrennen. Aus diesem Grunde also sprach er vom Gericht, vom hohen Rate, von der H\u246 ?lle, von dem Opfer, das man ihm darbringen will, und f\u252 ?gte dann auch noch anderes hinzu mir den Worten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.25: \u8220"Sei vers\u246 ?hnlich gegen deinen Widersacher und zwar schnell, solange du noch mit ihm unterwegs bist.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr will nicht, dass du einwendest: Wie aber, wenn mir Unrecht geschieht; wie, wenn ich beraubt und vor Gericht geschleppt werde? Darum begegnete er auch diesem Einwand und dieser Ausrede schon zum voraus. Er befahl n\u228 ?mlich, auch in solchem Falle keine Feindschaft zu hegen. Da es sich sodann um ein wichtiges Gebot handelte, so sucht er seine Ermahnung noch durch den Hinweis auf zeitliche Vorteile zu st\u252 ?tzen, f\u252 ?r die ja h\u228 ?rtere Gem\u252 ?ter meist eher zug\u228 ?nglich sind, als f\u252 ?r k\u252 ?nftigen Lohn. Was sagst du doch, ist der Sinn seiner Worte, der andere sei m\u228 ?chtiger und tue dir Unrecht? Nun, dann wird er dir noch viel mehr Schaden zuf\u252 ?gen, wenn du dich nicht mit ihm vers\u246 ?hnst, und er wird dich zwingen, vor Gericht zu erscheinen. Im einen Falle, wenn du auf dein Geld verzichtest, wirst du wenigstens deine pers\u246 ?nliche Freiheit bewahren; hat dich aber einmal der Richter verurteilt, so wirst du gefesselt und \u228 ?u\u223 ?erst schwer bestraft werden. Vermeidest du hingegen einen solchen Proze\u223 ?, so wirst du einen zweifachen Nutzen davon haben: du wirst nichts Entehrendes ertragen m\u252 ?ssen, und die ganze Sache wird dein Verdienst sein und nicht eine Folge der Gewaltt\u228 ?tigkeit des anderen. Willst du hingegen den Worten des Herrn nicht gehorchen, so wirst du damit deinem Gegner lange nicht so viel schaden, als dir selbst.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte hier au\u223 ?erdem, wie eindringlich er dem Beleidigten zuredet. Zu den Worten: \u8220"Sei vers\u246 ?hnlich gegen deinen Gegner\u8221", f\u252 ?gte er hinzu: \u8220"schnell\u8221"; und auch das gen\u252 ?gte ihm noch nicht, sondern er sucht auch die Schnelligkeit noch zu erh\u246 ?hen, indem er sagt: \u8220"Solange du noch mit ihm unterwegs bist.\u8221" Er will ihn dadurch mit allem Nachdruck dr\u228 ?ngen und treiben. Nichts verdirbt uns ja das Leben so sehr, als z\u246 ?gern und aufschieben, wo wir Gutes tun sollten. Das ist auch oft die Ursache unseres vollst\u228 ?ndigen Ruins geworden. So sagt also auch der hl. Paulus: \u8220"Bevor die Sonne untergeht, mach der Feindschaft ein Ende\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eph 4,26\par} } ; und oben mahnte der Herr selbst: \u8220"Bevor du dein Opfer vollendest, werde vers\u246 ?hnt.\u8221" Ebenso sagt er hier: \u8217'Schnell, solange du noch mit ihm unterwegs bist\u8221", noch bevor du zur T\u252 ?re des Gerichtssaales kommst, bevor du zum Richterstuhle hintrittst und fortan der Macht des Richters unterworfen bist. Bevor du hineingehst, liegt alles noch in deiner Hand; hast du aber einmal die T\u252 ?rschwellen \u252 ?berschritten, dann kannst du deine eigene Sache nicht mehr nach deinem Willen entscheiden, auch wenn du dich noch so sehr beeilst, da du bereits der Macht eines anderen unterstehst. Was bedeutet aber das: vers\u246 ?hnlich sein? Entweder hei\u223 ?t das, du sollst dir das Unrecht lieber gefallen lassen, oder du sollst so urteilen, als ob du an der Stelle des anderen w\u228 ?rest, damit du nicht aus Eigenliebe die Gerechtigkeit verletzest; du sollst die Angelegenheit des anderen wie deine eigene behandeln und so dein Urteil f\u228 ?llen. Wenn das aber etwas Gro\u223 ?es und Schweres ist, so wundere dich dar\u252 ?ber nicht. Aus diesem Grunde hat ja Christus all jene Seligpreisungen vorgebracht, um eben die Seele des Zuh\u246 ?rers vorzubereiten und empf\u228 ?nglich zu machen, damit er nachher mit um so gr\u246 ?\u223 ?erer Bereitwilligkeit dieses ganze Gesetz annehme.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 11.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da gibt es nun einige, die behaupten, der Herr habe mit dem Widersacher den Teufel gemeint, und er wolle damit sagen, man solle nichts mit ihm gemein haben; dadurch zeige man gerade die rechte Gesinnung gegen ihn, denn nach unserem Hinscheiden aus diesem Leben sei ja eine Vers\u246 ?hnung nicht mehr m\u246 ?glich, da uns alsdann die unerbittliche Strafe erwartet. Ich bin dagegen der Ansicht, er rede hier von menschlichen Richtern, von dem Wege zum Gerichtsgeb\u228 ?ude und von dem irdischen Gef\u228 ?ngnis. Nachdem er uns n\u228 ?mlich mit dem h\u246 ?heren und zuk\u252 ?nftigen Dingen versuchte, schreckt er uns auch noch mit denen des irdischen Lebens. So macht es ja auch der hl. Paulus. Er wirkt auf seine Zuh\u246 ?rer bald mit den zuk\u252 ?nftigen, bald mit den irdischen Dingen. So z.B.,um vom B\u246 ?sen abzuhalten, stellt er dem \u220 ?belt\u228 ?ter den bewaffneten Herrscher vor Augen und sagt: \u8222 ?Wenn du etwas B\u246 ?ses tust, so f\u252 ?rchte dich; nicht umsonst tr\u228 ?gt er das Schwert; denn er ist der Stellvertreter Gottes\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 13,4\par} } . Und da er befiehlt, dem zeitlichen Herrscher untertan zu sein, st\u252 ?tzt er sich nicht blo\u223 ? auf die Furcht vor Gott, sondern erinnert auch an die drohende Strafe und an die Ma\u223 ?nahmen jenes: \u8222 ?Es ist notwendig, untertan zu sein, nicht blo\u223 ? wegen des Zornes, sondern auch um des Gewissens willen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 5\par} } . Solche Dinge, die man sehen und gleichsam mit den H\u228 ?nden greifen kann, pflegen eben, wie schon gesagt, die etwas Unempfindlichen eher auf den rechten Weg zu bringen. Darum erinnerte uns auch Christus nicht blo\u223 ? an die H\u246 ?lle, sondern auch an das irdische Gericht, an Hinrichtung und Gef\u228 ?ngnis und an das ganze Elend, das dort herrscht. Durch all das will er dem Morde vorbeugen. Wer n\u228 ?mlich niemals einen anderen beleidigt, niemals Prozesse f\u252 ?hrt und keine Feindschaft hegt, wie sollte der je zu einem Mord kommen? Es ergibt sich also auch daraus klar, dass, was unserem N\u228 ?chsten n\u252 ?tzt, auch uns selber Vorteil bringt. Wer n\u228 ?mlich mit seinem Widersacher sich vers\u246 ?hnt, wird viel mehr sich selber n\u252 ?tzen, da er auf diese Weise von Gericht und Gef\u228 ?ngnis und all seinem Elend verschont bleibt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So wollen wir also die Worte des Herrn befolgen, uns niemand widersetzen und mit niemand streiten, zumal da diese Gebote, auch abgesehen von dem Lohne, in sich selbst schon ihre Annehmlichkeit und ihren Nutzen haben. Sollten sie aber den meisten beschwerlich und m\u252 ?hevoll erscheinen, so bedenke, dass du dies um Christi willen tust, dann wirst du das Bittere s\u252 ?\u223 ? finden.Wenn wir also in allem so denken, so wird uns nichts so schwer fallen, vielmehr werden wir in allen Dingen gro\u223 ?e Freude empfinden. Dann erscheint die M\u252 ?he nicht mehr als M\u252 ?he; im Gegenteil, je gr\u246 ?\u223 ?er die Anstrengung ist, um so s\u252 ?\u223 ?er und angenehmer wird sie sein. Wenn also die ber\u252 ?ckende b\u246 ?se Gewohnheit dich dr\u228 ?ngt, und die Sucht nach Geld, dann bek\u228 ?mpfe sie mit diesem Gedanken, dass wir gro\u223 ?en Lohn empfangen werden, wenn wir die irdische Lust verachten; dann sprich zu deiner Seele: Bist du so ganz traurig, weil ich dir seine Freude versage? Freue dich vielmehr, da ich dir ja den Himmel erwerbe. Nicht um eines Menschen willen tust du es, nein, Gottes wegen. Gedulde dich also eine Weile, und du wirst sehen, wie gro\u223 ? der Lohn ist; sei stark in diesem Leben und du wirst unaussprechlichen Trost und Frieden erlangen! Wenn wir auf diese Weise mit unserer Seele reden, und nicht nur an das Beschwerliche der Tugend\u252 ?bung denken, sondern auch an den Himmelslohn, den wir durch sie verdienen, dann werden wir sie alsbald von jeglichem B\u246 ?sen abbringen. Wenn der Teufel uns vorstellt, als w\u228 ?re das Angenehme nur von kurzer Dauer, und das, was Pein verursacht, ohne Ende, und uns auf diese Weise bezwingt und \u252 ?ber uns Herr wird, so kehren wir die Sache um und sagen: das Unangenehme geht schnell vor\u252 ?ber, w\u228 ?hrend das, was angenehm und n\u252 ?tzlich ist, auf ewig dauert. Welche Entschuldigung bleibt uns also da noch, wenn wir auf solche Ermutigung hin nicht der Tugend nachstreben? Es gen\u252 ?gt uns ja, statt alles anderen die rechte Absicht bei unseren Leiden zu haben, und fest davon \u252 ?berzeugt zu sein, dass wir um Gottes willen all dies dulden. Wenn jemand den K\u246 ?nig zum Schuldner hat, so glaubt er f\u252 ?r sein ganzes Leben gen\u252 ?gende B\u252 ?rgschaft zu besitzen! Da bedenke doch, wie hoch erst derjenige steht, der den liebevollen, ewigen Gott sich zum Schuldner gemacht hat f\u252 ?r kleine und gro\u223 ?e Taten!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Komme mir also nicht mit M\u252 ?hen und Anstrengung! Gott hat ja die Tugend\u252 ?bung nicht blo\u223 ? durch die Hoffnung auf die zuk\u252 ?nftige Welt, sondern auch noch auf andere Weise erleichtert, indem er uns auch selbst \u252 ?berall hilft und unterst\u252 ?tzt. Wenn du also nur ein wenig guten Willen mitbringen m\u246 ?chtest, so w\u252 ?rde alles andere sich von selbst ergeben. Gerade darum will ja Gott, dass auch du dich ein wenig abm\u252 ?hest, damit es dann auch wirklich dein Sieg sei. Auch ein irdischer K\u246 ?nig l\u228 ?sst ja seinen eigenen Sohn in der Schlachtreihe stehen und will, dass er da gesehen wird, um dann ihm den Sieg zuschreiben zu k\u246 ?nnen, obwohl er alles selbst tut. Gerade so macht es auch Gott im Kampfe gegen den Teufel. Nur dies eine verlangt er von dir, dass du dem Teufel offen und ehrlich Feind seiest; wenn du Gott hierin willf\u228 ?hrst, so nimmt er im \u252 ?brigen den ganzen Kampf auf sich. Da mag der Zorn in dir entbrennen oder die Habsucht, oder sonst eine tyrannische Leidenschaft; er eilt dir alsbald zu Hilfe, wofern er dich nur gegen den Feind ger\u252 ?stet und bereit findet; er macht dir alles leicht und rettet dich aus dem Feuer der Versuchung, so wie er damals die J\u252 ?nglinge aus dem Feuerofen von Babylon errettet hat. Auch die hatten ja weiter nichts als den guten Willen mitgebracht. So wollen denn auch wir hienieden jeden Feuerbrand ungeordneter Lust ausl\u246 ?schen, um daf\u252 ?r im Jenseits der H\u246 ?lle zu entgehen. Das wollen wir Tag f\u252 ?r Tag anstreben, erw\u228 ?gen und praktisch \u252 ?ben, und wollen durch gute Vors\u228 ?tze und eifriges Gebet die Gnade Gottes auf uns herabziehen. Auf diese Weise wird dann auch das, was uns jetzt unertr\u228 ?glich vorkommt, gar leicht, m\u252 ?helos und angenehm. Solange wir noch den Leidenschaften unterworfen sind, kommt uns die \u220 ?bung der Tugend schwer, l\u228 ?stig und m\u252 ?hselig vor, das B\u246 ?se gingen anziehend und s\u252 ?\u223 ?; sobald wir uns aber der Gewalt der Leidenschaften auch nur ein wenig entziehen, so erscheint uns jenes h\u228 ?sslich und unsch\u246 ?n, dies leicht, angenehm und anziehend. Das kann man leicht an denen ersehen, die ein gutes Leben gef\u252 ?hrt haben. H\u246 ?re nur, wie der hl. Paulus auch nach seiner Bekehrung sich noch seiner Leidenschaften sch\u228 ?mt: \u8222 ?Was n\u252 ?tzten euch seinerzeit die Dinge, deren ihr euch jetzt sch\u228 ?mt?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 6,21\par} } . Von der Tugend\u252 ?bung dagegen sagt er, sie sei nach der anf\u228 ?nglichen Anstrengung sogar leicht; ja, nennt M\u252 ?hsal und Tr\u252 ?bsal vor\u252 ?bergehend und geringf\u252 ?gig, freut sich mitten im Leiden, frohlockt \u252 ?ber die Heimsuchungen, und sch\u228 ?tzt sich gl\u252 ?cklich ob der Wunden, die er um Christi willen empfangen. Damit also auch wir uns ebenso verhalten, wollen wir uns jeden Tag das, was ich gesagt habe, zur Richtschnur nehmen, wollen vergessen, was hinter uns liegt, und nur nach dem streben, was vor uns ist. So wollen wir stets den Kampfpreis unserer himmlischen Berufung im Auge behalten, dessen wir alle teilhaft werden m\u246 ?gen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Herrschaft geb\u252 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Siebzehnte Homilie. Kap. V, V.27-37\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: \u8222 ?Ihr habt geh\u246 ?rt, dass euren Vorv\u228 ?tern gesagt worden ist: Du sollst nicht ehebrechen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.28: Ich aber sage euch; Jeder, der eine Frau ansieht aus Begierlichkeit, hat in seinem Herzen die Ehe schon gebrochen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr hat seine Erkl\u228 ?rung des ersten Gebotes vollendet, nachdem er es zur h\u246 ?chsten H\u246 ?he christlicher Lebensweisheit emporgehoben hat. Jetzt schreitet er in nat\u252 ?rlicher Reihenfolge zum zweiten Gebote weiter und schlie\u223 ?t sich auch hierin an das Gesetz an. Indes, sagst du, dies ist ja nicht das zweite, sondern das dritte Gebot; denn das erste lautet nicht: Du sollst nicht t\u246 ?ten, sondern: \u8222 ?Der Herr, dein Gott, ist der alleinige Herr\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dtn 6,4\par} } .So wollen wir also den Grund suchen, weshalb der Herr nicht da anfing. Welches ist also dieser Grund? H\u228 ?tte er mit diesem Gebot angefangen, so h\u228 ?tte er es auch weiter erkl\u228 ?ren und dann von sich selber reden m\u252 ?ssen. Die Zeit war aber noch nicht gekommen, derartige Aufkl\u228 ?rungen \u252 ?ber sich selbst zu geben. Daf\u252 ?r enth\u252 ?llte er schon jetzt seine moralischen Grunds\u228 ?tze. Er wollte eben zuerst durch sie und seine Wunder die Zuh\u246 ?rer davon \u252 ?berzeugen, dass er der Sohn Gottes ist. H\u228 ?tte er also von Anfang an, noch bevor er irgend etwas geredet oder getan hatte, gesagt: Ihr habt geh\u246 ?rt, dass euren Vorfahren gesagt worden ist: Ich bin der Herr, dein Gott, und au\u223 ?er mir gibt es keinen anderen; ich aber sage euch, ihr m\u252 ?sst auch mich anbeten wie ihn, so h\u228 ?tte dies nur zur Folge gehabt, dass ihn alle f\u252 ?r irrsinnig gehalten h\u228 ?tten. Sie erkl\u228 ?rten ihn ja noch f\u252 ?r besessen, nachdem er l\u228 ?ngst vorher gelehrt und die gr\u246 ?\u223 ?ten Wunderzeichen getan, und selbst dann noch seine Gottheit nicht deutlich ausgesprochen hatte. Wenn er sich also eine solche \u196 ?u\u223 ?erung erlaubt h\u228 ?tte, bevor er etwas von all diesen Dingen getan hatte, was h\u228 ?tten sie dann nicht erst gesagt, was h\u228 ?tten sie da nicht alles gedacht? Indem er nun aber die diesbez\u252 ?gliche Aufkl\u228 ?rung f\u252 ?r die richtige Zeit vorbehielt, erreichte er, dass die Mehrzahl der Zuh\u246 ?rer f\u252 ?r diese Lehre zug\u228 ?nglich wurde. Deshalb hat er sie f\u252 ?r jetzt \u252 ?bergangen, und bereitete inzwischen durch seine Wunder und durch seine erhabene Lehre in jeder Weise auf sie vor, um sie sp\u228 ?ter auch in ausdr\u252 ?cklichen Worten zu offenbaren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Vorl\u228 ?ufig l\u228 ?sst er also diese Offenbarung erst teilweise und langsam durchblicken durch den Erweis seiner Wundertaten und durch seine blo\u223 ?e Art und Weise zu lehren. Dass er n\u228 ?mlich aus eigener Machtvollkommenheit solche Satzungen verk\u252 ?ndete und \u228 ?nderte, musste den, der aufmerksam und mit Verstand zuh\u246 ?rte, langsam zur Offenbarung dieses Dogmas hinf\u252 ?hren. Es fiel ihnen ja auf, sagt die Hl. Schrift, dass er nicht lehrte, wie ihre Schriftgelehrten. Er begann mit unseren am h\u228 ?ufigsten vorkommenden Leidenschaften, dem Zorn und der Begierlichkeit; die sind es ja, von denen wir uns am meisten beherrschen lassen, und die auch st\u228 ?rker sind, als die anderen. Indes verbesserte er dieses Gebot mit aller einem Gesetzgeber zukommenden Machtvollkommenheit und veredelte es mit gr\u246 ?\u223 ?ter Sorgfalt. Er sagte n\u228 ?mlich nicht, nur der Ehebrecher werde bestraft, sondern er machte es hier, wie er es beim M\u246 ?rder gemacht, er straft auch schon den unkeuschen Blick, damit du wissest, wo er mit seinen Anforderungen \u252 ?ber diejenigen der Schriftgelehrten hinausgeht. Darum sagte er: \u8222 ?Wer eine Frau ansieht aus Begierlichkeit, hat bereits mit ihr die Ehe gebrochen\u8220", das hei\u223 ?t, wer Dinge tut, wie z.B.:sich an sch\u246 ?ngestaltete Menschen heranzumachen, Leuten mit h\u252 ?bschen Gesichtern nachlaufen, sich an deren Anblick erg\u246 ?tzen und das Auge auf sch\u246 ?ne Antlitze heften. Christus kam eben nicht blo\u223 ?, um die Leiber von b\u246 ?sen Handlungen zu bewahren, sondern auch um die Seele vor dem Leibe zu sch\u252 ?tzen. Da war n\u228 ?mlich die Gnade des Heiligen Geistes im Herzen empfangen, so reinigt er dieses zuerst.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes, wendest du ein, wie ist es m\u246 ?glich, von der Begierlichkeit befreit zu werden? O, wenn wir nur wollten, dann w\u228 ?re es ganz gut m\u246 ?glich, auch sie vollst\u228 ?ndig zu ert\u246 ?ten und unsch\u228 ?dlich zu machen. \u220 ?brigens verbietet hier der Herr die Begierlichkeit nicht blo\u223 ? so im allgemeinen, sondern die Begierde, die durch den unkeuschen Blick geweckt wird. Wer n\u228 ?mlich geflissentlich sch\u246 ?ne Gesichter ansieht, z\u252 ?ndet selber am meisten das Feuer der Leidenschaft an, macht die Seele zur Sklavin, und schreitet gar bald auch zur b\u246 ?sen Tat. Darum sagte auch Christus nicht: Jeder, der nach einem Weibe begehrt, um mit ihm Ehebruch zu treiben, sondern: \u8222 ?Wer immer sie ansieht, um sie zu begehren.\u8220"Beim Zorn hat er auch noch eine Einschr\u228 ?nkung gemacht durch die Worte: \u8222 ?ohne Grund\u8220". Hier macht er keine, sondern verbot einfach und absolut die b\u246 ?se Begierde. Und doch sind uns beide Leidenschaften, der Zorn und die Begierlichkeit, angeboren und bringen beide gute Wirkungen hervor: die eine, weil wir durch sie die B\u246 ?sen bestrafen und die Fehlenden bessern, die andere, weil sie die Ursache ist, dass wir Kinder erzeugen und unser Geschlecht durch solche Nachkommenschaft vermehren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weshalb hat aber dann der Herr nicht auch hier einen Unterschied gemacht? Wenn du genau zusiehst, wirst du auch hier eine sehr wichtige Unterscheidung vermerken. Er sagte n\u228 ?mlich nicht einfachhin: Jeder, der begehrt; denn die Begierde kann auch einer empfinden, der einsam auf einem Berge sitzt; vielmehr hei\u223 ?t es;\u8222 ?Wer immer{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ein Weib\par} } ansieht, um sie zu begehren.\u8220"Das hei\u223 ?t, wer selbst die Begierde anfacht, wer, ohne von jemand gen\u246 ?tigt zu sein, das wilde Tier in die stille Behausung der Seele einl\u228 ?sst. Das ist eben nicht mehr Ausfluss der Natur, sondern die Schuld des eigenen Leichtsinnes. Auch das alte Gesetz hat diese Leidenschaft geregelt, indem es gebot: \u8222 ?Schenk fremder Sch\u246 ?nheit keine Beachtung\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eccl 9,8\par} } . Da soll nur niemand einwenden: Wie aber, wenn ich einer nachsehe, ohne mich von ihr erfassen zu lassen? Gerade deshalb bestraft der Herr schon den unkeuschen Blick, damit keiner auf solch{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 falsche\par} } Sicherheit vertraue und dann in S\u252 ?nde falle. Aber wie, sagst du wieder, wenn ich sie ansehe und auch nach ihr verlange, dagegen nichts B\u246 ?ses tue? Du wirst trotzdem als Ehebrecher behandelt werden. Der Gesetzgeber hat es einmal verboten, und man soll nicht weiter daran herumdeuteln. Wenn du in solcher Absicht eine Frau ein,zweiund dreimal ansiehst, so kannst du dich wohl leicht noch beherrschen; tust du es aber anhaltend und z\u252 ?ndest damit das Feuer der Lust an, so wirst du vollst\u228 ?ndig von ihm erfasst werden; du bist ja doch nicht \u252 ?ber die menschliche Natur erhaben. Wenn wir ein Kind mit einem Schwert in der Hand sehen, so strafen wir es, auch wenn es sich nicht damit verwundet hat, und verbieten ihm, es nochmals anzur\u252 ?hren. Geradeso verbietet auch Gott den unz\u252 ?chtigen Blick schon vor der b\u246 ?sen Tat, damit du nicht wirklich auch eine Tats\u252 ?nde begehest. Wer das Feuer einmal entz\u252 ?ndet hat, macht sich auch dann, wenn das Weib nicht da ist, das er l\u252 ?stern angesehen hat, bei sich selbst fortw\u228 ?hrend die Vorstellung unkeuscher Handlungen, und geht von diesen oft auch zur b\u246 ?sen Tat selbst \u252 ?ber. Deshalb untersagt Christus auch schon den Ehebruch, der nur im Herzen sich vollzieht, Was werden da wohl diejenigen sagen, die gottgeweihte Jungfrauen in ihrem Hause halten? Nach dem Wortlaut des Gesetzes w\u228 ?ren sie wohl zahlloser Ehebr\u252 ?che schuldig, wenn sie dieselben jeden Tag mit Begierlichkeit ansehen. Auch der selige Job hat sich darum dies von Anfang an zum Grundsatze gemacht, und sich jeden derartigen Blick, wie immer es sei, versagt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ijob 31, 9\par} } . Wenn man n\u228 ?mlich ein Weib angesehen und die Begehrte nicht besitzen kann, so ist der Kampf nur um so gr\u246 ?\u223 ?er. Ja die Lust, die der Anblick selber verursacht, ist nicht so gro\u223 ? als der Schaden, den wir uns durch die St\u228 ?rkung dieser Leidenschaft zuziehen. Wir erh\u246 ?hen ja dadurch nur die Macht unseres Widersachers, r\u228 ?umen dem Teufel gr\u246 ?\u223 ?eren Spielraum ein, und werden nicht mehr imstande sein ihn zu vertreiben, nachdem wir ihn einmal in das Innerste unseres Herzens eingef\u252 ?hrt und ihm unsere Seele er\u246 ?ffnet haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aus diesem Grunde sagte er also: Brich die Ehe nicht mit den Augen, so wirst du sie auch nicht im Herzen brechen. Man kann ja ein Weib auch noch anders ansehen, n\u228 ?mlich so wie die Schamhaften es tun. Darum verbietet auch der Herr nicht den Anblick an sich, sondern nur den, der aus Begierlichkeit geschieht. W\u228 ?re nicht das seine Absicht gewesen, so h\u228 ?tte er einfach gesagt: Wer ein Weib ansieht; tats\u228 ?chlich hat er aber nicht so gesagt, sondern: Wer sie ansieht, um die b\u246 ?se Gier zu wecken, wer sie ansieht, um seine Augenlust{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 hier in dem Sinne einer Lust, die durch die Augen vermittelt wird\par} } zu befriedigen. Der liebe Gott hat dir eben die Augen nicht dazu gegeben, damit sie dir als Br\u252 ?cke zum Ehebruch dienen, sondern damit du beim Anblick seiner Gesch\u246 ?pfe den Sch\u246 ?pfer bewunderst. Wie man nun erlaubterweise z\u252 ?rnen kann, so kann man auch erlaubterweise jemand ansehen, auch wenn man es der Begierlichkeit wegen tut. Willst du n\u228 ?mlich deiner Augenlust gen\u252 ?gen, so sieh deine eigene Frau an, und bring ihr immerw\u228 ?hrende Liebe entgehen. Das verbietet kein Gesetz. Willst du dich aber unbefugterweise an der Sch\u246 ?nheit fremder Frauen erg\u246 ?tzen, so tust du sowohl deiner eigenen Frau Unrecht, indem du deine Blicke anderswo herumschweifen l\u228 ?ssest, als auch der anderen, die du ansiehst, weil du dich durch sie unrechtm\u228 ?\u223 ?igerweise bestricken l\u228 ?ssest. Denn wenn du sie auch nicht mit der Hand ber\u252 ?hrt hast, du hast sie wenigstens mit den Augen ber\u252 ?hrt. Darum wird auch dies als Ehebruch betrachtet, und du musst daf\u252 ?r nicht wenig b\u252 ?\u223 ?en, noch bevor dich die Strafe im Jenseits trifft. Dein ganzes Inneres wird n\u228 ?mlich dadurch aufgew\u252 ?hlt und durcheinander gebracht, ein gewaltiger Sturm wird entfesselt, ein \u252 ?beraus heftiger Schmerz macht sich f\u252 ?hlbar, und in diesem Zustande der Leidenschaft bist du nicht besser daran als diejenigen, die gefangen und gefesselt sind. Au\u223 ?erdem entschwindet diejenige, die den Pfeil abgeschossen hat gar oft wieder dem Blick, die erhaltene Wunde bleibt aber trotzdem. Eigentlich hat aber nicht sie den Pfeil entsandt, sondern du hast dir selbst durch einen unz\u252 ?chtigen Blick die Todeswunde beigebracht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dies sage ich auch, um die Schamhaften unter den Frauen vor ungerechter Anklage zu bewahren. Also nur wer sich selber schminkt und schm\u252 ?ckt, um die Augen aller derer auf sich zu ziehen, die ihr begegnen, nur die wird die schwerste Strafe sich zuziehen, wenn sie auch keinen bei der Begegnung verf\u252 ?hrt hat. Sie hat ja doch den Trank gemischt und das Gift bereitet, wenn sie auch den Becher niemand reichte; oder besser gesagt, sie hat auch den Becher hingereicht, wiewohl niemand sich fand, der davon trinken wollte. Wie aber, fragst du, gelten die Worte des Herrn nicht auch den Frauen? Christus stellt seine Satzungen immer f\u252 ?r alle auf, auch wo er sie nur f\u252 ?r die M\u228 ?nner zu geben scheint. Wenn er n\u228 ?mlich das Haupt anspricht, so gilt seine Rede dem ganzen Leib. Er betrachtet eben Mann und Frau nur wie eine Person, und macht darum nie einen Unterschied zwischen den Geschlechtern.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Willst du aber ausdr\u252 ?cklich wissen, was solchen Frauen angedroht ist, so h\u246 ?re, was der Prophet Isaias sagt, der sich h\u228 ?ufig gegen sie wendet und seinen Spott ausgie\u223 ?t \u252 ?ber ihre Haltung, ihren Block, ihren Fang, ihre Schleppkleider, ihren t\u228 ?nzelnden Schritt, ihre ausgeschnittenen H\u228 ?lse{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 vgl. Jes 3,16\par} } .Dann h\u246 ?re auch den hl. Paulus, der ihnen gar mancherlei Vorschriften gibt und diese Gattung von Frauen ganz energisch zurechtweist ob ihrer Haargeflechte, ihres Luxus und anderer \u228 ?hnlicher Dinge{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Tim 2,9\par} } .Christus selbst hat im Folgenden andeutungsweise das gleiche gesagt. Wenn er meint; Rei\u223 ?e aus das Auge, das dich \u228 ?rgert, und wirf es weg\u8221", so will er mit diesen Worten seinen Unwillen \u252 ?ber jene zeigen. Darum f\u228 ?hrt er auch weiter:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.29: \u8220"Wenn dein rechtes Auge dich \u228 ?rgert, so rei\u223 ? es aus und wirf es von dir.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es soll da niemand sagen: Wie aber, wenn sie zu mir verwandt ist, wie, wenn sie auf andere Weise mir nahe steht? Deshalb bezieht sich ja auch diese Vorschrift nicht auf die Glieder des Leibes. Nein! Nirgends hat der Herr die Schuld an den S\u252 ?nden dem Fleische zugeschrieben, sondern macht immer und \u252 ?berall den b\u246 ?sen Willen daf\u252 ?r verantwortlich. Es ist ja auch nicht das Auge, das sieht, sondern der Geist und der Verstand. So kommt es oft vor, dass wir mit anderen Dingen besch\u228 ?ftigt sind, und dass deswegen das Auge die anwesenden Personen nicht bemerkt; es besitzt also nicht f\u252 ?r sich allein das ganze Sehverm\u246 ?gen. H\u228 ?tte darum der Herr die Glieder des Leibes gemeint, so h\u228 ?tte er nicht blo\u223 ? von einem einzigen Auge geredet, und nicht nur vom rechten, sondern von beiden. Wer n\u228 ?mlich vom rechten Auge ge\u228 ?rgert wird, dem widerf\u228 ?hrt dasselbe offenbar auch durch das linke. Warum nimmt er also gerade das rechte und redet nur von der Hand? Damit du sehest, dass er nicht von den Gliedern des Leibes spricht, sondern von unseren Freunden. Wenn du jemand so sehr liebst, will Christus sagen, dass er dir so viel wert ist, wie dein rechtes Auge, oder glaubst, er sei dir so n\u252 ?tzlich, dass du ihn wie deine rechte Hand betrachtest, so trenne dich trotzdem auch von solchen Freunden, wenn einer deiner Seele schadet. Beachte auch, mit welchem Nachdruck der Herr redet. Er sagte nicht: Stehe ab; nein, er will vielmehr die Gr\u246 ?\u223 ?e der Trennung recht hervorheben und sagt darum: \u8220"Rei\u223 ?e es aus und wirf es von dir.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem er aber etwas so Hartes verlangt hatte, zeigt er auch, welches in beiden F\u228 ?llen der Lohn ist f\u252 ?r das Gute sowohl wie f\u252 ?r das B\u246 ?se. Dann f\u228 ?hrt er unter Beibehaltung des Vergleiches fort: \u8220"Es ist n\u228 ?mlich besser f\u252 ?r dich, dass nur eines deiner Glieder zugrunde gehe, als dass dein ganzer Leib in die H\u246 ?lle geworfen werde.\u8221" Wenn dein Freund sich selbst nicht rettet, sondern auch dich noch ins Verderben f\u252 ?hrt, was w\u228 ?re das wohl f\u252 ?r eine N\u228 ?chstenliebe, wenn man beide zugrunde gehen lie\u223 ?e, w\u228 ?hrend wenigsten einer gerettet werden kann, wenn sie getrennt werden? Warum aber, fragst du, wollte dann der hl. Paulus lieber verdammt werden? Nicht, um dabei nichts zu gewinnen, sondern um die anderen dadurch zu retten. In unserem Falle w\u228 ?re es aber um beide geschehen. Darum sagte auch der Herr nicht blo\u223 ?: Rei\u223 ? es aus, sondern: Wirf es von dir, und nimm es nie wieder zur\u252 ?ck, solange es so bleibt. Auf diese Weise ersparst du auch dem anderen eine gr\u246 ?\u223 ?ere Verantwortung, und rettest dich selbst vor dem Verderben. Damit du aber den Nutzen dieser Vorschrift noch besser einsiehst, so wollen wir, wenn es dir gef\u228 ?llt, das Gesagte einmal probeweise auch auf die Glieder des Leibes anwenden. Wenn man dir die Wahl lie\u223 ?e, und du vor die Notwendigkeit gestellt w\u228 ?rest, entweder mit deinen Augen in einen Abgrund gest\u252 ?rzt zu werden und so zugrunde zu gehen, oder dein Auge ausrei\u223 ?en zu lassen, und so deinen \u252 ?brigen Leib zu retten, w\u252 ?rdest du nicht eher das zweite vorziehen? Das ist doch ganz selbstverst\u228 ?ndlich! Das hie\u223 ?e ja nicht sein Auge hassen, sondern die anderen Glieder seines Leibes lieben. Dasselbe wende nun auch auf Mann und Frau an. Wenn derjenige, der dir mit seiner unreinen Liebe schaden will, unverbesserlich bleibt, und du ihn zur\u252 ?ckweisest, so hast du nicht blo\u223 ? dich selbst vor S\u252 ?nde bewahrt, sondern auch ihm bleibt eine gr\u246 ?\u223 ?ere Schuld erspart, da er dann au\u223 ?er seinen eigenen S\u252 ?nden nicht auch deinen Untergang zu verantworten braucht. Siehst du also, wie es sich da um ein Gesetz voll Milde und F\u252 ?rsorge handelt, und wie das, was den meisten als Schroffheit erscheint, nur \u252 ?bergro\u223 ?e Liebe zu uns bekundet? Das sollen also diejenigen sich merken, die immer nur den Theatern zulaufen, und sich selber Tag f\u252 ?r Tag zu Ehebrechern machen. Wenn das Gesetz befiehlt, selbst den, der unser bester Hausgenosse geworden, von uns zu entfernen, ob des{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 sittlichen\par} } Schadens, den er uns zuf\u252 ?gt, wie wollen sich dann diejenigen rechtfertigen, die t\u228 ?glich bei ihren Besuchen un Theater Personen an sich locken, die sie noch gar nicht kennen, und die sich selber dadurch tausenderlei Anl\u228 ?sse zum Verderben schaffen? Es ist dir ja fortan nicht blo\u223 ? nicht erlaubt, jemand unz\u252 ?chtig anzusehen, sondern, nachdem Christus dich auf die b\u246 ?sen Folgen aufmerksam machte, die daraus f\u252 ?r dich entstehen, dehnt er das Gesetz auch noch weiter aus, und hei\u223 ?t dich sogar, den Sch\u228 ?dling auszurei\u223 ?en, abzuschneiden und weit von dir zu werfen. Und das befiehlt er, der unz\u228 ?hligemal \u252 ?ber die Liebe gesprochen hat! Di sollst eben aus beiden erkennen, wie sehr er f\u252 ?r dich sorgt, und wie er in allem nur dein Bestes im Auge hat.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.31: \u8220"Es ist aber gesagt worden: Jeder, der seine Frau entl\u228 ?sst, soll ihr den Scheidbrief geben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.32: Ich aber sage euch: Wer immer seine Frau entl\u228 ?sst, ausgenommen im Falle der Unzucht, macht sich an ihr des Ehebruchs schuldig; und wer eine Entlassene heiratet, begeht einen Ehebruch.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr geht nicht eher zu etwas Neuem \u252 ?ber, als bis er das Vorhergehende ganz ersch\u246 ?pft hat. Hier stellt er uns deshalb eine neue Art von Ehebruch vor Augen. Und welche? Im Alten Bunde galt das Gesetz, dass derjenige, der seine Frau aus irgendeinem Grunde hasste, nicht daran gehindert werden durfte, sie zu entlassen und an ihrer Stelle eine andere zu nehmen. Indes gestattete das Gesetz nicht, dies ohne Formalit\u228 ?ten abzumachen, vielmehr musste der Frau eine Scheidungsurkunde ausgestellt werden, und sie konnte daraufhin nicht mehr zu ihrem Manne zur\u252 ?ckkehren, und w\u228 ?re es auch nur, um den Schein der Ehe zu wahren. H\u228 ?tte das Gesetz diese Vorschrift nicht gegeben, w\u228 ?re es frei gestanden, die eine Frau zu entlassen und eine andere zu heiraten und dann auch die fr\u252 ?here wieder aufzunehmen, so w\u228 ?re eine gro\u223 ?e Verwirrung entstanden. Da h\u228 ?tten alle fortw\u228 ?hrend die Frauen anderer zu sich genommen und die ganze Sache w\u228 ?re auf offene Ehebrecherei hinausgekommen. Darum hat das Gesetz ein nicht unbedeutendes Vorbeugungsmittel vorgesehen, n\u228 ?mlich den Scheidebrief.. Dies geschah aber{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 auch\par} } wegen eines anderen, viel gr\u246 ?\u223 ?eren Missstandes. H\u228 ?tte das Gesetz den Gatten gezwungen, seine Frau auch dann bei sich zu behalten, wenn er sie hasste, so h\u228 ?tte dieser sie wahrscheinlich in seinem Hasse umgebracht; so tief stand eben das Judenvolk. Sie, die ihrer eigenen Kinder nicht schonten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 vgl. Lev 18,21; 20,2 u.4; Dtn 12,31;18,10\par} } , die die Propheten mordeten, die Blut vergossen wie Wasser{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 78,3\par} } . h\u228 ?tten noch viel weniger ihrer Frauen geschont. Darum hat das Gesetz das geringere \u220 ?bel geduldet, im das gr\u246 ?\u223 ?ere zu vermeiden. Dass aber dies nur ein vorl\u228 ?ufiges Gesetz war, kannst du aus den Worten des Herrn entnehmen, der da sagte: \u8220"Moses hat diese Satzung gegeben wegen eurer Hartherzigkeit\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19,8\par} } , damit ihr die Frau nicht im Hause ermordet, sondern sie aus dem Hause entlasset. Nachdem aber er selbst allen Zorn verboten, und nicht nur den Mord, sondern auch schon das blo\u223 ?e Z\u252 ?rnen untersagt hat, kann er ohne Schwierigkeit auch dieses Gebot aufstellen. Deshalb erinnert er auch immer an die fr\u252 ?heren Satzungen, um zu zeigen, dass die seinigen den anderen nicht widersprechen, sondern mit ihnen \u252 ?bereinstimmen, da er sie ja nur weiter ausdehnt, nicht aber sie ab\u228 ?ndert, da er sie verbessert, nicht aber aufhebt. Beachte aber auch, dass der Herr sich in seiner Rede \u252 ?berall an den Mann wendet. \u8220"Wer seine Frau entl\u228 ?sst\u8221", sagt er, \u8220"macht sie zur Ehebrecherin; und wer eine Entlassene heiratet, begeht einen Ehebruch.\u8221" Der eine macht sich n\u228 ?mlich, auch wenn er selbst keine andere Frau zu sich nimmt, doch eben dadurch dieses Vergehens schuldig, weil er die Ursache ist, dass jene zur Ehebrecherin wird; der andere wird zum Ehebrecher, weil er eine fremde Frau heiratet. Da wende mir nicht ein, jener habe sie ja entlassen; denn auch eine Versto\u223 ?ene bleibt noch immer die Frau dessen, der sie verst\u246 ?\u223 ?t. Um aber dann doch nicht die ganze Schuld auf den Mann zu w\u228 ?lzen, der seine Frau entl\u228 ?sst, weil dadurch die Frau zu anma\u223 ?end werden k\u246 ?nnte, so verschlie\u223 ?t er ihr auch die T\u252 ?re dessen, der etwa bereit w\u228 ?re, sie aufzunehmen. Er sagt: \u8220"Wer immer eine Entlassene heiratet, begeht einen Ehebruch.\u8221" Dadurch bringt er auch die Frau zur Vernunft, ob sie will oder nicht, verschlie\u223 ?t ihr alle T\u252 ?ren, und benimmt ihr jeglichen Anlass zu ungeh\u246 ?rigen Anwandlungen. Sobald sie einmal wei\u223 ?, dass sie gar keine andere Wahl hat, als entweder bei dem zu bleiben, dem sie zuerst angetraut wurde, oder aber sein Haus zu verlassen, ohne irgendeinen anderen Zufluchtsort zu finden, dann wird sie auch wider Willen und notgedrungen ihrem Lebensgef\u228 ?hrten wieder ihre Liebe zuwenden. Wundere dich aber nicht dar\u252 ?ber, dass der Herr nichts davon zur Frau selbst sagt; das Weib ist eben der schw\u228 ?chere Teil. Darum \u252 ?bergeht er sie und sucht ihrem Leichtsinn durch die Drohung zu begegnen, die er an die M\u228 ?nner richtet. Er macht es dabei gerade so, wie etwa einer, der einen ungeratenen Sohn hat. Ein solcher l\u228 ?sst ja auch den Sohn gehen und tadelt daf\u252 ?r diejenigen, die ihn verdorben haben, und verbietet ihnen, weiteren Umgang mit ihm zu pflegen und sich ihm wieder zu n\u228 ?hern.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn dir aber die Beobachtung dieses Gebotes schwer zu sein scheint, so erinnere dich an das, was der Herr fr\u252 ?her gesagt hat und um dessentwillen er die Zuh\u246 ?rer selig gepriesen hat. Dann wirst du sehen, dass dies ganz gut m\u246 ?glich, ja sogar leicht ist. Wer n\u228 ?mlich sanftm\u252 ?tig ist, friedfertig, arm im Geiste, barmherzig, wie wird der je dazu kommen, seine Frau zu entlassen? Wer unter anderen Frieden stiftet, wie wird der mit seiner eigenen Frau in Zwietracht leben? Aber nicht blo\u223 ? dadurch, aber auch noch auf andere Weise hat uns Christus die Erf\u252 ?llung dieses Gebotes leicht gemacht. Auch hier erlaubt er n\u228 ?mlich in einem Falle die Entlassung, indem er sagt: \u8220"Ausgenommen den Fall der Unzucht\u8221". Sonst w\u228 ?re es ja wieder auf dasselbe hinausgekommen, wie im anderen Falle. H\u228 ?tte er n\u228 ?mlich befohlen, auch eine solche Frau zu behalten, die sich mit vielen anderen M\u228 ?nnern vergangen hatte, so w\u228 ?re man wieder auf einer allgemeinen Ehebrecherei gestanden. Siehst du jetzt, wie gut das alles mit dem Fr\u252 ?heren \u252 ?bereinstimmt? Wer eine fremde Frau nicht mit unz\u252 ?chtigem Blicke ansieht, wird keinen Ehebruch begehen; wenn er aber keinen Ehebruch begeht, wird er dem Manne keinen Anlass geben, seine eigene Frau zu versto\u223 ?en. Deshalb setzt auch der g\u246 ?ttliche Heiland dem Manne geh\u246 ?rig zu, macht ihm ordentlich Angst und schreckt ihn mit der Verantwortung, im Falle er seine Frau entl\u228 ?sst; er schreibt n\u228 ?mlich ihm die Schuld zu an dem Ehebruch, den sie dann begeht. Damit du also die Worte: \u8220"Rei\u223 ? dein Auge aus\u8221" nicht auch auf deine Frau beziehest, so hat er zur rechten Zeit noch diese Ausnahme hinzugef\u252 ?gt, und nur f\u252 ?r diesen bestimmten Fall erlaubt, seine Frau zu entlassen, aber sonst f\u252 ?r keinen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.33: \u8220"Ebenso habt ihr geh\u246 ?rt, dass euren Vorfahren gesagt wurde: Du sollst nicht falsch schw\u246 ?ren, sondern sollst deine Eide auf den Herrn ablegen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.34: Ich aber sage euch, ihr sollt \u252 ?berhaupt nicht schw\u246 ?ren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weshalb begann der Herr nicht gleich vom Diebstahl zu reden, sondern spricht mit \u220 ?bergehung jenes Gebotes gleich vom falschen Zeugnis? Weil ein Dieb imstande ist, auch falsch zu schw\u246 ?ren. Wer es aber umgekehrt nicht \u252 ?ber sich bringt, falsch zu schw\u246 ?ren, oder auch nur die Unwahrheit zu sagen, wird sich noch viel weniger dazu entschlie\u223 ?en k\u246 ?nnen, zu stehlen. Christus hat also durch die eine S\u252 ?nde auch die andere getroffen, das L\u252 ?gen durch das Stehlen. Was ist aber mit den Worten gemeint: \u8220"Du sollst deine Eide auf den Herrn ablegen?\u8221" Das hei\u223 ?t: Du sollst beim Schw\u246 ?ren die Wahrheit sagen. \u8220"Doch sage ich euch, es ist besser, gar nicht zu schw\u246 ?ren.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um sie aber dann noch mehr davon abzubringen, bei Gott zu schw\u246 ?ren, sagt er:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8222 ?Auch nicht beim Himmel, weil dies der Thron Gottes ist;\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.35: nicht bei der Erde, weil sie der Schemel seiner F\u252 ?\u223 ?e ist, noch auch bei Jerusalem, weil es die Stadt des gro\u223 ?en K\u246 ?nigs ist.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr redet hier noch mit den Worten des Propheten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 66,1; Ps 47,3 u.109,2\par} } . Er will damit zeigen, dass er sich nicht im Gegensatz zum Alten Testament befindet. Die Juden hatten n\u228 ?mlich die Gewohnheit, bei diesen Dingen zu schw\u246 ?ren, und noch am Schlusse des Evangeliums k\u246 ?nnen wir das Vorhandensein dieser Gewohnheit beobachten. Du aber bedenke, aus welchem Grunde er die geschaffenen Dinge so hochh\u228 ?lt. Nicht ob ihrer eigenen Natur, sondern wegen der Beziehung, in der Gott zu ihnen steht, und die er hier so ausdr\u252 ?ckt, wie es unserer Fassungskraft angemessen ist. Da n\u228 ?mlich \u252 ?berall der G\u246 ?tzendienst herrschte, so wollte er den Schein vermeiden, als zolle er den Gesch\u246 ?pfen um ihrer selbst willen Verehrung. Deshalb hat er den erw\u228 ?hnten Grund angegeben, der seinerseits wieder Gott die Ehre gibt. Er sagte darum nicht: Weil der Himmel so sch\u246 ?n und so gro\u223 ? ist; oder: Weil die Erde so fruchtbringend ist, sondern: Weil der Himmel Gottes Thron ist, die Erde aber sein Schemel. Damit weist er seine Zuh\u246 ?rer in allem auf Gott hin.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.36: \u8222 ?Auch nicht bei deinem Haupte, weil du nicht imstande bist, auch nur ein Haar wei\u223 ? oder schwarz zu machen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch hier hat er wieder nicht den Menschen zum Gegenstand der Bewunderung gemacht, da er hinzuf\u252 ?gte, man solle auch nicht bei seinem Haupte schw\u246 ?ren; sonst w\u228 ?re am Ende ja auch noch der Mensch angebetet worden. Vielmehr weist er die Ehre Gott zu, und zeigt dir, dass du nicht einmal Herr \u252 ?ber dich selbst bist, also auch nicht Herr \u252 ?ber die bei deinem Haupte geschworenen Eide. Wenn schon niemand sein eigenes Kind einem anderen geben m\u246 ?chte, so wird um so eher Gott sein eigenes Werk nicht in deine Gewalt geben. Wenn es auch dein Haupt ist, es geh\u246 ?rt doch einem anderen. Ja, du bist so wenig dessen Herr, dass du auch nicht das geringste daran \u228 ?ndern kannst. Er sagte n\u228 ?mlich nicht: Du kannst kein Haar ausrei\u223 ?en, sondern: Du kannst dessen Beschaffenheit nicht \u228 ?ndern. Wie aber, fragst du, wenn jemand einen Eid von mir verlangt, und mich dazu n\u246 ?tigt? Dann soll eben die Furcht Gottes st\u228 ?rker sein als der Zwang. Willst du n\u228 ?mlich solche Vorw\u228 ?nde geltend machen, so wirst du \u252 ?berhaupt kein Gebot beachten. Da wirst du auch von deiner Frau sagen: Wie aber, wenn sie streits\u252 ?chtig und verschwenderisch ist? Und von deinem rechten Auge: Wie, wenn ich es gern habe, und daf\u252 ?r brennen muss? Und von dem unkeuschen Blick: Wie, wenn ich es nicht \u252 ?ber mich bringe, jemand nicht anzusehen? Von dem Hass gegen deinen N\u228 ?chsten: Wie, wenn ich vorschnell bin und meine Zunge nicht beherrschen kann? Mit einem Wort, du w\u252 ?rdest dich auf diese Weise \u252 ?ber alle Gebote hinwegsetzen. Freilich bei menschlichen Gesetzen wagst du es nicht, derlei Ausfl\u252 ?chte vorzubringen und zu sagen: Wie aber, wenn das und das der Fall ist? Da tust du, was dir vorgeschrieben ist, ob es dir gef\u228 ?llt oder nicht. Indes d\u252 ?rftest du wohl ohnehin niemals zum Schw\u246 ?ren gezwungen werden. Wer n\u228 ?mlich die obigen Seligpreisungen geh\u246 ?rt hat, und sich dann so im Leben verh\u228 ?lt wie Christus es befohlen, der wird niemals von irgend jemand zu solch einem Schwur gen\u246 ?tigt werden, da er eben von allen geachtet und geehrt wird.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.37: \u8222 ?Ihr sollt aber Ja. Ja sein lassen, und Nein, Nein; was dar\u252 ?ber hinausgeht, ist vom B\u246 ?sen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was ist denn das, was \u252 ?ber das Ja und Nein hinausgeht? Das ist der Eid, aber nicht etwa der Meineid. Dies letztere geben ja alle zu, und man braucht keinem erst zu sagen, dass der Meineid vom B\u246 ?sen ist, und dass er nicht blo\u223 ? \u252 ?berfl\u252 ?ssig, sondern unerlaubt ist. Das \u220 ?berfl\u252 ?ssige, das, was zuviel ist und \u252 ?ber das rechte Ma\u223 ? hinausgeht, das ist der Eid. Wieso aber, fragst du, ist der Eid vom B\u246 ?sen? und wenn er vom B\u246 ?sen war, wie konnte man ihn gesetzlich vorschreiben? Dasselbe kannst du auch von deiner Frau sagen. Wie kann man jetzt als Ehebruch ansehen, was fr\u252 ?her erlaubt war?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was kann man also darauf erwidern? Dass eben die Vorschriften des Alten Testamentes der Schw\u228 ?che derer Rechnung trugen, f\u252 ?r die sie bestimmt waren. So ist es ja auch an sich Gottes ganz unw\u252 ?rdig, ihm mit dem Fett von Opfertieren zu verehren, so wenig wie unverst\u228 ?ndiges Geschw\u228 ?tz sich f\u252 ?r Philosophen ziemt. Deshalb wird also jetzt eine derartige Handlung als Ehebruch, und das Schw\u246 ?ren als b\u246 ?se betrachtet, weil der Herr uns eben jetzt zu h\u246 ?herer Tugend angeleitet hat. H\u228 ?tten aber jene fr\u252 ?heren Gesetze den Teufel zum Urheber gehabt, so h\u228 ?tten sie nicht soviel Gutes gewirkt. Und wenn sie nicht zuerst vorausgegangen w\u228 ?ren, so h\u228 ?tten die jetzigen nicht so leicht Aufnahme gefunden. Beurteile darum ihren Wert nicht nach der Gegenwart, in der sie ihre Brauchbarkeit verloren, sondern nach der damaligen Zeit, da sie durch die Umst\u228 ?nde bedingt waren; oder vielmehr, wenn du willst, auch nach der Gegenwart. Denn auch jetzt noch erweist sich ihr Wert am meisten gerade in dem, wogegen wir Einwendungen erheben. Dass sie uns jetzt weniger gut vorkommen, ist gerade ihr h\u246 ?chstes Lob. Denn, h\u228 ?tten sie uns nicht die richtige Nahrung geboten, und uns dadurch zum Streben nach H\u246 ?herem bef\u228 ?higt, so w\u252 ?rden sie uns jetzt nicht als das erscheinen, was sie sind. Wenn die Mutterbrust ihre Aufgabe ganz erf\u252 ?llt hat, und dem Kinde festere Nahrung gereicht werden kann, so gilt sie fortan als \u252 ?berfl\u252 ?ssig. Ja die Eltern, die sie fr\u252 ?her als Bed\u252 ?rfnis f\u252 ?r das Kind ansahen, suchen sie ihm jetzt durch allerhand neckische Reden als unn\u252 ?tz darzustellen; und viele M\u252 ?tter begn\u252 ?gen sich nicht blo\u223 ? mit Worten, sondern bestreichen ihre Brust auch mit bitteren Salben, damit, wenn schon blo\u223 ?e Worte das unangebrachte Verlangen des Kindes nicht beseitigen, die Sache selbst ihm den Appetit verderbe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 In diesem Sinne hat also Christus jene Satzungen f\u252 ?r b\u246 ?se erkl\u228 ?rt; nicht um zu zeigen, dass der Alte Bund vom Teufel stamme, sondern um uns durch einen sehr starken Ausdruck von etwas abzubringen, was im Alten Bunde seine N\u252 ?tzlichkeit besa\u223 ?. Auch waren es hier die J\u252 ?nger, zu denen er so redete. Dagegen hat er den unempfindsamen Juden, die starr am Hergebrachten festhielten, die Stadt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Alten Bundes\par} } durch Androhung von Kriegsgefangenschaft unzug\u228 ?nglich gemacht, so wie{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 eine Mutter, wenn sie ihre Brust\par} } mit einer bitteren Salbe einreibt. Da aber nicht einmal das sie abzuhalten vermochte, sie vielmehr die Stadt wiederum sehen wollten, wie Kinder, die nach der Mutterbrust zur\u252 ?ckverlangen, so hat er sie zuletzt ganz ihren Blicken entzogen, hat sie zerst\u246 ?rt und ihre meisten Einwohner fern von ihr fortgef\u252 ?hrt. Auch in der Landwirtschaft schlie\u223 ?en ja viele die jungen K\u228 ?lber ein, i, sie mit der Zeit der Milch zu entw\u246 ?hnen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 H\u228 ?tte aber das Alte Testament den Teufel zum Urheber, so h\u228 ?tte dasselbe die Juden nicht vom G\u246 ?tzendienst abgehalten, sondern im Gegenteil dazu angeleitet und ihn beg\u252 ?nstigt. Das war es ja, was der Teufel wollte. Nun sehen wir aber, dass das Alte Testament das Gegenteil davon bewirkte. Auch wurde gerade der Eid selbst im Alten Bunde deshalb vorgeschrieben, damit keiner bei den G\u246 ?tzenbildern schw\u246 ?re. Darum hei\u223 ?t es: \u8222 ?Ihr sollt bei dem wahren Gott schw\u246 ?ren\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 4,2\par} } .Das Gesetz hat also nicht wenig, sondern im Gegenteil sehr viel Gutes gestiftet. Die Menschen aber dann an feste Nahrung zu gew\u246 ?hnen, war den Bem\u252 ?hungen des Erl\u246 ?sers vorbehalten. Wie nun, fragst du, ist also das Schw\u246 ?ren nicht vom B\u246 ?sen? Ganz gewiss ist es vom B\u246 ?sen. Aber erst jetzt, nachdem wir so erhabene religi\u246 ?se Weisheit empfangen; damals aber nicht. Indes, wendest du ein, wie ist es m\u246 ?glich, dass dieselbe Sache einmal gut und einmal b\u246 ?se sei? Ich frage aber umgekehrt: Warum sollte eine Sache nicht einmal gut und einmal b\u246 ?se sein, wo doch alle Dinge uns Beispiele hierf\u252 ?r bieten, die K\u252 ?nste, die Fr\u252 ?chte, \u252 ?berhaupt alles? An unserer eigenen Natur kannst du dies zu allererst bewahrheitet finden. Sich tragen zu lassen ist ganz gut f\u252 ?r das erste Kindesalter; sp\u228 ?ter wird es sch\u228 ?dlich. Vorgekaute Nahrung genie\u223 ?en, passt f\u252 ?r den Anfang unseres Lebens, sp\u228 ?ter empfinden wir den st\u228 ?rksten Ekel dagegen. Nur von der Milch leben und sich der Mutterbrust zuwenden, ist n\u252 ?tzlich und heilsam im Anfang, nachher ist es sch\u228 ?dlich und ungesund.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du also, wie dieselbe Sache je nach der Verschiedenheit der Zeit gut oder sch\u228 ?dlich erscheint? Den Kinderrock zu tragen, ist ja ganz sch\u246 ?n f\u252 ?r einen ganz kleinen Jungen; ist er aber ein Mann geworden, so wird dies eine Schade f\u252 ?r ihn. Willst du aber umgekehrt sehen, wie das, was f\u252 ?r den Mann passt, bei einem Kinde nicht am Platze ist? Gib dem Kinde ein Mannskleid, und alles w\u252 ?rde zu lachen anfangen; ja es w\u228 ?re sogar recht gef\u228 ?hrlich f\u252 ?r das Kind, da es auf diese Weise beim Gehen gar h\u228 ?ufig zu Fall k\u228 ?me. Oder lass es sich mit Politik befassen, mit Handel, mit Aussaat und Ernte, und es wird wiederum gro\u223 ?es Gel\u228 ?chter geben. Doch wozu bringe ich diese Beispiele? Hat ja selbst ein Mord, den doch alle als Frucht des B\u246 ?sen anerkennen, zur rechten Zeit begangen, dem Phinees die Ehre des Priestertums verschafft{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Num 25\par} } .Dass aber der Mord ein Werk des B\u246 ?sen ist, sagt uns der Herr mit den Worten: \u8222 ?Ihr wollt die Werke eures Vaters tun; der war ein Menschenm\u246 ?rder von Anbeginn\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 8,41.44\par} } . Aber auch Phinees hat einen Menschen get\u246 ?tet: \u8222 ?Und es ward ihm als gute Tat angerechnet\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 105,30 u.31;vgl.1 Makk 2,26\par} } . Ja Abraham hat nicht blo\u223 ? einen Menschen umgebracht, sondern wollte, was noch weit schlimmer ist, sein eigenes Kind t\u246 ?ten, und ihm ward es noch viel h\u246 ?her angerechnet. Petrus hat den Tod von zwei Menschen verursacht{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ananias u.Saphira ,Apg 5,111\par} } , und doch war es eine Gottestat. Pr\u252 ?fen wir also nicht einfach blo\u223 ? die Vorkommnisse an sich, sondern untersuchen wir auch alles andere recht genau, die Zeit, die Ursache, die Absicht, die Verschiedenheit der Personen, und was immer sonst noch dabei in Betracht kommen mag. Anders k\u246 ?nnen wir den wahren Sachverhalt nicht in Erfahrung bringen. Auch m\u252 ?ssen wir uns bem\u252 ?hen, wenn wir doch schon Anteil am Himmelreich erlangen wollen, etwas mehr zu tun, als was im Alten Bunde vorgeschrieben war, da wir sonst unm\u246 ?glich in den Himmel kommen k\u246 ?nnen. Wenn wir nur nach dem Ma\u223 ?stabe des Alten Testamentes leben, so werden wir au\u223 ?erhalb dieses Vorhofes zu stehen kommen. \u8222 ?Denn, wenn eure Rechtschaffenheit nicht gr\u246 ?\u223 ?er ist als die der Schriftgelehrten und Pharis\u228 ?er, so k\u246 ?nnt ihr nicht in das Himmelreich eingehen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,20\par} } .Allein trotz dieser Drohung gibt es Leute, die jenen Grad von Gerechtigkeit nicht nur nicht \u252 ?bertreffen, sondern sogar hinter ihm zur\u252 ?ckbleiben. Sie schrecken nicht nur vor Eiden nicht zur\u252 ?ck, sondern nicht einmal vor Meineiden; weit entfernt, ihren Blick von unkeuschen Dingen abzuwenden, heften sie ihm im Gegenteil sogar auf die unschamhafte Tat selbst, ja, sie erlauben sich unbedenklich alles, was irgendwie verboten ist. Ihrer wartet aber auch nur eines, der Tag der Rache, an dem sie die Strafe f\u252 ?r ihre Missetaten in vollstem Ma\u223 ?e empfangen werden. Das allein ist das Ende derer, die in Schlechtigkeit und S\u252 ?nde ihr Leben beschlie\u223 ?en. An ihnen muss man wirklich verzweifeln, und kann nichts anderes mehr f\u252 ?r die erwarten, als die Strafe der H\u246 ?lle. Nur solange man am Leben ist, kann man eben mit Leichtigkeit k\u228 ?mpfen, siegen und den Siegeskranz erlangen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 7.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Verliere also den Mut nicht, o Mensch, und lass nicht ab von deinem guten Eifer; es ist ja nicht so schwer, was dir aufgetragen ist. Oder sag mir doch, welche M\u252 ?he macht es dir, das Schw\u246 ?ren zu lassen? Bringt es dir etwa Unkosten? Oder verursacht es dir viel Schwei\u223 ? und M\u252 ?he? Es gen\u252 ?gt ja, einfach zu wollen; damit ist alles getan. Wenn du aber einwendest, es sei so deine Gewohnheit, so sage ich, dass es gerade deswegen um so leichter ist, dich zu bessern; du brauchst ja nur die gegenteilige Gewohnheit anzunehmen und alles ist in Ordnung. Bedenke nur, wie viele es sogar unter den Heiden gab, die es so machten; da war einer, der stotterte, aber mit vieler M\u252 ?he brachte er es zustande, seinen Zungenfehler abzulegen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Demosthenes\par} } ; ein anderer hatte die Gewohnheit, seine Schultern schief zu tragen und fortw\u228 ?hrend zu bewegen, da hing er ein Schwert \u252 ?ber sich und gew\u246 ?hnte sich die Sache ab{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Derselbe?\par} } .Da ihr also den hl. Schriften nicht gehorcht, so bin ich gezwungen, euch durch das Beispiel der Heiden zu besch\u228 ?men. So hat es ja auch Gott bei den Juden gemacht, da er sprach: \u8222 ?Gehet auf die Inseln der Chetim, und sendet Boten nach Cedar, und sehet, ob die Heiden ihre G\u246 ?tter wechseln; und doch sind dies keine G\u246 ?tter\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 2,10-11\par} } . Ja selbst auf die unvern\u252 ?nftigen Tiere weist er sie oft hin und sagt:\u8222 ?Geh zur Ameise, fauler Mensch, und ahme ihre Wege nach, und gehe hin zur Biene\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Spr 6,6\par} } . Dasselbe will also auch ich jetzt euch sagen: Blicket hin auf die heidnischen Weisen! Da werdet ihr erkennen, welche Strafe jene verdienen, die auf die g\u246 ?ttlichen Gebote nicht h\u246 ?ren; sie haben sich ja unendliche M\u252 ?he gegeben, blo\u223 ? um Menschen zu gefallen und wir wollen den gleichen Eifer nicht einmal f\u252 ?r den Himmel aufbringen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn du aber auch daraufhin noch sagst, die Macht der Gewohnheit bringe selbst diejenigen zu Fall, die mit ernstem Willen sich ihrer zu erwehren suchen, so gebe auch ich dies vollkommen zu; nur f\u252 ?ge ich dem anderen noch dieses bei: wenn es schlimm ist, zu Fall zu kommen, so ist es daf\u252 ?r auch ehrenvoll, sich wieder aufzurichten. W\u252 ?rdest du z.B. zu Hause vielen Personen auftragen, auf sich achtzugeben, etwa deinem Diener, deiner Frau, deinem Freunde, so w\u252 ?rdest du mit Leichtigkeit deine schlechte Gewohnheit ablegen, wenn man dir von allen Seiten zusetzte und dich aufmerksam machte. Ja, w\u252 ?rdest du nur zehn Tage lang an deiner Besserung arbeiten, so w\u228 ?re dies vollkommen gen\u252 ?gend, da du hinfort in allem ganz sicher w\u228 ?rest und bereits gefestigt durch die Macht der guten Gewohnheit. Wenn du also auf diese Weise dich zu bessern anf\u228 ?ngst, dann magst du das Gesetz ein oder zweimal \u252 ?bertreten, ja dreimal oder zwanzigmal, du brauchst nicht zu verzweifeln; raffe dich nur wieder auf, geh mit dem gleichen Eifer von neuem an die Arbeit und du wirst einen vollkommenen Sieg erringen. Ein falscher Schwur ist ja doch auch keine geringf\u252 ?gige S\u252 ?nde. Wenn schon das blo\u223 ?e Schw\u246 ?ren vom B\u246 ?sen ist, welche Strafe wird dir dann das falsche Schw\u246 ?ren eintragen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Meine Worte haben euch gefallen? Ja, aber es ist nicht H\u228 ?ndeklatschen, was ich brauche, nicht l\u228 ?rmender Beifall! Nur das eine will ich haben; dass ihr ruhig und aufmerksam zuh\u246 ?ret und dann auch tut, was ich gesagt habe. Das ist der Beifall, das ist das Lob, das ich w\u252 ?nsche. Wenn du dagegen lobst, was ich sage, aber nicht tust, was du gelobt hast, so wirst du nur dir selbst gr\u246 ?\u223 ?ere Strafe und gr\u246 ?\u223 ?ere Verantwortung zuziehen, uns aber Schaden und Spott bereiten. Die Kirche ist eben kein Theater, und ihr seid nicht hier, um Schauspieler zu sehen und am Schlusse einfach Beifall zu klatschen. Hier ist eine geistliche Schule. Darum geht auch mein ganzes Bem\u252 ?hen nur darauf hin, dass ihr meine Worte auch befolget, und dass ihr euren guten Willen durch die Tat beweiset. Dann habe ich alles erreicht, w\u228 ?hrend ich jetzt noch ganz hoffnungslos bin. Habe ich ja doch schon oft und oft dasselbe gesagt, wenn ich mit jemandem privat zusammentraf, und wenn ich in \u246 ?ffentlicher Versammlung zu euch gesprochen habe. Aber ich sehe, dass ich gar nichts weiter erreicht habe, als dass ihr immer noch auf dem gleichen Punkte steht. Das ist wahrlich imstande, einem das Predigen gar sehr zu verleiden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehe nur, auch der hl. Paulus war sehr ungehalten dar\u252 ?ber, dass seine Zuh\u246 ?rer so lange Zeit nicht \u252 ?ber die ersten Anfangsgr\u252 ?nde hinauskamen. \u8222 ?W\u228 ?hrend ihr\u8220", sagt er, \u8222 ?der Zeit nach bereits Lehrer sein solltest, muss ich euch jetzt von neuem \u252 ?ber die Anfangsgr\u252 ?nde des Wortes Gottes belehren\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hebr 5,12\par} } .Aus dem gleichen Grunde empfinde auch ich Trauer und Schmerz. Ja, wenn ich sehen muss, dass ihr immer so bleibet, so werde ich euch in Zukunft verbieten, diese heiligen Hallen zu betreten und an den unsterblichen Mysterien teilzunehmen, so gut wie dies den Unkeuschen und Ehebrechern verboten ist und denen, die wegen Mordtaten angeklagt sind. Besser ist es, mit nur zweien oder dreien, die die Gebote Gottes beobachten, die gewohnten Gebete darzubringen, als eine gro\u223 ?e Menge von Gesetzesver\u228 ?chtern hinter uns her zu ziehen, die nur die anderen verderben. Kein Reicher und kein M\u228 ?chtiger soll hier sich \u252 ?berheben und sich hochm\u252 ?tig geb\u228 ?rden. Ich betrachte das alles f\u252 ?r nichts, nur als Schatten und Traum. Keiner von denen, die hier \u252 ?ber Reichtum verf\u252 ?gen, wird in der anderen Welt mein Anwalt sein, wenn ich angeklagt werde und mich verantworten soll daf\u252 ?r, dass ich nicht mit der n\u246 ?tigen Entschiedenheit auf die Beobachtung der Gebote Gottes gedrungen bin. Das, gerade das hat ja auch jenen ausgezeichneten Hohenpriester{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Heli\par} } ins Verderben gest\u252 ?rzt, der doch sonst ein tadelloses Leben f\u252 ?hrte; weil er aber zur \u220 ?bertretung der Gebote Gottes schwieg, so ward er dennoch samt seinen Kindern bestraft und musste schwer daf\u252 ?r b\u252 ?\u223 ?en. Obgleich hier die Stimme der Natur gar m\u228 ?chtig war, so ward doch eine schwere Strafe \u252 ?ber ihn verh\u228 ?ngt, weil er seinen eigenen Kindern gegen\u252 ?ber nicht die n\u246 ?tige Mannhaftigkeit gezeigt hatte. Wie sollten also da wir Verzeihung finden, die wir nicht durch solche Bande gehemmt sind, und doch durch Augendienerei alles verderben?! Damit ihr also nicht uns und euch selbst zugrunde richtet, so bitte ich euch, lasst euch belehren, bestellet euch selbst Aufpasser und Mahner, so viele ihr nur k\u246 ?nnet, lasset euch von der Gewohnheit des Schw\u246 ?rens und Fluchens, damit ihr von da aus fortschreitend auch die anderen Tugenden mit aller Leichtigkeit \u252 ?bet und daf\u252 ?r mit den himmlischen G\u252 ?tern belohnt werdet, deren wir alle teilhaft werden m\u246 ?gen, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht geb\u252 ?hrt, jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Achtzehnte Homilie. Kap. V, V.38-48.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.38: \u8222 ?Ihr habt geh\u246 ?rt, dass gesagt worden ist: Aug um Aug, und Zahn um Zahn.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.39: Ich aber sage euch, ihr sollt dem B\u246 ?swilligen keinen Widerstand leisten, sondern wenn immer dich einer auf die rechte Wange schl\u228 ?gt, biete ihm auch die linke dar.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.40: Und wenn dich jemand vor Gericht ziehen und dir dein Gewand nehmen will, gib ihm auch noch deinen Mantel.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du jetzt, dass der Herr an der obigen Stelle nicht das leibliche Auge gemeint hat, da er befahl, das Auge, das uns \u228 ?rgert, auszurei\u223 ?en, sondern den Menschen, dessen Freundschaft uns zum Schaden gereicht, der uns in den Abgrund des Verderbens st\u252 ?rzt? Hier geht er ja im Gegenteil so weit, dass er nicht einmal erlaubt, dem ein Auge auszurei\u223 ?en, der uns eines ausgerissen hat! Wie h\u228 ?tte er da jemand vorschreiben k\u246 ?nnen, sich sein eigenes Auge auszurei\u223 ?en? Wollte aber jemand deswegen gegen das Alte Testament einen Vorwurf erheben, weil es befahl, in der genannten Weise Vergeltung zu \u252 ?ben, so glaube ich, dass ihm die einem Gesetzgeber geziemende Weisheit stark abgeht, da er die Macht der Zeitverh\u228 ?ltnisse sowie den Nutzen eines nachsichtigen Entgegenkommens verkennt. Wenn er bedenken wollte, was das f\u252 ?r Leute waren, denen man diese Vorschriften gab welche Gesinnungen sie hatten, und zu welcher Zeit sie dieses Gesetz empfingen, so w\u252 ?rde er die Weisheit des Gesetzgebers bereitwilligst aberkennen und w\u252 ?rde einsehen, dass es ein und derselbe Gesetzgeber ist, der das eine wie das andere vorgeschrieben hat, und zwar beides zu gr\u246 ?\u223 ?tem Vorteil, sowie zur rechten Zeit. H\u228 ?tte er gleich zu Anfang diese hohen, erhabenen Satzungen eingef\u252 ?hrt, so h\u228 ?tte er weder das eine, noch das andere erreicht; so aber hat er f\u252 ?r beiderlei Vorschriften die rechte Zeit gew\u228 ?hlt, und hat so durch beide die ganze Welt in die rechte Bahn gelenkt. \u220 ?brigens hat Christus dies auch deswegen befohlen, nicht damit wir uns gegenseitig die Augen ausrei\u223 ?en, sondern damit wir unsere eigenen H\u228 ?nde beherrschen lernen. Durch die Androhung von Strafe hat er n\u228 ?mlich unsere Lust zu Gewaltt\u228 ?tigkeiten etwas ged\u228 ?mpft. Auf diese Weise also streut er langsam den Samen seiner gro\u223 ?en Weisheit aus, indem er nicht will, dass der, dem ein Unrecht geschehen, in gleicher Weise Vergeltung \u252 ?be. An sich h\u228 ?tte ja der Urheber dieses Unrechts eine gr\u246 ?\u223 ?ere Strafe verdient. Das verlangt der Begriff von Gerechtigkeit. Da er aber wollte, dass mit der Gerechtigkeit sich auch die Liebe paare, so verurteilt er den, der eigentlich mehr gefehlt hat, zu einer geringeren Strafe, als er verdient h\u228 ?tte. Damit gibt er uns die Lehre, dass wir auch dann, wenn wir Unrecht erfahren, gro\u223 ?e Milde und Nachsicht \u252 ?ben sollen. Nachdem er also das alte Gesetz erw\u228 ?hnt und es im Wortlaut angef\u252 ?hrt hatte, zeigt er auch hier wieder, dass es nicht der Bruder ist, der solches tut, sondern der B\u246 ?se. Deshalb setzt er auch bei: \u8222 ?Ich aber sage euch, widersetzt euch dem B\u246 ?sen nicht.\u8220" Er sagte nicht: Widersetzt euch nicht eurem Bruder, sondern: \u8222 ?dem B\u246 ?sen\u8220". Er deutet damit an, dass er es ist, der zu solchen Missetaten verleitet. Dadurch z\u252 ?gelt und beseitigt er schon den gr\u246 ?\u223 ?ten Teil des Zornes, den man gegen den empfindet, der uns B\u246 ?ses tut, indem er n\u228 ?mlich die Schuld daran auf einen anderen schiebt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber wie! Sollen wir wirklich dem B\u246 ?sen keinen Widerstand leisten? Ja, gewiss; aber nur nicht in dieser Weise, vielmehr so, wie er es uns befohlen; du sollst n\u228 ?mlich das Unrecht willig ertragen; denn gerade so wirst du Herr \u252 ?ber dasselbe werden. Man l\u246 ?scht ja auch Feuer nicht mit Feuer, sondern mit Wasser. Damit du aber siehst, dass auch schon im Alten Bunde derjenige Sieger blieb und den Siegespreis erhielt, der geduldig litt, so pr\u252 ?fe nur, was damals geschah, und du wirst bemerken, dass der leidende Teil bei weitem den Vorrang erh\u228 ?lt. Derjenige n\u228 ?mlich, der zuerst anfing, Unrecht zu tun, wird da so betrachtet, als h\u228 ?tte er zwei Augen ausgerissen, das des N\u228 ?chsten und sein eigenes. Darum wird er auch mit Recht von allen gehasst und angeklagt. Derjenige hingegen, der Unrecht erfuhr, wird auch dann, wenn er Gleiches mit Gleichem vergolten, f\u252 ?r schuldlos angesehen. Darum haben auch viele Mitleid mit ihm, wie mit einem, der unschuldig ist an der b\u246 ?sen Tat, auch wenn er sie schon vergolten hat. Und w\u228 ?hrend das Ungl\u252 ?ck auf beiden Seiten das gleiche ist, werden sie doch ungleich beurteilt, bei Gott wie bei den Menschen. Darum ist im Grunde auch ihr Missgeschick nicht das gleiche. Im Alten Bunde sagte also der Herr: \u8222 ?Wer seinem Bruder mit Unrecht z\u252 ?rnt, wer ihn einen Narren schilt, der wird des h\u246 ?llischen Feuers schuldig sein\u8220"; hier verlangt er aber schon gr\u246 ?\u223 ?ere Tugend, da er demjenigen, der Unrecht leidet, nicht blo\u223 ? befiehlt, die Ruhe zu bewahren, sondern seinem Gegner sogar zuvorzukommen und ihm die andere Wange darzubieten. Diese Weisung bezieht sich aber nicht blo\u223 ? auf solche Faustschl\u228 ?ge, sondern er will uns damit anleiten, auch in allen anderen Dingen Unrecht geduldig zu ertragen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da der Herr sagt: \u8222 ?Wer seinen Bruder einen Narren schilt, ist der H\u246 ?lle verfallen\u8220", dachte er auch nicht blo\u223 ? an diesen Ausdruck, sondern an jede Art von Beleidigung. Ebenso bestimmt er hier nicht, dass wir blo\u223 ? Faustschl\u228 ?ge mannhaft ertragen, sondern dass wir uns \u252 ?berhaupt durch kein Unrecht aus der Fassung bringen lassen sollen. Darum w\u228 ?hlte er auch dort gerade die schwerste Beschimpfung{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Narr\par} } , hier einen Schlag, der unter allen als der besch\u228 ?mendste und entehrendste gilt, den ins Gesicht. Seine Weisung bezieht sich aber sowohl auf den, der schl\u228 ?gt, als auch auf den, der geschlagen wird. Der Misshandelte, der eine solche H\u246 ?he der Tugend erreicht hat, wird gar nicht denken, dass ihm ein Unrecht widerfahren. Er wird ja schon gar nicht das Gef\u252 ?hl einer Beschimpfung empfinden, da er eigentlich viel eher k\u228 ?mpft, als geschlagen wird. Der Angreifer hingegen wird besch\u228 ?mt werden und keinen zweiten Schlag mehr f\u252 ?hren, und w\u228 ?re er auch schlimmer als das wildeste Tier. Ja, er wird sogar seinen ersten Schlag selbst gar sehr missbilligen. Nichts h\u228 ?lt ja die B\u246 ?sen so sehr zur\u252 ?ck, als wenn man das geschehene Unrecht sanftm\u252 ?tig ertr\u228 ?gt; und zwar h\u228 ?lt es sie nicht blo\u223 ? von weiterer Gewaltt\u228 ?tigkeit zur\u252 ?ck, sondern es bewirkt auch, dass sie das Fr\u252 ?here eher bereuen, die Sanftmut des Beleidigten bewundern und{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 von ihrem Treiben\par} } abstehen. Ja, es macht sie aus Feinden und Gegnern nicht blo\u223 ? zu Freunden, sondern zu Hausgenossen und gegenseitigen Dienern. \u220 ?bt man dagegen Widervergeltung, so erreicht man in allem das Gegenteil. Es bringt beiden Schaden, macht die schlechter, als sie waren, und entfacht die Zornesflamme nur um so mehr: Ja, wenn das Unheil noch weiter geht, hat es oft sogar den Tod im Gefolge. Aus diesem Grunde befahl der Herr, nicht blo\u223 ? keinen Zorn aufkommen zu lassen, wenn jemand dich schl\u228 ?gt, du sollst sogar dieses Verlangen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 dich noch mehr zu schlagen\par} } befriedigen, damit es nicht den Anschein habe, als h\u228 ?ttest du den ersten Schlag nur wider Willen ertragen. Auf diese Weise kannst du auch dem Beleidiger einen viel passenderen Schlag versetzen, als wenn du ihn mit der Hand schl\u252 ?gest, und dazu wirst du aus einem gewaltt\u228 ?tigen Menschen ein sanftm\u252 ?tiges Lamm machen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8222 ?Will dich jemand vor Gericht ziehen und dir dein Gewand nehmen, so gib ihm auch noch deinen Mantel.\u8220" Christus will eben, dass wir diese Geduld im Ertragen von Unbilden nicht blo\u223 ? bei Misshandlungen zeigen, sondern auch dann, wenn es sich um unser Eigentum handelt. Deshalb bringt er auch hier wieder einen sehr starken Fall als Beispiel. Wie er uns dort durch geduldiges Leiden zu siegen befahl, so hier, indem wir dem R\u228 ?uber noch mehr geben sollen, als er wollte. Doch hat er dies nicht so ohne weiteres befohlen, sondern mit einem Zusatz. So sagt er nicht einfach: Gib deinen Mantel dem, der darum bittet, sondern: \u8222 ?dem, der mit dir einen Proze\u223 ? f\u252 ?hren will\u8220", d.h. der dich vor Gericht ziehen und dort keine Sache anheischig machen will. Nachdem er oben gesagt hatte, man soll niemand einen Narren schelten und nicht grundlos z\u252 ?rnen, verlangt er im weiteren noch mehr, indem er befahl, auch die rechte Wange hinzuhalten. In gleicher Weise versch\u228 ?rft er hier sein Gebot, nachdem er vorher nur verlangt hatte, man solle Wohlwollen gegen seinen Widersacher hegen. Er befiehlt n\u228 ?mlich hier, nicht blo\u223 ? freiwillig zu geben, was ein anderer nehmen will, sondern noch weitgehendere Gro\u223 ?mut zu zeigen. Wie aber, fragst du da, soll ich selber also nackt umhergehen? Wir brauchten niemals nackt zu sein, wenn wir dieses Gebot aufs Wort befolgen. Im Gegenteil, wir w\u228 ?ren dann besser gekleidet, als irgend jemand. F\u252 ?rs erste m\u246 ?chte wohl niemand einem Gewalt antun, der solche Gesinnungen hegte; zweitens, selbst wenn einer so roh und unmenschlich w\u228 ?re, es f\u228 ?nde sich doch noch eine viel gr\u246 ?\u223 ?ere Anzahl solcher, die einen so hochgesinnten Mann nicht blo\u223 ? mit Gew\u228 ?ndern, sondern, wenn es m\u246 ?glich w\u228 ?re, selbst mit ihrem eigenen Fleische bekleideten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes, m\u252 ?sste man auch aus solch religi\u246 ?sen Gr\u252 ?nden unbekleidet dahergehen, es w\u228 ?re dies doch keine Schande. Auch Adam war ja nackt im Paradiese und empfand doch keine Scham{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 2,25\par} }; desgleichen war Isaias nackt und unbeschuht, und war doch vor allen Juden ausgezeichnet{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 20,3\par} }; auch Joseph gl\u228 ?nzte dann am meisten, als er sein Kleid im Stiche lie\u223 ?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 39,12\par} }. Nicht das ist ja S\u252 ?nde, unter solchen Umst\u228 ?nden entbl\u246 ?\u223 ?t zu werden, sondern so bekleidet zu sein, wie z.B. wir jetzt mit kostspieligen Kleidern behangen sind. Ja, das ist schimpflich und verachtenswert! Darum hat Gott jene gelobt und diese getadelt, durch seine Propheten so gut wie durch seine Apostel. Halten wir also diese Vorschriften nicht f\u252 ?r unausf\u252 ?hrbar. Wenn wir nur vern\u252 ?nftig sind, so sind sie f\u252 ?r uns nicht blo\u223 ? n\u252 ?tzlich, sondern auch sehr leicht. Ja, so gro\u223 ? ist der Vorteil, den wir daraus ziehen k\u246 ?nnen, dass sie nicht nur uns, sondern auch denen, die uns B\u246 ?ses tun, den gr\u246 ?\u223 ?ten Nutzen bringen. Gerade darin liegt ja ihr gr\u246 ?\u223 ?ter Vorzug, dass sie uns dazu verm\u246 ?gen, B\u246 ?ses willig zu ertragen, und eben dadurch auch diejenigen zur Besinnung bringen, die das B\u246 ?se tun. Wenn n\u228 ?mlich ein solcher es f\u252 ?r etwas Gro\u223 ?es h\u228 ?lt, anderen das Ihrige zu nehmen, du ihm hingegen zeigst, dass es dir ein Leichtes ist, ihm auch das zu geben, was er nicht verlangte, so wirst du seinen Geiz ins Gegenteil, in Freigebigkeit verwandeln und seine Habsucht in Tugendhaftigkeit. Bedenke also, welche Lehre ein solcher empf\u228 ?ngt, indem er nicht durch Worte, sondern durch Taten angeleitet wird, das Laster zu verachten, und der Tugend nachzustreben! Gott will eben, dass wir nicht blo\u223 ? uns selber, sondern auch allen anderen n\u252 ?tzen. Wenn du also das Deine hergibst, um nicht vor Gericht zu kommen, so hast du nur deinen eigenen Vorteil gesucht; f\u252 ?gst du aber deiner Gabe noch das andere hinzu, so scheidest du von einem, den du zuvor besser gemacht hast.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gerade so wirkt das Salz, und der Herr will ja, dass die Seinigen Salz seien. Dieses enth\u228 ?lt n\u228 ?mlich nicht nur sich selbst, sondern gibt auch allen anderen Dingen, mit denen es etwa in Ber\u252 ?hrung kommt, gr\u246 ?\u223 ?ere Dauerhaftigkeit. Die gleiche Eigenschaft hat auch das Licht, es leuchtet nicht blo\u223 ? sich selbst, sondern auch den anderen. Da also Gott dir die gleiche Aufgabe zugewiesen hat, so n\u252 ?tze auch dem, der in Finsternis sitzt. Gib ihm zu verstehen, dass er dir fr\u252 ?her dein Eigentum, mit Gewalt genommen; sage ihm, dass er es dir nicht geraubt habe. Auf diese Weise wirst auch du selbst viel lobenswerter und ehrenvoller dastehen, wenn du zeigst, dass du ein Geschenk gemacht hast, nicht aber beraubt worden bist. Verwandle also seine S\u252 ?nde durch deine Sanftmut in deine eigene Freigiebigkeit. Solltest du aber dies f\u252 ?r etwas besonders Gro\u223 ?es halten, so gedulde dich nur ein wenig, und du wirst sehr deutlich erkennen, dass du noch nicht am Ende der Vollkommenheit angelangt bist. Er, der diese Weisungen \u252 ?ber die Geduld und Leiden gegeben, bleibt auch hier nicht stehen, sondern geht noch weiter und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.41: \u8222 ?Wenn jemand dich zu einer Meile Weges zwingt, geh zwei mit ihm.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du da den Heroismus der Tugend? Nachdem du bereits dein Kleid und deinen Mantel gegeben, sollst du deinem Feind auch noch erlauben, selbst deinen nackten Leib zu m\u252 ?hsamer Arbeit zu gebrauchen! Der Herr will eben, dass wir alles gemeinsam haben, unsere Leiber und unseren Besitz, ob es sich nun um Bed\u252 ?rftige handelt oder um solche, die uns m\u237 ?\u223 ?brauchen wollen. Das eine ist wahre M\u228 ?nnlichkeit, das andere wahre N\u228 ?chstenliebe. Deswegen sagt er: \u8222 ?Wenn jemand dich zu einer Meile n\u246 ?tigt, geh zwei mit ihm.\u8220" Damit f\u252 ?hrt er dich nochmals auf eine h\u246 ?here Stufe der Vollkommenheit, und hei\u223 ?t dich dieselbe Hochherzigkeit bet\u228 ?tigen. Wenn er aber schon f\u252 ?r die anfangs erw\u228 ?hnten Dinge, die doch viel geringer waren als diese, so au\u223 ?erordentliche Seligpreisungen bereit hatte, so bedenke, welches Los erst derer harrt, die solche Tugend \u252 ?ben, und was auch schon vor Empfang des endg\u252 ?ltigen Siegespreises denen zuteil werden wird, die trotz ihres menschlichen leidensf\u228 ?higen K\u246 ?rpers doch so leben, als h\u228 ?tten sie gar kein Empfinden mehr. Wenn ihnen weder Beschimpfungen und Schl\u228 ?ge noch Beraubung Schmerz verursacht, wenn sie vor keiner anderen \u228 ?hnlichen Unbill zur\u252 ?ckschrecken, sondern im Gegenteil durch das Leiden nur um so hochherziger werden, so erw\u228 ?ge, mit welchen Gnaden ihre Seele wird ausger\u252 ?stet werden! Das ist also der Grund, weshalb der Herr auch hier dasselbe Verhalten vorschrieb, wie bei Misshandlungen und bei Wegnahme unseres Eigentums. Was rede ich doch da gleichsam von Beschimpfungen und Eigentum? Selbst wenn man deinen eigenen Leib zu M\u252 ?hsal und Arbeit gebrauchen will, und wenn diese auch unverdient sind, auch da sei wieder siegreich und \u252 ?berwinde das ungerechte Verlangen deines Gegners. Das \u8222 ?N\u246 ?tigen\u8220" bedeutet hier n\u228 ?mlich das ungerechte, das widerrechtliche Bedrohen. Aber auch da sollst du bereit sein, noch mehr zu ertragen, als der andere dir zumutet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.42: \u8222 ?Gib dem, der dich um eine Gabe anspricht, und wende dich nicht ab von dem, der von dir ein Darlehen erbittet.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dies ist leichter zu beobachten als das andere. Doch wundere dich dar\u252 ?ber nicht. Der Herr macht es immer so, dass er abwechselnd Schweres und Leichtes bringt. Wenn aber dies im Vergleich zum Fr\u252 ?heren leicht ist, so sollen jetzt diejenigen sich in achtnehmen, die fremdes Eigentum wegnehmen und ihr Geld mit Dirnen teilen. Die bereiten sich eine zweifache H\u246 ?lle, ob ihres unrechtm\u228 ?\u223 ?igen Erwerbes und ob dessen sch\u228 ?ndlicher Verwendung. Unter Darlehen versteht er aber hier nicht eine Zinsverschreibung, sondern die unentgeltliche Nutznie\u223 ?ung. An einer anderen Stelle dehnt er dieses Gebot sogar noch weiter aus und sagt, man soll auch denen geben, von denen man nichts wieder zur\u252 ?ck erwartet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.43: \u8222 ?Ihr habt geh\u246 ?rt, dass gesagt worden ist: du sollst deinen N\u228 ?chsten lieben und deinen Feind hassen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.44: Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde und betet f\u252 ?r die, die euch misshandeln; segnet diejenigen, die euch fluchen, tut Gutes denen, die euch hassen,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.45: auf dass ihr \u228 ?hnlich werdet eurem Vater, der im Himmel ist; denn er l\u228 ?sst seine Sonne aufgehen \u252 ?ber die B\u246 ?sen und die Guten, l\u228 ?sst regnen \u252 ?ber die Gerechten wie \u252 ?ber die Ungerechten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehe, wie Christus uns hier den h\u246 ?chsten Inbegriff der Tugend vor Augen stellt! Um ihretwillen lehrte er uns, den, der uns schl\u228 ?gt, nicht blo\u223 ? zu ertragen, sondern ihm sogar noch die rechte Wange darzubieten, au\u223 ?er dem Kleide nicht blo\u223 ? den Mantel dazuzugeben, sondern auch zwei Meilen mit dem zu gehen, der uns zu einer zwingen will, eben damit wir mit aller Leichtigkeit das auf uns nehmen, was noch viel schwerer ist als dies. Und was ist denn noch schwerer als dies, fragst du? Dass wir dem, der uns solches antut, nicht einmal Feind seien! Ja, noch mehr als das! Der Herr sagte nicht: Du sollst nicht hassen, sondern: \u8222 ?Du sollst lieben\u8220"; er sagte nicht: Tu deinem Feind nichts B\u246 ?ses, sondern: Tu ihm Gutes.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn aber jemand genau zusehen will, so kann er noch eine ganz andere Steigerung finden, die noch viel mehr besagt als dies. Der Herr befahl n\u228 ?mlich, den Feind nicht einfach blo\u223 ? zu lieben, sondern auch f\u252 ?r ihn zu beten. Siehst du jetzt, wie viele Stufen der Herr uns emporf\u252 ?hrt, und wie er uns damit auf die h\u246 ?chste H\u246 ?he der Tugend gestellt hat? Betrachte aber die Stufenleiter so, dass du von unten an z\u228 ?hlst. Die erste Stufe ist die, kein Unrecht entstehen zu lassen; die zweite, wenn doch schon ein Unrecht geschehen ist, Gleiches mit Gleichem zu vergelten; die dritte, dem, der uns misshandelt hat, nicht dasselbe zuzuf\u252 ?gen, sondern uns in Geduld zu fassen; die vierte, sich zum Empfang von Unbilden sogar selber anzubieten; die f\u252 ?nfte, noch mehr zu tun, als jener will, der uns B\u246 ?ses tat; die sechste, den nicht zu hassen, der uns solches angetan; die siebte, ihn sogar noch zu lieben; die achte, ihm auch noch Gutes zu tun, die neunte, selbst noch bei Gott f\u252 ?r ihn zu beten. Siehst du da den Gipfel der Tugend! Daf\u252 ?r empf\u228 ?ngt ein solcher aber auch einen herrlichen Lohn. Da n\u228 ?mlich das Gebot schwer war, und{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 zu seiner Erf\u252 ?llung\par} } eine jungendfrische Seele erheischte, sowie auch gro\u223 ?en Eifer, so setzt der Herr auch einen solchen Lohn darauf wie auf kein anderes der vorausgehenden Gebote. Hier erw\u228 ?hnt er nicht die Erde, wie bei den Sanftm\u252 ?tigen, nicht Trost und Erbarmen, wie bei den Trauernden und Barmherzigen, auch nicht das Himmelreich, nein, etwas, das viel gr\u246 ?\u223 ?er und schauererregender ist: Das \u196 ?hnlichwerden mit Gott, soweit dies f\u252 ?r Menschen m\u246 ?glich ist. \u8222 ?Auf dass ihr\u8220", sagt er, \u8222 ?\u228 ?hnlich werdet eurem Vater, der im Himmel ist.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Du aber beachte, wie Christus weder hier noch im vorausgehenden Gott seinen eigenen Vater nennt, sondern das eine Mal, wo er vom Schw\u246 ?ren redet, nennt er ihn \u8222 ?Gott\u8220" und \u8222 ?gro\u223 ?er K\u246 ?nig\u8220", hier dagegen \u8222 ?ihren Vater\u8220". Das tut er aber deswegen, weil er seine Mitteilungen hier\u252 ?ber f\u252 ?r die richtige Zeit vorbeh\u228 ?lt. Sodann erkl\u228 ?rt er aber auch noch des weiteren diese Gott\u228 ?hnlichkeit und sagt: \u8222 ?Er l\u228 ?sst seine Sonne aufgehen \u252 ?ber B\u246 ?se und Gute, l\u228 ?sst regnen \u252 ?ber Gerechte und Ungerechte.\u8220" Gott, will er sagen, hegt nicht nur keinen Hass, er spendet sogar Wohltaten denen, die ihn beleidigen. Freilich ist das beiderseitige Tun durchaus nicht gleich, nicht nur hinsichtlich der Gr\u246 ?\u223 ?e der Wohltat, sondern auch, weil Gott an W\u252 ?rde unendlich erhabener ist. Du wirst ja nur von einem Mitsklaven beleidigt, er aber von seinem Diener, dem er tausendfach Gutes getan; du spendest nur Worte, wenn du f\u252 ?r deinen Feind betest, er hingegen gar gro\u223 ?e, wunderbare Gaben, er gibt uns die gemeinsame Sonne und den zu bestimmten Zeiten wiederkehrenden Regen. Aber trotzdem,{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 sagt der Herr,\par} } verleihe ich euch die Gott\u228 ?hnlichkeit, soweit ein Mensch sie besitzen kann. Hasse also nicht den, der dir B\u246 ?ses zuf\u252 ?gt, da er dir ja solche Vorteile einbringt und dich zu so hoher Ehre emporf\u252 ?hrt; fluche nicht dem, der dich schl\u228 ?gt, sonst bleibt dir zwar die Beschwerde, des Lohnes aber gehst du verlustig; ihm wirst du zwar Schaden verursachen, damit aber deinen Verdienst zerst\u246 ?ren. Es w\u228 ?re aber doch h\u246 ?chst t\u246 ?richt, wenn wir das nicht ertragen wollten, was leichter ist, nachdem wir das schwerere \u252 ?ber uns hatten ergehen lassen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber, fragst du, wie soll ich das zustande bringen? Nun, wenn du siehst, wie Gott Mensch geworden, so tief herabgestiegen ist und so viel f\u252 ?r dich gelitten hat, da fragst du noch und zweifelst, wie es m\u246 ?glich sein sollte, unseren Mitsklaven ihr Unrecht zu verzeihen? H\u246 ?rst du nicht, wie Christus am Kreuze spricht: \u8222 ?Verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 23,34\par} }. H\u246 ?rst du nicht Paulus sagen:\u8222 ?Derjenige, der hinaufgestiegen ist, und zur Rechten Gottes sitzt, legt F\u252 ?rbitte ein f\u252 ?r uns\u8220"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 8,34\par} } Siehst du nicht, dass er auch nach seinem Tod am Kreuze und nach seiner Himmelfahrt den Juden, die ihn get\u246 ?tet hatten, die Apostel sandte, die ihnen unendlich viele Wohltaten bringen sollten, w\u228 ?hrend sie selber tausendfaches B\u246 ?se von ihnen zu erfahren hatten? Aber dir hat man ein gro\u223 ?es Unrecht angetan? Aber wann hattest du etwas \u196 ?hnliches zu leiden, wie dein Herr, den man gefesselt, gegei\u223 ?elt, ins Gesicht geschlagen hat, der von den Dienern angespuckt wurde, der den Tot erlitt, und zwar von allen Todesarten die schimpflichste, und dies alles, nachdem er unendlich viel Gutes getan hatte? Allein, selbst wenn dir gro\u223 ?es Unrecht geschehen ist, vergilt es gerade deshalb mit Gutem, damit so dein einstiger Siegeskranz nur um so herrlicher gl\u228 ?nze und du deinen Bruder von seiner \u228 ?u\u223 ?erst gef\u228 ?hrlichen Krankheit befreiest. Auch die \u196 ?rzte haben ja gerade dann, wenn sie von ihren Kranken im Fieberwahn geschlagen und beschimpft werden, am meisten Mitleid mit ihnen und geben sich M\u252 ?he, dieselben zu heilen, da sie wohl wissen, dass die Schimpfworte nur eine Folge des \u252 ?berm\u228 ?\u223 ?igen Fiebers sind. Denke also auch du so von denen, die es auf dich abgesehen haben und verhalte dich ebenso gegen die, die dir Unrecht tun. Gerade diese sind es ja, die eigentlich krank sind und unter der Herrschaft eines unwiderstehlichen Zwanges stehen. Befreie ihn also von diesem b\u246 ?sen Frevelmut, hilf ihm seinen Zorn abzulegen, und errette ihn von dem b\u246 ?sen D\u228 ?mon des Hasses. Wir sind ja auch zu Tr\u228 ?nen ger\u252 ?hrt, wenn wir einen Besessenen sehen, und h\u252 ?ten uns wohl, auch selbst vom D\u228 ?mon erfasst zu werden. Machen wir es auch hier so bei denen, die uns z\u252 ?rnen. Die Zornm\u252 ?tigen sind ja den Besessenen ganz \u228 ?hnlich, oder besser gesagt, sie sind noch schlimmer daran als sie, da sie trotz ihres Verstandes sich rasend geb\u228 ?rden. Darum verdient auch ihr Irrsinn keine Nachsicht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 St\u252 ?rze dich also nicht auf einen, der am Boden liegt, habe vielmehr Mitleid mit ihm. Wenn wir einen sehen, der das Gallenfieber hat, von Schwindel befallen ist und diese schlechten S\u228 ?fte ausspeien muss, so reichen wir ihm ja auch die Hand und st\u252 ?tzen ihn in seinem Fieberschauer, und wenn wir auch das Kleid dabei beschmutzen, wir achten es nicht, sondern sind nur darauf bedacht, wie wir denselben aus seiner schweren Not erretten k\u246 ?nnen. Machen wir es also auch bei den Zornm\u252 ?tigen so. St\u252 ?tzen wir sie, wenn sie ihre Zornesgalle ausspeien und wie von Fieberhitze gesch\u252 ?ttelt werden, und lassen wir sie nicht eher los, als bis sie all die schlechten Stoffe von sich gegeben haben! Dann wird dir ein solcher auch den gr\u246 ?\u223 ?ten Dank wissen. Wenn er es einmal \u252 ?berstanden hat, dann wird er klar erkennen, aus welch schlimmer Lage du ihn befreit hast. Und was rede ich von seinem Dank? Gott selbst wird dich unverz\u252 ?glich belohnen und dir mit tausendfachen Gnaden vergelten daf\u252 ?r, dass du deinen Bruder aus schwerer Krankheit errettet hast; auch wird jener dich ehren wie seinen Herrn und die gr\u246 ?\u223 ?te Achtung hegen vor deiner G\u252 ?te. Wei\u223 ?t du nicht, wie die Frauen, die in Wehen liegen, diejenigen bei\u223 ?en, die ihnen beistehen, und doch empfinden diese keinen Schmerz; oder vielmehr sie empfinden ihn, aber tragen ihn mutig und haben Mitleid mit den anderen, die in Geburtswehen liegen und sich winden. Dieses Beispiel ahme auch du nach, und sei nicht weichlicher als Frauen. Wenn n\u228 ?mlich diese Frauen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Zornm\u252 ?tigen\par} } geboren haben,{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 sie sind ja noch feiger als Frauen,\par} } dann werden sie deine Mannhaftigkeit anerkennen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn aber diese Gebote hart sind, so bedenke, dass Christus deshalb in die Welt gekommen ist, um sie in unsere Herzen einzupflanzen, und uns f\u252 ?r Feind und Freund n\u252 ?tzlich zu machen. Darum befiehlt er ja auch beide zu vergessen; die Br\u252 ?der, wo er sagt: \u8222 ?Wenn du deine Gabe darbringst\u8220"; die Feinde, wenn er befiehlt, sie zu lieben und f\u252 ?r sie zu beten. Doch leitet er uns nicht blo\u223 ? durch das Beispiel Gottes hierzu an, sondern auch durch das Gegenteil. Denn, sagt er:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.46: \u8222 ?Wenn ihr diejenigen liebet, die euch lieben, welchen Lohn werdet ihr haben; tun nicht auch die Z\u246 ?llner desgleichen?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dasselbe sagt auch der hl. Paulus: \u8222 ?Ihr habt im Kampfe gegen die S\u252 ?nde noch nicht bis auf Blut widerstanden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hebr 12,4\par} }. Wenn du also so handelst, dann stehst du auf Seiten Gottes; tust du es nicht, so stehst du auf Seiten der Z\u246 ?llner. Siehst du, wie der Unterschied unter den Geboten nicht so gro\u223 ? ist, wie der unter den Personen? Achte also nicht auf die Schwierigkeit des Gebotes; denke vielmehr auch an den Siegespreis, und erw\u228 ?gen wir, wem wir bei richtigem Verhalten \u228 ?hnlich werden, und wem gleichgestellt, wenn wir s\u252 ?ndigen? Christus befiehl uns also, mit unserem Bruder uns zu vers\u246 ?hnen, und nicht eher von ihm abzustehen, als bis wir der Feindschaft ein Ende gemacht haben. Wenn er aber von allen ohne Ausnahme redet, so unterwirft er uns deshalb keinem Zwang, sondern verlangt nur so viel, als an uns liegt, und erleichtert uns auch dadurch die Haltung des Gesetzes. Zuvor hatte er n\u228 ?mlich gesagt: \u8222 ?Sie haben die Propheten verfolgt, die vor euch waren\u8220"; doch wollte er nicht, dass die Seinen sich deshalb feindlich gegen die Juden ben\u228 ?hmen; deshalb schreibt er vor, diejenigen, die solches tun, nicht nur zu ertragen, sondern sie sogar zu lieben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du also, wie er den Zorn und die Gier nach Fleischeslust, nach Geld, nach Ruhm und den Dingen des irdischen Lebens mitsamt der Wurzel ausrottet? Er hat dies zwar schon von Anfang an getan, weit nachdr\u252 ?cklicher aber jetzt. Denn, wer arm ist, sanftm\u252 ?tig und bu\u223 ?fertig, der vermeidet eben den Zorn; wer gerecht ist und barmherzig, der macht die Habsucht unm\u246 ?glich; wer ein reines Herz hat, ist frei von b\u246 ?ser Lust; wer Verfolgung, Beschimpfung und Verleumdung erf\u228 ?hrt, der \u252 ?bt ohnehin die vollst\u228 ?ndige Verachtung aller zeitlichen Dinge und h\u228 ?lt sich rein von Hochmut und Ehrgeiz. Nachdem also der g\u246 ?ttliche Heiland den Zuh\u246 ?rer von diesen Fesseln befreit und gleichsam zum Kampfe gesalbt hat, geht er nochmals von einer anderen Seite und mit noch gr\u246 ?\u223 ?erer Entschiedenheit an die Ausrottung dieser Laster. Den Anfang hat er mit dem Zorne gemacht, hat s\u228 ?mtliche Wurzeln dieser Leidenschaft abgeschnitten und gesagt: Wer seinem Bruder z\u252 ?rnt, wer ihn einen Toren schilt und ihn Rakka nennt, der soll bestraft werden; und wer eine Gabe darbringen will, soll nicht vorher zum Opfertisch hinzutreten, als bis er der Feindschaft ein Ende gemacht; wer einen Widersacher hat, soll sich den Feind zum Freunde machen, bevor er das Gerichtsgeb\u228 ?ude betritt. Daraufhin geht er wieder zur b\u246 ?sen Lust \u252 ?ber und sagt: Wer jemand unkeuschen Blickes betrachtet, soll wie ein Ehebrecher angesehen werden; wer \u196 ?rgernis erf\u228 ?hrt von einem unz\u252 ?chtigen Weibe oder einem Manne, oder sonst von einem, der ihm nahesteht, der soll sie alle entfernen; wer durch rechtm\u228 ?\u223 ?ige Ehe eine Frau besitzt, der soll sie nie fortschicken, um sich nach einer anderen umzusehen. Eben hierdurch hat er die Wurzeln der b\u246 ?sen Begierlichkeit ausgerissen. Von hier aus geht er dann gegen die Habsucht vor, indem er befiehlt, nicht zu schw\u246 ?ren, nicht zu l\u252 ?gen, das eigene Kleid nicht zur\u252 ?ckzuhalten, das man eben anhat; vielmehr dem, der es haben will, auch noch den Mantel dazuzugeben und ihm selbst mit seinem Leib zu dienen. Durch solch \u228 ?u\u223 ?erst entschiedene Mittel ert\u246 ?tet er die Liebe zum Besitz.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nach all dem kommt er auch auf den herrlichen Glanzpunkt all seiner Gebote zu sprechen und sagt: \u8222 ?Betet f\u252 ?r jene, die euch fluchen!\u8220" Damit f\u252 ?hrt er uns direkt auf die h\u246 ?chste H\u246 ?he der Vollkommenheit. Sanftm\u252 ?tig sein ist leichter, als sich schlagen lassen; barmherzig sein leichter, als sein Kleid mitsamt dem Mantel hingeben; gerecht sein leichter, als Unrecht dulden; friedfertig sein leichter, als Misshandlungen tragen und gezwungen einem anderen folgen; ebenso ist es leichter, Verfolgungen zu erdulden, als den Verfolger auch noch zu segnen. Siehst du, wie er uns langsam bis in die Hallen des Himmels hineinf\u252 ?hrt? Welche Strafe m\u246 ?chten wir also wohl verdienen, wenn wir Gott nachahmen sollten und vielleicht nicht einmal den Z\u246 ?llnern gleichkommen? Denn wenn sogar Z\u246 ?llner, S\u252 ?nder und Heiden es fertig bringen, diejenigen zu lieben, von denen sie geliebt werden, wir hingegen nicht einmal das tun{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn wir tun es wirklich nicht, wenn wir den guten Ruf unserer Mitmenschen sch\u228 ?digen\par} }, welche Strafe wird uns da nicht treffen, wenn wir, anstatt die Schriftgelehrten zu \u252 ?bertreffen, selbst hinter den Heiden zur\u252 ?ckbleiben? Sag mir, wie sollen wir da ins Himmelreich eingehen? Wie sollen wir jene heiligen Hallen betreten, wenn wir nicht besser geworden sind als Z\u246 ?llner? Das hat Christus angedeutet mit den Worten: \u8222 ?Tun nicht auch die Z\u246 ?llner dasselbe?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Darum m\u252 ?ssen wir auch seine Lehrweisheit am meisten bewundern, weil er \u252 ?berall f\u252 ?r unser Tugendstreben gar reichlichen Lohn verhei\u223 ?t, so z.B. dass wir Gott schauen sollen, dass uns das Himmelreich zuteil werden soll, dass wir Kinder Gottes und Gott \u228 ?hnlich werden, dass wir Barmherzigkeit finden werden und Trost und reiche Belohnung. Wo er aber auch die B\u246 ?sen erw\u228 ?hnen muss, tut er dies in schonender Weise; denn in all diesen langen Reden erw\u228 ?hnt er die H\u246 ?lle nur einmal. Auch an anderen Stellen belehrt er den Zuh\u246 ?rer mit milden, dem\u252 ?tigen Worten, mehr mahnend als drohend, indem er sagt: \u8222 ?Tun nicht auch die Z\u246 ?llner das gleiche?\u8220", und:\u8222 ?Wenn das Salz schal geworden ist\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,13\par} } , oder: \u8222 ?Er wird der geringste genannt werden im Himmelreich\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 5,19\par} }. Zuweilen will er auch da, wo er die S\u252 ?nden an Stelle der S\u252 ?ndenstrafe erw\u228 ?hnt, dem Zuh\u246 ?rer die Schwere der Strafe zu verstehen geben. So, wenn er sagt: \u8222 ?Er hat mit ihr im Herzen einen Ehebruch begangen\u8220", und: \u8222 ?Wer sie entl\u228 ?sst, ist schuld daran, wenn jemand mit ihr Ehebruch treibt\u8220"; ebenso: \u8222 ?Was dar\u252 ?ber ist, ist vom B\u246 ?sen.\u8220" F\u252 ?r die Einsichtigen gen\u252 ?gt es eben zur Besserung, wenn man ihnen statt der Strafe die Gr\u246 ?\u223 ?e der S\u252 ?nde vor Augen h\u228 ?lt. Deshalb erw\u228 ?hnt Christus auch hier die Heiden und die Z\u246 ?llner und besch\u228 ?mt seine J\u252 ?nger durch die pers\u246 ?nlichen Eigenschaften dieser Leute. Dasselbe tat auch Paulus, wenn er sagt: \u8222 ?Trauert nicht wie die anderen, die keine Hoffnung haben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Thess 4,12\par} }, und: \u8222 ?wie die Heiden, die Gott nicht kennen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Thess 1,8\par} }. Auch will der Herr zeigen, dass er nichts \u220 ?berm\u228 ?\u223 ?iges verlangt, sondern kaum mehr als das, was alle tun; darum sagt er: \u8222 ?Tun nicht auch die Heiden dasselbe?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Doch bleibt er hierbei mit seiner Rede nicht stehen, sondern beendet sie mit dem Hinweis auf den Lohn und auf die gute Hoffnung und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.48: \u8222 ?Werdet also vollkommen, wie euer Vater, der im Himmel ist.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Den Himmel erw\u228 ?hnt der Herr bei jeder Gelegenheit, um durch ihn die Gem\u252 ?ter der J\u252 ?nger anzuregen. Bis dahin waren sie eben noch zu schwach und zu irdisch gesinnt gewesen. So wollen denn auch wir all das Gesagte in Erw\u228 ?gung ziehen und auch gegen unsere Feinde gro\u223 ?e Liebe an den Tag legen! Wir wollen von jener l\u228 ?cherlichen Gewohnheit lassen, an der noch viele unverst\u228 ?ndige Leute festhalten, n\u228 ?mlich zu warten, bis diejenigen, die uns begegnen, zuerst gr\u252 ?\u223 ?en, und nicht nach dem zu streben, was uns zufrieden und gl\u252 ?cklich macht, dagegen das zu suchen, was l\u228 ?cherlich ist. Warum willst denn nicht du den anderen zuerst gr\u252 ?\u223 ?en? Weil er darauf wartet, sagst du. Nun, dann solltest du dich gerade deshalb am meisten beeilen, um den Siegeskranz zu erringen. Nein, sagst du, denn gerade das wollte er ja. Aber gibt es wohl etwas T\u246 ?richteres, als ein solches Benehmen? Gerade weil er die Absicht hatte, sagst du, mir einen Gewinn zu vermitteln, will ich die Gelegenheit nicht ben\u252 ?tzen! Wenn also der andere dich zuerst gr\u252 ?\u223 ?t, so hast du kein weiteres Verdienst, wenn du ihn auch wieder gr\u252 ?\u223 ?est; beeilst du dich aber, zuerst zu gr\u252 ?\u223 ?en, so hast du aus dem Stolz des anderen Kapital geschlagen, und ob seines Unverstandes gro\u223 ?en Gewinn erzielt. Wie w\u228 ?re es also nicht \u252 ?beraus t\u246 ?richt, wo wir aus blo\u223 ?en Worten so gro\u223 ?en Nutzen ziehen k\u246 ?nnen, den Gewinn preiszugeben und in den gleichen Fehler zu fallen, den wir an anderen tadeln? Denn wenn du ihm deshalb einen Vorwurf machst, weil er erwartet, dass die anderen ihn zuerst gr\u252 ?\u223 ?en, warum tust du dann eben das, was du selber tadelst, und trachtest, als ob es etwas Gutes w\u228 ?re, das nachzuahmen. Wovon du selber sagtest, es sei b\u246 ?se? Siehst du, wie es nichts T\u246 ?richteres gibt als einen Menschen, der dem B\u246 ?sen Herberge leiht? Darum bitte ich euch, fliehen wir dieser schlechten und unvern\u252 ?nftigen Gewohnheit! Dieses \u220 ?bel hat schon unz\u228 ?hlige Freundschaften zerst\u246 ?rt und viele Feindschaften verursacht. Suchen wir gerade deshalb den anderen zuvorzukommen. Nachdem der Herr uns befohlen, von unseren Feinden Schl\u228 ?ge, Zwang und Entbl\u246 ?\u223 ?ung geduldig zu ertragen, welche Nachsicht verdienen wir da wohl, wenn wir bei einem blo\u223 ?en Gru\u223 ?e solchen Ehrgeiz zeigen? Du sagst, wir werden verachtet und verh\u246 ?hnt, wenn wir ihm hierin zu Gefallen sind. Also, um nicht von einem Menschen verachtet zu werden, beleidigst du Gott? Damit ein unvern\u252 ?nftiger Mitknecht dich nicht verachte, missachtest du den Herrn, der dir soviel Gutes getan hat? Wenn es t\u246 ?richt ist f\u252 ?r einen, der dir gleichgestellt ist, dich zu verachten, so ist es noch viel t\u246 ?richter, wenn du Gott missachtest, der dich erschaffen hat!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Au\u223 ?erdem bedenke aber auch dies: Wenn der andere dich verspottet, so verschafft er dir dadurch nur um so gr\u246 ?\u223 ?eren Lohn. Es widerf\u228 ?hrt dir ja dies um Gottes willen, weil du seinen Geboten gehorcht hast. Welche Ehre wird dir aber nicht daf\u252 ?r zuteil werden, welche Kronen! Ich m\u246 ?chte lieber um Gottes willen beschimpft und verachtet, als von allen K\u246 ?nigen zusammen geehrt werden{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Chrysostomus hat durch sein sp\u228 ?teres Leben selbst gezeigt, dass dies bei ihm keine leeren Worte waren\par} }. Diesem Ruhm kommt nichts, gar nichts gleich. Nach diesem Ruhme also wollen wir trachten, so wie Christus selbst es befohlen; wollen die Ehre der Menschen f\u252 ?r nichts erachten, uns vielmehr in allem genau an seine Tugendvorschriften halten und darnach unser eigenes Leben einrichten. Dann werden wir die Freuden des Himmels und die \u252 ?berirdischen Ruhmeskr\u228 ?nze schon hienieden erlangen, wenn wir wie Engel unter den Menschen leben,{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wenn wir\par} } wie die engelischen M\u228 ?chte auf Erden wandeln und uns frei halten von aller Begierlichkeit, frei von jeder Erregung des Gem\u252 ?tes. Und zu all dem werden wir auch noch die unaussprechlichen G\u252 ?ter empfangen, deren wir alle teilhaft werden m\u246 ?gen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, den Ehre, Macht und Anbetung geb\u252 ?hrt zugleich mit dem ewigen Vater und dem Heiligen und guten Geist, jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Neunzehnte Homilie. Kap. VI, V.1-15.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.1: \u8222 ?Sehet darauf, dass ihr eure Almosen nicht vor den Menschen gebet, um von ihnen angesehen zu werden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr will hier die gewaltigste aller Leidenschaften ausrotten, die Gier und die Sucht nach eitlem Ruhm, welche in denen entsteht, die Gutes tun. Anfangs sagte er davon nichts. Es w\u228 ?re ja auch unn\u252 ?tz gewesen, bevor er den Juden gesagt hatte, was ihr Pflicht sei, und sie nicht dar\u252 ?ber belehrte, wie sie dieselbe zu erf\u252 ?llen und anzugreifen h\u228 ?tten. Nachdem er sie aber zur Tugend angeleitet hatte, so greift er zuletzt auch das \u220 ?bel an, das meist im Schatten der Tugend sich einschleicht. Diese Krankheit entsteht n\u228 ?mlich nicht so ohne weiteres, sondern erst dann, wenn wir uns durch die Beobachtung der Gebote einmal gro\u223 ?e Verdienste erworben haben. Zuerst musste er also die Tugend pflanzen und dann erst das Laster beseitigen, das die Frucht der Tugend verdirbt. Beachte da auch, womit er beginnt. Mit dem Fasten, Beten und Almosengeben. Gerade bei diesen Tugend\u252 ?bungen pflegt sich ja dieses Laster am ehesten einzunisten. So ward zum Beispiel der Pharis\u228 ?er deswegen aufgeblasen und sagte: \u8222 ?Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von dem, was ich habe\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 18,12\par} }. Ja selbst im Gebete sucht er seine Eitelkeit zu befriedigen, denn er verrichtete es nur, um gesehen zu werden. Da n\u228 ?mlich sonst gerade niemand da war, so zeigte er sich wenigstens vor dem Z\u246 ?llner und sagte: \u8222 ?Ich bin nicht wie die \u252 ?brigen Menschen, auch nicht wie dieser Z\u246 ?llner da\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 11\par} }. Beachte ferner auch, wie der Herr anfing. Er redete, wie wenn es sich um ein wildes Tier handelte, das schwer zu fangen ist, dagegen den wohl zu packen vermag, der nicht ungemein achtsam ist. \u8222 ?Sehet gut zu auf euer Almosen\u8220", sagt er. Ebenso sagt auch der hl. Paulus zu den Philippern: \u8222 ?Habt acht auf die Hunde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Phil 3,2\par} } . Der Hund kommt ja heimlich herein, sp\u252 ?rt alles ger\u228 ?uschlos aus und tr\u228 ?gt unvermerkt von dannen, was gerade darin ist. So legte also der Herr dem Almosen gro\u223 ?e Wichtigkeit bei und berief sich daf\u252 ?r sogar auf Gott, \u8222 ?der die Sonne aufgehen l\u228 ?sst \u252 ?ber die B\u246 ?sen und die Guten\u8220"; munterte auf jede Weise dazu auf und hie\u223 ? uns durch reichliche Spenden uns auszeichnen. Zuletzt beseitigt er auch noch alles, was diesem ehrlichen Ziele im Wege stehen k\u246 ?nnte. Deshalb sagt er: \u8222 ?Habt wohl acht auf euer Almosen, dass ihr es nicht vor den Menschen spendet\u8220"; denn das Almosen, von dem er vorhin sprach, ist das Almosen um Gottes willen. Darum f\u252 ?gte er auch den Worten: \u8222 ?dass ihr es nicht vor den Menschen spendet\u8220" hinzu: \u8222 ?um von ihnen angesehen zu werden\u8220". Es scheint da, als h\u228 ?tte der Herr zweimal das gleiche gesagt. Wenn man aber genau zusieht, so ist es nicht das gleiche, sondern das eine ist verschieden vom anderen. Auch beweist er dabei gro\u223 ?e Vorsicht und unendliche F\u252 ?rsorge und Schonung. Man kann n\u228 ?mlich Almosen auch vor den Menschen geben, ohne die Absicht zu haben, von ihnen gesehen zu werden; und es kann sein, dass man es nicht vor ihnen gibt und doch die Absicht hat, gesehen zu werden. Darum wird auch nicht die Tat an sich, sondern die Absicht bestraft oder belohnt. W\u252 ?rde nicht diese genaue Unterscheidung gemacht, so w\u252 ?rden manche deswegen im Almosengeben nachl\u228 ?ssig werden, weil es doch nicht immer m\u246 ?glich ist, das Almosen ganz im Verborgenen zu spenden. Deshalb befreit er dich aus dieser Zwangslage, indem er Strafe und Lohn nicht nach dem Zweck der Handlung, sondern nach der Absicht des Handelnden bestimmt. Damit du nicht sagest: \u8222 ?Was schadet es mir, wenn ein anderer es sieht?\u8220" so erwidert er: Nicht darauf achte ich, sondern auf deine Absicht und auf die Art und Weise, wie du das Almosen gibst. Der Herr will eben die Seele schm\u252 ?cken und sie von jeder Makel befreien. Darum verbot er, Almosen aus Eitelkeit zu geben und belehrte die J\u252 ?nger \u252 ?ber die sch\u228 ?ndlichen Folgen, die es hat, wenn man sie nutzlos und vergebens spendet. Dann richtet er ihre Gedanken wieder auf durch den Hinweis auf den Vater und auf den Himmel, um sie nicht blo\u223 ? durch Furcht vor Strafe zur\u252 ?ckzuhalten, sondern auch durch die Erinnerung an den Vater auf sie einzuwirken. \u8222 ?Sonst\u8220", sagt er, \u8222 ?habt ihr keinen Lohn bei eurem Vater, der im Himmel ist.\u8220" Doch bleibt Christus auch hier nicht stehen, sondern geht noch weiter und sucht uns auch durch andere Motive eine gro\u223 ?e Abneigung{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 gegen diesen Fehler\par} } beizubringen. Wie er vorher die Z\u246 ?llner und Heiden anf\u252 ?hrte, um durch deren pers\u246 ?nliche Eigenschaften diejenigen zu besch\u228 ?men, die sie nachahmen, so erw\u228 ?hnt er jetzt die Heuchler und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: \u8222 ?Wenn du also Almosen gibst, so lass nicht die Trompete vor dir blasen, wie die Heuchler.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit soll nicht gesagt sein, dass die Heuchler Trompeten hatten. Vielmehr will der Herr durch diesen Vergleich nur deren gro\u223 ?e Torheit veranschaulichen, sie damit blo\u223 ?zustellen und besch\u228 ?men. Und mit Recht nannte er sie Heuchler. Denn dem Scheine nach war es ein Akt der Barmherzigkeit, ihre wirkliche Gesinnung hingegen war Roheit und Unmenschlichkeit. Sie geben ja ihre Almosen nicht, weil sie mit ihren Mitmenschen Erbarmen haben, sondern nur um ger\u252 ?hmt zu werden. Es ist aber nur ein Beweis von gr\u246 ?\u223 ?ter Roheit, w\u228 ?hrend ein anderer Hungers stirbt, seinem Ehrgeiz dienen zu wollen, und nicht der Not zu steuern. Nicht darauf also kommt es an, dass man ein Almosen gibt, sondern auf das wie und weshalb man es gibt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem also der Herr jene Heuchler gen\u252 ?gend blo\u223 ?gestellt und sie getadelt hat, um auch seine Zuh\u246 ?rer zu besch\u228 ?men, geht er auch hier wieder an die Heilung der Seelen derer, die an dieser Krankheit leiden. Und nachdem er gesagt hat, wie man es nicht machen soll, zeigt er auch, wie man es machen soll. Wie soll man es also machen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: \u8222 ?Deine Linke\u8220", sagt er, \u8222 ?soll nicht wissen, was deine Rechte tut.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch hier redet der Herr nicht eigentlich von den H\u228 ?nden, sondern erw\u228 ?hnt sie nur vergleichsweise. Er will sagen, wenn es m\u246 ?glich w\u228 ?re, dass du selber nichts{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 von deinem Almosen\par} } w\u252 ?sstest, so m\u252 ?sstest du dies auf jede Art zu erreichen suchen und wom\u246 ?glich sogar das, deine H\u228 ?nde zu verbergen, die dir beim Almosengeben dienen; nicht aber, wie einige wollen, dass man die b\u246 ?sen Menschen verbergen soll. Er befiehlt ja hier allen, verborgen zu bleiben. Beachte dann auch, wie gro\u223 ? der Lohn daf\u252 ?r ist. Nachdem er die Strafe erw\u228 ?hnt hat, die auf das eine gesetzt ist, weist er auch auf die Ehre hin, die uns das andere bringt, regt sie auf diese Weise durch beides an und leitet sie hin zu seinen hohen Weisungen. Er will ihnen n\u228 ?mlich das Bewusstsein beibringen, dass Gott \u252 ?berall zugegen ist, dass mit unserem gegenw\u228 ?rtigen Leben nicht alles zu Ende ist, uns vielmehr bei unserem Hinscheiden ein sehr strenges Gericht erwartet, vor dem wir Rechenschaft ablegen m\u252 ?ssen \u252 ?ber alles, was wir getan, und das uns entweder Lohn oder Strafe zumisst; ja, dass gar nichts, weder das Kleine noch das Gro\u223 ?e, was einer getan, verborgen bleiben wird, wenn es auch den Menschen verborgen zu sein scheint. Auf all das hat Christus hingewiesen mit den Worten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: \u8222 ?Dein Vater, der das Verborgene sieht, wird es dir vor aller Welt vergelten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit hat er dem Almosenspender einen gro\u223 ?artigen und erhabenen Schauplatz geschaffen und seinem Verlangen in \u252 ?berreichem Ma\u223 ?e entsprochen. Was willst du, fragt er gleichsam? Doch wohl einige Zuschauer haben bei dem, was du tust? Nun, da hast du sie, nicht blo\u223 ? Engel und Erzengel, sondern den Gott und Herrn aller Dinge! Willst du aber auch Menschen als Zuschauer haben, so erf\u252 ?llt er auch dieses Verlangen zur rechten Zeit und zwar in noch reichlicherem Ma\u223 ?e, als du verlangt hast. Wenn du hienieden gesehen werden willst, so kannst du dich h\u246 ?chstens vor zehn, zwanzig oder auch hundert Menschen zeigen; wenn du dich aber bem\u252 ?hst, jetzt verborgen zu bleiben, dann wird Gott selber dich bekannt machen im Angesichte der ganzen Welt. Also gerade dann, wenn du willst, dass die Menschen deine guten Werke sehen, sollst du sie hienieden verbergen, damit es f\u252 ?r dich um so ehrenvoller ist, wenn sie dr\u252 ?ben von allen gesehen werden, wo Gott sie bekannt macht und sie vor allen lobt und preist. Jetzt werden die Zuschauer dich sogar verurteilen als einen eitlen Menschen; wenn sie aber einmal den Siegeskranz auf deinem Haupte sehen, so werden sie dich nicht nur nicht verurteilen, sondern werden dich alle insgesamt bewundern. Wenn dir also die M\u246 ?glichkeit geboten ist, nicht blo\u223 ? belohnt zu werden, sondern auch noch gr\u246 ?\u223 ?ere Bewunderung zu ernten, falls du kurze Zeit warten willst, so bedenke, wie t\u246 ?richt es w\u228 ?re, wenn du beidemal leer ausgingest, wenn du jetzt Menschen zusammenriefest, damit die deine Werke sehen, w\u228 ?hrend du zu gleicher Zeit deinen Lohn von Gott erwartest, und Gott deine Werke sieht. Wenn du doch schon gesehen werden willst, so sollst du dich vor allem dem Vater zeigen, zumal der Vater auch Herr \u252 ?ber Lohn und Strafe ist. Ja, selbst wenn es keine Strafe daf\u252 ?r g\u228 ?be, du d\u252 ?rftest doch nicht aus Verlangen nach Ruhm das himmlische Theater verlassen und es mit einem menschlichen vertauschen. Denn wer m\u246 ?chte so t\u246 ?richt sein, dass er den K\u246 ?nig, der eilends kommt, um seiner Auff\u252 ?hrung zuzusehen, stehen lie\u223 ?e, und sich daf\u252 ?r vor armseligem Bettelvolk produzierte? Darum befiehlt also Christus nicht nur, sich nicht zu zeigen, sondern sich sogar M\u252 ?he zu geben, um verborgen zu bleiben. Es ist ja auch nicht das Gleiche, sich nicht bem\u252 ?hen, gesehen zu werden, und sich bem\u252 ?hen, nicht gesehen zu werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: \u8222 ?Und wenn ihr betet, so sollt ihr nicht sein, wie die Heuchler; die gehen gerne in die Synagogen und stehen an den Stra\u223 ?enecken, um zu beten. Wahrlich sage ich euch, sie haben ihren Lohn bereits empfangen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: Du aber gehe zum Gebet in dein K\u228 ?mmerlein, schlie\u223 ? die T\u252 ?re zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 sieht\par} }.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch diese Leute nennt Christus wiederum Heuchler, und ganz mit Recht. Sie geben sich ja den Anschein, als beteten sie zu Gott, w\u228 ?hrend sie sich doch nach Leuten umsehen und nicht das Schauspiel von Betern, sondern das von l\u228 ?cherlichen Menschen bieten. Wer um eine Gabe flehen will, der achtet auf niemand, sondern sieht nur auf den, der die Macht hat, seine Bitte zu gew\u228 ?hren. Wenn du den aber nicht beachtest, planlos umhergehst und deine Augen \u252 ?berall umherschweifen l\u228 ?ssest, so wirst du mit leeren H\u228 ?nden ausgehen. So hast du es selbst gewollt. Darum sagte der Herr nicht, solche Beter werden keinen Lohn empfangen, sondern sie werden fortgehen, das hei\u223 ?t, sie werden zwar etwas empfangen, aber von denen, von denen sie es selbst verlangten. Nicht Gott wollte es so; er war vielmehr bereit, seinerseits den Bittenden die Gabe zu gew\u228 ?hren. Da aber diese ihren Lohn bei den Menschen suchen, so w\u228 ?re es doch wohl nicht gerecht, dass sie einen solchen auch von dem erhielten, f\u252 ?r den sie gar nichts getan haben. Du aber betrachte, wie gro\u223 ? die Liebe Gottes zu den Menschen ist, da er uns sogar daf\u252 ?r Lohn verhei\u223 ?t, dass wir ihn um Gaben f\u252 ?r uns bitten. Nachdem also Christus diejenigen getadelt hat, die sich beim Gebete ungeziemender Weise benehmen, die nicht am, rechten Ort und nicht in der rechten Weise beten, und nachdem er gezeigt hat, wie t\u246 ?richt sie sind, so gibt er auch die beste Art zu beten an, verhei\u223 ?t auch daf\u252 ?r wieder seinen Lohn und sagt: \u8222 ?Geh hinein in dein K\u228 ?mmerlein.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie nun, fragst du, soll man also nicht in der Kirche beten? Ganz gewiss, aber gerade mit solcher Gesinnung. Gott sieht ja \u252 ?berall auf die Absicht unserer Handlungen. Du k\u246 ?nntest ja auch in deine Kammer gehen und sie abschlie\u223 ?en, und dies doch nur aus Eitelkeit tun, und so w\u252 ?rden dir die geschlossenen T\u252 ?ren gar nichts n\u252 ?tzen. Beachte darum, wie genau der Herr auch hier unterscheidet, indem er sagt: \u8222 ?Damit sie von den Menschen gesehen werden.\u8220" Wenn du also auch die T\u252 ?ren zuschlie\u223 ?est, so will er doch, dass du zuvor auch die T\u252 ?ren deines Herzens verschlie\u223 ?est. Von Eitelkeit frei zu sein, ist zwar immer gut, am meisten aber beim Gebet. Denn wenn wir ohnedies schon oft zerstreut sind und unsere Gedanken frei umherschweifen lassen, wie sollen wir da auf unser Gebet achten, wenn wir auch noch mit diesem Fehler in unsere Kammer hineingehen? Wenn aber wir selbst unser Bitten und Flehen nicht h\u246 ?ren, wie k\u246 ?nnen wir da von Gott verlangen, dass er es h\u246 ?re? Gleichwohl gibt es Leute, die trotz all dieser vielen und eindringlichen Ermahnungen sich beim Gebete so ungeziemend benehmen, dass sie, wenn man sie auch nicht sehen kann, sich doch durch ihre Stimme und ihr rohes Geschrei allen bemerkbar machen und sich selbst durch ihre Haltung und ihre Stimme der L\u228 ?cherlichkeit preisgeben. Oder siehst du nicht, dass ein solcher Mensch, schon wenn er auf offener Stra\u223 ?e unter lautem Geschrei um etwas bittet, denjenigen abst\u246 ?\u223 ?t, von dem er etwas haben will? Benimmt er sich dagegen ruhig und anst\u228 ?ndig, so gewinnt er eher die Gunst dessen, der ihm ein Almosen geben kann. Verrichten wir also unsere Gebete nicht in ungeziemender Haltung, nicht mit schreiender Stimme, sondern mit Innigkeit des Herzens; nicht mit einem Schwall von Worten und Geschrei, und in der Absicht, die Aufmerksamkeit auf uns zu lenken, so dass wir auch die Nachbarn st\u246 ?ren, sondern in aller Ruhe und Stille, mit zerknirschtem Herzen und mit innerlichen Reuetr\u228 ?nen. Allein, du empfindest Schmerz in deiner Seele und kannst nicht umhin, nicht laut aufzuschreien? Ja, aber wer recht heftigen Schmerz empfindet, wird so beten und bitten, wie ich gesagt habe. So war ja auch Moses schmerzerf\u252 ?llt; aber er betete in dieser Weise und ward erh\u246 ?rt. Darum sagte auch Gott zu ihm: \u8222 ?Was rufst du nach mir?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 14,15\par} } . Auch Anna hat, ohne ihre Stimme h\u246 ?ren zu lassen, alles erlangt, was sie wollte, da sie eben im Herzen zu Gott rief{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 K\u246 ?n 13\par} } . Ja, Abel hat nicht blo\u223 ? durch sein Schweigen, sondern selbst durch sein Sterben gebetet, und sein Blut rief lauter zum Himmel, als eine Trompete es verm\u246 ?chte. Seufze also auch du so, wie jener Heilige; daran hindere ich dich nicht. Zerrei\u223 ?e nach des Propheten Gehei\u223 ?, dein Herz und nicht deine Kleider{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joel 2,13\par} } . Aus der Tiefe deiner Seele rufe zu Gott; denn: \u8222 ?Aus der Tiefe habe ich zu Dir gerufen, Herr\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 129,1\par} } . Von dem Grunde deines Herzens lass dein Flehen aufsteigen; ein Geheimnis mach aus deinem Gebete. Oder siehst du nicht, dass auch in K\u246 ?nigspal\u228 ?sten aller L\u228 ?rm verbannt ist und \u252 ?berall tiefes Schweigen herrscht? Auch du trittst ja gleichsam in einen K\u246 ?nigspalast, nicht in einen irdischen, sondern in einen viel ehrfurchtgebietenderen, in den Palast des himmlischen K\u246 ?nigs; benimm dich darum mit gr\u246 ?\u223 ?ter Bescheidenheit. Du stehst ja da mitten im Chore der Engel, bist der Genosse von Erzengeln und singst mit den Seraphim. Alle diese Engelch\u246 ?re zeigen aber die gr\u246 ?\u223 ?te Ehrfurcht in ihrer Haltung und singen mit heiligem Schauer vor Gott, dem K\u246 ?nig des Weltalls, ihr geheimnisvolles Lied und die heiligen Hymnen. Ihnen also geselle dich bei, wenn du betest, und suche ihr geheimnisvolles Leben nachzuahmen. Du betest ja auch nicht zu Menschen, sondern zu Gott, der \u252 ?berall zugegen ist, der dich h\u246 ?rt, bevor du etwas sagst, der die Geheimnisse deines Herzens kennt. Wenn du so betest, wirst du gro\u223 ?en Lohn daf\u252 ?r empfangen. \u8222 ?Denn\u8220" hei\u223 ?t es, \u8222 ?dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird es dir vor aller Welt zur\u252 ?ckerstatten.\u8220" Der Herr sagte nicht: Er wird dir ein Geschenk machen, sondern: Er wird es dir zur\u252 ?ckerstatten. Er hat sich ja selbst zu deinem Schuldner gemacht und dir auch damit hohe Ehre erwiesen. Und weil er selbst unsichtbar ist, so will er, dass auch dein Gebet verborgen sei. Daraufhin teilt er auch den Wortlaut des Gebetes mit:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.7: \u8222 ?Wenn ihr betet\u8220", sagt er, \u8222 ?machet nicht viele Worte, wie die Heiden tun.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da der Herr vom Almosen sprach, wendet er sich nur gegen die Makel der Ruhmsucht, ohne etwas anderes hinzuzuf\u252 ?gen. Auch sagte er nicht, wovon man Almosen geben solle, dass man z.B. nur von dem, was man durch eigene Arbeit rechtm\u228 ?\u223 ?igerweise verdient, nicht aber von Raub und Wucher geben d\u252 ?rfe. Hier\u252 ?ber waren eben alle vollkommen einig. Diesen Punkt hatte er auch schon fr\u252 ?her aufgekl\u228 ?rt, indem er diejenigen selig pries, die hungern nach der Gerechtigkeit. Beim Gebete f\u252 ?gte er aber au\u223 ?erdem noch hinzu, man solle nicht viele Worte machen. Und wie er dort die Heuchler brandmarkte, so hier die Heiden, da er jedesmal den Zuh\u246 ?rer durch die Niedrigkeit solcher Leute besch\u228 ?men will. Meistens schmerzt ja das am meisten und macht am ehesten Eindruck, wenn man mit verworfenen Menschen auf eine Stufe gestellt zu werden scheint. Darum schreckt er sie durch dieses Mittel ab, indem er hier das \u252 ?berfl\u252 ?ssige Gerede Wortdrescherei nennt; so z.B.,wenn wir Gott um ungeh\u246 ?rige Dinge bitten, um Macht und Ruhm, um Sieg \u252 ?ber unsere Feinde, um Reichtum, mit einem Wort, um Dinge, die uns keinerlei Nutzen bringen. Gott \u8222 ?wei\u223 ? ja\u8220", sagt er, \u8222 ?wessen wir bed\u252 ?rfen\u8220".\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit scheint mir Christus sagen zu wollen, man solle die Gebete nicht lang machen, d.h. lang, nicht der Zeit nach, sondern durch die Menge und L\u228 ?nge der Worte. Wir sollen ja auch bei unserem Gebete Beharrlichkeit zeigen. \u8220"Im Gebete\u8221", hei\u223 ?t es, \u8220"verharrend\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 12,12\par} } . Der Herr selbst f\u252 ?hrt dann jenes Gleichnis mit der Witwe an, die den unbarmherzigen, grausamen Richter durch beharrliches Bitten umstimmte, sowie das andere Beispiel mit dem Freunde, der zu unzeitiger Nachtstunde daherkommt und den Schl\u228 ?fer von seinem Lager aufscheucht, nicht wegen seiner Freundschaft, sondern durch seine Beharrlichkeit. Mit beiden Gleichnissen wollte er uns aber keine andere Lehre geben, als die, dass wir alle mit Beharrlichkeit uns an ihn wenden sollen. Dagegen will er ganz und gar nicht, dass wir mit meilenlangen Gebeten zu ihm kommen, sondern dass wir unsere Anliegen mit aller Einfachheit vorbringen. Eben das hat er mit den Worten angedeutet: \u8220"Sie glauben, sie w\u252 ?rden ob ihrer vielen Worte Erh\u246 ?rung finden.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8:{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Vater\par} } \u8220"wei\u223 ? ja, wessen ihr bed\u252 ?rftig seid\u8221".\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber, sagst du, wenn er schon wei\u223 ?, wessen wir bed\u252 ?rfen, wozu soll man dann noch beten? Nicht um Gott zu belehren, sondern um ihn zur Erh\u246 ?rung deiner Bitte geneigt zu machen, um dich an beharrliches Bitten zu gew\u246 ?hnen, dich zu dem\u252 ?tigen, dich an deine S\u252 ?nden zu erinnern.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: \u8220"Ihr also\u8221" sagt Christus, sollt so beten: Vater unser, der du bist in dem Himmel.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte, wie er zuallererst den Zuh\u246 ?rer aufrichtet, und ihn schon durch das erste Wort an alle erdenklichen Wohltaten erinnert. Wer n\u228 ?mlich Gott den Namen Vater gibt, bekennt durch diese Anrede allein schon auch seinen Glauben an die Verzeihung der S\u252 ?nde, Nachlass der Strafe, Rechtschaffenheit, Heiligung, Erl\u246 ?sung, Gotteskindschaft, Erbschaft und Bruderschaft mit dem Eingeborenen, sowie die Gemeinschaft des Heiligen Geistes. Es ist ja nicht m\u246 ?glich, Gott den Namen Vater zu geben, ohne all dieser Gnadengaben teilhaft geworden zu sein. Durch ein Zweifaches regt er also ihre Aufmerksamkeit an: durch die W\u252 ?rde dessen, den er nennt, und durch die Gr\u246 ?\u223 ?e der Gaben, die sie empfangen hatten. Wenn er aber sagt: in dem Himmel, so tut er dies, nicht um Gott gleichsam ihn den Himmel einzuschlie\u223 ?en, sondern um den Betenden von der Erde abzuziehen, ihn in die h\u246 ?heren Regionen und zu den himmlischen Dingen zu erheben. Er lehrt uns aber auch, gemeinsam f\u252 ?r unsere Br\u252 ?der zu beten. Er sagt n\u228 ?mlich nicht: Mein Vater, der du im Himmel bist, sondern: \u8220"Unser Vater\u8221"; er will damit unsere Gebete zu einer F\u252 ?rbitte f\u252 ?r die gemeinsame Kirche{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Somatos = K\u246 ?rperschaft, Gemeinde, Kirche\par} } erheben und uns lehren, nie den eigenen Vorteil im Auge zu haben, sondern immer und \u252 ?berall den des N\u228 ?chsten. Dadurch macht er aber auch die Feindschaften unm\u246 ?glich, unterdr\u252 ?ckt den Stolz, verbannt den Neid und \u246 ?ffnet der Quelle alles Guten, der Liebe, den Zugang, beseitigt die Ungleichheit unter den Menschen und zeigt, dass der K\u246 ?nig nicht viel h\u246 ?her stehe als der Bettler, da wir ja es, aus niederem Stande zu sein, wenn wir der h\u246 ?heren, geistigen Geburt nach auf gleicher Stufe stehen, und keiner etwas vor dem anderen voraus hat, wenn der Reiche nicht mehr besitzt als der Arme, der Herr nicht mehr ist als sein Sklave, der Herrscher nicht mehr als sein Untertan, der K\u246 ?nig nicht \u252 ?ber einem einfachen Soldaten steht, ein Philosoph nicht \u252 ?ber dem Barbaren, ein Gelehrter nicht \u252 ?ber dem Ungelehrten. Allen hat ja Gott den gleichen Geburtsadel verliehen, da er sich w\u252 ?rdigte, der gemeinsame Vater aller Menschen genannt zu werden. An diesen Adel wollte er uns also erinnern und an die Gabe von oben, an die gleiche Standesw\u252 ?rde aller Br\u252 ?der, an die Liebe, wollte uns von der Erde abziehen und dem Himmlischen zuwenden. Sehen wir nunmehr, um was er uns sonst noch bitten hei\u223 ?t. Eigentlich gen\u252 ?gt ja dieses Wort \u8220"Vater\u8221" allein schon, um die Forderung jeglicher Tugend daraus abzuleiten. Wer n\u228 ?mlich Gott einen Vater nennt, und zwar den gemeinsamen Vater aller, der sollte billigerweise ein solches Leben f\u252 ?hren, dass er solch edler Abstammung nicht unw\u252 ?rdig erscheint, und sollte einen dieser Gabe entsprechenden Eifer im Guten an den Tag legen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes begn\u252 ?gt sich der Herr damit nicht. Er f\u252 ?gt noch eine andere Bitte hinzu und sagt: \u8220"Geheiligt werde dein Name.\u8221" Das ist ein Gebet, w\u252 ?rdig dessen, der Gott seinen Vater nennt; ein Gebet, in dem man jeder anderen Bitte die Ehre des Vaters voranstellt und alles andere seinem Lobpreis unterordnet. Der Ausdruck: \u8220"Es werde geheiligt\u8221" hat n\u228 ?mlich den Sinn: Es werde verherrlicht. Gott besitzt zwar schon von sich aus die F\u252 ?lle aller Herrlichkeit, die ihm auch immerdar bleibt, gleichwohl befiehlt er beim Gebete, darum zu bitten, dass er auch durch unser Leben verherrlicht werde. So hat er auch fr\u252 ?her gesagt: \u8220"Euer Licht soll leuchten vor den Menschen, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater loben, der im Himmel ist!{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,16\par} } Auch die Seraphim, die Gott verherrlichen wollten, riefen: Heilig, heilig, heilig\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 6,3\par} }. \u8220"Es werde geheiligt\u8221" hat also den Sinn von: Es werde verherrlicht. Christus wollte damit sagen: Bitte, dass wir so rein leben, dass unseretwegen alle Dich verherrlichen. Auch das ist wieder eine Frucht vollkommener Lebensweisheit, allen gegen\u252 ?ber ein so tadelloses Leben zu f\u252 ?hren, dass ein jeder, der es sieht, Gott daf\u252 ?r lobt und preist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.10: \u8220"Zukomme{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 uns\par} } Dein Reich.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gerade so redet wieder ein gutgesinntes Kind Gottes. Es h\u228 ?ngt nicht am Sichtbaren, h\u228 ?lt die irdischen Dinge nicht f\u252 ?r etwas Gro\u223 ?es, sondern f\u252 ?hlt sich hingezogen zum Vater und sehnt sich nach den zuk\u252 ?nftigen Dingen. Das ist die Wirkung eines guten Gewissens und einer Seele, die von allen irdischen Dingen losgesch\u228 ?lt ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eben darnach verlangt auch der hl. Paulus Tag f\u252 ?r Tag; darum sagte er: \u8222 ?Auch wir, die wir den Anfang des Heiligen Geistes besitzen, wir seufzen in der Erwartung der Gotteskindschaft und der Befreiung unseres Leibes\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 8,23\par} }. Wer n\u228 ?mlich eine solche Liebe besitzt, der kann weder von dem Gl\u252 ?ck dieses Lebens aufgeblasen, noch vom Ungl\u252 ?ck niedergebeugt werden; vielmehr h\u228 ?lt er sich von beiden Extremen fern, wie einer, der schon im Himmel weilt. \u8222 ?Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden!\u8220" Siehst du, wie folgerichtig dies ist? Der Herr hie\u223 ? uns nach den zuk\u252 ?nftigen Dingen verlangen tragen und nach dem Heimgang in die andere Welt uns sehnen. Solange aber der Zeitpunkt hierf\u252 ?r noch nicht gekommen ist, sollen wir uns bem\u252 ?hen, auch hienieden schon das gleiche Leben zu f\u252 ?hren wie die Himmelsbewohner. Wir sollen, sagt er, uns nach dem Himmel sehnen und nach dem, was im Himmel ist; wir sollen aber auch schon vorher, bevor wir in den Himmel kommen, die Erde zum Himmel machen und hienieden so leben, als bef\u228 ?nden wir uns schon dr\u252 ?ben, sollen alles so tun und so reden und auch in dieser Absicht zum Herrn beten. Das Leben auf dieser Erde ist n\u228 ?mlich durchaus kein Hindernis, die Vollkommenheit der himmlischen M\u228 ?chte zu erreichen; vielmehr kann man auch in dieser Welt schon in allem so leben, als w\u228 ?re man bereits im Himmel. Was also der Herr sagen will, ist dies: So, wie dort alles ohne Hindernis geschieht, und die Engel nicht dem einen Befehl gehorchen, dem anderen sich widersetzen, vielmehr in allem willf\u228 ?hrig und gehorsam sind{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8222 ?denn\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?sie sind m\u228 ?chtig in ihrer Kraft und gehorsam seinem Willen\u8220"\par} }{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 102,20\par} }, so gib, dass auch wir Menschen Deinen Willen nicht halb tun, sondern alles beobachten, so wie Du es willst. Siehst du, wie Christus uns auch Bescheidenheit lehrte, indem er uns zu verstehen gab, dass die Tugend nicht nur ein Werk unseres Eifers ist, sondern auch der Gnade von oben. Und auch hier hie\u223 ? er wieder einen jeden von uns im Gebete f\u252 ?r das Wohl der ganzen Welt bedacht zu sein. Er sagte n\u228 ?mlich nicht; Es geschehe Dein Wille an mir, oder an uns, sondern: Auf der ganzen Welt, auf dass aller Irrtum verschwinde, die Wahrheit erscheine, jegliches B\u246 ?se ausgerottet werde, die Tugend ihren Einzug halte und so kein Unterschied mehr bestehe zwischen Himmel und Erde. Wenn das gesch\u228 ?he, meint er, w\u228 ?ren Irdisches und Himmlisches gleich, wenn auch der Natur nach verschieden, indem wir uns auf der Welt wie andere Engel auff\u252 ?hrten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8222 ?Gib uns heute unser t\u228 ?gliches Brot.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was hei\u223 ?t das: Unser t\u228 ?gliches Brot? Das ist das Brot, das f\u252 ?r je einen Tag ausreicht. Der Herr hatte ja gesagt: \u8222 ?Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden\u8220"; das sagte er aber zu Menschen, die im Fleische leben und den Gesetzen der Natur unterworfen sind, und nicht ebenso empfindungslos sein k\u246 ?nnen, wie die Engel. Dennoch will er allerdings, dass wir seine Gebote ebenso gut halten, wie sie von jenen erf\u252 ?llt werden; daf\u252 ?r nimmt er dann aber auch R\u252 ?cksicht auf die Schw\u228 ?che unserer Natur. Denn, sagt er, was ich verlange, ist die gleiche Gewissenhaftigkeit in der Beobachtung der Gebote, nicht aber die Unempfindlichkeit; das l\u228 ?sst ja das unbeugsame Gesetz der Natur nicht zu; sie bedarf eben der notwendigen Nahrung. Du aber beachte, wie auch in den materiellen Dingen viel geistiger Inhalt verborgen liegt. Der Herr hie\u223 ? uns ja nicht um Reichtum bitten, nicht um \u252 ?ppiges Leben, nicht um kostbare Kleider, um nichts dergleichen; nur um Brot, und zwar um soviel Brot, als f\u252 ?r einen Tag gen\u252 ?gt, so dass wir uns nicht um den n\u228 ?chsten Tag k\u252 ?mmern sollen. Darum f\u252 ?gt er hinzu: das t\u228 ?gliche Brot, d.h. soviel, als f\u252 ?r den Tag gen\u252 ?gt. Aber auch dieser Ausdruck gen\u252 ?gte ihm noch nicht. Er setzte noch ein zweites Wort hinzu, und sagte: \u8222 ?Gib uns heute\u8220", damit wir uns nicht unn\u246 ?tigerweise mit der Sorge um den n\u228 ?chstfolgenden Tag beunruhigen. Da du n\u228 ?mlich gar nicht wei\u223 ?t, ob du den kommenden Tag erleben wirst, was bist du in Sorge um ihn? Die gleiche Weisung sch\u228 ?rfte der Herr im Folgenden noch mehr ein, indem er sagte: \u8222 ?Seid nicht in Sorge um den folgenden Tag\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,34\par} }. Auch will er, dass wir jederzeit geg\u252 ?rtet und marschbereit seien, und der Natur nur soviel zugestehen, als die notwendigen Bed\u252 ?rfnisse von uns erheischen. Da es aber sodann vorkommt, dass man auch nach dem Bade der Wiedergeburt S\u252 ?nden begeht, so gibt er auch da wieder einen Beweis seiner Liebe, indem er uns befiehlt, uns um Nachlass unserer S\u252 ?nden an den liebenden Gott zu wenden, und also zu beten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: \u8222 ?Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du da das \u220 ?berma\u223 ? der Liebe? Nachdem er uns von so vielen \u220 ?beln befreit und uns ein unaussprechlich hohes Geschenk verliehen, gew\u228 ?hrt er den S\u252 ?ndern noch einmal Verzeihung! Dass n\u228 ?mlich diese Bitte die Gl\u228 ?ubigen betrifft, lehren uns sowohl die Satzungen der Kirche, als auch der Anfang des Gebetes. Ein Ungetaufter kann ja doch Gott noch nicht seinen Vater nennen. Wenn also dieses Gebet die Getauften im Auge hat, und diese um Nachlass ihrer S\u252 ?nden bitten sollen, so ist es klar, dass die Wohltat der Bu\u223 ?e auch dem Getauften nicht entzogen ist. H\u228 ?tte Christus das nicht dartun wollen, so h\u228 ?tte er uns auch nicht darum zu beten befohlen. Nachdem er aber die S\u252 ?nden erw\u228 ?hnt und uns um deren Nachlass zu bitten gehei\u223 ?en, ja uns auch die Art und Weise gezeigt, wie wir die Verzeihung erlangen k\u246 ?nnen, und uns den Weg dazu geebnet hatte, so ist es klar, dass er uns absichtlich zeigen wollte, dass es auch nach der Taufe eine Abwaschung der S\u252 ?nden gibt; darum hat er uns diese Bitte vorgeschrieben. Durch die Erinnerung an die S\u252 ?nde leitete er uns zur Bescheidenheit an; durch den Befehl, anderen zu verzeihen, befreite er uns von jeglicher Rachsucht; dadurch endlich, dass er daf\u252 ?r auch uns Verzeihung verhei\u223 ?t, erf\u252 ?llt er uns mit froher Hoffnung und veranlasst uns, \u252 ?ber die unaussprechliche Liebe Gottes zu uns nachzudenken.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was wir aber ganz besonders merken m\u252 ?ssen, ist dies: Indem der Herr in jedem einzelnen Satz die Gesamtheit der Tugenden in Erinnerung bringt, schlie\u223 ?t er darin auch das Verbot der Rachsucht ein. So kann den Namen Gottes nur heiligen, wer ein vollkommen tadelloses Leben f\u252 ?hrt. Dasselbe gilt von der Bitte, es m\u246 ?ge sein Wille geschehen. Um ferner Gott seinen Vater nennen zu k\u246 ?nnen, ist ebenfalls ein reiner Lebenswandel erforderlich. In all dem ist aber auch das Gebot mit inbegriffen, allem Hass gegen jene zu entsagen, die wider uns sich vers\u252 ?ndigt haben. Gleichwohl gen\u252 ?gte ihm das noch nicht. Um zu zeigen, wieviel ihm an dieser Sache liege, hat er sie auch ausdr\u252 ?cklich erw\u228 ?hnt, und nach dem Gebet kommt er auf kein anderes Gebot mehr zur\u252 ?ck als gerade auf dieses; er sagt da: \u8222 ?Wenn ihr den Menschen ihre S\u252 ?nden verzeiht, so wird euch auch euer Vater verzeihen, der im Himmel ist\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,14\par} }. Der Anfang steht also bei uns, und in unserer Hand liegt unser eigenes Gericht. Damit n\u228 ?mlich keiner, auch von den Roheren nicht, sich irgendwie \u252 ?ber das Urteil beklagen k\u246 ?nne, sei es in Kleinem oder in Gro\u223 ?em, so macht er dich zum verantwortlichen Herrn \u252 ?ber das Gericht und sagt: So, wie du dich selber gerichtet hast, so richte auch ich dich. Wenn du deinem Mitmenschen verzeihst, so wirst du auch von mir die gleiche Gnade erlangen, obwohl zwischen beiden ein gro\u223 ?er Unterschied besteht. Denn du verzeihst, weil du selbst der Verzeihung bedarfst; Gott hingegen hat niemandes Verzeihung n\u246 ?tig. Du verzeihst einem Mitmenschen, Gott dagegen seinem Diener; du bist tausendfacher Missetaten schuldig, Gott ist s\u252 ?ndelos. Gleichwohl gibt er dir auch so einen Beweis seiner Huld. Er h\u228 ?tte dir ja deine S\u252 ?nden auch ohnedies nachlassen k\u246 ?nnen: doch will er, dass du auch daraus Vorteil sch\u246 ?pfest, dass er dir auf jede Weise und unz\u228 ?hligemale Gelegenheit zur \u220 ?bung der Sanftmut und der N\u228 ?chstenliebe bietet, um deine ungez\u228 ?hmte Wildheit auszutreiben, deinen Zorn zu ersticken und dich auf jede Weise mit dem zu vereinen, der ein Glied von dir selbst ist. Oder was h\u228 ?ttest du denn dagegen einzuwenden? Dass du von deinem N\u228 ?chsten ein Unrecht erfuhrest? Nein, wo ein Unrecht ist, da ist eben Schuld, so wie da keine Schuld ist, wo Gerechtigkeit ge\u252 ?bt wird. Aber auch du kommst ja zu Gott in der Absicht, f\u252 ?r solche Schulden Verzeihung zu erlangen, ja f\u252 ?r noch viel gr\u246 ?\u223 ?ere. Und selbst bevor du noch Verzeihung erlangst, empf\u228 ?ngst du kein geringes Geschenk, n\u228 ?mlich die Erkenntnis, eine menschliche Seele zu besitzen, und die Anleitung zu jeglicher \u220 ?bung der Sanftmut. Zu all dem erwartet dich im Himmel auch noch ein gro\u223 ?er Lohn, indem dich niemand f\u252 ?r deine S\u252 ?nden zur Rechenschaft zieht. Welche Strafe w\u252 ?rden wir also nicht verdienen, wenn wir unser Heil verscherzten, das in unsere Hand gelegt worden ist? Wie verdienten wir f\u252 ?r unsere sonstigen Anliegen Erh\u246 ?rung, wenn wir gegen uns selbst keine Schonung kennen in Dingen, die unserer Entscheidung anheimstehen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: \u8222 ?Und f\u252 ?hre uns nicht in Versuchung, sondern erl\u246 ?se uns von dem \u220 ?bel. Denn Dein ist die Herrschaft und die Macht und die Ehre in Ewigkeit. Amen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hier belehrt uns Christus in klarer Weise \u252 ?ber unsere eigene Armseligkeit und vernichtet unseren Hochmut durch die Weisung, dem Kampfe aus dem Wege zu gehen, nicht aber ihn zu suchen. So wird n\u228 ?mlich der Sieg auch f\u252 ?r uns ehrenvoller sein, die Niederlage f\u252 ?r den Teufel dem\u252 ?tigender. Wenn wir zum Kampf gen\u246 ?tigt werden, dann m\u252 ?ssen wir mannhaft hinstehen; wo wir nicht gerufen sind, ruhig bleiben, die rechte Zeit zum Kampfe abwarten und dadurch zeigen, dass wir nicht ruhms\u252 ?chtig sind und dennoch Mut besitzen. Wenn aber der Herr den Teufel hier das \u220 ?bel nennt, so will er uns damit gebieten, einen unerbittlichen Kampf gegen ihn zu f\u252 ?hren, und will zeigen, dass der Teufel nicht von Natur aus so b\u246 ?se ist. Schlechtigkeit ist ja nicht ein Ausfluss der Natur, sondern des freien Willens. Der Teufel wird aber so recht eigentlich der B\u246 ?se genannt wegen des \u220 ?berma\u223 ?es seiner Bosheit, und weil er gegen uns einen unvers\u246 ?hnlichen Krieg f\u252 ?hrt, obwohl wir ihm gar nichts zuleid getan haben. Darum, sagte der Herr auch nicht: Erl\u246 ?se uns von den \u220 ?beln, sondern: Von dem \u220 ?bel. Er gibt uns damit die Lehre, niemals unwillig gegen unsere N\u228 ?chsten zu sein, wenn wir etwa etwas B\u246 ?ses von ihnen zu ertragen haben, sondern unsere Feindschaft von diesen auf jenen zu \u252 ?bertragen, da ja er an allem \u220 ?bel schuld ist. Nachdem uns also der Herr durch die Erw\u228 ?hnung des \u8222 ?Feindes\u8220" zum Kampfe ger\u252 ?stet und alle Tr\u228 ?gheit aus uns ausgetrieben hat, so macht er uns auch wieder Mut, und r\u252 ?stet uns geistig auf durch den Hinweis auf den K\u246 ?nig, unter dem wir streiten, und der m\u228 ?chtiger ist als alles. \u8222 ?Denn\u8220", sagt er, \u8222 ?Dein ist die Herrschaft und die Macht und die Ehre.\u8220" Wenn also er die Herrschaft besitzt, so brauchen wir niemand zu f\u252 ?rchten, da es ja keinen gibt, der ihm zu widerstehen verm\u246 ?chte und die Herrschaft mit ihm teilen k\u246 ?nnte. Durch den Ausdruck: \u8222 ?Dein ist die Herrschaft\u8220", zeigt er eben, dass auch jener unser Widersacher ihm, unterworfen ist, wenn es auch den Anschein hat, als k\u246 ?nne er ihm Widerstand leisten. Das l\u228 ?sst eben Gott vorl\u228 ?ufig so zu. Auch er geh\u246 ?rt ja zu den Dienern Gottes, freilich zu den entehrten und versto\u223 ?enen. Auch w\u252 ?rde er es nicht wagen, irgendeinen seiner Mitdiener anzugreifen, h\u228 ?tte er nicht vorher von oben die Macht dazu erhalten. Und was rede ich von den Mitdienern? Nicht einmal gegen Schweine vermochte er etwas auszurichten, bis der Herr es ihm erlaubte; auch gegen Schafe und Rinderherden kann er nichts, ohne dass er die Macht dazu von oben erh\u228 ?lt. \u8222 ?Und die Macht\u8220", hei\u223 ?t es. Wenn du also auch unendlich schwach w\u228 ?rest, du d\u252 ?rftest doch mit Recht Zuversicht hegen im Bewusstsein, einen solchen K\u246 ?nig zu besitzen, der imstande ist, auch durch dich alles ohne M\u252 ?he zurechtzubringen. \u8222 ?Und die Ehre in Ewigkeit. Amen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 7.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gott kann dich nicht blo\u223 ? von den drohenden \u220 ?beln befreien, er kann dir auch Ehre und Ruhm verschaffen. Denn, wie einerseits seine Macht gro\u223 ? ist, so ist seine Ehre unaussprechlich, und alles ist in ihm unbegrenzt und ohne Ende. Siehst du da, wie er von allen Seiten den Streiter salbt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Ringk\u228 ?mpfer salbten sich vor dem Kampfe immer ein\par} } und ihm Mut einfl\u246 ?\u223 ?t? Dann will er auch noch, wie schon gesagt, zeigen, dass er mehr als alles andere Groll und Feindschaft verabscheut und hasst, und dass ihm unter allen Tugenden diejenige am liebsten ist, die diesem Laster gerade entgegengesetzt ist. Deshalb kommt er alsbald nach dem Gebet wieder auf eben diese Tugend zu sprechen, und sucht den Zuh\u246 ?rer sowohl durch die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 f\u252 ?r das entgegengesetzte Laster\par} } festgesetzte Strafe, wie auch durch den vorausbestimmten Lohn zur Beobachtung dieses Gebotes anzuleiten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: \u8220"Denn\u8221", sagt er, \u8220"wenn ihr den Menschen verzeihet, so wird auch euer himmlischer Vater euch verzeihen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: Wenn ihr nicht verzeihet, wird auch er euch nicht verzeihen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Deshalb erw\u228 ?hnt Christus nochmals den Himmel und den Vater, um auch damit den Zuh\u246 ?rer zu besch\u228 ?men, der trotz eines solchen Vaters sich unmenschlich zeigen wollte, der f\u252 ?r den Himmel berufen, eine irdische und weltliche Gesinnung hegte. Wir m\u252 ?ssen ja nicht blo\u223 ? durch die Gnade Kinder Gottes werden, sondern auch durch die guten Werke. Nichts macht uns aber Gott so \u228 ?hnlich, als sich gegen die B\u246 ?sen und Misset\u228 ?ter vers\u246 ?hnlich zeigen, wie \u252 ?brigens der Herr schon fr\u252 ?her darlegte, da er sagte, die Sonne gehe \u252 ?ber die B\u246 ?sen wie \u252 ?ber die Guten auf. Deshalb hei\u223 ?t uns Christus bei jedem einzelnen Satz das Gebet im Plural verrichten: \u8220"Vater unser\u8221", sagte er; und: \u8220"Dein Wille geschehe, wie im Himmel also auch auf Erden\u8221"; \u8220"gib uns unser Brot\u8221"; \u8220"vergib uns unsere Schulden\u8221"; f\u252 ?hre uns nicht in Versuchung\u8221"; \u8220"erl\u246 ?se uns\u8221"; durchweg sollen wir dieses Kollektivwort gebrauchen, damit wir auch keine Spur von Zorn gegen den N\u228 ?chsten mehr in uns tragen. Welche Strafe werden also nicht diejenigen verdienen, die nach all dem nicht nur selbst nicht verzeihen, sondern sogar noch Gott zur Rache gegen ihre Feinde aufrufen; die diesem Gebot direkt zuwiderhandeln, und dies, w\u228 ?hrend Gott alles tut und ins Werk setzt, damit wir nur ja gegeneinander keine Feindschaft hegten? Die Liebe ist ja die Wurzel alles Guten; wer also das beseitigt, was die Liebe verletzt, der einigt und verbindet uns all miteinander. Es gibt ja niemand, gar niemand, sei es Vater, oder Mutter, oder Freund, oder wer immer, der uns so liebte, wie Gott unser Sch\u246 ?pfer. Das sehen wir auch noch besonders deutlich an dem vielen Guten, das Er uns t\u228 ?glich tut und an den Geboten, die Er uns gibt. Wenn du mir aber von Tr\u252 ?bsalen redest, von Schmerzen und von Unbilden des Lebens, so bedenke nur, wie oft und schwer du Gott Tag um Tag beleidigst; dann wirst du dich nicht mehr wundern, und k\u228 ?me auch noch viel Schlimmeres \u252 ?ber dich. Verwundere dich und staune vielmehr dann, wenn dir etwas Gutes widerf\u228 ?hrt!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jetzt schauen wir immer nur auf die Widerw\u228 ?rtigkeiten, die uns zusto\u223 ?en; an die Beleidigungen, die wir Gott tagt\u228 ?glich zuf\u252 ?gen, denken wir nicht; nur deshalb sind wir unzufrieden. Ja, wenn wir auch nur die S\u252 ?nden eines einzigen Tages einmal genau \u252 ?berd\u228 ?chten, so w\u252 ?rden wir klar erkennen, welche Strafe wir eigentlich verdient h\u228 ?tten. Ich will da einmal die S\u252 ?nden, die ein jeder von uns auf dem Gewissen hat, \u252 ?bergehen, und nur von denen reden, die wir heute begangen, obwohl ich ja nicht wei\u223 ?, worin ein jeder ges\u252 ?ndigt hat. Aber gleichwohl ist die Zahl der S\u252 ?nden so gro\u223 ?, dass selbst der, der sie nicht alle genau kennt, doch aus den \u252 ?brigen noch eine gute Anzahl zusammenbringt. Oder wer von uns war nicht heute schon beim Gebete zerstreut? Wer trug sich nicht mit hochm\u252 ?tigen Gedanken? Wer fr\u246 ?nte nicht dem Ehrgeiz? Wer hat nicht b\u246 ?se von seinem N\u228 ?chsten geredet, hat keine b\u246 ?se Begierde aufkommen lassen? Wer hat nicht unkeusche Blicke geworfen, Groll und Feindschaft gehegt und sein Herz in Unmut kochen lassen? Wenn wir aber schon in der Kirche und in so kurzer Zeit uns so viele S\u252 ?nden zuschulden kommen lassen, wie werden wir erst sein, wenn wir wieder drau\u223 ?en sind? Wenn solche St\u252 ?rme im Hafen uns umtosen, werden wir da uns selbst noch erkennen, wenn wir in das offene Meer der S\u252 ?nden gelangt sind, ich meine den \u246 ?ffentlichen Markt, die politischen Streitigkeiten, die h\u228 ?uslichen Sorgen? Gleichwohl hat uns Gott zur Erlangung des Nachlasses von so gro\u223 ?en und so vielen S\u252 ?nden einen ebenso kurzen als bequemen Weg angegeben, der uns nicht die geringste M\u252 ?he verursacht. Oder welcher Anstrengung bedarf es, um dem Beleidiger zu verzeihen? Eine M\u252 ?he kostet es vielmehr, nicht zu verzeihen und die Feindschaft beizubehalten. L\u228 ?sst man hingegen von seinem Zorne ab, so erlangt man gro\u223 ?e Seelenruhe, und wenn einer nur will, so bringt er dies leicht zustande.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 8.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es ist ja nicht n\u246 ?tig das Meer zu durchfahren, eine lange Reise zu machen, Bergesh\u246 ?hen zu \u252 ?bersteigen, Geld auszugeben, den Leib abzum\u252 ?hen; es gen\u252 ?gt, einfach zu wollen und alle S\u252 ?nden sind verschwunden. Wenn du aber nicht nur selbst nicht verzeihst, sondern sogar noch Gott um Unheil f\u252 ?r deinen Feind bittest, welche Hoffnung auf dein eigenes Heil bleibt dir da noch; wenn du gerade dann Gott beleidigst, da du zu ihm betest und ihn vers\u246 ?hnen willst, wenn du in der Haltung eines Bittstellers kommst, und schreist, wie ein wildes Tier, und so die Pfeile des B\u246 ?sen nur gegen dich selbst abschie\u223 ?est? Darum hat auch der hl. Paulus bei Erw\u228 ?hnung des Gebetes nichts so eindringlich verlangt, als gerade die Beobachtung dieses Gebotes. \u8222 ?Erhebet\u8220", sagt er, \u8222 ?heilige H\u228 ?nde, frei von Zorn und Hader\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Tim 2,8\par} }. Wenn du nicht einmal da von deinem Zorne lassen willst, wo du doch selbst des Erbarmens bed\u252 ?rftig bist, sondern im Gegenteil erst recht auf Rache denkst, obgleich du wei\u223 ?t, dass du das Schwert gegen dich selber richtest, wie solltest du da N\u228 ?chstenliebe erlangen und das verderbliche Gift dieser S\u252 ?nde ausspeien k\u246 ?nnen? Solltest du aber die Gr\u246 ?\u223 ?e dieser Torheit noch immer nicht einsehen, so denke dir die Sache unter Menschen geschehen, dann wirst du das \u220 ?berma\u223 ? deines Frevels wohl erkennen. Wenn zu dir, der du ein Mensch bist, jemand k\u228 ?me und dich um Mitleid anflehte und, w\u228 ?hrend er noch am Boden liegt, seinen Feind erblickte, alsbald auf seine Bitte verg\u228 ?\u223 ?e und auf den anderen losschl\u252 ?ge, w\u252 ?rde dein Unwille sich nicht noch weit mehr gegen ihn steigern? Das gleiche wende nun auch auf Gott an. Auch du flehst ja Gott an, unterbrichst aber zwischen hinein deine Bitten und schl\u228 ?gst auf deinen Feind mit Worten los, verh\u246 ?hnst auf diese Weise die Gebote Gottes, weil du denjenigen anrufst, der uns geboten, aller Feindschaft gegen unsere Beleidiger zu entsagen, und weil du zu gleicher Zeit von ihm verlangst, er solle etwas tun, was seinen eigenen Vorschriften zuwider ist? Glaubst du denn, es sei nicht genug Ursache zur Bestrafung, dass du das Gebot Gottes \u252 ?bertrittst, muss du auch ihn noch bitten, das gleiche zu tun? Hat er vielleicht seine eigenen Vorschriften vergessen? Ist es etwa ein Mensch, der sie gegeben hat? Nein, es ist Gott, der alles wei\u223 ?, und der will, dass all seine Satzungen aufs genaueste beobachtet werden, der so weit entfernt ist, das zu tun, was du ihm zumutest, dass er sich im Gegenteil von dir, der du solches redest, und blo\u223 ? weil du so redest, sich abwendet und dich hasst, und dir die schwerste Strafe auferlegen wird! Wie kannst du also das von ihm verlangen, wovon er dir gerade mit besonderer Eindringlichkeit abzulassen befahl? Ja, es gibt sogar Leute, die so unvern\u252 ?nftig geworden sind, dass sie nicht blo\u223 ? um Unheil f\u252 ?r ihre Feinde beten, sondern auch deren Kinder verfluchen und, wenn sie k\u246 ?nnten, auch von deren Fleisch zehren m\u246 ?chten, ja auch wirklich zehren. Da sage mir nur nicht, du habest ja doch den Leib deines Beleidigers nicht mit den Z\u228 ?hnen bearbeitet! Du hast noch etwas viel Schlimmeres getan, soweit es auf dich ankam; du hast gebeten, es m\u246 ?chte der Zorn des Himmels \u252 ?ber ihn kommen, er m\u246 ?chte ewiger Pein \u252 ?berantwortet und mit seinem ganzen Hause vernichtet werden! Ist das nicht zehnmal schlimmer, als ein Bi\u223 ?, viel herber als ein Pfeil? Nicht das ist es, was Christus dich gelehrt. Er hat dich nicht gehei\u223 ?en, in dieser Weise deinen Mund mit Blut zu besudeln. Jawohl, solche Zungen sind noch schlimmer als der Mund, der sich mit dem Blute von Menschenfleisch befleckt hat. Wie kannst du also{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 bei solcher Gesinnung\par} } deinen Bruder umarmen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 beim hl. Me\u223 ?opfer gab sich die ganze Gemeinde den Friedensku\u223 ? mit Umarmung\par} } , wie kannst du am Opfer teilnehmen? Wie kannst du das Blut des Herrn genie\u223 ?en, w\u228 ?hrend du so viel Giftstoff in deinem Herzen tr\u228 ?gst? Wenn du zu Gott sagst: Zerrei\u223 ?e ihn, vernichte sein Haus, richte alles zugrunde, und deinem Feinde tausendfaches Verderben w\u252 ?nschest, so unterscheidest du dich in nichts von einem Menschenm\u246 ?rder oder vielmehr von einem Menschenfressenden wilden Tiere.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 9.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Machen wir also dieser Krankheit und dieser Tollwut ein Ende, und erweisen wir denen, die uns wehe getan, jenes freundliche Wohlwollen, das der Herr von uns haben will, auf dass wir unserem Vater \u228 ?hnlich werden, der im Himmel ist. Das wird uns auch gelingen, wenn wir an unsere eigenen S\u252 ?nden denken, wenn wir all unsere Verfehlungen genau erforschen, die inneren und die \u228 ?u\u223 ?eren, die wir auf offener Stra\u223 ?e, und die wir in der Kirche begangen. Denn, wenn schon f\u252 ?r nichts anderes, so haben wir doch f\u252 ?r unsere Unachtsamkeit hier in der Kirche die schwerste Strafe verdient. Denn w\u228 ?hrend die Propheten psallieren, die Apostel Hymnen singen und Gott mit uns redet, schweifen wir drau\u223 ?en herum und geben dem Wirrwarr weltlicher Gesch\u228 ?fte Zutritt. Ja die Ruhe und Stille, die wir beobachten, w\u228 ?hrend die Gesetze Gottes verk\u252 ?ndet werden; ist nicht so gro\u223 ? als das Schweigen der Zuschauer im Theater, wenn gerade ein kaiserliches Dekret verlesen wird. Solange da ein solches Schriftst\u252 ?ck verlesen wird, h\u246 ?ren alle, Konsuln und Pr\u228 ?fekten, Senat und Volk, aufrechtstehend und ruhig der Lesung zu. W\u252 ?rde da mitten in diesem tiefsten Schweigen pl\u246 ?tzlich jemand aufspringen und L\u228 ?rm machen, so w\u252 ?rde er als Majest\u228 ?tsbeleidiger aufs strengste bestraft werden. Dagegen hier, wo die Schriften, die aus dem Himmel stammen, vorgelesen werden, hier wird auf allen Seiten gro\u223 ?er L\u228 ?rm verursacht. Und doch ist derjenige, der uns diese Schriftst\u252 ?cke gesandt, weit gr\u246 ?\u223 ?er als dieser{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 irdische\par} } Herrscher, und das Theater{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in dem sie verlesen werden\par} } viel erhabener; denn in ihm sind nicht nur Menschen zugegen, sondern auch Engel; und die Siegespreise, die darin verhei\u223 ?en werden, sind viel gro\u223 ?artiger, als jene, die man bei irdischen K\u228 ?mpfen erringt. Darum sollen auch nicht blo\u223 ? wir Menschen, nein auch die Engel und Erzengel, die Heerscharen des Himmels und alle Bewohner der Erde den Herrn lobpreisen. Denn es hei\u223 ?t, \u8222 ?lobet den Herrn,{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ihr\par} } all seine Werke\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 102,22\par} } . Wahrlich, seine Taten sind ja auch nicht klein, sie \u252 ?bersteigen jeden Begriff und allen menschlichen Verstand. Und das verk\u252 ?nden uns tagt\u228 ?glich die Propheten, von denen ein jeder auf seine Art diese herrliche Siegestat feiert. Da sagt der eine: \u8222 ?Du bist emporgestiegen in die H\u246 ?he, hast die Gefangenschaft gefangen, hast Gaben empfangen unter den Menschen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 67,19\par} } , und: \u8222 ?Der Herr ist stark und m\u228 ?chtig im Kampf\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 23,8\par} } . Ein anderer ruft: \u8222 ?Der Starken Siegesbeute wird er teilen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 53,12\par} } . Denn deshalb ist er ja gekommen, um den Gefangenen ihre Befreiung und Blinden die Wiedererlangung des Augenlichtes anzuk\u252 ?ndigen. Und gegen den Tod erhob Paulus die siegreiche Stimme und sprach: \u8222 ?O Tod, wo ist dein Sieg? H\u246 ?lle, wo ist dein Stachel?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 15,55\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ein dritter hat den tiefen Frieden angek\u252 ?ndigt und gesagt: \u8222 ?Sie werden ihre Schwerter in Pflugscharen verwandeln, und ihre Lanzen in Sicheln\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 2,4; Joel 3,10\par} } . Wieder ein anderer besingt Jerusalem und sagt: \u8222 ?Freue dich sehr, Tochter Sions, denn siehe, dein K\u246 ?nig kommt voll Milde, sitzend auf einem Lasttier und einem jungen F\u252 ?llen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zach 9,9\par} } . Der f\u252 ?nfte verk\u252 ?ndet die zweite Ankunft des Herrn mit den Worten: \u8222 ?Es wird kommen der Herr, den ihr suchet, und wer wird erleben den Tag seines Einzugs? H\u252 ?pfet wie K\u228 ?lber, die von den Fesseln befreit worden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mal 3,12 u.4,2\par} } . Der letzte endlich sagt voll Verwunderung \u252 ?ber diese Dinge: \u8222 ?Das ist unser Gott; kein anderer wird ihm gleichgestellt werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bar 6,36\par} } . Allein, w\u228 ?hrend wir ob dieser und vieler anderer Prophetenspr\u252 ?che in Furcht und Zittern leben sollten und so, als w\u228 ?ren wir gar nicht auf der Erde, machen wir dennoch einen L\u228 ?rm, als w\u228 ?ren wir auf offenem Markte, verursachen St\u246 ?rungen, reden \u252 ?ber lauter Dinge, die uns nichts angehen, und vertreiben uns so die ganze Zeit w\u228 ?hrend des Gottesdienstes. Wenn wir nun also in kleinen und gro\u223 ?en Dingen, beim H\u246 ?ren und Handeln, au\u223 ?erhalb und innerhalb der Kirche uns in dieser Weise gehen lassen und zu all dem auch noch um Unheil f\u252 ?r unsere Feinde beten, wie k\u246 ?nnen wir da noch hoffen, gerettet zu werden, wir, die wir zu so zahlreichen und gro\u223 ?en S\u252 ?nden noch eine neue und schwere, die nicht geringer ist, als die anderen, hinzuf\u252 ?gen, n\u228 ?mlich dieses unerlaubte Gebet? D\u252 ?rfen wir uns da noch mit Recht wundern, wenn uns ein unerwartetes Unheil widerf\u228 ?hrt? Im Gegenteil, wir m\u252 ?ssten uns wundern, wenn dies nicht gesch\u228 ?he! Das erste ist nur die nat\u252 ?rliche Wirkung unserer Handlungen; das letztere \u252 ?bersteigt allen Begriff und jede Erwartung. Oder ist es nicht unbegreiflich, dass wir, die wir Feinde Gottes geworden und seinen Zorn herausgefordert haben, noch die Wohltaten der Sonne, des Regens und alles andere genie\u223 ?en, wir, die als Menschen die Wildheit der Tiere \u252 ?bertroffen, die einer gegen den anderen uns erhoben, deren Z\u228 ?hne sich an ihren Mitmenschen blutig gebissen! Und dies alles, nachdem wir am geistigen Tische teilgenommen, so viele Wohltaten genossen und ungez\u228 ?hlte Mahnungen erhalten haben! Das wollen wir also bedenken, wollen das Gift ausspeien, den Feindschaften ein Ende machen, und unsere Gebete so verrichten, wie es sich geziemt! Anstatt der Wildheit von Teufeln, lasset uns die Milde von Engeln annehmen, und was immer wir Unrechtes erfahren, denken wir an uns selbst und an den Lohn, der uns f\u252 ?r die Beobachtung dieses Gebotes zugesichert ist! Bes\u228 ?nftigen wir den Zorn und gl\u228 ?tten wir die Wogen, damit wir sowohl dieses Leben in Ruhe durchwandeln, als auch nach dem Tode in der anderen Welt einen Herrn finden, der so gegen uns ist, wie wir gegen unsere Mitmenschen waren. Wenn uns dies aber furchtbar und schwer vorkommt, wohlan, machen wir, dass es leicht und angenehm wird! Lassen wir dem Vertrauen auf Gott freien Weg, und was uns durch die Enthaltung von S\u252 ?nden nicht gelingt, das wollen wir durch Milde gegen die zu erreichen suchen, die gegen uns sich verfehlen. Das ist ja nicht schwer und hat nichts Widerw\u228 ?rtiges an sich. Auch werden wir durch Wohltaten, die wir unseren Feinden erweisen, uns selbst reichliches Erbarmen sichern. Auf diese Weise werden wir schon in diesem Leben von allen geliebt werden, und vor allen anderen wird Gott uns lieben und uns kr\u246 ?nen, und wird uns all der himmlischen Freuden w\u252 ?rdigen, die wir alle erlangen m\u246 ?gen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht geb\u252 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Zwanzigste Homilie. Kap VI, V.16-23.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: \u8222 ?Wenn ihr ab er fastet, so werdet nicht traurig, wie die Heuchler. Die entstellen ihre Gesichter, damit ihr Fasten von den Menschen bemerkt werde.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hier ist es wohl am Platz zu seufzen und bitterlich wehe zu klagen. Wir ahmen ja diese Heuchler nicht blo\u223 ? nach, wir \u252 ?bertreffen sie sogar. Ich wei\u223 ? n\u228 ?mlich sehr gut, dass viele nicht blo\u223 ? fasten und dies merken lassen, sondern dass viele tun, als ob sie fasteten, und doch nicht fasten. Und dazu bringen sie noch eine Entschuldigung vor, die schlimmer ist, als die S\u252 ?nde selbst. Ich faste nicht, sagen sie, um den Leuten kein \u196 ?rgernis zu geben! Was sagst du? Gott hat durch sein Gebot das Fasten anbefohlen, und du sprichst von \u196 ?rgernis? Und wenn du das Fastengebot h\u228 ?ltst, glaubst du Ansto\u223 ? zu erregen; wenn du es aber brichst, dem \u196 ?rgernis zu entrinnen? Was g\u228 ?be es wohl \u196 ?rgeres, als solchen Unverstand? Oder willst du nicht aufh\u246 ?ren noch schlechter zu sein, als die Heuchler, und diese doppelte Heuchelei zu begehen? Und wenn du das \u220 ?berma\u223 ? dieser S\u252 ?nde bedenkst, sch\u228 ?mst du dich dann nicht der Gr\u246 ?\u223 ?e dieses Vorwurfes? Der Herr sagte ja nicht einfachhin: sie heucheln; vielmehr wollte er sie noch st\u228 ?rker treffen und sagte darum: \u8222 ?Sie entstellen ihre Gesichter\u8220", das hei\u223 ?t, sie verderben, sie zerst\u246 ?ren dieselben. Wenn aber schon das eine Entstellung des Gesichtes hei\u223 ?t, aus Ehrsucht blass zu erscheinen, was m\u252 ?ssen wir da erst von den Frauen sagen, die ihre Gesichter mit Puder und Schminke entstellen, um unkeusche junge Leute zu verf\u252 ?hren? Jene Heuchler schaden ja nur sich selbst; diese schaden sich selbst und denen, die nach ihnen sehen. Deshalb muss man das eine wie das andere \u220 ?bel aus allen Kr\u228 ?ften meiden. Christus befahl uns ja, uns nicht nur nicht zu zeigen, sondern uns sogar geflissentlich zu verbergen. Das hat er auch zuvor selber getan. Auch hat er das Gebot des Almosens nicht so ohne weiteres gegeben, sondern zu den Worten: \u8222 ?Habt acht, dass ihr es nicht vor den Menschen tut\u8220", f\u252 ?gte er hinzu: um von ihnen gesehen zu werden. Als er vom Fasten und vom Gebete sprach, machte er keinen solchen Unterschied. Warum dies? Weil es ganz unm\u246 ?glich ist, ein Almosen zu verbergen; Gebet und Fasten hingegen kann man geheim halten. Wenn der Herr also sagte: \u8222 ?Deine Linke soll nicht wissen, was deine Rechte tut\u8220", so meinte er damit nicht die linke Hand, sondern wollte sagen, es sollen alle sorgf\u228 ?ltig trachten, verborgen zu bleiben; und wenn er befahl, man solle in seine Kammer gehen, so wollte er damit nicht vorschreiben, man solle ausschlie\u223 ?lich oder auch nur vorwiegend blo\u223 ? dort beten; nein, er legte nur wieder dasselbe nahe wie vorher. Ebenso hat er auch hier mit seinem Gebote, sich zu salben, nicht vorschreiben wollen, man m\u252 ?sse sich auf alle F\u228 ?lle salben. Wir w\u252 ?rden ja da alle als Gesetzes\u252 ?bertreter erfunden werden, und vor allen anderen jene, die noch am eifrigsten die Gebote gehalten haben, die Scharen der M\u246 ?nche, die in den Bergen wohnen. Also nicht das ist es, was er vorschreiben wollte, vielmehr sagte er, man solle sich salben, weil die Alten gewohnt waren dies zu tun, sooft sie sich freuten und fr\u246 ?hlich waren{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 man kann dies ja auch deutlich an David und Daniel sehen\par} } . Dagegen wollte er nicht, dass wir uns unbedingt salben, sondern, dass wir uns jede erdenkliche M\u252 ?he geben dieses gute Werk sorgf\u228 ?ltig geheim zu halten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit du dann sehest, dass dies wirklich so ist, so hat er selbst durch die Tat das ge\u252 ?bt, was er mit Worten gelehrt hat, und hat vierzig Tage lang gefastet; und nachdem er im Verborgenen gefastet hatte, hat er sich weder gesalbt noch gewaschen; obwohl er aber dies nicht getan, lag ihm doch jede Ruhmsucht absolut ferne. Das gleiche macht er also auch uns zur Vorschrift, indem er dabei nicht blo\u223 ? auf die Heuchler hinweist, sondern auch durch eine zweifache Mahnung die Zuh\u246 ?rer davon abzubringen sucht. Noch etwas anderes hat er mit dieser Bezeichnung \u8222 ?Heuchler\u8220" angedeutet. Er will von dieser b\u246 ?sen Sucht nicht blo\u223 ? durch die L\u228 ?cherlichkeit der Sache an sich abschrecken, und durch den gro\u223 ?en Schaden, den sie uns verursacht, sondern auch dadurch, dass er zeigt, dass diese T\u228 ?uschung nur kurze Zeit dauert. Der Schauspieler gl\u228 ?nzt ja nur so lange, als er im Theater sitzt, und nicht einmal da bei allen. Die meisten Zuschauer wissen ja ohnehin, wer es ist, der diese oder jene Rolle darstellt. Wenn dann aber erst das Theater vor\u252 ?ber ist, so enth\u252 ?llt er sich noch deutlicher vor aller Augen. Das gleiche m\u252 ?ssen sich auch die Ehrgeizigen gefallen lassen. Auch sie werden ja von den meisten verlacht, weil sie nicht sind, was sie scheinen, sondern nur eine Maske tragen, noch viel mehr werden sie aber nachher mitgenommen werden, wenn alles unverh\u252 ?llt und offen an den Tag kommt. Auch noch auf eine andere Art sucht der Herr seine Zuh\u246 ?rer von Heuchelei abzuschrecken. Er zeigt ihnen n\u228 ?mlich, dass sein Gebot ohnehin leicht zu halten sei. Er dehnt nicht das Fasten weiter aus, und will es auch nicht versch\u228 ?rfen; er will blo\u223 ?, dass man sich den Lohn daf\u252 ?r nicht verderbe. Also das, was uns schwer zu sein scheint, trifft uns so gut wie die Heuchler; denn auch sie fasten. Was aber ganz leicht ist, n\u228 ?mlich, dass wir nicht nach all der M\u252 ?he uns auch noch den Lohn verderben, das ist es, sagt Christus, was ich befehle. Er vermehrt nicht die Leistung, nur den Lohn sucht er uns mit allem Eifer zu sichern, weil er nicht will, dass wir mit leeren H\u228 ?nden ausgehen, wie sie. Diese Heuchler wollen ja nicht einmal die K\u228 ?mpfer bei den olympischen Spielen nachahmen, die trotz der Anwesenheit so zahlreichen Volkes und so vieler Vornehmen doch nur einem zu gefallen trachten, dem Preisrichter, der ihnen den Siegeskranz zuerkennen soll, obgleich derselbe aus viel niedrigerem Stande ist{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 als manche Zuschauer\par} } . Du hingegen hast eine doppelte Ursache, demjenigen deinen Siegeskranz zu zeigen, der nicht nur Preisrichter ist, sondern auch unvergleichlich h\u246 ?her steht als alle, die im Theater sitzen. Trotzdem aber willst du dich vor anderen zeigen, die dir nicht blo\u223 ? nichts n\u252 ?tzen, sondern dir im Gegenteil den gr\u246 ?\u223 ?ten Schaden verursachen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes, sagt der Herr, verbiete ich nicht einmal das. Wenn du dich auch vor den Menschen zeigen willst, so warte wenigstens noch zu; dann werde ich dir auch das im \u220 ?berma\u223 ? gew\u228 ?hren, und zu deinem gro\u223 ?en Vorteil. Jetzt h\u228 ?lt dich so etwas ab, mir die geb\u252 ?hrende Ehre zu erweisen, w\u228 ?hrend es dich im Gegenteil zu mir f\u252 ?hrt, wenn du es verachtest; im Himmel dagegen kannst du alles ohne Furcht genie\u223 ?en, und es wird dir schon vorher auch hienieden nicht wenig n\u252 ?tzen, wenn du allen menschlichen Ruhm mit F\u252 ?\u223 ?en getreten hast, dich aus der verh\u228 ?ngnisvollen Abh\u228 ?ngigkeit von den Menschen befreitest und wahrhaft tugendhaft geworden bist. Bist du hingegen jetzt dem Ehrgeiz ergeben, so magst du immerhin in der W\u252 ?ste leben, du bist doch jeglicher Tugend bar, wenn du auch niemand hast, der dich sieht. Es hei\u223 ?t ja auch die Tugend selbst beschimpfen, wenn du nicht um ihretwillen nach ihr strebst, sondern wegen eines Seildrehers, eines Schmiedes oder des sonstigen zahlreichen Handwerkervolkes, und du dich sogar von den Schlechten bewundern lassen willst, und von denen, die der Tugend ferne stehen. Ja gerade vor den Feinden der Tugend willst du die Tugend zeigen und sehen lassen. Das ist gerade so, wie wenn einer sich entschl\u246 ?sse, ein keusches Leben zu f\u252 ?hren, nicht wegen der Sch\u246 ?nheit dieser Tugend, sondern um sich von den Huren bewundern zu lassen. Auch du hast also die Tugend nur wegen ihrer Feinde erw\u228 ?hlt, w\u228 ?hrend du sie doch auch darum bewundern solltest, dass sie sogar ihre Feinde zu ihren Lobrednern hat; aber bewundern solltest du sie, wie es sich geh\u246 ?rt, nicht um anderer wegen, sondern um ihrer selbst willen. Auch wir halten es ja f\u252 ?r einen Schimpf, wenn wir nicht um unseretwillen, sondern wegen anderer geliebt werden. Dasselbe wende nun auch auf die Tugend an, und suche sie nicht wegen anderer, noch gehorche Gott um der Menschen willen, sondern den Menschen um Gottes willen. Wenn du es umgekehrt machst, so magst du wohl scheinbar nach Tugend streben, du hast Gott doch ebenso beleidigt wie der, der sich nicht um sie k\u252 ?mmert. Denn wie dieser durch Unterlassung ges\u252 ?ndigt, so du durch Unrecht tun.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19 \u8220"Sammelt euch keine Sch\u228 ?tze auf Erden.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem der Herr das Laster des Ehrgeizes abgetan, so war es ganz am Platze, dass er jetzt auf die Armut zu sprechen kam. Nichts f\u252 ?hrt ja so leicht zur Habsucht als der Ehrgeiz. Das ist der Grund, weshalb die Menschen ganze Herden von Dienern, Scharen von Eunuchen, goldgeschirrte Pferde, silberne Tische und andere noch viel ver\u228 ?chtlichere Dinge aussinnen, nicht um einem Bed\u252 ?rfnis zu gen\u252 ?gen, noch auch, um sich daran zu erfreuen, sondern um sich vor den Leuten zu zeigen. Oben hat also Christus nur gesagt, man solle Almosen geben; hier zeigt er auch, wieviel man Almosen geben soll: \u8220"Sammelt euch keine Sch\u228 ?tze\u8221", sagt er. Es ging wohl nicht an, schon gleich am Anfang offen von der Verachtung der irdischen G\u252 ?ter zu reden, weil diese Leidenschaft doch zu stark ist; deshalb ging er schrittweise vor, um die Zuh\u246 ?rer von ihr loszusch\u228 ?len und zu befreien, und macht sie daher nur langsam mit diesem Gedanken vertraut, damit er ihnen annehmbarer erscheine. Darum sagte er also zuerst. \u8220"Selig sind die Barmherzigen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,7\par} } ; sp\u228 ?ter sodann: \u8220"Sei vers\u246 ?hnlich gegen deinen Widersacher\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 5,39\par} } , und noch sp\u228 ?ter: \u8220"Wenn jemand dich vor Gericht ziehen will. um dir deinen Rock zu nehmen, gib ihm auch noch deinen Mantel\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 40\par} } . Hier bringt er dagegen etwas, was viel mehr ist, als alles Vorausgehende. Oben sagt er: \u8220"Wenn du einen Streit dir drohen siehst, so tue dies; besser ist es ja, ohne Rock und Mantel dem Kampfe zu entgehen, als mit denselben k\u228 ?mpfen zu m\u252 ?ssen.\u8221" Hier redet er weder von Widersachern noch von Streitenden, und erw\u228 ?hnt \u252 ?berhaupt nichts Derartiges, sondern lehrt die Verachtung von Hab und Gut um ihrer selbst willen. Er zeigt dadurch, dass er sein Gebot nicht so sehr der Armen wegen gibt, als vielmehr um dessentwillen, der das Almosen gibt. Wenn dir also auch niemand ein Unrecht tut und keiner dich vor Gericht schleppt, so sollen wir trotzdem irdische G\u252 ?ter verachten und sie den Bed\u252 ?rftigen geben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und nicht einmal jetzt hat Christus alles auf einmal gesagt, sondern nur allm\u228 ?hlich, obgleich er in der W\u252 ?ste mehr als hinreichend gezeigt hatte, wie man in dieser Beziehung zu k\u228 ?mpfen habe. Gleichwohl weist er nicht darauf hin und erw\u228 ?hnt es nicht; es war eben noch nicht an der Zeit, dies zu offenbaren. Daf\u252 ?r pr\u252 ?ft er zun\u228 ?chst ihre Gesinnung, und gibt sich in seinen diesbez\u252 ?glichen Gespr\u228 ?chen mehr als Ratgeber denn als Gesetzgeber. So f\u252 ?gt er zu den Worten: \u8220"Sammelt euch keine Sch\u228 ?tze auf dieser Erde\u8221" hinzu: \u8220"wo Motten und Rost sie verzehren, und wo Diebe sie ausgraben und stehlen.\u8221" Zun\u228 ?chst weist er also hin auf die Sch\u228 ?dlichkeit des irdischen Schatzes und die N\u252 ?tzlichkeit des himmlischen, sowohl in Anbetracht des Ortes,. als auch des Schadens, der daraus entsteht. Doch bleibt er auch da nicht stehen, sondern bringt noch einen anderen Grund. Zu allererst ermuntert er sie mit dem, was sie am meisten gef\u252 ?rchtet hatten. Was f\u252 ?rchtest du denn, fragt er? Es m\u246 ?chte dir das Geld ausgehen, wenn du Almosen gibst? Ja, gib nur Almosen, dann wird dir das Geld nie ausgehen; ja, was noch besser ist, es wird dir nicht nur nicht ausgehen, sondern du wirst noch viel mehr dazu erhalten; es werden dir ja die Sch\u228 ?tze des Himmels dazu gegeben werden. Vorl\u228 ?ufig sagt er dies allerdings noch nicht, daf\u252 ?r aber sp\u228 ?ter.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 F\u252 ?r den Augenblick bringt er die Sprache auf das, was sie am ehesten zu ermutigen vermochte. Er sagt ihnen, dass ihr Schatz ihnen unversehrt erhalten bleibe und zieht sie so durch beides an sich. Er sagte n\u228 ?mlich nicht nur: Wenn du Almosen gibst, wird dein Schatz bewahrt bleiben, sondern er drohte auch mit dem Gegenteil: Wenn du kein Almosen gibst, wird dein Schatz zugrunde gehen. Beachte hier auch, wie unendlich klug der Herr war. Er sagte nicht: Und du hinterl\u228 ?ssest ihn anderen; denn auch das ist den Menschen ein s\u252 ?\u223 ?er Trost. Vielmehr erschreckt er sie noch auf andere Weise, indem er zeigt, dass sie nicht einmal das erreichen werden; denn wenn auch nicht Menschen den Schatz vernichten, an solchen, die ihn zugrunde richten, fehlt es doch nicht, das sind die Motten und Rost. Wenn es auch den Anschein hat, als sei diesem Schaden leicht beizukommen, so kann man ihn doch in Wirklichkeit weder bek\u228 ?mpfen noch aufhalten; du magst ersinnen, was du willst, du kannst diesen Feind nicht bemeistern. Doch wie? Die Motte soll das Gold vernichten? Wenn auch nicht die Motte, so doch die Diebe. Wie aber? Sind denn alle Sch\u228 ?tze geraubt worden? Zwar nicht alle, aber doch die meisten. Deshalb f\u252 ?gt also der Herr, wie ich schon oben gesagt, noch einen zweiten Grund hinzu, und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: \u8222 ?Wo des Menschen Schatz ist, da ist auch sein Herz.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das hei\u223 ?t: Wenn auch nichts dergleichen geschieht, so erf\u228 ?hrst du doch nicht geringen Schaden, da du an die irdischen Dinge gekettet bist, weil du statt eines freien Mannes, ein Sklave geworden, den himmlischen Dingen entfremdet und nicht einmal mehr f\u228 ?hig bist, einen hohen Gedanken zu fassen, sondern nur an Geld, Wucher, Zinsen, Profit und Kraml\u228 ?den denkst. Kann es aber etwas Erb\u228 ?rmlicheres geben als das? Ein solcher Mensch wird ja \u228 ?rmer daran sein, als der \u228 ?rmste Sklave, da er sich der \u228 ?rgsten Tyrannei \u252 ?berliefert und das Edelste preisgibt, das es gibt, den Adel und die Freiheit des Menschen. Da mag dir das jemand noch so viel zureden, solange dein Sinn aufs Geld gerichtet ist, bist du gar nicht imstande, das zu h\u246 ?ren, was dir frommt. Wie ein Hund, der an ein Grab gekettet ist{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 um es zu bewachen,\par} } so bist du durch den Zwang, den das Geld auf dich aus\u252 ?bt, mehr gefesselt, als wenn du die schwersten Ketten tr\u252 ?gest, bellst gegen alle, die sich dir nahen, und hast nur immer die eine Aufgabe, das, was vor dir liegt, f\u252 ?r andere zu bewachen. Gibt es wohl ein elenderes Los als dies? Dennoch war dies f\u252 ?r die Einsicht seiner Zuh\u246 ?rer schon zu hoch. Auch bemerkten die meisten weder den Nachteil davon, noch sahen sie den Nutzen. Es bedurfte eben eines weiseren Sinnes, um beides zu verstehen. Darum spricht er hiervon erst, nachdem er all das Vorausgehende erw\u228 ?hnt, das viel leichter einzusehen war. Er sagte: \u8222 ?Wo des Menschen Schatz ist, da ist auch sein Herz.\u8220" Auch das macht er dann noch deutlicher dadurch, dass er von den geistigen auf die sichtbaren Dinge zu sprechen kommt und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V. 22: \u8222 ?Dein Auge ist die Leuchte deines Leibes.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sein Gedanke ist der: Grabe nicht nach Gold in der Erde, noch nach sonst etwas Derartigem; du sammelst es ja doch blo\u223 ? f\u252 ?r Motten, Rost und Diebe. Wenn du aber auch solchen Feinden entgehst, dem wirst du nicht entrinnen, dass dein Herz in Sklaverei verf\u228 ?llt und an alle irdischen Dinge sich heftet. Denn: \u8222 ?Wo des Menschen Schatz ist, da ist auch sein Herz.\u8220" Wenn du also deinen Schatz im Himmel hinterlegst, so hast du davon nicht nur den Vorteil, dass du den Lohn erh\u228 ?ltst, der daf\u252 ?r verhei\u223 ?en ist; du findest einen solchen auch schon hienieden, darin, dass du{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 gleichsam\par} } in den Himmel verpflanzt bist, an Himmlisches denkst und um das Himmlische besorgt bist. Denn es ist klar, dass du mit deinen Gedanken da bist, wo du deinen Schatz hinterlegt hast. Wenn du hingegen deinen Schatz in dieser Welt hinterlegst, so wirst du ebenso das Gegenteil erfahren. Ist dir das Gesagte nicht klar, so h\u246 ?re, was folgt: \u8222 ?Dein Auge ist die Leuchte deines Leibes. Ist also dein Auge unschuldig, so wird dein ganzer K\u246 ?rper erleuchtet sein;\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.23: ist aber dein Auge b\u246 ?se, so wird dein ganzer K\u246 ?rper in Dunkel geh\u252 ?llt sein. Wenn aber das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie wird erst die Finsternis selbst sein?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hier redet der Herr schon etwas fasslicher. Nachdem er vorher von der Seele gesprochen, ihrer Unterjochung und Knechtschaft, und dies vielen nicht klar und verst\u228 ?ndlich war, so nimmt er seine Belehrung von den \u228 ?u\u223 ?erlichen Dingen, die uns unmittelbar vor Augen liegen, damit sie durch diese auch jene verstehen lernen. Er will also sagen: Wenn du nicht wei\u223 ?t, was ein geistiger Schaden ist, so lerne dies an den k\u246 ?rperlichen Dingen erkennen. Denn was das Auge f\u252 ?r den Leib, das ist der Verstand f\u252 ?r die Seele. Nun m\u246 ?chtest du es wohl auch nicht vorziehen, in Gold zu strahlen und seidene Kleider zu tragen, daf\u252 ?r aber geblendet zu werden; vielmehr h\u228 ?ltst du gesunde Augen f\u252 ?r wertvoller als all diesen Reichtum. Denn, wenn du sie zerst\u246 ?rst und zugrunde richtest, so n\u252 ?tzt dir dein Leben nichts mehr; denn, wenn die Augen erblindet sind, so sind die \u252 ?brigen Glieder in ihrer T\u228 ?tigkeit zum gr\u246 ?\u223 ?ten Teil gehindert, da sie kein Licht mehr haben. Ebenso wird dein Leben voll von Leiden, wenn das Licht deines Verstandes zugrunde geht. Wie wir also beim Leibe vor allem darauf sehen, dass wir das Auge gesund erhalten, so m\u252 ?ssen wir auch bei der Seele besonders auf den Verstand achten. Wenn wir diesen blenden, der dem \u220 ?brigen voranleuchten sollte, wie k\u246 ?nnen wir dann \u252 ?berhaupt noch sehen? Wie derjenige, der die Quelle verschlie\u223 ?t, auch den Fluss austrocknet, so hat derjenige, der den Verstand verdunkelt. auch all seine \u252 ?brige Wirksamkeit in diesem Leben beeintr\u228 ?chtigt. Darum sagt der Herr: \u8222 ?Wenn das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie gro\u223 ? wird erst die Finsternis selbst sein?\u8220" Wenn der Steuermann ertrinkt, wenn das Licht erl\u246 ?scht und der Kapit\u228 ?n gefangen wird, welche Hoffnung bleibt da den Matrosen noch?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aus diesem Grunde \u252 ?bergeht also Christus hier die Gefahren, die K\u228 ?mpfe und Streitigkeiten, die der Reichtum im Gefolge hat. Er hatte sie ohnehin auch schon oben angedeutet mit den Worten: \u8222 ?Dein Widersacher wird dich dem Gerichte \u252 ?berliefern\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,25\par} } . Daf\u252 ?r stellt er ihnen das Schlimmste von allem, was einem begegnen kann, mit Nachdruck vor Augen, um sie so von dieser schlimmen Leidenschaft abzuschrecken. Denn viel schlimmer, als im Gef\u228 ?ngnis sitzen, ist es, wenn der Geist zum Sklaven dieser Krankheit geworden ist. Auch folgt nicht auf jede Anklage Gef\u228 ?ngnis; der Geist aber wird mit absoluter Sicherheit durch die Gier nach Geld in Ketten geschlagen. Deshalb hat der Herr dies nach jenem vorgebracht, weil dies eben schlimmer ist und ganz sicher eintrifft. Gott, will Christus sagen, hat uns den Verstand gegeben, damit wir den Unverstand verscheuchen, den Wert der Dinge richtig beurteilen, und ihn gegen Widerw\u228 ?rtigkeiten und Ungl\u252 ?ck immer als Schild und Leuchte gebrauchen, und uns so sicher stellen. Wir aber geben dieses Geschenk preis um \u252 ?berfl\u252 ?ssiger, nutzloser Dinge willen. Oder was n\u252 ?tzen goldgeschm\u252 ?ckte Soldaten, wenn der Feldherr in Gefangenschaft geschleppt wird? Was hilft es, wenn das Schiff sch\u246 ?n ausgestattet ist, der Steuermann aber in den Wogen versinkt? Was hast du noch von deinem sch\u246 ?ngeformten Leib, wenn dir die Augen ausgerissen sind, die du zum Sehen brauchst? Wenn jemand einen Arzt, der selbst gesund sein sollte, um anderer Krankheiten zu heilen, krank macht, so mag er ihm wohl befehlen, in silbernem Bette und goldstrahlendem Gemach zu schlafen; er wird dem Kranken doch nichts n\u252 ?tzen. Gerade so ist es, wenn man den Geist krank werden l\u228 ?sst, der imstande ist, die Leidenschaften zu \u252 ?berwinden; da magst du neben einem Schatze sitzen, du wirst nicht nur keinen Nutzen, sondern den gr\u246 ?\u223 ?ten Schaden davon haben und die ganze Seele zugrunde richten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du jetzt, wie der Herr sich bem\u252 ?ht, die Menschen gerade durch das vom B\u246 ?sen abzubringen, um dessentwillen sie \u252 ?berall am st\u228 ?rksten darnach verlangen, und sie so der Tugend in die Arme zu treiben? Weshalb verlangst du denn nach Geld, fragt er? Doch wohl um Freude und Lust zu genie\u223 ?en? Aber gerade das findest du dabei nicht, sondern das direkte Gegenteil. Wie wir nach Verlust der Augen keine Freude mehr empfinden ob dieses Ungl\u252 ?cks, so werden wir noch viel mehr diese Erfahrung machen, wenn uns der Verstand erblindet und genommen ist. Oder weshalb vergr\u228 ?bst du deinen Schatz in der Erde? Damit er in recht sicherem Verwahr sei? Aber auch da, sagt er, wird wieder das Gegenteil eintreffen. Fr\u252 ?her hat er also den, der aus Ruhmsucht fastet, Almosen gibt und betet, gerade durch das zur Demut angeleitet, wonach er am meisten verlangte. Denn, fragt er, weshalb betest du so und gibst Almosen? Weil dich nach Menschenruhm gel\u252 ?stet? Dann bete, aber nur nicht in dieser Absicht, und du wirst Ruhm finden am Tage des Gerichtes. In gleicher Weise schreckt er auch den Habs\u252 ?chtigen durch das am meisten ab, wonach er am meisten verlangt hatte. Was willst du denn, sagt er? Dein Geld in sicherem Verwahr haben und Freuden genie\u223 ?en? Das alles werde ich dir in reicher F\u252 ?lle geben, wenn du dein Geld dort hinterlegst, so ich es dir sage.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Noch deutlicher zeigt er den Schaden, der dem Geiste hieraus erw\u228 ?chst, im Folgenden, wo er von den Dornen redet{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 13,7 u. 22\par} } . Zun\u228 ?chst hat er dies aber auch hier ziemlich deutlich zu erkennen gegeben, indem er sagte, dass derjenige blind geworden ist, der gierig nach solchen Dingen verlangt. Und wie diejenigen, die im Finsteren sind, nichts deutlich erkennen, sondern einen Strick, den sie sehen, f\u252 ?r eine Schlange halten, und wenn sie Berge und Schluchten bemerken, vor Angst sterben, so sind auch sie voll Misstrauen gegen das, was denen, die deutlich sehen, keinerlei Furcht einfl\u246 ?\u223 ?t. So zittern sie vor der Armut, ja nicht blo\u223 ? vor der Armut, sondern auch schon vor dem geringsten Schaden. Wenn sie auch nur eine Kleinigkeit verlieren, so schmerzt und peinigt sie dies mehr als andere, denen die notwendige Nahrung fehlt. So haben schon viele reiche Leute zum Stricke gegriffen, weil sie ein solches Missgeschick nicht ertragen konnten. Selbst Beschimpfungen und Schm\u228 ?hungen kommen ihnen so unertr\u228 ?glich vor, dass auch aus diesem Grunde viele ihrem zeitlichen Leben gewaltsam ein Ende bereiten. Der Reichtum hat sie eben f\u252 ?r alles verweichlicht, ausgenommen f\u252 ?r seinen eigenen Dienst. Wen n\u228 ?mlich der Reichtum in seinen Dienst befiehlt, der wagt Mordtaten und riskiert Schl\u228 ?ge, Beschimpfungen und jegliche Schmach. Das ist gewiss der Gipfel des Unheils, dass sie gerade da am widerstandslosesten sind, wo sie Starkmut \u252 ?ben sollten, und wo sie gottesf\u252 ?rchtig sein sollten, am kecksten und verwegensten werden. Ihnen geht es wie dem, der all sein Verm\u246 ?gen mit unn\u246 ?tigen Dingen vergeudet. Wenn ein solcher dann einmal eine notwendige Ausgabe machen muss und nichts mehr hat zum Bezahlen, so leidet er die unertr\u228 ?glichste Not, da er all das Seine schuldbarerweise durchgebracht hat.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie die Schauspieler, die ihre bekannten schlechten K\u252 ?nste erlernt haben, in diesen viele au\u223 ?erordentliche und gef\u228 ?hrliche Dinge wagen, in den n\u252 ?tzlichen und notwendigen Dingen dagegen eine ganz kl\u228 ?gliche Rolle spielen, so machen es auch die Reichen. Wenn die Seilt\u228 ?nzer, die doch so gro\u223 ?en Mut an den Tag legen, ihren Mut und ihre Mannhaftigkeit f\u252 ?r etwas Notwendiges einsetzen sollten, so k\u246 ?nnen sie derartiges nicht einmal fassen, geschweige denn ausf\u252 ?hren. So sind auch die Reichen, die um Geld und Gut alles wagen, nicht imstande, f\u252 ?r das Gute etwas zu ertragen, sei es klein oder gro\u223 ?. Und wie jene, die Schauspieler, ein unsicheres und nutzloses Gewerbe treiben, so bringen es auch diese trotz der vielen Gefahren und Klippen, denen sie sich aussetzen, zu keinem brauchbaren Ziel. Sie sind in eine doppelte Finsternis geh\u252 ?llt; sie sind geblendet durch die Verderbnis ihres Verstandes, und in dichtes Dunkel gebannt ob ihrer tr\u252 ?gerischen Sorgen. Deshalb k\u246 ?nnen sie ohne Schwierigkeit nicht einmal mehr deutlich sehen. Wer in der Finsternis sitzt, wird von ihr nur befreit durch das Licht der Sonne; wer aber das Augenlicht verloren hat, nicht einmal dadurch. So geht es auch diesen. Sie folgen ja auch dann nicht, wenn die Sonne der Gerechtigkeit leuchtet und mahnt, weil ihnen der Reichtum die Augen verschlossen. Deshalb sind sie auch in doppelte Finsternis geh\u252 ?llt, einmal durch sich selbst, und dann, weil sie ihrem Lehrmeister nicht gehorchen. Seien wir also recht gehorsam gegen ihn, damit wir wenigstens einmal, wenn auch sp\u228 ?t, noch sehend werden. Aber wie kann man sehend werden? Dadurch, dass du lernst, wie du blind geworden bist. Wie bist du also blind geworden? Infolge der b\u246 ?sen Begierlichkeit. Wie schlechte S\u228 ?fte, die in die reine Pupille flie\u223 ?en, so erzeugt die Liebe zum Geld einen dichten Nebelschleier. Doch ist es auch leicht, diesen Schleier zu zerstreuen und zu zerrei\u223 ?en, wenn wir dem Lichtstrahl der Lehre Christi Einlass gew\u228 ?hren, sobald wir ihn mahnen und sagen h\u246 ?ren: \u8222 ?Sammelt euch keine Sch\u228 ?tze auf der Erde.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber, so wendest du ein, was hilft es mir, diese Mahnung zu h\u246 ?ren, wenn die Begierde mich gefangen h\u228 ?lt? Ja, gerade das oftmalige H\u246 ?ren vermag die Begierde zu \u252 ?berwinden. Wenn du aber auch nachher noch von ihr erfasst bleibst, so bedenke, dass dies keine wirkliche Begierde mehr ist. Oder, welche Begierde k\u246 ?nnte jemand haben, in elender Knechtschaft zu leben, der Willk\u252 ?r unterworfen zu sein, allseits in Fesseln zu liegen, in der Finsternis zu wandeln, voll Unruhe zu sein, nutzlosen M\u252 ?hsalen sich zu unterziehen, und anderen, ja oft sogar seinen Feinden, ihre Sch\u228 ?tze zu bewachen? Ist das der M\u252 ?he wert, dass man darnach Verlangen tr\u228 ?gt? Sollte man nicht eher davor fliehen und davonlaufen? Welches Verlangen kann man haben, einen Schatz bei Dieben zu hinterlegen? Wenn du doch schon durchaus nach Reichtum verlangst, lege ihn wenigstens da, wo er sicher und unbeschadet bleiben kann. Was du aber jetzt tust, tut nicht einer, der nach Geld verlangt, sondern der Sklaverei, Schaden, Nachteil, immerw\u228 ?hrende Pein sucht. Wenn dir jemand auf dieser Erde einen unverletzlichen Ort zeigt und dir sicheren Verwahr deines Geldes verhie\u223 ?e, du w\u252 ?rdest, selbst wenn er dich in die W\u252 ?ste f\u252 ?hrte, doch nicht z\u246 ?gern und dich nicht weigern, sondern ihm Glauben schenken und dein Geld dort niederlegen. Wenn aber Gott anstatt eines Menschen dir solches verspricht, und dir nicht die W\u252 ?ste in Vorschlag bringt, sondern den Himmel, dann ziehst du das Gegenteil vor. Und doch, wenn auch dein Schatz in der Erde tausendmal in Sicherheit w\u228 ?re, der Sorge kannst du niemals ledig werden. Denn wenn er dir auch nicht verloren geht, die Sorge, er k\u246 ?nnte dir verloren gehen, wirst du nimmer los. Auf der anderen Seite wird dir nichts dergleichen begegnen. Ja, was noch mehr ist, du wirst das Gold nicht blo\u223 ? in die Erde eingraben, es wird sogar aufsprossen. Dasselbe ist n\u228 ?mlich zugleich Schatz und Same, ja noch mehr als beides. Der Same bleibt ja nicht, wie er ist; dieser Schatz dagegen bleibt ewig. Ebenso bringt der irdische Schatz keine Sch\u246 ?\u223 ?linge hervor, der himmlische tr\u228 ?gt ewigdauernde Fr\u252 ?chte. Wenn du mir aber mit der Zeit kommst und sagst, es stehe noch lange an, bis du deinen Lohn erh\u228 ?ltst, so kann auch ich dir zeigen und darlegen, wie viele Wohltaten du hienieden schon empf\u228 ?ngst. Indes, auch davon abgesehen, werde ich versuchen, dich mit den zeitlichen Dingen selbst zu widerlegen und zu zeigen, dass dein Einwand nicht stichh\u228 ?lt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch in diesem Leben tust du noch vieles, wovon du nicht f\u252 ?r dich selbst Nutzen erhoffst. Wenn aber jemand dir deine Kinder und Kindeskinder vorstellt, so glaubst du einen hinreichenden Ersatz f\u252 ?r deine \u252 ?berfl\u252 ?ssigen Bem\u252 ?hungen gefunden zu haben. Wenn du im h\u246 ?chsten Alter noch prachtvolle H\u228 ?user baust, wo der Erbauer oft stirbt, bevor sie fertig sind, wenn du B\u228 ?ume pflanzest, die erst nach vielen Jahren Fr\u252 ?chte bringen, wenn du Anwesen und L\u228 ?ndereien erstehst, von denen du erst nach langer Zeit einen Nutzen hast, und dir viele \u228 ?hnliche M\u252 ?hen machst, deren Fr\u252 ?chte du nicht selbst genie\u223 ?en kannst, so frage ich dich: Tust du dies deinetwegen oder deinen Nachkommen zuliebe? W\u228 ?re es also da nicht die gr\u246 ?\u223 ?te Torheit in diesen Dingen gar nicht auf die L\u228 ?nge der Zeit zu achten, obwohl du infolge derselben keinen Entgelt mehr f\u252 ?r deine M\u252 ?hen erntest, auf der anderen Seite dagegen dich wegen der langen Zwischenzeit v\u246 ?lliger Unt\u228 ?tigkeit hinzugeben, obwohl dir diese Dinge viel gr\u246 ?\u223 ?eren Vorteil bringen, und du diese Sch\u228 ?tze nicht anderen zu hinterlassen brauchst, sondern die Gaben f\u252 ?r dich selbst aufbewahrst? Doch hiervon abgesehen, der Aufschub ist auch gar nicht einmal so gro\u223 ?. Das Jenseits steht ja schon vor der T\u252 ?r, und wir wissen nicht, ob nicht schon zu unseren Lebzeiten die ganze Welt ein Ende nehmen, und jener schreckliche Tag kommen wird, der uns das furchtbare und unparteiische Gericht enth\u252 ?llen soll. Die meisten Anzeichen haben sich bereits erf\u252 ?llt, das Evangelium ist schon auf dem ganzen Erdkreis verk\u252 ?ndet, die vorhergesagten Kriege, Erdbeben und Hungersn\u246 ?te sind eingetroffen, und lange wird es nicht mehr dauern.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber du siehst keine Wunderzeichen? Gerade das ist das gr\u246 ?\u223 ?te Wunder. Auch zu Noes Zeiten bemerkten ja die Leute die Vorzeichen jenes allgemeinen Verderbens nicht! W\u228 ?hrend sie tanzten, a\u223 ?en, heirateten, ihren gewohnten Gesch\u228 ?ften nachgingen, wurden sie von jenem schrecklichen Gerichte erfasst. \u196 ?hnlich ging es den Bewohnern von Sodoma; w\u228 ?hrend sie der Lust fr\u246 ?nten und unbek\u252 ?mmert waren um das, was vor sich ging, wurden sie von den herabgesandten Blitzen versengt. Das alles wollen wir uns also zu Herzen nehmen und uns vorbereiten auf den Heimgang aus dieser Welt. Denn, wenn auch der gemeinsame Tag der Vollendung noch nicht bevorsteht, das Ende eines jeden einzelnen steht doch vor der T\u252 ?r, ob einer alt ist oder jung; und wer einmal aus diesem Leben geschieden ist, hat hinfort keine M\u246 ?glichkeit mehr, \u214 ?l zu kaufen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Anspielung auf die f\u252 ?nf t\u246 ?richten Jungfrauen\par} } , noch auf seine Bitten hin Verzeihung zu erlangen, und wenn selbst Abraham, oder Noe, oder Job, oder Daniel f\u252 ?r ihn eintr\u228 ?ten. Sorgen wir also, so lange es nicht Zeit ist, dass wir mit vollem Vertrauen dem Gericht entgegensehen k\u246 ?nnen, sammeln wir flei\u223 ?ig \u214 ?l, setzen wir unsere ganze Rechnung auf den Himmel, damit wir zur rechten Zeit, wenn wir es am meisten n\u246 ?tig haben, alles gebrauchen k\u246 ?nnen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der die Ehre und die Macht besitzt, jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Einundzwanzigste Homilie. Kap.VI, V.24-27.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.24: \u8220"Niemand kann zwei Herren dienen; denn er wird entweder den einen hassen und den andern lieben; oder zu dem einen halten und den anderen verachten.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie ganz allm\u228 ?hlich der Herr die Zuh\u246 ?rer von den irdischen Dingen abzieht, indem er zu wiederholten Malen auf die Verachtung des Besitzes zu sprechen kommt, und so die Tyrannei der Habsucht bricht? Noch gen\u252 ?gt ihm das Vorausgehende nicht, obwohl er viele und wichtige Dinge vorgebracht hatte; er f\u252 ?gt noch andere und viel ernstere Dinge hinzu. Oder was g\u228 ?be es wohl Schrecklicheres als das eben Gesagte, wenn wir des Geldes wegen vom Dienste Christi ausgeschlossen w\u252 ?rden? Und was w\u228 ?re wohl erstrebenswerter, als wenn wir das Geld verachteten und daf\u252 ?r vollkommene Zuneigung und Liebe zu ihm bes\u228 ?\u223 ?en? Ja, was ich immer sage, das wiederhole ich auch jetzt: Durch zweierlei treibt der Herr seine Zuh\u246 ?rer zum Gehorsam gegen seine Worte an, durch Nutzen und durch Schaden, gerade wie ein geschickter Arzt dem Patienten darlegt, wie er durch Ungehorsam krank, durch Gehorsam aber gesund wird. Merk also auf, wie er ihnen auch hier wieder den Nutzen vor Augen stellt und den Vorteil zurechtlegt, den sie erlangen, wenn sie sich vom Gegenteil freimachen. Nicht blo\u223 ? dadurch, will er sagen, schadet euch der Reichtum, dass er R\u228 ?uber gegen euch bewaffnet und euren Geist vollst\u228 ?ndig umnachtet, sondern auch dadurch, dass er euch dem Dienst Gottes entzieht, euch zu Gefangenen unvern\u252 ?nftiger Dinge macht und euch zweifachen Nachteil bringt: Er macht euch zu Sklaven von Dingen, \u252 ?ber die ihr herrschen solltet, und er versetzt euch in die Unm\u246 ?glichkeit, Gott zu dienen, dem ihr doch vor allen anderen Dingen dienen m\u252 ?sstet. Im Vorausgehenden hat also der Herr seine Zuh\u246 ?rer auf einen doppelten Nachteil aufmerksam gemacht, dass sie n\u228 ?mlich ihre Sch\u228 ?tze da niederlegen, wo sie die Motten verzehren, und dass sie dieselben dort nicht hinterlegen, wo sie in sicherem Gewahrsam w\u228 ?ren. Ebenso zeigt er ihnen auch hier einen zweifachen Schaden, indem sie nicht blo\u223 ? von Gott abgezogen, sondern auch noch dem Mammon unterjocht werden. Jedoch sagt er dies nicht gleich anfangs, vielmehr bereitet er sie zuerst durch allgemeine Erw\u228 ?gungen darauf vor und meint: \u8220"Niemand kann zwei Herren dienen.\u8221" Unter den zweien versteht er hier solche, von denen der eine das Gegenteil von anderen befiehlt. Denn w\u228 ?re dies nicht der Fall, so w\u228 ?ren es auch nicht zwei. So war ja auch \u8220"die Menge der Gl\u228 ?ubigen ein Herz und eine Seele\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 4,32\par} } ; denn obwohl es viele Personen waren, die Eintracht hat doch aus den vielen nur eine gemacht. Sodann versch\u228 ?rft der Herr die Sache noch und sagt: Er wird{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 einem von beiden\par} } nicht nur nicht dienen, sondern wird ihn sogar hassen und sich von ihm abwenden. \u8220"Denn er wird entweder den einen hassen und den anderen lieben; oder sich dem einen anschlie\u223 ?en und den anderen verachten.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die zweite H\u228 ?lfte des Satzes scheint dasselbe zu besagen wie die erste. Doch hat er beides nicht umsonst so zusammengestellt. Er wollte dadurch zeigen, dass die Bekehrung zum Besseren ganz leicht sei. Damit du n\u228 ?mlich nicht sagest: Ich bin einf\u252 ?r allemal zum Sklaven geworden, ich bin von der Geldgier beherrscht, so zeigt er, dass eine Umkehr m\u246 ?glich ist, und dass man, wie vom ersten zum zweiten, so auch vom zweiten zum ersten kommen k\u246 ?nne. Darum bringt er also die Sache zuerst in allgemeiner Form vor, um den Zuh\u246 ?rer zu bewegen seine Worte ohne Voreingenommenheit zu beurteilen und die Sache nur in sich selbst zu bewerten. Nachdem er sodann dessen zustimmendes Urteil erlangt, da erst offenbart er auch sich selbst. Er fuhr also fort: \u8220"Ihr k\u246 ?nnt nicht Gott dienen und zugleich dem Mammon.\u8221" Wir d\u252 ?rfen da wohl erschaudern bei dem Gedanken, zu welcher \u196 ?u\u223 ?erung wir Christus veranlasst haben: Gott mit dem Golde zusammenzustellen! Wenn aber schon das uns schaudern macht, so ist es noch viel schrecklicher, wenn dies in Wirklichkeit geschieht, wenn man die Tyrannei des Goldes h\u246 ?her sch\u228 ?tzt als die Furcht Gottes.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie aber? War im Alten Bunde so etwas nicht m\u246 ?glich? Ganz und gar nicht. Weshalb waren aber Abraham und Job so angesehen? Du sollst mir nicht Reiche nennen, sondern Sklaven des Reichtums. Allerdings war auch Job reich; aber er diente dem Mammon nicht, vielmehr besa\u223 ? und beherrschte er ihn, war dessen Herr, nicht sein Diener. Er hat alle seine Reicht\u252 ?mer so besessen, wie wenn er nur der Verwalter fremden Eigentums w\u228 ?re, hat nicht nur den anderen das Ihrige nicht genommen, sondern auch von seinem Eigentum den D\u252 ?rftigen ausgeteilt. Noch mehr! Er hatte nicht einmal Freude an dem, was er besa\u223 ?. Das hat er uns selbst geoffenbart in den Worten: \u8220"Wenn ich je Freude empfand \u252 ?ber den Reichtum, den ich erhalten\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ijob 31,25\par} } . Deshalb schmerzte es ihn aber auch nicht, als er ihn verlor. Jetzt sind aber die Reichen nicht mehr so. Ihnen geht es schlimmer als dem \u228 ?rmsten Sklaven; sie m\u252 ?ssen einem b\u246 ?sen Tyrannen Tribut bezahlen. Die Liebe zum Geld nimmt den Verstand ein wie eine Festung, sendet von da aus t\u228 ?glich ihre Befehle aus, die jeglicher Ungerechtigkeit voll sind, und keiner ist, der ihr den Gehorsam versagte. Gr\u252 ?ble also nicht \u252 ?ber nutzlose Ausfl\u252 ?chte nach, Gott hat einmal sein Urteil gef\u228 ?llt und gesagt, es sei nicht m\u246 ?glich, zugleich dem einen und dem anderen zu dienen. Behaupte also nicht du, es sei m\u246 ?glich. Wenn der eine dich rauben hei\u223 ?t, der andere das deine herzugeben befiehlt, der eine dich zur Keuschheit antreibt, der andere zur Unzucht, der eine zu Fra\u223 ? und V\u246 ?llerei, der andere zur Abt\u246 ?tung, der eine zur Verachtung alles Irdischen, der andere zur Anh\u228 ?nglichkeit an den Besitz, der eine dich Marmor, sch\u246 ?ne W\u228 ?nde und Decken bewundern hei\u223 ?t, der andere dasselbe missachten und daf\u252 ?r die Tugend hochhalten, wie ist es da m\u246 ?glich, beiden zu gehorchen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8222 ?Herr\u8220" nennt aber Christus hier den Mammon, nicht ob dessen besonderer Natur, sondern wegen der erbarmungsw\u252 ?rdigen Lage derer, die sich unter sein Joch gebeugt haben. So nannte auch Paulus den Bauch \u8222 ?Gott\u8220", nicht ob der Erhabenheit dessen, der beherrscht, sondern ob der Niedrigkeit derer, die ihm dienen; das ist ja schlimmer als irgendeine Strafe und wohl geeignet, den Gefangenen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Bauches\par} } zu erschrecken, bevor er noch die Strafe erh\u228 ?lt. Oder sollten nicht jene noch viel ungl\u252 ?cklicher sein als alle Verdammten, die Gott zum Herrn hatten, aber seine milde Herrschaft verlie\u223 ?en und sich freiwillig der harten Tyrannei{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Mammons\par} } unterstellten, und zwar trotz des gro\u223 ?en Schadens, der daraus entsteht? Es ist in der Tat ein unaussprechliches Unheil die Folge dieser Tat, Streit, Verw\u252 ?nschungen, H\u228 ?ndel, Elend, Blindheit der Seele; das schlimmste von allem aber ist das, dass ein solcher der h\u246 ?chsten Gnaden verlustig geht, n\u228 ?mlich der Dienstschaft Gottes. So hat also der Herr auf jede Weise gezeigt, wie die Verachtung des Geldes so n\u252 ?tzlich sei gerade zur Bewahrung des Geldes, sowie zum Gl\u252 ?ck der Seele, zur Erlangung wahrer Lebensweisheit und zur Sicherung der Religiosit\u228 ?t. Jetzt macht er sich daran zu beweisen, dass das, wozu er ermahnt, auch m\u246 ?glich sei. Das ist ja das erste Erfordernis einer guten Gesetzgebung, das N\u252 ?tzliche nicht nur vorzuschreiben, sondern auch m\u246 ?glich zu machen. Darum f\u228 ?hrt der Herr auch fort mit den Worten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.25: \u8222 ?Seid nicht \u228 ?ngstlich besorgt um eure Seele, was ihr etwa essen sollet.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er will nicht, dass sie sagen: Wie aber? Wenn wir alles weggegeben haben, wie werden wir noch leben k\u246 ?nnen? Deshalb begegnet er diesem Einwand ganz zur rechten Zeit. H\u228 ?tte er gleich zu Anfang gesagt: \u8222 ?Seid nicht \u228 ?ngstlich besorgt\u8220", so w\u228 ?re seine Rede hart erschienen. Nachdem er aber zuvor gezeigt hatte, dass die Habsucht das Verderben nach sich ziehe, so hat er sie f\u252 ?r seine Ermahnung bereits zug\u228 ?nglich gemacht. Deshalb sagte er aber auch jetzt noch nicht blo\u223 ? so obenhin: Sorget euch nicht \u228 ?ngstlich, sondern gibt seine Vorschrift so, dass er auch die Begr\u252 ?ndung dazusetzt. Auf die Worte: \u8222 ?Ihr k\u246 ?nnt nicht Gott dienen und dem Mammon\u8220", f\u252 ?gte er darum bei: \u8222 ?Deshalb sage ich euch: Seid nicht \u228 ?ngstlich besorgt.\u8220" Warum \u8222 ?deshalb\u8220"? Wegen des unaussprechlichen Schadens. Nicht blo\u223 ? an Besitz werdet ihr n\u228 ?mlich Schaden leiden, auch in euren allerwichtigsten Interessen werdet ihr getroffen werden: ihr werdet euer ewiges Heil verlieren, ihr werdet von Gott getrennt werden, der euch erschaffen hat, der f\u252 ?r euch sorgt und euch liebt. Deshalb sage ich euch: \u8222 ?Seid nicht \u228 ?ngstlich besorgt\u8220". Nachdem er so auf den unendlichen Schaden aufmerksam gemacht, dehnt er auch sein Gebot noch weiter aus. Er befiehlt n\u228 ?mlich, nicht blo\u223 ? das zu verlassen, was man hat, sondern nicht einmal \u228 ?ngstlich besorgt zu sein wegen der notwendigen Nahrung: \u8222 ?Machet euch keine Sorgen um eure Seele, was ihr etwa essen werdet.\u8220" Nicht als ob die Seele der Speise bed\u252 ?rfte, sie ist ja unk\u246 ?rperlich. Der Herr sagte nur so im Anschluss an den Sprachgebrauch. Wenn aber auch die Seele keine Nahrung braucht, so k\u246 ?nnte sie doch nicht mehr im K\u246 ?rper bleiben, wenn dieser nicht ern\u228 ?hrt w\u252 ?rde. Doch l\u228 ?sst er es bei diesen Worten nicht einfach bewenden; er macht auch hier Gr\u252 ?nde geltend, die er zum Teil dem, was uns angeht, zum Teil fremden Beispielen entnimmt. Was uns betrifft, so sagte er: \u8222 ?Ist die Seele nicht mehr wert als die Nahrung, und der Leib mehr, als die Kleidung?\u8220" Wer also das Gr\u246 ?\u223 ?ere gegeben, wie k\u246 ?nnte der das Geringere verweigern? Der das Fleisch gebildet, das der Nahrung bedarf, wie sollte der die Nahrung nicht gew\u228 ?hren? Darum sagte Christus auch nicht einfachhin: \u8222 ?Seid nicht \u228 ?ngstlich besorgt um das, was ihr essen und womit ihr euch bekleiden werdet\u8220", sondern:{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 seid nicht \u228 ?ngstlich besorgt\par} } \u8222 ?um euren Leib\u8220", und \u8222 ?f\u252 ?r eure Seele\u8220"; ihnen wollte er seine Beispiele entnehmen und durch Vergleichung die Rede weiterf\u252 ?hren. Indes hat uns der Herr die Seele ein f\u252 ?r allemal gegeben, und so wie sie ist, bleibt sie. Den Leib dagegen schenkt er uns jeden Tag. Nachdem er uns also diese beiden Dinge klargemacht, die Unsterblichkeit der Seele und die Hinf\u228 ?lligkeit des Leibes, f\u228 ?hrt er fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: \u8222 ?Wer von euch kann seiner K\u246 ?rperl\u228 ?nge eine Elle hinzuf\u252 ?gen?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die Seele, die ja nicht wachsen kann, \u252 ?bergeht er, und redet nur vom Leibe. Von diesem zeigt er, dass nicht die Nahrung, sondern die Vorsehung Gottes ihn gro\u223 ? werden l\u228 ?sst. Das hat an einem anderen Beispiel auch der hl. Paulus dargelegt mit den Worten: \u8222 ?Also nicht wer pflanzt, nicht wer begie\u223 ?t, ist etwas, sondern derjenige, der das Wachstum verleiht, Gott\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 3,7\par} } . Das ist also die Lehre, die der Herr unserer eigenen Natur entnahm. Als fremdes Beispiel dagegen f\u252 ?hrt er die Mahnung an:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: \u8222 ? Betrachtet die V\u246 ?gel des Himmels.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit n\u228 ?mlich keiner sage, es sei besser, wenn wir besorgt seien, so widerlegt er sie mit einem gr\u246 ?\u223 ?eren und einem geringeren Beispiel; einem gr\u246 ?\u223 ?eren, der Seele und dem Leib, einem geringeren, n\u228 ?mlich den V\u246 ?geln. Er will damit sagen: Wenn Gott schon f\u252 ?r so geringe Gesch\u246 ?pfe so viel Sorge tr\u228 ?gt, wie wird er da euch nicht das N\u246 ?tige geben? So redete also der Herr zu den Juden. Es war ja eine Versammlung gew\u246 ?hnlichen Volkes. Zum Teufel sagte er aber nicht so, sondern wie? \u8222 ?Nicht vom Brote allein wird der Mensch leben, sondern von jedem Worte, das aus dem Munde Gottes kommt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 4,4\par} } . Hier erw\u228 ?hnt er also die V\u246 ?gel und zwar ist dies ein ganz anschaulicher Vergleich; auch ist so etwas f\u252 ?r eine Ermahnung \u252 ?beraus wirksam. Indes sind einige gottlose Menschen so unverst\u228 ?ndig, dass sie diesen Vergleich tadeln. Wer den freien Willen anregen wollte, sagen sie, der durfte nicht von nat\u252 ?rlichen Vorz\u252 ?gen ausgehen; f\u252 ?r die V\u246 ?gel ist dies eben ganz nat\u252 ?rlich.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was sollen wir also darauf erwidern? Wenn auch die V\u246 ?gel so von Natur aus sind, so k\u246 ?nnen doch wir es durch freien Willen dazu bringen. Christus sagte ja nicht: Sehet, wie die V\u246 ?gel fliegen! Das kann der Mensch nicht nachahmen. Dass sie sich aber ern\u228 ?hren, ohne sich darum Sorgen zu machen, das bringen auch wir ganz leicht zustande, wenn wir nur wollen. Das beweisen jene, die dies tats\u228 ?chlich so machen. Gerade deshalb m\u252 ?ssen wir auch die Weisheit des Gesetzgebers am meisten bewundern, weil er ja auch Beispiele von Menschen h\u228 ?tte anf\u252 ?hren und auf Elias hinweisen k\u246 ?nnen, auf Moses und Johannes und andere solche, die um ihren Lebensunterhalt nicht besorgt waren. Gleichwohl erw\u228 ?hnt er unvern\u252 ?nftige Tiere, um auf seine Zuh\u246 ?rer desto mehr Eindruck zu machen. H\u228 ?tte er n\u228 ?mlich jene Gerechten genannt, so h\u228 ?tten diese sagen k\u246 ?nnen: wir haben es eben noch nicht so weit gebracht wie jene. So aber schweigt er von ihnen, bringt daf\u252 ?r die V\u246 ?gel des Himmels vor, und schneidet ihnen auf diese Weise jede Ausrede ab. Damit ahmte er das Alte Testament nach. Auch dieses verweist ja die Menschen auf die Biene{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ekkli 11,3\par} } ,die Ameise{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Spr 6,6\par} } , die Turteltaube, die Schwalbe{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 8,7\par} } . Doch gereicht uns auch das zu nicht geringer Ehre, dass wir aus freiem Willen das verm\u246 ?gen, was jene von Natur besitzen. Wenn also Gott so gut f\u252 ?r die Gesch\u246 ?pfe sorgt, die unseretwegen da sind, so wird er um so mehr f\u252 ?r uns selber sorgen. Wenn er dies f\u252 ?r die Diener tut, dann um so mehr f\u252 ?r den Herrn. Darum sagte er: \u8222 ?Blicket hin auf die V\u246 ?gel\u8220"; und er f\u252 ?gt nicht hinzu: denn sie wuchern nicht und treiben keinen Handel; das waren ja schon durchaus verbotene Dinge; vielmehr was? \u8222 ?Sie s\u228 ?en nicht, sie ernten nicht.\u8220" Dann braucht man also nicht zu s\u228 ?en, meinst du? Der Herr hat aber nicht gesagt, man brauche nicht zu s\u228 ?en, sondern man solle sich keine Sorgen machen. Er meint auch nicht, man brauche nicht zu arbeiten, sondern man solle nicht kleinm\u252 ?tig sein und sich nicht dem Kummer \u252 ?berlassen. Er befahl ja auch, sich zu ern\u228 ?hren, aber ohne sich Sorgen zu machen. Dasselbe sagt auch David schon zum voraus, da er andeutungsweise spricht: \u8222 ?Du \u246 ?ffnest deine Hand, und erf\u252 ?llst jedes lebende Wesen mit Wohlgefallen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 114,16\par} } ; und an einer anderen Stelle: \u8222 ?Ihm, der Nahrung gibt den Tieren und den jungen Kr\u228 ?hen, die ihn anrufen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 146,9\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wer sind aber dann die, fragst du, die gar keine Sorgen hegten? Hast du nicht geh\u246 ?rt, wie viele Gerechte ich schon erw\u228 ?hnte? Siehst du nicht, wie au\u223 ?erdem Jakob das v\u228 ?terliche Haus verl\u228 ?sst, von allen Dingen entbl\u246 ?\u223 ?t? H\u246 ?rst du nicht, wie er betet und spricht: \u8222 ?Wird Gott mir Brot zu essen geben, und ein Gewand mich zu bekleiden?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 28,20\par} } Das ist noch kein Zeichen von Sorgen, sondern beweist nur, dass er alles von Gott erwartet. Ebenso machten es auch die Apostel, die alles verlie\u223 ?en, ohne sich Sorgen zu machen. So machten es jene F\u252 ?nftausend{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 2,41 u. 4,5\par} } und jene Dreitausend. Wenn du es aber trotz dieser eindringlichen Worte nicht \u252 ?ber dich bringst, dich von diesen verh\u228 ?ngnisvollen Fesseln zu befreien, so lass wenigstens von deinen Sorgen bei dem Gedanken an die Torheit derselben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: \u8222 ?Denn\u8220", sagt der Herr, \u8222 ?wer von euch kann mit all seinen Sorgen sich um eine Elle gr\u246 ?\u223 ?er machen?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie er an einer klaren Sache auch das Unklare verst\u228 ?ndlich machte? Gerade so, will er sagen, wie du deinem Leibe trotz aller Sorgen nichts hinzuf\u252 ?gen kannst, so kannst du dir auch deine Nahrung nicht damit verschaffen, wenn du es auch meinst. Daraus ergibt sich klar, dass nicht unser Eifer, sondern die F\u252 ?rsorge Gottes alles vollbringt, auch da, wo wir selbst die Sache zu bewirken scheinen; wir auch andererseits, wenn er uns verhie\u223 ?e, weder Sorge, noch M\u252 ?he, noch sonst etwas dergleichen jemals Erfolg h\u228 ?tte, sondern alles umsonst w\u228 ?re.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bilden wir uns also nicht ein, diese Vorschriften k\u246 ?nne man nicht halten. Viele gibt es ja, die sie auch heutzutage beobachten. Wenn du sie nicht kennst, so brauchst du dich dar\u252 ?ber gar nicht zu wundern. Auch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0289.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d289 }}} Elias glaubte ja allein zu sein; gleichwohl musste er h\u246 ?ren: \u8222 ?Ich habe mir siebentausend M\u228 ?nner vorbehalten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 3 K\u246 ?n 19,18\par} } . Es ist also klar, dass auch jetzt noch viele das apostolische Leben f\u252 ?hren, wie einst jene Dreitausend und jene F\u252 ?nftausend. Wenn wir es aber nicht glauben wollen, so ist der Grund davon nicht der, dass es niemand g\u228 ?be, der diese Lebensweise f\u252 ?hrte, sondern der, dass wir selbst sehr weit von derselben entfernt sind. Ein Trunkenbold wird ja auch nicht leicht davon zu \u252 ?berzeugen sein, dass auch nur ein Mensch existiert, der selbst das Wasser nicht kostet, und doch haben dies in unseren Tagen viele M\u246 ?nche ge\u252 ?bt. Wer unz\u228 ?hlige Male Unzucht treibt, wird schwerlich glauben wollen, dass es leicht sei, jungfr\u228 ?ulich zu leben; so wenig wie der, der anderen das Ihrige nimmt, glauben kann, dass jemand leichten Herzens sein Eigentum hingeben wird. Gerade so k\u246 ?nnen auch diejenigen, die sich selbst Tag f\u252 ?r Tag mit tausend Sorgen abqu\u228 ?len, unser Gebot nicht ohne Schwierigkeit annehmen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dass es also viele gegeben hat, die so lebten, daf\u252 ?r k\u246 ?nnten uns gerade zu unseren Lebzeiten diejenigen als Beweis dienen, die jetzt ein solches Leben f\u252 ?hren. Doch ist es vorl\u228 ?ufig f\u252 ?r euch genug, wenn ihr gelernt habt, nicht mehr habs\u252 ?chtig zu sein, und dass das Almosen ein gutes Werk ist, und wenn ihr euch bewusst seid, dass man von seinem Eigentum anderen mitteilen soll. Wenn ihr erst einmal das \u252 ?bt, Geliebte, dann werdet ihr schnell auch zum anderen fortschreiten. F\u252 ?r jetzt also wollen wir wenigstens den \u252 ?berfl\u252 ?ssigen Luxus ablegen, zufrieden sein mit dem, was uns gen\u252 ?gt, und wollen lernen, durch entsprechende Anstrengung all das zu erlangen, was einst unser Eigen sein soll. Auch der selige Johannes{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der T\u228 ?ufer\par} } hat ja im Gespr\u228 ?che mit den Z\u246 ?llnern und Soldaten dieselben ermahnt, sich mit ihrem Solde zu begn\u252 ?gen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 3,14\par} } . Er wollte sie eben zu einer anderen h\u246 ?heren Lebensweise emporf\u252 ?hren; nur weil sie hierf\u252 ?r noch nicht reif waren, gibt er ihnen das Geringere an. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0290.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d290 }}} H\u228 ?tte er etwas H\u246 ?heres verlangt, so w\u252 ?rden sie dieses nicht erreicht und das andere verloren haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Deshalb suche ja auch ich euch in den leichteren Dingen zu \u252 ?ben; denn ich wei\u223 ?, dass euch vorl\u228 ?ufig noch die Last der freiwilligen Armut zu schwer ist, und dass jene hohe Auffassung euch so fern liegt wie der Himmel der Erde. Halten wir also wenigstens die allereinfachsten Gebote; auch das ist schon ein gro\u223 ?er Trost{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 f\u252 ?r mich\par} } . Freilich haben es sogar unter den Heiden einige fertig gebracht, auf all ihr Eigentum zu verzichten, wenn sie es auch nicht in der rechten Absicht taten. Wir sind aber schon zufrieden mit euch, wenn ihr nur reiches Almosen gebt. Wenn wir das tun, werden wir schnell auch zum anderen Ziele gelangen. Wenn wir aber nicht einmal so viel tun, welche Nachsicht verdienen wir dann noch, wenn wir, die wir die Gerechten des Alten Bundes \u252 ?bertreffen sollten, selbst hinter den heidnischen Philosophen zur\u252 ?ckstehen? Was werden wir wohl sagen, wenn wir statt Engel und Kinder Gottes zu sein, nicht einmal unsere Menschenw\u252 ?rde bewahrt haben? Rauben und habs\u252 ?chtig sein, vertr\u228 ?gt sich ja nicht mit der Zahmheit von Menschen, sondern passt mehr zur Wildheit der Tiere. Ja noch schlimmer als wilde Tiere sind die Menschen, die fremdes Eigentum angreifen. Denn die Tiere haben dies so von Natur; wir hingegen sind mit der Vernunft begabt! Welche Nachsicht werden wir also da finden, wenn wir so unter die W\u252 ?rde unserer Natur herabsinken? Denken wir also recht daran, welch hohes Ma\u223 ? von Tugend wir besitzen sollten; dann werden wir vielleicht wenigstens die H\u228 ?lfte davon erreichen, der zuk\u252 ?nftigen Strafe entgehen und fortschreiten auf diesem Weg, um so die h\u246 ?chsten G\u252 ?ter zu erlangen, deren wir alle teilhaft werden m\u246 ?gen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der die Ehre und die Macht besitzt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Zweiundzwanzigste Homilie. Kap. VI, V.28-34.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0291.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d291 }}} V.28: \u8222 ?Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen; sie arbeiten nicht und spinnen nicht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.29: Ich aber sage euch: Nicht einmal Salomon in all seiner Herrlichkeit war so gekleidet wie eine einzige von ihnen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem der Herr von der notwendigen Nahrung gesprochen und gezeigt hatte, dass wir nicht einmal ihretwegen uns \u228 ?ngstlich sorgen sollen, so geht er jetzt zu etwas Leichterem \u252 ?ber. Die Kleidung ist ja nicht so notwendig wie die Nahrung. Warum gebraucht er nun aber nicht auch hier denselben Vergleich mit den V\u246 ?geln und weist nicht hin auf den Pfau und den Schwan und das Schaf? Er h\u228 ?tte ja viele solche Beispiele aus der Tierwelt entnehmen k\u246 ?nnen. Weil Christus die Gr\u246 ?\u223 ?e seines Gebotes an beiden erl\u228 ?utern wollte, an dem geringen Wert der Gesch\u246 ?pfe, denen solche Pracht zu eigen geworden, sowie an der Sch\u246 ?nheit des Schmuckes, mit dem die Lilien ausgestattet sind. Deshalb nennt er sie auch, weil er selbst sie geschaffen, nicht mehr Lilien, sondern\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.30: \u8222 ?Heu vom Felde.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und selbst diese Bezeichnung gen\u252 ?gt ihm noch nicht, sondern er f\u252 ?gt einen anderen geringsch\u228 ?tzigen Ausdruck hinzu, indem er sagt: \u8222 ?das heute ist\u8220". Und dann f\u228 ?hrt er nicht fort: und das morgen nicht mehr sein wird, sondern, was weit geringsch\u228 ?tziger klingt: \u8222 ?das in den Ofen geworfen wird\u8220". Auch sagte er nicht: er bekleidet, sondern: \u8222 ?so bekleidet er\u8220". Siehst du, wie er \u252 ?berall oft vom Niederen zum H\u246 ?heren fortschreitet? Das tut er aber, um auf sie um so gr\u246 ?\u223 ?eren Eindruck zu machen; darum f\u252 ?gt er auch hinzu: \u8222 ?Also nicht um so {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0292.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d292 }}} mehr euch?\u8220" Auch das hat wieder eine gro\u223 ?e Bedeutung. Mit dem \u8222 ?euch\u8220" wollte er n\u228 ?mlich nichts anderes bezeichnen als das Wertvolle, Erhabene unseres Geschlechts, gerade als h\u228 ?tte er gesagt: Euch, denen Gott eine Seele gegeben, denen er einen Leib gebildet, um derentwillen er alle sichtbaren Dinge erschaffen, f\u252 ?r die er die Propheten gesandt und das Gesetz gegeben, denen er tausendfache Wohltaten erwiesen hat, f\u252 ?r die er seinen eingeborenen Sohn dahingab? Nachdem er ihnen also das klar gemacht hat, so tadelt er sie auch und nennt sie \u8222 ?Kleingl\u228 ?ubige\u8220". So ist eben ein guter Ratgeber: Er lobt nicht blo\u223 ?, sondern tadelt auch, um sie desto eher zur gehorsamen Annahme seiner Worte zu bewegen. Auf diese Weise gibt er uns die Lehre, und nicht blo\u223 ? nicht \u228 ?ngstlich zu sorgen, sondern \u252 ?berhaupt kein Verlangen zu tragen nach kostbaren Kleidern.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Denn der Schmuck der Pflanzen und die Sch\u246 ?nheit der Blumen, ja selbst Heu sind kostbarer als ein solches Kleid. Warum bist du also stolz auf eine Sache, die schon von einfachen Pflanzen weit \u252 ?bertroffen wird? Beachte auch, wie der Herr vom Anfang an sein Gebot als leicht hinstellt, indem er sie auch hier wieder von dem zu bewahren sucht, was ihnen nachteilig ist, und wovor sie sich f\u252 ?rchteten. Zu den Worten: \u8222 ?Betrachtet die Lilien des Feldes\u8220", f\u252 ?gt er hinzu: \u8222 ?Sie arbeiten nicht.\u8220" Das beweist, dass er uns dies befiehlt, um uns von M\u252 ?hsalen zu befreien. Also nicht das ist schwer, sich keine Sorgen machen, sondern nur das, sich welche machen. Und wie er mit den Worten: \u8222 ?sie s\u228 ?en nicht\u8220" nicht das Auss\u228 ?en verbieten wollte, sondern die \u252 ?berm\u228 ?\u223 ?ige Sorge, so hat er auch mit den Worten: \u8222 ?sie arbeiten nicht und spinnen nicht\u8220" nicht die Arbeit untersagt, sondern die \u228 ?ngstliche Sorge. Also Salomon ward von der Sch\u246 ?nheit der Lilien \u252 ?bertroffen, und zwar nicht blo\u223 ? ein oder zweimal, sondern solange er K\u246 ?nig war. Man kann ja doch auch nicht sagen, er sei einmal so, ein andermal anders gekleidet gewesen, vielmehr gab es nie in seinem Leben einen Tag, an dem er solche Sch\u246 ?nheit erreicht h\u228 ?tte. Das ergibt sich klar aus den Worten: \u8222 ?w\u228 ?hrend der ganzen Zeit seiner Regierung\u8220". {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0293.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d293 }}} Auch ist es nicht so, dass er nur von dieser einen Blume \u252 ?bertroffen worden w\u228 ?re, w\u228 ?hrend er etwa einer anderen an Sch\u246 ?nheit gleichkam, vielmehr stand er allen zusammen nach. Darum sagt auch Christus: \u8222 ?wie eine einzige von ihnen\u8220".So gro\u223 ? n\u228 ?mlich der Unterschied ist zwischen Wahrheit und L\u252 ?ge, so gro\u223 ? ist der zwischen jenen Kleidern und diesen Blumen. Wenn also Salomon sich f\u252 ?r besiegt erkl\u228 ?rte, der doch der gl\u228 ?nzendste aller K\u246 ?nige war, die jemals lebten, wie wirst dann du solcher Blumen Sch\u246 ?nheit \u252 ?bertreffen k\u246 ?nnen, oder besser gesagt, dich auch nur entfernt mit ihr vergleichen d\u252 ?rfen? Dadurch gibt uns der Herr die Lehre, solch{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u228 ?u\u223 ?erer\par} } Sch\u246 ?nheit \u252 ?berhaupt nicht nachzustreben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Erw\u228 ?ge nun auch das Ende. Trotzdem sie alle \u252 ?bertrifft, wird sie ins Feuer geworfen. Wenn nun aber Gott schon f\u252 ?r geringf\u252 ?gige Dinge, die nicht der Rede wert sind, und kaum einen Nutzen haben, solche F\u252 ?rsorge zeigt, wie wird er dich vergessen, das kostbarste aller Gesch\u246 ?pfe? Warum hat also Gott sie so sch\u246 ?n gemacht? Um seine Weisheit und die \u220 ?berf\u252 ?lle seiner Macht zu zeigen, und damit wir auf jede Weise lernen, ihm die Ehre zu geben. Denn nicht blo\u223 ? \u8222 ?die Himmel erz\u228 ?hlen die Herrlichkeit Gottes\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 18,2\par} } , nein, auch die Erde. Das zeigt uns David mit den Worten: \u8222 ?Lobet den Herrn, ihr fruchtbringenden B\u228 ?ume und ihr Zedern all\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 148,9\par} } . Manche B\u228 ?ume loben ihren Sch\u246 ?pfer ob ihrer Frucht, andere ob ihrer Sch\u246 ?nheit, andere ob ihrer Gr\u246 ?\u223 ?e. Auch das beweist ja die unendliche Weisheit Gottes, dass er \u252 ?ber so geringe Dinge solche Pracht ausgie\u223 ?t. Oder was gibt es Geringeres als eine Pflanze, die heute ist und morgen nicht mehr? Wenn er also blo\u223 ?em Gras das gegeben, wessen es nicht bedurfte, denn was n\u252 ?tzt ihm seine Sch\u246 ?nheit, wenn es nachher ins Feuer geworfen wird? Wie wird er dir das N\u246 ?tige vorenthalten? Wenn er das Allergeringste so \u252 ?beraus sch\u246 ?n gemacht, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0294.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d294 }}} und zwar nicht aus N\u252 ?tzlichkeitsgr\u252 ?nden, sondern nur, damit es bewundert werde, so wird er um so mehr dich das edelste aller Gesch\u246 ?pfe, in dem auszeichnen, dessen du notwendig bedarfst.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So hat also Christus gezeigt, wie gut die Vorsehung Gottes ist. Er musste aber den Zuh\u246 ?rern gegen\u252 ?ber auch noch einen Tadel aussprechen. Indes behandelt er sie auch da mit Schonung und wirft ihnen nicht Unglauben, sondern nur Kleingl\u228 ?ubigkeit vor. \u8222 ?Denn\u8220", sagt er, \u8222 ?wenn Gott das Gras des Feldes also bekleidet, dann um so viel mehr euch, ihr Kleingl\u228 ?ubigen.\u8220" All dies hat aber der Herr selbst erschaffen; denn \u8222 ?alles ist durch ihn geworden, und ohne ihn ist nicht ein Ding geworden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,3\par} } . Gleichwohl erw\u228 ?hnt er bis dahin nirgends sich selbst. Um seine g\u246 ?ttliche Macht zu zeigen, gen\u252 ?gt es ja vorl\u228 ?ufig, dass er zu jedem der Gebote: \u8222 ?Ihr habt geh\u246 ?rt, dass euren V\u228 ?tern gesagt worden ist\u8220" hinzuf\u252 ?gte: \u8222 ?ich aber sage euch\u8220". Wundere dich also nicht, wenn er auch im Folgenden sich verborgen h\u228 ?lt oder etwas rein Menschliches von sich aussagt. Auf eines nur richtete er zun\u228 ?chst sein Augenmerk, den Zuh\u246 ?rern seine Rede annehmbar zu machen und in allem zu zeigen, dass er mit Gott nicht im Widerspruch steht, sondern mit dem Vater \u252 ?bereinstimme und mit ihm zusammengehe. Dasselbe tut er denn auch hier. So oft er auch zu den Juden sprach, immer lenkt er die Rede auf den Vater, bewundert seine Weisheit, seine Vorsehung und seine F\u252 ?rsorge f\u252 ?r alles, das Gro\u223 ?e und das Kleine. So hat er auch da, wo er von Jerusalem sprach, dasselbe \u8222 ?die Stadt des gro\u223 ?en K\u246 ?nigs\u8220" genannt; und da er den Himmel erw\u228 ?hnte, nannte er ihn den \u8222 ?Thron Gottes\u8220". Als er sich \u252 ?ber die Weltordnung verbreitete, schrieb er ebenfalls alles ihm zu und sagte: \u8222 ?Er breitete seinen Himmel aus \u252 ?ber Schlechte und Gute, und l\u228 ?sst regnen \u252 ?ber Gerechte und Ungerechte\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,45\par} } . Beim Gebet sodann hie\u223 ? er uns sagen: \u8222 ?Sein ist die Herrschaft und die Macht und die Ehre.\u8220" Hier redet er von seiner {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0295.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d295 }}} F\u252 ?rsorge, zeigt, wie er auch im Kleinsten die h\u246 ?chste Kunstfertigkeit beweist und sagt: \u8222 ?Er bekleidet das Gras des Feldes.\u8220" Auch nennt er ihn nirgends seinen Vater, sondern den ihrigen, um sie auch durch diese Ehrenbezeichnung zu gewinnen, und damit sie nicht ungehalten w\u252 ?rden, wenn er ihn einmal seinen Vater nennen w\u252 ?rde. Wenn man also wegen einfacher und notwendiger Dinge sich keine Sorgen machen soll, wie werden dann jene Verzeihung verdienen, die sich um kostbare Dinge \u228 ?ngstlich sorgen? Ja, wie sollen jene Nachsicht erlangen, die selbst auf den Schlaf verzichten, um anderen ihr Eigentum zu nehmen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.31: \u8222 ?Seid also nicht \u228 ?ngstlich besorgt, und sagt nicht: Was werden wir essen, oder was werden wir trinken, oder womit werden wir uns bekleiden?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.32: Denn nach all dem verlangen die Weltleute.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie er sie nochmals und noch mehr tadelt und doch zugleich zeigt, dass er nichts Schweres und Hartes vorgeschrieben hat? Durch die Worte: \u8222 ?Wenn ihr diejenigen liebt, die euch lieben, so tut ihr nichts Gro\u223 ?es; das gleiche tun ja auch die Heiden\u8220", hat der Herr seine Zuh\u246 ?rer zu H\u246 ?herem angeregt, indem er die Heiden erw\u228 ?hnte. Ebenso erw\u228 ?hnt er sie auch hier, um seinen Zuh\u246 ?rern einen Verweis zu geben und ihnen zu zeigen, dass er etwas unumg\u228 ?nglich Notwendiges von uns verlange. W\u228 ?hrend wir uns also vollkommener zeigen sollen als Schriftgelehrte und Pharis\u228 ?er, was w\u252 ?rden wir da nicht verdienen, wenn wir diese nicht nur nicht \u252 ?bertr\u228 ?fen, sondern sogar noch in der niederen Gesinnung der Heiden verharren und ihre Kleinm\u252 ?tigkeit nachahmen wollten? Indes begn\u252 ?gte sich der Herr nicht mit diesem Tadel. Nachdem er sie in dieser Art zurechtgewiesen, sie aufger\u252 ?ttelt und sie ganz geh\u246 ?rig besch\u228 ?mt hatte, so tr\u246 ?stete er sie auch wieder und sagt: \u8222 ?Denn euer Vater im Himmel wei\u223 ?, dass ihr all dieser Dinge bed\u252 ?rfet.\u8221" Er sagte nicht: Gott wei\u223 ? es, sondern: \u8222 ?der Vater wei\u223 ? es\u8220", um sie desto zuversichtlicher zu machen. Denn, wenn Gott ein Vater ist, und zwar ein guter Vater, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0296.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d296 }}} so wird er es nicht \u252 ?ber sich bringen, seine Kinder im Stich zu lassen, wenn sie in der gr\u246 ?\u223 ?ten Not sind; dazu sind ja nicht einmal die menschlichen V\u228 ?ter imstande. Au\u223 ?erdem f\u252 ?hrt er auch noch ein anderes Motiv an. Und welches?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8222 ?Dass ihr derselben bed\u252 ?rfet.\u8220" Was er damit sagen will, ist dies: Sind diese Dinge etwa \u252 ?berfl\u252 ?ssig, dass er ihrer nicht achtete? Aber er hat doch selbst das \u220 ?berfl\u252 ?ssige nicht missachtet, z.B. beim Gras; nun handelt es sich aber hier sogar um Notwendiges! Also gerade, was du f\u252 ?r einen Anlass zur Sorge h\u228 ?ltst, gerade das, sage ich, ist geeignet, dich von Sorgen abzuhalten. Wenn du sagst: gerade deshalb muss ich mich darum k\u252 ?mmern, weil es notwendige Dinge sind, so sage ich umgekehrt: gerade deshalb brauchst du dich nicht darum zu k\u252 ?mmern, weil sie notwendig sind. Selbst wenn es sich um \u220 ?berfl\u252 ?ssiges handelte, brauchtest du nicht zu verzweifeln, sondern m\u252 ?sstest das Vertrauen hegen, dass dir auch das gew\u228 ?hrt w\u252 ?rde. Nachdem aber notwendige Dinge in Frage sind, so darfst du nicht einmal mehr einen Zweifel aufkommen lassen. Oder wo ist der Vater, der imstande w\u228 ?re, seinen Kindern nicht einmal das Notwendige zu bieten? Darum wird es ganz gewiss auch Gott gew\u228 ?hren. Er ist ja der Sch\u246 ?pfer der Natur und kennt deren Bed\u252 ?rfnisse ganz genau. Also auch das kannst du nicht etwa sagen, er sei wohl unser Vater, und das, um was wir bitten, seien notwendige Dinge, aber er wisse nicht, dass wir derselben bed\u252 ?rfen. Der, der die Natur selbst kennt, der sie geschaffen und sie so gebildet hat, wie sie ist, der kennt offenbar auch ihre Bed\u252 ?rfnisse, und zwar besser als du, der du ihre Bed\u252 ?rfnisse empfindest. Er hat es ja so gewollt, dass die Natur solche Bed\u252 ?rfnisse habe. Er wird also auch nicht seinem eigenen Willen widersprechen, und auf der einen Seite in die Natur Bed\u252 ?rfnisse hineinlegen, auf der anderen dir das vorenthalten, was du infolge dessen notwendig brauchst.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Machen wir uns also keine Sorgen; wir erreichen damit doch nicht mehr, als dass wir uns selbst abqu\u228 ?len. Wenn Gott uns das N\u246 ?tige gibt, ob wir uns darum {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0297.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d297 }}} \u228 ?ngstlich sorgen oder nicht, ja eher noch dann, wenn wir uns keine Sorgen machen, was n\u252 ?tzen dich dann deine Sorgen mehr, als dass du dich selbst ganz \u252 ?berfl\u252 ?ssigerweise bestrafst? Wer im Begriffe steht, zu einem reichen Mahle zu gehen, der wird sich doch nicht erst gro\u223 ?e Nahrungssorgen machen! Und wer auf eine Quelle zugeht, der wird nicht bek\u252 ?mmert sein, ob er auch zu trinken bekomme! Drum wollen auch wir nicht tun wie Bettler und wollen nicht kleinm\u252 ?tig sein! Die g\u246 ?ttliche Vorsehung hat ja noch viel reichlicher f\u252 ?r uns gesorgt, als wenn alle Quellen und tausend Gastm\u228 ?hler f\u252 ?r uns bereit w\u228 ?ren. Au\u223 ?er dem bisher Genannten f\u252 ?hrt n\u228 ?mlich der Herr noch einen neuen Grund an, weshalb wir in diesen Dingen Zuversicht hegen sollen; er sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.33: \u8220"Suchet das Himmelreich, und alles dies wird euch dazugegeben werden.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Erst nachdem er die Seele von den Sorgen befreit, erw\u228 ?hnt er auch den Himmel. Er war ja gerade deshalb gekommen, um das Alte aufzuheben und uns zu einem besseren Vaterland zu rufen. Darum tut er auch alles, um uns von den \u252 ?berfl\u252 ?ssigen Dingen loszusch\u228 ?len, auch von der Anh\u228 ?nglichkeit an die Erde. Aus diesem Grunde erw\u228 ?hnt er auch die Heiden und sagt: Derlei Dinge verlangen die Heiden, die alle ihre M\u252 ?he und Arbeit auf das zeitliche Leben verwenden, die sich nicht um die zuk\u252 ?nftigen Dinge k\u252 ?mmern und sich keine Sorge um den Himmel machen. Das ist aber nicht euer Ideal, ihr habt ein anderes. Wir sind ja nicht deswegen erschaffen worden, um zu essen und zu trinken und uns gut zu kleiden, sondern um Gott zu gefallen und die himmlische Seligkeit zu erlangen. Wie also diese irdischen Dinge in unserem Streben{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 nach dem Himmel\par} } Nebenursachen sind, so sollen sie auch in unserem Gebete Nebensache sein. Darum sagte auch der Herr: \u8220"Suchet das Himmelreich, und dies alles wird euch dazugegeben werden.\u8221" Er sagte nicht: Es wird gegeben werden, sondern: \u8220"Es wird dazugegeben werden\u8221", damit du erkennest, dass die irdischen Gaben gering sind im Vergleich zur Gr\u246 ?\u223 ?e {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0298.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d298 }}} der zuk\u252 ?nftigen. Deshalb hie\u223 ? er uns auch nicht darum bitten, sondern um etwas anderes; dagegen sollen wir zuversichtliche Hoffnung hegen, dass wir auch dieses zum anderen hinzu erhalten werden. Bitte also um die himmlischen G\u252 ?ter, und du wirst auch die zeitlichen erhalten; bitte nicht um die sichtbaren Dinge, dann wirst du sie alle erlangen. Es ist ja auch unter deiner W\u252 ?rde, dich mit solchen Anliegen dem Herrn zu nahen. Da du all dein M\u252 ?hen und Sorgen auf jene unaussprechlichen G\u252 ?ter richten sollst, so erniedrigst du dich selbst gewaltig, wenn du sie auf das Streben nach verg\u228 ?nglichen Dingen verwendest. Wie aber? Fragst du. Hat denn der Herr nicht geboten, um das Brot zu bitten? Ja, aber er f\u252 ?gte hinzu: \u8220"das t\u228 ?gliche\u8221" und au\u223 ?erdem noch: \u8220"heute\u8221". Ebenso macht er es auch hier. Er sagte ja nicht; seid nicht \u228 ?ngstlich besorgt, sondern:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.34: \u8220"Seid nicht \u228 ?ngstlich besorgt wegen des morgigen Tags.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dadurch hat er zugleich unsere Freiheit gewahrt sowie unsere Seele auf das gerichtet, was notwendiger ist. Hierdurch hie\u223 ? er uns n\u228 ?mlich auch um das andere bitten; nicht als ob Gott n\u246 ?tig h\u228 ?tte, von uns daran erinnert zu werden, sondern um uns die Lehre zu geben, dass wir das Gute, das wir tun, nur mit seiner Hilfe vollbringen k\u246 ?nnen, und damit wir uns recht daran gew\u246 ?hnen, immer um diese Dinge zu bitten. Siehst du also, wie er seine Zuh\u246 ?rer auch dadurch zur \u220 ?berzeugung bringt, dass sie ihre zeitlichen Bed\u252 ?rfnisse ganz sicher erhalten werden? Wer n\u228 ?mlich das Gr\u246 ?\u223 ?ere gibt, der wird viel eher noch das Geringere geben. Nicht deshalb will der Herr sagen, habe ich euch befohlen, nicht \u228 ?ngstlich besorgt zu sein und nicht zu bitten, damit ihr im Elend lebet und nackt umhergeht, sondern damit ihr auch an diesen Dingen keinen Mangel leidet. Gerade das war aber ganz besonders geeignet, sie anzuziehen. Auch beim Almosen hatte er sie gewarnt, sich damit vor den Menschen zu zeigen, und sie gerade so am meisten mit Vertrauen erf\u252 ?llt auf das Versprechen, dass ihnen alles viel reichlicher zur\u252 ?ckerstattet {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0299.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d299 }}} werde. Er sagte ja: \u8220"Dein Vater, der im Verborgenen sieht, wird es dir am hellen Tag zur\u252 ?ckerstatten.\u8221" Ebenso h\u228 ?lt er sie auch hier davon ab, den zeitlichen Dingen nachzugehen, und gewinnt sie eben dadurch am ehesten, dass er ihnen verhei\u223 ?t, wenn sie nicht danach strebten, w\u252 ?rden sie alles in viel reichlicherem Ma\u223 ?e erlangen. Eben deshalb, so ist der Sinn seiner Worte, hei\u223 ?e ich dich nicht nach diesen Dingen trachten, nicht damit du sie nicht erhaltest, sondern damit du sie in reichlichem Ma\u223 ?e erhaltest, und zwar in der Art, wie es sich f\u252 ?r dich geziemt, und mit dem Vorteil, der f\u252 ?r dich passt, damit du nicht etwa vor lauter Sorgen und K\u252 ?mmernis ob dieser Dinge verwirrt und zerrissen, dich selber der zeitlichen wie der geistigen Gaben unw\u252 ?rdig machest; damit du nicht unn\u246 ?tigen Kummer zu tragen habest, und dann doch noch der zeitlichen G\u252 ?ter verlustig gehest. \u8220"Seid also nicht \u228 ?ngstlich besorgt um den folgenden Tag; denn jedem Tag gen\u252 ?gt seine Plage\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 3,19\par} } , d.h. die K\u252 ?mmernis, das Leid{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das er uns bringt\par} } . Gen\u252 ?gt es dir nicht, im Schwei\u223 ?e deines Angesichtes dein Brot zu essen? Was vermehrst du dein Elend noch mit solchen Sorgen, auf die Gefahr hin, auch die Frucht deiner fr\u252 ?heren M\u252 ?hen zu verlieren?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Unter \u8222 ?Plage\u8220" versteht hier der Herr nicht die Schlechtigkeit, nein! sondern das Elend, die M\u252 ?hsal, Kreuz und Leid. So sagte er auch an einer anderen Stelle: \u8222 ?Ist vielleicht eine Plage in der Stadt, die der Herr nicht verursacht h\u228 ?tte?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Amos 3,6\par} } . Er meinte aber damit nicht Raub und Habsucht, noch sonst etwas Derartiges, sondern die Leiden, die von oben kommen. Ebenso hei\u223 ?t es: \u8222 ?Ich bin es, der den Frieden macht und die \u220 ?bel schafft\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 45,7\par} } . Auch hier ist nicht die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 moralische\par} } Schlechtigkeit gemeint, sondern Hunger und Pest, die von den meisten Leuten als \u220 ?bel betrachtet werden. Die meisten pflegen ja derlei Dinge \u220 ?bel zu nennen. Als {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0300.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d300 }}} die Priester und Wahrsager jener f\u252 ?nf Landschaften die vor die Bundeslade gespannten K\u252 ?he ohne deren K\u228 ?lber gehen lie\u223 ?en, wohin sie wollten, nannten ja auch sie jene gottverh\u228 ?ngten Plagen, sowie die Trauer und den Schmerz, den sie ihnen verursachten, ein \u8222 ?\u220 ?bel\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Schlechtigkeit\par} }{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 K\u246 ?n 6,9\par} } . Dasselbe tut uns also auch hier Christus kund mit den Worten: \u8222 ?Jedem Tag gen\u252 ?gt seine Plage.\u8220" Nichts bereitet ja der Seele so viel Schmerz als Sorge und Kummer. Als der hl. Paulus zur Jungfr\u228 ?ulichkeit aufmunterte, kleidete er seinen Rat in die Worte: \u8222 ?Ich will aber, dass ihr ohne Sorgen seid\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 7,32\par} } . Wenn aber Christus sagt, der heutige Tag soll sich\u8217's mit seiner eigenen Sorge gen\u252 ?gen lassen, so sagt er dies nicht, als ob der Tag Sorgen h\u228 ?tte, sondern weil er zu einem weniger gebildeten Volke redete und seinen Worten rechten Nachdruck verleihen wollte. Deshalb personifiziert er die Zeit und schlie\u223 ?t sich in seiner Redeweise an die Gewohnheit der Menge an.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch gibt er hier nur einen Rat, in folgenden dagegen macht er den Rat zur Vorschrift und sagt: \u8222 ?Ihr sollt weder Gold haben noch Silber, noch eine Tasche f\u252 ?r die Reise\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 10,910\par} } . Nachdem er ihnen n\u228 ?mlich mit gutem Beispiel vorangegangen war, da wurden auch seine m\u252 ?ndlichen Vorschriften strenger. Man nahm eben seine Worte besser auf, da sie durch seine fr\u252 ?heren Taten bekr\u228 ?ftigt waren. Wo hat er also seine Vorschriften durch die Tat beleuchtet? H\u246 ?re nur, wie er sagt: \u8222 ?Der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlegen k\u246 ?nnte\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 8,20; Lk 9,58\par} } . Indes begn\u252 ?gt er sich auch damit nicht: Auch an seinen J\u252 ?ngern zeigt er uns dieselbe Lehre; denn auch sie hat er in diesem Sinne erzogen und duldete darum nicht, dass sie an irgend etwas Mangel litten. Beachte aber auch, wie gro\u223 ? die F\u252 ?rsorge des Herrn ist: gr\u246 ?\u223 ?er als die Liebe irgendeines Vaters sein kann. Solches befehle ich euch, sagt er n\u228 ?mlich, aus {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0301.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d301 }}} keinem anderen Grunde, als um euch von unn\u252 ?tzen Sorgen zu befreien. Wenn du dir n\u228 ?mlich auch heute Sorgen machst wegen des morgigen Tages, morgen hast du doch auch wieder Sorgen. Wozu also sich \u252 ?berfl\u252 ?ssige Gedanken machen? Warum zwingst du den heutigen Tag, mehr Leid und Kummer zu tragen, als ihm{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 von Gott\par} } zugemessen ist, legst ihm au\u223 ?er seinen eigenen M\u252 ?hen auch noch die Last des folgenden Tages auf? Durch diese \u220 ?berb\u252 ?rdung des einen Tages wirst du die Last des anderen doch nicht leichter machen, sondern nur ein \u220 ?berma\u223 ? nutzloser Sorgen zur Schau tragen. Um n\u228 ?mlich seinen Zuh\u246 ?rern die Sache noch anschaulicher zu machen, verleiht Christus der Zeit gleichsam Leben und Person und stellt sie dar, als gesch\u228 ?he ihr das Unrecht, und als beschwerte sie sich dagegen ob der \u252 ?berfl\u252 ?ssigen Belastung. Du hast eben den einzelnen Tag bekommen, damit du dich um das k\u252 ?mmerst, was ihn trifft. Warum legst du ihm also auch noch die Sorgen des folgenden Tages auf? Hat er denn an seinen eigenen nicht genug zu tragen? Wozu beschwerst du ihn also noch mehr? Wenn aber derjenige so redet, der uns die Gesetze gibt, und der uns einmal richten wird, so erw\u228 ?ge, wie herrlich die Dinge sein m\u252 ?ssen, auf die er uns Hoffnung macht, wenn er doch selbst sagt, dieses irdische Leben sei so armselig und m\u252 ?hevoll, dass selbst die Sorge eines einzigen Tages gen\u252 ?gt, uns mit Leid und Bitterkeit zu erf\u252 ?llen. Indes, trotz dieser vielen und gewichtigen Mahnungen machen wir uns wohl um diese zeitlichen Dinge Sorgen, nicht aber um die himmlischen. Wir machen es also gerade umgekehrt, und verfehlen uns in doppelter Weise gegen seine Befehle. Sieh nur, Christus sagt: Gebet euch gar keine M\u252 ?he um die zeitlichen Dinge; wir hingegen m\u252 ?hen uns fortw\u228 ?hrend um sie ab. Der Herr mahnt: Suchet das Himmelreich; wir aber suchen es kaum eine schwache Stunde lang, sondern verwenden all unsere Sorgen auf die irdischen Dinge. So gro\u223 ? ist unsere Nachl\u228 ?ssigkeit in geistlicher Hinsicht, ja noch viel gr\u246 ?\u223 ?er!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So kann es aber nicht immer weitergehen; es darf nicht immer so bleiben! Siehe, es vergehen zehn Tage, ohne dass wir uns um den Himmel {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0302.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d302 }}} k\u252 ?mmern, ja zwanzig und hundert. Ist es denn aber nicht ganz sicher, dass wir einmal sterben m\u252 ?ssen und dann in die H\u228 ?nde des Richters fallen? Doch es beruhigt dich, dass dies noch lange ansteht. Aber welche Beruhigung kann es dir bieten, jeden Tag Strafe und Z\u252 ?chtigung gew\u228 ?rtigen zu m\u252 ?ssen? Wenn du willst, dass die noch \u252 ?brige Spanne Zeit dir Trost und Beruhigung verschaffe, so suche sie in der Besserung, die eine Frucht der Bu\u223 ?e ist. Wenn du in dem Aufschub der Strafe einen Trost zu finden glaubst, so ist es doch viel eher ein Gewinn, \u252 ?berhaupt nicht der Strafe zu verfallen. Benutzen wir also die Zeit, die uns noch \u252 ?brig bleibt, um von all den drohenden Peinen vollst\u228 ?ndig befreit zu werden. Es handelt sich bei den Geboten des Herrn nicht um etwas L\u228 ?stiges oder etwas Widerw\u228 ?rtiges; vielmehr ist alles so bequem und leicht, dass wir bei aufrichtig gutem Willen alles leicht erf\u252 ?llen k\u246 ?nnen, und h\u228 ?tten wir auch unz\u228 ?hlige S\u252 ?nden auf dem Gewissen. So hatte ja auch Manasse{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 4 K\u246 ?n 21\par} } unerh\u246 ?rte Freveltaten sich zuschulden kommen lassen, hatte seine Hand gegen das Heiligtum ausgestreckt, Greuel und Entehrung in den Tempel getragen, die Stadt mit Mord erf\u252 ?llt und viele andere Missetaten begangen, die zu gro\u223 ? waren, als dass sie Verzeihung verdient h\u228 ?tten; gleichwohl hat er diese ungeheuren Freveltaten alle von sich abgewaschen. Wie und wodurch? Durch Bu\u223 ?e und Sinnes\u228 ?nderung.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es gibt eben absolut gar keine S\u252 ?nde, die der Gewalt der Bu\u223 ?e, oder vielmehr der Gnade Christi nicht weichen m\u252 ?sste. Wenn wir uns nur bekehren, so haben wir den Herrn alsbald auf unserer Seite. Und willst du gut und recht werden, so hindert dich niemand daran; oder besser gesagt, es ist einer, der dich hindern m\u246 ?chte, der Teufel. Doch vermag er nichts auszurichten, wenn nur du das Beste willst und so Gott veranlassest, dir im Kampfe beizustehen, Wenn aber du nicht willst, sondern zur\u252 ?ckweichst, wie soll er dir da helfen? Er will ja nicht durch Zwang und Gewalt retten, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0303.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d303 }}} sondern nur den, der selber will. H\u228 ?ttest du einen Diener, der dich hasste und verabscheute, der dich oft im Stiche lie\u223 ?e und davonliefe, so w\u252 ?rdest du ihn wohl nicht l\u228 ?nger behalten wollen, selbst wenn du seine Dienste n\u246 ?tig h\u228 ?ttest. Um so eher wird Gott, der nicht des eigenen Vorteils wegen, sondern zu deinem Heile alles tut, dich wohl schwerlich mit Gewalt bei sich behalten wollen. Zeigtest du aber andererseits nur guten Willen, so w\u252 ?rde er dich wohl nie im Stiche lassen, was immer auch der Teufel dagegen tun m\u246 ?chte. Wir selber sind also Schuld an unserem Verderben. Wir nehmen eben nicht zu Gott unsere Zuflucht, wenden uns nicht an ihn und tragen ihm unsere Bitten nicht vor, wie wir sollten. Ja, wenn wir auch zu ihm gehen, so tun wir dies nicht wie Hilfsbed\u252 ?rftige, nicht mit dem n\u246 ?tigen Glauben, nicht als Bittsteller, sondern wir tun alles unter G\u228 ?hnen und voll Nachl\u228 ?ssigkeit. Und doch will Gott, dass wir ihn bitten, und ist uns sogar noch sehr dankbar daf\u252 ?r. Er ist eben der einzige Gl\u228 ?ubiger, der dankbar ist, wenn man ihn um etwas bittet, und der uns zur\u252 ?ckgibt, was wir ihm nicht geliehen haben. Denn wenn er sieht, dass jemand recht zudringlich bittet, so schenkt er auch das her, was er von uns nicht empfangen hat. Bittet man aber nachl\u228 ?ssig, so l\u228 ?sst auch er auf sich warten, nicht etwa, weil er nicht gehen wollte, sondern weil es ihm Freude macht, wenn wir ihn bitten. Deshalb hat er auch das Gleichnis von jenem Freunde vorgebracht, der Nachts daherkam und um Brot bat{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 11,58\par} } , und das andere von dem Richter, der weder Gott f\u252 ?rchtete, noch um die Menschen sich k\u252 ?mmerte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 18,18\par} } . Doch begn\u252 ?gte sich der Herr nicht mit den Gleichnissen allein, sondern bew\u228 ?hrte seine Worte auch durch die Tat, als er der bekannten ph\u246 ?nizischen Frau jene gro\u223 ?e Wohltat erwies und sie so entlie\u223 ?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 15,22-28\par} } . An ihr hat er n\u228 ?mlich gezeigt, dass er den standhaften Bittstellern auch dann willf\u228 ?hrt, wenn sie etwas wollen, das ihnen nicht eigentlich zukommt. \u8222 ?Denn\u8220", sagt er, \u8222 ?es ist nicht recht, den {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0304.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d304 }}} Kindern das Brot zu nehmen und es den jungen Hunden vorzuwerfen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 15,26\par} } . Aber gleichwohl hat er es ihr gegeben, da sie ihn so inst\u228 ?ndig darum bat. An den Juden hingegen hat er gezeigt, dass er den Lauen auch das nicht gibt, was ihnen geh\u246 ?rt. Sie haben nicht nur nichts erhalten, sondern sogar noch das verloren, was sie hatten. Und da sie nicht bitten wollten, haben sie nicht einmal empfangen, was ihnen geh\u246 ?rte. Jene Frau dagegen, die so beharrlich war, vermochte selbst das zu erlangen, was anderen geh\u246 ?rte, und so erhielt das H\u252 ?ndlein das Brot der Kinder. Etwas so Vorz\u252 ?gliches ist eben die Beharrlichkeit. Denn w\u228 ?rest du selbst ein Hund, w\u252 ?rdest du nur beharrlich sein, du w\u252 ?rdest dem nachl\u228 ?ssigen Kinde vorgezogen werden; was die Freundschaft nicht vermochte, das brachte die Beharrlichkeit zustande.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sage also nicht: Gott mag mich nicht, er wird mich nicht erh\u246 ?ren. Er wird dich schnell erh\u246 ?ren, wenn du nur mit Beharrlichkeit und Ausdauer bittest; und wenn er dich schon nicht aus Freundschaft erh\u246 ?rt, so doch ob deiner Zudringlichkeit; da bildet weder Feindschaft, noch die unrechte Zeit, noch sonst etwas ein Hindernis. Sage auch nicht: Ich bin nicht w\u252 ?rdig; darum werde ich auch nicht beten. Auch die Syroph\u246 ?nizierin war ja nicht w\u252 ?rdig. Ebenso wende nicht ein: Ich habe viele S\u252 ?nden begangen, und ich kann den nicht anflehen, den ich erz\u252 ?rnt habe. Gott schaut nicht auf die W\u252 ?rdigkeit, sondern auf die gute Absicht. Wenn die Witwe jenen Richter erweichen konnte, der weder Gott f\u252 ?rchtete, noch um die Menschen sich k\u252 ?mmerte, so wird ein beharrliches Gebet um so eher Gott anziehen, der gut ist. Wenn also auch Gott dir nicht gewogen w\u228 ?re, wenn du auch um Dinge b\u228 ?test, die er dir nicht schuldet, wenn du selbst dein v\u228 ?terliches Erbe verschwendet h\u228 ?ttest und lange Zeit hindurch dich nicht mehr h\u228 ?ttest sehen lassen, wenn du auch mit Schimpf und Schande bedeckt w\u228 ?rest und schlechter als alle anderen, und k\u228 ?mest du auch zu einem erz\u252 ?rnten und unwilligen Gott; hab nur den Willen, zu beten und dich Gott zu nahen, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0305.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d305 }}} dann wirst du alles erlangen, und alsbald seinen Zorn bes\u228 ?nftigen und sein Verwerfungsurteil r\u252 ?ckg\u228 ?ngig machen. Aber siehe, sagst du, ich bete und erreiche doch nichts. Ja, du betest eben nicht, wie jene anderen, wie z.B. die Syroph\u246 ?nizierin, wie der Freund, der zur Unzeit daherkam, und wie die Witwe, die den Richter unaufh\u246 ?rlich best\u252 ?rmte, und nicht wie der Sohn, der sein v\u228 ?terliches Erbe verschwendet hatte. Wenn du so beten wolltest, so w\u252 ?rdest du schnell erh\u246 ?rt werden. Ja, wenn Gott auch beleidigt wurde, er ist doch unser Vater; wenn er erz\u252 ?rnt wurde, er liebt doch seine Kinder; und nur nach einem verlangt er, dich nicht f\u252 ?r deine Missetaten zu strafen, sondern zu sehen, wie du bereust und ihn um Hilfe anrufst.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 O dass auch wir so entz\u252 ?ndet werden m\u246 ?chten, wie sein Herz von Liebe zu uns ergl\u252 ?ht! Indes sucht dieses{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 g\u246 ?ttliche\par} } Feuer nur eine g\u252 ?nstige Gelegenheit. Wenn du ihm nur einen kleinen Funken hinh\u228 ?ltst, so entz\u252 ?ndest du den ganzen Feuerbrand seiner wohlt\u228 ?tigen Liebe. Er z\u252 ?rnt ja nicht, weil er beleidigt ward, sondern weil du der Beleidiger bist und dazu so unversch\u228 ?mt warst wie ein Betrunkener. Wenn schon wir, die wir doch schlecht sind, Schmerz empfinden, wenn unsere Kinder uns beleidigen, so empfindet um so mehr Gott, der doch gar nicht beleidigt werden kann, Unwillen \u252 ?ber dich, den Beleidiger. Wenn dies uns schon so geht, die wir nur eine nat\u252 ?rliche Liebe haben, dann um so mehr dem, der in \u252 ?bernat\u252 ?rlicher Weise liebt. \u8220"Denn\u8221", sagt er, \u8220"wenn auch eine Mutter ihre eigenen Kinder vergessen k\u246 ?nnte, ich werde dich nicht vergessen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 49,15\par} } . Treten wir also hin zum Herrn und sagen wir ihm: \u8220"Jawohl, Herr, auch die H\u252 ?ndlein n\u228 ?hren sich von den Brosamen, die von dem Tische ihrer Herren fallen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 15,27\par} } . Treten wir hin zu ihm, zur Zeit oder zur Unzeit, oder besser gesagt, wir k\u246 ?nnen gar nicht zur Unzeit zu ihm kommen. Unzeitig ist es nur, wenn man nicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0306.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d306 }}} immer zu ihm kommt. Bei dem, der nur darnach verlangt zu geben, kommt man mit seinen Bitten immer recht. Wie das Atmen niemals unzeitgem\u228 ?\u223 ? ist, so auch nicht das Bitten, wohl aber dessen Unterlassung. Denn wie wir den Atem ben\u246 ?tigen, so brauchen wir auch Gottes Hilfe; und wenn wir nur wollen, werden wir ihn uns leicht geneigt machen. Das hat auch der Prophet geoffenbart und hat gezeigt, dass der Herr stets zu Wohltaten bereit ist, mit den Worten: \u8220"Wie die Morgend\u228 ?mmerung, so werden wir ihn bereit finden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hos 6,3\par} } . Denn so oft wir auch zu ihm kommen, immer werden wir sehen, dass er bereit ist, unsere Bitten anzuh\u246 ?ren. Wenn wir aber nichts von der reichflie\u223 ?enden Quelle seiner Heiligkeit uns aneignen, so ist dies allein unsere Schuld. Das hat der Herr auch den Juden vorgehalten mit den Worten: \u8220"Mein Erbarmen ist wie eine Wolke am fr\u252 ?hen Morgen und wie Tau, der in der Morgend\u228 ?mmerung vor\u252 ?bergeht\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 4\par} } . Der Sinn dieser Worte ist der: Ich habe meinerseits alles getan, was ich konnte, ihr aber habt durch eure gro\u223 ?e Schlechtigkeit diese unaussprechliche Gro\u223 ?mut zuschanden gemacht, gerade so, wie die aufsteigende Sonnenhitze die Wolken und den Tau aufl\u246 ?st und verscheucht. Aber auch das ist ein Zeichen der g\u246 ?ttlichen F\u252 ?rsorge. Wenn Gott n\u228 ?mlich solche sieht, die seiner Wohltaten unw\u252 ?rdig sind, so h\u228 ?lt er ein mit seinem Segen, um uns nicht sorglos zu machen. Wenn wir aber nur ein wenig uns bessern, nur so viel, dass wir unsere S\u252 ?nden anerkennen, so l\u228 ?sst er alsbald seine Gnaden flie\u223 ?en, reichlicher als Quellen, und die F\u252 ?lle der Wohltaten, die er \u252 ?ber uns ausgie\u223 ?t, \u252 ?bersteigt die F\u252 ?lle des Meeres. Und je mehr du erh\u228 ?ltst, um so gr\u246 ?\u223 ?er ist seine Freude, und gerade das macht ihn wieder um so geneigter, noch mehr zu geben. Er betrachtet es eben wie einen eigenen Gewinn, wenn wir gerettet werden und er den Bittenden recht reichlich geben kann. Das hat auch der hl. Paulus erkl\u228 ?rt, da er sagte: \u8220"Er ist reich f\u252 ?r alle und \u252 ?ber alle, die ihn anrufen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 10,12\par} } . Nur dann z\u252 ?rnt er, wenn wir {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0307.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d307 }}} ihn um nichts bitten; nur dann wendet er sich von uns ab, wenn wir keine Anliegen vorbringen. Darum ist er arm geworden, um uns reich zu machen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 8.9\par} } ; darum hat er auch all seine Leiden ertragen, um uns zum Bitten zu bewegen. Verzweifeln wir also nicht! Nachdem wir so viele Anl\u228 ?sse und so gute Hoffnungen haben, wollen wir zu ihm kommen, und wenn wir auch jeden Tag s\u252 ?ndigten, wollen ihn anflehen, ihm unsere Bed\u252 ?rfnisse mitteilen, und ihn um Verzeihung f\u252 ?r unsere S\u252 ?nden bitten. So werden wir zuletzt auch zum S\u252 ?ndigen immer weniger geneigt sein, werden den Teufel verjagen, die Gnade und Liebe Gottes uns erwerben, und der himmlischen G\u252 ?ter teilhaft werden durch die Gnade und das Erbarmen unseres Herrn Jesus Christus, der die Ehre und die Macht besitzt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Dreiundzwanzigste Homilie. Kap. VII, V.1-21.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.1: \u8220"Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie soll man also den S\u252 ?ndern keinen Vorwurf machen? Sagt ja doch auch der hl. Paulus ganz dasselbe, oder vielmehr Christus durch den hl. Paulus: \u8220"Du, mit welchem Recht richtest du deinen Bruder?\u8221" Und: \u8220"Du, was schm\u228 ?hest du deinen Bruder?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 14,10\par} } . Und ein anderes Mal: \u8220"Du, wer bist du, dass du den Knecht eines anderen richtest\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 4\par} } . Und wiederum sagt er: \u8220"Richtet nicht vor der Zeit, bevor nicht der Herr kommt\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 4,5\par} } .Warum sagt aber dann Paulus an einer {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0308.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d308 }}} anderen Stelle: \u8220"Tadle, weise zurecht, schelte\u8221"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Tim 4,2\par} } . Und anderswo: \u8220"Tadle die S\u252 ?nder in Gegenwart aller\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Tim 5,20\par} } . Ebenso befahl Christus dem Petrus: \u8220"Wohlan! tadle ihn unter vier Augen; wenn er nicht auf dich h\u246 ?rt, so ziehe noch einen anderen bei; wenn er aber auch so nicht nachgibt, so melde es auch der Gemeinde\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 18,15-17\par} } . Und so viele stellte der Herr auf, die richten sollten, ja nicht blo\u223 ? richten, sondern sogar strafen? Denn er befahl ja, denjenigen, der auf alle diese nicht h\u246 ?ren wollte, wie einen Heiden und \u246 ?ffentlichen S\u252 ?nder zu meiden. Ja, wie kommt es, dass er den Aposteln sogar noch die Schl\u252 ?ssel \u252 ?bergeben hat? Denn, wenn sie niemand richten sollten, so hatten sie auch \u252 ?ber niemand Autorit\u228 ?t, und die Gewalt, zu binden und zu l\u246 ?sen, hatten sie dann umsonst erhalten. Andererseits w\u252 ?rde auch, wenn dies wirklich so w\u228 ?re, eine allgemeine Verwirrung entstehen, in den Kirchengemeinden, in den St\u228 ?dten, in den Familien. Denn wenn der Herr seinen Knecht, die Herrin ihre Magd, der Vater den Sohn und der Freund den Freund nicht mehr richten d\u252 ?rfen, so wird bald das B\u246 ?se \u252 ?berhandnehmen. Und was sage ich: der Freund den Freund? Wenn wir selbst die Feinde nicht richten, so werden wir nie einer Feindschaft ein Ende machen k\u246 ?nnen, und alles wird darunter und dar\u252 ?ber gehen. Welches ist also der Sinn dieser Ausspr\u252 ?che? Geben wir genau acht, damit keiner glaube, die Heilmittel, die zu unserem Besten gegeben sind, und die Gesetze, die uns den Frieden sichern sollen, h\u228 ?tten nur Umsturz und Verwirrung im Gefolge. Der Herr hat ja auch gerade in den folgenden Versen denen, die Einsicht haben, gezeigt, wie vorz\u252 ?glich sein Gebot ist; er sagte: \u8220"Was beachtest du den Splitter im Auge deines Bruders, und den Balken in deinem eigenen Auge siehst du nicht?\u8221" Wenn aber viele von den Einf\u228 ?ltigen dies noch zu unklar vorkommt, so will ich den Zweifel ganz von vorne an zu l\u246 ?sen versuchen. Wie mir wenigstens scheint, befiehlt der Herr hier nicht einfach, \u252 ?berhaupt {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0309.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d309 }}} keine S\u252 ?nde zu richten, und verbietet dies nicht so ohne weiteres, sondern nur denen, die selbst mit tausenderlei S\u252 ?nden beladen sind und dennoch andere wegen ganz unbedeutender Fehler beunruhigen. Au\u223 ?erdem glaube ich, dass er auch die Juden hier im Auge hatte, weil diese ihre Mitmenschen in liebloser Weise wegen harmloser und unbedeutender Dinge anklagten, selbst aber ohne Gewissensbedenken die gr\u246 ?\u223 ?ten S\u252 ?nden begingen. Das hat er ihnen auch gegen Ende{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 seines Lebens\par} } vorgeworfen und gesagt: \u8220"Ihr legt anderen schwere und unertr\u228 ?gliche Lasten auf, ihr selbst aber wollt sie nicht um Fingerbreite bewegen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 23,4\par} } . Und ein anderes Mal: \u8220"Ihr gebt den Zehnten von M\u252 ?nzkraut und Anis; was aber das Schwerere ist am Gesetze, das Gericht, das Erbarmen, Treue und Glaube, das beachtet ihr nicht\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd.23,23\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ich glaube also, der Herr hatte es auch auf diese Art von Juden abgesehen und wollte sie zum voraus mit den Klagen abweisen, die sie sp\u228 ?ter gegen seine J\u252 ?nger erheben w\u252 ?rden. Denn, wenn auch die J\u252 ?nger keine solchen S\u252 ?nden begangen hatten, so schienen es doch den Juden schwere Verfehlungen zu sein, wie z.B., wenn man den Sabbat nicht halte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 12,2\par} } , mit ungewaschenen H\u228 ?nden esse{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 15,2\par} } , mit Z\u246 ?llnern bei Tische sitze{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 5,30\par} } . Das erw\u228 ?hnt er auch an einer anderen Stelle: \u8220"Ihr seihet M\u252 ?cken und verschlucket Kamele\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 23,24\par} } . Indes gibt der Herr damit auch eine allgemein g\u252 ?ltige Richtschnur an f\u252 ?r diese Dinge. Auch Paulus hat den Korinthern nicht einfachhin geboten, niemand zu richten, sondern nur diejenigen nicht, die ihre Vorgesetzten waren, zumal wo es sich um ganz unerwiesene Voraussetzungen handelt. Er befahl also nicht einfachhin, man solle die S\u252 ?nder nicht zurechtweisen. Auch traf sein Tadel damals nicht alle ohne Unterschied; er wies nur die Sch\u252 ?ler zurecht, die sich solches ihren {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0310.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d310 }}} Lehrmeistern gegen\u252 ?ber erlaubten, jene, die unz\u228 ?hlige Missetaten auf dem Gewissen hatten und die Unschuldigen verleumdeten. Dasselbe hat nun auch Christus hier gemeint; und zwar hat er es nicht blo\u223 ? zart angedeutet, sondern hat ihnen ganz ernstlich ins Gewissen geredet und ihnen unerbittliche Strafe in Aussicht gestellt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: \u8220"Denn mit dem Ma\u223 ?e, mit dem ihr richtet\u8221", sagt er, \u8220"werdet ihr selbst gerichtet werden.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er will damit sagen: Nicht ihn verurteilst du, sondern dich selbst, ziehst dir ein schreckliches Gericht zu und musst einmal genaue Rechenschaft ablegen. Wie also wir den Anfang machen m\u252 ?ssen, wenn wir Verzeihung unserer S\u252 ?nden erlangen wollen, so ist auch bei diesem Gericht das Ausma\u223 ? der Strafe in unsere Hand gegeben. Wir sollen eben nicht schm\u228 ?hen und beschimpfen, sondern mahnen; sollen nicht anklagen, sondern zureden; sollen uns nicht in anma\u223 ?ender Weise zu Richtern aufwerfen, sondern in Liebe zurechtweisen. Denn du \u252 ?berlieferst ja nicht den anderen, sondern doch selbst der schwersten Strafe, wenn du seiner nicht schonst, wo du \u252 ?ber seine Verfehlungen richten solltest.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie diese beiden Gebote gar leicht zu beobachten sind und denen, die sie befolgen, gro\u223 ?en Nutzen bringen, aber auch viel Unheil denen, die sie \u252 ?bertreten? Wer seinem N\u228 ?chsten die S\u252 ?nden verzeiht, befreit sich selbst noch vor dem anderen von seinen S\u252 ?nden, ohne dass er sich viel anzustrengen braucht. Wer mit Schonung und Nachsicht die Verfehlungen anderer pr\u252 ?ft, sichert sich selbst durch ein solches Urteil \u252 ?berreiche Verzeihung. Wie also? fragst du; wenn jemand einen Ehebruch begeht, soll ich nicht sagen, der Ehebruch sei etwas Schlechtes, und soll den Woll\u252 ?stigen nicht zurechtweisen? Zurechtweisen ja; aber nicht als Gegner, nicht wie ein Feind Rechenschaft von ihm fordern, sondern tun wie ein Arzt, der die Medizinen verabreicht. Christus sagt ja auch nicht: du sollst den S\u252 ?nder nicht von der S\u252 ?nde abhalten, sondern: du sollst nicht richten; das {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0311.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d311 }}} hei\u223 ?t: Sei kein bitterer Sittenrichter! \u220 ?brigens hat er dies auch, wie schon bemerkt, nicht von wichtigen und verbotenen Dingen gesagt, sondern von solchen, die allem Anscheine nach kaum recht Verfehlungen genannt werden k\u246 ?nnen. Darum sagte er: \u8222 ?Was achtest du den Splitter im Auge deines Bruders?\u8220" So machen es heutzutage viele. Wenn sie einen M\u246 ?nch sehen, der ein \u252 ?berfl\u252 ?ssiges Kleid hat, so halten sie ihm das Gesetz des Herrn vor, w\u228 ?hrend sie doch selber unz\u228 ?hlige R\u228 ?ubereien begehen und den ganzen Tag danach trachten, Sch\u228 ?tze aufzuh\u228 ?ufen. Wenn sie sehen, dass einer etwas mehr Nahrung zu sich nimmt, so klagen sie ihn voll Bitterkeit an, w\u228 ?hrend sie selber sich jeden Tag berauschen und ein schwelgerisches Leben f\u252 ?hren, ohne zu beachten, dass sie, abgesehen von ihren eigenen S\u252 ?nden, auch dadurch noch das{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 h\u246 ?llische\par} } Feuer vermehren und sich selber jegliches Recht auf mildere Umst\u228 ?nde benehmen. Denn dass man deine eigenen Handlungen unnachsichtlich beurteilen soll, das hast du zuerst gleichsam als Gesetz aufgestellt, indem du diejenige deines N\u228 ?chsten so gerichtet hast. Halte es also nicht f\u252 ?r zu hart, wenn auch du in gleicher Weise zur Rechenschaft gezogen wirst.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: \u8222 ?Heuchler! Entferne zuerst den Balken aus deinem eigenen Auge!\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hier will der Herr zeigen, wie gro\u223 ? sein Unwille gegen jene sei, die in der angegebenen Weise handeln. Sooft er n\u228 ?mlich klar machen will, dass es sich um eine recht schwere S\u252 ?nde handle, die auch schwere Strafe und S\u252 ?hne verlange, beginnt er mit einem Scheltworte. So sagte er auch voll Unwille zu dem, der die hundert Denare zur\u252 ?ckverlangte: \u8222 ?Du b\u246 ?ser Knecht, deine ganze gro\u223 ?e Schuld habe ich dir nachgelassen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 18,32\par} } . Ebenso gebraucht er auch hier den Ausdruck: \u8222 ?Heuchler\u8220". Derartige Urteile{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 vonseiten der Menschen\par} } sind eben nicht der Ausdruck liebender F\u252 ?rsorge, sondern liebloser {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0312.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d312 }}} Geh\u228 ?ssigkeit. Es tr\u228 ?gt zwar den Anschein der Liebe zum N\u228 ?chsten an sich, ist aber doch nur eine Frucht erb\u228 ?rmlichster Schlechtigkeit, wenn jemand dem N\u228 ?chsten unwahre Vergehen zur Last legt, wenn derjenige die Rolle des Lehrmeisters sich anma\u223 ?t, der nicht einmal wert ist, des Herrn J\u252 ?nger zu sein. Darum gibt der Herr einem solchen Menschen den Namen \u8222 ?Heuchler\u8220". Denn wenn du mit dem N\u228 ?chsten so lieblos verf\u228 ?hrst, dass du auch die kleinen Fehler bemerkst, warum bist du dann mit dir selbst so nachsichtig, dass du sogar \u252 ?ber deine gro\u223 ?en S\u252 ?nden hinwegsiehst? \u8222 ?Entferne zuerst den Balken aus deinem Auge.\u8220" Siehst du, wie der Herr nicht verbietet, zu richten; nur will er, dass man zuerst den Balken aus dem eigenen Auge entferne, und dann erst die anderen auf die rechte Bahn zu weisen suche. Jeder kennt ja seine eigenen Angelegenheiten besser als die der anderen; jeder sieht das Gro\u223 ?e fr\u252 ?her als das Kleine und liebt sich selbst mehr als seinen N\u228 ?chsten. Willst du also aus wirklicher F\u252 ?rsorge handeln, so sorge zuerst f\u252 ?r dich selbst, weil da die S\u252 ?nde gr\u246 ?\u223 ?er und leichter zu sehen ist. Wenn du dagegen dich selber vernachl\u228 ?ssigst, so ist dies ein deutliches Zeichen, dass du deinen Bruder nicht aus F\u252 ?rsorglichkeit richtest, sondern aus Missgunst und in der Absicht, ihn blo\u223 ?zustellen. Denn wenn ein solcher auch gerichtet werden muss, so soll dies doch durch einen geschehen, der selbst von der betreffenden S\u252 ?nde frei ist, nicht aber durch dich. Nachdem also Christus so gro\u223 ?e und erhabene Tugendsatzungen gegeben, brachte er diesen Vergleich{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 mit dem Splitter und Balken\par} } , damit niemand sagen k\u246 ?nne, es sei gar leicht, solche Tugenden mit Worten anzupreisen. Er wollte deshalb zeigen, dass sein eigenes Gewissen frei sei, dass er sich in dieser Beziehung nichts habe zuschulden kommen lassen, sondern sich in allem korrekt benommen habe. Er selbst sollte ja sp\u228 ?ter als Richter auftreten und sagen: \u8222 ?Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharis\u228 ?er, ihr Heuchler!\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 23,13\par} } Ihn selbst aber traf dieser Vorwurf nicht. Er hatte weder einen Splitter auszuziehen, noch hatte er einen Balken im {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0313.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d313 }}} Auge; er war frei und rein von all dem und hatte so das Recht, die S\u252 ?nden aller Menschen zu bessern. Er wollte eben sagen: Man muss nicht \u252 ?ber andere richten, wenn man selbst die gleiche S\u252 ?nde begangen hat. Was wunderst du dich aber, dass er diesen Grundsatz aufgestellt? Hat ja doch selbst der R\u228 ?uber am Kreuze dies erkannt und zum anderen R\u228 ?uber gesagt:\u8222 ?F\u252 ?rchtest auch du Gott nicht, da wir doch demselben Gerichte verfallen sind?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 23,40\par} } . Er hat damit dem gleichen Gedanken Ausdruck verliehen wie Christus. Du hingegen entfernst nicht nur nicht deinen eigenen Balken, du siehst ihn nicht einmal; den Splitter des anderen aber siehst du nicht blo\u223 ?, sondern du richtest auch und machst dich daran, ihn zu entfernen. Das ist gerade so, wie wenn jemand an Wassersucht litte oder sonst an einer schweren Krankheit und, w\u228 ?hrend er selbst sich um diese nicht k\u252 ?mmert, einen anderen tadelte, dass er eines leichten Fiebers nicht achte. Wenn es aber schon tadelnswert ist, seine eigenen S\u252 ?nden nicht zu sehen, so ist es zwei und dreifach tadelnswert, auch noch \u252 ?ber andere zu Gericht zu sitzen, w\u228 ?hrend man selbst ganze Balken in den Augen herumtr\u228 ?gt, ohne Schmerz zu empfinden! Und dazu ist eine S\u252 ?nde ja noch schwerer als ein Balken!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was also der Herr durch seine Worte uns einpr\u228 ?gen wollte, ist dies: Wer selbst unz\u228 ?hlige S\u252 ?nden auf dem Gewissen hat, soll nicht unbarmherzig \u252 ?ber die Fehler anderer richten, zumal, wenn es sich nur um Kleinigkeiten handelt. Er wollte nicht verbieten, dass man einem anderen Vorstellungen macht und ihn zu bessern sucht, sondern nur verhindern, dass man die eigenen Fehler vergisst und \u252 ?ber fremde herf\u228 ?llt. Das f\u252 ?hrt eben zu gro\u223 ?em Unheil und hat einen doppelten \u220 ?belstand im Gefolge. Wer n\u228 ?mlich seine eigenen schweren S\u252 ?nden vernachl\u228 ?ssigt, dagegen r\u252 ?cksichtslos die kleinen und leichten Fehler anderer aufst\u246 ?bert, der hat sich in zweifacher Weise verfehlt: einmal dadurch, dass er die eigenen S\u252 ?nden nicht beachtet, dann aber auch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0314.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d314 }}} dadurch, dass er sich allseits Hass und Feindschaft zuzieht und jeden Tag mehr in die \u228 ?u\u223 ?erste Herz- und Gef\u252 ?hllosigkeit verf\u228 ?llt. Das alles hat also der Herr durch dieses sch\u246 ?ne Gebot unm\u246 ?glich gemacht und hat dann noch ein neues hinzugef\u252 ?gt mit den Worten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: \u8222 ?Gebt das Heilige nicht den Hunden, und werft die Perlen nicht den Schweinen vor.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Doch im Folgenden, sagst du, gebot er: \u8222 ?Was ihr mit euren Ohren h\u246 ?ret, das predigt auf den D\u228 ?chern\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 10,27\par} } . Indes steht dies gar nicht im Widerspruch mit dem vorausgehenden. Denn auch hier befiehlt er nicht allen, ohne Unterschied zu reden, sondern er will nur, dass diejenigen, die reden m\u252 ?ssen, auch mit Freimut reden. Mit dem Ausdruck \u8222 ?Hunde\u8220" bezeichnet er aber hier jene, die in vollendeter Gottlosigkeit leben, und die keine Hoffnung mehr auf eine \u196 ?nderung zum Besseren bieten. Unter den \u8222 ?Schweinen\u8220" dagegen verstand er jene, die ein ganz unz\u252 ?chtiges Leben f\u252 ?hren; sie alle bezeichnet er als unw\u252 ?rdig einer so erhabenen Lehre. Dasselbe hat uns auch der hl. Paulus kundgetan mit den Worten: \u8222 ?Der sinnliche Mensch h\u246 ?rt nicht auf das, was des Geistes ist; denn ihm ist dies Torheit\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 2,14\par} } . Auch an anderen Stelle bezeugt er oft, dass ein schlechtes Leben die Ursache sei, weshalb jemand die Lehren der h\u246 ?heren Vollkommenheit nicht annehmen will. Deshalb befiehlt er auch, ihnen die T\u252 ?ren nicht zu \u246 ?ffnen; denn wenn sie einmal eingeweiht sind, so werden sie nur um so verh\u228 ?rteter. Denjenigen, die guten Willen und Einsicht haben, erscheinen die Wahrheiten voll Erhabenheit, wenn sie ihnen geoffenbart werden; den Toren dagegen eher dann, wenn sie ihnen verborgen bleiben. Da ihnen also die Natur das Verst\u228 ?ndnis f\u252 ?r diese Dinge versagt hat, so will der Herr, dass sie ihnen verborgen bleiben, damit sie dieselben, wenn auch nur aus Unwissenheit, in Ehren halten. Auch das Schwein wei\u223 ? ja nicht, was eine Perle ist; und weil es dies nicht wei\u223 ?, soll es auch keine zu {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0315.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d315 }}} sehen bekommen, damit es nicht etwa zertrete, was es nicht zu sch\u228 ?tzen wei\u223 ?. Der einzige Erfolg davon w\u228 ?re doch nur der, dass solche Leute noch gr\u246 ?\u223 ?eren Schaden davon h\u228 ?tten, wenn sie mit diesen Dingen bekannt gemacht w\u252 ?rden. Denn das Heilige wird von ihnen verunehrt, weil sie nicht verstehen, was es ist; und dann werden solche Menschen nur um so \u252 ?berm\u252 ?tiger und feindseliger gegen uns. Das ist n\u228 ?mlich der Sinn der Worte: \u8222 ?damit die dieselben nicht zertreten und sich dann gegen euch wenden und euch zerrei\u223 ?en\u8220". Doch wendet man ein: Dieses Heilige sollte eben so \u252 ?berzeugungskr\u228 ?ftig sein, dass es auch dann widersteht, wenn man es kennen gelernt, und dass es den anderen kein Anlass wird, sich gegen uns zu wenden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Doch daran ist nicht das Heilige schuld, sondern der Umstand, dass jene Schweine sind; wie ja auch die Perlen nicht deshalb mit F\u252 ?\u223 ?en getreten werden, weil sie wertlos sind, sondern weil die unter Schweine fielen. Auch sagt der Herr ganz passend: Sie werden sich gegen euch wenden und euch zerrei\u223 ?en. Sie heucheln n\u228 ?mlich solange guten Willen, bis sie die Geheimnisse erfahren haben; ist dies geschehen, so werfen sie die Maske ab und verspotten uns, verh\u246 ?hnen und verlachen uns und sagen, sie h\u228 ?tten uns hinters Licht gef\u252 ?hrt. Aus diesem Grunde schrieb auch der hl. Paulus an Timotheus: \u8222 ?Vor ihm h\u252 ?te auch du dich; denn er setzte unseren Worten gro\u223 ?en Widerstand entgegen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Tim 4,15\par} } . Ebenso sagt er an einer anderen Stelle: \u8222 ?Von solchen Menschen wende dich ab\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 3,5\par} } , und: \u8222 ?Einen h\u228 ?retischen Menschen meide, nachdem du ihn ein und ein zweites Mal ermahnt hast\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Tit 3,10\par} } . Es sind also nicht die Lehren des Herrn, die jenen die Waffen in die Hand geben, sondern ihre eigene Torheit bringt die dazu und macht, dass sie nur noch kecker werden. Es ist deshalb auch kein geringer Nutzen f\u252 ?r sie, wenn man sie in ihrer Unwissenheit bel\u228 ?sst; denn so werden sie wenigstens die Lehren nicht verachten. Wenn man sie ihnen dagegen mitteilt, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0316.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d316 }}} so ist der Schaden ein doppelter. Denn sie selbst haben nicht nur keinen Nutzen davon, sondern sogar gr\u246 ?\u223 ?eren Nachteil, und dir werden sie unendlich viel zu schaffen machen. Das sollen sich jene gesagt sein lassen, die mit allen ohne Unterschied Gemeinschaft pflegen und so das Heilige ver\u228 ?chtlich machen. Aus diesem Grunde feiern wir ja die heiligen Geheimnisse bei verschlossenen T\u252 ?ren und weisen die Uneingeweihten zur\u252 ?ck, nicht als ob wir glaubten, das, was wir tun, beruhe nicht auf sicherer Grundlage, sondern weil die gro\u223 ?e Menge noch zu unreif daf\u252 ?r ist, Deshalb hat auch Christus oft in Parabeln zu den Juden gesprochen, weil sie zwar Augen hatten, aber doch nicht sahen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 13,13\par} } . Aus dem gleichen Grunde sagte auch der hl. Paulus, man soll wissen, wie man einem jeden antworten muss{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 vgl. Tit 1,9\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.7: \u8222 ?Bittet und es wird euch gegeben werden; suchet und ihr werdet finden; klopfet an und es wird euch aufgetan werden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da der Herr gro\u223 ?e und erhabene Dinge vorschrieb, so wollte er auch, dass man \u252 ?ber alle Leidenschaften erhaben sein soll. Ja, er f\u252 ?hrte uns selbst bis zum Himmel hinan und hie\u223 ? uns danach streben, nicht den Engeln und Erzengeln, sondern dem Herrn des Weltalls selber soweit als m\u246 ?glich \u228 ?hnlich zu werden. Und zwar sollten seine J\u252 ?nger dies nicht blo\u223 ? selber tun, sondern auch andere dazu antreiben, und sollten die Schlechten unterscheiden von denen, die nicht schlecht sind, die Hunde von denen, die keine Hunde sind{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 es gibt eben unter den Menschen vieles, was nicht offenkundig ist\par} } ,damit niemand sagen k\u246 ?nne, diese Dinge seien schwer und unertr\u228 ?glich. Sp\u228 ?ter hat ja der hl. Paulus etwas \u196 ?hnliches angedeutet, da er fragte: \u8222 ?Wer kann da noch gerettet werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19,25\par} } . Und nochmals: \u8222 ?Wenn es so bestellt ist um den Mann, so ist es besser, nicht zu heiraten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 10 u. Mk 10,26\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0317.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d317 }}} Damit also die Juden nicht auch jetzt solche Reden f\u252 ?hrten, so hat Christus besonders durch das Vorausgehende gezeigt, dass seine Gebote leicht zu beobachten sind, und hat oft und zu wiederholten Malen Gr\u252 ?nde angef\u252 ?hrt, die sie davon \u252 ?berzeugen k\u246 ?nnten. Auch jetzt hat er nicht irgendeinen wohlfeilen Trost f\u252 ?rs Leiden ausgedacht, sondern bringt einen solchen vor, der die Sache mehr als alles andere erleichtert, n\u228 ?mlich die Hilfe des anhaltenden Gebetes. Man muss eben nicht blo\u223 ? sich selber anstrengen, so will er sagen, sondern soll auch die Hilfe von oben anrufen. Dann wird Christus selbst uns beistehen und wird zugegen sein und an unserem Kampfe teilnehmen und uns alles leicht machen. Darum, befahl er uns auch zu beten und hat uns die Erh\u246 ?rung verhei\u223 ?en. Doch wollte er nicht, dass wir nur gerade einmal so beten, sondern dass wir es mit Ausdauer und Beharrlichkeit tun. Das ist der Sinn des Wortes: \u8222 ?Suchet\u8220". Wer sucht, schl\u228 ?gt sich alles andere aus dem Sinn und trachtet nur nach dem, wonach er sucht, ohne auf einen der Umstehenden zu achten. Was ich da sage, verstehen diejenigen sehr wohl, die jemals Geld oder Sklaven verloren haben und sie jetzt suchen. Das meinte also der Herr mit dem Worte \u8222 ?suchen\u8220". Durch den Ausdruck \u8222 ?anklopfen\u8220" dagegen wollte er zeigen, dass man mit Ungest\u252 ?m und hei\u223 ?em Verlangen hinzutreten soll. Lass also den Mut nicht sinken, o Mensch, und zeige keinen geringeren Eifer im Streben nach Tugend als im Verlangen nach Geld und Gut. Dieses Letztere hast du oft gesucht und nicht gefunden. Allein, obwohl du wei\u223 ?t dass du es nicht immer finden wirst, so suchst du doch auf jede erdenkliche Weise danach. Hier aber hast du sogar die Verhei\u223 ?ung, dass du das Gesuchte ganz gewiss finden wirst, und doch zeigst du auch nicht den bescheidensten Grad von jenem Eifer. Wenn du aber das Gesuchte nicht gleich zu Anfang findest, so lass dich auch dadurch nicht abschrecken. Gerade deshalb hat ja Christus gesagt: \u8222 ?Klopfet laut an\u8220", um zu zeigen, dass man auch dann ausharren m\u252 ?sse, wenn er die T\u252 ?re nicht sogleich \u246 ?ffnet. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0318.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d318 }}} Wenn du aber den blo\u223 ?en Worten nicht glaubst, so glaube wenigstens dem angef\u252 ?hrten Vergleich:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: \u8222 ?Wer ist unter euch\u8220", sagt er, \u8222 ?den sein Sohn um Brot bittet, und der ihm statt dessen einen Stein g\u228 ?be?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ja, wenn du bei Menschen so anhaltend bittest, so findet man dich l\u228 ?stig und beschwerlich; bei Gott aber erregst du gerade dann am meisten Unwillen, wenn du es nicht so machst. Verharrst du hingegen bei deiner Bitte, so wirst du, wenn auch nicht gleich zu Anfang, so doch ganz sicher erh\u246 ?rt werden. Gerade deshalb ward ja die T\u252 ?re verschlossen, damit er dich veranlasse, anzuklopfen; deshalb erh\u246 ?rt er dich nicht sogleich, damit du gen\u246 ?tigt seiest, zu bitten. Sei also beharrlich im Bitten, und du wirst gewiss empfangen. Damit du n\u228 ?mlich nicht einwenden k\u246 ?nntest: Was aber dann, wenn ich bitte und doch nicht empfange? so hat er dir dieses Gleichnis zur Beruhigung gegeben, hat wiederum Vernunftschl\u252 ?sse angewendet und durch den Vergleich mit den menschlichen Verh\u228 ?ltnissen dich zu bewegen gesucht, auch hierin Vertrauen zu hegen. Er wollte dadurch zeigen, dass man nicht nur \u252 ?berhaupt bitten m\u252 ?sse, sondern auch um das bitten soll, was man notwendig braucht. \u8222 ?Denn wo ist unter euch der Vater, den sein Sohn um Brot bittet, und der ihm einen Stein g\u228 ?be?\u8220" Wenn du also nicht erh\u246 ?rt wirst, so wirst du deshalb nicht erh\u246 ?rt, weil du um einen Stein bittest. Denn wenn du auch der Sohn bist, so gen\u252 ?gt das noch nicht, um erh\u246 ?rt zu werden; gerade das ist ein Hindernis gegen die Erh\u246 ?rung, dass du als Sohn um etwas bittest, was dir nicht zutr\u228 ?glich ist. Bitte also du um nichts Weltliches, sondern nur um geistige Gaben; die wirst du gewiss erhalten. Siehe nur, wie schnell Salomon erh\u246 ?rt wurde, als er um das bat, worum er bitten sollte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 3 K\u246 ?n 3,5-14\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zwei Bedingungen sind es also, die man beim Beten erf\u252 ?llen muss: erstens, dass man inbr\u252 ?nstig und beharrlich bete; zweitens, dass man um die rechte Sache bitte. Denn auch ihr, sagt der Herr, obgleich ihr V\u228 ?ter seid, lasst ja eure Kinder oft {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0319.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d319 }}} lange bitten; und wenn sie euch um etwas bitten, das ihnen nicht zutr\u228 ?glich w\u228 ?re, so gew\u228 ?hrt ihr es ihnen \u252 ?berhaupt nicht. Bitten sie dagegen um etwas Rechtes, so stimmt ihr zu und gew\u228 ?hrt es ihnen. Auch du sollst also, von solchen Erw\u228 ?gungen geleitet, nicht ablassen, bis du das Erbetene empfangen hast; h\u246 ?re nicht auf mit Suchen, bis du gefunden hast; lass deinen Eifer nicht ermatten, bis dir die T\u252 ?re ge\u246 ?ffnet worden ist. Wenn du mit diesem Entschlusse kommst und sagst: Solange ich nichts erhalte, gehe ich nicht fort, so wirst du ganz gewiss erh\u246 ?rt werden, vorausgesetzt, dass du um Dinge bittest, die derjenige gew\u228 ?hren kann, den du bittest, und die zu deinem, des Bittenden, Besten gereichen. Wann trifft aber dies zu? Wenn man um irgendwelche geistige Gaben bittet; wenn man zuvor seinen Beleidigern verziehen hat und dann erst kommt, und f\u252 ?r sich selbst um Verzeihung bittet; wenn man ohne Zorn und Streit unbefleckte H\u228 ?nde emporh\u228 ?lt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Tim 2,8\par} } . Ja, wenn wir so bitten, dann werden wir empfangen. So wie wir es aber jetzt machen, ist unser Gebet mehr ein Hohn, mehr als von Betrunkenen als das von n\u252 ?chternen Menschen. Was aber dann, fragst du, wenn ich auch um geistige Gaben bitte, und doch nicht erh\u246 ?rt werde? Dann hast du eben nicht mit dem entsprechenden Eifer gebetet, oder hast dich selbst der Gabe unw\u252 ?rdig gemacht, oder hast alsbald vom Gebet wieder abgelassen. Aber warum hat dann Christus nicht gleich gesagt, um was man bitten soll? Er hat ja ohnehin im vorausgehenden alles angef\u252 ?hrt und gezeigt, mit welchen Anliegen man sich an ihn wenden m\u252 ?sse. Sage also nicht: Ich habe mich an ihn gewendet und bin nicht erh\u246 ?rt worden. Wenn du nichts erh\u228 ?ltst, so ist niemals Gott daran schuld, der ja so gro\u223 ?e Liebe zu uns hegt, dass er selbst die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 leiblichen\par} } V\u228 ?ter \u252 ?bertrifft, und zwar so sehr \u252 ?bertrifft, wie das Gute das B\u246 ?se.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8222 ?Denn, wenn ihr, die ihr schlecht seid, euren Kindern gute Gaben zu spenden wi\u223 ?t, dann noch viel mehr euer Vater, der im Himmel ist.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So redet der Herr nicht aus Verachtung gegen die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0320.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d320 }}} menschliche Natur, noch um unser Geschlecht herabzusetzen; er wollte damit nur zum Ausdruck bringen, dass gegen\u252 ?ber seiner G\u252 ?te die Liebe eines Vaters Schlechtigkeit sei. So \u252 ?bergro\u223 ? ist eben das Ma\u223 ? seiner Liebe zu den Menschen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du jetzt, wie vorz\u252 ?glich dieser Vergleich des Herrn ist, und ganz geeignet, auch den Mutlosesten wieder zu edlen Hoffnungen aufzurichten? Hier hat er also seine G\u252 ?te mit der von V\u228 ?tern verglichen; im vorausgehenden hat er seinen Beweis von den besten seiner Gaben hergeleitet, der Seele und dem Leib. Nirgends kommt er dagegen auf den h\u246 ?chsten Erweis seiner Liebe zu sprechen, nirgends redet er von seiner eigenen Ankunft unter den Menschen. Denn, wie sollte der, der so bereitwillig seinen Sohn zum Schlachtopfer gegeben, uns nicht alle Gnaden gew\u228 ?hren? Doch war dies Opfer damals noch nicht vollzogen. Der hl. Paulus hingegen f\u252 ?hrt es an mit den Worten: \u8222 ?Wie wird derjenige, der den eigenen Sohn nicht geschont hat, uns nicht zugleich mit ihm alle Gnaden verleihen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 8,32\par} } . Christus selbst hingegen entnimmt seine Vergleiche im Verkehr mit den Juden zun\u228 ?chst noch den menschlichen Verh\u228 ?ltnissen. So hat er also gezeigt, dass man nicht auf das Gebet vertrauen d\u252 ?rfe, wenn wir nicht auch unsererseits unsere Pflicht tun, und dass selbst die Eifrigen nicht blo\u223 ? auf den eigenen Eifer bauen, sondern die Hilfe von oben erflehen und doch zugleich das tun sollen, was an ihnen liegt. Auf diese beiden Dinge macht er denn auch unabl\u228 ?ssig aufmerksam. So lehrte er nach oftmaligen Ermahnungen die J\u252 ?nger beten, und nachdem er sie beten gelehrt, ermahnt er sie wieder zum Handeln. Dann kommt er nochmals auf die Pflicht des unabl\u228 ?ssigen Gebetes zur\u252 ?ck und sagt: Betet, suchet, klopfet an{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 7,711\par} } . Daraufhin ermahnt er sie wieder, auch selbst Eifer zu zeigen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0321.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d321 }}} V.12: \u8222 ?Also\u8220", sagt er, \u8222 ?alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das sollt auch ihr ihnen tun.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit hat er, in kurzen Worten zusammengefasst, gezeigt, dass die Tugendlehre einfach, leicht und f\u252 ?r alle verst\u228 ?ndlich ist. Auch sagt er nicht blo\u223 ?: \u8222 ?alles, was ihr wollt\u8220", sondern:\u8222 ?alles also, was ihr wollt\u8220". Dieses \u8222 ?also\u8220" f\u252 ?gt er nicht umsonst hinzu, sondern er wollte damit andeuten: Wenn ihr erh\u246 ?rt werden wollt, so tut au\u223 ?er dem, was ich schon gesagt habe, auch dies noch. Was ist aber dies? \u8222 ?Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun.\u8220" Siehst du, wie der Herr auch hier wieder zeigte, dass man nicht blo\u223 ? beten, sondern auch einen tadellosen Lebenswandel f\u252 ?hren m\u252 ?sse? Auch sagte er nicht: was immer du willst, dass Gott dir tue, das tu auch deinem N\u228 ?chsten; sonst k\u246 ?nntest du sagen: wie ist dies aber m\u246 ?glich? Er ist Gott, und ich bin ein Mensch! Nein, er sagte: Was immer du willst, dass dein Mitknecht dir tue, das tue auch du deinem N\u228 ?chsten. Was ist wohl leichter als dies? und was gerechter? Dann f\u252 ?gte der Herr au\u223 ?er dem verhei\u223 ?enen Lohn auch noch ein gro\u223 ?es Lob hinzu: \u8222 ?Denn das begreift Gesetz und Propheten in sich.\u8221" Daraus geht klar hervor, dass die \u220 ?bung der Tugend schon in unserer Natur liegt, dass wir alle schon gleichsam von Haus aus wissen, was wir zu tun haben, und dass wir uns niemals mit Unwissenheit entschuldigen k\u246 ?nnen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: \u8222 ?Tretet ein durch die enge Pforte; denn weit ist das Tor und breit der Weg, der zum Verderben f\u252 ?hrt, und viele sind\u8217's, die durch dieses eintreten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: Und eng ist das Tor und rauh der Weg, der zum Leben f\u252 ?hrt, und wenige sind es, die ihn finden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Im Folgenden sagt dann Christus noch: \u8222 ?Mein Joch ist s\u252 ?\u223 ? und meine B\u252 ?rde ist leicht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 11,30\par} } . Auch in den unmittelbar vorausgehenden Worten hat er denselben Gedanken angedeutet. Wie kommt es also, dass er hier sagt, das Tor sei eng und der Weg rauh? Indes, wenn du genau zusiehst, so zeigt er auch hier, dass derselbe {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0322.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d322 }}} gar leicht sei, bequem und angenehm. Wie kann aber der enge und rauhe Weg leicht sein, fragst du? Eben weil es ein Weg ist und ein Durchgangstor; wie es sich denn auch auf der anderen Seite nur um einen Weg handelt und um ein Tor, wenn sie auch weit sind und breit. Von all dem hat aber nichts dauernden Bestand, alles geht vorbei, die Leiden so gut wie die Freuden des Lebens. Aber nicht blo\u223 ? aus diesem Grunde ist das Tugendleben leicht, es wird auch noch mehr erleichtert durch den Zweck und das Ziel, worauf es hingeordnet ist. Denn nicht allein, dass die M\u252 ?hen und Beschwerden vor\u252 ?bergehen, sondern auch, dass sie zu einem guten Ende f\u252 ?hren{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 n\u228 ?mlich zum ewigen Leben\par} } , ist wohl geeignet die K\u228 ?mpfenden zu tr\u246 ?sten. Also sowohl die Verg\u228 ?nglichkeit der Leiden, wie auch die ewige Dauer des Lohnes, sowie der Umstand, dass die Leiden vorausgehen und der Lohn nachfolgt, kann einen ungemein gro\u223 ?en Trost im Leiden gew\u228 ?hren. Deshalb sagt auch der hl. Paulus, die Tr\u252 ?bsal sei leicht, nicht weil die Sache an sich leicht w\u228 ?re, sondern weil die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gottes\par} } Streiter die Tr\u252 ?bsal freiwillig auf sich nehmen und ihre Hoffnung auf den Himmel setzen. \u8222 ?Denn\u8220", sagt Paulus, \u8222 ?eine leichte Tr\u252 ?bsal bewirkt ewig dauernde, schwerwiegende Verherrlichung, wenn wir n\u228 ?mlich nicht auf das Irdische, Sichtbare blicken, sondern auf das Himmlische, Unsichtbare\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 4,17-18\par} } . Wenn die Wogen und Meere den Seeleuten, Tod und Wunden den Soldaten, Winter und Frost dem Landmann, heftige St\u246 ?\u223 ?e den Faustk\u228 ?mpfern ganz leicht und ertr\u228 ?glich vorkommen, weil sie auf einen Lohn hoffen, der doch verg\u228 ?nglich ist und verschwindet, so wird um so mehr da niemand der gegenw\u228 ?rtigen Leiden achten, wo der Himmel als Preis gesetzt ist, mit der unaussprechlichen Seligkeit und dem unverg\u228 ?nglichen Siegeskranz.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sollten aber einige diesen Weg auch so noch f\u252 ?r m\u252 ?hevoll halten, so ist ihre verkehrte Ansicht nur ein Ausfluss ihrer Tr\u228 ?gheit. Sieh also, wie Christus diesen Weg auch noch auf andere Weise leicht macht. Er sagt, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0323.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d323 }}} man solle sich nicht mit den Hunden zu schaffen machen, sich selbst nicht den Schweinen hingeben, und sich h\u252 ?ten vor den falschen Propheten; und so bereitet er sie auf jede Weise zum Kampfe vor. Auch dass er den Weg \u8222 ?eng\u8220" nannte, trug haupts\u228 ?chlich dazu bei, ihn leicht zu machen; er erreichte eben dadurch, dass sie sich zusammen nahmen. Wenn also der hl. Paulus sagt: \u8222 ?Unser Kampf gilt nicht Fleisch und Blut\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eph 6,12\par} } , so wollte er damit den Mut der Streiter nicht niederbeugen, sondern aufrichten. Ebenso hat auch Christus hier den Weg \u8222 ?rauh\u8220" genannt, um die Wanderer aus ihrem Schlafe aufzur\u252 ?tteln. Und nicht blo\u223 ? dadurch machte er sie vorsichtig; er f\u252 ?gte auch noch hinzu, dass es viele Wegelagerer gebe, ja, was noch schlimmer ist, dass sie nicht offen angreifen, sondern aus dem Verborgenen. So zum Beispiel machen es die falschen Propheten. Indes, sagt der Herr, achtet nicht darauf, dass der Weg rauh und eng ist, sondern darauf, wohin er f\u252 ?hrt; auch nicht, dass der andere Weg breit ist und weit, sondern welches sein Endziel ist. Das alles sagte er aber nur, um unseren Geist aufzuwecken, wie er ja auch ein andermal \u228 ?u\u223 ?ert: \u8222 ?Die Gewalt brauchen, rei\u223 ?en es an sich\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 11,12\par} } . Wenn n\u228 ?mlich der K\u228 ?mpfende sieht, dass der Kampfesrichter seine m\u252 ?hevollen K\u228 ?mpfe bewundert, so erh\u246 ?ht dies noch seinen Mut. Verlieren wir also den Mut nicht, wenn uns infolgedessen viel Unangenehmes zust\u246 ?\u223 ?t. Der Weg ist eben rauh, und eng das Tor; aber nicht so die Stadt selbst. Deshalb d\u252 ?rfen wir hier keine Ruhe erwarten, aber auch dort keine Leiden bef\u252 ?rchten. Durch die Worte: \u8222 ?Wenige sind es, die ihn finden\u8220", hat dann Christus auch hier wieder die Tr\u228 ?gheit der gro\u223 ?en Menge geoffenbart, und hat seine Zuh\u246 ?rer angewiesen, nicht auf das Wohlleben der gro\u223 ?en Masse zu achten, sondern auf die M\u252 ?hsale der Wenigen. Denn die gro\u223 ?e Mehrzahl, sagt er, geht nicht nur nicht auf diesem Weg, sondern will ihn \u252 ?berhaupt schon gar nicht betreten; und das ist gewiss eine schwere Anklage. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0324.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d324 }}} Indes nicht auf die gro\u223 ?e Menge muss man achten, noch sich von ihr verwirren lassen, sondern man soll die Wenigen nachahmen, soll sich auf jede Weise gut ausr\u252 ?sten und so auf dem engen Weg wandeln. Denn abgesehen davon, dass er eng ist, gibt es auch noch viele, die uns von ihm abzuhalten suchen. Deshalb f\u252 ?gte der Herr hinzu:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: \u8222 ?H\u252 ?tet euch vor den falschen Propheten; sie werden in Schafskleidern zu euch kommen, im Innern aber sind sie rei\u223 ?ende W\u246 ?lfe.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da hast du also neben Hunden und Schweinen noch eine andere Gattung von Feinden, die dir hinterlistig nachstellen, und zwar sind diese viel gef\u228 ?hrlicher als jene. Die ersteren sind eben jedermann gar wohlbekannt, diese sind verborgen. Deshalb sagte auch der Herr, man solle sich von jenen fernhalten, auf diese dagegen ein recht wachsames Auge haben, weil es eben nicht m\u246 ?glich ist, sie gleich beim ersten Angriff zu erkennen. Darum sagte er auch: \u8222 ?Habt acht\u8220" und regte sie damit zu wachsamer Unterscheidung an. Wenn sie nun aber h\u246 ?rten, dass der Weg eng und rauh sei, und dass man den dem Wege der gro\u223 ?en Menge entgegengesetzten Pfad wandeln m\u252 ?sse, dass man sich vor Schweinen und Hunden h\u252 ?ten solle, und dass es au\u223 ?er diesen eine noch schlimmere Art von Feinden gebe, die der W\u246 ?lfe, so konnten sie ob der Menge der Schwierigkeiten und Hindernisse leicht den Mut verlieren. Damit sie nun doch auf dem entgegengesetzten Weg von dem der gro\u223 ?en Menge ausharren und zugleich auch gegen all diese Gefahren wachsam w\u228 ?ren, erinnert sie der Herr an das, was zur Zeit ihrer Vorfahren geschehen war, und erw\u228 ?hnt deshalb die falschen Propheten; denn auch zu ihren eigenen Zeiten gab es solche. \u8222 ?Lasst euch also nicht in Verwirrung bringen\u8220", sagt er; denn es wird nichts Neues und Unerh\u246 ?rtes sich ereignen; der Teufel setzt ja zu allen Zeiten der Wahrheit die L\u252 ?ge entgegen. Unter den \u8222 ?falschen Propheten\u8220" scheint mir aber der Herr nicht die H\u228 ?retiker zu verstehen, sondern diejenigen, die unter dem Scheine der Tugend ein {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0325.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d325 }}} lasterhaftes Leben f\u252 ?hren, und die man gew\u246 ?hnlich mit dem oben erw\u228 ?hnten Beinamen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Heuchler\par} } zu bezeichnen pflegt. Darum f\u252 ?gte er auch noch den Satz hinzu:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: \u8222 ?An ihren Fr\u252 ?chten werdet ihr sie erkennen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Unter den H\u228 ?retikern kann man ja auch oft solche finden, die ein gutes Leben f\u252 ?hren, unter denen aber, die ich genannt habe, niemals. Was aber dann, fragst du, wenn auch unter diesen sich Heuchler finden? Nun, die findet man wenigstens leicht heraus. Denn der Weg, den ich zu gehen befohlen, ist nun einmal so beschaffen, dass er m\u252 ?hevoll und beschwerlich ist. Ein Heuchler will sich aber keiner M\u252 ?he unterziehen, es sei denn dem Scheine nach; darum kann man ihn auch leicht \u252 ?berf\u252 ?hren. Nachdem n\u228 ?mlich Christus gesagt hatte: \u8222 ?Wenige sind es, die ihn finden\u8220", unterscheidet er sie auch wieder von denen, die ihn zwar auch nicht finden, aber doch tun, als h\u228 ?tten sie ihn gefunden, und ermahnt uns zugleich, nicht blo\u223 ? auf den Schein zu achten, sondern darauf, ob einer diesen Weg auch in Wahrheit begeht. Warum hat er sie aber nicht selbst entlarvt, sondern uns aufgetragen, sie herauszufinden? Damit wir wachsam seien und jeden Augenblick kampfbereit, und uns nicht blo\u223 ? vor den offenkundigen Feinden h\u252 ?ten, sondern auch vor den verborgenen. Auf diese hat auch der hl. Paulus hingewiesen mit den Worten: \u8222 ?Durch s\u252 ?\u223 ?e Reden verf\u252 ?hren sie die Herzen der Arglosen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 18,18\par} } . Seien wir also nicht \u252 ?berrascht, wenn wir sehen, dass es auch jetzt noch viele solcher Heuchler gibt. Auch das hat ja Christus oben vorausgesagt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 7.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte hier auch die Milde des Herrn. Er sagte nicht: Strafet sie{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Heuchler\par} } , sondern: Sehet zu, dass sie euch nicht schaden, damit ihr nicht aus Unbedachtsamkeit in ihre Schlingen fallet. Damit du sodann nicht sagen k\u246 ?nntest, es sei unm\u246 ?glich, solche Heuchler herauszufinden, so bringt er nochmals einen Vergleich aus dem menschlichen Leben und sagt: {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0326.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d326 }}} \u8220"Sammelt man etwa Trauben von Dornen ein, oder Feigen von Disteln?\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: \u8222 ?So bringt also jeder gute Baum gute Fr\u252 ?chte hervor; der schlechte Baum dagegen bringt schlechte Fr\u252 ?chte hervor.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18; Kein guter Baum kann schlechte Fr\u252 ?chte tragen und kein schlechter Baum kann gute Fr\u252 ?chte tragen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Sinn dieser Worte ist der: Die falschen Propheten haben nichts Sanftes, nichts S\u252 ?\u223 ?es an sich, vom Lamme haben sie nur das Fell; darum ist es auch leicht sie zu erkennen. Damit du aber nicht den geringsten Zweifel hegest, so vergleicht er mit naturnotwendigen Vorg\u228 ?ngen das, was seine Natur nicht verleugnen kann. So sagte auch der hl. Paulus; \u8222 ?Das Sinnen des Fleisches ist Tod; denn es unterwirft sich nicht dem Gesetze Gottes, und es ist auch nicht imstande dazu\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 8,67\par} } . Wenn aber Christus zweimal das gleiche sagt, so ist das keine unn\u252 ?tze Wiederholung. Damit n\u228 ?mlich niemand einwende, ein schlechter Baum trage zwar schlechte Fr\u252 ?chte, er trage aber auch gute, und gerade das mache die Unterscheidung schwer, dass er zweierlei Fr\u252 ?chte trage, so sagt der Herr; Nein, das ist nicht der Fall, ein solcher Baum tr\u228 ?gt nur schlechte Fr\u252 ?chte, und er wird wohl auch niemals gute tragen; ebenso ist es auch umgekehrt wahr. Doch wie? Gibt es nicht Leute, die gut waren und dann schlecht wurden? Und auch das Gegenteil kommt vor, und das menschliche Leben ist voll von solchen Beispielen. Das sagte aber Christus nicht, dass ein schlechter Mensch sich nicht bekehren k\u246 ?nne, noch, dass es f\u252 ?r einen guten unm\u246 ?glich sei, zu fallen; er sagte nur: Solange einer in seinem b\u246 ?sen Leben verharrt, solange vermag er keine guten Fr\u252 ?chte hervorzubringen. Indes, hat nicht David, der doch gut war, eine schlechte Frucht hervorgebracht? Nicht, solange er gut blieb, sondern erst, nachdem er sich ge\u228 ?ndert hatte. W\u228 ?re er immer so geblieben, wie er war, so h\u228 ?tte er keine solche Frucht hervorgebracht. Aber gerade weil er nicht in {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0327.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d327 }}} seinem tugendhaften Zustand verharrte, hat er den Mut gefunden zu tun, was er tat. Mit diesen Worten hat der Herr aber auch denen einen Verweis gegeben, die andere grundlos verleumdeten, und hat damit den b\u246 ?sen Zungen einen Z\u252 ?gel angelegt. Da es n\u228 ?mlich viele gibt, die von den B\u246 ?sen auf die Guten schlie\u223 ?en, so hat der Herr diese \u196 ?u\u223 ?erung getan, um ihnen jede Entschuldigung zu nehmen. Da kannst du ja doch wohl nicht sagen: Ich bin get\u228 ?uscht worden und habe deshalb b\u246 ?se von anderen geredet. Ich habe dir ja genau gesagt, wie man sie an ihren Taten unterscheiden k\u246 ?nne, habe dich aufgefordert, auf die Werke zu sehen, und nicht einfach alles durcheinander zu bringen. Da sodann der Herr nicht befohlen hat sie zu strafen, sondern nur, sich vor ihnen zu h\u252 ?ten, so wollte er auch die Beleidigten ermutigen, den Beleidigern dagegen Furcht einfl\u246 ?\u223 ?en und sie zur Umkehr bewegen. Deshalb stellte er ihnen auch die von ihm selbst festgesetzte Strafe vor Augen und sagte:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19: \u8222 ?Jeder Baum, der keine gute Frucht bringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um aber dann seine Worte etwas zu mildern, f\u252 ?gte er hinzu:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: \u8222 ?Also an ihren Fr\u252 ?chten werdet ihr sie erkennen;\u8220" er wollte eben nicht den Anschein erwecken, als habe er die Absicht, seine vorausgegangenen Drohungen gleich auszuf\u252 ?hren, sondern wollte lieber in Form einer Ermahnung und eines Rates ihr Herz ersch\u252 ?ttern.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ich glaube, Christus hatte hier ebenfalls die Juden im Auge, als er auf diese Fr\u252 ?chte hinwies. Deshalb brachte er auch die Worte des Johannes in Erinnerung, der ihnen ihre Strafe mit den gleichen Ausdr\u252 ?cken beschrieben hatte. Denn auch er hatte dasselbe gesagt, hat von der Axt geredet, dem gef\u228 ?llten Baum und dem unausl\u246 ?schlichen Feuer. Es scheint auch, als w\u228 ?re hier nur von einer Strafe die Rede, der des Feuers. Wer aber die Sache genau pr\u252 ?fen will, wird finden, dass es sich um zwei verschiedene {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0328.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d328 }}} Strafen handelt. Wer n\u228 ?mlich ins{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 h\u246 ?llische\par} } Feuer geworfen wird, der geht auch des Himmelreiches vollst\u228 ?ndig verlustig. Das ist aber eine noch viel schwerere Strafe als jene. Ich wei\u223 ? wohl, dass viele nur die H\u246 ?lle f\u252 ?rchten. Ich aber behaupte, dass der Verlust jener Glorie eine weit h\u228 ?rtere Strafe ist als die H\u246 ?lle. Wenn wir aber dies mit Worten nicht klar zu machen imstande sind, braucht man sich dar\u252 ?ber nicht zu wundern. Wir kennen eben die beseligende Wirkung jenes Himmelsgl\u252 ?ckes nicht so, dass wir auch klar zu erfassen verm\u246 ?chten, wie schrecklich sein Verlust sei. Aber Paulus, der all dies deutlich geschaut hatte, wusste, dass der Verlust der Herrlichkeit Christi das Allerschrecklichste ist{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 vgl. R\u246 ?m 9,3\par} } . Das werden wir dann recht einsehen, wenn wir es einmal selbst erfahren haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 8.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Du aber, o eingeborener Sohn Gottes, lass doch nicht zu, dass dies je an uns geschehe, und lass uns niemals diese unertr\u228 ?gliche Strafe aus Erfahrung kennen lernen! Wie gro\u223 ? das Ungl\u252 ?ck ist, jener G\u252 ?ter verlustig zu gehen, das vermag man mit Worten nicht zu schildern. Indes will ich, so gut ich kann, mir Gewalt an tun und mich bem\u252 ?hen, euch durch ein Gleichnis die Sache wenigstens ein klein wenig zu veranschaulichen. Setzen wir den Fall es sei da ein ganz wunderbares Kind, das nicht blo\u223 ? tugendhaft ist, sondern auch die Herrschaft \u252 ?ber den ganzen Erdkreis besitzt, auch soll es alle m\u246 ?glichen Vorz\u252 ?ge in solchem Grade besitzen, dass es imstande ist, die Herzen aller so zu gewinnen, dass jeder es liebt, als w\u228 ?re er sein Vater. Was glaubt ihr nun wohl, dass der Vater eines solchen Sohnes nicht mit Freuden \u252 ?ber sich ergehen lie\u223 ?e, nur um seines Umgangs nicht beraubt zu werden? Welch kleine oder gro\u223 ?e Leiden w\u228 ?re er nicht bereit, auf sich zu nehmen, nur um ihn zu sehen und seine Gesellschaft zu genie\u223 ?en? Dasselbe m\u252 ?ssen wir auch von der Herrlichkeit des Himmels denken. Denn so lieb und wertvoll ist keinem Vater sein eigenes Kind, und bes\u228 ?\u223 ?e es auch tausend Vorz\u252 ?ge, wie es die Erlangung jener G\u252 ?ter ist, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0329.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d329 }}} das Aufgel\u246 ?stwerden und mit Christus sein. Etwas Unertr\u228 ?gliches ist die H\u246 ?lle und die h\u246 ?llische Strafe. Allein, wenn einer auch tausend H\u246 ?llen nennte, er wird damit nichts so Schreckliches aussprechen, wie es der Verlust der beseligenden Himmelsglorie bedeutet, wie es ist, von Christus gehasst zu werden und h\u246 ?ren zu m\u252 ?ssen: \u8222 ?Ich kenne euch nicht\u8220", und den Vorwurf zu erhalten, dass man Christus hungern sah und ihm keine Nahrung bot. Besser w\u228 ?re es, dass tausend Blitze auf uns niederf\u252 ?hren, als dass es uns verwehrt w\u252 ?rde, jenes milde Antlitz zu schauen, und dass wir den Blick jenes ruhigen Auges nicht zu ertragen verm\u246 ?chten! Wenn nun er selbst mit seinem Feinde, der ihn hasste und sich von ihm abwandte, also nachging, dass er nicht einmal sich selber schonte, sondern sich dem Tode \u252 ?berlieferte, und wenn ich nach all dem nicht einmal ein Brot ihm g\u246 ?nne, wenn er hungert, mit welchen Gef\u252 ?hlen soll ich ihn da hinfort noch ansehen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte aber, wie milde der Herr auch hierin wieder ist. Er z\u228 ?hlt nicht etwa die Wohltaten auf, die er uns erwiesen, noch weist er darauf hin, dass du ihn vernachl\u228 ?ssigst, nachdem er dir soviel Gutes getan; auch sagt er nicht: Siehe, ich habe dich aus dem Nichts ins Dasein gerufen, habe dir eine Seele eingehaucht und dich zum Herrn aller Gesch\u246 ?pfe auf Erden gemacht, habe um deinetwillen die Erde, den Himmel, das Meer, die Luft und alles, was ist, gemacht, und du hast mich daf\u252 ?r verachtet, und hast mich f\u252 ?r geringer gehalten als den Teufel! Aber selbst da habe ich dich nicht verlassen, habe auch nachher noch tausenderlei Wohltaten f\u252 ?r dich erdacht, bin freiwillig zum Knecht geworden, bin gegei\u223 ?elt, angespien und get\u246 ?tet worden, und zwar habe ich den allerschimpflichsten Tot erlitten, bin dann auch f\u252 ?r dich zum Himmel aufgefahren, habe dir den Heiligen Geist gesandt, dir das Himmelreich angeboten und dir so gro\u223 ?e Dinge verhei\u223 ?en; wollte f\u252 ?r dich Haupt sein und Brautgemahl, Kleid, Haus, Fundament, Nahrung, Trank, Hirte, K\u246 ?nig und Bruder; habe dich zum Erben und Miterben erw\u228 ?hlt und dich aus der Finsternis zur Freiheit des Lichtes gef\u252 ?hrt!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0330.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d330 }}} Dies alles und noch viel mehr h\u228 ?tte Christus sagen k\u246 ?nnen. Er sagte aber nichts davon. Wovon redete er statt dessen? Nur von dieser einen S\u252 ?nde{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Geizes und der Hartherzigkeit\par} } . Und auch dabei zeigt er seine Liebe und das Verlangen, das er nach dir hat. Der Herr sagte ja nicht: Gehet in das Feuer, das euch bereitet ist, sondern \u8222 ?das dem Teufel bereitet ist\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 25,41\par} } . Zuerst sagte er zwar, worin sie ges\u252 ?ndigt haben; aber auch da will er nicht alles sagen, sondern nur weniges. Auch ruft er vor diesen die Guten auf, um auch dadurch zu zeigen, dass er die anderen mit Recht anklage. Sind also nicht diese Worte schrecklicher als irgendeine Strafe? Wenn jemand einen Menschen hungern sieht, der sein Wohlt\u228 ?ter war, so m\u246 ?chte er wohl nicht achtlos an ihm vor\u252 ?bergehen; und wenn er es auch t\u228 ?te, so w\u252 ?rde er dann, zur Rede gestellt, wohl lieber unter die Erde versinken wollen, als in Gegenwart von zwei oder drei Freunden sich so etwas vorwerfen lassen zu m\u252 ?ssen. Was werden aber da wir nicht erst empfinden, wenn wir im Angesichte der ganzen Welt Dinge zu h\u246 ?ren bekommen, die der Herr auch dann wohl nicht nennen w\u252 ?rde, wenn es f\u252 ?r ihn nicht g\u228 ?lte, sich{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 gleichsam\par} } in eigener Sache zu rechtfertigen? Er brachte ja auch diese Worte nicht vor, um zu tadeln, sondern um sich zu rechtfertigen und zu zeigen, dass er nicht ohne Grund und Ursache zu ihnen gesagte hatte: \u8222 ?Weichet zur\u252 ?ck von mir!\u8220" Das ergibt sich klar aus seinen unaussprechlich gro\u223 ?en Wohltaten. H\u228 ?tte er tadeln wollen, so h\u228 ?tte er auch alle jene Dinge vorgebracht; so aber redete er nur von seinen Leiden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 9.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nehmen wir uns also in acht, Geliebte, dass wir solche Worte nicht zu h\u246 ?ren bekommen. Das Leben ist kein Kinderspiel; oder richtiger gesagt; dieses gegenw\u228 ?rtige Leben ist ein Kinderspiel, nicht aber das zuk\u252 ?nftige. Ja, vielleicht ist das Leben hienieden nicht blo\u223 ? ein Spiel, sondern noch etwas Schlimmeres. Es endet ja nicht mit Lachen, sondern bringt denen gro\u223 ?en Schaden, die nicht mit aller Gewissenhaftigkeit ihr {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0331.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d331 }}} Leben einrichten wollen. Oder sagt mir doch, worin unterscheiden wir uns von Kindern, die spielen und H\u228 ?user bauen, wenn wir gro\u223 ?artige Geb\u228 ?ude auff\u252 ?hren? Welcher Unterschied besteht zwischen ihnen, wenn sie fr\u252 ?hst\u252 ?cken, und uns, wenn wir Schwelgerei treiben! Keiner, au\u223 ?er dass wir f\u252 ?r unser Tun gestraft werden. Wenn wir aber auch jetzt noch die Wertlosigkeit unseres Tuns nicht einsehen, so ist dies nicht zu verwundern. Wir sind eben noch nicht zum Reifealter gelangt. Wenn wir aber einmal so weit sind, dann werden wir wissen, dass dies alles Kindereien sind. Wir lachen ja auch \u252 ?ber das Treiben der Kinder, wenn wir M\u228 ?nner geworden sind. Solange wir aber selbst Kinder waren, hielten wir diese Dinge f\u252 ?r \u252 ?beraus wichtig, und wenn wir Scherben und Lehm zusammentrugen, so waren wir um nichts gescheiter als diejenigen, die gro\u223 ?e Ringmauern auff\u252 ?hren. Auch gehen diese Kinderbauten schnell zugrunde und st\u252 ?rzen zusammen, und selbst wenn sie stehen, n\u252 ?tzen sie niemand etwas, so wenig wie diese prunkenden H\u228 ?user. Denn einen Himmelsb\u252 ?rger k\u246 ?nnen ja diese doch nicht fassen, noch d\u252 ?rfte es jemand darin aushalten, der das himmlische Vaterland sein eigen nennt. Aber wie wir die Kinderh\u228 ?user mit den F\u252 ?\u223 ?en zertreten, so macht auch der Himmelsb\u252 ?rger solche Prachth\u228 ?user im Geiste zunichte. Und wie wir die Kinder auslachen, wenn sie \u252 ?ber die Zerst\u246 ?rung ihrer H\u228 ?user weinen, so lachen auch diese Himmelsb\u252 ?rger nicht blo\u223 ? \u252 ?ber unseren Schmerz, sie weinen sogar dar\u252 ?ber, weil eben ihr Herz voll Mitleid ist \u252 ?ber den gro\u223 ?en Schaden, der uns daraus erw\u228 ?chst.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Werden wir also doch M\u228 ?nner! Wie lange wollen wir denn noch am Boden kriechen und Steine und Holz bewundern? Wie lange werden wir noch spielen? Und wenn wir doch nur spielten! In Wirklichkeit geben wir aber sogar unser eigenes Seelenheil preis. Und wie die Kinder t\u252 ?chtig Schl\u228 ?ge erhalten, wenn sie ihre Zeit auf solche Dinge verwenden und dar\u252 ?ber das Lernen vernachl\u228 ?ssigen, so werden auch wir einst schwer gestraft werden, wenn wir all unser Sinnen und Trachten auf diese Dinge richten und wenn wir gar keine Taten aufzuweisen haben, wenn man uns auffordert, zu zeigen, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0332.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d332 }}} wie wir die empfangenen g\u246 ?ttlichen Lehren in der Praxis ge\u252 ?bt haben. Von dieser Pflicht ist niemand ausgenommen, kein Vater, kein Bruder, \u252 ?berhaupt gar niemand. Indes, dies alles geht vor\u252 ?ber, das Urteil hingegen, das wir uns damit verdienen, bleibt f\u252 ?r immer und ewig. Dasselbe ist ja auch bei den Kindern der Fall, wenn der Vater ob ihres Leichtsinnes zuletzt ihr Spielzeug zerschl\u228 ?gt und sie so zum Weinen bringt, das kein Ende nehmen will. Damit du aber siehst, dass die Sache wirklich so steht, so will ich den Reichtum als Beispiel anf\u252 ?hren, der ja unter allen Dingen als das Begehrenswerteste erscheint, und will ihm irgendeine geistige Tugend gegen\u252 ?berstellen. Dann wirst du so recht eigentlich seine Wertlosigkeit erkennen. Nehmen wir also an, es seien da zwei Menschen, und zwar rede ich hier noch nicht von unrechtem Besitz, sondern zun\u228 ?chst von rechtm\u228 ?\u223 ?ig erworbenem Reichtum. Von diesen beiden Menschen rafft der eine Geld zusammen, f\u228 ?hrt \u252 ?ber die Meere, bebaut die Erde und findet viele andere Arten des Erwerbs. Allerdings wei\u223 ? ich nicht, ob einer, der dieses tut, imstande ist, nur gerechten Gewinn zu machen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Doch lassen wir auch das gelten. Setzen wir voraus, er mache nur rechtm\u228 ?\u223 ?igen Gewinn, er kaufe Gelder und Sklaven und was sonst noch dazu geh\u246 ?rt, und an all dem hafte keinerlei Unrecht. Der andere dagegen, der ebensoviel besitzt, verkaufe seine \u196 ?cker{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 so nehmen wir an\par} } , verkaufe seine H\u228 ?user, sein Gold und Silbergeschirr, und gebe den Erl\u246 ?s den Armen, spende den Bed\u252 ?rftigen Almosen, pflege die Kranken, helfe denen, die in Not sind, erl\u246 ?se die Gefangenen, befreie die, die zu den Bergwerken verurteilt sind, halte diejenigen zur\u252 ?ck, die sich das Leben nehmen wollen, und befreie die Gefangenen von ihrer Strafe. Welcher von diesen beiden m\u246 ?chtet ihr lieber sein? Und doch habe ich noch gar nicht vom Jenseits, sondern bis jetzt nur vom Diesseits geredet. Welcher von beiden m\u246 ?chtet ihr also sein? Derjenige, der Geld zusammentr\u228 ?gt, oder der, der Ungl\u252 ?ck lindert? Der \u196 ?cker kauft, oder der sich selber zum Retter f\u252 ?r die Menschen gemacht? Der in reiche goldene Gew\u228 ?nder gekleidet ist, oder der die Dankbarkeit Tausender {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0333.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d333 }}} wie eine Krone schm\u252 ?ckt? Gleicht ein solcher nicht einem Engel, der vom Himmel herabkommt, als Retter f\u252 ?r die \u252 ?brigen Menschen, w\u228 ?hrend der andere weniger einem Menschen gleicht, als vielmehr einem Kind, das ohne Zweck und Ziel alles zusammentr\u228 ?gt? Wenn aber schon der gerechte Reichtum so l\u228 ?cherlich und t\u246 ?richt ist, wie w\u228 ?re dann der nicht der verworfenste Mensch, der ihn nicht einmal rechtm\u228 ?\u223 ?iger Weise bes\u228 ?\u223 ?e? Wenn der Reichtum schon an sich l\u228 ?cherlich ist, wieviel Tr\u228 ?nen verdient dann nicht erst der, sei er noch lebend oder schon tot, bei welchem auch noch die H\u246 ?lle dazukommt und der Verlust des Himmelreiches?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 10.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes, wir wollen auch eine andere Seite der Tugend betrachten. Stellen wir uns wieder einen anderen Menschen vor, der gro\u223 ?e Macht besitzt, der allen befiehlt, der hohes Ansehen genie\u223 ?t, einen Herold besitzt, einen prachtvollen Leibgurt und Liktoren, und eine zahlreiche Dienerschaft. Scheint dir das nicht etwas Gro\u223 ?es und Preisw\u252 ?rdiges zu sein? Nun wollen wir auch diesem einen anderen gegen\u252 ?berstellen, der geduldig ist, sanft, dem\u252 ?tig und gro\u223 ?m\u252 ?tig. Denken wir uns nun, er werde beschimpft und geschlagen, und er trage es mit Gleichmut, ja segne diejenigen, die ihm solches antun. Wer verdient nun da wirkliche Bewunderung, sprich! Derjenige, der aufgeblasen und hochfahrend, oder der dem\u252 ?tig ist? Gleicht nicht der eine den \u252 ?berirdischen M\u228 ?chten, die von keiner Leidenschaft ber\u252 ?hrt werden, der andere dagegen einer Seifenblase, oder einem Menschen, der an Wassersucht leidet und ganz aufgeschwollen ist? Und gleicht nicht jener einem geistigen Arzt, dieser einem l\u228 ?cherlichen Jungen, der die Backen aufbl\u228 ?st?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ja, was bildest du dir Gro\u223 ?es ein, o Mensch? Weil du vielleicht hoch zu Wagen f\u228 ?hrst? Weil dich ein paar Maulesel ziehen? Aber was bedeutet das? Das kann man ja auch mit Holz und Steinen tun sehen. Oder vielleicht, dass du sch\u246 ?ne Kleider an hast? Aber siehe {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0334.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d334 }}} doch nur auf den, der statt mit sch\u246 ?nen Gew\u228 ?ndern mit Tugenden geschm\u252 ?ckt ist! Da wirst du merken, dass du selbst verwelkendem Heu gleichst, der andere dagegen einem Baum, der wunderbare Frucht tr\u228 ?gt und den Beschauern gro\u223 ?es Erg\u246 ?tzen bereitet! Du tr\u228 ?gst nur die Speise der W\u252 ?rmer und der Motten umher, die dich alsbald deines Schmuckes berauben, wenn sie sich einmal an dich machen; denn die Kleider werden eine Nahrung der W\u252 ?rmer, Gold und Silber dagegen Erde und Staub und nochmals Erde und weiter nichts. Wer aber mit Tugenden geschm\u252 ?ckt ist, tr\u228 ?gt ein Kleid, das nicht nur Motten, sondern selbst der Tod nicht verderben kann. Und ganz mit Recht! Denn diese Tugenden der Seele haben ihren Ursprung nicht von der Erde, sie sind eine Frucht des Geistes. Deshalb unterliegen sie auch nicht den nagenden W\u252 ?rmern. Diese Gew\u228 ?nder werden eben im Himmel gewoben, wo es keine Motten und W\u252 ?rmer und nichts dergleichen gibt. Sag also, was ist angenehmer? reich sein oder arm? m\u228 ?chtig oder unbekannt? schwelgen oder Hunger leiden? Offenbar: geehrt sein, schwelgen und Reicht\u252 ?mer besitzen. Wenn du also die Sache{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das hei\u223 ?t wahre Ehre und wahrer Reichtum\par} } willst und nicht den Namen, so verlass die Erde und alles Irdische und strebe dem Himmel zu. Was hienieden ist, ist Schatten, was im Jenseits ist, bleibt ewig, fest und unverw\u252 ?stlich. Entscheiden wir uns also mit aller Entschlossenheit f\u252 ?r dieses letztere, damit wir sowohl dem L\u228 ?rm der irdischen Dinge entgehen, als auch jenem stillen Hafen zueilen, und dort mit reichen Lasten erscheinen und mit dem unaussprechlichen Reichtum des Almosens. Das m\u246 ?ge uns allen zuteil werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre, Macht und Ruhm sei von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Vierundzwanzigste Homilie. Kap. VII, V.21-27.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0335.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d335 }}} V.21: \u8222 ?Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr, wird in das Himmelreich eingehen, wohl aber, wer den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weshalb sagte der Herr nicht: Wohl aber, der meinen Willen tut? Weil das die Juden vorl\u228 ?ufig noch lieber h\u246 ?rten. Das andere w\u228 ?re f\u252 ?r diese schwachen Seelen schon viel zu stark gewesen. \u220 ?brigens hat er auch das zweite durch das erste angedeutet. Au\u223 ?erdem muss man auch betonen, dass der Sohn keinen anderen Willen hat als der Vater. Hier scheint mir aber Christus besonders die Juden im Auge zu haben, die das Hauptgewicht auf ihre Lehrmeinungen legten, dagegen um das sittliche Leben sich wenig k\u252 ?mmerten. Deshalb tadelt sie auch der hl. Paulus mit den Worten: \u8222 ?Siehe, du tr\u228 ?gst den Namen eines Juden und beruhigst dich mit dem Gesetz; du r\u252 ?hmst dich in Gott und kennst seinen Willen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 2,17-18\par} } . Deshalb hast du aber gar nichts vor anderen voraus, wenn dein Leben und deine Werke nicht dementsprechend sind. Christus hingegen blieb dabei nicht stehen; er sagte noch viel mehr:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.22: \u8222 ?Denn es werden an jenem Tage viele zu mir sagen; Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit will er sagen: Nicht blo\u223 ? derjenige, der zwar den Glauben hat, aber nicht nach dem Glauben lebt, wird vom Himmelreich ausgeschlossen, sondern wenn einer auch einen Glauben h\u228 ?tte, dass er noch viele Wunder dazu wirkte, aber nichts Gutes t\u228 ?te, auch ein solcher w\u252 ?rde aus jenen heiligen Hallen des Himmels {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0336.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d336 }}} ausgewiesen. \u8222 ?Denn viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt?\u8220" Siehst du da, wie Christus nach Vollendung seiner Predigt in verborgener Weise auch von sich selber redet, und sich in seiner Eigenschaft als Richter zeigt? Denn, dass die S\u252 ?nder Strafe erwartet, hat er schon im vorausgehenden dargelegt. Wer aber derjenige sei, der da straft, das offenbart er erst jetzt. Doch sagte er nicht offen heraus: Ich bin es, sondern: \u8222 ?Viele werden zu mir sagen\u8220", womit er dasselbe erreichte. Denn, wenn er nicht selbst der Richter w\u228 ?re, wie h\u228 ?tte er zu ihnen sagen k\u246 ?nnen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.23: \u8222 ?Und dann werde ich ihnen erwidern: Weichet zur\u252 ?ck von mir, ich habe euch nie gekannt!\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das hei\u223 ?t: Nicht nur im Augenblick des Gerichtes kenne ich euch nicht, sondern ich kannte euch auch damals nicht, als ihr Wunder gewirkt habt. Deshalb sagte er auch zu seinen J\u252 ?ngern: \u8222 ?Freuet euch nicht dar\u252 ?ber, dass euch die D\u228 ?monen untertan sind, sondern dar\u252 ?ber, dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 10,20\par} } . Auch sonst hei\u223 ?t uns der Herr \u252 ?berall unsere Lebenszeit recht gut ben\u252 ?tzen. Es ist ja nicht m\u246 ?glich, dass ein Mensch, der rechtschaffen lebt und sich von allen Leidenschaften freigemacht hat, jemals unbeachtet bleibe. Im Gegenteil, wenn er auch zuf\u228 ?llig einmal vom rechten Wege abgeirrt w\u228 ?re, so w\u252 ?rde in Gott doch alsbald wieder auf denselben zur\u252 ?ckf\u252 ?hren. Indes gibt es Leute, die da behaupten, jene{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 welche sagten: Herr, Herr\par} } h\u228 ?tten diese Worte nur aus Verstellung gebraucht, und deshalb seien sie auch nicht gerettet worden. Demnach h\u228 ?tte aber der Herr das Gegenteil von dem getan, was er eigentlich beabsichtigt hatte. Er wollte ja hier zeigen, dass der Glaube nichts n\u252 ?tzt ohne die Werke. Diesen Gedanken f\u252 ?hrte er dann noch weiter aus und kam so auf die Wundertaten zu sprechen; er wollte dadurch zeigen, dass nicht blo\u223 ? der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0337.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d337 }}} Glaube, sondern selbst die Wunderwerke dem Wundert\u228 ?ter nichts n\u252 ?tzen ohne die Tugend. Wenn aber jene keine Wunder gewirkt h\u228 ?tten, wie konnte dann der Herr diese beiden Dinge zusammenstellen? Au\u223 ?erdem w\u252 ?rden sie es im Angesicht des Gerichtes \u252 ?berhaupt nicht wagen, so zu ihm zu reden. Auch beweist die Antwort selbst, sowie der Umstand, dass sie auf eine Frage hin redeten, dass sie wirklich Wunder gewirkt hatten. Da sie n\u228 ?mlich sahen, wie der Ausgang nicht ihren Erwartungen entsprach, und dass sie hienieden ob ihrer Wunderwerke von allen bewundert wurden, w\u228 ?hrend sie dort sich der Strafe \u252 ?berantwortet sehen, so sagen sie, wie von Schrecken und Verwunderung erf\u252 ?llt: Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Warum verwirfst du uns also jetzt? Wie soll man dieses befremdende und merkw\u252 ?rdige Ende verstehen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes, wenn jene sich dar\u252 ?ber verwunderten, dass sie trotz solcher Zeichen und Wunder der ewigen Strafe \u252 ?berliefert werden, so wundere doch du dich dar\u252 ?ber nicht. Denn die Wundergabe ist ausschlie\u223 ?lich ein Geschenk dessen, der sie verleiht; jene haben nichts von ihrem Eigenen dazugetan. Darum verdienen sie auch Strafe, weil sie gegen den undankbar und unerkenntlich waren, der sie doch so ehrte, dass er ihnen trotz ihrer Unw\u252 ?rdigkeit die Wundergabe verlieh. Wie kommt es aber dann, fragst du, dass sie solche Wundertaten verrichteten, obgleich sie S\u252 ?nden begangen haben? Einige sagen da, sie h\u228 ?tten nicht zu der Zeit ges\u252 ?ndigt, in der sie solche Wundertaten verrichteten, sondern erst sp\u228 ?ter seien sie verdorben worden und h\u228 ?tten sich der S\u252 ?nde zugewandt. Indessen, wenn das so w\u228 ?re, so h\u228 ?tte der Herr wiederum das nicht erreicht, was er eigentlich beabsichtigte. Was er n\u228 ?mlich zeigen wollte, ist dies: Weder Glaube noch Wunderwerke haben einen wirklichen Wert, wenn das rechte Leben fehlt. Dasselbe sagt ja auch der hl. Paulus: \u8222 ?Wenn ich auch Glaube bes\u228 ?\u223 ?e, so dass ich Berge versetzen k\u246 ?nnte, und wenn ich auch alle Geheimnisse und alle Wissenschaft bes\u228 ?\u223 ?e, habe aber die Liebe nicht, so bin ich nichts\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 13,12\par} } . {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0338.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d338 }}} Wer sind also dann diese Leute, fragst du? Viele von denen, die glaubten, haben Charismen erlangt, so z.B. derjenige, der die Teufel austrieb, aber doch nicht mit dem Herrn war{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 9,37\par} } , wie z.B. Judas; auch er hatte ja trotz seiner Schlechtigkeit ein Charisma. Ebenso kann man auch im Alten Testamente beobachten, dass die Gnade oft in unw\u252 ?rdigen Werkzeugen wirkte, um anderen zu n\u252 ?tzen. Da sich eben nicht alle f\u252 ?r alle eigneten, sondern die einen ein reines Leben f\u252 ?hrten aber keinen so starken Glauben hatten, w\u228 ?hrend es bei den anderen umgekehrt war, so ermahnt Gott jene durch diese, sie sollten einen starken Glauben an den Tag legen, und fordert diese auf, um solch unaussprechlicher Gabe{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Charismen\par} } willen bessere zu werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aus diesem Grunde hat auch Gott die Wundergabe in reichlichem Ma\u223 ?e erteilt. Wir haben, sagen sie, viele Zeichen der Kraft getan. Ich werde ihnen aber dann erwidern: \u8222 ?Ich kenne euch nicht.\u8220" Jetzt glauben sie meine Freunde zu sein; dann werden sie aber erfahren, dass ich ihnen die Gabe nicht deshalb verliehen habe, weil sie etwa meine Freunde gewesen w\u228 ?ren. Und was wunderst du dich, wenn er Leuten, die zwar an ihn glaubten, dagegen nicht ihrem Glauben entsprechend lebten, die Charismen verlieh, da er doch sogar denen seine Wohltaten erweist, die keines von beiden besitzen? So war Balaam ohne Glauben und f\u252 ?hrte auch kein gutes Leben{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Num 24\par} } ; aber dennoch war in ihm die Wundergabe wirksam, um anderer willen. Pharao war ebenso, gleichwohl hat Gott auch ihm die Zukunft geoffenbart. Sogar dem gro\u223 ?en S\u252 ?nder Nabuchodonosor hat er vorausgesagt, was erst nach vielen Generationen eintreffen sollte. Ja, auch dessen Sohn, der seines Vaters Missetaten noch \u252 ?bertraf, hat er die Zukunft vorherverk\u252 ?ndet, und hat auf diese Weise wunderbare und gro\u223 ?e Dinge vollbracht. Da also schon damals die Verk\u252 ?ndigung{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Reiches Gottes\par} } begonnen hatte, und Gott seine Gewalt {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0339.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d339 }}} recht deutlich zeigen musste, so erhielten auch viele Unw\u252 ?rdige seine Gaben. Gleichwohl n\u252 ?tzten ihnen diese Wunderzeichen nichts, sie zogen sich damit nur gr\u246 ?\u223 ?ere Strafe zu. Deshalb sprach der Herr auch jenes schreckliche Wort zu ihnen: \u8222 ?Ich habe euch nie erkannt.\u8221" Viele sind auch hienieden schon der Gegenstand seines Hasses und werden schon vor dem{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 allgemeinen\par} } Gericht verworfen. Seien wir also in Furcht, Geliebte, und haben wir ja recht acht auf unser Leben, und glauben wir nicht, es gehe uns etwas ab, weil wir jetzt keine Wunderzeichen tun. Wir w\u252 ?rden deshalb einst gar nichts voraushaben, so wie wir auch jetzt nichts verlieren, weil wir keine Zeichen tun. Die Hauptsache ist, dass wir auf jegliche Tugend\u252 ?bung sorgf\u228 ?ltig bedacht sind. Wenn wir Wunderzeichen wirken, so sind wir Gottes Schuldner; leben wir aber recht und tun wir Gutes, so ist Gott unser Schuldner. So hat also der Herr alles zu Ende gef\u252 ?hrt, hat mit aller Ausf\u252 ?hrlichkeit \u252 ?ber die Tugend gesprochen, und gezeigt, dass es verschiedene Arten von Leuten gibt, die dieselbe nur heuchlerischerweise zur Schau tragen, wie z.B. jene, die nur fasten und beten, um gesehen zu werden, die in Schaffellen einhergehen, aber die Tugend sch\u228 ?nden. Sie sind es, die er Schweine und Hunde nannte. Damit hat er \u252 ?brigens auch gezeigt, wie gro\u223 ? der Nutzen der Tugend schon hienieden ist, und wie gro\u223 ? dagegen der Schaden der Schlechtigkeit. Dann sagt er:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.24: \u8222 ?Jeder also, der diese meine Worte h\u246 ?rt und sie befolgt, wird einem weisen Manne gleich gehalten werden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was also jenen geschehen wird, die seine Worte nicht befolgen, und wenn sie dabei auch Wunder wirkten, habt ihr geh\u246 ?rt. Ihr m\u252 ?sst aber auch wissen, was denen, die alle seine Befehle gehorsam aufnahmen, zuteil werden wird, und zwar nicht blo\u223 ? in der zuk\u252 ?nftigen Welt, sondern auch in dieser zeitlichen. \u8222 ?Denn\u8220", so sagt Christus, \u8222 ?jeder, der diese meine Worte h\u246 ?rt {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0340.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d340 }}} und sie befolgt, wird einem weisen Manne gleichgeachtet werden.\u8220" Siehst du da, wie der Herr abwechselt in seiner Rede? Das eine Mal sagt er: \u8222 ?Nicht jeder, der zu mir sagt Herr, Herr\u8220", und damit offenbart er sich selbst; das andere Mal sagt er: \u8222 ?Wer den Willen meines Vaters tut\u8220"; wieder ein anderes Mal zeigt er sich selbst als Richter: \u8222 ?Denn viele werden zu mir an jenem Tage sagen: Herr. Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Und ich werde antworten: Ich kenne euch nicht.\u8220" Auch hier zeigt er wieder, dass er selbst die Macht \u252 ?ber alles besitzt. Deshalb sagte er auch: \u8222 ?Wer immer diese meine Worte h\u246 ?rt.\u8220" Hier handelt es sich n\u228 ?mlich ausschlie\u223 ?lich um das Jenseits. Er hatte das Himmelreich erw\u228 ?hnt und den unaussprechlichen Lohn, die Tr\u246 ?stung und alles andere, was damit zusammenh\u228 ?ngt; deshalb will er, dass sie auch davon einigen Nutzen h\u228 ?tten und zeigt ihnen darum, wieviel die Macht der Tugend auch schon in diesem Leben vermag. Und was vermag sie denn? Dass man in Ruhe und Sicherheit lebt, dass man von keinem Ungl\u252 ?ck \u252 ?berwunden werden kann, dass man \u252 ?ber alle Beleidiger erhaben ist. Was g\u228 ?be es doch, das dem gleich k\u228 ?me? Das k\u246 ?nnte sich ja nicht einmal ein K\u246 ?nig selbst verschaffen, wohl aber der, welcher die Tugend \u252 ?bt. Nur er besitzt diese Macht in \u252 ?berreichem Ma\u223 ?e, und erfreut sich der gr\u246 ?\u223 ?ten Ruhe mitten im Strudel der weltlichen Gesch\u228 ?fte. Das Wunderbare daran ist dies, dass er nicht etwa bei herrschender Windstille, sondern sogar im heftigsten Sturm, in gro\u223 ?er Wirrsal, unter best\u228 ?ndigen Anfechtungen auch nicht im geringsten ersch\u252 ?ttert werden kann. Denn:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.25: \u8222 ?Es st\u252 ?rzte der Regen nieder, es kamen die Fl\u252 ?sse, es st\u252 ?rmten die Winde und stie\u223 ?en an jenes Haus, allein es fiel nicht; es war eben auf Felsen gebaut.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Unter dem Regen, den Fl\u252 ?ssen und Winden bezeichnet der Herr bildlich die menschlichen Schicksale und Leiden, wie z.B. Verleumdungen, Nachstellungen, Trauer und Sterbef\u228 ?lle, Verlust des Eigentums, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0341.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d341 }}} Kr\u228 ?nkungen durch andere, \u252 ?berhaupt alles, was man die Unbilden des Lebens nennen kann. Gleichwohl weicht eine solche Seele vor nichts zur\u252 ?ck, und zwar deshalb nicht, weil sie auf Felsen gebaut ist. Unter \u8222 ?Felsen\u8220" versteht aber Christus die unfehlbare Gewissheit seiner Lehre. Seine Satzungen sind ja fester als Gestein und machen, dass man \u252 ?ber alle menschlichen Schicksalsschl\u228 ?ge erhaben wird. Wer n\u228 ?mlich diese Gebote gewissenhaft beobachtet, wird nicht blo\u223 ? \u252 ?ber die Menschen erhaben sein, die ihn kr\u228 ?nken, sondern sogar \u252 ?ber die D\u228 ?monen, die ihm Nachstellungen bereiten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dass aber diese meine Worte kein blo\u223 ?es Gerede sind, bezeugt uns Job, der alle Angriffe des Teufels erfuhr und doch unersch\u252 ?ttert blieb. Ebenso k\u246 ?nnten es uns die Apostel bezeugen, gegen welche die Brandungen der ganzen Welt anst\u252 ?rmten, V\u246 ?lker und F\u252 ?rsten, Einheimische und Fremde, D\u228 ?monen und selbst der Teufel, gegen jedes Mittel in Bewegung gesetzt wurde und die doch unersch\u252 ?tterlicher blieben als Felsen und so alle diese Anschl\u228 ?ge zunichte machten! Was k\u246 ?nnte es also Gl\u252 ?cklicheres geben als ein solches Leben? Da sind weder Reichtum noch K\u246 ?rperkraft, nicht Ruhm und nicht Macht, \u252 ?berhaupt gar nichts imstande, uns ein solches Lebensgl\u252 ?ck zu verschaffen, sondern einzig und allein der Besitz der Tugend. Es ist eben ganz und gar unm\u246 ?glich, ein anderes Leben zu finden, das von allen \u220 ?beln frei w\u228 ?re, als nur dieses allein. Das bezeuget auch ihr, die ihr die Intrigen kennt, wie sie in K\u246 ?nigspal\u228 ?sten vorkommen, sowie den Unfrieden und die Zerw\u252 ?rfnisse, die sich in den H\u228 ?usern der Reichen finden. Von all dem findet sich nichts unter den Aposteln. Doch wie? Ist ihnen nie etwas Derartiges begegnet, und hat ihnen nie jemand etwas \u220 ?bles zugef\u252 ?gt? Das Wunderbarste an der Sache ist ja gerade dies, dass sie viele Feindseligkeiten erfuhren, dass viele St\u252 ?rme \u252 ?ber ihnen zusammenschlugen, dass aber diese die Seele der Apostel nicht zu ersch\u252 ?ttern vermochten, noch ihnen den Mut rauben konnten. Die Apostel k\u228 ?mpften eben mit blo\u223 ?em Leibe und gewannen so die Oberhand und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0342.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d342 }}} den Sieg. Auch du wirst darum \u252 ?ber alles triumphieren, wenn du all dies genau erf\u252 ?llen willst. Wenn du in diesen weisen Satzungen gefestigt bist, so kann nichts dir etwas anhaben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Oder worin k\u246 ?nnte dir derjenige schaden, der dir B\u246 ?ses zuf\u252 ?gen wollte? Dadurch, dass er dein Eigentum forttr\u228 ?gt? Aber der Herr hie\u223 ? dich ja solches verachten, schon bevor der andere Miene machte, es dir zu nehmen, und zwar solltest du demselben so entschieden entsagen, dass du nicht einmal vom Herrn selbst etwas Derartiges bittest. Oder dein Feind wird dich ins Gef\u228 ?ngnis bringen? Aber schon bevor du in den Kerker kommst, befahl dir der Herr so zu leben, dass du der ganzen Welt gekreuzigt w\u228 ?rest{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 6,14\par} } . Oder er redet schlecht von dir? Auch von diesem Schmerz befreite dich Christus, da er dir einen gro\u223 ?en und leicht zu verdienenden Lohn f\u252 ?r die Geduld im Leiden versprach, und dich so sehr von dem Zorn und Kummer freimachte, der daraus entsteht, dass er dir sogar befehlen konnte f\u252 ?r deine Feinde zu beten. Aber dein Feind \u228 ?rgert dich und f\u252 ?gt dir tausenderlei Unbilden zu? Damit erreicht er indes nur, dass du eine noch herrlichere Krone erh\u228 ?ltst. Allein er t\u246 ?tet dich und bringt dich um? Auch dadurch leistet er dir einen ganz bedeutenden Dienst; denn er verschafft dir auf diese Weise die Martyrerkrone und macht, dass du um so schneller in den Hafen des Friedens einl\u228 ?ufst, verschafft dir ein Anrecht auf gr\u246 ?\u223 ?eren Lohn und setzt dich in den Stand, bei der allgemeinen Rechenschaftsablage zu bestehen. Gerade das verdient am meisten Bewunderung, dass unsere Feinde uns nicht nur nicht schaden k\u246 ?nnen, sondern nur noch zum gr\u246 ?\u223 ?eren Ruhm derer beitragen, denen sie \u220 ?bles tun. Was k\u228 ?me also der Wahl eines Lebens gleich, wie es nur dieses eine gibt? Nachdem n\u228 ?mlich der Herr gesagt hatte, es sei ein enger und m\u252 ?hsamer Weg, und damit einen Trost f\u252 ?r die M\u252 ?hsale gegeben hatte, so zeigt er jetzt, dass dieser Weg auch gro\u223 ?e Sicherheit aufweist und viel Freude, wie auch der entgegengesetzte viel Schlechtigkeit und Unheil. Wie er n\u228 ?mlich auf der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0343.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d343 }}} einen Seite den Lohn f\u252 ?r die Tugend vor Augen stellt, so auf der anderen die Strafe f\u252 ?r die Schlechtigkeit.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Denn, was ich immer sage, das muss ich auch jetzt wiederholen: Der Herr trachtet stets durch beide Mittel das Heil der Zuh\u246 ?rer zu f\u246 ?rdern, durch den Eifer f\u252 ?r die Tugend und durch den Hass gegen die S\u252 ?nde. Da er n\u228 ?mlich wusste, dass einige seine Worte zwar bewundern, sie aber nicht in die Tat umsetzen w\u252 ?rden, so erschreckt er diese schon zum Voraus, indem er sagt, wenn auch seine Worte gut seien, das blo\u223 ?e Anh\u246 ?ren gen\u252 ?ge nicht, um sicher zu sein; es bed\u252 ?rfe auch des werkt\u228 ?tigen Gehorsams; ja, gerade das sei die Hauptsache. Hiermit beschlie\u223 ?t der Herr seine Rede und \u252 ?berl\u228 ?sst die Zuh\u246 ?rer ihrer heilsamen Furcht. Er wollte sie eben zur Tugend nicht blo\u223 ? mit dem Hinweis auf die zuk\u252 ?nftigen Dinge anregen, mit dem Gottesreich, dem Himmel, dem unaussprechlichen Lohn, der Freude und dem Trost und den tausend anderen Vorteilen, sondern auch durch den Hinweis auf zeitliche und sichtbare Dinge. Deshalb stellt er ihnen die H\u228 ?rte und Unbeweglichkeit eines Felsens vor Augen. Ebenso geht er vor, wo es sich um das B\u246 ?se handelt. Er erschreckt sie nicht nur mit dem, was erst kommen soll, wie z.B. mit dem umgehauenen Baum, dem unausl\u246 ?schlichen Feuer, dem Verlust des Himmelreiches und dem schrecklichen: \u8222 ?Ich kenne euch nicht.\u8220" Nein, er nimmt auch die Dinge der Gegenwart zu Hilfe, z.B. die St\u246 ?\u223 ?e, die ein Haus auszuhalten hat. So steigerte er noch den Eindruck seiner Worte, indem er seine Gedanken auch noch durch eine Parabel erl\u228 ?uterte. H\u228 ?tte er nur gesagt, der Tugendhafte werde un\u252 ?berwindlich sein, der B\u246 ?se dagegen leicht zu besiegen, so h\u228 ?tte dies doch nicht den gleichen Eindruck gemacht, wie jetzt, da er von einem Felsen redet und einem Haus, von Fl\u252 ?ssen, Regen anderen derartigen Dingen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: \u8222 ?Und jeder, der diese meine Worte h\u246 ?rt und sie nicht befolgt, wird sein wie ein Tor, der sein Haus auf Sand gebaut hat.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Einen solchen Menschen nannte der Herr mit Recht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0344.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d344 }}} einen Toren. Oder g\u228 ?be es etwas T\u246 ?richteres, als ein Haus auf Sand zu bauen, die M\u252 ?he und Arbeit auf sich zu nehmen, dagegen den Nutzen und die Ruhe zu verlieren, und sich statt dessen noch Strafe zuzuziehen? Dass auch die S\u252 ?nder sich abm\u252 ?hen m\u252 ?ssen, ist ja ganz bekannt; denn auch R\u228 ?uber, Ehebrecher, Verleumder haben viele Anstrengungen und M\u252 ?hseligkeiten durchzumachen, um ihre Missetaten auszuf\u252 ?hren. Aber von all ihren M\u252 ?hen haben sie nicht nur keinen Nutzen, sondern werden noch ganz geh\u246 ?rig daf\u252 ?r gez\u252 ?chtigt. Darauf hat auch der hl. Paulus hingewiesen mit den Worten: \u8222 ?Wer auf sein Fleisch s\u228 ?et, wird auch von seinem Fleische Verderben ernten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 6,8\par} } . Ganz \u228 ?hnlich machen es diejenigen, die auf Sand bauen, d.h. die einen auf Unzucht, die anderen auf Schwelgerei, wieder andere auf Trunksucht, oder auf Zorn oder auf irgendein anderes Laster.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Solch ein Mensch war z.B. Achab; nicht aber war so Elias. Wir stellen da nur Tugend und Laster einander gegen\u252 ?ber, um den Unterschied besser zu erkennen. Der eine baute also auf Felsen, der andere auf Sand. Deshalb f\u252 ?rchtete sich auch dieser und zitterte vor dem Propheten, obgleich er K\u246 ?nig war, w\u228 ?hrend der andere nur einen Mantel aus Ziegenfellen trug. So waren auch die Juden, nicht aber die Apostel. Deshalb haben sich auch diese so hart wie Felsen gezeigt, obgleich sie so wenige waren und dazu noch in Fesseln lagen. Jene dagegen, die zahlreich und bewaffnet waren, zeigten sich schwach wie Sand. Sie fragten sich: \u8220"Was sollen wir mit diesen Menschen machen?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 4,16\par} } Siehst du, wie ratlos sie sind, sie, die selbst nicht gefangen und gefesselt sind, sondern andere in ihrer Gewalt haben und sie in Fesseln schlagen? Gibt es wohl etwas so Unerh\u246 ?rtes wie das? Du hast die anderen in deiner Gewalt und wei\u223 ?t dir nicht zu helfen? Ja, so musste es auch sein. Da sie eben alles auf Sand gebaut hatten, waren sie auch schw\u228 ?cher als alle anderen. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0345.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d345 }}} Deshalb sagten sie auch ein anderes Mal \u8220"Was tut ihr denn? Wollt ihr das Blut dieses Menschen \u252 ?ber euch bringen?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 5,28\par} } . Was? sage ich. Du teilst Gei\u223 ?elhiebe aus und f\u252 ?rchtest dich? Du begehst Unrecht und empfindest Angst? Du richtest und zitterst dabei? Ja, so schwach ist eben das B\u246 ?se. Die Apostel hingegen waren nicht so; sondern wie antworten sie? \u8220"Wir sind nicht imstande, das nicht zu verk\u252 ?nden, was wir gesehen und geh\u246 ?rt haben.\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 4,20\par} } Siehst du da ihre erhabene Gesinnung? Siehst du, wie dieser Fels der Wogen spottet? Siehst du, wie unersch\u252 ?tterlich das Haus dasteht? Was aber das wunderbarste daran ist, die Anfeindungen der Juden haben die Apostel nicht nur nicht wankend gemacht, sondern ihnen nur noch mehr Mut eingefl\u246 ?\u223 ?t, jene dagegen in noch gr\u246 ?\u223 ?ere Angst und Verlegenheit versetzt. Wer auf einen Diamanten schl\u228 ?gt, verletzt sich eben nur selbst; und wer gegen den Stachel ausschl\u228 ?gt, wird selbst gestochen und schwer verwundet. Ebenso bringt sich selbst in Gefahr, wer den Tugendhaften Nachstellungen bereitet. Die Schlechtigkeit wird eben um so machtloser, je mehr sie sich der Tugend in den Weg stellt. Und wie einer, der das Feuer mit seinen Kleidern d\u228 ?mpfen will, nicht das Feuer ausl\u246 ?scht, sondern die Kleider in Brand steckt, so macht auch derjenige, der den Guten Schaden zuf\u252 ?gt, sie einkerkert und in Fesseln schl\u228 ?gt, dieselben nur um so ber\u252 ?hmter, sich selbst aber bringt er den Untergang. Je mehr du zu leiden hast ob deines rechtschaffenen Lebens, um so st\u228 ?rker wirst du. Denn je mehr wir die Tugend sch\u228 ?tzen, um so weniger werden wir noch irgendein Bed\u252 ?rfnis empfinden; und je weniger wir bed\u252 ?rfen, um so mehr werden wir stark und \u252 ?ber alle anderen erhaben sein. Solch ein Mann war z.B. Johannes{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der T\u228 ?ufer\par} } . Deshalb konnte ihn niemand in Trauer versetzen, w\u228 ?hrend er dem Herodes tr\u252 ?be Stunden verursachte. Ja, er, der gar nichts besa\u223 ?, hat sich wider den Herrscher erhoben, und derjenige, der mit Krone, Purpur und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0346.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d346 }}} tausendfachem Glanze geschm\u252 ?ckt war, zitterte und f\u252 ?rchtete sich vor dem, der nichts mehr hatte. Ja selbst das abgeschlagene Haupt vermag er nicht ohne Schrecken anzusehen. Dass er auch nach dem Tode des Johannes noch gewaltige Furcht empfand, kannst du aus seinen eigenen Worten ersehen: \u8220"Das ist jener Johannes\u8221", sagte er, \u8220"den ich get\u246 ?tet habe.\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 9,9\par} }\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Den Ausdruck: \u8220"Ich habe get\u246 ?tet\u8221" gebraucht er nicht aus \u220 ?berhebung, sondern um seine Angst zu beschwichtigen und weil er seinem verwirrten Gem\u252 ?t in Erinnerung bringen wollte, dass ja er selbst es war, der ihn hatte t\u246 ?ten lassen. So gro\u223 ? ist eben die Macht der Tugend, dass sie selbst nach dem Tode noch st\u228 ?rker ist als die Lebendigen. Deshalb kamen ja auch schon zu Lebzeiten des Johannes die Reichen zu ihm und fragten: \u8220"Was m\u252 ?ssen wir tun?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 3,10 u.12\par} } Also ihr seid reich und wollt von dem, der gar nichts hat, wissen, auf welchem Weg ihr gl\u252 ?cklich werden k\u246 ?nnt? Die Reichen kommen zu den Armen! Soldaten zu dem, der nicht einmal ein Obdach hat! Ein solch tugendhafter Mann war auch Elias. Deshalb sprach auch er mit demselben Freimut zu dem Volke. Johannes sagte: \u8220"Ihr Vipernbrut\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 3,7\par} } , er ruft: \u8220"Wie lange werdet ihr noch auf euren beiden Knien hinken?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 3 K\u246 ?n 18,21\par} } Ebenso sprach Elias: \u8220"Du hast get\u246 ?tet und zu dir genommen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 21,19\par} } , Johannes dagegen: \u8220"Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu haben\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 14,4\par} } . Siehst du da den Felsen? Siehst du den Sand, wie leicht er f\u228 ?llt, wie er im Ungl\u252 ?ck nachgibt? Wie er zunichte wird, auch wo es sich um K\u246 ?nige handelt, oder um eine Volksmenge, oder um Machthaber? Er macht eben alle zu schwach, die auf ihn bauen. Auch ist es mit dem blo\u223 ?en Einsturz nicht genug; meistens geschieht dabei noch ein gro\u223 ?es Ungl\u252 ?ck.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0347.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d347 }}} V.27: \u8220"Denn\u8221", sagt der Herr, \u8220"sein Fall war gro\u223 ?.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es ist ja auch nichts Geringes, was hier in Gefahr schwebt; es handelt sich um die Seele und um den Verlust des Himmelreiches mit seinen ewigen G\u252 ?tern. Aber auch schon vorher muss der, der dem B\u246 ?sen nachgeht, ein ganz elendes Leben f\u252 ?hren in steter Begleitung von Furcht, Mutlosigkeit, Sorgen und K\u228 ?mpfen. Das hat auch ein weiser Mann angedeutet mit den Worten: \u8220"Der Gottlose flieht, ohne dass ihn jemand verfolgt\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Spr 18,1\par} } . Solche Leute zittern vor Schatten, sind voll Argwohn gegen Freunde, Feinde, Diener, Bekannte und Unbekannte, und leiden schon hienieden die schwersten Strafen, noch bevor sie von denen im Jenseits betroffen werden. Alles das hat uns Christus geoffenbart in den Worten: \u8220"Und sein Fall war gro\u223 ?.\u8221" Damit hat er seiner herrlichen Ermahnung ein passendes Ende gegeben, und selbst die ganz Ungl\u228 ?ubigen durch den Hinweis auf die gegenw\u228 ?rtigen und sichtbaren Dinge dazu angeregt, das B\u246 ?se zu meiden. Denn wenn er auch mehr vom Jenseits redete, auf die Hartherzigen macht doch gerade dies noch am meisten Eindruck und ist am ehesten geeignet, uns vom B\u246 ?sen abzuhalten. Deshalb hat er auch damit geschlossen, auf dass sie dies noch frisch in Erinnerung und so auch Nutzen davon h\u228 ?tten. Lasst uns also dies alles in Erw\u228 ?gung ziehen, das Zeitliche und das Ewige, und fliehen wir das B\u246 ?se, streben wir nach Tugend, damit wir uns nicht umsonst abm\u252 ?hen, sondern sowohl auf dieser Welt in Ruhe und Sicherheit leben, als auch die Herrlichkeit der anderen Welt erlangen, deren wir alle teilhaft werden m\u246 ?gen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht geb\u252 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 F\u252 ?nfundzwanzigste Homilie Kap. VII, V.28 - Kap VIII, V.4\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0348.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d348 }}} V.28: \u8220"Und es geschah, als Jesus diese seine Reden beendet hatte, da ward die Menge \u252 ?ber seine Lehre erstaunt.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es w\u228 ?re richtiger gewesen, wenn sie \u252 ?ber den Ernst der Rede betr\u252 ?bt gewesen w\u228 ?ren, und vor Schrecken gleichsam erstarrt ob der Erhabenheit seiner Vorschriften. Daf\u252 ?r war aber auch der Eindruck des Lehrmeisters so gewaltig, dass er viele von seinen Zuh\u246 ?rern gewann, sie zur gr\u246 ?\u223 ?ten Bewunderung anregte und durch seine herrlichen Worte sie dazu brachte, dass sie auch am Schlusse seiner Rede nicht von ihm fortgingen. So verlie\u223 ?en ihn seine Zuh\u246 ?rer auch dann nicht, als er vom Berge herabstieg, sondern die ganze Schar folgte ihm; so gro\u223 ? war die Liebe, die er ihnen f\u252 ?r seine Lehre eingefl\u246 ?\u223 ?t hatte. Am meisten aber bewunderten sie seine Macht. Denn was er sagte, bezog er nicht, wie die Propheten und wie Moses getan, auf einen anderen, sondern lie\u223 ? \u252 ?berall erkennen, dass er selbst derjenige sei, der diese Macht besitzt. Wenn er eine Vorschrift gab, so setzte er immer voraus: \u8220"Ich aber sage euch.\u8221" Und wo er an jenen Tag{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Gerichtes\par} } erinnerte, gibt er sich selbst als den Richter zu erkennen, der \u252 ?ber die Strafe wie \u252 ?ber die Belohnung entscheidet. Und doch h\u228 ?tten seine Zuh\u246 ?rer eigentlich auch dar\u252 ?ber erschrecken m\u252 ?ssen. Wenn die Schriftgelehrten ihn steinigen wollten und ihn verjagten, als sie sahen, wie er durch Taten seine Macht bezeugte, wie h\u228 ?tten da seine Zuh\u246 ?rer nicht \u196 ?rgernis nehmen sollen, wo er dieselbe nur durch Worte kundtat, zumal da er solches gleich im Anfang sagte, noch bevor er einen tats\u228 ?chlichen Beweis seiner Macht erbracht hatte? Gleichwohl taten sie nichts von all dem. Wenn eben die Seele und der Geist {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0349.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d349 }}} rechtschaffen gesinnt sind, so lassen sie sich durch die Worte der Wahrheit leicht \u252 ?berzeugen. Deshalb nahmen jene \u196 ?rgernis, obwohl die Wunderzeichen seine Macht erwiesen; diese glaubten und folgten ihm, wenn sie gleich nur seine Worte h\u246 ?rten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Darauf hat auch der Evangelist hingedeutet, wenn er sagte: \u8220"Es folgte ihm eine gro\u223 ?e Menge Volkes\u8221"; freilich keiner von den Oberpriestern, keiner von den Schriftgelehrten, sondern nur jene, die von S\u252 ?ndhaftigkeit frei waren, und eine unbestechliche Gesinnung hegten. Solche Leute sieht man aber durch das ganze Evangelium hindurch dem Herrn zugetan. Wenn er redete, h\u246 ?rten sie schweigend zu; sie machten keine Einw\u228 ?nde, sie unterbrachen seine Rede nicht, sie stellten ihn nicht auf die Probe und suchten keine Handhabe gegen ihn zu finden wie die Pharis\u228 ?er; und auch nach seiner Predigt folgten sie ihm wieder voll Bewunderung. Du aber beachte die Weisheit des Herrn, wie er auf so viele Weise auf den Nutzen seiner Zuh\u246 ?rer bedacht ist, und bald von den Wundertaten zur Predigt \u252 ?bergeht, bald auf die m\u252 ?ndliche Belehrung Wundertaten folgen l\u228 ?sst. So z.B. hat er viele geheilt, bevor er auf den Berg hinaufstieg, und hat sie dadurch auf seine Predigt vorbereitet; und nachdem er die gro\u223 ?e Predigt beendigt hatte, schickte er sich wieder an, Wunder zu wirken, und bekr\u228 ?ftigte so seine Worte durch die Tat. Da er eben lehrte, wie einer, der Macht besitzt, so wollte er dem Verdachte entgehen, als lehre er nur so aus Stolz und Prahlerei. Deshalb hat er die Worte auch durch seine Taten best\u228 ?tigt und hat geheilt wie einer, der Macht hat. Sie sollten eben in Zukunft nicht mehr verwirrt werden, wenn sie ihn in dieser Weise lehren s\u228 ?hen, da ja auch seine Wunderzeichen der gleichen Macht entsprachen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kap. VIII. V.1: \u8220"Da er n\u228 ?mlich vom Berge herabstieg, kam ein Auss\u228 ?tziger auf ihn zu und sagt: Herr, wenn Du willst, kannst Du mich rein machen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gro\u223 ? war die Einsicht und der Glaube dieses Auss\u228 ?tzigen. Er hat die Predigt nicht unterbrochen, hat {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0350.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d350 }}} das Schauspiel nicht gest\u246 ?rt; er wartete auf den rechten Augenblick und n\u228 ?herte sich dem Herrn, als dieser vom Berg herunterstieg. Auch bringt er seine Bitte nicht so einfachhin vor, sondern fleht mit vieler Inbrunst, und wie ein anderer Evangelist{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 1,40\par} } sagt, zu seinen F\u252 ?\u223 ?en hingeworfen, mit aufrichtigem Glauben und geziemender Ehrfurcht. So sagte er nicht zum Herrn: Wenn Du Gott bittest, noch auch: Wenn du willst, sondern: \u8220"Wenn du willst, kannst du mich rein machen.\u8221" Auch sagte er nicht: Herr, mach mich rein, sondern stellt alles ihm anheim, \u252 ?berl\u228 ?sst ihm die Entscheidung \u252 ?ber sein Anliegen, schreibt alle Macht ihm zu. Wie aber dann, fragst du, wenn die Meinung des Auss\u228 ?tzigen irrig gewesen w\u228 ?re? Dann h\u228 ?tte man sie ihm nehmen und ihn aufkl\u228 ?ren und belehren m\u252 ?ssen. Hat nun der Herr dies getan? Durchaus nicht; vielmehr das gerade Gegenteil. Er best\u228 ?tigte und bekr\u228 ?ftigte seine Worte. Deshalb sagte er auch nicht: Sei rein, sondern:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: \u8220"Ich will, sei rein\u8221", damit so nicht mehr die Meinung des Auss\u228 ?tzigen, sondern der Ausspruch des Herrn f\u252 ?r die Glaubenswahrheit b\u252 ?rge. Die Apostel hingegen machten es nicht so. Vielmehr wie? Als bei ihnen das ganze Volk in Verwunderung geraten war, sagten sie: \u8220"Was schaut ihr uns an, als h\u228 ?tten wir aus eigener Kraft und Macht bewirkt, dass dieser da geht?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 3,12\par} } Der Herr dagegen, der doch oftmals aus Demut Dinge von sich gesagt hatte, die seiner g\u246 ?ttlichen W\u252 ?rde nicht entsprachen, wollte hier den Glauben derer best\u228 ?tigen, die ihn ob seiner Macht bewunderten. Und wie sagt er deshalb? \u8220"Ich will, sei rein.\u8221" Obgleich er sonst so viele und gro\u223 ?e Wunder gewirkt hatte, nirgends findet man, dass er dieses Wort gebraucht h\u228 ?tte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hier wollte also der Herr die Ansicht, die das ganze Volk, sowie der Auss\u228 ?tzige von seiner Macht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0351.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d351 }}} hatten, bekr\u228 ?ftigen, und deshalb schickte er dieses W\u246 ?rtlein voraus: \u8220"Ich will.\u8221" Auch blieb es nicht bei diesem Worte, ohne dass ihm die Tat gefolgt w\u228 ?re; denn auch diese traf alsbald ein. W\u228 ?re es aber nicht recht gewesen so zu sprechen, h\u228 ?tten des Auss\u228 ?tzigen Worte eine Gottesl\u228 ?sterung enthalten, so h\u228 ?tte man der Sache alsbald Einhalt gebieten m\u252 ?ssen. In der Tat aber gehorchte die Natur dem Befehle des Herrn und zwar mit entsprechender Schnelligkeit, ja schneller noch, als der Evangelist es sagen konnte. Denn das \u8220"alsbald\u8221" ist viel langsamer gesprochen, als die Raschheit, mit der das Wunder geschah. Indes sagte Christus nicht einfach: \u8220"Ich will\u8221", sondern er streckte auch noch die H\u228 ?nde aus und fasste ihn an. Hier ist es wohl am Platze, eine Frage zu stellen. Wie kommt es, dass der Herr den Auss\u228 ?tzigen zuerst durch seinen Willen und sein Wort gereinigt hat, und dann \u252 ?berdies ihm noch seine Hand reichte? Ich glaube, er tat dies aus keinem anderen Grunde, als um auch daran zu zeigen, dass er nicht unter, sondern \u252 ?ber dem Gesetze stehe, und dass es \u252 ?berhaupt f\u252 ?r den Reinen nichts Unreines gibt. Deshalb hat auch Elis\u228 ?us den Neheman nicht angesehen, und obwohl er merkte, dass jener sich dar\u252 ?ber \u228 ?rgerte, weil er nicht herauskam und ihm die Hand reichte, hielt er sich doch streng an das Gesetz, blieb im Hause und schickte ihn zum Jordan, damit er sich darin wasche. Dagegen wollte der Herr zeigen, dass er nicht als Untergebener, sondern als Herr die Heilung bewirkte, und reichte deshalb dem Auss\u228 ?tzigen die Hand. Diese wurde eben nicht durch den Aussatz unrein, sondern der auss\u228 ?tzige Leib ward durch die heilige Hand rein. Der Herr war ja nicht blo\u223 ? gekommen, um Leiber zu heilen, sondern um auch die Seele zur h\u246 ?heren Weisheit zu f\u252 ?hren. Wie er also einerseits nicht mehr verbot, mit ungewaschenen H\u228 ?nden zu essen, sondern jenes vorz\u252 ?gliche Gesetz einf\u252 ?hrte, nach dem man keinen Unterschied in den Speisen mehr zu machen braucht, so gab er uns auch hier die Lehre, dass man sich um die Seele bek\u252 ?mmern solle, dass wir nach der Befreiung von jenen \u228 ?u\u223 ?erlichen Waschungen vielmehr die Seele reinigen und nur den seelischen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0352.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d352 }}} Aussatz f\u252 ?rchten sollen, der da die S\u252 ?nde ist; denn k\u246 ?rperlich auss\u228 ?tzig sein, ist kein Hindernis f\u252 ?r die Tugend. Deshalb ber\u252 ?hrt er selbst zuerst den Auss\u228 ?tzigen und niemand macht ihm darob einen Vorwurf. Es waren eben keine unehrlichen Richter da und keine neiderf\u252 ?llten Zuschauer. Deshalb haben sie ihn auch nicht blo\u223 ? nicht angeklagt, sondern gerieten vielmehr in Staunen ob des Wunders, wichen zur\u252 ?ck, und anerkannten seine durch Wort und Tat bewiesene un\u252 ?berwindliche Macht. Nachdem also der Herr den Leib des Auss\u228 ?tzigen geheilt hatte, befahl er ihm\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: \u8220"niemand etwas zu sagen, sondern sich dem Priester zu zeigen und die Opfergabe darzubringen, die Moses vorgeschrieben hatte, zum Zeugnis f\u252 ?r sie.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da sagen nun einige, der Herr habe ihm deshalb befohlen, niemand etwas zu sagen, damit die Priester bei der Untersuchung der Reinheit keinen b\u246 ?sen Willen zeigten. Doch ist es sehr t\u246 ?richt, so etwas zu vermuten. Der Herr hat ja den Auss\u228 ?tzigen nicht so gereinigt, dass noch irgendein Zweifel an der Reinheit bestehen konnte; vielmehr hie\u223 ? er ihn niemand etwas davon sagen, weil er uns damit die Lehre geben wollte, niemals Ruhm und Ehre zu suchen. Er wusste ja ohnehin, dass jener nicht gehorchen, sondern laut seinen Wohlt\u228 ?ter preisen w\u252 ?rde; gleichwohl tut er, was an ihm liegt. Warum aber hat er bei einem anderen Falle befohlen, davon zu reden? Damit kommt er noch nicht in Widerspruch und in Gegensatz mit sich selbst; damals wollte er uns eben Dankbarkeit lehren, hat er ja doch auch damals den Geheilten nicht befohlen, ihn zu preisen, sondern Gott die Ehre zu geben. Durch diesen Auss\u228 ?tzigen hat er uns also den Stolz und die Ruhmsucht untersagt, durch jenen hat er uns zur Dankbarkeit und zu guter Gesinnung angeleitet und hat uns ermahnt, bei allem was geschieht, dem Herrn die Ehre zu geben. Da eben die meisten Menschen sich wohl an Gott erinnern, wenn sie krank sind, ihn aber vergessen, sobald sie gesund geworden, so befiehlt er uns, immerdar, in {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0353.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d353 }}} Krankheit und Gesundheit den Herrn vor Augen zu haben. Deshalb sagte er: \u8220"Gib Gott die Ehre.\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 9,24\par} }\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weshalb befahl aber der Herr dem Geheilten, sich nicht blo\u223 ? dem Priester zu zeigen, sondern auch seine Gabe darzubringen? Auch hierin wollte er wieder das Gesetz erf\u252 ?llen. Er hat es n\u228 ?mlich weder in allen Punkten aufgehoben, noch in allen St\u252 ?cken erf\u252 ?llt, sondern das eine Mal so gehandelt, das andere Mal anders. Durch das eine hat er seiner zuk\u252 ?nftigen Lehre die Wege gebahnt, durch das andere aber die frechen Zungen der Juden im Zaume gehalten, und hat sich doch gleichzeitig ihrer Schwachheit anbequemt. Indes, was wunderst du dich denn, dass der Herr im Anfang sich also verhielt? Sehen wir ja doch, dass selbst die Apostel das Gesetz einmal beobachtet, ein andermal \u252 ?bertreten haben, nachdem sie doch schon den Befehl erhalten hatten, unter die Heiden zu gehen, der ganzen Welt die Tore ihrer Lehre zu \u246 ?ffnen, die des Gesetzes zu schlie\u223 ?en, alles zu erneuern und den ganzen Alten Bund aufh\u246 ?ren zu lassen. Aber, sagst du, was hat das mit der Beobachtung des Gesetzes zu tun, wenn er sagt: \u8220"Zeige dich dem Priester\u8221"? Gar nicht wenig. Es bestand n\u228 ?mlich von Alters her die Vorschrift, dass ein geheilter Auss\u228 ?tziger nicht selbst die Untersuchung und Best\u228 ?tigung der Reinheit vornehme, sondern vor dem Priester erscheine, durch dessen pers\u246 ?nliche Inaugenscheinnahme seine Heilung best\u228 ?tigen lasse, und durch sein Urteil den Reinen zugewiesen werde. H\u228 ?tte n\u228 ?mlich der Priester nicht best\u228 ?tigt, dass der Auss\u228 ?tzige rein sei, so h\u228 ?tte er noch mit den Unreinen au\u223 ?erhalb des Lagers bleiben m\u252 ?ssen. Darum sagte der Herr: \u8220"Zeige dich dem Priester und bringe die Gabe dar, die Moses vorgeschrieben hat.\u8221" Er sagte nicht: die ich vorschreibe, sondern er verweist noch auf das Gesetz, um so die Juden auf jede Weise zum Schweigen zu bringen. Damit sie n\u228 ?mlich nicht sagen k\u246 ?nnten, er habe die Autorit\u228 ?t der Priester beeintr\u228 ?chtigt, so hat er selbst die Wundertat vollbracht, die Pr\u252 ?fung aber jenen zugewiesen und sie selbst zu {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0354.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d354 }}} Richtern \u252 ?ber seine eigene Wundertat bestellt. Denn, so will er gleichsam sagen, ich bin so weit entfernt, Moses oder die Priester zu bek\u228 ?mpfen, dass ich im Gegenteil auch noch diejenigen zum Gehorsam gegen sie anleite, denen ich eine Wohltat erwiesen habe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was bedeuten aber die Worte: \u8222 ?Zum Zeugnis f\u252 ?r sie\u8220"? Zum Tadel, zum Beweis, zur Anklage, wenn sie nicht tun, was recht ist. Da n\u228 ?mlich die Priester gesagt hatten: Wir verfolgen ihn, weil er ein Verf\u252 ?hrer und Betr\u252 ?ger ist, ein gottloser Mensch und ein Feind des Gesetzes, so sagt er{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 gleichsam zum Geheilten\par} } : Du wirst mir Zeugnis geben an jenem Tage, dass ich kein Gesetzesver\u228 ?chter bin. Denn nachdem ich dich geheilt habe, \u252 ?berwies ich dich dem Gesetze und der Pr\u252 ?fung durch die Priester; das beweist, dass ich das Gesetz achte, Moses hochsch\u228 ?tze und den Satzungen des Alten Bundes nicht entgegen bin. Wenn aber auch die Juden keinen Nutzen f\u252 ?r sich daraus ziehen wollten, so k\u246 ?nnte man doch an sich wenigstens daraus ersehen, wie sehr der Herr das Gesetz achtete; er wusste ja, dass die Priester keinen Nutzen daraus ziehen w\u252 ?rden, aber dennoch hat er alles erf\u252 ?llt, was an ihm lag. Er wusste ja gerade dies zum voraus und sagte es auch vorher. Er sagte n\u228 ?mlich nicht: zu ihrer Besserung, noch: zu ihrer Belehrung, sondern: zum Zeugnis f\u252 ?r sie, das hei\u223 ?t, zur Anklage, zur \u220 ?berf\u252 ?hrung, zum Beweis, dass alles geschehen, was an mir lag. Und obgleich er vorher wusste, dass sie unverbesserlich blieben, hat er doch auch so nicht unterlassen, zu tun, was vorgeschrieben war. Jene aber verharrten auch ferner in ihrer eigenen Bosheit.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dasselbe hat der Herr auch anderswo bezeugt mit den Worten: \u8222 ?Es wird das Evangelium auf dem ganzen Erdkreis verk\u252 ?ndet werden zum Zeugnis f\u252 ?r alle V\u246 ?lker, und dann wird das Ende kommen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 24,14\par} } , n\u228 ?mlich f\u252 ?r die V\u246 ?lker, die nicht auf ihn h\u246 ?rten, die sich ihm nicht unterwarfen. Damit eben keiner sage: Weshalb predigst du allen, wenn doch nicht alle auf dich h\u246 ?ren werden? {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0355.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d355 }}} So antwortet er ihnen gleichsam zum Voraus: Damit man sieht, dass ich alles getan habe, was an mir lag, und mir nachher keiner den Vorwurf machen k\u246 ?nne, er habe nichts geh\u246 ?rt. Die Predigt selbst wird gegen sie Zeugnis ablegen, und sie werden wohl daraufhin nicht mehr sagen k\u246 ?nnen, wir haben nichts geh\u246 ?rt; denn:\u8222 ?Bis an die Grenzen der Erde ist die Verk\u252 ?ndigung des Wortes Gottes gedrungen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 18,5\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das wollen also auch wir erw\u228 ?gen, und wollen auch unsererseits all unsere Pflichten gegen den N\u228 ?chsten erf\u252 ?llen und Gott f\u252 ?r alles Dank sagen. Es w\u228 ?re ja unvern\u252 ?nftig, wenn wir jeden Tag Gottes Wohltaten zwar gen\u246 ?ssen, aber unserem Danke nicht durch ein Wort Ausdruck verleihen wollten, obwohl diese Dankesbezeigung uns auch ihrerseits wieder Nutzen bringt. Es ist ja nicht Gott, der irgend etwas von dem bed\u252 ?rfte, was wir besitzen, vielmehr haben wir alles das notwendig, was sein Eigen ist. Unsere Danksagung bringt ja ihm gar keinen Nutzen, w\u228 ?hrend sie uns vertrauter mit ihm macht. Wenn wir uns an die Wohltaten erinnern, die Menschen uns erwiesen, so wird dadurch unsere Liebe noch gr\u246 ?\u223 ?er. Um so mehr noch wird uns das best\u228 ?ndige Andenken an die Wohltaten, die Gott uns erwiesen, zu noch gr\u246 ?\u223 ?erem Eifer in der Beobachtung seiner Gebote anregen. Deshalb hat auch Paulus gesagt: \u8222 ?Seid dankbar!\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kol 3,15\par} } . Der beste Mahner zur Dankbarkeit ist eben das Andenken an die empfangene Wohltat und die immerw\u228 ?hrende Danksagung. Deshalb werden ja auch die heiligen, Schauer erregenden Geheimnisse, die uns so reichliches Heil bringen, und die wir in jedem Gottesdienst vollziehen, Eucharistie genannt. Sie sind eben eine Erinnerung an gar viele Wohltaten, weisen uns auf den Hauptpunkt der g\u246 ?ttlichen F\u252 ?rsorge hin, und regen uns in jeder Beziehung zur Dankbarkeit an. Wenn schon die Geburt aus der Jungfrau ein so gro\u223 ?es Wunder war, dass der Evangelist voll heiligen Staunens sagte: \u8222 ?Das alles ist geschehen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 1,22\par} } , was sollen wir dann erst von seinem Opfertode denken? Wenn der Evangelist {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0356.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d356 }}} f\u252 ?r die Geburt die Worte gebraucht: \u8222 ?das alles\u8220", was soll man dann dar\u252 ?ber sagen, dass der Herr gekreuzigt wurde, sein Blut vergoss, und sich selbst uns zur Speise gegeben und zum geistigen Mahle? Danken wir also unaufh\u246 ?rlich dem Herrn! Danksagung soll all unserem Reden und Handeln vorausgehen! Danken wir aber nicht blo\u223 ? f\u252 ?r die Wohltaten, die wir selbst empfangen, sondern auch f\u252 ?r die, welche anderen zuteil geworden! Auf diese Weise wird es uns m\u246 ?glich sein, nicht blo\u223 ? den Neid zu unterdr\u252 ?cken, sondern auch die Liebe zu kr\u228 ?ftigen und zu veredeln. Da wirst du keinen Neid mehr gegen diejenigen empfinden k\u246 ?nnen, f\u252 ?r die du dem Herrn Dank sagst. Deshalb fordert uns auch der Priester in Gegenwart jenes Opferlammes auf, Dank zu sagen f\u252 ?r die ganze Welt, f\u252 ?r die Vergangenheit, f\u252 ?r die Gegenwart, f\u252 ?r das, was fr\u252 ?her geschehen, und das, was erst sp\u228 ?ter \u252 ?ber uns kommen soll. Das sch\u228 ?lt uns von der Erde los, weist uns auf den Himmel hin und macht uns aus Menschen zu Engeln. Denn auch die Engelch\u246 ?re danken Gott f\u252 ?r die Wohltaten, die er uns Menschen erwiesen, und singen: \u8220"Ehre sei Gott in der H\u246 ?he und Friede sei auf Erde, Eintracht unter den Menschen!\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 2,14\par} } . Allein, was haben wir mit den Engeln zu tun, die nicht auf Erden leben und nicht einmal Menschen sind? Gar vieles; denn so wurden wir unterrichtet, unsere Mitgesch\u246 ?pfe zu lieben und das Gute, das sie besitzen, wie unser eigenes zu betrachten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Deshalb dankt auch Paulus in allen seinen Briefen f\u252 ?r all das Gute, das der Welt widerfuhr. Ebenso sollen auch wir immerdar f\u252 ?r unser eigenes Wohl danken, wie auch f\u252 ?r das anderer, danken f\u252 ?r kleine und auch gro\u223 ?e Wohltaten. Denn wenn auch die Gabe klein sein sollte, sie wird gro\u223 ? dadurch, dass Gott sie spendet, oder besser gesagt, es ist \u252 ?berhaupt nichts klein, was von Gott kommt, nicht blo\u223 ? deshalb, weil er es gibt, sondern auch in sich selbst betrachtet. Um alle anderen Wohltaten zu \u252 ?bergehen, deren Zahl ja die Menge des {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0357.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d357 }}} Sandes am Meere \u252 ?bertrifft: Was kommt der F\u252 ?rsorge gleich, die Gott uns zuteil werden lie\u223 ?? Was ihm unter allen Dingen am kostbarsten war, seinen eingeborenen Sohn, ihn hat er f\u252 ?r uns, seine Feinde, hingegeben! Ja, nicht blo\u223 ? hingegeben hat er ihn, sondern ihn au\u223 ?erdem auch nur f\u252 ?r uns zum Mahle bereitet, und hat auch selber alles f\u252 ?r uns getan, hat uns nicht blo\u223 ? das Geschenk selbst gegeben, sondern dazu auch die dankbare Gesinnung daf\u252 ?r. Da einmal der Mensch in den meisten F\u228 ?llen undankbar ist, so besorgt und bereitet er selbst f\u252 ?r uns das, was wir brauchen. Und das gleiche, was er bei den Juden getan, die er durch bestimmte Orte, Zeiten und Feste an die empfangenen Wohltaten erinnerte, dasselbe hat er auch hier getan, und hat uns durch die Natur dieses Opfers zum immerw\u228 ?hrenden Andenken an diese Wohltat angeregt. So hat sich also niemand soviel M\u252 ?he gegeben, um uns angesehen und gro\u223 ? zu machen und uns mit dankbarer Gesinnung f\u252 ?r alles zu erf\u252 ?llen, als eben Gott, unser Sch\u246 ?pfer. Deshalb erweist er uns oft Wohltaten selbst gegen unseren Willen, und so, dass wir die meisten nicht einmal kennen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn du dich aber wunderst \u252 ?ber meine Worte, so will ich dir an keinem geringeren Beispiel, als an dem des hl. Paulus zeigen, wie dies wirklich so ist. Dieser gro\u223 ?e Heilige befand sich in vielfachen Gefahren und Tr\u252 ?bsalen, und oft bat er, Gott m\u246 ?chte ihn von seinen Heimsuchungen befreien. Gleichwohl h\u246 ?rte Gott nicht auf seine Bitte, sondern hatte nur dessen gr\u246 ?\u223 ?eren Nutzen im Auge. Das gab er kund mit den Worten: \u8220"Es gen\u252 ?gt dir meine Gnade, denn meine Macht zeigt ihren H\u246 ?hepunkt gerade in der Schwachheit\u8222 ?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 12,9\par} } . Also bevor er ihm einen Grund angab, erweist er ihm eine Wohltat, auch ohne dass Paulus es will und wei\u223 ?. Was verlangt er also Gro\u223 ?es von uns, wenn er will, dass wir f\u252 ?r eine so gro\u223 ?e F\u252 ?rsorglichkeit dankbar seien? Entsprechen wir also seinen Absichten und seien wir dankbar in allem. Auch die Juden hat ja nichts so sehr ins Verderben gef\u252 ?hrt als die Undankbarkeit, und nichts {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0358.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d358 }}} anderes als sie hat die bekannten mannigfachen und h\u228 ?ufigen Ungl\u252 ?cksf\u228 ?lle \u252 ?ber dieselben gebracht. Ja, schon vor jenen Ungl\u252 ?cksf\u228 ?llen hat die Undankbarkeit ihre Seelen verdorben und zugrunde gerichtet. \u8220"Denn die Hoffnung des Undankbaren ist wie der Reif des Winters\u8222 ?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wh 16,29\par} } . Die Undankbarkeit macht die Seele so starr und tot, wie der Reif den Leib. Doch kommt diese Undankbarkeit nur von unserem Unverstand her, und weil wir glauben, wir h\u228 ?tten irgendeine Wohltat verdient. Wer dagegen ein zerknirschtes Herz hat, wird Gott nicht nur f\u252 ?r das Gute Dank wissen, sondern auch f\u252 ?r das, was das Gegenteil davon zu sein scheint, und soviel er auch zu leiden hat, er wird nicht glauben, etwas Unverdientes erfahren zu haben. So sollen also auch wir um so mehr Bu\u223 ?gesinnung hegen, je mehr wir in der Tugend Fortschritte machen, denn gerade darin besteht die Tugend. Je sch\u228 ?rfer unsere{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 geistigen\par} } Augen sind, um so besser werden wir sehen, wie weit der Himmel von uns entfernt ist, und je mehr wir in der Tugend fortschreiten, um so mehr werden wir erfahren, welch ein Unterschied ist zwischen Gott und uns. Das ist aber kein geringes Ma\u223 ? von Weisheit, wenn wir imstande sind, unseren wirklichen Wert zu erkennen. Denn der kennt sich selbst am besten, der sich selbst f\u252 ?r nichts h\u228 ?lt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Deshalb haben auch David und Abraham gerade damals am geringsten von sich gedacht, da sie die h\u246 ?chste H\u246 ?he der Tugend erstiegen hatten. Da nannte sich der eine Staub und Asche{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 18,27\par} } , der andere einen Wurm{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 21,7\par} } . Gleich ihnen verdem\u252 ?tigten sich aber auch alle anderen Heiligen. Es kennt also gerade der sich selbst am wenigsten, der in ruhmredige Selbst\u252 ?berhebung verf\u228 ?llt. Auch kommt es gerade von diesem allgemeinen Empfinden, dass wir von eitlen Menschen zu sagen pflegen: Er kennt sich selbst nicht, er wei\u223 ? nicht, wie es mit ihm steht. Wer aber sich selbst nicht kennt, wen soll der dann \u252 ?berhaupt kennen? Wer sich selbst kennt, kennt alles; wem aber die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0359.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d359 }}} Selbsterkenntnis fehlt, der kann auch andere nicht verstehen. So ging es z.B. jenem, der da sagte: \u8220"\u220 ?ber den Himmeln will ich meinen Thron errichten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 14,13\par} } . Da dieser sich selbst nicht kannte, so hatte er auch in allen anderen Dingen keine Einsicht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Anders war es bei Paulus. Er nannte sich aber auch den Auswurf{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 15.8\par} } und den Geringsten unter den Heiligen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eph 3,8\par} } ,den Christen , ja er hielt sich selbst nicht f\u252 ?r w\u252 ?rdig, Apostel genannt zu werden, nachdem er doch schon so Vieles und Gro\u223 ?es{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 f\u252 ?r die Kirche\par} } vollbracht hatte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 15,9\par} } . Ihn sollen wir also zum Vorbild nehmen, ihn nachzuahmen suchen. Wir werden dies aber auch so tun, wenn wir uns von der Welt und allen irdischen Dingen lossch\u228 ?len. Nichts hindert ja so sehr die Selbsterkenntnis, als die Anh\u228 ?nglichkeit an die irdischen Dinge; und nichts anderes bewirkt diese Anh\u228 ?nglichkeit so schnell und sicher, als wenn man sich selbst nicht mehr kennt. Das eine ist hier die Folge des anderen. Derjenige, der weltlichen Ruhm liebt und die eitlen Dinge f\u252 ?r etwas Gro\u223 ?es h\u228 ?lt, wird nie dazu kommen, sich selbst zu erkennen, und g\u228 ?be er sich auch tausendfache M\u252 ?he: umgekehrt wird derjenige, der all dies verachtet, mit Leichtigkeit zur Selbsterkenntnis gelangen. Nachdem er aber sich selbst einmal erkannt hat, wird er auch alle anderen noch \u252 ?brigen Tugenden sich erwerben. Um also diese n\u252 ?tzliche Erkenntnis zu erlangen, wollen wir uns von all den verg\u228 ?nglichen Dingen lossagen, die eine solche Leidenschaft in uns entfachen, wollen unsere eigene Armseligkeit erkennen, und uns in Demut und Fr\u246 ?mmigkeit bew\u228 ?hren, auf dass wir der zeitlichen und ewigen G\u252 ?ter teilhaft werden m\u246 ?gen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem mit dem Vater und dem Heiligen Geiste Ehre, Macht und Ruhm sei jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Sechsundzwanzigste Homilie. Kap. VIII, V.5-13.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0360.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d360 }}} V.5: \u8222 ?Als der Herr nach Kapharnaum hineinging, da trat ein Hauptmann auf ihn zu, flehte ihn an\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: und sprach: Herr, mein Diener liegt zu Hause krank an Gicht und leidet gro\u223 ?e Qualen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Auss\u228 ?tzige kam zum Herrn, als er vom Berge herunterstieg; dieser Zenturio, als er nach Kapharnaum hineinging. Weshalb ist denn weder der eine noch der andere auf den Berg gestiegen? Nicht aus Tr\u228 ?gheit; denn beide hatten einen lebendigen Glauben; sie wollten nur die Predigt des Herrn nicht unterbrechen. Der Hauptmann ging also auf ihn zu und sagte: \u8222 ?Mein Knecht ist zu Hause krank an Gicht und leidet gro\u223 ?e Qualen.\u8220"Einige sagen da, der Hauptmann habe auch gleich die Ursache der Krankheit genannt, um sich zu entschuldigen, dass er seinen Diener nicht selbst mitgebracht hatte. Es w\u228 ?re ihm ja, sagen sie, nicht m\u246 ?glich gewesen, ihn aus dem Hause zu bringen, wenn er solche Anf\u228 ?lle hatte, und solche Schmerzen leiden musste, dass er schon fast in den letzten Z\u252 ?gen lag. Dass es mit ihm beinahe zum \u228 ?u\u223 ?ersten gekommen, bezeugt auch Lukas, der da schreibt: \u8222 ?Er war dem Tode nahe\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 7,2\par} } . Ich halte das Benehmen des Hauptmanns vielmehr f\u252 ?r ein Zeichen seines gro\u223 ?en Glaubens, und zwar eines viel st\u228 ?rkeren als jene hatten, die ihren Kranken vom Dache des Hauses herunterlie\u223 ?en. Er war eben fest davon \u252 ?berzeugt, dass auch ein blo\u223 ?er Befehl des Herrn gen\u252 ?ge, ihm seinen kranken Diener gesund zu machen: deshalb hielt er es f\u252 ?r unn\u246 ?tig, ihn mitzubringen. Was tut nun Jesus? Er tut hier etwas, was er fr\u252 ?her nie getan hat. Sonst gew\u228 ?hrte er immer nur nach erfolgter Bitte {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0361.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d361 }}} den Wunsch der Hilfesuchenden; hier eilt er f\u246 ?rmlich auf die Sache zu und verspricht nicht nur den Knecht zu heilen, sondern auch selbst in das Haus zu kommen. Dies tut er aber nur, damit wir daraus die Tugend des Hauptmannes erkennen. H\u228 ?tte er dies nicht versprochen, sondern einfach gesagt: Wohlan, dein Diener soll gesund sein, so h\u228 ?tten wir diese Beobachtung nicht machen k\u246 ?nnen. Dasselbe tat er auch bei der Ph\u246 ?nizierin, aber in umgekehrter Weise{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 7,26 u. Mt 15,22-28\par} } . Hier ward er nicht in das Haus gerufen, und doch sagte er ohne Z\u246 ?gern, er werde von selbst kommen. Du sollst eben daraus ersehen, welchen Glauben und welch gro\u223 ?e Demut der Hauptmann besa\u223 ?. Bei der Ph\u246 ?nizierin dagegen weigert er sich, sie zu erh\u246 ?ren und stellt ihre Beharrlichkeit auf die Probe. Als weiser und gewandter Arzt verstand er es eben, Gegens\u228 ?tzliches durch Gegens\u228 ?tzliches zu erreichen. Hier offenbart er den Glauben des Hauptmannes durch sein freiwilliges Erscheinen; dort den der Frau durch den langen Aufschub und die Weigerung. So machte er es auch mit Abraham, als er sprach: \u8222 ?Ich werde es nicht verbergen vor meinem Knechte Abraham\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 18,17\par} } , damit du seine Liebe erkennst und seine Bek\u252 ?mmernis f\u252 ?r die Sodomiten. Auch bei Lot weigern sich die Abgesandten, in sein Haus einzutreten, auf dass dir die gro\u223 ?e Gastfreundschaft dieses Gerechten zum Bewusstsein komme{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 19,13\par} } . Was sagt also der Hauptmann?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: \u8222 ?Herr, ich bin nicht w\u252 ?rdig, dass Du eingehst unter mein Dach.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Geben wir acht, wir alle, die wir Christum aufnehmen sollen. Es ist ja auch jetzt noch m\u246 ?glich, ihn aufzunehmen. H\u246 ?ren wir und ahmen wir ihn nach und nehmen wir den Herrn mit dem gleichen Eifer auf. Denn wenn du einen Armen aufnimmst, der Hunger leidet und keine Kleider hat, so hast du ihn aufgenommen und gen\u228 ?hrt. \u8222 ?Aber sprich nur ein Wort und mein Knecht wird {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0362.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d362 }}} gesund.\u8220" Siehe da, wie auch er, gleich dem Auss\u228 ?tzigen so vom Herrn denkt, wie es sich geb\u252 ?hrt. Er sagt n\u228 ?mlich nicht: Bitte du, noch auch: bete und flehe, sondern nur: befiehl. Dann f\u252 ?gte er aus Furcht, dass der Herr ihm aus Demut die Bitte verweigere, hinzu:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: \u8222 ?Denn ich bin ein Mensch, der unter fremder Macht steht und Soldaten unter sich hat. Und sage ich zu einem: Geh, so geht er, und zu jenem: Komm, so kommt er, und zu meinem Sklaven: Tu dies, so tut er es.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber was tut dies zur Sache, fragst du, ob der Hauptmann also vom Herrn dachte? Die Frage ist ja die, ob Christus dem zustimmte und es best\u228 ?tigte. Der Einwand ist gut und sehr verst\u228 ?ndig. Pr\u252 ?fen wir also gerade diesen Punkt; dann werden wir finden, dass es hier gerade so ging wie bei dem Auss\u228 ?tzigen. Der Auss\u228 ?tzige sagte: \u8222 ?Wenn du willst\u8220"; und zwar glauben wir jetzt nicht nur wegen des Auss\u228 ?tzigen an die Macht des Herrn, sondern wegen der Antwort Christi selbst: denn er hat dem Glauben des Auss\u228 ?tzigen nicht nur nicht widersprochen, sondern ihn nur noch mehr darin best\u228 ?rkt. indem er daraufhin das an sich ganz \u252 ?berfl\u252 ?ssige Wort hinzuf\u252 ?gte: \u8222 ?Ich will, sei rein\u8220", eben in der Absicht, den Glauben des Auss\u228 ?tzigen zu best\u228 ?rken. So ist es also am Platze zu pr\u252 ?fen, ob es nicht auch hier \u228 ?hnlich gegangen ist. In der Tat, wir werden finden, dass auch hier sich die Sache gerade so zutrug. Nachdem der Hauptmann eine so gro\u223 ?e Bitte vorgebracht und seinen Glauben an eine so hohe Macht Christi bekundet hatte, da tadelte ihn der Herr nicht nur nicht, sondern nahm die Sache an und tat sogar noch mehr, als sie nur annehmen. Auch der Evangelist sagte ja nicht blo\u223 ?, er habe seine Worte gelobt, sondern zeigte auch, wie sehr er ihn gelobt hat, durch die Bemerkung, er habe ihn sogar bewundert. Ja nicht blo\u223 ? so einfach bewundert hat er ihn, sondern in Gegenwart des ganzen Volkes ihn auch den anderen als Beispiel vor Augen gestellt, das sie nachahmen sollten. Siehst du da, wie jeder von denen, die seiner Macht Zeugnis gaben, Bewunderung findet? \u8222 ?Es staunte die Menge ob seiner Lehre; denn {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0363.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d363 }}} er lehrte wie einer, der Macht hat\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 7,28-29\par} } ; und Christus hat sie darob nicht nur nicht zurechtgewiesen, sondern stieg auch mit ihnen den Berg herab und bekr\u228 ?ftigte ihren Glauben durch die Heilung des Auss\u228 ?tzigen. Ebenso sagte dieser selbst: \u8222 ?Wenn Du willst, kannst Du mich rein machen\u8220", und der Herr tadelte ihn nicht nur nicht, sondern heilte ihn und reinigte ihn, wie er es erbeten hatte. In gleicher Weise sagte auch dieser Hauptmann: \u8222 ?Sprich nur ein Wort und mein Knecht wird gesund werden\u8220". Und der Herr sprach voll Bewunderung:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.10: \u8222 ?Nicht einmal in Israel habe ich einen solchen Glauben gefunden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Du sollst dies auch noch aus dem Gegenteil ersehen. Als Martha nichts dergleichen sagte, sondern das Gegenteil, n\u228 ?mlich: \u8220"Gott wird dir gew\u228 ?hren, um was immer du ihn bittest\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 11,12\par} } , da lobte er sie nicht nur nicht, obgleich sie mit dem Herrn befreundet war und von ihm gesch\u228 ?tzt ward und sie sich viel um ihn abgem\u252 ?ht hatte; im Gegenteil, er tadelte sie und wies sie zurecht, wie eine, die Ungeb\u252 ?hrliches geredet hatte. Er sprach zu ihr: \u8220"Habe ich dir nicht gesagt, dass du die Herrlichkeit Gottes sehen wirst, wenn du glaubst?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 11,40\par} } . Damit tadelte er sie also wie eine, die nicht einmal Glaube gehabt habe. Und da sie gesagt hatte: \u8220"Was immer du von Gott erbittest, wird er dir geben\u8221", so suchte er sie von solcher Ansicht abzubringen und sie zu belehren, dass er nicht n\u246 ?tig habe, von einem anderen etwas zu empfangen, dass er vielmehr selbst die Quelle alles Guten sei. Deshalb erwiderte er: \u8220"Ich bin die Auferstehung und das Leben\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 11,25\par} } . Mit anderen Worten: Ich brauche nicht zu warten, bis ich die Macht erhalte, ich wirke alles aus eigener Kraft. Deshalb bewunderte er auch den Hauptmann und stellt ihn dem ganzen Volke als Beispiel hin, zeichnet ihn aus durch die Verhei\u223 ?ung des Himmelreiches und forderte die anderen auf, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0364.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d364 }}} ihn nachzuahmen. Damit du aber siehst, dass er dies nur in der Absicht sagte, um auch andere zu solchem Glauben zu bringen, so h\u246 ?re, wie genau der Bericht des Evangelisten lautet, der dies mit den Worten andeutet: \u8220"Da wandte sich der Herr um und sagte zu denen, die ihm folgten:\u8221"Nicht einmal in Israel habe ich solchen Glauben gefunden.\u8221" Das ist also ein Zeichen des Glaubens, recht gut vom Herrn zu denken; das verdient uns den Himmel und alle anderen Gnaden. Denn der Herr lie\u223 ? es auch hier nicht beim m\u252 ?ndlichen Lob bewenden, sondern gab dem Hauptmann f\u252 ?r seinen Glauben den kranken Knecht gesund zur\u252 ?ck, flicht ihm einen herrlichen Ruhmeskranz und verhei\u223 ?t ihm gro\u223 ?e Gaben mit den Worten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8220"Viele werden vom Aufgang und vom Niedergang kommen und am gemeinsamen Tische sitzen mit Abraham, Isaak und Jakob,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: die Kinder des Reiches hingegen werden hinausgeworfen werden.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da der Herr sie bereits viele Wunderzeichen hatte schauen lassen, so redet er auch jetzt mit gr\u246 ?\u223 ?erem Freimut zu ihnen. Damit aber dann niemand glaube, seine Worte enthielten nur eine Schmeichelei, und damit alle sehen, dass der Hauptmann wirklich von dieser Gesinnung beseelt war, sagte er:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: \u8220"Wohlan, wie du geglaubt hast, soll dir geschehen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und alsbald folgte die Tat zum Beweis der Worte: \u8220"Und von der Stunde an ward der Knecht gesund.\u8221" Geradeso geschah es bei der Syroph\u246 ?nizierin. Auch zu ihr sagte der Herr: \u8220"Weib, dein Glaube ist gro\u223 ?, es geschehe dir, wie du willst.\u8221" Und ihre Tochter ward geheilt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 15,28\par} } . Da aber Lukas dieses Wunder erz\u228 ?hlt, und noch verschiedenes andere dazuf\u252 ?gt, so dass man glauben k\u246 ?nnte, es bestehe keine \u220 ?bereinstimmung in der Darstellung, so m\u252 ?ssen wir auch diese Schwierigkeiten l\u246 ?sen. Was sagt also Lukas? Der Hauptmann sandte die \u196 ?ltesten der Juden zum Herrn und lie\u223 ? ihn bitten, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0365.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d365 }}} er m\u246 ?ge kommen. Matth\u228 ?us dagegen erz\u228 ?hlt, er sei selbst gekommen und habe gesagt: \u8220"Ich bin nicht w\u252 ?rdig.\u8221" Einige sagen nun, es handle sich hier nicht um dieselbe Person, wenn auch die beiden Erz\u228 ?hlungen viel \u196 ?hnlichkeit miteinander haben. Denn von dem einen sagen die \u196 ?ltesten: \u8220"Er hat uns eine Synagoge gebaut und liebt unser Volk\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 7,5\par} } . Von diesem aber sagt Christus selbst: \u8220"Nicht einmal in Israel habe ich einen so gro\u223 ?en Glauben gefunden.\u8221" Auch sagt er bei jenem nicht: \u8220"Es werden viele kommen vom Aufgang\u8221", so dass man daraus schlie\u223 ?en muss, jener sei ein Jude gewesen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was sollen wir also zu dieser Schwierigkeit sagen? Dass diese L\u246 ?sung sehr einfach ist. Die Frage ist nur, ob sie auch richtig ist? Mir scheint es sich in beiden F\u228 ?llen um dieselbe Person zu handeln. Wie kann aber dann Matth\u228 ?us ihn sagen lassen: \u8220"Ich bin nicht w\u252 ?rdig, dass du eingehst unter mein Dach\u8221", w\u228 ?hrend Lukas schreibt, er habe zu ihm gesandt mit der Bitte, er m\u246 ?ge kommen? Mir scheint Lukas anzudeuten, dass hier Schmeichelei der Juden mit im Spiele war, und dann, dass diejenigen, die im Ungl\u252 ?ck sind, unbest\u228 ?ndig sind und oft ihre Entschl\u252 ?sse wechseln. Wahrscheinlich wollte der Hauptmann zuerst selber kommen, und wurde dann von den Juden daran gehindert, die ihm schmeichelnd sagten: Wir wollen selber gehen und ihn herbringen. Darum kannst du auch sehen, wie ihre Aufforderung voll von Schmeichelei ist: \u8220"Denn er liebt unser Volk\u8221", sagen sie, \u8220"und hat uns auf eigene Kosten die Synagoge gebaut.\u8221" Ja, sie wissen nicht einmal, was sie an dem Manne loben. Sie h\u228 ?tten sagen sollen: Er wollte zwar selber kommen und seine Bitte vorbringen, wir haben ihn aber daran gehindert mit R\u252 ?cksicht auf seinen gro\u223 ?en Schmerz und auf den Kranken, der im Hause lag, und so h\u228 ?tten sie auf seinen gro\u223 ?en Glauben hinweisen sollen. Das tun sie aber nicht. Sie wollten eben aus lauter Neid den Glauben des Mannes nicht offenbaren; sie wollten lieber die Tugend eines Mannes in Schatten stellen, f\u252 ?r den sie doch eine Gnade zu erflehen gekommen waren, als dass der, an den sie ihre Bitte richteten, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0366.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d366 }}} nicht f\u252 ?r etwas Gr\u246 ?\u223 ?eres gehalten w\u252 ?rde, und damit das, weshalb sie gekommen waren, nicht etwa deshalb gew\u228 ?hrt w\u252 ?rde, weil sie den Glauben des Hauptmannes lobend hervorgehoben h\u228 ?tten. Der Neid vermag eben den Verstand zu verdunkeln, Er aber, der das Verborgene kennt, lobte den Hauptmann auch gegen ihren Willen. Dass diese Erkl\u228 ?rung der Sache die richtigste ist, k\u246 ?nnen wir wieder aus Lukas ersehen, der selbst die Erkl\u228 ?rung dazu gibt. Er erz\u228 ?hlt n\u228 ?mlich den Hergang der Sache folgenderma\u223 ?en: \u8220"Da der Herr schon nicht mehr weit war, schickte der Hauptmann zu ihm und lie\u223 ? ihm sagen: Herr, bem\u252 ?he dich nicht, denn ich bin nicht w\u252 ?rdig, dass du eingehst unter mein Dach\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 7,6\par} } . Nachdem er also von den Juden nicht mehr bel\u228 ?stigt wurde, da sandte er Boten und lie\u223 ? sagen: Denke nicht, ich sei aus Bequemlichkeit nicht selber gekommen; ich hielt mich vielmehr f\u252 ?r unw\u252 ?rdig, Dich in meinem Hause zu empfangen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn aber Matth\u228 ?us schreibt, der Hauptmann habe dies nicht durch seine Freunde sagen lassen, sondern es pers\u246 ?nlich vorgebracht, so mache das gar nichts. Die Hauptsache bleibt doch, dass beide den gro\u223 ?en Eifer des Mannes hervorheben und dass er die geb\u252 ?hrend hohe Meinung von Christus hegte. Doch ist es wahrscheinlich, dass er selber kam, um seine Bitte vorzubringen, nachdem er vorher seine Freunde geschickt hatte. H\u228 ?tte nicht Lukas das eine gesagt, dann auch Matth\u228 ?us nicht das andere. Es besteht also kein Widerspruch zwischen beiden, vielmehr hat der eine erg\u228 ?nzt, was der andere auslie\u223 ?. Beachte sodann, wie Lukas auch auf andere Weise den Glauben des Hauptmannes gepriesen hat, indem er sagt, der Knecht sei schon dem Tode nahe gewesen. Trotzdem hat der Hauptmann auch dann den Mut nicht verloren und hat die Hoffnung nicht aufgegeben. Er hielt trotzdem an dem Vertrauen fest, er werde am Leben bleiben. Wenn wir nun bei Matth\u228 ?us lesen, Christus habe gesagt: \u8222 ?Nicht einmal in Israel habe ich so gro\u223 ?en Glauben gefunden\u8220" und dadurch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0367.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d367 }}} zeigt, dass der Hauptmann kein Israelit gewesen sei, w\u228 ?hrend Lukas schreibt, er habe eine Synagoge erbaut, so liegt auch hierin kein Widerspruch. Es kann ja ganz gut einer, der selbst kein Jude ist, eine Synagoge bauen und Liebe zum Judenvolk haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Du aber solltest nicht blo\u223 ? auf die Worte des Hauptmannes achten, sondern auch auf seine Amtsstellung in Betracht ziehen; dann erst wirst du erkennen, wie tugendhaft der Mann gewesen sein muss. Diejenigen, die hohe Stellungen einnehmen, sind ja meist sehr stolz und wollen nicht einmal im Ungl\u252 ?ck von ihrem Hochmut ablassen. So hat derjenige, der bei Johannes erw\u228 ?hnt wird, den Herrn zu seinem Haus hingezogen und gesagt: \u8222 ?Komm, mein Knecht ist dem Tode nahe\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 4,47\par} } . So macht es unser Hauptmann nicht. Er benimmt sich viel besser als dieser und auch besser als jene, die ihren Kranken vom Dache herablie\u223 ?en. Er verlangt nicht, dass der Herr pers\u246 ?nlich zugegen sei, noch trug er den Kranken in die N\u228 ?he des Arztes. Das alles beweist, dass er keine geringe Meinung vom Herrn hatte, sondern so von ihm dachte, wie es sich f\u252 ?r Gott geziemt. Darum sagte er: \u8222 ?Sprich nur ein Wort.\u8220" Aber nicht gleich im Anfang sagte er: \u8222 ?Sprich nur ein Wort\u8220"; vielmehr brachte er nur die Krankheit vor. In seiner gro\u223 ?en Demut erwartet er eben nicht, dass Christus seine Bitte sogleich gew\u228 ?hren und sein Haus aufsuchen werde. Als er darum den Herrn sagen h\u246 ?rte: Ich will kommen und ihn heilen, da erst sagte er: \u8222 ?Sprich nur ein Wort.\u8220" Und selbst der eigene Schmerz hat ihn nicht um die Hoffnung gebracht, auch im Ungl\u252 ?ck blieb er weise und war nicht so sehr auf die Gesundheit des Knechtes bedacht, als darauf, nicht gro\u223 ? zu erscheinen und nichts Ungeziemendes zu tun. Deshalb hat er auch selbst nicht gedr\u228 ?ngt, sondern Christus hat sein Kommen angek\u252 ?ndigt; und auch so nicht war er in Furcht, diese Ehre m\u246 ?chte so gro\u223 ? sein f\u252 ?r seinen Rang und b\u246 ?se Folgen haben. Siehst du da die Art seiner Gesinnung, und wie t\u246 ?richt die Juden waren, die sagten: \u8222 ?Er verdient es, dass du ihm eine Gunst erweisest?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 7,4\par} } .Sie h\u228 ?tten {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0368.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d368 }}} sich auf die Liebe Jesu zu den Menschen berufen sollen; statt dessen kommen sie mit der W\u252 ?rdigkeit des Hauptmannes daher und wissen dabei nicht einmal, welchen Grund der W\u252 ?rdigkeit sie eigentlich angeben sollten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Hauptmann dagegen war ganz anders gesinnt. Er bekannte sich im Gegenteil f\u252 ?r ganz unw\u252 ?rdig, nicht blo\u223 ? die Erh\u246 ?rung seiner Bitte zu finden, sondern auch, den Herrn in seinem Hause aufzunehmen. Darum hat er auch zu den Worten: \u8222 ?Mein Knecht liegt darnieder\u8220" nicht hinzugef\u252 ?gt: Sprich, aus Furcht, des Gnadenerweises nicht w\u252 ?rdig zu sein. Er begn\u252 ?gt sich damit, den Ungl\u252 ?cksfall einfach darzulegen. Und selbst dann, als er Christi Bereitwilligkeit sah, st\u252 ?rzt er sich nicht auf die Sache los, sondern f\u228 ?hrt noch immer fort, sich innerhalb der geb\u252 ?hrenden Schranken zu halten. Wenn aber jemand fragt: Warum hat ihm Christus nicht auch seinerseits wieder Ehre erwiesen, so k\u246 ?nnen wir nur darauf erwidern, dass er ihm in der Tat sehr gro\u223 ?e Ehre erwiesen hat. Erstens dadurch, dass er dessen gute Gesinnung offenbart, die gerade daran sich am deutlichsten zeigte, dass er nicht wollte, dass der Herr in sein Haus komme; zweitens dadurch, dass er ihm das Reich Gottes verhei\u223 ?t und ihn h\u246 ?her stellte als das gesamte Volk der Juden. Daf\u252 ?r, dass er sich selbst f\u252 ?r unw\u252 ?rdig erkl\u228 ?rt hat, Christus in sein Haus aufzunehmen, ward er selbst des Reiches Gottes gew\u252 ?rdigt und der Seligkeit, die Abraham zuteil geworden. Warum wurde aber dann der Auss\u228 ?tzige, der doch noch eine h\u246 ?here Meinung vom Herrn gezeigt hatte, nicht auch belobt? Er sagte ja nicht: \u8222 ?Sprich nur ein Wort\u8220", sondern, was viel mehr ist: \u8222 ?Wolle nur.\u8220" So redet ja der Prophet von Gott Vater und sagt: \u8222 ?Alles, was er wollte, hat er gemacht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 118,11 u.134,6\par} } . Indes wurde auch der Auss\u228 ?tzige belobt. Als n\u228 ?mlich der Herr gesagt hatte: \u8222 ?Bringe die Gabe dar, die Moses vorgeschrieben zum Zeugnis f\u252 ?r sie\u8220", da f\u252 ?gte er nur noch das eine dazu: Du wirst Zeugnis wider sie ablegen durch den Glauben, den du bekannt hast. \u220 ?brigens war es nicht das gleiche, ob ein Jude glaubte, oder einer, der nicht zum auserw\u228 ?hlten Volke {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0369.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d369 }}} geh\u246 ?rte. Dass n\u228 ?mlich der Hauptmann kein Jude war, geht schon aus seiner Stellung als Hauptmann hervor, wie aus dem Worte des Herrn: \u8222 ?Nicht einmal in Israel habe ich so gro\u223 ?en Glauben gefunden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es ist ja auch wirklich etwas Gro\u223 ?es, dass ein Mann, der ja nicht im j\u252 ?dischen Stammesregister stand, so gro\u223 ?e Einsicht erlangt hatte. Ich glaube, er hatte die Heerscharen es Himmels geschaut, oder erkannt, dass die Leiden, der Tod und alles andere Christus ebenso untertan sind, wie ihm seine Soldaten. Darum sagte er:\u8222 ?Denn ich bin ein Mensch, der unter die Macht gestellt ist\u8220", das hei\u223 ?t: Du bist Gott, ich ein Mensch. Ich bin Untertan, Du nicht. Wenn also ich, ein untert\u228 ?niger Mensch, solche Macht besitze, dann um so mehr er, der Gott ist und niemandem untertan. Er will eben den Herrn recht deutlich davon \u252 ?berzeugen, dass er den Vergleich nicht macht, als ob wirklich eine Ebenb\u252 ?rtigkeit best\u252 ?nde, sondern um von dem einen auf das H\u246 ?here zu schlie\u223 ?en. Wenn ich, der ich die Stellung eines Untergebenen einnehme und Untertan bin, trotzdem soviel vermag, blo\u223 ? wegen des unbedeutenden Vorzugs einer Befehlshaberstelle, und mir deshalb keiner widerspricht, sondern das geschieht, was ich befehle, selbst wenn ich das eine Mal dies, ein andres Mal das Gegenteil befehle{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn wenn ich dem einen sage: Geh, so geht er, und zum andern: Komm, so kommt er\par} } , dann wirst du nur um so mehr Macht besitzen. Andere verstehen diese Stelle auch so: \u8222 ?Wenn also ich, der ich ein blo\u223 ?er Mensch bin\u8220", machen dann ein Satzzeichen und fahren fort: \u8222 ?und Soldaten unter meinem Befehle habe.\u8220" Du aber sollst beachten, wie der Hauptmann sogar seinen Glauben offenbarte, dass der Herr auch \u252 ?ber den Tod zu gebieten vermag wie \u252 ?ber einen Sklaven und ihm befehlen k\u246 ?nne, wie ein Herr. Denn mit den Worten: \u8222 ?Komm, und er kommt\u8221", und: \u8220"Geh, und er geht\u8220", wollte er sagen: Wenn du dem Tode befiehlst, nicht \u252 ?ber meinen Knecht zu kommen, so wird er nicht kommen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du da, wieviel Glauben er besa\u223 ?? Was sp\u228 ?ter allen Menschen klar werden sollte, das hat dieser Hauptmann schon ganz offen erkl\u228 ?rt, dass n\u228 ?mlich der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0370.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d370 }}} Herr die Macht \u252 ?ber Leben und Tod habe, dass er zu den Toren der Unterwelt hin und zur\u252 ?ckf\u252 ?hre. Zudem sprach der Hauptmann nicht nur von Soldaten, sondern auch von Sklaven, die ja noch mehr zum Gehorsam verpflichtet sind. Allein trotz seines gro\u223 ?en Glaubens hielt er sich selbst noch f\u252 ?r unw\u252 ?rdig. Christus dagegen zeigte ihm, dass er wohl w\u252 ?rdig sei, ihn in seinem Hause zu empfangen. Ja, er tat noch viel mehr, er bewunderte ihn, er lobte ihn und gab ihm mehr, als er gebeten hatte. Der Hauptmann war gekommen, um seinem Knechte die leibliche Gesundheit zu verschaffen und ging zur\u252 ?ck im Besitze des himmlischen Reiches. Siehst du, wie sich bereits das Wort erf\u252 ?llt hatte: \u8222 ?Suchet das Himmelreich und dieses alles wird euch dazu gegeben werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,33\par} } ? Weil der Hauptmann viel glaubte und Demut gezeigt hatte, so hat ihm Christus auch noch den Himmel gegeben und dazu noch die Gesundheit{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 f\u252 ?r seinen Knecht\par} } . Und nicht blo\u223 ? damit hat er ihn geehrt, sondern auch dadurch, dass er bekannt machte, an wessen Stelle er ins Himmelreich eingehen werde. Denn schon dadurch allein zeigt er allen ganz deutlich, dass das Heil aus dem Glauben{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 an Christus\par} } kommt, nicht aus den Werken, die das{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 alttestamentliche\par} } Gesetz vorschreibt. Deshalb ist dieses Geschenk nicht nur f\u252 ?r die Juden, sondern auch f\u252 ?r die Heiden bestimmt; aber f\u252 ?r jene noch mehr als f\u252 ?r diese. Glaubt nicht, will der Herr sagen, dass dies nur bei diesem Hauptmann so geschehen ist; das gleiche Gesetz{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Heiles aus dem Glauben\par} } gilt f\u252 ?r die ganze Welt. Mit diesen Worten k\u252 ?ndet der Herr seine Absicht betreffs der Heiden an und macht ihnen zum voraus gute Hoffnungen. Unter denen, die ihm folgten, waren n\u228 ?mlich auch einige aus dem Teile von Galil\u228 ?a, der von Heiden bewohnt war. Er redete aber deshalb so, damit die Heiden nicht verzweifelten und die Juden gedem\u252 ?tigt w\u252 ?rden. Um aber seine Zuh\u246 ?rer dadurch nicht zu beleidigen und ihnen keinerlei Handhabe zu bieten, so redet er nicht gleich am Anfang von den Heiden, sondern ben\u252 ?tzt die Gelegenheit, die ihm der Hauptmann bietet, und selbst dann {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0371.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d371 }}} gebraucht er nicht den blo\u223 ?en Ausdruck \u8222 ?Heiden\u8220". Er sagt nicht: viele Heiden, sondern: \u8222 ?viele vom Aufgang und vom Niedergang\u8220", womit er eben die Heiden meinte. Auf diese Weise stie\u223 ? er bei den Zuh\u246 ?rern nicht an, weil eben der Ausdruck etwas dunkel war. Aber nicht blo\u223 ? dadurch milderte er in etwas die Neuerung, die in seiner Lehre zu liegen schien, sondern auch dadurch, dass er den Scho\u223 ? Abrahams an Stelle des Himmelreiches nannte. Dies war ihnen eben kein gel\u228 ?ufiger Ausdruck, w\u228 ?hrend die Erw\u228 ?hnung Abrahams ihnen nur um mehr schmerzlicher sein musste. Deshalb hat auch Johannes nicht so gleich von der H\u246 ?lle gesprochen, sondern sagte etwas, was die Juden am meisten betr\u252 ?bte, n\u228 ?mlich: \u8222 ?R\u252 ?hmet euch nur nicht und sagt: Wir sind Kinder Abrahams!\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 3,9\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr erreichte damit auch noch etwas anderes, n\u228 ?mlich, dass er nicht als Gegner des Alten Testamentes dastand. Denn wer mit Bewunderung von den Patriarchen sprach und ihren Scho\u223 ? ein Gl\u252 ?ck nannte, der beugte einem solchen Verdacht mehr als gen\u252 ?gend vor. Keiner soll also glauben, die Drohung betreffe nur eine Sache allein; es handelt sich um eine doppelte, sowohl bei der Strafe f\u252 ?r die einen, wie bei der Gl\u252 ?ckseligkeit f\u252 ?r die andern. Denn jene werden nicht blo\u223 ? einen Verlust erleiden, sondern werden etwas verlieren, was ihnen eigentlich zu Recht geh\u246 ?rt; diese werden nicht blo\u223 ? etwas erhalten, sondern das erlangen, was sie gar nicht erwartet hatten; dazu kommt noch ein drittes Moment, dass sie n\u228 ?mlich das erhalten, was jenen bestimmt war. Kinder des Himmelreiches aber nennt der Herr diejenigen, denen das Himmelreich bestimmt war. Gerade das musste die Juden am schmerzlichsten treffen. Zuerst weist er darauf hin, dass sie der Offenbarung und Verhei\u223 ?ung gem\u228 ?\u223 ? dem Scho\u223 ?e Abrahams angeh\u246 ?ren und dann schlie\u223 ?t er sie davon aus. Und weil dies zun\u228 ?chst nur Worte waren, bekr\u228 ?ftigte er sie auch noch durch ein Wunderzeichen, wie andererseits auch die Wunderzeichen eine Best\u228 ?tigung fanden in den Prophezeiungen, die sich nachher erf\u252 ?llten. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0372.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d372 }}} Wer also nicht an die Heilung glauben wollte, die dem Knechte zuteil wurde, m\u246 ?ge wenigstens um der Prophezeiung willen, die sich bereits erf\u252 ?llte, auch an das andere glauben. Denn auch die Prophetie wurde schon vor ihrer Erf\u252 ?llung durch das damalige Wunder allen bekannt. Deshalb hat er zuerst diese Dinge vorausgesagt und dann den kranken Knecht geheilt, damit er durch das, was sie vor Augen hatten, zum Glauben an das gef\u252 ?hrt w\u252 ?rden, was erst kommen sollte, damit sie gleichsam das Geringere annehmen um des Gr\u246 ?\u223 ?eren willens. Dass die Tugendhaften gl\u252 ?cklich werden sollten, die Gesetzes\u252 ?bertreter dagegen Strafe erleiden, das war ja gar nichts Au\u223 ?erordentliches.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das entspricht nur der Vernunft und der Billigkeit des Gesetzes. Dass aber ein Gel\u228 ?hmter wieder gehen und ein Toter auferstehen sollten, das ging doch \u252 ?ber die M\u246 ?glichkeit der Natur hinaus. Gleichwohl hat der Hauptmann auch hier nicht wenig dazu beigetragen, um die Juden zum Glauben auch an diese gr\u246 ?\u223 ?eren und wunderbaren Dinge zu f\u252 ?hren. Das gibt uns auch Christus zu verstehen mit den Worten: \u8222 ?Wohlan, wie du geglaubt hast, soll dir geschehen!\u8220" Siehst du, wie die Gesundheit, die dem Knechte zur\u252 ?ckgegeben wurde, auch f\u252 ?r die Macht Christi lautes Zeugnis ablegt, ebenso wie f\u252 ?r den Glauben des Hauptmannes, und wie sie auch den Glauben an das bekr\u228 ?ftigte, was erst kommen sollte? Ja, es hat eigentlich alles die Macht Christi in helles Licht gestellt. Denn der Herr gab nicht nur dem Knechte die leibliche Gesundheit wieder, er gewann auch die Seele des Hauptmannes durch seine Wunderzeichen f\u252 ?r den Glauben. Du aber richte dein Augenmerk nicht blo\u223 ? auf die Tatsache, dass dieser glaubt und die anderen geheilt wurden; bewundere vielmehr auch die Schnelligkeit der Heilung. Gerade darauf wollte der Evangelist aufmerksam machen, wenn er sagte: \u8222 ?Und es ward der Knecht in derselben Stunde geheilt.\u8220" Ebenso sagte er auch beim Auss\u228 ?tzigen: \u8222 ?Er ward alsbald rein.\u8220" Christus zeigt seine Macht nicht nur durch die Heilung an sich, sondern auch durch ihre ganz au\u223 ?ergew\u246 ?hnliche Art, da sie in einem einzigen Augenblick sich vollzog. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0373.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d373 }}} Und nicht nur dadurch n\u252 ?tzte er uns, sondern auch dadurch, dass er bei allen seinen Wundertaten vom Gottesreich zu reden anf\u228 ?ngt und alle f\u252 ?r dasselbe zu gewinnen sucht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch jenen, die er mit Ausschluss bedroht, droht er nicht, um sie wirklich auszuschlie\u223 ?en, sondern damit sie ob seiner Rede Furcht empf\u228 ?nden und so zum Himmel hingezogen w\u252 ?rden. Wenn sie aber auch da keinen Nutzen z\u246 ?gen, so sind ausschlie\u223 ?lich sie selbst daran schuld, wie \u252 ?berhaupt alle, die an der gleichen Krankheit leiden. Es kann ja jedermann sehen, dass dies nicht nur an den Juden geschah, sondern auch an solchen, die den Glauben gehabt hatten. Auch Judas war ja ein Kind des Gottesreiches gewesen, auch an ihn waren, wie an die anderen J\u252 ?nger, die Worte gerichtet: \u8222 ?Ihr werdet auf zw\u246 ?lf Thronen sitzen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19,28\par} } ; gleichwohl ward aus ihm ein Kind der H\u246 ?lle. Der \u196 ?thiopier dagegen, ein Barbar, einer von denen, die vom Aufgang und vom Niedergang kommen, genie\u223 ?t den Himmelslohn mit Abraham, Isaak und Jakob. Dasselbe geschieht jetzt auch an uns.\u8222 ?Denn\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?viele von den ersten werden die letzten sein, und viele von den letzten die ersten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 30\par} } . Das sagte aber der Herr, damit die einen sich nicht der Tr\u228 ?gheit hingeben, da sie ja doch nicht ans Ziel kommen k\u246 ?nnten, die anderen dagegen nicht \u252 ?berm\u252 ?tig w\u252 ?rden, als ob ihnen die Sache ja bereits sicher sei. Das hat fr\u252 ?her auch schon Johannes{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der T\u228 ?ufer\par} } gesagt: \u8222 ?Es kann Gott aus diesen Steinen Kinder Abrahams erwecken\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 3,9\par} } . Da dies tats\u228 ?chlich geschehen sollte, so wurde es auch schon fr\u252 ?her vorhergesagt, damit niemand in Zweifel gerate wegen so auffallender Dinge. Jener verk\u252 ?ndete dies aber nur als etwas M\u246 ?gliches; er war eben der Vorl\u228 ?ufer; Christus dagegen sagte es als ganz sicher voraus, und bekr\u228 ?ftigte seine Worte durch Wunderzeichen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Haben wir also kein so gro\u223 ?es Selbstvertrauen, wenn wir noch stehen; sagen wir vielmehr zu uns selbst: {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0374.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d374 }}} \u8222 ?Wer zu stehen glaubt, sehe zu, dass er nicht falle\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 10,12\par} } . \u220 ?berlassen wir uns aber auch nicht der Verzweiflung, wenn wir gefallen sind, sondern sprechen wir zu uns: \u8222 ?Soll derjenige, der f\u228 ?llt, nicht mehr aufstehen?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 8,4\par} } . Viele hat es schon gegeben, die bereits himmelhoch gestiegen waren und Beweise der gr\u246 ?\u223 ?ten sittlichen Kraft hatten, die die W\u252 ?steneien aufsuchten, wo sie weit und breit kein Weib zu Gesicht bekamen, die aber doch ob einer geringen Unachtsamkeit zu Falle kamen und in das tiefste S\u252 ?ndenleben versanken. Andere dagegen rafften sich aus der Tiefe heraus und stiegen bis zum Himmel empor, verlie\u223 ?en B\u252 ?hne und Theater und begannen das Leben der Engel zu f\u252 ?hren. Und sie gaben solche Beweise der Tugend, dass sie D\u228 ?monen in die Flucht jagten und viele andere derartige Wundertaten verrichteten. Solche Beispiele finden sich in Menge in der Hl. Schrift, wie auch im t\u228 ?glichen Leben. Da sind es Unz\u252 ?chtige und Woll\u252 ?stige, welche die Manich\u228 ?er widerlegen, die da behaupten, das B\u246 ?se sei un\u252 ?berwindlich die sich dem Teufel geweiht, und jene, die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 auf dem Wege der Tugend\par} } fortschreiten wollen, daran hindern und das ganze Leben verderben. Die dergleichen Dinge lehren, schaden nicht nur das zuk\u252 ?nftige Leben, sie bringen auch hienieden schon alles in Verwirrung, soweit es auf sie ankommt. Wie sollten da jene, die ein schlechtes Leben f\u252 ?hren, sich um Tugend k\u252 ?mmern wollen, wenn sie es f\u252 ?r unm\u246 ?glich halten, sich dieselbe anzueignen und sich zu bessern? Jetzt haben wir Gesetze, es drohen uns Strafen und es lockt uns fast die Aussicht auf Ruhm und Ehre, es steht uns die H\u246 ?lle bevor und das Himmelreich ist uns verhei\u223 ?en, der B\u246 ?sen harrt Schande, der Guten Lob! Und trotzdem gibt es auch da noch Leute, die nur mit M\u252 ?he dazu gebracht werden k\u246 ?nnen, die Unannehmlichkeit des Tugendstrebens auf sich zu nehmen! Was soll dann aber noch hindern, dass alles verderbe und zugrunde gehe, wenn man das andere wegnimmt?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0375.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d375 }}} Seien wir also dieser teuflischen Bosheit wohl eingedenk und bleiben wir uns bewusst, dass diese{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Manich\u228 ?er\par} } , sowie alle, die da behaupten, das blinde Schicksal regiere die Welt, den weltlichen Gesetzen widersprechen, sowie auch den heiligen Gesetzen Gottes, dem Zeugnis der Natur, der allgemeinen \u220 ?berzeugung des menschlichen Geschlechtes, den Barbaren, den Skythen, den Thraziern, sowie \u252 ?berhaupt gar allen. Seien wir darum vern\u252 ?nftig, Geliebte, geben wir allen jenen Leuten den Abschied und wandeln wir auf dem engen Wege mit Vertrauen und mit Furcht; mit Furcht wegen der Abgr\u252 ?nde, die auf beiden Seiten drohen, mit Vertrauen, weil Jesus unser F\u252 ?hrer ist. Wandeln wir n\u252 ?chtern und in wachem Zustande. Wer auch nur einen Augenblick einschl\u228 ?ft, st\u252 ?rzt alsbald in den Abgrund. Wir sind eben nicht st\u228 ?rker als David, der in einem Augenblick der Unachtsamkeit bis in den tiefsten Abgrund der S\u252 ?nde st\u252 ?rzte. Allein er erhob sich alsbald wieder. Darum sollst du nicht blo\u223 ? auf seine S\u252 ?nde schauen, sondern auch darauf, dass er die S\u252 ?nde wieder ges\u252 ?hnt hat. Deshalb ward ja jene Begebenheit aufgezeichnet, nicht damit du den Gefallenen sehest, sondern den Aufstehenden bewunderst; damit du lernest, wie man sich wieder aufrichten soll, nachdem man gefallen ist. Auch die \u196 ?rzte w\u228 ?hlen unter allen Krankheiten die schwersten aus, schreiben sie auf und geben an, wie man sie heilen muss, damit sie durch die \u220 ?bung an den schweren Krankheiten auch der leichteren m\u252 ?helos Herr werden. Ebenso hat auch Gott gerade die schwersten S\u252 ?nden angef\u252 ?hrt, damit jene, die nur leichte S\u252 ?nden begingen, durch sie mit Leichtigkeit den Weg zur Besserung f\u252 ?r diese f\u228 ?nden. Denn wenn jene schweren S\u252 ?nden Heilung fanden, dann um so eher die leichten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sehen wir also wie es kam, dass der selige David einmal schwach wurde, aber dann alsbald sich wieder vom Falle erhob. Wie verhielt es sich also mit seinem Falle? David beging einen Ehebruch und einen Mord. Ich sch\u228 ?me mich nicht diese Dinge deutlich mit Namen zu nennen. Wenn der Heilige Geist es nicht f\u252 ?r eine Schande hielt, diese ganze Geschichte andere schreiben zu lassen, so d\u252 ?rfen um so weniger wir sie vertuschen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0376.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d376 }}} wollen. Deshalb will ich sie nicht nur erz\u228 ?hlen, sondern auch anderes hinzuf\u252 ?gen. Gerade diejenigen, die diese Geschichte verheimlichen wollen, verbergen damit auch Davids Tugend. Wer seinen Kampf mit Goliath verschweigt, raubt ihm keinen geringen Siegeskranz; ebenso machen es auch diejenigen, die diese Geschichte \u252 ?bergehen. Scheinen aber meine Worte nicht einen Widerspruch zu enthalten? Nun, habet ein wenig Geduld, und ihr werdet sehen, dass wir ganz recht hatten, so zu reden. Nur aus dem Grunde lasse ich die S\u252 ?nde recht schwer erscheinen, stelle die Gegens\u228 ?tze recht scharf ins Licht, um so die Heilmittel um so wirksamer zu machen. Was ist es also, was ich noch hinzuf\u252 ?gen will? Die Tugend des Mannes, die l\u228 ?sst seine Schuld nur noch gr\u246 ?\u223 ?er erscheinen. Nicht alles wird bei allen gleich beurteilt. \u8222 ?Die M\u228 ?chtigen\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?werden hart gerichtet werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wh 6,7\par} } , und: \u8222 ?Wer den Willen seines Herrn kennt, ihn aber nicht tut, wird schwer gestraft werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 12,47\par} } . Die gr\u246 ?\u223 ?ere Erkenntnis ist also Ursache gr\u246 ?\u223 ?erer Strafe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Deshalb wird auch einen Priester, der die gleiche S\u252 ?nde begeht, wie seine Untergebenen, nicht die gleiche, sondern eine viel schwerere Strafe treffen. Wenn ihr nun aber seht, wie ich den Fall Davids noch immer schwerer hinstelle, so zittert ihr vielleicht und seid in Furcht und wundert euch, dass ich so gleichsam aus der H\u246 ?he auf ihn herabst\u252 ?rze. Ich bin der Sache dieses Gerechten so gewiss, dass ich sogar noch weiter gehe; denn je gr\u246 ?\u223 ?er ich die S\u252 ?nde erscheinen lasse, um so mehr werde ich imstande sein, das Lob Davids zu zeigen. Aber was kann man noch mehr sagen, als das? O, noch viel mehr! Auch bei Kain handelte es sich nicht blo\u223 ? um einen Mord, sondern um etwas, was viel schlechter war als viele Mordtaten. Er hat ja keinen Fremden erschlagen, sondern den eigenen Bruder, und dazu einen Bruder, der ihm keinerlei Leid zugef\u252 ?gt, sondern dem er unrecht getan hatte; und dies nicht etwa, nachdem schon viele Mordtaten vorgekommen waren, sondern er war der erste, der auf eine so {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0377.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d377 }}} ruchlose Tat verfiel. So war auch hier die Tat des David nicht blo\u223 ? ein Mord. Der T\u228 ?ter war ja nicht irgendein unbekannter Mann, sondern ein Prophet. Und zwar t\u246 ?tete er nicht einen, der ihm unrecht getan, sondern dem er B\u246 ?ses zugef\u252 ?gt hatte; denn ihm ward schon fr\u252 ?her Unrecht geschehen, als ihm die Frau geraubt wurde. Gleichwohl hat David zu dem einen Unrecht auch das andere hinzugef\u252 ?gt. Sehet ihr, wie ich des Gerechten nicht schone und seine Fehltritte ohne irgendwelche Zur\u252 ?ckhaltung erz\u228 ?hle? Dennoch bin ich f\u252 ?r seine Ehrenrettung so wenig in Angst, dass ich trotz dieser schweren S\u252 ?nde w\u252 ?nschte, es m\u246 ?chten auch die Manich\u228 ?er, die ja am meisten dar\u252 ?ber spotten, und alle, die von der H\u228 ?resie des Marcion angesteckt sind, zugegen sein, um sie ganz und gar zum Schweigen zu bringen. Sie sagen, er habe Mord und Ehebruch begangen. Ich aber sage nicht blo\u223 ? das, ich sage, er hat einen zweifachen Mord begangen, einen an dem Opfer seines Unrechtes, den anderen an der W\u252 ?rde der eigenen s\u252 ?ndigen Person.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 7.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es ist ja doch nicht dasselbe, ob ein Mann, der des Empfanges des Geistes gew\u252 ?rdigt wurde, der so gro\u223 ?e Wohltaten empfing, der solche Macht erlangt und in so hohem Alter steht, ein derartiges Verbrechen begeht, oder ob es einer tut, dem nichts von all dem zuteil geworden. Gleichwohl ist dieser edle Mann gerade deshalb so bewunderungsw\u252 ?rdig, weil er zwar in den tiefsten Abgrund der S\u252 ?nde hinabst\u252 ?rzte, aber nicht dort liegen blieb, nicht verzweifelte und sich selbst nicht aufgab, obwohl ihm der Teufel eine so t\u246 ?dliche Wunde beigebracht hatte, sondern schnell, ja sogleich und mit gro\u223 ?er Wucht dem Teufel einen Hieb versetzte, der noch schlimmer war als der, den er empfangen hatte. Es ging da, wie es im Krieg und Kampfesget\u252 ?mmel zu gehen pflegt. Einer der Feinde st\u246 ?\u223 ?t seinen Speer in die Brust eines tapferen Streiters, schleudert dazu seinen Wurfspie\u223 ? gegen ihn und bringt ihm so eine zweite, noch schwerere Wunde bei, als die erste war, so dass derselbe schwer verwundet zu Boden st\u252 ?rzt und ganz mit Blut \u252 ?berstr\u246 ?mt wird. Aber gleichwohl erhebt er {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0378.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d378 }}} sich sogleich wieder, wirft seinen eigenen Speer gegen den Sch\u252 ?tzen und streckt ihn alsbald tot zu Boden nieder. Geradeso geht es hier. Je gr\u246 ?\u223 ?er du die Wunde machst, um so bewunderungsw\u252 ?rdiger machst du auch die Seele des Verwundeten, der nach einer so schweren Verletzung noch die Kraft hatte, sich wieder zu erheben, mitten im Gew\u252 ?hle der Schlachtreihe fest zu stehen und dem den Tod zu geben, der ihn verwundet hatte. Welch gro\u223 ?e Tat so etwas ist, das wissen diejenigen am besten, die in schwerer S\u252 ?nde liegen. Um auf dem rechten Wege zu wandeln und bis ans Ende zu laufen, bedarf es nicht so vieler Kraft und Jugendfrische f\u252 ?r eine Seele; denn eine solche Seele hat die gute Hoffnung zur Begleiterin, die sie salbt, aufrichtet, kr\u228 ?ftigt und mutig macht; wohl aber ist dies notwendig, wenn man nach unz\u228 ?hligen Ruhmeskr\u228 ?nzen, zahlreichen Siegeszeichen und Siegen das schwerste Ungl\u252 ?ck erfuhr und dann doch noch imstande sein soll, denselben Wettlauf von vorne zu beginnen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um mich noch deutlicher auszudr\u252 ?cken, will ich noch einen anderen, nicht weniger wirksamen Vergleich vorzubringen versuchen. Denke dir einen Kapit\u228 ?n, der schon unz\u228 ?hlige Gew\u228 ?sser durchfahren, der das Schwarze Meer durchsegelt, viele St\u252 ?rme, Klippen und Brandungen \u252 ?berwunden und nun, mit reicher Ladung versehen, mitten in der Einm\u252 ?ndung des Hafens Schiffbruch leidet und dem Verderben kaum mit dem nackten Leben entrinnt. Mit welchen Gef\u252 ?hlen wird er da an das Meer denken, an die Schiffahrt und an die Gefahren, die mit ihr verbunden sind? Wird ein solcher Mann, wenn er keinen wahrhaften Heldenmut besitzt, je wieder eine Meeresk\u252 ?ste oder einen Hafen sehen wollen? Ich glaube kaum! Er wird sich verh\u252 ?llen und sich niederlegen, wird den Tag f\u252 ?r die Nacht ansehen und an allem verzweifeln. Ja, er w\u252 ?rde lieber als Bettler sein Leben fristen wollen, als die gleiche M\u252 ?he nochmals auf sich zu nehmen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nicht so hat der selige David gehandelt. Er hat zwar einen solchen Schiffbruch mitgemacht, aber trotz {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0379.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d379 }}} all der verlorenen M\u252 ?he und Anstrengung zog er sich gleichwohl nicht zur\u252 ?ck, vielmehr machte er das Fahrzeug wieder flott, spannte die Segel aus, ergriff das Steuerruder, begann die gleiche M\u252 ?he und Arbeit von neuem und hat das zweite Mal einen viel gr\u246 ?\u223 ?eren Reichtum zur\u252 ?ckgebracht. Wenn es aber schon Bewunderung verdient, also aufrecht zu stehen, und wenn man gefallen ist, nicht ganz liegen zu bleiben, welch herrlichen Lohn wird dann nicht derjenige verdienen, der sich wieder ganz aufrichtet und dann solche Taten vollbringt? Und doch h\u228 ?tte David viele Gr\u252 ?nde gehabt, mutlos zu werden. Erstens wegen der Gr\u246 ?\u223 ?e der S\u252 ?nde; dann wegen des Umstandes, dass er nicht am Anfang seines Lebens, wo man noch hoffnungsfreudiger ist, in dieser Weise gefallen ist, sondern am Ende desselben. Der Kaufmann, der schon gleich nach Verlassen des Hafens Schiffbruch erleidet, empfindet keinen so gro\u223 ?en Schmerz, als der, der nach tausend M\u252 ?hseligkeiten auf eine Klippe auff\u228 ?hrt. Endlich, dass ihm dieses Ungl\u252 ?ck widerfuhr, nachdem er schon so viele{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 geistige\par} } Reicht\u252 ?mer gesammelt hatte. Er besa\u223 ? n\u228 ?mlich damals kein geringes Ma\u223 ? von Verdiensten: alle die Ruhmestaten aus seiner fr\u252 ?hesten Jugend, da er noch Hirtenknabe war; der herrliche Sieg, den er \u252 ?ber Goliath davontrug; die Weisheit, die er Saul gegen\u252 ?ber an den Tag legte. Damals hat er auch die Langmut bew\u228 ?hrt, die das Evangelium fordert, indem er seinen Feind immerfort schonte, obwohl er ihn tausendmal in seiner Hand hatte, und lieber seine Heimat, seine Freiheit und sein eigenes Leben verlieren wollte, als dem das Leben nehmen, der ihn ungerecht verfolgte. Auch nachdem er K\u246 ?nig geworden, hatte er keine geringen Verdienste aufzuweisen. Au\u223 ?erdem muss man auch die h\u246 ?here Achtung in Rechnung ziehen, in der er bei allen stand, so dass der Gedanke, ein so au\u223 ?ergew\u246 ?hnliches Ansehen auf diese Weise zu verlieren, ihm nicht wenig zu Herzen gehen musste. Denn die Sch\u246 ?nheit des Purpurs schm\u252 ?ckte ihn nicht in dem Ma\u223 ?e, als die Makel der S\u252 ?nde ihn besch\u228 ?mte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 8.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ihr wi\u223 ?t aber recht wohl, wie hart es ist, wenn man seine S\u252 ?nden \u252 ?berall ausposaunen h\u246 ?rt und welche {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0380.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d380 }}} mannhafte Gesinnung derjenige n\u246 ?tig hat, der nicht unterliegen will, wenn er fast von allen angeklagt wird und sieht, dass er so viele Mitwisser seiner eigenen Fehltritte hat. Gleichwohl hat dieser Held all diese giftigen Pfeile aus seiner Seele herausgezogen und erschien dann in solchem Glanze, hat den Flecken so sehr ausgemerzt und ward so rein, dass er selbst nach seinem Tode ein Schutzmantel ward f\u252 ?r die S\u252 ?nden seiner Nachkommen. Was von Abraham gesagt worden, das scheint Gott auch von ihm zu sagen, ja in viel h\u246 ?herem Ma\u223 ?e von ihm. Von dem Patriarchen sagte er: \u8222 ?Ich habe mich erinnert des Bundes, den ich mit Abraham, geschlossen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 2,24 u. Ps 104.89\par} } . Hier gebraucht er hingegen nicht den Ausdruck \u8222 ?Bund\u8220", sondern welchen? \u8222 ?Um Davids, meines Knechtes willen, will ich diese Stadt besch\u252 ?tzen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 37,35\par} } . Auch den Salomon lie\u223 ? er aus Liebe zu David seines K\u246 ?nigtums nicht verlustig gehen, obgleich er eine so gro\u223 ?e S\u252 ?nde begangen hatte. Ja, so gro\u223 ? war des Mannes Ruhm, dass noch Petrus, der so lange Zeit nachher vor den Juden predigte, also sprach: \u8222 ?Es sei mir erlaubt, freim\u252 ?tig zu euch \u252 ?ber den Patriarchen David zu sprechen: Er ist gestorben und ward begraben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 2,29\par} } . Auch Christus zeigte im Gespr\u228 ?che mit den Juden, dass David nach seiner S\u252 ?nde wieder in so hohem Ma\u223 ?e mit der Gnade des Heiligen Geistes ausgezeichnet ward, dass er sogar gew\u252 ?rdigt wurde, \u252 ?ber seine Gottheit zu prophezeien. Gerade mit dieser Prophetie bringt er ja die Juden zum Schweigen, indem er sagt: \u8222 ?Wie kommt es denn, dass David ihn im Geiste seinen Herrn nennt und sagt: Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Sitze zu meiner Rechten?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 22,43\par} } . Und das Gleiche, was mit Moses geschehen, geschah auch mit David. Dort hat Gott die Maria, die ihren Bruder beschimpft hatte, gegen den Willen des Moses bestraft, weil er eben eine so gro\u223 ?e Liebe zu dem Heiligen hegte. Ebenso hat er auch David allsogleich an dem Sohn ger\u228 ?cht, der wider ihn gefrevelt hatte, obgleich David es nicht wollte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0381.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d381 }}} So ist also auch dies geeignet, ja in h\u246 ?herem Ma\u223 ?e als alles andere geeignet, uns einen rechten Begriff von der Tugend dieses Mannes zu geben. Denn wenn Gott einmal seine Meinung kundtut, so braucht man nicht weiter dar\u252 ?ber nachzugr\u252 ?beln. Wenn ihr aber die Gr\u246 ?\u223 ?e seiner Tugend genau kennenlernen wollt, so braucht ihr nur die Geschichte nach seinem Falle durchzugehen und ihr werdet sehen, wie vertraut er mit Gott umging, welches Wohlwollen Gott f\u252 ?r ihn hegte, welche Fortschritte er in der Tugend machte, wie gewissenhaft er bis zum letzten Atemzug sich gezeigt hatte. Nachdem wir also so hohe Beispiele vor Augen haben, wollen wir uns bem\u252 ?hen, n\u252 ?chtern zu sein und nicht zu Fall zu kommen; und wenn wir doch einmal fallen sollten, wenigstens nicht liegen zu bleiben. Denn nicht um euch sorglos zu machen, habe ich von den S\u252 ?nden Davids gesprochen, sondern um euch mehr Furcht einzufl\u246 ?\u223 ?en. Denn wenn jener Gerechte wegen einer augenblicklichen Unachtsamkeit also verwundet ward, was wird dann erst uns geschehen, die wir uns jeden Tag Nachl\u228 ?ssigkeiten zuschulden kommen lassen? Also nicht nachl\u228 ?ssig solle dich der Anblick seines Falles machen, sondern bedenken sollst du, wie viel er sich auch nachher noch M\u252 ?he gegeben, welche Trauer er an den Tag gelegt, welchen Reueschmerz er Tag und Nacht bekundet, indem er Str\u246 ?me von Tr\u228 ?nen vergoss, ja: mit seinen Tr\u228 ?nen sein Lager wusch{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 6,7\par} } und wie er zu all dem noch das Bu\u223 ?gewand trug{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 34,13;68,12\par} } . Wenn aber f\u252 ?r ihn eine solche Umkehr n\u246 ?tig war, wie sollen dann wir gerettet werden, die wir trotz unserer vielen S\u252 ?nden keinerlei Reueschmerz empfinden? Wer viele Verdienste hat, der kann damit wohl leicht seine S\u252 ?nden zudecken; wer aber ganz{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 von Verdiensten\par} } entbl\u246 ?\u223 ?t ist, der mag verwundet werden, wo immer er will, er wird immer eine t\u246 ?dliche Wunde empfangen. Um uns also davor zu bewahren, waffnen wir uns mit guten Werken, und wenn irgendeine S\u252 ?nde auf uns kommt, waschen wir sie ab. Denn, wenn wir dieses {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0382.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d382 }}} Leben zur Ehre Gottes zugebracht haben, dann werden wir auch des Genusses des zuk\u252 ?nftigen Lebens gew\u252 ?rdigt werden, das uns allen zuteil werden m\u246 ?ge durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesu Christi, der die Ehre und die Macht besitzt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Siebenundzwanzigste Homilie. Kap VIII, V.14-22.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: \u8222 ?Und als Christus in das Haus des Petrus gekommen war, sah er dessen Schwiegermutter krank am Fieber darniederliegen;\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: und er nahm sie bei der Hand und das Fieber verlie\u223 ? sie; und sie stand auf und bediente ihn.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Markus f\u252 ?gt auch noch das Wort \u8222 ?alsbald\u8220" hinzu, da er auch die Zeit bestimmen wollte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 1,29\par} } . Matth\u228 ?us erz\u228 ?hlt nur die blo\u223 ?e Wundertat, ohne Angabe der Zeit. Ja die anderen Evangelisten erz\u228 ?hlen, die Kranke habe ihn sogar rufen lassen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 1,30 u. Lk 4,38\par} } . Auch das verschwieg Matth\u228 ?us. Hierin liegt aber kein Widerspruch; vielmehr wollte der eine sich kurz fassen, der andere die Sache ausf\u252 ?hrlich erz\u228 ?hlen. Weshalb kam aber der Herr in das Haus des Petrus? Ich glaube, er wollte am Mahle teilnehmen; wenigstens weist der Evangelist darauf hin mit den Worten: \u8222 ?Sie stand auf und bediente ihn.\u8220" Bei seinen J\u252 ?ngern pflegte er sich aufzuhalten, wie auch bei Matth\u228 ?us nach dessen Berufung{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 9,10\par} } , um sie zu ehren und sie auf diese Weise zutraulicher zu machen. Du aber beachte auch hier wieder die Ehrfurcht, die Petrus f\u252 ?r Jesus hatte. Da seine Schwiegermutter zu Hause an heftigem Fieber krank lag, da zog er ihn nicht in sein Haus, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0383.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d383 }}} sondern wartete, bis der Herr seine Unterweisung beendet hatte, und alle anderen zuerst geheilt waren; dann erst trug er ihm seine Bitte vor, nachdem er schon ein Haus betreten hatte. So wurde er von Anfang an dazu erzogen, die Interessen der anderen den seinigen vorzuziehen. Auch war nicht er es, der den Herrn hereinf\u252 ?hrte, sondern der Herr kam selbst und aus eigenem Antriebe, nachdem der Zenturio gesagt hatte: \u8222 ?Ich bin nicht w\u252 ?rdig, dass Du mein Haus betretest\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 8,8\par} } . Er zeigte dadurch, wie sehr er dem J\u252 ?nger zugetan war. Da bedenke auch, was das f\u252 ?r H\u228 ?user waren, die diesen Fischern geh\u246 ?rten. Gleichwohl verschm\u228 ?hte es der Herr nicht, diese armseligen H\u252 ?tten zu betreten. Er wollte dir damit die Lehre geben, in allem den menschlichen Stolz mit F\u252 ?\u223 ?en zu treten. Auch bewirkte er seine Heilungen bald mit blo\u223 ?en Worten, bald streckte er auch seine Hand aus, bald tut er beides, um so die Aufmerksamkeit auf die Heilung zu ziehen. Er wollte eben solche Wunder nicht immer unter gro\u223 ?em Aufsehen wirken. Er musste es zun\u228 ?chst noch mehr geheim halten, besonders in Gegenwart der J\u252 ?nger, die aus lauter Freude alles ausposaunt h\u228 ?tten. Das ergibt sich klar aus dem Umstand, dass er seinen J\u252 ?ngern nach dem Aufstieg auf den Berg noch einsch\u228 ?rfen musste, dass sie niemandem etwas davon sagten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 17,9\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er ber\u252 ?hrte also den Leib der Kranken und l\u246 ?schte damit nicht nur den Fieberbrand, sondern gab ihr auch die volle Gesundheit wieder zur\u252 ?ck. Da es sich nur um eine leichte Krankheit handelte, so hat er seine Macht mehr durch die Art und Weise der Heilung gezeigt. \u196 ?rztliche Kunst h\u228 ?tte ja doch das nicht zustande gebracht. Ihr wi\u223 ?t ja wohl, dass man auch dann, wenn man fieberfrei geworden ist, infolge der Ermattung noch lange Zeit braucht, bis man die fr\u252 ?here Gesundheit wieder erlangt hat. Damals ging aber alles in einem Augenblick vor sich; und nicht nur hier, sondern auch bei dem Meeressturm. Auch dort hat der Herr die Winde und den Sturm nicht blo\u223 ? beruhigt, sondern brachte die Wogen in einem {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0384.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d384 }}} Augenblick zum Stillstand; und auch das war etwas Au\u223 ?ergew\u246 ?hnliches. Denn wenn auch ein Sturmwind sich legt, die Gew\u228 ?sser bleiben doch noch lange Zeit in Bewegung. Bei Christus aber war es nicht so; er bewirkte alles auf einmal. Also machte er es nun auch hier bei dieser Frau. Das wollte auch der Evangelist hervorheben, wenn er sagt: \u8222 ?Sie stand auf und bediente ihn.\u8220" Darin zeigt sich sowohl die Macht Christi, als auch die dankbare Gesinnung, welche die Frau gegen den Herrn bekundete. Noch etwas anderes k\u246 ?nnen wir aus diesem Wunder ersehen: Dass n\u228 ?mlich Christus um des Glaubens willen, den der eine hat, einem anderen die Heilung gew\u228 ?hrt. Auch hier haben ihm ja andere die Bitte vorgebracht, ebenso wie bei dem Knechte des Hauptmannes. Er erh\u246 ?rt aber die Bitte, wenn der, den er heilen will, nicht ungl\u228 ?ubig und nur durch Krankheit verhindert ist, zu ihm zu kommen, oder aus blo\u223 ?er Unwissenheit nicht die entsprechende hohe Meinung von ihm hat, oder er noch zu jung ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: \u8222 ?Da es aber Abend geworden war, brachten sie viele Besessene zu ihm und er trieb durch sein Wort die b\u246 ?sen Geister von ihnen aus, und alle, die an einer Krankheit litten, heilte er,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: auf dass in Erf\u252 ?llung gingen die Worte des Propheten Isaias: Unsere Schwachheiten nahm er auf sich und trug selbst unsere Krankheiten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie der Glaube der Leute bereits im Wachsen begriffen war? Sie hielten es nicht f\u252 ?r unzeitig, ihre Kranken noch am Abend daherzubringen. Da beachte aber auch, welche Menge von Geheilten die Evangelisten \u252 ?bergehen, ohne uns im Einzelnen alles zu berichten und zu erz\u228 ?hlen; mit einem einzigen Wort fassen sie eine Unzahl von Wundern zusammen. Damit du aber nicht wieder ob der Gr\u246 ?\u223 ?e des Wunders zu zweifeln beginnst, wenn du da h\u246 ?rst, wie Christus eine solche Menge Volkes und so viele Krankheiten in einem Augenblicke vollst\u228 ?ndig heilte, so bringt der Evangelist den Propheten als Zeugen f\u252 ?r das Geschehene, und zeigt, dass uns f\u252 ?r alles ein sehr gewichtiger Schriftbeweis zu Gebote steht, der nicht weniger {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0385.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d385 }}} wertvoll ist, als die Wunderzeichen selbst. So macht er darauf aufmerksam, dass auch Isaias dies vorausgesagt mit den Worten: \u8222 ?Er hat unsere Schwachheiten von uns genommen und unsere Krankheiten getragen. \u8220"Er sagte nicht: Er hat sie zunichte gemacht, sondern: \u8222 ?er nahm sie auf sich und trug sie\u8220". Das scheint mir eher von den S\u252 ?nden gemeint zu sein, in \u220 ?bereinstimmung mit dem Prophetenwort des Johannes{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des T\u228 ?ufers\par} } : \u8222 ?Seht, das ist das Lamm Gottes, welches hinwegnimmt die S\u252 ?nden der Welt!\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,29\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie kommt es nun, dass der Evangelist diese Worte auf Krankheiten bezieht? Entweder, weil er diese Beweisstelle im historischen Sinn versteht, oder um zu zeigen, dass die meisten Krankheiten von S\u252 ?nden der Seele herr\u252 ?hren. Denn wenn die Hauptsache, der Tod selbst, in der S\u252 ?nde seine Wurzel und seinen Ursprung hat, so ist dies noch viel eher bei der Mehrzahl der Krankheiten der Fall. Von der S\u252 ?nde kommt es ja auch her, dass wir \u252 ?berhaupt leidensf\u228 ?hig sind,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18: \u8222 ?Als aber Christus sich von einer so gro\u223 ?en Menge Volkes umringt sah, gab er Befehl, ans andere Ufer zu fahren.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie sehr er sich wieder aller Ruhmsucht abhold zeigt? Die anderen berichten, er habe den D\u228 ?monen befohlen, niemandem zu sagen, dass er der Christus sei{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 4,41;Mk 1,34\par} } . Matth\u228 ?us erz\u228 ?hlt, er habe die Volksmenge abgewiesen. Das hat er darum getan, um uns zur Ma\u223 ?haltung anzuleiten, den Neid der Juden zu schonen und uns die Lehre zu geben, nichts aus eitler Ruhmsucht zu tun. Er wollte ja nicht blo\u223 ? Leiber heilen, sondern auch der Seele die rechten Bahnen weisen und so zur{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 himmlischen\par} } Weisheit anleiten. So hat er sich uns durch beides geoffenbart, durch Heilung der Krankheit und dadurch, dass er nichts der blo\u223 ?en Schaustellung wegen getan. Das Volk war ihm eben vielfach sehr zugetan, war voll Liebe und Bewunderung f\u252 ?r ihn und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0386.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d386 }}} wollte ihn sehen. Denn wer h\u228 ?tte auch fortgehen wollen, solange er solche Wunder wirkte? Wer h\u228 ?tte nicht den Wunsch gehabt, auch nur einfach sein Antlitz zu sehen und den Mund, der solche Machtworte sprach? Er war eben nicht blo\u223 ? bewundernswert, solange er Wunder wirkte; schon seine blo\u223 ?e Erscheinung war voll Liebe und Huld. Das hat auch der Prophet geoffenbart mit den Worten: \u8222 ?Er \u252 ?bertrifft an Sch\u246 ?nheit die S\u246 ?hne der Menschen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 44,3\par} } . Wenn dagegen Isaias sagt: \u8222 ?Er besa\u223 ? weder Gestalt noch Sch\u246 ?nheit\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 53,2\par} } , so meint er das entweder von der unaussprechlichen, unfassbaren Sch\u246 ?nheit der Gottheit, oder will damit auf Ereignisse des Leidens hinweisen und auf die Erniedrigung, die er erfuhr, als er am Kreuze hing, sowie auf die Demut und Niedrigkeit, die er sein ganzes Leben hindurch in allem gezeigt hat.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Doch befahl der Herr, nicht fr\u252 ?her \u252 ?ber das Meer zu setzen, bevor er nicht alle geheilt h\u228 ?tte. Sonst h\u228 ?tten es ja die Leute vielleicht nicht einmal zugegeben. Auch oben auf dem Berge harrten sie nicht blo\u223 ? aus, solange er predigte, sondern folgten ihm auch dann noch, als er bereits aufgeh\u246 ?rt hatte zu reden. Ebenso dr\u228 ?ngten sie sich auch hier nicht blo\u223 ? solange um ihn, als er Wunder wirkte, sondern auch nachher noch, weil ihnen schon der blo\u223 ?e Anblick seines Antlitzes heilsam und n\u252 ?tzlich war. Denn wenn schon Moses ein verkl\u228 ?rtes Antlitz hatte, und Stephanus wie ein Engel anzusehen war, wie muss dann nicht unser Herr damals ausgesehen haben? Vielleicht ist jetzt in manchen schon der Wunsch entstanden, jenes Bild zu sehen. Doch, wenn wir wollen, k\u246 ?nnen wir etwas viel Besseres sehen als das. Wenn wir unser irdisches Leben in der rechten Weise zubringen, dann werden wir ihm in den Wolken begegnen, ihm entgegengehen in einem unsterblichen, unverweslichen Leibe{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Thess 4,17\par} } .Beachte auch, wie der Herr das Volk nicht so ohne weiteres verabschiedete, um die Leute nicht zu verletzen. Er sagt nicht einfach: {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0387.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d387 }}} \u8222 ?Gehet fort\u8220", sondern er hie\u223 ? sie ans andere Ufer \u252 ?bersetzen und weckt so in ihnen die Erwartung, er werde sicher auch dahin kommen. Eine so gro\u223 ?e Liebe zeigte die Menge f\u252 ?r ihn und folgte ihm mit der gr\u246 ?\u223 ?ten Anh\u228 ?nglichkeit. Einer aber aus ihnen, ein Sklave des Geldes, der ein ganz anma\u223 ?ender Mensch war, ging auf den Herrn zu und sagte:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19: \u8222 ?Meister, ich will Dir folgen, wo immer Du hingehst.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Seht ihr, wie aufgeblasen er war? Er wollte eben nicht zum gew\u246 ?hnlichen Volke gerechnet werden, sondern zeigen, dass er \u252 ?ber die gro\u223 ?e Menge erhaben sei; deshalb trat er zum Herrn hinzu. So ist eben das Judenvolk: voll ungeh\u246 ?riger Aufdringlichkeit. Eben so kam, nachher noch ein anderer auf den Herrn zu, w\u228 ?hrend alle schwiegen, und sagte: \u8222 ?Welches ist das gr\u246 ?\u223 ?te Gebot?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 22,36\par} } . Gleichwohl hat ihn der Herr ob seiner unangebrachter Zudringlichkeit nicht zurechtgewiesen, um uns dadurch zu zeigen, wie man auch derlei Menschen in Geduld ertragen m\u252 ?sse. Darum hat er auch diese beiden, die in b\u246 ?ser Absicht kamen, nicht offen zurechtgewiesen; er gibt ihnen vielmehr eine Antwort, die ihrer Gesinnung entsprach und \u252 ?berlie\u223 ? es ihnen allein, den Tadel herauszuf\u252 ?hlen, den sie erhielt. Dadurch hat er ihnen einen zweifachen Dienst erwiesen; er zeigte ihnen, dass er ihre Absicht gar wohl kenne, und nachdem er ihnen das gezeigt hatte, wollte er es doch geheimhalten und ihnen die Gelegenheit zur Reue bieten, falls sie dieselbe annehmen wollten. So machte er es auch bei diesem hier. Derselbe hatte die vielen Wunderzeichen gesehen und die gro\u223 ?e Menge, die herbeigestr\u246 ?mt war. Da dachte er, aus diesem Wunder Geld machen zu k\u246 ?nnen. Deshalb wollte er so eilig dem Herrn folgen. Wie kann ich aber das beweisen? Durch die Antwort, die Christus gab und die nicht dem Wortlaut der Frage entsprach, sondern der Gesinnung des Fragenden: Wie, antwortet der Herr, erwartest du {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0388.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d388 }}} durch meine Nachfolge reich zu werden? Siehst du denn nicht, dass ich nicht einmal ein eigenes Heim besitze? Nicht soviel, als selbst die V\u246 ?gel haben!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20 \u8222 ?Die F\u252 ?chse\u8220", sagt er, \u8222 ?haben ihre H\u246 ?hlen, und die V\u246 ?gel des Himmels ihre Wohnungen, der Menschensohn dagegen hat nicht, wohin er das Haupt legen k\u246 ?nnte\u8220".\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das sagt der Herr nicht, um ihn abzuweisen, sondern um seine b\u246 ?se Gesinnung zu tadeln und ihm gleichwohl freizustellen, ihm, wenn er wollte, unter solchen Aussichten zu folgen. Dass er aber nicht in guter Absicht gekommen war, kannst du daraus erkennen, dass er auf diesen Tadel hin nicht sagte: Ich bin bereit, Dir zu folgen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch anderswo sehen wir Christus oft das gleiche Verfahren einschlagen. Er tadelt nicht offen, l\u228 ?sst aber aus seiner Antwort die Gesinnung derer erkennen, die sich an ihn wandten. Auch jenem, der da sagt: \u8220"Guter Meister\u8221", und ihn mit dieser Schmeichelei zu gewinnen hoffte, antwortete er entsprechend seiner Gesinnung: \u8220"Was nennst du mich gut? Niemand ist gut au\u223 ?er einem und das ist Gott\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19,16-17\par} } . Ein anderes Mal sagte man ihm: \u8220"Siehe, Deine Mutter und Deine Br\u252 ?der suchen Dich!\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 12,47\par} } . Doch war der Grund ihres Kommens menschliche Eitelkeit; nicht um etwas zu h\u246 ?ren, was ihrer Seele Nutzen gebracht h\u228 ?tte, sondern um zu zeigen, dass sie mit ihm verwandt waren, und sich damit vor den Leuten zu zeigen. Darum h\u246 ?re, was der Herr ihnen antwortete: \u8220"Wer ist meine Mutter und wer sind meine Br\u252 ?der?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 12,48\par} } . Und als seine Br\u252 ?der zu ihm sagten: \u8220"Offenbare Dich vor der Welt\u8221", weil sie dadurch ber\u252 ?hmt werden wollten, erwiderte er: \u8220"Eure Zeit ist immer bereit, die meine ist noch nicht gekommen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 7,4.7\par} } . Aber auch der umgekehrte Fall kam vor, wie zum Beispiel bei Nathanael. Zu ihm sagte er: \u8220"Siehe, das ist ein wahrer {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0389.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d389 }}} Israelite, in dem kein Falsch ist\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,47\par} } . Und ein andermal sagte er: \u8220"Gehet hin und meldet dem Johannes, was ihr h\u246 ?rt und seht!\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 11,4;Lk 7,22\par} } . Hier war eben seine Antwort nicht auf den Wortlaut der Frage zugemessen, sondern auf die Absicht dessen, der die Fragesteller gesendet hatte. Auch zu der Volksmenge sagte der Herr entsprechend ihrer Seelenverfassung: \u8220"Was wollt ihr sehen, dass ihr in die W\u252 ?ste herausgekommen seid?\u8221" Wahrscheinlich hielten sie den Johannes f\u252 ?r einen einf\u228 ?ltigen und wankelm\u252 ?tigen Menschen; deshalb wollte der Herr sie eines Besseren belehren und sagte: \u8220"Was wollt ihr sehen, dass ihr in die W\u252 ?ste herausgekommen seid? Ein Rohr, das im Winde hin und herschwankt, oder einen Menschen, der weichliche Kleider anhat?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 11,78\par} } . Durch beide Fragen zeigt er, dass Johannes von Natur aus weder wankelm\u252 ?tig ist, noch durch weichliches Leben sich beugen lasse. So antwortet der Herr also auch in unserem Falle so, wie es der Gesinnung des Fragenden entsprach. Beachte aber, wie \u252 ?beraus ma\u223 ?voll er auch hierbei verf\u228 ?hrt. Er sagt nicht: Ich habe zwar all dies, aber ich verachte es, sondern: \u8220"Ich habe nicht.\u8221" Siehst du, wie treffend und zugleich herablassend er antwortet? Wenn er i\u223 ?t und trinkt, wenn er etwas tut, was der Lebensweise des Johannes scheinbar zuwider ist, so tut er auch das nur zum Besten der Juden, oder vielmehr der ganzen Welt; denn er bringt damit nicht blo\u223 ? den Mund der H\u228 ?retiker zum Schweigen, sondern bem\u252 ?ht sich zu gleicher Zeit, auch noch seine Zeitgenossen mit Macht an sich zu ziehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: \u8220"Wieder ein anderer sprach zu ihm: Herr, erlaube mir zuerst hinzugehen, um meinen Vater zu begraben,\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bemerkst du den Unterschied? Wie der eine keckerweise sagt: \u8220"Ich will dir folgen, wohin immer Du gehen wirst\u8221", w\u228 ?hrend dieser, der doch eine gute und fromme Bitte stellt. erwidert: \u8220"Erlaube mir.\u8221" Der Herr gab aber die Erlaubnis nicht, vielmehr antwortet er ihm:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0390.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d390 }}} V.22: \u8220"Lass die Toten ihre eigenen Toten begraben; du aber folge mir nach.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u220 ?berall richtet er sich eben nach der geistigen Verfassung des Fragenden. Warum hat er aber das nicht erlaubt, fragst du? Weil ohnehin noch Leute da waren, die diese Arbeit verrichten konnten und der Tote nicht unbegraben geblieben w\u228 ?re; und es war nicht recht, den Fragenden von notwendigeren Dingen abzuziehen. Mit den Worten: \u8220"ihre eigenen Toten\u8221" deutet aber der Herr an, dass dieser Tote nicht sein Toter war. Der Verstorbene geh\u246 ?rte eben nach meiner Meinung zu den Ungl\u228 ?ubigen. Wenn du dich aber wunderst, dass der J\u252 ?ngling wegen einer so notwendigen Sache den Herrn fragte und nicht einfach von selbst wegging, so wundere dich vielmehr dar\u252 ?ber, dass er auf das Verbot hin dablieb. War es aber nicht \u228 ?u\u223 ?erst undankbar, dem Begr\u228 ?bnis des eigenen Vaters nicht beizuwohnen? Nun, h\u228 ?tte er es aus Gleichg\u252 ?ltigkeit nicht getan, so w\u228 ?re es Undankbarkeit gewesen; nachdem es aber galt, etwas, was noch notwendiger war, nicht zu hindern, so w\u228 ?re vielmehr sein Weggang \u228 ?u\u223 ?erst unklug gewesen. Es war ja Christus, der ihn daran hinderte, und zwar nicht um uns zur Missachtung der den Eltern schuldigen Ehrfurcht anzuleiten, sondern um uns zu zeigen, dass uns nichts wichtiger sein soll als das, was den Himmel betrifft, dass wir uns mit dem gr\u246 ?\u223 ?ten Eifer um diese Dinge bek\u252 ?mmern m\u252 ?ssen und sie nicht einen Augenblick aufschieben d\u252 ?rfen, wenn auch das, was uns davon abziehen will, noch so unaufschiebbar und dringend sein mag. Oder was g\u228 ?be es sonst Notwendigeres, als seinen Vater zu begraben? Was Leichteres? Der J\u252 ?ngling h\u228 ?tte ja gar keine lange Zeit darauf zu verwenden brauchen. Wenn es aber schon nicht angeht, den geistigen Angelegenheiten auch nur soviel Zeit zu entziehen, als notwendig ist, um seinen Vater zu begraben, so bedenke, was wir wohl verdienen, wenn wir die ganze Zeit uns fernhalten von dem, wozu Christus uns verpflichtet, wenn wir ganz wertlose Dinge dem Notwendigen vorziehen, und uns einfach gehen lassen, solange niemand uns dr\u228 ?ngt? Auch darin m\u252 ?ssen wir die Weisheit seiner Lehre bewundern, dass er den Mann mit seinem Worte so {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0391.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d391 }}} festgewonnen hat; au\u223 ?erdem ersparte er ihm auch dadurch eine Menge von Unannehmlichkeiten, wie zum Beispiel die Totenklage, die Trauer und alles, was damit zusammenh\u228 ?ngt. Denn nach dem Begr\u228 ?bnis h\u228 ?tte er sich um das Testament k\u252 ?mmern m\u252 ?ssen und um die Erbschaftsteilung und um alles andere, was ein Sterbefall mit dich zu bringen pflegt. So h\u228 ?tte ihn eine Weile um die andere erfasst und ihn unendlich weit vom Hafen der Wahrheit weggetrieben. Deswegen h\u228 ?lt ihn der Herr zur\u252 ?ck und zieht ihn fester an sich. Wenn du dich aber noch immer wunderst und nicht wei\u223 ?t, was du davon halten sollst, dass ihn der Herr nicht erlaubte, dem Begr\u228 ?bnis seines Vaters beizuwohnen, so bedenke, dass viele Leute nicht erlauben, dass man Angeh\u246 ?rigen, die krank sind, einen vorgekommenen Trauerfall mitteile oder dass sie dem Trauerzuge folgen, und w\u228 ?re der Verstorbene auch der eigene Vater oder die Mutter oder ein Kind oder wer immer sonst aus der Verwandtschaft. Deshalb beschuldigen wir sie nicht der Rohheit und Unmenschlichkeit; und wir tun gut daran. Viel eher w\u228 ?re ja das Gegenteil Rohheit, wenn man solche Kranke zur Teilnahme am Trauerzuge veranlassen wollte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn es aber schon nicht recht ist, dass Angeh\u246 ?rige sich betr\u252 ?ben und ihr Herz der Trauer hingeben, so trifft dies um so mehr zu, wenn man dadurch vom Worte Gottes abgehalten w\u252 ?rde. Darum sagte der Herr auch an einer anderen Stelle: \u8222 ?Niemand, der seine H\u228 ?nde an den Pflug legt und zur\u252 ?ckschaut, ist tauglich f\u252 ?r das Himmelreich\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 9,62\par} } . Es ist eben weit besser, das Himmelreich zu verk\u252 ?nden und andere vom Tode zu erretten, als einen Toten zu begraben, der niemand mehr n\u252 ?tzt, zumal wenn andere da sind, die all das besorgen werden. Nichts anderes k\u246 ?nnen wir also daraus lernen, als dass man auch nicht die geringste Zeit verlieren darf, und wenn uns tausend Dinge dr\u228 ?ngen; dass man vielmehr die geistigen Interessen allem anderen, auch dem Notwendigsten, vorziehen muss und wissen soll, was wirklich Leben ist, und was Tod. Auch von denen, die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0392.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d392 }}} scheinbar leben, unterscheiden sich ja viele in nichts von den Toten, solange sie in der S\u252 ?nde leben; ja sie sind eigentlich noch schlimmer daran, als jene. \u8222 ?Denn der Tote\u8220", sagt Paulus, \u8222 ?ist gerechtfertigt von der S\u252 ?nde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 6,7\par} } ; ein solcher aber ist der Sklave der S\u252 ?nde. Da wenden wir nicht ein, er werde wenigstens nicht von W\u252 ?rmern gefressen, liege nicht in einem Sarge, habe die Augen nicht geschlossen und sei nicht mit Leichent\u252 ?chern umwickelt. Er ist im Gegenteil noch schlimmer daran, als ein Toter. Er wird allerdings nicht von W\u252 ?rmern verzehrt, daf\u252 ?r aber von den Leidenschaften der Seele zerrissen, die noch grausamer sind als wilde Tiere. Und wenn er die Augen ge\u246 ?ffnet hat, so ist auch das noch weit schlimmer, als wenn sie geschlossen w\u228 ?ren. Des Toten Augen sehen wenigstens nichts Schlechtes mehr; der aber zieht sich mit seinen offenen Augen tausendfaches Unheil zu. Der Tote liegt im Sarge und r\u252 ?hrt kein Glied mehr; der andere liegt daf\u252 ?r in dem Grabe ungez\u228 ?hlter Leidenschaften. Aber man sieht doch seinen Leib nicht verfaulen. Was macht aber das aus? Seine Seele ist noch vor dem Leibe dem Ruin und den Verderben \u252 ?berantwortet, und unterliegt noch gr\u246 ?\u223 ?erer F\u228 ?ulnis. Der eine riecht zehn Tage lang, der verbreitet sein Leben lang \u252 ?blen Geruch und sein Mund ist unreiner als selbst die Kloaken. Der Unterschied zwischen beiden ist also kein geringerer als der, dass der eine der nat\u252 ?rlichen Aufl\u246 ?sung unterworfen ist, der andere au\u223 ?erdem auch noch die F\u228 ?ulnis eines lasterhaften Lebens mit sich herumtr\u228 ?gt, und jeden Tag tausend neue Ursachen seines Verderbens dazu ersinnt. Aber er reitet zu Pferde! Und was macht das? Jener liegt daf\u252 ?r auf seinem Bette; das Schlimme ist aber das, dass der eine, der in Aufl\u246 ?sung und F\u228 ?ulnis begriffen ist, von niemandem gesehen, sondern durch den Sarg dem Blick entzogen ist; der andere dagegen l\u228 ?uft trotz seines Gestankes umher und tr\u228 ?gt seine verstorbene Seele mit seinem Leibe wie in einem Sarge mit sich.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ja, w\u228 ?re es nur m\u246 ?glich, die Seele eines Menschen zu sehen, der in Schwelgerei und S\u252 ?nde lebt! Da w\u252 ?rdest {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0393.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d393 }}} du sehen, dass es weit besser ist, eingeh\u252 ?llt in einem Grabe zu liegen, als mit den Ketten der S\u252 ?nde gefesselt zu sein; besser einen Grabstein auf sich liegen haben, als die schwere Last eines abgestumpften Gewissens. Gerade deshalb m\u252 ?ssen auch die Angeh\u246 ?rigen solcher Toten, die ja kein Gef\u252 ?hl mehr haben, ihretwegen zu Jesus kommen, wie es damals Maria f\u252 ?r Lazarus tat. Wenn er auch in F\u228 ?ulnis begriffen w\u228 ?re, wenn er auch schon vier Tage lang im Grabe l\u228 ?ge, verzweifle nicht! Gehe hin und nimm zuerst den Stein weg! Dann wirst du sehen, wie er daliegt, als w\u228 ?re er in einem Grabe, in Linnen eingebunden. Ja, wenn es euch gef\u228 ?llt, wollen wir das Beispiel einer hohen und angesehenen Pers\u246 ?nlichkeit vorbringen. Seid indes ohne Furcht; ich werde das Beispiel vorbringen, ohne den Namen zu nennen. Aber selbst wenn ich den Namen nennte, brauchtet ihr euch dann nichts zu f\u252 ?rchten. Denn wer hat je vor einem Toten Angst gehabt? Denn was immer er tun mag, er bleibt immer tot. Ein Toter kann aber einem Lebenden keinen Schaden mehr zuf\u252 ?gen, weder wenig noch viel. Sehen wir also, wie solche Menschen das Haupt eingebunden haben; Wer immer im Rausche lebt, dessen Sinne sind ebenso verschlossen und in Fesseln gehalten, wie die Toten in ihren vielen H\u252 ?llen und Linnen. Willst du dann auch die H\u228 ?nde betrachten, so wirst du bemerken, dass auch sie an den Leib geschn\u252 ?rt sind, wie bei den Toten, und zusammengebunden, nicht mit Linnen, sondern mit den weit schlimmeren Banden der Habsucht. Diese erlaubt ihnen nicht, die H\u228 ?nde zu einem Almosen auszustrecken, noch zu sonst einem derartigen guten Werke, sondern macht, dass sie unn\u252 ?tzer sind, als diejenigen von Toten. Und willst du auch die Fesseln an seinen F\u252 ?\u223 ?en sehen? Sieh nur, wie auch sie mit den Banden der Sorgen gebunden und deshalb nicht einmal imstande sind, in das Haus Gottes zu eilen. Siehst du also, dass ein solcher Mensch tot ist? Schau dich aber nur auch nach dem Totengr\u228 ?ber um! Wer ist also der Totengr\u228 ?ber dieser Leute? Das ist der Teufel, der sie gar sorgsam fesselt, und der macht, dass ein solcher Mensch fortan nicht mehr wie ein Mensch aussieht, sondern wie d\u252 ?rres Holz. Denn wo keine Augen mehr sind, keine H\u228 ?nde, keine {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0394.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d394 }}} F\u252 ?\u223 ?e und keine anderen menschlichen Glieder, wie sollte einer da noch einem Menschen gleich sehen? Ebenso kann man auch ihre Seele in Linnen eingebunden sehen, mehr einem G\u246 ?tzenbilde, als einer Seele \u228 ?hnlich.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da also diese Menschen alles Gef\u252 ?hl verloren haben, als w\u228 ?ren sie Tote, so wollen wir ihretwegen zu Jesus gehen! Bitten wir ihn, er m\u246 ?ge sie auferwecken; nehmen wir den Stein hinweg und l\u246 ?sen wir ihre Fesseln! Denn wenn du den Stein wegnimmst, das hei\u223 ?t die Gef\u252 ?hllosigkeit f\u252 ?r das B\u246 ?se, so wirst du sie schnell auch aus dem Grabe herausbringen k\u246 ?nnen. Sind sie aber heraus, so kannst du bequem auch ihre Fesseln l\u246 ?sen. Dann wird Christus dich{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 als den Seinigen\par} } anerkennen, wenn du auferstanden und von den Banden befreit bist. Dann wird er dich auch zu seinem Mahle rufen. Wer immer also Christus liebt, wer immer sein J\u252 ?nger ist, wer immer einem{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 geistig\par} } Toten in Liebe zugetan ist, der gehe hin zu Jesus und bitte ihn. Wenn der Tote auch noch so sehr von F\u228 ?ulnis riecht, seine Angeh\u246 ?rigen d\u252 ?rfen ihn trotzdem nicht verlassen, sondern m\u252 ?ssen nur um so eher hinzutreten. So machten es damals auch die Schwestern des Lazarus. Und nicht eher sollen wir aufh\u246 ?ren zu beten, zu bitten, ihn anzuflehen, bis er uns den Toten lebendig zur\u252 ?ckgibt. Wenn wir so f\u252 ?r uns selbst und f\u252 ?r unseren N\u228 ?chsten sorgen, dann werden wir ohne Z\u246 ?gern auch das zuk\u252 ?nftige Leben erlangen, dessen wir alle teilhaftig werden m\u246 ?gen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Ruhm geb\u252 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Achtundzwanzigste Homilie. Kap. VIII, V.23-34.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0395.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d395 }}} V.23: \u8222 ?Und als er in das Schifflein einstieg, folgten ihm seine J\u252 ?nger.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.24: Und siehe, es erhob sich ein gro\u223 ?er Sturm auf dem Meere, so dass die Wogen \u252 ?ber das Schifflein schlugen. Er selbst aber schlief.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lukas wollte der Frage nach der zeitlichen Aufeinanderfolge{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Ereignisse\par} } entgehen und sagte deshalb: \u8222 ?Es geschah aber an einem dieser Tage, da stieg er selbst in das Schifflein und auch seine J\u252 ?nger\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 8,22\par} } . \u196 ?hnlich dr\u252 ?ckt sich auch Markus aus{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 4,35\par} } . Matth\u228 ?us dagegen macht es nicht so. Er h\u228 ?lt sich hier auch an die zeitliche Aufeinanderfolge. Es hat eben nicht jeder alles in der gleichen Weise aufgezeichnet. Ich habe aber schon fr\u252 ?her darauf aufmerksam gemacht, damit niemand glaube, eine Auslassung bedeute auch schon einen Widerspruch. Die Volksmenge schickt der Herr voraus, seine J\u252 ?nger aber nahm er mit sich; denn so berichten es die Evangelisten. Es geschah aber nicht ohne guten Grund, dass er die J\u252 ?nger mit sich nahm. Er wollte sie zu Zeugen des Wunders machen, das er zu wirken beabsichtigte. Er hat es eben gemacht wie ein guter Erzieher, und hat sie auf beides einge\u252 ?bt, n\u228 ?mlich sowohl unerschrocken zu sein in Gefahr, als auch Selbstbeherrschung zu \u252 ?ben bei Ehrenbezeigungen. Damit sie n\u228 ?mlich nicht eitel w\u252 ?rden, weil er die anderen fortgeschickt und sie bei sich behalten hatte, so erlaubte er, dass ein Sturm kam. Er wollte damit nicht blo\u223 ? diesen Zweck erreichen, sondern auch die J\u252 ?nger dazu anleiten, Heimsuchungen standhaft zu ertragen. Auch fr\u252 ?her hat der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0396.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d396 }}} Herr schon sehr gro\u223 ?e Wundertaten verrichtet, allein dieses Wunder hatte auch einen nicht geringen Erziehungswert und hatte auch \u196 ?hnlichkeit mit einem Wunderzeichen aus dem Alten Bunde. Deshalb nimmt er auch nur seine J\u252 ?nger mit sich. Da wo es nur galt, ein Wunder zu sehen, erlaubt er auch dem Volke, beizuwohnen; wo aber Gefahren und Schrecken warteten, da nimmt er nur die gro\u223 ?en Helden mit sich, die er an Gefahren gew\u246 ?hnen wollte. Matth\u228 ?us nun sagt blo\u223 ?, der Herr habe geschlafen; Lukas dagegen bemerkt noch dazu, er habe auf einem Kissen geschlafen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 so hei\u223 ?t es nicht bei Lukas, sondern bei Markus 4,38\par} } . Er l\u228 ?sst daran des Herrn Demut erkennen, und gibt uns damit eine Lehre voll erhabener Weisheit. Es erhob sich also der Sturm und es raste der See. Da wecken sie den Herrn und sagen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.25: \u8222 ?Herr, rette uns, wir gehen zugrunde.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er aber gebot zuerst ihnen und dann erst dem Meere. Der Herr lie\u223 ? ja, wie schon gesagt, den Sturm zu, um die Apostel zu \u252 ?ben und ihnen einen Vorgeschmack zu geben von den Gefahren, die ihrer erst warteten. Denn auch sp\u228 ?ter lie\u223 ? er oft noch schwerere St\u252 ?rme \u252 ?ber die Apostel kommen und z\u246 ?gerte dann mit seiner Hilfe. Darum sagt auch Paulus: \u8222 ?Ich will durchaus, dass ihr wisset, Br\u252 ?der, dass wir \u252 ?ber unsere Kraft und Leistungsf\u228 ?higkeit gepr\u252 ?ft wurden, so dass uns selbst das Leben verleidete\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 1,8\par} } . Und etwas sp\u228 ?ter f\u252 ?gt er hinzu: \u8222 ?Er hat uns aus so vielen Todesn\u246 ?ten errettet\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 1,10\par} } . Deshalb tadelte also Christus zuerst die Apostel, um zu zeigen, dass man Vertrauen haben soll, wenn auch die Sturmeswogen hochgehen, und dass er alles so f\u252 ?gt, wie es zu unserem Nutzen ist. Schon das war zu ihrem Vorteil, dass sie in Furcht gerieten; so erschien das Wunder nur um so gr\u246 ?\u223 ?er und die Erinnerung an das Geschehene blieb ihnen f\u252 ?r immer im Ged\u228 ?chtnis. Wenn n\u228 ?mlich der Herr etwas Au\u223 ?ergew\u246 ?hnliches tun wollte, so bereitete er dies immer zuerst durch eine Reihe von Ereignissen vor, die leicht im Ged\u228 ?chtnis haften blieben, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0397.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d397 }}} damit dann das Wunderzeichen, wenn es einmal geschehen war, nicht der Vergessenheit anheim falle. So geriet auch Moses zuerst vor der Schlange in Furcht, ja nicht blo\u223 ? in Furcht, sondern in gro\u223 ?e Todesangst ward er versetzt, und dann erst durfte er das bekannte gro\u223 ?e Wunderzeichen schauen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 4,25\par} } . So ging es auch den Aposteln. Zuerst musste es dahin kommen, dass sie schon den Tod erwarteten; dann erst wurden sie befreit. Zuerst sollte ihnen die Gefahr zum Bewusstsein kommen, damit sie die Gr\u246 ?\u223 ?e des Wunders um so besser verst\u252 ?nden. Deshalb schl\u228 ?ft auch der Herr. Denn w\u228 ?re der Sturm gekommen, solange der Herr wachte, so w\u228 ?ren die Apostel entweder nicht in Furcht geraten, oder sie h\u228 ?tten sich nicht mit einer Bitte an ihn gewendet, oder es w\u228 ?re ihnen vielleicht gar nicht der Gedanke gekommen, dass er die Macht habe, ein solches Wunder zu wirken. Deshalb schl\u228 ?ft er und \u252 ?berl\u228 ?sst sie eine Zeitlang der Furcht, damit dann das nachfolgende Wunder um so mehr Eindruck auf sie machte. Es ist eben nicht das gleiche, ob man etwas am fremden oder am eigenen Leibe geschehen sieht. Nachdem sie also gesehen, wie der Herr allen Leuten Gutes getan, w\u228 ?hrend sie selbst leer ausgegangen waren{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn sie waren ja nicht gel\u228 ?hmt und auch sonst fehlte ihnen nichts\par} } , so waren sie gleichg\u252 ?ltig geworden. Deshalb mussten sie eben am eigenen Leibe die Notwendigkeit seiner Wohltaten empfinden und sch\u228 ?tzen lernen. So l\u228 ?sst der Herr den Sturm zu, damit die Apostel durch Befreiung aus der Gefahr die Gr\u246 ?\u223 ?e der Wohltat nur umso deutlicher empfinden. Deshalb wirkte er auch dieses Wunder nicht vor dem Volke, damit die Apostel nicht als Kleingl\u228 ?ubige verachtet w\u252 ?rden. Er nimmt nur sie allein mit sich, um sie zu bessern. Darum beschwichtigt er noch vor dem Sturme der Wogen den Sturm in ihrer Seele, indem er zu ihnen sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: \u8222 ?Warum seid ihr in Furcht, ihr Kleingl\u228 ?ubige?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit gibt er auch zu verstehen, dass die Furcht nicht von den Pr\u252 ?fungen kommt, sondern von der Schw\u228 ?che {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0398.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d398 }}} des Gem\u252 ?tes. Wenn aber jemand einwendet, es sei doch kein Zeichen von Angst oder Kleingl\u228 ?ubigkeit, wenn die Apostel hingingen, um ihn zu wecken, so kann ich wohl darauf erwidern, dass gerade das ein Zeichen war, dass sie nicht die geb\u252 ?hrende Meinung von ihm hatten. Dass er dem Meere gebieten k\u246 ?nne, wenn er wach w\u228 ?re, das wussten sie; dass er es auch im Schlafe tun konnte, wussten sie noch nicht. Und was wunderst du dich, wenn sie jetzt sich kleingl\u228 ?ubig zeigten? Sie waren ja selbst sp\u228 ?ter, nachdem sie eine Reihe anderer Wunder gesehen, noch zu schwachm\u252 ?tig. Deshalb werden sie auch oft getadelt vom Herrn, z.B. wo er sagt: \u8222 ?Noch geh\u246 ?rt auch ihr zu den Unverst\u228 ?ndigen!\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 15,16\par} } . Wenn also schon die J\u252 ?nger schwach im Glauben waren, so wundere dich nicht, wenn auch die gro\u223 ?e Menge keine gr\u246 ?\u223 ?ere Meinung vom Herrn hatte. Denn sie wunderten sich und sagten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: \u8222 ?Was ist denn das f\u252 ?r ein Mensch, dass sogar das Meer und die Winde ihm gehorchen?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Christus verwies es ihnen nicht, dass sie ihn einen Menschen nannten und lie\u223 ? es sich gefallen. Er wollte sie eben durch seine Wunderzeichen belehren, dass sie mit ihrer bisherigen Ansicht im Irrtum waren. Weshalb nannten sie ihn aber einen Menschen? Weil er so aussah, weil er geschlafen hatte, weil er das Schifflein ben\u252 ?tzt hatte. Darum konnten sie sich den Vorgang gar nicht mehr erkl\u228 ?ren und sagten daher: \u8222 ?Was ist denn das f\u252 ?r einer?\u8220" Der Schlaf und der \u228 ?u\u223 ?ere Schein deuten auf einen Menschen hin; das Meer und die Windstille offenbaren Gott.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weil aber Moses auch einmal etwas \u196 ?hnliches vollbracht hatte, so zeigte der Herr auch in dieser Hinsicht seine h\u246 ?here Macht. Er gibt zu erkennen, dass der eine sein Wunder als Gehorchender wirkte, er aber als Herr. Er streckte keinen Stab aus, wie Moses, er streckte nicht die H\u228 ?nde zum Himmel empor und brauchte nicht erst zu beten. Nein, wie ein Herr seiner {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0399.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d399 }}} Magd zu gebieten pflegt, und der Sch\u246 ?pfer dem Gesch\u246 ?pf, so hat er das Meer beruhigt und gez\u252 ?gelt mit einem einzigen Wort und Befehl; und im n\u228 ?mlichen Augenblick war der gro\u223 ?e Sturm vor\u252 ?ber, war die Brandung spurlos verschwunden. Das bezeugt uns der Apostel mit den Worten: \u8220"Und es ward eine gro\u223 ?e Stille.\u8221" Das, was man am Vater als etwas Gro\u223 ?es ger\u252 ?hmt hatte, das hat Christus von neuem durch seine Taten gezeigt. Was ward aber vom Vater ger\u252 ?hmt? \u8220"Er sprach,\u8221" hei\u223 ?t es, \u8220"und der Sturmwind h\u246 ?rte auf\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 106,25\par} } . Ebenso hei\u223 ?t es auch hier: \u8220"Er sprach und es entstand eine gro\u223 ?e Stille.\u8221" Gerade deshalb bewunderten ihn auch die Leute, was sie wohl nicht getan h\u228 ?tten, wenn er es ebenso gemacht h\u228 ?tte wie Moses. Als er aber ans Land gestiegen war, da folgte ein noch gr\u246 ?\u223 ?eres Wunder. Es riefen Besessene wie schuldbeladene Fl\u252 ?chtlinge beim Anblick ihres Herrn:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.29: \u8220"Was haben wir mit Dir zu schaffen, Christus, Sohn Gottes? Kommst du hierher, um uns vor der Zeit zu peinigen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weil die Leute ihn einen Menschen genannt, so kamen die D\u228 ?monen, um seine Gottheit zu verk\u252 ?nden. Und sie, die die Stimme des tobenden und wieder beruhigten Meeres nicht vernommen, h\u246 ?rten die D\u228 ?monen das rufen, was das Meer durch die Windstille verk\u252 ?ndet hatte. Damit es aber nicht den Anschein habe, als h\u228 ?tten sie ihm nur schmeicheln wollen, bekunden sie, was sie durch die Tat erfahren und sagen: \u8220"Kommst Du hierher, vor der Zeit uns zu qu\u228 ?len?\u8221" So bezeugen sie zuerst die Feindschaft, die zwischen ihm und ihnen herrscht, damit so ihre Bitte keinem Verdacht unterliege. Sie wurden eben unsichtbarerweise gepeinigt, sie wurden zu einem Sturm aufgepeitscht, der wilder war als das Meer, wurden mit Stacheln und Feuer gepeinigt und empfanden bei seinem blo\u223 ?en Erscheinen die gr\u246 ?\u223 ?te Pein. Weil niemand es wagte, diese Besessenen zum Herrn zu f\u252 ?hren, deshalb kommt Christus selbst zu ihnen. Nach Matth\u228 ?us h\u228 ?tten sie nun gesagt: \u8220"Kommst Du hierher {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0400.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d400 }}} vor der Zeit uns zu peinigen?\u8221" Die anderen Evangelisten f\u252 ?gen aber noch hinzu, sie h\u228 ?tten ihn auch gebeten und beschworen, er m\u246 ?ge sie nicht in den Abgrund{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der H\u246 ?lle\par} } st\u252 ?rzen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 5,10; Lk 8,31\par} } . Sie dachten eben, es st\u252 ?nde ihnen bereits die endg\u252 ?ltige Strafe bevor, und so f\u252 ?rchteten sie sich, als w\u228 ?ren sie schon den Peinen \u252 ?berantwortet. Wenn aber die Zeugen des Lukas nur einen D\u228 ?mon erw\u228 ?hnen, Matth\u228 ?us dagegen zwei, so bedeutet auch das keinen Widerspruch. H\u228 ?tte Lukas gesagt, es sei nur einer gewesen und es habe sich nicht um zwei gehandelt, so h\u228 ?tte man wohl sagen m\u252 ?ssen, dass er dem Matth\u228 ?us widerspreche. So aber redet der eine von einem, der andere von zwei Besessenen, und das bedeutet keinen Widerspruch, sondern nur eine Verschiedenheit in der Erz\u228 ?hlung. Meiner Ansicht nach wollte Lukas hier nur den schlimmsten von beiden erw\u228 ?hnen. Deshalb weist auch seine Schilderung des Ungl\u252 ?cklichen viel mehr tragische Z\u252 ?ge auf; so z.B.:Er habe die Fesseln und die Bande zerrissen und sei in der W\u252 ?ste umhergeirrt. Markus dagegen berichtet, er habe sich selbst auch mit Steinen zerschlagen. Auch kann man aus ihren Worten ihre Feindseligkeit und Unversch\u228 ?mtheit erkennen. Sie sagen: \u8220"Bist du gekommen, vor der Zeit uns zu plagen?\u8221" Dass sie nicht ges\u252 ?ndigt hatten, das konnten sie nicht behaupten. Sie bitten nur, nicht vor der Zeit gestraft zu werden. Da er sie dabei ertappt hatte, wie sie ihre unaussprechlichen, schrecklichen Missetaten begingen und seine eigenen Gesch\u246 ?pfe auf jede m\u246 ?gliche Weise qu\u228 ?lten und peinigten, so glaubten sie, er werde ob der Gr\u246 ?\u223 ?e ihrer Vergehen nicht warten, bis die Zeit der Vergeltung gekommen sei; deshalb baten und flehten sie. Und sie, die nicht einmal mit eisernen Ketten festgehalten werden konnten, kommen daher, als w\u228 ?ren sie gebunden; sie, die die Gebirge durchstreiften, steigen in die Ebene herab, und sie, die andere nicht ihres Wegen ziehen lie\u223 ?en, bleiben stehen beim Anblick dessen, der ihnen den Weg versperrt!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum aber halten sie sich auch so gerne in den Gr\u228 ?bern auf? Um den Leuten einen recht unseligen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0401.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d401 }}} Aberglauben beizubringen, wie z.B., die Seelen der Abgeschiedenen w\u252 ?rden in D\u228 ?monen verwandelt werden, woran ja keinen Augenblick auch nur zu denken ist. Aber, wendest du mir ein, was sagst du dazu, dass viele Zauberer Kinder nehmen und schlachten, um sich nachher{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 bei ihren Zaubereien\par} } ihrer Seelen zu bedienen? Allein, woher wei\u223 ? man denn das? Dass die Magier Kinder schlachten, das sagt man vielfach; dass aber die Seelen der Get\u246 ?teten mit ihnen im Bunde stehen, woher wei\u223 ?t du denn das? Sprich! Ja, sagst du, die D\u228 ?monen selbst rufen ja: Ich bin die Seele dieses und dieses Menschen! Allein das ist L\u252 ?ge und teuflischer Betrug. Nicht die Seele des Get\u246 ?teten ist es, die ruft, sondern der D\u228 ?mon l\u252 ?gt das seinen Zuh\u246 ?rern vor, um sie zu t\u228 ?uschen. Denn wenn eine Seele in die Natur eines D\u228 ?mons verwandelt werden k\u246 ?nnte, so w\u252 ?rde sie viel eher wieder in den eigenen Leib zur\u252 ?ckkehren. Au\u223 ?erdem w\u228 ?re es ja auch ganz unvern\u252 ?nftig, dass die Seele des Gemordeten dem M\u246 ?rder noch als Gehilfin diente, oder dass ein Mensch eine geistige Gewalt auf ein anderes Wesen aus\u252 ?ben k\u246 ?nnte. Wenn also dies schon bei den Leibern unm\u246 ?glich ist, und niemand den Leib eines Menschen in den eines Esels verwandeln k\u246 ?nnte, so ist dies um so weniger bei der unsterblichen Seele m\u246 ?glich, und gewiss ist niemand imstande, sie in die Natur eines D\u228 ?mons zu verwandeln.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das ist also nichts als unvern\u252 ?nftiges Altweibergeschw\u228 ?tz und kindisches Gerede. Eine Seele, die einmal vom Leibe getrennt ist, kann nicht l\u228 ?nger hienieden umherirren, Denn \u8222 ?die Seelen der Gerechten sind in der Hand Gottes\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wh 3,1\par} } . Wenn dieses von den Seelen der Gerechten gilt, dann auch von denen der Kinder. Denn diese sind noch unverdorben. Die Seele der S\u252 ?nder dagegen wird sofort von dannen gef\u252 ?hrt. Das ergibt sich klar aus der Geschichte des Lazarus und des reichen Prassers. Auch an einer anderen Stelle sagt Christus:\u8222 ?Heute noch werden sie deine Seele von dir fordern\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 12,20\par} } . {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0402.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d402 }}} Es ist ja auch \u252 ?berhaupt nicht m\u246 ?glich, dass eine Seele, die aus dem Leibe geschieden ist, auf dieser Welt umherirre; und so ist es auch ganz recht. Wir wandern auf dieser gewohnten und uns bekannten Erde mitsamt unserem Leibe. Betrachten wir aber einmal einen fremden Pfad, so wissen wir nicht mehr, welche Richtung einschlagen, wenn nicht jemand da ist, der uns an der Hand f\u252 ?hrt. Wie sollte also die vom Leibe getrennte Seele, die sich in einer ganz ungew\u246 ?hnlichen Lage befindet, wissen, wohin sie gehen soll, ohne jemand zu haben, der sie f\u252 ?hrt und leitet? Noch aus vielen anderen Gr\u252 ?nden kann man ersehen, dass es einer abgeschiedenen Seele nicht m\u246 ?glich ist, auf dieser Erde zu bleiben. So sagt auch Stephanus: \u8222 ?Nimm auf meinen Geist\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 7,59\par} } , und Paulus: \u8222 ?Viel besser ist es, aufgel\u246 ?st und mit Christus zu sein\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Phil 1,23\par} } . Auch vom Patriarchen Abraham berichtet die Hl. Schrift: \u8222 ?Und er ward zu seinen V\u228 ?tern versammelt, nachdem er ein hohes Alter erreicht hatte\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 25,8\par} } . Dass auch die Seelen der S\u252 ?nder nicht auf dieser Erde verweilen d\u252 ?rfen, k\u246 ?nnen wir an dem reichen Prasser sehen, der gar sehr um diese Gunst gebeten hat, ohne sie zu erlangen. Wenn es also m\u246 ?glich gewesen w\u228 ?re, so w\u228 ?re er sicher gekommen und h\u228 ?tte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 seinen Br\u252 ?dern\par} } gesagt, wie es ihm an jenem Ort ergehe{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 16,27\par} } . Es ist also klar, dass die Seele nach dem Hinscheiden von dieser Erde an einen besonderen Ort gebracht wird, wo es nicht mehr in ihrer Gewalt steht, zur\u252 ?ckzukommen, und wo die jenen furchtbaren Tag{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des J\u252 ?ngsten Gerichtes\par} } abwarten muss.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn aber jemand fragen sollte: Warum hat Christus die Bitte der D\u228 ?monen erf\u252 ?llt und ihnen erlaubt, in die Schweineherde zu fahren? So m\u246 ?chte ich antworten: Er hat dies nicht aus Willf\u228 ?hrigkeit gegen sie, sondern weil er gar manches damit bezweckte. Erstens wollte er denen, die von jenen entsetzlichen Tyrannen befreit worden waren, zeigen, welch unsaubere Gesellen ihre Peiniger {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0403.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d403 }}} gewesen seien; zweitens sollten alle sehen, dass die D\u228 ?monen nicht einmal an Schweine sich heranwagen, wenn er es nicht erlaubt; drittens, dass sie ihnen noch Schlimmeres zugef\u252 ?gt h\u228 ?tten, als den Schweinen, h\u228 ?tte nicht auch im Ungl\u252 ?ck Gottes Vorsehung sich ihrer angenommen. Es ist ja ganz bekannt, dass die D\u228 ?monen uns viel mehr hassen, als die unvern\u252 ?nftigen Tiere. Wenn sie jedoch nicht einmal die Schweine verschonten, sondern in einem einzigen Augenblick alle zusammen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ins Meer\par} } st\u252 ?rzten, so h\u228 ?tten sie dies noch viel eher den Menschen getan, \u252 ?ber die sie Gewalt hatten, und die sie in der W\u252 ?ste hin und her jagten, wenn nicht auch \u252 ?ber diese Gewaltt\u228 ?tigkeit Gottes F\u252 ?rsorge gewacht h\u228 ?tte, die den D\u228 ?monen Z\u252 ?gel anlegte und sie von \u228 ?rgerer Misshandlung abhielt. Daraus ergibt sich klar, dass es gar niemand gibt, der nicht unter dem Schutze der Vorsehung Gottes st\u252 ?nde. Wenn dies nicht bei allen in gleichem Ma\u223 ?e der Fall ist, und nicht in der gleichen Weise sich zeigt, so ist gerade das die beste Art der Vorsehung. Denn au\u223 ?erdem, dass sie jedem Nutzen bringt, gibt sich auch die Tatsache der Vorsehung dabei zu erkennen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u220 ?berdies lernen wir auch noch etwas anderes daraus kennen, dass n\u228 ?mlich Gott nicht nur f\u252 ?r alle zusammen vorsorgt, sondern auch f\u252 ?r jeden einzelnen insbesonders. Das hat der Herr auch seinen J\u252 ?ngern kundgetan mit den Worten: \u8222 ?Bei euch sind sogar die Haare des Hauptes gez\u228 ?hlt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 10,30\par} } . Das kann man auch ganz klar an den Besessenen sehen, die l\u228 ?ngst umgebracht worden w\u228 ?ren, h\u228 ?tten sie nicht in hohem Ma\u223 ?e den Schutz von oben genossen. Deshalb hat er denn auch den D\u228 ?monen erlaubt, in die Herde der Schweine zu fahren, damit auch die Bewohner jener Gegend seine Macht erkannten. Wo sein Name schon ganz bekannt war, da wirkte er keine auffallenden Wunder; wo aber noch niemand ihn kannte, wo die Leute ohne wahre Erkenntnis dahinlebten, da lie\u223 ? er seine Wunderzeichen gl\u228 ?nzen, um auch sie zur Erkenntnis seiner Gottheit zu f\u252 ?hren. Dass es unter den Bewohnern jener Stadt einige gab, die noch keine Einsicht besa\u223 ?en, ergibt sich aus dem Schluss der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0404.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d404 }}} Erz\u228 ?hlung. Anstatt dass sie vor dem Herrn niederfielen und seine Macht bewunderten, schickten sie Leute zu ihm,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.34: \u8222 ?und lie\u223 ?en ihn bitten, aus ihrer Gegend fortzugehen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weshalb aber wurden die Schweine von den D\u228 ?monen get\u246 ?tet? Weil sie auf jede Weise dem Menschen Leid zuf\u252 ?gen wollen und sie immer freuen, wenn sie ein Unheil angerichtet haben. So machte es ja der Teufel auch bei Job; auch dort hat es ihm eben der Herr erlaubt. Doch lie\u223 ? Gott auch da den Teufel seine Absicht nicht erreichen, vielmehr wollte er nur seinen Diener verherrlichen. Deshalb gab er dem Teufel freies Spiel f\u252 ?r seine Bosheit, lie\u223 ? aber all das Unheil, das er dem Gerechten zuf\u252 ?gte, auf sein eigenes Haupt zur\u252 ?ckfallen. Auch hier im vorliegenden Falle ist das Gegenteil von dem eingetreten, was die D\u228 ?monen beabsichtigt hatten. Christi Macht ward \u252 ?berall gelobt und ger\u252 ?hmt, w\u228 ?hrend die Bosheit der D\u228 ?monen, von denen er die Besessenen befreit, nur um so deutlicher wurde und es sich zeigte, dass sie nicht einmal imstande sind, von Schweinen Besitz zu ergreifen, wenn es ihnen nicht Gott der Herr aller Dinge, erlaubt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn aber jemand diese Erz\u228 ?hlung im bildlichen Sinne erkl\u228 ?ren will, so steht dem gar nichts entgegen. Meine Erkl\u228 ?rung ber\u252 ?cksichtigt nur den wirklichen, historischen Vorgang. Doch muss man wohl wissen, dass Menschen, die nach Art von Schweinen leben, durch die Macht der D\u228 ?monen gar leicht zu \u252 ?berwinden sind. Da es aber Menschen sind, denen solches widerf\u228 ?hrt, so k\u246 ?nnen sie auch h\u228 ?ufig als Sieger aus dem Kampfe hervorgehen. Sind sie aber einmal ganz und gar Schweine geworden, dann sind sie nicht blo\u223 ? in der Gewalt des Teufels, sondern werden auch von ihnen ins Verderben gest\u252 ?rzt. Es soll aber niemand glauben, der ganze Vorgang sei nur Schein gewesen; jeder m\u246 ?ge fest \u252 ?berzeugt sein, dass die D\u228 ?monen wirklich ausgetrieben wurden. Das geht schon klar aus der Tatsache hervor, dass die Schweine zugrunde gingen. Beachte aber auch, wie milde der Herr bei all seiner Macht ist. Da die Bewohner {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0405.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d405 }}} dieser Gegend trotz dieser gro\u223 ?en Wohltat, die er ihnen erwiesen, ihn fortgehen hie\u223 ?en, so widerstand er nicht, sondern entfernte sich und verlie\u223 ? diejenigen, die sich selbst f\u252 ?r unw\u252 ?rdig erkl\u228 ?rten, seine Lehre zu h\u246 ?ren; er \u252 ?berlie\u223 ? ihnen daf\u252 ?r diejenigen, die er von den D\u228 ?monen befreit hatte, sowie die Schweinehirten als Lehrer, damit sie von ihnen erfahren m\u246 ?chten, was alles geschehen. Er selbst ging fort und lie\u223 ? sie in gr\u246 ?\u223 ?ter Angst zur\u252 ?ck. Wegen der Gr\u246 ?\u223 ?e des Schadens ward n\u228 ?mlich die Kunde von dem Geschehenen weithin verbreitet und das Ereignis machte gro\u223 ?en Eindruck auf ihr Gem\u252 ?t. Von allen Seiten h\u246 ?rte man die Stimmen, die dieses au\u223 ?ergew\u246 ?hnliche Wunder verk\u252 ?ndeten: das waren die geheilten Menschen, die ertr\u228 ?nkten Schweine und die Herren und Hirten der Schweine.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Denselben Vorgang kann man auch jetzt noch beobachten, und sehen, wie viele Besessene lebendig in den Grabdenkm\u228 ?lern hausen, die nichts von ihrer Raserei abhalten kann, nicht Eisen, noch Fesseln, noch zahlreiche Menschen, keine Ermahnung, weder Furcht noch Drohung, noch sonst etwas Derartiges. Wenn n\u228 ?mlich ein Mensch der Unkeuschheit ergeben ist und nach jedem fremden Leibe in Gier entbrennt, so unterscheidet er sich in nichts mehr von einem Besessenen. Nackt wie dieser, irrt er umher, zwar mit Kleidern bedeckt, aber der wahren Kleidung beraubt und ledig der Ehre, die er besitzen sollte; und nicht mit Steinen zerschl\u228 ?gt er sich, wohl aber mit den S\u252 ?nden, die viel schlimmer sind, als viele Steine. Wer kann einem solchen Menschen Fesseln anlegen? Wer ein Ende machen dem Treiben eines unkeuschen, vor Leidenschaft rasenden Menschen, der niemals im eigenen Hause sich aufh\u228 ?lt, sondern immer an fremden Gr\u228 ?bern sich herumtreibt! Solche Gr\u228 ?ber sind n\u228 ?mlich die Wohnungen der Huren, voll von Gestank und F\u228 ?ulnis.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und der Geizhals? Ist der nicht ebenso? Wer k\u246 ?nnte seinen Geiz in Fesseln schlagen? Wirken nicht Furcht und Drohung tagt\u228 ?glich auf ihn ein, und h\u246 ?rt er nicht Bitten und gute Ratschl\u228 ?ge? Aber all diese Bande zerbricht er. Ja, wollte ihn jemand aus diesem Zustand befreien, er w\u252 ?rde ihn beschw\u246 ?ren, ihn {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0406.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d406 }}} nicht zu befreien, und es f\u252 ?r die gr\u246 ?\u223 ?te Tortur halten, nicht unter dieser Folter des Geizes zu stehen. G\u228 ?be es da wohl etwas Mitleiderregenderes, als solch einen Menschen? Dort hat der D\u228 ?mon, wenn er auch die Menschen verachtete, doch dem Befehl Christi gehorcht und verlie\u223 ? sofort den Leib des Besessenen. Der Teufel des Geizes dagegen weicht nicht einmal einem Befehl. Ja, sieh nur! Tag f\u252 ?r Tag h\u246 ?rt er, wie der Herr sagt: \u8222 ?Ihr k\u246 ?nnt nicht Gott dienen und dem Mammon\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,24\par} } , und wie er mit der H\u246 ?lle droht und den schrecklichsten Strafen; aber er gehorcht nicht. Nicht als ob dieser Teufel m\u228 ?chtiger w\u228 ?re, als Christus, sondern weil Christus uns nicht gegen uns, nicht gegen unseren Willen retten will. Deshalb leben solche Leute gleichsam in der W\u252 ?ste, wenn sie auch mitten in einer Stadt sich aufhalten. Welcher verst\u228 ?ndige Mensch m\u246 ?chte sich aber solchen Leuten zugesellen? Ich m\u246 ?chte lieber mit einem D\u228 ?mon zusammen sein, als mit einem einzigen Menschen, der diesem Laster ergeben ist. Und dass ich mit diesen Worten mich nicht im Irrtum befinde, ergibt sich aus dem, was die beiden zu tragen haben. Diese betrachten den{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Leib\par} } als ihren Feind, der ihnen nichts zuleide getan hat, und wollen den, der frei ist, als Sklaven besitzen und f\u252 ?gen ihm tausenderlei Unrecht zu; die Besessenen dagegen tun nichts dergleichen, sondern tragen ihre Krankheit mit sich selbst herum. Die einen rei\u223 ?en viele H\u228 ?user nieder und machen, dass der Name Gottes gel\u228 ?stert wird, sind eine Schande der Stadt und der ganzen Welt. Die anderen sind von den D\u228 ?monen gepeinigt und verdienen vielmehr Mitleid und Tr\u228 ?nen. Diese tun das meiste, ohne sich dessen bewusst zu sein; jene sind trotz ihres Verstandes von Sinnen, f\u252 ?hren mitten in den St\u228 ?dten ein ausschweifendes Leben und leiden an einer ganz neuen Art von Raserei. Oder wo tun die Besessenen je etwas Derartiges wie Judas, der die schrecklichste Ruchlosigkeit beging? Und alle, die es ihm nachmachen, sind wie wilde Tiere, die ihren K\u228 ?figen entsprungen und die Stadt unsicher machen, ohne dass ihnen jemand Einhalt gebieten kann. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0407.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d407 }}} Und doch sind auch sie auf allen Seiten von Fesseln umstrickt; so z.B. dr\u252 ?ckt sie die Furcht vor den Richtern, die Strafandrohung des Gesetzes, die fast allgemeine Verachtung und noch vieles andere. Aber alle die Fesseln sprengen sie und kehren alle Ordnung um. Und wollte man erst jene Fesseln von ihnen nehmen, dann k\u246 ?nnte man ganz deutlich sehen, der D\u228 ?mon, der sie erfasste, viel schlimmer ist als der, den der Herr hier ausgetrieben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da aber dies in Wirklichkeit nicht m\u246 ?glich ist, so stellen wir uns wenigstens einmal in Gedanken vor, wir befreiten einen solchen Menschen von all seinen Fesseln! Dann werden wir erst klar erkennen, wie stark seine Raserei ist. Doch haben wir keine Angst vor dem wilden Tiere, wenn wir es auch zeigen, wie es ist; wir stellen es uns ja nur in Gedanken vor und haben es nicht in Wirklichkeit vor uns. Denkt euch also einen Menschen, dem Feuer aus den Augen spr\u252 ?ht, der ganz schwarz ist, dem an beiden Schultern anstatt der Arme Schlangen h\u228 ?ngen, dessen Mund an Stelle der Z\u228 ?hne mit scharfen Schwertern besetzt ist und wo an Stelle der Zunge eine Gift und Verderben sprudelnde Quelle flie\u223 ?t! Sein Bauch, gefr\u228 ?\u223 ?iger als ein Feuerofen, vertilgt alles, was in ihn hineingeworfen wird. Seine F\u252 ?\u223 ?e sind gefl\u252 ?gelt und rascher als Feuer. Sein Gesicht h\u228 ?lt die Mitte zwischen dem eines Hundes und eines Wolfes. Nichts Menschliches hat seine Stimme an sich; sie ist im Gegenteil widerw\u228 ?rtig, absto\u223 ?end, schrecklich. Auch in den H\u228 ?nden tr\u228 ?gt er Feuer. Vielleicht erscheint euch das schrecklich, was ich gesagt habe. Aber meine Schilderung entspricht der Wirklichkeit noch lange nicht. Wir m\u252 ?ssen noch ganz andere Dinge dazuf\u252 ?gen. Denkt euch, das Unget\u252 ?m zerfleische alle, die ihm begegnen, verschlinge sie und rei\u223 ?e ihre Leiber in St\u252 ?cke. Aber auch so ist noch viel schrecklicher der Geizige, der allen nachstellt wie die H\u246 ?lle, der alle verschlingt und ein \u246 ?ffentlicher Feind des Menschengeschlechtes geworden ist. Er m\u246 ?chte, dass es keine Menschen mehr g\u228 ?be, um selber alles zu besitzen. Und selbst das gen\u252 ?gt ihm noch nicht. Wenn er durch seine {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0408.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d408 }}} Habsucht alles zugrunde gerichtet hat, dann m\u246 ?chte er auch noch die Natur der Erde \u228 ?ndern und sie in Gold verwandelt sehen; ja nicht blo\u223 ? die Erde, auch die Berge, die T\u228 ?ler, die Quellen, kurz alles, was man sehen kann.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit ihr aber seht, dass ich seine Raserei noch nicht ersch\u246 ?pft habe, so setzt den Fall, es sei niemand da, der ihn tadle oder reize, sondern nehmt an, er werde nicht mehr durch die Furcht vor den Gesetzen gehemmt, und ihr werdet sehen, wie er alsbald ein Schwert ergreift und alle niedermacht, ohne irgend jemand zu verschonen, weder den Freund, noch die Verwandten, nicht den Bruder und selbst nicht den eigenen Vater. Ja, wir brauchen uns dies nicht einmal blo\u223 ? vorzustellen. Fragen wir nur gleich selbst, ob er nicht in der Tat fortw\u228 ?hrend solche Gedanken mit sich herumtr\u228 ?gt, ob er nicht wenigstens im Herzen alle angreift und niedermacht, die Freunde, die Verwandten, ja selbst die eigenen Eltern? Aber es ist nicht einmal notwendig, ihn zu fragen. Es wissen ja ohnehin alle, dass jene, die von solchem Laster angesteckt sind, nur unwillig ihren alten Vater ertragen, und selbst das l\u228 ?stig und unangenehm empfinden, was allen anderen das S\u252 ?\u223 ?este und Liebste ist, n\u228 ?mlich Kinder zu haben. Viele haben aus diesem Grunde sich kinderlos, die Natur unfruchtbar gemacht, nicht indem sie die geborenen Kinder umgebracht, sondern dadurch, dass sie sie nicht einmal geboren werden lie\u223 ?en.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wundert euch also nicht, dass wir einen Geizhals in dieser Weise schilderten; er ist ja eigentlich noch schlechter, als ich gesagt habe. \u220 ?berlegen wir vielmehr, wie wir ihn von seinem D\u228 ?mon befreien k\u246 ?nnten. Wie werden wir also das erreichen? Wenn wir ihm die klare \u220 ?berzeugung beibringen, dass sein Geiz ihm gerade dazu am meisten hinderlich ist, n\u228 ?mlich um Reicht\u252 ?mer zu erwerben; denn wer auch das Kleinste gewinnen will, wird gro\u223 ?en Schaden leiden. Das ist sogar schon zum Sprichwort geworden. So ist es schon oft vorgekommen, dass diejenigen, die ihr Geld f\u252 ?r hohe Zinsen ausleihen wollten, aus lauter Gewinnsucht sich die Schuldner nicht genau ansahen, und dann mit den Zinsen auch das ganze Kapital verloren. Andere haben selbst nicht in {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0409.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d409 }}} Lebensgefahr einen geringen Teil opfern wollen und verloren deshalb zugleich Leben und Verm\u246 ?gen. Wieder andere w\u228 ?ren in der Lage gewesen, eintr\u228 ?gliche Stellen oder sonst etwas \u196 ?hnliches sich zu verschaffen, haben aber dann aus Knauserigkeit alles verloren. Da sie eben nicht zu s\u228 ?en verstehen, sondern immer nur ans Einheimsen denken, so geht ihnen oft die ganze Ernte verloren. Niemand kann immerfort Ernte halten, niemand fortw\u228 ?hrend Gewinn machen. Da sie also nichts ausgeben wollen, verstehen sie auch keinen Gewinn zu machen. Ja, selbst wenn es sich darum handelte, eine Frau nehmen zu m\u252 ?ssen, es ginge ihnen gerade so. Denn entweder werden sie hintergangen und erwischen statt einer Reichen eine Arme, oder sie bekommen eine Reiche, die aber daf\u252 ?r tausend Fehler und Untugenden hat, und dann sind sie noch schlimmer daran, als im ersten Falle. Denn nicht Verm\u246 ?gen, sondern Tugend macht wahrhaft reich. Oder was n\u252 ?tzt Reichtum, wenn die Frau rechten Aufwand macht und das Geld verschwendet und alles forttr\u228 ?gt, schneller als der Wind? Was n\u252 ?tzt der Reichtum, wenn sie sich der Unzucht ergibt und ein Heer von Liebhabern nach sich zieht? Was n\u252 ?tzt er, wenn sie sich dem Trunke ergibt? Wird sie nicht in k\u252 ?rzester Zeit den Mann an den Bettelstab bringen? Aber nicht blo\u223 ? beim Heiraten, auch beim Einkaufen schaden die Geizigen sich selbst, da sie aus lauter Interesse nicht die Sklaven anschaffen, die etwas wert sind, sondern die man recht billig haben kann.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Erw\u228 ?gt also alles das; denn was ich \u252 ?ber die H\u246 ?lle und den Himmel zu sagen h\u228 ?tte, k\u246 ?nnt ihr noch gar nicht fassen. Denkt an den Schaden, den euer Geiz euch oft eintr\u228 ?gt, beim Ausleihen von Geld, beim Einkaufen, beim Heiraten, bei Anstellungen und in allen anderen Dingen, und lasset endlich ab von eurer Liebe zum Geld. Nur so k\u246 ?nnt ihr sowohl dieses zeitliche Leben in Ruhe und Sicherheit genie\u223 ?en, und, wenn ihr auch nur ein wenig Fortschritte macht, auch die Lehren der wahren Weisheit fassen und bei genauem Zusehen die Sonne der Gerechtigkeit selber schauen und der G\u252 ?ter teilhaftig werden, die uns durch sie verhei\u223 ?en wurden und die wir alle erlangen m\u246 ?gen durch die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0410.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d410 }}} Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der Ehre und Macht besitzt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Neunundzwanzigste Homilie. Kap. IX, V.1-8.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.1: \u8220"Und Jesus stieg in das Schifflein, fuhr \u252 ?ber das Meer und begab sich in seine eigene Stadt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: Und siehe, sie brachten einen Gel\u228 ?hmten zu ihn, der auf einer Bahre lag. Und als Christus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gel\u228 ?hmten: Vertraue, mein Sohn, deine S\u252 ?nden seien dir nachgelassen\u8221".\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8220"Seine eigene Stadt\u8221" nennt hier der Evangelist: Kapharnaum. Jesu Geburtsstadt war n\u228 ?mlich Bethlehem; die Stadt, in der er aufwuchs, war Nazareth; diejenige, in der er sich meistens aufzuhalten pflegte, war Kapharnaum. Dieser Gel\u228 ?hmte ist aber ein anderer als der, von dem Johannes erz\u228 ?hlt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 5,1-15\par} } . Jener lag ja bei dem Teiche, der unsrige dagegen in Kapharnaum. Der eine war schon achtunddrei\u223 ?ig Jahre krank; von diesem ist nichts dergleichen erw\u228 ?hnt. Der eine war allein und ohne Hilfe; dieser hatte Leute, die f\u252 ?r ihn sorgten und die ihn{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 zu Christus\par} } trugen. Zu diesem sagte der Herr: \u8220"Mein Sohn, deine S\u252 ?nden seien dir nachgelassen\u8221"; zu jenem: \u8220"Willst du gesund werden?\u8221" Den einen hat er am Sabbat geheilt; diesen an einem anderen Tag; sonst h\u228 ?tten ihm die Juden vielleicht auch das noch vorgeworfen. In der Tat haben sie aber in diesem Falle geschwiegen; bei dem anderen dagegen verfolgten sie den Herrn mit Klagen. Das habe ich nicht ohne Grund gesagt, sondern in der Absicht, dass niemand glaube, es liege hier ein Widerspruch vor, indem er von der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0411.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d411 }}} Voraussetzung ausgeht, es handle sich um einen und denselben Gel\u228 ?hmten. Du aber beachte die Demut und die Milde des Herrn. Schon fr\u252 ?her hatte er die Menge des Volkes entlassen; und als ihn die Bewohner von Gadara fortwiesen, widerstand er nicht, sondern ging fort, wenn auch nicht weit. Dann stieg er ins Schifflein, um ans andere Ufer zu kommen, obwohl er auch zu Fu\u223 ? h\u228 ?tte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u252 ?ber den See\par} } gehen k\u246 ?nnen. Er wollte eben nicht immer Wunder wirken, um den Plan seiner Vorsehung nicht zu st\u246 ?ren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Matth\u228 ?us also sagt, man habe den Kranken zu Christus getragen; die anderen dagegen schreiben, die Leute h\u228 ?tten sogar das Dach durchbrochen und ihn so herausgelassen. Dann stellten sie den Kranken vor ihn und sagten nichts, sondern \u252 ?berlie\u223 ?en alles ihm{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 2,14; Lk 3,18-19\par} } . Im Anfange ging n\u228 ?mlich der Herr selbst umher, da er{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 von den Leuten\par} } noch keinen so gro\u223 ?en Glauben erwartete, dass sie{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 von selbst\par} } zu ihm gekommen w\u228 ?ren. Hier dagegen mussten sie nicht blo\u223 ? zu ihm kommen, sondern auch ihren Glauben zeigen. \u8220"Denn\u8221", hei\u223 ?t es, \u8220"da Christus ihren Glauben sah\u8221", das hei\u223 ?t den Glauben derjenigen, die den Kranken vom Dach herunterlie\u223 ?en. Er verlangt eben den Glauben nicht immer blo\u223 ? von den Kranken, so z.B., wenn diese ohne Verstand sind, oder wegen einer sonstigen Krankheit die Besinnung verloren haben. Indes bewies hier auch der Kranke seinen Glauben. Denn wenn er nicht geglaubt h\u228 ?tte, w\u252 ?rde er nicht geduldet haben, dass man ihn vom Dache herunterlasse. Weil also der Kranke solchen Glauben zeigte, so zeigte auch Christus seine Macht und l\u246 ?ste ihn aus eigener Machtf\u252 ?lle von seinen S\u252 ?nden. So zeigte er in allweg, dass er die gleiche Ehre genie\u223 ?t, wie der Vater. Beachte aber wohl: oben hat er seine Macht gezeigt durch die Art, wie er lehrte, denn \u8220"er lehrte sie wie einer, der Macht hat\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 7,28\par} } ; dann bei dem Auss\u228 ?tzigen durch die Worte: \u8220"Ich will, sei rein\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 8,3\par} } ; bei dem Hauptmanne, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0412.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d412 }}} der da sagte: \u8220"Sprich nur ein Wort, und mein Knecht wird gesund\u8221", denn da zollte ihm der Herr Anerkennung und lobte ihn \u252 ?ber alle; auf dem Meere zeigte er seine Macht, indem er es mit einem einzigen Worte zur Ruhe brachte; bei den D\u228 ?monen, da sie ihn als Richter bekannten und der Herr sie mit seinem Machtwort ausgetrieben hat. Auch hier zwingt er wiederum seine Feinde, in anderer, noch viel st\u228 ?rkerer Weise seine Ebenb\u252 ?rtigkeit mit dem Vater anzuerkennen, denn er l\u228 ?sst dies sogar durch ihren eigenen Mund verk\u252 ?nden. Er selbst zeigte, wie wenig es ihm um Menschenehre zu tun sei. Da n\u228 ?mlich eine so gro\u223 ?e Menge von Zuschauern um ihn herumstand, dass es nicht m\u246 ?glich war, zu ihm durchzudringen, so lie\u223 ?en sie den Gel\u228 ?hmten von oben herab. Demnach heilte er nicht gleich beim ersten Anblick den Leib des Kranken, sondern wartete, bis die anderen ihn baten, und heilte dann zuerst das Unsichtbare, die Seele, durch die Vergebung der S\u252 ?nde. Das hat dem Kranken die Rettung verschafft und ihm selber gro\u223 ?en Ruhm. Die Umstehenden waren n\u228 ?mlich von b\u246 ?sem Willen beseelt und wollten bei der Sache genau zusehen; dadurch trugen sie aber, ohne es zu wollen, nur dazu bei, das Geschehnis um so mehr bekannt und ber\u252 ?hmt zu machen. Da eben der Herr sehr klug war, ben\u252 ?tzte er ihre Eifersucht, um das Wunder desto mehr hervortreten zu lassen. Sie fingen also an, unruhig zu werden und sagten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: \u8220"Der l\u228 ?stert Gott; wer kann S\u252 ?nden vergeben, au\u223 ?er Gott allein?\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sehen wir, was der Herr ihnen antwortet. Hat er ihnen vielleicht ihre Meinung ausgeredet? Wenn sie nicht recht war, so musste er sagen: Warum hegt ihr falsche Ansichten von mir? Ich bin weit entfernt, solche Macht zu besitzen! In der Tat sagte er aber nichts dergleichen. Gerade das Gegenteil hat er best\u228 ?tigt und bekr\u228 ?ftigt, erstens durch seine eigene Aussage, zweitens durch das Wunder, das er wirkte. Da es bei den Zuh\u246 ?rern vermutlich Ansto\u223 ? erregt h\u228 ?tte, dass jemand in einer Sache f\u252 ?r sich selbst Zeugnis ablege, so lie\u223 ? der Herr seine Macht und W\u252 ?rde von anderen bezeugen. Bewunderungswert daran ist, dass er dies nicht nur durch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0413.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d413 }}} seine Freunde, sondern auch durch seine Feinde tat. Darin bekundet sich eben die F\u252 ?lle seiner Weisheit. Durch seine Freunde tat er es, als er sagte:\u8220"Ich will, sei rein!\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 8,8\par} } .Ebenso da er sprach: \u8220"Nicht einmal in Israel habe ich solchen Glauben gefunden!{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 8,1o\par} } . Durch seine Feinde tat er dasselbe hier. Sie hatten gesagt, niemand k\u246 ?nne S\u252 ?nden nachlassen au\u223 ?er Gott allein. Da fuhr der Herr weiter:\u8221"Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn die Macht hat, auch S\u252 ?nden nachzulassen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 so sagte er zum Gichtbr\u252 ?chigen\par} } : Steh auf, nimm dein Bett und geh in dein Haus!\u8221" So machte er es aber nicht blo\u223 ? in diesem Falle, sondern auch ein andermal, da die Juden wider ihn sprachen und sagten: \u8220"Nicht ob eines guten Werkes wollen wir Dich steinigen, sondern ob Deiner Gottesl\u228 ?sterung und weil Du Dich selbst zu Gott machst, obwohl Du ein blo\u223 ?er Mensch bist.\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 10,33\par} } . Selbst da hat er dieser Meinung nicht widersprochen, sondern hat sie im Gegenteil wiederum best\u228 ?tigt und gesagt: \u8220"Wenn ich die Werke meines Vaters nicht tue, dann braucht ihr mir nicht zu glauben; wenn ich sie aber tue und ihr mir nicht glauben wollt, so glaubt wenigstens meinen Werken\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 10,37-38\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch hier gibt er uns neue und nicht unbedeutende Beweise seiner Gottheit und seiner Ebenb\u252 ?rtigkeit mit seinem Vater. Die Juden hatten gesagt, nur Gott k\u246 ?nne S\u252 ?nden nachlassen; er aber l\u228 ?sst nicht blo\u223 ? die S\u252 ?nden nach, sondern tut noch zuvor etwas, was nur Gott tun konnte, er liest die geheimen Gedanken ihres Herzens. Sie hatten ja nicht laut gesagt, was sie dachten. \u8222 ?Denn siehe\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?einige Schriftgelehrten sagten bei sich selbst: Der l\u228 ?stert Gott!\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: \u8222 ?Und Christus sah ihre Gedanken und sprach: Was denkt ihr B\u246 ?ses in eurem Herzen?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dass aber nur Gott allein die geheimen Gedanken erkennt, das kannst du von dem Propheten h\u246 ?ren, der da {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0414.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d414 }}} sagt: \u8222 ?Du allein kennst die Herzen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Paralip.6,30\par} } , und an einer anderen Stelle: \u8222 ?Gott erforscht Herz und Nieren\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 7,10\par} } . Und Jeremias sagt: \u8222 ?Das Menschenherz ist tiefer als irgend etwas, und er ist ein Mensch, und wer wird ihn kennen?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 17,9\par} } ; endlich: \u8222 ?Der Mensch schaut ins Gesicht, Gott aber in das Herz\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 K\u246 ?n 16,7\par} } . Auch auf andere vielfache Weise kann man sehen, dass Gott allein die Gedanken wissen kann. Nachdem also Christus gezeigt hatte, dass er Gott ist und seinem Vater gleich stehe, so enth\u252 ?llt und offenbart er ihre verborgenen Gedanken. Sie f\u252 ?rchteten eben das Volk und wagten deshalb ihre Meinung nicht zu \u228 ?u\u223 ?ern. Doch auch hierbei verfuhr er sehr schonend. \u8222 ?Was denkt ihr Schlechtes in eurem Herzen?\u8220" fragt er. Wenn jemand das Recht hatte unwillig zu werden, so war es der Kranke, der gewisserma\u223 ?en entt\u228 ?uscht worden war. Er konnte sagen: F\u252 ?r eines wollt ihr Genesung suchen, und Du heilst etwas anderes? Wie sollte ich wissen k\u246 ?nnen, dass mir meine S\u252 ?nden nachgelassen sind? In der Tat aber sagt der Gichtbr\u252 ?chige nichts dergleichen, sondern \u252 ?berl\u228 ?sst sich ganz der Macht dessen, von dem er Heilung erwartet. Die Juden dagegen waren anma\u223 ?end und eifers\u252 ?chtig, und wollten den guten Werken anderer Hindernisse in den Weg legen. Darum weist er sie zurecht, aber mit gro\u223 ?er Milde: Wenn ihr meinen fr\u252 ?heren Worten nicht glaubt, sagt er, und sie f\u252 ?r eitle Prahlerei haltet, so will ich noch etwas anderes tun, n\u228 ?mlich eure geheimen Gedanken offenbaren; und au\u223 ?erdem noch ein drittes. Was ist dies? Dass ich den Gichtbr\u252 ?chigen seine leibliche Krankheit zur\u252 ?ckgebe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da er zum Gichtbr\u252 ?chigen redete, so verrieten seine Worte seine Macht nicht mit voller Deutlichkeit; er sagte n\u228 ?mlich nicht: Ich lasse dir deine S\u252 ?nden nach, sondern: \u8222 ?Deine S\u252 ?nden sollen dir nachgelassen sein.\u8220" Als aber die Juden ihn herausforderten, da zeigte {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0415.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d415 }}} er seine Macht schon viel deutlicher und sprach: \u8222 ?Damit ihr aber erkennet, dass der Menschensohn die Macht hat, S\u252 ?nden nachzulassen auf Erden.\u8220" Siehst du, wie fern ihm die Absicht liegt, dem Vater nicht gleich gehalten zu werden? Er sagt nicht: Der Menschensohn braucht eines anderen Hilfe, oder: Der Vater hat ihm die Macht verliehen, sondern: Er hat die Macht. Auch das sagt er nicht aus Ruhmsucht, sondern: Um euch zu \u252 ?berzeugen, dass ich nicht l\u228 ?stere, wenn ich mich Gott gleichstelle. \u220 ?berall will er deutliche und unwiderlegliche Beweise bieten; so, wenn er sagt: \u8222 ?Wohlan, zeige dich dem Priester\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 8,4\par} } ; wenn er zeigt, wie die Schwiegermutter des Petrus sogleich imstande war, ihn zu bedienen, und wenn er den D\u228 ?monen erlaubt, die Schweine in das Meer zu st\u252 ?rzen. Ebenso macht er es auch hier. Um zu beweisen, dass er wirklich die Macht der S\u252 ?ndenvergebung besitzt, heilt er den Gichtbr\u252 ?chigen, und um die Heilung zu beweisen, hei\u223 ?t er ihn sein Bett forttragen. So konnte keiner glauben, das Geschehene sei nur Sinnest\u228 ?uschung. Doch tut der Heiland das nicht, bevor er sie nicht gefragt hat:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: \u8222 ?Was gibt es Leichteres, als zu sagen, deine S\u252 ?nden seien dir nachgelassen, oder zu sagen: Nimm dein Bett und gehe in dein Haus?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Sinn dieser Worte ist der: Was haltet ihr f\u252 ?r leichter, einen gichtbr\u252 ?chigen Leib zu heilen, oder die S\u252 ?nden der Seele nachzulassen? Offenbar, dem Leibe seine Kraft wiederzugeben. Denn um wieviel h\u246 ?her die Seele \u252 ?ber dem Leibe steht, um wieviel mehr ist es auch, S\u252 ?nden nachzulassen. Da aber das eine sichtbar, das andere unsichtbar ist, so lasse ich auch das nachfolgen, was zwar in sich geringer, daf\u252 ?r aber deutlicher bemerkbar ist. Dieses soll zum Beweise dienen f\u252 ?r das Gr\u246 ?\u223 ?ere und Unsichtbare, indem ich durch die Wunderwerke zum voraus die Verhei\u223 ?ung des Johannes erf\u252 ?lle, der da sagte: \u8222 ?Er nimmt hinweg die S\u252 ?nden der Welt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,29\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0416.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d416 }}} Christus richtete also den Gichtbr\u252 ?chigen auf und schickte ihn nach Hause. Auch damit bewies er wieder, dass er nicht aus Stolz gehandelt und dass der Vorgang nicht blo\u223 ?er Schein war. Diejenigen, die Zeugen der Krankheit gewesen, die macht er so auch zu Zeugen der Heilung. Ich h\u228 ?tte gew\u252 ?nscht, so will er gleichsam sagen, durch deine Krankheit auch diejenigen zu heilen, die anscheinend gesund, an der Seele dagegen krank sind; da sie aber nicht wollen, so gehe nach Hause und n\u252 ?tze wenigstens denen, die dort sind. Siehst du, wie er sich dadurch kundgibt als den Sch\u246 ?pfer der Seele und der Leiber? Beide heilt er von ihrer L\u228 ?hmung und gibt so das Unsichtbare durch das Sichtbare zu erkennen. Trotzdem kriechen sie aber noch immer am Boden. Denn\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: \u8222 ?Als die Menge dieses sah, wunderte sie sich und lobte Gott, der solche Macht den Menschen gegeben hat.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das Fleisch hinderte sie eben{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Wahrheit zu sehen\par} } . Der Herr aber tadelte sie nicht, sondern fuhr fort, durch seine Werke sie aufzur\u252 ?tteln und ihren Sinn nach oben zu richten. Es war ja schon nichts Geringes, dass sie glaubten, er sei gr\u246 ?\u223 ?er als alle anderen Menschen und er komme von Gott. Denn wenn diese \u220 ?berzeugung sich bei ihnen festsetzte, so konnten sie wohl zu der Erkenntnis fortschreiten, dass er auch der Sohn Gottes ist. Aber sie hielten eben das erste nicht unersch\u252 ?tterlich fest; deshalb konnten sie nicht weiter voran kommen. So sagten sie nachher wieder: \u8222 ?Dieser Mensch ist nicht von Gott\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 9,16\par} } , und: \u8222 ?Wie sollte dieser Mensch von Gott sein?\u8220" Solche Redensarten f\u252 ?hrten sie immer im Munde und benutzten sie als Deckmantel f\u252 ?r ihre eigenen Leidenschaften. Das gleiche tun auch jetzt noch viele. Sie geben sich den Anschein, die Ehre Gottes zu wahren und gehorchen dabei nur ihren eigenen Leidenschaften, denen sie jedoch allen entsagen sollten. Gott, der Herr des {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0417.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d417 }}} Alls, k\u246 ?nnte ja sonst seinen Blitzstrahl schleudern wider die, die ihn also l\u228 ?stern. Statt dessen l\u228 ?sst er die Sonne aufgehen und sendet Regen und gibt uns reichlich alles andere, dessen wir bed\u252 ?rfen. Das m\u252 ?ssen auch wir nachahmen, m\u252 ?ssen bitten, ermahnen, mit Sanftmut zurechtweisen, nicht im Zorn und in wilder Leidenschaft. Die L\u228 ?sterungen bringen ja Gott keinen Schaden; seinetwegen brauchst du dich nicht aufzuregen; der L\u228 ?sterer verwundet nur sich selbst. Deshalb seufze und weine! Der Tr\u228 ?nen wert ist solche Leidenschaft. Auch gibt es f\u252 ?r den Verwundeten keine bessere Arznei als Sanftmut. Die Sanftmut ist m\u228 ?chtiger als alle Gewalt. Sieh nur, wie der gel\u228 ?sterte Gott mit uns redet im Alten, wie im Neuen Bunde? Dort sagte er: \u8222 ?Mein Volk, was habe ich dir getan?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mich 6,3\par} } , hier aber: \u8222 ?Saulus, Saulus, was verfolgst du mich?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 9,4\par} } . Auch Paulus weist uns an, unsere Gegner mit Sanftmut zu belehren{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Tim 2,25\par} } . Und als die J\u252 ?nger zu Christus kamen und ihn baten, er m\u246 ?ge Feuer vom Himmel fallen lassen, da verwies er es ihnen mit Strenge und sagte: \u8222 ?Ihr wi\u223 ?t nicht, wessen Geistes ihr seid\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 9,54\par} } . Auch hier rief der Herr nicht aus: O ihr Elenden, ihr Gaukler und neiderf\u252 ?llten Feinde des Menschenheiles! Nein, er sagt: \u8222 ?Was denkt ihr B\u246 ?ses in eurem Herzen?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 13,30\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Man muss also doch die Krankheiten mit Sanftmut zu heilen versuchen. Denn wer sich nur aus Menschenfurcht gebessert hat, wird sich gar schnell wieder dem B\u246 ?sen zuwenden. Deshalb befahl der Herr, das Unkraut stehen zu lassen, um den S\u252 ?ndern Zeit zur Bekehrung zu geben. So haben sich viele bekehrt und sind eifrig im Guten geworden, w\u228 ?hrend sie fr\u252 ?her b\u246 ?se waren, wie z.B.: Paulus, der Z\u246 ?llner und der R\u228 ?uber. Diese alle waren vorher Unkraut und wurden dann reifer Weizen. Beim nat\u252 ?rlichen Samen ist so etwas allerdings unm\u246 ?glich; beim freien Willen aber ganz leicht; er ist eben nicht durch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0418.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d418 }}} die Gesetze der Natur gebunden, sondern ist durch die Freiheit der Selbstbestimmung ausgezeichnet. Wenn du also irgendwo einen Feind der Wahrheit siehst, so heile ihn, pflege ihn, leite ihn an zur Tugend, gib ihm das Beispiel tadelloser Lebensf\u252 ?hrung, sei unanfechtbar in der Rede, erweise ihm Hilfe und F\u252 ?rsorge, lass nichts unversucht, ihn auf den rechten Weg zu bringen. Mache es ganz so, wie es die besten unter den \u196 ?rzten zu tun pflegen: Die haben ja auch nicht blo\u223 ? ein einziges Heilverfahren, sondern wenn sie sehen, dass eine Wunde beim ersten Heilmittel nicht heilt, so nehmen sie ein zweites, und nachher ein drittes. Das eine Mal schneiden sie auseinander, ein anderes Mal binden sie zusammen. So sei auch du ein Arzt f\u252 ?r die Seelen! Lass kein Heilmittel unversucht, entsprechend den Weisungen Christi, damit du nicht blo\u223 ? den Lohn f\u252 ?r deine eigene Rettung verlangst, sondern auch f\u252 ?r das, was du anderen Gutes getan hast; und alles tue zur Ehre Gottes, die dann auch auf dich zur\u252 ?ckf\u228 ?llt. Denn, sagt der Herr: \u8222 ?Diejenigen, die mich ehren, die werde auch ich ehren; und wer mich verachtet, den werde auch ich verachten!\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 K\u246 ?n 2,30\par} } . Tun wir also alles zu seiner Ehre, damit dieser beseligende Ausspruch einst an uns sich bew\u228 ?hre; das m\u246 ?ge uns allen zuteil werden, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht geb\u252 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Drei\u223 ?igste Homilie. Kap. IX, V.9-17.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0419.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d419 }}} V.9: \u8222 ?Und als Jesus von dort wegging, sah er einen Menschen beim Zollhaus sitzen, der Matth\u228 ?us hie\u223 ?. Und er sprach zu ihm: Folge mir.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nach der wunderbaren Heilung{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Gichtbr\u252 ?chigen\par} } hielt sich der Herr nicht mehr lange auf, um nicht durch seinen Anblick die Eifersucht der Juden noch mehr zu erregen; vielmehr entfernt er sich ihnen zuliebe in der Absicht, ihre Leidenschaft dadurch zu bes\u228 ?nftigen. So wollen auch wir es machen; wollen nicht mit denen zusammenbleiben, die uns \u252 ?belgesinnt sind, sondern durch Nachgiebigkeit ihre Wunden lindern und so die Spannung heben. Weshalb hat aber Jesus den Matth\u228 ?us nicht zugleich mit Petrus und Johannes und den \u252 ?brigen Aposteln berufen? Weil die Berufung der Apostel immer erst dann erfolgte, wenn der Herr wusste, sie w\u252 ?rden seinem Rufe auch wirklich Folge leisten. So rief er auch den Matth\u228 ?us erst dann, als er ihn bereit wusste, auf seinen Ruf zu h\u246 ?ren. Deshalb hat er auch den hl. Paulus erst nach seiner Auferstehung in sein Netz gezogen. Er kannte eben die Herzen und sah die verborgenen Gedanken eines jeden. So wusste er, wann jeder von ihnen bereit sein w\u252 ?rde, ihm zu folgen. Aus diesem Grunde rief Jesus den Matth\u228 ?us nicht schon gleich im Anfange, weil er damals noch nicht zug\u228 ?nglich genug war, sondern erst, nachdem er viele Wunder gewirkt und gro\u223 ?en Ruf erlangt hatte, und als er wusste, dass er inzwischen bereitwilliger geworden war, seiner Berufung Geh\u246 ?r zu schenken.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch die Weisheit des Evangelisten verdient Bewunderung; denn er verbirgt sein fr\u252 ?heres Leben nicht, sondern nennt sogar seinen Namen, w\u228 ?hrend alle anderen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0420.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d420 }}} ihn hinter einem fremden Namen verbargen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 2,14; Lk 5,27\par} } . Warum sagt er aber: \u8222 ?Er sa\u223 ? bei dem Zollhaus\u8220"? Er wollte damit die Macht dessen zeigen, der ihn nicht zu einer Zeit berief, da er sein schlechtes Gewerbe bereits aufgegeben und verlassen hatte, sondern ihn mitten aus dem Verderben herauszog. So hat er auch den hl. Paulus bekehrt, da er noch voll Wut und Zorn gleichsam Feuer schnaubte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 9,1\par} } . Das hat der hl. Paulus selbst als Beweis f\u252 ?r die Macht dessen hingestellt, der ihn berief; denn er schrieb an die Galater: \u8222 ?Ihr habt geh\u246 ?rt von meiner Bekehrung aus meinem fr\u252 ?heren Judaismus und wie heftig ich damals die Kirche Gottes verfolgte\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 1,13\par} } . Auch die Fischer hat Christus mitten in ihrer Arbeit berufen. Doch war ihr Handwerk wenigstens nicht so verrufen, sondern nur das vom ungebildeten, schlichten und ganz einfachen Leuten. Dieses Z\u246 ?llnergewerbe hingegen ward meist von unversch\u228 ?mten, frechen Leuten ausge\u252 ?bt, die auf nicht einwandfreien Gewinn ausgingen und auf r\u252 ?cksichtslosen Gelderwerb. Aber trotz all dem scheute der Herr vor seiner Berufung nicht zur\u252 ?ck. Doch was sage ich, er hat sich des Z\u246 ?llners nicht gesch\u228 ?mt; er hat sich ja nicht einmal gescheut, eine Buhldirne zu rufen und zu gestatten, dass sie seine F\u252 ?\u223 ?e k\u252 ?sse und mit ihren Tr\u228 ?nen abtrockne{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 7,36-50\par} } . Gerade deshalb ist ja der Herr gekommen; nicht um blo\u223 ? die Leiber zu heilen, sondern um auch die Seelenkrankheiten zu beseitigen. Das tat er auch bei dem Gichtbr\u252 ?chigen. Und erst nachdem er klar gezeigt hatte, dass er die Macht habe, S\u252 ?nden nachzulassen, kam er auch zu Matth\u228 ?us, damit niemand \u196 ?rgernis n\u228 ?hme, wenn sie s\u228 ?hen, dass ein Z\u246 ?llner in den Kreis seiner J\u252 ?nger aufgenommen worden sei. Denn wenn er die Macht besa\u223 ?, alle S\u252 ?nden zu vergeben, was wunderst du dich, wenn er auch diesen Z\u246 ?llner zum Apostel machte? Wenn du aber auf der einen Seite die Macht des Berufenden gesehen, so lerne auf der anderen auch den Gehorsam des Berufenen kennen. Er str\u228 ?ubte sich nicht und sagte nicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0421.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d421 }}} zweifelnd: Was willst du von mir? Willst du mich etwa t\u228 ?uschen, wenn du mich, einen so schlechten Menschen, berufst? Solche Demut w\u228 ?re gewiss nicht am Platze gewesen. Nein, er gehorchte sofort und bat nicht einmal, vorher nach Hause gehen zu d\u252 ?rfen, um den Seinigen Mitteilung davon zu machen, so wenig als dies die Fischer getan. So wie diese das Netz, das Schiff und den Vater verlie\u223 ?en, so dieser sein Zollhaus und seinen Erwerb, und folgte dem Herrn nach. Er zeigte damit, dass er in seinem Herzen zu allem bereit war; und indem er sich heroisch von allen Weltgesch\u228 ?ften losri\u223 ?, bewies er durch seinen vollendeten Gehorsam, dass der Herr ihn zur rechten Zeit berufen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum hat uns aber der Evangelist nicht auch bei den anderen Aposteln berichtet, wie und auf welche Weise sie berufen wurden, sondern nur bei Petrus, Jakobus, Johannes und Philippus, bei den anderen aber nicht? Weil gerade diese die niedrigsten und unansehnlichsten Gewerbe aus\u252 ?bten. Es gibt ja nichts Gemeineres als das Z\u246 ?llneramt, nichts Armseligeres als das Fischerhandwerk. Dass auch Philippus von sehr niedrigem Stande war, ergibt sich schon aus seiner Heimat. Deshalb machen sie uns mit den Gewerben{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 gerade dieser Apostel\par} } bekannt, um uns zu zeigen, dass man ihnen auch dann glauben m\u252 ?sse, wenn sie etwas Ehrenvolles von ihnen berichten. Denn wenn sie nichts auslassen von dem, was nicht f\u252 ?r vornehm gilt, sondern gerade das vor allen anderen Dingen gewissenhaft hervorheben, handle es sich nun um den Meister oder um die J\u252 ?nger, wie k\u246 ?nnte man dann Misstrauen gegen sie haben, wenn sie einmal etwas Ruhmvolles erz\u228 ?hlen? Zumal, da die ja viele Zeichen und Wundertaten \u252 ?bergehen, dagegen die Schmach, die mit dem Kreuzestod verbunden zu sein schien, ganz ausf\u252 ?hrlich berichten? Auch bei den J\u252 ?ngern haben sie das Gewerbe und ihren niedrigen Stand offen bekannt, so wie die beim Herrn jene Vorfahren erw\u228 ?hnten, die ob ihrer S\u252 ?nden verrufen waren. Daraus ergibt sich klar, dass es ihnen durchaus um die Wahrheit zu tun war, und dass sie nichts niederschrieben aus R\u252 ?cksicht auf Personen, oder um bei den Menschen Ruhm zu ernten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0422.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d422 }}} Nachdem also der Herr den Matth\u228 ?us berufen, erwies er ihm auch eine sehr hohe Ehre, indem er alsbald mit ihm an seinem Tische teilnahm. Dadurch erf\u252 ?llte er ihn auch mit gr\u246 ?\u223 ?ter Hoffnung in Betreff seines zuk\u252 ?nftigen Heiles und machte ihm \u252 ?berhaupt mehr Mut. Er hatte ja zur Heilung seines S\u252 ?ndenzustandes nicht viel Zeit gebraucht, sondern sie in einem Augenblick bewerkstelligt. Und nicht blo\u223 ? mit ihm allein nimmt er am Tische teil, sondern noch mit vielen anderen, obgleich man ihm auch das \u252 ?belnahm, dass er die S\u252 ?nder nicht von sich fernhielt. Auch das verheimlicht der Evangelist nicht, wie die Juden in seinen Handlungen etwas zu entdecken suchten, um ihn anzuklagen. Indes kamen die anderen Z\u246 ?llner zusammen, weil ja Matth\u228 ?us ihr Kollege war. Da er sich n\u228 ?mlich durch den Besucht Christi sehr geehrt f\u252 ?hlte, rief er sie alle zusammen. Christus hat eben jedes Mittel ben\u252 ?tzt, das geeignet schien, andere zu bessern. Er beschr\u228 ?nkte sich nicht auf blo\u223 ? m\u252 ?ndliches Zureden, auf Heilungen von Krankheiten und Tadel gegen seine Widersacher; nein, viele S\u252 ?nder hat er durch seine Teilnahme am Mahle auf den rechten Weg gebracht. Damit gibt er uns die Lehre, dass jeder Augenblick und jede Handlung f\u252 ?r unsere Absichten von Nutzen sein kann. Obgleich aber das, was damals{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 beim Mahle\par} } aufgetragen wurde, die Frucht des Unrechtes und der Habgier war, so weigerte sich Christus doch nicht, daran teilzunehmen, da er eben wusste, dass er damit viel Gutes stiften k\u246 ?nnte. Deshalb wird er sogar Haus- und Tischgenosse derer, die so gro\u223 ?e S\u252 ?nder waren. So geht es ja auch beim Arzt; wenn er den Geruch der F\u228 ?ulnis bei den Kranken nicht ertragen kann, so kann er sie auch von ihrer Krankheit nicht heilen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes kam der Herr dadurch in \u252 ?blen Ruf, nicht blo\u223 ?, weil er mit Matth\u228 ?us a\u223 ?, sondern auch, weil er es in dessen Haus tat und dazu noch in Gesellschaft vieler anderer Z\u246 ?llner. H\u246 ?re also, wie ihm die Juden das vorwerfen: \u8220"Da seht diesen Menschen an, er ist ein Fresser und S\u228 ?ufer, ein Freund der Z\u246 ?llner und S\u252 ?nder\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 11,19\par} } . {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0423.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d423 }}} Das sollen diejenigen sich merken, die durch Fasten sich gro\u223 ?en Ruhm erwerben wollen; die sollen daran denken, dass unser Herr ein Fresser und Weintrinker genannt wurde und sich dessen nicht sch\u228 ?mte, sondern sich \u252 ?ber all dies hinwegsetzte, um seinen Zweck zu erreichen. Den hat er aber auch erreicht. Denn der Z\u246 ?llner ward bekehrt und so gebessert. Damit du aber sehest, dass er diesen gro\u223 ?en Erfolg wirklich dadurch erreichte, dass er mit ihm am Tische teilnahm, so h\u246 ?re, was Zach\u228 ?us sagt, der ebenfalls ein Z\u246 ?llner war. Da er Christus sagen h\u246 ?rte: \u8220"Heute muss ich in deinem Hause bleiben\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 19,5\par} } , geriet er vor Freude fast au\u223 ?er sich und sprach: \u8220"Die H\u228 ?lfte meines Verm\u246 ?gens will ich den Armen geben, und wenn ich jemandem in etwas betrogen habe, so will ich es ihm vielfach zur\u252 ?ckerstatten\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 19,8\par} } . Und Jesus antwortete ihm: \u8220"Heute ist diesem Hause Heil widerfahren\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 19,9\par} } . So kann man jedes Mittel zur Besserung anderer gebrauchen. Wie kommt es aber denn, fragst du, dass Paulus befiehlt: \u8220"Wenn einer, der sich Bruder nennt, unz\u252 ?chtig ist oder habs\u252 ?chtig, so soll man mit einem solchen nicht einmal zusammen essen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 5,11\par} } . Allein es ist gar nicht sicher, ob er das auch den Lehrern vorschreibt und nicht blo\u223 ? den \u252 ?brigen Br\u252 ?dern. Au\u223 ?erdem waren diese{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 zur Zeit des hl. Paulus\par} } noch nicht gefestigt und vollkommen und noch nicht einmal wirkliche Br\u252 ?der geworden. Sodann befiehlt Paulus, auch diejenigen, die schon Br\u252 ?der geworden, zu meiden, f\u252 ?r den Fall, dass sie in der S\u252 ?nde verharren. Diese Z\u246 ?llner waren aber bereits daran, die S\u252 ?nde aufzugeben und sich zu bekehren. Doch machte nichts von all dem auf die Pharis\u228 ?er Eindruck. Sie beschweren sich vielmehr bei den J\u252 ?ngern und sagen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8220"Warum i\u223 ?t euer Meister mit Z\u246 ?llnern und S\u252 ?ndern?\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und wenn sie glauben, dass die J\u252 ?nger selbst das {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0424.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d424 }}} Gesetz \u252 ?bertreten, so kommen die Pharis\u228 ?er zum Herrn und sagen: \u8220"Siehe, Deine J\u252 ?nger tun etwas, was man am Sabbat nicht tun darf!\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 12,2\par} } . In diesem Falle aber verklagen sie Christus bei seinen J\u252 ?ngern. Das alles taten sie aber nur aus b\u246 ?ser Absicht und zu dem Zweck, die Schar seiner J\u252 ?nger dem Herrn abtr\u252 ?nnig zu machen. Was erinnert nun aber die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 g\u246 ?ttliche\par} } Weisheit?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: \u8220"Nicht die Gesunden bed\u252 ?rfen des Arztes, sondern die Kranken.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehe, wie er sie mit ihrer eigenen Rede schlug! Sie hatten es ihm zum Vorwurf gemacht, dass er mit solchen Menschen umgehe; er aber sagt im Gegenteil, nicht mit ihnen zu verkehren, w\u228 ?re seiner und seiner Liebe zu den Menschen nicht w\u252 ?rdig, und solche Menschen zu bessern, verdiene nicht nur keinen Tadel, sondern sei ein hervorragendes Werk, eine notwendige und unendlich lobenswerte Sache. Um sich aber dann nicht den Anschein zu geben, als wolle er diejenigen besch\u228 ?men, die er als \u8220"Kranke\u8221" bezeichnet hatte, so beachte, wie er dies wieder ausgleicht, indem er die Juden tadelt mit den Worten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: \u8220"Gehet und lernet, was es hei\u223 ?t: Erbarmen will ich und nicht Opfer\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hos 6,6\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das sagt er, um ihnen ihre Unkenntnis der Schriften vorzuwerfen. Deshalb sprach er auch in etwas sch\u228 ?rferem Tone; er war aber deswegen noch nicht zornig, durchaus nicht; er will nur jene Z\u246 ?llner nicht in Verlegenheit lassen. Er h\u228 ?tte ja auch sagen k\u246 ?nnen: Habt ihr nicht bemerkt, wie ich dem Gichtbr\u252 ?chigen seine S\u252 ?nden nachgelassen habe? Wie ich seinem Leibe die Kraft zur\u252 ?ckgab? Doch von all dem sagt er nichts. Vielmehr bringt er zuerst einen blo\u223 ?en Vernunftgrund vor, dann erst die Hl. Schrift. Zuerst sagt er: \u8220"Nicht die Gesunden bed\u252 ?rfen des Arztes, sondern die Kranken\u8221" und deutet damit in verborgener Weise an, dass er selbst der Arzt sei. Dann f\u252 ?gt {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0425.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d425 }}} er hinzu: \u8220"Gehet hin und lernet, was es hei\u223 ?t: Erbarmen will ich und nicht Opfer.\u8221" Gerade so macht es auch Paulus. Er beginnt zun\u228 ?chst mit den Beispielen aus dem gew\u246 ?hnlichen Leben und sagt: \u8220"Wer h\u252 ?tet eine Herde und n\u228 ?hrt sich nicht von ihrer Milch?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 9,7\par} } . Dann erst zitiert er die Hl. Schrift und sagt: \u8220"Im Gesetze des Moses steht geschrieben:\u8221"Du sollst dem Ochsen, der das Getreide tritt, das Maul nicht zubinden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 9,9: Dtn 25,4\par} } . Und an einer anderen Stelle sagt er: \u8220"Also hat der Herr denen befohlen, die das Evangelium verk\u252 ?nden, dass sie vom Evangelium leben\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 9,14\par} } . Bei seinen J\u252 ?ngern dagegen macht es der Herr nicht so{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wie hier bei den Juden\par} } , sondern erinnert sie an seine Wunder und spricht: \u8220"Denkt ihr nicht mehr an die f\u252 ?nf Brote und die f\u252 ?nftausend Menschen, und wieviel K\u246 ?rbe voll ihr noch gesammelt habt?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 16,9\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Anders dagegen redet der Herr in unserem Falle. Er weist auf die Schwachheiten der Menschen hin und zeigt, dass auch sie zu den Schwachen geh\u246 ?ren, da sie ja nicht einmal die Schriften kennten und sich \u252 ?berdies um keinerlei Tugend k\u252 ?mmerten, sondern glaubten, mit ihren Opfern sei alles getan. Darum weist er mit Nachdruck auf das hin, was alle Propheten verk\u252 ?ndet hatten, fasst es in kurzem Ausdruck zusammen und sagt: \u8222 ?Lernet, was es ist: Erbarmen will ich und nicht Opfer.\u8220" So zeigt er ihnen durch die Propheten, dass nicht er es ist, der das Gesetz \u252 ?bertritt, sondern sie. Er sagt gewisserma\u223 ?en: Warum tadelt ihr mich? Weil ich die S\u252 ?nder bessere? Dann m\u252 ?sst ihr aus dem gleichen Grunde auch den Vater schm\u228 ?hen. Ebenso verfuhr er auch ein andermal, wo er sagte: \u8222 ?Mein Vater wirkt bis auf diese Stunde und auch ich wirke\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 5,17\par} } . In gleicher Weise sagt er auch hier: \u8222 ?Gehet und lernet, was es ist: Erbarmen will ich und nicht Opfer.\u8220" Denn wie der Vater dies will, so auch ich. Siehst du also, wie das eine {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0426.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d426 }}} \u252 ?berfl\u252 ?ssig ist, das andere notwendig? Der Herr sagte nicht: Ich will Erbarmen und Opfer, sondern: \u8222 ?Ich will Erbarmen und nicht Opfer.\u8220" Das eine hat er gebilligt, das andere verworfen. Damit bewies er, dass das, was sie ihm vorwarfen, nicht nur nicht verboten, sondern sogar geboten sei und zwar mehr als das Opfer. Daf\u252 ?r zitiert er das Gesetz des Alten Bundes, dessen Aussage und Vorschrift vollkommen mit ihm \u252 ?bereinstimmt. Auf diese Weise setzt er den Juden zu mit gew\u246 ?hnlichen Vernunftbeispielen und mit der Hl. Schrift. Dann f\u228 ?hrt er fort: \u8222 ?Ich bin nicht gekommen, die Gerechten zu rufen, sondern die S\u252 ?nder, damit sie Bu\u223 ?e tun.\u8220" Mit diesen Worten wollte er sie besch\u228 ?men, wie damals, als er sagte: \u8222 ?Sieh da, Adam ist geworden, wie einer aus uns\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 3,22\par} } , und an einer anderen Stelle: \u8222 ?Wenn ich hungere, will ich es dir nicht sagen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 49,12\par} } . Dass n\u228 ?mlich auf Erden kein Mensch gerecht ist, das hat uns der hl. Paulus bezeugt, da er schrieb: \u8222 ?Alle haben ja ges\u252 ?ndigt und haben die Herrlichkeit Gottes verloren\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 3,23\par} } . Damit tr\u246 ?stet er auch diejenigen, die er wirklich rief. Ich bin so weit entfernt, will er gleichsam sagen, die S\u252 ?nder zu verabscheuen, dass ich gerade und allein ihretwegen in die Welt gekommen bin. Um sie aber mit dem Ausdruck S\u252 ?nder nicht allzusehr zu besch\u228 ?men, lie\u223 ? er es dabei nicht bewenden, sondern f\u252 ?gte noch hinzu: \u8222 ?Damit sie Bu\u223 ?e tun.\u8220" Ich bin nicht gekommen, damit sie S\u252 ?nder bleiben, sondern damit sie sich bekehren und besser werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem also der g\u246 ?ttliche Heiland die Juden auf allen Seiten widerlegt hatte, aus der Hl. Schrift und aus Vernunftgr\u252 ?nden, und sie nicht mehr wussten, was sie sagen sollten, und da die Vorw\u252 ?rfe, die sie gegen den Herrn erhoben, ganz offen auf sie selber zur\u252 ?ckfielen, und es sich zeigte, dass sie selbst im Gegensatze zum Alten Bund standen, da lie\u223 ?en sie von ihm ab und richteten daf\u252 ?r ihre Beschwerden gegen die J\u252 ?nger. Lukas schreibt hier, die Pharis\u228 ?er h\u228 ?tten geredet; Matth\u228 ?us {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0427.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d427 }}} dagegen, Johannes\u8217' J\u252 ?nger seien es gewesen. Wahrscheinlich haben es eben beide gesagt. Da n\u228 ?mlich die Pharis\u228 ?er ihrer Sache nicht ganz sicher waren, so nahmen sie jedenfalls diese mit sich, wie sie es ja auch sp\u228 ?ter bei den Herodianern machten. Die J\u252 ?nger des Johannes waren ja immer etwas eifers\u252 ?chtig auf den Herrn und redeten gegen ihn. Erst dann wurden sie dem\u252 ?tig, als Johannes in das Gef\u228 ?ngnis geworfen war. Da kamen sie und teilten es Jesus mit. Sp\u228 ?ter fielen sie aber wieder in ihre fr\u252 ?here Stimmung der Eifersucht zur\u252 ?ck. Was bringen sie also vor?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: \u8222 ?Wie kommt es, dass wir und die Pharis\u228 ?er so h\u228 ?ufig fasten, w\u228 ?hrend deine J\u252 ?nger nicht fasten?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sie kranken also an jenem \u220 ?bel, das Christus schon fr\u252 ?her brandmarkte, da er sagte: \u8222 ?Wenn du fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,17\par} } . Er wusste eben zum voraus, welch schlimme Folgen das blo\u223 ? \u228 ?u\u223 ?erliche Fasten haben w\u252 ?rde. Doch auch diese Pharis\u228 ?er tadelte der Herr nicht und sagte nicht: Ihr ehrgeizigen, hochm\u252 ?tigen Menschen! Nein, er spricht in aller Sanftmut mit ihnen und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: \u8222 ?Die Kinder des Br\u228 ?utigams k\u246 ?nnen nicht fasten, solange der Br\u228 ?utigam mit ihnen ist.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Solange es sich um andere handelt, n\u228 ?mlich um die Z\u246 ?llner, deren verwandelte Seelen er heilen wollte, wies der Herr die Schm\u228 ?her ziemlich scharf zur\u252 ?ck. Wo sie aber ihn selbst und seine J\u252 ?nger angriffen, entgegnete er ihnen voll Sanftmut. Der Sinn ihrer Worte aber war der: Zugegeben, dass du das als Arzt tust. Warum aber setzen sich auch deine J\u252 ?nger an solch einen Tisch und \u252 ?bertreten dabei das Fastengebot? Und um der Anklage noch mehr Nachdruck zu geben, nennen sie sich an erster Stelle und dann erst die Pharis\u228 ?er; sie wollen eben ihren Tadel durch den Vergleich noch mehr hervorheben. Sowohl wir, sagen sie, als auch die Pharis\u228 ?er, fasten sehr viel. Die einen fasten n\u228 ?mlich in Nachahmung des Johannes, die anderen im Gehorsam gegen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0428.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d428 }}} das Gesetz. So sagte ja auch der Pharis\u228 ?er: \u8222 ?Ich faste zweimal in der Woche\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 18,12\par} } . Was antwortet also Jesus? \u8222 ?K\u246 ?nnen denn die S\u246 ?hne des Br\u228 ?utigams fasten, solange der Br\u228 ?utigam bei ihnen ist?\u8220" Oben hat er sich einen Arzt genannt, hier einen Br\u228 ?utigam. Durch beide Namen offenbart er uns sehr tiefe Geheimnisse. Er h\u228 ?tte ihnen ja viel sch\u228 ?rfer antworten und sagen k\u246 ?nnen: Ihr seid nicht die Herren meiner J\u252 ?nger, um ihnen solche Vorschriften zu geben. Oder was n\u252 ?tzt denn das Fasten, wenn die Seele voll ist von Schlechtigkeit? Wenn ihr andere tadelt, andere verurteilt, wenn ihr ganze Balken in euren Augen umhertragt und alles nur tut, um von den Menschen gesehen zu werden? Vor allem anderen galt es also, ihre Ruhmsucht auszutreiben und sie daf\u252 ?r zu jeglicher Tugend anzuleiten, zur Liebe, zur Sanftmut und Br\u252 ?derlichkeit. Aber nichts von all dem sagt der Herr; er antwortet voll Sanftmut: \u8222 ?Die S\u246 ?hne des Br\u228 ?utigams k\u246 ?nnen nicht fasten, solange der Br\u228 ?utigam mit ihnen ist.\u8220" Damit erinnert er sie an die Worte des Johannes, der da sagte: \u8222 ?Wer eine Braut hat, ist Br\u228 ?utigam; der Freund des Br\u228 ?utigams aber ist der, der steht und auf ihn h\u246 ?rt, und voll Freude ist \u252 ?ber die Stimme des Freundes\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 3,29\par} } . Damit wollte er sagen: Jetzt ist die Zeit der Freude und der Fr\u246 ?hlichkeit. Komm also nicht mit traurigen, unangenehmen Dingen daher. Etwas Unangenehmes ist ja das Fasten, nicht in sich selbst, sondern f\u252 ?r diejenigen, die noch ein zu schwaches Gem\u252 ?t haben; dagegen ist es f\u252 ?r die, die sich der Fr\u246 ?hlichkeit widmen, s\u252 ?\u223 ? und angenehm. Solange man leiblich gesund ist, ist man sehr guter Dinge; ebenso ist die Freude gr\u246 ?\u223 ?er, wenn in der Seele alles in Ordnung ist. Diese Antwort war aber nur ihrer geistigen Verfassung angepasst. So redet auch Isaias vom Fasten und nennt es eine Verdem\u252 ?tigung der Seele{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 58,3\par} } ; und \u228 ?hnlich dr\u252 ?ckt sich Moses aus{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lev 16,29\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Allein nicht blo\u223 ? damit bringt er sie zum Schweigen; er f\u252 ?hrt noch einen anderen Grund an. Er sagt: {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0429.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d429 }}} \u8222 ?Es werden Tage kommen, da der Br\u228 ?utigam wird von ihnen genommen werden, und dann werden sie fasten.\u8220" Damit gibt er zu verstehen, dass sie nicht aus Gaumenlust am Mahle teilnahmen, sondern weil er eine weise Absicht damit verband. Zugleich deutet er auch schon zum voraus auf sein Leiden hin, lehrt die J\u252 ?nger, wie man anderen antworten soll, und h\u228 ?lt sie dazu an, sich mit dem Gedanken an Leiden und Widerw\u228 ?rtigkeiten vertraut zu machen. H\u228 ?tte er dies unmittelbar zu den J\u252 ?ngern gesagt, so w\u228 ?re es ihnen schwer und hart erschienen; hat es sie ja doch noch in Aufregung gebracht, als er es ihnen erst sp\u228 ?ter mitteilte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 17,21-22\par} } . Indem er es aber zu den anderen sagte, wurde es auch f\u252 ?r sie ertr\u228 ?glicher. Da sie aber vermutlich auf den Leidenstod des Johannes sich viel zugute taten, so dem\u252 ?tigt er ihren Hochmut gerade damit. Doch erw\u228 ?hnt er vorl\u228 ?ufig nichts von der Auferstehung; dazu war eben die Zeit noch nicht gekommen. Das entsprach ja ganz der Natur, dass einer, der als blo\u223 ?er Mensch galt, sterben soll; das andere aber geht \u252 ?ber die Natur. Daraufhin macht er es auch in diesem Falle wieder so, wie er es schon in einem fr\u252 ?heren getan. W\u228 ?hrend die Pharis\u228 ?er beweisen wollten, dass er Tadel verdiene, wenn er mit S\u252 ?ndern esse, beweist er im Gegenteil, dass seine Handlungsweise nicht blo\u223 ? keinen Tadel, sondern sogar Lob verdiene. Auch hier wollten sie ihm wieder vorwerfen, er wisse seine J\u252 ?nger nicht ordentlich zu erziehen. Deshalb zeigt er, dass nur diejenigen so etwas sagen k\u246 ?nnen, die ihrerseits den Verstand nicht zu gebrauchen wissen, sondern denen es einfach ums Tadeln zu tun ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: \u8222 ?Denn niemand\u8220", sagte der Heiland, \u8222 ?setzte einen neuen Fleck auf ein altes Kleid.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wieder flicht er Beispiele aus dem t\u228 ?glichen Leben in seine Rede. Der Sinn des Vergleiches ist der: Die J\u252 ?nger sind noch nicht erstarkt, sondern bed\u252 ?rfen noch vieler Nachsicht. Noch sind sie nicht erneut worden durch den Geist. Unter diesen Umst\u228 ?nden darf man ihnen noch keine harten Gebote auferlegen. So spricht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0430.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d430 }}} er, um eben dadurch seinen J\u252 ?ngern als Gesetz vorzuschreiben, dass sie selber, wenn sie einmal ihren J\u252 ?ngern, die sie aus der ganzen Welt an sich ziehen sollten, mit gro\u223 ?er Milde entgegenk\u228 ?men.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: \u8222 ?Auch sch\u252 ?ttet man keinen neuen Wein in alte Schl\u228 ?uche.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie seine Vergleiche denen des Alten Bundes entsprechen, n\u228 ?mlich der mit dem Kleid und der mit den Schl\u228 ?uchen? So nennt ja Jeremias das Volk einen G\u252 ?rtel{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 13,1-11\par} } und erw\u228 ?hnt ein andermal Schl\u228 ?uche und Wein{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 12 ff.\par} } . Da n\u228 ?mlich hier gerade von Schlemmerei und Tischfreuden die Rede war, so entnimmt er ihnen seine Vergleiche. Lukas sagt sogar noch etwas mehr, dass n\u228 ?mlich auch das Neue zerrei\u223 ?t, wenn man es auf eine alte Unterlage setzt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 5,36\par} } . Siehst du also, dass so etwas nicht nur nichts n\u252 ?tzt, sondern nur noch mehr schadet? Auch redet hier der Herr zwar von der Gegenwart, weist aber damit auf etwas Zuk\u252 ?nftiges hin. So z. B. sagt er, sie{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die J\u252 ?nger\par} } w\u252 ?rden sp\u228 ?ter neu sein; bis aber dies eintreffe, d\u252 ?rfe man ihnen nichts Hartes und Schweres auferlegen. Denn wer vor der rechten Zeit zu hohe Anforderungen stellen will, wird die Menschen auch dann nicht bereit finden, wenn die rechte Zeit gekommen ist, weil er sie ein f\u252 ?r allemal unbrauchbar gemacht hat. Daran ist aber nicht der Wein schuld, noch sind es die Gef\u228 ?\u223 ?e, sondern diejenigen, die den Wein zur unrechten Zeit in die Schl\u228 ?uche gie\u223 ?en. Damit hat uns der Herr den Grund angegeben, weshalb er immer so sanftm\u252 ?tig mit den J\u252 ?ngern sprach. Wegen ihrer Schw\u228 ?che hat er vieles gesagt, das an sich nicht seiner W\u252 ?rde entsprach. Das hat er ja auch nach dem Zeugnis des Johannes selber ausgesprochen mit den Worten: \u8222 ?Ich habe euch vieles zu sagen, aber ihr k\u246 ?nnt es noch nicht tragen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 16,12\par} } . Damit sie n\u228 ?mlich nicht glauben, das sei alles, was er zu sagen h\u228 ?tte, sondern noch anderes und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0431.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d431 }}} viel Gr\u246 ?\u223 ?eres erwarten, deshalb beruft er sich auf ihre Schwachheit und k\u252 ?ndet ihnen an, wenn sie einmal stark geworden seien, werde er auch das \u252 ?brige sagen. Ebenso spricht er auch hier: \u8222 ?Es werden Tage kommen, wo der Br\u228 ?utigam wird von ihnen genommen werden, und dann werden sie fasten.\u8220" Darum sollen auch wir nicht gleich von Anfang an alles von allen erwarten, sondern nur so viel, als m\u246 ?glich ist; dann werden wir bald auch das andere erreichen. Wenn du dagegen dr\u228 ?ngst und treibst, so wirst du gerade deshalb nicht vorankommen, weil du eilst. Falls dir aber diese Worte r\u228 ?tselhaft erscheinen, so lass dich von der Natur der Dinge selbst belehren, dann wirst du die ganze Kraft und Tragweite der Worte erfassen. Und lass dich von keinem von denen bewegen, die dich zur Unzeit tadeln; auch hier waren ja die Pharis\u228 ?er die Ankl\u228 ?ger und die J\u252 ?nger die Angeklagten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes war nichts von all dem imstande, Christus von seinem Vorsatze abzubringen. Er sagte nicht: Es ist eine Schande, dass die einen fasten und die anderen nicht. Wie ein guter Steuermann nicht auf die brausenden Wogen achtet, sondern auf das, was er selbst zu tun hat, so machte es damals auch Christus. Denn eine Schande war es allerdings, nicht zwar dass die J\u252 ?nger nicht fasteten, sondern dass die Pharis\u228 ?er sich durch ihr Fasten t\u246 ?dliche Wunden zuzogen, sich untereinander zerrissen und uneins wurden. Das wollen also auch wir uns zur Lehre dienen lassen und alle unsere Angeh\u246 ?rigen in dieser Weise behandeln: Hast du eine Frau, die auf Sch\u246 ?nheit h\u228 ?lt, die nur den Schminkt\u246 ?pfen nachgeht und Vergn\u252 ?gungen sucht, die geschw\u228 ?tzig und dumm ist? Allerdings werden diese Fehler zu gleicher Zeit kaum in einer Frau sich vereinigt finden; nehmen wir aber einmal an, es gebe wirklich eine solche Frau. Aber warum beschreibst du denn, hei\u223 ?t es, gerade eine Frau und nicht einen Mann? Es gibt ja auch M\u228 ?nner, die noch schlimmer sind als solch eine Frau! Ja; aber die M\u228 ?nner sind dazu berufen, \u252 ?ber der Frau zu stehen; deshalb wollen wir vorl\u228 ?ufig einmal eine Frau beschreiben; damit ist aber nicht gesagt, dass sie immer der schlechtere Teil {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0432.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d432 }}} sei. Man kann ja auch bei den M\u228 ?nnern viele Vergehungen finden, von denen die Frauen frei sind. So z.B. Mord, Grabsch\u228 ?ndung, Auftreten als Tierk\u228 ?mpfer und vieles andere dergleichen. Glaube also nicht, ich tue dies, um das weibliche Geschlecht herunterzusetzen; nein, durchaus nicht; nur weil es gerade besser passt, entwerfe ich die Schilderung. Setzen wir also voraus, es sei da eine solche Frau, und der Mann bem\u252 ?he sich auf alle erdenkliche Weise, sie zu bessern. Wie wird er dies zustande bringen? Nicht dadurch, dass er alles auf einmal von ihr verlangt, sondern zuerst das leichtere, an dem sie weniger h\u228 ?ngt. Willst du sie dagegen zwingen, gleich von Anfang an sich in allen St\u252 ?cken zu bessern, so wirst du nichts erreichen. Nimm ihr also nicht gleich ihren Goldschmuck weg, sondern erlaube, dass sie ihn vorl\u228 ?ufig noch behalte und anlege; ich halte das wenigstens f\u252 ?r weniger schlimm als Puder und Schminke. Nimm ihr also zuerst das weg; aber auch dies nicht durch Furcht und Drohung, sondern durch g\u252 ?tiges Zureden, indem du diesen Fehler an anderen tadelst und dazu auch deine eigene Meinung und Ansicht kundgibst. Sage zu ihr recht oft: Dein Gesicht gef\u228 ?llt mir nicht, wenn du es mit solchen Sch\u246 ?nheitsmitteln beschmierst; ja ich finde es dann sogar sehr unsch\u246 ?n; und suche sie so auf jede Weise davon zu \u252 ?berzeugen, dass dir dies wirklich sehr unangenehm ist. Und nachdem du deine pers\u246 ?nliche Ansicht in die Waagschale geworfen, dann bringe auch die Meinung anderer vor und sage: Dergleichen Dinge pflegen sogar die sch\u246 ?nen Frauen zu verunstalten, um ihr auf diese Weise ihre Untugend abzugew\u246 ?hnen. Auch rede niemals von der H\u246 ?lle oder vom Himmel; das w\u228 ?ren verlorene Worte; mache ihr vielmehr begreiflich, dass sie dir mehr Freude bereitet, wenn sie das Werk Gottes so zeigt, wie es von Natur ist, w\u228 ?hrend eine, die ihr Gesicht einreibt, bearbeitet und \u252 ?bert\u252 ?ncht, nicht einmal vom gew\u246 ?hnlichen Volk als sch\u246 ?n und gef\u228 ?llig gefunden wird.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zuerst suche also die Krankheit durch Vernunftgr\u252 ?nde und durch das \u252 ?bereinstimmende Urteil vieler zu beseitigen. Hast du sie dann mit solchen Reden m\u252 ?rbe gemacht, dann komm auch mit den anderen Gr\u252 ?nden. Und wenn du {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0433.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d433 }}} es einmal gesagt hast, ohne Erfolg zu erzielen, so wiederhole es ein zweites und drittes Mal; ja, werde nicht m\u252 ?de, sie immer wieder mit den gleichen Reden zu bearbeiten; nat\u252 ?rlich so, dass es nichts \u196 ?rgerliches an sich hat, sondern tue es mit Milde und Liebe. Das eine Mal wende dich von ihr ab, das andere Mal tue ihr sch\u246 ?n und sei recht aufmerksam gegen sie. Oder wei\u223 ?t du nicht, wie oft die K\u252 ?nstler, die ein sch\u246 ?nes Gesicht malen sollen, bald etwas auswischen, bald etwas dazu malen? So mache es doch nicht minder, als sie. Wenn die Maler, um einen Leib im Bilde darzustellen, sich viel M\u252 ?he geben, um wieviel mehr sollten wir keine Anstrengungen scheuen, wenn es gilt, eine Seele zu formen? Wenn du das Antlitz dieser Seele recht sch\u246 ?n gestaltest, so hast du nicht n\u246 ?tig, das leibliche Gesicht ungestaltet zu sehen, die Lippen rotgef\u228 ?rbt, den Mund gleichsam von Blut ger\u246 ?tet, wie den eines B\u228 ?ren, die Brauen geschw\u228 ?rzt wie vom Ru\u223 ?e eines K\u252 ?chentopfes, die Wangen get\u252 ?ncht wie die W\u228 ?nde einer Grabkammer. Das alles ist ja nur Ru\u223 ?, Asche und Staub, und ein Beweis au\u223 ?ergew\u246 ?hnlicher H\u228 ?sslichkeit.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da wei\u223 ? ich nun aber wirklich nicht, wie ich unvermerkt auf solche Dinge zu sprechen kam, und w\u228 ?hrend ich andere ermahne, sie sollten ihre Angeh\u246 ?rigen mit Sanftmut belehren, mich selbst in Zorn hineingeredet habe. Kehren wir also um und kleiden wir unsere Ermahnung in mildere Form; ertragen wir alle die weiblichen Schw\u228 ?chen, um die Besserung zu erreichen, die wir w\u252 ?nschen. Oder siehst du nicht, wie wir das Geschrei der Kinder ertragen, die man der Mutterbrust entw\u246 ?hnen will; wie wir alles mit Geduld hinnehmen, nur um sie dazu zu bringen, die fr\u252 ?here Nahrung nicht mehr zu verlangen? So wollen wir es auch in unserem Falle machen. Ertragen wir alles andere, um nur diesen einen Punkt zu bessern. Wenn einmal das erreicht ist, dann wirst du auch noch das andere sich bessern sehen; dann kannst du dich auch an die Goldgeschmeide wagen und auf die gleiche Weise auch von ihnen reden. So wirst du langsam, dem Bilde deiner Frau die richtige Form geben, wirst dich als vorz\u252 ?glicher Maler {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0434.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d434 }}} bew\u228 ?hren, als getreuer Diener, als ausgezeichneter S\u228 ?mann. Daneben erinnere sie auch an die Frauen des Alten Bundes, an Sara und Rebekka, an die Sch\u246 ?nen und an die Unsch\u246 ?nen, und zeige ihr, wie alle in gleicher Weise ma\u223 ?voll und klug waren. So hat auch die Lia, die Frau des Patriarchen, sich nicht veranlasst gesehen, derartige Sch\u246 ?nheitsmittel zu ersinnen, obgleich sie nicht sch\u246 ?n, sondern sogar h\u228 ?sslich war und von ihrem Gemahl nicht sonderlich geliebt wurde. Aber sie dachte nicht an solche Schminken und hat ihr Gesicht nicht verunstaltet, sondern bewahrte ihr nat\u252 ?rliches Aussehen, und das, obgleich sie von Heiden erzogen worden. Du aber, die Christin, deren Haupt Christus ist, du kommst uns mit derlei teuflischen K\u252 ?nsten daher? Du denkst nicht an das Taufwasser, das dein Gesicht benetzte, an das Opfer, das deine Lippen schm\u252 ?ckte, an das Blut, das deine Zunge ger\u246 ?tet? Wenn du an all das d\u228 ?chtest, dann k\u246 ?nntest du noch so gefalls\u252 ?chtig sein, du w\u252 ?rdest es nicht wagen noch ertragen, diesen Staub und solche Asche auf dein Gesicht zu bringen. Wisse, dass du f\u252 ?r Christus geschm\u252 ?ckt worden bist, und lass ab von solch sch\u228 ?ndlichem Treiben. Er freut sich nicht an diesen Farben, er will eine andere Art von Sch\u246 ?nheit, nach der er gar sehr verlangt, n\u228 ?mlich die der Seele. Um diese Sch\u246 ?nheit hie\u223 ? dich auch der Prophet dich bem\u252 ?hen, indem er sprach:\u8222 ?Und der K\u246 ?nig wird Verlangen tragen nach deiner Sch\u246 ?nheit\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 44,12\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Erlauben wir uns also keine \u252 ?berfl\u252 ?ssigen Ungeh\u246 ?rigkeiten! Von den Werken Gottes ist ja keines so unvollkommen, dass es deiner bessernden Hand bed\u252 ?rfte. Wenn das Bild des Kaisers aufgestellt w\u252 ?rde und sich jemand erlaubte, nach eigenem Befinden daran herumzukorrigieren, so w\u252 ?rde ihm sein Unterfangen nicht sehr gut bekommen; er w\u252 ?rde sich vielmehr der gr\u246 ?\u223 ?ten Gefahr aussetzen. Nun wohl, was ein Mensch gemacht, daran r\u252 ?hrst du nicht; was Gott gemacht, das willst du verbessern. Denkst du denn nicht an das h\u246 ?llische Feuer? Nicht an die Vernachl\u228 ?ssigung deiner Seele? Gerade deshalb ist ja sie vernachl\u228 ?ssigt, weil du deine {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0435.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d435 }}} ganze Aufmerksamkeit an deinen Leib verschwendest. Und was rede ich nur von deiner Seele? Auch an deinem Leibe selbst erreichst du gerade das Gegenteil von dem, was du beabsichtigt hast. Sieh nur! Du willst sch\u246 ?n erscheinen? Gerade das macht dich h\u228 ?sslich! Du willst deinem Manne gefallen? Eben das missf\u228 ?llt ihm nur noch mehr. Und nicht nur von ihm, auch von Au\u223 ?enstehenden ziehst du dir Tadel zu. Du willst jung erscheinen? Das gibt dir schnell ein altes Aussehen. Du willst sch\u246 ?ner werden? Das macht dich nur unsch\u246 ?n. Ja, eine solche Frau bringt nicht blo\u223 ? ihre Standesgenossinnen in Verlegenheit, sondern selbst ihre M\u228 ?gde, die darum wissen, und ihre Hausgenossen, die sie sehen, in erster Linie aber macht sie sich selber Schande. Jedoch, wozu brauche ich denn das alles zu sagen? Gerade das Schlimmste habe ich jetzt \u252 ?bergangen, dass du n\u228 ?mlich Gott beleidigst, die Sittsamkeit untergr\u228 ?bst, den Brand der Eifersucht entfachst und die Huren nachahmst, die unter dem Stadttor sitzen. Das alles beherzige also, verachte die Eitelkeit des Satan und die K\u252 ?nste des Teufels; lasst ab von derlei Zier oder vielmehr Unzier, und bem\u252 ?ht euch um die Sch\u246 ?nheit eurer eigenen Seele, die selbst den Engeln liebwert ist, Gott wohlgef\u228 ?llig und den Ehegatten angenehm, auf dass ihr die zeitliche und ewige Herrlichkeit erlanget, deren wir alle m\u246 ?gen teilhaft werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem die Ehre und die Macht geb\u252 ?hrt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Einunddrei\u223 ?igste Homilie. Kap. IX, V. 18-26.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0436.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d436 }}} V.18: \u8222 ?W\u228 ?hrend der Herr solches zu ihnen sprach, siehe, da kam ein Obervorsteher herein, warf sich vor ihm nieder und sprach: Meine Tochter ist soeben gestorben; aber komm, lege ihr deine H\u228 ?nde auf und sie wird wieder leben.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auf die Reden folgt wieder eine Tat, damit die Pharis\u228 ?er noch mehr in die Enge getrieben w\u252 ?rden. Derjenige, der da kam, war ja der Obervorsteher der Synagoge, und sein Schmerz war gro\u223 ?. Sein einziges Kind war gestorben im Alter von zw\u246 ?lf Jahren, in vollster Jugendbl\u252 ?te! Das erweckte denn der Herr alsbald wieder zum Leben. Wenn aber Lukas berichtet, es seien einige Leute gekommen und h\u228 ?tten gesagt: \u8222 ?St\u246 ?re den Meister nicht, es ist schon gestorben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 8,49\par} } , so antworten wir: das \u8222 ?soeben ist sie gestorben\u8220" war eben gerechnet von dem Augenblick an, da er fortgegangen; oder aber, er wollte damit seinen Schmerz recht gro\u223 ? erscheinen lassen. Wer um etwas bittet, pflegt ja meistens seine Leiden recht beredt zu schildern und sie etwas gr\u246 ?\u223 ?er zu machen, als sie in Wirklichkeit sind, um das Mitleid derer, die sie anflehen, um so eher zu erregen. Beachte auch wie unverfroren er ist. Er will gleich zwei Dinge von Christus haben: erstens, dass er komme; zweitens, dass er seiner Tochter die Hand auflege. Das deutet darauf hin, dass sie bei seinem Weggange noch am Leben war. Das gleiche verlangte ja auch jener Syrier Naaman vom Propheten: \u8222 ?Man sagte mir\u8220", sprach er, \u8222 ?er wird herauskommen und mir seine H\u228 ?nde auflegen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 4 K\u246 ?n 5,11\par} } . Die noch mehr irdisch Gesinnten haben eben {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0437.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d437 }}} stets das Bed\u252 ?rfnis nach etwas Sichtbarem und Greifbarem. Markus sagt hier, der Herr habe die drei J\u252 ?nger genommen. Ebenso schreibt Lukas. Matth\u228 ?us redet einfach von J\u252 ?ngern. Weshalb hat er also den Matth\u228 ?us nicht mitgenommen, der doch eben erst sich ihm angeschlossen hatte? Damit sein Verlangen noch gr\u246 ?\u223 ?er w\u252 ?rde und weil er noch zu wenig gefestigt war. Deshalb ehrt er diese drei, damit auch die anderen w\u252 ?rden, wie sie. F\u252 ?r Matth\u228 ?us gen\u252 ?gt zun\u228 ?chst das Wunder, das er an der blutfl\u252 ?ssigen Frau sehen konnte, sowie, dass er mit dem Herrn an einem Tische sitzen und seine Gesellschaft hatte genie\u223 ?en d\u252 ?rfen. Als sich aber der Herr erhob, da folgten ihm viele, weil es ja galt, ein gro\u223 ?es Wunder zu schauen, und auch wegen der Pers\u246 ?nlichkeit dessen, der gekommen war, endlich, weil die meisten noch so unvollkommen waren, dass sie weniger das Wohl der Seele, als die Gesundheit des Leibes suchten. Und sie str\u246 ?mten zusammen, die einen ob ihrer eigenen Leiden, die anderen, weil sie gerne zuschauen wollten, wie jene geheilt w\u252 ?rden. Dagegen waren es vorl\u228 ?ufig noch wenige, die haupts\u228 ?chlich seiner Reden und seiner Lehre wegen zu ihm kamen. Indes lie\u223 ? Christus sie nicht in das Haus hinein, sondern nur die J\u252 ?nger und auch sie nicht alle. Damit zeigte er uns, wie man auf jede Weise die Ehre der Menschen fliehen soll.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: \u8222 ?Und siehe\u8220", hei\u223 ?t es weiter, \u8222 ?eine Frau, die seit zw\u246 ?lf Jahren blutfl\u252 ?ssig war, n\u228 ?herte sich ihm und ber\u252 ?hrte den Saum seines Kleides.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: Denn, dachte sie bei sich selbst: Wenn ich nur wenigstens sein Kleid ber\u252 ?hre, so werde ich gesund werden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weshalb ging sie denn aber nicht offen und frei zu ihm hin? Sie sch\u228 ?mte sich ob ihres Leidens, da sie sich dessentwegen f\u252 ?r unrein hielt. Denn wenn schon eine, die in der Monatsreinigung war, f\u252 ?r unrein galt, dann kommt sie, die an einer solchen Krankheit litt, dies noch viel eher glauben. Denn vor dem Gesetz galt dieses Leiden als gro\u223 ?e Unreinheit. Deshalb h\u228 ?lt sie sich zur\u252 ?ck und verbirgt sich. Denn auch sie hatte noch nicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0438.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d438 }}} den rechten und vollkommenen Glauben an ihn; sonst h\u228 ?tte sie nicht gedacht, sie k\u246 ?nnte ihm verborgen bleiben. Das ist auch die erste Frau, die sich in der \u214 ?ffentlichkeit dem Herrn nahte. Sie h\u246 ?rte eben, dass er auch Frauen heile, und dass er eben jetzt zu dem verstorbenen M\u228 ?dchen sich begebe. Ihn in ihr Haus zu bitten, wagte sie nicht, obgleich sie wohlhabend war. Aber auch offen nahte sie sich ihm nicht; nur heimlich, aber voll Glauben ber\u252 ?hrte sie sein Gewand. Sie zweifelte nicht und sagte nicht bei sich selbst: Werde ich auch wohl von meiner Krankheit befreit werden, oder werde ich nicht geheilt werden? Sie vertraute vielmehr fest auf die Heilung und kam so zu ihm hin. \u8222 ?Denn\u8220", sagte sie bei sich selbst, \u8222 ?wenn ich auch nur den Saum seines Kleides ber\u252 ?hre, so werde ich gesund werden.\u8220" Sie sah eben, aus was f\u252 ?r einem Hause Christus herauskam: aus dem der Z\u246 ?llner; und was f\u252 ?r Leute sein Gefolge bildeten: S\u252 ?nder und Z\u246 ?llner. Das alles fl\u246 ?\u223 ?te ihr Mut ein und Hoffnung. Was tat nun Christus? Er l\u228 ?sst sie nicht im Verborgenen bleiben, sondern zieht sie mitten in die \u214 ?ffentlichkeit, der Leute wegen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da sagen freilich einige unverst\u228 ?ndige Menschen, er habe das getan, um nachher geehrt zu werden. Denn aus welch anderem Grunde, sagen sie, lie\u223 ? er sie nicht im Verborgenen? Was sagst du da, du Gottlosester aller Gottlosen? Er, der andere schweigen hie\u223 ?, der ungez\u228 ?hlte Wunder tat, der sollte nach Ruhm verlangen? Aber warum hat er dann die Frau an die \u214 ?ffentlichkeit gezogen? Erstens, um der Frau ihre Furcht zu benehmen, damit sie nachher nicht von Gewissensbissen gequ\u228 ?lt w\u252 ?rde, als h\u228 ?tte sie die Gnade der Heilung gleichsam gestohlen und so voll Angst dast\u252 ?nde. Zweitens wollte er sie eines Besseren belehren, da sie glaubte, sie k\u246 ?nne vor ihm verborgen bleiben. Drittens wollte er, dass alle ihren Glauben s\u228 ?hen und sie so f\u252 ?r andere zum Beispiel w\u252 ?rde. Auch gibt er ihnen durch den Beweis seiner Allwissenheit kein geringes Wunder zu schauen, als durch die Heilung des Blutflusses. Ferner ermutigt er durch die Heilung der Frau auch den Synagogenvorsteher, der schon die Hoffnung aufgeben wollte, wodurch er alles verdorben h\u228 ?tte. Es kamen n\u228 ?mlich {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0439.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d439 }}} einige, die da sagten: \u8222 ?Bel\u228 ?stige den Meister nicht weiter; das M\u228 ?dchen ist schon gestorben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 8,49\par} } . Ja, die Leute im Hause lachten, weil Jesus sagte: \u8222 ?Es schl\u228 ?ft.\u8220" Und wahrscheinlich war es auch dem Vater \u228 ?hnlich gegangen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das ist also der Grund, weshalb der Herr zuerst die kranke Frau heilte und sie deswegen an die \u214 ?ffentlichkeit zog. Dass n\u228 ?mlich jener Synagogenvorsteher noch zu den ganz Schwachgl\u228 ?ubigen geh\u246 ?rte, das kannst du aus den Worten entnehmen, die der Herr zu ihm sprach: \u8222 ?F\u252 ?rchte nichts, habe du nur Glauben und sie wird gesund werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 8,50\par} } . Er wartete absichtlich, bis das M\u228 ?dchen gestorben war, damit an der Wirklichkeit der Auferweckung durchaus kein Zweifel herrschen k\u246 ?nnte. Deshalb ging er auch sehr langsam und redete verschiedenes mit der Frau, damit das M\u228 ?dchen inzwischen sterbe und die Leute k\u228 ?men, ihren Tod zu melden und zu sagen: \u8222 ?Bel\u228 ?stige den Herrn nicht weiter.\u8220" Das gibt uns andeutungsweise auch der Evangelist zu verstehen mit den Worten: \u8222 ?W\u228 ?hrend er noch sprach, kamen die Leute aus dem Haus und sagten: Deine Tochter ist gestorben; bel\u228 ?stige den Meister nicht l\u228 ?nger\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 5,35\par} } . Der Herr wollte eben, dass der Tod zuerst ganz sicher festgestellt w\u228 ?re, damit niemand Zweifel \u252 ?ber die Auferweckung haben k\u246 ?nnte. So machte es der Herr auch sonst immer. Beim Lazarus z.B. wartete er einen, zwei, ja drei Tage lang. Aus all diesen Gr\u252 ?nden zieht also Christus die blutfl\u252 ?ssige Frau in die \u214 ?ffentlichkeit und sagte zu ihr:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.22: \u8222 ?Sei guten Mutes, meine Tochter.\u8220" Auch zu dem Gichtbr\u252 ?chigen hatte er so gesagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8220"Sei guten Mutes, mein Sohn\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 9,2\par} } . Die Frau war eben sehr furchtsam. Darum sagte er: \u8222 ?Sei guten Mutes\u8220" und nannte sie seine \u8222 ?Tochter\u8220". Der Glaube hat sie ja zur Tochter gemacht. Dann folgte auch das Lob: \u8222 ?Dein Glaube hat dir geholfen.\u8220" Lukas berichtet {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0440.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d440 }}} uns noch etwas mehr von dieser Frau. Als sie zum Herrn hingegangen war, schreibt er, und sie ihre Gesundheit wieder erlangt hatte, rief Christus sie nicht sogleich, sondern fragte zuerst: \u8222 ?Wer ist es, der mich ber\u252 ?hrt hat?\u8220" Da sagte Petrus und die Umstehenden: \u8222 ?Meister, die Menge dr\u228 ?ngt und st\u246 ?\u223 ?t Dich und Du fragst: Wer hat mich ber\u252 ?hrt?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das ist der deutlichste Beweis, dass der Herr einen wirklichen Leib hatte und allen Ehrgeiz mit F\u252 ?\u223 ?en trat. Denn die Menge folgte ihm nicht aus der Ferne, sondern umringte ihn von allen Seiten.\par} } \u8222 ?Er aber\u8220", hei\u223 ?t es bei Lukas, \u8222 ?bestand darauf und sagte: Es hat mich jemand ber\u252 ?hrt; denn ich habe gemerkt, dass eine Kraft von mir ausgegangen ist\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 8,46\par} } . Diese Antwort war der tats\u228 ?chlichen Einsicht der Zuh\u246 ?rer angepasst. So sprach er indessen, damit er auch die Frau aus sich selbst zu einem Gest\u228 ?ndnisse br\u228 ?chte. Deshalb hat er sie auch nicht sofort ins Verh\u246 ?r genommen; er wollte zuerst zeigen, dass er alles ganz gut wisse, und sie dadurch veranlassen, von selbst alles zu bekennen und das Geschehene bekannt zu machen. Auf diese Weise brauchte nicht er es zu sagen und entging so jedem Verdacht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie die Frau besser ist, als der Synagogenvorsteher? Sie hielt ihn nicht zur\u252 ?ck, sie fasste ihn nicht an; sie ber\u252 ?hrte ihn nur mit den Fingerspitzen und so konnte sie, die zuletzt kam, als zuerst geheilt fortgehen. Der Vorsteher f\u252 ?hrte gleich den ganzen Arzt in sein Haus; der Frau gen\u252 ?gte schon eine einfache Ber\u252 ?hrung. Denn wenn sie auch an das Leiden gleichsam gebunden war, der Glaube gab ihr Fl\u252 ?gel. Beachte aber, wie der Herr sie tr\u246 ?stete mit den Worten: \u8222 ?Dein Glaube hat dir geholfen.\u8220" H\u228 ?tte er sie nur in die Mitte genommen, um sich zu zeigen, so h\u228 ?tte er das nicht hinzugef\u252 ?gt. Er sagte es aber, um den Synagogenvorsteher dadurch zum Glauben zu bringen und die Frau zu loben; und durch ihre leibliche Heilung hat er ihr nicht weniger Freude und Nutzen verschafft, als durch diese Worte. Hieraus ergibt sich ganz klar, dass er so handelte nicht um sich selbst zu {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0441.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d441 }}} verherrlichen, sondern um die Frau zu ehren und die anderen zu belehren. Er selbst sollte ja ohnehin auch ohne dies ber\u252 ?hmt werden, denn die Wunderzeichen umgaben ihn ja dichter als Schneeflocken, und viel gr\u246 ?\u223 ?ere Taten als diese hatte er schon gewirkt und wollte er noch wirken. W\u228 ?re das also nicht geschehen, so w\u228 ?re die Frau unvermerkt fortgegangen, ohne dieses gro\u223 ?e Lob erhalten zu haben. Deshalb zog sie der Herr in die \u214 ?ffentlichkeit, um ihr Lob zu verk\u252 ?nden, und benahm ihr die Furcht{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8222 ?denn\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?unter Zittern nahte sie sich ihm\u8220"\par} } ; er hie\u223 ? sie Mut sch\u246 ?pfen und schenkte ihr au\u223 ?er der Gesundheit des Leibes auch noch andere Gnaden, indem er sagte: \u8222 ?Gehe in Frieden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 8,48\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.23: \u8222 ?Als er aber in das Haus des Vorstehers gekommen war, und die Fl\u246 ?tenspieler sah und die l\u228 ?rmende Menge, sprach er:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.24: Gehet fort; das M\u228 ?dchen ist nicht tot, es schl\u228 ?ft nur. Und sie verlachten ihn.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das sind doch merkw\u252 ?rdige Zeichen eines Synagogenvorstehers, bei einem Todesfall durch Fl\u246 ?ten und Zimbeln zur Trauer stimmen zu wollen. Was tat da Christus? Er schickte alle hinaus, nur die Eltern f\u252 ?hrte er hinein, damit niemand nachher sagen k\u246 ?nnte, er habe das M\u228 ?dchen auf irgendeine andere Art geheilt. Und bevor er sie noch auferweckt, richtete er{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Trauerg\u228 ?ste\par} } auf mit den Worten: \u8222 ?Das M\u228 ?dchen ist nicht tot; es schl\u228 ?ft nur.\u8220" So machte es der Herr immer. Auf dem Meere z.B. tadelte er zuerst die J\u252 ?nger; ebenso beruhigte er hier zuerst die st\u252 ?rmische Trauer der Anwesenden; damit zeigte er zugleich, dass es f\u252 ?r ihn ein Leichtes ist, Tote aufzuerwecken; (auch bei Lazarus machte er es so und sprach: \u8220"Lazarus, unser Freund, schl\u228 ?ft\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 11,11\par} }). Zugleich gibt er die Lehre, dass man den Tod nicht f\u252 ?rchten soll. Er selbst sollte ja auch sterben. Deshalb bereitete er seine J\u252 ?nger an dem Beispiel anderer Toten zum voraus darauf vor, mutig zu sein {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0442.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d442 }}} und den Tod geduldig zu ertragen. Denn, nachdem er einmal in die Welt gekommen, war ja der Tod hinfort nur noch ein Schlaf. Gleichwohl verlachten sie ihn. Er aber wurde nicht ungeduldig, da er keinen Glauben fand in einer Sache, in der er gleich darauf ein Wunder wirken wollte. Auch tadelte er diejenigen nicht, die lachten, damit er selbst, die Fl\u246 ?ten, die Zimbeln und alles andere f\u252 ?r den wirklichen Tod des M\u228 ?dchens Zeugnis ablegten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn einmal ein Wunder geschehen ist, bleiben die meisten Menschen in der Regel ungl\u228 ?ubig. Deshalb legte sie der Herr durch ihre eigenen Antworten zum voraus fest. So machte er es auch bei Lazarus und Moses. Zu Moses sagte er: \u8222 ?Was hast du da in deiner Hand?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 4,2\par} } . Denn wenn er nachher s\u228 ?he, dass eine Schlange daraus geworden, so sollte er nicht vergessen, dass es fr\u252 ?her ein Stab gewesen, sich vielmehr seiner eigenen Aussagen erinnern und das Wunderzeichen als solches anerkennen. Bei Lazarus fragte der Herr: \u8222 ?Wo habt ihr ihn hingelegt?\u8220" Da gaben sie ihm zur Antwort: \u8222 ?Komme mit und sieh ihn\u8220", und: \u8222 ?Er riecht, denn er liegt schon vier Tage im Grabe.\u8220" Das musste deshalb geschehen, damit sie nachher nicht an der Tatsache zweifelten, dass er einen wirklich Toten auferweckte. Wie also der Herr die Zimbeln sah, und die Volksmenge, schickte er sie alle hinaus und wirkte das Wunder in Gegenwart der Eltern; sonst lie\u223 ? er keine Seele herein; nur sie, die wirklich fortgegangen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Tote\par} } , rief er wieder zur\u252 ?ck, und weckte sie auf, als h\u228 ?tte sie nur geschlafen. Er fasste sie aber bei der Hand, um die Zuschauer vollkommen zu \u252 ?berzeugen und um durch das, was sie sahen, dem Glauben an die Auferstehung den Boden zu bereiten. Der Vater hatte ihn ja gebeten: \u8222 ?Lege ihr die Hand auf.\u8220" Er tut aber noch mehr; er legt sie dem M\u228 ?dchen nicht nur auf, er fasst sie auch an und richtet sie empor, womit er zeigt, dass ihm alles untertan ist. Ja, er erweckte sie nicht blo\u223 ?, er hei\u223 ?t sie auch Speise zu sich nehmen, damit niemand den Vorgang f\u252 ?r eine {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0443.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d443 }}} Sinnest\u228 ?uschung halten k\u246 ?nnte. Und nicht er selbst gibt ihr zu essen, sondern er hei\u223 ?t die anderen dies tun. Ebenso hatte er auch bei Lazarus befohlen: \u8222 ?Macht ihn frei und lasst ihn fortgehen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 11,44\par} } und dann setzte er sich mit ihm zu Tisch. Der Herr ist eben gew\u246 ?hnlich auf beides bedacht, sowohl f\u252 ?r den Tod, als auch f\u252 ?r die Auferweckung den denkbar deutlichsten Beweis zu erbringen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Du aber beachte nicht blo\u223 ? die Tatsache der Auferweckung, sondern auch den Umstand, dass er befahl, niemand davon zu erz\u228 ?hlen. Denn das war immer und vor allem sein Bestreben, das Beispiel der Demut und Bescheidenheit zu geben. Au\u223 ?erdem beachte auch, dass er die Trauerg\u228 ?ste aus dem Hause fortschickte, und sie f\u252 ?r unw\u252 ?rdig erkl\u228 ?rte, einem solchen Schauspiel beizuwohnen. Du aber geh nicht hinaus mit den Fl\u246 ?tenbl\u228 ?sern, sondern bleibe darin mit Petrus, Johannes und Jakobus. Denn wenn der Herr solche Leute schon damals fortschickte, dann um so mehr jetzt. Damals wusste man ja noch nicht, dass der Tod nur ein Schlaf sei; jetzt ist dies klarer als die Sonne. Aber, sagst du, er hat deine eigene Tochter jetzt nicht auferweckt. Aber er wird sie ganz gewiss auferwecken und zwar mit noch gr\u246 ?\u223 ?erem Glanze. Jene wurde zwar auferweckt, aber sie starb dann wieder. Wenn aber deine Tochter aufersteht, so bleibt sie von da an unsterblich. Niemand soll also in Zukunft mehr trauern und wehklagen und das Heilswerk Christi nicht in Verruf bringen. Er hat ja den Tod besiegt. Was trauerst du also unn\u246 ?tigerweise: Der Tod ist ja zum Schlaf geworden. Was jammerst und weinst du? Es ist das schon l\u228 ?cherlich, wenn es die Heiden tun. Wenn sich aber selbst ein gl\u228 ?ubiger Christ dessen nicht sch\u228 ?mt, welche Entschuldigung hat der? Welche Nachsicht verdienen jene, die so t\u246 ?richt sind, und zwar jetzt, nachdem doch schon seit geraumer Zeit so klare Beweise der Auferstehung erbracht sind?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Du aber, als ob du dir eigens M\u252 ?he g\u228 ?best, deine Schuld noch zu vergr\u246 ?\u223 ?ern, bringst noch heidnische Frauen als Klageweiber daher, um die Trauer zu verringern und die Glut des Schmerzes zu entfachen, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0444.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d444 }}} und du h\u246 ?rst nicht auf dem hl. Paulus, der da sagt: \u8222 ?Was hat Christus mit Belial zu tun, und was hat der Glaube gemein mit dem Unglauben?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 6,15\par} } . Die Kinder der Heiden wissen nichts von der Auferstehung; aber trotzdem finden sie Trostgr\u252 ?nde und sagen: \u8222 ?Trage es tapfer, du kannst das Geschehene doch nicht ungeschehen und mit Wehklagen nicht wieder gut machen.\u8220" Du aber, der du weisere und bessere Dinge gelehrt worden bist, du sch\u228 ?mst dich nicht, weniger Selbstbeherrschung zu zeigen als sie. Wir sagen nicht: Trage es tapfer, weil du das Geschehene nicht mehr \u228 ?ndern kannst, sondern: \u8222 ?Trage es tapfer, weil der Verstorbene ganz sicher wieder auferstehen wird; dein Kind schl\u228 ?ft nur, es ist nicht tot, es ruht im Frieden, es ist nicht verloren. Es harrt seiner die Auferstehung und das ewige Leben, die Unsterblichkeit, das Leben der Engel.\u8220" H\u246 ?rst du nicht, was der Psalmist sagt: \u8222 ?Kehr ein, meine Seele, an den Ort deiner Ruhe, denn der Herr hat dir eine Wohltat erwiesen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 114,7\par} } . Eine Wohltat nennt Gott das Sterben, und du trauerst? Und was w\u252 ?rdest du mehr tun, wenn du ein Gegner und Feind des Verstorbenen gewesen w\u228 ?rest? Wenn jemand Grund hat zu trauern, so muss der Teufel trauern. Er soll weinen, soll wehklagen, weil wir einem besseren Leben entgegengehen. Zu seiner Schlechtigkeit passt solches Klagegeschrei, nicht aber f\u252 ?r dich, der du den Kranz der Unsterblichkeit erhalten und Ruhe finden sollst. Der Tod ist ja ein ruhiger Zufluchtshafen. Denn siehe nur, wie viele Leiden bringt nicht das Leben hienieden! Bedenke, wie oft du selbst das irdische Leben verw\u252 ?nscht hast! Das Leben wird ja immer schlimmer; schon von seinem Anfange an unterstehst du einem nicht geringen Fluch. \u8222 ?In Schmerzen\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?wirst du Kinder geb\u228 ?ren\u8220" und \u8222 ?im Schwei\u223 ?e deines Angesichts wirst du dein Brot essen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 3,16-17\par} } , und: \u8222 ?In dieser Welt werdet ihr Bedr\u228 ?ngnis leiden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 16,33\par} } . Nichts dergleichen ist dagegen vom jenseitigen Leben gesagt worden, sondern {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0445.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d445 }}} in allem das gerade Gegenteil. \u8222 ?Entflohen ist der Schmerz, die Trauer und das Seufzen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 35,10\par} } , und: \u8222 ?Vom Aufgange und vom Niedergange werden sie kommen, und ruhen werden sie im Scho\u223 ?e Abrahams, Isaaks und Jakobs\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 8,11\par} } . Ja, ein geistig Brautgemach sei das andere Leben, ein gl\u228 ?nzendes Licht, der Einzug in den Himmel.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum entehrst du also den Toten? Warum machst du, dass andere den Tod f\u252 ?rchten und vor ihm zittern? Warum bringst du viele dazu, Gott anzuklagen, als h\u228 ?tte er ein gro\u223 ?es Unrecht begangen? Ja, warum rufst du nachher die Armen und bittest die Priester um ihre Gebete? Damit der Verstorbene in die Ruhe eingehe, sagst du, damit er einen gn\u228 ?digen Richter finde. Deshalb also trauerst und weinst du? Also f\u252 ?hrst du Krieg wider dich selber und machst, dass das f\u252 ?r dich zum Sturme wird, was jenem den Eintritt in den ruhigen Hafen erm\u246 ?glichte. Ja, sagst du, was kann ich daf\u252 ?r? So ist nun einmal die Natur. Nein, nicht die Natur verdient Tadel, noch auch, dass die Trauer der Natur entspricht; vielmehr sind es wir selbst, die alles in Unordnung bringen, weil wir eben verweichlicht sind, den Adel unserer Natur verleugnen, und{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 durch unser Beispiel\par} } selbst die Ungl\u228 ?ubigen noch schlechter machen. Wie sollen wir denn bei solchem Verhalten mit einem anderen von der Unsterblichkeit reden k\u246 ?nnen? Wie sollen wir einen Heiden davon \u252 ?berzeugen, wenn wir den Tod noch mehr f\u252 ?rchten und scheuen als er? So haben sich viele Heiden bei dem Tode ihrer Kinder bekr\u228 ?nzt, obwohl sie nichts wussten von Unsterblichkeit, und zeigten sich in Festkleidern, um irdischen Ruhm zu erlangen. Du aber l\u228 ?sst dich nicht einmal durch die Erwartung der zuk\u252 ?nftigen Herrlichkeit bewegen, von deinen weibischen Klagen abzustehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber, sagst du, da hast keine Erben und keinen, der dir im Besitze deiner G\u252 ?ter nachfolgen k\u246 ?nnte. Nun, was w\u228 ?re dir lieber, dass{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 dein Sohn\par} } der Erbe {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0446.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d446 }}} deiner G\u252 ?ter sei, oder derjenige des Himmels? Was wolltest du lieber, dass er dir im Besitze von verg\u228 ?nglichen Dingen nachfolgte, die er doch nach kurzer Zeit wieder verlieren muss, oder jene G\u252 ?ter erlangte, die bleiben und unverg\u228 ?nglich sind? Du hattest ihn nicht zum Erben; aber anstatt dir, geh\u246 ?rt er jetzt Gott. Er ward nicht zum Miterben seiner eigenen Br\u252 ?der, daf\u252 ?r wurde er zum Miterben Christi. Aber wem sollen wir die Kleider, das Haus, die Sklaven, die L\u228 ?ndereien \u252 ?berlassen? Eben falls wieder ihm, denn so sind sie noch sicherer, als wenn dein Sohn noch lebte; da steht ja kein Hindernis im Wege. Wenn schon die Barbaren zugleich mit den Toten auch deren Habe verbrennen, so ziemt es sich um so mehr f\u252 ?r dich, dem Toten seine Habe mitzugeben, nicht damit sie zu Asche werde, wie bei jenen, sondern damit du ihm um so gr\u246 ?\u223 ?ere Herrlichkeit verschaffest; und wenn er als S\u252 ?nder{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 d.h. noch mit S\u252 ?ndenstrafen belastet\par} } gestorben, damit du ihm Verzeihung seiner S\u252 ?nden erwirkest; wenn er aber als Gerechter dahingeschieden, damit sein Lohn und sein Entgelt noch gr\u246 ?\u223 ?er werde. Aber du m\u246 ?chtest ihn noch sehen? Nun, so f\u252 ?hre auch du das gleiche Leben wie er, und bald wirst du jenes heilige Angesicht wieder schauen. Au\u223 ?erdem bedenke auch dieses: Wenn du jetzt nicht auf meine Worte h\u246 ?rst, so wirst du es seinerzeit sicher durch die Tat erfahren. Aber dann bekommst du keinen Lohn mehr daf\u252 ?r; denn deine Ergebung ist dann nur eine Wirkung der L\u228 ?nge der Zeit. Wenn du aber jetzt Einsicht zeigen willst, so wirst du zwei \u252 ?beraus gro\u223 ?e Dinge gewinnen. Dich selbst wirst du von allen Leiden befreien, die dich bedr\u228 ?ngen, und von Gott wirst du eine viel sch\u246 ?nere Krone erhalten. Denn etwas viel Gr\u246 ?\u223 ?eres als Almosen und alles andere ist es, wenn man Ungl\u252 ?ck geduldig ertr\u228 ?gt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bedenke, dass auch der Sohn Gottes gestorben ist. Er starb um deinetwillen, du bist selbst Schuld an deinem Tode. Freilich hat der Herr gesagt: \u8220"Wenn es m\u246 ?glich ist, so gehe der Kelch an mir vor\u252 ?ber\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 26,39\par} } , hat Trauer und Todesangst empfunden; aber doch ist er dem {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0447.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d447 }}} Tode nicht aus dem Weg gegangen, sondern hat ihn in au\u223 ?erordentlich heldenhafter Weise erlitten. Denn Jesus Christus hat keinen gew\u246 ?hnlichen, sondern den allerschimpflichsten Tod erfahren, und bevor er starb, ward er gegei\u223 ?elt, und vor der Gei\u223 ?elung ward er verh\u246 ?hnt, verspottet und beschimpft. Damit hat er dir die Lehre gegeben, alle Leiden mutig zu ertragen. Obwohl er aber gestorben und den Leib abgelegt hat, hat er ihn doch wieder mit gr\u246 ?\u223 ?erer Herrlichkeit angenommen und dir auch damit frohe Hoffnung gemacht. Wenn das{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in deinen Augen\par} } keine Fabel ist, so trauere nicht. Wenn du es f\u252 ?r glaubw\u252 ?rdig h\u228 ?ltst, so weine nicht. Wenn du aber weinst, wie willst du einen Heiden \u252 ?berzeugen, dass du wirklich glaubst?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber trotzdem kommt dir der Verlust unertr\u228 ?glich vor. Nun, dann solltest du gerade deswegen den anderen nicht beweinen; denn er ist jetzt von vielen derartigen Schicksalsschl\u228 ?gen befreit. Sei also nicht abgeneigt und missg\u252 ?nstig gegen ihn. Denn sich selbst den Tod w\u252 ?nschen wegen des vorzeitigen Verlustes des anderen, ihn betrauern, weil er nicht mehr lebt und nicht mehr imstande ist, viele \u228 ?hnliche Leiden zu erfahren, das tut nur einer, der eher von Missgunst und Abneigung erf\u252 ?llt ist. Denke also nicht daran, dass er nicht nach Hause zur\u252 ?ckkehrt, sondern vielmehr, dass du selbst nach kurzer Zeit zu ihm gehen wirst. Gr\u252 ?ble nicht dar\u252 ?ber nach, dass er nicht mehr hierher zur\u252 ?ckkommen werde, sondern dar\u252 ?ber, dass die ganze sichtbare Welt selbst nicht so bleiben wird, dass auch sie umgewandelt wird. Der Himmel, die Erde, das Meer, alles wird umgestaltet, und dann wirst du dein Kind in gr\u246 ?\u223 ?erer Herrlichkeit wieder erhalten. Und wenn einer in S\u252 ?nden dahingeschieden ist, so war er eben im B\u246 ?sen verh\u228 ?rtet; denn h\u228 ?tte Gott gewusst, dass er sich noch bekehren w\u252 ?rde, so h\u228 ?tte er ihn nicht vor der Bu\u223 ?e sterben lassen. Ist er aber im Zustand der Gerechtigkeit gestorben, so ist er im sicheren Besitze der Seligkeit. Daraus ergibt sich klar, dass deine Tr\u228 ?nen nicht der Ausfluss der Liebe sind, sondern unvern\u252 ?nftiger Leidenschaft. Denn h\u228 ?ttest du den Verstorbenen geliebt, so {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0448.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d448 }}} m\u252 ?sstest du dich freuen und frohlocken dar\u252 ?ber, dass er den Gefahren dieses Lebens entronnen ist. Oder sage, was bietet uns das Leben mehr? Was sieht man besonders Merkw\u252 ?rdiges und Neues? Wiederholt sich nicht Tag f\u252 ?r Tag der Kreislauf der Dinge. Tag und Nacht, Nacht und Tag, Winter und Sommer, Sommer und Winter und weiter nichts? Das alles bleibt sich immer gleich. Nur die \u220 ?bel sind au\u223 ?ergew\u246 ?hnlich und wirklich neu. Und du wolltest, dass er sich damit Tag f\u252 ?r Tag abgebe und hier bleibe, Krankheiten, Trauer, Furcht und Angst ertrage, und viel Unheil entweder erfahre oder wenigstens f\u252 ?rchte, es erfahren zu m\u252 ?ssen? Das kannst du doch wohl nicht behaupten, dass es m\u246 ?glich sei, das weite Meer dieses Lebens zu durchfahren und dabei von Kummer und Sorgen und allen anderen Dingen dieser Art freizubleiben. Au\u223 ?erdem bedenke auch, dass du keinem Unsterblichen das Leben geschenkt und w\u228 ?re er nicht heute gestorben, der Tod h\u228 ?tte ihn doch kurze Zeit sp\u228 ?ter erreicht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber du konntest dich noch gar nicht satt sehen an ihm! Daf\u252 ?r wirst du ihn in der anderen Welt f\u252 ?r immer besitzen. Allein du m\u246 ?chtest ihn auch hienieden sehen? Nun, was hindert dich daran? Er ist auch hienieden, wenn du nur vern\u252 ?nftig bist. Denn die Hoffnung auf das Zuk\u252 ?nftige ist besser, als wenn du ihn vor dir s\u228 ?hest. Ja, wenn du ihn in einem k\u246 ?niglichen Palaste w\u252 ?sstest, so w\u252 ?rdest du ihn nicht mehr zu sehen verlangen, in dem Bewusstsein, dass es ihm gut geht. Und hier, wo du ihn doch an einen viel besseren Ort hingehen sahest, bis du verzagt, obwohl es sich nur um kurze Zeit handelt, und obwohl du statt seiner doch noch deinen Gemahl hast. Aber du hast keinen Mann mehr? Daf\u252 ?r hast du doch einen Tr\u246 ?ster, den Vater der Waisen, den Richter der Witwen. H\u246 ?re nur, wie Paulus diese Witwenschaft gl\u252 ?cklich preist mit den Worten: \u8222 ?Wer eine wahrhafte Witwe ist und allein lebt, hofft auf den Herrn\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Tim 5,5\par} } . Eine solche Witwe wird ja auch um so ehrw\u252 ?rdiger erscheinen, je mehr sie sich ergeben zeigt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0449.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d449 }}} Sei also nicht in Trauer \u252 ?ber einen Sohn, der dir die Himmelskrone bringen soll, f\u252 ?r den du Belohnung erwartest. Da hast ja nur geliehenes Gut zur\u252 ?ckerstattet, wenn du das zur\u252 ?ckgibst, was dir anvertraut war. Mache dir also keine weiteren Sorgen, wenn du deinen Besitz in einer unverletzlichen Schatzkammer hinterlegt hast. Wenn du dir aber auch klar w\u252 ?rdest dar\u252 ?ber, was das Leben hienieden ist, und was das zuk\u252 ?nftige, und dass dieses Leben nur ein Spinngewebe ist und ein Schatten, das jenseitige aber von ewiger Dauer, so w\u252 ?rdest du keine weiteren Trostgr\u252 ?nde mehr brauchen. Jetzt ist dein Kind von allen Wechself\u228 ?llen des Lebens befreit. W\u228 ?re es aber am Leben geblieben, so w\u228 ?re es vielleicht gut, vielleicht aber auch schlecht geworden. Oder siehst du nicht, wie viele Eltern ihre eigenen Kinder versto\u223 ?en? Und wie viele gezwungen sind, Kinder zu haben und zu behalten, die noch schlimmer sind als andere, die versto\u223 ?en wurden? Das alles wollen wir bedenken, und uns daraus eine Lehre ziehen. So werden wir nicht blo\u223 ? dem Verstorbenen n\u252 ?tzen, sondern auch bei den Menschen gro\u223 ?es Lob ernten, und von Gott noch gr\u246 ?\u223 ?eren Lohn f\u252 ?r unsere Ergebung erhalten, sowie die ewigen G\u252 ?ter erlangen, deren wir alle teilhaftig werden m\u246 ?gen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der die Ehre und die Macht besitzt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Zweiunddrei\u223 ?igste Homilie. Kap IX, V.27 - Kap. X, V.15.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0450.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d450 }}} V.27: \u8220"Und als Christus weiterging, folgten ihm zwei Blinde, die schrieen und riefen: Erbarme Dich unser, Sohn Davids.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.28: Und als er in seine Wohnung eingetreten war, kamen die Blinden zu ihm, und Jesus sprach zu ihnen: Glaubt ihr, dass ich die Macht habe, dies zu tun? Sie antworteten: Ja, Herr.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.29: Da ber\u252 ?hrte er ihre Augen und sprach: Es geschehe euch nach eurem Glauben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.30: Und ihre Augen wurden ge\u246 ?ffnet.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum hielt denn der Herr die schreienden Blinden so lange hin? Weil er uns auch hier wieder die Lehre geben wollte, nicht das Lob und die Bewunderung der gro\u223 ?en Menge zu suchen. Da gerade seine Wohnung in der N\u228 ?he war, so f\u252 ?hrte er sie dorthin, um sie im Verborgenen zu heilen. Das geht auch daraus klar hervor, dass er befahl, niemand etwas zu sagen. Darin liegt aber kein geringer Vorwurf gegen die Juden, dass diese beiden, die da blind waren, vom blo\u223 ?en H\u246 ?ren den Glauben annahmen, w\u228 ?hrend jene, die des Herrn Wunder schauten und deren Augen Zeugen f\u252 ?r das Geschehene waren, gerade das Gegenteil taten. Beachte aber auch, wie gro\u223 ? der Blinden Ungest\u252 ?m ist. Davon zeugt sowohl ihr lautes Schreien als auch ihre Bitte selbst. Sie kamen nicht blo\u223 ? einfachhin zum Herrn, sondern kamen unter gro\u223 ?em Schreien, und ohne etwas anderes zu rufen als nur immer: Erbarmen! Sohn Davids nannten sie ihn aber, weil sie dies f\u252 ?r einen Ehrennamen hielten. So haben auch die Propheten gar oft die K\u246 ?nige, die sie ehren und auszeichnen wollten, mit diesem Namen genannt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 7,13;38,5\par} } . {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0451.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d451 }}} Und nachdem er sie in sein Haus gef\u252 ?hrt hatte, legte er ihnen eine zweite Frage vor. Gew\u246 ?hnlich trachtete der Herr, erst dann zu heilen, wenn er darum gebeten worden war, damit keiner glaube, er wirke nur deshalb so eifrig Wunder, um sich damit Ruhm und Ehre zu verschaffen. Au\u223 ?erdem wollte er zeigen, dass jene der Heilung auch w\u252 ?rdig seien und wollte zugleich verhindern, dass jemand sagte: Wenn er nur aus Mitleid half, so h\u228 ?tte er allen helfen sollen. Denn auch sein Mitleid war im gewissen Sinne veranlasst durch den Glauben derer, die er heilte. Aber nicht blo\u223 ? deshalb verlangte er Glaube von ihnen; da sie ihn Sohn Davids genannt hatten, so wollte er sie zu noch H\u246 ?herem f\u252 ?hren und sie alles lehren, was sie von ihm glauben sollten. Deshalb fragte er: \u8220"Glaubt ihr, dass ich die Macht habe dies zu tun?\u8221" Er sagte nicht: Glaubt ihr, dass ich meinen Vater anrufen kann, dass ich bitten kann, sondern: \u8220"dass ich die Macht habe, dies zu tun\u8221".\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was antworteten nun die beiden? \u8220"Ja, Herr.\u8221" Sie nennen ihn nicht blo\u223 ? Sohn Davids, sondern schwingen sich schon zu h\u246 ?herer Einsicht auf und bekennen ihn als Herrn. Da endlich streckt auch er die Hand aus und spricht: \u8220"Es geschehe euch nach eurem Glauben.\u8221" Das tut er um ihren Glauben zu st\u228 ?rken, und zu zeigen, dass auch sie einen Anteil hatten an dem Wunder, sowie um sie zu \u252 ?berzeugen, dass diese Worte keine Schmeichelei enthielten. Er sagte nicht: Es sollen euch die Augen ge\u246 ?ffnet werden, sondern: \u8220"Es geschehe euch nach eurem Glauben.\u8221" Das sagte er sp\u228 ?ter vielen von denen, die zu ihm kamen, weil er eben darauf bedacht war, vor der Heilung des Leibes den Glauben in der Seele aufzurichten, damit sie nachher selber eifriger w\u228 ?ren und damit auch der Eifer der anderen wachse. So machte er es auch bei den Gichtbr\u252 ?chigen. Bevor er dem Leib die Kraft zur\u252 ?ckgab, richtete er die darniederliegende Seele wieder auf und sprach: \u8220"Habe Mut, mein Sohn, deine S\u252 ?nden sollen dir nachgelassen sein\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 9,2\par} } . Auch das M\u228 ?dchen, das er auferweckte, fasste er an, und gab ihr durch die Speise, die sie nehmen musste, zu erkennen, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0452.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d452 }}} wie er ihr Wohlt\u228 ?ter sei. Ebenso verfuhr er mit dem Hauptmanl, bei dem er ebenfalls alles seinem Glauben zuschrieb. Und als er seine J\u252 ?nger aus dem Seesturme errettete, da befreite er sie zuerst von ihrem Kleinglauben. So machte er es also auch hier bei den zwei Blinden. Er kannte zwar ihre verborgene Gesinnung schon, bevor sie zu rufen anfingen. Um aber auch den anderen denselben Eifer mitzuteilen, machte er sie auch auf die beiden aufmerksam, und offenbarte deren verborgenen Glauben durch ihre endliche Heilung. Nachdem er sie aber geheilt, befiehlt er, niemanden etwas davon zu sagen. Ja, er befiehlt es nicht blo\u223 ?, sondern sch\u228 ?rft es ihnen mit gro\u223 ?em Nachdruck ein. Denn \u8220"Jesus fuhr sie heftig an und sagte: Sehet wohl zu, dass keiner es erfahre.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.31: \u8220"Die aber gingen weg und verbreiteten seinen Ruf in der ganzen Gegend.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die beiden brachten es nicht fertig, zu schweigen; sie wurden zu Herolden und Evangelisten, und obgleich sie gehei\u223 ?en worden, das Geschehene zu verheimlichen, konnten sie es doch nicht f\u252 ?r sich behalten. Wenn wir aber anderswo finden, dass der Herr sagte: \u8220"Gehe hin und verk\u252 ?nde den Ruhm Gottes\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 8,39\par} } , so steht das nicht im Widerspruch mit dem anderen, sondern passt sogar ganz gut dazu. Der Herr will uns eben damit die Lehre geben, dass wir nicht blo\u223 ? nie von uns selber reden, sondern sogar diejenigen hindern sollen, die uns loben wollen. Wenn aber die Ehre auf Gott zur\u252 ?ckf\u228 ?llt, dann sollen wir den Leuten nicht nur kein Hindernis in den Weg legen, sondern ihnen sogar befehlen, dies zu tun.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.32: \u8220"Als sie aber hinausgingen, siehe, da brachten sie einen Menschen, der stumm war und vom Teufel besessen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er war n\u228 ?mlich nicht von Natur aus stumm, sondern durch Einwirkung des Teufels. Deshalb musste er sich auch von andern f\u252 ?hren lassen. Selbst konnte er ja seine Bitte nicht vortragen, da er stumm war, und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0453.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d453 }}} konnte auch die anderen nicht darum anflehen, weil der D\u228 ?mon seine Zunge gefesselt und mit der Zunge auch die Seele gefangen hielt. Deshalb verlangte auch der Herr den Glauben nicht von ihm, sondern heilte ihn sofort von der Krankheit.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.33: \u8220"Denn\u8221", hei\u223 ?t es, \u8220"nachdem der Teufel ausgetrieben war, redete der Stumme. Die Leute aber wunderten sich und sagten: So etwas hat man noch nie gesehen in Israel.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dies \u228 ?rgerte die Pharis\u228 ?er gewaltig, dass die Leute den Herrn f\u252 ?r gr\u246 ?\u223 ?er hielten, als alle anderen, nicht blo\u223 ? von denen, die damals lebten, sondern von allen, die jemals auf der Welt waren. Die Leute hielten ihn aber f\u252 ?r gr\u246 ?\u223 ?er, nicht weil er Krankheiten heilte, sondern weil er sie mit solcher Leichtigkeit und Schnelligkeit heilte, und zwar unz\u228 ?hlig viele und sogar Unheilbare. So also redete das Volk.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die Pharis\u228 ?er aber taten das gerade Gegenteil. Sie verd\u228 ?chtigten nicht nur das geschehene Wunder, sondern scheuten sich nicht einmal, sich selbst zu widersprechen. So geht es eben, wenn man b\u246 ?sen Willen hat. Und was sagen sie denn?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.34: \u8222 ?Durch den obersten der Teufel treibt er die D\u228 ?monen aus.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was gibt es wohl Unsinnigeres als das? Es ist ja, wie der Herr im Folgenden sagte, ganz und gar unm\u246 ?glich, dass ein Teufel Teufel austreibe. Der Teufel pflegt ja sein Eigentum wohl zu h\u252 ?ten, nicht aber zu zerst\u246 ?ren. Der Herr hatte aber nicht blo\u223 ? D\u228 ?monen ausgetrieben, sondern auch Auss\u228 ?tzige gereinigt, Tote auferweckt, das Meer bes\u228 ?nftigt, S\u252 ?nden nachgelassen, das Himmelreich gepredigt und Seelen seinem Vater zugef\u252 ?hrt. Alles das mochte und konnte ja doch ein Teufel niemals zustande bringen. Die D\u228 ?monen treiben die Menschen den G\u246 ?tzen zu und von Gott weg, und suchen ihnen den Glauben an das jenseitige Leben zu nehmen. Wenn ein D\u228 ?mon beschimpft wird, erweist er keine Wohltaten daf\u252 ?r, sucht er ja doch auch ohne Schm\u228 ?hung denen zu {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0454.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d454 }}} schaden, die ihn anbeten und verehren. Christus dagegen tut das gerade Gegenteil. Nachdem er selbst Beschimpfungen und Schm\u228 ?hungen erfahren hatte, da hei\u223 ?t es:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.35: \u8222 ?Durchwanderte er alle St\u228 ?dte und D\u246 ?rfer, lehrte in ihren Synagogen, verk\u252 ?ndete das Evangelium vom Himmelreich und heilte alle Krankheiten und Gebrechen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ja, er hat diejenigen, die ihn schm\u228 ?hten, nicht nur nicht gestraft, sondern erteilte ihnen nicht einmal einen einfachen Tadel. Damit zeigte er seine Sanftmut, und widerlegte so auch das b\u246 ?se Gerede. Sogleich wollte er durch kommende Wunderzeichen noch gr\u246 ?\u223 ?ere Beweise bieten und dann erst auch den m\u252 ?ndlichen Tadel folgen lassen. Er ging also in die St\u228 ?dte, D\u246 ?rfer und Synagogen, und gab uns dadurch die Lehre, Verleumdungen so zu vergelten, nicht auch unsererseits schlecht zu reden von anderen, sondern ihnen nur um so mehr Gutes zu tun. Wenn du also deinen N\u228 ?chsten nicht um der Menschen, sondern um Gottes willen Gutes tust, so lasse von deinen Wohltaten nicht ab, was immer die dir auch tun m\u246 ?gen; dann wird dein Lohn nur um so gr\u246 ?\u223 ?er sein. Wer aber infolge b\u246 ?ser Nachreden vom Wohltun abl\u228 ?sst, der zeigt dadurch, dass er wegen des Lobes der anderen, nicht um Gottes willen diese Tugend ge\u252 ?bt hat. Christus wollte uns also zeigen, dass er nur aus lauter G\u252 ?te so handle; deshalb wartete er auch nicht, bis die Kranken zu ihm kamen, sondern ging selbst zu ihnen, um ihnen zwei gro\u223 ?e Wohltaten zu erweisen: erstens um ihnen das Reich Gottes zu verk\u252 ?nden, zweitens um sie von allen Krankheiten zu heilen. Dabei lie\u223 ? er keine Stadt aus, ging an keinem Dorfe vorbei, sondern besuchte jeden Ort. Ja, selbst damit begn\u252 ?gte er sich nicht, sondern zeigte auch in anderer Weise sein Wohlgefallen f\u252 ?r sie.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.36: \u8222 ?Denn als er die Schar der Leute sah, da erbarmte er sich ihrer, weil sie geplagt und verlassen waren wie Schafe, die keinen Hirten haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0455.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d455 }}} V.37: Da sprach er zu seinen J\u252 ?ngern: Die Ernte ist gro\u223 ?, aber der Arbeiter sind nur wenige.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.38: Bittet also den Herrn unserer Ernte, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte hier wieder, wie wenig der Herr auf Menschenruhm achtet. Um nicht alle an sich zu ziehen, sendet er seine J\u252 ?nger aus. Doch ist dies nicht der einzige Grund; er will auch, dass sie sich in Pal\u228 ?stina wie in einer Ringschule \u252 ?bten, und sich so zu den K\u228 ?mpfen in der weiten Welt r\u252 ?steten. Deshalb hat er ihnen auch au\u223 ?ergew\u246 ?hnlich gro\u223 ?e Kampfes\u252 ?bungen auferlegt, soviel als ihre Kraft nur zu leisten vermochte, damit sie die sp\u228 ?teren K\u228 ?mpfe um so leichter best\u252 ?nden. So \u252 ?bte er sie gleichsam zum Flug, wie zarte junge V\u246 ?gelchen. Und zun\u228 ?chst machte er sie zu \u196 ?rzten der Leiber; nachher aber verlieh er ihnen die h\u246 ?here Gabe, auch die Seelen zu heilen. Beachte auch, wie er die Sache als leicht und zugleich als notwendig hinstellte. Denn wie lauten seine Worte? \u8222 ?Die Ernte ist gro\u223 ?, der Arbeiter sind aber wenige.\u8220" Er will damit sagen: Ich sende euch nicht zur Aussaat, sondern zur Ernte. Bei Johannes hei\u223 ?t es: \u8222 ?Andere haben die M\u252 ?he der Arbeit gehabt, und ihr habt die Frucht ihrer M\u252 ?he geerntet\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 4,38\par} } . Das sagte er, um sie etwas zu verdem\u252 ?tigen und zum Vertrauen anzuhalten und zu zeigen, dass die schwerere Arbeit schon vorher geschehen ist. Siehe aber, wie er auch hier mit der N\u228 ?chstenliebe beginnt, nicht mit der Hoffnung auf Entgelt. \u8222 ?Denn er ward von Mitleid ger\u252 ?hrt, weil sie so abgehetzt und verlassen waren, wie Schafe, die keinen Hirten haben.\u8220" Dieser Vorwurf trifft die Hohenpriester der Juden, die sich als W\u246 ?lfe erwiesen, w\u228 ?hrend sie h\u228 ?tten Hirten sein sollen. Denn sie wiesen das Volk nicht nur nicht auf den rechten Weg, sondern hinderten es sogar im rechten Fortschritt. Als daher die Leute sich wunderten und sagten: \u8222 ?So etwas ist in Israel noch nicht gesehen worden\u8220", da sagten diese das Gegenteil und meinten: \u8222 ?Er treibt die Teufel im Namen des Beelzebub aus. \u8220"Wer ist aber hier mit den Arbeitern gemeint? Die zw\u246 ?lf J\u252 ?nger. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0456.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d456 }}} Hat dann also der Herr, nachdem er doch selbst gesagt hatte: \u8222 ?Der Arbeiter sind wenige\u8220", noch einige andere hinzugef\u252 ?gt? Durchaus nicht; vielmehr hat er gerade sie ausgesandt. Weshalb sagte er also dann: \u8222 ?Bittet den Herrn der Ernte, dass er Arbeiter aussende in seine Ernte\u8220"? Weil er sp\u228 ?ter auch die zw\u246 ?lf vermehrt, nicht der Zahl nach, sondern durch die Kraft, die er ihnen verlieh.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um jenen sodann zu zeigen, wie wertvoll das Geschenk sei, sagte er ihnen: \u8222 ?Bittet den Herrn der Ernte\u8220", und gibt in direkter Weise zu verstehen, dass er selbst es ist, der diese Herrschaft besitzt. Denn kaum hatte er gesagt: \u8222 ?Bittet den Herrn der Ernte\u8220", da gibt er ihnen auch schon sogleich selbst den Auftrag, noch bevor sie um irgend etwas gebeten oder gebetet haben, und ruft ihnen die Ausdr\u252 ?cke, die Johannes gebraucht hatte, ins Ged\u228 ?chtnis zur\u252 ?ck, n\u228 ?mlich die Scheune, die Wurfschaufel, die Spreu und den Weizen. Daraus geht klar hervor, dass er selbst der Landmann ist, er, der Herr der Ernte, er, der Herr der Propheten. Denn wenn er Leute in die Ernte sendet, so schickt er sie nat\u252 ?rlich nicht in ein Feld, das andere bebaut, sondern in das, auf dem er selbst durch die Propheten die Saat gepflanzt. Doch nicht nur dadurch ermutigt er sie, dass er ihre Dienste eine Erntearbeit nennt, sondern auch dadurch, dass er sie f\u252 ?r ihren Dienst ausr\u252 ?stet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kapitel X. V.1: \u8222 ?Und er rief seine zw\u246 ?lf J\u252 ?nger zu sich und gab ihnen die Macht \u252 ?ber die unreinen Geister, so dass sie dieselben austreiben, und jede Krankheit und jedes Gebrechen heilen konnten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und doch war damals der Geist noch nicht gesendet worden. \u8222 ?Dennoch\u8220" hei\u223 ?t es, \u8222 ?war der Geist nicht gekommen, da Jesus noch nicht verherrlicht worden war\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 7,39\par} } . Wie haben sie also dann die Teufel ausgetrieben? Durch den Befehl und die Macht des Herrn. Beachte aber auch, zu welch g\u252 ?nstiger Zeit der Herr die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0457.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d457 }}} Sendung gab. Er sandte sie nicht gleich von Anfang an, sondern erst, nachdem sie lange genug in seiner Nachfolge gestanden waren, nachdem sie gesehen hatten, wie er einen Toten auferweckt, wie er dem Meere geboten, D\u228 ?monen ausgetrieben, Gichtbr\u252 ?chige geheilt, S\u252 ?nden nachgelassen, einen Auss\u228 ?tzigen gereinigt. Erst als sie durch Taten und Worte hinl\u228 ?ngliche Beweise seiner Macht erhalten, erst dann sendet er sie aus; und zwar nicht zu gefahrvollen Taten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn vorl\u228 ?ufig bestand in Pal\u228 ?stina keine Gefahr f\u252 ?r sie\par} } ; nur das sollten sie vorl\u228 ?ufig lernen, Schm\u228 ?hreden standhaft zu ertragen. Indes sagte er ihnen auch das vorher, dass Gefahren ihrer harren, bereitet sie so schon vor der Zeit darauf vor, und macht sie dadurch kampfbereit, dass er ihnen fortw\u228 ?hrend diese Dinge vorhersagt. Weil nun aber der Evangelist zwei Paare von Aposteln genannt, mit Petrus und Johannes an der Spitze und darnach von der Berufung des Matth\u228 ?us gesprochen, w\u228 ?hrend er \u252 ?ber die Berufung und die Namen der anderen Apostel geschwiegen hatte, so musste er notwendigerweise hier die Liste und die Zahl derselben mitteilen, sowie ihre Namen bekannt geben. Deshalb f\u228 ?hrt er fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: \u8222 ?Die Namen der zw\u246 ?lf Apostel sind die: der erste ist Simon, der Petrus genannt wird.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es gab n\u228 ?mlich noch einen anderen Simon, der aus Kanan\u228 ?a stammte; und Judas der Iskariote, mit Judas dem Sohne des Jakobus; und Jakobus, der Sohn des Zebed\u228 ?us. Markus z\u228 ?hlt die Apostel ihrer W\u252 ?rde nach auf und nennt nach den beiden obersten den Andreas. Matth\u228 ?us macht es nicht so. Er z\u228 ?hlt sie auf ohne geordnete Reihenfolge, ja er stellt sogar den Thomas, der ihm doch weit nachstand, vor seinen eigenen Namen. Doch gehen wir dieselben von Anfang an durch. \u8222 ?Der erste ist Simon, der Petrus genannt wird, und Andreas, sein Bruder.\u8220" Auch das ist kein geringes Lob. Den einen benannte er nach seinem Starkmut, den anderen nach seiner hervorragenden Tugend.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0458.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d458 }}} V.3: \u8222 ?Sodann Jakobus, Sohn des Zebed\u228 ?us, und Johannes, sein Bruder.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie er sie nicht ihrer W\u252 ?rde nach aufz\u228 ?hlt? Mir scheint n\u228 ?mlich Johannes nicht nur h\u246 ?her zu stehen als die anderen nachfolgenden, sondern auch h\u246 ?her als sein Bruder. Sodann f\u252 ?gt er zu den Namen: \u8222 ?Philippus und Bartholom\u228 ?us\u8220" hinzu: Thomas und Matth\u228 ?us der Z\u246 ?llner.\u8221" Lukas dagegen schreibt nicht so; er h\u228 ?lt eine andere Reihenfolge ein und stellt Matth\u228 ?us vor Thomas{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 6,15\par} } . Dann folgen Jakob, der Sohn des Alph\u228 ?us. Es gab n\u228 ?mlich, wie schon gesagt, auch einen Jakob, den Sohn des Zebed\u228 ?us. Dann nennt er Lebb\u228 ?us mit dem Zunamen Thadd\u228 ?us, und den Simon Zelotes, den er auch den Kananiter nennt; erst jetzt kommt er zu dem Verr\u228 ?ter. Er machte aber diese Aufz\u228 ?hlung nicht als dessen Feind und Gegner, sondern als Geschichtsschreiber. Er sagt nicht: der elende, verworfene Mensch, sondern benennt ihn nach seiner Geburtsstadt: \u8220"Judas der Iskariote.\u8220" Es gab n\u228 ?mlich noch einen zweiten Judas, den Labb\u228 ?us, von dem Lukas sagt, er sei der Sohn des Jakob gewesen: \u8222 ?Judas, Sohn des Jakob\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 6,16\par} } . Um ihn aber von diesem zu unterscheiden, sagt er:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: \u8222 ?Judas, der Iskariote, der ihn auch verraten hat.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er scheut sich nicht, zu sagen: \u8222 ?der ihn auch verraten hat\u8220". So haben die Evangelisten niemals irgend etwas ausgelassen, auch wenn es sehr besch\u228 ?mend zu sein schien. Schon der erste von allen, deren Haupt, ist einer, der nicht lesen und schreiben kann und keine Bildung besitzt. Sehen wir aber zu, wohin und zu wem er die Apostel aussandte?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: \u8222 ?Diese Zw\u246 ?lf\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?sandte Christus aus.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was f\u252 ?r \u8222 ?diese\u8220"? Die Fischer und Z\u246 ?llner. Vier von ihnen waren Fischer, zwei waren Z\u246 ?llner: Matth\u228 ?us und Jakobus; einer sogar der Verr\u228 ?ter. Und welchen Auftrag gibt er ihnen? Er k\u252 ?ndet es ihnen also an mit {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0459.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d459 }}} den Worten: \u8222 ?Gehet nicht den Heiden nach, und betretet keine Stadt, die von Samaritern bewohnt ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: Gehet vielmehr zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er will damit sagen: Glaubet nicht, dass ich sie hasse und verabscheue, wenn die Juden mich beschimpfen und sagen, ich h\u228 ?tte einen D\u228 ?mon. Sie waren ja die ersten, die ich zu retten suchte. Von allen anderen halte ich euch ferne, und schicke euch nur zu diesen als Lehrer und \u196 ?rzte. Ja, ich verbiete euch nicht blo\u223 ?, die frohe Botschaft anderen fr\u252 ?her als ihnen zu bringen, ich befehle euch sogar, nicht einmal die Wege zu betreten, die dorthin f\u252 ?hren und in keine solche Stadt hineinzugehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch die Samariter waren ja den Juden feindlich gesinnt. Und doch w\u228 ?ren sie viel leichter zu bekehren gewesen; denn sie waren viel bereitwilliger zur Annahme des Glaubens. Die Juden waren dagegen schwieriger als sie. Gleichwohl schickt sie der Herr zuerst auf das schwierigere Arbeitsfeld und zeigt damit, wie gro\u223 ? seine F\u252 ?rsorge f\u252 ?r die Juden sei. Auch bringt er sie auf diese Weise zum Schweigen, und bereitet der Verk\u252 ?ndigung der Apostel zum Voraus die Wege, damit man ihnen nicht vorwerfe, sie gingen in die H\u228 ?user der Unbeschnittenen, und man so einen Scheingrund h\u228 ?tte, sie zu fliehen und zu meiden. Auch nennt er die Juden \u8222 ?verlorene Schafe\u8220", nicht solche, die von selbst davongegangen seien; er weist so darauf hin, dass sie ganz gewiss Verzeihung erhalten w\u252 ?rden und sucht sie an sich zu ziehen. Dann f\u228 ?hrt er fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.7: \u8222 ?Gehet und verk\u252 ?ndet es: Das Himmelreich ist nahe.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du da die Gr\u246 ?\u223 ?e ihrer Aufgabe; erkennst du daraus die W\u252 ?rde der Apostel? Nichts sinnlich Wahrnehmbares sollten sie verk\u252 ?nden, wie zur Zeit des Moses und der fr\u252 ?heren Propheten; nein, etwas ganz Neues und Unerh\u246 ?rtes. Jene verk\u252 ?ndeten nichts dergleichen, sondern verhie\u223 ?en die Erde und irdische G\u252 ?ter. Aber nicht blo\u223 ? in dieser Beziehung sind die Apostel gr\u246 ?\u223 ?er, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0460.jpg"}}{\fldrslt{\ul S.d460 }}} sondern auch ob ihres Gehorsams. Sie weigern sich nicht, sie z\u246 ?gern nicht wie die Propheten im Alten Bunde. Obgleich ihnen Gefahren, K\u228 ?mpfe und unertr\u228 ?gliches Leiden in Aussicht gestellt wurden, nehmen die doch den Auftrag im Gehorsam an, da sie Herolde des Himmelreiches waren. Doch, sagst du, was ist da zu wundern, wenn sie eilig folgten? Hatten sie doch nichts Hartes und Schweres zu verk\u252 ?nden! Was meinst du? Nichts Schweres ward ihnen aufgetragen? H\u246 ?rst du nicht von Gef\u228 ?ngnis reden, von Todesg\u228 ?ngen, Bruderkriegen, allseitigem Hass? All das hatte der Herr gesagt, w\u252 ?rden sie bald nachher erleiden m\u252 ?ssen. Zu den anderen schickte er sie als Vermittler und Herolden von tausend guten Dingen; ihnen selbst aber w\u252 ?rden unertr\u228 ?gliche Leiden bevorstehen, und k\u252 ?ndet ihnen dies im voraus an. Um ihnen sodann Anspruch auf Glaubw\u252 ?rdigkeit zu verleihen, sagt er:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: \u8222 ?Heilet die Kranken, reinigt die Auss\u228 ?tzigen, treibet die Teufel aus; umsonst habt ihr es erhalten, umsonst gebet es.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wieviel ihm am rechtschaffenen Handeln liegt, nicht weniger als an den Wunderzeichen, und wie er dadurch zeigt, dass ohne jenes die Wundertaten nichts bedeuten? Er h\u228 ?lt sie zur Demut an mit den Worten: \u8222 ?umsonst habt ihr erhalten, umsonst gebet es\u8220". Damit hat er auch schon zum voraus dem Laster des Geizes einen Riegel vorgeschoben. Damit denn niemand glaube, sie wirkten die Wundertaten aus eigener Kraft, und damit die selbst nicht hochm\u252 ?tig w\u252 ?rden ob der Zeichen, die durch sie geschehen, so sagt er auch deshalb: \u8222 ?umsonst habt ihr es erhalten\u8220". Nicht ihr seid es, die denen Glauben spenden, die euch aufnehmen; denn ihr habt diese Gabe nicht als Lohn bekommen, noch durch euer Bem\u252 ?hen; sie ist freies Gnadengeschenk. So geht es auch den anderen; es ist ja ohnehin nicht m\u246 ?glich, einen Lohn zu finden, der der Wundertat w\u252 ?rdig w\u228 ?re. Um aber dann das \u220 ?bel alsbald mit der Wurzel auszurei\u223 ?en, sagt er:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0461.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d461 }}} V.9: \u8222 ?Habet weder Gold noch Silber noch Geld in euren G\u252 ?rteln,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.10: keine Tasche f\u252 ?r die Reise, keine zwei Gew\u228 ?nder, keine Schuhe, keinen Stab.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr sagte nicht: nehmet nichts mit euch, sondern: Wenn du es auch sonst nehmen k\u246 ?nntest, fliehe doch schon den b\u246 ?sen Gedanken daran. Damit hat der Herr viel Gutes erreicht. F\u252 ?rs erste hat er verhindert, dass irgendwelcher Verdacht auf die J\u252 ?nger falle; f\u252 ?rs zweite, hat er sie von allen Sorgen befreit, so dass sie ihre ganze Zeit der Predigt widmen konnten; drittens hat er ihnen dadurch seine eigene Macht gezeigt. Darauf weist er sie auch sp\u228 ?ter wieder hin mit den Worten: \u8222 ?Habt ihr vielleicht an irgend etwas Mangel gelitten, als ich euch von allem entbl\u246 ?\u223 ?t und barfu\u223 ? aussandte?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 22,35\par} }. Doch sagt er nicht sofort: \u8222 ?Besitzet nicht\u8220", sondern erst nach den Worten: \u8222 ?Macht die Auss\u228 ?tzigen rein, treibt die Teufel aus\u8220", erst dann f\u252 ?gt er hinzu: \u8222 ?Besitzet nicht\u8220"; \u8222 ?Umsonst habt ihr erhalten, umsonst gebet.\u8220" Was f\u252 ?r die Apostel in ihren Verh\u228 ?ltnissen geziemend, n\u252 ?tzlich und m\u246 ?glich war, das gab er ihnen. Da k\u246 ?nnte nun aber vielleicht jemand sagen: Alles andere hat wohl noch einen Sinn; dagegen keine Tasche f\u252 ?r den Weg zu haben, keine zwei Kleider, keinen Stab, keine Schuhe! Weshalb hat er denn das verboten? Der Herr wollte sie eben zu aller Strenge erziehen. Auch oben hat er gesagt, man solle nicht einmal f\u252 ?r den kommenden Tag sorgen. War es ja doch auch der ganze Erdkreis, f\u252 ?r den er sie als Lehrer aussenden sollte. Deshalb berief er sie auch gleichsam wie Engel aus der Zahl der Menschen, und befreit sie von allen irdischen Sorgen, so dass nur eine Sorge sie noch beherrschte: die f\u252 ?r ihr Lehramt. Ja, er benimmt ihnen auch diese noch und sagt: \u8222 ?Macht euch keine Sorgen, wie und was ihr reden werdet\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 10,19\par} }. Gerade das macht er ihnen angenehm und leicht, was recht hart und schwer zu sein schien. Nichts macht ja wohlgemuter, als wenn man von Sorgen und Kummer befreit ist; zumal dann, wenn man von {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0462.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d462 }}} ihnen befreit ist und doch deshalb keinerlei Nachteil leidet, weil eben Gott zugegen ist, der ihnen alles geworden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die Apostel sollen auch nicht sagen: Woher werden wir die notwendige Nahrung erhalten; deshalb sagt er nicht zu ihnen: Ihr habt geh\u246 ?rt, dass ich fr\u252 ?her gesagt habe: \u8222 ?Blicket auf die V\u246 ?gel des Himmels\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,26\par} } (sie waren eben noch nicht imstande, dieser Auffassung durch die Tat zu entsprechen); vielmehr f\u252 ?gt er etwas hinzu, was viel angenehmer zu h\u246 ?ren war, n\u228 ?mlich die Worte: \u8222 ?Denn der Arbeiter ist seiner Nahrung wert.\u8220" Damit zeigt er, dass sie ihren Lebensunterhalt von ihren Sch\u252 ?lern erhalten sollen, damit einerseits die gegen ihre Sch\u252 ?ler sich nicht in Hochmut erheben, weil ja sie ihnen alles b\u246 ?ten, ohne etwas von ihnen anzunehmen, und damit andererseits auch die J\u252 ?nger infolge solcher Missachtung ihre Lehrer nicht verlie\u223 ?en.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit sie sodann nicht sagen: Willst du also, dass wir vom Betteln leben? und sich dessen sch\u228 ?mten, so zeigt er, dass es sich hier um eine Pflicht handle, indem er sie Arbeiter und die gebotene Gabe einen Lohn nennt. Glaubet nicht, will er sagen, weil eure Wohltat im Reden besteht, sie sei deshalb von eurer Seite gering; es sind ja vielleicht M\u252 ?hen damit verbunden. Und was immer eure Sch\u252 ?ler geben wollen, sie geben es nicht als Gnade, sondern als Entgelt. \u8220"Denn der Arbeiter ist seiner Nahrung wert.\u8221" So hat er aber geredet, nicht als ob ihre apostolischen M\u252 ?hen nur soviel wert seien; nein, durchaus nicht, vielmehr wollte er ihnen als Regel einsch\u228 ?rfen, nicht mehr zu verlangen und die Geber dar\u252 ?ber belehren, dass ihre Gabe kein Akt der Liebe sei, sondern die Erf\u252 ?llung einer Pflicht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8220"So oft ihr in eine Stadt oder in ein Dorf kommt, so fragt, wer in ihr ein rechtschaffenes Leben f\u252 ?hre, und dann bleibet so lange dort, bis zu eurem Weggang.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr will sagen, mit den Worten: \u8220"Der Arbeiter ist seiner Nahrung wert\u8221" habe ich euch nicht auch schon alle T\u252 ?ren ge\u246 ?ffnet; vielmehr will ich, dass ihr auch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0463.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d463 }}} hierin gro\u223 ?e Vorsicht an den Tag legt. Das ist ja auch f\u252 ?r euren Ruf von Vorteil, sowie f\u252 ?r eure leiblichen Bed\u252 ?rfnisse. Denn wer rechtschaffen ist, wird ganz gewiss auch f\u252 ?r eure Nahrung sorgen, zumal wenn ihr nicht mehr verlangt, als notwendig ist. Doch befiehlt der Herr, nicht allein rechtschaffene Leute aufzusuchen, er verbietet auch, von einem Haus ins andere zu wandern, damit nicht so ihre Gastgeber beleidigt und sie selbst sich den Ruf von schwelgerischen und genusss\u252 ?chtigen Menschen zuzuziehen. Das gab er ihnen zu verstehen mit den Worten: \u8220"Bleibet dort bis zu euren Weggang.\u8221" Dasselbe k\u246 ?nnen wir auch aus den anderen Evangelisten lernen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 6,10; Lk 10,7\par} } . Siehst du also, wie der Herr auch in dieser Beziehung daf\u252 ?r sorgt, dass das Ansehen der J\u252 ?nger gewahrt bleibe, und wie er doch zugleich die Gastgeber zum Eifer anspornt, indem er zeigt, dass eigentlich mehr sie es sind, die dabei zu gewinnen haben, sowohl an Ehre als auch an Vorteil? Dann betont er im Folgenden dasselbe Gebot und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: \u8220"Wenn ihr aber in das Haus eintretet, so entbietet ihm euren Gru\u223 ?;\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: und wenn das Haus w\u252 ?rdig ist, so komme euer Friede \u252 ?ber dasselbe; wenn es nicht w\u252 ?rdig ist, so m\u246 ?ge euer Friede zu euch selbst zur\u252 ?ckkehren.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, bis zu welchem Grade es der Herr sich nicht nehmen lie\u223 ?, seine Anordnungen zu treffen? und dies ganz mit Recht. Er wollte ja die J\u252 ?nger zu Helden des Glaubens und zu Herolden der ganzen Welt machen. Deshalb lehrt er sie auf diese Weise, Ma\u223 ? zu halten und sich damit selbst zu empfehlen; deshalb f\u228 ?hrt er fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: \u8220"Und falls euch jemand nicht aufnimmt, und auf eure Worte nicht h\u246 ?rt, so verlasst jenes Haus oder die Stadt und sch\u252 ?ttelt den Staub von euren F\u252 ?\u223 ?en.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: Wahrlich sage ich euch, Sodoma und Gomorrha werden ein ertr\u228 ?glicheres Los finden an jenem Tage, als solch eine Stadt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wartet nicht, will der Herr sagen, bis ihr als Lehrer von anderen zuerst gegr\u252 ?\u223 ?t werdet, sondern erweiset {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0464.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d464 }}} ihr ihnen zuerst die Ehrenbezeigung. Daraufhin will er ihnen zeigen, dass dies kein leerer Gru\u223 ? sei, sondern ein Segen; deshalb sagt er: Wenn das Haus w\u252 ?rdig ist, wird der Segen auf dasselbe kommen; ist es aber gottlos, so wird es schon dadurch gestraft, dass es die Gnade des Friedens nicht erlangt; sodann aber auch dadurch, dass es ihm ergehen wird wie Sodoma. Aber was n\u252 ?tzt es uns, wenn jene gestraft werden, fragen sie? Die H\u228 ?user der W\u252 ?rdigen werden euch daf\u252 ?r offen stehen. Welches ist aber der Sinn dieser Worte: \u8220"Sch\u252 ?ttelt den Staub von euren F\u252 ?\u223 ?en\u8221"? Entweder sollen sie damit andeuten, dass sie von ihnen nichts erhalten haben, oder ihnen zeigen, welch langen Weg sie um ihretwillen gemacht haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Du aber beachte, wie der Herr seinen J\u252 ?ngern noch immer nicht die F\u252 ?lle seiner Gaben verleiht. So hat er ihnen noch nicht die Gabe des Vorauswissens erteilt, so dass sie etwa schon zum voraus wussten, wer w\u252 ?rdig ist und wer nicht: vielmehr will er, dass sie sich selbst umsehen und Erfahrungen machen. Warum ist er aber selbst bei dem Z\u246 ?llner zu Gast gewesen? Weil ihn seine Bekehrung dessen w\u252 ?rdig machte. Bemerke sodann auch, wie er ihnen zuerst alles nimmt und ihnen dann alles gibt, indem er ihnen befiehlt, in den H\u228 ?usern der Sch\u252 ?ler zu bleiben und hineinzugehen, ohne etwas in der Tasche zu haben. So wurden sie eben frei von Sorgen und konnten zugleich die anderen \u252 ?berzeugen, dass sie nur wegen ihres Seelenheiles gekommen seien, da sie ja nichts mit sich f\u252 ?hrten und nur das von ihnen verlangten, was durchaus notwendig war, auch nicht bei allen ohne Unterschied eintraten. Der Herr wollte eben, dass sie sich nicht blo\u223 ? durch ihre Wundertaten auszeichneten, sondern schon vor den Wundertaten durch ihre eigene Tugend. Denn nichts charakterisiert die wahre Tugend so sehr, als wenn man nichts \u252 ?berfl\u252 ?ssiges hat und so weit als m\u246 ?glich keine Anspr\u252 ?che macht. Das wussten auch die falschen Apostel. Deshalb sagt auch der hl. Paulus: \u8220"Damit sie in dem, worin sie sich r\u252 ?hmen, erfunden w\u252 ?rden wie auch wir\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 11,12\par} } . {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0465.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d465 }}} Wenn aber schon diejenigen, die in der Fremde sind und in unbekannte Gegenden wandern, nicht mehr verlangen sollen, als die t\u228 ?gliche Nahrung, dann um so mehr jene, die zu Hause bleiben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 All das sollen wir aber nicht blo\u223 ? anh\u246 ?ren, sondern auch nachahmen. Denn die Worte des Herrn gelten nicht blo\u223 ? den Aposteln, sondern auch den Heiligen, die nach ihnen kommen. Suchen wir ihrer Nachfolge w\u252 ?rdig zu werden. Denn je nach dem Willen derer, die wir aufnehmen, kommt dieser Friede oder geht wieder fort. Das h\u228 ?ngt eben nicht blo\u223 ? von dem freien Willen der Lehrenden ab, sondern auch von der W\u252 ?rdigkeit derer, die ihnen Aufnahme gew\u228 ?hren. Halten wir es auch nicht f\u252 ?r einen geringen Verlust, einen solchen Frieden nicht zu erlangen. Denn ihn hat schon der Prophet zum voraus angek\u252 ?ndigt mit den Worten: \u8222 ?Wie angenehm sind die Fu\u223 ?stapfen derer, die den Frieden k\u252 ?nden!\u8220" Und dann f\u252 ?gt er zur Erl\u228 ?uterung seiner hohen Worte hinzu: \u8222 ?Derer, die Gutes verk\u252 ?nden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 52,7\par} } . Dass dieser Friede etwas Gro\u223 ?es sei, hat auch Christus bezeugt, da er sagt: \u8222 ?Den Frieden hinterlasse ich euch, den Frieden gebe ich euch\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 14,27\par} } . Darum m\u252 ?ssen wir alles tun, um seiner teilhaft zu werden, in der Familie wie in der Kirche. Auch in der Kirche entbietet ja der Vorsteher den Frieden. Das eine ist ein Vorbild des anderen, und man muss ihn mit allem Eifer zu erlangen suchen, durch die Bereitwilligkeit des Herzens noch mehr, als durch das Anerbieten des Mahles. Wenn es schon ein schwerer Fehler ist, nicht am Tische teilnehmen zu lassen, um wieviel schwerer ist es dann, den, der den Frieden entbietet, abzuweisen? Um deinetwillen sitzt der Priester in der Kirche, um deinetwillen steht dort der Prediger, strengt sich an und m\u252 ?ht sich ab. Wie willst du dich da entschuldigen, wenn du nicht einmal soviel Bereitwilligkeit hast, ihn anzuh\u246 ?ren?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die Kirche ist ja das gemeinsame Haus aller Heiligen und wir betreten es nur, nachdem ihr uns vorangegangen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0466.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d466 }}} und befolgen so das Beispiel der Apostel. Deshalb entbieten wir auch gleich beim Eintritt allen den Frieden, entsprechend jener Vorschrift des Herrn. Keiner sei also gleichg\u252 ?ltig, keiner sei tr\u228 ?ge, wenn die Priester und Lehrer hereinkommen; es w\u252 ?rde euch keine geringe Strafe daf\u252 ?r treffen. Tausendmal lieber m\u246 ?chte ich, dass man mich beim Eintritt in das Haus irgendeines unter euch allein stehen lie\u223 ?e, als dass ich hier reden muss, ohne dass mich jemand h\u246 ?rt. Das ist f\u252 ?r mich viel h\u228 ?rter als das andere, denn dieses Haus ist ja viel wichtiger{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 als ein anderes\par} } . Hier sind uns die gro\u223 ?en Sch\u228 ?tze hinterlegt. Auf ihm beruht all unsere Hoffnung. Oder was w\u228 ?re hier nicht gro\u223 ? und ehrfurchtgebietend? Dieser Tisch ist viel ehrw\u252 ?rdiger und besser als irgendein anderer Tisch; diese Lampe viel erhabener als sonst eine. Das wissen alle, die im Glauben und zur rechten Zeit mit ihrem \u214 ?le gesalbt und von ihren Krankheiten befreit wurden. Und dieser Schrank ist viel besser und notwendiger als jener. Denn er enth\u228 ?lt nicht Kleider, sondern Almosen, wenn es auch wenige sind, die es empfangen. Auch findest du hier ein Ruhelager, das weit besser ist als das zu Hause; denn das Ruhen in den hl. Schriften ist mir angenehmer, als jedes andere Ruhelager. Ja, wenn wir w\u228 ?ren, wie wir sein sollten, so h\u228 ?tten wir \u252 ?berhaupt kein anderes Haus als dieses. Dass ich da nichts Unm\u246 ?gliches sage, beweisen die dreitausend und f\u252 ?nftausend Menschen, die alle ein Haus, einen Tisch, eine Seele hatten. \u8222 ?Denn\u8220",hei\u223 ?t es, \u8222 ?die Menge der Heiligen hatte nur ein Herz und eine Seele.\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 4,32\par} }\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da wir aber von der Tugend jener{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ersten Christen\par} } gar weit entfernt sind, und jeder in seinem eigenen Hause wohnt, so wollen wir wenigstens dann, wenn wir hier zusammenkommen, dies mit Eifer und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0467.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d467 }}} Bereitwilligkeit tun. Denn wenn wir schon in den anderen Dingen Bettler und arme Menschen sind, so wollen wir wenigstens in diesen Dingen reich sein. Deshalb nehmet uns wenigstens hier mit Liebe auf, wenn wir zu euch hereinkommen. Und wenn ich sage: der Friede sei mit euch, dann antwortet und mit deinem Geiste, und zwar nicht nur mit den Lippen, sondern auch mit dem Herzen; nicht nur mit dem Munde, sondern auch mit der inneren Gesinnung. Wenn du aber in der Kirche sagst: \u8222 ?Friede auch mit deinem Geiste\u8220" und drau\u223 ?en mit mir streitest und haderst, mich anspuckst und l\u228 ?sterst und mich auf tausendfache Weise schm\u228 ?hst, was ist denn das f\u252 ?r ein Friede? Wenn auch du tausendfach b\u246 ?se \u252 ?ber mich redest, ich gebe dir den Frieden mit reinem Herzen, mit aufrichtigem Sinn, und niemals bin ich imstande, etwas B\u246 ?ses \u252 ?ber dich zu sagen; ich habe eben das Herz eines Vaters. Und wenn ich je einmal tadeln muss, so tue ich es nur mit Bedauern. Wenn aber du mich heimlich herabsetzest und mich nicht einmal im Hause des Herrn aufnimmst, so f\u252 ?rchte ich, du wirst meine Mutlosigkeit noch vermehren, nicht weil du \u252 ?ber mich geschm\u228 ?ht hast, nicht weil du mich zur\u252 ?ckgewiesen, sondern weil du den Frieden nicht annehmen willst und dir die vom Herrn angedrohte Strafe zugezogen hast. Wenn ich auch den Staub nicht von meinen F\u252 ?\u223 ?en sch\u252 ?ttle, wenn ich dir auch nicht den R\u252 ?cken kehre, die angedrohte Strafe erwartet dich doch. Ich entbiete euch oft den Frieden, und ich werde nie aufh\u246 ?ren, dies zu tun. Ja, selbst wenn ihr mich schm\u228 ?ht und mich nicht aufnehmt, auch dann will ich den Staub nicht von meinen F\u252 ?\u223 ?en sch\u252 ?tteln; nicht etwa weil ich den Worten des Herrn nicht gehorchen will, sondern weil ich brenne vor Liebe zu euch. \u220 ?brigens habe ich ja um euretwillen noch mehr M\u252 ?hsal ertragen. Ich bin nicht von weitem hergekommen, noch kam ich in der Kleidung und in der Armut der Apostel{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 deshalb mache ich mir selbst zu allererst Vorw\u252 ?rfe\par} } . Auch habe ich Schuhe und ein zweites Gewand; und vielleicht habt ihr gerade deshalb auch eure Pflichten vernachl\u228 ?ssigt. Aber gleichwohl gen\u252 ?gt das nicht zu eurer Entschuldigung, vielmehr ist unsere {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0468.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d468 }}} Schuld zwar gr\u246 ?\u223 ?er, gibt aber euch kein Recht auf Nachsicht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 7.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 In jenen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ersten\par} } Zeiten, da waren auch die H\u228 ?user Kirchen; heutzutage ist die Kirche zu einem gew\u246 ?hnlichen Hause geworden. Damals konnte man in den H\u228 ?usern keine weltlichen Reden h\u246 ?ren und heutzutage in der Kirche keine geistlichen; vielmehr bringt ihr eure weltlichen Sorgen auch mit in die Kirche. W\u228 ?hrend Gott mit euch redet, bem\u252 ?ht ihr euch nicht nur nicht, das Gesagte schweigend anzuh\u246 ?ren, ihr bringt im Gegenteil ganz andere Dinge vor. Und wenn es wenigstens noch eure Angelegenheiten w\u228 ?ren! In der Tat redet ihr aber auch von Dingen und h\u246 ?rt solche an, die euch gar nichts angehen. Deshalb bin ich betr\u252 ?bt und werde nicht aufh\u246 ?ren, dar\u252 ?ber zu trauern. Ich bin ja nicht der Herr dieses Hauses, so dass ich es auch verlassen k\u246 ?nnte; vielmehr muss ich hier bleiben, bis ich aus diesem Leben scheide. Nehmt uns darum so auf wie der hl. Paulus{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Phil 2,29; Kol 4,10\par} } es euch befohlen. Er sprach ja auch an jener Stelle nicht von einem Tisch, sondern von der geistigen Gesinnung des Herzens. Dasselbe erwarten auch wir von euch, n\u228 ?mlich die Liebe, das warme, aufrichtige Wohlwollen. Wenn ihr euch aber nicht einmal dazu verstehen k\u246 ?nnt, so liebet wenigstens euch selbst und leget die Gleichg\u252 ?ltigkeit ab, die euch jetzt erf\u252 ?llt. Das ist f\u252 ?r uns schon genug des Trostes, wenn wir sehen, dass ihr rechtschaffen seid und besser werdet. So werde auch ich noch gr\u246 ?\u223 ?ere Liebe zu euch bekunden, wenn ich zwar \u252 ?ber alles Ma\u223 ? liebe, aber weniger Gegenliebe finde. Es gibt ja gar viel, das uns vereint: Ein und derselbe Tisch ist f\u252 ?r alle bereitet; ein und derselbe Vater hat uns erzeugt; wir alle haben dieselbe{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wieder\par} } Geburt erfahren; derselbe Trunk wird allen gereicht; ja nicht blo\u223 ? derselbe Trunk ist es, sondern sogar aus demselben Kelche empfangen wir ihn. Da eben der Vater uns zur Liebe bringen wollte, so hat er auch das so eingerichtet, dass wir aus demselben Kelche trinken; denn so etwas tut nur die allervertrauteste Liebe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0469.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d469 }}} Indes sagst du, wir sind nicht so heilig wie die Apostel. Das gebe auch ich zu und werde mich sehr h\u252 ?ten, dem zu widersprechen. Wir reichen nicht blo\u223 ? nicht an sie selbst, sondern nicht einmal an ihren Schatten heran. Aber gleichwohl m\u252 ?sst ihr tun, was in eurer Macht steht. Das kann euch keinerlei Schande verursachen, sondern nur noch gr\u246 ?\u223 ?eren Nutzen bringen. Denn wenn ihr solche Liebe und solches Entgegenkommen selbst Unw\u252 ?rdigen zeigt, so werdet ihr nur um so gr\u246 ?\u223 ?eren Lohn daf\u252 ?r empfangen. Wir reden ja nicht aus uns selbst, und ihr habt ja auch keinen blo\u223 ? weltlichen Lehrmeister, vielmehr bieten wir nur, was wir empfangen. Und wir geben es, ohne etwas anderes daf\u252 ?r von euch zu erwarten, als dass ihr uns liebet. Wenn wir aber auch dessen unw\u252 ?rdig sind, so verdienen wir eure Liebe vielleicht wenigstens deshalb, weil wir euch lieben. Freilich wurde uns befohlen, nicht nur diejenigen, die uns lieben, sondern auch unsere Feinde zu lieben. Wer m\u246 ?chte daher so unmenschlich und roh sein, dass er trotz eines solchen Gebotes selbst diejenigen von sich stie\u223 ?e und hassen wollte, die ihn selber lieben und w\u228 ?re es auch der schlechteste Mensch von der Welt? Wir haben gemeinsam an dem geistigen Tische teilgenommen; nehmen wir auch gemeinsam Teil an der geistigen Liebe. Wenn selbst Diebe und R\u228 ?uber beim Gastmahle ihre Wildheit vergessen, womit werden wir da uns rechtfertigen k\u246 ?nnen, wenn wir fortw\u228 ?hrend am Leibe des Herrn teilnehmen, aber nicht einmal die Vertr\u228 ?glichkeit jener Menschen nachahmen? Ja, f\u252 ?r manche war es schon Grund genug zur Freundschaft, nicht etwa, dass sie am gemeinsamen Tische sa\u223 ?en, sondern dass sie aus der gleichen Stadt stammten. Dagegen wir, die wir die gleiche Stadt bewohnen und dasselbe Haus, die wir Tisch, Weg, T\u252 ?re, Abstammung, Leben und Oberhaupt gemeinsam haben, denselben K\u246 ?nig, Lehrmeister, Richter, Sch\u246 ?pfer, Vater, \u252 ?berhaupt gar alles gemeinsam besitzen, welche Nachsicht verdienen wir, wenn wir untereinander uneinig sind?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Allein ihr verlangt, dass wir die Wunder wirken, die jene beim Eintritt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in die Welt\par} } gewirkt, dass wir Auss\u228 ?tzige heilen, Teufel austreiben, Tote auferwecken. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0470.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d470 }}} Aber gerade das ist der beste Beweis eurer vornehmen Gesinnung und eurer Liebe, dass ihr Gott auch ohne derlei Garantien glaubt. Denn gerade deshalb und auch aus anderer Ursache hat Gott die Wunder aufh\u246 ?ren lassen. Denn wenn jetzt, da keine Wunder geschehen, diejenigen sich br\u252 ?sten, sich selbst \u252 ?berheben und sich entzweien, die durch sonstige Gaben ausgezeichnet sind, z.B. durch die Gabe weiser Rede, durch Bet\u228 ?tigung der Fr\u246 ?mmigkeit, welche Zwistigkeiten w\u252 ?rden nicht erst dann entstehen, wenn sie auch noch Wunder wirken k\u246 ?nnten? Und dass es keine blo\u223 ?e Vermutung ist, was ich sage, beweisen uns die Korinther, die gerade deshalb in viele Parteien gespalten wurden. Verlange also nicht nach Wunderzeichen, sondern nach Gesundheit der Seele. Verlange nicht darnach auch nur einen Toten auferweckt zu sehen; du wei\u223 ?t ja, dass die ganze Welt auferstehen wird. Suche nicht der Heilung eines Blinden beizuwohnen, sondern siehe, wie jetzt alle zu etwas Besserem und N\u252 ?tzlicherem ausblicken, und lerne auch du den Blick und die Augen z\u252 ?chtig zu beherrschen. Wenn wir alle so lebten wie wir sollten, so w\u252 ?rden die Kinder der Heiden uns mehr anstaunen, als jene, die Wunder wirken. Die Wunder sind ja oft nur T\u228 ?uschung der Phantasie oder sonst sehr verd\u228 ?chtig, obwohl dies bei den vorliegenden nicht der Fall ist. Auf ein tadelloses Leben dagegen kann kein solcher Argwohn fallen. Vielmehr bringt die Tugend, die sich einer erworben, alle b\u246 ?sen Zungen zum Schweigen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 8.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Tugend wollen wir uns beflei\u223 ?en; denn \u252 ?berflie\u223 ?end ist der Reichtum und gro\u223 ? dieses Wunder. Die Tugend gew\u228 ?hrt die wirkliche Freiheit. Selbst an den Sklaven kann man diese Freiheit beobachten; nicht als ob sie von der Sklaverei befreite, sondern indem sie bewirkt, dass die Menschen trotz der Sklaverei ehrw\u252 ?rdiger erscheinen, als Freigeborene. Das ist mehr wert, als wenn sie die Freiheit br\u228 ?chte. Sie macht den Armen nicht reich, aber sie l\u228 ?sst ihn trotz seiner Armut gl\u252 ?cklicher werden als einen Reichen. Wenn du aber auch Wunder wirken willst, so mache dich frei von der S\u252 ?nde und du hast das gr\u246 ?\u223 ?te Wunder gewirkt. Die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0471.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d471 }}} S\u252 ?nde ist ja auch ein m\u228 ?chtiger D\u228 ?mon, geliebter Zuh\u246 ?rer! Wenn du sie austreibst, dann hast du etwas Gr\u246 ?\u223 ?eres getan, als wenn du eine Legion Teufel ausgetrieben h\u228 ?ttest. H\u246 ?re nur, was Paulus sagt und wie er die Tugend h\u246 ?her sch\u228 ?tzt als Wunderzeichen: \u8222 ?Ahmet\u8220", sagt er, \u8222 ?die h\u246 ?chsten Charismen nach, und noch will ich euch einen h\u246 ?heren Weg zeigen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 12,31\par} } . Und da er diesen Weg angeben will, nennt er nicht die Auferweckung von den Toten, nicht die Reinigung von Auss\u228 ?tzigen, gar nichts dergleichen; vielmehr stellt er h\u246 ?her als all dies die Liebe. H\u246 ?rt, wie auch Christus sagt: \u8222 ?Freuet euch nicht dar\u252 ?ber, dass die D\u228 ?monen euch gehorchen, sondern dar\u252 ?ber, dass eure Namen im Himmel aufgeschrieben sind\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 10,20\par} } . Und schon vorher hatte er gesagt: \u8222 ?Viele werden an jenem Tage zu mir sagen: Haben wir nicht in deinem Namen geweissagt, D\u228 ?monen ausgetrieben und viele Zeichen der Kraft gewirkt? Und dann werde ich ihnen offen erkl\u228 ?ren: Ich kenne euch nicht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 7,22-23\par} } . Und bevor er gekreuzigt wurde, rief er seine J\u252 ?nger zu sich und sagte: \u8222 ?Daran werden alle erkennen, dass ihr meine J\u252 ?nger seid, nicht wenn ihr Teufel austreibt, sondern wenn ihr Liebe zueinander habt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 13,35\par} } . Und an einer anderen Stelle sagt er: \u8222 ?Daran werden alle erkennen, dass Du mich gesandt hast, nicht wenn sie Tote auferwecken, sondern wenn sie eins sind\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 17,23\par} } . Schon oft ist es vorgekommen, dass die Gabe, Wunder zu wirken, einem anderen gen\u252 ?tzt hat, w\u228 ?hrend sie dem schadete, der sie besa\u223 ?, weil sie ihn zu Stolz und Ruhmsucht verleitete, oder sonstwie Schaden brachte. Bei den guten Werken hat man nichts dergleichen zu bef\u252 ?rchten; sie n\u252 ?tzen denen, die sie aus\u252 ?ben, und noch vielen anderen. Sie wollen wir also mit gro\u223 ?em Eifer \u252 ?ben. Denn wenn du dich von der Hartherzigkeit zur Mildt\u228 ?tigkeit bekehrst, so ist es, als h\u228 ?ttest du eine verdorrte Hand wieder bewegen und ausstrecken k\u246 ?nnen. Wenn du dem Theater entsagst und in die Kirche gehst, so ist es, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0472.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d472 }}} als w\u228 ?re dein hinkender Fu\u223 ? wieder zurechtgerichtet worden. Wenn du deine Augen von Dirnen und fremder Sch\u246 ?nheit abwendest, so hast du blinde Augen ge\u246 ?ffnet zum Sehen. Wenn du anstatt liederlicher Ges\u228 ?nge die himmlischen Psalmen lernst, so hast du die Sprache wieder erlangt, nachdem du zuvor stumm gewesen. Das sind die allergr\u246 ?\u223 ?ten Wunder, das sind au\u223 ?ergew\u246 ?hnliche Zeichen. Wenn wir beharrlich solche Wunderzeichen wirken, dann werden auch wir dadurch gro\u223 ? und bewundernswert werden und werden auch die B\u246 ?sen alle zur Tugend hinziehen, und noch des zuk\u252 ?nftigen Lebens teilhaft werden; das m\u246 ?gen wir alle erlangen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der die Ehre und die Macht besitzt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Dreiunddrei\u223 ?igste Homilie. Kap X, V.16-22.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: \u8222 ?Siehe, ich sende euch wie Schafe inmitten von W\u246 ?lfen. Werdet also klug wie die Schlangen und einf\u228 ?ltig wie die Tauben.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zuerst hatte der Herr die Apostel wegen der notwendigen Nahrung beruhigt, hatte ihnen alle H\u228 ?user ge\u246 ?ffnet und ihnen das Betreten derselben in ehrenvoller Weise erm\u246 ?glicht. Er wollte nicht, dass sie wie Landstreicher und Bettler in die H\u228 ?user kommen, sondern wie Leute, die an W\u252 ?rde weit \u252 ?ber denen stehen, von denen sie aufgenommen werden. Das zeigt er ja durch die Worte: \u8222 ?Der Arbeiter ist seines Lohnes wert\u8220" und dadurch, dass er ihnen befahl, zu fragen wer w\u252 ?rdig sei, und dann erst dort zu bleiben, und dass er ihnen auftrug, den Gastgebern den Friedensgru\u223 ? zu entbieten, w\u228 ?hrend er denen, die die Gastfreundschaft verweigern, jene unertr\u228 ?gliche Strafe androht. So hatte er ihnen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0473.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d473 }}} also alle Sorge benommen und sie noch dazu mit der Gabe der Wunderkraft ausger\u252 ?stet und gewisserma\u223 ?en geh\u228 ?rtet wie Eisen und Diamant; und erst nachdem er sie von allen irdischen Gedanken befreit und ihnen jede eitle Sorge benommen hatte, da k\u252 ?ndete er ihnen auch die Leiden an, die ihrer harrten, und zwar nicht blo\u223 ? die, die unmittelbar bevorstanden, sondern auch jene, die erst nach langer Zeit eintreten sollten. Er wollte sie dadurch schon lange zuvor auf den Kampf mit dem Teufel vorbereiten. Damit erreichte der Herr verschiedene gute Absichten. Erstens, dass die Apostel seine Prophetengabe erkannten; zweitens, dass keinem der Gedanke kam, sie h\u228 ?tten wegen der Machtlosigkeit ihres Herrn solches zu leiden; drittens, dass diejenigen, denen solches bevorstand, nicht zu erschrecken brauchten, wie wenn es pl\u246 ?tzlich und unerwartet gekommen w\u228 ?re; viertens, dass sie nicht etwa verwirrt w\u252 ?rden, wenn sie dies erst in dem Augenblicke zu h\u246 ?ren bek\u228 ?men, wo ihm schon der Kreuzestod bevorstand. Denn so ging es ihnen, als er jene tadelnden Worte sprach: \u8222 ?Weil ich dies zu euch gesagt habe, hat Trauer euer Herz erf\u252 ?llt; und keiner von euch fragt mich: Wohin gehst du?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 16,6 u. 5\par} } . Und doch hatte er noch gar nichts von sich selbst gesagt, wie z.B., dass er sollte gebunden, gegei\u223 ?elt und get\u246 ?tet werden. Er wollte eben nicht auch noch damit ihre Seele betr\u252 ?ben; vielmehr sagte er ihnen zun\u228 ?chst nur das voraus, was ihnen selbst zusto\u223 ?en sollte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ferner sollten sie erkennen, dass dies ein ganz neues Kriegsgesetz sei und ein Kampf ganz ungew\u246 ?hnlicher Art; er sandte sie ja ganz arm hinaus, nur mit einem Gewande bekleidet, ohne Schuhe, ohne Stab, ohne G\u252 ?rtel und Reisetaschen und befahl ihnen, sich von dem zu ern\u228 ?hren, was sie erhielten. Gleichwohl beschloss er auch damit seine Rede nicht, sondern sagte zum Beweis seiner unaussprechlichen Macht: Und wenn ihr auf diese Weise auszieht, so zeiget die Sanftmut von L\u228 ?mmern, obgleich ihr im Begriffe steht, zu W\u246 ?lfen zu gehen, ja nicht blo\u223 ? zu W\u246 ?lfen, sondern mitten unter {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0474.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d474 }}} die W\u246 ?lfe. Auch gebietet er ihnen, nicht allein die Sanftmut von L\u228 ?mmern zu besitzen, sondern auch die Einfalt der Tauben. Denn auf diese Weise, so sagt er gleichsam, werde ich am besten meine Macht zeigen, wenn L\u228 ?mmer \u252 ?ber W\u246 ?lfe siegen, wenn sie mitten unter W\u246 ?lfen sich befinden, ungez\u228 ?hlte Wunden empfangen, aber nicht nur nicht zugrunde gehen, sondern sogar die anderen bekehren. Das verdient vielmehr Bewunderung und ist etwas viel Gr\u246 ?\u223 ?eres, als andere umzubringen, dass n\u228 ?mlich die Feinde ihre Ansicht \u228 ?ndern und ihre Gesinnung umwandeln, und das alles, obwohl die Apostel nur zu zw\u246 ?lf waren, und die Welt mit W\u246 ?lfen ganz gef\u252 ?llt war.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sch\u228 ?men wir uns also, die wir das Gegenteil davon tun, die wir gleich W\u246 ?lfen unsere Feinde anfallen. Solange wir L\u228 ?mmer sind, siegen wir. M\u246 ?gen auch unz\u228 ?hlige W\u246 ?lfe uns umgeben, wir siegen doch und gewinnen die Oberhand. Wenn wir dagegen selbst zu W\u246 ?lfen werden, unterliegen wir; es fehlt uns dann eben die Hilfe des Hirten. Er weidet ja nicht W\u246 ?lfe, sondern Schafe; deshalb verl\u228 ?sst er dich und zieht sich von dir zur\u252 ?ck. Du machst es ihm ja unm\u246 ?glich, seine Macht zu zeigen. Wenn du dich bei Unbilden sanftm\u252 ?tig zeigst, so wird der ganze Siegespreis ihm zugeschrieben; wenn du dich dagegen wehrst und dich verteidigst, so tust du dem Siege Eintrag. Beachte indes, wer diejenigen sind, an die diese harten und schweren Gebote gerichtet wurden: Arme, einf\u228 ?ltige Leute, die nicht schreiben und lesen gelernt, die niemand kannte, die sich niemals mit weltlichen Gesetzen befassten, die vielleicht nie in \u246 ?ffentlichen Versammlungen aufgetreten, Fischer, Z\u246 ?llner, Leute, die mit tausenderlei Armseligkeiten behaftet waren. Wenn aber eine solche Aufgabe schon die Hohen und Gro\u223 ?en zu verwirren vermag, wie sollte sie nicht diejenigen niederschmettern und erschrecken, die ganz unerfahren waren und niemals von W\u252 ?rde und Auszeichnung auch nur getr\u228 ?umt hatten? Aber es schreckte sie doch nicht ab. Das ist ganz nat\u252 ?rlich, k\u246 ?nnte vielleicht einer sagen; gab ihnen ja doch der Herr die Macht, Auss\u228 ?tzige rein zu machen und Teufel auszutreiben. Ich m\u246 ?chte dagegen lieber {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0475.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d475 }}} sagen, dass gerade das sie am meisten bedenklich machen k\u246 ?nnte, dass sie trotz Totenerweckungen so unertr\u228 ?gliche Leiden erfahren sollten, Gerichte, Gefangennahmen, allseitige Anfeindung, gemeinsamen Hass der ganzen Welt, und dass sie solches leiden sollten, obgleich sie Wunder wirkten. Was ist nun also ihr Trost in all dem? Die Macht dessen, der sie aussandte. Deshalb hat auch der Herr gerade das allem anderen vorangestellt und gesagt: \u8222 ?Siehe, ich sende euch.\u8220" Das gen\u252 ?gt zu eurer Beruhigung, das gen\u252 ?gt, um euch Mut und Vertrauen zu geben und euch die Furcht vor denen zu nehmen, die euch anfeinden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du da Christi Macht, siehst du seine Gewalt, siehst du seine unbezwingliche St\u228 ?rke? Der Sinn seiner Worte aber ist der: Seid nicht verzagt, dass ich euch mitten unter die W\u246 ?lfe sende und euch befehle, wie L\u228 ?mmer und Tauben zu sein. Ich h\u228 ?tte auch das Gegenteil tun k\u246 ?nnen und nicht erlauben, dass euch etwas B\u246 ?ses widerfahre, euch nicht wie Schafe in die Gewalt von W\u246 ?lfen fallen lassen, sondern machen k\u246 ?nnen, dass ihr schrecklicher geworden w\u228 ?ret als L\u246 ?wen. Indes ist es gut f\u252 ?r euch, dass es so geht; denn das macht euch nur ber\u252 ?hmter und das k\u252 ?ndet auch laut meine Macht. So sprach der Herr auch zu Paulus: \u8220"Es gen\u252 ?gt dir meine Gnade; denn meine Macht wird in der Schw\u228 ?che vollendet\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 12,9\par} } . Ich bin es also, der euch befahl so zu sein. Das ist es ja, was der Herr mit den Worten andeutet: \u8220"Ich sende euch wie Schafe.\u8221" Verlieret darum den Mut nicht. Ich wei\u223 ? ja recht wohl, dass ihr gerade so f\u252 ?r alle unbezwingbar sein werdet. Damit sie aber auch aus sich selbst etwas dazu t\u228 ?ten und es nicht den Anschein habe, als habe die Gnade allein alles gemacht, und sie nicht glaubten, ganz umsonst belohnt zu werden, sagt er: \u8220"Seid also klug wie die Schlangen und einf\u228 ?ltig wie die Tauben.\u8221" Und was verm\u246 ?chte auch unsere eigene Klugheit inmitten so gro\u223 ?er Gefahr? Ja, wie k\u246 ?nnen wir denn \u252 ?berhaupt noch Klugheit zeigen, wenn wir von solchen Sturmwellen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0476.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d476 }}} \u252 ?bersch\u252 ?ttet werden? Ein Lamm mag noch so klug sein, wenn es mitten unter W\u246 ?lfen ist und dazu noch unter solchen W\u246 ?lfen, was kann es da noch ausrichten? Und die Taube mag noch so einf\u228 ?ltig sein, was n\u252 ?tzt es ihr, wenn sie von so vielen Habichten verfolgt wird? Wenn es sich um unvern\u252 ?nftige Tiere handelt allerdings nichts, bei euch dagegen n\u252 ?tzt es gar viel.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes sehen wir, welche Art von Klugheit der Herr hier verlangt? Die Klugheit der Schlangen, sagt er. Diese gibt n\u228 ?mlich lieber alles preis; ja, wenn man ihr auch den Leib in St\u252 ?cke hauen m\u252 ?sste, sie achtet dessen nicht sehr, wenn sie nur den Kopf sch\u252 ?tzen kann. So musst auch du, will der Herr sagen, au\u223 ?er dem Glauben alles preisgeben und solltest du auch dein Verm\u246 ?gen, deinen Leib, ja dein Leben opfern m\u252 ?ssen. Denn der Glaube ist die Krone und Wurzel; wenn er gewahrt wird, dann magst du alles verlieren, du wirst doch alles wieder viel reichlicher gewinnen. Deshalb wollte der Herr nicht, dass man blo\u223 ? einf\u228 ?ltig und schlicht sei, auch nicht blo\u223 ? klug, vielmehr wollte er beides zugleich, damit es wirklich Tugend sei. Er wollte die Klugheit der Schlange, damit du keine t\u246 ?dliche Wunde empfangest; die Einfalt der Taube, damit ihr den B\u246 ?sen nicht vergeltet und an euren Feinden keine Rache nehmt: denn ebenso hat die Klugheit keinen Wert, wenn nicht auch diese Tugend{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Einfalt\par} } dazu kommt. Was gibt es da wohl Schwereres als solche Vorschriften? Ist es denn nicht genug, dass man \u252 ?berhaupt Unrecht leiden muss? Durchaus nicht, sagt der Herr; ich will sogar, dass du nicht einmal dar\u252 ?ber erz\u252 ?rnest, denn das entspricht der Natur der Taube. Das ist gerade so, wie wenn jemand ein Schilfrohr ins Feuer wirft und wollte, dass es nicht vom Feuer verzehrt w\u252 ?rde, sondern das Feuer ausl\u246 ?sche. Indes, wir wollen die Fassung nicht verlieren. Denn so ist es wirklich gegangen, so hat es sich erf\u252 ?llt und durch die Tat bewahrheitet. Die Apostel sind klug geworden wie die Schlangen und einf\u228 ?ltig wie die Tauben, und doch hatten sie keine andere Natur, sondern die gleiche wie wir. Es glaube darum keiner, diese Gebote seien unm\u246 ?glich zu erf\u252 ?llen. Der Herr wei\u223 ? ja besser als irgend jemand, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0477.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d477 }}} was er f\u252 ?r Vorschriften gibt. Er wei\u223 ?, dass Anma\u223 ?ung nicht durch Anma\u223 ?ung, sondern durch Sanftmut bezwungen wird.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn du dies aber auch an praktischen F\u228 ?llen verwirklicht sehen willst, so lie\u223 ? die Apostelgeschichte. Da wirst du sehen, wie oft das Judenvolk sich im Aufruhr erhoben und mit den Z\u228 ?hnen knirschte, und wie dann die Apostel die Taube nachahmten, mit entsprechender Sanftmut antworteten, ihren Zorn beschwichtigten, ihren Unmut bes\u228 ?nftigten, ihr Ungest\u252 ?m zur Ruhe brachten. Als n\u228 ?mlich die Juden sagten:\u8220"Haben wir euch nicht feierlich geboten, nicht mehr in diesem Namen zu reden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 5,28\par} } , da haben sie nichts Herausforderndes gesagt oder getan, obwohl sie tausend Wunder h\u228 ?tten verrichten k\u246 ?nnen, vielmehr haben sie sich voll Sanftmut verteidigt und gesagt: \u8220"Richtet selbst, ob es recht ist, euch mehr zu gehorchen als Gott\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 4,19\par} } . Erkennst du die Einfalt der Taube? Beachte aber auch die Klugheit der Schlangen: \u8220"Denn es liegt nicht in unserer Macht, von dem nicht zu reden, was wir wissen und geh\u246 ?rt haben\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 4,20\par} } . Siehst du, wie man nach jeder Richtung hin gewappnet sein muss, um weder durch die Gefahr gebeugt, noch vom Zorn erregt zu werden? Deshalb sagt auch der Herr:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: \u8220"H\u252 ?tet euch vor den Menschen; denn sie werden euch den Gerichten \u252 ?berliefern und in den Synagogen euch gei\u223 ?eln,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18: und ihr werdet hingef\u252 ?hrt werden vor F\u252 ?rsten und K\u246 ?nige um meinetwillen, zum Zeugnis f\u252 ?r sie und die V\u246 ?lker.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nochmals befiehlt ihnen der Herr, vorsichtig zu sein, und \u252 ?berall weist er sie an, f\u252 ?r sich das B\u246 ?se zu dulden, dagegen das B\u246 ?se tun den andern zu \u252 ?berlassen. Damit will er zeigen, dass im Leiden der Sieg liegt, und daf\u252 ?r hat er auch einen herrlichen Lohn verhei\u223 ?en. Er sagte nicht: Werdet auch ihr zornig und widerstehet denen, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0478.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d478 }}} die euch B\u246 ?ses tun wollen! Nein, er sagte nur: \u8220"Ihr werdet das \u196 ?u\u223 ?erste zu erdulden haben.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Oh, wie gro\u223 ? ist die Macht dessen, der da redet! Wie gro\u223 ? die Weisheit derer, die ihn h\u246 ?ren! Ja, wir m\u252 ?ssen uns billig wundern, dass sie beim Anh\u246 ?ren solcher Reden nicht gleich alle davonliefen. Sie waren ja furchtsame Leute, die noch nie \u252 ?ber den See hinausgekommen waren, in dem sie ihre Fische fingen. Und warum haben sie denn nicht bei sich gedacht und zu sich selbst gesagt: Wohin sollen wir dann noch fliehen? Die Gerichtsh\u246 ?fe sind gegen uns, feindlich gesinnt sind uns die K\u246 ?nige, die F\u252 ?rsten, die Synagogen der Juden, die V\u246 ?lker der Heiden, die Obrigkeiten und die Untertanen. Mit den obengenannten Worten hat ihnen n\u228 ?mlich der Herr nicht blo\u223 ? die Leiden angek\u252 ?ndigt, die ihnen in Pal\u228 ?stina warteten, sondern auch die K\u228 ?mpfe er\u246 ?ffnet, die sie von der ganzen Welt zu bestehen h\u228 ?tten, indem er sagte: \u8222 ?Ihr werdet hingef\u252 ?hrt werden vor K\u246 ?nige und F\u252 ?rsten.\u8220" Damit zeigt er an, dass er sie sp\u228 ?ter als Verk\u252 ?nder des Glaubens auch zu den Heiden schicken wolle. Ja, du hast die ganze Welt gegen uns zum Kampfe aufgerufen, hast alle Bewohner der Erde gegen uns gewappnet, die V\u246 ?lker, die Herrscher, die K\u246 ?nige. Was aber nachfolgt, ist noch viel schrecklicher, dass n\u228 ?mlich die Menschen sogar Bruder-, Kinder- und Vaterm\u246 ?rder werden sollen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: \u8222 ?Denn\u8220" hei\u223 ?t es weiter, \u8222 ?es wird der Bruder den Bruder dem Tode \u252 ?berliefern und der Vater sein Kind und erheben werden sich die Kinder gegen die Eltern und werden sie t\u246 ?ten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie werden aber dann, so mochten die Apostel fragen, die anderen glauben, wenn sie sehen, dass unseretwillen Kinder von ihren V\u228 ?tern umgebracht werden und Br\u252 ?der von ihren Br\u252 ?dern, und dass alles voll ist von Greueltaten? Werden sie uns nicht wie b\u246 ?se D\u228 ?monen, werden sie uns nicht als Fluchbeladene und Weltverderber \u252 ?berall vertreiben, wenn sie sehen, dass die Erde mit dem Blute von Stammverwandten ges\u228 ?ttigt ist und voll von solchen Mordtaten? Da werden wir {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0479.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d479 }}} einen sch\u246 ?nen Friedensgru\u223 ? in die H\u228 ?user bringen, wenn wir sie mit solchen Bluttaten erf\u252 ?llen. Ja, wenn wir wenigstens viele w\u228 ?ren und nicht nur zw\u246 ?lf! Wenn wir nur keine einf\u228 ?ltigen und ungebildeten Leute w\u228 ?ren, sondern gelehrte und sprachgewandte Redner! Ja, wenn wir K\u246 ?nige w\u228 ?ren und Armeen bes\u228 ?\u223 ?en und Geld in Menge! Wie sollen wir dagegen imstande sein, jemand zu bekehren, wenn wir B\u252 ?rgerkriege entz\u252 ?nden, ja noch viel schlimmeres als B\u252 ?rgerkriege? Denn wenn wir auch unser Wohl gering achten, wer wird uns von den anderen folgen? Doch nein; nichts von alldem haben die Apostel weder gedacht noch gesagt; sie fragten auch nicht nach dem \u8222 ?Warum\u8220" dieser Befehle; sie haben einfach willfahrt und gehorcht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das war aber eine Folge nicht blo\u223 ? ihrer Tugend, sondern auch der Weisheit des Meisters. Denn sieh nur, wie er jeden{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 angek\u252 ?ndigten\par} } Leiden auch einen Trost zur Seite gestellt. Und von denen, die die Aufnahme verweigern w\u252 ?rden, sagte er: \u8222 ?Dem Lande Sodoma und Gomorrha wird es besser ergehen am Tage des Gerichtes, als solch einer Stadt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 10,15\par} } . Ebenso f\u252 ?gt er hier zu den Worten: \u8222 ?Ihr werdet vor F\u252 ?rsten und K\u246 ?nige gef\u252 ?hrt werden\u8220", hinzu: \u8222 ?um meinetwillen, zum Zeugnis f\u252 ?r sie und die V\u246 ?lker\u8220". Es ist aber dies kein geringer Trost, um Christi willen solches zu leiden und zu gleicher Zeit f\u252 ?r andere zum Zeugnis zu dienen. Wir k\u246 ?nnen n\u228 ?mlich beobachten, dass Gott, auch wenn niemand es sieht, doch \u252 ?berall das Seine tut. Indes tr\u246 ?stet er sie damit, nicht weil sie nach der Bestrafung anderer Verlangen getragen h\u228 ?tten, sondern damit sie die fr\u252 ?here Zuversicht bes\u228 ?\u223 ?en, dass sie ihn \u252 ?berall zur Seite haben w\u252 ?rden; da er ja dies vorausgesagt und vorausgesehen hatte, und dass sie nicht etwa als Verbrecher und Schuldbeladene soviel zu leiden h\u228 ?tten. Au\u223 ?erdem tr\u246 ?stet er sie mit einem anderen, nicht unwichtigen Hinweis, in dem er sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19: \u8222 ?Wenn sie aber euch \u252 ?berliefern, so macht euch keine Sorgen dar\u252 ?ber, wie oder was ihr reden sollt; {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0480.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d480 }}} denn in jener Stunde wird euch eingegeben werden, was ihr sagen werdet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: Denn nicht ihr seid es, die reden, sondern der Geist eures Vaters in euch.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit n\u228 ?mlich die Apostel nicht etwa sagten: \u8222 ?Wie werden wir imstande sein zu gehorchen, wenn derlei Dinge geschehen\u8220", so hei\u223 ?t er sie auch wegen ihrer Verteidigung guten Mutes sein. Und w\u228 ?hrend er an einer anderen Stelle sagt: \u8222 ?Ich werde euch Mund und Weisheit geben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 21,15\par} } , spricht er hier: \u8222 ?Der Geist eures Vaters ist es, der in euch redet\u8220"; damit erhebt er sie gleichsam zur W\u252 ?rde von Propheten. Das ist der Grund, weshalb er zu gleicher Zeit mit der Macht, die ihnen gegeben ward, auch auf die Leiden hinwies, auf Tod und Mord.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: \u8222 ?Denn der Bruder wird den Bruder zum Tode \u252 ?berliefern und der Vater den Sohn, und die Kinder werden sich erheben wider die Eltern und werden sie dem Tode \u252 ?berantworten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ja, selbst da bleibt der Herr noch nicht stehen; er f\u252 ?gt etwas hinzu, das noch viel schrecklicher ist und einen Stein erzittern machen k\u246 ?nnte:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.22: \u8222 ?Ihr werdet der Gegenstand allgemeinen Hasses sein.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Doch hat er hierf\u252 ?r schnell einen Trost zur Hand, denn er sagt: \u8222 ?Ihr werdet all das leiden um meines Namens willen\u8220", und au\u223 ?erdem noch einen zweiten: \u8222 ?Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.\u8220" Diese Worte waren auch aus einem anderen Grunde geeignet, den Geist der J\u252 ?nger aufzurichten. Die Macht ihrer Predigt sollte ja so gro\u223 ? werden, dass sie die Natur besch\u228 ?mten, die R\u252 ?cksicht auf Verwandtschaft hintansetzten, und allem anderen das Wort Gottes vorz\u246 ?gen, das alle Hindernisse machtvoll beseitigen w\u252 ?rde. Denn wenn schon die Naturkraft dem Worte Gottes nicht zu widerstehen vermag, sondern besiegt und \u252 ?berw\u228 ?ltigt wird, was sollte denn sonst noch euch bezwingen k\u246 ?nnen? Aber trotzdem werdet ihr kein ruhiges, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0481.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d481 }}} gefahrloses Leben f\u252 ?hren k\u246 ?nnen, vielmehr werdet ihr an den Bewohnern der ganzen Welt euren gemeinsamen Feind und Widersacher haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wo bleibt da jetzt Plato? Wo Pythagoras? Wo die Schar der Stoiker? Der erstere hat zwar anfangs gro\u223 ?e Ehre gefunden, ward aber dann so unw\u252 ?rdig behandelt, dass man ihn sogar verkaufte; und seine Ideen konnte er nicht einmal bei einem einzigen Herrscher verwirklichen. Pythagoras aber kam auf elende Weise um, nachdem er sogar seine eigenen Sch\u252 ?ler verraten hatte. Und die Torheiten der Zyniker sind jetzt von allen \u252 ?berwunden, als w\u228 ?ren sie Traum und Schatten gewesen. Aber gleichwohl ist jenen nie etwas \u196 ?hnliches zugesto\u223 ?en. Im Gegenteil, sie genossen ob ihrer Weltweisheit Ruhm und Ehre. So haben z.B. die Athener die Briefe Platos \u246 ?ffentlich ausgestellt, die ihnen Dion gesandt hatte. Dazu verbrachten diese Philosophen ihr ganzes Leben mit Nichtstun und sammelten dabei nicht geringe Reicht\u252 ?mer. So hat z.B. Aristipp sich teure Dirnen gemietet; ein anderer hinterlie\u223 ? testamentarisch eine recht h\u252 ?bsche Summe Geldes; ein dritter schritt \u252 ?ber seine Sch\u252 ?ler hinweg, die sich als Br\u252 ?cke hergeben mussten. Von dem Philosophen aus Sinope{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Diogenes\par} } endlich erz\u228 ?hlt man, er habe seine Schandtaten auf offenem Markte getrieben. So sehen ihre Gro\u223 ?taten aus. Hier dagegen ist nichts dergleichen zu bemerken; da ist alles beharrliche Keuschheit und peinlichste Reinheit, Kampf gegen die ganze Welt f\u252 ?r Wahrheit und Gottes Ehre, und ein t\u228 ?gliches Martyrium, das von herrlichem Lohne gekr\u246 ?nt wird.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes, wendest du ein, es gibt unter den Heiden wenigstens einige{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 bedeutende\par} } Feldherrn, wie z.B. Themistokles und Perikles. Ja, aber auch ihre Taten {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0482.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d482 }}} sind im Vergleiche zu denen der Fischer nur Kinderspiel. Oder was kannst du wohl Gro\u223 ?es an ihnen r\u252 ?hmen? Dass der eine die Athener bewogen, die Schiffe zu besteigen, als Xerxes wider Hellas heranzog? Hier ist es aber nicht blo\u223 ? Xerxes, der heranzieht, sondern der Teufel, der im Bunde mit der ganzen Welt und mit unz\u228 ?hligen D\u228 ?monen diesen Zw\u246 ?lfen entgegentritt, und zwar nicht blo\u223 ? ein einziges Mal, sondern ihr ganzes Leben lang; und doch haben sie gesiegt und den Feind bew\u228 ?ltigt. Und das Wunderbare daran ist, dass sie ihre Gegner nicht etwa get\u246 ?tet, sondern bekehrt und umgewandelt haben. Ja, gerade das m\u252 ?ssen wir \u252 ?berall am meisten beachten. Dass die Apostel ihre Widersacher nicht get\u246 ?tet und vernichtet haben, sondern dass sie Leute vorfanden, die D\u228 ?monen glichen und die sie zu Gef\u228 ?hrten der Engel machten, dass sie die menschliche Natur von dieser unseligen Herrschaft des Teufels befreiten und die elenden D\u228 ?monen, die \u252 ?berall Unfrieden stifteten, von den Marktpl\u228 ?tzen und aus den H\u228 ?usern, ja sogar aus der W\u252 ?ste vertrieben. Das bezeugen die Ch\u246 ?re der M\u246 ?nche, die sie \u252 ?berall gepflanzt, und die nicht blo\u223 ? die Welt, sondern auch die Ein\u246 ?de gereinigt haben. Und was noch bewunderungsw\u252 ?rdiger ist, sie haben das alles nicht in Kampf und Streit zuwege gebracht, sondern haben alles durch Leiden erreicht. Ihre Gegner hatten sie ja mitten in ihrer Gewalt; zw\u246 ?lf ungebildete Leute; sie haben sie gefesselt, mit Ruten geschlagen, \u252 ?berall umhergeschleppt, und doch vermochten sie dieselben nicht zum Schweigen zu bringen. Ja, sie konnten ihre Zunge so wenig fesseln, als man einen Sonnenstrahl anbinden kann. Das kam, aber davon her, dass nicht die Apostel es waren, die da redeten, sondern die Kraft des Heiligen Geistes. Auf diese Weise hat denn auch Paulus den Hof des Agrippa besiegt, und den Nero, der alle Menschen an Schlechtigkeit \u252 ?bertraf. \u8222 ?Denn\u8220", sagt er, \u8222 ?der Herr stand bei mir und st\u228 ?rkte mich und befreite mich aus dem Rachen des L\u246 ?wen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Tim 4,17\par} } . Darum verdienen die Apostel auch von dir bewundert zu werden; denn als sie die Worte vernahmen: {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0483.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d483 }}} \u8222 ?Seid nicht in Sorge\u8220", da befolgten sie es voll Glauben und nichts konnte sie mehr erschrecken, und w\u228 ?re es auch noch so furchtbar gewesen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn du aber einwendest, der Herr habe ihnen auch gen\u252 ?gend Mut gemacht mit den Worten: \u8222 ?Der Geist eures Vaters ist es, der da reden wird\u8220", so bewundere ich sie gerade deshalb am meisten, weil sie nicht schwankten und sich den Leiden nicht zu entziehen suchten, obgleich sie ja dieselben nicht zwei oder drei Jahre, sondern das ganze Leben hindurch ertragen sollten. Das deutet der Herr an mit den Worten:\u8222 ?Wer aber ausharrt bis ans Ende, wird gerettet werden.\u8220" Er will eben, dass ihr guten Werke nicht blo\u223 ? ihm zu verdanken w\u228 ?ren, sondern dass sie auch selbst dabei mitwirkten. Betrachte nun gleichsam von oben, wie der Anteil Gottes und der der J\u252 ?nger zustande kommt. Dass sie Wunder wirkten, ist seine Tat, dass sie aber gar keinen Gewinn daraus zogen, ihr Verdienst. Dass sie alle T\u252 ?ren zu \u246 ?ffnen vermochten, war eine Gabe Gottes; dass sie aber nur um das Notwendige baten, war eine Folge ihrer eigenen Tugend. \u8222 ?Denn der Arbeiter ist seines Lohnes wert.\u8220" Den Frieden geben ist ein Geschenk Gottes; dagegen die W\u252 ?rdigen aussuchen und nicht zu allen ohne Unterschied hineingehen, das konnten sie aus eigener Kraft. Ebenso ist es Gottes Sache, diejenigen zu strafen, die den Aposteln die Aufnahme verweigern; dagegen ruhig und gelassen von solchen fortzugehen, ohne zu klagen und zu tadeln, war ein Verdienst ihrer eigenen Sanftmut. Den Geist zu verleihen und zu machen, dass er nicht missachtet werde, war Aufgabe dessen, der den Geist sandte; dagegen wie L\u228 ?mmer und Tauben alles geduldig ertragen, dazu hatten sie selbst gen\u252 ?gende Kraft und Einsicht. Gehasst werden, ohne den Mut zu verlieren und auszuharren, war ihr Werk; die Beharrlichen zu retten, das Werk desjenigen, der sie sandte. Deshalb sagt auch der Herr: \u8222 ?Wer ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die meisten Menschen pflegen im Anfang stark zu sein; nachher aber werden sie schwach. Deshalb sagt der Herr: \u8222 ?Ich schaue auf das Ende.\u8220" Oder was n\u252 ?tzt {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0484.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d484 }}} der Same, der im Anfang bl\u252 ?ht, aber bald darauf verdorrt? Darum verlangt der Herr von seinen J\u252 ?ngern hinl\u228 ?ngliche Beharrlichkeit. Es sollte n\u228 ?mlich niemand sagen, er allein habe alles gemacht und es sei darum nicht zu verwundern, dass die Apostel so mutig seien; sie h\u228 ?tten ja ohnehin nichts Schweres zu tragen gehabt. Deshalb sagt er zu ihnen: Auch eure Standhaftigkeit ist vonn\u246 ?ten. Denn wenn ich euch auch aus den ersten Gefahren befreite, ich habe f\u252 ?r euch noch andere und schwerere vorbehalten und auf diese werden wiederum andere folgen, und an Widersachern wird es euch nicht fehlen, solange ihr atmet. Das deutet der Herr an mit den Worten: \u8222 ?Wer bis ans Ende verharrt, wird gerettet werden.\u8220" Und wenn er gesagt hat: \u8222 ?Seid nicht in Sorge, was ihr reden werdet\u8220", so f\u252 ?gt er anderswo hinzu: \u8222 ?Seid bereit, jedem zu antworten, der euch fragt \u252 ?ber die Hoffnung, die in euch ist\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Petr 3,15\par} } . Solange sich der Wettkampf nur unter Freunden abspielt, will er, dass auch wir selber f\u252 ?r das Rechte sorgen; wo es sich aber um den furchtbaren Richterstuhl handelt, um wild aufgeregte Volksmassen, um Angst und Bangigkeit von allen Seiten, da tritt der Herr f\u252 ?r uns ein, damit wir voll Mut und Vertrauen redeten, uns nicht einsch\u252 ?chtern lie\u223 ?en und die Gerechtigkeit nicht preisg\u228 ?ben. Ja, es war ein gro\u223 ?es, erhabenes Schauspiel, die M\u228 ?nner zu sehen, die an Seen ihr Gewerbe ausge\u252 ?bt, mit H\u228 ?uten und Zolltischen sich abgegeben hatten. Da sitzen die Machthaber, da stehen vor ihnen die Heerf\u252 ?hrer und Speertr\u228 ?ger; es sind die Schwerter entbl\u246 ?\u223 ?t und alles steht auf ihrer Seite. Dann kommen sie herein{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Apostel\par} } , allein, gebunden, gebeugt: und doch haben sie die Kraft und den Mut, den Mund zu \u246 ?ffnen! Man wollte ihnen ja nicht einmal erlauben, \u252 ?ber ihre Lehren frei zu reden und sie zu verteidigen, sondern gedachte sie wie gef\u228 ?hrliche Weltverderber dem Tode zu \u252 ?berantworten. \u8222 ?Sie sind es\u8220", sagen sie, \u8222 ?die den ganzen Erdkreis in Aufruhr bringen, und da stehen sie.\u8220" Und ebenso: \u8222 ?Sie predigen gegen die Satzungen des Kaisers und behaupten, Christus sei K\u246 ?nig\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 17,67\par} } . Und \u252 ?berall hatten sich die Gerichtsh\u246 ?fe {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0485.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d485 }}} mit solchen Anklagen zu besch\u228 ?ftigen. Es bedurfte daher gar sehr der Kraft von oben, um diese beiden Punkte zu beweisen; erstens, dass die Lehren wahr seien, die sie verk\u252 ?ndeten, und zweitens, dass sie sich durchaus nicht gegen die \u246 ?ffentlichen Gesetze verfehlten; dass au\u223 ?erdem der Eifer, mit dem sie ihre Lehren verk\u252 ?ndeten, sie nicht in den Verdacht br\u228 ?chte, die Gesetze umst\u252 ?rzen zu wollen, und dass sie andererseits ihre Lehrpflicht nicht verletzten durch ihr Bem\u252 ?hen, zu zeigen, dass sie die \u246 ?ffentliche Ordnung nicht antasten wollen. Da kannst du sowohl bei Petrus als auch bei Paulus wie bei allen anderen Aposteln sehen, wie sie all diesen R\u252 ?cksichten mit entsprechender Einsicht gerecht wurden. Sie wurden auf dem ganzen Erdkreis als Aufwiegler, als Unruhestifter und Neuerer verschrien; gleichwohl haben sie auch diese Anklage widerlegt und bewiesen, dass sie das Gegenteil davon waren, dass sie von allen als Retter, als Besch\u252 ?tzer und Wohlt\u228 ?ter gepriesen w\u252 ?rden. Das alles brachten sie aber durch ihre gro\u223 ?e Beharrlichkeit zustande. Darum sagt auch Paulus: \u8222 ?Jeden Tag sterbe ich\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 15,31\par} } . Und bis zu seinem Tode befand er sich fortw\u228 ?hrend in Gefahren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was verdienen nun da wir, wenn wir, mit solchen Beispielen vor Augen, mitten im Frieden verweichlichen und zu Fall kommen? Wir verlieren das Leben, obwohl niemand gegen uns k\u228 ?mpft; wir werden besiegt, obgleich niemand uns verfolgt; wir sollen im Frieden unser Heil wirken, und nicht einmal das bringen wir zustande! W\u228 ?hrend bei ihnen der ganze Erdkreis in Flammen stand und das Feuer \u252 ?ber die ganze Welt hinloderte, da gingen sie mitten hinein und retteten die brennenden Menschen aus dem Feuer. Du aber vermagst nicht einmal dich selbst zu retten! Welche Entschuldigung bleibt uns also noch? Welche Nachsicht verdienen wir? Uns bedrohen weder Gei\u223 ?elhiebe noch Kerkerverlie\u223 ?e, weder K\u246 ?nige noch Juden, noch irgend etwas Derartiges; ganz im Gegenteil, wir sind es, die befehlen, und herrschen. Wir haben gottesf\u252 ?rchtige Kaiser, den Christen werden alle Ehren erwiesen; sie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0486.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d486 }}} erhalten die hohen \u196 ?mtern sie genie\u223 ?en Ruhm und Freiheit! Aber trotz alldem tragen wir keine Siege davon! Damals wurden die Christen tagt\u228 ?glich zum Tode gef\u252 ?hrt, sowohl Priester als Laien, waren stets mit unz\u228 ?hligen Striemen und Wunden bedeckt; aber dennoch genossen sie mehr Gl\u252 ?ck und Freude als die Bewohner des Paradieses. Wir hingegen k\u246 ?nnen solche Leiden nicht einmal im Traume ertragen und sind viel weicher als Wachs. Ja, sagst du, jene haben aber auch Wunder gewirkt. Nun, sind sie vielleicht deshalb nicht gegei\u223 ?elt worden? Wurden sie deshalb nicht zum Tode gef\u252 ?hrt? Gerade darin liegt ja das Auffallende, dass sie solche Dinge sogar von jenen zu erdulden hatten, denen sie Wohltaten erwiesen, und dass sie auf diese Weise B\u246 ?ses f\u252 ?r Gutes erfuhren. Wenn aber du jemand auch nur eine kleine Gef\u228 ?lligkeit erwiesen hast und nachher irgendeine Widerw\u228 ?rtigkeit von ihm erf\u228 ?hrst, wirst du gleich verwirrt, verlierst die Ruhe und bereust das, was du ihm getan hast.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn es also, was nicht geschehen m\u246 ?ge, und wohl auch nie geschehen d\u252 ?rfte, je zu einem Kampf gegen die Kirche und zu einer Verfolgung k\u228 ?me, so stelle dir vor, welch rohes Gel\u228 ?chter da entst\u252 ?nde, wie gro\u223 ? die Schande w\u228 ?re! Und ganz mit Recht. Denn wenn niemand sich auf dem Exerzierplatz \u252 ?bte, wer soll da im Kampf sich bew\u228 ?hren? Welcher Athlet, der nichts von der Gymnastik versteht, wird am Tage der olympischen Spiele sich dem Gegner gegen\u252 ?ber als wackerer K\u228 ?mpfer erweisen? Mu\u223 ? man sich da nicht jeden Tag im Ring- und Faustkampf \u252 ?ben und im Laufen? Oder wi\u223 ?t ihr nicht, wie es die sogenannten F\u252 ?nfk\u228 ?mpfer machen, wenn sie keinen haben, mit dem sie sich messen k\u246 ?nnen? Da h\u228 ?ngen sie einen schweren Sack voll Sand auf und \u252 ?ben an ihm ihre ganze Kraft. Die J\u252 ?ngeren hingegen \u252 ?ben sich mit ihren Altersgenossen auf den Kampf mit ihren Gegnern ein. Diese Athleten sollst auch du nachahmen, und die \u220 ?bungen in den geistigen Wettk\u228 ?mpfen dir angelegen sein lassen. Es gibt ja gar viele Menschen, die dich {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0487.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d487 }}} zum Zorne reizen, die b\u246 ?se Begierden in dir wachrufen, einen gro\u223 ?em Brand in dir entz\u252 ?nden. Stehe also fest gegen\u252 ?ber den Leidenschaften, ertrage mutig die geistigen Leiden, damit du auch die leiblichen Schmerzen zu ertragen verm\u246 ?gest. H\u228 ?tte der selige Job nicht schon vor dem Ernstfalle wacker im Kampfe sich ge\u252 ?bt, so h\u228 ?tte er sich auch im Kampfe selbst nicht so gl\u228 ?nzend bew\u228 ?hrt. W\u228 ?re ihm nicht daran gelegen gewesen, von aller Leidenschaft frei zu sein, so h\u228 ?tte er sich gewiss zu einer ungeh\u246 ?rigen \u196 ?u\u223 ?erung hinrei\u223 ?en lassen, als er den Tod seiner Kinder erfuhr. So aber hat er alle die K\u228 ?mpfe bestanden, den Verlust seines Verm\u246 ?gens und seines so gro\u223 ?en Reichtums, den Untergang seiner Kinder, die Liebe zu seiner Frau, die Wunden an seinem Leibe, die Schm\u228 ?hreden seiner Freunde, die L\u228 ?sterungen seiner Hausgenossen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Willst du aber auch sehen, wie er sich fr\u252 ?her ge\u252 ?bt hat, so h\u246 ?re, wie er \u252 ?ber den Reichtum dachte: \u8222 ?Ich habe mich wenigstens nicht \u252 ?ber den gro\u223 ?en Reichtum gefreut, der mir zuteil geworden; denn ich habe Gold wie Staub geachtet und auf wertvolle Steine mein Vertrauen nicht gesetzt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ijob 31,25 u.24\par} } . Darum verlor er auch die Fassung nicht, als er seines Reichtums beraubt ward, weil er ja sein Herz nicht an ihn geh\u228 ?ngt hatte, solange er ihn besa\u223 ?. Dann sieh auch, wie er sich seinen Kindern gegen\u252 ?ber verhielt, wie er nicht \u252 ?ber Geb\u252 ?hr weichlich gegen sie war wie wir, sondern strenge Disziplin von ihnen verlangte. Denn wenn er schon Opfer brachte f\u252 ?r ihre S\u252 ?nden, die er nicht kannte, so denke dir, welch strenger Richter er gewesen sein muss f\u252 ?r die S\u252 ?nden, die er erfuhr! Willst du aber auch erfahren, wie er sich in der Keuschheit ge\u252 ?bt, so h\u246 ?re, wie er sagte; \u8222 ?Ich habe mit meinen Augen einen Bund geschlossen, auf dass sie niemals eine Jungfrau ansehen sollten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ijob 1,5\par} } . Deshalb hat ihn auch seine Frau nicht zu Fall gebracht; denn er liebte sie schon zuvor, aber nicht \u252 ?ber das rechte Ma\u223 ?, sondern wie es der Frau gegen\u252 ?ber recht ist. Gerade darum wundere ich mich auch; wie es dem Teufel {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0488.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d488 }}} einfallen konnte, sich in solchen Kampf mit ihm einzulassen, obwohl er wusste, wie sehr er darin ge\u252 ?bt war. Warum hat er es also doch getan? Weil er wie ein wildes Tier ist und niemals den Mut sinken l\u228 ?sst. Gerade darin liegt unsere gr\u246 ?\u223 ?te Schuld, dass der Teufel die Hoffnung niemals aufgibt, uns zu verderben, wir dagegen an unserer eigenen Rettung verzweifeln.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sodann beachte, wie Job auch an die Verwundung und die Geschw\u252 ?re seines Leibes zum voraus gedacht hatte. Da ihm selbst nie etwas dergleichen begegnet war und er im Gegenteil sein ganzes Leben in Reichtum, Genuss und Glanz verbracht, so hatte er wenigstens das Ungl\u252 ?ck anderer sich t\u228 ?glich vor Augen gehalten. Das k\u246 ?nnen wir aus seinen Worten ersehen: \u8222 ?Denn was ich immer bef\u252 ?rchtet hatte, kam \u252 ?ber mich, und wovor ich mich ge\u228 ?ngstigt hatte, das begegnete mir\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ijob 3,25\par} } . Und an einer anderen Stelle: \u8222 ?Ich weinte \u252 ?ber jeden Armen und seufzte, wenn ich jemand in Not sah\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 30,25\par} } . Darum konnte ihn auch keiner von den gro\u223 ?en, unertr\u228 ?glichen Schicksalsschl\u228 ?gen, die \u252 ?ber ihn kamen, aus der Fassung bringen. Es ist da nicht der Verlust seines Eigentums, auf den du sehen sollst, nicht der Untergang seiner Kinder, nicht jene unheilvolle Krankheit, noch auch die b\u246 ?se Gesinnung seiner Frau, auf die du am meisten sehen sollst; nein, etwas viel Schlimmeres als das. Aber, sagst du, was hat den Job noch Schlimmeres gelitten? Aus der Geschichte wissen wir doch nicht mehr, als das. Ja, wenn wir die Augen zumachen, dann sehen wir nicht mehr. Wer aber sorgf\u228 ?ltig acht gibt und die Perle eifrig sucht, der wird mehr als das heraus finden. Das, was noch schlimmer war und den Job in weit gr\u246 ?\u223 ?ere Best\u252 ?rzung zu versetzen imstande war, ist etwas anderes. In erster Linie der Umstand, dass er vom Himmelreich und von der Auferstehung keine klare Kenntnis besa\u223 ?. Das bekennt er auch unter Tr\u228 ?nen: \u8222 ?Denn ich werde nicht ewig leben, so dass ich deshalb langm\u252 ?tig sein m\u252 ?sste\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 7,16\par} } . F\u252 ?r das zweite, weil er wusste, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0489.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d489 }}} dass er viel Gutes getan hatte. Drittens, dass er sich nichts Schlechtes vorzuwerfen hatte. Viertens, weil er glaubte, Gott habe ihm diese Leiden geschickt; und h\u228 ?tte er auch gewusst, dass sie vom Teufel kamen, so h\u228 ?tte auch das ihm \u196 ?rgernis verursachen k\u246 ?nnen. F\u252 ?nftens, weil er h\u246 ?ren musste, wie ihm seine Feinde angebliche S\u252 ?nden vorwarfen: \u8222 ?Denn\u8220" sagen sie, \u8222 ?du bist noch lange nicht so zugerichtet, als du wegen deiner S\u252 ?nden verdienst\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ijob 11,6\par} } . Sechstens, weil er sah, wie es denjenigen gut ging, die in Schlechtigkeit dahinlebten und wie diese ihn verh\u246 ?hnten. Siebtens, weil er niemals gesehen hatte, dass je einer soviel zu leiden gehabt h\u228 ?tte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 7.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und wenn du wissen willst, was das alles hei\u223 ?t, so sieh nur auf das, was bei uns geschieht. Wir erwarten jetzt das himmlische Reich, erhoffen die Auferstehung und unaussprechliches Gl\u252 ?ck; wir wissen, dass wir unz\u228 ?hlige Fehltritte begangen haben; wir haben so gro\u223 ?e Beispiele vor Augen und empfingen so erhabene religi\u246 ?se Lehren. Und trotzdem, wenn wir auch nur ein wenig Geld verlieren und dazu oft noch solches, das wir selbst vorher gestohlen haben, so halten wir gleich das Leben f\u252 ?r unertr\u228 ?glich; und das, obgleich keine Frau uns zusetzt, obgleich wir keine Kinder verloren haben, keine Freunde uns schm\u228 ?hen, keine Diener uns beschimpfen; w\u228 ?hrend im Gegenteil manche uns tr\u246 ?sten, die einen mit Worten, die anderen durch die Tat. Welchen Lohn wird also nicht derjenige verdient haben, der sich ganz urpl\u246 ?tzlich und ohne Grund dessen beraubt sah, was er durch redliche M\u252 ?hen erworben hatte, der zu all dem noch durch eine Unzahl von Heimsuchungen gepr\u252 ?ft wurde, aber in all diesen Leiden unersch\u252 ?tterlich blieb und dem Herrn f\u252 ?r alles den geb\u252 ?hrenden Dank aussprach? Ja, h\u228 ?tte auch sonst niemand etwas zu ihm gesagt, die Worte seiner Frau w\u228 ?ren allein imstande gewesen, selbst einen Stein zur Ungeduld zu reizen. Sieh nur, wie schlecht sie sich benimmt. Sie erw\u228 ?hnt nicht das Verm\u246 ?gen, nicht die Kamele, die Schaf- und Rinderherden (sie wusste eben, wie wenig ihr Mann {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0490.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d490 }}} an all diesen Dingen hing); nein etwas, was viel empfindlicher war als dies, n\u228 ?mlich die Kinder; von diesem Verlust redet sie lang und breit und f\u252 ?gt noch das Ihrige hinzu.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn aber auch solche, die wohlhabend sind und kein Leid zu tragen haben, sich oft vielfach von ihren Frauen beeinflussen lassen, so bedenke, welch kr\u228 ?ftiges Gem\u252 ?t Job haben musste, der seine Frau, die mit so starken Waffen auf ihn eindrang, zur\u252 ?ckwies und die allerst\u228 ?rksten menschlichen Gef\u252 ?hle \u252 ?berwand, die Liebe und das Mitleiden! Und doch gibt es viele, die zwar ihre Begierlichkeit bemeistern, aber vom Mitleiden \u252 ?berwunden wurden. So hat auch der edle Joseph die so \u252 ?beraus starke, b\u246 ?se Lust \u252 ?berwunden und jenes barbarische Weib von sich gesto\u223 ?en, obwohl es tausend Kunstgriffe angewandt hatte; seine Tr\u228 ?nen dagegen konnte er nicht bemeistern. Denn als er seine Br\u252 ?der sah, die gegen ihn Unrecht ver\u252 ?bt, da \u252 ?bermannte ihn das Gef\u252 ?hl; er warf sogleich all den falschen Schein von sich und enth\u252 ?llte die ganze Wahrheit. Wenn es nun gar noch die eigene Frau ist, die so emp\u246 ?rend redet, und wenn auch alle anderen Zeitumst\u228 ?nde dazu mitwirken, die Wunden und leiblichen Beschwerden und die Aufregungen unerme\u223 ?licher Schicksalsschl\u228 ?ge, wie sollte man da eine Seele nicht f\u252 ?r h\u228 ?rter als Diamant ansehen, der selbst solche St\u252 ?rme nichts anhaben k\u246 ?nnen! Ja, erlaubt mir, dass ich es freim\u252 ?tig heraussage, ich glaube, dieser Selige war, wenn nicht gr\u246 ?\u223 ?er, so doch um nichts geringer als die Apostel. F\u252 ?r diese war es wenigstens ein Trost, dass sie f\u252 ?r Christus zu leiden hatten; und dieser Gedanken war so sehr geeignet, sie t\u228 ?glich von neuem aufzurichten, dass der Herr ihn bei jeder Gelegenheit vorbrachte und sagte \u8222 ?f\u252 ?r mich\u8220" und: \u8222 ?um meinetwillen\u8220" und: \u8222 ?wenn sie mich den Herrn der Welt, Beelzebub nannten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 10,25\par} } . Job hingegen hatte diesen Trost nicht; er hatte noch keine Wunderzeichen geschaut und die Gnade{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Christi\par} } nicht empfangen. Er besa\u223 ? ja noch keine so gro\u223 ?e St\u228 ?rke durch den Heiligen Geist. Ja, was noch mehr ist, das alles, was er zu erdulden hatte musste {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0491.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d491 }}} er leiden, nachdem er in F\u252 ?lle und Reichtum aufgewachsen war und nicht von Fischfange, von Zolleinnahmen oder sonst einem armseligen Gewerbe geklebt hatte. Und was uns bei den Aposteln f\u252 ?r das Allerschwerste vorkommt, gerade das hatte auch er zu leiden; auch er ward gehasst von seinen Freunden, Hausgenossen und Feinden, und von denen, die er mit Wohltaten bedacht hatte. Den heiligen Hoffnungsanker hingegen und den Hafen ohne Sturm{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn das bedeutet f\u252 ?r die Apostel das Wort: \u8222 ?meinetwegen\u8220"\par} } , das durfte er nicht schauen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So bewundere ich auch die drei J\u252 ?nglinge, die selbst im Feuerofen standhielten und dem Tyrannen nicht gehorchten. Doch h\u246 ?re ihre eigenen Worte: \u8222 ?Deine G\u246 ?tter verehren wir nicht, und das Bild, das du aufgestellt hast, beten wir nicht an!\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dan 3,18\par} } . Das eben war f\u252 ?r sie der gr\u246 ?\u223 ?te Trost, das klare Bewusstsein, dass sie alle ihre Leiden um Gottes willen zu erdulden h\u228 ?tten. Job dagegen wusste nicht, dass all dies eine \u220 ?bung und eine Probe f\u252 ?r ihn war; denn h\u228 ?tte er es gewusst, so h\u228 ?tte er auch die Vorkommnisse nicht so schmerzlich empfunden. Und als der Herr zu ihm sprach: \u8222 ?Glaubst du, ich h\u228 ?tte aus einem anderen Grunde mit dir geredet, au\u223 ?er um deine Gerechtigkeit offenkundig zu machen?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ijob 40,3 So nach der LXX\par} } , so beachte, wie er alsbald bei diesem einfachen Worte aufatmete, wie gering er von sich selbst dachte, wie er glaubte, das, was er zu leiden gehabt habe, sei noch gar kein Leiden gewesen, und wie er sagt: \u8222 ?Warum werde ich nochmals gerichtet, nachdem ich schon vom Herrn ermahnt und zurechtgewiesen worden, und weshalb muss ich solches h\u246 ?ren, obgleich ich doch nichts bin?\u8220" Und weiter: \u8222 ?Fr\u252 ?her habe ich Dich mit dem Geh\u246 ?re wahrgenommen, jetzt aber hat mein Auge Dich geschaut; darum erniedrigte ich mich selbst und ward zunichte und ich erachte mich selbst f\u252 ?r Erde und Staub\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 42,56\par} } . Eine solche Mannhaftigkeit, eine solche Ergebung sollen also auch wir nachahmen, die wir nach dem {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0492.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d492 }}} Erscheinen des Gesetzes und der Gnade Christi leben, w\u228 ?hrend er vorher lebte, damit auch wir einstens mit ihm die Himmelszelte teilen k\u246 ?nnen. Dies m\u246 ?ge uns allen zuteil werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der alle Ehre und Macht besitzt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Vierunddrei\u223 ?igste Homilie. Kap. X, V.23-33.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.23: \u8222 ?Wenn sie euch aber in einer Stadt verfolgen, so fliehet in eine andere. Denn wahrlich, sage ich euch, ihr werdet die St\u228 ?dte Israels nicht vollenden, bevor der Menschensohn kommt.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem der Herr den J\u252 ?ngern jene furchtbaren und schrecklichen Dinge prophezeit, die selbst einen Diamanten erweichen konnte, und die nach seinem Tode, nach seiner Auferstehung und Himmelfahrt sich ereignen sollten, da kommt er in seiner Rede wieder auf weniger aufregende Dinge zu sprechen, gibt den Glaubensk\u228 ?mpfern wieder etwas Zeit aufzuatmen und erf\u252 ?llt sie mit gro\u223 ?er Zuversicht. Er befahl ihnen n\u228 ?mlich, nicht mit ihren Verfolgern handgemein zu werden, sondern sie zu fliehen. Da sie eben damals noch in den ersten Anf\u228 ?ngen standen, so sprach der Herr in einer Weise, die ihrer Schw\u228 ?che mehr angemessen war. Er redete ja hier noch nicht von den sp\u228 ?teren Verfolgungen, sondern von denen, die sie vor seinem Kreuz und Leiden finden sollten. Das offenbart er ihnen mit den Worten: \u8222 ?Ihr werdet die St\u228 ?dte Israels nicht vollenden, bevor der Menschensohn kommen wird.\u8221" Damit sie nicht etwa sagten: \u8222 ?Wie aber, wenn wir in der Verfolgung fliehen und die Verfolger uns auch von dem neuen Zufluchtsort vertreiben?\u8220", so kommt er dieser Besorgnis zuvor und sagt: \u8222 ?Ihr werdet nicht durch ganz {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0493.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d493 }}} Pal\u228 ?stina kommen und schon werde ich euch ohne Z\u246 ?gern zu mir nehmen.\u8220" Beachte sodann, wie der Herr auch da nicht die Leiden beseitigt, daf\u252 ?r aber seinen Beistand in der Gefahr leiht. Er sagt nicht: Ich werde euch retten und den Verfolgungen ein Ende bereiten, sondern: \u8222 ?Ihr werdet die St\u228 ?dte Israels nicht vollenden, bevor der Menschensohn kommt.\u8220" Um sie zu tr\u246 ?sten, gen\u252 ?gt es ja, dass sie ihn sahen. Du aber beachte, wie der Herr nicht \u252 ?berall alles der Gnade zuweist, sondern auch von ihrer eigenen Mitwirkung etwas verlangt. Wenn ihr Furcht habt, sagt er, so fliehet, denn das meinte er mit den Worten: \u8222 ?fliehet\u8220" und \u8222 ?f\u252 ?rchtet euch nicht\u8220". Auch befahl er ihnen, nicht gleich von Anfang an zu fliehen, sondern nur, wenn sie vertrieben w\u252 ?rden, sollten sie sich zur\u252 ?ckziehen, dazu gew\u228 ?hrt er ihnen nicht einmal einen gro\u223 ?en Spielraum, sondern nur bis sie die St\u228 ?dte Israels durchwandert h\u228 ?tten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dann aber r\u252 ?stet er sie wieder f\u252 ?r einen anderen Teil der christlichen Lebensweisheit aus. Zuerst benimmt er ihnen die Sorge f\u252 ?r den Lebensunterhalt, dann die Furcht vor den Gefahren, zuletzt die vor den b\u246 ?sen Anschuldigungen. Von der ersten Sorge befreit er sie mit den Worten \u8222 ?Der Arbeiter ist seines Lohnes wert\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 10,7\par} } , sowie dadurch, dass er zeigt, dass viele ihnen Aufnahme gew\u228 ?hren w\u252 ?rden; von der Angst vor den Gefahren, indem er sagt: \u8222 ?Macht euch keine Sorgen dar\u252 ?ber, wie und was ihr reden sollt\u8220", und \u8222 ?Wer ausharrt bis ans Ende, wird gerettet werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 14,13\par} } . Die J\u252 ?nger sollten aber zu all dem auch \u252 ?blen Nachreden ausgesetzt sein, was ja viele f\u252 ?r das Allerschwerste halten. Siehe darum, wie der Herr sie auch dar\u252 ?ber tr\u246 ?stet und zwar durch den Hinweis auf sich selbst und auf all das, was \u252 ?ber ihn gesagt werden sollte, und dem kam ja sonst gar nichts gleich. Fr\u252 ?her hatte er gesagt: \u8222 ?Ihr werdet von allen gehasst werden\u8220", und f\u252 ?gte dann hinzu: \u8222 ?um meines Namens willen\u8220". Ebenso macht er es auch hier. Auch da tr\u246 ?stet er sie auf dieselbe Weise und f\u252 ?gt au\u223 ?erdem noch etwas anderes hinzu. Und was denn?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0494.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d494 }}} V.24: \u8222 ?Der J\u252 ?nger\u8220", sagt er, \u8222 ?steht nicht \u252 ?ber dem Meister, noch auch der Sklave \u252 ?ber seinem Herrn.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.25: Es ist genug f\u252 ?r den J\u252 ?nger, wenn er wird wie sein Meister, und f\u252 ?r den Sklaven, wenn er wird wie sein Herr; wenn sie den Herrn des Hauses Beelzebub nannten, um wieviel mehr dann seine Hausgenossen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: Seid also nicht in Furcht vor ihnen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehe, wie Christus sich hier enth\u252 ?llt als den Herrn des Alls, als Gott und Weltensch\u246 ?pfer. Wie also? \u8222 ?Der J\u252 ?nger ist nicht \u252 ?ber dem Meister, und der Sklave nicht \u252 ?ber seinem Herrn.\u8220" Solange jemand J\u252 ?nger oder Knecht ist, kann er keinen Anspruch auf besondere Ehre machen. Da komme mir nicht mit seltenen Ausnahmen; bleibe vielmehr bei der allgemeinen Regel. Auch sagt der Herr nicht: um wieviel mehr seine Sklaven, sondern; \u8222 ?seine Hausgenossen\u8220"; auch dadurch zeigt er eine gro\u223 ?e R\u252 ?cksicht auf sie. Ebenso sagt er an einer anderen Stelle: \u8222 ?Ich werde euch nicht mehr Knechte nennen; ihr seid meine Freunde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 15,15\par} } . Auch sagt er nicht: Wenn sie den Herrn des Hauses beschimpften und schm\u228 ?hten; er nennt vielmehr gleich die Art der Beschimpfung, dass sie ihn n\u228 ?mlich Beelzebul nannten. Au\u223 ?erdem gibt er ihnen noch einen zweiten, nicht geringen Trost an die Hand. Der gr\u246 ?\u223 ?te ist allerdings der eben genannte. Indes hatten sie die wahre Weisheit noch nicht erlangt; deshalb bed\u252 ?rfen sie noch eines anderen Trostes, f\u252 ?r den sie noch am meisten zug\u228 ?nglich w\u228 ?ren, und so f\u252 ?gt er auch diesen noch hinzu. Der Wortlaut scheint zwar eine allgemeine Bedeutung zu haben; doch redet der Herr nicht von allen Dingen ohne Unterschied, sondern nur von den vorliegenden. Was sagt er also? \u8222 ?Nichts ist verborgen, das nicht geoffenbart werden wird; und nichts geheim, das nicht bekannt sein wird.\u8220" Die Bedeutung dieser Worte ist die: Um euch zu tr\u246 ?sten, gen\u252 ?gt es zwar, dass auch ich, euer Meister und Herr, an der Schmach teilhabe, die euch zugef\u252 ?gt wird. Wenn euch aber meine Vorhersagung doch noch Schmerz bereitet, so bedenkt auch das noch, dass ihr auch von diesem schlechten Rufe nach kurzer Zeit {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0495.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d495 }}} befreit sein werdet. Denn weshalb empfindet ihr Schmerz? Weil sie euch Gaukler und Betr\u252 ?ger nennen? Aber habet nur ein wenig Geduld, und alle werden euch Retter und Wohlt\u228 ?ter des Erdkreises nennen. Die Zeit wird alles enth\u252 ?llen, was jetzt im Dunkeln ist, wird deren Verleumdung an den Pranger stellen und eure Tugend offenbar machen. Denn wenn ihr nachher durch die Tat als Retter und Wohlt\u228 ?ter erscheint und all eure Tugend an den Tag kommt, dann werden die Leute nicht mehr auf die Reden jener Menschen achten, sondern nur noch auf die Wahrheit der Tatsachen. Dann werden die einen als Verleumder, L\u252 ?gner und falsche Ankl\u228 ?ger dastehen, ihr aber in herrlicherem Glanze erstrahlen als die Sonne; dann wird eine lange Zeit kommen, die euch offenbaren und preisen und euren Ruhm lauter verk\u252 ?nden wird, als mit Trompetenschall, und alle Menschen wird sie zu Zeugen eurer Tugend machen. Darum d\u252 ?rfen euch meine Worte jetzt nicht entmutigen, vielmehr soll die Hoffnung auf die zuk\u252 ?nftigen G\u252 ?ter euch aufrichten. Denn es ist unm\u246 ?glich, dass eure Taten verborgen bleiben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So hat denn der Herr seine J\u252 ?nger von aller Angst, von Furcht und Sorge befreit, und sie \u252 ?ber alle Leiden erhaben gemacht. Jetzt war auch der rechte Augenblick gekommen, von der Freim\u252 ?tigkeit in der Verk\u252 ?ndigung des Evangeliums zu reden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: \u8222 ?Denn\u8220", hei\u223 ?t es weiter, \u8222 ?was ich euch in der Finsternis sage, das sollt ihr am hellen Tage wiederholen; und was euch nur ins Ohr gesagt wurde, das sollt ihr auf den D\u228 ?chern verk\u252 ?nden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes, es war ja nicht finster, als der Herr dies sprach; auch fl\u252 ?stert er den Aposteln seine Reden nicht blo\u223 ? ins Ohr! Nun, der Herr sprach eben hier vergleichungsweise. Weil er n\u228 ?mlich nur zu den J\u252 ?ngern redete und dies in einem kleinen Winkel Pal\u228 ?stinas, deshalb sagt er: \u8222 ?In der Finsternis\u8220" und \u8222 ?ins Ohr\u8220"; er will diese Art der Unterredung dem Freimut gegen\u252 ?berstellen, den sie nachher besitzen sollten und den er ihnen geben wollte. Denn, meint er, ihr werdet nicht blo\u223 ? einer {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0496.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d496 }}} oder zwei oder drei St\u228 ?dten predigen, sondern dem ganzen Erdkreis; werdet Land und Meer durchwandern, bewohnte und unbewohnte Gegenden; ihr werdet F\u252 ?rsten und V\u246 ?lkern, Philosophen und Rhetoren ganz offen und freim\u252 ?tig alles sagen. Deshalb gebraucht der Herr den Ausdruck: \u8222 ?Auf den D\u228 ?chern\u8220" und \u8222 ?saget es am hellen Tage\u8220", d.h. ohne irgendwelche Zur\u252 ?ckhaltung und mit allem Freimut. Weshalb hat er aber nicht blo\u223 ? gesagt: \u8222 ?prediget auf den D\u228 ?chern\u8220" und \u8222 ?redet am hellen Tage\u8220"; weshalb f\u252 ?gt er auch noch hinzu: \u8222 ?Was ich euch im verborgenen sage\u8220" und \u8222 ?was euch nur ins Ohr gefl\u252 ?stert wird\u8220"? Er wollte damit ihre Zuversicht heben. So hat er ja auch ein andermal gesagt: \u8222 ?Wer an mich glaubt, der wird auch die Werke tun, die ich tue, ja noch gr\u246 ?\u223 ?ere als diese\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 14,12\par} } . Ebenso hat er auch hier diese Wendung gebraucht, um zu zeigen, dass er alles durch sie wirken wolle und selbst noch mehr, als er ohne sie gewirkt hatte. Den Anfang, will er sagen, und den Beginn mache ich; die Hauptsache dagegen will ich durch euch vollenden. Das vermag aber nur der, der nicht blo\u223 ? befiehlt, sondern auch imstande ist, die Zukunft vorher zu verk\u252 ?nden, Vertrauen zu seinen Worten einzufl\u246 ?\u223 ?en und zu beweisen, dass er \u252 ?ber alles Macht besitzen wird, und der ganz unmerklich auch ihren \u196 ?ngsten und Bef\u252 ?rchtungen ob der b\u246 ?sen Reden ein Ende machen konnte. Denn wie diese Botschaft, die jetzt noch verborgen war, alle Grenzen \u252 ?berschreiten wird, so wird auch das verleumderische Gerede der Juden gar schnell ein Ende nehmen. Nachdem er sie dann auf diese Weise aufgerichtet und emporgehoben hat, verk\u252 ?ndet er ihnen von neuem auch die Gefahren, die ihrer harren, befl\u252 ?gelt gleichsam ihre Seele und gibt ihnen die Kraft, sich \u252 ?ber alles emporzuheben. Denn, f\u228 ?hrt er weiter:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.28: \u8222 ?F\u252 ?rchtet euch nicht vor denen, die den Leib t\u246 ?ten, die Seele aber nicht zu t\u246 ?ten verm\u246 ?gen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie der Herr seine J\u252 ?nger \u252 ?ber alles erhaben macht, nicht blo\u223 ? \u252 ?ber Sorgen und Verleumdungen, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0497.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d497 }}} \u252 ?ber Gefahren und Nachstellungen, sondern sie auch den Tod selbst verachten lehrt, den man doch f\u252 ?r das Schrecklichste von allem h\u228 ?lt, und zwar nicht blo\u223 ? den einfachen Tod, sondern sogar den gewaltsamen. Er sagt da nicht: Ihr werdet befreit werden, nein, er hat ihnen mit der ihm eigenen Erhabenheit auch das geoffenbart und gesagt: \u8222 ?F\u252 ?rchtet nicht diejenigen, die den Leib t\u246 ?ten, aber die Seele nicht t\u246 ?ten k\u246 ?nnen; f\u252 ?rchtet vielmehr den, der den Leib und die Seele in das h\u246 ?llische Feuer zu st\u252 ?rzen vermag.\u8220" So macht es der Herr immer; er geht stets von einem Gegensatz zum anderen \u252 ?ber. Wie, sagt er, ihr f\u252 ?rchtet den Tod und seid l\u228 ?ssig im Predigen? Gerade deshalb predigt, weil ihr den Tod f\u252 ?rchtet. Denn gerade das wird euch vom wirklichen Tod befreien. Wenn sie euch auch das irdische Leben nehmen, \u252 ?ber das h\u246 ?here werden sie keine Macht haben und wenn sie sich auch tausendfach darum abm\u252 ?hen. Deshalb sagte Jesus nicht; diejenigen, die die Seele nicht t\u246 ?ten, sondern:\u8222 ?die sie nicht t\u246 ?ten k\u246 ?nnen\u8220". Denn wenn sie auch wollten, sie werden es nicht zustande bringen. Wenn du also den Tod f\u252 ?rchtest, so f\u252 ?rchte den Tod, der bei weitem der schlimmste ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du also, wie er auch hier wieder den Aposteln nicht in erster Linie die Befreiung vom Tode vorher verk\u252 ?ndet, sondern sagt, wie er gestatten werde, dass man ihnen das Leben nehme, und dass er ihnen dadurch eine gr\u246 ?\u223 ?ere Gnade erweise, als wenn er kein solches Leiden \u252 ?ber sie kommen lie\u223 ?e. Es ist eben etwas viel Gr\u246 ?\u223 ?eres, zur Todesverachtung anzuleiten, als vom Tode zu befreien. Er treibt sie also nicht in die Gefahr hinein, sondern hebt sie \u252 ?ber die Gefahr empor und \u252 ?berzeugt sie mit wenigen Worten von der Wahrheit der Unsterblichkeit der Seele. In zwei oder drei S\u228 ?tzen pflanzt er in ihre Seele die heilwirkende Lehre und dann tr\u246 ?stet er sie auch noch mit anderen Gr\u252 ?nden, die der Vernunft entnommen sind. Wenn sie n\u228 ?mlich get\u246 ?tet und hingemordet w\u252 ?rden, so sollten sie nicht glauben, es widerfahre ihnen dies, weil sie verlassen worden w\u228 ?ren. Deshalb kommt er von neuem auf die Vorsehung Gottes zu sprechen und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0498.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d498 }}} V.29: \u8222 ?Werden nicht zwei Sperlinge um eine A\u223 ? verkauft, und doch f\u228 ?llt nicht ein einziger von ihnen in die Schlinge ohne euren Vater, der im Himmel ist?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.30: Bei euch dagegen sind alle Haare des Hauptes gez\u228 ?hlt.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was g\u228 ?be es denn Wertloseres als das Haar? Und doch werdet ihr auch dieses nicht verlieren, ohne dass Gott es wei\u223 ?. Er wollte ja damit nicht sagen, dass er bewirke, dass die Haare ausfallen; das w\u228 ?re doch Gottes unw\u252 ?rdig; sondern, dass nichts von dem, was geschieht, ihm verborgen sei. Wenn er aber alles wei\u223 ?, was vor sich geht und er euch noch aufrichtiger liebt als ein Vater, und euch so liebt, dass er selbst eure Haare gez\u228 ?hlt hat, so habt ihr keinen Grund, euch zu f\u252 ?rchten. Das sagt aber der Herr nicht etwa, weil Gott die Haare wirklich gez\u228 ?hlt hat, sondern weil er damit seine genaue Kenntnis und seine allumfassende F\u252 ?rsorge f\u252 ?r seine J\u252 ?nger dartun wollte. Wenn er also alles wei\u223 ?, was vor sich geht und er euch retten kann und will, so mag euch widerfahren was immer, ihr d\u252 ?rft nicht glauben, dass ihr deshalb zu leiden habt, weil ihr verlassen worden seid. Er will euch eben vor den Leiden nicht befreien, sondern euch lehren, die Leiden zu verachten. Darin besteht ja in erster Linie die Befreiung von Leiden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.31: \u8222 ?F\u252 ?rchtet euch also nicht; ihr seid mehr wert als viele Sperlinge.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du also da, wie schon die Furcht die Apostel beherrscht? Der Herr kannte eben ihre verborgenen Gef\u252 ?hle. Deshalb f\u252 ?gt er hinzu: \u8222 ?F\u252 ?rchtet sie also nicht.\u8220" Denn wenn sie euch auch Gewalt antun, sie bezwingen nur den wertlosen Teil, den Leib, und wenn diese ihn nicht t\u246 ?ten, so f\u252 ?hrt ihn die Natur seiner Aufl\u246 ?sung entgegen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Also nicht einmal \u252 ?ber den Leib sind die Verfolger eigentlich Herr geworden, vielmehr haben sie diese Macht nur von der Natur. Wenn du dich aber davor f\u252 ?rchtest, so ist es weit besser, das zu f\u252 ?rchten, was schlimmer ist, vor dem Angst zu haben, was die Seele {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0499.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d499 }}} und den Leib ins h\u246 ?llische Feuer st\u252 ?rzen kann. Auch sagt der Herr nicht klar und deutlich, dass er es sei, der Seele und Leib verderben k\u246 ?nne; doch hat er dies schon oben zu verstehen gegeben, wo er sich selbst als den Richter hinstellt. In Wirklichkeit nun machen wir es gerade umgekehrt; den, der die Seele verderben, d.h. strafen kann, f\u252 ?rchten wir nicht; daf\u252 ?r zittern wir vor denen, die uns das leibliche Leben nehmen k\u246 ?nnen. Und doch straft der eine nicht nur die Seele, sondern auch den Leib; diese hingegen k\u246 ?nnen nicht blo\u223 ? die Seele, sondern auch nicht einmal den Leib strafen; und wenn sie ihm auch tausend Peinen zuf\u252 ?gen sollten, sie verschaffen ihm dadurch nur mehr Glanz und Ruhm. Siehst du jetzt, weshalb Jesus die K\u228 ?mpfe als so leicht hinstellt? Der Tod besa\u223 ? eben noch gewaltige Macht \u252 ?ber ihre Gem\u252 ?ter und fl\u246 ?\u223 ?te ihnen immer noch Furcht ein, weil er bisher noch niemals leicht zu bek\u228 ?mpfen gewesen, und weil diejenigen, die ihn in Zukunft verachten sollten, die Gnade des Heiligen Geistes noch nicht empfangen hatten. Nachdem also der Herr ihnen die Furcht und Angst benommen, die ihre Seele ersch\u252 ?tterten, so fl\u246 ?\u223 ?te er ihnen im Folgenden auch wieder Mut ein, vertreibt die eine Furcht durch eine andere und zwar nicht blo\u223 ? durch Furcht, sondern auch durch die Hoffnung auf gr\u246 ?\u223 ?eren Lohn; ja, er droht ihnen mit ganzer Macht, und treibt sie durch beides an, f\u252 ?r die Wahrheit offen und m\u228 ?nnlich einzutreten. Deshalb f\u228 ?hrt er fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.32: \u8220"Wer immer also in mir vor den Menschen das Bekenntnis ablegt, den werde auch ich vor meinem Vater bekennen, der im Himmel ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.33: Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, den werde auch ich vor meinem Vater verleugnen, der im Himmel ist.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr will nicht nur durch Verhei\u223 ?ung von Gutem auf seine J\u252 ?nger einwirken, sondern auch durch das Gegenteil; deshalb bleibt er zun\u228 ?chst bei dem Unheil stehen. Beachte auch die Genauigkeit des Ausdruckes. Er sagt nicht: mich, sondern: \u8220"in mir\u8221". Er wollte damit zeigen, dass derjenige, der ihn bekennt, ihn nicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0500.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d500 }}} aus eigener Kraft, sondern durch die Hilfe der Gnade von oben bekennt. Dagegen sagt er von dem, der ihn verleugnen werde, nicht: in mir, sondern: \u8220"mich\u8221". Denn ihn verleugnet nur, wer die Gnade verscherzt hat. Wie kann man aber dann, fragst du, dem einen Vorwurf machen, der nur deshalb verleugnet, weil er verlassen worden ist? Weil eben der, der verlassen wird, selbst schuld daran ist, dass er verlassen wurde. Weshalb begn\u252 ?gt er sich aber nicht mit dem innerlichen Glauben, sondern verlangt auch das m\u252 ?ndliche Bekenntnis? Weil er uns zur Freim\u252 ?tigkeit, zu gr\u246 ?\u223 ?erer Liebe und Hingabe erziehen, und weil er uns zur erhabenen H\u246 ?he f\u252 ?hren will. Deshalb wandte er sich auch an alle ohne Unterschied. Auch bedarf er nicht nur der Person der J\u252 ?nger; denn nicht blo\u223 ? sie, sondern auch die J\u252 ?nger seiner J\u252 ?nger will er zu edler Gesinnung heranbilden. Denn wer das gelernt hat, der wird nicht blo\u223 ? furchtlos lehren, sondern wird auch alle Leiden leicht und mutig ertragen. Der Umstand hat in der Tat den Aposteln viele Seelen zugef\u252 ?hrt, dass sie auf dieses Wort des Herrn vertrauten. Denn bei uns ist sowohl f\u252 ?r das B\u246 ?se die Strafe gr\u246 ?\u223 ?er, wie f\u252 ?r das Gute der Lohn. Der Gute bereichert sich mit der Zeit, der B\u246 ?se glaubt durch den Aufschub der Strafe etwas zu gewinnen. Deshalb hat der Herr ein Gegengewicht geschaffen oder vielmehr einen weit gr\u246 ?\u223 ?eren Vorteil in Aussicht gestellt, denn er f\u252 ?gt noch die Belohnung hinzu. Du hast den Vorteil, will er sagen, zuerst mich hienieden bekannt zu haben. Daf\u252 ?r werde auch ich dir einen Vorteil zuwenden, und dir noch mehr geben, ja unaussprechlich mehr, ich werde dich dort{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 vor meinem himmlischen Vater.\par} } bekennen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du da, wie das Gute und das B\u246 ?se im Jenseits aufgespeichert wird? Was bist du also so eilig und dr\u228 ?ngst so sehr? Warum willst du schon hienieden belohnt sein, wo doch die gute Hoffnung zu deinem Heile gen\u252 ?gt? Wenn du also auch etwas Gutes tust und den Lohn daf\u252 ?r nicht schon hienieden erh\u228 ?ltst, verliere die Fassung nicht; der Lohn erwartet dich in noch erh\u246 ?htem Ma\u223 ?e in der zuk\u252 ?nftigen Welt. Wenn du dagegen etwas B\u246 ?ses tust und keine Bu\u223 ?e daf\u252 ?r leistest, so {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0501.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d501 }}} wiege dich nur nicht in falscher Sicherheit; die Strafe wird dich dr\u252 ?ben erwarten, falls du nicht umkehrst und dich besinnst. Bleibst du dagegen ungl\u228 ?ubig, so schlie\u223 ?e doch nur von den Dingen dieser Welt auf diejenigen in der anderen. Wenn die Bekenner Christi schon zur Zeit des Kampfes so herrlich gl\u228 ?nzen, so denke doch, wie sie sein werden, wenn sie einmal mit den Siegeskr\u228 ?nzen geschm\u252 ?ckt sind. Wenn schon die Feinde hienieden Beifall klatschen, wie wird dich dann nicht erst der bewundern und preisen, der dich mehr liebt als alle V\u228 ?ter es tun k\u246 ?nnten! Dort erhalten wir ja den Lohn f\u252 ?r das Gute, wie auch Strafe f\u252 ?r das B\u246 ?se. Wer also Christus verleugnet, der wird hienieden und dr\u252 ?ben den Schaden haben; hienieden, weil er ein schlechtes Gewissen durch das Leben tr\u228 ?gt; und wenn er auch nicht gleich stirbt, sterben wird er doch; dr\u252 ?ber aber wird er dann die schwerste Strafe zu erdulden haben. Die anderen dagegen gewinnen hienieden und dr\u252 ?ben; sie ziehen schon hienieden aus dem Tode Nutzen, weil sie dadurch mehr Ehre erlangen als die Lebenden, und in der anderen Welt genie\u223 ?en sie unaussprechliches Gl\u252 ?ck. Gott ist eben nicht blo\u223 ? zum Strafen bereit, sondern auch zum Belohnen, ja zu diesem noch mehr als zum anderen. Weshalb hat aber der Herr dieses letztere nur einmal erw\u228 ?hnt, das andere dagegen zweimal? Weil er wusste, dass wir so eher gebessert werden k\u246 ?nnen. Deshalb sagte er zuerst: \u8220"F\u252 ?rchtet den, der die Seele und den Leib ins h\u246 ?llische Verderben st\u252 ?rzen kann\u8221" und f\u252 ?gt dann noch hinzu: \u8220"auch ich werde ihn verleugnen\u8221". Der hl. Paulus machte es ebenso; auch er sprach fortw\u228 ?hrend von der H\u246 ?lle.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So hat denn der Herr seine Zuh\u246 ?rer in jeder Beziehung vorbereitet; er hat ihnen den Himmel er\u246 ?ffnet, hat ihnen jenes furchtbare Gericht vor Augen gehalten, ihnen das Schauspiel der Engel gezeigt; hat ihnen die Siegeskr\u228 ?nze in Aussicht gestellt und so der Verk\u252 ?ndigung des Evangeliums die Wege geebnet. Zuletzt, damit ihre Furchtsamkeit der Verk\u252 ?ndigung des Evangeliums nicht im Wege st\u252 ?nde, hei\u223 ?t er sie sogar, sich bereit machen, einen gewaltsamen Tod zu erleiden! Sie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0502.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d502 }}} sollten da sehen, dass diejenigen, die im Irrtum verharren, auch f\u252 ?r die Missetat ihre Strafe empfangen w\u252 ?rden. Verachten wir also den Tod, wenn er auch vor der Zeit von uns gefordert werden sollte; wir werden ja in ein viel besseres Leben hin\u252 ?bergehen. Allein, sagst du, der Leib verf\u228 ?llt der Aufl\u246 ?sung. Aber gerade dar\u252 ?ber m\u252 ?ssten wir uns am meisten freuen, dass der Tod vernichtet wird und die Sterblichkeit aufh\u246 ?rt, nicht aber das Wesen des Leibes. Wenn du eine Statue gie\u223 ?en siehst, so wirst du das auch nicht f\u252 ?r einen Verlust des Materials betrachten, sondern f\u252 ?r eine bessere Verwendung desselben. Dasselbe denke nun auch vom Leibe und sei darum nicht traurig. Nur dann d\u252 ?rftest du trauern, wenn er in der Strafe{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Todes\par} } verbleiben m\u252 ?sste. Indes, wendest du ein, die Leiber h\u228 ?tten in diesen Zustand \u252 ?bergehen sollen, ohne vorher aufgel\u246 ?st zu werden, h\u228 ?tten ganz so bleiben sollen wie zuvor. Was h\u228 ?tte aber das den Lebenden oder den Toten gen\u252 ?tzt? Wie lange wollt ihr denn mit eurem Herzen an euren Leibern h\u228 ?ngen? Wie lange wollt ihr an der Erde kleben und den Schatten nachjagen? Welchen Nutzen h\u228 ?tten wir davon? Oder vielmehr, welcher Schaden w\u252 ?rde nicht da entspringen? Wenn die Leiber nicht der Aufl\u246 ?sung anheimfielen, so w\u252 ?rde in erster Linie das gr\u246 ?\u223 ?te aller \u220 ?bel, die stolze Vermessenheit, von vielen Menschen nicht weichen. Denn wenn schon jetzt, wo dies der Fall ist und die Leiber den W\u252 ?rmern zum Opfer fallen, wenn jetzt schon viele wie G\u246 ?tter sein wollen, was w\u228 ?re nicht erst der Fall, wenn der Leib immerdar fortdauerte? Ferner w\u252 ?rde man nicht glauben wollen, dass er von der Erde genommen sei; denn obgleich seine Aufl\u246 ?sung daf\u252 ?r Zeugnis ablegt, so zweifeln doch noch viele daran. Was w\u252 ?rden sie da nicht alles glauben, wenn sie dies nicht s\u228 ?hen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Drittens w\u252 ?rde blo\u223 ? die sinnliche Liebe \u252 ?beraus erstarken und die meisten w\u252 ?rden noch fleischlicher und irdischer gesinnt. Denn wenn manche schon jetzt sich von den Gr\u228 ?bern und den Urnen nicht trennen k\u246 ?nnen, obgleich sie die Leiber{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Toten\par} } nicht mehr sehen k\u246 ?nnen, was w\u252 ?rden sie nicht erst tun, wenn die Gestalt und der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0503.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d503 }}} Anblick des Leibes ihnen immer noch erhalten bliebe? Viertens w\u252 ?rden sie auch kein gro\u223 ?es Verlangen nach dem zuk\u252 ?nftigen Leben haben. F\u252 ?nftens w\u252 ?rden diejenigen, die die Welt f\u252 ?r ewig halten, noch mehr in dieser Meinung best\u228 ?rkt werden und w\u252 ?rden nicht mehr glauben, dass Gott die Welt erschaffen hat. Sechstens w\u252 ?rden sie gewiss auch den Wert der Seele nicht erkennen und wieviel die Seele f\u252 ?r den Leib bedeutet, solange sie ihn belebt. Siebtens w\u252 ?rden viele von denen, die ihre Angeh\u246 ?rigen verlieren, die St\u228 ?dte verlassen und die Grabdenkm\u228 ?ler bewohnen und, als w\u228 ?ren sie von Sinnen, fortw\u228 ?hrend mit den Toten sich unterhalten wollen. Denn wenn jetzt schon die Menschen sich Abbilder ihrer Toten herstellen, weil sie deren Leiber nicht l\u228 ?nger erhalten k\u246 ?nnen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 dies ist ja unm\u246 ?glich, denn die Leiber vergehen und entschwinden ihnen auch wider Willen\par} } , und wenn sie sich an diese gemalten Bilder gleichsam anklammern, was h\u228 ?tten sie dann im anderen Fall nicht alles f\u252 ?r Unsinniges erdacht? Ich glaube, die meisten h\u228 ?tten diesen Leibern sogar Tempel erbaut, und h\u228 ?tten, wenn sie sich etwas auf Zauberei verstanden, gar noch die D\u228 ?monen veranlasst, durch dieselben zu reden, versuchen ja doch auch jetzt schon die Nekromanten noch viel unsinnigere Dinge als dies. Wieviel G\u246 ?tzendienerei w\u252 ?rde aber nicht daraus entstanden sein? Ja, manche versuchen derlei sogar, obwohl die Leiber in Staub und Asche verfallen sind. All diese Verirrungen wollte also Gott unm\u246 ?glich machen und wollte uns lehren, von all den irdischen Dingen abzustehen. Deshalb vernichtet er die Leiber der Toten vor unseren Augen. Der fleischlich Gesinnte, der f\u252 ?r ein sch\u246 ?nes M\u228 ?dchen von Leidenschaft entbrannt ist, wenn er das Ekelerregende der Materie nicht durch die Vernunft erfahren will, so muss er es durch den Anblick selbst erfahren. Viele Altersgenossinnen seiner Geliebten, die oft noch sch\u246 ?ner waren als sie, sind gestorben und verbreiteten nach einem oder zwei Tagen \u252 ?blen Geruch von Leichen, zersetztem Blut, F\u228 ?ulnis und W\u252 ?rmer. Bedenke also, welcher Art die Sch\u246 ?nheit ist, die du liebst und in welche Gestalt du verliebt bist. W\u252 ?rden dagegen die Leiber nicht aufgel\u246 ?st werden, so {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0504.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d504 }}} w\u252 ?rde man das nicht recht erkennen; im Gegenteil, wie die D\u228 ?monen bei den Gr\u228 ?bern ihren Spuk treiben, so w\u252 ?rden viele vor lauter Liebe immerfort bei den Gr\u228 ?bern sitzen wollen, die D\u228 ?monen in ihre Herzen aufnehmen und ob dieser unheilvollen Leidenschaft vielleicht gar noch den Tod finden. So aber ist, von allem anderen abgesehen, auch das eine Beruhigung f\u252 ?r die Seele, dass man das Bild des Verstorbenen nicht l\u228 ?nger mehr sieht und dass so der Schmerz in Vergessenheit ger\u228 ?t.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 W\u228 ?re dies nicht so, dann g\u228 ?be auch kein Grab; vielmehr w\u252 ?rde man in den St\u228 ?dten anstatt der Bilds\u228 ?ulen Leichen sehen, da jeder den sehen wollte, der ihm nahestand. Da entst\u252 ?nde aber eine gro\u223 ?e Verwirrung und von den meisten w\u252 ?rde nie einer auf seine Seele achten, noch w\u252 ?rde er sich veranlasst f\u252 ?hlen, \u252 ?ber die Unsterblichkeit nachzudenken. Noch viele andere und schlimmere Folgen w\u252 ?rden sich da ergeben, die man nicht einmal gut nennen kann. Darum beginnt der Leib alsbald zu verfaulen, damit du die unverh\u252 ?llte Sch\u246 ?nheit der Seele schauen k\u246 ?nnest. Denn wenn sie dem Leibe soviel Sch\u246 ?nheit und Leben vermittelt, so muss sie selbst um so h\u246 ?her stehen; und wenn sie etwas so H\u228 ?sslichem und Abscheuerregendem die Gestalt gibt, dann um so mehr noch sich selbst. Es ist ja nicht der Leib, der die Sch\u246 ?nheit ausmacht, sondern die Gestalt und jenes bl\u252 ?hende Aussehen, das durch die Seele in der Natur zum Ausdruck kommt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und was rede ich da nur vom Tode? Ich will dir am Leben selbst zeigen, wie alle Sch\u246 ?nheit von der Seele herkommt. Wenn die Seele sich freut, so malt sie die Wangen rosig; leidet sie dagegen, so nimmt sie die Sch\u246 ?nheit hinweg und gibt allem einen d\u252 ?steren Ausdruck. Dauert der Zustand der Freude lang, so verschafft das dem Leben Gesundheit und Wohlbefinden; hat sie aber zu leiden, so macht sie den Leib d\u252 ?nner und schw\u228 ?cher als ein Spinngewebe. Ist sie vom Zorn erregt, so macht sie ihn ebenfalls unsch\u246 ?n und h\u228 ?sslich; zeigt sie aber im Auge Ruhe und Frieden, so pr\u228 ?gt sie auch dem Leibe gro\u223 ?e Sch\u246 ?nheit auf. Ist sie vom Leid gequ\u228 ?lt, so ist das Antlitz blass und magert ab; besitzt {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0505.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d505 }}} sie dagegen Liebe, so verleiht sie ihm sogar gro\u223 ?e Anmut. So haben schon manche, die von Natur kein angenehmes \u196 ?u\u223 ?ere besessen, durch die Seele eine gro\u223 ?e geistige Anmut empfangen, w\u228 ?hrend andere, die gl\u228 ?nzende Sch\u246 ?nheit besa\u223 ?en, ihren Reiz verdunkelten, weil sie eine unsch\u246 ?ne Seele hatten. Denke nur daran, wie ein reines, unschuldiges Gesicht sich f\u228 ?rbt und welchen Liebreiz es durch die abwechselnde Farbe erh\u228 ?lt, wenn es voll Scham err\u246 ?tet; wenn es dagegen kein Schamgef\u252 ?hl besitzt, so verleiht dies dem Anblick einen Ausdruck, der widerw\u228 ?rtiger ist als der eines wilden Tieres. Es gibt eben nichts Sch\u246 ?neres, nichts Lieblicheres als eine sch\u246 ?ne Seele. Die sinnliche Liebe ist nicht ohne Schmerz; die seelische ist reine ungemischte Freude. Warum l\u228 ?sst du also den K\u246 ?nig stehen und bewunderst seinen Herold, warum wendest du dich von dem Philosophen ab und h\u246 ?rst dem Erkl\u228 ?rer zu? Siehst du ein reines Auge, schlie\u223 ?e da auf das Innere; und wenn dieses nicht sch\u246 ?n ist, so wende dich auch von dem anderen ab. Wenn du eine h\u228 ?ssliche Frau siehst, die ihr Gesicht mit einer sch\u246 ?nen Maske bedeckt hat, so empfindest du deswegen doch keine Neigung zu ihr, wie du auch andererseits ein reizendes und sch\u246 ?nes Gesicht nicht mit einer Maske sich verh\u252 ?llen lassen wolltest, sondern diese entfernen und es in seiner unverh\u252 ?llten Sch\u246 ?nheit schauen m\u246 ?chtest. So mache es auch mit der Seele; lerne sie zuerst kennen. Denn sie ist vom Leibe wie mit einer Maske umh\u252 ?llt. Deshalb bleibt sie auch so wie sie ist. Wenn also auch das Antlitz einer solchen unsch\u246 ?n w\u228 ?re, sie k\u246 ?nnte doch noch sch\u246 ?n werden. Und wenn sie ein unsch\u246 ?nes, finsteres und absto\u223 ?endes Auge h\u228 ?tte, so kann es trotzdem sch\u246 ?n, milde, friedlich, an genehm und lieblich werden. Das ist also die Sch\u246 ?nheit, nach der wir streben sollen. Dieses Antlitz sollen wir sch\u246 ?n machen, auf dass auch Gott nach unserer Sch\u246 ?nheit Verlangen trage und uns der ewigen G\u252 ?ter teilhaftig mache durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der Ehre und Macht besitzt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 F\u252 ?nfunddrei\u223 ?igste Homilie. Kap. X, V.34-42.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0506.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d506 }}} V.34: \u8220"Glaube nicht, dass ich gekommen bin, den Frieden auf Erden zu bringen; ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Von neuem kommt der Herr auf ernste Dinge zu sprechen und zwar tut er es mit gro\u223 ?em Nachdrucke und zum voraus antwortet er auf die Einw\u228 ?nde, die man ihm machen w\u252 ?rde. Damit n\u228 ?mlich seine Zuh\u246 ?rer nicht etwa sagten: Du bist also deshalb gekommen, um auch uns ums Leben zu bringen samt denen, die auf uns h\u246 ?ren und um die Welt mit Krieg zu erf\u252 ?llen, so kommt er ihnen zuvor und sagt: \u8220"Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen auf Erden.\u8221" Warum hat er aber dann den Aposteln befohlen, so oft sie ein Haus betreten, vorher den Friedensgru\u223 ? zu entbieten? Und warum haben auch die Engel gesungen: \u8220"Ehre sei Gott in der H\u246 ?he und auf Erden sei Frieden\u8221"? Und warum haben auch die Propheten alle dasselbe verk\u252 ?ndet? Weil der Friede haupts\u228 ?chlich darin besteht, dass alles Krankhafte ausgeschieden, dass alles Widerstrebende beseitigt werde. Auf diese Weise ist es m\u246 ?glich, den Himmel mit der Erde zu vereinen. Auch der Arzt rettet ja sogar den Leib, indem er ein unheilbares Glied abschneidet, und der Feldherr{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 sein Heer\par} } , indem er die Verschw\u246 ?rer ausscheidet. So ging es auch bei dem bekannten biblischen Turmbau{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 von Babel\par} }{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 11,19\par} } ; dem unheilvollen Frieden hat eine heilsame Spaltung ein Ende bereitet und so den{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wahren\par} } Frieden bewirkt. Auch Paulus hat auf diese Weise jene auseinandergebracht, die wider ihn sich verschworen hatten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 23,6-10\par} } . Bei Nabuth hatte sogar dieses gegenseitige Einvernehmen (zwischen Achab und Jezabel) {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0507.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d507 }}} schlimmere Folgen als irgendein Krieg{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 K\u246 ?n 21,1-14\par} } . Eintracht ist also nicht immer etwas Gutes. Auch R\u228 ?uber sind ja unter sich eins. Nicht deshalb gibt es also Krieg, weil der Herr ihn bewirkt, sondern weil die Menschen ihn wollen. Er selbst h\u228 ?tte gew\u252 ?nscht, dass alle in frommer Gesinnung geeint w\u228 ?ren; da aber die Menschen sich widersetzten, so entstand Krieg. Doch sprach der Herr dies nicht aus. Wie sagte er vielmehr? \u8220"Ich bin nicht gekommen, den Frieden zu bringen\u8221"; damit wollte er sie tr\u246 ?sten. Glaubt nicht, will er sagen, ihr tragt die Schuld daran; ich bin es, der dies alles so f\u252 ?gt, weil sie so gesinnt sind. Lasst euch also nicht in Verwirrung bringen, als ob die Dinge einen ganz unvorhergesehenen Gang n\u228 ?hmen. Deshalb bin ich gekommen, um Krieg zu bringen. Das ist mein Wille. Wundert euch darum nicht, wenn es auf Erden Krieg und Feindseligkeiten gibt. Dann erst, wenn das Schlechte ausgemerzt ist, dann erst wird der Himmel sich mit den Guten ber\u252 ?hren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das alles sagt aber der Herr, um seine J\u252 ?nger auf die feindselige Gesinnung der gro\u223 ?en Welt vorzubereiten. Er sagt auch nicht: den Krieg, sondern was viel schlimmer ist; \u8220"das Schwert\u8221". Wenn dieses Wort aber gar zu hart klingt und unangenehm zu h\u246 ?ren ist, so wundere dich dar\u252 ?ber nicht. Christus wollte durch besonders starke Ausdr\u252 ?cke gleichsam ihr Ohr \u252 ?ben, damit sie nicht nachher in der schweren Wirklichkeit sich schwach zeigten; deshalb hat er diese Bezeichnung gew\u228 ?hlt. Es sollte niemand sagen k\u246 ?nnen, er hat sie durch Schmeicheleien \u252 ?berredet und hat ihnen das Schwere und Harte verheimlicht; deshalb hat er auch f\u252 ?r das, was auf andere Weise h\u228 ?tte gesagt werden m\u252 ?ssen, die schlimmeren und h\u228 ?rteren Ausdr\u252 ?cke gew\u228 ?hlt. Es war ja besser, wenn die Wirklichkeit sich etwas gelinder ausnahm, als seine Worte. Deshalb hat er sich auch mit diesen allein nicht begn\u252 ?gt, sondern f\u252 ?hrt den Vergleich mit dem Krieg noch weiter aus und zeigt, dass dieser sogar noch viel h\u228 ?rter sei als ein Bruderkrieg. Er sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0508.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d508 }}} V.35: \u8220"Ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien, die Tochter mit ihrer Mutter und die Braut mit der Schwiegermutter.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Denn nicht blo\u223 ? Feinde, so will er sagen, nicht blo\u223 ? Mitb\u252 ?rger, nein, selbst Familienangeh\u246 ?rige werden sich widereinander erheben und die Natur wird mit sich selbst in Zwiespalt liegen. \u8220"Denn ich bin gekommen, um den Sohn mit seinem Vater zu entzweien und die Tochter mit ihrer Mutter und die Braut mit ihrer Schwiegermutter.\u8221" Der Krieg wird eben nicht blo\u223 ? unter Hausgenossen w\u252 ?ten, sondern auch unter den Verwandten und n\u228 ?chsten Angeh\u246 ?rigen. Damit beweist aber der Herr am meisten seine Macht, dass die J\u252 ?nger trotz dieser Worte sich bereit zeigten und auch andere zu deren Annahme bewogen. Allerdings war nicht der Herr an diesen Leiden schuld, sondern der Menschen eigene Schlechtigkeit. Gleichwohl sagt er, dass er es sei, der dies alles bewirke. Das ist n\u228 ?mlich der Sprachgebrauch der Hl. Schrift. So hei\u223 ?t es auch an einer anderen Stelle: \u8220"Gott gab ihnen Augen, damit sie nicht sehen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 6,9\par} } . Im gleichen Sinn dr\u252 ?ckt sich der Herr auch hier aus. Er will, wie ich schon gesagt habe, dass seine J\u252 ?nger diese Worte beherzigen, und nicht in Verwirrung k\u228 ?men, wenn sie getadelt und geschm\u228 ?ht w\u252 ?rden. Wenn aber manche glauben, diese Worte seien zu hart, so m\u246 ?gen sie sich an die Geschichte des Alten Testamentes erinnern. Auch in fr\u252 ?heren Zeiten kamen ja Dinge vor, die in hervorragendem Ma\u223 ?e die Verwandtschaft zwischen dem Alten und Neuen Testament bekunden, und die beweisen, dass derjenige, der dieses sagte, derselbe ist wie der, der jenes anbefahl. Denn auch zur Zeit der Juden lie\u223 ? der Herr einmal erst dann von seinem Zorne ab, als ein jeder seinen N\u228 ?chsten umgebracht hatte, ebenso, da sie das goldene Kalb gegessen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 32,26-30\par} } und dem Beelphegor sich geweiht{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Num 25\par} } . Wo bleiben also diejenigen, die da sagen, der Gott des Alten Bundes sei b\u246 ?se, der des Neuen dagegen gut? {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0509.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d509 }}} Sieh nur, er hat zwar die Welt mit dem Blute von Stammesgenossen erf\u252 ?llt; aber gleichwohl behaupte ich, auch das war ein Werk seiner gro\u223 ?en Liebe zu den Menschen. Deshalb will der Herr also zeigen, dass er derselbe sei wie der, der jenes gut gehei\u223 ?en; darum erinnert er an die Prophetie, die, wenn auch nicht gerade mit Bezug auf unseren Fall, aber doch tats\u228 ?chlich dasselbe besagt. Und wie lautet diese Prophetie?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.36: \u8220"Die Feinde des Menschen sind seine Hausgenossen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mich 7,6\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch bei den Juden kam ja Derartiges vor. Es gab bei ihnen Propheten und Pseudopropheten; das Volk entzweite sich; Familien wurden auseinandergerissen, und die einen hingen diesen an, die anderen jenen. Deshalb gibt der Prophet die Ermahnung und sagt: Vertrauet nicht auf Freunde und hoffet nicht auf eure Anf\u252 ?hrer; im Gegenteil, h\u252 ?te dich sogar vor deiner eigenen Frau und vertraue dich ihr nicht an, denn die Feinde des Menschen sind die Leute, die mit ihm im selben Hause wohnen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mich 7,56\par} } . Das sagte der Herr, um jene, die bereit w\u228 ?ren, seine Worte anzunehmen, von allem Irdischen loszusch\u228 ?len. Denn nicht der Tod ist schlimm, sondern ein schlimmer Tod. Deshalb hat er auch gesagt: \u8220"Ich bin gekommen. Feuer auf Erden zu senden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 12,49\par} } .Mit diesen Worten wollte er offenbar zeigen, wie heftig und hei\u223 ? die Liebe sein muss, die er von uns verlangt. Weil n\u228 ?mlich er selbst uns \u252 ?beraus liebte, so will er auch in gleicher Weise von uns geliebt sein. Mit diesen Worten hat er aber auch seine J\u252 ?nger ermutigt und emporgehoben. Denn, will er sagen, wenn jene{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 eure Sch\u252 ?ler\par} } bereit sind, ihre Kinder und Eltern zu verlassen, so bedenke, wie ihr, deren Lehrer, gesinnt sein m\u252 ?sst! Kreuz und Leiden wird ja nicht blo\u223 ? euch heimsuchen, sondern auch die anderen. Und da ich gekommen bin, gro\u223 ?e Gnadensch\u228 ?tze zu bringen, so verlange ich auch daf\u252 ?r gro\u223 ?en Gehorsam und bereitwillige Gesinnung.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0510.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d510 }}} V.37: \u8220"Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer den Sohn oder die Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.38: Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du da, wie der Meister denkt? Siehst du, wie er sich als den ebenb\u252 ?rtigen Sohn seines Vaters hinstellt und uns hei\u223 ?t, alles Irdische zu verlassen und seine Liebe allem vorzuziehen? Und was nenne ich blo\u223 ? Freunde und Verwandte? Wenn du selbst deine eigene Seele der Liebe zu mir vorz\u246 ?gest, so w\u228 ?rest du weit entfernt, mein Sch\u252 ?ler zu sein. Steht nun aber das nicht im Widerspruch mit dem Alten Testament? Durchaus nicht; es stimmt im Gegenteil vorz\u252 ?glich mit ihm \u252 ?berein. Auch dort befahl ja Gott, die G\u246 ?tzendiener nicht nur zu hassen, sondern sogar zu steinigen. Ja, im Deuteronomium findet dies sogar seine Bewunderung; denn dort hei\u223 ?t es: \u8220"Wer zu Vater und Mutter spricht: Ich kenne dich nicht, und wer seine Br\u252 ?der nicht kennt und sie sogar verleugnet, der hat deine Worte bewahrt\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dtn 33,9\par} } . Wenn aber Paulus viele Vorschriften betreffs der Eltern gibt und sagt, man m\u252 ?sse ihnen in allem gehorchen, so wundere dich dar\u252 ?ber nicht. Denn nur in den Dingen befiehlt er ihnen zu gehorchen, die der Gottesfurcht nicht zuwider sind. Sonst ist es eine heilige Pflicht, ihnen jegliche Ehre zu erweisen. Wenn sie aber mehr verlangen, als erlaubt ist, so darf man ihnen nicht gehorchen. Deshalb hei\u223 ?t es bei Lukas: \u8220"Wenn jemand zu mir kommt und nicht hasst seinen Vater, seine Mutter, sein Weib, seine Kinder und seinen Bruder, ja selbst seine eigene Seele, so kann er nicht mein Sch\u252 ?ler sein\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 14,26\par} } . Damit befahl der Herr nicht, so ohne weiteres zu hassen; denn das w\u228 ?re durchaus gegen das Gesetz, sondern nur: wenn eines von jenen mehr geliebt sein will als ich, so hasse ihn insoweit. Sonst st\u252 ?rzt der Geliebte und der Liebende ins Verderben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dies alles sagt aber Christus, um sowohl die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0511.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d511 }}} Kinder mannhaft zu machen, als die V\u228 ?ter milder zu stimmen, die jenen etwa zum Hindernis werden sollten. Wenn sie n\u228 ?mlich h\u246 ?rten, er besitze so gro\u223 ?e Macht und Autorit\u228 ?t, dass er selbst ihre Kinder von ihnen trennen k\u246 ?nne, falls sie etwa Unm\u246 ?gliches von ihnen verlangten, so durfte er wohl erwarten, dass sie davon abstehen w\u252 ?rden. Deshalb \u252 ?bergeht er auch zun\u228 ?chst sie und wendet sich an jene, gibt aber den ersteren damit die Lehre, nichts Unerlaubtes von ihren Kindern zu verlangen, weil es ein aussichtsloses Unterfangen w\u228 ?re. Damit sie aber dar\u252 ?ber nicht unwillig w\u252 ?rden und erz\u252 ?rnten, so beachte, wie er mit seiner Rede weiterf\u228 ?hrt. Zu den Worten: \u8222 ?Wer nicht hasst Vater und Mutter\u8220", f\u252 ?gt er noch hinzu: \u8222 ?und seine eigene Seele\u8220". Was redest du mir, will er sagen, von den Eltern, den Br\u252 ?dern, den Schwestern und der Frau? Nichts steht irgend jemand n\u228 ?her als die eigene Seele. Was redest du mir, will er sagen, von den Eltern, den Br\u252 ?dern, den Schwestern und der Frau? Nichts steht irgend jemand n\u228 ?her als die eigene Seele. Wenn du aber nicht auch sie hassest, so wirst du trotzdem in allem das Gegenteil erfahren von dem, was du f\u252 ?r sie w\u252 ?nschtest. Doch befahl der Herr auch sie nicht blo\u223 ? so einfachhin zu hassen, sondern so, dass man sogar bereit ist, sie dem Krieg und dem Kampf zu \u252 ?berantworten, dem Tode und blutigem Morde. \u8220"Denn wer nicht sein Kreuz tr\u228 ?gt und mir nachfolgt, kann nicht mein J\u252 ?nger sein.\u8221" Auch sagt er nicht einfach, man m\u252 ?sste auf den Tod gefasst sein, sondern sogar auf einen gewaltsamen Tod, und nicht blo\u223 ? auf einen gewaltsamen, sondern selbst auf einen schimpflichen Tod. Der Herr sagt da noch kein Wort von seinem eigenen Leiden, damit die J\u252 ?nger zun\u228 ?chst \u252 ?ber diesen Punkt unterrichtet w\u228 ?ren und dann um so leichter das aufn\u228 ?hmen, was er \u252 ?ber das andere zu sagen h\u228 ?tte. Mu\u223 ? man sich also da nicht billig wundern, dass den J\u252 ?ngern beim Anh\u246 ?ren dieser Reden nicht gleichsam die Seele aus dem Leibe entfloh, da sie doch alles dessen, was betr\u252 ?bend und unheilvoll war, schon ganz sicher waren, das Gute und Angenehme aber nur erst erhoffen konnten? Woher kam es also, dass sie nicht ganz den Mut verloren? Von der gro\u223 ?en Macht dessen, der redete, und der gro\u223 ?en Liebe derer, die ihm zuh\u246 ?rten. Obwohl sie also viel schwerere und entsetzlichere Dinge zu h\u246 ?ren bekamen als jene gro\u223 ?en {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0512.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d512 }}} M\u228 ?nner, wie Moses und Jeremias, so blieben sie doch gehorsam und widersprachen nicht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.39: \u8220"Wer seine Seele findet, wird sie verlieren, und wer seine Seele um meinetwillen verliert, wird sie finden.\u8222 ?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, welches Verderben denen droht, die nicht in rechtm\u228 ?\u223 ?iger Weise{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ihre Seele\par} } lieben? Welcher Lohn diejenigen erwarten, die da{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ihre Seele\par} } hassen? Es war ja schwer, was er verlangte; er befahl ihnen, gegen die Eltern, die Kinder, die Natur, die Verwandten, die ganze Welt, ja gegen die eigene Seele sich zum Kampf zu r\u252 ?sten. Deshalb stellt er ihnen aber auch den \u252 ?beraus gro\u223 ?en Lohn vor Augen. Denn, sagt er, das alles wird euch nicht nur keinen Schaden bringen, sondern im Gegenteil \u252 ?beraus n\u252 ?tzlich sein; nur das Gegenteil w\u252 ?rde euch schaden. So macht es der Herr \u252 ?berall; er kn\u252 ?pft seine Reden an das an, wonach die Menschen ein besonderes Verlangen haben. Oder weshalb sollst du denn deine Seele nicht hassen? Weil du sie liebst? Gerade deshalb verachte sie, dann wirst du ihr am meisten n\u252 ?tzen und wirst zeigen, dass du die wahre Liebe besitzest. Beachte auch die unaussprechliche Einsicht. Nicht blo\u223 ? die Eltern hat er bei seiner Rede im Auge, nicht blo\u223 ? die Kinder, sondern sogar das, was einem jeden n\u228 ?her steht als alles andere, die Seele, er will eben, dass die J\u252 ?nger von seinen Worten vollkommen \u252 ?berzeugt w\u228 ?ren, und das Bewusstsein h\u228 ?tten, dass sie auf diese Weise auch jenen am meisten n\u252 ?tzten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die sie hassen\par} } , da ja dies auch bei der Seele der Fall ist, die uns doch von allen Dingen am n\u228 ?chsten steht. Das alles trug also dazu bei, die Menschen zur Aufnahme derer geneigt zu machen, die f\u252 ?r sie in geistiger Weise Sorge tragen sollten. Denn wer wollte nicht mit der gr\u246 ?\u223 ?ten Bereitwilligkeit Leute aufnehmen, die so edel und gut waren, dass sie gleich L\u246 ?wen den ganzen Erdkreis durcheilten und, ihr eigenes Wohl vollst\u228 ?ndig vergessend, nur an die Rettung anderer dachten? Gleichwohl verhei\u223 ?t der Herr denen, die solche Gastfreundschaft \u252 ?ben, auch noch einen anderen Lohn, indem er zeigt, dass er in diesem Punkte mehr f\u252 ?r die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0513.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d513 }}} Aufnehmenden als f\u252 ?r die Aufgenommenen bedacht ist. So verhei\u223 ?t er den ersten Lohn mit den Worten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.40: \u8220"Wer euch aufnimmt, nimmt mich auf; und wer mich aufnimmt, nimmt den auf, der mich gesandt hat.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was g\u228 ?be es da wohl Ehrenvolleres, als den Vater und den Sohn aufnehmen zu d\u252 ?rfen? Der Herr k\u252 ?ndigt ihnen aber dazu noch einen anderen Lohn an:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.41: \u8220"Denn\u8221", sagt er, \u8220"wer einen Propheten als einen Propheten aufnimmt, der wird den Lohn f\u252 ?r den Propheten erhalten; und wer einen Gerechten als Gerechten aufnimmt, wird den Lohn des Gerechten empfangen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 An einer fr\u252 ?heren Stelle hat er diejenigen mit der Strafe bedroht, die die Aufnahme verweigern w\u252 ?rden; hier gibt er auch das Ma\u223 ? der Belohnung an. Und damit du sehest, dass die Gastgeber ihm mehr am Herzen liegen, sagt er nicht einfachhin: \u8222 ?Wer einen Propheten aufnimmt\u8220", oder: \u8222 ?Wer einen Gerechten aufnimmt\u8220", sondern f\u252 ?gt hinzu: \u8222 ?Im Namen eines Propheten\u8220" und \u8222 ?Im Namen eines Gerechten.\u8220" Das hei\u223 ?t, wenn er ihn nicht aus weltlichen Beweggr\u252 ?nden, noch aus sonst einer wichtigen Ursache aufnimmt, sondern weil er ein Prophet ist oder ein Gerechter, so wird er den Lohn eines Propheten oder Gerechten erlangen, sei es den Lohn, der demjenigen geb\u252 ?hrt, der einen Propheten oder einen Gerechten aufnimmt, sei es der Lohn, der jenen selbst vorbehalten ist. Dasselbe sagt auch der hl. Paulus: \u8222 ?Euer \u220 ?berfluss komme der D\u252 ?rftigkeit jener zugute, damit auch deren \u220 ?berfluss eurer D\u252 ?rftigkeit zu Hilfe komme\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 8,14\par} } . Damit sodann niemand die Armut als Vorwand gebrauche, sagt er:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.42: \u8222 ?Oder wer immer einen dieser Geringen einen Becher kalten Wassers reicht, weil er mein J\u252 ?nger ist, wahrlich, ich sage euch, er wird seinen Lohn nicht verlieren.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ja, wenn du auch nur einen Becher kalten Wassers reichst, der dich gar nichts kostet, so ist dir auch daf\u252 ?r dein Lohn gesichert. Denn f\u252 ?r euch, die ihr meine J\u252 ?nger aufnehmet, tue ich alles.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0514.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d514 }}} Siehst du, welche Mittel der Herr anwendet, um die Menschen bereitwillig zu machen, und wie er den Aposteln die H\u228 ?user der ganzen Welt \u246 ?ffnet? Er zeigt ja durch alle seine Reden, dass sie ihre Schuldner seien. Zuerst mit den Worten: \u8222 ?Der Arbeiter ist seines Lohnes wert\u8220"; sodann dadurch, dass er sie ganz arm aussendet; drittens, indem er sie in Krieg und Kampf schickt f\u252 ?r diejenigen, die sie aufnahmen; viertens dadurch, dass er ihnen sogar die Gabe der Wunderwirkung verlieh; f\u252 ?nftens, indem er durch den Mund seiner J\u252 ?nger die Quelle alles Guten, den Frieden, in die Wohnung derer bringt, die sie aufnehmen; sechstens, indem er jenen, die ihnen die Aufnahme verweigerten, schwerere Strafen androht als \u252 ?ber Sodoma kamen; siebtens, indem er darauf hinweist, dass diejenigen, die ihnen Aufnahme gew\u228 ?hren, zugleich ihn und den Vater aufnehmen; achtens, indem er den Lohn eines Propheten und eines Gerechten verhei\u223 ?t; neuntens, indem er selbst f\u252 ?r einen Becher kalten Wassers gro\u223 ?en Lohn verspricht. Von all diesen Punkten w\u228 ?re schon jeder f\u252 ?r sich allein hinreichend gewesen, sie anzuziehen. Oder sag mir doch, wer k\u246 ?nnte mit ansehen, wie ein Feldherr, mit tausend Wunden bedeckt und mit Blut \u252 ?berstr\u246 ?mt, nach vielen Siegen aus dem Krieg und dem Schlachtget\u252 ?mmel heimkehrt, ohne dass er ihm alle T\u252 ?ren des ganzen Hauses \u246 ?ffnete und ihn bei sich aufn\u228 ?hme? Und wer ist denn ein solcher Feldherr, fragst du? Gerade deswegen hat der Herr hinzugef\u252 ?gt: \u8222 ?Im Namen eines J\u252 ?ngers, eines Propheten, eines Gerechten\u8220", damit du wissest, dass er den Lohn nicht nur nach der W\u252 ?rde des Ank\u246 ?mmlings, sondern auch nach der guten Meinung des Gastgebers bemisst. Hier redet er allerdings von Propheten, Gerechten und J\u252 ?ngern; anderswo dagegen befiehlt er auch, die ganz Armen und Verlassenen aufzunehmen, und bedroht diejenigen mit Strafe, die dies nicht tun. \u8222 ?Denn was ihr einem von diesen Geringsten nicht getan, das habt ihr auch mir nicht getan\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 25,45\par} } . Und dasselbe sagt er auch in umgekehrter Form. Denn wenn auch ein solcher nicht gerade als Apostel oder J\u252 ?nger {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0515.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d515 }}} kommt, so ist er doch wenigstens ein Mensch, bewohnt dieselbe Erde, schaut dieselbe Sonne, hat die gleiche Seele, denselben Herrn, nimmt an denselben Geheimnissen teil wie du, ist zum gleichen Himmel berufen wie du, und besitzt einen gro\u223 ?en Rechtstitel, die Armut und das Bed\u252 ?rfnis nach der notwendigen Nahrung. Jetzt aber entl\u228 ?ssest du diejenigen, die dich zur Winterszeit mit Fl\u246 ?ten und Pfeifen im Schlafe st\u246 ?ren und dich ganz nutzlos bel\u228 ?stigen mit vielen Geschenken; ebenso erhalten jene, die Schwalben feilbieten, die Possenrei\u223 ?er und Allerweltsl\u228 ?sterer, ihren Lohn f\u252 ?r ihre Gauklerkunstst\u252 ?cke. Kommt aber ein Armer daher und bittet um Brot, so antwortest du mit tausend b\u246 ?sen Reden und Beleidigungen, nennst ihn einen Faullenzer, schm\u228 ?hst ihn, beschimpfst ihn und verspottest ihn. Und dabei denkst du nicht, dass du selber ebenfalls m\u252 ?\u223 ?ig bist, und dass dir Gott dennoch das gibt, was an ihm liegt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da sag mir nicht, dass auch du etwas arbeitest; zeige mir vielmehr, ob du etwas von dem tust und betreibst, was notwendig ist. Wenn du mich da auf dein Gewerbe verweisest und deine Handelsgesch\u228 ?fte, sowie auf deine Sorge f\u252 ?r die Vermehrung von Hab und Gut, so k\u246 ?nnte wohl auch ich dir antworten, dass das eigentlich gar keine Arbeit ist. Wahre Arbeit ist vielmehr das Almosengeben, das Gebet, die Hilfeleistung f\u252 ?r Ungl\u252 ?ckliche und \u228 ?hnliche gute Werke, in denen wir ganz und gar unt\u228 ?tig sind. Und doch hat Gott deswegen nie zu uns gesprochen: Weil du m\u252 ?\u223 ?ig bist, will ich die Sonne nicht mehr aufgehen lassen; weil du nichts von dem tust, was notwendig ist, will ich den Mond ausl\u246 ?schen, die Erde unfruchtbar machen, die Seen, die Quellen und Fl\u252 ?sse verstopfen, die Luft vernichten und den j\u228 ?hrlichen Regen zur\u252 ?ckhalten; nein, vielmehr gibt er dir all das in reichlichem Ma\u223 ?e. Ja, er l\u228 ?sst diese Gaben selbst einige genie\u223 ?en, die nicht nur nichts tun, sondern sogar B\u246 ?ses tun. Wenn du also einen Armen siehst, so sag nicht: Ich bin w\u252 ?tend dar\u252 ?ber, dass dieser Mensch, der jung und kr\u228 ?ftig ist und nichts besitzt, ern\u228 ?hrt werden soll ohne etwas zu arbeiten; vielleicht ist es ein Sklave, der irgendwo davongelaufen ist und seinen Herrn verlassen hat. Das alles sage, wie schon {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0516.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d516 }}} bemerkt, zu dir selbst, oder vielmehr lasse es den anderen mit Freimut zu dir sagen, und er wird dies mit mehr Recht tun: Ich bin ergrimmt dar\u252 ?ber, dass du m\u252 ?\u223 ?ig gehst, obwohl du gesund bist, und dass du nichts von dem tust, was Gott befiehlt, dass du vielmehr den Geboten des Herrn entfliehst, dich gleichsam in einem fremden Lande herumtreibst, mit Schlechtigkeit dich abgibst, der Trunkenheit huldigst, Diebstahl und Raub begehst und fremde Familien zugrunde richtest. Du wirfst anderen Faulheit vor; ich aber muss dir deine S\u252 ?nden vorhalten, da du anderen nachstellst, fluchst, l\u252 ?gst raubst und tausend Missetaten begehst.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das alles sage ich, nicht als ob ich jemanden zur Tr\u228 ?gheit ermuntern wollte. Gott bewahre! Vielmehr ist mein innigster Wunsch, es m\u246 ?chten alle recht t\u252 ?chtig arbeiten; denn der M\u252 ?\u223 ?iggang hat alles B\u246 ?se verschuldet. Ich will euch nur ermahnen, nicht geizig und hartherzig zu sein. Hat sich ja doch der hl. Paulus unz\u228 ?hlige Mahle beklagt und gesagt: \u8222 ?Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Thess 3,10\par} } . Und dabei lie\u223 ? er es noch nicht bewenden, sondern f\u252 ?gte hinzu: \u8222 ?Ihr aber sollt nicht m\u252 ?de werden, Gutes zu tun\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 3,13\par} } . Darin liegt aber doch ein Widerspruch. Denn wenn du befiehlst, sie d\u252 ?rften nicht essen, warum ermahnst du uns, ihnen zu geben? Jawohl, antwortet Paulus, ich habe ja befohlen, man solle sich von ihnen abwenden und nichts mit ihnen zu tun haben, und ebenso habe ich gesagt: \u8222 ?Behandelt sie nicht als Feinde, sondern weiset sie zurecht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 3,15\par} } . Dieser Befehl steht nicht im Widerspruch mit dem fr\u252 ?heren, sondern stimmt sehr gut mit ihm \u252 ?berein. Denn wenn du bereit bist zum Almosengeben, dann wird der Arme alsbald von seiner Tr\u228 ?gheit geheilt und du von deiner Hartherzigkeit. Aber, wendest du ein, er l\u252 ?gt und schwindelt einem eine Menge Dinge vor. Aber auch aus diesem Grunde verdient er ein Almosen, weil er eben in so gro\u223 ?e Not {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0517.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d517 }}} geraten ist, dass er sogar zu solchen L\u252 ?gen seine Zuflucht nehmen muss. Statt dessen habe wir nicht nur kein Mitleid mit ihm, sondern geben ihm auch noch harte Worte und sagen; Hast du nicht schon ein und ein zweites Mal etwas erhalten? Ja, und dann? Braucht er deshalb kein zweites Mal zu essen, weil er schon einmal gegessen? Warum schreibst du denn deinem eigenen Magen nicht dasselbe Gesetz vor und sagst zu ihm: Du bist gestern und vorgestern ges\u228 ?ttigt worden, sei jetzt zufrieden? Im Gegenteil, deinen Magen bringst du durch \u252 ?berm\u228 ?\u223 ?ige Ern\u228 ?hrung fast zum Bersten, den Armen dagegen weisest du ab, der nur das n\u246 ?tige Ma\u223 ? verlangt. Und doch solltest du gerade wenigstens deshalb Mitleid mit ihm haben, weil er gezwungen ist, dich Tag f\u252 ?r Tag anzubetteln. Wenn schon kein anderer Grund dich zu r\u252 ?hren vermag, so solltest du wenigstens deshalb Mitleid mit ihm haben; denn nur durch seine Armut und Notlage ist er gezwungen, dies zu tun. Und hast du nicht auch deshalb Mitleid mit ihm, weil er sich nicht sch\u228 ?mt, obgleich er derlei Dinge zu h\u246 ?ren bekommt?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Seine Not ist eben st\u228 ?rker. Du aber zeigst nicht nur kein Mitleid mit ihm, sondern besch\u228 ?mst ihn auch noch. Und w\u228 ?hrend Gott befohlen hat, heimlich Almosen zu geben, stehst du da und wirfst dem, der sich an dich wendet, vor aller \u214 ?ffentlichkeit Dinge vor, die ihm eigentlich dein Mitleid h\u228 ?tten sichern sollen. Wenn du doch schon nichts geben willst, wozu schm\u228 ?hst du ihn dann noch; wozu betr\u252 ?bst du noch eine ungl\u252 ?ckliche, elende Seele? Er glaubte in einen ruhigen Hafen zu kommen, da er deine Hand aufsuchte. Warum peitschest du da noch die Wogen auf und machst den Sturm noch \u228 ?rger? Warum verachtest du seine Zwangslage? W\u252 ?rde er wohl zu dir gekommen sein, wenn er voraus gesehen h\u228 ?tte, dass er dergleichen zu h\u246 ?ren bekomme? Und wenn er es zum voraus wusste und dennoch kam, so ist gerade dies ein Grund, mit ihm Mitleid zu haben, und ob deiner eigenen Hartherzigkeit zu erschaudern. Denn du wirst nicht einmal da zum Mitleid gestimmt, wo du jemand in einer unerbittlichen Notlage siehst; du willst nicht einmal in seiner Angst vor dem Hunger eine gen\u252 ?gende Entschuldigung f\u252 ?r seine Zudringlichkeit {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0518.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d518 }}} sehen, sondern machst ihm aus dieser noch einen Vorwurf! Und doch bist du oft noch unversch\u228 ?mter gewesen, selbst wo es sich um bedeutendere Dinge handelte. In diesem Falle ist die Zudringlichkeit zu entschuldigen, zumal da wir uns oft nicht einmal dann sch\u228 ?men, wenn wir strafbare Handlungen begangen haben. Und w\u228 ?hrend wir bei dem Gedanken hieran dem\u252 ?tig werden sollten, erheben wir uns gegen diese Ungl\u252 ?cklichen und schlagen denen Wunden, die uns um Heilmittel bitten. Wenn du ohnehin nichts geben willst, warum schl\u228 ?gst du ihn noch? Wenn du ihm kein Almosen verabreichen willst, warum beschimpfst du ihn noch?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber, sagst du, sonst bringe ich ihn \u252 ?berhaupt nicht mehr fort. Nun, dann mache es, wie jener Weise zu tun befahl: \u8222 ?Antworte ihm in Frieden und in Sanftmut\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eccles 4,8\par} } . Der andere ist ja auch nicht gern so zudringlich. Es gibt doch ganz gewiss keinen einzigen Menschen, der ohne allen Grund beschimpft werden m\u246 ?chte; und wenn manche auch tausendmal darauf bestehen, ich werde mich niemals davon \u252 ?berzeugen k\u246 ?nnen, dass ein Mensch, der genug zum Leben hat, es vorziehen sollte, betteln zu gehen. Es soll mir also niemand mit eitlen Ausfl\u252 ?chten daher kommen. Denn wenn auch Paulus sagt: \u8222 ?Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Thess 3,10\par} } , so sagt er das zu den anderen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 den Bettlern\par} } , nicht aber zu uns. Uns sagt er das Gegenteil, n\u228 ?mlich: \u8222 ?Werde nicht m\u252 ?de, Gutes zu tun\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 3,13\par} } . So machen es ja auch wir zu Hause; wenn zwei miteinander streiten, so nehmen wir beide zur Seite und ermahnen den einen zu dem, den anderen zum Gegenteil. So machte es auch Gott und eben so Moses. Dieser sagte zu Gott: \u8222 ?Wenn Du ihnen die S\u252 ?nde nachl\u228 ?sst, so lasse sie nach; wenn nicht, so nimm auch mich hinweg\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 32,32\par} } . Den Juden selbst dagegen befahl er, sich gegenseitig und alle ihre Verwandten niederzumetzeln. Auch hierin liegt ein Widerspruch, und doch zielte beides auf einen und denselben {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0519.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d519 }}} Endzweck ab. Ebenso sagte Gott zu Moses, so dass auch die Juden es erfahren konnten: \u8222 ?Lass mich und ich will dieses Volk vertilgen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 32,10\par} } {\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Denn wenn auch die Juden nicht zugegen waren, w\u228 ?hrend Gott dies sprach, so sollten sie es doch nachher h\u246 ?ren.\par} } . Dagegen sagte er nachher ihm allein das Gegenteil davon. Auch das hat Moses sp\u228 ?ter notgedrungen ausgesagt mit den Worten: \u8222 ?Habe ich sie vielleicht in meinem Scho\u223 ?e empfangen, dass du zu mir sagst: Trage sie, wie etwa eine Amme den S\u228 ?ugling an ihrer Brust tr\u228 ?gt?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Num 11,12\par} }\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ebenso machen wir es ja auch zu Hause; auch da tadelt oft der Vater den Erzieher, der gegen seinen Sohn aufbraust, und sagt zu ihm unter vier Augen: Sei nicht rauh und hart; zum Sohn dagegen sagt er das Gegenteil: Wenn er dich auch zu Unrecht tadelt, trage es; und doch erstrebt er mit den beiden entgegengesetzten Ermahnungen einen und denselben guten Zweck. So sagt auch Paulus zu denen, die trotz ihrer Gesundheit betteln gehen: \u8222 ?Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen\u8220", in der Absicht, sie dadurch zur Arbeit anzuhalten; denen aber, die imstande sind, Almosen zu geben, sagt er: \u8222 ?Ihr aber sollt nicht m\u252 ?de werden, Gutes zu tun\u8220", um sie damit zum Almosengeben anzueifern. Ebenso brachte Paulus in seinem Brief an die R\u246 ?mer, wo er die Heidenchristen ermahnt, die Judenchristen nicht zu verachten, den \u214 ?lzweig des Friedens zum, Vorschein, und hat anscheinend den einen dies, den anderen das Gegenteil gesagt. Geben wir uns also nicht der Hartherzigkeit hin, sondern h\u246 ?ren wir auf die Worte des hl. Paulus, der da sagt: \u8222 ?Werdet nicht m\u252 ?de, Gutes zu tun.\u8220" H\u246 ?ren wir auf den Herrn, der uns ermahnt: \u8222 ?Gib jedem, der dich um etwas bittet\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,42\par} } , und: \u8222 ?Seid barmherzig wie euer Vater\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 6,36\par} } . Der Herr hat doch vieles gesagt, aber nirgends hat er einen solchen Ausspruch getan wie hier betreffs der Barmherzigkeit. Nichts macht uns eben so sehr Gott \u228 ?hnlich, als anderen Gutes tun.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0520.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d520 }}} Indes, wendest du ein, es gibt auch nichts Unversch\u228 ?mteres als einen Armen. Warum? frage ich. Weil er auf dich zueilt und mit lauter Stimme um ein Almosen bittet? Willst du also, dass ich dir zeige, wie wir noch viel unversch\u228 ?mter sind als sie, und ganz ohne Scham? Denke nur einmal daran, wie du es an Fasttagen machst, wenn die Mahlzeit erst am Abend bereitsteht; wie oft es da vorkommt, dass du den auftragenden Diener rufst und, wenn er etwas zu langsam kommt, alles umwirfst, auf den Boden stampfst und ihm alle Schimpfnamen gibst, blo\u223 ? wegen einer geringen Verz\u246 ?gerung! Und doch wei\u223 ?t du ganz gut, dass du deine Mahlzeit, wenn nicht sofort, so doch nach wenigen Augenblicken schon genie\u223 ?en kannst. Da nennst du dich dann auch nicht unversch\u228 ?mt, obwohl du wegen eines Nichts dich wie ein wildes Tier benommen hast; einen Armen dagegen, der aus viel dringenderer Ursache in Furcht und Zittern lebt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn nicht eine etwaige Verz\u246 ?gerung, sondern der Hunger fl\u246 ?\u223 ?t ihm alle seine Furcht ein\par} } , den nennst du einen frechen, schamlosen, unversch\u228 ?mten Menschen, und gibst ihm die allergr\u246 ?bsten Schimpfnamen! Ist so etwas nicht der h\u246 ?chste Grad von Unversch\u228 ?mtheit? Doch daran denken wir nicht; und deshalb finden wir die anderen so l\u228 ?stig. W\u252 ?rden wir dagegen unsere eigenen Handlungen pr\u252 ?fen, und sie mit denen anderer vergleichen, so w\u252 ?rden wir ihnen wohl nicht mehr Zudringlichkeit vorwerfen. Sei also kein harter Richter. Denn wenn du auch frei w\u228 ?rest von aller S\u252 ?nde, so h\u228 ?tte dir trotzdem Gottes Gesetz nicht aufgetragen, die Handlungen anderer so scharf zu beurteilen. Wenn der Pharis\u228 ?er deshalb verloren ging, welche Entschuldigung werden dann wir haben? Wenn der Herr schon den Rechtschaffenen nicht erlaubt, andere hart zu beurteilen, dann um so weniger den S\u252 ?ndern. Seien wir also nicht hartherzig und unerbittlich, nicht lieblos und unvers\u246 ?hnlich, seien wir nicht schlimmer als die wilden Tiere! Ich wei\u223 ? allerdings, dass viele so erbarmungslos geworden sind, dass sie um einer kleinen Bequemlichkeit willen die Hungernden vernachl\u228 ?ssigen, und \u196 ?u\u223 ?erungen tun wie zum Beispiel: Jetzt ist mein Diener nicht da; wir sind {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0521.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d521 }}} jetzt weit fort von zu Hause; es ist kein Geldwechsler in der N\u228 ?he, der mir bekannt w\u228 ?re. O wie hartherzig! Das Gr\u246 ?\u223 ?ere hast du versprochen, und das Geringere unterl\u228 ?sst du! Welch ein Hohn, welch ein Stolz! Wenn du auch zehn Stadien weiter gehen m\u252 ?sstest, d\u252 ?rftest du deshalb z\u246 ?gern? Und denkst du nicht daran, dass dir auf diese Weise noch ein gr\u246 ?\u223 ?erer Lohn gesichert ist? Denn wenn du blo\u223 ? etwas gibst, so erh\u228 ?ltst du einfach den Lohn f\u252 ?r die Gabe; wenn du aber selbst noch einen weiten Weg zur\u252 ?cklegst, so wird dir auch das noch entgolten. Eben deshalb bewundern wir ja auch den Patriarchen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Abraham\par} } , weil er selbst zur Rinderherde eilte und das Kalb herausholte, obwohl er dreihundertachtzehn Diener besa\u223 ?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 14,14 u.18,7\par} } . Jetzt sind aber manche so vom Stolz aufgeblasen, dass sie das alles durch Diener besorgen lassen, ohne sich dar\u252 ?ber zu sch\u228 ?men. Allein, fragst du, willst du, dass ich dies selber tue? Wie werde ich dann dem Scheine der Prahlerei entgehen? Nun, du handelst auch so nur aus einer anderen Art von Ruhmsucht; du f\u252 ?rchtest eben, man k\u246 ?nnte dich sehen, wie du mit einem Armen sprichst. Doch hierauf will ich nicht einmal Gewicht legen. Wenn du nur etwas gibst, ob du es nun in eigener Person oder durch einen anderen geben willst; und dann tadle nicht, verletze nicht, beschimpfe nicht! Der Bettler braucht Heilmittel und keine Wunden, Mitleid und nicht Schwerthiebe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sage mir doch, wenn jemand durch einen Steinwurf am Kopfe verwundet w\u252 ?rde, und er w\u252 ?rde an allen anderen vorbeigehen und gerade dir sich zu F\u252 ?\u223 ?en werfen, von Blut \u252 ?berstr\u246 ?mt, w\u252 ?rdest du ihm wohl mit einem zweiten Steinwurf eine neue Wunde beibringen? Ich glaube kaum! Du w\u252 ?rdest vielmehr diese eine zu heilen versuchen. Warum machst du es also mit den Armen gerade umgekehrt? Wei\u223 ?t du nicht, wie sehr ein Wort sowohl aufrichten wie niederschmettern kann? \u8222 ?Denn\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?besser ist ein{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 gutes\par} } Wort als eine Gabe\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eccli 18,16\par} } . Bedenkst du nicht, dass du das Schwert wider dich {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0522.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d522 }}} selber richtest, und dich selbst noch viel schwerer verwundet hast, wenn der andere, den du geschm\u228 ?ht hast, schweigend von dir fortgeht, unter Seufzen und reichlichen Tr\u228 ?nen? Es ist ja Gott, der ihn zu dir sendet. Bedenke also, auf wen deine Schm\u228 ?hungen zur\u252 ?ckfallen, wenn Gott den Bettler zu dir sendet und dir befiehlt, ihm etwas zu geben, und du nicht nur nichts gibst, sondern ihn auch noch beschimpfst? Wenn du aber die Gr\u246 ?\u223 ?e dieser Torheit nicht einsiehst, so schau nur, wie man unter Menschen zu tun pflegt; dann wirst du die Gr\u246 ?\u223 ?e der S\u252 ?nde gewiss erkennen. Wenn du deinen Diener zu einem anderen Diener sendest, damit er von ihm dein Geld in Empfang nehme, und der Betreffende k\u228 ?me nicht nur mit leeren H\u228 ?nden zur\u252 ?ck, sondern w\u228 ?re auch \u252 ?berdies noch beschimpft worden, was w\u252 ?rdest du dem Frevler nicht alles antun? Welche Strafe w\u252 ?rdest du ihm nicht auferlegen, da ja eigentlich du der Beleidigte w\u228 ?rest? Gerade so, musst du glauben, ist es auch bei Gott der Fall. Auch er sendet ja zu uns die Armen, und wir geben nur, was ihm geh\u246 ?rt, wenn wir \u252 ?berhaupt etwas geben. Wenn wir dagegen nicht blo\u223 ? nichts geben, sondern sie auch mit Schimpf und Schande fortschicken, so erw\u228 ?ge doch, ob nicht eine solche Handlungsweise mit hundert Blitzen und Ungewittern bestraft zu werden verdient? Das alles wollen wir also erw\u228 ?gen, wollen unsere Zunge bez\u228 ?hmen, alle Unmenschlichkeit von uns fernhalten, die Hand zur Mildt\u228 ?tigkeit ausstrecken, und nicht blo\u223 ? mit Gaben, sondern auch mit guten Worten die Bed\u252 ?rftigen tr\u246 ?sten, damit wir nicht allein der Strafe f\u252 ?r solche Frevel entfliehen, sondern auch das Himmelreich erlangen, das uns f\u252 ?r gute Reden und f\u252 ?r Almosen verhei\u223 ?en worden ist, durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der die Ehre und die Macht besitzt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Sechsunddrei\u223 ?igste Homilie. Kap. XI, V.1-6\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0523.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d523 }}} V.1: \u8222 ?Und es geschah, als Jesus seine Unterweisungen an die zw\u246 ?lf J\u252 ?nger beendet hatte, da ging er von dort weg, um auch in ihren St\u228 ?dten zu lehren und zu predigen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem der Herr seinen J\u252 ?ngern die Sendung erteilt hatte, zog er sich selbst f\u252 ?r eine Weile zur\u252 ?ck, um ihnen Zeit und Mu\u223 ?e zu lassen, das ins Werk zu setzen, was er ihnen aufgetragen hatte. So lange n\u228 ?mlich er selbst zugegen war und Kranke heilte, h\u228 ?tte wohl niemand sich an die J\u252 ?nger wenden m\u246 ?gen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: \u8222 ?Als aber Johannes im Gef\u228 ?ngnis von den Taten Christi h\u246 ?rte, da sandte er zwei seiner J\u252 ?nger und lie\u223 ? ihn fragen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: Bist Du derjenige, der da kommen wird, oder sollen wir einen anderen erwarten?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lukas hingegen sagt, diese J\u252 ?nger h\u228 ?tten auch selbst dem Johannes von den Wunderzeichen Christi berichtet, und dann erst habe dieser sie gesandt. Indes bietet dies gar keine Schwierigkeiten, sondern enth\u228 ?lt nur eine Lehre; es zeigt dies n\u228 ?mlich blo\u223 ?, von welcher Eifersucht die Johannesj\u252 ?nger beseelt waren, und zwar gegen den Herrn. Dagegen enth\u228 ?lt das Folgende ein sehr schwieriges Problem. Worin liegt es? In den Worten: \u8222 ?Bist Du derjenige, der da kommen wird, oder sollen wir einen anderen erwarten?\u8220" Derjenige, der den Herrn schon vor seinen Wunderzeichen erkannt, der vom Heiligen Geist \u252 ?ber ihn belehrt worden war, der die Stimme des Vaters vernommen, der ihn bei allen Menschen angek\u252 ?ndigt hatte, der sendet jetzt J\u252 ?nger, um von ihm zu erfahren, ob er wirklich der Messias sei oder nicht? Und doch, o Johannes, wenn du nicht vorher schon sicher wusstest, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0524.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d524 }}} dass er es ist, wie kannst du erwarten, dass man dich f\u252 ?r glaubw\u252 ?rdig h\u228 ?lt, wenn du anscheinend \u252 ?ber Dinge redest, die du nicht kennst? Wer anderen gegen\u252 ?ber als Zeuge auftritt, der sollte zuerst selber das n\u246 ?tige Vertrauen besitzen. Hast denn nicht du gesagt: \u8222 ?Ich bin nicht w\u252 ?rdig, den Riemen seiner Schuhe zu l\u246 ?sen.\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 3,16\par} } ?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hast nicht du gesagt: \u8222 ?Ich kannte ihn nicht, aber derjenige, der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, er hat zu mir gesagt: \u220 ?ber wen du den Geist herabsteigen und auf ihm verweilen siehst, der ist es, der im Heiligen Geiste tauft.\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,33\par} } ? Hast du nicht den Geist in Gestalt einer Taube gesehen? Hast nicht die Stimme geh\u246 ?rt? Hast du ihn{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 nicht an der Taufe\par} } zu hindern gesucht und gesagt: \u8222 ?Ich habe n\u246 ?tig, von dir getauft zu werden.\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 3,14\par} } ? Hast du nicht zu deinen J\u252 ?ngern gesagt: \u8222 ?Er muss wachsen, ich aber kleiner werden\u8220"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 3,30\par} } Hast du nicht das ganze Volk belehrt und gesagt, er werde sie im Heiligen Geiste und im Feuer taufen, und er sei das Lamm Gottes, das die S\u252 ?nde der Welt auf sich nimmt? Hast du nicht dies alles verk\u252 ?ndet, noch bevor er Zeichen und Wundertaten verrichtete? Wie kannst du also jetzt, wo schon alle ihn kennen, wo sein Ruf \u252 ?berallhin gedrungen, wo durch ihn Tote auferweckt, Teufel ausgetrieben und so viele Wunder \u246 ?ffentlich gewirkt wurden, wie kannst du jetzt J\u252 ?nger aussenden, um von ihm zu erfahren, wer er sei? Was ist denn geschehen? Waren alle deine fr\u252 ?heren Reden nur Trug und Schein und M\u228 ?rchen? Wer m\u246 ?chte wohl derlei bei klarem Verstande behaupten? Gewiss nicht Johannes, der im Mutterscho\u223 ?e aufh\u252 ?pfte, der den Herrn schon ank\u252 ?ndigte, bevor er selbst geboren war, der die W\u252 ?ste bewohnte, der ein engelgleiches Leben zur Schau trug. Nein, wenn er auch ein ganz gew\u246 ?hnlicher, ja ein schlechter und verworfener Mensch gewesen w\u228 ?re, nach so vielen Zeugnissen, seinen eigenen und denen anderer, konnte er doch kaum mehr einen Zweifel haben. So ist es klar, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0525.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d525 }}} dass Johannes nicht deshalb J\u252 ?nger sandte, weil er selbst gezweifelt h\u228 ?tte, und nicht fragen lie\u223 ?, weil er sich in Ungewissheit befand.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch das kann ja wohl niemand sagen, er habe es zwar gut gewusst, sei aber infolge der Gefangenschaft furchtsam und schwach geworden; denn er erwartet ja gar nicht, aus derselben befreit zu werden, und selbst, wenn er es erwartet h\u228 ?tte, w\u252 ?rde er nicht seine religi\u246 ?se \u220 ?berzeugung verraten haben, er, der zu jedem Tode bereit war. Ja w\u228 ?re er nicht hierzu bereit gewesen, so w\u252 ?rde er auch keinen solchen Mut gezeigt haben im Angesicht des ganzen Volkes, das nur darauf sann, Prophetenblut zu vergie\u223 ?en; w\u252 ?rde er nicht jenen grausamen Tyrannen mit solchem Freimut getadelt haben mitten in der Stadt und auf \u246 ?ffentlichem Platze; w\u252 ?rde ihn nicht wie einen kleinen Jungen zurechtgewiesen haben, w\u228 ?hrend alle es h\u246 ?ren konnten. Aber, selbst wenn er furchtsam geworden w\u228 ?re, wie h\u228 ?tte er sich vor seinen eigenen J\u252 ?ngern sch\u228 ?men m\u252 ?ssen, vor denen er doch solches Zeugnis f\u252 ?r den Herrn abgelegt hatte? Wie k\u246 ?nnte er sie mit dieser Frage beauftragen, f\u252 ?r die er doch andere h\u228 ?tte ausw\u228 ?hlen m\u252 ?ssen? Au\u223 ?erdem wusste er ja doch ganz genau, dass seine J\u252 ?nger eifers\u252 ?chtig auf den Herrn waren und nach einer Handhabe gegen ihn suchten. Und wie h\u228 ?tte er nicht vor dem j\u252 ?dischen Volke err\u246 ?ten sollen, dem er so gro\u223 ?e Dinge angek\u252 ?ndigt hatte? Was h\u228 ?tte ihm auch das zur Befreiung aus der Gefangenschaft n\u252 ?tzen sollen? Er war ja nicht wegen Christus eingekerkert worden, noch deshalb, weil er seine Macht verk\u252 ?ndet hatte, sondern weil er die gesetzwidrige Ehe{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Herodes\par} } getadelt hatte. H\u228 ?tte er sich denn dadurch nicht den Ruf eines unvern\u252 ?nftigen Knaben, eines unverst\u228 ?ndigen Menschen zugezogen? Was bezweckte er also mit seiner Handlungsweise? Aus dem Gesagten geht ja doch klar hervor, dass es ganz unm\u246 ?glich war, dass ein Johannes, ja dass \u252 ?berhaupt irgend jemand, nicht einmal der t\u246 ?richteste und unsinnigste, dar\u252 ?ber Zweifel haben k\u246 ?nnte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Doch m\u252 ?ssen wir jetzt auch die L\u246 ?sung der Frage geben. Warum lie\u223 ? also Johannes diese Frage stellen? Weil die J\u252 ?nger des Johannes sich von Christus {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0526.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d526 }}} zur\u252 ?ckzogen. Das ist wohl ganz klar. Auch waren sie immer voll Eifersucht gegen ihn. Das ergibt sich auch deutlich aus den Worten, die sie an ihren Meister richteten: \u8222 ?Derjenige\u8220", so sagten sie, \u8222 ?der mit dir jenseits des Jordan war, f\u252 ?r den zu Zeugnis ablegtest, siehe, der tauft, und alle kommen zu ihm\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 3,26\par} } . Und ebenso: \u8222 ?Es entstand ein Streit zwischen den J\u252 ?ngern des Johannes und den Juden \u252 ?ber die Reinigung: und wiederum kamen sie zu Jesus und sagten: Weshalb fasten wir und die Pharis\u228 ?er so viel, w\u228 ?hrend Deine J\u252 ?nger nicht fasten?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 9,14\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sie wussten eben noch nicht, wer Christus sei; vielmehr hielten sie Jesus f\u252 ?r einen einfachen Menschen, den Johannes dagegen f\u252 ?r etwas H\u246 ?heres als einen Menschen. Deshalb wurden sie unwillig, wie sie sahen, dass Jesus an Ansehen stieg, Johannes dagegen, wie er selbst sagt, hinfort verlor. Das war es, was sie hinderte, sich Jesus anzuschlie\u223 ?en; die Eifersucht versperrte ihnen den Weg. Solange nun noch Johannes bei ihnen war, ermahnte er sie oft und belehrte sie, aber nicht einmal so konnte er sie dazu bewegen. Da ihm aber nunmehr der Tod bevorstand, vermehrte er noch seine Bem\u252 ?hungen. Er f\u252 ?rchtete eben, er m\u246 ?chte sonst in Verdacht stehen, seine J\u252 ?nger falsch unterwiesen zu haben, und sie m\u246 ?chten von Jesus getrennt bleiben. Er selbst bem\u252 ?hte sich ja schon von Anfang an, ihm alle seine Anh\u228 ?nger zuzuf\u252 ?hren. Nachdem es ihm aber nicht gelang, so verdoppelte er noch im Angesicht des Todes seinen Eifer. H\u228 ?tte er nun gesagt: Gehet zu ihm \u252 ?ber, er ist h\u246 ?her als ich, so h\u228 ?tte er sie nicht dazu vermocht, da sie ihm mit besonderer Hingebung anhingen. Au\u223 ?erdem h\u228 ?tten sie geglaubt, er spreche nur aus Demut so und w\u228 ?ren ihm noch mehr zugetan geworden. H\u228 ?tte er aber geschwiegen, so w\u228 ?re ebenfalls nichts weiter geschehen. Was tut er also? Er wartet, bis sie kommen und ihm sagen, dass Jesus Wunder wirke. Aber auch jetzt richtet er noch keine Aufforderung an sie; auch sendet {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0527.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d527 }}} er nicht alle, sondern nur zwei, von denen er wahrscheinlich wusste, dass sie leichter zu \u252 ?berzeugen w\u228 ?ren als die anderen. So konnte die Frage geschehen, ohne Verdacht zu erwecken, und konnten sie aus Erfahrung lernen, welcher Unterschied sei zwischen Jesus und ihm. Er sagte also zu ihnen: \u8220"Gehet und saget: Bist Du der, der da kommen wird, oder sollen wir einen anderen erwarten?\u8221" Christus nun kannte die Absicht des Johannes und sagte deshalb nicht: Ich bin es; er h\u228 ?tte sonst wohl bei den Fragestellern damit Ansto\u223 ? erregt, obgleich es an sich ganz richtig gewesen w\u228 ?re, so zu sagen. Vielmehr l\u228 ?sst er sie aus den Tatsachen lernen. Es hei\u223 ?t n\u228 ?mlich, als jene zu ihm gekommen seien, habe er viele Kranke geheilt. Und doch, welchen Sinn h\u228 ?tte es gehabt, wenn er auf die Frage: \u8220"Bist Du es?\u8221" nichts antwortete, sondern alsbald Kranke zu heilen begann, es sei denn, er habe den Zweck erreichen wollen, den ich angegeben? Die J\u252 ?nger hielten eben den Beweis aus den Taten f\u252 ?r glaubw\u252 ?rdiger und unverd\u228 ?chtiger als den aus den Worten. Der Herr erkannte also kraft seiner Gottheit, in welcher Absicht Johannes sie gesandt hatte; deshalb begann er alsbald Blinde zu heilen und Lahme und viele andere, nicht um Johannes zu belehren{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 er glaubte ja schon\par} } ,sondern seine J\u252 ?nger, die noch im Zweifel waren. Und nachdem er seine Heilungen vollbracht, sagte er:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: \u8220"Gehet und meldet dem Johannes, was ihr h\u246 ?ret und sehet:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: die Blinden sehen, die Lahmen gehen, die Auss\u228 ?tzigen werden rein, die Tauben h\u246 ?ren, die Toten werden auferweckt und den Armen wird die fromme Botschaft gebracht\u8221", und er f\u252 ?gte noch hinzu:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: \u8220"Und selig derjenige, der nicht \u196 ?rgernis nimmt an mir.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit zeigte er, dass er auch ihre geheimen Gedanken kannte. H\u228 ?tte er gesagt: Ich bin es, so h\u228 ?tte er, wie gesagt, damit angesto\u223 ?en, und sie w\u252 ?rden, auch wenn sie es nicht bei sich gesagt, so doch bei sich gedacht haben, was die Juden zu ihm sagten: \u8220"Du legst von Dir {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0528.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d528 }}} selber Zeugnis ab\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 8,13\par} } . Aus diesem Grunde also sagt er dies nicht, sondern l\u228 ?sst sie alles aus seinen Wundertaten erkennen; dadurch macht er seine Belehrung unverd\u228 ?chtig und um so \u252 ?berzeugender. Aus dem gleichen Grunde richtet er auch nachher seinen Tadel nur in verborgener Weise an sie. Sie h\u228 ?tten n\u228 ?mlich \u196 ?rgernis an ihm genommen, wenn er ihre Eifersucht offen aufgedeckt h\u228 ?tte; so \u252 ?berlie\u223 ? er dies ihrem eigenen verborgenen Gewissen, und macht niemanden zum Zeugen seiner Anklage, ausgenommen allein jene, die seine Worte verstanden. Dadurch gewann er sie aber nur noch mehr f\u252 ?r sich. Er sagt also: \u8220"Selig derjenige, der kein \u196 ?rgernis nimmt an mir.\u8221" Mit diesen Worten hatte er n\u228 ?mlich gerade sie im Auge.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ich will aber da nicht blo\u223 ? meine eigene Ansicht vorbringen, sondern auch die von anderen, um euch die Wahrheit durch den Vergleich der verschiedenen Meinungen deutlich zu machen; deshalb muss ich auch das andere berichten. Was sagen also einige von ihnen? Nicht das, was wir vorbrachten, sei der wahre Grund; vielmehr sei Johannes die Wahrheit allerdings unbekannt gewesen, aber nicht die ganze; er habe nur gewusst, dass Jesus der Christus sei; dass er dagegen auch f\u252 ?r die Menschen sterben werde, das habe er nicht gewusst. Darum habe er gefragt: \u8220"Bist Du es, der da kommen wird?\u8221", das hei\u223 ?t, der in den Hades hinabsteigen wird. Doch scheint mir diese Erkl\u228 ?rung keinen rechten Sinn zu haben; denn Johannes war auch \u252 ?ber diesen Punkt nicht im unklaren. Ja gerade das verk\u252 ?ndet er vor allen anderen Dingen, und hierf\u252 ?r legt er zu allererst Zeugnis ab. Denn: \u8220"Siehe\u8221", sagt er, \u8220"das Lamm Gottes, das die S\u252 ?nde der Welt auf sich nimmt\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,29\par} } . Ein Lamm nannte er ihn, und wies damit zum voraus auf das Kreuz hin; und durch die Worte: \u8220"das die S\u252 ?nde der Welt auf sich nimmt\u8221", hat er das gleiche geoffenbart. Denn durch nichts anderes, als eben durch das Kreuz, hat der Herr die S\u252 ?nde der Welt auf sich genommen. Dasselbe best\u228 ?tigt auch Paulus mit den Worten: \u8220"Und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0529.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d529 }}} die Handschrift, die gegen uns zeugte, auch sie hat er hinweggenommen, indem er sie ans Kreuz anheftete\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kol 2,14\par} } . Ebenso enthalten die Worte: \u8220"Im Geiste wird er euch taufen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 3,16\par} } eine Prophetie dessen, was nach seiner Auferstehung geschehen sollte. Ja, sagen sie da wieder, dass Christus auferstehen und den Heiligen Geist senden werde, wusste Johannes allerdings, dass er aber auch gekreuzigt w\u252 ?rde, wusste er nicht. Wie h\u228 ?tte er aber dann auferstehen sollen, wenn er nicht zuvor den Tod erlitten und nicht gekreuzigt worden w\u228 ?re? Und wie w\u228 ?re dann derjenige der gr\u246 ?\u223 ?te unter den Propheten, der nicht einmal die Propheten verstanden h\u228 ?tte?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Christus selbst hat es ja bezeugt, dass Johannes der gr\u246 ?\u223 ?te unter den Propheten war. Dass aber die Propheten vom Leiden des Herrn wussten, steht au\u223 ?er Zweifel. So sagt ja Isaias: \u8220"Wie ein Schaf ward er zur Schlachtbank gef\u252 ?hrt, und stumm blieb er, wie ein Lamm unter der Hand des Scherers\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 53,7\par} } . Und an einer fr\u252 ?heren Stelle sagte er: \u8220"Es wird leben die Wurzel des Jesse, und auf den, der sich erheben wird, um zu herrschen \u252 ?ber die V\u246 ?lker, auf den werden die V\u246 ?lker ihre Hoffnung setzen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 11,10\par} } . Dann kommt er auf das Leiden zu sprechen und auf die Herrlichkeit, die es im Gefolge haben sollte: \u8220"Und seine Ruhe wird Ehre sein\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd\par} } . Aber nicht nur, dass er gekreuzigt w\u252 ?rde, hat Isaias vorhergesagt, sondern auch in wessen Gesellschaft: \u8220"Denn er wurde unter die Verbrecher gez\u228 ?hlt\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 53,12\par} } , hei\u223 ?t es; und nicht blo\u223 ? das, sondern auch dass er sich nicht verteidigen w\u252 ?rde: \u8220"Denn dieser\u8221", sagt er, \u8220"\u246 ?ffnet seinen Mund nicht\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 53,7\par} } ; ebenso, dass er ungerecht verurteilt w\u252 ?rde: \u8220"Denn in seiner Erniedrigung ward sein Gericht hinweggenommen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 53,8\par} } .Auch David sagt schon vor ihm {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0530.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d530 }}} dasselbe und beschreibt die Gerichtsszene mit den Worten: \u8220"Warum knirschten die Nationen und sannen die V\u246 ?lker auf Eitles? Es standen da die K\u246 ?nige der Erde, und die F\u252 ?rsten versammelten sich wider den Herrn und wider seinen Christus\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 2,12\par} } . An einer anderen Stelle spricht er sogar von der Todesart des Kreuzes, indem er sagt: \u8220"Sie durchbohrten meine H\u228 ?nde und meine F\u252 ?\u223 ?e\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 21,17\par} } . Auch das, was die Soldaten gegen den Herrn sich erlaubten, f\u252 ?gt er ganz genau hinzu: \u8220"Denn\u8221", sagt er, \u8220"sie verteilen unter sich meine Kleider, und \u252 ?ber mein Gewand warfen sie das Los\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 21,19\par} } . Und an einer anderen Stelle sagte er sogar voraus, dass sie ihm Essig br\u228 ?chten: \u8220"Denn sie gaben mir Galle zur Speise und in meinem Durst gaben sie mir Essig zu trinken\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 68,22\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Au\u223 ?erdem haben die Propheten auch schon so viele Jahre vorher von dem Gericht und der Verurteilung geredet, von denen, die mit dem Herrn gekreuzigt w\u252 ?rden, von der Verteilung der Kleider und dass \u252 ?ber sie das Los geworfen w\u252 ?rde, und von vielen anderen Dingen; es ist ja nicht n\u246 ?tig, dass ich jetzt alles aufz\u228 ?hle, um nicht die Rede zu sehr in die L\u228 ?nge zu ziehen. Und da h\u228 ?tte Johannes, der gr\u246 ?\u223 ?te von all diesen Propheten, von all dem nichts gewusst? Wie ist so etwas denkbar? Warum hat er aber nicht gesagt; bist du derjenige, der in den Hades hinabsteigen wird, sondern einfach: \u8220"der da kommen wird\u8221"? Indes, was noch viel l\u228 ?cherlicher w\u228 ?re als dies, ist die Behauptung, Johannes habe dies gesagt, um dann selbst in die Unterwelt zu gehen und Christum zu verk\u252 ?nden. Diesen Leuten ist es wohl an der Zeit zu antworten: \u8220"Br\u252 ?der, werdet keine Kinder in eurem Denken, sondern seid Kinder gegen\u252 ?ber dem B\u246 ?sen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 14,20\par} } . Das jetzige Leben ist eben die Zeit des guten Wandels; nach dem Tode dagegen harren auf uns Gericht und Strafe. \u8220"Denn\u8221", hei\u223 ?t es, \u8220"wer wird dich in der Unterwelt bekennen?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 6,6\par} } . Inwiefern wurden also {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0531.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d531 }}} \u8220"die ehernen Tore zermalmt und die eisernen T\u252 ?rpfosten zerbrochen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 106,16; Jes 45,2\par} } ? Das geschah durch seinen Leib. Damals ward ja zum erstenmal ein unsterblicher Leib gesehen, der die Tyrannei des Todes brach. Im \u252 ?brigen beweist dies aber nur, dass die Macht des Todes vernichtet wurde, nicht aber, dass die S\u252 ?nden derer, die vor Christi Ankunft starben, hinweggenommen wurden. W\u228 ?re dem nicht so und h\u228 ?tte der Herr auch die Menschen, die schon fr\u252 ?her gestorben waren, samt und sonders aus der Unterwelt befreit, wie konnte es dann hei\u223 ?en: \u8220"Es wird ertr\u228 ?glicher sein f\u252 ?r das Land von Sodoma und Gomorrha\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 10,12\par} } ? Damit ist doch gesagt, dass auch sie bestraft werden, etwas milder zwar, aber doch, dass sie bestraft werden. Allerdings sind sie auch hienieden schon sehr schwer bestraft worden, aber gleichwohl wird auch das sie nicht retten. Wenn es aber schon ihnen nichts hilft, dann noch weniger jenen, die gar nichts zu leiden hatten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nun denn, fragst du, ist da den Menschen, die vor seiner Ankunft lebten, nicht ein Unrecht geschehen? Keineswegs; es war ja die M\u246 ?glichkeit vorhanden, dass damals auch solche gerettet wurden, die Christum nicht bekannt hatten. Denn nicht das wurde von ihnen verlangt, sondern nur, dass sie keinen G\u246 ?tzendienst trieben und den wahren Gott erkennten. \u8220"Denn\u8221", hei\u223 ?t es, \u8220"der Herr, dein Gott, ist ein Herr\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dtn 6,4\par} } . Darum fanden ja auch die Makkab\u228 ?er Bewunderung, weil sie ihre Leiden um der Beobachtung des Gesetzes willen erduldeten; ebenso die drei J\u252 ?nglinge und viele andere Juden, die ein tadelloses Leben f\u252 ?hrten, entsprechend diesem Grade ihrer Erkenntnis; von ihnen allein ward nichts weiteres verlangt. Damals gen\u252 ?gte es eben zum Heile, wie ich schon gesagt habe, dass man den einen Gott erkannte. Jetzt ist es nicht mehr so; jetzt muss man auch Christum kennen und bekennen. Deshalb sagte auch der Herr: \u8220"W\u228 ?re ich nicht gekommen, und h\u228 ?tte ich nicht zu ihnen geredet, so h\u228 ?tten sie keine S\u252 ?nde; jetzt aber haben sie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0532.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d532 }}} keine Entschuldigung f\u252 ?r ihre S\u252 ?nde\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 15,22\par} } . Das gleiche gilt auch von unserem Lebenswandel. Damals war verloren, wer einen Mord beging; jetzt ist dies schon der Fall, wenn jemand z\u252 ?rnt. Damals war es strafbar, die Ehe zu brechen und mit der Frau eines anderen Umgang zu pflegen, jetzt sind dies schon unkeusche Blicke. Wie n\u228 ?mlich die Erkenntnis wuchs, so wurden auch an das Leben h\u246 ?here Anforderungen gestellt. Es bedurfte also des Vorl\u228 ?ufers durchaus nicht in der Unterwelt. Denn sonst, wenn die Ungl\u228 ?ubigen nach dem Tode noch durch den Glauben gerettet werden k\u246 ?nnten, ginge nie jemand verloren. Da w\u252 ?rden sich alle bekehren und Christum anbeten. Dass dies wahr ist, kannst du vom hl. Paulus h\u246 ?ren, der da sagt: \u8220"Jede Zunge wird bekennen und jedes Knie wird sich beugen im Himmel und auf Erden und unter der Erde\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Phil 2,11\par} } , und: \u8220"Als letzter Feind wird der Tod vernichtet werden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 15,26\par} } . Es wird ihnen also im Gegenteil eine solche Unterwerfung nichts n\u252 ?tzen; denn sie ist nicht der Ausfluss des guten Willens, sondern entspringt nur gleichsam dem Zwange der Umst\u228 ?nde.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kommen wir also nicht mit solch albernen Dingen und Judenfabeln daher. H\u246 ?re nur, was Paulus hier\u252 ?ber sagt: \u8222 ?Alle, die ohne das Gesetz ges\u252 ?ndigt haben, werden auch ohne das Gesetz zugrunde gehen\u8220"; er meint damit jene, die in der Zeit vor dem Gesetz gelebt haben. \u8222 ?Und alle, die in dem Gesetz ges\u252 ?ndigt haben, werden durch das Gesetz gerichtet werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 2,12\par} } ; das sagte er von all denen, die nach Moses lebten. Ferner: \u8222 ?Geoffenbart wird der Zorn Gottes vom Himmel \u252 ?ber jegliche Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit der Menschen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 1,18\par} } , und: \u8222 ?Unwille, Zorn, Tr\u252 ?bsal und Wehe \u252 ?ber die Seele eines jeden Menschen, der B\u246 ?ses tut, zuerst des Juden, dann des Heiden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 2,89\par} } . Und doch haben die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0533.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d533 }}} Heiden unendlich viel Ungemach erduldet hienieden. Das beweisen auch die Geschichtsb\u252 ?cher der Heiden, sowie auf unserer Seite die Hl. Schrift. Denn wer k\u246 ?nnte wohl die tragischen Schicksale der Babylonier erz\u228 ?hlen, oder diejenigen der \u196 ?gypter? Gleichwohl werden diejenigen, die Christus vor seiner Erscheinung im Fleische nicht kannten, dagegen sich vom G\u246 ?tzendienst enthielten, und nur Gott allein anbeteten und ein tadelloses Leben f\u252 ?hrten, ebenfalls aller G\u252 ?ter teilhaft werden. Denn h\u246 ?re nur, was Paulus sagt: \u8222 ?Ruhm und Ehre und Friede jedem, der das Gute tut, zuerst dem Juden, dann dem Heiden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 2,10\par} } . Siehst du, wie auch diesen gro\u223 ?er Lohn f\u252 ?r ihre guten Werke vorbehalten ist, dagegen Strafe und Bu\u223 ?e jenen, die das Gegenteil tun?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wo bleiben da jene, die nicht an die H\u246 ?lle glauben? Wenn doch schon diejenigen, die vor dem Erscheinen Christi lebten, und weder von H\u246 ?lle noch von Auferstehung auch nur den Namen h\u246 ?rten, nicht blo\u223 ? hienieden gestraft wurden, sondern auch in der anderen Welt noch Strafe finden werden, um wieviel mehr wird es dann uns so gehen, die mit so erhabenen religi\u246 ?sen Lehren gen\u228 ?hrt wurden? Wie ist es aber denkbar, fragst du, dass diejenigen, die nie etwas von der H\u246 ?lle geh\u246 ?rt haben, in die H\u246 ?lle st\u252 ?rzen? Die k\u246 ?nnen ja sagen: Wenn du uns mit der H\u246 ?lle gedroht h\u228 ?ttest, so h\u228 ?tten wir uns eher gef\u252 ?rchtet und h\u228 ?tten mehr Ma\u223 ? gehalten. Jawohl; nicht wahr, so wie wir jeden Tag von der H\u246 ?lle reden h\u246 ?ren, ohne uns in unserem praktischen Leben auch nur im geringsten darum zu k\u252 ?mmern! Au\u223 ?erdem ist aber auch das noch zu erw\u228 ?hnen, dass derjenige, der sich durch die Strafe nicht einsch\u252 ?chtern l\u228 ?sst, da er bereits hienieden zu leiden hat, noch viel weniger durch jene wird im Zaum gehalten werden. Die weniger Einsichtigen und religi\u246 ?s Gestimmten pflegen ja durch die Dinge, die vor ihnen liegen und alsbald in Erf\u252 ?llung gehen, noch eher zur Vernunft gebracht zu werden, als durch diejenigen, die erst lange Zeit nachher eintreffen sollen. Allein, sagst du, uns ward ein st\u228 ?rkeres Motiv der Furcht gegeben und insofern ist {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0534.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d534 }}} jenen Unrecht geschehen. Ganz und gar nicht. F\u252 ?rs erste wurde ja an jene nicht die gleiche Anforderung gestellt wie an uns, von denen viel mehr verlangt wird. Wer aber die schwerere Aufgabe zu erf\u252 ?llen hat, bedurfte auch einer gr\u246 ?\u223 ?eren Hilfe. Es ist aber keine geringe Hilfe, dass das Motiv der Furcht verst\u228 ?rkt wurde. Wenn wir aber vor den anderen etwas voraus haben, weil wir die zuk\u252 ?nftigen Dinge kennen, so haben die anderen vor uns voraus, dass \u252 ?ber sie sogleich schwere Strafen verh\u228 ?ngt wurden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes machen die meisten dagegen einen anderen Einwand. Wo bleibt da die Gerechtigkeit Gottes, sagen sie, wenn einer, der hienieden ges\u252 ?ndigt, hier u n d in der anderen Welt gestraft wird? Darf ich euch vielleicht daran erinnern, wie ihr selbst zu reden pflegt, damit ihr uns keine weiteren Einw\u228 ?nde mehr macht, sondern aus euch selbst die L\u246 ?sung gebt? Ich habe schon oft von Menschen geh\u246 ?rt, sie h\u228 ?tten, wenn sie gerade erfuhren, ein M\u246 ?rder sei im Gef\u228 ?ngnis hingerichtet worden, voll Unwillen ge\u228 ?u\u223 ?ert: Dieser elende, verworfene Mensch hat drei\u223 ?ig Mordtaten begangen, ja vielleicht noch viel mehr, und er selbst hat den Tod nur einmal leiden m\u252 ?ssen; wo bleibt da die Gerechtigkeit? Ihr gesteht also von selbst ein, dass ein einmaliger Tod hierf\u252 ?r keine gen\u252 ?gende Strafe ist. Warum habt ihr aber dann hier die entgegengesetzte Ansicht? Weil ihr hier nicht \u252 ?ber andere, sondern \u252 ?ber euch selbst urteilt. So sehr tr\u252 ?bt die Eigenliebe den Blick f\u252 ?r die Gerechtigkeit. Wenn wir \u252 ?ber andere zu richten haben, dann beurteilen wir alle mit gro\u223 ?er Strenge; haben wir \u252 ?ber uns selbst zu richten, so sind wir geblendet. W\u252 ?rden wir dagegen mit uns selbst ebenso strenge ins Gericht gehen wie mit den anderen, so w\u252 ?rden wir ein unparteiisches Urteil f\u228 ?llen. Auch wir haben ja S\u252 ?nden auf dem Gewissen, f\u252 ?r die wir nicht nur zwei oder dreimal, sondern tausendmal den Tod verdient h\u228 ?tten. Um von allem anderen zu schweigen, erinnern wir uns nur daran, wie viele Christen unw\u252 ?rdig an den hl. Geheimnissen teilnehmen! Daf\u252 ?r sind sie aber \u8222 ?schuldig des Leibes und des Blutes {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0535.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d535 }}} Christi\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 11,27\par} } . Redest du also von einem Mord, so denke an dich selbst. Jener hat ja nur einen Menschen umgebracht, du aber bist schuldig am Tode des Herrn; der eine{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 hat sein Verbrechen ver\u252 ?bt\par} } , ohne dass er an den hl. Geheimnissen teilgenommen h\u228 ?tte; wir{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 haben dasselbe getan\par} } ,obwohl wir uns dem hl. Tische nahen d\u252 ?rfen. Und was soll ich von denen sagen, die ihre eigenen Br\u252 ?der gleichsam bei\u223 ?en und verzehren{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 5,15\par} } und fortw\u228 ?hrend Gift wider sie speien, und was von denen, die den Armen noch den Bissen Brot vom Munde nehmen? Wenn schon derjenige ein M\u246 ?rder ist, der kein Almosen gibt, dann um so mehr, wer den anderen das Ihrige nimmt. Und sind nicht die Habs\u252 ?chtigen schlimmer als viele Diebe, und die R\u228 ?uber schlimmer als viele M\u246 ?rder und Grabsch\u228 ?nder? Und wie viele rauben nicht blo\u223 ?, sondern verlangen auch noch gierig nach Blut?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nein, sagst du, Gott bewahre! Jetzt sagst du Gott bewahre! Ja, wenn du einen Feind hast, dann sage: Gott bewahre; dann erinnere dich an das, was ich gesagt habe und f\u252 ?hre ein recht gewissenhaftes Leben, damit nicht auch uns einst das Schicksal Sodomas erwarte, nicht auch wir das Los Gomorrhas teilen und die Strafen von Tyrus und Sidon gew\u228 ?rtigen m\u252 ?ssen; oder vielmehr, damit wir Christus nicht beleidigen, was von allen Dingen das Schlimmste und Schrecklichste w\u228 ?re. Ja, wenn auch manchen die H\u246 ?lle als etwas Furchtbares erscheint, ich werde doch nicht aufh\u246 ?ren, immer wieder zu rufen, dass Christum beleidigen schlimmer und schrecklicher ist als jede H\u246 ?lle. Und euch bitte ich, von dieser Gesinnung durchdrungen zu sein; denn auf diese Weise werden wir sowohl der H\u246 ?lle entgehen, als auch an der Herrlichkeit Christi teilnehmen, die wir alle erlangen m\u246 ?gen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der die Ehre und die Macht besitzt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Siebenunddrei\u223 ?igste Homilie. Kap. XI, V.7-24.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0536.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d536 }}} V.7: \u8220"Als aber jene fortgingen, begann Jesus zu der Menge von Johannes zu reden und sprach: Was wolltet ihr sehen, dass ihr in die W\u252 ?ste gekommen seid? Ein Rohr, das vom Winde hin und her bewegt wird?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: Oder was seid ihr gekommen zu sehen? Einen Menschen, der in weichliche Kleider geh\u252 ?llt ist? Sehet, diejenigen, die weichliche Kleider tragen, sind in den Pal\u228 ?sten der K\u246 ?nige.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: Oder was seid ihr gekommen zu sehen? Einen Propheten? Ja, ich sage euch, noch mehr als einen Propheten.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die Sache mit den Johannesj\u252 ?ngern war gl\u252 ?cklich erledigt worden und sie gingen fort, best\u228 ?rkt durch alsbald{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in ihrer Gegenwart\par} } geschehenen Wunder. Es er\u252 ?brigte noch, dass auch das Volk belehrt w\u252 ?rde. Die J\u252 ?nger hatten ja nicht geahnt, dass es sich so mit ihrem Lehrmeister verhalte. Daf\u252 ?r hatte die gro\u223 ?e Menge aus der Frage des Johannes allerlei ungereimte Vermutungen abgeleitet, weil sie nicht wusste, in welcher Absicht er seine J\u252 ?nger gesandt hatte. So war zu erwarten, dass sie untereinander reden und sagen w\u252 ?rden: Derjenige, der so gro\u223 ?e Dinge verk\u252 ?ndet hatte, hat seine Meinung jetzt ge\u228 ?ndert und ist im Zweifel, ob dieser oder ein anderer es sei, der da kommen wird. Spricht er jetzt vielleicht so, um Zwietracht gegen Jesus anzustiften? Oder ist er infolge seiner Gefangenschaft schw\u228 ?cher und furchtsamer geworden? Oder waren ihm gar seine fr\u252 ?heren Reden nicht ernst gewesen? Da sie also wahrscheinlich viele derartige Dinge vermuten w\u252 ?rden, so siehe, wie der Herr ihrer Schwachheit zu Hilfe kommt und ihnen all ihren Argwohn benimmt. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0537.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d537 }}} \u8220"Denn als des Johannes\u8217' J\u252 ?nger weggingen, begann er zu der Menge zu sprechen.\u8221" Weshalb erst \u8220"als sie weggingen\u8221"? Damit es nicht den Anschein habe, als wolle er dem Johannes schmeicheln. Um aber das Volk auf die rechte Bahn zu bringen, vermeidet er es, von ihrem Argwohn zu reden; vielmehr gibt er ihnen die L\u246 ?sung auf all die Zweifel, die ihren Geist verwirrten, und zeigt ihnen, dass er die verborgenen Gedanken aller Menschen kenne. So sagt er denn auch nicht, wie zu den Juden: \u8220"Was denkt ihr B\u246 ?ses{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 9,4\par} } . Denn wenn sie sich auch Gedanken machten, so taten sie dies doch nicht aus B\u246 ?swilligkeit, sondern weil sie das nicht verstanden, was sie geh\u246 ?rt hatten. Deshalb redet der Herr auch nicht hart mit ihnen, sondern lenkt nur ihre Gedanken auf den rechten Weg, verteidigt den Johannes und zeigt, dass er nicht von seiner fr\u252 ?heren Meinung abgekommen sei und sich nicht ge\u228 ?ndert habe. Denn, sagt er, er ist ja kein leichtfertiger, unbest\u228 ?ndiger Mensch, sondern fest und standhaft, und nicht von der Art, dass er Verrat \u252 ?bte an seiner Sendung.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um ihnen dies aber begreiflich zu machen, beginnt er nicht sogleich mit seiner Aussage, sondern zuerst mit ihrem eigenen Zeugnis. Er will zeigen, dass sie nicht nur durch ihre Worte, sondern auch durch ihre Taten f\u252 ?r des Johannes\u8217' Unbeugsamkeit Zeugnis abgelegt h\u228 ?tten. Darum sagt er: \u8220"Was wollt ihr sehen, dass ihr in die W\u252 ?ste gekommen seid?\u8221" Es ist gerade als ob er sagte: Warum habt ihr die Stadt und eure H\u228 ?user verlassen und seid alle in der W\u252 ?ste zusammengekommen? Um einen armseligen, einfachen Menschen zu sehen? Das w\u228 ?re doch wohl nicht ganz vern\u252 ?nftig. Nicht darauf weist dieser Eifer hin, und dies allgemeine Zusammenstr\u246 ?men in der W\u252 ?ste. Es w\u228 ?ren ja damals wohl nicht so viele Menschen und so viele St\u228 ?dte mit solchem Eifer in die W\u252 ?ste und zum Jordan gezogen, wenn sie nicht erwartet h\u228 ?tten, einen gro\u223 ?en, bewunderungsw\u252 ?rdigen Mann zu sehen, der h\u228 ?rter war als Stein. Also nicht um ein Rohr zu sehen, das vom Winde bewegt wird, seid ihr gekommen. Denn nur die leichtfertigen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0538.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d538 }}} und leichtbeweglichen Menschen, die jetzt das und dann wieder etwas anderes reden, ohne bei irgend etwas zu beharren, die gleichen am ehesten solch einem Rohr. Da beachte auch, wie der Herr alle anderen Fehler \u252 ?bergeht und nur diesen nennt, der ihnen damals am gef\u228 ?hrlichsten war, und wie er ihnen die Annahme der Leichtfertigkeit{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 bei Johannes\par} } aus dem Sinn schl\u228 ?gt. \u8220"Oder was seid ihr herausgekommen zu sehen? Einen Menschen, der in weichliche Kleider geh\u252 ?llt ist? Sehet, diejenigen, die weichliche Kleider tragen, wohnen in den Pal\u228 ?sten der K\u246 ?nige.\u8221" Mit diesen Worten will er sagen: Von Natur ist Johannes nicht unbest\u228 ?ndig und schwankend; das habt ihr selbst bezeugt durch euren Zulauf. Ja, auch das kann wohl niemand behaupten, er sei zwar fest gewesen, sei aber nachher genusss\u252 ?chtig, weichlich geworden. Denn von den Menschen sind die einen von Natur so, die andern werden es erst; so ist zum Beispiel der eine von Natur zum Zorn geneigt, ein anderer zieht sich diesen Fehler erst infolge einer langen Krankheit zu. Eben so sind die einen von Charakter unbest\u228 ?ndig und leichtsinnig, andere werden erst so infolge eines genusss\u252 ?chtigen, weichlichen Lebens. Johannes dagegen, so will der Herr sagen, war auch von Natur nicht so. Ihr seid ja doch auch nicht gekommen, ein Rohr zu sehen; und ebenso hat er sich nicht einem genusss\u252 ?chtigen Leben ergeben und so den fr\u252 ?heren Vorzug verloren. Denn dass er sich keinem genusss\u252 ?chtigen Leben hingab, beweisen sein Gewand, die W\u252 ?ste und das Gef\u228 ?ngnis. H\u228 ?tte er weichliche Kleider tragen wollen, so h\u228 ?tte er seine Wohnung nicht in der W\u252 ?ste gesucht und nicht im Gef\u228 ?ngnis, sondern in den Pal\u228 ?sten. H\u228 ?tte er sich zum Schweigen verstehen wollen, so h\u228 ?tte er tausendfache Ehrenerweise gefunden. Denn wenn Herodes sich vor seinem Tadel schon so sehr f\u252 ?rchtete, w\u228 ?hrend er in Fesseln lag, so kann man sich denken, wie sehr er ihm geschmeichelt h\u228 ?tte, wenn er h\u228 ?tte schweigen wollen. Nachdem also Johannes durch die Tat seine Standhaftigkeit und Festigkeit bewiesen, wie d\u252 ?rfte man da noch solches von ihm argw\u246 ?hnen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0539.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d539 }}} Der Herr kennzeichnet also des Johannes Lebensweise durch den Hinweis auf die W\u252 ?ste, auf seine Gewandung und auf das Zusammenstr\u246 ?men der Leute. Zuletzt bezeichnet er ihn auch noch als Prophet. Er sagt: \u8220"Wozu seid ihr herausgekommen? Um einen Propheten zu sehen? Ja, ich sage euch, ihr seht einen, der noch mehr ist als ein Prophet.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.10: \u8220"Denn\u8221", f\u228 ?hrt er fort, \u8220"der ist es, von dem geschrieben steht: Siehe, ich sende meinen Engel vor deinem Angesicht, der Deinen Weg vor Dir bereiten wird\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mal 3,1\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zuerst brachte er das Zeugnis der Juden; jetzt erw\u228 ?hnt er das der Propheten. Oder besser gesagt, zuerst hat er die Sache durch die Juden entschieden; denn darin liegt ja die gr\u246 ?\u223 ?te Beweiskraft, wenn ein Zeugnis von den Feinden stammt; in zweiter Linie weist er auf das Leben des Mannes hin; an dritter Stelle bringt er sein eigenes Urteil; an vierter endlich das der Propheten. Damit bringt er die Juden auf der ganzen Linie zum Schweigen. Damit sie aber dann nicht sagten: Wie, wenn er damals zwar so gewesen w\u228 ?re, jetzt sich aber ge\u228 ?ndert h\u228 ?tte? So f\u252 ?gte er auch das hinzu, was sich auf die sp\u228 ?tere Zeit bezog, seine Kleidung, das Gef\u228 ?ngnis und au\u223 ?erdem noch die Eigenschaft als Prophet. Weil er aber gesagt hatte, Johannes sei gr\u246 ?\u223 ?er als ein Prophet, so zeigt er auch, worin er gr\u246 ?\u223 ?er ist. Worin ist er also gr\u246 ?\u223 ?er? Darin, dass er demjenigen so nahe stand, der da kommen sollte. \u8220"Denn\u8221", hei\u223 ?t es, \u8220"ich werde meinen Engel vor Deinem Angesichte hersenden\u8221", das hei\u223 ?t: nahe bei Dir. Denn wie bei den K\u246 ?nigen diejenigen h\u246 ?her stehen als die anderen, die in der N\u228 ?he des k\u246 ?niglichen Wagens gehen, so sehen wir auch Johannes nahe bei der Ankunft des Herrn auftreten. Beachte, wie er auch daraus einen Vorzug f\u252 ?r ihn ableitet; und nicht genug damit, er dr\u252 ?ckt auch sein eigenes Urteil aus mit den Worten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8220"Wahrlich, ich sage euch, unter den von den Weibern Geborenen ist keiner erstanden, der gr\u246 ?\u223 ?er w\u228 ?re als Johannes der T\u228 ?ufer.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0540.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d540 }}} Mit diesen Worten will er sagen; nie hat ein Weib einen Gr\u246 ?\u223 ?eren geboren als ihn. Dieser Ausspruch ist zwar allein schon gen\u252 ?gend; willst du dich aber auch durch die Tatsachen \u252 ?berzeugen, so sieh nur, wovon Johannes sich n\u228 ?hrte, wie er lebte und welch hohe Gesinnung er besa\u223 ?. Er lebte so, als w\u228 ?re er schon im Himmel, erhaben \u252 ?ber die Bed\u252 ?rfnisse der Natur. Einen neuen Weg wandelte er, verbrachte die ganze Zeit mit Lobges\u228 ?ngen und Gebeten und verkehrte nie mit einem Menschen, sondern immer nur mit Gott allein. Er sah nie einen seiner Mitmenschen, noch wurde er von einem aus ihnen gesehen; er wurde nicht mit Milch ern\u228 ?hrt, er hatte kein Bett, kein Haus und keinen Verkehr; er besa\u223 ? nichts von all dem, was den Menschen angenehm ist. Dennoch war er zugleich sanftm\u252 ?tig und starkm\u252 ?tig. H\u246 ?re nur, wie sanftm\u252 ?tig er mit seinen eigenen J\u252 ?ngern redete, wie m\u228 ?nnlich mit dem Judenvolke, wie freim\u252 ?tig mit dem K\u246 ?nig! Darum sagte auch der Herr: \u8220"Unter den vom Weibe Geborenen ist kein Gr\u246 ?\u223 ?erer erstanden als Johannes der T\u228 ?ufer.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit aber nicht das \u220 ?berma\u223 ? des Lobes irgendwelche unerw\u252 ?nschten Folgen habe, wenn etwa die Juden den Johannes Christo vorz\u246 ?gen, so beachte, wie der Herr auch hier den rechten Weg einschl\u228 ?gt. Denn wie das, was die Johannesj\u252 ?nger aufrichtete, der Menge zum Schaden gereichte, indem sie den T\u228 ?ufer f\u252 ?r leichtbeweglich hielten, so konnte auch das, was der Menge zum Vorteil dienen sollte, viel gr\u246 ?\u223 ?eren Schaden anrichten, wenn sie infolge seiner Rede von Johannes eine h\u246 ?here Meinung bekamen als von Christus. Deshalb kommt er auch dem in unauff\u228 ?lliger Weise zuvor mit den Worten: \u8220"Jedoch ist der Geringste im Himmelreiche immer noch gr\u246 ?\u223 ?er als er.\u8221" \u8220"Der Geringste\u8221", n\u228 ?mlich dem Alter nach, und nach der Meinung der gro\u223 ?en Menge. Sie nannten ja den Herrn einen Fresser und Weintrinker{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 11,19\par} } und sagten: \u8220"Ist das nicht der Sohn des Zimmermanns?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 13,55\par} } , und \u252 ?berall zeigten sie ihm ihre Geringsch\u228 ?tzung. Nun denn, fragst du, ist er der gr\u246 ?\u223 ?ere {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0541.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d541 }}} im Vergleich zu Johannes? Durchaus nicht. Auch Johannes will ja mit den Worten: \u8220"Er ist st\u228 ?rker als ich keinen Vergleich anstellen; ebensowenig Paulus, wenn er Moses erw\u228 ?hnt und sagt:\u8221"Dieser wurde gr\u246 ?\u223 ?erer Herrlichkeit gew\u252 ?rdigt als Moses\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hebr 3,3\par} } . Und der Herr selbst spricht die Worte: \u8220"Siehe, dieser ist mehr als Salomon\u8221" auch nicht vergleichsweise. Wenn wir aber auch zugeben, es sei dies vergleichsweise vom Herrn gesagt worden, so h\u228 ?tte er es eben in der Absicht getan, um der Schwachheit seiner Zuh\u246 ?rer entgegenzukommen. Die Leute waren eben Johannes dem T\u228 ?ufer ungemein ergeben, und gerade damals lie\u223 ?en ihn seine Fesseln in noch gl\u228 ?nzenderem Licht erstrahlen, ebenso wie sein Freimut gegen\u252 ?ber dem K\u246 ?nige, und es war ganz gut, wenn dies von den meisten in diesem Sinne aufgefasst wurde.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch das Alte Testament verstand es ja, die Seelen der Verirrten wieder auf diese Weise auf den rechten Weg zu f\u252 ?hren, indem es Dinge vergleichsweise nebeneinander stellt, die sich eigentlich nicht miteinander vergleichen lassen; so zum Beispiel, wenn es hei\u223 ?t: \u8220"Keiner ist dir gleich unter den G\u246 ?ttern, o Herr\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 85,8\par} } .Und an einer anderen Stelle: \u8220"Es ist kein Gott wie unser Gott\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 76,14\par} } . Einige behaupten da, Christus habe dies von den Aposteln gesagt. Andere glauben, es sei von den Engeln gemeint. Es gibt eben Leute, die in alle m\u246 ?glichen Irrt\u252 ?mer zu fallen pflegen, wenn sie einmal von der Wahrheit abgewichen sind. Oder welchen Sinn h\u228 ?tte es denn, so etwas von Engeln oder von den Aposteln zu sagen? Im anderen Falle, wenn die Apostel gemeint gewesen w\u228 ?ren, was h\u228 ?tte ihn gehindert, sie mit Namen zu nennen? Wo er von sich selbst redete, war es ganz am Platze, dass er wegen des Argwohnes, der noch herrschte, seine Person verbarg, um nicht den Anschein zu erwecken, als wolle er sich selbst r\u252 ?hmen. So machte er es auch in der Tat bei vielen Gelegenheiten. Was bedeuten aber die Worte: \u8220"Im Himmelreich\u8221"? {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0542.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d542 }}} Die bedeuten: In den geistigen Dingen und in allem, was den Himmel betrifft. Endlich wollte er mit dem Satze: \u8220"Es ist keiner erstanden unter den vom Weibe Geborenen, der gr\u246 ?\u223 ?er w\u228 ?re als Johannes\u8221" sich selbst in Gegensatz zu Johannes bringen und so sich selbst als die Ausnahme hinstellen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn auch der Herr selbst vom Weibe geboren war, so war er es doch nicht in der gleichen Weise wie Johannes. Er war eben kein blo\u223 ?er Mensch, und ward nicht geboren wie andere Menschen, sondern hatte eine au\u223 ?ergew\u246 ?hnliche, wunderbare Geburt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: \u8220"Seit den Tagen des Johannes des T\u228 ?ufers aber\u8221", f\u228 ?hrt er fort, \u8220"leidet das Himmelreich Gewalt, und die Gewaltt\u228 ?tigen rei\u223 ?en es an sich.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Welchen Zusammenhang mag wohl dies mit dem Vorhergehenden haben? Beides steht in vorz\u252 ?glichem Einklang. Der Herr dr\u228 ?ngt und treibt n\u228 ?mlich die Juden auch mit diesen Worten zum Glauben an ihn, und zugleich stimmt er mit dem \u252 ?berein, was fr\u252 ?her Johannes gesagt hat. Denn wenn bis zu Johannes alles sich erf\u252 ?llt hat, so will er sagen, dann bin ich derjenige, der da kommt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: \u8220"Denn\u8221", sagt er, \u8220"alle Propheten und das Gesetz haben bis auf Johannes geweissagt.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die Propheten h\u228 ?tten ja nicht aufgeh\u246 ?rt, wenn ich nicht gekommen w\u228 ?re. Erwartet also nichts weiter, wartet auf nichts anderes. Denn dass ich es bin, geht daraus hervor, dass die Propheten aufh\u246 ?ren, und dass t\u228 ?glich Leute den Glauben an mich{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 f\u252 ?r sich\par} } rauben. Es ist eben so klar und offenbar, dass sogar viele ihn sich f\u246 ?rmlich rauben. Aber wer hat ihn sich geraubt, sag mir? Alle jene, die mit Eifer zum Herrn sich hinwendeten. Sodann gibt er ihnen ein zweites Wahrzeichen an die Hand und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: \u8220"Wenn ihr es annehmen wollt, so ist er selbst der Elias, der da kommen wird.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8220"Denn\u8221", hei\u223 ?t es, \u8220"ich werde euch Elias den Thesbiter senden, der das Herz des Vaters den Kindern zuwenden {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0543.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d543 }}} wird\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mal 4,5\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn ihr also genau zusehen wollt, sagt er, so ist dieser da Elias. Denn: \u8220"Ich werde meinen Engel vor Deinem Angesichte hersenden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mal 3,1\par} } . Ganz treffend sagt der Herr: \u8220"Wenn ihr es annehmen wollt\u8221", um zu zeigen, dass niemand dazu gezwungen wird; ich zwinge niemanden, will er sagen. So sprach er aber, weil er eine bereitwillige Gesinnung verlangt, und um zu zeigen, dass Johannes mit Elias und Elias mit Johannes eins ist. Beide hatten ja eine und dieselbe Sendung erhalten, beide waren Vorl\u228 ?ufer geworden. Darum sagt auch der Herr nicht einfach: Dieser da ist Elias, sondern: \u8220"Wenn ihr es annehmen wollt, dieser ist es\u8221"; mit anderen Worten: Wenn ihr mit bereitwilliger Gesinnung auf die Ereignisse acht habt. Doch bleibt er auch hierbei nicht stehen; um zu zeigen, dass man auch Einsicht n\u246 ?tig hat, f\u252 ?gt er zu den Worten: \u8220"Dieser ist Elias, der da kommen wird\u8221", hinzu:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: \u8220"Wer Ohren hat zu h\u246 ?ren, der h\u246 ?re.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Solche r\u228 ?tselhafte Andeutungen macht er aber deshalb, um die Juden zum Fragen zu veranlassen. Wenn aber nicht einmal so ihr Interesse geweckt wurde, so w\u228 ?re es noch viel weniger geschehen, wenn er klar und deutlich geredet h\u228 ?tte. Es k\u246 ?nnte ja doch wohl niemand sagen, jene h\u228 ?tten es nur nicht gewagt zu fragen, und der Herr sei nicht leicht zug\u228 ?nglich gewesen. Denn wenn sie ihn schon \u252 ?ber ganz unwichtige Dinge fragten und auf die Probe stellten und nicht ablie\u223 ?en, obwohl sie tausendmal h\u228 ?tten verstummen m\u252 ?ssen, wie h\u228 ?tten sie dann bei notwendigen Dingen nicht fragen sollen, wenn es ihnen \u252 ?berhaupt darum zu tun war, etwas zu erfahren? Wenn sie \u252 ?ber die Gesetze fragten und wissen wollten, welches Gesetz das erste sei, und vieles \u228 ?hnliche, wor\u252 ?ber er ganz und gar nicht h\u228 ?tte zu reden brauchen, wie h\u228 ?tten sie sich da \u252 ?ber den Sinn seiner eigenen Worte nicht genau erkundigen sollen, \u252 ?ber die er doch eher reden und Antwort stehen musste? Dies um so mehr, als ja er selbst es war, der dazu anregte {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0544.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d544 }}} und sie dazu einlud. Durch die Worte: \u8220"Die Gewaltt\u228 ?tigen rei\u223 ?en es an sich\u8221" sucht er ihren Eifer anzufachen; ebenso durch das folgende: \u8220"Wer Ohren hat zu h\u246 ?ren, der h\u246 ?re.\u8221" Dann f\u228 ?hrt er fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: \u8220"Wem soll ich dieses Geschlecht vergleichen? Es gleicht den Knaben, die auf dem Marktplatz sitzen und sagen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: Wir haben f\u252 ?r euch die Fl\u246 ?te geblasen, und ihr habt nicht getanzt; wir haben euch Trauerlieder vorgespielt, und ihr habt nicht getrauert.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch diese Worte stehen anscheinend nicht im Zusammenhang mit dem Vorhergehenden und doch passen sie sehr gut dazu; denn sie dienen dem gleichen Hauptzwecke und zeigen, dass Johannes ganz mit ihm \u252 ?bereinstimmt, wenn sie auch in ihren Handlungen entgegengesetzte Wege gehen. Das gleiche ist nun auch mit der Frage der Fall; er will zeigen, dass nichts unterlassen wurde, was zu ihrem Heile n\u252 ?tzlich sein k\u246 ?nnte. So sagt auch der Prophet von dem Weinberge: \u8220"Was h\u228 ?tte ich f\u252 ?r diesen Weinberg noch tun sollen, und habe es nicht getan?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 5,4\par} } . Und der Herr sagt: \u8220"Wem soll ich dieses Geschlecht vergleichen? Es gleicht den Knaben, die auf offenem Markte sitzen und sagen:\u8221"Wir haben euch auf der Fl\u246 ?te gespielt und ihr habt nicht getanzt, wir haben euch Trauerlieder gespielt, und ihr habt nicht getrauert.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18: \u8220"So kam Johannes, a\u223 ? und trank nicht, und sie sagen: Er hat einen D\u228 ?mon.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19: Es kam der Menschensohn, a\u223 ? und trank, und sie sagen: Siehe, dieser Mensch ist ein Fresser und Weintrinker, ein Freund der Z\u246 ?llner und S\u252 ?nder.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mit diesen Worten will der Herr sagen: Wir kamen ein jeder auf einem anderen Wege, ich und Johannes, und haben es gerade so gemacht, wie wenn etwa J\u228 ?ger ein scheues Wild auf zwei m\u246 ?glichen Wegen ins Netz bringen wollen; da besetzt jeder einen anderen Weg und so gehen sie aus entgegengesetzter Richtung vor, so dass {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0545.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d545 }}} sie notwendigerweise aufeinander treffen m\u252 ?ssen. Sieh also nur, wie das ganze Menschengeschlecht von Bewunderung ergriffen wurde beim Anblick dieses Lebens voll Abt\u246 ?tung, Strenge und Fr\u246 ?mmigkeit. Deshalb hat Gott es so gef\u252 ?gt, dass Johannes von fr\u252 ?hester Jugend an also lebte, damit er auch ob dieser Lebensweise Glauben f\u228 ?nde f\u252 ?r seine Predigt. Und warum, fragst du, hat nicht der Herr selbst diesen Lebensweg gew\u228 ?hlt? Auch er ist sehr wohl diesen Weg gegangen, da er die vierzig Tage hindurch fastete und lehrend umherging, ohne etwas zu haben, worauf er sein Haupt niederlegen konnte. \u220 ?brigens ist der Herr auch auf andere Weise zum selben Ziel gelangt, und hat denselben Zweck erreicht. Denn f\u252 ?r ihn war es dasselbe, wie wenn er den gleichen Weg gegangen w\u228 ?re, ja noch viel mehr, dass n\u228 ?mlich derjenige f\u252 ?r ihn Zeugnis ablegte, der diesen Weg gegangen. Au\u223 ?erdem hatte Johannes nichts weiter aufzuweisen als seine strenge Lebensweise. \u8220"Denn\u8221", hei\u223 ?t es, \u8220"er tat kein einziges Zeichen.\u8221" [Quelle?: Joh 10,41] F\u252 ?r den Herrn dagegen legen Zeichen und Wunder Zeugnis ab. Deshalb wollte er, dass Johannes sich durch sein Fasten auszeichne; er selbst ging den anderen Weg, setzte sich an die Tische der Z\u246 ?llner und a\u223 ? und trank.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wir fragen daher die Juden: Ist das Fasten etwas Sch\u246 ?nes und Bewundernswertes? Nun, dann h\u228 ?ttet ihr dem Johannes Glauben schenken sollen, ihm beistimmen und seine Predigt annehmen. Denn auf diese Weise w\u252 ?rden euch seine Worte zu Jesus gef\u252 ?hrt haben. Aber, sagst du, das Fasten ist unertr\u228 ?glich und unangenehm. Dann musstest du Jesu anh\u228 ?ngen und ihm glauben, der das Gegenteil von Johannes tat. Auf beiden Wegen h\u228 ?ttet ihr ja in die Netze des Himmelreiches fallen sollen. Doch haben sie wie ein scheues Wild gehandelt und haben beide beschimpft. Die Schuld liegt also nicht an denen, die keinen Glauben fanden, sondern die ganze Verantwortung trifft jene, die nicht glauben wollten. Es wird doch wohl niemand entgegengesetzte Dinge zu gleicher Zeit tadeln und loben. Wem zum Beispiel ein heiterer, fr\u246 ?hlicher Mensch gef\u228 ?llt, der wird {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0546.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d546 }}} an einem d\u252 ?steren, unzug\u228 ?nglichen keinen Gefallen finden; wer dagegen den d\u252 ?steren lobt, wird den fr\u246 ?hlichen nicht preisen. Es geht eben nicht an, beide zugleich zu loben oder zu tadeln. Aus diesem Grunde sagt auch der Herr: \u8220"Wir haben euch die Fl\u246 ?te geblasen und ihr habt nicht getanzt\u8221"; das hei\u223 ?t: Ich habe vor euch ein angenehmes Leben gef\u252 ?hrt, und ihr lie\u223 ?et euch nicht \u252 ?berreden. Und: \u8220"Wir haben euch Trauerlieder vorgespielt und ihr ward nicht traurig\u8221"; das hei\u223 ?t: Johannes f\u252 ?hrte ein strenges, hartes Leben, und ihr habt nicht darauf geachtet. Auch sagt er nicht: Er hat jenes und ich dieses Leben gef\u252 ?hrt; es waren eben beide gleichgesinnt, wenn auch in der Lebensweise verschieden; deshalb sagt er, sie h\u228 ?tten beide das gleiche getan. Auch dass sie verschiedene Wege gingen, war ja nur der Ausfluss gr\u246 ?\u223 ?ter Eintracht, die auf ein und denselben Zweck abzielt. Welche Entschuldigung wollt ihr also noch haben? Darum f\u252 ?gt der Herr auch noch hinzu: \u8220"Und die Weisheit ward gerechtfertigt von ihren Kindern\u8221"; das hei\u223 ?t: Wenn ihr auch nicht glauben wollt, ihr k\u246 ?nnt wenigstens mir keinen Vorwurf mehr machen. Dasselbe sagt der Prophet vom Vater: \u8220"Damit du gerechtfertigt werdest in Deinen Reden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 50,6\par} } . Denn wenn auch Gott mit seiner F\u252 ?rsorge f\u252 ?r uns nichts ausrichtet, so tut er doch alles, was an ihm liegt, so dass denen, die schlecht sein wollen, auch nicht einmal der Schatten eines Zweifels oder der Unwissenheit verbleibt. Wenn aber die angef\u252 ?hrten Beispiele armselig und unscheinbar sind, so wundere dich dar\u252 ?ber nicht. Der Herr redet eben, wie es f\u252 ?r seine schwachen Zuh\u246 ?rer passte. So bringt ja auch Ezechiel viele Beispiele, die zwar f\u252 ?r die Juden ganz gut passten, die aber der Gr\u246 ?\u223 ?e und W\u252 ?rde Gottes nicht angemessen waren. Aber gerade das entspricht ganz der F\u252 ?rsorge, die Gott f\u252 ?r uns tr\u228 ?gt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte aber, wie die Juden auch auf andere Weise sich in Widerspr\u252 ?che verwickeln. Nachdem sie von Johannes gesagt hatten, er habe einen D\u228 ?mon, blieben sie dabei nicht stehen, sondern sagten auch vom Herrn dasselbe, obwohl er einen entgegengesetzten Lebensweg {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0547.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d547 }}} eingeschlagen hatte. Auf diese Weise widersprachen sie sich immer selbst. Lukas bringt au\u223 ?erdem noch einen anderen, weit gr\u246 ?\u223 ?eren Grund des Tadels gegen sie vor, indem er sagt: \u8220"Die Z\u246 ?llner haben Gott gerechtfertigt, da sie die Taufe des Johannes annahmen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 7,29\par} } . Zuletzt tadelt dann der Herr auch noch die St\u228 ?dte, nachdem die Weisheit gerechtfertigt ward, und er gezeigt hatte, dass alles sich erf\u252 ?llt hat. Da er sie n\u228 ?mlich nicht zum Glauben hatte bringen k\u246 ?nnen, so bekundet er nur noch Mitleid mit ihnen, was schlimmer ist, als wenn er ihnen gedroht h\u228 ?tte. Er hatte sie ja mit Worten belehrt, sowie mit Zeichen und Wundern. Weil sie aber in ihrem Unglauben verharrten, so tadelt er sie nunmehr.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: \u8220"Denn damals\u8221", hei\u223 ?t es, \u8220"begann Jesus die St\u228 ?dte zu tadeln, in denen seine gr\u246 ?\u223 ?ten Machterweise vorgekommen waren, dass sie sich nicht bekehrten und sagte:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V:21: Wehe dir Chorazain, wehe dir Bethsaida.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit du n\u228 ?mlich sehest, dass deren Bewohner nicht etwa von Natur so seien, erw\u228 ?hnt der Herr auch den Namen der Stadt, aus der f\u252 ?nf Apostel hervorgegangen waren. Denn Philippus und die beiden Br\u252 ?derpaare der obersten Apostel stammten daher{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 N\u228 ?mlich Petrus und Andreas, Jakobus und Johannes\par} } . Denn wenn in Tyrus und Sidon die Zeichen der Macht geschehen w\u228 ?ren, die unter euch geschahen, so h\u228 ?tten sie in Sack und Asche Bu\u223 ?e getan.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.22: Indes sage ich euch, das Los von Tyrus und Sidon wird ertr\u228 ?glicher sein am Tage des Gerichtes, als das eurige.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.23: Und du Kapharnaum, das du bis zum Himmel erhoben warst, du wirst bis zur Unterwelt erniedrigt werden; denn wenn in Sodoma die Wunder geschehen w\u228 ?ren, die in dir geschahen, so w\u252 ?rden sie noch heutigen Tages bestehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.24: Aber ich sage euch, das Los Sodomas wird ertr\u228 ?glicher sein am Tage des Gerichtes als das deine.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nicht ohne Absicht legte ihnen der Herr das Beispiel {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0548.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d548 }}} Sodomas vor; er wollte damit seiner Anklage mehr Nachdruck verleihen, denn es ist ja doch der st\u228 ?rkste Ausdruck f\u252 ?r Schlechtigkeit, wenn man als schlechter hingestellt wird denn alle Schlechten, nicht blo\u223 ? unter denen, die damals lebten, sondern auch unter denen, die jemals sein werden. Einen \u228 ?hnlichen Vergleich stellt er auch anderswo an, da er die Juden den Niniviten an die Seite stellt und der K\u246 ?nigin des Ostens und sie so verurteilt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 12,41-42\par} } . Dort verglich er sie mit Leuten, die Gutes taten, hier dagegen mit S\u252 ?ndern, was viel schlimmer ist. Solche Vergleiche waren auch dem Ezechiel gel\u228 ?ufig; deshalb sagt er zu Jerusalem: \u8220"Du hast deine Schwestern gerechtfertigt in all deinen S\u252 ?nden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ez 16,51\par} } . So pflegt Jesus \u252 ?berall gern das Alte Testament zu zitieren, doch bleibt er auch hierbei nicht stehen, sondern verursacht ihnen noch mehr Furcht, indem er sagt, sie w\u252 ?rden Schlimmeres zu gew\u228 ?rtigen haben als die Sodomiten und die Tyrer; er will eben auf jede Weise Eindruck auf sie machen, sowohl durch das Wehe, das er ihnen zuruft, als auch durch die Furcht, die er ihnen einzufl\u246 ?\u223 ?en trachtet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch wir wollen also diesen Worten Geh\u246 ?r schenken. Denn nicht blo\u223 ? f\u252 ?r die Ungl\u228 ?ubigen, sondern auch f\u252 ?r uns hat der Herr eine viel schwerere Strafe bestimmt als den Sodomiten, falls wir die Fremden nicht aufnehmen wollen, die zu uns kommen; denn er befahl diesen, sogar den Staub von ihren F\u252 ?\u223 ?en abzusch\u252 ?tteln, und dies ganz mit Recht. Denn wenn auch jene Leute S\u252 ?nden begangen haben, so geschah dies, bevor das Gesetz gegeben und die Gnade gekommen war. Welche Nachsicht h\u228 ?tten aber wir verdient, die wir solcher Gnaden teilhaftig geworden und doch solche Hartherzigkeit gegen die Fremden an den Tag legen, den Bed\u252 ?rftigen die T\u252 ?re verschlie\u223 ?en und unser Ohr noch fr\u252 ?her als die T\u252 ?r ja dies alles nicht blo\u223 ? den Armen, sondern sogar den Aposteln selbst gegen\u252 ?ber? Denn nur deshalb behandeln wir die Armen so, weil wir {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d549"}}{\fldrslt{\ul S. d549 }}} es auch den Aposteln so machen. Wenn n\u228 ?mlich Paulus vorgelesen wird und du nicht achtgibst, wenn das Evangelium Johannis verk\u252 ?ndigt wird und du nicht zuh\u246 ?rst, wie wirst du da den Armen aufnehmen, wenn du dem Apostel keinen Eingang gew\u228 ?hrst? Damit also f\u252 ?r die einen unser Haus und f\u252 ?r die anderen unser Ohr immerdar offenstehe, so wollen wir die Ohren unserer Seele von allem Schmutz reinigen. Denn wie Schmutz und Unrat die leiblichen Ohren verstopfen, so verstopfen unlautere Ges\u228 ?nge, weltliche Reden und Sorgen \u252 ?ber Zinsen und Darlehen das Ohr noch viel \u228 ?rger als aller Schmutz; ja sie verstopfen es nicht blo\u223 ?, sie machen es selber unrein. Denn jene, die von solchen Dingen reden, stopfen Schmutz in eure Ohren. Ja, was der Barbar damals androhte, als er sagte: \u8222 ?Ihr werdet euren eigenen Unrat essen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 33,12\par} } und so weiter, dasselbe f\u252 ?gen auch diese euch zu, nicht mit Worten, sondern durch Taten; ja noch viel Schlimmeres als das. Denn noch schamloser als dies sind jene Ges\u228 ?nge. Und das schlimmste daran ist, dass ihr es nicht nur nicht als Bel\u228 ?stigung empfindet, wenn ihr solches zu h\u246 ?ren bekommt, sondern auch noch dazu lacht, w\u228 ?hrend ihr doch Abscheu empfinden und fliehen solltet. Wenn du dies aber nicht abscheulich findest, so gehe nur auf die B\u252 ?hne und ahme nach, was du da lobst; oder vielmehr gehe nur einmal mit dem, der dich also zum Lachen bringt. Du w\u252 ?rdest wohl kaum den Mut dazu finden. Warum tust du ihm also so viel Ehre an? Sogar die Gesetze, die von den Heiden aufgestellt wurden, wollen, dass solche Menschen f\u252 ?r ehrlos gelten. Du hingegen nimmst sie mit der ganzen Stadt auf, als w\u228 ?ren sie Gesandte und Heerf\u252 ?hrer, du rufst alle Leute zusammen, damit die ihre Ohren voll Schmutz bekommen! Wenn dein Diener etwas Unanst\u228 ?ndiges sagt und du h\u246 ?rst es, so erh\u228 ?lt er zahllose Gei\u223 ?elhiebe; und wenn dein Sohn, deine Frau, ja wer immer so etwas tut, so nennst du es eine Schande. Wenn aber feiles Gesindel daherkommt und dich ruft, damit du ihre schamlosen Reden h\u246 ?rst, dann wirst du dar\u252 ?ber nicht nur unwillig, nein, du freust dich sogar und spendest {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0550.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d550 }}} ihnen Beifall. Gibt es wohl eine gr\u246 ?\u223 ?ere Inkonsequenz als diese?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber, du selbst redest keine solchen unschamhaften Dinge? Und was hast du damit gewonnen? Im Gegenteil, du offenbarst auch hierin deine Schuld, und wodurch? Wenn du nicht selber solche Dinge redest, so w\u252 ?rdest du auch nicht lachen, wenn du sie h\u246 ?rst, und w\u252 ?rdest nicht mit solchem Eifer der Stimme nachlaufen, die dich so entehrt. Sag mir doch nur: Freust du dich, wenn du Gottesl\u228 ?sterungen h\u246 ?rst? Oder erschauderst du nicht vielmehr und h\u228 ?ltst dir die Ohren zu? Ich glaube wohl. Und warum denn? Weil du selber nicht l\u228 ?sterst. So mache es denn auch mit den unsittlichen Reden. Willst du uns einen klaren Beweis daf\u252 ?r geben, dass du keinen Gefallen daran hast, wenn schlechte Reden gef\u252 ?hrt werden, so versage dir auch das Zuh\u246 ?ren. Wie k\u246 ?nntest du jemals rechtschaffen werden, wenn du mit solchen Kl\u228 ?ngen unterhalten wirst? Wie k\u246 ?nntest du dich jemals entschlie\u223 ?en, den m\u252 ?hevollen Kampf um die Reinheit auf dich zu nehmen, wenn du beinahe vergehst vor Lachen \u252 ?ber diese Ges\u228 ?nge und diese sch\u228 ?ndlichen Reden? Man muss schon froh sein, wenn eine solche Seele anst\u228 ?ndig und keusch bleibt, die von all diesen Dingen sich rein h\u228 ?lt, geschweige denn eine, die mit derlei Unterhaltung sich n\u228 ?hrt! Oder wi\u223 ?t ihr nicht, dass wir zum B\u246 ?sen viel leichter geneigt sind? Wenn wir nun sogar eine Kunst und ein Handwerk daraus machen, wie k\u246 ?nnen wir dann jenem Feuer{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Wollust\par} } entfliehen? Hast du nicht geh\u246 ?rt, was der hl. Paulus sagt: \u8222 ?Freuet euch im Herrn!\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Phil 4,4\par} } , und nicht im Teufel.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wann willst du also imstande sein, auf den hl. Paulus zu h\u246 ?ren? Wann willst du deiner Fehltritte bewusst werden, wenn du immer und unaufh\u246 ?rlich von jenen Schauspielen trunken bist? Dass du hierher gekommen bist, ist gar nichts Bewundernswertes und Gro\u223 ?es; oder vielmehr, es ist zum Verwundern. Denn hierher kommst du eben gewohnheits- und anstandshalber; dorthin gehst du dagegen voll Eifer, in Eile und mit dem {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0551.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d551 }}} gr\u246 ?\u223 ?ten Interesse. Das erkennt man an dem, was du beim Weggehen von dort nach Hause tr\u228 ?gst. Den ganzen Schmutz, der dort \u252 ?ber euch ausgesch\u252 ?ttet wurde durch Worte, durch Gesang, durch Gel\u228 ?chter, tr\u228 ?gt da ein jeder von euch nach Hause; ja nicht blo\u223 ? in sein Haus, sondern jeder auch in seine eigene Seele. Von dem, was keinen Abscheu verdient, wendest du dich ab; was dagegen Abscheu verdient, das hassest du nicht, nein, du liebst es sogar. Da pflegen viele sich zu waschen, wenn sie von Gr\u228 ?bern zur\u252 ?ckkommen; wenn sie dagegen von den Theatern heimkehren, seufzen die nicht und vergie\u223 ?en keine Str\u246 ?me von Tr\u228 ?nen. Und doch ist ein Toter nichts Unreines, wohl aber verursacht die S\u252 ?nde einen solchen Makel, dass du diesen auch mit tausend Wasserb\u228 ?chen nicht abwaschen kannst, sondern nur mit Tr\u228 ?nen und reuigem Bekenntnis. Doch ist keiner, der diesen Makel empfindet, weil wir eben das nicht f\u252 ?rchten, was wir f\u252 ?rchten sollten; deshalb erschrecken wir auch vor dem, wovor wir nicht zu erschrecken brauchten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was soll auch dieses Get\u246 ?se, was soll dieser L\u228 ?rm, das h\u246 ?llische Geschrei und die teuflichen Spuckgestalten? Da hat ein J\u252 ?ngling langes Haar nach r\u252 ?ckw\u228 ?rts h\u228 ?ngen, macht sich selbst zum Weibe und bem\u252 ?ht sich durch Blick, Haltung, Kleider, kurz durch alles, den Eindruck eines zarten M\u228 ?dchens hervorzurufen. Ein anderer, der schon im Greisenalter steht, l\u228 ?sst sich im Gegensatz zu diesem J\u252 ?ngling die Haar scheren, g\u252 ?rtet sich die Lenden, legt fr\u252 ?her noch als die Haare die Scham ab, und steht bereit, Backenstreiche zu empfangen und alles m\u246 ?gliche zu sagen und zu tun. Da stehen Weiber mit entbl\u246 ?\u223 ?tem Haupte, allen Schamgef\u252 ?hles bar; sie reden zum Volke und legen ihren ganzen Eifer in solche Schamlosigkeit, und teilen den Seelen ihrer Zuh\u246 ?rer ihre ganze eigene Frechheit und Z\u252 ?gellosigkeit mit. Ihr einziges Bestreben ist darauf gerichtet, alle Schamhaftigkeit mit der Wurzel auszurotten, die Natur zu sch\u228 ?nden, die Lust des b\u246 ?sen D\u228 ?mons zu befriedigen. Da sind schamlose Worte, noch schamlosere Kleidungen und ebensolche Frisuren; der Gang, das Gewand, die Stimme, Gliederverrenkungen, Augenverdrehungen, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0552.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d552 }}} Pfeifen, Fl\u246 ?ten, Dramen, Vortr\u228 ?ge \u252 ?berhaupt alles ist da voll Wollust. Wie willst du also noch keusch bleiben, sag mir, wenn der Teufel dir diesen ungemischten Trank der Unzucht kredenzt, dir so viele Becher der Schamlosigkeit bereitet? Da gibt es ja Ehebr\u252 ?che und Buhlerinnen, Hurenweiber und m\u228 ?nnliche Het\u228 ?ren, entmannte J\u252 ?nglinge, alles, was gegen Gesetz und Natur ist, alles, was nur Schande und Schmach hei\u223 ?t. Also nicht lachen sollten die Zuschauer \u252 ?ber derartige Dinge, sondern weinen und bitterlich seufzen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nun denn, fragst du, sollen wir das Theater schlie\u223 ?en und soll ob deiner Predigt ein allgemeiner Umsturz folgen? O, es ist vielmehr jetzt alles auf den Kopf gestellt. Denn sag mir, woher kommen denn die Verf\u252 ?hrer der Ehen? Nicht etwa von diesem Theater? Woher diejenigen, die das Brautgemach entweihen? Nicht etwa von jener B\u252 ?hne? Kommen nicht daher die M\u228 ?nner, die f\u252 ?r ihre Frauen unertr\u228 ?glich geworden sind; kommen nicht daher die Frauen, die von ihren M\u228 ?nnern verachtet werden? Kommen nicht von dort die meisten Ehebrecher? Wer also alles in Verwirrung bringt, ist derjenige, der ins Theater geht; er ist\u8217's, der diesen schrecklichen Tyrannen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Unzucht\par} } herbeif\u252 ?hrt. Aber nein, sagst du, das ist vielmehr durch die Gesetze so angeordnet und sanktioniert worden. Also Weiber rauben, Knaben sch\u228 ?nden, Familien ruinieren ist Sache derer, die im Senat sitzen!? Und wer, fragst du, ist je ob solchen Schauspiels zum Ehebrecher geworden? Ja, wer ist es nicht geworden? Wenn es jetzt erlaubt w\u228 ?re, Namen anzuf\u252 ?hren, so w\u252 ?rde ich dir zeigen, wie viele M\u228 ?nner dieses Schauspielhaus von ihren Frauen getrennt, wie viele durch jene Dirnen in Fesseln geschlagen wurden, und wie sie die einen vom Ehebett selbst losrissen, die anderen gleich von Anfang an am Ehebund hinderten. Wie nun, sag mir, sollen wir jetzt alle Gesetze umst\u252 ?rzen? Ja, es hei\u223 ?t vielmehr die Gesetzlosigkeit umst\u252 ?rzen, wenn man diese Theater aufl\u246 ?st. Aus ihnen stammen alle jene, die die St\u228 ?dte verderben; das sind die Brutnester der Emp\u246 ?rungen und Unruhen. Ja, diejenigen, die unter solchen Spielen aufwachsen, die ihre Stimme der Sinnenlust opfern, deren Besch\u228 ?ftigung es {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0553.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d553 }}} ist, Beifall zu schreien und jede Sch\u228 ?ndlichkeit zu tun, die sind es auch zumeist, die die Bev\u246 ?lkerung aufreizen und die in den St\u228 ?dten Unruhen verursachen. Ja, wenn einmal die Jugend sich dem Nichtstun ergeben hat, und unter solcher Schlechtigkeit aufw\u228 ?chst, dann wird sie schlimmer als alle wilden Tiere.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 7.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sag mir doch, weshalb gibt es denn Gaukler? Nicht etwa deshalb, weil diese Leute die Leidenschaft des m\u252 ?\u223 ?igen Volkes in Spannung versetzen wollen, und weil sie den Schauspielern aus den vielen Unruhen Vorteil verschaffen m\u246 ?chten, und die Huren den keuschen Frauen entgegensetzen? Darum betreiben sie ihre Betr\u252 ?gereien soweit, dass sie sich nicht einmal scheuen, die Gebeine der Toten zu st\u246 ?ren. Ja, treibt sie nicht auch der Umstand dazu, dass sie f\u252 ?r jenes unheilvolle Teufelstheater unendliche Auslagen zu machen gezwungen sind? Und woher kommt die Wollust mit all ihren unz\u228 ?hligen \u220 ?beln? Siehst du, dass du die Grundlage des Lebens umst\u252 ?rzest, wenn du f\u252 ?r solche Dinge eintrittst, w\u228 ?hrend ich auf deren Beseitigung dringe? Ja, wenn es nur m\u246 ?glich w\u228 ?re, es zu zerst\u246 ?ren! Oder besser gesagt, wenn ihr nur wollt, so ist es, wenigstens soweit ihr in Betracht kommt, bereits beseitigt und zerst\u246 ?rt. Doch will ich nichts Derartiges von euch verlangen. Macht nur, dass das Theater, das dasteht, ohne Besucher bleibe; das ist ein gr\u246 ?\u223 ?eres Lob f\u252 ?r euch, als wenn ihr es zerst\u246 ?rtet. Wenn ihr doch schon auf niemand anderen h\u246 ?ren wollt, so ahmt wenigstens die Barbaren nach: Ihnen sind alle derartigen Schauspiele vollst\u228 ?ndig fremd. Womit sollen wir uns also noch entschuldigen, wenn wir, die Himmelsb\u252 ?rger, die Reigengenossen der Cherubim, die Teilhaber der Engel, in diesem Punkte schlechter sind als die Barbaren, und dies, obwohl wir unendlich viele andere, bessere Freuden als diese finden k\u246 ?nnten? Wenn du dich wirklich erg\u246 ?tzen willst, so gehe hinaus in die Haine, zum rauschenden Strome, zu den Seen. Betrachte die G\u228 ?rten, h\u246 ?re auf das Zirpen der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0554.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d554 }}} Grillen, besuche die Gr\u228 ?ber der M\u228 ?rtyrer, wo du Gesundheit f\u252 ?r den Leib und Nutzen f\u252 ?r die Seele findest, wo nichts dir schadet, wo auf Lust keine Gewissensbisse folgen, wie hier{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 im Theater\par} } . Du hast eine Frau, du hast Kinder? Welch gr\u246 ?\u223 ?ere Lust g\u228 ?be es als diese! Du hast ein Haus, hast Freunde? Das ist das wahre Vergn\u252 ?gen, das dir au\u223 ?er der Keuschheit auch sonst noch gro\u223 ?en Nutzen bietet. Oder sag mir, was gibt es S\u252 ?\u223 ?eres, als Kinder zu besitzen? Und was Angenehmeres, als eine Frau f\u252 ?r den, der ehrenhaft leben will? Man sagt, die Barbaren h\u228 ?tten einmal einen \u252 ?beraus weisen Ausspruch getan. Als sie von diesen ausgelassenen Theatern h\u246 ?rten und diesem unpassenden Vergn\u252 ?gen, da h\u228 ?tten sie gesagt: Die R\u246 ?mer haben solche Vergn\u252 ?gungen erfunden, die nur f\u252 ?r Leute passen, die keine Kinder und Frauen zu Hause haben. Sie zeigen damit, dass es nichts S\u252 ?\u223 ?eres und Angenehmeres gibt als Kinder und eine Frau, wenn du nur ehrbar leben willst.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie aber, wendest du ein, wenn ich dir beweise, dass es Leute gibt, die an solchen Belustigungen gar keinen Schaden gelitten haben? O, auch das ist schon ein Schaden, dass man vollst\u228 ?ndig nutzlos seine Zeit vergeudet, und dazu noch anderen \u196 ?rgernis gibt. Denn wenn auch du selbst keinen Schaden leidest, du machst doch, dass ein anderer um so lieber dahin geht. Und wie solltest du selber keinen Schaden leiden, wenn du solche Auff\u252 ?hrungen noch selbst unterst\u252 ?tzest? Jawohl, der Gaukler, der unkeusche J\u252 ?ngling, die Hure, alle jene Ch\u246 ?re des Teufels werden die Schuld f\u252 ?r das Geschehene auf dein Haupt w\u228 ?lzen. Denn g\u228 ?be es keine Zuschauer, so g\u228 ?be es auch keine Schauspieler; weil es aber nun Zuschauer gibt, so werden auch sie die H\u246 ?llenstrafen f\u252 ?r diese Spiele teilen m\u252 ?ssen. Wenn du also auch an deiner eigenen Keuschheit keinen Schaden leiden solltest, was \u252 ?brigens ganz unm\u246 ?glich ist, so wirst du wenigstens f\u252 ?r das Verderben der anderen die schwersten Strafen zu leiden haben, sowohl weil du selber zusiehst, als auch weil du noch andere mit hinein f\u252 ?hrst. Und f\u252 ?r deine Reinheit h\u228 ?ttest du wohl mehr gewonnen, wenn du nicht dorthin gegangen w\u228 ?rest. Denn wenn du auch jetzt keusch bist, du w\u228 ?rest noch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0555.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d555 }}} keuscher geworden, wenn du solche Schauspiele gemieden h\u228 ?ttest. Streiten wir also nicht unn\u252 ?tz, und sinnen wir nicht auf nutzlose Ausreden. Nur eines kann uns entschuldigen: wenn wir den Glutofen Babylons fliehen, wenn wir uns fernhalten von der \u228 ?gyptischen Hure und m\u252 ?ssten wir selbst nackt ihren H\u228 ?nden entfliehen. Dann werden wir wirklich gro\u223 ?e Lust und Freude empfinden, wenn unser Gewissen uns keine Vorw\u252 ?rfe zu machen braucht; dann werden wir sowohl das irdische Leben keusch verbringen wie auch der zuk\u252 ?nftigen G\u252 ?ter teilhaftig werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht geb\u252 ?hrt, jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Achtunddrei\u223 ?igste Homilie. Kap. XI, V.25-30.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.25: \u8222 ?In jener Zeit antwortete Jesus und sprach: Ich preise Dich, Vater. Herr des Himmels und der Erde, weil Du dies den Weisen und Ein sichtigen verborgen, den Kindern aber geoffenbart hast.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: Ja, Lob Dir, Vater, weil es Dir also gefallen hat.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, auf wie vielf\u228 ?ltige Weise der Herr seine Zuh\u246 ?rer zum Glauben f\u252 ?hrt? Zuerst tat er es durch das Lob, das er Johannes spendete. Indem er ihn n\u228 ?mlich als gro\u223 ? und bewundernswert hinstellte, hat er auch alles, was derselbe sagte, f\u252 ?r glaubw\u252 ?rdig erkl\u228 ?rt und die J\u252 ?nger so zur Erkenntnis seiner selbst gef\u252 ?hrt. Zweitens tat er es durch die Worte: \u8222 ?Das Himmelreich leidet Gewalt, und die Gewaltt\u228 ?tigen rei\u223 ?en es an sich\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 11,12\par} } ; das sagte er, um sie anzuregen und aufzumuntern. Drittens indem er zeigte, dass alle Prophetien {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0556.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d556 }}} in Erf\u252 ?llung gingen; auch das bewies ja, dass er derjenige sei, den die Propheten vorher verk\u252 ?ndet hatten. Viertens durch den Hinweis darauf, dass alles, was durch ihn geschehen sollte, geschehen ist; hat er ja doch sogar die Parabel mit den Kindern erw\u228 ?hnt. F\u252 ?nftens dadurch, dass er den Ungl\u228 ?ubigen Vorw\u252 ?rfe machte und ihnen gro\u223 ?es und schreckliches Unheil androhte. Sechstens, indem er f\u252 ?r die Gl\u228 ?ubigen Dank sagte. Denn der Ausdruck: \u8222 ?Ich preise{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 bekenne\par} } Dich\u8220", bedeutet hier: Ich danke Dir. \u8222 ?Ich danke Dir\u8220", sagt er, \u8222 ?dass Du dies den Weisen und Einsichtigen verborgen hast.\u8220" Aber wie? Du freust dich \u252 ?ber ihr Verderben, und dar\u252 ?ber, dass sie diese Dinge nicht kennen? Durchaus nicht; wohl aber ist das der beste Weg zum Heile, dass diejenigen, die meine Worte verschm\u228 ?hen und sie nicht annehmen wollen, auch nicht durch Zwang dazu gebracht werden. Nachdem sie eben trotz meiner Einladung nicht besser wurden, sondern den Herrn verlie\u223 ?en und verachteten, so sollten sie durch ihre Verwerfung zum Verlangen nach diesen Dingen gebracht werden. Auf diese Weise mussten dann auch diejenigen eifrig werden, die auf ihn achteten. Denn dass seine Worte ihnen geoffenbart wurden, war gewiss ein Grund zur Freude; dass sie dagegen den anderen verborgen blieben, musste nicht zur Freude, sondern zur Trauer stimmen. Dem entsprechend handelte auch der Herr; er weinte \u252 ?ber die St\u228 ?dte. Also nicht \u252 ?ber die Blindheit der einen freute er sich, sondern weil die anderen erkannten, was die Weisen nicht einsehen wollten. In \u228 ?hnlichem Sinne sagt auch Paulus: \u8222 ?Ich danke Gott, dass ihr Sklaven der S\u252 ?nde waret und doch von Herzen geachtet habt auf die Art der Lehre, die ihr empfangen habt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 6,17\par} } . Also auch Paulus freut sich nicht dar\u252 ?ber, dass sie Sklaven der S\u252 ?nde waren, sondern, dass sie, obgleich sie dies waren, dennoch solcher Gnaden gew\u252 ?rdigt wurden. Unter den Weisen versteht hier der Herr die Schriftgelehrten und Pharis\u228 ?er. Dies sagt er, um seine J\u252 ?nger zu ermutigen, und um zu zeigen, welche Auszeichnung den Fischern zuteil wurde, w\u228 ?hrend jene alle {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0557.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d557 }}} zusammen dessen verlustig gingen. Mit der Bezeichnung \u8222 ?Weiser\u8220" meint er aber nicht die wahre und lobenswerte Weisheit, sondern jene, die sie durch eigene T\u252 ?chtigkeit erworben zu haben schienen. Deshalb sagte er auch nicht: Du hast es den Toren enth\u252 ?llt, sondern den Kindern, das hei\u223 ?t den Ungebildeten und Einf\u228 ?ltigen. Auch zeigt er dadurch, dass jene diese Gnaden nicht nur aus Billigkeitsgr\u252 ?nden, sondern mit Fug und Recht vorenthalten wurde. Ebenso weist er uns durch all dies an, die Torheit zu fliehen, um die Einfalt dagegen uns zu bem\u252 ?hen. Deshalb sagte auch Paulus mit noch mehr Nachdruck dasselbe mit den Worten: \u8222 ?Wenn einer unter euch weise zu sein scheint in dieser Welt, so werde er zum Tor, damit er weise werde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 3,18\par} } . So wird ihnen n\u228 ?mlich die Gnade Gottes geoffenbart.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum aber dankt der Herr dem Vater, da doch er selbst dies bewirkt hat? Er tut dies im gleichen Sinne, wie er auch zum Vater betet und ihn bittet, seine gro\u223 ?e Liebe uns zu zeigen; auch das ist ja ein Beweis gro\u223 ?er Liebe. Auch zeigt er damit, dass die Schriftgelehrten nicht blo\u223 ? von ihm, sondern auch vom Vater sich lostrennten. Was er n\u228 ?mlich den J\u252 ?ngern auftrug mit den Worten: \u8222 ?Werfet das Heilige nicht den Hunden vor\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 7,6\par} } , das hat er selbst schon zum voraus so ge\u252 ?bt. Sodann zeigt er mit diesen Worten, dass dies seinem eigenen vorwiegenden Willen entspreche, wie auch dem des Vaters; seinem eigenen, indem er dankt und sich \u252 ?ber das Geschehene freut; dem des Vaters, indem er darlegt, dass auch der Vater dies nicht auf seine Bitten hin, sondern ganz aus eigenem Antriebe getan. Denn also, sagt er, war es wohlgef\u228 ?llig vor Dir; das hei\u223 ?t: so hat es Dir gefallen. Weshalb ward es aber vor jenen verborgen? H\u246 ?re, was Paulus antwortet: \u8222 ?Weil sie die eigene Gerechtigkeit aufzurichten suchten, deshalb haben sie sich der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 10.3\par} } . Erw\u228 ?ge also, was die J\u252 ?nger sich wohl gedacht haben werden, als sie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0558.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d558 }}} dies h\u246 ?rten, dass n\u228 ?mlich sie erkannt h\u228 ?tten, was die Weisen nicht einsahen; und dass sie es erkannten, weil Gott es ihnen geoffenbart habe! Lukas dagegen sagt, in derselben Stunde, in der die Siebzig kamen und die Nachricht von den D\u228 ?monen brachten, da habe sich der Herr gefreut und diese Worte gesprochen, durch die er nicht nur ihren Eifer angespornt, sondern sie auch zur Demut angeleitet habe{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 1o,17-21\par} } . Da n\u228 ?mlich Gefahr war, sie w\u252 ?rden sich selbst \u252 ?berheben, weil sie Teufel auszutreiben vermocht hatten, so dem\u252 ?tigte er sie auch aus diesem Grunde. Sie verdankten ja ihre Erkenntnis nur einer Offenbarung, nicht ihrem eigenen Bem\u252 ?hen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Deshalb sind auch die Schriftgelehrten und Pharis\u228 ?er, die in ihren eigenen Augen sich f\u252 ?r einsichtig hielten, ob ihres eigenen Stolzes leer ausgegangen. Wenn also das der Grund ist, meint der Herr, weshalb dies vor ihnen verborgen ward, so seid auch ihr auf der Hut und bleibt Kinder. Denn damit verdient ihr euch die Gnade, der Offenbarung teilhaftig zu werden, wie ja durch das Gegenteil die anderen derselben verlustig gingen. Und wenn der Herr sagt: \u8222 ?Du hast verborgen\u8220", so glaube deshalb nicht, dass Gott das Ganze gemacht hat; auch wenn Paulus sagt: \u8222 ?Er \u252 ?berlieferte sie einem verderbten Sinn, und er verfinsterte ihren Verstand\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 1,28\par} } ,so will er damit nicht behaupten, dass Gott dies bewirke, sondern dass jene daran schuld seien, die den Anlass hierzu bieten. In gleichem Sinne sagt Christus hier: \u8222 ?Du hast es verborgen.\u8220" Zuerst hatte er ja gesagt: \u8222 ?Ich preise Dich, weil Du es ihnen verborgen und den Kindern geoffenbart hast\u8220"; damit du aber deshalb nicht etwa glaubst, er danke dem Vater, als ob er selbst nicht auch solche Macht besitze und nicht imstande w\u228 ?re, solches zu vollbringen, f\u228 ?hrt er fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: \u8222 ?Alles ist mir vom Vater \u252 ?bergeben worden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zu denen aber, die sich dar\u252 ?ber freuten, dass selbst die D\u228 ?monen ihnen gehorchten, sagte er: Was wundert {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0559.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d559 }}} ihr euch denn, dass die D\u228 ?monen euch gehorchen? Alles steht in meiner Macht, \u8222 ?alles ist mir \u252 ?bergeben worden\u8220". Den Ausdruck: \u8222 ?Es ist \u252 ?bergeben worden\u8220", darfst du aber nicht nach menschlicher Art auffassen; der Herr gebrauchte ihn nur, damit du nicht glaubst, es gebe zwei ungeborene G\u246 ?tter. Denn dass er geboren wurde, und zugleich Herr aller Dinge ist, das hat er oft auch anderw\u228 ?rts kundgetan. Sodann bringt er noch etwas Gr\u246 ?\u223 ?eres vor, um deine Seele aufzurichten: \u8222 ?Und niemand kennt den Sohn, au\u223 ?er dem Vater; und niemand kennt den Vater, au\u223 ?er dem Sohne.\u8220" F\u252 ?r die Unverst\u228 ?ndigen k\u246 ?nnte es scheinen, als ob zwischen diesen Worten und dem Vorausgehenden kein Zusammenhang best\u252 ?nde, und doch stimmen sie sehr gut zusammen. Nachdem n\u228 ?mlich der Herr gesagt hatte: \u8222 ?Mir ist alles von meinem Vater \u252 ?bergeben worden\u8220", f\u252 ?gt er gleichsam hinzu: Und was Wunder, dass ich der Herr aller Dinge bin, da ich ja noch etwas Gr\u246 ?\u223 ?eres besitze, n\u228 ?mlich die Erkenntnis des Vaters und die Wesensgleichheit mit ihm. Auch dieses letztere offenbart er in etwas verborgener Weise dadurch, dass er sagt, er allein besitze diese Erkenntnis; das ist n\u228 ?mlich der Sinn der Worte: \u8222 ?Niemand kennt den Vater, au\u223 ?er dem Sohne.\u8220" Beachte nun auch, wann er dies sagt. Damals, als die J\u252 ?nger durch Taten den Erweis seiner Macht erhielten, da sie nicht mehr ihn allein Wunder wirken sahen, sondern in seinem Namen auch selber das Gleiche hatten tun k\u246 ?nnen. Und weil er ferner gesagt hatte: \u8222 ?Du hast es den Kindern geoffenbart\u8220", so zeigt er, dass auch das sein Werk ist. \u8222 ?Denn niemand kennt den Vater, au\u223 ?er dem Sohne, und wem es etwa der Sohn offenbaren will\u8220", nicht wem es etwa aufgetragen oder wem es etwa befohlen wird. Wenn Jesus aber den Vater enth\u252 ?llt, dann auch sich selbst. Doch \u252 ?bergeht er dies, wie etwas, was jeder ohnehin zugibt; das andere dagegen betont er eigens, und bei allen Gelegenheiten wiederholt er es; so zum Beispiel, wenn er sagt; \u8222 ?Niemand kann zum Vater kommen, au\u223 ?er durch mich\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 14,6\par} } . Damit bereitet er auch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0560.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d560 }}} schon auf etwas anderes vor, n\u228 ?mlich darauf, dass er mit dem Vater \u252 ?bereinstimme und eines Sinnes mit ihm sei. Denn, will er sagen, ich bin soweit entfernt, mich im Gegensatz zu ihm zu befinden, dass es nicht einmal m\u246 ?glich ist, dass jemand zu ihm kommt, au\u223 ?er durch mich. Weil n\u228 ?mlich gerade das an meisten Ansto\u223 ? bei ihnen erregt hatte, dass er ein Widersacher Gottes zu sein schien, so verneint er dies auf jede Weise, und gerade darauf legte er nicht weniger, sondern noch viel mehr Gewicht, als auf die Wunderzeichen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mit den Worten: \u8222 ?Und niemand kennt den Vater, au\u223 ?er dem Sohne\u8220", will er indes nicht sagen, dass niemand den Vater kennt, sondern nur, dass niemand ihn mit der Kenntnis erfasst, die er besitzt; dasselbe ist auch vom Sohne zu sagen. Denn nicht von einem Gott, der unbekannt und niemand zug\u228 ?nglich ist, hat er dies gesagt, wie da Marcion behauptet, sondern hat nur eine genaue und ersch\u246 ?pfende Kenntnis desselben verneint. Wir kennen ja auch den Sohn nicht so, wie wir ihn kennen sollten. Das sagt sogar der hl. Paulus mit den Worten: \u8222 ?Zum Teil erkennen wir, und zum Teil weissagen wir\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 13,9\par} } . Nachdem also der Herr durch seine Worte die Sehnsucht seiner Zuh\u246 ?rer angeregt und durch seine unaussprechliche Macht gezeigt hatte, da ruft er sie zu sich und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.28: \u8222 ?Kommet zu mir alle, die ihr m\u252 ?hselig und beladen seid, und ich will euch erquicken.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nicht dieser oder jener nur, nein, alle, die in Sorgen, in Kummer, in S\u252 ?nden leben. Kommet, nicht damit ich Rechenschaft von euch fordere, sondern um euch von euren S\u252 ?nden zu befreien. Kommet, nicht weil ich des Ruhmes von euch bed\u252 ?rfte, sondern weil mich nach eurem Heile verlangt. \u8222 ?Denn ich will euch erquicken.\u8221" Er sagt nicht blo\u223 ?: Ich will euch retten, sondern, was viel mehr ist: Ich will euch vollkommene Ruhe und Sicherheit verschaffen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.29: \u8222 ?Nehmet mein Joch auf euch und lernet von mir, denn ich bin sanftm\u252 ?tig und dem\u252 ?tig von Herzen; und ihr werdet Erquickung finden f\u252 ?r eure Seelen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0561.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d561 }}} V.30: Denn mein Joch ist s\u252 ?\u223 ? und meine B\u252 ?rde ist leicht.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 F\u252 ?rchtet euch nicht, will er sagen, wenn ihr das Wort \u8222 ?Joch\u8220" h\u246 ?rt, denn es ist s\u252 ?\u223 ?; erschreckt nicht, wenn ich von einer B\u252 ?rde gesprochen, denn sie ist leicht. Wie konnte der Herr aber da fr\u252 ?her sagen: \u8222 ?Eng ist die Pforte und beschwerlich der Weg\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 7,14\par} } ? Das ist dann der Fall, wenn du nachl\u228 ?ssig und lau bist, befolgst du hingegen meine Worte, so wird die Last leicht sein; deshalb hat er auch hier sie also bezeichnet. Wie befolgt man aber seine Worte? Dadurch, dass du dem\u252 ?tig wirst und sanftm\u252 ?tig und bescheiden. Denn diese Tugend ist die Mutter aller Weisheit. Deshalb hat er auch sie an den Anfang seiner g\u246 ?ttlichen Satzungen gestellt. Ebenso tut er hier wieder dasselbe und setzt f\u252 ?r sie den h\u246 ?chsten Lohn fest. Denn nicht blo\u223 ? anderen n\u252 ?tzest du dadurch, so sagt er, sondern auch dich selbst erquickst du vor allen anderen. \u8222 ?Denn ihr werdet Erquickung finden f\u252 ?r eure Seelen.\u8220" Ja, er belohnt dich daf\u252 ?r, bevor du noch den Himmelslohn erh\u228 ?ltst, und h\u228 ?lt deinen Siegespreis bereit, und macht dadurch, sowie durch den Hinweis auf sich selbst als Vorbild, dass seine Rede willige Annahme findet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was f\u252 ?rchtest du denn eigentlich, so fragt dich der Herr? Du k\u246 ?nntest gering gesch\u228 ?tzt werden, wenn du dem\u252 ?tig bist? Blicke auf mich und alle meine Taten; von mir lerne, dann wirst du klar erkennen, welch gro\u223 ?es Gut die Demut ist. Siehst du also, wie er sie auf jede Weise zur Demut anleitet? Durch sein eigenes Beispiel: \u8220"Denn lernt von mir, ich bin sanftm\u252 ?tig\u8221"; durch ihren eigenen Vorteil:\u8220"Denn ihr werdet Erquickung finden f\u252 ?r eure Seelen\u8221"; durch seine Gnadengaben: \u8220"Denn auch ich werde euch erquicken\u8221"; dadurch, dass er es ihnen leicht macht: \u8220"Denn mein Joch ist s\u252 ?\u223 ? und meine B\u252 ?rde ist leicht.\u8221" Ebenso macht es der hl. Paulus, wenn er sagt: \u8220"Die augenblickliche und leichte Tr\u252 ?bsal wird euch eine alles Ma\u223 ? \u252 ?bersteigende, ewige {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0562.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d562 }}} und schwerwiegende Herrlichkeit verschaffen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 4,17\par} } . Allein, fragst du, wie soll die Last leicht sein, wenn er sagt: Wenn jemand nicht hasset Vater und Mutter\u8221", und: \u8220"Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht wert\u8221", und: \u8220"Wer nicht allem entsagt, was er hat, kann mein Sch\u252 ?ler nicht sein\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 14,26-27 u. 33\par} } , wenn er sogar befiehlt, sein eigenes Leben hinzugeben? Der hl. Paulus m\u246 ?ge dich belehren, der da sagt: \u8220"Wer wird uns trennen von der Liebe Christi? Tr\u252 ?bsal? Bedr\u228 ?ngnis? Verfolgung? Hunger? Bl\u246 ?\u223 ?e? Gefahr? das Schwert?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 8,35\par} } , und: \u8220"Die Leiden dieser gegenw\u228 ?rtigen Zeit sind nichts im Vergleich zur Herrlichkeit, die in uns wird geoffenbart werden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 8,18\par} } . Belehren m\u246 ?gen dich auch die Apostel, die nach Empfang unz\u228 ?hliger Gei\u223 ?elhiebe aus dem Synedrium der Juden weggingen und sich freuten, dass sie gew\u252 ?rdigt worden waren, f\u252 ?r den Namen Jesu Schmach zu leiden{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 5,41\par} } . Wenn du aber beim H\u246 ?ren der Namen \u8220"Joch\u8221" und \u8220"B\u252 ?rde\u8221" immer noch Furcht hast und zitterst, so ist nicht die Sache an sich Schuld daran, sondern deine eigene Verzagtheit; w\u228 ?rest du dagegen bereitwillig und mutig, so w\u252 ?rde dir alles leicht und ertr\u228 ?glich. Christus wollte eben zeigen, dass auch wir selber M\u252 ?hsal ertragen m\u252 ?ssten, und deshalb hat er nicht blo\u223 ? das Angenehme erw\u228 ?hnt und dann geschwiegen, auch nicht blo\u223 ? das Schwere allein, sondern beides. Er hat vom Joch geredet, es aber angenehm genannt; er erw\u228 ?hnte die B\u252 ?rde, f\u252 ?gt aber hinzu, sie sei leicht. Er will eben, dass du sie weder als zu beschwerlich fliehest, noch als etwas ganz Leichtes geringsch\u228 ?tzest.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn dir aber auch nach all dem die Tugend\u252 ?bung noch schwer vorkommt, so bedenke, dass die Schlechtigkeit noch viel beschwerlicher ist. Das wollte auch der Herr andeuten und sagte darum nicht gleich: Nehmet mein Joch auf euch, sondern zuerst: Kommet zu mir, die ihr m\u252 ?hselig und beladen seid\u8221"; damit zeigt er, dass {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0563.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d563 }}} auch die S\u252 ?nde M\u252 ?hsal verursacht und eine schwere, nicht leicht zu tragende Last ist. Er sagt ja nicht blo\u223 ?: \u8220"Die ihr m\u252 ?hselig seid\u8221", sondern f\u252 ?gt noch hinzu: \u8220"Und die ihr beladen seid.\u8221" Dasselbe sagt auch der Prophet, da er die Natur der S\u252 ?nde beschrieb: \u8220"Wie mit einer schweren Last haben sie mich beladen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 37,5\par} } . Auch Zacharias sagt in seiner Beschreibung der S\u252 ?nde, sie sei wie eine Tonne Blei{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zach 5,7\par} } . Das best\u228 ?tigt auch die Erfahrung selbst. Denn nichts beschwert ja die Seele so sehr, nichts l\u228 ?hmt so sehr den Geist und dr\u252 ?ckt das Gem\u252 ?t hinunter, als ein schuldbeladenes Gewissen; und nichts erleichtert und erhebt dasselbe so sehr, als der Besitz der Rechtschaffenheit und Tugend. Bedenke aber, wendest du ein: Was ist schwerer als nichts zu besitzen, die andere Wange darzureichen, und wenn man geschlagen wird, nicht wieder zu schlagen, ja selbst einen gewaltsamen Tod zu erleiden? Und dennoch, wenn wir die Sache richtig betrachten, so ist all dies unbedeutend und leicht und eine Quelle der Freude. Doch lasst euch nicht in Verwirrung bringen, pr\u252 ?fen und behandeln wir vielmehr eines nach dem andern ganz genau, und wenn es euch recht ist, zuerst das, was die meisten f\u252 ?r besonders beschwerlich erachten. Sag mir also, was ist wirklich schwerer und h\u228 ?rter, nur f\u252 ?r einen einzigen Leib zu sorgen, oder von tausend \u196 ?ngsten geplagt zu werden; mit einem Gewande bekleidet zu sein, ohne nach mehreren zu verlangen, oder deren viele zu Hause zu haben und jeden Tag und jede Nacht sich abzuqu\u228 ?len, weil du wegen ihrer Bewachung Furcht hast und zitterst, und weil die Sorge dich qu\u228 ?lt und \u228 ?ngstigt, es k\u246 ?nnte der Wurm dazu kommen, oder es k\u246 ?nnte ein Diener sie nehmen und forttragen? Doch mag ich sagen was immer, blo\u223 ?e Worte werden niemals dieselbe Wirkung haben wie die tats\u228 ?chliche Erfahrung. Deshalb w\u252 ?nschte ich, es w\u228 ?re einer von jenen zugegen, die auf diese H\u246 ?he der Weisheit gelangten; dann w\u252 ?rdest du klar erkennen, wie angenehm die Sache ist, und wie keiner von jenen, die die Armut {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0564.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d564 }}} lieben, einwilligen m\u246 ?chte, wenn man ihm auch ungez\u228 ?hlte Reicht\u252 ?mer anb\u246 ?te. Aber, fragst du, haben denn diese hier jemals eingewilligt, arm zu werden und ihre Sorgen von sich zu weisen? Und was verschl\u228 ?gt das? Das beweist ja nur ihre Torheit und die Schwere des \u220 ?bels, an dem sie leiden, nicht aber, dass der Besitz etwas Angenehmes sei.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eben dies k\u246 ?nnten uns diejenigen bezeugen, die tagt\u228 ?glich wegen solcher Sorgen jammern und das Leben f\u252 ?r unertr\u228 ?glich halten. Jene anderen dagegen sind nicht so. Sie lachen und sind fr\u246 ?hlich, und sie sind stolzer auf ihre Armut, als K\u246 ?nige auf ihr Diadem. Ebenso ist es bei genauem Zusehen leichter, auch die andere Wange hinzuhalten, als den anderen wider zu schlagen; denn mit dem einen nimmt der Krieg den Anfang, mit dem anderen findet er sein Ende; auf die eine Art entflammst du sogar fremdes Feuer, auf diese Weise l\u246 ?schest du dagegen auch deinen eigenen Brand aus. Dass es aber angenehmer ist, nicht verbrannt zu werden, als verbrannt zu werden, das sieht jedermann ein. Wenn dies aber schon beim Leibe zutrifft, dann noch viel mehr bei der Seele. Was ist nun aber leichter, zu k\u228 ?mpfen oder die Siegespalme zu erhalten? Den Faustkampf mitzumachen, oder den Kampfespreis entgegenzunehmen? Die Sturmeswogen \u252 ?ber sich ergehen zu lassen, oder in den Hafen einzulaufen. So ist also auch der Tod besser als das Leben. Denn der Tod befreit aus Sturm und Gefahr, das Leben hingegen vermehrt sie und setzt sich so vielen F\u228 ?hrlichkeiten und N\u246 ?ten aus, dass du ihretwegen sogar das Leben f\u252 ?r unertr\u228 ?glich h\u228 ?ltst. Wenn du aber meinen Worten nicht glauben willst, so h\u246 ?re nur, was jene erz\u228 ?hlen, die die M\u228 ?rtyrer zur Zeit der Verfolgung noch pers\u246 ?nlich kannten, wie sie trotz Gei\u223 ?eln und Schl\u228 ?gen heiter und fr\u246 ?hlich waren, ja sich mehr freuten und frohlockten, als jene, die auf Rosen gebettet sind. Darum sagte auch Paulus, als er im Begriffe war, aus dieser Welt zu scheiden und sein Leben durch einen gewaltsamen Tod zu beenden: \u8220"Ich freue mich und freue mich mit euch allen; in gleicher Weise sollt auch ihr euch freuen und euch freuen mit {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0565.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d565 }}} mir{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Phil 2,17-18\par} } .Siehst du, in welch \u252 ?berschwenglicher Form er den ganzen Erdkreis zur Teilnahme an seinem Gl\u252 ?ck aufruft! F\u252 ?r einen so gro\u223 ?en Gewinn hielt er das Hinscheiden aus dieser Welt; f\u252 ?r so begehrenswert, ja f\u252 ?r liebwert und willkommen den sonst so schrecklichen Tod.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dass aber das Joch der Tugend angenehm und leicht ist, l\u228 ?sst sich auch sonst noch aus vielfachen Gr\u252 ?nden erweisen. Doch fassen wir jetzt, wenn es euch gef\u228 ?llt, auch das Beschwerliche der S\u252 ?nde ins Auge. Nehmen wir die Habs\u252 ?chtigen als Beispiel, die Verk\u228 ?ufer und Wiederverk\u228 ?ufer schamloser Schuldverschreibungen. Was k\u246 ?nnte es doch H\u228 ?rteres geben als ein solches Gesch\u228 ?ft? Wieviel Trauer, wieviel Sorgen, wieviel Misshelligkeiten, wieviel Gefahren, Feindschaften und Streitigkeiten entstehen nicht Tag f\u252 ?r Tag aus solchem Erwerb? Wieviel Verwirrung und Unruhe? Wie man das Meer niemals ohne Wellen antreffen kann, so trifft man auch eine solche Seele niemals ohne Sorgen, K\u228 ?mpfe, Furcht und Verwirrung; vielmehr l\u246 ?st eine Sorge die andere ab und folgen immer neue, und ehe noch diese verschwunden, tauchen schon wieder andere auf. Oder m\u246 ?chtest du die Seelen der Streits\u252 ?chtigen und der Zornm\u252 ?tigen schauen? Aber was gibt es Schlimmeres als diese Folter? Was Schmerzlicheres als diese innerlichen Wunden? Was Brennenderes als diesen immer brennenden Glutofen und dieses Feuer, das niemals erl\u246 ?scht? Oder wolltest du die Seelen derer schauen, die der Fleischeslust und den irdischen Lebensfreuden ergeben sind? Was g\u228 ?be es aber wohl Schwereres als diese Sklaverei? Sie leben ein wahres Kainsleben, wandeln im ewigen Zittern und in Furcht und beweinen im Tode eines jeden Geliebten mehr noch als in dem ihrer Angeh\u246 ?rigen ihr eigenes Ende. Und was gibt es Unruhigeres und Wilderes als die Hochm\u252 ?tigen? Denn \u8220"lernet von mir\u8221", sagt der Herr, \u8220"ich bin sanftm\u252 ?tig und dem\u252 ?tig von Herzen und ihr werdet Ruhe finden f\u252 ?r eure Seelen\u8221". Die Geduld im Leiden ist eben die Quelle alles Guten. F\u252 ?rchte dich also nicht und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0566.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d566 }}} fliehe nicht einem Joch, das dich von all diesen Leidenschaften befreit; nimm es vielmehr voll Mut auf dich, dann wirst du erst seine S\u252 ?\u223 ?igkeit wirklich erkennen. Es dr\u252 ?ckt deinen Nacken nicht, es ist dir nur der Ordnung wegen auferlegt, damit es dich den rechten Weg einhalten lehre, dich auf der k\u246 ?niglichen Stra\u223 ?e f\u252 ?hre und dich vor den Abgr\u252 ?nden zu beiden Seiten des Weges sch\u252 ?tze und bewirke, dass du mit Leichtigkeit den engen Pfad wandelst. Da also sein Nutzen so gro\u223 ? ist, so gro\u223 ? die Sicherheit, die es dir bietet, so gro\u223 ? das Gl\u252 ?ck, so wollen wir dieses Joch mit ganzer Seele, mit allem Eifer tragen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 w\u246 ?rtlich: ziehen\par} } , um nicht blo\u223 ? hienieden Ruhe und Friede f\u252 ?r unsere Seele zu finden, sondern auch diese zuk\u252 ?nftigen G\u252 ?ter zu erlangen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der die Ehre und die Macht besitzt jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Neununddrei\u223 ?igste Homilie. Kap. XII, V.1-8.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.1: \u8222 ?In jener Zeit ging Jesus am Sabbate \u252 ?ber die Saatfelder; seine J\u252 ?nger hungerten aber und begannen \u196 ?hren abzurei\u223 ?en und zu essen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lukas schreibt: Am zweitersten Sabbate. Was bedeutet das, am zweitersten Sabbate? Wenn ein doppelter Ruhetag eintraf, n\u228 ?mlich der Sabbat als Tag des Herrn und noch ein anderes Fest, das ihm folgte. Sabbat nennen ja die Juden jeden Feiertag. Aber wozu hat sie der Herr, der doch alles voraussah, dahin gef\u252 ?hrt, wenn er nicht wollte, dass der Sabbat verletzt werde? Er wollte es, aber nicht ohne guten Grund. Deshalb verletzt er ihn ohne Ursache, sondern gibt immer vorher entsprechende Gr\u252 ?nde an, damit er das Gesetz {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0567.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d567 }}} au\u223 ?er Geltung br\u228 ?chte, ohne den Juden \u196 ?rgernis zu geben. Es gibt aber F\u228 ?lle, wo er es auch von vornherein ohne besondere Umst\u228 ?nde \u252 ?bertrat; so zum Beispiel, wo er die Augen des Blinden mit Kot bestreicht oder wo er sagt: \u8222 ?Mein Vater wirkt jetzt und auch ich wirke\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 5,17\par} } . Das tut er, um dadurch einerseits seinen Vater zu verherrlichen und andererseits der Schwachheit der Juden Rechnung zu tragen. Die gleiche Absicht leitete ihn auch hier und deshalb gebraucht er das nat\u252 ?rliche Bed\u252 ?rfnis zum Anlass; denn f\u252 ?r sichtlich klare und offenbare S\u252 ?nden g\u228 ?be es ja doch nie eine Entschuldigung. Ein M\u246 ?rder kann kaum seinen Zorn als Entschuldigung vorbringen, ebensowenig wie ein Ehebrecher seine Begierlichkeit, ja sie k\u246 ?nnen \u252 ?berhaupt keine Entschuldigungsgr\u252 ?nde angeben. Hier aber hat der Herr seine J\u252 ?nger auf Grund ihres Hungers von aller Schuld freigesprochen. Du aber bewundere die J\u252 ?nger, die so bescheiden und anspruchslos f\u252 ?r die Bed\u252 ?rfnisse des Leibes waren. F\u252 ?r die der Tisch so schnell und leicht gedeckt wart, die fortw\u228 ?hrend mit Hunger zu k\u228 ?mpfen hatten und doch den Herrn nicht verlie\u223 ?en; denn w\u228 ?re ihr Hunger nicht sehr stark gewesen, so h\u228 ?tten sie auch jetzt keine \u196 ?hren gegessen. Was tun also die Pharis\u228 ?er?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: \u8222 ?Sie sahen es und sagten zu ihm: Siehe, Deine J\u252 ?nger tun etwas, was man am Sabbat nicht tun darf.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hier treten sie nicht so ungest\u252 ?m auf, obwohl man es h\u228 ?tte erwarten k\u246 ?nnen; aber sie zeigen sich nun einmal nicht \u252 ?berm\u228 ?\u223 ?ig erregt, sondern bringen einfach ihre Klagen vor. Als dagegen der Herr die verdorrte Hand ausstreckte und heilte, da gerieten sie in solche Wut, dass sie sogar \u252 ?ber seinen gewaltsamen Tod beratschlagten. Wo eben nichts Gro\u223 ?es und Aufsehenerregendes geschieh, da bleiben sie ruhig; wenn sie aber sehen, dass einige geheilt werden, da geraten sie au\u223 ?er sich und kommen in Aufregung und sind unertr\u228 ?glicher als alle anderen; so sehr sind sie Feinde des menschlichen Heiles. Wie verteidigte also der Herr seine J\u252 ?nger?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0568.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d568 }}} V.3: \u8222 ?Habt ihr nicht gelesen\u8220", sagte er, \u8222 ?was David im Heiligtume tat, als ihn hungerte, ihn und alle, die mit ihm waren?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: Wie er ins Haus Gottes hineinging und die Schaubrote a\u223 ?, die zu essen weder ihm erlaubt war noch seinem Gefolge, sondern nur den Priestern allein?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 K\u246 ?n 21\par} }\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da der Herr seine J\u252 ?nger in Schutz nimmt, f\u252 ?hrt er David als Beispiel an; wo er sich aber selbst verteidigt, den Vater. Beachte auch, mit welchem Tone des Vorwurfs er dies tut: \u8222 ?Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat?\u8220" Gro\u223 ? war ja das Ansehen des Propheten; darum sprach auch Petrus sp\u228 ?ter, um sich vor dem Juden zu rechtfertigen, also zu ihnen: \u8222 ?Ich darf freim\u252 ?tig zu euch \u252 ?ber den Patriarchen reden und sagen, dass er gestorben ist und begraben wurde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 2,29\par} } . Weshalb erw\u228 ?hnte ihn aber der Herr, ohne seine W\u252 ?rde beizuf\u252 ?gen, weder hier noch sp\u228 ?ter? Vielleicht, weil er von ihm abstammte. W\u228 ?ren also die Pharis\u228 ?er gut gesinnt gewesen, so h\u228 ?tte er den Hunger seiner J\u252 ?nger als Grund angegeben; da sie b\u246 ?se und unmenschlich waren, verweist er sie auf die Geschichte. Wenn dagegen Markus schreibt: \u8222 ?Zur Zeit des Abiatar, des Hohenpriesters\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 2,26\par} } , so steht er damit nicht im Widerspruch mit der Geschichte, sondern zeigt nur, dass der Mann zwei Namen hatte; auch f\u252 ?gt er hinzu, jener habe ihm das Brot gegeben{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 vgl.1 Kor 21,6\par} } . Er zeigt damit, dass auch darin ein starker Entschuldigungsgrund liege, dass sogar der Hohepriester dies erlaubt habe; und nicht nur erlaubt, sondern sogar dabei mitgeholfen habe. Da sage mir nur nicht, David sei ja ein Prophet gewesen; denn auch so w\u228 ?re es ihm nicht erlaubt gewesen; vielmehr war dies ein Vorrecht der Priester. Deshalb f\u252 ?gte der Herr auch hinzu: \u8222 ?Sondern nur den Priestern allein.\u8220" Denn wenn auch David tausendmal Prophet war, Priester war er nicht. Und wenn auch er ein Prophet war, so doch nicht seine Begleiter, denen ja der Priester auch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0569.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d569 }}} davon gab. Nun denn, fragst du, stehen also David und die Apostel auf gleicher Stufe? Was kommst du da mit einer Gleichstellung, wo es sich um eine Gesetzes\u252 ?bertretung zu handeln schien, obgleich eine nat\u252 ?rliche Zwangslage vorlag? Gerade so sch\u252 ?tzte der Herr sie am ehesten gegen Vorw\u252 ?rfe, wenn sogar einer, der noch gr\u246 ?\u223 ?er war, dasselbe getan hatte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was hat aber dies mit der eigentlichen Frage zu tun, sagst du? David hat doch wenigstens den Sabbat nicht \u252 ?bertreten. Daf\u252 ?r tat er noch mehr, und gerade das bekundet am meisten die Weisheit Christi, dass er den Umstand des Sabbats unbeachtet lie\u223 ? und ein anderes Beispiel brachte, das noch mehr bedeutete als der Sabbat. War es doch keineswegs das gleiche, den Sabbat zu \u252 ?bertreten und jenen heiligen Tisch zu ber\u252 ?hren, den niemand ber\u252 ?hren durfte. Der Sabbat ward ja oft \u252 ?bertreten, ja er wurde immer \u252 ?bertreten durch die Beschneidung und durch viele andere Handlungen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Num 28,19\par} } . Auch in Jericho k\u246 ?nnen wir dasselbe beobachten. Doch geschah dies nur damals. Der Sieg bleibt also auf Seite des gr\u246 ?\u223 ?eren Beispiels. Weshalb hat also dem David niemand einen Vorwurf gemacht, obgleich noch ein st\u228 ?rkerer Grund dazu in dem anderen Umstand lag, dass er so zum Anlass f\u252 ?r die Ermordung der Priester wurde? Doch erw\u228 ?hnt der Herr dies nicht. Er h\u228 ?lt sich nur an das Vorliegende. Sodann gibt er auch auf andere Weise darauf Antwort. Zuerst hat er das Beispiel Davids angef\u252 ?hrt, um durch die hohe Stellung der Person die Anma\u223 ?ung der Juden zu d\u228 ?mpfen. Nachdem er sie aber einmal zum Schweigen gebracht und ihre Gro\u223 ?tuerei zuschanden gemacht hatte, da erst gibt er noch eine Antwort, die mehr ausschlaggebend war. Und wie lautet sie?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: \u8222 ?Wi\u223 ?t ihr nicht, dass im Heiligtum die Priester den Sabbat entweihen und doch sind sie ohne Schuld?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dort, will er sagen, findet sich die Erkl\u228 ?rung in dem besonderen Umstand; hier erkl\u228 ?rt sich die Sache ohne {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0570.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d570 }}} diesen. Doch gibt er diese L\u246 ?sung der Frage nicht sofort; vielmehr bringt er zuerst eine Entschuldigung und dann erst geht er zum Angriff \u252 ?ber. Das st\u228 ?rkere Argument muss er n\u228 ?mlich sp\u228 ?ter bringen, obwohl auch das erste seine eigene Beweiskraft besitzt. Da sagt mir nur nicht, es hei\u223 ?e jemanden eigentlich nicht von Schuld freisprechen, wenn man blo\u223 ? das Beispiel eines anderen vorbringt, der dieselbe S\u252 ?nde begangen hat. Denn wenn der T\u228 ?ter nicht angeklagt wird, so erlangt seine Tat die Bedeutung einer Entschuldigung. Doch begn\u252 ?gt sich der Herr nicht damit; er bringt ein noch beweiskr\u228 ?ftigeres Argument, indem er sagt, das Vorkommnis sei \u252 ?berhaupt keine S\u252 ?nde. Darin liegt ja sein siegreichstes Argument, dass er zeigt, dass das Gesetz sich selbst aufhebt, dass es dies zweimal tat, hinsichtlich des Ortes und in Anbetracht des Sabbats; ja eigentlich dreimal, denn das Geschehnis hatte zwei Gesichtspunkte und dazu noch einen dritten: dass es n\u228 ?mlich durch Priester geschah, ja, was noch mehr ist, dass es nicht einmal Tadel verdient. \u8222 ?Denn\u8220", sagt der Herr, \u8222 ?sie sind ohne Schuld.\u8220" Siehst du also, wie viele Punkte er aufz\u228 ?hlt? Den Ort, denn er sagt: \u8222 ?im Heiligtum\u8220"; die Person, n\u228 ?mlich \u8222 ?die Priester\u8220"; die Zeit, n\u228 ?mlich den Sabbat; die Sache selbst, denn sie entweihen; er sagt nicht blo\u223 ?: sie heben auf, sondern, was schwerer wiegend ist: \u8222 ?sie entweihen\u8220". Ferner, dass sie nicht nur nicht bestraft werden, sondern auch von jeder Anschuldigung frei sind: \u8222 ?denn sie sind ohne Schuld\u8220". Glaubet also nicht, will der Herr sagen, dass dies dem fr\u252 ?heren \u228 ?hnlich sei; denn was die J\u252 ?nger taten, geschah nur einmal, und zwar nicht durch einen Priester und dazu lag noch ein Notfall vor. Deshalb verdienten sie auch Entschuldigung. Dies hingegen geschieht jeden Sabbat, und zwar durch Priester, und im Heiligtum, und entsprechend dem Gesetze. Deshalb sind sie auch nicht blo\u223 ? aus Nachsicht, sondern auf Grund des Gesetzes von jeder Schuld frei; denn nicht um sie anzuklagen, habe ich so geredet, noch auch, um sie aus Nachsicht von der Schuld freizusprechen, sondern ganz nach dem Buchstaben des Rechtes. W\u228 ?hrend er also jene in Schutz zu nehmen scheint, verneint {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0571.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d571 }}} er die Schuld dieser. Denn wenn er sagt: \u8222 ?Jene sind frei von Schuld\u8220", dann noch um so mehr diese. Aber, wendest du ein, die J\u252 ?nger sind keine Priester. Daf\u252 ?r sind sie noch mehr als Priester. Denn hier ist der Herr des Heiligtums selbst zugegen; die Erf\u252 ?llung nicht blo\u223 ? das Vorbild. Darum sagt er auch:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: \u8222 ?Ich sage euch, hier ist einer, der \u252 ?ber dem Tempel steht.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Trotzdem sie aber einen solchen Ausspruch h\u246 ?rten, erwiderten sie doch nichts; denn jenen lag das Heil des Menschen nicht am Herzen. Da aber seine Worte den Zuh\u246 ?rern offenbar unangenehm waren, so ging der Herr sogleich \u252 ?ber den Gegenstand hinweg und kam wieder auf die Nachsicht zu sprechen; und zwar sind seine Worte nicht ohne einen gewissen Tadel:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.7: \u8222 ?Wenn ihr aber erkannt h\u228 ?ttet, was es hei\u223 ?t: Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hos 6,6\par} } , so w\u252 ?rdet ihr nicht Schuldlose verurteilt haben.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie er hier wieder auf die Barmherzigkeit zu sprechen kommt und wie er von neuem bezeugt, die J\u252 ?nger h\u228 ?tten in diesem Falle keine Nachsicht n\u246 ?tig? \u8222 ?Denn\u8220", sagt er, \u8222 ?ihr w\u252 ?rdet nicht Unschuldige verurteilt haben.\u8220" Zuerst hat er sich auf das Beispiel der Priester berufen und gesagt: \u8222 ?Sie sind unschuldig\u8220";hier aber spricht er aus sich selbst, oder vielmehr auch hier nach dem Gesetze; er zitiert ja einen Prophetenspruch.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sodann macht Jesus noch einen anderen Grund namhaft:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: \u8220"Denn der Menschensohn ist Herr \u252 ?ber den Sabbat\u8221"; er meint damit sich selbst. Markus berichtet dagegen, er habe dies von der Menschheit im allgemeinen gesagt; er schreibt n\u228 ?mlich: \u8220"Der Sabbat ist f\u252 ?r den Menschen gemacht, nicht der Mensch f\u252 ?r den Sabbat\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 2,27\par} } . Warum {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0572.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d572 }}} wurde aber dann{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 im Alten Bunde\par} } derjenige bestraft, der das Holz gesammelt hatte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Num l5,33 ff\par} } ? Nun, wenn man schon gleich zu Anfang sich nicht um das Gesetz gek\u252 ?mmert h\u228 ?tte, so w\u228 ?re es wohl auch sp\u228 ?ter nie beobachtet worden. Der Sabbat hat ja auch im Anfang vielen und gro\u223 ?en Nutzen gebracht. So machte er, dass die Juden gegen ihre Angeh\u246 ?rigen milde und liebevoll waren; er lehrte sie die Vorsehung und die Sch\u246 ?pfung Gottes, wie auch Ezechiel{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ez 20,12 u.20\par} } sagt; er lehrte sie, allm\u228 ?hlich von Unzucht abzulassen, und unterwies sie so, auf die geistigen Dinge zu achten. H\u228 ?tte Gott das Gesetz des Sabbats gegeben und gesagt: \u8220"Das Gute sollt ihr am Sabbat tun, das B\u246 ?se aber nicht\u8221", so h\u228 ?tten sie das Gesetz nicht beobachtet; deshalb verbot er alles gleichm\u228 ?\u223 ?ig: \u8220"Tut nichts\u8221", sagte er; und nicht einmal so gehorchten sie. Er selbst hingegen, der das Gesetz des Sabbats gegeben hatte, l\u228 ?sst auch auf diese Weise erkennen, dass er nur das eine wollte, dass sie sich vom B\u246 ?sen enthielten. \u8220"Denn\u8221" sagt er, \u8220"tut nichts, au\u223 ?er was f\u252 ?r die Seele getan wird\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 12,16\par} } . So wurde im Heiligtum jede Verrichtung vorgenommen, und zwar mit noch gr\u246 ?\u223 ?erem Eifer und mit erh\u246 ?hter Emsigkeit. So lie\u223 ? er sie durch den Schatten selbst die Wahrheit schauen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dann hat also Christus eine so n\u252 ?tzliche Einrichtung aufgehoben? Ganz und gar nicht; er hat sie im Gegenteil noch fester begr\u252 ?ndet. Es war eben nunmehr an der Zeit, die J\u252 ?nger durch die h\u246 ?heren, mehr geistigen Gesichtspunkte \u252 ?ber alles zu unterrichten, und es ging nicht an, demjenigen die Hand zu binden, der nicht blo\u223 ? vom B\u246 ?sen befreit war, sondern auch zu allem Guten sich hingezogen f\u252 ?hlte. Auch sollten sie deswegen nicht glauben, dass Gott alles allein tue, damit nicht infolgedessen diejenigen l\u228 ?ssig w\u252 ?rden, die zur Nachahmung der Liebe Gottes selbst berufen waren. \u8220"Denn\u8221", hei\u223 ?t es, werdet barmherzig, wie euer Vater im Himmel\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 6,36\par} } . Ebensowenig sollten diejenigen nur einen Tag als Fest feiern, die er gehei\u223 ?en hatte, das {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0573.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d573 }}} ganze Leben zu einem Festtage zu gestalten. \u8220"Denn\u8221", schreibt Paulus, \u8220"lasst uns Feste feiern, nicht mit dem alten Sauerteig, noch mit dem Sauerteig der Schlechtigkeit und Bosheit, sondern mit dem unges\u228 ?uerten Brote der Reinheit und Wahrheit\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 5,8\par} } . Auch brauchen diejenigen nicht neben der Arche und dem goldenen Altar zu stehen, die den Herrn des Weltalls selber in sich wohnen haben, die auf jede Weise mit ihm verkehren durch Gebet, durch Opfer, durch Lesung der Hl. Schrift, durch Almosen und dadurch, dass sie ihn selber in sich tragen. Was hat also derjenige den Sabbat n\u246 ?tig, der fortw\u228 ?hrend Feiertag hat, dessen Leben sich im Himmel bewegt? Halten wir daher immerdar Feiertag und tun wir nichts B\u246 ?ses; denn darin besteht der wahre Feiertag. Richten wir vielmehr unser Augenmerk auf geistige Dinge; die irdischen Sorgen m\u246 ?gen verschwinden; geben wir uns der geistigen Mu\u223 ?e hin; halten wir die H\u228 ?nde frei von Habsucht, den Leib frei von unn\u252 ?tzen, t\u246 ?richten M\u252 ?hsalen, wie sie damals das Hebr\u228 ?ervolk in \u196 ?gypten zu ertragen hatte. Ja, wenn wir Gold zusammenscharren, so unterscheiden wir uns in nichts von denen, die die Lehmarbeiten verrichteten und die Ziegel herstellen mussten, die Spreu auflasen und dazu Gei\u223 ?elhiebe erhielten. Auch jetzt will uns ja noch der Teufel zwingen, Ziegel zu machen, wie damals Pharao. Oder was ist das Gold anderes als Lehm? Und das Silber, ist es etwas anderes als Spreu? Wie Spreu entflammt ja das Silber den Brand der Begierlichkeit und wie Lehm beschmutzt das Gold den, der es besitzt. Deshalb sandte uns Gott nicht den Moses aus der \u228 ?gyptischen W\u252 ?ste, sondern seinen eigenen Sohn aus dem Himmel. Wenn du also auch nach seiner Ankunft noch in \u196 ?gypten bleibst, so wird es dir gehen wie den \u196 ?gyptern; wenn du es aber verl\u228 ?sst und mit dem geistigen Israel gehst, so wirst du lauter Wunder schauen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes gen\u252 ?gt auch das noch nicht zum Heil. Man muss sich nicht blo\u223 ? von \u196 ?gypten frei machen, sondern auch in das christliche Land der Verhei\u223 ?ung einziehen. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0574.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d574 }}} Auch die Juden sind ja, wie der hl. Paulus schreibt, durch das Rote Meer gezogen, haben das Manna gegessen und den geistigen Trank getrunken, und sind doch alle zugrunde gegangen. Damit es also uns nicht ebenso gehe, wollen wir nicht z\u246 ?gern und nicht zaudern. Ja, auch jetzt noch kann man feindliche Kundschafter h\u246 ?ren, die \u252 ?ber den engen und rauhen Weg schlecht reden und sagen, was damals jene Kundschafter gesagt; aber dann wollen wir es nicht der gro\u223 ?en Menge nachmachen, dem Jesus und dem Chaleb, dem Sohne des Jephone{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Num 13,18-14,10 u. Jos 14 u.15\par} } ; und nicht eher stehe davon ab, als bis du das Land der Verhei\u223 ?ung in deinen Besitz gebracht und in den Himmel eingegangen bist. Glaube auch nicht, der Weg sei beschwerlich. \u8222 ?Denn wenn wir als Feinde mit Gott vers\u246 ?hnt wurden, dann werden wir um so eher als Vers\u246 ?hnte gerettet werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 5,10\par} } . Allein der Weg ist eng und rauh, sagst du. Ja, aber der, auf dem du fr\u252 ?her gingst, ist nicht blo\u223 ? eng und rauh, sondern ganz ungangbar und voll von wilden Tieren. Und wie es ohne Wunder nicht m\u246 ?glich gewesen w\u228 ?re, das Rote Meer zu durchschreiten, so w\u228 ?re es auch nicht m\u246 ?glich gewesen, bei unserer fr\u252 ?heren Lebensweise in den Himmel zu kommen, wenn nicht die Taufe zu uns gekommen w\u228 ?re. Wenn aber das Unm\u246 ?gliche m\u246 ?glich geworden, so wird um so eher das Schwere leicht werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes, wendest du ein, das war nur eine Wirkung freier Gnade. Aber gerade deshalb h\u228 ?ttest du um so mehr Grund, zuversichtlich zu sein. Wenn Gott schon da mitwirkte, wo die Gnade allein in Frage kam, wird er dann nicht um so mehr helfen, wenn ihr zeigt, dass ihr euch auch selbst anstrenget? Wenn er den Unt\u228 ?tigen rettet, wird er nicht noch eher dem zu Hilfe kommen, der auch selbst mitwirkt? Oben habe ich gesagt, dass die Erm\u246 ?glichung des Unm\u246 ?glichen dir auch f\u252 ?r das Schwierige Mut machen m\u252 ?sste; jetzt sage ich aber weiter, wenn wir nur vern\u252 ?nftig sind, so ist dies nicht einmal schwer. Sieh nur: der Tod ward mit F\u252 ?\u223 ?en getreten, der Teufel besiegt, das Gesetz der S\u252 ?nde {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0575.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d575 }}} aufgehoben, die Gnade des Geistes verliehen, das Leben auf kurze Zeit beschr\u228 ?nkt, die Leiden und M\u252 ?hsale verringert. Und damit du das auch aus den Tatsachen selbst ersehest, so sieh nur, wie viele noch \u252 ?ber die Vorschriften Christi hinausgingen. Und du f\u252 ?rchtest dich sogar vor dem notwendigen Ma\u223 ?e? Womit willst du dich also entschuldigen, wenn andere noch das gesteckte Ziel \u252 ?berholen, und du selbst z\u246 ?gerst, auch nur bis zu dem vorgeschriebenen Punkte zu gehen? Dich ermahnen wir, ein Almosen zu geben von dem, was du hast, w\u228 ?hrend ein anderer sich all seiner Habe entledigt. Dich bitten wir, ehrbar zu leben mit deiner Frau, andere dagegen haben sich nicht einmal verheiratet. Dich fordern wir auf, nicht lieblos zu sein, w\u228 ?hrend wir Beispiele von solchen besitzen, die aus Liebe sogar ihr eigenes Leben hingegeben haben. Von dir erwarten wir, dass du nachsichtig seiest gegen die Fehlenden; andere bieten sogar noch die andere Wange dar, wenn sie geschlagen werden. Was werden wir also sagen, sprich! Wie werden wir uns rechtfertigen, wenn wir nicht einmal das tun, w\u228 ?hrend andere uns um soviel \u252 ?bertreffen? Sie h\u228 ?tten uns aber nicht \u252 ?bertroffen, wenn die Sache nicht wirklich ganz leicht gewesen w\u228 ?re. Oder wer magert ab, derjenige, der anderen ihr Gl\u252 ?ck missg\u246 ?nnt, oder der sich mit ihnen von Herzen freut? Wer ist voll Argwohn gegen alles und zittert unaufh\u246 ?rlich, der Keusche oder der Ehebrecher? Wer freut sich voll froher Hoffnung, der R\u228 ?uber oder der Barmherzige, der von seinem Eigentum dem Bed\u252 ?rftigen mitteilt? Das alles wollen wir also erw\u228 ?gen und nicht tr\u228 ?ge sein im Wettlauf um die Tugend, vielmehr mit allem Eifer uns r\u252 ?sten zu diesen herrlichen K\u228 ?mpfen und kurze Zeit uns abm\u252 ?hen, um daf\u252 ?r die ewige unverwelkliche Krone zu erlangen, deren wir alle teilhaftig werden m\u246 ?gen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht geb\u252 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Vierzigste Homilie. Kap. XII, V.9-24.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0576.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d576 }}} V.9: \u8220"Und er ging weg von dort und kam in ihre Synagoge.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.10: Und siehe, es war da ein Mann, der eine verdorrte Hand hatte.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wieder heilte der Herr am Sabbat und rechtfertigte so, was seine J\u252 ?nger getan. Die anderen Evangelisten erz\u228 ?hlen da, er habe den Mann in die Mitte gestellt und die Juden gefragt, ob es erlaubt sei, am Sabbat Gutes zu tun{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 3,4; Lk 6,9\par} } . Da sieh das Erbarmen des Herrn! Er stellte ihn in die Mitte, um sie durch dessen Anblick zu r\u252 ?hren; damit sie durch solch ein Schauspiel \u252 ?berwunden von ihrer Bosheit ab lie\u223 ?en und aus Scheu vor dem Manne ihre Wildheit bes\u228 ?nftigten. Aber diese von unb\u228 ?ndigem Hass erf\u252 ?llten Menschen wollten lieber die Ehre Christi sch\u228 ?digen, als diesen Mann geheilt sehen. So zeigten sie auf zweifache Weise ihre Schlechtigkeit, einmal dadurch, dass sie sich \u252 ?berhaupt Christus widersetzten, dann aber auch dadurch, dass sie es mit solcher Hartn\u228 ?ckigkeit tun, dass sie sogar die Wohltaten, die anderen erwiesen wurden, zu hintertreiben suchen. Die anderen Evangelisten berichten da, der Herr selbst habe die Frage gestellt; Matth\u228 ?us hingegen schreibt, er sei gefragt worden.\u8221"Und sie fragten ihn und sagten: Ist es erlaubt am Sabbat zu heilen? Damit sie ihn verklagen k\u246 ?nnten.\u8221" Wahrscheinlich ist aber beides geschehen. Gottlos wie sie waren, und wohl wissend, dass er nur kam, um zu heilen, suchten sie ihm durch ihre Frage zuvorzukommen, in der Erwartung, dadurch die Sache verhindern zu k\u246 ?nnen. Deshalb fragten sie auch: Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen? Nicht um {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0577.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d577 }}} etwas zu erfahren, sondern \u8220"um ihn anklagen zu k\u246 ?nnen\u8221". Und doch h\u228 ?tte ja die Tat selbst gen\u252 ?gt, wenn sie ihn anklagen wollten. Aber sie wollten auch durch seine eigenen Worte eine Handhabe gewinnen, damit sie um so reichlicheren Stoff h\u228 ?tten. Christus in seiner Liebe geht auch darauf ein, er antwortet, h\u228 ?lt ihnen damit die eigene Sanftmut als Beispiel vor Augen, wendet die ganze Sache gegen sie und zeigt, wie unmenschlich sie sind.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So stellt er also den Mann in die Mitte; er f\u252 ?rchtet sich nicht vor den Juden, sondern bem\u252 ?ht sich, ihnen zu n\u252 ?tzen und sie zum Mitleid zu bewegen. Wie er aber auch damit sie nicht zu r\u252 ?hren vermochte, so ward er betr\u252 ?bt und erz\u252 ?rnt \u252 ?ber sie ob ihrer Hartherzigkeit{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 3,5\par} } und sprach:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8220"Wo ist unter euch ein Mensch, der ein Schaf besitzt, und wenn dieses am Sabbat in eine Grube f\u228 ?llt, es nicht anfasst und herauszieht?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: Wie gro\u223 ? ist aber der Unterschied zwischen einem Menschen und einem Schafe? Es ist also erlaubt, am Sabbat Gutes zu tun.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dieses Beispiel f\u252 ?hrt der Herr gegen sie an, damit sie keinen Anlass h\u228 ?tten, ihre B\u246 ?swilligkeit zu zeigen und ihm nicht wieder Gesetzes\u252 ?bertretungen vorwerfen zu k\u246 ?nnen. Du aber beachte, auf wie vielf\u228 ?ltige und verschiedene Weise er \u252 ?berall seine Rechtfertigungsgr\u252 ?nde f\u252 ?r die \u220 ?bertretung des Sabbats vorbringt. Als er den Blinden heilte, da verteidigte er sich bei ihnen nicht dar\u252 ?ber, dass er den Kot anmachte, obwohl sie ihm auch daraus einen Vorwurf machten; es gen\u252 ?gt eben diese Art Sch\u246 ?pfung, um zu zeigen, dass er der Herr des Gesetzes sei. Als aber der Gichtbr\u252 ?chige sein Bett wegtrug und die Juden ihm daraus einen Vorwurf machten, so verteidigte er sich sowohl als Gott, wie als Mensch; als Mensch, indem er sagte: \u8220"Wenn der Mensch am Sabbat die Beschneidung erh\u228 ?lt, damit das Gesetz nicht \u252 ?bertreten werde{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 er sagt nicht, damit einem Menschen eine Wohltat erwiesen werde\par} } , warum z\u252 ?rnt ihr mir dann, weil ich den ganzen Menschen gesund gemacht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0578.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d578 }}} habe?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 7,23\par} } Als Gott verteidigte er sich durch die Worte: \u8220"Mein Vater wirkt bis jetzt und auch ich wirke\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 5,17\par} } . Und als man ihm wegen seiner J\u252 ?nger Vorw\u252 ?rfe machte, sagte er: \u8220"Habt ihr nicht gelesen, was David tat, als er hungerte, er und seine Begleiter; wie er in das Haus Gottes hineinging und Schaubrote a\u223 ??\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 12,34\par} } . Auch auf die Priester beruft er sich. Und wiederum sagt er da: \u8220"Ist es erlaubt, am Sabbat Gutes oder Schlechtes zu tun?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 3,5\par} } . Wer von euch hat ein Schaf usw.? Er kannte aber ihre Habsucht und wusste, dass diese Leidenschaft ihre Liebe zu den Menschen weit \u252 ?bersteige.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes sagt der andere Evangelist, der Herr habe bei dieser Frage auch um sich geblickt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 7,23\par} } , als ob er die Juden auch mit den Blicken an sich ziehen wollte. Aber trotzdem besserten sie sich nicht. Au\u223 ?erdem begn\u252 ?gt sich aber der Herr in unserem Falle mit dem blo\u223 ?en Reden, sonst aber heilte er oft auch durch H\u228 ?ndeauflegung. Allein nichts von all dem stimmt sie milde. Der Mann wurde zwar geheilt, die anderen dagegen wurden durch seine Heilung noch schlechter. Der Herr wollte allerdings die Pharis\u228 ?er noch vor diesem heilen und versuchte tausend Arten und Heilmittel, sowohl durch seine vorausgehenden Handlungen, als auch durch seine Worte; da aber nunmehr ihre Krankheit unheilbar war, so ging er ohne weiteres ans Werk.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: \u8220"Da sagte er zu dem Manne: Strecke deine Hand aus! Und er streckte sie aus und sie erwies sich so gesund wie die andere.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was tun darauf die Pharis\u228 ?er?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: \u8220"Sie gehen hinaus und beratschlagen, wie sie ihn t\u246 ?ten k\u246 ?nnten.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ohne dass ihnen ein Unrecht geschehen w\u228 ?re, versuchten sie ihn zu t\u246 ?ten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ein so gro\u223 ?es \u220 ?bel ist der Neid. Er steht nicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0579.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d579 }}} blo\u223 ? mit den fremden, sondern auch mit den eigenen Hausgenossen in ewigem Krieg. Markus sagt hier, die Pharis\u228 ?er h\u228 ?tten diese Beratung mit den Herodianern abgehalten. Was tut nun der Herr in seiner Milde und Sanftmut? Er ging fort, als er dies erfuhr.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: \u8222 ?Jesus aber erkannte ihre Ratschl\u228 ?ge und zog sich darum von dort zur\u252 ?ck.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wo sind nun diejenigen, die da sagen, es sollten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 auch jetzt noch\par} } Wunder geschehen? Durch diesen Vorfall hat ja der Herr gezeigt, dass ein b\u246 ?swilliges Gem\u252 ?t sich auch dadurch nicht \u252 ?berzeugen l\u228 ?sst, und hat zugleich zu erkennen gegeben, dass auch die Vorw\u252 ?rfe gegen seine J\u252 ?nger unberechtigt waren. Indes verdient auch die Tatsache Beachtung, dass die Pharis\u228 ?er am allermeisten ob der Wohltaten ergrimmten, die der Herr anderen erwies; sobald sie einen sahen, der von Krankheiten oder S\u252 ?nden befreit ward, so ergingen sie sich in Anklagen und wilden Schm\u228 ?hungen. Als er das hurerische Weib retten wollte, da verleumdeten sie ihn; ebenso als er mit Z\u246 ?llnern a\u223 ?; und jetzt wieder, da sie die geheilte Hand sahen. Du aber erw\u228 ?ge, wie der Herr keineswegs von der Sorge f\u252 ?r Kranke abl\u228 ?sst und doch zugleich den Neid der anderen zu bes\u228 ?nftigen sucht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8222 ?Und es folgten ihm gro\u223 ?e Scharen Volkes und er heilte sie alle.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: \u8222 ?Und er drohte den Geheilten, dass sie ihn niemand offenbaren sollten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die Menge des Volkes hat dem Herrn \u252 ?berall ihre Bewunderung gezollt und ist ihm nachgefolgt; nur Pharis\u228 ?er lie\u223 ?en von ihrer Bosheit nicht ab. Damit du aber bei solchen Vorkommnissen nicht in Verwirrung geratest ob der sinnlosen Wut der Pharis\u228 ?er, so erw\u228 ?hnt der Herr auch den Propheten, der all dies vorausgesagt hat. So bis ins Kleinste genau waren eben die Propheten, dass sie auch diese Dinge nicht \u252 ?bergingen; sie verk\u252 ?ndeten sogar seine G\u228 ?nge und Wanderungen vorher, sowie die Absicht, mit der er all dies tat. Du sollst eben daraus erkennen, dass sie alles im Heiligen Geiste geschrieben. Denn wenn es schon unm\u246 ?glich ist, die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0580.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d580 }}} geheimen Gedanken der Menschen zu erkennen, dann war es noch viel unm\u246 ?glicher, die Absichten Christi zu erkennen, ohne dass der Heilige Geist sie offenbarte. Was sagt aber der Prophet? Der Herr fuhr fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: \u8222 ?Auf dass erf\u252 ?llt w\u252 ?rde das Wort des Propheten Isaias, der da sprach:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18: Siehe, mein Sohn, den ich auserw\u228 ?hlt habe, mein Geliebter, an dem ich mein Wohlgefallen fand. Ich werde ihm meinen Geist verleihen und er wird den V\u246 ?lkern das Urteil verk\u252 ?nden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19: Er wird keinen Streit erregen, er wird keinen L\u228 ?rm machen und niemand wird seine Stimme auf den Stra\u223 ?en h\u246 ?ren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: Das gekr\u252 ?mmte Rohr wird er nicht vollends zerbrechen und den glimmenden Docht wird er nicht ausl\u246 ?schen, bis dass er seinem Gericht den Sieg verschafft{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 42,13\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: Und auf seinen Namen werden die V\u246 ?lker ihre Hoffnung setzen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mit diesen Worten preist der Prophet die Milde und unaussprechliche Macht Christi und er\u246 ?ffnet zugleich f\u252 ?r die Heiden ein Eingangstor, gro\u223 ? und weit, verk\u252 ?ndet auch den Juden das Unheil, das \u252 ?ber sie kommen sollte und bezeugt endlich die \u220 ?bereinstimmung des Herrn mit seinem Vater. \u8222 ?Denn\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?sieh da meinen Sohn, den ich auserw\u228 ?hlt, mein Geliebter, an dem ich mein Wohlgefallen fand.\u8220" Wenn aber der Vater ihn auserw\u228 ?hlt hat, so wird er auch nicht im Gegensatz zu ihm das Gesetz aufheben und sich nicht als Feind des Gesetzgebers zeigen, sondern in Gedanken und Werken mit ihm \u252 ?bereinstimmen. Sodann preist der Prophet seine Sanftmut und sagt: \u8222 ?Er wird keinen Streit erregen, er wird keinen L\u228 ?rm machen.\u8220" Er selbst hatte ja die Absicht, unter den Juden zu heilen; nachdem sie ihn aber zur\u252 ?ckgewiesen, so setzt er auch dem keinen Widerstand entgegen. Um sodann des Herrn Macht und der anderen Schw\u228 ?che zu zeigen, hei\u223 ?t es weiter: \u8222 ?Ein gekr\u252 ?mmtes Rohr wird er nicht zerbrechen.\u8220" Ihm w\u228 ?re es ja ein Leichtes gewesen, alle seine Feinde wie ein {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0581.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d581 }}} Rohr zu zerbrechen; ja, sie waren schon kein unversehrtes Rohr mehr, sondern bereits gekr\u252 ?mmt. \u8222 ?Und den glimmenden Docht wird er nicht ausl\u246 ?schen.\u8220" Hier stellt uns der Prophet einerseits den flammenden Zorn der Pharis\u228 ?er vor Augen, andererseits die Macht des Herrn, die gen\u252 ?gt h\u228 ?tte, um ihren Zorn zunichte zu machen und mit Leichtigkeit auszul\u246 ?schen. Darin liegt ein Beweis f\u252 ?r seine gro\u223 ?e Sanftmut. Wie aber? Wird dies immer so sein? Wird er bis ans Ende diese Menschen ertragen, die ihm nachstellen und wider ihn rasen? Keineswegs; sondern wenn erst einmal seine Aufgabe erf\u252 ?llt ist, dann wird auch das andere geschehen. Das hat er ja mit den Worten kundgetan; \u8222 ?Bis dass sein Gericht den Sieg erlangt.\u8220" \u8222 ?Und auf seinen Namen werden die V\u246 ?lker ihre Hoffnung setzen.\u8220" So sagt auch der hl. Paulus: \u8222 ?Seid bereit, jeden Ungehorsam zu strafen, nachdem euer eigener Gehorsam vollkommen geworden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 10,6\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was bedeutet aber das Wort: \u8222 ?Bis sein Gericht den Sieg erlangt\u8220"? Das hei\u223 ?t, wenn er alles erf\u252 ?llt haben wird, was an ihm liegt, dann wird er auch mit dem Gerichte kommen, und zwar mit gr\u252 ?ndlichem Gericht. Dann wird es jenen schlimm ergehen, wenn sein Siegeszeichen in strahlendem Glanz vor ihnen steht und seine Urteilsspr\u252 ?che zu Recht bestehen werden und jenen keine Ausflucht und keine anma\u223 ?ende Widerrede mehr bleibt. Der Herr wusste eben, dass mit dem Ausdruck \u8222 ?Gericht\u8220" die Gerechtigkeit bezeichnet wurde. Doch beschr\u228 ?nkt sich seine T\u228 ?tigkeit nicht blo\u223 ? darauf, die Untreuen zu bestrafen, er wird auch den ganzen Erdkreis an sich ziehen: \u8222 ?Und auf seinen Namen werden die V\u246 ?lker ihr Hoffen setzen.\u8220"Und damit du dann wissest, dass auch dies der Absicht des Vaters entsprach, so hat der Prophet schon zu Beginn dies zugleich mit dem Vorausgehenden verhei\u223 ?en und sagte:\u8222 ?Mein Geliebter, an dem ich mein Wohlgefallen fand.\u8220" Es ist ja klar, dass der Geliebte hierin nach der Absicht des Geliebten handelt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 42,14\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0582.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d582 }}} V.22: \u8222 ?Damals brachten sie einen Besessenen zu ihm, der blind und stumm war, und er heilte ihn, so dass der, der vorher blind und stumm war, reden und sehen konnte.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 O dieser b\u246 ?se D\u228 ?mon! Er hat beide Zug\u228 ?nge versperrt, durch die der Glaube zu dem Manne gelangen konnte, die Augen und die Ohren. Aber trotzdem hat Christus beide ge\u246 ?ffnet. V.23: \u8222 ?Und es staunte die Menge und sagte: Ist etwa dieser der Sohn Davids?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.24: Die Pharis\u228 ?er dagegen sagten: Der treibt die D\u228 ?monen nur aus im Namen des Beelzebub, des obersten der D\u228 ?monen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ja, was hatten denn die Leute Au\u223 ?ergew\u246 ?hnliches gesagt? Aber nicht einmal das konnten die Pharis\u228 ?er ertragen; sie haben, wie ich schon erw\u228 ?hnt, sich immer \u252 ?ber das Gute ge\u228 ?rgert, das anderen erwiesen wurde, und nichts tat ihnen so weh, als das Heil der Menschen. Und doch gab der Herr nach und lie\u223 ? der Leidenschaft Zeit, sich abzuk\u252 ?hlen. Doch das \u220 ?bel entz\u252 ?ndete sich von neuem, denn abermals tat der Herr Gutes. Und die Pharis\u228 ?er wurden noch w\u252 ?tender als der D\u228 ?mon. Denn der fuhr wenigstens aus dem Leibe des Besessenen aus, ging davon und ergriff die Flucht, ohne etwas zu sagen. Diese dagegen versuchten den Herrn bald zu t\u246 ?ten, bald zu verleumden. Da ihnen das erste nicht gl\u252 ?ckte, so wollten sie wenigstens seinen guten Ruf sch\u228 ?digen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So ist eben der Neid, der wohl das gr\u246 ?\u223 ?te \u220 ?bel ist, das es gibt. Der Ehebrecher genie\u223 ?t doch wenigstens eine gewisse Lust und vollzieht seine S\u252 ?nde in kurzer Zeit. Der Neidische dagegen straft und z\u252 ?chtigt sich selbst noch fr\u252 ?her als den, auf den er neidisch ist, und l\u228 ?sst nie ab von seiner S\u252 ?nde, sondern verharrt unabl\u228 ?ssig in ihr. Denn wie das Schwein an seinem Schmutz und der Teufel an unserem Schaden seine Freude hat, so erfreut sich der Neidische am Ungl\u252 ?ck des N\u228 ?chsten; und wenn dem anderen etwas Widerw\u228 ?rtiges geschieht, dann labt er sich daran und atmet auf und h\u228 ?lt den fremden {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0583.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d583 }}} Schaden f\u252 ?r sein eigenes Gl\u252 ?ck und das eigene Ungl\u252 ?ck f\u252 ?r des N\u228 ?chsten Gl\u252 ?ck. Er achtet dabei nicht so sehr auf das Angenehme, das er vielleicht empfindet, als auf das B\u246 ?se, das dem anderen widerf\u228 ?hrt. Verdienten nicht solche Menschen, dass man sie steinigte und totschl\u252 ?ge wie r\u228 ?udige Hunde, wie fluchbeladene D\u228 ?monen, wie die leibhaftigen Erinnyen? Wie gewisse K\u228 ?fer sich vom Miste n\u228 ?hren, so n\u228 ?hren sich diese vom Ungl\u252 ?ck des N\u228 ?chsten; sie sind die geschworenen Feinde und Widersacher der menschlichen Natur. Andere werden beim Anblick eines geschlachteten Tieres zum Mitleid bewegt; wenn du aber einen Menschen siehst, dem etwas Gutes widerfahren ist, ger\u228 ?tst du in wilden Zorn, zitterst und wirst bleich. G\u228 ?be es wohl etwas Schlimmeres als eine solche Manie? Darum konnten auch Unkeusche und Z\u246 ?llner ins Reich eingehen, w\u228 ?hrend die Neidischen, die schon drinnen waren, desselben verlustig gingen. Denn \u8222 ?die Kinder des Reiches\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?werden hinausgeworfen werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 8,12\par} } . Die anderen lie\u223 ?en ab von der Schlechtigkeit, die ihnen anhaftete und erlangten Dinge, die sie nie gehofft h\u228 ?tten; diese verloren auch das Gute, das sie besa\u223 ?en. Und ganz mit Recht. Dieses Laster macht ja den Menschen zum Teufel; das macht ihn zum wilden D\u228 ?mon. Ob dieses Lasters geschah der erste Mord; seinetwegen ward die Menschennatur missachtet, ward die Erde befleckt, die sich sp\u228 ?ter \u246 ?ffnete und den Dathan, Kore und Abiron mit ihrem Anhang und all jenem Volk lebendig aufnahm und verschlang.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Doch k\u246 ?nnte da einer sagen, es ist leicht, \u252 ?ber den Neid zu schelten; wichtiger w\u228 ?re es zu wissen, wie man von dieser Krankheit frei werden kann. Wie k\u246 ?nnen wir also von diesem \u220 ?bel befreit werden? Durch den Gedanken, dass es nicht blo\u223 ? dem Unz\u252 ?chtigen nicht erlaubt sein sollte, die Kirche zu betreten, sondern ebensowenig dem Neidischen; ja diesem noch viel weniger als dem anderen. Jetzt erscheint es allerdings manchen sogar als etwas Gleichg\u252 ?ltiges; darum wird es auch nicht gen\u252 ?gend beachtet. Sobald wir aber klar erkennen, dass es etwas B\u246 ?ses ist, werden wir auch leicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0584.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d584 }}} davon abstehen. Darum weine und seufze, trauere und flehe zu Gott! Lerne dich einer schweren S\u252 ?nde schuldig f\u252 ?hlen und bereuen. Wenn du so gesinnt bist, dann wirst du schnell von der Krankheit befreit werden. Und wer w\u252 ?sste nicht, sagst du, dass der Neid etwas B\u246 ?ses ist? Es ist keiner, der es nicht w\u252 ?sste, und doch halten sie diese Leidenschaft nicht f\u252 ?r so s\u252 ?ndhaft wie Unz\u252 ?chtigkeit und Ehebruch. Wer hat es sich denn je zur Schuld angerechnet, wenn er bitteren Neid gehegt? Wer hat jemals Gott gebeten, er m\u246 ?chte ob dieses Fehlers Erbarmen mit ihm haben? Niemals auch nur ein Einziger! Im Gegenteil, wenn er fastet und einem Armen eine kleine M\u252 ?nze gibt, dann mag er tausendmal neidisch sein, er wird gar nicht glauben, etwas B\u246 ?ses getan zu haben, obgleich ihn die schlimmste aller Leidenschaften im Besitz hat. Warum ist doch Kain so schlecht geworden? Warum Esau? Warum die Kinder des Laban, die S\u246 ?hne Jakobs? Warum Kore, Dathan und Abiron mit ihren Anh\u228 ?ngern? Warum Maria und Aaron, ja der Teufel selbst?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Erw\u228 ?ge aber au\u223 ?erdem auch noch dies: du f\u252 ?gst nicht demjenigen Schaden zu, gegen den du Neid hegst, nein, du kehrst das Schwert wider dich selbst. Oder, was hat Kain dem Abel geschadet? Hat er ihn nicht ohne es zu wollen, nur um so schneller ins Himmelreich gesandt, sich selbst dagegen in unerme\u223 ?liches Ungl\u252 ?ck gest\u252 ?rzt? Welchen Schaden konnte Esau dem Jakob zuf\u252 ?gen? Ist nicht der eine reich geworden und ward mit tausend Gl\u252 ?cksg\u252 ?tern gesegnet, w\u228 ?hrend der andere selbst sein v\u228 ?terliches Heim verloren und nach jenem Anschlag in der Fremde umherirrte? Und was haben dem Joseph seine Br\u252 ?der \u220 ?bles zuf\u252 ?gen k\u246 ?nnen, obwohl sie ihm sogar nach dem Leben trachteten? Haben nicht gerade sie Hungersnot leiden und sich den gr\u246 ?\u223 ?ten Gefahren aussetzen m\u252 ?ssen, w\u228 ?hrend Joseph Herr \u252 ?ber \u196 ?gypten wurde? Je gr\u246 ?\u223 ?er dein Neid ist, um so gr\u246 ?\u223 ?ere Wohltaten verschaffst du dem, gegen den du neidisch bist. Gott wacht eben \u252 ?ber all dies; und wenn er sieht, dass demjenigen Unrecht geschieht, der niemandem B\u246 ?ses getan, so erhebt er ihn nur um so mehr und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0585.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d585 }}} verherrlicht ihn dadurch; dich hingegen bestraft er. Denn wenn du schon diejenigen, die sich \u252 ?ber das Ungl\u252 ?ck des Feindes freuen, nicht ungestraft entkommen l\u228 ?sst (\u8222 ?denn\u8220", sagt er, \u8222 ?freue dich nicht \u252 ?ber den Fall deiner Feinde, damit nicht Gott es sieht und es ihm missf\u228 ?llt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Spr 24,17-18\par} }), dann um so weniger jene, die gegen diejenigen Missgunst hegen, die ihnen nichts zuleide getan. Rotten wir also dieses vielk\u246 ?pfige Ungest\u252 ?m aus. Es ist n\u228 ?mlich der Neid gar vielgestaltet. Denn wenn man schon nichts vor einem Z\u246 ?llner voraus hat, solange man nur denjenigen liebt, von dem man geliebt wird, welchen Platz wird dann derjenige einnehmen, der Hass hegt gegen den, der ihm kein Leid zugef\u252 ?gt hat? Wie wird ein solcher der H\u246 ?lle entrinnen k\u246 ?nnen, da er schlechter geworden ist als Heiden? Dar\u252 ?ber empfinde ich denn auch so gro\u223 ?en Schmerz, dass wir, die wir die Engel, ja den Herrn der Engel nachahmen sollten, statt dessen es dem Teufel gleichmachen. Auch in der Kirche herrscht ja viel Missgunst und Eifersucht, und zwar noch mehr unter uns{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Vorstehern\par} } als bei den Untergebenen. Deshalb m\u252 ?ssen wir dies auch uns selbst gesagt sein lassen. Warum denn, sage mir, hegst du Neid gegen deinen Nachbar? Weil du sehen musst, dass er Ehre und Ruhm genie\u223 ?t?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So bedenkst du wohl nicht, welch schlimme Folgen die Ehrenbezeichnungen f\u252 ?r jene haben, die nicht auf ihrer Hut sind? Sie verleiten zum Ehrgeiz, zum Stolz, zur Torheit, zur Anma\u223 ?ung und machen leichtfertig und sorglos; und zu all diesen \u252 ?blen Folgen kommt noch, dass sie leicht wieder entschwinden; denn das Schlimmste von allem ist dies, dass die schlechten Folgen ewig dauern, die Lust dagegen in einem Augenblick kommt und verschwindet. Und deshalb bist du also neidisch? Allein, sagst du, der andere habe gro\u223 ?en Einfluss beim Herrscher, er f\u252 ?hrt und leitet alles wie er will, seine Gegner verfolgt er, die Schmeichler \u252 ?berh\u228 ?uft er mit Wohltaten, kurz, er besitzt gro\u223 ?e Macht. So reden aber nur weltlich gesinnte Leute, die noch am Irdischen haften. Geistig Gesinnte kann ja nichts Schmerz {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0586.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d586 }}} bereiten. Oder was kann man einem solchen B\u246 ?ses antun? Er wird seiner W\u252 ?rde verlustig gehen? Und was macht das? Entweder geschieht dies mit Recht und dann erweist man ihm eine Wohltat; nichts erz\u252 ?rnt ja Gott so sehr, als wenn jemand unw\u252 ?rdig das Priesteramt verwaltet; oder es geschieht ihm zu Unrecht, und dann f\u228 ?llt wiederum die Schuld auf den anderen, nicht auf ihn. Wer n\u228 ?mlich unverdienterweise leidet und es willig und mutig tr\u228 ?gt, der erlangt dadurch um so gr\u246 ?\u223 ?ere Gnade bei Gott. Richten wir also unser Streben nicht darauf, wie wir zu Macht und Ehren und W\u252 ?rden gelangen, sondern vielmehr darauf, wie wir ein Leben der Tugend und Fr\u246 ?mmigkeit f\u252 ?hren k\u246 ?nnen. Ehrenstellen verleiten ja zu manchen Handlungen, die Gott nicht wohlgef\u228 ?llig sind, und es bedarf einer \u252 ?beraus starten Seele, um die Macht in der rechten Weise zu gebrauchen. Wer keine Macht besitzt, der wird wohl oder \u252 ?bel rechtschaffen leben; wer sie aber hat, dem geht es wie einem, der mit einem sch\u246 ?nen und wohlgestalteten M\u228 ?dchen zusammen wohnen sollte, mit dem Befehle, niemals einen unkeuschen Blick auf dasselbe zu werfen. So ist eben die Macht. Sie hat schon viele auch wider ihren Willen zu Freveltaten verleitet, zum Zorn gereizt, ihrer Zunge die Z\u252 ?gel schlie\u223 ?en lassen, die T\u252 ?re des Mundes ge\u246 ?ffnet, die Seele wie in einem Sturmwind hin- und herger\u252 ?ttelt und das Schiff bis in den tiefen Abgrund des B\u246 ?sen versenkt. Und da sagst du noch, einer, der in solcher Gefahr schwebt, verdiene Bewunderung und sei zu beneiden? Wie t\u246 ?richt ist das! Bedenke dann au\u223 ?erdem, was ich gesagt habe, wie viele Feinde und Ankl\u228 ?ger und wie viele Schmeichler einen solchen Machthaber fortw\u228 ?hrend umlagern? Das aber soll des Lobpreises Wert sein, sprich? Wer m\u246 ?chte dies wohl behaupten?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ja, sagst du, er steht aber beim Volke in Ansehen. Und was bedeutet das? Das Volk ist ja doch nicht Gott, dem er Rechenschaft ablegen muss. Wenn du also vom Volke redest, erw\u228 ?hnst du damit nichts anderes als neue Hindernisse, Schwierigkeiten, Gefahren und Klippen. Denn je mehr Ruhm das Ansehen im Volke verschafft, um so gr\u246 ?\u223 ?ere Gefahren, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0587.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d587 }}} Sorgen und Betr\u252 ?bnisse hat es im Gefolge. Ein solcher kann ja gar nicht mehr aufatmen oder stehen; so hart ist sein Tyrann. Und was sage ich: stehen oder Atem holen? H\u228 ?tte ein solcher auch tausend Verdienste sich erworben, er w\u252 ?rde doch nur schwer ins Himmelreich eingehen. Nichts pflegt ja so sehr dem Untergange zuzutreiben als die Gunst der gro\u223 ?en Menge, weil sie die Menschen feige und zu Schmeichlern und Heuchlern macht. Weshalb haben denn die Pharis\u228 ?er von Christus gesagt, er habe einen D\u228 ?mon? Nicht etwa deshalb, weil sie um die Gunst der gro\u223 ?en Menge buhlten? Und weshalb hat das Volk richtig \u252 ?ber ihn geurteilt? Doch wohl deshalb, weil es nicht von dieser Leidenschaft erfasst war? Ja nichts, gar nichts treibt die Menschen so sehr zur S\u252 ?nde und Torheit als die Sucht, bei der gro\u223 ?en Menge in Ansehen zu stehen, nichts hingegen macht sie so angesehen und unabh\u228 ?ngig, als wenn man sich hierum nicht k\u252 ?mmert. Es bedarf darum auch eines mehr jugendfrischen Gem\u252 ?tes, will man dieser Leidenschaft widerstehen, die so h\u228 ?ufig und gewaltig ist wie der Sturmwind? Denn geht es einem solchen gut, so \u252 ?berhebt er sich \u252 ?berall; erf\u228 ?hrt er Widerw\u228 ?rtigkeiten, so w\u252 ?nscht er sich lieber den Tod; dieser Ruhm ist f\u252 ?r ihn H\u246 ?lle und Himmel, sobald er einmal dieser Leidenschaft unterworfen ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Soll man also wegen so etwas Neid und Eifersucht hegen, sprich? Oder verdient es nicht eher Trauer und Tr\u228 ?nen? Das sieht doch jeder ein. Wenn du hingegen jemand beneidest, der so die \u246 ?ffentliche Gunst besitzt, so tust du dasselbe, wie wenn einer einen Mann sieht, der gefesselt ist, mit Ruten gez\u252 ?chtigt und von unz\u228 ?hligen wilden Tieren hin- und hergezerrt wird, und ihn um seine Wunden und seine Gei\u223 ?elhiebe beneidet. Denn so viele Menschen das Volk z\u228 ?hlt, so viele Fesseln, so viele Tyrannen hat ein solcher. Ja, was noch schlimmer ist, ein jeder von diesen hat auch noch eine andere Meinung und jeder redet \u252 ?ber diesen seinen Sklaven, was ihm gerade einf\u228 ?llt, ohne etwas zu pr\u252 ?fen; sondern was gerade dieser oder jener meint, dem stimmen auch sie selber bei. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0588.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d588 }}} Ist also das nicht schlimmer als Meeresbrandung und Sturmgewoge? Ein solcher Mensch wird ja leicht vom Gl\u252 ?cke aufgeblasen, leicht auch wieder in die Tiefe geschleudert; sein ganzes Leben ist ein best\u228 ?ndiger Wechsel und nie hat er Ruhe. Bevor er in der \u214 ?ffentlichkeit zum Redekampf auftritt, ist er voll Angst und Zittern, nachher ist er entweder halb tot vor Niedergeschlagenheit, oder freut sich \u252 ?ber die Ma\u223 ?en; und das ist noch schlimmer als Traurigkeit. Denn dass die Freude kein geringeres \u220 ?bel ist als die Trauer, ergibt sich klar aus den Wirkungen, die sie auf die Seele aus\u252 ?bt; sie macht n\u228 ?mlich die Seele leicht, hochstrebend und hochfliegend. Das k\u246 ?nnen wir auch an den M\u228 ?nnern der Vorzeit beobachten. Wann war z.B. David besser? Als er in Freude lebte oder in Bedr\u228 ?ngnis sich befand? Und wann das Judenvolk? Als es seufzte und Gott anrief, oder da es in der W\u252 ?ste sich der Freude hingab und das goldene Kalb anbetete? Darum sagte auch Salomon, der doch am besten wusste, was Freude und Lust sei: \u8222 ?Besser ist es, in ein Haus der Trauer zu gehen als in ein Haus der ausgelassenen Freude\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eccl 7,3\par} } . Deshalb preist auch Christus die einen selig mit den Worten: \u8222 ?Selig die Trauernden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,5\par} } , w\u228 ?hrend er \u252 ?ber die anderen wehruft und sagt: \u8222 ?Wehe euch, die ihr lacht; denn ihr werdet weinen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 6,25\par} } . Und das ganz mit Recht. Denn zur Zeit der Lust und Freude ist die Seele schlaffer und weichlicher, in Zeiten der Trauer hingegen ist sie gesammelt und n\u252 ?chtern, ist sie jeglicher Fessel der Leidenschaften frei und wird erhabener und st\u228 ?rker. Im Bewusstsein alles dessen wollen wir also den Menschenruhm und seine Lust fliehen, damit wir des wahren und ewig bleibenden Ruhmes teilhaftig werden. Den m\u246 ?gen wir alle erlangen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht geb\u252 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Einundvierzigste Homilie. Kap XII, V.25-32.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0589.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d589 }}} V.25: \u8220"Da aber Jesus ihre Gedanken kannte, sprach er zu ihnen: Jedes Reich, das gegen sich selbst geteilt ist, wird verw\u252 ?stet werden. Und jede Stadt und jedes Haus, das wider sich selbst geteilt ist, wird nicht bestehen bleiben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: Und wenn der Teufel den Teufel austreibt, so ist er wider sich selbst geteilt. Wie soll also sein Reich Bestand haben?\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Schon fr\u252 ?her hatten die Juden dem Herrn vorgeworfen, er treibe die Teufel im Namen des Beelzebub aus. Indes tadelte er sie damals nicht, sondern gab ihnen Gelegenheit, seine Macht an weiteren Wundern zu erkennen und seine Gr\u246 ?\u223 ?e aus seiner Lehre zu ersehen. Da sie aber unaufh\u246 ?rlich dasselbe wiederholten, so hat er sie zuletzt auch getadelt. Zuerst zeigt er ihnen aber seine Gottheit dadurch, dass er ihre geheimen Gedanken ans Licht zieht, sodann auch durch die Leichtigkeit, mit der er die Teufel austreibt. Der Vorwurf der Juden war ja auch \u252 ?beraus unversch\u228 ?mt. Denn, wie schon gesagt, dem Neidischen ist es nicht um die Sache zu tun, sondern nur darum, irgend etwas zu sagen. Trotzdem verachtete Christus sie nicht, sondern verteidigte sich mit gewohnter Sanftmut und gab damit auch uns die Lehre, gegen unsere Feinde sanftm\u252 ?tig zu sein; und wenn sie selbst Dinge uns vorwerfen, deren wir uns selbst gar nicht bewusst sind, und die gar keinen Sinn haben, so sollen wir uns nicht betr\u252 ?ben und verwirren lassen, sondern mit aller Sanftmut ihnen Rechenschaft ablegen. Geradeso machte es damals der Herr und lieferte damit den besten Beweis f\u252 ?r die Unwahrheit ihrer Anklage. Denn ein Besessener w\u228 ?re ja doch nicht imstande gewesen, soviel Sanftmut zu zeigen, und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0590.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d590 }}} ebensowenig kann ein solcher die geheimen Gedanken erkennen. Denn gerade weil dieser Verdacht so ungeheuerlich war und weil sie sich vor dem Volke f\u252 ?rchteten, deshalb wagten es die Pharis\u228 ?er auch nicht, ihre Anklage offen auszusprechen, sondern behielten sie in ihrem Innern. W\u228 ?hrend aber der Herr ihnen zeigt, dass er auch diese Gedanken kenne, macht er ihnen gleichwohl keine Vorw\u252 ?rfe und stellt ihre Schlechtigkeit nicht an den Pranger. Er gibt einfach die Antwort und \u252 ?berl\u228 ?sst die Besch\u228 ?mung dem Gewissen derer, die den Vorwurf erhoben hatten. Ihm lag eben nur eines am Herzen, den S\u252 ?ndern zu n\u252 ?tzen, nicht sie blo\u223 ?zustellen. Denn h\u228 ?tte er eine lange Rede gegen sie halten, sie l\u228 ?cherlich machen und ihnen dazu noch die schwerste Strafe auferlegen wollen, so h\u228 ?tte ihn nichts daran hindern k\u246 ?nnen. Indes unterl\u228 ?sst er dies alles und ist nur auf eines bedacht, seine Gegner nicht noch erbitterter, sondern sanftm\u252 ?tiger und auf diese Weise zum Guten tauglicher zu machen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie verteidigt er sich also ihnen gegen\u252 ?ber? Er f\u252 ?hrte keine Beweise aus der Hl. Schrift an{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 sie h\u228 ?tten ja doch nicht darauf geachtet, sondern nur alles weggedeutet\par} } , vielmehr bringt er einen Vergleich aus dem gew\u246 ?hnlichen Leben. \u8220"Jedes Reich\u8221", sagt er, \u8220"das wider sich selbst geteilt ist, wird keinen Bestand haben; und wenn eine Stadt und ein Haus geteilt ist, so wird es schnell zugrunde gehen.\u8221" Ausw\u228 ?rtige Kriege f\u252 ?hren ja nicht so rasch das Verderben herbei als innere. Dasselbe ist auch bei den Leibern der Fall, wie \u252 ?berhaupt bei allen Dingen. Doch entnimmt der Herr seine Beispiele von bekannten Vorg\u228 ?ngen. Denn was gibt es St\u228 ?rkeres auf Erden als ein K\u246 ?nigreich? Nichts. Gleichwohl geht es durch innere Wirren zugrunde. Wenn man aber schon bei ganzen Reichen die Hauptursache des Verderbens in inneren Zwistigkeiten suchen muss, um wieviel mehr, glaubst du, wird dies dann erst bei einer Stadt und bei einem blo\u223 ?en Haus der Fall sein? Ja, mag es sich um etwas Gro\u223 ?es oder Kleines handeln, wo innerer Zwiespalt ist, da kommt der Untergang. Wenn also ich einen D\u228 ?mon habe und durch ihn die Teufel austreibe, so herrscht Zwietracht und Kampf und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0591.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d591 }}} gegenseitiger Krieg unter den D\u228 ?monen. Wenn sie aber gegeneinander sich erheben, so ist ihre Macht gebrochen und vernichtet. \u8220"Denn wenn der Satan den Satan austreibt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 und er sagte nicht \u8220"der D\u228 ?mon\u8221", um zu zeigen, dass sie gar sehr untereinander zusammenhalten\par} } , so ist er wider sich selbst geteilt.\u8221" Wenn er aber geteilt ist, so ist er geschw\u228 ?cht worden und geht zugrunde; wenn er aber zugrunde ging, wie kann er einen anderen austreiben? Siehst du, wie l\u228 ?cherlich die Anklage der Juden war? Wie t\u246 ?richt? Wie feindselig? Denn man kann doch nicht zu gleicher Zeit sagen, des Teufels Reich stehe fest, und der Teufel selbst treibe die Teufel aus, oder sagen, es stehe gerade aus dem Grunde fest, wegen dessen es h\u228 ?tte zugrunde gehen sollen. Das ist die L\u246 ?sung der ersten Frage; die der zweiten nachfolgenden Frage betrifft die J\u252 ?nger. Der Herr l\u246 ?st n\u228 ?mlich die Einw\u228 ?nde seiner Gegner niemals blo\u223 ? auf eine Art, sondern stets auch auf eine zweite und dritte, um so durch die F\u252 ?lle von Gr\u252 ?nden ihre Keckheit zum Schweigen zu bringen. So machte er es auch, als es sich um den Sabbat handelte, wo er den David zum Beweis anf\u252 ?hrte, die Priester und das Schriftzeugnis, das da lautet: \u8220"Erbarmen will ich und nicht Opfer\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hos 6,6\par} } , und wo er auch die Ursache nannte, wegen deren der Sabbat eingesetzt war, indem er sagte: \u8220"Des Menschen wegen ist der Sabbat da\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 2,27\par} } . Geradeso macht er es also auch hier. Nach der ersten Antwort gibt er die eine zweite, die noch deutlicher ist als die vorhergehende.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: \u8220"Wenn n\u228 ?mlich ich\u8221", sagt er, \u8220"in Beelzebub die Teufel austreibe, in wessen Namen treiben eure eigenen Kinder sie aus?\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte auch hier die Sanftmut des Herrn. Er sagt nicht: meine J\u252 ?nger, nicht: die Apostel, sondern: \u8222 ?eure S\u246 ?hne\u8220". Wenn n\u228 ?mlich sie, die Pharis\u228 ?er, die gleiche gute Gesinnung wie ihre S\u246 ?hne erlangen wollten, so k\u246 ?nnten sie in diesem Ausdruck eine m\u228 ?chtige Anregung dazu finden; w\u252 ?rden sie aber undankbar sein {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0592.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d592 }}} und in ihrer Gesinnung verharren, so w\u252 ?rde ihnen selbst bei der gr\u246 ?\u223 ?ten Unverfrorenheit keine Ausrede mehr \u252 ?brig bleiben. Der Sinn seiner Worte ist der: In wessen Namen treiben die Apostel Teufel aus? Sie hatten n\u228 ?mlich bereits solche ausgetrieben, weil sie von ihm die Macht dazu erhalten hatten, und doch machten die Pharis\u228 ?er ihnen keinerlei Vorw\u252 ?rfe; sie k\u228 ?mpften eben nicht gegen die Sache, sondern nur gegen die Person. Um also zu zeigen, dass ihre \u196 ?u\u223 ?erung nur der Eifersucht entsprang, erw\u228 ?hnt der Herr die Apostel. Denn, will er sagen, wenn ich auf diese Weise Teufel austreibe, dann um so mehr jene, die nur von mir die Macht erlangten. Indes habt ihr zu ihnen nichts dergleichen gesagt. Wie k\u246 ?nnt ihr also mir, der ich auch der Urheber dessen bin, was jene getan, solche Vorw\u252 ?rfe machen, w\u228 ?hrend ihr an ihnen nichts zu tadeln findet? Dies letztere wird euch keineswegs von der Strafe befreien, sondern nur noch gr\u246 ?\u223 ?ere Verdammnis euch zuziehen. Deshalb f\u252 ?gte er auch bei: \u8222 ?Sie selbst w\u252 ?rden eure Richter sein.\u8220" Denn wenn sie, die da aus eurer Mitte stammen und solche Dinge vollbracht haben, mir gehorchen und untertan sind, so Gegenteil tun und sagen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.28: \u8222 ?Wenn ich aber im Geiste Gottes die Teufel austreibe, so ist folglich das Reich Gottes zu euch gekommen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was ist das: \u8222 ?das Reich Gottes\u8220"? Das ist meine Ankunft. Beachte, wie der Herr sie auch hier an sich zu ziehen und zu bessern sucht, sie gleichsam zur Erkenntnis seiner selbst hinzieht und ihnen zeigt, dass sie gegen ihre eigenen Interessen k\u228 ?mpfen und wider ihr eigenes Heil streiten. Ihr solltet euch freuen und frohlocken, will er sagen, dass der Herr gekommen ist, jene gro\u223 ?en, unaussprechlichen Dinge zu bringen, die l\u228 ?ngst von den Propheten vorherverk\u252 ?ndet wurden, und dass f\u252 ?r euch die Zeit des Heiles angebrochen ist; ihr tut aber das gerade Gegenteil; ihr nehmt das Heil nicht nur nicht an, sondern l\u228 ?stert es auch noch und erfindet Erkl\u228 ?rungen daf\u252 ?r, die nicht auf Wahrheit beruhen. Bei Matth\u228 ?us hei\u223 ?t es nun hier: \u8222 ?Wenn aber ich im Geiste Gottes {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0593.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d593 }}} D\u228 ?monen austreibe\u8220"; Lukas dagegen sagt: \u8222 ?Wenn aber ich in dem Finger Gottes die D\u228 ?monen austreibe\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 11,20\par} } . Er will damit andeuten, dass nur die allerh\u246 ?chste Macht imstande ist, D\u228 ?monen auszutreiben, und dass dies keine allt\u228 ?gliche Gnadengabe sei. Da will er denn seinen Schluss daraus ziehen und sagen: Wenn dies aber so ist, dann ist der Sohn Gottes angekommen. Doch sagt er dies nicht offen; er deutet es nur verborgenerweise an, wie etwas, das sie nicht gerne h\u246 ?rten, und sagt: \u8222 ?Also ist das Reich Gottes zu euch gekommen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Erkennst du da das \u220 ?berma\u223 ? der Weisheit? Er zeigt ihnen, dass gerade aus ihren eigenen Einw\u252 ?rfen die Ankunft des Messias sich mit leuchtender Klarheit ergibt. Um sie sodann auch noch anzuziehen, sagt er nicht einfach: \u8222 ?Das Reich ist gekommen\u8220", sondern f\u252 ?gt hinzu: \u8222 ?\u252 ?ber euch\u8220", gerade als wollte er sagen: F\u252 ?r euch ist die Gnadenzeit gekommen; weshalb seid ihr also eurem eigenen Wohle gegen\u252 ?ber so unzug\u228 ?nglich, weshalb liegt ihr wider euer eigenes Heil im Streite? Das ist ja die Zeit, durch die Propheten von alters her verk\u252 ?ndet, das ist das Zeichen der Ankunft, dass sie vorausgesagt, dass solche Dinge durch die Kraft Gottes geschehen w\u252 ?rden. Denn dass sie geschehen, wi\u223 ?t auch ihr selbst; dass sie aber durch g\u246 ?ttliche Kraft geschehen, das k\u252 ?ndet schon die Sache allein. Der Satan kann ja unm\u246 ?glich jetzt st\u228 ?rker sein; er ist vielmehr naturnotwendig schwach. Wer aber schwach ist, kann nicht, als w\u228 ?re er stark, den starken D\u228 ?mon austreiben. So sprach der Herr, um die Macht der Liebe zu zeigen und die Ohnmacht der Zwietracht und Eifersucht. Deshalb hat er auch selbst seine J\u252 ?nger immerfort und bei jeder Gelegenheit zur Liebe ermahnt und ihnen gesagt, dass der Teufel alles tue, um sie zu beseitigen. Nachdem er also die zweite L\u246 ?sung der Frage gegeben, gibt er auch die dritte, indem er also fortf\u228 ?hrt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.29: \u8222 ?Wie kann jemand in das Haus des Starken eindringen und dessen Diener verjagen, wenn er nicht zuerst den Starken gebunden hat, um dann erst seine Gehilfen zu vertreiben?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0594.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d594 }}} Dass also der Satan nicht die Gewalt hat, den Satan auszutreiben, das ergibt sich aus dem fr\u252 ?her Gesagten; dass es auch auf keine andere Weise m\u246 ?glich ist, au\u223 ?er man bezwingt zuerst ihn selbst, das geben gleichfalls alle zu. Was ergibt sich dann aber hieraus? Nur das, was schon fr\u252 ?her gesagt wurde, aber mit noch gr\u246 ?\u223 ?erer Deutlichkeit. Ich bin so weit entfernt, will der Herr sagen, den Teufel als Bundesgenossen zu gebrauchen, dass ich ihn vielmehr bek\u228 ?mpfe und ihn in Fesseln schlage. Der Beweis daf\u252 ?r liegt darin, dass ich seine Helfershelfer austreibe. Beachte, wie der Herr gerade das Gegenteil von dem beweist, was jene hatten behaupten wollen. Jene hatten zeigen wollen, dass er nicht aus eigener Macht die Teufel austreibe; er hingegen beweist ihnen, dass er nicht nur die Teufel, sondern sogar den Oberanf\u252 ?hrer selbst durch seine gro\u223 ?e Macht in Fesseln h\u228 ?lt und dass er ihn noch vor den anderen aus eigener Kraft bezwungen. Das ergibt sich klar aus dem, was schon geschehen war. Denn wenn der eine der Anf\u252 ?hrer ist, die anderen aber ihm untertan sind, wie war es dann m\u246 ?glich, dass diese vertrieben wurden, solange jener nicht besiegt und nicht unterjocht war? Mir scheinen die Worte hier auch eine Prophetie zu enthalten. Denn nicht blo\u223 ? die D\u228 ?monen sind die Gehilfen des Teufels, sondern auch die Menschen, die ihm Handlangerdienste leisten. Christus will uns also mit diesen Worten offenbaren, dass er nicht blo\u223 ? D\u228 ?monen austreibe, sondern auch mit allem Irrtum und Trug der Welt aufr\u228 ?umen, des Teufels Zauber zunichte machen und alle seine Bem\u252 ?hungen vereiteln werde. Auch sagt er nicht nur: er wird rauben, sondern: er wird ganz und gar ausrauben, um zu zeigen, wie gr\u252 ?ndlich er die Sache machen wird.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Stark nennt aber der Herr den Teufel, nicht weil er etwa von Natur aus so w\u228 ?re, beileibe nicht, sondern um auf seine fr\u252 ?here Gewaltherrschaft hinzuweisen, die eine Folge unserer Fahrl\u228 ?ssigkeit war.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.30: \u8220"Wer nicht mit mir ist, ist gegen mich, und wer nicht mit mir sammelt, zerstreut.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da haben wir also noch eine vierte L\u246 ?sung der Frage. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0595.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d595 }}} Was will denn ich, sagt der Herr? Zu Gott hinf\u252 ?hren, die Tugend lehren, das Himmelreich verk\u252 ?nden. Was will dagegen der Teufel mit seinen D\u228 ?monen? Gerade das Gegenteil von all dem. Wie sollte also der, der nicht mit mir sammelt und nicht zu mir h\u228 ?lt, mit mir zusammen arbeiten? Und was sage ich zusammen arbeiten? Im Gegenteil, er hat nur das Verlangen, mir entgegenzuarbeiten. Wer also nicht nur nicht mit mir zusammengeht, sondern mir sogar entgegen ist, wie sollte der so gro\u223 ?e Willf\u228 ?hrigkeit gegen mich zeigen, dass er mit mir die D\u228 ?monen austriebe? Das gleiche sollte aber nicht blo\u223 ? vom Teufel, sondern auch von ihm selber gelten, da ja auch er des Teufels Widersacher ist und ihm, entgegenarbeitet. Wie so aber, fragst du, \u8220"ist gegen mich, wer nicht mit mir ist\u8221"? Eben dadurch, dass man nicht mit dem Herrn ist. Wenn aber schon dies wahr ist, dann trifft dies noch vielmehr auf den zu, der gegen ihn ist. Wenn schon der ein Feind ist, der nicht mit ihm zusammen arbeitet, dann noch viel mehr derjenige, der ihn bek\u228 ?mpft. Das alles sagt aber der Herr nur, um zu zeigen, wie gro\u223 ? und unaussprechlich seine Feindschaft wider den Teufel ist. Sage mir doch, wenn du gegen jemand Krieg zu f\u252 ?hren h\u228 ?ttest, w\u228 ?re da nicht jeder, der nicht mit dir k\u228 ?mpfen wollte, eben dadurch gegen dich? Wenn aber der Herr an einer anderen Stelle sagt: \u8220"Wer nicht gegen euch ist, ist f\u252 ?r euch\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 9,50\par} } , so steht dies nicht im Widerspruch mit unserer Stelle. Hier zeigte er ihnen eben einen Feind, dort einen teilweisen Freund. \u8220"Denn\u8221", hei\u223 ?t es, \u8220"in Deinem Namen treiben sie D\u228 ?monen aus\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 7,22\par} } . Ich glaube indes, der Herr wollte hier auch auf die Juden hindeuten und sie so als Verb\u252 ?ndete des Teufels hinstellen. Denn auch die Juden waren ja gegen ihn und zerstreuten das wieder, was er gesammelt hatte. Denn dass er wirklich auch sie im Auge hatte, gibt er mit den Worten zu verstehen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.31: \u8220"Deshalb sage ich euch, jede S\u252 ?nde und jede Gottesl\u228 ?sterung wird den Menschen nachgelassen werden.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0596.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d596 }}} Nachdem sich der Herr verteidigt, den Einwand widerlegt und gezeigt hatte, dass die Pharis\u228 ?er ihn ohne Grund beschimpft hatten, da fl\u246 ?\u223 ?t er ihnen zuletzt auch noch Furcht ein. Auch das tr\u228 ?gt ja nicht wenig bei zur Belehrung und Besserung, dass man nicht nur auf Einw\u228 ?nde antwortet und zu \u252 ?berzeugen sucht, sondern dass man auch Drohungen vorbringt. So macht es der Herr \u252 ?berall, wo er Vorschriften und Ratschl\u228 ?ge gibt. Allerdings scheint dieser Ausspruch des Herrn sehr unklar zu sein; wenn wir aber genau zusehen, findet sich leicht eine Erkl\u228 ?rung. Zun\u228 ?chst empfiehlt es sich, auf den Wortlaut selbst zu achten. \u8220"Jede S\u252 ?nde und Gottesl\u228 ?sterung\u8221", hei\u223 ?t es, \u8220"wird den Menschen nachgelassen werden, die L\u228 ?sterung des Heiligen Geistes dagegen wird ihnen nicht nachgelassen werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.32: Und wer immer wider den Menschensohn redet, es wird ihm verziehen werden; wer aber wider den Heiligen Geist redet, dem wird nicht verziehen werden, weder in dieser Welt noch in der k\u252 ?nftigen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Welches ist also der Sinn dieser Worte? Ihr habt viel wider mich geredet und gesagt, ich sei ein Betr\u252 ?ger und ein Feind Gottes. Das verzeihe ich euch, wenn ihr es bereut, und will euch nicht daf\u252 ?r bestrafen. Die L\u228 ?sterung des Geistes dagegen wird nicht verziehen, auch denen nicht, die sie bereuen. Wie h\u228 ?tte das einen Sinn? Auch diese S\u252 ?nde wurde ja den Reuigen nachgelassen. Denn viele von denen, die also l\u228 ?sterten, haben nachher geglaubt und alles ward ihnen verziehen. Welches ist also der Sinn dieser Worte? Der, dass diese S\u252 ?nde ganz besonders unverzeihlich ist. Und warum? Weil sie von ihm selber nicht wussten, wer er sei; \u252 ?ber den Heiligen Geist aber hatten sie hinl\u228 ?ngliche Kenntnis erlangt. Durch ihn hatten ja die Propheten ihre Weissagung verk\u252 ?ndet und im Alten Testament kannten ihn alle sehr gut. Der Sinn seiner Worte ist also der: Nun gut, an mir sto\u223 ?t ihr euch, weil ich im Fleische erschienen bin; k\u246 ?nnt ihr aber auch vom Heiligen Geist sagen: Wir kennen ihn nicht? Gerade deshalb werdet ihr f\u252 ?r eure L\u228 ?sterungen keine Verzeihung finden und in dieser wie in der anderen Welt bestraft werden. Viele wurden {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0597.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d597 }}} nur in dieser Welt bestraft, wie derjenige, der Unzucht getrieben, wie jene Korinther, die unw\u252 ?rdig an den heiligen Geheimnissen teilgenommen hatten; ihr hingegen werdet hier und dort bestraft werden. Alles, was ihr also gegen mich gel\u228 ?stert habt vor meinem Kreuzestod, verzeihe ich euch, auch die S\u252 ?nde der Kreuzigung selbst; nur \u252 ?ber euren Unglauben werdet ihr gerichtet werden.{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es hatten ja auch nicht einmal die, welche vor seinem Kreuzestod an ihm glaubten, einen vollkommenen Glauben. \u220 ?berdies mahnte der Herr \u252 ?berall, es sollte ihn niemand offenbaren vor seinem Leiden, und noch am Kreuze sagte er, es solle jenen ihre S\u252 ?nde verziehen werden.\par} } Was ihr aber \u252 ?ber den Heiligen Geist gesagt habt, das wird euch nicht verziehen werden. Denn, eben weil er von dem sprach, was sie vor seinem Kreuzestod wider ihn redeten, f\u252 ?gte er hinzu: \u8220"Wer immer etwas redet gegen den Menschensohn, wird Verzeihung erlangen, nicht aber, wer gegen den Heiligen Geist redet\u8221". Warum? Weil ihr diesen kennt und weil ihr dadurch gegen die erkannte Wahrheit s\u252 ?ndigt. Denn wenn ihr auch mich nicht zu kennen vorgebt, das wi\u223 ?t ihr wenigstens ganz gut, dass man nur im Heiligen Geist D\u228 ?monen auszutreiben und Kranke zu heilen vermag. Ihr verl\u228 ?stert also nicht blo\u223 ? mich, sondern auch den Heiligen Geist. Darum wird auch eure Strafe hier wie dort unerbittlich sein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Einige Menschen werden n\u228 ?mlich in dieser und in der anderen Welt gestraft; andere nur hienieden, andere nur dr\u252 ?ben, andere wieder weder hier noch dort. In dieser und in der anderen Welt z.B. werden eben diese bestraft{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die wider den Heiligen Geist reden\par} } ; auf dieser Welt wurden sie n\u228 ?mlich bestraft, als jene uns\u228 ?glichen Leiden bei der Eroberung der Stadt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jerusalem\par} } \u252 ?ber sie kamen; und die gr\u246 ?\u223 ?te Strafe erfahren sie erst in der anderen Welt; ebenso ging es auch den Einwohnern von Sodoma und vielen anderen. Nur in der anderen Welt z.B. der reiche Prasser, der in den Feuerqualen schmachtete und nicht einmal einen Tropfen Wasser hatte. Blo\u223 ? in dieser Welt ward der unz\u252 ?chtige Korinther bestraft. Weder hier noch dort die Apostel, die Propheten, der selige Job; denn ihre Leiden waren ja keine Strafen, sondern nur eine \u220 ?bung und Pr\u252 ?fung.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0598.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d598 }}} Geben wir uns also M\u252 ?he, dass wir auf die Seite dieser letzteren zu stehen kommen, und wenn schon nicht auf Seite dieser, so doch wenigstens mit jenen, die schon hienieden ihre S\u252 ?nden abgeb\u252 ?\u223 ?t haben. Denn dr\u252 ?ben ist das Gericht furchtbar, die Strafe unerbittlich, der Schmerz unertr\u228 ?glich. Willst du aber, dass du auch hier keine Bu\u223 ?e zu tun brauchst, so sei dein eigener Richter, verlange von dir selber Rechenschaft. H\u246 ?re, was der hl. Paulus sagt: \u8222 ?Wenn wir uns selber richteten, so w\u252 ?rden wir wohl nicht gerichtet werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 11,31\par} } . Handelst du so, dann schreite nur auf diesem Wege voran und du wirst die Krone erlangen. Wie sollen wir aber uns selber Bu\u223 ?e auferlegen, fragst du? Trauere \u252 ?ber dich, seufze bitterlich, dem\u252 ?tige dich selbst, f\u252 ?ge dir Schmerz zu und denke an jene einzelne deiner S\u252 ?nden. Das ist keine geringe Pr\u252 ?fung der Seele. Wer jemals wahrhaft zerknirscht war, wei\u223 ?, dass gerade dadurch die Seele am meisten gepeinigt wird. Wer einmal so recht aller seiner S\u252 ?nden gedenkt, der kennt den Schmerz, der daraus entsteht. Darum hat der Herr zum Lohn f\u252 ?r solche Reue die Rechtfertigung verhei\u223 ?en und gesagt: \u8222 ?Bekenne du zuerst deine S\u252 ?nden, damit du gerechtfertigt werdest\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 43,26\par} } . Und wahrlich, es tr\u228 ?gt nicht wenig zu unserer Besserung bei, wenn wir uns alle unsere S\u252 ?nden vor Augen f\u252 ?hren, sie anhaltend und einzeln \u252 ?berlegen und erw\u228 ?gen. Wer dies tut, der wird so zerknirscht werden, dass er sich nicht einmal mehr des Lebens f\u252 ?r w\u252 ?rdig erachtet. Wer aber diese Gesinnung hegt, der wird weicher als das weichste Wachs. Da nenne mir nicht blo\u223 ? S\u252 ?nden der Unzucht, nicht blo\u223 ? Ehebr\u252 ?che, nicht blo\u223 ? jene, die bei allen offen und einm\u252 ?tig als schwere S\u252 ?nden betrachtet werden, nein, auch die geheimen Absichten, die Verleumdungen, die Ehrabschneidungen, die Regungen des Ehrgeizes, den Neid und alle anderen S\u252 ?nden z\u228 ?hle auf. Denn auch f\u252 ?r diese erwartet dich keine geringe Strafe. So wird ja der Schm\u228 ?hs\u252 ?chtige in die H\u246 ?lle gesto\u223 ?en werden{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,22\par} } , der Trunks\u252 ?chtige {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0599.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d599 }}} wird keinen Teil am Himmelreich haben{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 6,10\par} } , und wer den N\u228 ?chsten nicht liebt, beleidigt Gott derma\u223 ?en, dass ihm selbst das Martyrium nichts n\u252 ?tzen k\u246 ?nnte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 13,3\par} } . Ebenso hat derjenige, der f\u252 ?r die Seinigen nicht sorgt, den Glauben verleugnet{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Tim 5,8\par} } , und wer auf die Armen nicht achtet, wird ins Feuer geworfen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 16,22\par} } . Halte darum diese S\u252 ?nden nicht f\u252 ?r gering, sondern stelle sie alle zusammen und schreibe sie gleichsam auf in einem Buche. Denn wenn du sie aufschreibst, wird Gott sie auswischen; und wenn du sie nicht aufschreibst, wird Gott sie hineinschreiben und Rechenschaft von dir verlangen. Es ist also doch viel besser, dass unsere S\u252 ?nden von uns selbst aufgeschrieben und von oben ausgetilgt werden, als dass es umgekehrt gehe; denn wenn wir sie vergessen, wird Gott dieseleben an jenem Tag vor unseren Augen daherbringen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit also das nicht geschehe, wollen wir alles sorgf\u228 ?ltig erw\u228 ?gen; dann werden wir finden, dass wir vieler S\u252 ?nden schuldig sind. Oder wer ist z.B. frei von Habsucht? Da sage mir nicht, du seiest es nur in geringem Ma\u223 ?e; denke vielmehr daran, dass wir auch f\u252 ?r kleine Fehltritte die gleiche Strafe erhalten werden und bereue sie darum. Wer hat nie einen anderen beleidigt? Daf\u252 ?r wirst du aber in die H\u246 ?lle geworfen. Wer hat nicht heimlich B\u246 ?ses geredet von seinem N\u228 ?chsten? Daf\u252 ?r verliest du das Himmelreich. Wer ist nicht hochm\u252 ?tig gewesen? Der Hochm\u252 ?tige ist aber der Unreinste von allen. Wer hat nicht unz\u252 ?chtige Blicke geworfen? Der ist aber ganz wie ein Ehebrecher{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,28\par} } . Wer hat nicht grundlos seinem Bruder gez\u252 ?rnt? Ein solcher ist des Hohen Rates schuldig{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 5,22\par} } . Wer hat nicht geschworen? Das ist vom B\u246 ?sen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 5,37\par} } . Und wer hat nicht falsch geschworen? Das ist noch mehr als vom B\u246 ?sen. Wer hat nicht dem Mammon gedient? Dann {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0600.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d600 }}} hat er den aufrichtigen und wahren Dienst Christi verleugnet{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,24\par} } . Ich k\u246 ?nnte noch andere, gr\u246 ?\u223 ?ere S\u252 ?nden als diese erw\u228 ?hnen. Es gen\u252 ?gen aber auch diese. Auch sie w\u228 ?ren schon imstande, jeden zur Zerknirschung zu bringen, der nicht versteinert und unempfindlich geworden ist. Denn wenn schon eine jede von diesen S\u252 ?nden die H\u246 ?llenstrafe im Gefolge hat, welche Wirkung werden sie nicht erst haben, wenn sie alle beisammen sind? Wie kann man aber dann noch gerettet werden, fragst du? Indem du f\u252 ?r jede S\u252 ?nde die entgegengesetzte Medizin anwendest, das Almosen, das Gebet, den Reueschmerz, die Bu\u223 ?gesinnung, die Demut, ein zerknirschtes Herz, Verachtung der eitlen Dinge. Gott hat uns tausend Wege zum Heil bereitet, wenn wir nur auf sie achten wollen. Geben wir also darauf acht und suchen wir auf jede Weise unsere Wunden zu heilen, durch Almosengeben, indem wir den Beleidigern verzeihen, Gott f\u252 ?r alles danken, nach Kr\u228 ?ften fasten, mit Reuegesinnung beten, uns mit dem ungerechten Mammon Freunde machen. Auf diese Weise k\u246 ?nnen wir f\u252 ?r unsere S\u252 ?nden Verzeihung erlangen und der verhei\u223 ?enen G\u252 ?ter teilhaft werden. M\u246 ?chten wir alle derselben gew\u252 ?rdigt werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesu Christi, der Ruhm und Macht besitzt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Zweiundvierzigste Homilie. Kap XII. V.33-37.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0601.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d601 }}} V.33: \u8222 ?Entweder pflanzet einen guten Baum und dann ist auch seine Frucht gut, oder pflanzet einen schlechten Baum und dann ist auch seine Frucht schlecht. Denn an seiner Frucht erkennt man den Baum.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Von neuem besch\u228 ?mt der Herr die Juden durch ein anderes Beispiel und begn\u252 ?gt sich nicht mit dem fr\u252 ?heren Tadel. Doch tut er dies nicht in der Absicht, sich selbst gegen Vorw\u252 ?rfe zu verteidigen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 daf\u252 ?r gen\u252 ?gte ja, was er fr\u252 ?her sagte\par} } , vielmehr will er die Juden bekehren. Der Sinn seiner Worte ist der: Keiner von euch hat den Geheilten einen Vorwurf gemacht, als ob sie gar nicht wirklich geheilt worden w\u228 ?ren, noch hat einer gesagt, es sei eine S\u252 ?nde, andere vom Teufel zu befreien. Denn wenn sie auch noch so ausgesch\u228 ?mt waren, das konnten sie doch nicht sagen. Da sie also den Werken selbst nichts anhaben konnten, so verd\u228 ?chtigten sie wenigstens den, der sie vollbrachte. Damit zeigen sie aber nur, dass ihr Vorwurf aller Vernunft und jedem sachlichen Urteil zuwider war. Das bringt aber nur vollendete Bosheit zustande, nicht blo\u223 ? B\u246 ?ses zu tun, sondern selbst Dinge auszusinnen, die geradezu gegen den gesunden Menschenverstand sind. Beachte aber, wie unanfechtbar das Argument des Herrn ist. Er sagt nicht: Pflanzet einen guten Baum, weil seine Frucht gut ist. Vielmehr zwingt er sie in ganz \u252 ?berlegener Weise zum Schweigen und gibt dabei sowohl seine eigene Milde als die B\u246 ?swilligkeit der anderen zu erkennen, indem er sagt: Wenn ihr auch meine Werke tadeln wollt, ich hindere euch nicht daran; nur sollen eure Vorw\u252 ?rfe nicht unverst\u228 ?ndig und sinnlos sein. Auf diese Weise konnte er sie nur um so offenkundiger fassen, da sie ja gegen die klare Vernunft ank\u228 ?mpften. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0602.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d602 }}} Eure b\u246 ?se Absicht ist also umsonst und ihr kommt mit euren Reden in Widerspruch mit euch selbst. Der Baum wird ja nach seiner Frucht beurteilt, nicht die Frucht nach dem Baum. Ihr tut aber das Gegenteil. Denn wenn auch der Baum die Frucht hervorbringt, so dient doch die Frucht zur Beurteilung des Baumes. Wenn ihr nun aber mich anklagen wolltet, so w\u228 ?re es nur folgerichtig gewesen, auch meine Werke anzuklagen, oder wenn ihr diese loben wolltet, h\u228 ?ttet ihr auch mich, ihren Urheber, mit Vorw\u252 ?rfen verschonen sollen. Jetzt tut ihr aber das gerade Gegenteil; w\u228 ?hrend ihr gegen meine Werke nichts vorzubringen habt, die doch nur die Frucht sind, urteilt ihr ganz anders \u252 ?ber den Baum und nennt mich einen Besessenen. Das ist aber doch ein Zeichen von \u228 ?u\u223 ?erstem Unverstand. Was n\u228 ?mlich der Herr schon fr\u252 ?her gesagt hatte, das bringt er auch jetzt wieder vor, dass n\u228 ?mlich ein guter Baum keine schlechten Fr\u252 ?chte bringen k\u246 ?nne und eben sowenig umgekehrt. Ihre Vorw\u252 ?rfe waren also gegen alle Vernunft und gegen das Naturgesetz. Da es sich aber nicht um ihn selbst, sondern um den Heiligen Geist handelte, so tadelt er sie auch in \u252 ?beraus scharfen Worten, und sagte:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.34: \u8222 ?Schlangenbrut, wie k\u246 ?nnt ihr Gutes reden, da ihr doch selber schlecht seid?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit hat er sie nicht blo\u223 ? getadelt, sondern hat auch den Beweis f\u252 ?r seine Worte von ihnen selbst genommen. Sieh nur, sagt er, weil ihr schlechte B\u228 ?ume seid, k\u246 ?nnt ihr auch keine gute Frucht bringen. Darum wundere ich mich auch nicht, dass ihr in dieser Weise redet; ihr seid eben schon schlecht erzogen worden, seid Kinder b\u246 ?ser Voreltern und habt eine b\u246 ?se Gesinnung ererbt. Beobachte auch, mit welcher Vorsicht er seinen Tadel ausspricht, so dass sie ihm ganz und gar nichts anhaben k\u246 ?nnen. Er sagt nicht: Wie k\u246 ?nnt ihr Gutes reden, da ihr ja eine Schlangenbrut seid? Das h\u228 ?tte seinem Zweck nicht entsprochen; vielmehr sagte er: \u8222 ?Wie k\u246 ?nnt ihr Gutes reden, wenn ihr b\u246 ?se seid.\u8220" Schlangenbrut nannte er sie aber deshalb, weil sie sich ihrer Abstammung immerfort r\u252 ?hmten. Er zeigt ihnen deshalb, dass {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0603.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d603 }}} ihnen das gar nichts n\u252 ?tzt und entzieht damit ihrem Pochen auf ihre Verwandtschaft mit Abraham den Boden; daf\u252 ?r stellt er sie ihren gleichgesinnten Vorfahren an die Seite und benimmt ihnen so ihre diesbez\u252 ?gliche Prahlerei. \u8222 ?Denn der Mund redet aus der F\u252 ?lle des Herzens.\u8220" Damit gibt er wieder seine Gottheit zu erkennen, die auch die geheimen Gedanken sieht, und zeigt, dass sie nicht blo\u223 ? f\u252 ?r ihre Reden, sondern auch f\u252 ?r die b\u246 ?sen Gedanken Rechenschaft abzulegen h\u228 ?tten, und dass er dieselben erkennt, weil er eben Gott ist. Doch sagt er, dass auch{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 statt ouk muss offenbar kai stehen\par} } die Menschen die Gedanken erkennen k\u246 ?nnten; denn es ist ganz nat\u252 ?rlich, dass das innere \u220 ?berma\u223 ? der Bosheit nach au\u223 ?en sich kundgibt durch die Worte, die aus dem Munde kommen. Wenn du also einen Menschen B\u246 ?ses reden h\u246 ?rst, so glaube nicht, es sei nur so viel B\u246 ?ses in ihm, als seine Worte verraten; schlie\u223 ?e vielmehr daraus, dass die Quelle noch viel gr\u246 ?\u223 ?er sein m\u252 ?sse; denn das \u228 ?u\u223 ?ere Wort ist ja nur die \u220 ?berf\u252 ?lle des Innern. Siehst du da, wie fest der Herr sie packte? Wenn schon ihre Worte so schlecht und dem Teufel selbst aus dem Herzen gesprochen waren, so bedenke, wie erst die Wurzel und Quelle der Worte beschaffen sein muss. Diesen Schluss zieht man auch mit Recht. Denn die Zunge sch\u252 ?ttet ja oft aus Schamgef\u252 ?hl ihre Bosheit nicht in so reichlichem Ma\u223 ?e aus, w\u228 ?hrend das Herz, das niemanden zum Zeugen hat, ungescheut B\u246 ?ses hervorbringt, soviel ihm gef\u228 ?llt; denn um Gott k\u252 ?mmert es sich nicht viel. W\u228 ?hrend also das gesprochene Wort gepr\u252 ?ft und allen vorgelegt wird, bleibt das{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 blo\u223 ? im Herzen gedachte\par} } im Dunkel verborgen; deshalb sind die Worte weniger hoch anzuschlagen, w\u228 ?hrend das Herz strenger zu beurteilen ist. Wird aber die Spannung im Innern zu gro\u223 ?, so macht sich das bisher Verborgene mit gro\u223 ?em Zischen Luft. Wie diejenigen, die sich erbrechen m\u252 ?ssen, im Anfang sich bem\u252 ?hen, die aufsteigende Fl\u252 ?ssigkeit zur\u252 ?ckzuhalten, dann aber, wenn sie nicht mehr k\u246 ?nnen, den unreinen Stoff in {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0604.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d604 }}} Menge von sich geben, so machen es auch jene, die b\u246 ?se Absichten hegen und den N\u228 ?chsten begeifern.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.35: \u8222 ?Der gute Mensch bringt aus seinem guten Schatze Gutes hervor; der B\u246 ?se dagegen aus seinem b\u246 ?sen Schatze B\u246 ?ses.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Glaube nur nicht, will der Herr sagen, dass es so nur mit dem B\u246 ?sen gehe; beim Guten trifft das Gleiche zu. Auch da ist die innere Tugend gr\u246 ?\u223 ?er, als die \u228 ?u\u223 ?eren Worte verraten. Damit zeigt der Herr, dass man jene f\u252 ?r schlechter halten m\u252 ?sse, als ihre Worte verraten, ihn selbst dagegen f\u252 ?r noch besser, als man nur aus seinen Reden schlie\u223 ?en k\u246 ?nnte. Mit dem Ausdruck Schatz weist er sodann auf die gro\u223 ?e Menge hin. Daraufhin fl\u246 ?\u223 ?t er ihnen von neuem gro\u223 ?e Furcht ein. Glaube nicht, will er sagen, dass die Sache damit und mit der Verurteilung der gro\u223 ?en Menge abgetan sei; denn alle, die derlei S\u252 ?nde begangen, wird die schwerste Strafe treffen. Auch sagt er nicht: ihr; er wollte eben das ganze Menschengeschlecht belehren, und zugleich seiner Rede etwas weniger H\u228 ?rte geben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.36: \u8222 ?Ich sage euch aber, f\u252 ?r jedes m\u252 ?\u223 ?ige Wort, das die Menschen reden, werden sie am Tage des Gerichtes Rechenschaft ablegen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ein m\u252 ?\u223 ?iges Wort ist aber das, was der Wahrheit nicht entspricht, ein Wort, das unwahr ist, das eine Verleumdung enth\u228 ?lt. Einige sagen, es sei darunter auch jedes unn\u252 ?tze Wort zu verstehen: wie z.B. das, was ausgelassenes Lachen erregt oder das schimpflich, unanst\u228 ?ndig und gemein ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.37: \u8222 ?Denn nach deinen Reden wirst du gerechtfertigt und nach deinen Reden verurteilt werden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie wohlwollend das Gericht, wie milde die Strafen sind? Nicht nach dem, was ein anderer \u252 ?ber dich sagte, wird der Richter sein Urteil f\u228 ?llen, sondern nach dem, was du selber gesprochen; das ist das gerechteste, was es gibt. Denn in deiner Macht steht es, zu reden oder nicht zu reden. Darum sollen auch nicht die Verleumdeten sich \u228 ?ngstigen und zittern, sondern die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0605.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d605 }}} Verleumder. Denn nicht jene werden sich f\u252 ?r das zu verantworten haben, was \u252 ?ber sie Schlechtes geredet wurde, sondern diese werden f\u252 ?r ihre \u252 ?blen Nachreden Rechenschaft geben m\u252 ?ssen; auf ihnen lastet die ganze Verantwortung. Darum sollen die Verleumdeten ohne Sorge sein; denn nicht sie werden f\u252 ?r die b\u246 ?sen Nachreden anderer gestraft werden, dagegen sollen die Verleumder sich \u228 ?ngstigen und zittern, denn sie werden hierf\u252 ?r vor Gericht gezogen. Es ist ja auch das eine Schlinge des Teufels; denn es handelt sich um eine S\u252 ?nde, die kein Vergn\u252 ?gen gew\u228 ?hrt, sondern nur Schaden bringt. Ein solcher Verleumder hinterlegt ja auch einen gar schlechten Schatz in seiner Seele. Wenn aber derjenige, der verdorbenen Saft in sich tr\u228 ?gt, selber zuerst krank wird, so wird es um so mehr jenem schlimm ergehen, der die Schlechtigkeit selbst in sich birgt, die bitterer ist als alle Galle, und wird sich eine gar b\u246 ?se Krankheit zuziehen. Das erkennt man an seinem Auswurf. Denn wenn er schon den anderen so l\u228 ?stig f\u228 ?llt, dann um so mehr seiner eigenen Seele, die solches hervorbringt. Wer anderen Nachstellungen bereitet, der schl\u228 ?gt ja sich selber zuerst; denn wer Feuer anr\u252 ?hrt, verbrennt sich selbst; wer auf einen Diamanten schl\u228 ?gt, f\u252 ?gt sich selber Schaden zu; und wer wider den Stachel ausschl\u228 ?gt, verwundet sich.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So ist auch derjenige, der es versteht, Unbilden mannhaft zu ertragen, gleich einem Diamant, einem Stachel und einem Feuerbrand; wer dagegen auf Unrecht sinnt, ist schw\u228 ?cher als Lehm. Also nicht Unrecht leiden ist ein Ungl\u252 ?ck, sondern Unrecht tun und Unrecht nicht zu ertragen wissen. Wie viele Unbilden hat z.B. David erfahren? Wieviel B\u246 ?ses hat ihm Saul getan? Und welcher von beiden ist m\u228 ?chtiger und gl\u252 ?cklicher geworden? Wer ungl\u252 ?cklicher und bedauernswerter? Nicht etwa der, der das Unrecht getan hat? Denke nur: Saul hatte dem David versprochen, wenn er den Philister t\u246 ?te, werde er ihn zum Schwiegersohn annehmen und ihm zum Zeichen der Huld seine Tochter geben. David t\u246 ?tete den Philister; Saul dagegen verletzte den Vertrag und verweigerte ihm nicht blo\u223 ? die Tochter, sondern trachtete ihm sogar nach dem Leben. Wer ist {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0606.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d606 }}} also der Bessere gewesen? Ist nicht der eine von Kummer und vom b\u246 ?sen Geiste fast erw\u252 ?rgt worden, w\u228 ?hrend der andere durch seine Siege und durch seine Liebe zu Gott heller strahlte als die Sonne? Und ward nicht bei dem Chorgesang der Frauen der eine vom Neide erstickt, w\u228 ?hrend der andere, der schweigend alles ertrug, die allgemeine Gunst gewann und alle an sich zog? Und als er selbst den Saul in seiner Gewalt hatte und seiner schonte: Wer war da der Gl\u252 ?ckliche? Wer der Ungl\u252 ?ckliche? Wer der Schw\u228 ?chere und wer der St\u228 ?rkere? Nicht etwa der, der keine Rache nahm, obwohl er das Recht dazu gehabt h\u228 ?tte? Ja gewiss. Der eine hatte bewaffnete Soldaten auf seiner Seite, dem anderen stand die Gerechtigkeit im Kampfe bei, die st\u228 ?rker ist als tausend Heere. Deshalb hat er, dem man ungerechterweise nach dem Leben trachtete, nicht einmal erlaubterweise t\u246 ?ten wollen. Er wusste eben von fr\u252 ?her her, dass nicht Unrecht tun, sondern Unrecht leiden st\u228 ?rker macht. Das geht mit den Leibern gerade so, wie mit den B\u228 ?umen. Oder wurde nicht Jakob von Laban benachteiligt und hintergangen? Wer war also der St\u228 ?rkere? Derjenige, der den anderen in seiner Macht hatte und nicht wagte, ihn zu ber\u252 ?hren, sondern aus Furcht zitterte, oder derjenige, der ohne Waffen und Soldaten ihm mehr Furcht einfl\u246 ?\u223 ?te als tausend K\u246 ?nige{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 31,24ff\par} } ?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um euch aber das Gesagte noch klarer zu veranschaulichen, wollen wir gleich David selbst zum Beispiel nehmen, aber im umgekehrten Sinn. Denn er, der infolge erlittenen Unrechtes stark geworden, ward widerum schwach, als er Unrecht getan. Als er dem Urias B\u246 ?ses zugef\u252 ?gt, da wandte sich das Blatt; der Unrecht getan, ward schwach, der es erlitten, stark; denn Urias hat noch im Tode das Haus Davids verw\u252 ?stet{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 K\u246 ?n 12,11; 13, 18\par} } . Er, der noch K\u246 ?nig war und lebte, war machtlos; der andere, der noch Soldat und schon get\u246 ?tet war, hat \u252 ?ber David alles erdenkliche Unheil gebracht. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0607.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d607 }}} Soll ich euch durch andere Beispiele die Sache noch klarer machen? Sehen wir einmal zu, wie es denen ging, die sich erlaubterweise ger\u228 ?cht haben. Denn dass jene, die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ohne Grund\par} } Unrecht tun, selbst am schlimmsten daran sind und nur ihrer eigenen Sache schaden, das ist vollkommen klar. Wer ist aber derjenige, der sich selbst aus rechtm\u228 ?\u223 ?igem Anlass ger\u228 ?cht hat, daf\u252 ?r aber auch unendliches Wehe verursachte und sich selbst tausenderlei Unheil und Leiden zuzog? Das ist Davids Heerf\u252 ?hrer. Der hat ja einen schweren Krieg entfacht und uns\u228 ?glich viel Ungl\u252 ?ck zu ertragen gehabt, w\u228 ?hrend auch nicht ein Leid ihm zugesto\u223 ?en w\u228 ?re, h\u228 ?tte er verstanden, klug zu sein. Fliehen wir also dieser S\u252 ?nde und tun wir unserem N\u228 ?chsten weder mit Worten noch mit Taten ein Unrecht. Der Herr sagte ja auch nicht: Wenn du Klagen erhebst und jemand vor Gericht ziehst, sondern einfach: Wenn du B\u246 ?ses redest, sei es auch nur bei dir selbst, du wirst dennoch die schwerste Strafe daf\u252 ?r erhalten. Und w\u228 ?re es auch wahr, was du sagst, und redetest du auch aus \u220 ?berzeugung, die Strafe wird dich dennoch ereilen. Gott wird dich eben nicht nach dem richten, was jener getan, sondern nach dem, was du gesagt hast. \u8222 ?Denn\u8220",hei\u223 ?t es, \u8222 ?nach deinen Worten wirst du gerichtet werden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Oder h\u246 ?rst du nicht, wie auch der Pharis\u228 ?er die Wahrheit gesprochen und Dinge sagte, die alle wussten, und wie er nichts Unbekanntes offenbarte? Gleichwohl traf ihn die schwerste Strafe. Wenn man aber nicht einmal dessentwegen Klage erheben darf, was von allen als gerecht anerkannt ist, dann um so weniger bei Dingen, die nicht ganz sicher sind; denn der S\u252 ?nder hat ohnehin einen Richter. Raube also dem eingeborenen Gottessohne nicht seine W\u252 ?rde. Ihm ist der Richterstuhl vorbehalten. Aber du willst dennoch richten? Es gibt einen Richterstuhl, der dir viel Nutzen und keinen Schaden bringt. Setze dein eigenes Bewusstsein auf den Richterstuhl deines Gewissens und f\u252 ?hre ihm alle deine S\u252 ?nden vor. Erforsche die S\u252 ?nden deines Herzens, verlange strenge Rechenschaft und sprich: Wie konntest du dieses und jenes wagen? Und wenn dein Gewissen davor {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0608.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d608 }}} zur\u252 ?ckschreckt und sich mit fremden S\u252 ?nden abgeben will, so sprich zu ihm: Nicht wegen dieser S\u252 ?nden richte ich dich, nicht ihretwegen bist du zur Rechtfertigung gekommen. Denn was geht es dich an, wenn dieser oder jener schlecht ist? Warum hast dagegen du selbst diese oder jene S\u252 ?nde begangen? Verteidige dich, klage nicht andere an. Schaue auf dich selbst und nicht auf andere. In solcher Weise \u252 ?be deine Seele ohne Unterlass. Wenn sie sodann nichts darauf zu sagen wei\u223 ?, sondern auszuweichen sucht, dann z\u252 ?chtige sie mit Ruten wie eine hochm\u252 ?tige, unz\u252 ?chtige Magd. Und auf diesen Richterstuhl setze dich Tag f\u252 ?r Tag und f\u252 ?hre der Seele den Feuerstrom{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dan 7,10\par} } vor Augen, den Wurm{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 9,43\par} } und die anderen Peinen. Gib sodann nicht zu, dass sie die Schuld auf den Teufel schiebt und erlaube ihr nicht, in ihrem Stolze zu sagen: Er ist zu mir gekommen, er bereitet mir Nachstellungen, er ist es, der mich versucht; sage vielmehr zu ihr: Wenn du nicht willst, dann sind alle Bem\u252 ?hungen des Teufels umsonst. Wenn sie aber einwendet: Ich bin nun einmal an einen Leib gebunden, bin mit Fleisch bekleidet, bewohne die Welt und halte mich auf dieser Erde auf, so antworte ihr: Das sind alles Ausreden und leere Entschuldigungen. Gar mancher ist ja auch mit Fleisch bekleidet, steht in der Welt und bewohnt diese Erde, aber dennoch f\u252 ?hrt er ein ausgezeichnetes Leben. Und du selbst, wenn du etwas Gutes tust, tust es als Seele, die mit Fleisch bekleidet ist. Wenn aber der Seele solche Worte Schmerz bereiten, so lass dennoch nicht ab; sie stirbt nicht daran, wenn du sie auch schl\u228 ?gst; im Gegenteil, du wirst die vom Tode erretten. Wenn sie aber dann wieder sagt: der und jener hat mich gereizt, dann erwidere ihr: aber es steht in deiner Macht, dich nicht reizen zu lassen; du hast ja deinen Zorn schon oft bemeistert. Wenn sie sagt: die Sch\u246 ?nheit dieser und jener Person hat mich entflammt, so sprich zu ihr: du konntest aber Herr werden \u252 ?ber die Flamme. F\u252 ?hre ihr jene vor Augen, die dar\u252 ?ber gesiegt haben; erinnere sie an das erste Weib, das da sprach: {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0609.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d609 }}} \u8222 ?Die Schlange hat mich verf\u252 ?hrt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 3,13\par} } und die dennoch der Strafe nicht entging.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn du aber dieses Verh\u246 ?r anstellst, darf niemand dabei sein; niemand soll dich st\u246 ?ren; sondern wie die Richter hinter einem Vorhang sitzen und richten, so suche auch du anstatt des Vorhangs eine ruhige Zeit und einen ruhigen Ort. Und wenn du nach dem Mahle aufstehst und dich anschickst, zu Bette zu gehen, dann stelle diese Gerichtssitzung an; das ist die rechte Zeit f\u252 ?r dich; der Gerichtssaal aber ist dein Bett und dein Schlafgemach. Also befiehlt uns auch der Prophet mit den Worten: \u8222 ?Was ihr in euren Herzen sprecht, das bereut auf euren Lagern\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 4,5\par} } . Auch f\u252 ?r geringe Dinge verlange strenge Rechenschaft, damit du nicht sp\u228 ?ter einmal an gro\u223 ?e dich heranwagst. Wenn du dies jeden Tag tust, dann kannst du einmal ruhig vor jenen furchtbaren Richterstuhl{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gottes\par} } hintreten. Auf diese Weise hat der hl. Paulus sich gereinigt. Deshalb sagte er auch: \u8222 ?Wenn wir uns selbst richten, werden wir nicht gerichtet werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 11,31\par} } . So hat Job seine Kinder reingewaschen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ijob 1,5\par} } . Denn wenn er f\u252 ?r unbekannte S\u252 ?nden schon S\u252 ?hneopfer darbrachte, so verlangte er gewiss noch viel eher Rechenschaft \u252 ?ber die, die er kannte. Wir dagegen handeln nicht so; wir tun das gerade Gegenteil. Sowie wir uns zu Bette legen, denken wir nur noch an alle m\u246 ?glichen irdischen Dinge; die einen fangen an, unreine Reden zu f\u252 ?hren, die anderen reden von Zinsen, von Vertr\u228 ?gen und eitlen Sorgen. Wenn wir eine Tochter haben, die noch Jungfrau ist, so bewachen wir die mit gro\u223 ?er Sorgfalt; unsere Seele dagegen, die f\u252 ?r uns noch mehr wert ist als eine Tochter, die lassen wir Unzucht treiben und sich beschmutzen, indem wir tausend schlechten Gedanken den Zutritt gew\u228 ?hren. Da mag es die Leidenschaft des Geizes sein, oder Schwelgerei, oder Fleischeslust, oder Zorn, oder {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0610.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d610 }}} was immer sonst den Eintritt begehrt, wir \u246 ?ffnen die Tore weit, wir ziehen sie und rufen sie herein und erlauben ihnen viele Schamlosigkeiten und Unzucht mit der Seele zu treiben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was k\u246 ?nnte es da Roheres geben, als wenn wir es f\u252 ?r etwas Geringf\u252 ?giges erachten, dass unsere Seele, die doch das Kostbarste ist, was wir besitzen, von so vielen Ehebrechern gesch\u228 ?ndet wird und so lange mit ihnen vereint bleibt, bis sie ges\u228 ?ttigt sind? Das trifft aber niemals ein! Deshalb gehen diese Ehebrecher erst dann fort, wenn der Schlaf die Seele \u252 ?berw\u228 ?ltigt; ja nicht einmal dann; denn auch die Tr\u228 ?ume und die Phantasie stellen der Seele die gleichen Bilder vor. Deshalb tut auch eine Seele, die solche Vorstellungen in sich gehegt, gar oft am Tag Dinge, mit denen ihre Phantasie im Schlafe sich besch\u228 ?ftigt hat. In die Pupille deiner Augen l\u228 ?sst du auch nicht das kleinste St\u228 ?ubchen fallen; wenn aber deine Seele den Unrat so gro\u223 ?er S\u252 ?nden hinter sich herschleppt, so achtest du es nicht. Wann werden wir also diesen Schmutz einmal entfernen k\u246 ?nnen, den wir Tag f\u252 ?r Tag anh\u228 ?ufen? Wann werden wir endlich die Dornen aushauen? Wann den guten Samen streuen? Wei\u223 ?t du nicht, dass die Zeit der Ernte schon bevorsteht? Und wir haben noch nicht einmal daran gedacht, die Ackerfurchen zu ziehen! Wenn also der Eigent\u252 ?mer des Bodens kommt und uns tadelt, was werden wir sagen? Was werden wir antworten? Es hat uns niemand Samen gegeben? Aber er wird doch jeden Tag ausgestreut. Oder es hat niemand die Dornen ausgerodet? Aber wir schleifen ja die Sichel Tag f\u252 ?r Tag. Oder die eitlen Sorgen und N\u246 ?ten ziehen uns ab? Ja, warum hast du dich selbst nicht der Welt gekreuzigt? Wenn schon diejenigen f\u252 ?r schlecht gelten, die die erhaltenen Gaben einfach niederlegten, ohne sie zu verdoppeln, was wird dann der zu h\u246 ?ren bekommen, der auch sie noch verloren hat? Wenn der andere gefesselt und hinausgeworfen wurde, wo Z\u228 ?hneknirschen ist, was wird dann uns geschehen, die wir uns \u252 ?berhaupt dem Guten aus Tr\u228 ?gheit entziehen, obgleich tausend Dinge uns zur Tugend antreiben? Denn was w\u228 ?re nicht geeignet, dich zur Tugend anzuregen? Siehst du nicht, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0611.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d611 }}} wie wertlos das Leben ist und wie unsicher? Wieviel M\u252 ?hen uns die zeitlichen Dinge verursachen und wieviel Schwei\u223 ?? Oder glaubst du vielleicht, nur die Tugend verlange Anstrengung, das Laster nicht? Wenn aber mit dem einen wie mit den anderen M\u252 ?hen verbunden sind, warum beh\u228 ?ltst du nicht lieber diese, die dir soviel Nutzen bringen? Man kann aber sogar Tugenden \u252 ?ben, die keine M\u252 ?hen verursachen. Oder welche M\u252 ?he macht es, nicht b\u246 ?se zu reden \u252 ?ber andere, nicht zu l\u252 ?gen, nicht zu schw\u246 ?ren, dem N\u228 ?chsten zu verzeihen? Ja, das Gegenteil davon zu tun, das verursacht M\u252 ?hen und bringt viele Sorgen. Welche Entschuldigung werden wir also haben, welche Nachsicht verdienen, wenn wir nicht einmal solche gute Werke tun wollen? Denn daraus ergibt sich ja klar, dass auch jene Verdienste, die schwieriger zu erringen sind, nur ob unserer Lauheit und Tr\u228 ?gheit uns entgehen. All das wollen wir also wohl erw\u228 ?gen, wollen das B\u246 ?se meiden und die Tugend zu erlangen suchen, auf dass wir sowohl der gegenw\u228 ?rtigen wie der zuk\u252 ?nftigen G\u252 ?ter teilhaft werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, der Ehre und Macht besitzt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Dreiundvierzigste Homilie. Kap.XII,V.38-45.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0613.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d613 }}} V.38: \u8222 ?Da antworteten ihm einige unter den Schriftgelehrten und Pharis\u228 ?ern und sagten Meister, wir wollen von dir ein Zeichen sehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.39: Er aber antwortete und sprach: Ein b\u246 ?ses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt ein Zeichen, aber ein Zeichen wird ihm nicht gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Jonas, des Propheten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kann es wohl gottlosere und t\u246 ?richtere Menschen geben als diese, die nach so vielen Zeichen, gerade als w\u228 ?re noch gar keines geschehen, sagen: \u8222 ?Wir wollen von Dir ein Zeichen sehen\u8220"? Weshalb sagten sie also dies? Um dem Herrn einen neuen Fallstrick zu legen. Da er sie n\u228 ?mlich bei ihren m\u252 ?ndlichen Versuchen einmal, zweimal, ja oftmals zum Schweigen gebracht und ihre unversch\u228 ?mte Zunge geschlossen hatte, so nahmen sie ihre Zuflucht zu Taten. Das vermerkt auch der Evangelist mit Verwunderung, indem er schreibt: \u8222 ?Damals antworteten ihm einige unter den Schriftgelehrten und Pharis\u228 ?ern und verlangten ein Zeichen.\u8220" Wann: \u8222 ?Damals\u8220"? Als es schon Zeit gewesen w\u228 ?re, sich Christus zu unterwerfen und ihn zu bewundern, da sie h\u228 ?tten erschrecken und willf\u228 ?hrig sein sollen, gerade dann lie\u223 ?en sie nicht ab von ihrer Bosheit. Beachte aber auch, wie ihre Worte voll sind von Schmeichelei und Spott. Sie hofften den Herrn dadurch herauslocken zu k\u246 ?nnen. Das eine Mal beschimpften sie ihn, dann schmeicheln sie ihm wieder; einmal nennen sie ihn vom Teufel besessen, ein andermal hei\u223 ?en sie ihn \u8222 ?Meister\u8220"; aber jedesmal in b\u246 ?ser Absicht, wenn auch ihre Worte das Gegenteil ausdr\u252 ?ckten. Darum l\u228 ?sst sie aber auch der Herr ziemlich hart an. Solange sie ihm unfreundliche Fragen stellten und ihn beschimpften, redete er milde mit ihnen; als sie ihm aber schmeichelten, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0614.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d614 }}} da antwortete er ihnen mit gar heftigem Tadel; er wollte damit zeigen, dass er \u252 ?ber beide Leidenschaften erhaben sei, und sich weder im einen Falle zum Zorn verleiten, noch in diesem durch Schmeicheleien sich erweichen lasse. Beachte aber auch, wie ihre Frechheit nicht blo\u223 ? eine Beschimpfung enthielt, sondern auch einen Beweis f\u252 ?r ihre eigene Schlechtigkeit. Denn was antwortete der Herr? \u8222 ?Ein b\u246 ?ses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt ein Zeichen.\u8220" Der Sinn dieser Worte ist der: Was Wunder, wenn ihr an mir so handelt, der ich euch bis jetzt unbekannt war; habt ihr es ja doch dem Vater ebenso gemacht, den ihr recht gut kanntet. Ihr habt ihn verlassen und euch zu den D\u228 ?monen gewendet und euch damit schlimme Freunde zugezogen. Dasselbe hat ihnen ja auch Ezechiel unaufh\u246 ?rlich zum Vorwurf gemacht{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ez 16 u. 23\par} } . Mit diesen Worten wollte er aber nur seine \u220 ?bereinstimmung mit dem Vater bekunden und zu verstehen geben, dass ihn die Handlungsweise der Juden durchaus nicht befremde; auch enth\u252 ?llte er so ihr verborgenes Innere und zeigte, dass sie ihre Frage nur aus Heuchelei und in feindseliger Absicht gestellt hatten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Deshalb nannte er sie ein b\u246 ?ses Geschlecht; sie hatten sich je stets undankbar gegen ihre Wohlt\u228 ?ter erwiesen und waren durch Wohltaten nur noch schlechter geworden. Das ist aber ein Beweis \u228 ?u\u223 ?erster Verkommenheit. Ehebrecherisch aber hei\u223 ?t er sie, um damit ihren fr\u252 ?heren, wie ihren jetzigen Unglauben zu offenbaren. Auch dadurch zeigt er wieder seine Gleichheit mit dem Vater, insofern auch der Unglaube gegen ihn jemanden zum Ehebrecher macht. Und wie f\u228 ?hrt er nach diesem Tadel fort? \u8222 ?Aber ein Zeichen wird ihm nicht gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Jonas, des Propheten.\u8220" Schon bereitet er auf seine Rede \u252 ?ber die Auferstehung vor, und will durch dieses Vorbild den Glauben an ihn wecken. Wie also? Wurde ihnen das Zeichen nicht gegeben, wie der Herr sagt? Es wurde ihnen nicht auf ihre Bitte hin gegeben. Denn nicht, um sie zu gewinnen, wirkt er die Zeichen (er {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0615.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d615 }}} wusste ja, dass sie verh\u228 ?rtet seien), sondern nur, um andere auf den rechten Weg zu f\u252 ?hren. Entweder musste er also dies sagen, oder aber, dass sie keine solche Zeichen erhalten w\u252 ?rden, die jenen gleich w\u228 ?ren. Denn das Zeichen ward ihnen zuteil, als sie durch ihre eigene Z\u252 ?chtigung seine Macht erfahren mussten. Hier sprach also der Herr eine Drohung aus, und deutete es auch an; gerade als wenn er sagte: Ich habe euch tausendfache Wohltaten erwiesen; nichts von all dem hat euch ger\u252 ?hrt und ihr wolltet meine Macht nicht anbeten. Ihr werdet also meine Macht durch das Gegenteil erfahren, wenn ihr sehen werdet, wie die Stadt niedergeworfen ist, wenn ihre Mauern zerst\u246 ?rt sind, wenn der Tempel zu einem Tr\u252 ?mmerhaufen geworden ist, wenn ihr euere fr\u252 ?here Verfassung und Freiheit werdet verloren haben, und von neuem heimatlos und fl\u252 ?chtig \u252 ?berall umherwandern m\u252 ?sst. Alles das ist ja nach der Kreuzigung des Herrn eingetroffen. Diese Ereignisse werden euch also statt gro\u223 ?er Wunderzeichen dienen. Es ist ja auch ein gro\u223 ?es Wunder, dass ihr Ungl\u252 ?ck bis heute andauert, dass unter tausend Versuchen kein einziger das Gericht aufheben konnte, das wider sie ergangen ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Allein, dies sagt der Herr nicht; er wartet vielmehr, dass es ihnen in sp\u228 ?terer Zeit klar werde. Zun\u228 ?chst beginnt er die Rede \u252 ?ber die Auferstehung, von der er wusste, dass ihre sp\u228 ?teren Schicksale sie hier\u252 ?ber belehren w\u252 ?rden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.40: \u8222 ?Denn\u8220", sagt er, \u8222 ?wie Jonas drei Tage und drei N\u228 ?chte im Bauche des Fisches lag, so wird auch der Menschensohn drei Tage und drei N\u228 ?chte im Herzen der Erde liegen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Klar und deutlich hat er nicht gesagt, er werde auferstehen; sie h\u228 ?tten ihn nur ausgelacht. Er hat es aber in solcher Weise angedeutet, dass sie sich davon \u252 ?berzeugen konnten, er habe es vorher gewusst. Dass sie es auch tats\u228 ?chlich wussten, sagten sie zu Pilatus: \u8222 ?Christus, jener Betr\u252 ?ger, hat gesagt, als er noch lebte: Nach drei Tagen wird er wieder auferstehen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 27,63\par} }. Und doch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0616.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d616 }}} hatten seine eigenen J\u252 ?nger dies nicht verstanden; sie waren eben zuvor viel weniger einsichtig als jene Pharis\u228 ?er; darum haben auch diese sich schon sich selbst gerichtet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte aber, wie genau der Herr in seinen Ausdr\u252 ?cken ist, auch wo er nur andeutungsweise spricht. Er sagte n\u228 ?mlich nicht: in der Erde, sondern: \u8222 ?im Herzen der Erde.\u8220" Er wollte damit auf sein Grab hinweisen, damit keiner glaube, das Ganze sei nur Schein. Deshalb hat er auch{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 mit der Auferstehung\par} } drei Tage zugewartet, damit man sich \u252 ?berzeugen k\u246 ?nne, dass er wirklich gestorben sei. Denn f\u252 ?r seinen Tod dient nicht blo\u223 ? das Kreuz als Beweis und dass so viele Menschen es selbst gesehen, sondern auch die Zeit der drei Tage. F\u252 ?r die Auferstehung w\u252 ?rde ja die ganze nachfolgende Zeit Zeugnis ablegen. An den Kreuzestod dagegen h\u228 ?tte man vielleicht nicht geglaubt, wenn nicht viele Zeichen ihn bezeugt h\u228 ?tten; wer aber nicht an den Kreuzestod glaubte, h\u228 ?tte wohl auch an der Auferstehung gezweifelt. Darum nannte er auch dies ein Zeichen. W\u228 ?re er aber nicht gekreuzigt worden, so w\u228 ?re auch das Zeichen nicht erfolgt. Deshalb f\u252 ?hrt er auch das Urbild an, damit die Erf\u252 ?llung Glauben finde. Oder sage mir doch, war es nur Einbildung, dass Jonas im Bauche des Fisches lag? Das kannst du doch wohl nicht behaupten. Dann war es auch keine, dass Christus im Herzen der Erde lag. Denn es wird doch nicht das Bild Wahrheit sein und die Wahrheit selbst nur Schein. Darum verk\u252 ?nden wir auch \u252 ?berall seinen Tod, bei den Mysterien, bei der Taufe und auch sonst \u252 ?berall. Darum ruft auch Paulus mit lauter Stimme: \u8222 ?Fern sei es von mir, mich zu r\u252 ?hmen, es sei denn im Kreuze unseres Herrn Jesu Christi\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 6,14\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Daraus kann man klar ersehen, dass die Anh\u228 ?nger der H\u228 ?resie des Marcion Kinder des Teufels sind, denn sie wollen das aus dem Wege r\u228 ?umen, was Christus auf jede Weise erhalten wollte, und was der Teufel auf jede Weise h\u228 ?tte zunichte machen wollen, n\u228 ?mlich das Kreuz und das Leiden. Darum sagte der Herr auch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0617.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d617 }}} anderswo: \u8222 ?Zerst\u246 ?ret diesen Tempel, und in drei Tagen will ich ihn wieder aufbauen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 2,19\par} } , und: \u8222 ?Es werden Tage kommen, da der Br\u228 ?utigam von ihnen wird genommen werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 9,15\par} } . Und an unserer Stelle sagt er: \u8222 ?Es wird ihr kein Zeichen gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Jonas, des Propheten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 12,39\par} } . Damit gibt er zu erkennen, dass er zwar einmal f\u252 ?r sie leiden werde, dass sie aber auf der anderen Seite keinen Nutzen daraus ziehen w\u252 ?rden. Denn das hat er nachher geoffenbart. Obwohl er aber dieses wusste, ist er dennoch gestorben. So gro\u223 ? war eben seine F\u252 ?rsorge f\u252 ?r sie. Man sollte eben nicht glauben, es w\u252 ?rde auch bei den Juden nachher eintreten, was einst bei den Niniviten geschehen, dass sie sich n\u228 ?mlich bekehrten; und wie er die bereits wankende Stadt der Niniviten rettete und die Barbaren zur Umkehr wandte, so w\u252 ?rden auch diese nach der Auferstehung sich bekehren; darum h\u246 ?re nur, wie er gerade das Gegenteil davon weissagt. Dass sie n\u228 ?mlich zum eigenen Besten gar keinen Nutzen daraus ziehen w\u252 ?rden, sondern nur Unheil davon erfahren sollten, hat der Herr ebenfalls in der Folge zu verstehen gegeben durch das Beispiel mit dem D\u228 ?mon. Zun\u228 ?chst aber gibt er den Grund an f\u252 ?r sp\u228 ?tere Leiden und zeigt, dass sie gerechterweise gestraft w\u252 ?rden. Denn das Ungl\u252 ?ck, das sie traf, und die Verw\u252 ?stung hat er durch jenes Beispiel angedeutet; vorl\u228 ?ufig zeigt er aber, dass das alle auch mit Recht \u252 ?ber sie kommen werde.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So machte es Gott auch im Alten Bunde. Als er Sodoma zerst\u246 ?ren wollte, verteidigte er sich zuerst bei Abraham, wies auf die Verw\u252 ?stung und das Hinschwinden der Tugend hin, da ja in so volkreichen St\u228 ?dten nicht einmal zehn Menschen gefunden wurden, die ein rechtschaffenes Leben f\u252 ?hrten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 18,20-32\par} } . Ebenso hat er dem Lot ihren Mangel an Gastfreundschaft und ihre unsittlichen Leidenschaften als Grund angegeben und dann erst das Feuer auf sie fallen lassen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 19,24\par} } . Auch zur Zeit {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0618.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d618 }}} der S\u252 ?ndflut hat er es ebenso gemacht und diese mit den Missetaten der Menschen bei Noe gerechtfertigt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 6,13\par} } . \u196 ?hnlich auch bei Ezechiel, als er ihn, der in Babylon weilte, das Unheil schauen lie\u223 ?, das in Jerusalem geschehen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ez 8\par} } . Ebenso bei Jeremias, da er zu seiner Rechtfertigung die Worte gesprochen: \u8222 ?Bitte nicht; oder siehst du nicht, was diese tun?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 7,16 17\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das gleiche Verfahren hielt er \u252 ?berall ein; so auch hier. Denn wie lauten seine Worte?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.41: \u8222 ?Die M\u228 ?nner von Ninive werden aufstehen und dieses Geschlecht verurteilen. Denn jene haben auf die Predigt des Jonas hin Bu\u223 ?e getan. Und siehe, hier ist noch mehr als Jonas.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jonas war ein Knecht, ich bin der Herr; er kam aus dem Fische heraus, ich bin vom Tode erstanden; er predigte Verderben, ich bin gekommen, das Himmelreich zu verk\u252 ?nden. Die Bewohner von Ninive haben ohne Wunder geglaubt, ich habe viele Zeichen gewirkt. Sie bekamen nur jene Worte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Jonas\par} } zu h\u246 ?ren, ich habe alle erdenklichen Gr\u252 ?nde f\u252 ?r ein gutes Leben aufgef\u252 ?hrt. Jonas war im Auftrage gekommen, ich kam als der Gebieter selbst und als Herr aller Dinge, nicht um zu drohen, nicht um Rechenschaft zu verlangen, sondern um Vergebung zu bringen. Dort handelte es sich um Barbaren, diese{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Pharis\u228 ?er und Schriftgelehrten\par} } hatten mit unz\u228 ?hligen Propheten verkehrt. Den Jonas hatte niemand vorherverk\u252 ?ndet, mich haben alle Propheten geweissagt und die Tatsachen stimmten mit deren Worten \u252 ?berein. Jener entfloh und wollte davon gehen, um nicht{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 von den Niniviten\par} } ausgelacht zu werden, ich bin gekommen, obgleich ich wusste, dass ich gekreuzigt und verlacht werden w\u252 ?rde. Jener wollte nicht einmal eine Besch\u228 ?mung ertragen um der Gerechtigkeit willen, ich habe selbst den Tod auf mich genommen, und zwar den allerschimpflichsten Tod, und nach all dem sandte ich auch noch andere Boten aus. Jonas war ein Fremder, ein Ausw\u228 ?rtiger und Unbekannter, ich bin {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0619.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d619 }}} euer Stammesgenosse dem Fleische nach, und habe dieselben Vorv\u228 ?ter wie ihr. Noch vieles andere k\u246 ?nnte ich anf\u252 ?hren, wenn ich noch mehr wollte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes bleibt der Herr auch dabei nicht stehen, sondern bringt noch ein neues Beispiel, indem er fortf\u228 ?hrt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.42: \u8222 ?Auch die K\u246 ?nigin des Ostens wird am Tage des Gerichts auferstehen mit diesem Geschlechte und sie wird es verurteilen. Denn sie war bis von den Grenzen der Erde gekommen, um die Weisheit Salomons zu h\u246 ?ren. Und siehe, hier ist mehr als Salomon.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das war noch mehr als das Vorausgehende. Denn dort war es Jonas, der zu den Niniviten kam. Die K\u246 ?nigin des Ostens hingegen wartete nicht, bis Salomon zu ihr kam; sie selbst eilte zu ihm, obgleich sie eine Frau und eine Barbarin war und einen so weiten Weg zur\u252 ?ckzulegen hatte; obgleich keine Drohung sie dr\u228 ?ngte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wie Jonas\par} } und sie nicht den Tod zu f\u252 ?rchten hatte; sie kam vielmehr ausschlie\u223 ?lich wegen des Verlangens, seine weisen Reden zu h\u246 ?ren. Aber siehe, sagt der Herr, hier ist noch mehr als Salomon. Dort kam diese Frau, hier aber bin ich gekommen. Sie kam von den Grenzen der Erde, ich durchwandle St\u228 ?dte und D\u246 ?rfer. Salomon sprach von B\u228 ?umen und Holz, die der Angekommenen nicht viel n\u252 ?tzen konnten, ich dagegen \u252 ?ber unaussprechliche Dinge und die schauerlichsten Geheimnisse.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auf diese Weise hat also der Herr die Juden verurteilt und ihnen mehr als hinreichend gezeigt, dass sie f\u252 ?r ihre S\u252 ?nden keine Verzeihung verdient und dass an ihrem Ungehorsam ihre eigene Undankbarkeit schuld sei, nicht die Ohnmacht ihres Lehrers. Das hat er dann noch durch viele andere Beispiele und besonders durch das der Niniviten und der K\u246 ?nigin bewiesen. Sodann nennt er auch die Strafe, die ihrer harrt; zwar nur andeutungsweise, aber er nennt die doch, und fl\u246 ?\u223 ?t ihnen so durch seine Reden keine geringe Furcht ein. Er sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.43: \u8222 ?Wenn der unreine Geist aus dem Menschen herausgefahren ist, so wandert er durch wasserlose Gegenden und sucht Ruhe. Da er sie aber nicht findet {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0620.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d620 }}} V.44: so spicht er: Ich will in mein Haus zur\u252 ?ckkehren, aus dem ich gekommen bin.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und wenn er gekommen ist, findet er es leer, gescheuert und geschm\u252 ?ckt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.45: \u8222 ?Dann geht er hin und nimmt noch sieben andere Geister mit sich, die noch schlimmer sind als er, und sie gehen hinein und wohnen dort, und die letzten Taten jenes Menschen werden schlimmer sein als die ersten. Geradeso wird es auch diesem Geschlecht ergehen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit zeigt der Herr, dass sie nicht blo\u223 ? im zuk\u252 ?nftigen Leben, sondern auch hienieden schon aufs Allerschwerste bestraft werden. Durch die Worte: \u8222 ?Die Bewohner von Ninive werden am Tage des Gerichts sich erheben und dieses Geschlecht verurteilen\u8220", stellt er ihnen das drohende Urteil unmittelbar vor Augen, damit der zeitliche Aufschub sie nicht gleichg\u252 ?ltig und leichtsinnig mache.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dasselbe hat ihnen auch der Prophet Oseas angedroht, da er sagte, sie w\u252 ?rden sein: \u8222 ?Wie der Prophet, der au\u223 ?er sich geraten, wie der Mensch, der den Geist in sich tr\u228 ?gt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Os 9,7\par} } , das hei\u223 ?t, wie die falschen Prophetenm, die, von den b\u246 ?sen Geistern ergriffen, rasen und tanzen. Unter den Propheten, die au\u223 ?er sich gekommen, meint n\u228 ?mlich Oseas hier die Pseudopropheten, von der Art, wie die Wahrsager sind. Dasselbe wollte also auch Christus zu verstehen geben und sagte darum, sie w\u252 ?rden das schlimmste Unheil erfahren. Siehst du da, wie er sie auf jede Weise dahin bringen will, auf seine Reden zu achten, durch den Hinweis auf das Gegenw\u228 ?rtige, auf das Zuk\u252 ?nftige, auf das, was recht und gut war{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 n\u228 ?mlich auf Ninive und die K\u246 ?nigin\par} } und auf die s\u252 ?ndigen Tyrer und Sodomiter. So machten es auch die Propheten, die auf die S\u246 ?hne des Rehab als Beisspiel hinwiesen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 35,219\par} } , auf die Braut, die nicht vergisst des eigenen Schmuckes und des Brustg\u252 ?rtels, auf den Ochsen, der seinen Herrn kannte, und den Esel, der die Krippe findet. In gleicher Weise stellt ihnen der Herr auch hier durch einen Vergleich ihre {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0621.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d621 }}} Undank barkeit vor Augen und verk\u252 ?ndet ihnen dazu noch die Strafe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Welches ist nun also der Sinn seiner Worte? Er will sagen: Wenn die Besessenen von ihrer Krankheit geheilt und darnach noch leichtsinniger werden, als zuvor, so ziehen sie sich eine noch schwerere Geistesumnachtung zu. Geradeso geschieht es auch euch. Denn auch ihr waret vorher in der Gewalt eines D\u228 ?mons, als ihr die G\u246 ?tzenbilder angebetet, eure Kinder den D\u228 ?monen zu ehren geschlachtet habt und euch von gro\u223 ?em Irrwahn befallen zeigtet. Gleichwohl habe ich euch nicht verlassen, sondern habe jenen D\u228 ?mon durch die Propheten vertrieben und bin dann auch selbst noch gekommen, um euch noch mehr zu reinigen. Da ihr nun dessen nicht achten wollet, sondern euch in noch gr\u246 ?\u223 ?ere S\u252 ?nden verirrt habt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn viel gr\u246 ?\u223 ?er und schlimmer, als die Propheten ermordet zu haben, war es, auch auch den Herrn selbst zu morden\par} } , deshalb werden euch noch schwerere Strafen ereilen, als fr\u252 ?her in Babylon, in \u196 ?gypten und unter dem ersten Antiochus. Was ihnen n\u228 ?mlich unter Vespasian und Titus widerfuhr, war noch viel \u228 ?rger als dieses. Darum sagt auch der Herr: \u8222 ?Es wird gro\u223 ?e Tr\u252 ?bsal sein, wie noch nie gewesen ist und nie mehr sein wird\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 24,21\par} }.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Doch nicht blo\u223 ? dies allein gibt er ihnen durch diesen Hinweis zu verstehen, sondern auch, dass sie jeglicher Tugend vollst\u228 ?ndig bar sein w\u252 ?rden und der Gewalt der D\u228 ?monen noch viel leichter und mehr unterworfen, als damals. Denn, wenn es auch damals S\u252 ?nder gab, so gab es doch auch rechtschaffene Menschen unter ihnen und waltete die Vorsehung Gottes und die Gnade des Geistes, die f\u252 ?r sie sorgte, sie auf die rechten Bahnen wies und alles tat, was an ihr lag. Nun aber, so will er sagen, werden sie auch dieser F\u252 ?rsorge hinfort ganz und gar beraubt sein, so dass jetzt die Tugend seltener, das Unheil gr\u246 ?\u223 ?er, die Macht der D\u228 ?monen noch tyrannischer ist. Ihr wi\u223 ?t ja auch, wie zu unserer Zeit Julian gew\u252 ?tet, der alle an Gottlosigkeit \u252 ?bertroffen hat und wie da die Juden sich noch auf Seiten der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0622.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d622 }}} Heiden stellten und deren G\u246 ?tter verehrten. Und wenn sie auch jetzt etwas vorsichtiger zu sein scheinen, so verhalten sie sich blo\u223 ? ruhig aus Furcht vor den Herrschern. Wenn diese nicht w\u228 ?ren, w\u252 ?rden sie vielleicht jetzt noch schlimmere Dinge sich erlauben als fr\u252 ?her. Denn durch ihre sonstigen Missetaten \u252 ?bertreffen sie noch ihre Vorfahren, indem sie in ganz ma\u223 ?loser Weise Wahrsagerei, Zauberei und Unsittlichkeit betreiben. Auch sonst haben sie, trotz dieses starken Z\u252 ?gels, der ihnen angelegt ist, gar oftmals Aufst\u228 ?nde erregt, haben sich wider die Herrscher erhoben und dadurch sich das schwerste Mit\u223 ?geschick zugezogen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wo sind da jetzt diejenigen, die immer nach Wundern verlangen? Sie m\u246 ?gen wissen, dass es die gute Gesinnung ist, die nottut. Wo diese nicht ist, da helfen auch Wunder nichts. Sieh nur! Die Niniviten haben auch ohne Wunder geglaubt; die Juden dagegen sind auf so zahlreiche Wundertaten hin nur noch schlechter geworden, haben sich selbst zu einer Wohnst\u228 ?tte unz\u228 ?hliger D\u228 ?monen gemacht und sich ein namenloses Unheil zugezogen; und es geschah ihnen recht. Denn wer einmal von seinen \u220 ?beln befreit, aber doch nicht kl\u252 ?ger geworden ist, der wird eben noch viel Schlimmeres erfahren als zuvor. Deshalb sagt auch der Herr: \u8220"Der D\u228 ?mon findet keine Ruhe.\u8221" Er will damit zeigen, dass der Teufel mit seinen Nachstellungen einen solchen Menschen vollst\u228 ?ndig und notwendigerweise in Besitz nehmen wird. Diese beiden Dinge h\u228 ?tten ihn ja weise machen sollen: die fr\u252 ?heren Leiden und die nachherige Befreiung davon; ja noch ein Drittes kommt dazu: die Drohung, noch Schlimmeres erfahren zu m\u252 ?ssen. Gleichwohl vermochte nichts von all dem, sie zu bessern. Das alles d\u252 ?rfen aber mit Recht nicht blo\u223 ? sie, sondern auch wir selbst uns gesagt sein lassen, wenn wir nach der Taufe und nach der Befreiung von all dem fr\u252 ?heren B\u246 ?sen wieder in denselben s\u252 ?ndhaften Zustand zur\u252 ?ckfallen. Denn fortan werden wir f\u252 ?r die S\u252 ?nden, die wir nach der Taufe begehen, viel empfindlicher gestraft werden. Deshalb sagte auch Christus zu dem Gichtbr\u252 ?chigen: \u8220"Siehe, du bist gesund geworden; s\u252 ?ndige nun nicht mehr, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0623.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d623 }}} damit dir nicht noch etwas Schlimmeres widerfahre\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 5,14\par} } ; ebenso sprach er zu jenem Manne, der achtunddrei\u223 ?ig Jahre in seiner Krankheit zugebracht hatte. Aber, fragst du, was konnte ihm noch Schlimmeres zusto\u223 ?en als dieses? Etwas viel Schlimmeres und Schwereres. M\u246 ?chten wir nur nie in die Lage kommen, soviel dulden zu m\u252 ?ssen, als wir nur \u252 ?berhaupt zu leiden imstande sind. Wenn Gott strafen will, so wei\u223 ? er schon Mittel und Wege zu finden; denn der Gr\u246 ?\u223 ?e seines Erbarmens entspricht die Gr\u246 ?\u223 ?e seines Zornes. Diesen Vorwurf erhebt er auch durch Ezechiel gegen Jerusalem. \u8220"Denn ich sah dich\u8221", hei\u223 ?t es, \u8220"mit Blut besudelt; ich habe dich gewaschen und gesalbt und man hat dich ger\u252 ?hmt ob deiner Sch\u246 ?nheit; du aber hast Unzucht getrieben mit deinen Nachbarn\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 EZ 16,6-15\par} } ; deshalb droht dir auch viel Schlimmeres f\u252 ?r deine S\u252 ?nden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Doch solltest du deswegen nicht blo\u223 ? an die Strafen denken, sondern auch an die grenzenlose Langmut Gottes. Wie oft haben wir denn nicht schon dieselben S\u252 ?nden begangen und doch \u252 ?bt er noch Geduld! Seien wir aber deshalb nicht voll Zuversicht, sondern vielmehr in Furcht. Denn h\u228 ?tte sich Pharao durch die erste Plage belehren lassen, so h\u228 ?tte er nicht auch die anderen \u252 ?ber sich ergehen lassen m\u252 ?ssen, und er w\u228 ?re nicht zuletzt mitsamt seinem Heere in den Fluten umgekommen. Das sage ich aber, weil ich viele kenne, die auch jetzt noch mit Pharao sprechen: \u8220"Ich kenne diesen Gott nicht\u8221", und die ihre Untergebenen ebenfalls mit Lehm und Ziegelmachen qu\u228 ?len. Wie viele, denen Gott befohlen, von ihren Drohungen abzustehen, nehmen sich nicht einmal die M\u252 ?he, die schwere Arbeit etwas zu mildern? Aber man braucht ja jetzt das Rote Meer nicht mehr zu durchschreiten. Daf\u252 ?r harrt deiner ein Meer von Feuer, ein Meer, das nicht dem Roten Meer gleicht und nur so gro\u223 ? ist, wie dieses, nein, eines, das viel gr\u246 ?\u223 ?er und schrecklicher ist, in dem die Wogen aus Feuer bestehen und zwar aus einem ganz eigenartigen, furchtbaren Feuer. Da ist eine gewaltige {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0624.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d624 }}} Untiefe voll schrecklicher Glut. Da kann man die Flammen gleich wilden Tieren all \u252 ?berall umherzischen sehen. Wenn schon hienieden dieses sinnliche und materielle Feuer gleich einem wilden Tiere aus dem Ofen hervorbrach und sich auf diejenigen st\u252 ?rzte, die drau\u223 ?en standen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dan, 3,47-48\par} } , was wird erst denen geschehen, die in dieses Feuer hineinfallen? H\u246 ?re nur, was \u252 ?ber jenen Tag die Propheten sagen: \u8220"Der Tag des Herrn, der rettungslose, der \u252 ?berflie\u223 ?t von Grimm und Zorn\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Is 13,9\par} } . Da wird keiner und beistehen, keiner uns retten; da wird nirgends das milde, leuchtende Antlitz Christi zu schauen sein. Diejenigen, die in den Bergwerken arbeiten m\u252 ?ssen, die werden harten Menschen \u252 ?bergeben und k\u246 ?nnen niemand von ihren Angeh\u246 ?rigen sehen, sondern nur ihre Aufseher; geradeso wird es auch da gehen; oder vielmehr nicht blo\u223 ? so, sondern noch viel schlimmer. Im ersten Fall ist ja noch die M\u246 ?glichkeit vorhanden, zum Herrscher zu gehen, ihm eine Bittschrift zu unterbreiten, und so den Verurteilten die Befreiung zu erwirken; dort ist dies nicht mehr m\u246 ?glich.{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wer dort gefangen ist\par} } , kommt nicht mehr los. Die bleiben in solchen Schmerzen und solchen Qualen, wie es mit Worten nicht auszudr\u252 ?cken ist. Denn wenn schon die heftigen Schmerzen derer, die von irdischem Feuer verbrannt werden, niemand zu beschreiben vermag, dann noch viel weniger die Schmerzen derer, die in der anderen Welt zu leiden haben. Hier ist ja das Ganze in kurzer Zeit vor\u252 ?ber; dort aber wird man zwar gebrannt, aber das Brennen nimmt kein Ende.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was werden wir also dort tun? Ich stelle diese Frage mir selbst. Ja, sagst du, wenn du, der Lehrmeister, so von dir sprichst, dann mach ich mir keine weiteren Sorgen darum. Aber, was w\u228 ?re es denn zu verwundern, wenn ich gestraft w\u252 ?rde? Ich bitte euch, niemand m\u246 ?ge darin einen Trost suchen. Darin liegt f\u252 ?r euch keine Beruhigung. Sage mir doch: War nicht der Teufel ein m\u228 ?chtiger Geist? War er nicht besser als die Menschen? Und doch ist er gefallen. Wird jedoch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0625.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d625 }}} irgend jemand darin einen Trost finden, zugleich mit ihm gestraft zu werden? Keinesfalls. Und wie ging es all den Bewohnern von \u196 ?gypten? Haben nicht auch sie gesehen, wie die H\u246 ?chsten im Lande gestraft wurden und jedes Haus in Trauer versetzt ward? Haben sie aber deshalb aufgeatmet und sich getr\u246 ?stet gef\u252 ?hlt? Ganz gewiss nicht! Das sehen wir klar an dem, was sie nachher taten; als ob sie mit Feuerflammen gegei\u223 ?elt worden w\u228 ?ren, so dr\u228 ?ngten sie den K\u246 ?nig und zwangen ihn, das Volk der Hebr\u228 ?er ziehen zu lassen. Das ist wohl ein gar abgeschmackter Gedanke, zu glauben, etwas bereite einem Trost, wenn man mit vielen zu gleich gestraft wird; zu sagen: es geht mir eben, wie allen anderen auch! Aber was brauche ich denn die H\u246 ?lle als Beispiel zu nehmen? Denke nur an diejenigen, die an Podagra leiden. Wenn die sich vor heftigen Schmerzen winden, da magst du ihnen tausend andere zeigen, die noch mehr zu leiden haben, sie achten gar nicht darauf. Weil sie eben vom Schmerze gefoltert sind, so verm\u246 ?gen sie dem Verstande nicht die Ruhe zu geben , an andere zu denken und darin Trost zu sch\u246 ?pfen. N\u228 ?hren wir uns also nicht mit so eitlen Hoffnungen. Denn aus den Leiden der anderen Trost zu sch\u246 ?pfen, vermag man vielleicht noch, solange die Leiden nicht gro\u223 ? sind; wenn es aber einmal \u252 ?ber ein gewisses Ma\u223 ? hinausgeht, wenn das Innere ganz von St\u252 ?rmen durchtobt ist, und die Seele nicht einmal mehr sich selbst kennt, wo wird man da den Trost hernehmen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Alle diese Reden sind darum l\u228 ?cherlich und t\u246 ?richtes Kindergeschw\u228 ?tz. Das, was du da sagst, das kommt wohl bei Traurigkeit vor, und zwar bei m\u228 ?\u223 ?iger Traurigkeit, wenn wir da h\u246 ?ren, dass anderen dasselbe zugesto\u223 ?en ist. Zuweilen hilft dies aber auch nicht einmal bei blo\u223 ?er Traurigkeit. Wenn aber schon da dieser Trostgrund keine Kraft mehr besitzt, dann noch viel weniger, wo es sich um den unaussprechlichen Schmerz und das Leiden handelt, das sich im Knirschen der Z\u228 ?hne kundgibt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ich wei\u223 ? freilich, dass ich euch mit meinen Worten l\u228 ?stig falle und betr\u252 ?be; allein, was kann ich machen? {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0626.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d626 }}} Ich m\u246 ?chte auch lieber nicht davon reden, und denken, dass ich und ihr alle voll Tugend seid. Da nun aber die meisten von uns S\u252 ?nder sind, so w\u252 ?nschte ich nur, es m\u246 ?chte mir jemand die Macht verleihen, euch in Wirklichkeit betr\u252 ?ben zu k\u246 ?nnen und bis in die innerste Seele meiner Zuh\u246 ?rer einzudringen. Erst dann m\u246 ?cht ich damit aufh\u246 ?ren. So aber f\u252 ?rchte ich, es k\u246 ?nnten einige meine Worte missachten, und ihre Strafe k\u246 ?nnte ob dieser Geringsch\u228 ?tzung des Geh\u246 ?rten noch vergr\u246 ?\u223 ?ert werden. Wenn ein Sklave die Drohung seines Herrn h\u246 ?rt und sie missachtet, so wird ihn wohl dieser in seinem Unwillen nicht straflos aus gehen lassen, sondern ihn vielmehr gerade deswegen noch h\u228 ?rter z\u252 ?chtigen. Darum bitte ich euch inst\u228 ?ndig, gehen wir in uns, wenn wir so von der H\u246 ?lle reden h\u246 ?ren. Es gibt ja nichts Angenehmeres, als sich dar\u252 ?ber blo\u223 ? mit Worten zu unterhalten, weil es eben auch nichts gibt, dessen Wirklichkeit bitterer w\u228 ?re.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber, fragst du, wie soll es angenehm sein, von der H\u246 ?lle reden zu h\u246 ?ren? Eben weil es nicht angenehm ist, in die H\u246 ?lle zu kommen; denn davor beh\u252 ?ten ja diese scheinbar so l\u228 ?stigen Reden. Ja vorher noch verursachen sie einem eine andere Freude: sie \u228 ?ndern unsere Gesinnung, sie machen uns gewissenhafter, sie erheben unseren Geist, befl\u252 ?geln unsere Gedanken, verbrennen die b\u246 ?sen Begierden, die uns umlauern, und die ganze Sache wird f\u252 ?r uns zur{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 heilsamen\par} } Medizin. Darum erlaubt mir auch, dass ich nicht blo\u223 ? von der Strafe rede, sondern auch von der Schande. Denn wie einstens die Juden von den Niniviten verurteilt wurden, so werden auch wir von vielen verurteilt werden, die jetzt unter uns zu stehen scheinen. Denken wir also, wie gro\u223 ? der Spott, wie gro\u223 ? die Verdammnis sein wird! Denken wir daran und machen wir gleich jetzt wenigstens einen Anfang und \u246 ?ffnen wir der Reue ein Tor. Ich sage das zu mir selbst, ich predige dieses zuerst mir selber und niemand m\u246 ?ge unwillig werden, als ob er verurteilt worden w\u228 ?re. W\u228 ?hlen wir den engen Weg. Wie lange wollen wir uns noch \u252 ?ppigem Genusse ergeben? Wie lange noch der Ungebundenheit? Sind wir denn noch immer nicht satt des leichtsinnigen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0627.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d627 }}} Lebens, der Ausgelassenheit, des ewigen Aufschiebens? Wollen wir wieder zu unseren alten Gewohnheiten zur\u252 ?ckkehren, zu Tafelfreuden, zur \u220 ?bers\u228 ?ttigung, zur Verschwendung, zum Geld, zum Erwerb, zu unseren H\u228 ?usern? Was ist denn das Ende von allem? Der Tod! Was ist das Ende? Asche und Staub, S\u228 ?rge und W\u252 ?rmer. Beginnen wir jedoch fortan ein neues Leben. Machen wir also die Erde zum Himmel; damit wollen wir den Heiden zeigen, wieviel Sch\u246 ?nes ihnen noch versagt ist. Denn wenn sie unser gutes und rechtschaffenes Leben sehen, so genie\u223 ?en sie damit das Schauspiel des Himmelreichs selbst. Wenn sie sehen, dass wir sanftm\u252 ?tig sind, frei von Zorn, von b\u246 ?ser Begierde, von Neid und Habsucht, und in jeder Hinsicht tun, was recht ist, so werden sie sagen: Wenn die Christen hienieden schon Engel geworden sind, was wird erst sein, wenn sie von dieser Erde geschieden sind? Wenn sie schon so gl\u228 ?nzen, wo sie nur Fremdlinge sind, wie werden sie erst sein, wenn sie in ihre eigentliche Heimat gekommen sind?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So werden denn auch die Heiden besser werden und der Ruhm eurer Fr\u246 ?mmigkeit wird sich ausbreiten, nicht weniger als zur Zeit der Apostel. Denn wenn sie, die nur zw\u246 ?lf waren, ganze St\u228 ?dte und L\u228 ?nder bekehrten, so bedenke, welchen Fortschritt unsere Sache erst machen wird, wenn wir alle durch die Strenge und Reinheit unseres Lebens zu Lehrern werden? Ein von den Toten Auferstandener macht keinen solchen Eindruck auf den Heiden, als ein Mensch, der ein rechtschaffenes Leben f\u252 ?hrt. Das eine wird ihn in Staunen versetzen, das andere ihm Nutzen bringen. Das eine ist geschehen und ging vor\u252 ?ber; dieses aber bleibt und wirkt dauernd auf seine Seele.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Geben wir also acht auf uns selbst, damit wir auch jene noch gewinnen. Ich verlange ja nichts, was zu schwer w\u228 ?re. Ich sage nicht: du sollst nicht heiraten; ich sage nicht: verlasse die Stadt und gib alle gesellschaftlichen Verbindungen auf; bleibe vielmehr darin und \u252 ?be die Tugend da. Ich m\u246 ?chte lieber, dass diejenigen in Tugend ergl\u228 ?nzen, die mitten in den St\u228 ?dten wohnen, als jene, die sich in die Berge zur\u252 ?ckgezogen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0628.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d628 }}} haben. Warum? Weil daraus ein gewaltiger Nutzen entst\u252 ?nde. \u8222 ?Denn niemand z\u252 ?ndet ein Licht an und stellt es unter den Scheffel\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,l5\par} } . Deshalb m\u246 ?chte ich, dass alle Lichter auf dem Leuchter st\u252 ?nden, da mit es recht hell w\u252 ?rde. Z\u252 ?nden wir also dieses Feuer an, machen wir, dass diejenigen, die in der Finsternis sitzen, von ihrem Irrtum befreit werden. Wende mir nur nicht ein: ich habe ein Weib, ich habe Kinder, ich habe f\u252 ?r ein Hausweseen zu sorgen, ich kann nicht all die sch\u246 ?nen Dinge \u252 ?ben. Denn wenn du auch nichts von all dem bes\u228 ?\u223 ?est, daf\u252 ?r aber lau und tr\u228 ?ge w\u228 ?rest, so ginge alles verloren; und wenn du auch alles bes\u228 ?\u223 ?est, aber eifrig im Guten w\u228 ?rest, so w\u228 ?rest du im vollen Besitz der Tugend. Nur eines ist ja vonn\u246 ?ten: der gute Wille.Daran kann dich weder Alter noch Armut, nicht Reichtum noch Gesch\u228 ?fte, \u252 ?berhaupt gar nichts hindern. Haben ja doch auch Greise und J\u252 ?nglinge, Verheiratete und solche, die Kinder aufzuziehen hatten, Handwerker und Soldaten alles das erf\u252 ?llt, was von ihnen verlangt wurde. Daniel war ein J\u252 ?ngling{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dan 1,36\par} } , Joseph ein Sklave{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 39,120\par} } , Aquilas ein Handwerker{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 18,23\par} } , die Purpurh\u228 ?ndlerin stand einem Gesch\u228 ?fte vor{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 16,14\par} } ; ein an derer war Gef\u228 ?ngnisw\u228 ?rter{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 16,27.36\par} } , ein anderer Hauptmann, wie z.B. Kornelius{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 10\par} } ; wieder ein anderer war kr\u228 ?nklich, wie Timotheus, und wieder ein anderer war ein davongelaufener Sklave, wie Onesimus. Aber nichts von all dem hinderte auch nur einen von ihnen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 am Tugendstreben\par} } ; vielmehr haben alle sich ausgezeichnet, M\u228 ?nner und Frauen, J\u252 ?nglinge und Greise, Sklaven und Freigeborene, Soldaten und B\u252 ?rger.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Brauchen wir also keine unn\u252 ?tzen Ausfl\u252 ?chte; sorgen wir nur, dass wir recht guten Willen haben, und was immer wir sein m\u246 ?gen, wir werden sicher die Tugend erlangen und dann auch der zuk\u252 ?nftigen G\u252 ?ter teilhaft {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0629.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d629 }}} werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus, dem zugleich mit dem Vater und dem Heiligen Geiste Ruhm, Macht und Ehre sei jetzt und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Vierundvierzigste Homilie. Kap.XII,V.46-Kap.XIII,V.9.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.46: \u8222 ?W\u228 ?hrend er aber noch zu der Menge sprach, siehe, da standen seine Mutter und seine Br\u252 ?der drau\u223 ?en und verlangten mit ihm zu reden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.47: Jemand aber sagte zu ihm: Siehe, Deine Mutter und Deine Br\u252 ?der stehen drau\u223 ?en und verlangen mit Dir zu reden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.48: Er aber antwortete und sagte zu dem, der sprach: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Br\u252 ?der?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.49: Und er wies mit der Hand auf seine J\u252 ?nger hin und sagte: Siehe da meine Mutter und meine Br\u252 ?der.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was ich schon fr\u252 ?her gesagt habe, das zeigt sich auch jetzt wieder klar und deutlich: dass n\u228 ?mlich ohne Tugend alles andere nichts n\u252 ?tzt. Ich habe gesagt, das Alter, die Natur, das Leben in der Einsamkeit und alle anderen Dinge dieser Art helfen nichts, wenn die rechte Absicht nicht da ist. Heute erfahren wir noch etwas mehr, dass n\u228 ?mlich nicht einmal Christi Mutter zu sein und ihn auf jene wunderbare Weise geboren zu haben, Nutzen bringt, wenn die Tugend fehlt. Das ergibt sich besonders aus den Worten: \u8222 ?W\u228 ?hrend er noch zu der Menge sprach, sagte ihm jemand: Deine Mutter und Deine Br\u252 ?der fragen nach Dir.\u8220" Der Herr aber erwiderte: \u8222 ?Wer ist meine Mutter und wer sind meine Br\u252 ?der?\u8220" Das sagte er aber nicht, als ob er sich seiner Mutter sch\u228 ?mte, oder diejenige verleugnen wollte, die ihn geboren. H\u228 ?tte er sich ihrer sch\u228 ?men m\u252 ?ssen, so h\u228 ?tte er sie nicht zu seiner Mutter erw\u228 ?hlt; vielmehr wollte er damit zeigen, dass ihr auch das nichts n\u252 ?tzt, wenn sie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0630.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d630 }}} nicht alle Gebote getreulich erf\u252 ?llt. Denn das, was sie tat, entsprang allzu gro\u223 ?er Eitelkeit. Sie wollte vor dem Volke zeigen, dass sie Macht und Autorit\u228 ?t \u252 ?ber ihren Sohn besitze, obgleich sie noch nicht die geringste Ahnung von seiner Gr\u246 ?\u223 ?e besa\u223 ?. Deshalb kam sie, auch zu einer Unzeit daher. Beachte jedoch, wie aufdringlich sie und die anderen sich benehmen. Sie h\u228 ?tten entweder nach ihrem Eintreffen mit dem Volke zuh\u246 ?ren sollen, oder, wenn sie das nicht wollten, warten m\u252 ?ssen, bis der Herr seine Rede beendet hatte, und dann erst hinzu gehen. Statt dessen riefen sie ihn hinaus, und zwar vor allen Leuten, und bekunden damit ihre allzu gro\u223 ?e Eitelkeit, dass sie zeigen wollten, dass sie genug Autorit\u228 ?t bes\u228 ?\u223 ?en, um ihm Befehle zu erteilen. Das zeigt auch der Evangelist durch seinen Tadel. Denn gerade darauf deutet er hin mit den Worten: \u8222 ?Noch w\u228 ?hrend er zum Volke redete\u8220"; gerade als wollte er sagen: H\u228 ?tten sie nicht auch eine andere Zeit w\u228 ?hlen k\u246 ?nnen? H\u228 ?tten sie nicht auch privatim mit ihm reden k\u246 ?nnen? Was wollten sie ihm auch sagen? Wollten sie \u252 ?ber die Lehren der Wahrheit unterrichtet werden, so mussten sie dies \u246 ?ffentlich und vor allem Volke tun, damit auch die anderen davon Nutzen h\u228 ?tten; wollten sie aber von anderen Dingen reden, die nur sie allein angingen, so durften sie sich nicht in dieser Weise vordr\u228 ?ngen. Wenn der Herr schon nicht erlaubte, den eigenen Vater zu begraben, damit der Eintritt in seine J\u252 ?ngerschaft keinen Aufschub erleide{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 8,21.22.\par} }, so d\u252 ?rfte man um so weniger seine \u246 ?ffentlichen Predigten unterbrechen mit Dingen, die gar nicht dahin geh\u246 ?rten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Daraus ergibt sich klar, dass sie dies nur aus Ehrgeiz taten. Das gibt auch Johannes zu verstehen mit den Worten: \u8222 ?Nicht einmal seine eigenen Br\u252 ?der glaubten an ihn\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 7,5.\par} }. Er zitiert auch ihre Worte, die ihre ganze Torheit bekunden, und sagt, sie h\u228 ?tten den Herrn nach Jerusalem bringen wollen, aus keinem anderen Grunde, als damit auch sie selber durch seine Wundertaten noch etwas Glanz und Ehre f\u228 ?nden. \u8222 ?Denn\u8220", sagten sie, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0631.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d631 }}} \u8222 ?wenn du solche Dinge vollbringen kannst, so zeige Dich doch der Welt: Niemand tut ja etwas im Verborgenen, wenn er ber\u252 ?hmt sein will\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 7,4.\par} }. Das hat ihnen denn auch der Herr selbst verwiesen und ihnen ihre irdische Gesinnung vorgeworfen. Weil n\u228 ?mlich die Juden h\u246 ?hnten und sagten: \u8222 ?Ist nicht dieser der Sohn des Zimmermannes; wissen wir etwa nicht, wer sein Vater und seine Mutter ist; und sind nicht seine Br\u252 ?der unter uns?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 13,55.56. ; Mk 6,3.\par} }, so wollten sie damit ihre niedrige Abkunft verdecken, und forderten ihn deshalb auf, seine Wunderkraft zu zeigen. Darum weist er sie auch ab, um sie von dieser Krankheit zu heilen. H\u228 ?tte er jedoch seine Mutter verleugnen wollen, so h\u228 ?tte er sie damals verleugnet, als die Juden \u252 ?ber ihn h\u246 ?hnten. Nun aber sehen wir Christus so sehr f\u252 ?r sie besorgt, dass er sogar noch am Kreuze sie dem J\u252 ?nger anvertraute, den er von allen am meisten liebte, und dass er gar gro\u223 ?e Sorge um sie an den Tag legte. Hier macht er es dagegen nicht so; aber nur aus F\u252 ?rsorge f\u252 ?r sie und seine Br\u252 ?der. Da sie ihn n\u228 ?mlich wie einen blo\u223 ?en Menschen ansahen und dazu nur aus Eitelkeit gekommen waren, so heilt er ihre Krankheit, nicht in der Absicht, sie zu besch\u228 ?men, sondern sie zu bessern.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Du aber sollst nicht blo\u223 ? auf die Worte sehen, die einen angemessenen Tadel enthalten, sondern auch auf den Unverstand und die Zudringlichkeit, die seine Br\u252 ?der an den Tag legten, und darauf, wer derjenige war, der den Tadel aussprach: nicht ein blo\u223 ?er Mensch, sondern der eingeborene Sohn Gottes. Und was beabsichtigte er mit seinem Tadel? Er wollte ja seine Mutter nicht in Verlegenheit bringen, sondern nur von der gewaltt\u228 ?tigsten aller Leidenschaften befreien und sie langsam dahin bringen, dass sie die rechte Ansicht \u252 ?ber ihn bek\u228 ?me, und die \u220 ?berzeugung gew\u228 ?nne, er sei nicht blo\u223 ? ihr Sohn, sondern auch ihr Herr. Da wirst du auch sehen, dass sein Tadel nicht blo\u223 ? am Platze war, sondern ihr auch wirklich Nutzen brachte, und dass er au\u223 ?erdem noch sehr milde gehalten war. Er erwiderte ja nicht: {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0632.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d632 }}} Geh und sage der Mutter: du bist nicht meine Mutter, sondern f\u228 ?hrt, zu dem Sprecher gewendet, fort: \u8222 ?Wer ist meine Mutter?\u8220" Er will mit diesen Worten auch noch auf etwas anderes vorbereiten. Und worauf? Dass weder sie noch die anderen, die auf ihre Abstammung vertrauen, die Tugend vergessen d\u252 ?rften.Denn wenn es nicht einmal ihr gen\u252 ?gt h\u228 ?tte, seine Mutter zu sein, ohne dass sie auch Tugend besa\u223 ?, so d\u252 ?rfte wohl kaum \u252 ?berhaupt jemand infolge blo\u223 ?er Abstammung gerettet werden. Es gibt eben nur einen wahren Adel, n\u228 ?mlich den Willen Gottes zu tun: diese Art Adel ist besser und vornehmer als jene.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 In diesem Bewusstsein wollen wir also weder auf Kinder stolz sein, die Hervorragendes leisten, wenn wir selbst nicht ebenso t\u252 ?chtig sind, wie sie, noch auch auf ber\u252 ?hmte V\u228 ?ter, wenn wir ihnen an Tugend nicht gleichkommen. Es ist ja ganz gut m\u246 ?glich, dass derjenige, der Kinder hat, kein wahrer Vater ist, wohl aber einer, der keine hat. Als darum ein anderes Mal eine Frau sagte: \u8220"Selig der Leib, der Dich getragen, und die Brust, die Du gesogen hast\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 11,27\par} } , da erwiderte er auch nicht: mich hat kein Leib getragen und ich habe keine Brust gesogen, sondern: \u8220"Selig vielmehr jene, die den Willen meines Vaters tun!\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 28\par} } . Siehst du, wie er weder nach oben noch nach unten seine nat\u252 ?rliche Abstammung verleugnet; nur f\u252 ?gt er noch den Adel der Tugend hinzu. Und als der Vorl\u228 ?ufer ausrief: \u8220"Ihr Vipernbrut, prahlet nicht immer und sagt: Wir haben Abraham zum Vater\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 3,7 u. 9\par} } . da wollte er auch nicht sagen, sie seien nicht Kinder Abrahams der Natur nach, sondern nur, dass es sie gar nichts n\u252 ?tze, von Abraham abzustammen, wenn sie nicht auch zugleich den sittlichen Adel bes\u228 ?\u223 ?en. Dasselbe hat uns Christus gelehrt mit den Worten: \u8220"Wenn ihr Kinder Abrahams w\u228 ?ret, so w\u252 ?rdet ihr die Werke Abrahams tun\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 8,39\par} } . Er wollte ihnen damit auch nicht ihren {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0633.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d633 }}} Geburtsadel absprechen, sondern nur sie dazu anleiten, auch den h\u246 ?heren und vornehmeren Adel{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Tugend\par} } anzustreben. Dasselbe bezweckt Jesus auch hier; aber er tut es in sanfter und schonender Weise; es war ja seine Mutter, zu der er sprach. Darum sagte er nicht: das ist nicht meine Mutter, das sind nicht meine Br\u252 ?der, weil sie nicht meinen Willen tun. Er hat weder eine Meinung ge\u228 ?u\u223 ?ert, noch hat er sie verurteilt; dagegen lie\u223 ? er ihnen noch die M\u246 ?glichkeit offen, das Rechte zu wollen, indem er mit der gewohnten Sanftmut sprach:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.50: \u8220"Wer den Willen meines Vaters tut, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn sie dies also sein wollten, so m\u252 ?ssten sie auf diesem Wege kommen. Als jene Frau ausrief: \u8220"Selig der Leib, der Dich getragen hat\u8221", da erwiderte er nicht: Ich habe keine Mutter, sondern: Wenn sie selig sein will, dann tut sie den Willen meines Vaters. Denn wer so handelt, der ist mir Bruder, Schwester und Mutter. O welche Ehre, o welche Tugend! Zu welcher H\u246 ?he f\u252 ?hrt sie den, der sie anstrebt! Wie viele Frauen haben diese Heilige Jungfrau und ihren Scho\u223 ? selig gepriesen, und gebetet, dass auch sie solche M\u252 ?tter werden m\u246 ?chten und alles andere daf\u252 ?r hing\u228 ?ben! Nun, was hindert sie daran? Siehe, der Herr hat uns einen breiten Weg ge\u246 ?ffnet, und zwar k\u246 ?nnen auf ihm nicht blo\u223 ? Frauen, sondern auch M\u228 ?nner diese hohe W\u252 ?rde erlangen; ja eigentlich eine noch viel h\u246 ?here. Denn Gottes Willen tun macht noch viel mehr zur Mutter{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gottes\par} } , als jene Geburtswehen. Wenn also schon jene Mutterschaft selig zu preisen ist, dann noch viel mehr diese, die ja auch die Vorz\u252 ?glichere ist. Trage also nicht blo\u223 ? einfach Verlangen, gib auch gar sorgf\u228 ?ltig acht auf den Weg, der dich zum Ziel deines Verlangens f\u252 ?hrt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem also der Herr diese Antwort gegeben, trat er aus dem Hause. Siehst du da, wie er sie zwar zurecht wies, aber doch tat, was sie wollten? Geradeso handelte er auf jener Hochzeit{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 zu Kana\par} } . Auch dort tadelte er seine Mutter, die ihre Bitte zur Unzeit stellte; aber dennoch war er ihrem Wunsche nicht entgegen. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0634.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d634 }}} Durch das erstere hat er ihre Schwachheit gebessert, durch das zweite seine Liebe zu seiner Mutter bekundet. Geradeso heilte er auch hier zuerst den Fehler der Ruhmsucht, und erwies dann der Mutter die geb\u252 ?hrende Ehre, obgleich sie eine unzeitige Bitte vorgebracht hatte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kap. XIII. V.1: \u8220"Denn an jenem, Tage\u8221", hei\u223 ?t es weiter, \u8220"trat der Herr aus dem Haus und setzte sich an das Ufer des Sees.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn ihr, so sagt er gleichsam, sehen und h\u246 ?ren wollt, wohlan, ich komme heraus und rede mit euch. Da er n\u228 ?mlich vorher viele Zeichen gewirkt, bietet er ihnen jetzt wieder Gelegenheit, aus seiner Lehre Nutzen zu ziehen. Und er setzte sich an den See, um diejenigen zu fischen und nach denen die Netze auszuwerfen, die auf dem Lande sa\u223 ?en. Doch setzt er sich nicht ohne bestimmte Absicht an den See. Gerade darauf spielt auch der Evangelist an. Er wollte n\u228 ?mlich zeigen, dass der Herr dies in der Absicht getan hat, den Schauplatz genau auszuw\u228 ?hlen, und zwar so, dass er niemand in seinem R\u252 ?cken lie\u223 ?e, sondern alle vor sich habe. Darum sagt er:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: \u8220"Und es versammelten sich gro\u223 ?e Scharen um ihn, so dass er ein Schiff besteigen musste, in dem er sich niedersetzte; und das ganze Volk stand am Ufer.\u8221" Nachdem er aber darin Platz genommen, sprach er zu ihnen in Gleichnissen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: \u8220"Und\u8221", hei\u223 ?t es, \u8220"er sprach zu ihnen vieles in Parabeln.\u8221" Auf dem Berge hat er es allerdings nicht so gemacht, und hat nicht so viele Gleichnisse in seine Rede eingewoben. Damals hatte er eben nur gew\u246 ?hnliche Leute vor sich und ungebildetes Volk; hier waren aber auch Schriftgelehrte und Pharis\u228 ?er zugegen. Da beachte auch, welches Gleichnis der Herr zuerst vorbringt, und wie Matth\u228 ?us sie ganz in ihrer richtigen Reihenfolge aufz\u228 ?hlt. Welches Gleichnis bringt er also zuerst? Dasjenige, das er zuerst bringen musste, um die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0635.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d635 }}} Aufmerksamkeit des Zuh\u246 ?rers zu wecken. Da er n\u228 ?mlich nicht klar und deutlich zu ihnen reden wollte, so regte er die Aufmerksamkeit seiner Zuh\u246 ?rer zuerst durch ein Gleichnis an. Darum berichtet auch ein anderer Evangelist, er habe ihnen vorgeworfen, dass sie ihn nicht verst\u228 ?nden und habe gesagt: \u8220"Wie? Ihr habt das Gleichnis nicht verstanden?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 4,13\par} } . Allein nicht blo\u223 ? deshalb redete er in Gleichnissen, sondern auch, um seiner Rede noch mehr Nachdruck zu verleihen, sie besser dem Ged\u228 ?chtnisse einzupr\u228 ?gen und die Dinge recht anschaulich zu machen. So haben auch die Propheten getan.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie lautet also das Gleichnis? \u8222 ?Siehe, es ging der S\u228 ?mann hinaus, um zu s\u228 ?en.\u8220" Von wo ging er hinaus? Er ist ja doch allgegenw\u228 ?rtig und f\u252 ?llt allen Raum aus. Oder wie ging er hinaus? Nicht dem Orte nach, sondern durch die Art und Weise, wie er sich gegen uns verhielt und f\u252 ?r uns sorgte, indem er uns n\u228 ?her trat durch das Gewand des Fleisches. Da es uns nicht m\u246 ?glich war, hineinzukommenm, weil unsere S\u252 ?nden uns den Eingang versperrten, so kam er zu uns heraus. Um die dornenbes\u228 ?te Erde zu vernichten? Um ihre Bebauer zu z\u252 ?chtigen? Keineswegs. Er kam, um sie zu bebauen, sich ihrer anzunehmen und Gottesfurcht und Fr\u246 ?mmigkeit in ihr auszus\u228 ?en. Unter dem Samen versteht er n\u228 ?mlich hier seine Lehren; unter dem Feld aber die Seelen der Menschen; der S\u228 ?mann ist er selbst.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was geschieht nun aber mit diesem Samen? Zu drei Vierteln geht er zugrunde, ein Viertel wird gerettet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: \u8222 ?Und als er den Samen ausstreute, fiel ein Teil neben den Weg; und es kamen die V\u246 ?gel und fra\u223 ?en ihn.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es hei\u223 ?t nicht, er habe ihn hingeworfen, sondern, er sei hingefallen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: \u8222 ?Ein anderer Teil fiel auf steinigen Grund, wo er nicht viel Erde fand; und alsbald ging er auf, weil er nicht tief in der Erde lag. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0636.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d636 }}} V.6: Als aber die Sonne aufstieg und es hei\u223 ? wurde, da verdorrte er, weil er keine Wurzel hatte. V.7: Ein anderer Teil fiel unter die Dornen, und die Dornen wuchsen auf und erstickten ihn. V.8: Ein anderer Teil fiel auf gutes Erdreich und brachte Frucht, teils hundert, teils sechzig, teils drei\u223 ?igfach. V.9: Wer Ohren hat, zu h\u246 ?ren, der h\u246 ?re.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der vierte Teil ward gerettet, und selbst dieser nicht gleichm\u228 ?\u223 ?ig; auch da war noch ein gro\u223 ?er Unterschied. So sprach aber der Herr, um zu zeigen, dass er sein Wort in reichlichem Ma\u223 ?e an alle gerichtet habe. Wie n\u228 ?mlich der S\u228 ?mann keinen Unterschied macht unter dem Saatgrund, sondern einfach unterschiedslos den Samen ausstreut, so macht auch Jesus keinen Unterschied zwischen Reich und Arm, Gebildeten und Ungebildeten, Lauen und Eifrigen, Mannhaften und Feigen, sondern sprach zu allen und tat soviel als an ihm lag, obgleich er voraussah, wie es kommen werde. Er wollte eben sagen k\u246 ?nnen: \u8222 ?Was h\u228 ?tte ich noch tun sollen, das ich nicht getan habe?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Is 5,4\par} } . Die Propheten vergleichen das Volk mit einem Weinstock:\u8222 ?Ein Weinstock\u8220", hei\u223 ?t es,\u8222 ?spro\u223 ?te f\u252 ?r den Geliebten\u8220" und \u8222 ?einen Weinstock hat er aus \u196 ?gypten verpflanzt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 79,9\par} } . Er selbst vergleicht es mit dem Samen. Was will er damit sagen? Dass der Gehorsam jetzt schneller und auch leichter sein werde, und in kurzer Zeit Frucht trage. Wenn du aber die Worte h\u246 ?rst: \u8222 ?Der S\u228 ?mann ging hinaus, um zu s\u228 ?en\u8220", so halte den Zusatz nicht f\u252 ?r \u252 ?berfl\u252 ?ssig. Der S\u228 ?mann geht ja auch oft zu anderen Gesch\u228 ?ften hinaus, so z.B. zum Umgraben, oder um die sch\u228 ?dlichen Triebe abzuschneiden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie kommt es nun aber, sage mir, dass der gr\u246 ?\u223 ?ere Teil des Samens zugrunde ging? Die Schuld liegt nicht am S\u228 ?mann, sondern an dem Erdreich, das den Samen aufnimmt, das hei\u223 ?t, an der Seele, die nicht acht gibt. Warum sagt er aber nicht: Einen Teil haben die Lauen erhalten und verderben lassen, einen anderen die Reichen und lie\u223 ?en ihn ersticken, wieder einen anderen die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0637.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d637 }}} Weichlichen und sie k\u252 ?mmerten sich nicht um ihn? Weil der Herr ihnen nicht allzu nahe treten will, um sie nicht in Verzweiflung zu bringen; er \u252 ?berlie\u223 ? es vielmehr dem Gewissen eines jeden einzelnen unter den Zuh\u246 ?rern, sich selbst anzuklagen. Doch war dieses Schicksal nicht blo\u223 ? dem Samen beschieden, sondern auch dem Netze. Auch dieses enthielt ja viel Unbrauchbares. Der Herr erw\u228 ?hnt aber dieses Gleichnis, um seine J\u252 ?nger zu st\u228 ?rken und dahin zu bringen, wenigstens selbst nicht schwach zu werden, wenn auch sein Wort bei der Mehrzahl derer, die es h\u246 ?rten, fruchtlos blieb. So erging es ja auch dem Herrn selbst; aber dennoch hat er nicht abgelassen, obwohl er genau vorher wusste, dass es so kommen werde.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber, fragst du, welchen Sinn soll das haben, in Dornen zu s\u228 ?en, auf Felsen und auf einen Weg? Bei wirklichem Samen und einem wirklichen Weg h\u228 ?tte es allerdings keinen Sinn, wo es sich aber um Seelen und deren Unterweisung handelt, da verdient dies gar gro\u223 ?es Lob. W\u252 ?rde ein Landmann mit seinem Samen so umgehen, so m\u246 ?chte man ihn wohl mit Recht tadeln; denn ein Felsen wird ja doch nicht zum Erdreich werden und die Stra\u223 ?e muss Stra\u223 ?e bleiben, so gut wie die Dornen: Dornen. Auf geistigem Gebiete dagegen ist es nicht so. Da kann ein Felsen umgewandelt und zu fruchtbarem Erdreich gemacht werden, und ein Weg kann dem Gebrauch entzogen und nicht mehr jedem Vor\u252 ?bergehenden zug\u228 ?nglich sein und daf\u252 ?r zum fetten Ackerland werden; und die Dornen k\u246 ?nnen beseitigt werden, damit der Same ruhig darauf gedeihe. W\u228 ?re das nicht m\u246 ?glich, so w\u252 ?rde auch der Herr nicht auss\u228 ?en. Wenn aber dieser Wandel nicht bei allen eintritt, so liegt die Schuld daran nicht bei dem, der auss\u228 ?t, sondern bei denen, die sich nicht umwandeln lassen wollen. Der Herr hat ja getan, was an ihm lag. Wenn aber die anderen nichts von ihm und seiner Sache wissen wollten, so ist nicht er daf\u252 ?r verantwortlich, der ihnen ja so gro\u223 ?e Liebe erzeigt hat.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Du aber beachte auch noch den Umstand, dass es nicht blo\u223 ? einen Weg zum Verderben gibt, sondern verschiedene und solche, die weit auseinander liegen. Die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0638.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d638 }}} einen gleichen n\u228 ?mlich der \u246 ?ffentlichen Stra\u223 ?e; das sind die Gemeinen, die Leichtfertigen, die Nachl\u228 ?ssigen. Die anderen gleichen dem Felsen; das sind die, welche nur zu schwach sind.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: \u8222 ?Denn\u8220", sagt er, \u8222 ?der Samen, der auf felsigen Grund gestreut ward, ist derjenige, der das Wort h\u246 ?rt und es alsbald mit Freude erfasst;\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: doch hat er keine Wurzel in sich, sondern lebt nur kurze Zeit; kommt dagegen Tr\u252 ?bsal oder Verfolgung wegen des Wortes, so nimmt er alsbald \u196 ?rgernis.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19: So oft einer das Wort der Wahrheit h\u246 ?rt und nicht versteht, kommt der B\u246 ?se und stiehlt den Samen aus seinem Herzen. Das ist der Same, der neben den Weg gestreut wurde.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es ist aber nicht dasselbe, ob die gute Lehre fruchtlos bleibt, ohne dass man von etwas gekr\u228 ?nkt oder bel\u228 ?stigt wird, oder ob es geschieht infolge von Versuchungen. Jene aber, die den Dornen gleichen, verdienen noch viel weniger Nachsicht als diese.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit also uns nichts Derargtiges widerfahre, wollen wir den Samen des Wortes mit dem Erdreich der Bereitwilligkeit und des fortw\u228 ?hrenden Andenkens bedecken. Denn wenn auch der Teufel es rauben will, es steht doch in unserer Macht, es uns nicht rauben zu lassen. Und wenn der Same verdorrt, so geschieht dies nicht wegen der Hitze{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn der Herr sagte nicht, er sei wegen der Hitze verdorrt, sondern weil er keine Wurzel hatte\par} } ; und wenn die Worte ersticken, so sind nicht die Dornen daran schuld, sondern diejenigen, welche die Dornen wachsen lassen. Wenn du nur willst, so kannst du ja dieses verderbliche Gew\u228 ?chs hindern und den Reichtum in der richtigen Weise gebrauchen. Deshalb sagte er nicht: die Welt, sondern \u8220"die Sorge f\u252 ?r die Welt\u8221"; auch nicht: der Reichtum, sondern: \u8220"der Trug des Reichtums\u8221". Schieben wir also die Schuld nicht auf die weltlichen Gesch\u228 ?fte, sondern auf unsere eigene verkehrte Gesinnung. Denn man kann auch reich sein, ohne sich t\u228 ?uschen zu lassen, und kann in dieser Welt leben, ohne von Sorgen erdr\u252 ?ckt zu werden. Der Reichtum bringt {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0639.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d639 }}} eben zwei gro\u223 ?e, entgegengesetzte Nachteile mit sich. Der eine peinigt und macht finster, das ist die Sorge. Der andere macht weichlich, das ist die \u220 ?ppigkeit. Treffend sagt auch der Herr; \u8220"die T\u228 ?uschung des Reichtums\u8221". Denn im Reichtum ist alles T\u228 ?uschung; er ist nur ein Name, dem nichts Wirkliches zugrunde liegt. Auch die Lust, der Ruhm, der Schmuck und all diese Dinge sind je nur Einbildung, nicht Wahrheit und Wirklichkeit.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem also der Herr gesagt hat, auf wie vielfache Art und Weise der Same zugrunde gehen kann, so erw\u228 ?hnt er zuletzt auch das gute Erdreich, damit niemand den Mut verliere; vielmehr will der die Hoffnung auf Sinnes\u228 ?nderung bestehen lassen und zeigen, dass man von jedem der erw\u228 ?hnten Fehler sich zur Bu\u223 ?e bekehren k\u246 ?nne. Indessen, wenn das Erdreich und der S\u228 ?mann gut, sowie der Same bei allen der gleiche ist, warum tr\u228 ?gt denn der eine hundertfache, der andere sechzigfache, der dritte nur drei\u223 ?igfache Frucht? Dieser Unterschied liegt an der Natur des Erdreiches; denn auch wo dieses gut ist, weist es doch noch gro\u223 ?e Unterschiede auf. Siehst du also, dass nicht der S\u228 ?mann die Schuld tr\u228 ?gt, auch nicht der Same, sondern die Erde, die ihn aufnimmt; dass es nicht an der Natur liegt, sondern an der Gesinnung?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hierin zeigt sich nun aber ein hohes Ma\u223 ? von Liebe, dass er nicht einen unm\u246 ?glichen Grad von Tugend von allen verlangt, sondern dass er die ersten annimmt und die, die an zweiter Stelle kommen, nicht zuur\u252 ?ckweist, und denen, so an dritter Stelle stehen, ebenfalls noch einen Platz einr\u228 ?umt. Das sagt er aber, damit jene, die ihm nachfolgen, nicht etwa glauben, es sei das blo\u223 ?e Anh\u246 ?ren{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 seiner Worte\par} } zum Heile gen\u252 ?gend. Warum aber, fragst du, hat er nicht auch die anderen Laster aufgez\u228 ?hlt, wie zum Beispiel die Fleischesliebe, die eitle Ruhmsucht? Durch die Ausdr\u252 ?cke: \u8220"Sorge f\u252 ?r diese Welt\u8221" und \u8220"Trug des Reichtums\u8221" hat er eben alles andere mit inbegriffen. Denn auch eitle Ruhmsucht, sowie alles andere ist von dieser Welt und ist Trug des Reichtums, wie z.B. die b\u246 ?se Lust, Schlemmerei, Neid, Ehrgeiz und alles Derartige. Auch erw\u228 ?hnt er den Weg {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0640.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d640 }}} und den felsigen Grund, um zu zeigen, dass es nicht genug ist, blo\u223 ? der Liebe zum Gelde zu entsagen, sondern dass man auch die anderen Tugenden \u252 ?ben m\u252 ?sse. Oder was n\u252 ?tzt es dir, wenn du zwar keinen Reichtum besitzest, daf\u252 ?r aber unm\u228 ?nnlich und weichlich bist? Oder was n\u252 ?tzt es, wenn du zwar nicht unm\u228 ?nnlich bist, daf\u252 ?r aber leichtsinnig und nicht ernst im Anh\u246 ?ren des Wortes? Ein einziger Teil gen\u252 ?gt euch nicht zum Heile; vielmehr m\u252 ?sst ihr zuerst genau achtgeben und euch fortw\u228 ?hrend an das Geh\u246 ?rte erinnern. Sodann braucht ihr Mannhaftigkeit und dann Ver achtung des Reichtums und Lossch\u228 ?lung von aller Anh\u228 ?nglichkeit an das Irdische. Aus diesem Grunde nennt er auch dieses{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das Anh\u246 ?ren\par} } vor jenem, weil dieses in erster Linie vonn\u246 ?ten ist. (\u8220"Denn wie werden sie glauben, wenn sie nicht h\u246 ?ren?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 10,14.\par} }), wie ja auch wir nicht erfahren k\u246 ?nnen, was wir zu tun haben, wenn wir nicht achtgeben auf das, was gesagt wird, dann erst nennt er die Mannhaftigkeit und die Verachtung der irdischen Dinge.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem wir also dieses geh\u246 ?rt, wollen wir uns nach allen Seiten hin r\u252 ?sten, wollen auf das, was gesagt wird, achthaben, die Wurzeln in die Tiefen gehen lassen und uns von aller Anh\u228 ?nglichkeit an irdische Dinge losmachen. Wenn wir dagegen nur das eine tun und das andere vernachl\u228 ?ssigen, so n\u252 ?tzt uns alles \u252 ?brige nichts; denn wenn wir nicht aus dem einen Grunde verloren gehen, dann eben aus dem anderen. Oder was verschl\u228 ?gt es, wenn wir zwar nicht wegen des Reichtums, daf\u252 ?r aber wegen Gleichg\u252 ?ltigkeit zugrunde gehen; oder nicht wegen Gleichg\u252 ?ltigkeit, daf\u252 ?r wegen Weichlichkeit? Auch der S\u228 ?mann ist ja betr\u252 ?bt, ob nun sein Same auf diese oder auf jene Weise zugrunde geht. Suchen wir also keinen Trost darin, dass wir nicht auf jede dieser Arten zugrunde gehen; trauern wir lieber, wenn wir auch nur aus einer dieser Ursachen verloren gehen. Verbrennen wir darum die Dornen; sie ersticken das Wort Gottes. Das wissen jene Reichen gar wohl, die weder daf\u252 ?r, noch f\u252 ?r sonst etwas zu haben sind. Sie sind eben Sklaven und Gefangene ihrer Vergn\u252 ?gungen geworden {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0641.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d641 }}} und haben kein Verst\u228 ?ndnis mehr f\u252 ?r die Bed\u252 ?rfnisse anderer; wenn aber schon f\u252 ?r diese nicht mehr, dann noch viel weniger f\u252 ?r das, was den Himmel betrifft. Denn auf zweifache Weise wird der Geist dadurch gesch\u228 ?digt: durch die Schwelgerei und durch die Sorgen, die sie haben. Von diesen beiden w\u228 ?re jedes schon f\u252 ?r sich allein gen\u252 ?gend, das Schifflein der Seele zum Kentern zu bringen; wenn dann gar erst beide zusammenkommen, so kannst du dir denken, wie gro\u223 ? die Gewalt des Stromes werden wird.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wundere dich auch nicht, dass Christus die b\u246 ?se Lust mit dem Ausdruck \u8222 ?Dornen\u8220" bezeichnet. Du verstehst dies allerdings nicht, weil du von dieser Leidenschaft trunken bist; die Gesunden wissen aber, dass sie noch mehr sticht als ein Dorn; dass die b\u246 ?se Lust die Seele noch mehr ersch\u246 ?pft als Sorgen, und dem Leibe und der Seele heftige Schmerzen verursacht. Sorgen bringen einen ja nicht so herunter, wie ein schwelgerisches Leben. Denn wenn Schlaflosigkeit, H\u228 ?mmern der Schl\u228 ?fen, Kopfweh und Leibschmerzen einen solchen Menschen plagen, so bedenke, um wieviel schmerzlicher dies ist, als viele Dornen. Und wie die Dornen, von welcher Seite man immer sie anr\u252 ?hren mag, die H\u228 ?nde verwunden, die sie anfassen, so schadet auch ein schwelgerisches Leben den F\u252 ?\u223 ?en, den H\u228 ?nden, dem Haupte, den Augen, mit einem Worte allen Gliedern des Leibes; es ist saftlos und unfruchtbar gleich einem Dorn und verursacht weit mehr Schmerzen als dieser und zwar gerade an den wichtigsten Stellen. Das \u252 ?ppige Leben macht fr\u252 ?hzeitig alt, stumpft das Gef\u252 ?hl ab, verfinstert den Geist, l\u228 ?hmt selbst einen scharfblickenden Verstand, macht den K\u246 ?rper schlaff, verursacht zu h\u228 ?ufigen Stuhlgang, bringt eine Menge \u220 ?bel zugleich mit sich, erh\u246 ?ht \u252 ?ber Geb\u252 ?hr das Gewicht und macht die Last, die man zu tragen hat, zu gro\u223 ?. Darum sind auch die Zusammenbr\u252 ?che h\u228 ?ufig und zahlreich und leiden vielen Schiffbruch.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ja, sag mir doch, warum m\u228 ?stest du so deinen Leib? Glaubst du, wir m\u252 ?ssten dich als Schlachtopfer darbringen, oder gar f\u252 ?r die Mahlzeit zubereiten? Bei den H\u252 ?hnern ist es ganz gut, wenn du sie m\u228 ?stest. Ja eigentlich {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0642.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d642 }}} ist es nicht einmal da recht am Platz; denn wenn sie fett geworden, so ist ihr Genuss nicht mehr ganz gesund. Solche Nachteile bringt eben ein schwelgerisches Leben mit sich; selbst in den Tieren schadet sie noch. Denn werden sie zu sehr gem\u228 ?stet, so macht man sie f\u252 ?r sich und f\u252 ?r uns unbrauchbar. Das \u220 ?berfl\u252 ?ssige wird eben nicht mehr verarbeitet und das \u220 ?berma\u223 ? von Fl\u252 ?ssigkeit verursacht F\u228 ?ulnis, und das alles kommt von jenem Fett. Die Tiere hingegen, die nicht in dieser Weise gem\u228 ?stet werden, sondern sozusagen n\u252 ?chtern leben und mit Ma\u223 ?, die arbeiten und sich abm\u252 ?hen, die sind f\u252 ?r sich und f\u252 ?r andere am geeignetsten, sowohl zur Nahrung, als auch f\u252 ?r jeden anderen Zweck. Wer mit diesen Tieren sich n\u228 ?hrt, erfreut sich gro\u223 ?er Gesundheit; wer aber mit den anderen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 gem\u228 ?steten\par} } sich g\u252 ?tlich tut, der wird selber wie sie, wird schwerf\u228 ?llig und kr\u228 ?nklich und macht sich seine Gefangenschaft nur noch schwerer. Es gibt eben nichts, was dem Leibe so gef\u228 ?hrlich und sch\u228 ?dlich w\u228 ?re, als ein \u252 ?ppiges Leben; nichts zerrei\u223 ?t, verstopft und verdirbt ihn so sehr, wie Schwelgerei.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Darum muss man sich wohl am allermeisten \u252 ?ber die Torheit solcher Leute wundern, die sich selbst nicht einmal soviel Schonung angedeihen lassen wollen, als wie andere ihren Weinschl\u228 ?uchen. Denn die Weinh\u228 ?ndler lassen ihre Schl\u228 ?uche auch nicht \u252 ?ber das Ma\u223 ? anf\u252 ?llen, damit sie nicht zerrei\u223 ?en; diese dagegen haben f\u252 ?r ihren ungl\u252 ?cklichen Bauch nicht ebensoviel Vorsicht; wenn sie ihn angef\u252 ?llt haben bis zum Platzen, dann gie\u223 ?en sie auch noch alles ganz und gar voll, bis an die Ohren, bis an die Nase und die Kehle, und beengen dadurch nicht blo\u223 ? den Geist, sondern hemmen auch die Kraft, die den Organismus lenkt. Oder hast du dazu deine Kehle erhalten, damit du sie bis oben an den Mund mit \u252 ?belriechendem Wein und anderem Unrat anf\u252 ?llst? Nein, nicht deshalb, o Mensch, sondern damit du vor allem Gott Lob singest, heilige Gebete zum Himmel emporsendest, die g\u246 ?ttlichen Gesetze lesest und deinem Nebenmenschen n\u252 ?tzliche Ratschl\u228 ?ge erteilst. Du aber tust, als h\u228 ?ttest du sie nur f\u252 ?r jenen Zweck erhalten, g\u246 ?nnst ihr nicht einmal kurze Zeit zum Gottesdienst {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0643.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d643 }}} und beugst sie das ganze Leben lang unter dieses elende Joch.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Diese Menschen handeln geradeso wie einer, der eine mit goldenen Saiten bespannte und gutgestimmte Zither in die Hand nimmt und,anstatt eine harmonische Melodie ihr zu entlocken, sie \u252 ?ber und \u252 ?ber mit Kot und Schmutz bedeckt. Kot nenne ich aber nicht die Nahrung, sondern die \u220 ?berern\u228 ?hrung und die ma\u223 ?lose Schwelgerei. Was \u252 ?ber die Bed\u252 ?rfnisse hinausgeht, ist eben nicht mehr Nahrung, sondern nur noch Verderben. Nur der Magen ist eben zur Aufnahme der Speisen bestimmt und auch er nur daf\u252 ?r; der Mund hingegen, die Kehle, die Zunge haben noch andere viel notwendigere Bestimmungen als diese. Ja selbst der Magen ist nicht einfach nur zur Aufnahme der Speisen da, sondern nur zur ma\u223 ?vollen Aufnahme derselben. Das gibt er uns selber schon dadurch zu erkennen, dass er ein gewaltiges Wehklagen wider uns anstimmt, wenn wir ihm durch solches \u220 ?berma\u223 ? Schaden zuf\u252 ?gen; ja er klagt nicht blo\u223 ?, sondern legt und auch zur S\u252 ?hne f\u252 ?r dieses Unrecht die allerschwerste Bu\u223 ?e auf. Zuerst straft er die F\u252 ?\u223 ?e, die uns zu jenen verderblichen Gastm\u228 ?hlern trugen und f\u252 ?hrten, dann bindet er die H\u228 ?nde, die dabei Dienste leisteten und uns so viele und so ausgesuchte Speisen zuf\u252 ?hrten; ja vielen hat es sogar den Mund, die Augen und den Kopf verdreht. Und gleichwie ein Sklave, dem man etwas aufgetragen, was \u252 ?ber seine Kraft geht, gar oft die Fassung verliert und gegen den schm\u228 ?ht, der ihm den Befehl gegeben, so macht es auch der Magen, dem man Gewalt angetan; er verdirbt und greift nicht blo\u223 ? diese Glieder an, sondern oft sogar noch das Gehirn selbst. Es ist auch ganz gut, dass Gott es so eingerichtet hat, dass aus dem \u220 ?berma\u223 ? solche Nachteile entstehen; denn wer nicht gutwillig Einsicht \u252 ?ben will, der soll wenigstens unfreiwillig durch die Furcht vor solchem Schaden Ma\u223 ? halten lernen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aus diesem Grunde wollen wir also das \u252 ?ppige Leben fliehen und auf die Einhaltung des rechten Ma\u223 ?es bedacht sein, damit wir uns nicht blo\u223 ? der leiblichen Gesundheit erfreuen, sondern auch die Seele von jeglicher Krankheit befreien und so der zuk\u252 ?nftigen G\u252 ?ter {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0644.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d644 }}} teilhaftig werden k\u246 ?nnen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem die Ehre und die Macht geb\u252 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 F\u252 ?nfundvierzigste Homilie. Kap.XIII,V.10-23.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.10: \u8222 ?Da gingen die J\u252 ?nger zu ihm hin und sagten: Warum redest Du in Gleichnissen zu ihnen?\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8220"Er aber antwortete ihnen und sprach: Weil es euch gegeben ist, die Geheimnisse des Himmelreiches zu erkennen, jenen aber nicht.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hier d\u252 ?rfen wir die J\u252 ?nger wohl bewundern, weil sie nicht blo\u223 ? sehns\u252 ?chtig nach Belehrung verlangten, sondern auch wussten, wann es Zeit sei, Fragen zu stellen; denn sie tun es nicht{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wie vorher die Br\u252 ?der des Herrn\par} } vor allem Volke. Das gibt uns ja Matth\u228 ?us zu verstehen durch die Worte: \u8220"Da gingen sie hinzu\u8221". Dass es aber keine blo\u223 ?e Vermutung ist, was ich sage, ergibt sich daraus, dass Markus dasselbe noch deutlicher behauptet und sagt, sie seien einzeln zu ihm hingegangen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 4,10\par} } . So h\u228 ?tten es auch seine Br\u252 ?der und seine Mutter machen sollen, und nicht ihn hinausrufen, um sich zu zeigen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 12,46\par} } . Da beachte auch die N\u228 ?chstenliebe der Apostel, wie sehr ihnen das Wohl der anderen am Herzen liegt und wie sie zuerst an sie denken und dann erst an sich. \u8220"Weshalb\u8221", fragen sie, \u8220"sprichst Du zu ihnen in Gleichnissen?\u8221" Sie sagten nicht: Warum redest Du mit uns in Gleichnissen? Auch sonst zeigen sie sich h\u228 ?ufig voll Liebe gegen alle; so zum Beispiel, wo sie sagen: \u8220"Entlass die Menge\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 14,15\par} } , und: \u8220"Wei\u223 ?t Du, dass sie \u196 ?rgernis genommen haben?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 9,12; Mt 15,12\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0645.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d645 }}} Wie lautet nun die Antwort Christi? \u8222 ?Weil es euch gegeben ist, die Geheimnisse des Himmelreiches zu erkennen; jenen aber nicht.\u8220" Mit diesen Worten wollte er zu verstehen geben, dass die Ursache solcher Unkenntnis nicht auf einer Notwendigkeit oder irgendeiner blinden F\u252 ?gung des Schicksals beruhe, sondern dass sie selbst die Schuld an allem Unheil tr\u252 ?gen; auch wollte er betonen, dass diese Erkenntnis ein freies Geschenk sei, und eine Gnade, die von oben kam. Wenn sie aber auch ein freies Geschenk ist, so ist die pers\u246 ?nliche Mitwirkung deshalb nicht ausgeschlossen. Das geht aus dem Folgenden hervor. Wenn sie n\u228 ?mlich h\u246 ?rten, dass es ihnen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 von oben\par} } \u8222 ?gegeben\u8220" sei, so sollten die einen nicht mutlos, die anderen nicht \u252 ?berm\u252 ?tig werden; darum siehe, wie er ihnen zeigt, dass wir den Anfang machen m\u252 ?ssen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: \u8222 ?Denn jedem, der etwas hat, wird noch dazu gegeben werden, und jedem, der nichts hat, wird auch das genommen, was er zu haben glaubt.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Diese Worte sind ungemein dunkel, und doch legen sie Zeugnis ab von unaussprechlicher Gerechtigkleit. Ihr Sinn ist der: Wenn jemand bereitwillig und eifrig ist, so wird ihm Gott auch seinerseits alles geben, was an ihm liegt; wenn er es aber nicht ist, so wird weder er selbst tun, was er sollte, noch wird Gott ihm geben, was von ihm abh\u228 ?ngt. \u8222 ?Denn\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?was er zu haben glaubt, wird ihm genommen werden\u8220", nicht etwa so, dass Gott es ihm nimmt, sondern indem er ihn \u252 ?berhaupt seiner Gaben nicht w\u252 ?rdigt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch wir pflegen es ja so zu machen: Wenn wir sehen, dass jemand nur l\u228 ?ssig zuh\u246 ?rt und trotz unserer wiederholten Bitten nicht achtgeben will, so schweigen wir eben. Wollten wir darauf bestehen, weiter zu reden, so w\u252 ?rde seine Unachtsamkeit nur noch zunehmen. Ist dagegen jemand begierig nach Unterweisung, so ziehen wir ihn an uns und geben ihm viele Belehrung. Ganz richtig gebraucht auch der Herr den Ausdruck: \u8222 ?Auch das, was er zu haben glaubt\u8220"; denn tats\u228 ?chlich hat er ja gerade das nicht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0646.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d646 }}} Diese Worte erkl\u228 ?rt er dann noch des weiteren und zeigt uns ihren wirklichen Sinn: \u8222 ?Dem, der hat, wird gegeben werden; von dem aber, der nichts hat, wird auch das genommen werden, was er zu haben glaubt.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: \u8222 ?Deshalb\u8220", sagt er weitert, \u8222 ?rede ich in Gleichnissen zu ihnen, weil sie sehen und doch nicht sehen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dann h\u228 ?tte er ihnen eben, wendet man ein, die Augen \u246 ?ffnen sollen, wenn sie nichts sehen. Ja, wenn es sich um leibliche Blindheit gehandelt h\u228 ?tte, dann h\u228 ?tte er ihnen die Augen \u246 ?ffnen m\u252 ?ssen; weil aber ihre Blindheit freiwillig und selbstgewollt war, deshalb sagte der g\u246 ?ttliche Heiland nicht einfachhin: sie sehen nicht, sondern: \u8222 ?Sie sehen und sehen doch nicht.\u8220" An ihrer Blindheit war also nur ihre eigene Schlechtigkeit schuld. Sie hatten ja gesehen, wie D\u228 ?monen ausgetrieben wurden, und sagten noch: \u8222 ?Im Beelzebub, dem obersten der D\u228 ?monen, treibt er die Teufel aus\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 9,34 u.12,24\par} } . Sie h\u246 ?rten, wie er sie zu Gott f\u252 ?hren wollte, und wie er seine vollkommene \u220 ?bereinstimmung mit Gott bekundete, und sagten: \u8222 ?der ist nicht von Gott\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 9,16\par} } . Da sie also das Gegenteil von dem behaupteten, was sie sahen und h\u246 ?rten, deshalb, meint der Herr, nehme ich ihnen auch die F\u228 ?higkeit zu h\u246 ?ren. Damit ziehen sie sich nur ein noch sch\u228 ?rferes Gericht zu. Denn sie haben nicht nur nicht geglaubt, sie haben den Herrn sogar beschimpft, getadelt und ihm Nachstellungen bereitet. Gleichwohl h\u228 ?lt ihnen der Herr dies alles nicht vor; er will eben kein harter Ankl\u228 ?ger sein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Im Anfange redete er also nicht so r\u228 ?tselhaft mit ihnen, sondern ganz klar und deutlich. Da sie sich aber selbst von ihm abwandten, so spricht er hinfort in Gleichnissen zu ihnen. Damit sodann niemand glaube, seine Worte enthalten eine unbegr\u252 ?ndete Anklage, und damit sie nicht sagten: er klagt uns an und verleumdet uns, weil er unser Feind ist, deshalb zitiert er den Propheten, der dasselbe sagte, wie er.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: \u8222 ?Denn\u8220" sagt er, \u8222 ?an ihnen wird die Prophetie des Jesaias in Erf\u252 ?llung gehen, die da lautet: Mit euren Ohren {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0647.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d647 }}} werdet ihr h\u246 ?ren und nicht verstehen, sehend werdet ihr schauen und doch nicht sehen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Is 6,9\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du da, mit welcher Bestimmtheit auch der Prophet dieselbe Klage erhebt? Er sagte ja nicht: Ihr schauet nicht, sondern: \u8222 ?Ihr werdet schauen und doch nicht sehen\u8220"; ebenso hei\u223 ?t es nicht: Ihr werdet nicht h\u246 ?ren, sondern: \u8222 ?Ihr werdet h\u246 ?ren und nicht verstehen.\u8220" Sie waren es also, die sich selber zuerst lostrennten, indem sie sich die Ohren verstopften, die Augen verh\u252 ?llten, das Herz verh\u228 ?rteten. Denn sie h\u246 ?rten ja nicht nur nicht, sondern\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: \u8222 ?Sie h\u246 ?rten es mit Ingrimm\u8220";\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 und so taten sie, sagt der Herr weiter, \u8222 ?damit sie sich nicht etwa bekehrten und ich sie heile\u8220", womit er auf ihre verh\u228 ?rtete Bosheit hinweist und ihre geflissentliche Abkehr von ihm.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So redet der g\u246 ?ttliche Heiland, um sie an sich zu ziehen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen und ihnen zu zeigen, dass er bereit sei, sie zu heilen, wenn sie sich ihm zuwenden wollten. Es war, wie wenn etwa jemand sagt: Er wollte mich nicht sehen, und ich bin froh dar\u252 ?ber; denn wenn er gebeten h\u228 ?tte, so w\u252 ?rde ich die Bitte alsbald gew\u228 ?hrt haben; das sagt er aber nur, um zu zeigen, wie man ihn zum Nachgeben bringen k\u246 ?nne. Im gleichen Sinne sagt auch hier der g\u246 ?ttliche Heiland: \u8222 ?damit sie sich nicht etwa zu mir wenden, und ich sie heile\u8220", blo\u223 ? um darzutun, dass sie bekehrt und gerettet werden k\u246 ?nnten, wenn sie Bu\u223 ?e tun wollten, und dass er dies nicht zu seinem Ruhme, sondern zu ihrer Rettung tue. Wenn er sie nicht h\u246 ?ren und retten wollte, so h\u228 ?tte er ja schweigen m\u252 ?ssen und nicht in Gleichnissen zu ihnen reden; so aber bem\u252 ?ht er sich gerade dadurch, sie zu ersch\u252 ?ttern, dass er in dunklen Gleichnissen redet. Denn \u8222 ?Gott will nicht den Tod des S\u252 ?nders, sondern dass er sich bekehre und lebe\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ez 18,23\par} } . Dass die S\u252 ?nde nicht in der Natur begr\u252 ?ndet, nicht eine Folge von Zwang und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0648.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d648 }}} Gewalt ist, das vernimm aus den Worten, die der Herr zu den Aposteln sprach:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: \u8222 ?Selig sind eure Augen, weil sie sehen. und eure Ohren, weil sie h\u246 ?ren\u8220";\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 er meint damit nicht die leiblichen, sondern die geistlichen Augen und Ohren. Auch die Apostel waren ja Juden und in denselben Lehren erzogen; gleichwohl ward ihnen die Prophetie nicht zum Schaden, weil eben die Wurzel des Guten in ihnen gesund war, ich meine der Wille und die Gesinnung. Siehst du also, dass das: \u8222 ?Euch ist es gegeben\u8220" nicht etwa einer Notwendigkeit entsprang. Auch w\u228 ?ren sie ja nicht selig gepriesen worden, wenn die Sache nicht ihr pers\u246 ?nliches Verdienst gewesen w\u228 ?re.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da wende mir nicht ein, der Herr habe nicht klar und deutlich zu den Juden gesprochen; es w\u228 ?re ja auch ihnen frei gestanden, zum Herrn hinzugehen und zu fragen, wie die J\u252 ?nger getan. Aber sie wollten eben nicht, weil sie gleichg\u252 ?ltig und lau waren. Und was sage ich nur: sie wollten nicht? Sie taten ja sogar das gerade Gegenteil. Sie blieben nicht allein ungl\u228 ?ubig, und h\u246 ?rten nicht blo\u223 ? nicht, sie bek\u228 ?mpften ihn sogar und setzten seinen Worten die gr\u246 ?\u223 ?te Unversch\u228 ?mtheit entgegen. Darum hei\u223 ?t es, als der Herr das tadelnde Prophetenwort angef\u252 ?hrt hatte: \u8222 ?Sie vernahmen es mit Ingrimm.\u8220" Die J\u252 ?nger dagegen machten es nicht so; darum pries auch der Herr sie selig.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch durch einen anderen Hinweis ermutigt er sie noch, indem er sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: \u8222 ?Denn wahrlich sage ich euch, viele Propheten und Gerechte trugen Verlangen darnach, zu sehen, was ihr sehet, und haben es nicht gesehen, und zu h\u246 ?ren, was ihr h\u246 ?ret, und haben es nicht geh\u246 ?rt\u8220",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 n\u228 ?mlich meine Ankunft, meine Wunder, meine Stimme, meine Lehre. Hier stellt er die Apostel nicht mehr blo\u223 ? \u252 ?ber diese Verworfenen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 unter den Juden\par} } , sondern auch \u252 ?ber die Gerechten; er nennt sie sogar noch seliger als diese. Und warum denn? Weil die J\u252 ?nger das sehen, was jene Juden nicht einfach nicht sahen, sondern {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0649.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d649 }}} sogar sehns\u252 ?chtig verlangten, sehen zu k\u246 ?nnen. Jene schauten eben nur durch den Glauben; diese sehen ihn sogar von Angesicht und erkennen ihn viel deutlicher. Siehst du da, wie auch hier wieder der Herr das Alte Testament mit dem Neuen verkn\u252 ?pft, und zeigt, dass jene Propheten die Zukunft nicht blo\u223 ? schauten, sondern auch sehns\u252 ?chtig nach ihr verlangten? Das h\u228 ?tten sie gewiss nicht getan, wenn sie von einem fremden, feindlich gesinnten Gott inspiriert gewesen w\u228 ?ren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18: \u8222 ?Ihr also\u8220", f\u228 ?hrt der Herr weiter, \u8222 ?h\u246 ?ret das Gleichnis vom S\u228 ?mann\u8220",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 und kommt dann auf das zu sprechen, was ich schon fr\u252 ?her erw\u228 ?hnte, n\u228 ?mlich auf die Lauheit und den Eifer, die Furchtsamkeit und Mannhaftigkeit, Reichtum und Armut; dabei weist er auf den Nutzen hin, den das eine,und auf den Schaden, den das andere bringt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Verse 19-23 sind hier nicht eigens erkl\u228 ?rt, weil schon in Hom.44 erw\u228 ?hnt\par} } . Daraufhin stellt er ihnen auch verschiedene Arten vor, die Tugend zu \u252 ?ben. In seiner Menschenliebe er\u246 ?ffnete er eben nicht blo\u223 ? einen Weg und sagte nicht: Wenn einer nicht hundertf\u228 ?ltige Frucht bringt, ist er verloren, sondern: Auch der wird gerettet werden, der nur sechzigfache Frucht bringt, und nicht blo\u223 ? er, sondern sogar, wer nur drei\u223 ?igfache bringt. So tat er, um die Erlangung des Seelenheiles zu erleichtern. Also du kannst die Jungfr\u228 ?ulichkeit nicht beobachten? So gehe eine ehrbare Ehe ein. Du vermagst nicht arm zu leben? Gib Almosen von dem, was du hast. Du bist nicht imstande, jene Last zu tragen? Teile dein Verm\u246 ?gen mit Christus. Du willst ihm nicht alles schenken? Gib ihm wenigstens die H\u228 ?lfte, wenigstens ein Drittel. Er ist ja dein Bruder und Miterbe; mach ihn schon hienieden zu deinem Miterben. Alles, was du ihm gibst, wirst du dir selbst geben. Oder h\u246 ?rst du nicht, was der Prophet spricht: \u8222 ?Die Verwandten deines Blutes sollst du nicht verachten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Is 58,7\par} } . Wenn man aber die Verwandten nicht verachten darf, dann noch viel weniger den Herrn, der ja au\u223 ?er der Herrschaft auch noch das Recht der Verwandtschaft {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0650.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d650 }}} auf dich hat, und noch vieles andere mehr. Er hat dich ja zum Teilhaber seines Eigentums gemacht, hat nichts von dir genommen und hat sogar mit dieser unaussprechlichen Wohltat selbst den Anfang gemacht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 W\u228 ?re es also da nicht \u228 ?u\u223 ?erst unverst\u228 ?ndlich, nicht einmal auf ein solches Geschenk hin die Liebe zum N\u228 ?chsten zu \u252 ?ben, keinen Dank zu wissen f\u252 ?r diese Gnade, und nicht wenigstens eine geringe Gabe zu spenden f\u252 ?r eine gro\u223 ?e? Er ist es ja, der dich zum Miterben des Himmels gemacht hat, und du willst nicht einmal etwas von deinen irdischen G\u252 ?tern mit ihm teilen? Er hat dich erl\u246 ?st ohne irgendein Verdienst von deiner Seite, ja obgleich du sogar sein Feind warst, und du willst nicht einmal deinem Freunde und Wohlt\u228 ?ter Dank wissen? Und doch solltest du,ganz abgesehen vom Himmelreich und von allem anderen, schon allein daf\u252 ?r dankbar sein, dass du \u252 ?berhaupt etwas geben kannst. Auch die Diener, die ihre Herren zum Mahle rufen, glauben damit nicht eine Gnade zu erweisen, sondern zu empfangen. Hier ist es gerade umgekehrt. Hier hat nicht der Diener den Herrn, sondern der Herr den Diener zuerst zu seinem Mahle gerufen; du ladest ihn aber nicht einmal jetzt ein. Er hat dich zuerst in sein Haus eingef\u252 ?hrt; du tust es nicht einmal nach ihm. Er hat dich in deiner Nacktheit bekleidet; du aber willst ihn daf\u252 ?r nicht einmal als Gast beherbergen. Er hat dir zuerst seinen eigenen Kelch zum Trinken gereicht; du willst ihm nicht einmal einen Trunk kalten Wassers daf\u252 ?r bieten. Er gab dir den Heiligen Geist zur Labung; du linderst nicht einmal seinen leiblichen Durst. Er stillte dich mit dem{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Heiligem\par} } .Geiste, w\u228 ?hrend du Strafe verdient h\u228 ?ttest; du k\u252 ?mmerst dich nicht um den D\u252 ?rstenden, obgleich du all dies Gute nur mit seinem Eigentum vollbringen solltest.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 H\u228 ?ltst du es denn nicht f\u252 ?r etwas Gro\u223 ?es, den Becher zu halten, aus dem Christus trinken, den er zu seinem Munde f\u252 ?hren will? Wei\u223 ?t du nicht, dass es sonst nur dem Priester erlaubt ist, den Kelch des Blutes zu reichen? Ich aber, sagt der Herr, schaue da nicht so genau darauf; wenn du mir den Kelch reichst, nehme {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0651.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d651 }}} ich ihn an; und wenn du ein Laie bist, weise ich ihn nicht zur\u252 ?ck. Auch verlange ich nicht dasselbe zur\u252 ?ck, was ich gegeben habe, denn ich will ja nicht Blut, sondern nur firsches Wasser.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da bedenke wohl, wer es ist, dem du zu trinken gibst, und sei voll heiliger Furcht. Bedenke, dass du{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 gleichsam\par} } ein Priester Christi wirst, indem du mit eigener Hand nicht Fleisch, sondern Brot, nicht Blut, sondern einen Becher frischen Wasser darbietest. Christus hat dich mit dem Gewand des Heiles bekleidet{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Is 61,10\par} } , hat dich selbst in eigener Person bekleidet; bekleide du ihn wenigstens durch deinen Diener{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 d.h.schicke wenigstens deinen Diener zu den Armen, wenn du nicht selbst gehen willst\par} } . Er hat dir die Herrlichkeit des Himmels verliehen; befreie du ihn wenigstens von K\u228 ?lte, Bl\u246 ?\u223 ?e und Scham. Er hat dich zum Mitb\u252 ?rger der Engel gemacht; teile du wenigstens dein Dach mit ihm, nimm ihn wenigstens so wie deinen Diener in dein Haus auf. Ich weise diese Behausung nicht zur\u252 ?ck, obgleich ich selbst dir den ganzen Himmel ge\u246 ?ffnet habe. Ich habe dich aus dem schrecklichsten Gef\u228 ?ngnis erl\u246 ?st; ich verlange nicht das gleiche von dir; ich sage nicht: Befreie mich; mir gereicht es schon zum Troste, wenn du nur in meinen Ketten nach mir siehst. Ich habe dich vom Tode auferweckt; von dir selbst verlange ich aber nicht dasselbe, sondern sage nur: Wenn ich krank bin, komme wenigstens mich zu besuchen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn also auf der einen Seite die Gaben so gro\u223 ? sind, und die geforderten Gegengaben so gering, und wir nicht einmal das geben wollen, welche H\u246 ?llenstrafen verdienen wir dann nicht daf\u252 ?r! Da werden wir ganz mit Recht dem Feuer \u252 ?berantwortet, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist, wenn wir uns noch h\u228 ?rter zeigen als Steine. Oder welche Unempfindsamkeit verr\u228 ?t es nicht, wenn wir trotz solcher Gaben, trotz solcher Verhei\u223 ?ungen zu Sklaven unseres Geldes werden, das wir doch bald auch wider Willen verlassen m\u252 ?ssen? Andere haben ihr eigenes Leben hingegeben und ihr Blut vergossen; du willst nicht einmal deinen \u220 ?berfluss f\u252 ?r {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0652.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d652 }}} das Himmelreich, f\u252 ?r so herrliche Siegeskr\u228 ?nze opfern! Welche Nachsicht solltest du da noch verdienen, welche Entschuldigung, wenn du freudig alles hingibst, um deinen Acker zu bes\u228 ?en, und kein Opfer scheust, um anderen Menschen auf Zinsen zu leihen, dagegen hart und unmenschlich bist, sobald es gilt, deinen Herrn durch die Armen zu ern\u228 ?hren?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das alles wollen wir also erw\u228 ?gen, und wollen bedenken, wieviel wir empfangen haben, wieviel uns in Aussicht gestellt ist, wie wenig von uns selbst verlangt wird, und wollen uns mit ganzem Eifer der \u220 ?bung der Tugend hingeben. Werden wir doch endlich sanftm\u252 ?tig und liebevoll{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 gegen den N\u228 ?chsten\par} } , damit wir nicht die unertr\u228 ?gliche Verdammnis uns zuziehen! Oder was w\u228 ?re nicht alles imstande, unsere Verurteilung zu bewirken? Dass wir so gro\u223 ?e und so herrliche Gnaden erlangten, dass gar keine gro\u223 ?en Anforderungen an uns gestellt werden, dass nur solche Dinge von uns verlangt werden, die wir auch wider Willen hienieden zur\u252 ?cklassen m\u252 ?ssen, dass wir so gro\u223 ?en Eifer in weltlichen Dingen an den Tag legen? Jeder einzelne von diesen Umst\u228 ?nden w\u228 ?re f\u252 ?r sich allein schon gen\u252 ?gend zu unserer Verurteilung; wenn aber gar alles zusammentrifft, welche Hoffnung auf Rettung bleibt uns dann noch?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit wir also diesem ganzen Gerichte entfliehen, wollen wir uns wenigstens einigerma\u223 ?en gegen die Armen freigebig zeigen. Dann werden uns die zeitlichen und auch alle himmlischen G\u252 ?ter zuteil werden, die wir alle erlangen m\u246 ?gen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht sei in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Sechsundvierzigste Homilie. Kap.XIII,V.24-33.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0653.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d653 }}} V.24: \u8222 ?Noch ein anderes Gleichnis trug er ihnen vor, indem er sprach: Das Himmelreich ist gleich einem S\u228 ?mann, der guten Samen auf seinem Acker ausstreut.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.25: W\u228 ?hrend aber die Menschen schliefen, kam sein Feind und s\u228 ?te Unkraut unter den Weizen, und ging fort.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: Als aber die Saat aufging und Frucht brachte, da erschien auch das Unkraut.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: Da gingen die Knecht hin zum Herrn des Hauses und sagten zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen auf Deinen Acker ausgestreut, woher hat er also das Unkreut?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.28: Er aber antwortete ihnen: Der Feind des Menschen hat dies getan. Die Knechte aber sagten zu ihm: Willst du also, dass wir hingehen und es sammeln?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.29; Er aber antwortete: Nein, damit ihr nicht etwa beim Sammeln des Unkrautes zugleich auch den Weizen mit ausrei\u223 ?et.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.30: Lasset darum beides wachsen bis zur Ernte.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Welches ist der Unterschied zwischen diesem und dem vorausgehenden Gleichnis? In dem fr\u252 ?heren sprach Jesus von denen, die \u252 ?berhaupt nicht auf ihn acht hatten, sondern ihn stehen lie\u223 ?en und den Samen wegwarfen. Hier spricht er dagegen von dem Vorgehen der H\u228 ?retiker. Damit n\u228 ?mlich die J\u252 ?nger auch darob nicht in Verwirrung k\u228 ?men, so sagt er ihnen auch das voraus, nachdem er ihnen zuvor erkl\u228 ?rt hatte, weshalb er in Gleichnissen rede. Im ersten Gleichnis sagt der Herr, sie h\u228 ?tten den Samen nicht aufgenommen; in diesem, sie h\u228 ?tten auch Unkraut mit aufgenommen. Auch das geh\u246 ?rt ja zur Taktik des Teufels, neben der Wahrheit stets auch den Irrtum mit einzuschmuggeln und diesen der Wahrheit m\u246 ?glichst \u228 ?hnlich zu f\u228 ?rben, um so die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0654.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d654 }}} Einf\u228 ?ltigen leicht zu bet\u246 ?ren. Deshalb nennt der Herr des Teufels Aussaat nicht einen anderen Samen, sondern Zizanien-Unkraut, das dem Getreide in etwa \u228 ?hnlich sieht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dann gibt er auch die n\u228 ?heren Umst\u228 ?nde seiner Hinterlist an. Er sagt: \u8222 ?W\u228 ?hrend die Menschen schliefen.\u8220" Darnach befinden sich die Vorsteher in nicht geringer Gefahr, da ja ihnen vor allem die Bewachung des Ackers anvertraut ist, aber nicht blo\u223 ? die Vorgesetzten, sondern auch die Untergebenen. Er gibt au\u223 ?erdem auch zu verstehen, dass der Irrtum erst nach der Wahrheit komme, was ja auch durch die geschichtlichen Tatsachen best\u228 ?tigt wird. So kamen erst nach den Propheten die Pseudopropheten, und nach den Aposteln die Pseudoapostel; so kommt auch nach Christus der Antichrist. Wenn n\u228 ?mlich der Teufel nicht vorhers\u228 ?he, was er nach\u228 ?ffen, wem er nachstellen sollte, so w\u252 ?rde er auch nichts tun, und nichts wissen. Da er also auch hier sah, dass der eine hundertf\u228 ?ltige Frucht bringe, ein anderer sechzigf\u228 ?ltige, ein anderer drei\u223 ?igf\u228 ?ltige, so schl\u228 ?gt er hinfort einen anderen Weg ein. Da er das nicht auszurotten vermochte, was einmal Wurzel gefasst hatte, es auch nicht ersticken oder verbrennen konnte, so sucht er ihm auf andere Weise durch Betrug beizukommen, indem er von dem Seinigen dazwischen streut. Worin unterscheiden sich aber die Schlafenden von denen, bei welchem der Same auf den Weg fiel? Darin, dass der Teufel ihn dort schnell wegstahl; er lie\u223 ? ihn n\u228 ?mlich gar nicht erst Wurzel fassen. Hier bedurfte es aber schon gr\u246 ?\u223 ?ere List.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dieses Gleichnis f\u252 ?hrt Christus an, um uns zu steter Wachsamkeit anzuhalten. Denn, so sagt er, wenn du auch jenen erstgenannten Gefahren entrinnst, es harren deiner noch andere. Denn wie dort das Verderben durch den Weg, das Felsgestein und die Dornen herbeigef\u252 ?hrt wurde, so hier durch den Schlaf; darum bedarf es unausgesetzter Wachsamkeit. Deshalb sagte er auch: \u8222 ?Wer aber ausharrt bis ans Ende, der wird gerettet werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 10,22\par} } . Etwas \u196 ?hnliches geschah auch im Anfang. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0655.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d655 }}} Da haben viele Vorsteher schlechte Menschen in die Kirchen eingelassen, verborgene H\u228 ?resiarchen, und haben dadurch diesen Kriegsplan des Teufels bedeutend gef\u246 ?rdert. Jetzt brauchte sich ja der Teufel nicht mehr anzustrengen, nachdem er diese Menschen unter die anderen gepflanzt hatte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie ist es aber m\u246 ?glich, fragst du, nicht zu schlafen? Den nat\u252 ?rlichen Schlaf zu unterdr\u252 ?cken ist nicht m\u246 ?glich; den der Seele aber wohl. In diesem Sinne sagte auch Paulus: \u8222 ?Wachet, stehet fest im Glauben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 16,13\par} } . Darnach zeigt der Herr, dass dieser Schlaf auch unn\u246 ?tig, nicht blo\u223 ? sch\u228 ?dlich sei. Der Teufel kommt n\u228 ?mlich erst dann zur Aussaat, wenn der Acker schon bestellt ist und keine weitere Arbeit braucht. Auch die H\u228 ?retiker machen es so, die ihr Gift aus keinem anderen Grunde ausstreuen als wegen ihres Ehrgeizes.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes gibt der Herr nicht blo\u223 ? hiervon eine genaue Schilderung, sondern auch \u252 ?ber den weiteren Fortgang der Sache. Denn, f\u228 ?hrt er fort, \u8222 ?als die Saat aufging und Frucht brachte, da erschien auch das Unkraut\u8220". Genau so machen es die H\u228 ?retiker. Im Anfang halten sie sich selbst verborgen; wenn sie sich aber einmal ordentlich sicher f\u252 ?hlen, und es l\u228 ?sst sich jemand mit ihnen ins Gespr\u228 ?ch ein, so lassen sie ihr Gift herausflie\u223 ?en. Warum l\u228 ?sst aber der Herr das Geschehene durch die Knechte berichten? Um ihnen sagen zu k\u246 ?nnen, dass man H\u228 ?retiker nicht t\u246 ?ten solle. \u8222 ?Feind des Menschen\u8220" aber nennt er den Teufel wegen des Schadens, den er den Menschen zugef\u252 ?gt hat. Denn das Unheil war zwar gegen uns gerichtet, die Ursache des Unheils aber war nicht des Teufels Hass gegen uns, sondern sein Hass gegen Gott. Daraus geht auch klar hervor, dass Gott uns noch mehr liebt, als wir uns selbst.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte sodann, wie auch ein anderer Umstand die Bosheit des Teufels bezeugt. Er hat seinen Samen deshalb nicht fr\u252 ?her ausgestreut, weil noch nichts da war, was er h\u228 ?tte verderben k\u246 ?nnen. Erst als die ganze Arbeit getan war, kam er, um die M\u252 ?he des S\u228 ?mannes zu vereiteln. So hat er also alles aus Hass gegen ihn getan. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0656.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d656 }}} Auch den Eifer der Knechte sollst du beachten. Es dr\u228 ?ngt sie bereits, das Unkraut auszurotten, wenn sie dabei auch nicht von der Klugheit geleitet sind. Aber es zeigt doch, wie sehr sie um den ausgestreuten Samen besorgt sind, und wie ihnen nur eines am Herzen liegt, nicht dass der Feind bestraft werde, sondern dass die Aussaat nicht verdorben werde; denn nicht das erste ist es, worauf es haupts\u228 ?chlich ankommt. Deshalb achten sie vorl\u228 ?ufig nur darauf, wie sie den Schaden wieder gut machen k\u246 ?nnten. Aber selbst das wollen sie nicht so ohne weiteres; denn sie nehmen sich nichts selbst heraus, sondern erwarten die Entscheidung vom Herrn, indem sie fragen: \u8222 ?Willst Du?\u8220" Was erwidert also der Herr? Er verhindert es und sagt: \u8222 ?Nein, damit ihr nicht zugleich mit dem Unkraut auch den Weizen ausrottet.\u8220" Das sagte er, um Kriege, Blutvergie\u223 ?en und Morde zu verhindern. Darum ist es auch nicht erlaubt, den H\u228 ?retiker zu t\u246 ?ten, weil man sonst einen unvers\u246 ?hnlichen Krieg \u252 ?ber die Welt br\u228 ?chte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aus diesen zwei Gr\u252 ?nden also h\u228 ?lt der Herr sie zur\u252 ?ck: erstens, damit nicht auch der Weizen Schaden leide; zweitens, weil eine Bestrafung des B\u246 ?sen durch seine Knechte diesen selbst unheilbaren Schaden br\u228 ?chte. Willst du also, dass die B\u246 ?sen gestraft werden, ohne dass der Weizen Schaden leide, so warte die richtige Zeit ab. Was meint aber der Herr mit den Worten: \u8222 ?Damit ihr nicht zugleich auch den Weizen ausrei\u223 ?t.\u8220" Entweder will er damit sagen: Wenn ihr die Waffen ergreifen und die H\u228 ?retiker umbringen w\u252 ?rdet, so m\u252 ?ssten auch viele Rechtgl\u228 ?ubige{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 griechisch hagioi\par} } das Leben lassen; oder aber er meint, dass viele von denen, die jetzt noch Unkraut sind, sich bekehren und zu Weizen werden k\u246 ?nnen. W\u252 ?rdet ihr sie also vorher ausrotten, so w\u252 ?rdet ihr auch denen schaden, die in Zukunft Getreide werden sollten, w\u252 ?rdet diejenigen ausrotten, die noch der Bekehrung und Besserung f\u228 ?hig w\u228 ?ren. Also nicht das verbietet der Herr, den H\u228 ?retikern zu widerstehen, sie zu widerlegen, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0657.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d657 }}} ihre Zusammenk\u252 ?nfte und Verbindungen aufzul\u246 ?sen, sondern nur, sie auszurotten und zu t\u246 ?ten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Du aber sieh, wie sanftm\u252 ?tig der Herr ist; wie er nicht blo\u223 ? seine Meinung ausspricht und sein Verbot erl\u228 ?sst, sondern auch die Gr\u252 ?nde daf\u252 ?r angibt. Was aber dann, wenn das Unkraut bis zum Ende so bleibt?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.30: \u8222 ?Dann werde ich den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es zusammen in B\u252 ?schel zum Verbrennen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nochmals erinnert sie der Herr an die Worte des Johannes, durch die er selbst zum Richter erkl\u228 ?rt ward, und sagt: Solange die H\u228 ?retiker nahe beim Weizen stehen, soll man sie schonen; sie k\u246 ?nnen ja vielleicht noch zu Weizen werden; wenn sie aber die Zeit nutzlos verstreichen lie\u223 ?en und von hinnen geschieden sind, dann werden sie notwendigerweise der unerbittlichen Strafe verfallen. \u8222 ?Denn ich werde den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut.\u8220" Warum dieses zuerst? Damit sie nicht zu f\u252 ?rchten brauchen, man werde zugleich mit dem Unkraut auch den Weizen wegtragen. \u8222 ?Und bindet es zusammen in B\u252 ?schel zum Verbrennen; den Weizen aber f\u252 ?hret zusammen in die Scheune.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.31: \u8222 ?Noch ein anderes Gleichnis trug er ihnen vor und sprach: Das Himmelreich ist gleich einem Senfkorn.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Oben hatte der Herr gesagt, es gingen drei Viertel von dem Samen verloren und eines werde gerettet werden, und selbst unter dem einen geretteten Teil werde ein gro\u223 ?er Schaden angerichtet werden. Damit es nun nicht hei\u223 ?e: Aber wer und wieviele geh\u246 ?ren dann noch zu den Gl\u228 ?ubigen? So benimmt er ihnen auch diese Furcht, weckt in ihnen durch das Gleichnis mit dem Senfkorn gl\u228 ?ubiges Vertrauen, und zeigt ihnen, dass die Predigt vom Evangelium ganz sicher und \u252 ?berall werde verbreitet werde. Aus diesem Grunde hat er auch das Bild mit der Pflanze gebracht, das so gut f\u252 ?r sein Thema passte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.32: \u8222 ?Dieses ist das kleinste unter allen Samenk\u246 ?rnern; wenn es aber gewachsen ist, dann ist es gr\u246 ?\u223 ?er als alle {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0658.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d658 }}} Pflanzen, und wird zu einem Baum, so dass die V\u246 ?gel des Himmels kommen und in seinen Zweigen wohnen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr wollte ein Beispiel von Gr\u246 ?\u223 ?e anf\u252 ?hren. So meint er also, wird es auch mit der Verk\u252 ?ndigung des Evangeliums gehen. Auch die J\u252 ?nger waren ja ganz schwache und unbedeutende Menschen; weil aber eine gro\u223 ?e Kraft in ihnen wohnte, so breitete sie sich \u252 ?ber den ganzen Erdkreis aus. Diesem Bilde f\u252 ?gt Jesus dann noch das mit dem Sauerteig an, und f\u228 ?hrt fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.33: \u8222 ?Das Himmelreich gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nimmt, und in drei Ma\u223 ? Mehl verbirgt, bis das Ganze durchs\u228 ?uert ist.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie n\u228 ?mlich der Sauerteig dem vielen Mehl seine eigene Kraft mitteilt, so werdet auch ihr die ganze Welt um\u228 ?ndern. Beachte, wie weise der Herr vorgeht. Er f\u252 ?hrt ein Beispiel aus der Natur an, um zu zeigen, wie jenes naturnotwendig erfolgen m\u252 ?sse, so auch dieses. Da wendet mir nicht ein{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 sagt gleichsam der Herr\par} } : Was sollen wir zw\u246 ?lf Leute verm\u246 ?gen, wenn wir unter eine solche Menschenmasse kommen? Gerade das l\u228 ?sst ja eure Macht nur um so heller ergl\u228 ?nzen, dass ihr unter eine solche Menschenmasse kommt und doch nicht unterliegt. Wie also hier der Sauerteig den anderen Teig durchs\u228 ?uert, wenn er in Verbindung gebracht wird mit dem Mehle, und nicht blo\u223 ? in Verbindung gebracht, sondern mit ihm vermengt wird, denn es hei\u223 ?t ja nicht blo\u223 ?: sie legte ihn hin, sondern: sie verbarg ihn , so werdet auch ihr eure Feinde \u252 ?berwinden, wenn ihr mit ihnen in Ber\u252 ?hrung und Verbindung tretet. Und wie der Sauerteig von der Masse{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Teiges\par} } \u252 ?bersch\u252 ?ttet wird, aber nicht verloren geht, sondern nach kurzer Zeit allem seine Eigenschaft mitteilt, gerade so wird es auch mit eurer Lehrverk\u252 ?ndigung gehen. Seid also nicht in Furcht, weil ich euch viele M\u252 ?hsale vorhergesagt habe; gerade dadurch werdet ihr in besonderem Glanze erstrahlen und alle \u252 ?berwinden. Mit den drei Ma\u223 ?en wollte hier der Herr die gro\u223 ?e Masse bezeichnen; er pflegte eben diese Zahl als Ausdruck f\u252 ?r eine gro\u223 ?e Menge zu nehmen. Wundere dich aber nicht dar\u252 ?ber, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0659.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d659 }}} dass er vom Himmel redet und dabei auf Senfkorn und Sauerteig zu sprechen kommt; er hatte es eben mit unerfahrenen und ungebildeten Leuten zu tun, die durch solche Vergleiche angeregt werden mussten. Sie waren eben so einf\u228 ?ltig, dass sie auch dann noch vieler Unterweisung bedurften.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wo sind da jetzt die Kinder der Heiden? Sie sollen die Macht Christi erkennen, wenn sie die Wahrheit der Dinge schauen. Anbeten sollen sie ihn aus dem zweifachen Grunde, weil er etwas so Gro\u223 ?es vorhergesagt und weil er es dann auch vollbracht hat. Er ist ja derjenige, der dem Sauerteig seine Kraft verliehen. Darum hat er seine Gl\u228 ?ubigen unter die gro\u223 ?e Menge{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Menschen\par} } gemischt, auf dass wir den anderen von unserer Erkenntnis mitteilen. Niemand soll sich also \u252 ?ber die geringe Anzahl beschweren. Gro\u223 ? ist ja die Kraft des Evangeliums; und was einmal durchs\u228 ?uert ist, wird auch seinerseits zum Sauerteig. Wenn ein Funke in Holz f\u228 ?llt, so entz\u252 ?ndet er es und vergr\u246 ?\u223 ?ert dadurch die Flamme, die dann auch auf alles andere \u252 ?berspringt. Gerade so ist es mit der Verk\u252 ?ndigung des Evangeliums. Aber, meinst du, der Herr sprach nicht von Feuer sondern von Sauerteig. Nun, was dann? Der Unterschied ist ja nur der, dass man dort nicht blo\u223 ? Feuer braucht, sondern auch passendes Holz, w\u228 ?hrend der Sauerteig alles allein macht. Wenn aber zw\u246 ?lf M\u228 ?nner den ganzen Erdkreis zu durchs\u228 ?uern vermochten, so erw\u228 ?ge, wie schlecht wir sein m\u252 ?ssen, wenn wir trotz unserer gro\u223 ?en Anzahl diejenigen nicht zu bekehren verm\u246 ?gen, die noch \u252 ?brig geblieben sind, w\u228 ?hrend wir doch f\u252 ?r tausend Welten gen\u252 ?gen und als Sauerteig dienen sollten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ja, sagst du, jene waren eben Apostel. Und was verschl\u228 ?gt das? Haben sie dir nicht vom gleichen Sauerteig mitgeteilt? Haben nicht auch sie in St\u228 ?dten gelebt? Waren sie nicht in derselben Lage wie du? Haben nicht auch sie Handwerke ausge\u252 ?bt? Oder waren sie vielleicht Engel? Sind sie etwa vom Himmel herabgekommen? Daf\u252 ?r hatten sie die Gabe, Wunder zu wirken. Nein, nicht die Wunderzeichen machten sie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0660.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d660 }}} bewundernswert. Wie lange noch werden wir diese Wunder als Vorwand f\u252 ?r unsere Tr\u228 ?gheit gebrauchen? Sieh nur auf den Chor der Heiligen, die auch nicht durch jene Wunder gl\u228 ?nzten! Viele haben ja schon Teufel ausgetrieben, fielen dann in S\u252 ?nde, und fanden nicht Bewunderung, sondern Strafe. Aber was ist es dann, das sie{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 so\par} } gro\u223 ? erscheinen lie\u223 ?, dass sie den Reichtum verachteten, Menschenruhm gering sch\u228 ?tzten, sich von weltlichen Dingen fernhielten? H\u228 ?tten sie diese Vorz\u252 ?ge nicht besessen, w\u228 ?ren sie Sklaven der Leidenschaften gewesen, so h\u228 ?tten sie tausend Tote auferwecken k\u246 ?nnen, es h\u228 ?tte ihnen nicht nur nichts gen\u252 ?tzt, man h\u228 ?tte sie sogar f\u252 ?r Betr\u252 ?ger gehalten. Also das{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 tugendhafte\par} } Leben ist es, das \u252 ?berallhin seinen Glanz verbreitet, das auch die Gnade des Heiligen Geistes auf sich zieht. Oder welches Wunder hat Johannes{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der T\u228 ?ufer\par} } gewirkt, der so viele St\u228 ?dte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 f\u252 ?r den Glauben\par} } gewann? Dass er nie ein Wunder wirkte, kannst du vom Evangelisten selber h\u246 ?ren, der da sagt: \u8222 ?Johannes wirkte kein einziges Wunder\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 10,41\par} } . Und was hat den Elias so ber\u252 ?hmt gemacht? War es nicht der Freimut, mit dem er zum K\u246 ?nige sprach? Der Eifer, mit dem er die Sache Gottes verfocht? Seine Armut, sein Mantel, die H\u246 ?hle und die Berge? Seine Wunder hat er ja alle erst nachher gewirkt. Und welche Wundertaten konnten den Teufel bei Job so in Staunen versetzen? Wundertaten keine, wohl aber sein hervorragendes Leben, und seine Geduld, die fester war als Diamant. Welches Wunder hat denn David in seiner Jugend gewirkt? So dass Gott sprach: \u8222 ?Ich erfand David den Sohn Jesses, als einen Mann nach meinem Herzen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 K\u246 ?n 13,14; Apg 13,22\par} } . Und Abraham, Isaak, Jakob, welche Toten haben sie auferweckt, wen vom Aussatz gereinigt? Wei\u223 ?t du denn nicht, dass die Gabe der Wunder sogar gro\u223 ?en Schaden bringt, wenn man dabei nicht rechtschaffen lebt? Aus diesem Grunde sind viele Korinther miteinander in Zwiespalt geraten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 vgl.1 Kor 1,10ff.\par} } , darum haben viele unter den r\u246 ?mischen Christen sich {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0661.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d661 }}} hochm\u252 ?tig gegen die anderen erhoben{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 vgl.R\u246 ?m 2,1ff.u.11,11 ff.\par} } ; das hat den Simon{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Magus\par} } zum Abfall gebracht, das hat den abgeschreckt, der seiner Zeit Christus nachfolgen wollte und zu dem der Herr sagte: \u8222 ?Die F\u252 ?chse haben H\u246 ?hlen, und die V\u246 ?gel des Himmels Nester\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 8,20\par} } . Beide von diesen sind abgefallen und zugrunde gegangen, der eine, weil er von den Wunderzeichen Geld, der andere, weil er von ihnen Ruhm erhoffte. Die Sorge um ein rechtschaffenes Leben und die Liebe zur Tugend lassen aber ein solches Verlangen nicht blo\u223 ? nicht aufkommen, sondern nehmen es sogar weg, wo es schon ist. Und was sagte der Herr selbst, als er den J\u252 ?ngern seine Satzungen gab? Tuet Wunderzeichen, damit die Menschen es sehen? Nein, durchaus nicht! Sondern was? \u8222 ?Euer Licht soll vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen, und euren Vater verherrlichen, der im Himmel ist\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,16\par} } . Auch dem Petrus hat er nicht etwa gesagt: Wenn du mich liebst, so wirke Wunder, sondern: \u8222 ?Weide meine Schafe\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 21, 15-17\par} } . Auch sonst hat er ihn \u252 ?berall mit Jakobus und Johannes bevorzugt; und womit, sage mir, hat er ihn bevorzugt? Durch die Gabe der Wunder? Aber es haben ja alle Apostel gleichm\u228 ?\u223 ?ig Auss\u228 ?tzige geheilt und Tote auferweckt; und allen hat er die gleiche Macht{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Wunder\par} } gegeben. Was hat also diesen dreien ihre Bevorzugung verschafft? Die Tugend der Seele. Siehst du also, dass es \u252 ?berall auf ein gutes Leben ankommt, und auf den Ausweis guter Werke? \u8222 ?Denn\u8220", sagt der Herr, \u8222 ?an ihren Fr\u252 ?chten werdet ihr sie erkennen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 7,20\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was ist aber das Wesentliche in unserem Leben? Etwa Wundertaten oder ein recht gewissenhaftes Tugendstreben? Doch offenbar das letztere. Die Wunder haben sogar erst hierin ihr eigentliches Ziel und Ende. Wer ein ganz vollkommenes Leben f\u252 ?hrt, der erwirbt sich auch diese Gnade; wer aber diese Gnade empf\u228 ?ngt, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0662.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d662 }}} erh\u228 ?lt sie deshalb, damit er den Lebenswandel anderer dadurch bessere.Auch Christus hat ja nur zu dem Zweck Wunder gewirkt, damit er selbst dadurch glaubw\u252 ?rdig erscheine, die Menschen so an sich z\u246 ?ge und sie zu einem tugendhaften Leben anhielte. Deshalb liegt ihm auch dies ganz besonders am Herzen. Darum begn\u252 ?gt er sich auch nicht mit Wunderzeichen, sondern droht sogar mit der H\u246 ?lle, verhei\u223 ?t das Himmelreich, verk\u252 ?ndet jene wunderbaren Gebote und tut alles, was er kann, nur um sie{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 im Leben\par} } den Engeln gleich zu machen. Und was sage ich, dass nur Christus alles deswegen getan? Wenn dir selbst jemand die Wahl lie\u223 ?e, in seinem Namen Tote aufzuerwecken, oder um seines Namens willen zu sterben, was w\u252 ?rdest du lieber w\u228 ?hlen? Doch offenbar das Zweite? Und doch ist das eine ein Wunder, das andere ein gutes Werk. Oder wenn dir jemand die Macht anb\u246 ?te, Heu in Gold zu verwandeln, oder die Kraft, allen Reichtum wie Heu zu verachten, w\u252 ?rdest du nicht lieber das letztere w\u228 ?hlen? Und auch ganz mit Recht. Denn gerade das w\u252 ?rde auch die Menschen am meisten anziehen. W\u252 ?rden sie sehen, wie Heu in Gold verwandelt wird, so m\u246 ?chten wohl auch sie selber solche Macht besitzen, wie Simon{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Magus\par} } ,und ihre Sucht nach Reichtum w\u252 ?rde dadurch noch gesteigert. Wenn sie dagegen s\u228 ?hen, wie alle das Gold gleich Heu geringsch\u228 ?tzen und verachten, so w\u228 ?ren sie l\u228 ?ngst von dieser Krankheit geheilt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du also, dass ein gutes Leben viel n\u252 ?tzlicher sein kann? Unter einem guten Leben verstehe ich aber jetzt nicht, dass du fastest, dass du in Sack und Asche Bu\u223 ?e tust, sondern dass du den Reichtum in der richtigen Weise gering achtest, dass du N\u228 ?chstenliebe zeigest, dein Brot mit den Hungernden teilst, den Zorn beherrschest, den Ehrgeiz verbannst, Neid und Eifersucht{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 aus der Seele\par} } entfernst. So hat es uns ja auch der Herr gelehrt. \u8222 ?Lernet von mir\u8220", sagt er, \u8222 ?denn ich bin sanftm\u252 ?tig und dem\u252 ?tig von Herzen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 11,29\par} } . Er sagte nicht: denn ich habe gefastet, obwohl er sein vierzigt\u228 ?giges Fasten h\u228 ?tte erw\u228 ?hnen k\u246 ?nnen; aber er tut es nicht, sondern {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0663.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d663 }}} sagt: \u8222 ?Denn ich bin sanfm\u252 ?tig und dem\u252 ?tig von Herzen\u8220". Und als er die J\u252 ?nger aussandte, befahl er ihnen auch nicht zu fasten, sondern sagte: \u8222 ?Alles, was man euch vorsetzt, esset\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 10,8\par} } . Hinsichtlich irdischer G\u252 ?ter verlangte er dagegen gro\u223 ?e Strenge und sagte: \u8222 ?Verschafft euch weder Gold noch Silber, noch Erz f\u252 ?r eure G\u252 ?rtel\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 10,9\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das alles sage ich nicht, um das Fasten herabzusetzen; vielmehr empfehle ich es aufs w\u228 ?rmste. Nur schmerzt es mich, wenn ihr die anderen Tugenden vernachl\u228 ?ssigt und glaubt, diese allein gen\u252 ?ge zu eurem Seelenheil, obgleich sie die geringste im Reigen der Tugenden ist. Die h\u246 ?chsten unter ihnen sind die Liebe, die Sanftmut, die Mildt\u228 ?tigkeit, die sogar die Jungfr\u228 ?ulichkeit \u252 ?berwiegen. Willst du also den Aposteln gleich sein, so hindert dich gar nichts daran. Wer diese Tugend anstrebt, dem gen\u252 ?gt es, dass er nicht hinter ihnen zur\u252 ?cksteht. Warte also nicht erst auf Wunder. Den Teufel schmerzt es, wenn er aus einem Leibe ausgetrieben wird; aber noch viel mehr schmerzt es ihn, wenn er eine Seele sieht, die sich von der S\u252 ?nde befreit hat. Die S\u252 ?nde ist ja des Teufels gro\u223 ?e Macht. Ihretwegen ist ja Christus gestorben, um sie zu vernichten. Denn sie hat den Tod{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in die Welt\par} } gebracht, ihretwegen ist alles in Unordnung geraten. Wenn du also die S\u252 ?nde beseitigt hast, so hast du dem Teufel die Sehnen durchschnitten, hast sein Haupt zerschmettert, seine ganze Macht gebrochen, sein Heer in die Flucht geschlagen, und ein Wunder gewirkt, das gr\u246 ?\u223 ?er ist als alle anderen Wunder.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So rede nicht etwa blo\u223 ? ich, so redet der hl. Paulus. Als er gesagt hatte: \u8222 ?Strebet nach den h\u246 ?chsten Charismen, und ich will euch noch einen h\u246 ?heren Weg zeigen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 12,31\par} } , da nannte er nicht die Wunderkraft, sondern die Liebe, die Wurzel alles Guten. Wenn wir also die Liebe bet\u228 ?tigen, und das ganze Tugendleben, das aus ihr entspringt, so haben wir keinerlei Wunder n\u246 ?tig, wie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0664.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d664 }}} aber auch anderseits die Wunder uns nichts n\u252 ?tzen, wenn wir die Liebe nicht \u252 ?ben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das alles wollen wir uns also zu Herzen nehmen und nach dem streben, was die Apostel eigentlich gro\u223 ? gemacht hat. Was hat sie aber gro\u223 ? gemacht? Vernimm die Worte des hl. Petrus: \u8222 ?Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; welches wird also unser Lohn sein?\u8220" H\u246 ?re auch, welche Antwort Christus ihm gibt: \u8222 ?Ihr werdet auf zw\u246 ?lf Thronen sitzen\u8220", und: \u8222 ?Jeder, der sein Haus, seine Br\u252 ?der, seinen Vater oder seine Mutter verl\u228 ?sst, wird hundertf\u228 ?ltigen Lohn in dieser Welt erhalten und wird das ewige Leben zum Erbteil erlangen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19,27-29\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sagen wir uns also los von allen irdischen Dingen; geben wir uns Christo hin, damit wir nach seinem Ausspruch den Aposteln gleich werden, und noch dazu das ewige Leben erlangen, dessen wir alle teilhaft werden m\u246 ?gen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht sei in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Siebenundvierzigste Homilie. Kap.XIII,V.34-52.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.34: \u8222 ?Alles das sprach Jesus zu der Menge in Gleichnissen, und ohne Gleichnis sagte er nichts zu ihnen,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.35: auf dass erf\u252 ?llt w\u252 ?rde das Wort des Propheten, der da sprach: Ich werde meinen Mund offnen in Gleichnissen, Dinge werde ich kundtun, die verborgen waren seit dem Anbeginn der Welt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 77, 2\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Markus schreibt: \u8222 ?Entsprechend ihrem Auffassungsverm\u246 ?gen redete er zu ihnen in Gleichnissen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 4,33\par} } . {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0665.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d665 }}} Und um dann zu zeigen, dass der Herr damit nichts Neues eingef\u252 ?hrt habe, zitiert er den Propheten, der ebenfalls vorhergesagt hat, dass der Herr auf diese Weise lehren werde. Er will uns also \u252 ?ber die wahre Absicht Christi belehren und zeigen, dass er nicht deshalb so geredet habe, damit die Leute es nicht verstehen, sondern um zu Fragen zu veranlassen. Darum f\u252 ?gt er hinzu: \u8222 ?Und ohne Gleichnis redete er nichts zu ihnen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 4,34\par} } , und doch hat der Herr sonst vieles ohne Gleichnis geredet;damals aber nicht. Aber gleichwohl fragte ihn niemand etwas, obwohl die Juden oft an die Propheten Fragen stellten, wie z.B. an Ezechiel und an viele anderen. Diese hier taten nichts dergleichen. Und doch w\u228 ?ren seine Worte gar wohl imstande gewesen, sie in Angst zu versetzen und zum Fragen anzuregen. In den Gleichnissen drohte ja der Herr mit den h\u228 ?rtesten Strafen. Dennoch lie\u223 ?en sie sich auch dadurch nicht r\u252 ?hren. Darum entlie\u223 ? sie zuletzt der Herr und ging hinweg.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.36: \u8222 ?Dann\u8220", hei\u223 ?t es n\u228 ?mlich, \u8222 ?entlie\u223 ? Jesus die Volksscharen und ging hinweg in sein Haus\u8220";\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 und kein einziger Schriftgelehrter folgte ihm. Das beweist klar, dass sie ihm bisher nur deshalb gefolgt waren, um ihn{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in der Rede\par} } zu fangen. Da sie aber seine Gleichnisse nicht verstanden, so lie\u223 ? er sie gehen. \u8222 ?Und seine J\u252 ?nger kamen zu ihm hin, und fragten wegen des Gleichnisses mit dem Unkraut.\u8220" Bei anderen Gelegenheiten hatten sie zwar auch gerne fragen wollen, sich aber dann doch gef\u252 ?rchtet, es zu tun. Warum sind sie also hier auf einmal so mutig? Weil der Herr zu ihnen gesagt hatte: \u8222 ?Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Himmelreiches zu erkennen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 13,11\par} } , das hatte sie zuversichtlich gemacht. Darum fragen sie auch ganz allein, nicht etwa um die Menschen zu tadeln, sondern entsprechend den Worten des Herrn: \u8222 ?Denn diesen ist es nicht gegeben.\u8220" Warum haben sie aber das Gleichnis mit dem Sauerteig und dem Senfkorn \u252 ?bergangen und gerade \u252 ?ber dieses hier Fragen gestellt? Weil ihnen jene {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0666.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d666 }}} klarer zu sein schienen. Dieses dagegen wollten sie besser verstehen lernen, weil es mit dem vorausgehenden eine gewisse Verwandtschaft hat und doch etwas mehr besagt als jenes. Sie wollen ja doch nicht blo\u223 ? wissen, ob er nicht zweimal dasselbe sage; sie hatten ja gesehen, welche schwere Androhung es enthielt. Darum tadelt sie auch der Herr nicht, sondern f\u252 ?hrt das fr\u252 ?her Gesagte noch weiter aus. Was ich sodann immer betonte, dass man die Gleichnisse nicht nach dem Buchstaben erkl\u228 ?ren d\u252 ?rfe, wenn man nicht zu vielen sinnlosen Folgerungen kommen wolle, das gibt uns hier der Herr selbst zu erkennen durch die Art und Weise, wie er das Gleichnis erkl\u228 ?rt. Er sagt ja nicht, wer die Knechte seien, die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 zum Hausherrn\par} } hingingen; vielmehr will er zeigen, dass er sie nur des Zusammenhangs wegen eingef\u252 ?hrt habe; darum \u252 ?bergeht er sie auch und erkl\u228 ?rt blo\u223 ? das Wichtige und Wesentliche, um dessentwillen er das Gleichnis \u252 ?berhaupt anf\u252 ?hrte; er will n\u228 ?mlich zu verstehen geben, dass er der Richter und Herr \u252 ?ber alles sei.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.37: \u8222 ?Und er antwortete ihnen und sprach: Derjenige, der den guten Samen ausstreut, ist der Menschensohn.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.38: Der Acker aber ist die Welt. Der gute Samen, das sind die Kinder des Himmelreiches. Das Unkraut sind die Kinder des B\u246 ?sen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.39: Der Feind, der das Unkraut s\u228 ?t, ist der Teufel. Die Ernte ist die Vollendung der Zeit. Die Schnitter sind die Engel.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.40: Wie man also das Unkraut sammelt und im Feuer verbrennt, so wird es geschehen bei der Vollendung dieser Welt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.41: Der Menschensohn wird seine Engel senden, und sie werden in seinem Reiche alle \u196 ?rgernisse und alle \u220 ?belt\u228 ?ter sammeln.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.42: Und sie werden dieselben in den Feuerofen werfen. Da herrscht Heulen und Z\u228 ?hneknirschen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.43: Dann werden die Gerechten gl\u228 ?nzen wie die Sonne im Reiche ihres Vaters.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da also der Herr selbst es ist, der den Samen ausstreut, und zwar auf seinem eigenen Acker, und da er {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0667.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d667 }}} aus seinem eigenen Reiche{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das Unkraut\par} } sammelt, so ist es klar, dass diese sichtbare Welt sein Eigentum ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da sieh nur, wie unaussprechlich seine Liebe zu den Menschen ist, wie gro\u223 ? sein Verlangen, ihnen Gutes zu tun, und wie sehr er vor Strafen zur\u252 ?ckschreckt. Wenn er den Samen ausstreut, streut er ihn selber aus; wenn er aber straft, tut er es durch andere, das hei\u223 ?t durch Engel. \u8222 ?Dann werden die Gerechten ergl\u228 ?nzen wie die Sonne im Reiche ihres Vaters.\u8220" Nicht als ob sie nur so leuchteten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wie die Sonne\par} } , sondern weil wir nichts kennen, was heller leuchtete als dieses Gestirn, deshalb gebraucht der Herr Vergleiche mit Dingen, die uns bekannt sind. Anderswo sagt aber der Herr, die Ernte sei schon da; so z.B. wo es von den Samaritern hei\u223 ?t: \u8222 ?Erhebet eure Augen, und betrachtet die Fluren, da sie schon reif sind f\u252 ?r die Ernte\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 4,35\par} } , und an einer anderen Stelle: \u8222 ?Die Ernte ist gro\u223 ?; der Arbeiter aber sind wenige\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 10,2\par} } . Wie kommt es nun, dass er dort sagt, die Erntezeit sei schon da, und hier, sie werde erst kommen. Weil hier das Wort einen verschiedenen Sinn hat. Und wie konnte er an einer anderen Stelle sagen; \u8222 ?Ein anderer ist es, der auss\u228 ?t, ein anderer, der erntet\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 4,37\par} } , w\u228 ?hrend er hier sagt, er selbst sei auch derjenige, der auss\u228 ?t? Weil er auch den fr\u252 ?heren Ausspruch in dem Sinne tat, dass er die Apostel nicht mit sich selbst, sondern mit den Propheten verglich, und zwar sowohl den Juden wie auch den Samaritern gegen\u252 ?ber. Denn er war es ja, der den Samen auch durch die Propheten ausstreute. Es kommt sogar vor, dass er ein und dieselbe Sache Ernte und Aussaat nennt, je nachdem er das Wort in verschiedenem Sinne gebraucht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn der Herr die Bereitwilligkeit und den Gehorsam der Zuh\u246 ?rer im Auge hat, so gebraucht er daf\u252 ?r die Bezeichnung \u8222 ?Ernte\u8220", weil ja diese das Ganze vollendet; wenn aber die Frucht bei dem Zuh\u246 ?rer noch ausbleibt, so redet er von \u8222 ?Aussaat\u8220", und bezeichnet mit {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0668.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d668 }}} Ernte erst das Weltende. Weshalb sagt er ferner an einer anderen Stelle, die Gerechten w\u252 ?rden zuerst entr\u252 ?ckt werden?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Thess 4,17\par} } Entr\u252 ?ckt werden sie zwar zuerst; sobals aber Christus erscheint, werden diese{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Ungehorsamen\par} } der Strafe \u252 ?berantwortet, und dann erst werden die anderen ins Himmelreich einziehen. Zu ihrer eigentlichen Wohnung ist ja der Himmel bestimmt. Doch wird der Herr auf diese Welt kommen und hier das Gericht \u252 ?ber alle Menschen halten. Deshalb gibt er zuerst diesen seinen Urteilsspruch bekannt, und dann erst erhebt er sich wie ein K\u246 ?nig mit seinen Freunden und f\u252 ?hrt sie ihrer gl\u252 ?cklichen Bestimmung entgegen. Siehst du da, dass die Strafe{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 f\u252 ?r sie B\u246 ?sen\par} } eine zweifache ist: einerseits weil sie dem Feuer \u252 ?bergeben werden, anderseits weil sie jener Herrlichkeit verlustig gehen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum fuhr aber der Herr nach dem Weggang der Juden fort, auch mit den J\u252 ?ngern in Gleichnissen zu reden? Weil sie dadurch an Weisheit zunahmen und so auch{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 den Inhalt\par} } verstanden. Darum sagt er nach Beendigung der Gleichnisse zu ihnen: \u8222 ?Habt ihr all das verstanden?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 13,51\par} } . Sie antworteten ihm: \u8222 ?Ja, Herr.\u8220" Dies Gleichnis hatte also nebst den anderen Vorteilen auch noch den, dass es die J\u252 ?nger einsichtiger machte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie f\u228 ?hrt nun der Herr fort?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.44: \u8222 ?Das Himmelreich ist gleich einem Schatz, der in der Erde vergraben ist; ein Mensch findet ihn und verbirgt ihn, und aus Freude dar\u252 ?ber verkauft er alles, was er hat, und kauft jenen Acker.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.45: Ebenso gleicht das Himmelreich einem Kaufmann, der Perlen sucht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.46: Wenn er eine kostbare Perle findet, so geht er hin, verkauft alles, was er hat, und kauft sie.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie oben die beiden Gleichnisse mit dem Senfkorn und Sauerteig nur wenig voneinander verschieden sind, so auch hier die zwei Gleichnisse von dem Schatz und der Perle. Beide legen uns eben das nahe, dass wir {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0669.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d669 }}} die Heilsbotschaft{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 k\u228 ?rygma auch mit Predigt oder Evangelium \u252 ?bersetzbar\par} } h\u246 ?her als alles andere sch\u228 ?tzen sollen. Durch den Vergleich mit dem Sauerteig und dem Senfkorn sollte die Kraft des Evangeliums ausgedr\u252 ?ckt werden, sowie sein vollst\u228 ?ndiger Sieg \u252 ?ber die Welt; die beiden letzten Gleichnisse deuten einen kostbaren Wert an. Das Evangelium w\u228 ?chst eben wie ein Senfkorn, und durchdringt alles wie Sauerteig; es ist kostbar gleich einer Perle und bietet tausend Vorteile, so wie der Besitz eines Schatzes.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber nicht blo\u223 ? das k\u246 ?nnen wir daraus lernen, dass wir allem anderen entsagen und dem Evangelium folgen sollen, sondern auch, dass wir dies mit Freuden tun m\u252 ?ssen. Ja, wer sich seines Besitzes ent\u228 ?u\u223 ?ert, der soll wissen, dass dies ein Gewinn f\u252 ?r ihn ist, kein Verlust. Siehst du also, wie das Evangelium in der Welt verborgen ist, und das Gute im Evangelium? Und wenn du nicht alles verkaufst, so kannst du auch nicht einkaufen; wenn deine Seele nicht so gesinnt ist, dass sie danach verlangt und sucht, so findest du auch nicht. Zwei Bedingungen m\u252 ?ssen also vorhanden sein, dass man dem Irdischen entsage und dass man zugleich eifrig im Guten sei. Denn {\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das Himmelreich gleicht\par} } , hei\u223 ?t es, \u8222 ?einem Manne, der sch\u246 ?ne Perlen sucht. Wenn dieser eine wertvolle Perle gefunden hat, so verkauft er alles und kauft sie.\u8220" Die Wahrheit ist eben nur eine, und nicht vielfach. Wer die eine kostbare Perle besitzt, der wei\u223 ?, dass er reich ist; die anderen dagegen wissen es nicht, obwohl einer die Perle oft in der Hand h\u228 ?lt; denn sie hat ja nur geringen Umfang. Gerade so ist es mit dem Evangelium. Diejenigen, die es besitzen, die wissen, dass sie reich sind; die Ungl\u228 ?ubigen hingegen, die diesen Schatz nicht sehen, erkennen auch unseren Reichtum nicht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit wir aber sodann nicht blo\u223 ? auf das Evangelium unser Vertrauen setzen und nicht etwa denken, der Glaube allein gen\u252 ?ge zu unserem Heile, so bringt der Herr ein weiteres schreckliches Gleichnis vor. Und welches ist dies? Das Gleichnis mit dem Fischernetz.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0670.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d670 }}} V.47: Denn \u8222 ?das Himmelreich ist gleich einem Netze, das ins Meer geworfen wird und mit dem man Fische jeder Art f\u228 ?ngt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.48: Wenn dieses voll ist, so ziehen es die Fischer ans Ufer, setzen sich nieder, sammeln die guten in Gef\u228 ?\u223 ?e, und die schlechten werfen sie weg.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Worin unterscheidet sich dieses Gleichnis von dem \u252 ?ber das Unkraut? Auch dort werden ja die einen gerettet, die anderen gehen verloren. Gewiss, aber dort gehen sie wegen schlechter, h\u228 ?retischer Lehren zugrunde; und andere noch vor ihnen, weil sie \u252 ?berhaupt nicht auf die Predigt h\u246 ?ren. Hier gehen sie wegen schlechten Lebens verloren; und die sind von allen am schlimmsten daran, denn obgleich sie zur Erkenntnis der Wahrheit gelangten und im Netze gefangen wurden, vermochten sie trotzdem das Heil nicht zu erlangen. Anderswo sagt der Herr, der Hirte selbst werde die Scheidung vornehmen; hier hei\u223 ?t es, die Engel w\u252 ?rden dies tun, wie auch bei dem Gleichnis vom Unkraut. Wie erkl\u228 ?rt sich dies? Der Herr redet mit den Aposteln bisweilen in einfacherer, bisweilen in gew\u228 ?hlterer Sprache. Auch gibt er von diesem Gleichnis eine Erkl\u228 ?rung, ohne darum gebeten worden zu sein; aus eigenem Antrieb macht er ihren Sinn teilweise klar, und erh\u246 ?hte so noch den Eindruck der Furcht. Wenn du n\u228 ?mlich h\u246 ?rst, dass die schlechten Fische hinausgeworfen werden, so sollst du deshalb nicht glauben, der Verlust des Heiles sei eine ungef\u228 ?hrliche Sache. Deshalb zeigt uns der Herr durch seine Erkl\u228 ?rung auch die Strafe mit den Worten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.50: \u8222 ?sie werden sie ins Feuer werfen\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 und weist hin auf das Z\u228 ?hneknirschen und den unaussprechlichen Schmerz.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du also, wie vielfach die M\u246 ?glichkeiten des Verderbens sind? Der Felsgrund, die Dornen, der Weg, das Unkraut, das Fischernetz. Der Herr hat also nicht mit Unrecht gesagt: \u8222 ?Breit ist der Weg, der ins Verderben f\u252 ?hrt, und viele sind es, die auf ihm wandeln\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 7,13\par} }. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0671.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d671 }}} Nachdem er also dies alles gesagt, und seine Rede mit einer so schrecklichen Drohung beschlossen und noch weit mehr Aufkl\u228 ?rungen gegeben{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn er verweilte noch l\u228 ?nger dabei\par} } , da erst fragt er:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.51: \u8222 ?Habt ihr dies alles verstanden? Sie antworteten ihm: Ja, Herr.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da lobt er sie wieder ob ihrer Einsicht und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.52: \u8222 ?Darum ist jeder Schriftgelehrte im Himmelreich gleich einem Hausvater, der aus seinem Schatze Neues und Altes austeilt.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Deshalb sagt er auch an einer anderen Stelle: \u8222 ?Ich werde zu euch Weise und Schriftgelehrte senden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 23,34\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du jetzt, wie Christus das Alte Testament nicht etwa ausschlie\u223 ?t, sondern im Gegenteil lobt und preist, indem er es einen Schatz nennt? Wer also die hl. Schrift nicht kennt, der kann schwerlich ein solcher Hausvater sein, da er ja weder selbst etwas hat, noch von anderen etwas empf\u228 ?ngt, sondern sich selbst vernachl\u228 ?ssigt, obwohl er vor Hunger zugrunde geht. Aber nicht blo\u223 ? diese, auch die H\u228 ?retiker haben keinen Teil an dieser Seligpreisung. Sie bringen ja nicht Neues und Altes vor. Da sie n\u228 ?mlich das Alte nicht haben, so besitzen sie auch das Neue nicht; und wer umgekehrt das Neue nicht besitzt, hat auch das Alte nicht, sondern entbehrt beides; so sind eben beide Testamente miteinander verbunden und verkn\u252 ?pft.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wir alle also, die in der Lesung der hl. Schrift nachl\u228 ?ssig sind, m\u246 ?gen h\u246 ?ren, welcher Schaden uns droht, welche{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 geistige\par} } Armut. Oder wie sollen wir imstande sein, ein gutes, werkt\u228 ?tiges Leben zu f\u252 ?hren, wenn wir nicht einmal die Gesetze kennen, nach denen wir leben sollen? Die Reichen, deren ganzes Sinnen und Trachten auf Geld gerichtet ist, sch\u252 ?tteln oft ihre Gew\u228 ?nder aus, damit sie nicht von Motten zerfressen werden; und du, dessen Seele durch die Gleichg\u252 ?ltigkeit noch schwerer als durch Motten gesch\u228 ?digt wird, du greift nicht zu den hl. B\u252 ?chern, machst dich nicht los {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0672.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d672 }}} von diesem Verderben, schm\u252 ?ckst deine Seele nicht, betrachtest nicht ohne Unterlass das Bild der Tugend, und lernst nicht, welches deren Glieder und welches ihr Haupt ist? Auch die Tugend hat n\u228 ?mlich ein Haupt und Glieder, die viel sch\u246 ?ner sind als der wohlgestaltetste und sch\u246 ?nste Leib. Welches ist also, fragst du, das Haupt der Tugend? Die Demut. Darum macht auch Christus mit ihr den Anfang und sagt: \u8222 ?Selig sind die Armen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 im Geiste\par} } \u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,3\par} } . Dieses Haupt hat zwar keine Haare und Locken, daf\u252 ?r aber eine Sch\u246 ?nheit, die Gottes Wohlgefallen auf sich zieht. \u8222 ?Denn auf wen werde ich schauen\u8220", sagt er, \u8222 ?wenn nicht auf den Sanftm\u252 ?tigen, den Dem\u252 ?tigen und den, der vor meinen Worten zittert?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Is 66,2\par} } Und: \u8222 ?Meine Augen sind gerichtet auf die Sanftm\u252 ?tigen der Erde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 75,10 u. 100,6\par} } . Und: \u8222 ?Der Herr ist nahe denen, die ein zerknirschtes Herz haben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 33,19\par} } . Dieses Tugendhaupt bringt statt der Locken und Haare Gott angenehme Opfer dar. Es ist ein goldener Altar und eine geistige Opferst\u228 ?tte; denn \u8222 ?ein Opfer f\u252 ?r Gott ist ein zerknirschter Geist\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 50,19\par} } . Diese Tugend ist die Mutter der Weisheit{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Chrysostomus scheint hier im Interesse seines Vergleiches f\u252 ?r die Demut mehr eine \u228 ?u\u223 ?ere Priorit\u228 ?t zu beanspruchen, da er sonst als Haupt und K\u246 ?nigin aller Tugen den stets die Liebe hinstellt, deren Sitz das Herz ist, und die er hier als die Seele dieses (Tugend- ) Leibes bezeichnet.\par} }.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wer diese hat, besitzt auch die anderen. Siehst du also, wie dieses Haupt nicht seinesgleichen hat? Und willst du auch das Antlitz sehen, oder vielmehr kennen lernen? Beachte nur zun\u228 ?chst seine rote bl\u252 ?hende Farbe, sein \u252 ?beraus anmutiges Aussehen, und h\u246 ?re, was dieses bewirkt? Was bewirkt es also? die err\u246 ?tende Schamhaftigkeit. Darum sagte auch jemand:\u8222 ?Vor der Schamhaftigkeit geht die Anmut einher\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eccles 32,14\par} } . Das verleiht auch den \u252 ?brigen Gliedern gro\u223 ?e Sch\u246 ?nheit. Da k\u246 ?nntest du tausend Farben mischen, eine solche Sch\u246 ?nheit {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0673.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d673 }}} wirst du nicht erreichen. Willst du dann auch die Augen betrachten, so sieh nur, wie \u252 ?beraus sch\u246 ?n sie mit Bescheidenheit und Sittsamkeit geschm\u252 ?ckt sind. Darum werden sie auch so gut und scharf, dass sie sogar imstande sind, den Herrn selbst zu schauen. \u8222 ?Selig, die ein reines Herz haben, denn sie werden Gott anschauen.\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,8\par} } Ihr Mund aber ist die Weisheit und Einsicht und das Verst\u228 ?ndnis geistiger Lieder. Das Herz ist die praktische Kenntnis der hl.Schrift, die genaue Einhaltung der Lehre, N\u228 ?chstenliebe und G\u252 ?te. Und wie es nicht m\u246 ?glich ist, ohne dieses{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 leibliche Haupt\par} } zu leben, so kann man ohne jenes{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 geistige\par} } unm\u246 ?glich sein Heil erlangen. Aus ihm entspringt ja alles Gute. Auch hat es F\u252 ?\u223 ?e und H\u228 ?nde, das sind die guten Werke; und seine Seele ist die Gottesfurcht; seine Brust ist von Gold und dazu h\u228 ?rter als Diamant, das ist der Starkmut, und eher kann man alles andere bew\u228 ?ltigen, als diese Brust brechen. Der Geist aber, der im Gehirn und im Herzen wohnt, ist die Liebe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Willst du, dass ich dieses Bild auch an Tatsachen selbst erl\u228 ?utere? Schau nur auf eben unseren Evangelisten! Wenn wir auch nicht seine ganze Lebensbeschreibung besitzen, so k\u246 ?nnen wir doch aus dem Wenigen schon sein Bild durchleuchtet sehen. Dass er dem\u252 ?tig und zerknirscht war, beweist der Umstand, dass er sich selbst in seinem Evangelium einen Z\u246 ?llner nennt; dass er barmherzig war, ersiehst du daraus, dass er alles verlie\u223 ? und Jesus nachfolgte; f\u252 ?r seine Fr\u246 ?mmigkeit sprechen seine Lehren. Seine Einsicht und seine Liebe kann man leicht aus dem Evangelium erkennen, das er schrieb; seine F\u252 ?rsorge erstreckte sich ja \u252 ?ber den ganzen Erdkreis; auf seine guten Werke kann man schlie\u223 ?en aus dem Thron, den er einmal einnehmen sollte; seinen Starkmut beweist die Freude, mit der er vom Hohen Rate wegging.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ahmen wir also solche Tugend nach, vor allem seine Demut und Barmherzigkeit, ohne die man nicht in den Himmel kommen kann. Das beweisen die f\u252 ?nf {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0674.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d674 }}} (t\u246 ?richten) Jungfrauen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 vgl.Hom.78\par} } und auch die Pharis\u228 ?er. Ohne die Jungfr\u228 ?ulichkeit kann man{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gott\par} } schauen, ohne Barmherzigkeit nicht; diese geh\u246 ?rt eben zu den notwendigen Dingen, die alles andere in sich begreifen. Nicht mit Unrecht haben wir also sie das Herz der Tugend genannt. Doch erl\u246 ?scht dieses Herz gar schnell, wenn es nicht allen Gliedern das Leben mitteilt. Wie das Quellwasser faul wird, wenn es nicht abflie\u223 ?t, so auch die Reichen, wenn sie ihren Reichtum immer bei sich behalten. Darum pflegen wir auch im gew\u246 ?hnlichen Sprachgebrauch zu sagen: Bei dem und dem ist viel fauler Reichtum, und nicht etwa: viel \u220 ?berfluss, oder: ein gro\u223 ?er Schatz. Diese F\u228 ?ulnis haftet aber nicht blo\u223 ? denen an, die besitzen, sondern auch dem Reichtum, den sie besitzen. Gew\u228 ?nder, die lange liegen, verderben, das Gold rostet, das Getreide wird zernagt. Die Seele dessen aber, der all diese Dinge sein eigen nennt, wird noch mehr als dies durch die Sorgen wie von Rost und F\u228 ?ulnis zerfressen. K\u246 ?nntest du die Seele eines Geizhalses offen zur Schau stellen, du w\u252 ?rdest sie auf allen Seiten so von Sorgen durchl\u246 ?chert, von der F\u228 ?ulnis und dem Rost der S\u252 ?nden zersetzt finden, wie ein Kleid, das von tausend W\u252 ?rmern zerfressen ist und keinen gesunden Fleck mehr an sich hat. Die Seele des Armen dagegen ist nicht so, wenigstens nicht die eines freiwilligen Armen. Sie leuchtet wie Gold, gl\u228 ?nzt wie eine Perle und bl\u252 ?ht wie eine Rose. Da gibt es keine Motte, keinen Dieb, keine weltliche Sorge. Sie leben wie die Engel. Willst du die Sch\u246 ?nheit einer solchen Seele schauen? Willst du den Reichtum der Armut kennen lernen? Der Arme befiehlt nicht Menschen, sondern D\u228 ?monen, er steht nicht in der N\u228 ?he eines K\u246 ?nigs, sondern am Throne Gottes, er ist nicht der Mitk\u228 ?mpfer von Menschen, sondern von Engeln; er besitzt nicht blo\u223 ? zwei oder drei oder zwanzig Geldtruhen, sondern ist so reich, dass er die ganze Welt dagegen f\u252 ?r nichts erachtet. Er besitzt zwar keinen Schatz, daf\u252 ?r aber den Himmel; er braucht keine Diener, denn seine Sklaven sind die Leidenschaften, seine Diener sind die Neigungen, von denen selbst {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0675.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d675 }}} K\u246 ?nige bezwungen werden. Die Versuchung, die auch dem Purpurtr\u228 ?ger ihren Willen aufzw\u228 ?ngt, die f\u252 ?rchtet sich vor ihm, und wagt nicht einmal wider ihn aufzuschauen. K\u246 ?nigtum, Gold und alles andere dieser Art verlacht er als Kinderspielzeug; er h\u228 ?lt alles f\u252 ?r ebenso nichtig, wie Reifen, W\u252 ?rfel, Kugeln und B\u228 ?lle. Er besitzt ja einen Schmuck, den die nicht einmal zu sehen verm\u246 ?gen, die mit solchen Spielereien sich abgeben. Was g\u228 ?be es also Besseres als solch einen Armen? Er hat den Himmel zum Estrich. Und wenn der Himmel sein Estrich ist, was wird erst sein Dach sein? Aber du sagst, er hat weder Pferde noch Wagen. Und wozu braucht er das, wenn er doch einst auf den Wolken fahren und bei Christus sein wird?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Thess 4,17\par} }\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das wollen wir also alle erw\u228 ?gen, M\u228 ?nner und Frauen, und wollen nach jenem{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 geistigen\par} } Reichtum streben und nach dem unver\u228 ?u\u223 ?erlichen Besitz, damit wir dann auch das Himmelreich erlangen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem die Ehre und die Macht geb\u252 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Achtundvierzigste Homilie. Kap.XIII,V.53 - Kap. XIV,V.12.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.53: \u8222 ?Und es geschah, als Jesus diese Gleichnisse beendet hatte, ging er von da weg.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum sagt der Evangelist \u8222 ?diese\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gleichnisse\par} } ? Weil der Herr sp\u228 ?ter noch andere erz\u228 ?hlte. Warum geht er aber weg? Weil er \u252 ?berall den Samen des Wortes ausstreuen wollte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.54: \u8222 ?Und als er in seine Vaterstadt kam, lehrte er sie in ihrer Synagoge.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Welche Vaterstadt meint der Evangelist hier? Ich glaube Nazareth. \u8222 ?Denn\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?er wirkte dort {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0676.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d676 }}} nicht viele Wundertaten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 13,58\par} } . In Kapharnaum dagegen wirkte er Wunder. Darum sagte er auch; \u8222 ?Und du Kapharnaum, das du bis zum Himmel erhoben warst, du wirst bis zur Unterwelt hinabsteigen; denn wenn in Sodoma die Zeichen geschehen w\u228 ?ren, die in dir geschahen, so w\u252 ?rde es bis auf den heutigen Tag bestehen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 11,23\par} } . Nachdem er also dorthin gekommen, stand er von Wunderzeichen ab, damit sie nicht noch mehr von Neid und Hass entbrennten, und nicht noch eine schwerere Verdammnis sich zuz\u246 ?gen, wenn sie in ihrem Unglauben verh\u228 ?rtet w\u252 ?rden. Daf\u252 ?r verweilte er um so mehr bei der Lehre, die ja nicht weniger wunderbar war, als die Wunderzeichen. Da h\u228 ?tten selbst die T\u246 ?richtesten die Macht seiner Rede bewundern und anstaunen m\u252 ?ssen; diese aber verachteten ihn im Gegenteil wegen seines vermeintlichen Vaters. Und doch hatten sie aus fr\u252 ?heren Zeiten viele Beispiele daf\u252 ?r, dass auch von unansehnlichen V\u228 ?tern hervorragende Kinder abstammen k\u246 ?nnen. So stammte David von einem einfachen Bauern, dem Jesse, ab; Amos war der Sohn eines Ziegenhirten und selbst Ziegenhirt; auch Moses hatte einen Vater, der ihm selber weit nachstand. Gerade deshalb h\u228 ?tten sie also den g\u246 ?ttlichen Heiland am meisten in Ehren halten und bewundern sollen, weil er trotz seiner unansehnlichen Eltern doch so herrliche Lehren verk\u252 ?ndete. Es war ja ganz klar, dass diese nicht die Frucht menschlichen Studiums, sondern der g\u246 ?ttlichen Gnade waren. Diese hingegen verachteten an ihm gerade das, was sie zur Bewunderung f\u252 ?r ihn h\u228 ?tte bewegen sollen. Die Synagogen besuchte der Herr aber deshalb so oft, damit ihm die Juden nicht noch mehr Vorw\u252 ?rfe machten, wenn er sich immer in der Einsamkeit aufhielte, als ob er ein Sonderling und Feind der Gesellschaft sei.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da sie also in Verwunderung und Staunen geraten waren, sagten sie: \u8222 ?Woher hat dieser seine Weisheit und seine Macht?\u8220" sei es nun, dass sie seine Wundertaten als Macht bezeichneten, oder auch seine Weisheit.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.55: \u8222 ?Ist dieser nicht der Sohn des Zimmermanns?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0677.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d677 }}} Das macht also das Wunder und ihr Staunen noch gr\u246 ?\u223 ?er. \u8222 ?Hei\u223 ?t nicht seine Mutter Maria? Und sind nicht seine Br\u252 ?der Jakob und Joses und Simon und Judas?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.56: Und leben nicht alle seine Schwestern unter uns? Woher hat er also all dies?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.57: Und sie nahmen \u196 ?rgernis an ihm.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du also, dass Nazareth die Stadt war, in der der Herr{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 zu den Juden\par} } sprach? Sie sagen ja: Sind nicht seine Br\u252 ?der die und die? Indes, was verschl\u228 ?gt dies? Gerade das h\u228 ?tte euch am meisten zum Glauben bewegen sollen. Doch der Neid ist eben ein \u220 ?bel, das gar oft mit sich selbst in Widerspruch ger\u228 ?t. Gerade das Au\u223 ?ergew\u246 ?hnliche und Wunderbare war geeignet, die Juden zum Herrn hinzuziehen; statt dessen nehmen sie gerade daran \u196 ?rgernis. Was antwortet ihnen also Christus? \u8222 ?Kein Prophet bleibt ungeehrt, au\u223 ?er in seiner Vaterstadt und in seinem eigenen Hause.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.58: \u8222 ?Und er tat nicht viele Wunderzeichen wegen ihres Unglaubens.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lukas schreibt daf\u252 ?r: \u8222 ?Und er wirkte dort nicht viele Zeichen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 findet sich bei Lukas nicht ausdr\u252 ?cklich\par} } . Aber dennoch, meinst du, h\u228 ?tte er solche wirken sollen. Denn wenn er wenigstens das erreichte, dass sie ihn anstaunten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 und er wurde auch damals wirklich angestaunt\par} } , weshalb hat er dann keine Zeichen getan? Weil ihm nicht daran gelegen war, sich selber zu zeigen, sondern den anderen zu n\u252 ?tzen. Nachdem aber dies nicht zutraf, so achtete er nicht auf sein eigenes Interesse, um nicht ihre Strafw\u252 ?rdigkeit noch zu erh\u246 ?hen. Und doch, sieh nur, wie lange es gedauert hatte, bis er zu ihnen kam, und welche Zeichen er vorher schon gewirkt hatte! Aber dennoch wollten sie nichts von ihm wissen, sondern entbrannten wiederum von Neid.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum hat er aber doch wenigstens einige wenige Zeichen getan? Damit sie nicht sagen k\u246 ?nnten: \u8222 ?Arzt, heile Dich selbst\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 4,23\par} } ; damit sie nicht sagten: Er ist unser {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0678.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d678 }}} Feind und Gegner, und verachtet seine eigenen Verwandten; damit es nicht dann hei\u223 ?e: W\u228 ?ren Zeichen geschehen, so h\u228 ?tten auch wir geglaubt. Aus diesem Grund hat er zwar Zeichen gewirkt, aber bald damit aufgeh\u246 ?rt; das erste, um wenigstens das zu tun, was an ihm lag, das zweite, um sie nicht noch einem schwereren Gerichte zu \u252 ?berliefern.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bedenke aber, wie kraftvoll seine Worte gewesen sein m\u252 ?ssen, dass sie ihn trotz ihrer neidischen Geh\u228 ?ssigkeit bewunderten. Bei seinen Wundertaten haben sie auch nicht das Geschehnis an sich getadelt, daf\u252 ?r aber falsche Erkl\u228 ?rungen vorgebracht und gesagt: \u8222 ?In Beelzebub treibt er die D\u228 ?monen aus\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 11,15\par} } .Ebenso greifen sie auch hier nicht seine Lehre an, sondern nehmen ihre Zuflucht zu der Niedrigkeit seiner Abstammung. Du aber beachte die Sanftmut des Meisters, wie er sie deswegen nicht besch\u228 ?mt, sondern mit aller Sanftmut erwidert: \u8222 ?Kein Prophet ist ungeehrt, au\u223 ?er in seiner Vaterstadt.\u8220" Ja, er begn\u252 ?gt sich nicht einmal damit, sondern f\u252 ?gt noch hinzu; \u8222 ?und in seinem Hause\u8220". Ich bin der Ansicht, er habe mit diesem Zusatz seine Br\u252 ?der gemeint.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bei Lukas f\u252 ?hrt der Herr auch noch Beispiele daf\u252 ?r an und sagt, auch Elias sei nicht zu seinen eigenen Leuten gegangen, sondern zu einer stammesfremden Witwe; und Elis\u228 ?us habe niemand anderen geheilt, sondern nur den Ausl\u228 ?nder Neeman{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 4,26-27\par} } . Die Israeliten dagegen haben weder Gutes empfangen noch Gutes getan; das geschah nur mit den Fremden. Mit diesem Hinweis will der Herr zeigen, dass die Juden \u252 ?berall und immer b\u246 ?se waren, und dass das, was ihm widerfuhr, durchaus nichts Neues sei.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kapitel XIV. V.1: \u8222 ?In jener Zeit h\u246 ?rte Herodes, der Tetrarch, von dem Rufe Jesu.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der K\u246 ?nig Herodes, der Vater dieses Tetrarchen, der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0679.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d679 }}} die unschuldigen Kinder hatte ermorden lassen, war n\u228 ?mlich inzwischen gestorben. Nicht ohne Grund weist der Evangelist auch auf den Zeitpunkt hin; du sollst daraus den Stolz und die Gleichg\u252 ?ltigkeit des Tyrannen erkennen. Denn nicht schon von Anfang an erkundigte er sich nach Christus, sondern erst nach langer Zeit. So sind diejenigen, die mit Macht bekleidet und mit vielem Glanz umgeben sind. Sp\u228 ?t erst erfahren sie diese Dinge, weil ihnen eben nicht viel daran liegt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Du aber beachte die Gr\u246 ?\u223 ?e und Macht der Tugend. Herodes f\u252 ?rchtete sogar noch den toten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Johannes\par} } ; deshalb bildete er sich vor lauter Angst ein, er sei wieder auferstanden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: \u8222 ?Denn\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?er sagte zu seinen Dienern: Das ist Johannes, den ich habe t\u246 ?ten lassen; der ist von den Toten auferstanden; und deshalb wirken die Kr\u228 ?fte in ihm.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du da seine au\u223 ?erordentliche Furcht? Er wagte es nicht, dies \u246 ?ffentlich zu sagen, sondern auch jetzt noch sagte er es nur seinen eigenen Dienern. Trotzdem war seine Idee unvern\u252 ?nftig und konnte auch nur von einem{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 solch rohen\par} } Soldaten kommen. Es waren ja schon viele von den Toten auferstanden, aber keiner hatte noch solche Zeichen getan. Ich glaube ferner, dass seine Worte sowohl der Eitelkeit, wie auch der Furcht entsprangen. So geht es eben unvern\u252 ?nftigen Geistern: sie empfinden oft zu gleicher Zeit ganz entgegengesetzte Gef\u252 ?hle.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lukas berichtet hier, die Leute h\u228 ?tten gesagt: \u8222 ?Das ist Elias, oder Jeremias, oder einer von den alten Propheten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 9.8\par} } . Herodes dagegen, der ja etwas Gescheiteres sagen wollte als die anderen, sprach ebenso. Wahrscheinlich haben aber schon fr\u252 ?her einige gesagt, es sei Johannes{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 und viele haben es ja auch wirklich gesagt\par} } , worauf Herodes dies vielleicht verneinte und sagte: Ich habe ihn ja t\u246 ?ten lassen, und sich so dessen noch r\u252 ?hmte und br\u252 ?stete. Auch Markus und Lukas berichten, Herodes habe gesagt: \u8222 ?Ich habe den Johannes enthaupten {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0680.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d680 }}} lassen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 6,16 u. Lk 9,9\par} } . Nachdem aber das Ger\u252 ?cht einmal aufgekommen war, so sagte zuletzt auch er dasselbe wie die gro\u223 ?e Menge. Darnach machte uns der Evangelist auch mit den geschichtlichen Tatsachen bekannt. Warum aber hat er sie nicht schon fr\u252 ?her erw\u228 ?hnt? Weil ihre ganze Sorge nur darauf gerichtet war, das zu berichten, was Christus betraf; anderes, Nebens\u228 ?chliches \u252 ?bergingen sie, au\u223 ?er wenn es zu ihrem Hauptzweck beitrug. Darum h\u228 ?tten sie auch jetzt Profangeschichtliches nicht erw\u228 ?hnt, wenn es sich nicht auf Christus bezogen h\u228 ?tte, und wenn nicht Herodes hier gesagt h\u228 ?tte, Johannes sei von den Toten auferstanden. Markus versichert, Herodes habe eine gewaltige Angst gehabt vor dem Manne, der ihn einst getadelt hatte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 6,20\par} } . Eine solche Macht besitzt eben die Tugend. Dann f\u228 ?hrt Matth\u228 ?us mit seinem Berichte also fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: \u8220"Herodes hatte n\u228 ?mlich Johannes ergreifen, in Fesseln legen und in den Kerker werfen lassen wegen der Herodias, der Frau seines Bruders Philipp.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: Johannes sagte ihm n\u228 ?mlich: Es ist dir nicht erlaubt, sie{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 zur Frau\par} } zu haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: Da wollte er ihn t\u246 ?ten; doch f\u252 ?rchtete er das Volk, weil dieses ihn f\u252 ?r einen Propheten hielt.\u8222 ?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum hat aber Johannes sich nicht an die Herodias gewendet, sondern an den Mann? Weil er eben der Hauptschuldige war. Beachte aber, wie Johannes seine Anklage m\u246 ?glichst schonend vorbringt, indem er eigentlich mehr die Tatsache feststellt, als eine Anklage \u228 ?u\u223 ?ert.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: \u8220"Als aber der Geburtstag des Herodes gefeiert wurde, da tanzte die Tochter der Herodias inmitten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Tischgesellschaft\par} } , und sie gefiel dem Herodes.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 O welch ein teuflisches Gastmahl! Welch ein satanisches Schauspiel! Welch s\u252 ?ndhafter Tanz und noch s\u252 ?ndhafterer Tanzlohn! Ein Mord, verbrecherischer als alle Morde, wird begangen, und mitten im Feste wird {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0681.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d681 }}} derjenige abgeschlachtet, der den Ehrenkranz und Lobpreis verdient h\u228 ?tte! Das Siegeszeichen des Teufels wird auf dem Tische aufgestellt! Auch die Art des Sieges ist der Sache w\u252 ?rdig. \u8220"Denn\u8221", hei\u223 ?t es, \u8220"die Tochter der Herodias tanzte in der Mitte und sie gefiel dem Herodes.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.7: \u8222 ?Deshalb schwur er mit einem Eide, er wolle ihr geben, was immer sie verlange.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: : \u8222 ?Sie aber war schon zum voraus von ihrer Mutter beredet worden und sagte: Gib mir hier auf einer Platte das Haupt des Johannes des T\u228 ?ufers.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eine zweifache Anklage ist in dem Gesagten enthalten, erstens dass sie tanzte, und zweitens dass sie damit Wohlgefallen erregte, und zwar solches Wohlgefallen, dass sie einen Mord als Belohnung erhielt. Siehst du, wie roh, wie gef\u252 ?hllos, wie unvern\u252 ?nftig Herodes ist? Sich selbst hat er mit einem Eide gebunden; den Inhalt der Bitte hat er der Willk\u252 ?r der anderen \u252 ?berlassen. Als er aber das Unheil sah, das dabei herauskam, da ward er traurig; und doch h\u228 ?tte er schon im Anfang traurig werden sollen. Warum also wird er traurig? So gro\u223 ? ist die Macht der Tugend! Selbst bei den B\u246 ?sen erntet sie Bewunderung und Lob. Allein, seht dieses rasende Weib! Auch sie h\u228 ?tte Johannes bewundern und ihn verehren sollen, da er sie ja von ihrer eigenen Schande befreien wollte. Statt dessen bereitet sie die ganze Verschw\u246 ?rung vor, legt die Schlinge, und bittet um eine wahrhaft satanische Gunst.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: \u8222 ?Er aber scheute sich wegen des Eides und wegen der Tischgenossen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum aber scheutest du dich nicht vor dem, was weit schlimmer war? Wenn du dich vor den Zeugen deines Eides scheutest, so musstest du dich noch viel mehr f\u252 ?rchten, so viele Zeugen eines so verbrecherischen Mordes zu haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes glaube ich, dass viele nicht wissen, weshalb{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Johannes\par} } die Anklage erhob, die zu seinem Morde f\u252 ?hrte. Es ist daher notwendig, auch hiervon zu sprechen, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0682.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d682 }}} damit ihr die Weisheit des Gesetzgebers versteht. Wie lautet also das alte Gesetz, das Herodes mit F\u252 ?\u223 ?en trat, und Johannes verteidigte? Die Frau eines Mannes, der ohne Kinder starb, sollte dessen Bruder gegeben werden{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dt 25,5\par} } . Da n\u228 ?mlich der Tod als ein trostloses \u220 ?bel galt, und alles nur darauf abzielte, das Leben zu erhalten, so schrieb das Gesetz vor, der \u252 ?berlebende Bruder m\u252 ?sse{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Witwe\par} } heiraten, und dem Kinde, das geboren w\u252 ?rde, den Namen des Verstorbenen geben,damit dessen Familie nicht aussterbe. Denn w\u252 ?rde der Verstorbene nicht einmal Kinder hinterlassen, was ja der gr\u246 ?\u223 ?te Trost im Sterben ist, so w\u228 ?re die Trauer vollends unertr\u228 ?glich. Deshalb hat der Gesetzgeber diesen Trost erdacht f\u252 ?r diejenigen, denen die Natur Kinder versagt hat, und hat befohlen, dem Nachgeborenen den Namen des Verstorbenen zu geben. War aber bereits ein Kind vorhanden, so durfte eine solche Ehe nicht mehr stattfinden. Und warum nicht, fragst du? Wenn es schon einem anderen erlaubt war, dann noch viel eher dem Bruder. Durchaus nicht! Gott will eben, dass die gegenseitigen Verwandtschaften sich vermehren. Warum hat aber dann nicht auch im Falle der Kinderlosigkeit ein anderer{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Witwe\par} } geheiratet? Weil dann das nachgeborene Kind nicht mehr als dem Verstorbenen geh\u246 ?rig angesehen worden w\u228 ?re. So aber hatte diese{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 juridische\par} } Annahme einen glaubhafteren Grund, wenn der eigene Bruder der nat\u252 ?rliche Vater war. Ohne das l\u228 ?ge ja auch f\u252 ?r einen Fremden keine Notwendidgkeit vor, die Familie des Verstorbenen fortzupflanzen. Der Bruder hingegen erwarb das Recht hierzu durch seine Verwandtschaft.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weil also Herodes die Frau seines Bruders heiratete, die schon ein Kind hatte, deshalb tadelte ihn Johannes. Doch tadelte er ihn mit Ma\u223 ?, und zeigte dabei nicht blo\u223 ? Freimut, sondern auch Sanftmut. Du aber beachte, wie satanisch das ganze Schauspiel war. Vor allem bestand es nur aus Trunkenheit und Schwelgerei, aus denen ja kaum je etwas Gutes entstehen kann. Ferner waren die Zuschauer verdorbene Menschen, und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0683.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d683 }}} der Gastgeber der schlechteste von allen. Drittens handelte es sich um eine unvern\u252 ?nftige Belustigung. Viertens h\u228 ?tte man das M\u228 ?dchen, um dessentwillen die Ehe ungesetzlich war, lieber verbergen sollen, weil es ja f\u252 ?r die Mutter eigentlich ein Anlass zur Besch\u228 ?mung war; statt dessen kommt sie herein, um sich zu zeigen und trotz ihrer Jungfrauschaft s\u228 ?mtliche Huren in Schatten zu stellen. Auch der Umstand der Zeit tr\u228 ?gt nicht wenig dazu bei, die Strafbarkeit dieses s\u252 ?ndhaften Benehmens zu erh\u246 ?hen. W\u228 ?hrend Herodes Gott h\u228 ?tte danken sollen daf\u252 ?r, dass er ihn an jenem Tage zur Erkenntnis f\u252 ?hrte, wagt er gerade da jenes Verbrechen; w\u228 ?hrend er den Gefangenen von seinen Fesseln h\u228 ?tte befreien sollen, hat er gerade da zu den Fesseln noch den Mord gef\u252 ?gt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 H\u246 ?ret es, ihr Jungfrauen, oder vielmehr auch ihr Verheirateten, die ihr bei fremden Hochzeiten euch solche Schamlosigkeiten erlaubt, die ihr Spr\u252 ?nge macht und tanzet und euer gemeinsames Geschlecht entehrt! H\u246 ?ret es auch, ihr M\u228 ?nner, die ihr so gerne kostspielige Gastm\u228 ?hler voll Trunkenheit aufsucht, und f\u252 ?rchtet den Abgrund, in den euch der Teufel hinabziehen will. Der hat ja damals den unseligen Herodes mit solcher Gewalt erfasst, dass er schwur, er wolle sogar die H\u228 ?lfte seines Reiches hergeben. Das bezeugt uns Markus, der da schreibt: \u8220"Er schwur ihr: Wenn du es willst, so werde ich dir bis zur H\u228 ?lfte meines Reiches geben\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 6,23\par} } . So hoch sch\u228 ?tzte er seine Herrschaft ein, und so sehr war er zu gleicher Zeit von seiner Leidenschaft gefangen, dass er wegen ihres Tanzes darauf verzichten wollte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und was wunderst du dich, dass damals so etwas vorkam, nachdem ja auch jetzt, trotz der erhabenen Lebensweisheit, die uns vermittelt ward, viele wegen des Tanzes von solch verweichlichten jungen Leuten sogar ihre Seelen preisgeben, und dabei nicht einmal einen Eid n\u246 ?tig haben? Sie sind eben Gefangene der b\u246 ?sen Lust, und werden gleich Schafen umhergeschleppt, wohin immer es dem Wolfe gef\u228 ?llt. So ging es also damals auch dem tollen Herodes, der zwei unendliche Torheiten beging, erstens dass er dieses rasende und von Leidenschaft {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0684.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d684 }}} trunkene M\u228 ?dchen, das vor nichts zur\u252 ?ckschreckte, zur Herrin{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 seines Willens\par} } machte; zweitens dass er sich durch einen Eid zu der Sache verpflichtete. Obwohl aber er so schlecht war, das Weib{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Herodias\par} } war noch schlechter als alle anderen, schlechter als das M\u228 ?dchen und als der Tyrann. Sie war es ja, die das ganze Unheil geschmiedet, das ganze Drama ersonnen hatte, sie, die am meisten von allen dem Propheten zum Dank verpflichtet gewesen w\u228 ?re. Ihre Tochter hatte ja nur im Gehorsam gegen sie die Scham abgelegt, den Tanz aufgef\u252 ?hrt und den Mord verlangt, und Herodes ward von ihr im Netze gefangen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du da, wie recht Christus hatte, wenn er sagte: \u8220"Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert\u8221"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 10,37\par} } H\u228 ?tte das M\u228 ?dchen dieses Gebot beobachtet, so h\u228 ?tte es keine so gro\u223 ?en S\u252 ?nden begangen, so h\u228 ?tte es nicht diese Blutschuld auf sich geladen. Oder was g\u228 ?be es Schlimmeres als sich eine Grausamkeit, einen Mord als Gnade sich zu erbitten, einen ungesetzlichen Mord, einen Mord w\u228 ?hrend des Mahles, einen Mord, begangen vor der \u214 ?ffentlichkeit und ohne Scham! Sie kam nicht insgeheim, um dar\u252 ?ber zu verhandeln, sondern \u246 ?ffentlich, ohne Maske, enth\u252 ?llten Hauptes; sie nimmt den Teufel zu ihrem Gehilfen und bringt so ihre Bitte vor. Auch der Teufel half ihr ja mit dazu, durch ihren Tanz das Wohlgefallen zu erregen und so den Herodes zu fangen. Wo eben ein Tanz ist, da ist auch der Teufel dabei. Nicht zum Tanze hat uns ja Gott die F\u252 ?\u223 ?e gegeben, sondern damit wir auf dem rechten Wege wandeln; nicht damit wir ausgelassen seien, nicht damit wir Spr\u252 ?nge machen wie Kamele{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn auch diese f\u252 ?hren widerliche T\u228 ?nze auf, nicht blo\u223 ? die Weiber\par} } , sondern damit wir mit den Engeln den Chorreigen bilden. Wenn schon der Leib bei solcher Ausschweifung besudelt wird, um wieviel mehr noch die Seele? Solche T\u228 ?nze f\u252 ?hren eben nur die Teufel auf; solchen Hohn treiben nur des Teufels Gehilfen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte aber auch, wie die Bitte selber lautet: \u8222 ?Gib mir hier auf einer Sch\u252 ?ssel das Haupt des {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0685.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d685 }}} Johannes des T\u228 ?ufers.\u8220" Siehst du, wie ausgesch\u228 ?mt das M\u228 ?dchen ist, wie sie so ganz eine Beute des Teufels ist? Sie erw\u228 ?hnt sogar noch die W\u252 ?rde{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Johannes\par} } ; aber auch so empfindet sie keine Scham. Wie mit einer Fessel gebunden, so verlangt sie, dass jenes heilige und selige Haupt auf einer Sch\u252 ?ssel hereingetragen werde. Nicht einmal einen Grund gibt sie an; sie h\u228 ?tte ja keinen zu nennen gewusst; sie verlangte einfach, durch fremdes Ungl\u252 ?ck geehrt zu werden. Sie sagte auch nicht: F\u252 ?hre ihn da herein und t\u246 ?te ihn; sie h\u228 ?tte eben den Freimut des dem Tode Geweihten nicht zu ertragen vermocht. Sie f\u252 ?rchtete auch, die furchtbare Stimme des Gemordeten h\u246 ?ren zu m\u252 ?ssen. Denn im Angesichte des Todes h\u228 ?tte er wohl kaum geschwiegen. Darum sagte sie: \u8222 ?Gib mir hier auf einer Sch\u252 ?ssel\u8220"; es verlangt mich, jene Zunge verstummt zu sehen. Sie wollte eben nicht blo\u223 ? mit Vorw\u252 ?rfen verschont bleiben, sondern auch hingehen und den Gefallenen verh\u246 ?hnen. Gott aber lie\u223 ? es so zu. Er schleuderte keinen Blitzstrahl vom Himmel, um das schamlose Schauspiel im Feuer zu vertilgen, noch befahl er der Erde, sich zu \u246 ?ffnen und diese ganze elende Tischgesellschaft zu verschlingen. Er wollte eben zu gleicher Zeit dem Gerechten eine sch\u246 ?ne Krone verschaffen, und denen einen gro\u223 ?en Trost hinterlassen, die nach ihm irgendein Unrecht zu leiden h\u228 ?tten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nehmen wir uns also daraus eine Lehre, wer immer aus uns tugendhaft lebt und von b\u246 ?sen Menschen B\u246 ?ses zu ertragen hat. Auch damals erlaubte ja Gott, dass derjenige, der in der W\u252 ?ste lebte, der einen Lederg\u252 ?rtel trug und ein haarenes Gewand, er der Prophet, der alle Popheten \u252 ?bertraf, der keinen Gr\u246 ?\u223 ?eren kannte unter den vom Weibe Geborenen, dass er get\u246 ?tet wurde, und und zwar durch ein schamloses M\u228 ?dchen und eine verdorbene Hure, und das alles, weil er f\u252 ?r das g\u246 ?ttliche Gesetz eintrat. Das wollen wir also beherzigen und all unsere Leiden standhaft ertragen. Auch damals hat ja dieses blutbefleckte, s\u252 ?ndhafte Weib ihr ganzes Verlangen nach Rache an dem, der sie beleidigt hatte, stillen d\u252 ?rfen; sie durfte ihren ganzen Hass befriedigen und Gott hat es so zugelassen. Und doch hatte Johannes nie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0686.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d686 }}} etwas zu ihr gesagt, und hatte ihr keinen Vorwurf gemacht, sondern nur den Mann allein getadelt. Allein ihr schlechtes Gewissen klagte sie an. Darum lie\u223 ? sie sich in ihrem Zorn und Groll zu noch gr\u246 ?\u223 ?eren Vergehen hinrei\u223 ?en und belud alle zugleich mit Schande, sich selbst, ihre Tochter, ihren verstorbenen Mann, den lebenden Ehebrecher, und f\u252 ?gte zu den fr\u252 ?heren Verbrechen noch neue hinzu. Wenn es dich schmerzt, so sprach sie, dass er im Ehebruch lebt, so will ich auch noch einen M\u246 ?rder aus ihm machen, den Henker seines Tadlers.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 H\u246 ?ret es, die ihr \u252 ?ber das rechte Ma\u223 ? hinaus f\u252 ?r eure Frauen eingenommen seid. H\u246 ?ret es, die ihr auf unbekannte Dinge hin Eide schw\u246 ?ret, die ihr andere zu Herren eures Verderbens macht und euch selbst den Abgrund bereitet. Auch Herodes ging ja auf diese Weise zugrunde. Er hatte erwartet, das M\u228 ?dchen werde eine Bitte stellen, die f\u252 ?r ein Gastmahl passte; sie war ja noch ein Kind und durfte sich eine gl\u228 ?nzende und willkommene Gunst erbitten mitten in einem Fest, bei einem Gastmahl, unter Lobeserhebungen. So erwartete er nicht, sie werde den Kopf{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 eines anderen\par} } verlangen; doch er t\u228 ?uschte sich. Allein nichts von all dem wird ihn entschuldigen. Wenn auch das M\u228 ?dchen eine Gem\u252 ?tsverfassung gehabt h\u228 ?tte wie Tierk\u228 ?mpfer, so durfte doch wenigstens er sich nicht missbrauchen lassen und nicht in dieser Weise tyrannischem Befehle gehorchen. Denn wen h\u228 ?tte nicht Schauder ergriffen, wenn er jenes heilige Haupt bei einem Gastmahle aufgetragen und bluten sah? Aber nicht so der frevelhafte Herodes und sein noch ruchloseres Weib. So sind eben ehebrecherische Weiber, sie \u252 ?bertreffen alle an Frechheit und Rohheit. Wenn wir schon beim Anh\u246 ?ren dieser Dinge erschaudern, welchen Eindruck h\u228 ?tte dann nicht erst der wirkliche Anblick selber machen m\u252 ?ssen? Was mussten die Tischgenossen empfinden, wenn sie mitten im Mahle das tr\u228 ?ufelnde Blut eines frisch abgeschlagenen Hauptes sahen? Allein jenes blutd\u252 ?rstige Weib, das noch wilder war als Erinnyen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Racheg\u246 ?ttinnen\par} } , empfand kein Grauen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0687.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d687 }}} bei diesem Schauspiel; im Gegenteil, sie frohlockte dar\u252 ?ber. Und doch h\u228 ?tte der blo\u223 ?e Anblick allein schon gen\u252 ?gt, um einen erstarren zu machen. Doch dieses mordbefleckte, nach Prophetenblut d\u252 ?rstende Weib f\u252 ?hlte nichts dergleichen. So ist eben die Unzucht, sie f\u252 ?hrt nicht blo\u223 ? zur Wollust, sondern auch zum Morde. Die Frauen, die ihre Ehe brechen wollen, sind auch bereit, ihre betrogenen M\u228 ?nner zu morden. Und nicht blo\u223 ? zu einem oder zu zwei Morden sind sie bereit, sondern zu unz\u228 ?hligen. F\u252 ?r solch tragische Vorkommnisse gibt es viele Beispiele. So machte es also damals auch dieses Weib, in der Hoffnung, ihre Missetat werde verborgen und geheim bleiben. Aber das gerade Gegenteil davon geschah. Nach diesem Ereignis ert\u246 ?nte die Stimme des Johannes nur noch lauter.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes, die Schlechtigkeit sieht nur auf den Augenblick, gleich den Fieberkranken, die zur Unzeit kaltes Wasser verlangen. H\u228 ?tte sie n\u228 ?mlich ihren Ankl\u228 ?ger nicht t\u246 ?ten lassen, so w\u228 ?re auch ihre Missetat nicht in dieser Weise offenbar geworden. Als Herodes den Johannes ins Gef\u228 ?ngnis werfen lie\u223 ?, da sagten dessen J\u252 ?nger nichts dergleichen; als er ihn aber t\u246 ?ten lie\u223 ?, da waren sie gezwungen, auch den Grund daf\u252 ?r anzugeben. Den Ehebruch wollten sie geheim halten, und wollten nicht fremde S\u252 ?nden ausposaunen; als aber die Tatsachen sie zwangen, da erz\u228 ?hlten sie die ganze Missetat. Damit n\u228 ?mlich niemand glaube, Johannes sei eines Vergehens wegen hingerichtet worden, wie es bei Theuda und Juda{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 5,3637\par} } der Fall war, so waren sie gen\u246 ?tigt, auch die Ursache des Mordes anzugeben. Je mehr du also eine S\u252 ?nde auf diese Weise verbergen willst, um so mehr machst du sie bekannt. Eine S\u252 ?nde wird eben nicht durch eine neue S\u252 ?nde verdeckt, sondern durch reum\u252 ?tiges Bekenntnis.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da beachte auch, wie schonend der Evangelist alles berichtet, und wie er es, soweit es m\u246 ?glich ist, sogar noch entschuldigt. Bei Herodes sagt er: \u8222 ?Wegen seiner Eide und wegen der Tischgenossen\u8220", und f\u252 ?gt hinzu, er {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0688.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d688 }}} sei traurig geworden. Von dem M\u228 ?dchen sagt er, es sei schon vorher von der Mutter beredet gewesen, und es habe das Haupt zu seiner Mutter gebracht; gerade als wollte er sagen: Sie hat nur dem Befehle ihrer Mutter gehorcht. Die Gerechten trauern eben alle nicht \u252 ?ber die, welche Unrecht leiden, sondern \u252 ?ber jene, die Unrecht tun; denn gerade die sind es auch, welche am meisten Unheil erfahren. Auch hier widerfuhr nicht dem Johannes ein Ungl\u252 ?ck, sondern denen, welche sich solcher Missetaten schuldig machten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Diese Gerechten wollen also auch wir nachahmen und wollen die S\u252 ?nden des N\u228 ?chsten nicht breittreten, sondern soviel als m\u246 ?glich verbergen. Nehmen wir eine weise Gesinnung an! Auch der Evangelist zeigte sich ja, soweit es m\u246 ?glich war, nachsichtig, als er von einem ehebrecherischen, mit Blutschuld beladenen Weibe sprach. So sagte er nicht: von dem blutbefleckten, verbrecherischen Weib; sondern, \u8222 ?Es war schon zum voraus von seiner Mutter beredet worden\u8220", und gebraucht so besser klingende Namen. Du aber beschimpfst und tadelst deinen N\u228 ?chsten und w\u252 ?rdest dich nie dazu verstehen, von einem Bruder, der dich beleidigte, in der Weise zu reden wie der Evangelist von der Hure. Du ergehst dich in wilden Schm\u228 ?hungen gegen ihn und sagst: der schlechte Kerl, der Misset\u228 ?ter, der heimt\u252 ?ckische Mensch, der Dummkopf, und gibst ihm viele andere, noch schlimmere Namen als diese. Unser Zorn wird ja dabei immer gr\u246 ?\u223 ?er, und wir reden von unserem N\u228 ?chsten wie von einem wildfremden Menschen, misshandeln, tadeln und beschimpfen ihn.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die Heiligen machen es nicht so. Sie beweinen lieber die S\u252 ?nder, als dass sie ihnen fluchen. So wollen auch wir es machen und wollen die Herodias beweinen und alle, die es ihr nachmachen. Auch jetzt gibt es ja noch oft solche Gastm\u228 ?hler; und wenn auch kein Johannes dabei umgebracht wird, so doch die Glieder des Leibes Christi, und das ist noch viel schlimmer. Da verlangen die T\u228 ?nzer kein Haupt auf einer Sch\u252 ?ssel, daf\u252 ?r aber die Seelen der Tafelgenossen.Denn wenn sie dieselben zu ihren Sklaven machen, wenn sie in ihnen s\u252 ?ndhafte Leidenschaften erregen und sie mit \u246 ?ffentlichen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0689.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d689 }}} Dirnen umgeben, so verlangen sie zwar nicht das Haupt, wohl aber t\u246 ?ten sie die Seele, da sie ja ihre Tischgenossen zu Ehebrechern, zu verweichlichten und unsittlichen Menschen machen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da wirst du doch nicht behaupten wollen, wenn du vom Weine trunken bist und siehst, wie ein Weib tanzt und unsittliche Reden f\u252 ?hrt, dass du da keine Versuchung zu ihr sp\u252 ?rst, und nicht von der Lust bezwungen, dich zur Unsittlichkeit verleiten l\u228 ?ssest. Ja es widerf\u228 ?hrt dir das Schreckliche, dass du Glieder Christi zu Gliedern einer Hure machst. Wenn auch bei dir die Tochter der Herodias nicht zugegen ist, der Teufel, der durch sie tanzte, tanzt auch jetzt wieder durch diese Huren, macht die Seelen der Tischgenossen zu seinen Gefangenen und nimmt sie mit sich fort. Wenn aber auch ihr die Kraft habt, euch nicht berauschen zu lassen, ihr macht euch doch einer anderen, sehr schlimmen S\u252 ?nde schuldig. Solche Gastm\u228 ?hler sind ja nur die Frucht vielfachen Raubes. Da sieh nicht auf das Fleisch, das aufgetragen ist, und nicht auf die Kuchen, sondern bedenke nur, mit welchem Gelde das alles zusammengekommen ist; da wirst du sehen, dass es von \u220 ?bervorteilung, Habsucht, Gewaltt\u228 ?tigkeit und Raub herstammt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber, sagst du, diese Dinge stammen gar nicht aus solcher Quelle. Gott bewahre! Auch ich m\u246 ?chte nicht, dass es so w\u228 ?re. Ja, aber wenn sie auch nach dieser Seite hin tadellos sind, ganz ohne Makel sind solche Gastm\u228 ?hler trotzdem nie. H\u246 ?re nur, wie der Prophet sie auch ohne das tadelt und sagt: \u8222 ?Wehe euch, die ihr den abgekl\u228 ?rten Wein trinket, und euch mit den wohlriechenden \u214 ?len salbt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Amos 6,6\par} } . Siehst du da, wie er auch blo\u223 ?e \u220 ?ppigkeit tadelt? Er erhebt ja hier nicht den Vorwurf ungerechten Gelderwerbes, sondern nur der Verschwendung.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Du issest bis zum \u220 ?berma\u223 ?; Christus a\u223 ? nicht einmal das Notwendige. Du issest verschiedenartige Kuchen; er hatte nicht einmal trockenes Brot. Du {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0690.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d690 }}} trinkst den Wein aus Thasos{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 griech.Insel in der N\u228 ?he der bulgarisch griech.Grenze\par} } ; und ihm, der Durst hatte, gabst du nicht einmal einen Becher kalten Wassers. Du ruhst auf weichem, mit bunten Teppichen belegtem Lager; er geht vor Frost zugrunde. Wenn also auch deine Gelage nicht den Vorwurf verdienen, mit unrechtem Gelde veranstaltet zu sein, so sind sie doch deshalb zu tadeln, weil du in allem \u252 ?ber das notwendige Ma\u223 ? hinausgehst, jenem aber nicht einmal das gibst, dessen er bedarf, sondern lieber mit seinem Eigentum schwelgst. W\u228 ?rest du der Vormund eines Kindes und w\u252 ?rdest dich an seinem Eigentum vergreifen und dich nicht um dasselbe k\u252 ?mmern, wenn es auch \u228 ?u\u223 ?erste Not litte, da f\u228 ?nden sich da wohl Tausende von Ankl\u228 ?gern und du w\u252 ?rdest nach den Gesetzen bestraft. Jetzt aber, wo du Christi Eigentum wegnimmst und so zwecklos vergeudest, jetzt glaubst du straflos auszugehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das sage ich nicht von denen, die unz\u252 ?chtige Weiber zu ihren Tischgelagen beiziehen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 f\u252 ?r solche rede ich ja nicht, so wenig wie f\u252 ?r die Hunde\par} } , auch nicht von den ungerechten Reichen, die fremde Ba\u252 ?che f\u252 ?llen, denn auch mit ihnen will ich nichts zu tun haben, so wenig wie mit Schweinen und W\u246 ?lfen; vielmehr spreche ich zu denen, die ihr eigenes Besitztum genie\u223 ?en, aber anderen nichts davon mitteilen, sondern f\u252 ?r sich allein ihr v\u228 ?terliches Erbe verzehren. Auch die sind nicht frei von Schuld. Oder sag mir doch, wie willst du Tadel und Anklagen entgehen, wenn dein Parasit ges\u228 ?ttigt wird sowie dein Hund, der daneben steht, w\u228 ?hrend du Christus nicht einmal dessen f\u252 ?r wert erachtest? Wenn ein Possenrei\u223 ?er so gut bezahlt wird, w\u228 ?hrend der Herr des Himmelreiches auch nicht den kleinsten Teil davon erh\u228 ?lt? Der eine geht reich bedacht hinweg, weil er etwas Witziges sagte; Christus dagegen, der uns Dinge gelehrt hat, ohne deren Kenntnis wir uns in nichts von den Hunden unterscheiden, er erh\u228 ?lt nicht einmal soviel, wie jener! Erschauderst du bei diesen Worten? Nun, so erschaudere auch \u252 ?ber deine Taten. Wirf die Schmarotzer hinaus und mache Christus zu deinem {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0691.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d691 }}} Tischgenossen. Wenn du ihn an deinem Tische teilnehmen l\u228 ?ssest, so wird er dir ein gn\u228 ?diger Richter sein; er wei\u223 ?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Ehre\par} } eines Gastmahls wohl zu sch\u228 ?tzen. Wenn schon R\u228 ?uber dies verstehen, dann um so mehr der Herr. Denke nur an jene \u246 ?ffentliche Dirne, wie der Herr sie bei einem Gastmahle verteidigte, w\u228 ?hrend er den Simon tadelte und sagte: \u8222 ?Du hast mir keinen Friedensku\u223 ? gegeben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 7,45\par} } . Wenn er dich schon ern\u228 ?hrt, solange du dies nicht tust, so wird er dich um so sicherer belohnen, wenn du es tust. Beachte es nicht, wenn der Arme schmutzig und unsauber daherkommt; bedenke vielmehr, dass in ihm Christus dein Haus betritt. Lass darum ab von deiner Unfreundlichkeit und den harten Worten, mit denen du stets die ankommenden Bettler schiltst, indem du sie Betr\u252 ?ger, Faulenzer und noch schlimmeres als das nennst. Bedenke doch, wenn du solche Ausdr\u252 ?cke gebrauchst, was denn die Schmarotzer arbeiten? Welchen Nutzen sie deinem Hause bringen? Sie machen dir das Mahl recht angenehm, sagst du? Aber was ist da Angenehmes dabei, wenn sie sich beohrfeigen lassen und unanst\u228 ?ndige Reden f\u252 ?hren? Und was g\u228 ?be es Schimpflicheres, als wenn du den schl\u228 ?gst, der nach dem Ebenbilde Gottes erschaffen wurde, und dein Vergn\u252 ?gen findest an einer solchen Entehrung desselben, wenn du dein Haus in ein Theater verwandelst, und deine Tafel mit Schauspielern besetzest, und wenn du, ein Edel und Freigeborener, Leute nachahmst, die auf der B\u252 ?hne{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 zu Sklaven\par} } geschoren werden{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das Scheren der Haare war ein Zeichen der Sklaverei\par} } . Auch da gibt es ja Gel\u228 ?chter und Faustschl\u228 ?ge. Und derlei Dinge nennst du ein Vergn\u252 ?gen, w\u228 ?hrend sie doch Str\u246 ?me von Tr\u228 ?nen verdienten, gro\u223 ?e Trauer und viel Wehklagen? Du solltest deine Tischgenossen im Gegenteil zu einem eifrigen religi\u246 ?sen Leben anhalten und sie an ihre Pflichten mahnen. Anstatt dessen verleitest du sie zu Meineiden, zu unanst\u228 ?ndigen Reden, und nennst das ein Vergn\u252 ?gen, h\u228 ?ltst das f\u252 ?r einen Grund zur Freude, was der n\u228 ?chste Anlass zur H\u246 ?lle ist? Denn wenn solche Leute nicht mehr wissen, welche Possen und Witze sie machen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0692.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d692 }}} sollen, so suchen sie sich durch Schw\u246 ?ren und Fluchen aus der Verlegenheit zu ziehen. Verdient also so etwas, dass man dar\u252 ?ber lacht, und nicht vielmehr, dass man dar\u252 ?ber trauert und weint? Welcher vern\u252 ?nftige Mensch m\u246 ?chte wohl so etwas behaupten?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 7.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das sage ich, nicht um ihnen ihren Bissen zu rauben; nur m\u246 ?chte ich nicht, dass sie ihn sich mit so etwas verdienen m\u252 ?ssen. Die Gastfreundschaft soll eben der N\u228 ?chstenliebe entspringen, nicht der Roheit, dem Mitleid, nicht entehrender Verachtung. Also gib ihm zu essen, weil er arm ist; gib ihm Nahrung, weil Christus{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in ihm\par} } gen\u228 ?hrt wird, nicht aber deshalb, weil er satanische Reden f\u252 ?hrt und sein eigenes Leben entehrt. Schau nicht auf sein \u228 ?u\u223 ?erliches Gel\u228 ?chter, pr\u252 ?fe lieber sein Gewissen, dann wirst du sehen, wie er sich selbst tausendmal verw\u252 ?nscht, \u252 ?ber sich seufzt und jammert. Wenn er sich davon nichts anmerken l\u228 ?sst, so geschieht es ebenfalls deinetwegen. Also arme, aber freie Menschen sollen deine G\u228 ?ste bei Tische sein, nicht Meineidige und Schauspieler. Willst du aber auch eine Belohnung f\u252 ?r deine Gastfreundschaft fordern, so sag ihnen, sie sollen diejenigen tadeln und ermahnen, bei denen sie etwas Ungeh\u246 ?riges wahrnehmen, und sollen dich so in der Sorge f\u252 ?r das Hauswesen und in der Aufsicht \u252 ?ber die Hausgenossen unterst\u252 ?tzen. Hast du Kinder? Sie m\u246 ?gen alle deren V\u228 ?ter sein, die Aufsicht \u252 ?ber sie mit dir teilen, und dir solchen Gewinn bringen, der Gott wohlgef\u228 ?llig ist. Treibe mit ihnen eine Art geistigen Handels. Wenn du siehst, dass jemand der F\u252 ?rsorge bedarf, so bitte sie, dass sie dem Betreffenden helfen, befiehl ihnen, denselben zu unterst\u252 ?tzen. Bem\u252 ?he dich durch sie um die Fremden, durch sie bekleide die Nackten, durch sie schick Hilfe den Gefangenen, rette andere aus der Not. So sollen sie dir deine Gastfreundschaft entgelten; davon haben sie selbst und hast du einen Nutzen; denn f\u252 ?r diesen Ersatz verdienst du keinen Tadel.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auf diese Weise wird auch die Freundschaft fester gekittet. Denn wenn es auch jetzt den Anschein hat, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0693.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d693 }}} als erweise man ihnen eine Freundlichkeit, in Wirklichkeit sch\u228 ?men sie sich doch, in dem Gedanken, dass sie umsonst bei dir leben. Wenn sie dir aber solch einen Dienst erweisen, so f\u252 ?hlen sie sich selbst leichter an deinem Tisch, und du bietest ihnen freudiger die Nahrung, in dem Bewusstsein, keine nutzlose Ausgabe zu haben, w\u228 ?hrend sie viel unbefangener und mit der entsprechenden Freiheit sich bei dir aufhalten, und dein Haus anstatt eines Theaters zu einer Kirche wird, der Teufel die Flucht ergreift und Christus mit seinem Engelchor den Einzug h\u228 ?lt. Denn wo Christus ist, da sind auch die Engel, da ist der Himmel, da ist ein Licht, viel gl\u228 ?nzender als das Licht der Sonne.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Willst du aber auch noch einen anderen Vorteil von ihnen haben, so hei\u223 ?e sie in deinen Mu\u223 ?estunden die Hl.Schrift zur Hand nehmen und dir das g\u246 ?ttliche Gesetz vorlesen. Damit werden sie dir viel lieber zu Willen sein als in den anderen Dingen. Denn das erh\u246 ?ht deine und ihre eigene W\u252 ?rde. Das andere dagegen entw\u252 ?rdigt alle zusammen, dich, weil du in deiner Trunkenheit mit ihnen Spott treibst, sie selbst, weil sie sich als erb\u228 ?rmliche Bauchdiener vorkommen. Wenn du sie zu Tische ziehst, nur um an ihnen dein Erg\u246 ?tzen zu finden, so ist das schlimmer, als wenn du sie t\u246 ?test, tust du es dagegen um des geistigen Vorteiles und Gewinnes wegen, so ist auch das wieder n\u252 ?tzlicher, als wenn du einen Verurteilten vom Tode errettetest. So aber entw\u252 ?rdigst du sie noch unter die Sklaven; denn deine Sklaven d\u252 ?rfen sich freier und sicherer bewegen als sie; im anderen Fall aber machst du sie den Engeln gleich. Gib also ihnen und dir selbst die Freiheit; nimm von ihnen die Bezeichnung \u8222 ?Schmarotzer\u8220"; nenne sie Tischgenossen, und hei\u223 ?e sie ferner nicht mehr Schmeichler, sondern Freunde. Darum hat ja auch Gott die Freundschaften gemacht, nicht zum Nachteil der Befreundeten, sondern zu ihrem Vorteil und Nutzen. Solche Freundschaften wie diese sind aber schlimmer als jede Feindschaft. Von unseren Feinden k\u246 ?nnen wir sogar noch Nutzen sch\u246 ?pfen, wenn wir nur wollen; von solchen Freunden dagegen werden wir notwendig nur Schaden haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0694.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d694 }}} Halte dir also keine Freunde, die dir nur Schaden bringen; halte dir keine Freunde, denen der Tisch lieber ist als die Freundschaft. Denn die werden alle die Freundschaft aufgeben, sobald du aufh\u246 ?rst, sie zu f\u252 ?ttern. Wessen Freundschaft dagegen auf Tugend gegr\u252 ?ndet ist, der bleibt dir immer treu und bereit, jedes Ungemach mit dir zu tragen. Die Sippe der Schmarotzer aber nimmt oft Rache an dir und bringt dich in Verruf. Ich kenne viele Freigeborene, die auf diese Weise in schlimmen Verdacht kamen. Einige wurden als Zauberer und Betr\u252 ?ger verschrien, andere als Ehebrecher und Knabensch\u228 ?nder. Da sie n\u228 ?mlich selber nichts zu tun haben, sondern ein m\u252 ?\u223 ?iges Leben f\u252 ?hren, so geraten sie eben vielfach in den Verdacht, dass sie einem derartigen Laster huldigen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So wollen wir uns denn von diesem \u252 ?blen Rufe befreien, vor allem aber vor der drohenden H\u246 ?lle, wollen Gottes Gebote beobachten und diese teuflische Gewohnheit aufgeben, damit wir auch beim Essen und Trinken alles zur Ehre Gottes tun und von ihm daf\u252 ?r Lob verdienen; das m\u246 ?ge uns allen zuteil werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht geb\u252 ?hrt, jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Neunundvierzigste Homilie. Kap.XIV,V.1322.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: \u8222 ?Als aber Jesus dies h\u246 ?rte, begab er sich in einem Schifflein von dort weg an einen einsamen, abgelegenen Ort. Und als die Leute dies erfuhren, folgten sie ihm zu Fu\u223 ? aus allen St\u228 ?dten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sieh, wie der Herr sich jedesmal in die Einsamkeit begibt: als Johannes eingekerkert ward, als er enthauptet wurde, und als die Juden h\u246 ?rten, dass er nicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0695.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d695 }}} wenige zu seinen Sch\u252 ?lern mache. Der Herr wollte eben f\u252 ?r gew\u246 ?hnlich so handeln, wie Menschen tun, da die Zeit noch nicht gekommen war, seine Gottheit deutlich zu enth\u252 ?llen. Darum befahl er auch den J\u252 ?ngern, niemand zu sagen, dass er der Christus sei; erst nach der Auferstehung sollte dies seiner Absicht entsprechend deutlicher offenbar werden. Darum war er auch gegen die Juden, die noch ungl\u228 ?ubig blieben, nicht besonders hart, sondern sogar nachsichtig. Bei seinem Weggehen begab er sich aber nicht in eine Stadt, sondern in die W\u252 ?ste, und zwar in einem Fahrzeuge, damit niemand ihm folgen k\u246 ?nnte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Du aber beachte, wie die Johannesj\u252 ?nger von da an enger an Jesus sich anschlossen. Sie waren es ja, die ihm den Tod des Johannes meldeten, sie verlie\u223 ?en alles und fl\u252 ?chteten sich hinfort zu ihm. Dazu hat nebst dem ungl\u252 ?cklichen Ereignis auch die Antwort nicht wenig beigetragen, die der Herr ihnen fr\u252 ?her gegeben hatte. Warum zog sich aber Jesus nicht eher zur\u252 ?ck, bevor sie ihm nicht diese Nachricht \u252 ?berbracht hatten, obgleich er ja das Vorgefallene schon wusste, bevor sie es ihm mitteilten? Er wollte eben durch alles die Wahrheit seiner Menschwerdung bezeugen. Nicht blo\u223 ? durch den Anblick, sondern auch durch Taten wollte er zum Glauben an sie f\u252 ?hren. Er wusste ja, wie schlecht der Teufel ist, und wie er alles aufbieten w\u252 ?rde, um diesen Glauben zu vernichten. Das ist also der Grund, weshalb der Herr sich hinwegbegibt. Die Menge des Volkes l\u228 ?sst aber auch so nicht von ihm ab; sie folgt ihm voll Anh\u228 ?nglichkeit, und auch das traurige Schicksal des Johannes schreckte sie nicht ab. Soviel vermag eben das sehns\u252 ?chtige Verlangen, so gro\u223 ? ist die Macht der Liebe: alle Schwierigkeiten besiegt und \u252 ?berwindet sie auf diese Weise. Deshalb wurden sie aber auch alsbald belohnt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Denn, hei\u223 ?t es,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: \u8222 ?Als Jesus hinausgegangen war, da sah er eine gro\u223 ?e Menge Volkes, und er empfand Mitleid mit ihnen, und er heilte ihre Kranken.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn auch die Beharrlichkeit der Leute gro\u223 ? war, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0696.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d696 }}} der Lohn, den sie vom g\u246 ?ttlichen Heiland empfingen, \u252 ?berstieg dennoch all ihren Eifer. Darum, nennt auch der Evangelist als Ursache einer solchen Heilungst\u228 ?tigkeit das Mitleid, und zwar ein sehr starkes Mitleid: \u8222 ?und er heilte alle\u8220". Nicht einmal den Glauben verlangt hier der Herr. Dass sie n\u228 ?mlich zu ihm gekommen waren, dass sie die St\u228 ?dte verlassen hatten, dass sie ihn mit solchem Eifer aufsuchten und bei ihm ausharrten, obwohl sie der Hunger qu\u228 ?lte, das alles bekundete ja ohnehin schon ihren Glauben. Der Herr will ihnen aber auch Nahrung verschaffen. Doch macht er nicht selbst den Anfang damit, sondern wartet, bis er gebeten wird; denn, wie ich schon sagte, er h\u228 ?lt \u252 ?berall als Regel fest, nicht eher Wunder zu wirken, als bis er gerufen ward. Warum ist aber niemand aus der Menge herausgetreten und hat f\u252 ?r sie beim Herrn geredet? Weil die Leute eine \u252 ?bergro\u223 ?e Ehrfurcht vor ihm hatten und vor lauter Verlangen, ihm nahe zu sein, nicht einmal ihren Hunger versp\u252 ?rten. Aber auch die J\u252 ?nger gingen nicht zu ihm und sagten: Gib ihnen zu essen; noch waren sie eben{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 im Glauben\par} } nicht vollkommen genug. Sie taten vielmehr was?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: \u8222 ?Als es aber Abend geworden war, da traten die J\u252 ?nger auf ihn zu und sagten: Der Ort hier ist \u246 ?de und die Zeit ist schon abgelaufen; schick also die Leute fort, damit sie hingehen und sich zu essen kaufen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn die J\u252 ?nger sogar nach diesem Wunder das Geschehene verga\u223 ?en und glaubten, als der Herr die Lehren der Pharis\u228 ?er einen Sauerteig nannte, er rede von Broten, wie man sie in den K\u246 ?rben tr\u228 ?gt, dann konnten sie um so weniger ein solches Geschehnis erwarten, noch bevor sie je ein so gro\u223 ?es Wunder{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wie die Brotvermehrung\par} } geschaut hatten. Und doch hatte der Herr eben zuvor viele Kranke geheilt; gleichwohl waren sie auch so nicht gefasst auf das Wunder der Brotvermehrung; so schwach waren sie ebene damals noch im Glauben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Du aber beachte, mit welcher Weisheit der Herr seine J\u252 ?nger zum Glauben bringt. Er erwiderte nicht sofort: Ich gebe ihnen Nahrung; das h\u228 ?tten sie doch nicht leicht zu {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0697.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d697 }}} glauben vermocht. Noch betrachteten sie ihn eben als{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 blo\u223 ?en\par} } Menschen.{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dieser Satz geh\u246 ?rt dem Sinn und Zusammenhang nach hierher. Im Griechischen ist er offenbar verstellt\par} } . Vielmehr antwortete er wie?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: \u8222 ?Jesus aber sprach zu ihnen: Sie brauchen nicht fortzugehen; gebt ihr ihnen zu essen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er sagte nicht: Ich gebe ihnen, sondern: Gebt ihr. Sie aber verm\u246 ?gen sich auch jetzt noch zu keiner h\u246 ?heren Auffassung zu erschwingen, sondern fahren fort, mit ihm zu reden, als w\u228 ?re er ein blo\u223 ?er Mensch, und sagen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: \u8222 ?Wir haben nur f\u252 ?nf Brote und zwei Fische.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Darum bemerkt auch Markus: \u8222 ?Sie verstanden nicht, was er sagte, denn noch war ihr Herz verh\u228 ?rtet\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 8,17\par} } . Weil sie also immer noch am Boden kriechen, so tritt endlich der Herr selber auf und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18: \u8222 ?F\u252 ?hrt sie zu mir her.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Denn wenn auch der Ort \u246 ?de ist, so ist doch derjenige zugegen, der dem ganzen Erdkreis Nahrung spendet. Wenn auch die Stunde vor\u252 ?ber ist, es redet derjenige mit euch, der keiner Zeit unterworfen ist. Johannes{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 6,9\par} } f\u252 ?gt hier noch hinzu, es habe sich um Gerstenbrote gehandelt; er erw\u228 ?hnt dies nicht ohne Grund, sondern um uns die Lehre zu geben, den Prunk eines \u252 ?ppigen Lebens zu verachten. So einfach war auch der Tisch des Propheten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19: \u8222 ?Er nahm also die f\u252 ?nf Brote und die zwei Fische und befahl der Menge, sich auf das d\u252 ?rre Gras niederzulassen; dann blickte er zum Himmel, segnete und brach das Brot und verteilte es an seine J\u252 ?nger, die J\u252 ?nger aber{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 verteilten es\par} } an das Volk.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: Und alle a\u223 ?en und wurden satt; und sie nahmen die \u220 ?berreste des Brotes: zw\u246 ?lf K\u246 ?rbe voll.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: Die Zahl derer aber, die a\u223 ?en, betrug ungef\u228 ?hr f\u252 ?nftausend, ungerechnet die Frauen und Kinder.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum blickte der Herr zum Himmel und segnete? Man sollte zuerst glauben, dass er vom Vater {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0698.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d698 }}} kommt und ihm gleich ist. Doch scheint ein Widerspruch zu bestehen in dem, was hierf\u252 ?r als Beweis dienen sollte. Seine Gleichheit mit dem Vater bewies der Umstand, dass er alles aus eigener Macht vollbrachte; dass er hingegen vom Vater stamme, das konnten sie wohl nicht anders erkennen, au\u223 ?er wenn er voll Demut alles ihm zuschrieb und ihn bei allem, was er tat, anrief. Darum hat er weder das eine noch der andere allein getan, um so beides zu erreichen; deshalb wirkt er seine Wunder bald aus eigener Macht, bald nach{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 vorausgegangenem\par} } Gebet. Damit aber dann nicht doch wieder ein Widerspruch in seiner Handlungsweise vorzuliegen scheine, so blickt er bei kleineren Wundern zum Himmel auf, w\u228 ?hrend er die gr\u246 ?\u223 ?eren alle aus eigener Macht wirkt. Du sollst daraus ersehen, dass er auch bei den kleineren nicht etwa aus sonstigem Unverm\u246 ?gen so handelt, sondern um den Vater zu ehren. Wenn er also S\u252 ?nden nachlie\u223 ?, das Paradies \u246 ?ffnete und den R\u228 ?uber dort einf\u252 ?hrte, wenn er aus eigener Machtvollkommenheit das alte Gesetz aufhob, unz\u228 ?hlige Tote auferweckte, dem Meere gebot, die geheimen Gedanken der Menschen tadelte, ein Auge heilte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ed\u228 ?miourg\u228 ?se eigentlich = erschuf\par} } , lauter Dinge, die nur Gott und sonst niemand zu wirken vermag, da sehen wir ihn nie vorher beten; wo er aber Brot vermehrte, was ja viel leichter war als alles andere, da blickte er zuerst zum Himmel empor. Er will damit sowohl den vorher angegebenen Zweck erreichen, als auch uns die Lehre geben, nicht eher die Mahlzeit zu beginnen, bevor wir nicht demjenigen unseren Dank dargebracht haben, der uns diese Nahrung spendet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum aber hat der Herr die Brote nicht aus Nichts erschaffen? Um den Marcion und die Manich\u228 ?er zu widerlegen, die \u252 ?ber seine Sch\u246 ?pfung falsche Lehren verbreiteten, und um uns auch durch die Tatsachen selbst zu \u252 ?berzeugen, dass alles Sichtbare sein Werk und seine Sch\u246 ?pfung ist, und uns endlich zu zeigen, dass er selbst derjenige ist, der die Fr\u252 ?chte spendet, und der im Anfang sprach: \u8222 ?Es sprosse die Erde die Pflanze des Grases hervor\u8220", und: \u8222 ?Die Wasser sollen kriechende {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0699.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d699 }}} Lebewesen hervorbringen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 1,11 u.20\par} } . Das war ja nichts Geringeres als das andere. Denn wenn auch diese Dinge erschaffen wurden, nachdem sie vorher nicht waren, so entstanden sie doch wenigstens aus Wasser. Es ist aber gewiss nichts Geringeres, aus f\u252 ?nf Broten so viele Brote zu machen und ebenso aus den Fischen, als Frucht aus der Erde hervorzubringen und kriechende Lebewesen aus dem Wasser. Das war eben eine Beweis, dass er der Herr \u252 ?ber Erde und Meer ist. Seine Wunder wirkte er ja sonst immer nur an Kranken; deshalb hat er hier eines gewirkt, das dem ganzen Volk zugute kam, damit eben die Leute nicht immer blo\u223 ? Zuschauer dessen w\u228 ?ren, was f\u252 ?r andere geschah, sondern auch selbst einmal die Wirkung dieser Gabe versp\u252 ?rten. Das, was die Juden in Anbetracht der W\u252 ?ste f\u252 ?r ein Wunder hielten, indem sie sagten: \u8222 ?Kann er vielleicht auch Brot geben, oder den Tisch bereiten in der W\u252 ?ste?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 77,20\par} } gerade das hat der Herr durch die Tat erwiesen. Darum f\u252 ?hrt er sie auch in die W\u252 ?ste, damit \u252 ?ber die Wirklichkeit des Wunders auch nicht der geringste Zweifel bestehen k\u246 ?nnte, und keiner glaubt, man habe aus irgendeinem nahen Dorf die notwendige Nahrung herbeigebracht. Aus demselben Grunde erw\u228 ?hnt der Evangelist auch die Zeit, nicht blo\u223 ? den Ort.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Noch etwas anderes ersehen wir aus dem Bericht, n\u228 ?mlich, welchen Eifer die J\u252 ?nger f\u252 ?r das{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 zum Heile\par} } Notwendige zeigten, und wie wenig sie an Nahrung dachten. Denn obgleich sie zw\u246 ?lf waren, hatten sie doch blo\u223 ? f\u252 ?nf Brote und zwei Fische. So nebens\u228 ?chlich waren ihnen die leiblichen Bed\u252 ?rfnisse, und so sehr war ihre ganze Aufmerksamkeit nur auf das Geistige gerichtet. Ja selbst an dem Wenigen hingen sie nicht, sondern gaben auch das her, als man sie darum bat. Daraus sollen wir die Lehre ziehen, auch unseren geringen Besitz mit den Armen zu teilen. Als ihnen der Herr befahl, die f\u252 ?nf Brote herbeizubringen, da sagten sie nicht: Und womit werden wir uns n\u228 ?hren? Womit werden wir unseren Hunger stillen? Nein, sie gehorchen ohne {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0700.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d700 }}} Z\u246 ?gern. Au\u223 ?erdem, glaube ich aber, hat der Herr dieses Wunder auch deshalb an schon vorhandener Materie gewirkt,um die Leute zum Glauben zu bringen; noch waren sie eben hierin sehr schwach. Darum blickt er auch zum Himmel empor. F\u252 ?r andere Wundertaten hatte sie ja schon viele Beispiele; f\u252 ?r dieses aber noch keines.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr nahm also{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Brote\par} } , brach sie und verteilte sie durch seine J\u252 ?nger, wodurch er auch diese ehrte. Aber nicht blo\u223 ? ehren wollte er sie; er tat es auch in der Absicht, dass, wenn das Wunder gesch\u228 ?he, sie nicht ungl\u228 ?ubig blieben, und, wenn es geschehen und vor\u252 ?ber w\u228 ?re, sie es nicht verg\u228 ?\u223 ?en, indem ja das, was sie in H\u228 ?nden hielten, ihnen zum Zeugnis diente. Darum l\u228 ?sst er es auch zu, dass das Volk zuerst Hunger empfinde, und wartete, bis zuvor die J\u252 ?nger mit ihrer Bitte an ihn herantreten, l\u228 ?sst durch sie das Volk einladen, sich zu setzen, und nimmt mit ihrer Hilfe die Verteilung vor; er will eben beide Teile durch ihre eigenen Eingest\u228 ?ndnisse und Handlungen schon im vorhinein festlegen. Deshalb nimmt er auch von ihnen die Brote, damit viele Zeugen f\u252 ?r das Wunder da w\u228 ?ren und sie eine dauernde Erinnerung an dasselbe h\u228 ?tten. Denn wenn sie das Vorkommnis trotz all dem wieder verga\u223 ?en, was w\u228 ?re dann nicht erst geschehen, wenn er nicht wenigstens diese Vorsichtsma\u223 ?regeln getroffen h\u228 ?tte? Sich auf das Gras niederzulassen befahl er ihnen aber deshalb, weil er das Volk lehren wollte, sich mir dem Einfachsten zu begn\u252 ?gen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 philosophein= zu philosophieren, wohl nach Art der Stoiker, aber in h\u246 ?herem Sinn\par} } . Er wollte eben nicht blo\u223 ? den Leib n\u228 ?hren, sondern auch die Seele belehren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Also durch den Ort, sowie dadurch, dass er nicht mehr bietet als Brot und Fisch, dass er allen dasselbe gibt und allen gemeinsam verteilt, und keinem mehr zukommen l\u228 ?sst als dem anderen, durch all das lehrt er sie Demut, Enthaltsamkeit, Liebe, gleichm\u228 ?\u223 ?ige Behandlung aller, sowie das Bewusstsein, dass alles gemeinsam sei. \u8222 ?Und er brach das Brot und gab es den J\u252 ?ngern, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0701.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d701 }}} und die J\u252 ?nger gaben es dem Volke.\u8220" Die f\u252 ?nf Brote brach er und verteilte sie, und die f\u252 ?nfe vermehrten sich in den H\u228 ?nden der J\u252 ?nger. Aber selbst hiermit ist das Wunder noch nicht abgeschlossen; der Herr machte, dass auch noch vieles \u252 ?brig blieb, und zwar nicht ganze Brote, sondern Brotst\u252 ?cke. Er will eben zeigen, dass diese \u220 ?berreste wirklich von den f\u252 ?nf Broten stammen, und dies in der Absicht, dass sie das Geschehene auch den Anwesenden mitteilten. Darum lie\u223 ? er zuerst das Volk Hunger leiden, damit niemand sage, das Ganze sei nur Einbildung gewesen. Deshalb machte er auch, dass gerade zw\u246 ?lf K\u246 ?rbe voll \u252 ?brig blieben, damit auch Judas einen zu tragen bek\u228 ?me. Er h\u228 ?tte ja auch den Hunger einfach verschwinden lassen k\u246 ?nnen; dann h\u228 ?tten aber die J\u252 ?nger seine h\u246 ?here Macht wohl kaum erkannt, da ja dies auch bei Elias geschehen war{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 3 K\u246 ?n 17,9-16\par} } . Auf diese Weise setzte er also die Juden in solches Erstaunen , dass sie ihn sogar zum K\u246 ?nig machen wollten, was sie doch sonst bei keiner anderen Wundertat versuchten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wer k\u246 ?nnte also mit Worten erkl\u228 ?ren, wie die Brote sich vermehrten? Wie sie mitten in der W\u252 ?ste immer mehr zunahmen? Wie sie f\u252 ?r so viele ausreichten? Es waren ja f\u252 ?nftausend Menschen da, ungerechnet die Frauen und Kinder. Aber gerade das gereicht den Leuten zur h\u246 ?chsten Ehre, dass sogar Frauen und Kinder dem Herrn anhingen.{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wer k\u246 ?nnte erkl\u228 ?ren,\par} } woher die \u220 ?berreste kamen? Denn diese waren ja nicht geringer, als was im Anfang vorhanden war; und wie sie so zahlreich werden konnten, dass die Zahl der K\u246 ?rbe gerade derjenigen der J\u252 ?nger gleichkam, keiner mehr und keiner weniger? Der Herr nahm also das gebrochene Brot und gab es nicht den Leuten, sondern den J\u252 ?ngern, weil eben das Volk noch schw\u228 ?cher im Glauben war als die J\u252 ?nger.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem aber das Zeichen geschehen war,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.22: \u8222 ?Da n\u246 ?tigte er alsbald die J\u252 ?nger, in das Schiff zu steigen und ihn an das andere Ufer zu f\u252 ?hren, bevor er die Volksscharen entlie\u223 ?.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0702.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d702 }}} Denn wenn auch einer, solange er anwesend war, auf den Gedanken kommen konnte, es sei nur Einbildung und nicht Wirklichkeit, was er getan, so war dies doch unm\u246 ?glich, nachdem er fortgegangen war. Darum \u252 ?berl\u228 ?sst er das Geschehene einer genauen Pr\u252 ?fung und gibt Befehl, dass diejenigen von ihm entfernt werden, die die Grundlage und den Beweis f\u252 ?r seine Wunderzeichen in H\u228 ?nden hatten. Auch bei anderen Gelegenheiten, wo er etwas Gro\u223 ?es tut, entfernt er sich vom Volk und den J\u252 ?ngern, um uns zu zeigen, nirgends den Ruhm der \u214 ?ffentlichkeit zu suchen, und nicht die Menge an uns zu ziehen. Wenn aber der Evangelist sagt: \u8222 ?Er n\u246 ?tigte\u8220", so bekundet er damit nur die gro\u223 ?e Hingebung der J\u252 ?nger{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 an den Herrn\par} } . Auch schickte er die J\u252 ?nger fort wegen des Volkes; er selbst aber wollte auf den Berg hinaufgehen. Auch das hat er wieder getan, um uns die Lehre zu geben, uns weder best\u228 ?ndig unter dem Volk aufzuhalten, noch immerfort das Volk zu meiden, sondern beides in zuk\u246 ?mmlicher Weise zu tun, und mit beidem in entsprechendem Ma\u223 ?e abzuwechseln.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lernen also auch wir, Jesus mit Eifer anzuh\u228 ?ngen, aber nicht, um sinnf\u228 ?llige Wohltaten zu empfangen, damit wir nicht denselben Tadel verdienen wie die Juden. Denn, sagt der Herr: \u8222 ?Ihr suchet mich, nicht weil ihr Wunderzeichen geschaut habt, sondern weil ihr von den Broten a\u223 ?et und satt wurdet\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 6,26\par} } . Darum wirkte er auch dieses Wunder nicht immer, sondern nur zweimal, um sie zu lehren, nicht dem Bauche zu dienen, sondern stets den geistigen Dingen obzuliegen. Diesen wollen also auch wir uns widmen, wollen dem himmlischen Brote nachgehen, und wenn wir es erhalten, alle irdische Sorge von uns werfen. Wenn jene{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Juden\par} } ihre H\u228 ?user, ihre St\u228 ?dte, ihre Verwandten und alles verlie\u223 ?en und sich in der W\u252 ?ste aufhielten, und trotz des Hungers, der sie qu\u228 ?lte, nicht fortgingen, dann m\u252 ?ssen um so mehr wir, die wir uns einem so erhabenen Tische n\u228 ?hern, noch weit gr\u246 ?\u223 ?eren Eifer zeigen, die geistigen Dinge lieben und die materiellen erst nach diesen suchen. Auch jene wurden ja getadelt, nicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0703.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d703 }}} weil sie den Herrn des Brotes wegen suchten, sondern weil sie ihn nur deshalb suchten, und in erster Linie deshalb. Wenn jemand die gro\u223 ?en Gaben verachtet und sich daf\u252 ?r an die kleinen h\u228 ?ngt, die er nach der Absicht des Gebers verachten sollte, so verliert er auch diese. Wenn wir dagegen jene lieben, so gibt er uns auch die anderen dazu. Diese sind n\u228 ?mlich nur eine Zugabe zu jenen; so wertlos und gering sind sie im Vergleich zu jenen, wenn sie auch sonst gro\u223 ? sind.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jagen wir also nicht diesen zeitlichen Dingen nach, sondern halten wir deren Besitz oder Verlust f\u252 ?r etwas ganz Gleichg\u252 ?ltiges, wie ja auch Job sich nicht an sie hing, solange er sie besa\u223 ?, und ihnen nicht nachjagte, nachdem er sie verloren. Denn Besitz{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das griech. Wortspiel chr\u228 ?mata \u8230 ? chr\u228 ?sometha l\u228 ?sst sich deutsch nicht gut wiedergeben\par} } hei\u223 ?en diese Dinge nicht deshalb, damit wir sie vergraben, sondern damit wir sie in der rechten Weise besitzen. Und wie bei den Handwerkern jeder seine besonderen Kenntnisse hat, so versteht auch der Reiche zwar nicht das Schmiedehandwerk, nicht den Schiffsbau, nicht die Webekunst, nicht das Bauhandwerk, auch sonst nichts von all dem; daf\u252 ?r aber soll er lernen, den Reichtum, gut zu gebrauchen und mit den D\u252 ?rftigen Mitleid zu haben; dann wird er eine Kunst verstehen, die alle anderen \u252 ?bertrifft.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Diese Kunst steht ja h\u246 ?her als alle anderen. Ihre Werkst\u228 ?tte ist im Himmel errichtet worden. Werkzeuge sind nicht aus Eisen und Erz gemacht, sondern bestehen aus G\u252 ?te und rechter Gesinnung. Diese Kunst hat Christus und seinen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 himmlischen\par} } Vater zum Lehrmeister. Denn, sagt der Heiland, \u8222 ?seid barmherzig, wie euer Vater, der im Himmel ist\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 6,36\par} } . Das Wunderbare daran ist aber das, dass sie trotz ihrer Erhabenheit \u252 ?ber die anderen K\u252 ?nste, keiner M\u252 ?he und keiner Zeit bedarf zu ihrer Bet\u228 ?tigung; es gen\u252 ?gt, zu wollen, und alles ist getan. Beachten wir aber auch, welches ihr Endzweck ist? Welches ist also ihr Endzweck? Der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0704.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d704 }}} Himmel, die himmlischen G\u252 ?ter, jene unaussprechliche Herrlichkeit, die geistigen Brautgem\u228 ?cher, die gl\u228 ?nzenden Lichter, der Umgang mit dem Br\u228 ?utigam, alles andere, das weder die Zunge noch der Verstand darzulegen vermag. Also auch nach dieser Seite hin besteht ein gro\u223 ?er Unterschied zwischen dieser Kunst und den anderen. Die meisten K\u252 ?nste n\u252 ?tzen uns ja nur f\u252 ?r das irdische Leben; diese aber auch f\u252 ?r das zuk\u252 ?nftige. Wenn aber schon die K\u252 ?nste, die wir f\u252 ?r dieses Leben brauchen, so verschieden untereinander sind, wie z.B. die Kunst des Arztes und die des Baumeisters und alle anderen dieser Art, so gilt dies noch vielmehr von denen, die man bei genauem Zusehen gar nicht einmal als K\u252 ?nste bezeichnen kann. Darum m\u246 ?chte auch ich die anderen, unn\u246 ?tigen Besch\u228 ?ftigungen gar nicht einmal K\u252 ?nste nennen. Oder welchen Nutzen haben f\u252 ?r uns die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 verfeinerte\par} } Kochkunst und die Herstellung von Leckerbissen? Gar keinen. Im Gegenteil, sie sind sogar sehr nachteilig und sch\u228 ?dlich und verderben Leib und Seele, weil durch sie die Schwelgerei ihren festlichen Einzug h\u228 ?lt, die Mutter aller Krankheiten und Leiden. Aber nicht blo\u223 ? diese, sondern selbst die Malerei und Stickerei m\u246 ?chte ich nicht eigentlich K\u252 ?nste nennen; denn sie st\u252 ?rzen uns nur in unn\u246 ?tige Auslagen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der hl.Chrysostomus will hier offenbar nicht diese K\u252 ?nste an sich verwerfen, sondern nur als Moralist deren m\u246 ?gliche Ausw\u252 ?chse bek\u228 ?mpfen\par} } . Die wahren K\u252 ?nste hingegen m\u252 ?ssen uns das, was zum Unterhalt unseres Lebens notwendig ist, besorgen und verschaffen. Darum hat uns ja auch Gott die Weisheit gegeben, damit wir Mittel und Wege finden, um unser Leben zu erhalten. Welchen Nutzen haben wir aber davon, sag mir, wenn wir an den W\u228 ?nden oder auf den Kleidern Tiergestalten anbringen? Darum m\u252 ?sste man auch bei der Kunst der Schuhmacher und Weber gar manches \u220 ?berfl\u252 ?ssige verbieten. Denn sie haben meistens schon zu Ausw\u252 ?chsen gef\u252 ?hrt, haben das, was wirklich notwendig ist,{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in Luxus\par} } verkehrt, und zur Kunst die K\u252 ?nstelei gef\u252 ?gt. Dasselbe ist auch bei der Baukunst der Fall. Solange sie nur H\u228 ?user und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0705.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d705 }}} keine Theater errichtet, also das Notwendige und nicht das \u220 ?berfl\u252 ?ssige schafft, solange nenne ich sie auch eine Kunst. Ebenso bezeichne ich die Weberei als Kunst, solange sie nur Kleider und M\u228 ?ntel erzeugt, nicht aber Spinnen nachahmt und damit viel Gel\u228 ?chter und gro\u223 ?en Stumpfsinn weckt. Auch dem Schumacherhandwerk nehme ich den Namen Kunst nicht, solange es nur Schuhe erzeugt. Wenn es aber die M\u228 ?nner zu Weibern macht und sie mit ihren Schuhen verweichlicht und verz\u228 ?rtelt, dann rechne ich es zu den sch\u228 ?dlichen und \u252 ?berfl\u252 ?ssigen Dingen und spreche ihm \u252 ?berhaupt den Namen Kunst ab.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ich wei\u223 ? wohl, dass ich vielen als kleinlich erscheine, wenn ich mich um solche Dinge k\u252 ?mmere; deshalb werde ich aber keineswegs davon abstehen. Die Ursache alles Unheils liegt ja gerade darin, dass viele diese S\u252 ?nden f\u252 ?r klein halten und sie deshalb gar nicht beachten. Ja, sagt man mir da, k\u246 ?nnte es einen geringf\u252 ?gigeren Fehler geben, als einen sch\u246 ?n geschm\u252 ?ckten, gl\u228 ?nzenden Schuh zu tragen, der auch dem Fu\u223 ?e angepasst ist, wenn man das \u252 ?berhaupt einen Fehler nennen will? Soll ich also diesem Einwand ein Kapitel widmen und euch zeigen, wie gro\u223 ? dieser Unfug ist? Und ihr werdet deshalb nicht ungehalten sein? Nun, wenn ihr auch ungehalten seid, ich mache mir dar\u252 ?ber keine gro\u223 ?en Sorgen. Ihr selbst seid ja schuld an dieser Torheit, die ihr nicht einmal f\u252 ?r eine S\u252 ?nde haltet, weil ihr uns damit zwingt, solch t\u246 ?richte Eitelkeit zu brandmarken.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wir wollen also die Sache einmal n\u228 ?her pr\u252 ?fen und sehen, was f\u252 ?r ein Unheil sie ist. Wenn ihr Seidenb\u228 ?nder, die man nicht einmal f\u252 ?r Kleider verwenden soll, sogar bei den Schuhen verwendet, verdient ihr da nicht vollauf, dass man dar\u252 ?ber spottet und lacht? Wenn du aber meine Ansicht verachtest, so h\u246 ?re wenigstens auf die Worte des hl. Paulus, der dies ganz nachdr\u252 ?cklich verbietet; dann wirst du schon merken, wie l\u228 ?cherlich es ist. Was sagt also der Apostel? \u8222 ?Nicht mit Haargeflechten, mit Gold oder Perlen oder {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0706.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d706 }}} kostbarer Gewandung{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 sollen die Frauen sich schm\u252 ?cken\par} } \u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Tim 2,9\par} } . Welche Nachsicht verdientest du also, wenn der hl. Paulus deiner Gattin nicht einmal kostbare Gew\u228 ?nder erlauben will, und du diese eitle Torheit sogar auf die Schuhe ausdehnst, und dir tausenfache M\u252 ?he gibst um einer so l\u228 ?cherlichen, schimpflichen Sache willen? Daf\u252 ?r wird ja ein ganzes Schiff ausger\u252 ?stet, werden Ruderer gemietet mit einem Unter- und Obersteuermann, wird das Segel gespannt und das Meer durchfahren, daf\u252 ?r verl\u228 ?sst der Kaufmann Weib, Kind und Heimat, und vertraut sein eigenes Leben den Wogen an, zieht in Barbarenl\u228 ?nder und besteht tausenderlei Gefahren, nur wegen dieser Seidenb\u228 ?nder, damit du sie nach all dem M\u252 ?hen auf deinen Schuhen anbringen und das Leder damit zieren k\u246 ?nnest. Was g\u228 ?be es doch Schlimmeres als solch eine Torheit? Das war in alten Zeiten nicht so; da hatte man Schuhe, die sich f\u252 ?r M\u228 ?nner schickten. Jetzt aber bin ich darauf gefasst, dass unsere jungen Leute im Laufe der Zeit sogar noch Weiberschuhe anziehen ohne sich zu sch\u228 ?men. Das Traurigste dabei ist, dass sogar die V\u228 ?ter dies mit ansehen ohne unwillig zu werden, ja es im Gegenteil f\u252 ?r eine ganz unschuldige Sache halten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und soll ich auch das sagen, was die Sache noch schlimmer macht, dass n\u228 ?mlich so etwas geschieht, wo es doch so viele Arme gibt? Soll ich euch Christus vor Augen stellen, wie er hungert und seiner Kleider beraubt ist, wie er \u252 ?berall umherirrt und mit Banden gefesselt ist? Wie viele Blitzstrahlen w\u252 ?rdet ihr nicht verdienen, wenn er ihn, der sich vor Hunger nicht zu helfen wei\u223 ?, missachtet und daf\u252 ?r solche Sorgfalt auf den Schmuck des Schuhleders verwendet? Als der Herr den J\u252 ?ngern seine Satzungen gab, da erlaubte er ihnen nicht einmal, \u252 ?berhaupt Schuhe zu tragen; wir dagegen wollen nicht nur nicht barf\u252 ?\u223 ?ig gehen, sondern nicht einmal solche Schuhe tragen, wie es sich geh\u246 ?rt. Was g\u228 ?be es also Schlimmeres, was L\u228 ?cherlicheres als solch eine Verunzierung? So etwas tut ja nur ein verweichlichter, gef\u252 ?hlloser, roher, zimperlicher Mensch, der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0707.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d707 }}} nichts Rechtes zu tun hat. Oder wie k\u246 ?nnte sich einer jemals mit etwas Notwendigem und N\u252 ?tzlichem abgeben, der seine Zeit mit solch \u252 ?berfl\u252 ?ssigen Dingen vergeudet? Wie w\u228 ?re ein solcher J\u252 ?ngling imstande, sich um seine Seele zu k\u252 ?mmern, oder \u252 ?berhaupt daran zu denken, dass er eine Seele hat? Der wird ja notwendig ein erb\u228 ?rmlicher Wicht sein, wer solche Dinge bewundern muss, und roh, wer um solcher Sachen willen die Armen vernachl\u228 ?ssigt, und aller Tugend bar, wer seine ganze Aufmerksamkeit solchen Gegenst\u228 ?nden widmet. Wer sich f\u252 ?r den Glanz von Seidenb\u228 ?ndern, die Pracht der Farben und das Epheugeranke derartiger Gewebe interessiert, wann soll der zum Himmel aufblicken k\u246 ?nnen? Wann soll derjenige die himmlische Sch\u246 ?nheit bewundern, den es nach der Sch\u246 ?nheit von Leder gel\u252 ?stet und der also am Boden kriecht?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gott hat den Himmel ausgebreitet und die Sonne angez\u252 ?ndet, um deinen Blick nach oben zu lenken; du aber zwingst dich gleich den Schweinen, zur Erde zu sehen, und bist dem Teufel gehorsam. Er ist es ja, der b\u246 ?se D\u228 ?mon, der diese Schamlosigkeit ersonnen hat, um dich von jener Sch\u246 ?nheit abzuziehen. Darum hat er dich zu solchen Dingen hingezogen, darum wird Gott, der dir den Himmel zeigt, gleichsam besiegt vom Teufel, der dir H\u228 ?ute zeigt, oder vielmehr nicht einmal H\u228 ?ute, denn auch sie sind ja Werke Gottes, sondern unn\u246 ?tigen Luxus und \u252 ?bertriebene K\u252 ?nstelei. So geht der J\u252 ?ngling mit dem Blick zur Erde gesenkt, der eigentlich das Himmlische betrachten sollte, und er bildet sich mehr auf diese Eitzelkeiten ein, als wenn er eine gro\u223 ?e Tat vollbracht h\u228 ?tte, stolziert auf offenem Markte umher und macht sich selber ganz unn\u246 ?tig Sorgen und Kummer, es k\u246 ?nnten seine Schuhe mit Kot beschmutzt werden, wenn es Winter, oder sie k\u246 ?nnten mit Staub bedeckt werden, wenn es Sommer ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was sagst du da, o Mensch? Deine ganze Seele hast du in den Schmutz geworfen um solch einer Torheit willen und merkst nicht, wie sie auf dem Boden herumgezogen wird; f\u252 ?r deine Schuhe dagegen bist du so \u228 ?ngstlich besorgt! Lerne sie doch recht gebrauchen und sch\u228 ?me dich, dass du so gro\u223 ?e Achtung vor ihnen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0708.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d708 }}} hast! Die Schuhe sind ja daf\u252 ?r da, dass sie mit Kot und Schmutz in Ber\u252 ?hrung kommen und mit jedem Unrat, der auf dem Boden liegt. Wenn dir aber das nicht gef\u228 ?llt, so ziehe sie aus und h\u228 ?nge sie dir um den Hals oder lege sie auf den Kopf.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ihr lacht bei diesen Worten; ich aber m\u246 ?chte lieber weinen \u252 ?ber die Torheit dieser Leute und den Eifer, den sie solchen Dingen widmen. Die w\u252 ?rden ja lieber ihren eigenen Leib mit Kot beschmutzen als ihre Schuhe. So zimperlich wurden sie also, und dazu auch noch habs\u252 ?chtig. Wer n\u228 ?mlich gewohnt ist, nach solchen Dingen gierig zu verlangen, der braucht auch f\u252 ?r Kleider und alles andere viel Geld und gro\u223 ?e Eink\u252 ?nfte. Hat er nun einen ehrgeizigen Vater, so wird er noch mehr in seinen Fehler verstrickt und seine t\u246 ?richte Leidenschaft wird noch gesteigert. Ist sein Vater dagegen knauserig, so sieht er sich noch zu anderen Schamlosigkeiten gezwungen, um das Geld f\u252 ?r derartige Auslagen zusammenzubringen. Aus diesem Grund haben schon manche junge Leute ihre Jugendbl\u252 ?te weggeworfen, sind zu Schmarotzern der Reichen geworden und haben sich noch anderen Sklavendiensten unterworfen, um sich damit die Befriedigung derartiger Leidenschaften zu erkaufen. Daraus ergibt sich, dass ein solcher J\u252 ?ngling so zu gleicher Zeit geldgierig und erb\u228 ?rmlich sein wird und in den notwendigen Dingen vollkommen gleichg\u252 ?ltig, ja dass er notgedrungen viele S\u252 ?nden begehen wird; dass er aber auch zugleich hartherzig und ehrgeizig sein wird, das d\u252 ?rfte wohl auch niemand bestreiten. Hartherzig, weil er vor lauter Sucht nach eitlem Tand beim Anblick eines Armen tut, als sehe er ihn nicht, sondern seine Kleider und Schuhe mit Gold schm\u252 ?ckt, um den Armen aber, der vor Hunger stirbt, sich nicht k\u252 ?mmert. Ehrgeizig aber wird er, weil er sich angew\u246 ?hnt, auch in den kleinen Dingen dem Lobe der Zuschauer nachzujagen. Ich glaube nicht, dass ein Feldherr auf seine Armee und seine Siegestroph\u228 ?en sich soviel einbildet, als diese weltlich gesinnten J\u252 ?nglinge auf den Schmuck ihrer Schuhe, auf ihre Schleppkleider und die Locken ihres Hauptes; und doch haben all das fremde K\u252 ?nstler {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0709.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d709 }}} gemacht. Wenn sie es aber schon nicht lassen k\u246 ?nnen, auf fremde Dinge stolz zu sein, wie werden sie auf ihre eigenen Vorz\u252 ?ge nicht stolz sein wollen? Soll ich noch andere, schlimmere Dinge erw\u228 ?hnen, oder gen\u252 ?gt uns das? Nun, so muss ich damit meine Rede beenden, denn ich habe all das wegen derjenigen gesagt, die da in ihrem Ehrgeiz behaupten, es seien diese Dinge durchaus keine Torheit. Ich wei\u223 ? auch, dass viele J\u252 ?nglinge meinen Worten kein Geh\u246 ?r schenken werden, nachdem sie doch schon einmal von der Leidenschaft trunken sind. Deshalb durfte ich aber gleichwohl nicht schweigen. Die V\u228 ?ter, die noch einsichtig sind und gesunde Grunds\u228 ?tze haben, werden schon imstande sein, sie zu entsprechendem, anst\u228 ?ndigen Verhalten anzuleiten. Sage also nicht: Es liegt ja nichts an diesem oder jenem; denn das, gerade das hat ja das ganze Unheil verschuldet. Auch hierin m\u252 ?sste man eben die Knaben unterrichten und sie lehren, auch in scheinbar geringen Dingen w\u252 ?rdevoll, edel und besser zu sein, als zu scheinen; dann w\u252 ?rde man sie auch in wichtigen Dingen tadellos finden. Oder was gibt es Unscheinbareres als das Erlernen der Buchstaben? Und doch bringt das die Rhetoren, Sophisten und Philosophen hervor; und wenn sie das erste nicht verstehen, werden sie auch das andere nicht erlernen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das alles habe ich aber nicht blo\u223 ? f\u252 ?r die J\u252 ?nglinge, sondern auch f\u252 ?r die Frauen und M\u228 ?dchen gesagt. Denn auch sie verdienen in dieser Beziehung Tadel, und zwar um so mehr, weil sich gesittetes Benehmen f\u252 ?r eine Jungfrau noch weit eher geziemt. Denket also, was ich von den J\u252 ?nglingen sagte, das sei auch von euch gesagt, damit ich nicht zweimal dasselbe zu wiederholen brauche. Doch es ist jetzt Zeit, die Rede mit Gebet zu schlie\u223 ?en. Betet also alle mit mir, damit die Jugend, besonders die, welche zur hl.Kirche geh\u246 ?rt, die Gnade erlange, anst\u228 ?ndig zu leben und ein ehrenvolles Alter zu erreichen. Wer aber nicht so lebt, f\u252 ?r den ist es auch nicht gut, dass er das Greisenalter erreicht. F\u252 ?r jene dagegen, die schon in ihrer Jugend so weise leben wie Greise, f\u252 ?r die bete ich, dass sie das h\u246 ?chste Alter erreichen m\u246 ?gen, V\u228 ?ter von wohlerzogenen Kindern werden, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0710.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d710 }}} die ihren Eltern und vor allem Gott, der sie erschaffen hat, Freude machen, dass jede Krankheit ihnen fern bleibe, und zwar nicht blo\u223 ? die Krankheit wegen der Schuhe und Kleider, sondern auch alle anderen. Denn wie ein brachliegender Acker, so ist die Jugend, die vernachl\u228 ?ssigt wird; sie wird \u252 ?berall nur Dornen hervorbringen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Entz\u252 ?nden wir also das Feuer des Heiligen Geistes und verbrennen wir darin diese schlechten Leidenschaften! Machen wir das Ackerfeld neu{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 vgl.Jer 4,3\par} } und bereit, den{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 guten\par} } Samen aufzunehmen, und zeigen wir, dass unsere christliche Jugend ein weiseres Leben f\u252 ?hrt, als anderswo die Greise. Darin liegt ja gerade das Staunenswerte, dass schon die Jugend durch Sittsamkeit hervorragt, w\u228 ?hrend die Sittsamkeit im Alter nicht mehr besonders verdienstlich ist, weil eben da die Zahl der Jahre ihren sicheren Schutzwall bildet. Wunderbar dagegen ist es, wenn man inmitten des Sturmes innere Ruhe genie\u223 ?t, mitten im Feuerofen nicht verbrannt wird und trotz der Jugend sich keinen Ausschweifungen hingibt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das alles wollen wir also erw\u228 ?gen und wollen jenem gl\u252 ?ckseligen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u228 ?gyptischen\par} } Joseph nacheifern, den all diese Tugenden auszeichneten, damit auch wir dieselben Siegeskr\u228 ?nze erlangen wie er. Dieser Siegeskr\u228 ?nze m\u246 ?gen wir alle teilhaft werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem die Ehre geb\u252 ?hrt mit dem Vater und dem Heiligen Geiste, jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 F\u252 ?nfzigste Homilie. Kap. XIV, V.23-36.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0711.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d711 }}} V.23: \u8220"Und nachdem Jesus die Volksmenge entlassen hatte, stieg er ohne Begleiter auf den Berg, um zu beten. Nachdem es aber schon Abend geworden war, befand er sich dort allein. V.24: Das Schifflein aber war schon mitten auf dem See und wurde von den Wellen hin- und hergeworfen; es herrschte n\u228 ?mlich entgegengesetzter Wind.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum steigt der Herr auf den Berg hinaus? Um uns zu zeigen, dass die Stille und Einsamkeit besonders geeignet ist, um mit Gott zu verkehren. Darum geht er selbst sehr h\u228 ?ufig an einsame Orte und bringt dort die N\u228 ?chte im Gebet zu, um uns dadurch anzuleiten, sowohl die entsprechende Zeit, wie auch den passenden Ort zum ungest\u246 ?rten Gebet auszuw\u228 ?hlen. Die Einsamkeit ist ja die Mutter der Ruhe und ein stiller Zufluchtsort, der uns von all unseren Sorgen befreit. Aus diesem Grunde stieg also der Herr auf den Berg. Die J\u252 ?nger dagegen werden, von neuem von den Wogen hin- und hergeworfen und sind dem Sturme preisgegeben wie schon fr\u252 ?her einmal. Allein damals hatten sie den Herrn bei sich im Schiffe, als der Sturm kam; diesmal sind sie ganz allein auf sich angewiesen. Der Herr will sie eben langsam und schrittweise zu Gr\u246 ?\u223 ?erem anleiten und sie bef\u228 ?higen, alles mutig zu ertragen. Deshalb war er zwar bei der erstmaligen Gefahr selbst zugegen, hatte sich aber dem Schlafe \u252 ?berlassen, um wenigstens gleich bereit zu sein, sie zu ermutigen. Diesmal wollte er sie zu noch gr\u246 ?\u223 ?erer Ausdauer veranlassen und hat darum auch das nicht getan; vielmehr entfernte er sich und l\u228 ?sst zu, dass mitten auf dem See sich ein solcher Sturm erhebt, dass jede Hoffnung auf Rettung ausgeschlossen schien; ja er l\u228 ?sst sie die ganze Nacht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0712.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d712 }}} hindurch von den Wellen hin- und hergeworfen werden, und brachte so, wie ich glaube, deren verblendetes Herz in die entsprechende Verfassung. Das ist eben die Wirkung der Furcht, die nicht blo\u223 ? durch das Unwetter, sondern auch durch die L\u228 ?nge der Zeit hervorgebracht wurde. So erweckte der Herr in den J\u252 ?ngern nicht blo\u223 ? Zerknirschung, sondern auch ein um so gr\u246 ?\u223 ?eres Verlangen nach ihm und machte, dass sie das Erlebnis nie wieder verga\u223 ?en. Darum kam er ihnen auch nicht sogleich zu Hilfe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.25: \u8221" Denn zur Zeit der vierten Nachtwache kam er zu ihnen, auf dem See wandelnd.\u8221" Jesus wollte damit den J\u252 ?ngern die Lehre geben, nicht immer sofortige Befreiung zu suchen von den Leiden und M\u252 ?hsalen, die sie beschwerten, sondern mannhaft das zu ertragen, was ihnen widerfuhr. W\u228 ?hrend sie nun aber hofften, aus ihrer Lage befreit zu werden, da ward im Gegenteil ihre Angst noch vermehrt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: \u8220"Denn als die J\u252 ?nger sahen, wie er auf dem See daherkam, da erschraken sie und sagten, es sei ein Gespenst, und sie schrien vor Angst.\u8221" So macht es der Herr immer, wenn er von einem \u220 ?bel befreien will, bringt er zuerst noch schwerere und schlimmere. Gerade so ging es auch damals. Au\u223 ?er dem Sturm verursachte den J\u252 ?ngern auch der Anblick des Herrn keinen geringereren Schrecken als der Sturm selbst. Darum hat der Herr weder das Dunkel der Nacht verscheucht, noch auch sich selbst sogleich zu erkennen gegeben, weil er sie, wie gesagt, durch solch anhaltende \u196 ?ngste \u252 ?ben und sie zu starkm\u252 ?tigem Ertragen anleiten wollte. So machte er es auch bei Job. Als er im Begriff stand, ihn von seiner Heimsuchung zu befreien, lie\u223 ? er diese am Ende noch besonders stark werden, nicht infolge des Todes seiner Kinder und der \u196 ?u\u223 ?erungen seiner Frau, sondern durch die Schm\u228 ?hreden seiner Hausgenossen und Freunde. Und als er den Jakob aus der traurigen Lage befreien wollte, in die er in der Fremde geraten, da lie\u223 ? er zuvor noch eine gr\u246 ?\u223 ?ere Tr\u252 ?bsal \u252 ?ber ihn kommen: Sein {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0713.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d713 }}} Schwiegervater ergriff ihn und bedrohte ihn mit dem Tode, und dann kam, sein Bruder und brachte ihn in die \u228 ?u\u223 ?erste Gefahr. Da man n\u228 ?mlich eine lang anhaltende und heftige Pr\u252 ?fung nicht zu ertragen vermag, deshalb f\u252 ?gte es Gott, dass die Gerechten, bevor das Ende ihrer K\u228 ?mpfe naht, noch schwerere Pr\u252 ?fungen erdulden m\u252 ?ssen, damit auch ihr Lohn gr\u246 ?\u223 ?er werde. So machte er es auch bei Abraham, dem er als letzte, schwerste Probe die mit seinem eigenen Kinde auferlegte. Denn so wird auch das Unertr\u228 ?gliche ertr\u228 ?glich, wenn es in seinem unmittelbaren Gefolge die Befreiung{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 von allem Leid\par} } mit sich f\u252 ?hrt. So machte es also Christus auch in unserem Falle, und nicht eher gab er sich selbst zu erkennen, als bis die J\u252 ?nger zu schreien begannen. Denn je mehr ihre Angst sich steigerte, um so willkommener war ihnen sein Erscheinen. Jetzt also, da sie schrien,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: \u8220"Da redete Jesus sogleich zu ihnen und sprach: Seid guten Mutes, ich bin es; f\u252 ?rchtet euch nicht.\u8221" Dieses Wort befreite die Apostel von ihrer Angst und machte ihnen Mut. Da sie ihn n\u228 ?mlich beim blo\u223 ?en Anblick nicht erkannten, wegen seines wunderbaren Wandelns{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 auf dem Wasser\par} } und auch wegen der Nachtzeit, so gibt er sich an seiner Stimme zu erkennen. Was tut nun da Petrus, der stets voll Eifer ist und den anderen immer voraus eilt?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.28: \u8220"Herr\u8221", sagt er, \u8220"wenn Du es bist, so befiehl, dass ich zu Dir auf dem Wasser komme.\u8221" Er sagte nicht: bitte und bete, sondern; befiehl. Siehst du da, wie gro\u223 ? sein Eifer ist, wie gro\u223 ? sein Glaube? Und doch bringt gerade das ihn \u252 ?berall in Gefahr, weil er oft \u252 ?ber Ma\u223 ? und Ziel hinaus wollte. So hat er ja auch hier etwas \u252 ?beraus Gro\u223 ?es verlangt, allerdings nur aus Liebe, nicht aus Stolz. Er sagte n\u228 ?mlich nicht: Befiehl, dass ich auf dem Wasser wandle, sondern: \u8220"Befiehl, dass ich zu Dir komme. Kein anderer liebte ja Jesus in demselben Ma\u223 ?e. Gerade so machte er es auch nach der Auferstehung; er erwartete es nicht, bis er mit den anderen k\u228 ?me, sondern eilte {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0714.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d714 }}} ihnen voraus. Er gab aber damit einen Beweis nicht blo\u223 ? seiner Liebe, sondern auch seines Glaubens. Er glaubte ja nicht blo\u223 ?, dass der Herr selbst auf dem See zu wandeln verm\u246 ?ge, sondern dass er auch andere dazu bef\u228 ?higen k\u246 ?nne, und so verlangte es ihn, alsbald in seine N\u228 ?he zu kommen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.29: \u8220"Er aber sagte: Komm! Und Petrus stieg aus dem Schifflein und wandelte \u252 ?ber dem Wasser, und er kam zu Jesus.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.30: Als er aber den starken Wind bemerkte, geriet er in Furcht, und als er anfing zu sinken, schrie er und rief: Herr, rette mich!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.31: Sogleich aber streckte Jesus die Hand aus und ergriff ihn; und er sprach zu ihm: Kleingl\u228 ?ubiger, weshalb hast du gezweifelt?\u8221" Dieses Wunder ist noch erstaunlicher als das fr\u252 ?here. Deshalb kommt es auch erst nach dem anderen. Erst nachdem der Herr gezeigt hatte, dass er auch \u252 ?ber den See gebiete, erh\u246 ?ht er die Wunderbarkeit dieses Zeichens. Damals hatte er n\u228 ?mlich nur den Winden geboten; hier schreitet er selber{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 auf dem Wasser\par} } und l\u228 ?sst auch einen anderen das gleiche tun. H\u228 ?tte er das gleich am Anfang zu tun befohlen, so h\u228 ?tte Petrus den Befehl nicht in derselben Weise aufgenommen, weil er noch keinen so starken Glauben besa\u223 ?.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum hat also Christus es ihn gehei\u223 ?en? Weil Petrus bei seinem Feuereifer widersprochen h\u228 ?tte, wenn er gesagt h\u228 ?tte: Du darfst nicht. Er will ihn also durch die Tatsachen selbst belehren, damit er f\u252 ?r die Zukunft gewitzigt w\u228 ?re. Aber auch so l\u228 ?sst Petrus sich nicht zur\u252 ?ckhalten. Nachdem er also das Schifflein verlassen hatte, begann er zu sinken, denn er hatte Furcht. Diese war schuld daran, dass er sank; er f\u252 ?rchtete sich aber infolge des Windes. Johannes berichtet hier: \u8222 ?Sie wollten ihn in das Schifflein nehmen, und alsbald gelangte das Schifflein ans Land, dem sie zusteuerten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 6,21\par} } . Er sagt damit im Grunde dasselbe. W\u228 ?hrend sie also {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0715.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d715 }}} im Begriffe standen zu landen, kam der Herr auf das Schifflein zu. Und Petrus stieg aus dem Schifflein und ging ihm entgegen, wobei er sich nicht so sehr dar\u252 ?ber freute, dass er auf dem Wasser wandelte, als dar\u252 ?ber, dass er zum Herrn kam. Nachdem er aber das Gr\u246 ?\u223 ?ere \u252 ?berwunden, sollte er dem Geringeren unterliegen, ich meine der Gewalt des Windes, nicht der des Sees. So ist eben die Menschennatur: oft vollbringt sie das Gro\u223 ?e und f\u228 ?llt daf\u252 ?r im Kleinen. So ging es zum Beispiel dem Elias mit der Jezabel, so dem Moses mit dem \u196 ?gypter, so David mit Bersabee. Auch bei Petrus ging es so: w\u228 ?hrend ihn noch die Furcht beherrschte, hatte er den Mut, \u252 ?ber dem Wasser zu wandeln; dem Andrang des Windes aber konnte er nicht mehr standhalten, und das, obgleich Christus in der N\u228 ?he war. So n\u252 ?tzt es also nichts, dass Christus einem nahe ist, wenn er nicht durch den Glauben nahe ist. Das zeigte denn auch den Unterschied zwischen dem Meister und dem Sch\u252 ?ler und war zugleich eine Beruhigung f\u252 ?r die anderen. Denn wenn sie schon \u252 ?ber die zwei Br\u252 ?der{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die S\u246 ?hne des Zebed\u228 ?us: Mt 20,24\par} } unwillig geworden waren, so werden sie es noch mehr hier geworden sein. Sie hatten eben die Gnade des Heiligen Geistes noch nicht empfangen. Sp\u228 ?ter waren sie ja nicht mehr so. Da lassen sie \u252 ?berall dem Petrus den Vorrang, schicken ihn in den \u246 ?ffentlichen Versammlungen voran, obgleich er an Feinheit der Bildung den anderen nachstand. Warum hat aber der Herr nicht den Winden befohlen aufzuh\u246 ?ren, sondern hat selbst die Hand ausgestreckt und den Petrus gefasst? Weil es auch des Glaubens Petri bedurfte. Wenn es n\u228 ?mlich auf unserer Seite fehlt, so tut Gott auch das Seinige nicht. Der Herr zeigt also, dass nicht die Gewalt des Windes, sondern die Kleingl\u228 ?ubigkeit des Petrus schuld an seinem Unfall ist, und sagt daher: \u8222 ?Warum hast du gezweifelt, Kleingl\u228 ?ubiger?\u8220" W\u228 ?re er also nicht im Glauben schwach geworden, so h\u228 ?tte er auch dem Winde gegen\u252 ?ber leicht standgehalten. Darum l\u228 ?sst auch der Herr, nachdem er ihn gefasst hatte, den Wind weiter wehen, um zu zeigen, dass er nicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0716.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d716 }}} schaden kann, wenn der Glaube festgewurzelt ist. Wenn ein junges V\u246 ?gelchen vor der Zeit das Nest verl\u228 ?sst und schon im Begriffe steht, herabzufallen, so st\u252 ?tzt es die Mutter mit ihren Fl\u252 ?geln und bringt es wieder ins Nest zur\u252 ?ck. Geradeso macht es auch Christus.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.32: \u8222 ?Und als sie das Schifflein bestiegen hatten, da h\u246 ?rte der Wind auf.\u8220" Fr\u252 ?her hatten da die Apostel gesagt: \u8222 ?Was ist das f\u252 ?r ein Mensch, dass ihm sogar die Winde und das Meer gehorchen?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 8,27\par} } . Jetzt reden sie nicht so. Denn, hei\u223 ?t es weiter,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.33: \u8222 ?Die Insassen des Schiffleins kamen, beteten ihn an und sagten: Wahrlich, Du bist Gottes Sohn.\u8220" Siehst du, wie der Herr sie langsam zu H\u246 ?herem anleitet? Da er auf dem See gewandelt und auch einem anderen befohlen, dasselbe zu tun, und den Petrus aus der Gefahr errettet hatte, so besa\u223 ?en sie jetzt einen starken Glauben. Damals hatte der Herr dem Meere geboten; hier gebot er ihm nicht, und zeigte daf\u252 ?r seine Macht auf andere noch wirksamere Art. Darum sagten auch die Apostel: \u8222 ?Wahrhaftig, Du bist Gottes Sohn.\u8220" Und der Herr? Hat er ihnen diese Rede verwiesen? Ganz im Gegenteil, er bekr\u228 ?ftigte noch ihre Worte, indem er nicht blo\u223 ? so wie fr\u252 ?her, sondern mit noch erh\u246 ?htem Machterweis diejenigen heilte, die zu ihm kamen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.34: \u8222 ?Und als sie ans andere Ufer \u252 ?bergesetzt waren, kamen sie in die Landschaft Genesareth.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.35: Und als ihn die Leute daselbst erkannt hatten, sandten sie Boten in die ganze Umgegend, und man brachte zu ihm alle, die krank waren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.36: Und man forderte sie auf, den Saum seines Kleides zu ber\u252 ?hren, und alle, die ihn ber\u252 ?hrten, wurden gesund.\u8220" Die Leute kamen schon nicht mehr zu ihm wie fr\u252 ?her, wo sie ihn in ihre H\u228 ?user gen\u246 ?tigt hatten und wollten, dass er{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Kranken\par} } mit der Hand ber\u252 ?hre, und ihnen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0717.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d717 }}} mit Worten befehle. Jetzt suchten sie die Heilung schon in viel h\u246 ?herer und vollkommener Art, und mit viel mehr Glauben. Die blutfl\u252 ?ssige Frau hatte allen den rechten Weg gezeigt. Der Evangelist wollte hier auch zeigen, dass der Herr erst nach langer Zeit wieder in diese Gegenden kam; deshalb sagte er: \u8222 ?Als ihn die Leute daselbst erkannt hatten, sandten sie Boten in die Umgegend und brachten alle zu ihm, die krank waren\u8220". Die L\u228 ?nge der Zeit hatte ihnen also gleichwohl ihren Glauben nicht blo\u223 ? nicht genommen, sondern sogar vermehrt und ihn in voller Kraft bewahrt. Ber\u252 ?hren also auch wir den Saum seines Kleides, oder vielmehr, wenn wir nur wollen, k\u246 ?nnen wir Jesus selbst ganz und gar in unserem Besitze haben. Denn auch sein heiliger Leib liegt jetzt vor uns; nicht blo\u223 ? sein Kleid, sondern auch sein Leib; und nicht, damit wir ihn blo\u223 ? ber\u252 ?hren, sondern ihn auch essen und uns mit ihm s\u228 ?ttigen. Treten wir also gl\u228 ?ubig hin, wer immer an einer Krankheit leidet. Wenn schon diejenigen, die nur den Saum seines Kleides ber\u252 ?hrten, eine solche Kraft empfingen, um wieviel mehr dann jene, die ihn ganz besitzen? Das gl\u228 ?ubige Hinzutreten verlangt aber, dass wir nicht blo\u223 ? empfangen, was vor uns liegt, sondern dass wir es auch mit reinem Herzen ber\u252 ?hren, dass wir dabei in solcher Verfassung seien, wie wenn wir zu Christus selbst hinzutr\u228 ?ten. Was macht es denn, wenn du auch seine Stimme nicht h\u246 ?rst? Du siehst ihn daf\u252 ?r vor dir liegen, ja du h\u246 ?rst auch sogar seine Stimme, denn er spricht ja durch die Evangelisten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Glaubet also, dass es auch jetzt noch das gleiche Mahl ist, an dem er selber zugegen war. Denn jenes ist von diesem in nichts unterschieden. Es ist nicht etwa so, dass dieses von Menschen bereitet wird und jenes von ihm selber hergerichtet war; vielmehr bereitet er selbst sowohl dieses wie jenes. Wenn du also siehst, wie der Priester dir{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die hl. Kommunion\par} } austeilt, so denke nicht, dass es der Priester sei, der dies tut, sondern dass es Christi Hand ist, die dir entgegengehalten wird, Wenn du getauft wirst, ist es ja auch nicht der Priester, der dich tauft, sondern Gott ist es, der mit {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0718.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d718 }}} unsichtbarer Macht dein Haupt h\u228 ?lt; kein Engel und kein Erzengel noch sonst jemand wagt es, hinzuzutreten und dich zu ber\u252 ?hren. Geradeso ist es auch hier. Wenn Gott einem Menschen die Wiedergeburt zuteil werden l\u228 ?sst, so ist dies einzig und allein seine Gabe. Oder siehst du nicht, wie die Menschen es machen, wenn sie jemand an Kindesstatt annehmen? Wie sie das auch nicht ihren Dienern \u252 ?berlassen, sondern in eigener Person vor Gericht erscheinen? Ebenso hat auch Gott die Zuweisung dieses Geschenkes nicht den Engeln \u252 ?bergeben, sondern ist selbst zugegen und befiehlt: \u8222 ?Hei\u223 ?et niemanden Vater auf der Erde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 23,9\par} } , nicht aus Geringsch\u228 ?tzung gegen unsere Eltern, sondern damit du ihnen allen den vorziehest, der dich gemacht und dich unter seine eigenen Kinder aufgenommen hat. Denn wer das Gr\u246 ?\u223 ?ere gegeben hat, das hei\u223 ?t sich selbst, der wird es um so weniger unter seiner W\u252 ?rde finden, dir auch seinen Leib zu schenken. H\u246 ?ren wir es also, Priester und Laien, wessen wir gew\u252 ?rdigt worden sind; h\u246 ?ren wir es und erschaudern wir! Christus hat uns erlaubt, mit seinem heiligen Fleische uns zu s\u228 ?ttigen; sich selbst hat er als Schlachtopfer hingegeben! Wie k\u246 ?nnen wir uns also rechtfertigen, wenn wir trotz dieser erhabenen Speise doch so viele und so schwere S\u252 ?nden begehen? Wenn wir das Lamm essen und zu W\u246 ?lfen werden? Wenn wir vom Lamme uns n\u228 ?hren und dann gleich L\u246 ?wen zu rauben anfangen? Dieses Geheimnis verlangt ja, dass wir nicht blo\u223 ? von Raub, sondern auch von blo\u223 ?er Feindschaft uns vollkommen frei halten. Dieses Geheimnis ist eben ein Geheimnis des Friedens; es vertr\u228 ?gt sich nicht damit, dass man{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 auf unrechte Weise\par} } dem Reichtum nachjage. Wenn Christus selbst sich um unseretwillen nicht schonte, was verdienen wir dann, wenn wir auf unser Geld achten und um unsere Seele uns nicht k\u252 ?mmern, um derentwillen er seiner selbst nicht schonte? Den Juden hat Gott zur Erinnerung an die Wohltaten, die sie empfingen, ihre Feste vorgeschrieben; dir hat er es sozusagen jeden Tag durch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0719.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d719 }}} diese Geheimnisse anbefohlen. Sch\u228 ?me dich also des Kreuzes nicht; das ist unsere Ehre, das unser Geheimnis; dieses Geschenk ist unser Schmuck und unsere Zierde. Wenn ich sage, Gott hat das Himmelszelt gespannt, hat die Erde und das Meer gebildet, hat die Propheten und die Engel gesandt, so sage ich nichts, was dem gleich k\u228 ?me. Das ist eben die h\u246 ?chste aller Gaben, dass er des eigenen Sohnes nicht schonte, um seine verirrten Knechte zu retten. Keine Judas m\u246 ?ge also diesem Tische sich nahen, kein Simon{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Zauberer\par} } ; diese sind ja beide wegen ihrer Habsucht zugrunde gegangen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Fliehen wir also diesen Abgrund und glauben wir nicht, es gen\u252 ?ge zu unserem Heile, einen goldenen, mit Edelsteinen besetzten Kelch f\u252 ?r den Altar zu opfern, nachdem wir zuvor Witwen und Waisen beraubt haben. Wenn du das Opfer ehren willst, so opfere deine eigene Seele, um derentwillen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das Opferlamm\par} } geschlachtet wurde; sie soll aus Gold sein. Wenn dagegen sie wertloser ist als Blei und Scherben, w\u228 ?hrend der Kelch{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 den du spendest\par} } aus Gold ist, welchen Nutzen hast du dann davon? Achten wir also nicht blo\u223 ? darauf, dass wir goldene Gef\u228 ?\u223 ?e darbringen, sondern dass wir sie auch mit ehrlichem Verdienste bezahlt haben. Das ist noch mehr wert als Gold, dass kein ungerechtes Gut dabei im Spiele ist. Die Kirche ist ja kein Gold- oder Silberladen, sondern ein Lobpreis der Engel. Dazu kommt es auf unsere Seelen an; denn nur der Seelen wegen nimmt Gott solche{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 goldenen\par} } Gef\u228 ?\u223 ?e an. Jener Tisch{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 beim Abendmahl\par} } war ja damals auch nicht aus Silber und der Kelch nicht aus Gold, aus dem Christus seinen J\u252 ?ngern sein eigenes Blut reichte; dennoch war alles kostbar und schaudererregend, weil es eben voll des Heiligen Geistes war.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Willst du also Christi Leib ehren? Geh nicht an ihm vor\u252 ?ber, wenn du ihn nackt siehst; ehre ihn nicht hier{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 in der Kirche\par} } mit seidenen Gew\u228 ?ndern, w\u228 ?hrend du dich drau\u223 ?en auf der Stra\u223 ?e nicht um ihn k\u252 ?mmerst, wo er vor K\u228 ?lte und Bl\u246 ?\u223 ?e zugrunde geht! Derselbe, der da gesagt hat: \u8222 ?Dies ist mein Leib\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 26,26\par} } , und durch das {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0720.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d720 }}} Wort die Tatsache bekr\u228 ?ftigte, derselbe hat auch gesagt: \u8222 ?Ihr habt mich hungern gesehen, und habt mich nicht gen\u228 ?hrt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 25,42\par} } , und: \u8222 ?Was ihr einem, von diesen geringsten nicht getan habt, habt ihr auch mir nicht getan\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 25,45\par} } . Dazu bedarf es ja keiner{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 seidenen\par} } Decken, wohl aber einer reinen Seele; jenes dagegen braucht viel Sorgfalt. Lernen wir also, weise zu sein, und Christus so zu ehren, wie er selbst geehrt sein will. Dem Geehrten ist ja die Ehrenbezeugung die liebste, die er selber w\u252 ?nscht, nicht die, die wir daf\u252 ?r halten. Auch Petrus glaubte ihn ja dadurch zu ehren, dass er ihn hindern wollte, seine F\u252 ?\u223 ?e zu waschen; gleichwohl war es kein Ehrenerweis, was er tat, sondern das Gegenteil. So erweise auch du ihm die Ehre, die er selbst verlangt hat, und verwende deinen Reichtum zugunsten der Armen. Gott braucht keine goldenen Kelche, sondern goldene Seelen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das sage ich aber nicht, um euch davon abzuhalten, solche Weihegeschenke darzubringen. Nur bitte ich euch, dass ihr zugleich, ja noch fr\u252 ?her als das, euer Almosen spendet. Gott nimmt zwar auch jene Geschenke an, noch viel lieber aber diese. Bei den Weihegeschenken hat nur der einen Nutzen, der gibt, beim Almosen auch der, der empf\u228 ?ngt. Dort hat die Sache auch einen Anschein von Ehrgeiz; hier ist das Ganze Erbarmen und Liebe. Oder was n\u252 ?tzt es dem Herrn, wenn sein Tisch voll ist von goldenen Kelchen, er selber dagegen vor Hunger stirbt? Stille zuerst seinen Hunger, dann magst du auch seinen Tisch schm\u252 ?cken, soviel du kannst. Du l\u228 ?ssest einen goldenen Kelch herstellen, und reichst ihn daf\u252 ?r nicht einmal einen Becher kalten Wassers. Welchen Gewinn hast du also davon? Du fertigst goldgewirkte Decken f\u252 ?r den Altar; ihm selber willst du aber nicht einmal die notwendige H\u252 ?lle geben. Was n\u252 ?tzt dich also das? Sage mir, wenn du einen Menschen siehst, dem die notwendige Nahrung fehlt, und es ihm \u252 ?berlie\u223 ?est, wie er seinen Hunger stillen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0721.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d721 }}} k\u246 ?nne, und nur einen silbernen Tisch vor ihn hinstelltest, w\u252 ?rde er dir wohl Dank daf\u252 ?r wissen, oder nicht noch mehr sich erz\u252 ?rnen? Und ferner, wenn du einen siehst, der in Lumpen geh\u252 ?llt ist und vor K\u228 ?lte erstarrt, und, anstatt ihm Kleider zu geben, w\u252 ?rdest du ihm goldene Bilds\u228 ?ulen errichten und sagen, es geschehe ihm zu Ehren, w\u252 ?rde er nicht sagen, du treibst Spott mit ihm, und m\u252 ?sste er nicht das Ganze f\u252 ?r einen Hohn ansehen, und zwar f\u252 ?r den allerschlimmsten? Geradeso denke auch bei Christus, wenn er verlassen und fremd umhergeht und um ein Obdach bittet; denn anstatt ihn aufzunehmen, schm\u252 ?ckst du den Fu\u223 ?boden seines Hauses, die W\u228 ?nde und die Kapit\u228 ?le der S\u228 ?ulen, h\u228 ?ngst Lampen an silberne Ketten auf, und ihn selbst, der im Kerker gefesselt liegt, willst du nicht einmal sehen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und das sage ich nicht um euch abzuhalten, in solchen Dingen miteinander zu wetteifern; nur bitte ich euch, dass ihr das eine und das andere, oder vielmehr dieses vor jenem tut. Daf\u252 ?r, dass einer keine solchen Gaben{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 f\u252 ?r die Kirche\par} } brachte, ward noch niemand getadelt; f\u252 ?r das andere aber ist sogar die H\u246 ?lle angedroht, sowie ewiges Feuer und die Strafe mit den D\u228 ?monen. Schm\u252 ?cke also nicht das{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gottes\par} } Haus, w\u228 ?hrend du dem Bruder, der in Not ist, keine Beachtung schenkst; dieser Tempel ist ja noch viel wichtiger als der andere. Solche kostbare Weihegeschenke k\u246 ?nnten ja auch ungl\u228 ?ubige Herrscher, Tyrannen und R\u228 ?uber wegnehmen; was du aber einmal deinem Bruder getan hast, der hungert, fremd ist und ohne Kleidung dasteht, das kann dir selbst der Teufel nicht mehr nehmen, das bleibt dir in sicherer Schatzkammer geborgen. Was sagt denn nur der Herr selbst? \u8220"Die Armen habt ihr stets bei euch, mich aber habt ihr nicht immer bei euch\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 14,7\par} } . Gerade das muss uns ja am meisten anspornen, Almosen zu geben, dass wir ihn nicht immer als Hungernden bei uns haben, sondern nur w\u228 ?hrend dieses zeitlichen Lebens. Willst du aber den vollen Sinn seiner Worte erkennen, so beachte, dass er dies nicht zu den J\u252 ?ngern gesagt hat, wenn es auch so {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0722.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d722 }}} scheint, sondern es war nur f\u252 ?r die Schwachheit des Weibes{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Maria Magdalena\par} } berechnet. Da sie eben noch etwas schwach im Glauben war, und die J\u252 ?nger sie in Verlegenheit brachten, so sagte der Herr dies, um sie zu gewinnen. Dass er es wirklich nur zu ihren Troste gesagt hat, ergibt sich aus dem Zusatz: \u8220"Was fallet ihr diesem Weibe beschwerlich?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 26,10\par} } . Dass n\u228 ?mlich auch wir ihn immerdar bei uns haben, spricht er aus mit den Worten: \u8220"Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 28,20\par} } . Aus all dem geht klar hervor, dass er dies aus keinen anderen Grunde gesagt hat, als damit die Scheltworte der J\u252 ?nger den eben erst im Aufbl\u252 ?hen begriffenen Glauben des Weibes nicht verwelken. Machen wir also keinen Einwand mit dem, was nur in ganz bestimmter Absicht gesagt worden ist. Lesen wir lieber all die Gesetze, die des Neuen und die des Alten Bundes, die der Herr \u252 ?ber das Almosen gegeben, und zeigen wir gro\u223 ?en Eifer in dieser Sache. Das ist es, was uns von S\u252 ?nden reinigt; denn: \u8220"Gebet Almosen, und ihr werdet ganz rein sein\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 11,41\par} } . Das ist besser als Opfer; denn: \u8220"Erbarmen will ich und nicht Opfer\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Osee 6,6\par} } . Das \u246 ?ffnet die Himmel; denn: \u8220"Deine Gebete und deine Almosen stiegen empor zur Erinnerung im Angesicht Gottes\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 10,4\par} } . Das ist notwendiger als Jungfr\u228 ?ulichkeit; denn aus diesem Grunde wurden jene{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 t\u246 ?richten Jungfrauen\par} } aus dem Brautgemach ausgeschlossen, aus diesem Grunde die anderen eingelassen. Seien wir also all dessen eingedenk und s\u228 ?en wir reichlich Almosen aus, damit wir auch in um so reichlicherer F\u252 ?lle ernten und der himmlischen G\u252 ?ter teilhaft werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre sei in Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Einundf\u252 ?nfzigste Homilie. Kap. XV, V,1-20.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0723.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d723 }}} V.1: \u8220"Dann traten die Schriftgelehrten und Pharis\u228 ?er aus Jerusalem zu Jesus hin und sagten: V.2: Warum \u252 ?bertreten deine J\u252 ?nger die \u220 ?berlieferungen der Alten?\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wann: \u8220"dann\u8221"? Damals als Jesus unz\u228 ?hlige Wunder gewirkt, als er die Kranken durch die Ber\u252 ?hrung des Saumes seines Gewandes geheilt hatte. Gerade aus dem Grunde gibt n\u228 ?mlich der Evangelist den Zeitpunkt an, um zu zeigen, dass ihre unvergleichliche Bosheit vor gar nichts zur\u252 ?ckschrecke. Was sollen aber die Worte bedeuten: \u8220"Die Schriftgelehrten und Pharis\u228 ?er aus Jerusalem\u8221"? Sie lebten n\u228 ?mlich \u252 ?berall unter den St\u228 ?mmen zerstreut und waren so in zw\u246 ?lf Teile geteilt; nur waren diejenigen, die in der Hauptstadt lebten, noch schlechter als die \u252 ?brigen, da sie mehr Ehre genossen und sich ungemein viel einbildeten. Beachte nun aber, wie sie in ihrer eigenen Frage gefangen werden. Ihre Frage lautet nicht: Warum \u252 ?bertreten Deine J\u252 ?nger das Gesetz des Moses, sondern \u8220"die \u220 ?berlieferungen der Alten?\u8221" Daraus ist es ersichtlich, dass die Priester viele Neuerungen eingef\u252 ?hrt hatten, obschon Moses unter vielen und furchtbaren Drohungen verboten hatte, zum Gesetze etwas hinzuzuf\u252 ?gen oder davon wegzunehmen. \u8220"Zu dem Gesetze, das ich euch heute gebe, sollt ihr nichts hinzuf\u252 ?gen und nichts davon wegnehmen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dtn 4,2\par} } . Trotzdem f\u252 ?hrten sie Neuerungen ein, so zum Beispiel die, nicht mit ungewaschenen H\u228 ?nden zu essen, desgleichen die Becher und ehernen Gef\u228 ?\u223 ?e zu reinigen und selbst auch eine Waschung vorzunehmen. W\u228 ?hrend sie aber dann im Verlaufe der Zeit {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0724.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d724 }}} diese Vorschriften h\u228 ?tten aufheben sollen, stellten sie vielmehr noch andere auf aus Furcht, man k\u246 ?nnte ihnen die Herrschaft entrei\u223 ?en, und in der Absicht, sich als Gesetzgeber noch mehr Ansehen zu verschaffen. Soweit waren sie nun schon in ihrer Gesetzwidrigkeit gegangen, dass sie ihre eigenen Satzungen beobachteten, die Gebote Gottes dagegen \u252 ?bertraten, und solchen Einfluss hatten sie, dass die \u220 ?bertretung ihrer Satzung sogar Gegenstand einer Anklage wurde. Ihr Unrecht war darum ein doppeltes, einerseits dass sie Neuerungen einf\u252 ?hrten, und andererseits, dass sie ihre eigenen Vorschriften so sehr betonten, w\u228 ?hrend sie sich um die Gebote Gottes nicht k\u252 ?mmerten. Da wussten sie von nichts anderem zu reden, als von Kr\u252 ?gen und T\u246 ?pfen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das waren ja ganz l\u228 ?cherliche Dinge\par} } ; das schien ihnen wichtiger als alles andere; davon reden sie. Ich glaube, sie taten dies in der Absicht, den Herrn zum Zorn zu reizen. Deshalb tun sie auch der Alten Erw\u228 ?hnung, damit er sich, wenn er geringsch\u228 ?tzig von ihnen redete, eine Bl\u246 ?\u223 ?e g\u228 ?be.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zuerst jedoch ist es der M\u252 ?he wert zu untersuchen, weshalb die J\u252 ?nger \u252 ?berhaupt a\u223 ?en, ohne vorher die H\u228 ?nde zu waschen? Weshalb a\u223 ?en sie also ohne Waschung? Nicht absichtlich, sondern weil sie es als etwas \u220 ?berfl\u252 ?ssiges unbeachtet lie\u223 ?en und daf\u252 ?r das Notwendige im Auge hatten. Es galt ihnen weder als Vorschrift, die H\u228 ?nde zu waschen, noch als Verbot, sie nicht zu waschen; sie taten beides, wie es sich gerade traf. Da sie sich nicht einmal sonderlich um den notwendigen Unterhalt k\u252 ?mmerten, wie h\u228 ?tte ihnen an solchen nebens\u228 ?chlichen Dingen etwas gelegen sein sollen? Da nun dieses oft ganz unabsichtlich vorkam, wie z.B. damals, als sie in der W\u252 ?ste a\u223 ?en und als sie \u196 ?hren abstreiften, so machten es ihnen diejenigen zum Vorwurf, die am Wichtigen stets achtlos vor\u252 ?bergingen und auf Nichtigkeiten ein gro\u223 ?es Gewicht legten. Was antwortet nun Christus? Er \u252 ?bergeht den Vorwurf, ohne sich zu verteidigen, und tritt sofort mit einer Gegenklage hervor, um ihre Dreistigkeit zu d\u228 ?mpfen und zu zeigen, dass derjenige, welcher sich selber gro\u223 ?e Vergehen zuschulden kommen l\u228 ?sst, es bei anderen in geringf\u252 ?gigen Dingen nicht so genau nehmen d\u252 ?rfe. Euch sollte man anklagen, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0725.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d725 }}} so sagt er gleichsam, und ihr bringt Anklagen vor? Beachtet da, wie der Herr es in Form einer Entschuldigung tut, wenn er ein Gebot des Gesetzes aufheben will. Denn er befasst sich nicht sofort mit der \u220 ?bertretung, noch sagt er, es hat nichts auf sich; denn dadurch h\u228 ?tte er sie nur noch k\u252 ?hner gemacht; vielmehr weist er zuerst ihre Keckheit zur\u252 ?ck, indem er eine weit st\u228 ?rkere Anklage vorbringt und sie auf ihr eigenes Haupt zur\u252 ?ckschleudert. Auch sagt er nicht, die J\u252 ?nger h\u228 ?tten recht getan mit der \u220 ?bertretung{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 dieser Vorschriften\par} } , um ihnen keine Handhabe zu bieten; er tadelt aber auch das Vorgefallene nicht, um nicht jenes{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sonder\par} } Gesetz zu best\u228 ?tigen. Er beschuldigt ferner auch die Alten nicht der Gesetzes\u252 ?bertretung und des Frevels; denn dann h\u228 ?tten sie ihn als verleumderisch und hochm\u252 ?tig gemieden. Alle diese M\u246 ?glichkeiten l\u228 ?sst er beiseite und schl\u228 ?gt einen anderen Weg ein. Es hat zwar den Anschein, als tadle er die Anwesenden; jedoch greift er nur diejenigen an, welche diese Satzungen aufgestellt hatten; ohne die Alten auch nur zu erw\u228 ?hnen, trifft er sie doch auch in seiner Anklage gegen diese, indem er zeigt, dass deren Verfehlung eine doppelte ist; denn einerseits gehorchen sie Gott nicht, andererseits halten sie diese Satzung nur um der Menschen willen. Der Herr sagt gleichsam: Das, gerade das hat euch ins Verderben gest\u252 ?rzt, dass ihr in allen St\u252 ?cken den Alten gehorchet, Doch spricht er dies nicht aus; aber darauf spielt er an, wenn er ihnen antwortet:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: \u8220"Warum \u252 ?bertretet auch ihr das Gebot Gottes wegen eurer \u220 ?berlieferung? Denn Gott hat gesprochen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: Ehre den Vater und die Mutter! und: Wer verfluchet Vater oder Mutter, soll des Todes sterben\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 20,12 u.21,27\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: Ihr aber saget: Wer immer zum Vater oder zur Mutter spricht: Ein Geschenk ist es{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 f\u252 ?r Gott bestimmt\par} } , was du von mir haben willst{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 so nach der unten folgenden Erkl\u228 ?rung von Chrysostomus\par} } , der ehret auch nicht seinen Vater oder seine Mutter,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: und das Gebot Gottes habt ihr aufgehoben wegen eurer \u220 ?berlieferung.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0726.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d726 }}} Der Herr sagte also nicht \u8222 ?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wegen der \u220 ?berlieferung\par} } der Alten\u8220", sondern \u8222 ?wegen eurer\u8220" \u220 ?berlieferung; und \u8222 ?ihr sagt\u8220", spricht er, nicht \u8222 ?die Alten sagten\u8220", um so seine Rede schonender zu gestalten. Denn da sie seine J\u252 ?nger als Gesetzes\u252 ?bertreter hinstellen wollten, zeigt er, dass sie diesen Vorwurf nicht verdienen, w\u228 ?hrend gerade jene selbst tun, was sie anderen vorwerfen. Denn was von Menschen bestimmt wird, und noch dazu von solchen, die so sehr selbst gegen das Gesetz versto\u223 ?en, das ist kein Gesetz{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 darum hei\u223 ?t er es auch nur \u220 ?berlieferung\par} } . Und weil es nicht gegen das Gesetz war, wenn man befahl, die H\u228 ?nde zu waschen, so f\u252 ?hrt er eine andere \u220 ?berlieferung an, die wirklich dem Gesetze zuwiderlief. Was er aber sagt, ist das: Sie lehrten die Jugend unter dem Vorwande der Gottesverehrung ihre V\u228 ?ter verachten. Wie? Auf welche Weise? Wenn eines von den Eltern zu dem Kinde sagte: Gib mir das Schaf, das du hast, oder das Kalb oder etwas anderes der Art, so erwiderten sie: Was du von mir haben willst, ist eine f\u252 ?r Gott bestimmte Gabe, du kannst es daher nicht erhalten. Dadurch wurde das B\u246 ?se verdoppelt: denn sie brachten es Gott nicht dar, und ihren Eltern versagten sie es ebenfalls, unter dem Vorwand, es sei ein Opfer; so frevelten sie an den Eltern, indem sie sich auf Gott beriefen, und an Gott, indem sie sich auf die Eltern beriefen. Er sagt das aber nicht ohne weiteres, sondern f\u252 ?hrt zuerst das Gesetz an, durch welches er zeigt, es sei sein ausgesprochener Wille, dass die Eltern geehrt werden. Er sagt: \u8222 ?Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass du lange lebst\u8220", ferner: \u8222 ?Wer seinem Vater oder seiner Mutter flucht, der soll des Todes sterben.\u8220" Er \u252 ?bergeht jedoch den Lohn, der denen verhei\u223 ?en ist, die ihre Eltern ehren, und hebt daf\u252 ?r das Schreckenerregende hervor, n\u228 ?mlich die Strafe, die den Ver\u228 ?chtern ihrer Eltern angedroht ist; er will sie dadurch ersch\u252 ?ttern und die Vern\u252 ?nftigen an sich ziehen; auch zeigt er damit, dass jene des Todes schuldig sind. Wenn schon derjenige gestraft wird{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 so will er sagen\par} } , der die Eltern mit einem Worte verunehrt, wieviel mehr ihr, die ihr es im Werke tut, die ihr sie nicht blo\u223 ? selber verunehrt, sondern auch noch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0727.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d727 }}} andere dazu anleitet. Ihr solltet demnach nicht einmal mehr am Leben sein; wie d\u252 ?rftet ihr da meine J\u252 ?nger anklagen? Indes, was darf man sich wundern, wenn ihr gegen mich so frevelt, der ich euch bisher unbekannt geblieben bin, da man euch sogar gegen den eigenen Vater so handeln sieht? \u220 ?berall sagt und zeigt er n\u228 ?mlich, dass daher ihre Frechheit r\u252 ?hre. Den Satz: \u8222 ?Ein Geschenk, was dir zum Nutzen sein soll\u8220", legen manche anders aus, n\u228 ?mlich: Ich schulde dir keine Ehrfurcht, sondern ich erweise dir einen Gefallen, wenn ich dich ehre. Aber eine solche Frechheit h\u228 ?tte Christus gar nicht erw\u228 ?hnt. Markus legt diese Sache klarer dar, indem er sagt: \u8222 ?Corban ist, was immer dir von mir her zum Nutzen sein soll\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 7,11\par} } . Corban hei\u223 ?t n\u228 ?mlich nicht Gabe oder Geschenk schlechthin, sondern im eigentlichen Sinne Opfergabe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem er also gezeigt, dass sie nicht berechtigt waren, die \u220 ?bertreter der \u220 ?berlieferung der Alten anzuklagen, weil sie ja selbst das Gesetz \u252 ?bertraten, beweist er dasselbe auch aus den Propheten. Nachdem er sie gr\u252 ?ndlich \u252 ?berf\u252 ?hrt hat, geht er jetzt einen Schritt weiter. So macht er es \u252 ?brigens jedesmal: Er f\u252 ?hrt die Hl. Schrift an und beweist durch sie, dass er mit Gott \u252 ?bereinstimmt. Was sagt nun der Prophet?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: \u8222 ?Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, ihr Herz aber ist weit von mir{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 29,13\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: Umsonst aber verehren sie mich, indem sie{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ihre eigenen\par} } Lehren lehren, Menschengebote.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, dass die Weissagung genau zu dem passt, was Christus gesagt hatte, und dass ihre Bosheit schon lange zuvor vorausgesagt worden? Denn was Christus ihnen jetzt vorh\u228 ?lt, das hat Isaias schon fr\u252 ?her gesagt, n\u228 ?mlich, dass sie die Gebote Gottes verachten. Denn \u8222 ?umsonst verehren sie mich\u8220", spricht er; ihre eigenen Satzungen halten sie hoch, denn \u8222 ?sie lehren Gebote, Lehren der Menschen\u8220". Mit vollem Rechte braucht man sie daher nicht zu beobachten. Da er ihnen so einen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0728.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d728 }}} t\u246 ?dlichen Schlag versetzt und seine Anklage gegen sie aus den Tatsachen, aus ihrem eigenen Urteile und aus den Propheten erh\u228 ?rtet hat, so richtet Jesus das Wort nicht weiter an sie, da sie ja doch unverbesserlich waren, sondern wendet sich an die Volksscharen, um eine Lehre vorzutragen, die erhaben und gro\u223 ? und voll tiefer Weisheit ist. Er nimmt den vorliegenden Fall zum Anlass, um etwas Gr\u246 ?\u223 ?eres daran anzukn\u252 ?pfen: er hebt das Speisegebot auf. Beachte zun\u228 ?chst, wann er dies tut. Nachdem er den Auss\u228 ?tzigen gereinigt, nachdem er den Sabbat aufgehoben, sich selbst als K\u246 ?nig der Erde und des Meeres gezeigt, Gesetze gegeben, S\u252 ?nden nachgelassen, Tote erweckt und viele andere Beweise seiner Gottheit ihnen gegeben, da spricht er \u252 ?ber die Speisen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Darauf beruht ja das ganze Judentum: hebt man die Speisegebote auf, so hebt man es ganz auf. Damit zeigt n\u228 ?mlich der Herr, dass auch die Beschneidung aufh\u246 ?ren muss. Er selbst l\u228 ?sst aber vorl\u228 ?ufig nichts davon verlauten, weil dieses Gebot \u228 ?lter war und in gr\u246 ?\u223 ?erem Ansehen stand als alle \u252 ?brigen; er trifft vielmehr diese Bestimmung durch seine J\u252 ?nger. Diese Sache war n\u228 ?mlich so wichtig, dass auch die J\u252 ?nger, als sie die Beschneidung nach so langem Bestande abschaffen wollten, sie anfangs noch anwendeten und sie dann erst aufhoben. Beachte nun, wie er das neue Speisegesetz einf\u252 ?hrt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.10: \u8222 ?Und nachdem er die Volksscharen zu sich herangerufen hatte, sprach er zu ihnen: H\u246 ?ret und verstehet.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er verk\u252 ?ndet ihnen die Sache nicht so ohne weiteres, sondern macht seine Zuh\u246 ?rer zuerst bereitwillig f\u252 ?r seine Worte, indem er ihnen Ehre und Aufmerksamkeit erweist{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das will n\u228 ?mlich der Evangelist andeuten durch die Worte: Er rief sie zu sich\par} } ; ferner auch durch den Zeitpunkt, den er w\u228 ?hlt. Denn nachdem er die Pharis\u228 ?er widerlegt und zur\u252 ?ckgewiesen, nachdem er sie aus dem Propheten \u252 ?berf\u252 ?hrt hat, da waren sie geneigter, seine Worte aufzunehmen, und so nimmt er jetzt die neue Gesetzgebung in Angriff. Er ruft auch die Leute {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0729.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d729 }}} nicht einfach zu sich, sondern weckt ihre Aufmerksamkeit mit den Worten: \u8222 ?Verstehet\u8220", d.h. gebet acht, merket auf, denn das Gesetz, das gegeben werden soll, erheischt es. Wenn die Pharis\u228 ?er das Gesetz abgeschafft haben, und zwar zur unrechten Zeit, um ihrer eigenen \u220 ?berlieferung willen, und ihr sie angeh\u246 ?rt habt, um wieviel mehr m\u252 ?sset ihr mich h\u246 ?ren, da ich euch zur rechten Zeit zu h\u246 ?herer Erkenntnis f\u252 ?hren will? Der Herr sagt auch nicht, die Beobachtung des Speisegebotes habe nichts zu bedeuten, oder Moses habe damit eine verkehrte Verordnung gegeben oder er habe es nur aus Nachsicht gestattet. Vielmehr bedeuten seine Worte eine Aufmunterung und einen Rat; er nimmt dabei ein Beispiel aus der Natur zu Hilfe und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8222 ?Nicht was eingehet in den Mund, verunreinigt den Menschen, sondern was herauskommt auf dem Munde.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er gibt also sein Gesetz und legt seine Meinung dar unter Hinweis auf die Natur. Als jene das h\u246 ?rten, entgegneten sie nichts; sie sagten nicht: Was redest Du da? Gott der Herr hat unz\u228 ?hlige Speisevorschriften erlassen und Du gibst ein solches Gesetz? Nein, die gehen schweigend davon, da er sie eben geh\u246 ?rig zum Schweigen gebracht hatte sowohl durch seine Widerlegung, als auch dadurch, dass er ihren Betrug aufdeckte, ihr heimliches Tun an den Pranger stellte und die Geheimnisse ihres Herzens offenbarte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte aber, wie er noch nicht offen gegen das Speisegebot aufzutreten wagt. Deshalb sagte er auch nicht: die Speisen, sondern: \u8222 ?Nicht was eingehet in den Mund, verunreinigt den Menschen\u8220"; das konnte man ebensogut auch von den ungewaschenen H\u228 ?nden verstehen. Er redet allerdings nur von den Speisen, man konnte es aber auch auf die ungewaschenen H\u228 ?nde beziehen. Soviel galt n\u228 ?mlich bei ihnen das Speisegebot, dass Petrus nach der Auferstehung noch sprach: \u8222 ?Nie, o Herr, a\u223 ? ich irgend etwas Gemeines oder Unreines\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 10,14\par} } . Dies sagte er freilich nur der anderen wegen, um sich {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0730.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d730 }}} gegen etwaige Angriffe den R\u252 ?cken zu decken, d.h. um zu beweisen, dass er zwar Einsprache erhoben, aber nichts damit erreicht habe; gleichwohl zeigt der Vorfall, dass man dieser Sache gro\u223 ?e Wichtigkeit beima\u223 ?. Eben deshalb redet der Herr selbst zuerst nicht offen von den Speisen, sondern sagt: \u8222 ?Was eingeht in den Mund\u8220", und als er dann deutlicher zu sprechen schien, verh\u252 ?llt er den Sinn schlie\u223 ?lich wieder mit den Worten: \u8222 ?Mit ungewaschenen H\u228 ?nden zu essen, verunreinigt den Menschen nicht\u8220", damit es den Anschein gewinne, als ob er davon ausgegangen sei und immer nur davon gesprochen habe. Darum sagte er nicht: Der Genuss der Speisen verunreinigt den Menschen nicht, sondern er redet so, als spr\u228 ?che er vom Essen mit ungewaschenen H\u228 ?nden, damit ja die Gegner nichts einzuwenden h\u228 ?tten. Als sie das h\u246 ?rten, hei\u223 ?t es, nahmen sie Ansto\u223 ?, n\u228 ?mlich die Pharis\u228 ?er, nicht das Volk. Denn:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: \u8222 ?Darauf traten seine J\u252 ?nger zu ihm hin und sagten: Wei\u223 ?t Du, dass die Pharis\u228 ?er \u196 ?rgernis nahmen, als sie diese Rede h\u246 ?rten?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und doch war nichts gegen sie gesagt worden. Was tat nun Christus? Er beseitigte den Stein des Ansto\u223 ?es nicht, sondern schalt noch mit den Worten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: \u8222 ?Jegliche Pflanzung, welche nicht mein himmlischer Vater gepflanzt hat, wird ausgerottet werden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er wusste wohl, welche \u196 ?rgernisse man missachten d\u252 ?rfe, und welche nicht. Ein andermal sagte er n\u228 ?mlich: \u8222 ?Damit wir sie nicht \u228 ?rgern, wirf die Angel aus\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 17,26\par} } ; hier aber sagt er:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: \u8222 ?Lasset sie! Blinde sind sie und F\u252 ?hrer von Blinden! Wenn aber ein Blinder einen Blinden f\u252 ?hrt, werden beide in die Grube fallen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die J\u252 ?nger aber hatten ihre Vorstellung nicht blo\u223 ? deshalb gemacht, weil sie wegen der Pharis\u228 ?er betr\u252 ?bt waren, sondern auch, weil sie selbst bis zu einem gewissen Grade sich beunruhigt f\u252 ?hlten. Da sie sich jedoch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0731.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d731 }}} nicht getrauten, f\u252 ?r ihre eigene Person zu reden, so reden sie von den anderen, um Belehrung zu erhalten. Dass dem so ist, kannst du daraus entnehmen, dass Petrus, der ein feuriges Temperament besa\u223 ? und \u252 ?berall in den Vordergrund trat, hernach zu ihm kam und sagte:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: \u8222 ?Erl\u228 ?utere uns dieses Gleichnis.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er l\u228 ?sst die Unruhe seiner Seele durchblicken, wagt jedoch nicht offen zu sagen: Ich nehme Ansto\u223 ? an der Sache, sondern bittet um eine Erl\u228 ?uterung, um so von seiner Unruhe befreit zu werden; deshalb erhielt er auch einen Verweis. Warum sagt nun Christus: \u8222 ?Eine jede Pflanzung, welche mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, wird ausgerottet werden\u8220"? Die vom Manich\u228 ?ismus angesteckt sind, behaupten, diese Worte bez\u246 ?gen sich auf das Gesetz. Allein das fr\u252 ?her Gesagte muss sie zum Schweigen bringen. Denn wenn er das vom Gesetz gesagt h\u228 ?tte, wozu h\u228 ?tte er es da vorher verteidigt und w\u228 ?re daf\u252 ?r eingetreten, als er sprach: \u8222 ?Warum \u252 ?bertretet auch ihr das Gebot Gottes wegen eurer \u220 ?berlieferung?\u8220" Wie k\u246 ?nnte er da den Propheten anf\u252 ?hren? Nein, nicht dem Gesetze, sondern den Pharis\u228 ?ern und ihrer \u220 ?berlieferung galten seine Worte. Gott hat ja gesprochen: \u8222 ?Ehre Vater und Mutter.\u8220" Wie sollte nun das, was Gott selbst gesagt hat, nicht eine Pflanzung Gottes sein?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch die folgenden Worte bekunden, dass von den Pharis\u228 ?ern und ihrer \u220 ?berlieferung die Rede ist. Der Herr fuhr n\u228 ?mlich fort: \u8222 ?Blinde sind sie und F\u252 ?hrer von Blinden.\u8220" H\u228 ?tte er vom Gesetze gesprochen, so w\u252 ?rde er wohl gesagt haben: Es ist blind und ein F\u252 ?hrer von Blinden. Seine Worte lauten aber nicht so, sondern: \u8222 ?Sie sind blind und F\u252 ?hrer von Blinden\u8220"; so wendet er die Anschuldigung vom Gesetz ab und w\u228 ?lzt alles auf die Pharis\u228 ?er. Um dann auch das Volk von ihnen abzuziehen, welches ihretwegen nahe daran war, in den Abgrund zu st\u252 ?rzen, f\u252 ?gt er hinzu: \u8222 ?Wenn aber ein Blinder einen Blinden f\u252 ?hrt, werden beide in die Grube fallen.\u8220" Es ist ein gro\u223 ?es Ungl\u252 ?ck, blind zu sein; {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0732.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d732 }}} aber zweifach und dreifach ist die Schuld, wenn man blind ist und, ohne selbst einen F\u252 ?hrer zu haben, sogar noch die Rolle eines F\u252 ?hrers spielen will. Ist es schon gef\u228 ?hrlich, wenn ein Blinder f\u252 ?hrerlos ist, um wieviel mehr noch, wenn ein Blinder den anderen F\u252 ?hrer sein will. Was antwortet nun Petrus? Er sagt nicht: Wie verh\u228 ?lt sich denn das, was du gesagt hast?, sondern er stellt eine Frage, als w\u228 ?re er ganz im Unklaren. Er sagt auch nicht: Warum hast Du gegen das Gesetz gesprochen? Er f\u252 ?rchtet n\u228 ?mlich, man k\u246 ?nnte von ihm glauben, er habe \u196 ?rgernis genommen; er sagt vielmehr, die Sache sei unklar. Es liegt jedoch auf der Hand, dass es sich f\u252 ?r ihn nicht um eine Unklarheit handelte, sondern dass er Ansto\u223 ? genommen hatte; denn die Worte enthielten ja gar keine Unklarheit. Deshalb tadelt ihn auch Christus mit den Worten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: \u8220"Nun seid auch ihr noch unverst\u228 ?ndig?\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das Volk hatte zwar das Gesagte ebensowenig verstanden; aber die J\u252 ?nger hatten auch noch Ansto\u223 ? genommen. Deshalb suchten sie anf\u228 ?nglich eine Aufkl\u228 ?rung, indem sie taten, als fragten sie der Pharis\u228 ?er wegen; erst dann lie\u223 ?en sie davon ab, als sie seine schwere Drohung h\u246 ?rten und als er sagte: \u8220"Jegliche Pflanzung, welche mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, wird ausgerottet werden\u8221", und: \u8220"Sie sind Blinde und F\u252 ?hrer von Blinden.\u8220" Nur der allzeit ungest\u252 ?me Petrus bringt es auch jetzt noch nicht \u252 ?ber sich, zu schweigen; er sagt: \u8222 ?Erl\u228 ?utere uns dieses Gleichnis.\u8220" Was tut nun Christus? Mit scharfem Tadel antwortet er: \u8222 ?Nun seid auch ihr noch unverst\u228 ?ndig?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: \u8222 ?Seht ihr es noch nicht ein?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mir diesen Worten tadelt er sie, um ihnen ihre vorgefasste Meinung zu benehmen. Er blieb aber hierbei nicht stehen, sondern f\u252 ?gte noch das andere hinzu:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: \u8222 ?Alles, was in den Mund hineinkommt, gelangt in den Bauch und wird in die Kloake bef\u246 ?rdert.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18: Was aber herauskommt aus dem Munde, geht von dem Herzen aus, und das verunreinigt den Menschen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0733.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d733 }}} V.19: Denn aus dem Herzen kommen die b\u246 ?sen Anschl\u228 ?ge, Mordtaten, Ehebr\u252 ?che, Unzucht, Diebst\u228 ?hle, falsche Zeugnisse, L\u228 ?sterungen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: Und das ist es, was den Menschen verunreinigt. Mit ungewaschenen H\u228 ?nden aber zu essen, verunreinigt den Menschen nicht.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie scharf der Herr die J\u252 ?nger tadelt? Daraufhin f\u252 ?hrt er zur Erkl\u228 ?rung ein Beispiel aus der Natur an, um sie so auf den rechten Weg zu weisen. Die Worte: \u8222 ?Es gelangt in den Bauch und wird in den Abort ausgeworfen\u8220", sind eben noch der niedrigen Denkweise der Juden angepasst. Denn er sagt, es bleibt nicht, sondern es geht fort. Aber auch wenn es bliebe, w\u252 ?rde es nicht unrein machen. Die Juden waren jedoch noch nicht imstande, das zu h\u246 ?ren. Deshalb gew\u228 ?hrte der Gesetzgeber{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 zur Waschung\par} } so viel Zeit, als die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 genossene Speise\par} } inwendig bleibt; ist sie aber weggegangen, so wartet er nicht mehr, sondern befiehlt mit R\u252 ?cksicht auf die zur Verdauung und Absonderung notwendige Zeit, am Abend sich zu waschen und rein zu sein. Das{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 B\u246 ?se\par} } aber, was im Herzen vorgeht, sagt er, bleibt inwendig und verunreinigt nicht blo\u223 ? solange es innen bleibt, sondern auch wenn es hervorkommt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 An erster Stelle erw\u228 ?hnt Christus die b\u246 ?sen Gedanken - das war besonders den Juden eigen - und da nimmt er den Beweis nicht mehr aus der Natur der Dinge, sondern von dem, was der Magen und das Herz hervorbringen, und davon, dass das eine bleibt, das andere nicht. Denn das, was von au\u223 ?en eingeht, geht auch wieder weg: was aber im Innern entsteht, verunreinigt euch, wenn es herausgeht, und zwar dann noch mehr. Doch waren sie, wie gesagt, noch nicht imstande, diese Darlegungen mit dem geh\u246 ?rigen Verst\u228 ?ndnis anzuh\u246 ?ren. Markus berichtet, der Herr habe jene Worte gesprochen, um die Speisen f\u252 ?r rein zu erkl\u228 ?ren; doch hat er nichts dergleichen angedeutet noch gesagt, solche Speisen zu essen, verunreinigt den Menschen nicht; denn sie h\u228 ?tten es noch nicht ertragen, wenn er so deutlich gesprochen h\u228 ?tte. Deshalb f\u252 ?gt er hinzu: \u8222 ?Mit ungewaschenen H\u228 ?nden essen, verunreinigt den Menschen nicht.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0734.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d734 }}} Lernen wir darum, was den Menschen verunreinigt; lernen wir es und meiden wir es. Denn wir sehen, dass auch in der Kirche viele es so zu machen pflegen; dass ihnen gar sehr daran liegt, mit reinen Kleidern zu erscheinen und ihre H\u228 ?nde zu waschen, dass sie aber keinen Wert darauf legen, eine reine Seele Gott darzubringen. Das sage ich nat\u252 ?rlich nicht, als wollte ich davon abhalten, die H\u228 ?nde oder den Mund zu waschen, sondern weil ich w\u252 ?nsche, dass man sich wasche, wie es sich geziemt, n\u228 ?mlich nicht allein mit Wasser, sondern auch mit den Tugenden an Stelle des Wassers. Die Unreinigkeit des Mundes besteht in: Fluchen, Gottesl\u228 ?sterung, Schm\u228 ?hung, Zornreden, Zoten, Sp\u246 ?tteleien, Sticheleien. Bist du dir nicht bewusst, Derartiges ber\u252 ?hrt und mit solchem Schmutz dich befleckt zu haben, so darfst du getrost erscheinen; hast du aber solchen Unrat unz\u228 ?hlige Male auf dich geladen, wie magst du da so t\u246 ?richt sein, die Zunge mit Wasser abzusp\u252 ?len, w\u228 ?hrend du auf derselben den verderblichen und sch\u228 ?dlichen Schmutz mit dir herumtr\u228 ?gst?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sage mir doch nur einmal, w\u252 ?rdest du es wohl wagen zu beten, wenn du Kot oder Mist in den H\u228 ?nden h\u228 ?ttest? Gewiss nicht! Und doch sind das ganz unsch\u228 ?dliche Dinge; jene Reden dagegen bringen das Verderben. Wie kann man nun in den gleichg\u252 ?ltigen Dingen so vorsichtig, in den verbotenen so leichtsinnig sein? Wie also, sagt mir da einer, soll man etwa nicht mehr beten? Freilich soll man beten, aber nicht, wenn man mit solchem{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 geistigem\par} } Schmutz und Kot beladen ist. Wie aber, wenn ich durch andere zu Fall gebracht werde? Dann reinige dich! Wie? Auf welche Art? Weine, seufze, gib Almosen, leiste dem Beleidigten Abbitte, vers\u246 ?hne dich mit ihm wegen dieser Dinge, reinige dein Zunge, damit du Gott nicht noch mehr erz\u252 ?rnest. Denn w\u252 ?rde jemand mit Mist in den H\u228 ?nden deine Knie flehend umfassen, du w\u252 ?rdest ihn nicht anh\u246 ?ren, sondern mit dem Fu\u223 ? wegsto\u223 ?en, wie kannst du es also wagen, in solchem Zustand vor Gott hinzutreten? Denn bei den Betern ist die Zunge gleichsam die Hand, mit der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0735.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d735 }}} wir Gottes Knie umfassen. Beflecke sie darum nicht, damit er nicht zu dir spreche: \u8222 ?Selbst wenn ihr eure Gebete vervielf\u228 ?ltiget, werde ich euch nicht erh\u246 ?ren\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 1,15\par} } , denn: \u8222 ?Tod und Leben sind in der Hand der Zunge\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Spr 18,21\par} } , und: \u8222 ?Nach deinen Worten wirst du gerechtfertigt, und nach deinen Worten wirst du verurteilt werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 12,37\par} } . H\u252 ?te also deine Zunge mehr als deinen Augapfel. Die Zunge ist wie ein k\u246 ?nigliches Ross. Legst du ihr Z\u252 ?gel an und lehrest sie ebenm\u228 ?\u223 ?ig einherschreiten, so wird der K\u246 ?nig darauf ruhen und sich darauf setzen; l\u228 ?sst du sie aber ohne Zaum dahinst\u252 ?rmen und Seitenspr\u252 ?nge machen, so werden der Teufel und die D\u228 ?monen auf ihr reiten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nach einem ehelichen Verkehre mit deinem Weibe wagst du nicht zu beten, obwohl darin nichts B\u246 ?ses liegt; wenn du aber geschm\u228 ?ht oder gel\u228 ?stert hast, was dir die H\u246 ?lle eintr\u228 ?gt, erhebst du deine H\u228 ?nde, ohne dich vorher geh\u246 ?rig zu reinigen? Sag mir, wie ist es m\u246 ?glich, dass du dar\u252 ?ber nicht zitterst? Hast du nicht geh\u246 ?rt, was Paulus sagt? \u8222 ?Etwas Ehrenvolles ist die Ehe in allem und unbefleckt das Ehebett\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hebr 13,4\par} } . Wenn du nun vom unbefleckten Ehebette dich erhebst und es nicht wagst, sofort zu beten, wie kannst du den furchtbaren und ehrfurchtgebietenden Namen anrufen, wenn du von jenem Lager der Teufels kommst? Es ist ja doch ein Lager des Teufels, wenn man sich in Schm\u228 ?hungen und L\u228 ?sterungen w\u228 ?lzt. Der Zorn verkehrt mit uns voll Wollust wie ein gottloser Ehebrecher, ergie\u223 ?t in uns den verderblichen Samen, erzeugt den teuflichen Hass in uns und wirkt in jeder Beziehung der Ehe entgegengesetzt. Die Ehe vereinigt ja zwei in einem Fleische; der Zorn hingegen zerrei\u223 ?t diejenigen, die eins waren; er spaltet und trennt selbst die Seele. Damit du also mit Zuversicht vor Gott hintreten k\u246 ?nnest, gew\u228 ?hre dem Zorn keinen Zutritt, wenn er dich bef\u228 ?llt und sich zu dir gesellen will; jage ihn wie einen tollen Hund {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0736.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d736 }}} von dir: So hat es auch Paulus befohlen mit den Worten: \u8222 ?Erhebend reine H\u228 ?nde sonder Zorn und Gez\u228 ?nke\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Tim 2,8\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sch\u228 ?nde deshalb deine Zunge nicht; denn wie kann sie f\u252 ?r dich bitten, wenn sie selber schuldbeladen ist? Schm\u252 ?cke sie vielmehr mit Sanftmut, mit Demut; mache sie Gottes w\u252 ?rdig, den sie anruft; erf\u252 ?lle sie mit Lobpreisung, mit vieler Barmherzigkeit; denn man kann auch durch Worte Barmherzigkeit \u252 ?ben. \u8222 ?Ein Wort ist besser als eine Gabe\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eccl.18,16\par} } , und: \u8222 ?Entgegne dem Armen friedlich in Sanftmut\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 4,8\par} } . Versch\u246 ?nere deine ganze \u252 ?brige Zeit durch Gespr\u228 ?che \u252 ?ber g\u246 ?ttliche Dinge: \u8222 ?All dein Gespr\u228 ?ch sei nach den Geboten des Allerh\u246 ?chsten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 9,33\par} } .So geschm\u252 ?ckt wollen wir vor den K\u246 ?nig hintreten und auf die Knie sinken, nicht nur dem Leibe, sondern auch der Seele nach. Bedenken wir, vor wem wir erscheinen, und f\u252 ?r wen und um was wir uns bem\u252 ?hen. Vor Gott erscheinen wir, bei dessen Anblick die Seraphim ihr Antlitz abwenden m\u252 ?ssen, da sie den Glanz nicht ertragen k\u246 ?nnen, vor dessen Anblick die Erde erbebt. Vor Gott erscheinen wir, \u8222 ?der in unzug\u228 ?nglichem Lichte wohnt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Tim 5,16\par} } . Und wir erscheinen vor ihm, um Erl\u246 ?sung von der H\u246 ?lle, um Nachlassung der S\u252 ?nden zu erlangen, um befreit zu werden von jenen uns\u228 ?glichen Strafen und um des Himmels und der G\u252 ?te des Jenseits teilhaft zu werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Werfen wir uns also mit Leib und Seele nieder, damit er uns aus der Erniedrigung wieder aufrichte; reden wir mit ihm in aller Bescheidenheit und Demut. Du sagst: Wer w\u228 ?re so nichtsw\u252 ?rdig und unselig, dass er nicht einmal beim Beten bescheiden w\u252 ?rde? Derjenige, der unter Verw\u252 ?nschungen, der voll Zorn und unter Schm\u228 ?hungen gegen seine Feinde betet. Willst du also jemanden anklagen, so klage dich selbst an; willst du deine Zunge sch\u228 ?rfen und wetzen, so tue es gegen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0737.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d737 }}} deine eigenen S\u252 ?nden; erw\u228 ?hne nicht, was der N\u228 ?chste dir B\u246 ?ses getan hat, sondern vielmehr, was du selbst dir angetan hast, denn das ist ganz besonders schlimm. Es kann dir ja der Nebenmensch keinen Schaden zuf\u252 ?gen, wenn du ihn dir nicht selbst zuf\u252 ?gst. Willst du daher gegen deine Feinde vorgehen, so gehe zuerst mit dir selbst ins Gericht, niemand wird dich daran hindern. Trittst du aber gegen deinen N\u228 ?chsten auf, so wirst du nur um so gr\u246 ?\u223 ?eren Schaden davontragen. \u220 ?ber welches Unrecht wirst du dich \u252 ?berhaupt zu beklagen haben? Etwa: er hat mich gr\u246 ?blich beleidigt, er hat mich beraubt, er hat mich in Gefahr gebracht? Aber darin liegt ja f\u252 ?r uns gar kein Nachteil, sondern vielmehr, wenn wir es recht betrachten, der gr\u246 ?\u223 ?te Vorteil. Der eigentlich Gesch\u228 ?digte ist ja hierbei nicht der leidende Teil, sondern der \u220 ?belt\u228 ?ter. Darin gerade ist der Grund alles Unheils zu suchen, dass man gew\u246 ?hnlich sich nicht einmal bewusst wird, wer der Gesch\u228 ?digte und wer der Sch\u228 ?diger ist. W\u228 ?ren wir uns dessen immer wohlbewusst, wir w\u252 ?rden uns nicht selbst Unrecht tun, w\u252 ?rden dem N\u228 ?chsten nichts B\u246 ?ses w\u252 ?nschen, \u252 ?berzeugt, dass uns vom Nebenmenschen nichts B\u246 ?ses widerfahren kann. Denn nicht das Bestohlenwerden ist schlimm, sondern das Stehlen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Klage dich demnach selber an, wenn du Raub ver\u252 ?bt hast; bist du aber beraubt worden, so bete f\u252 ?r den R\u228 ?uber, weil er dir \u228 ?u\u223 ?erst n\u252 ?tzlich war. Mag das immerhin der T\u228 ?ter nicht beabsichtigt haben, du hast doch den gr\u246 ?\u223 ?ten Nutzen davon, wenn du es hochherzig ertr\u228 ?gst. Jenen erkl\u228 ?ren die Menschen und die Gebote Gottes f\u252 ?r unselig; dich aber, der du Unrecht erlitten, kr\u246 ?nen und preisen sie. W\u252 ?rde jemand in der Hitze des Fiebers einem anderen ein Gef\u228 ?\u223 ? mit Wasser entwenden, um sein sch\u228 ?dliches Verlangen zu stillen, so w\u252 ?rden wir nicht behaupten, dass der Bestohlene dabei Schaden erlitten hat, sondern der Kranke; denn er hat sein Fieber gesteigert und die Krankheit verschlimmert. So musst du auch von einem Habs\u252 ?chtigen und Geldgierigen denken. Auch er leidet an einem Fieber, einem viel heftigeren als der erw\u228 ?hnte Kranke, und hat durch den Raub die Flamme in seinem Innern noch mehr entfacht. Und wenn einer im Wahnsinn jemanden ein {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0738.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d738 }}} Schwert wegnimmt und sich selbst umbringt, wer ist da der Gesch\u228 ?digte? Der, dem es genommen wurde, oder der, der es nahm? Offenbar letzterer. Sollen wir nun aber beim Raub von Hab und Gut nicht ebenso urteilen? Denn was f\u252 ?r den Wahnsinnigen ein Schwert ist, das ist f\u252 ?r den Habs\u252 ?chtigen der Reichtum; ja noch etwas viel Schlimmeres. Denn der Wahnsinnige, der das Schwert nimmt und sich durchbohrt, ist vom Wahnsinn befreit und versetzt sich auch keinen zweiten Hieb; der Habs\u252 ?chtige hingegen empf\u228 ?ngt jeden Tag zahllose schlimmere Wunden als jener, und wird doch von seinem Wahnsinn nicht befreit, vielmehr steigert er ihn noch; und je mehr Wunden er empf\u228 ?ngt, desto empf\u228 ?nglicher macht er sich f\u252 ?r andere schlimmere Schl\u228 ?ge.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wir wollen also dieses beherzigen und diesem Schwerte aus dem Wege gehen, wollen diesen Wahnsinn fliehen und, wenn auch sp\u228 ?t, so doch endlich einmal Ma\u223 ? halten lernen. Denn auch diese Tugend{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Gen\u252 ?gsamkeit\par} } muss man M\u228 ?\u223 ?igkeit nennen, nicht weniger als jene, die gemeinhin so hei\u223 ?t. Die M\u228 ?\u223 ?igkeit f\u252 ?hrt den Kampf gegen die Tyrannei einer Leidenschaft, hier aber gilt es, \u252 ?ber viele und verschiedenartige Leidenschaften zu siegen. Denn nichts, nichts ist t\u246 ?richter als ein Sklave des Geldes. Er meint zu herrschen und ist beherrscht; er glaubt Herr zu sein und ist Knecht; er legt sich selbst Fesseln an und freut sich noch dar\u252 ?ber; er macht das wilde Tier noch wilder und f\u252 ?hlt sich wohl dabei; er wird zum Gefangenen gemacht und jubelt und frohlockt dar\u252 ?ber; er sieht, wie ein toller Hund seine Seele anf\u228 ?llt, aber anstatt ihn zu hindern und durch Hunger zu z\u228 ?hmen, gibt er ihm noch reichliche Nahrung, damit er um so w\u252 ?tender angreife und noch f\u252 ?rchterlicher werde. Lasset uns also all das beherzigen, die Fesseln l\u246 ?sen, das wilde Tier umbringen, die Krankheit beseitigen, diesen Wahnsinn vertreiben, damit wir dann Ruhe und volle Gesundheit genie\u223 ?en, unter gro\u223 ?er Freude in den Hafen des Friedens einlaufen und der ewigen G\u252 ?ter teilhaftig werden, die wir alle erlangen m\u246 ?gen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0739.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d739 }}} Ehre und Macht sei jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Zweiundf\u252 ?nfzigste Homilie. Kap. XV, V.21-31.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: \u8222 ?Und Jesus ging von dort hinweg und zog sich zur\u252 ?ck in die Gegend von Tyrus und Sidon.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.22: Und siehe, ein chanan\u228 ?isches Weib kam von jenem Grenzstriche her und rief ihm zu und sagte: Erbarme dich meiner, Herr, Sohn Davids! Meine Tochter wird von einem b\u246 ?sen Geiste arg geplagt.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Markus erz\u228 ?hlt, Jesus habe nicht verborgen bleiben k\u246 ?nnen, als er in das Haus gekommen war{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 7,24\par} } . Warum aber ging er \u252 ?berhaupt in diese Gegend? Nachdem er das Speisegebot aufgehoben hat, schreitet er auf dem eingeschlagenen Wege weiter und \u246 ?ffnet auch den Heiden das Tor. So wird auch Petrus zu Kornelius gesandt, sobald er den Auftrag erhalten hat, dieses Gesetz aufzuheben. Wenn aber jemand einwendet, wie es komme, dass Jesus zu den J\u252 ?ngern sprach: \u8222 ?Auf den Weg zu den Heiden gehet nicht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 10,5\par} } , w\u228 ?hrend er ihn selbst betritt, so erwidere ich erstlich, dass er selbst keineswegs an die Vorschriften, die er seinen J\u252 ?ngern gab, gebunden war, dann, dass er nicht dahin ging, um zu predigen; das deutet auch Markus an, wenn er sagt, dass er sich zwar verbergen wollte, aber nicht verborgen blieb. Es lag allerdings in der Ordnung der Dinge, dass er nicht zuerst zu ihnen ging, aber anderseits widerstrebte es doch auch seiner Liebe zu den Menschen, sie abzuweisen, wenn sie sich von selbst ihm nahten. Mu\u223 ?te er sogar denen nachgehen, die nichts von ihm wissen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0740.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d740 }}} wollten, so durfte er noch viel weniger jene abweisen, die nach ihm verlangten. Siehe nun, wie das Weib sich jeglicher Wohltat w\u252 ?rdig erweist. Sie hatte es nicht einmal gewagt, nach Jerusalem zu kommen, weil sie sich scheute und sich dessen f\u252 ?r unw\u252 ?rdig hielt. Sonst w\u228 ?re sie wohl dahin gereist; das l\u228 ?sst sich daraus schlie\u223 ?en, dass sie so beherzt ist und aus ihrer Heimat herbeieilt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Einige erkl\u228 ?ren den Vorgang im bildlichen Sinn und sagen: Als Christus das Judenland verlassen, da habe es auch die Kirche gewagt, aus ihrem Lande herauszutreten und sich ihm zu nahen; denn es hei\u223 ?t: \u8222 ?Vergiss dein Volk und das Haus deines Vaters\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 44,11\par} } . Christus war aus seinem Land herausgegangen und das Weib aus dem ihrigen, und so konnten sie miteinander zusammentreffen. Denn \u8222 ?Siehe ein chanan\u228 ?isches Weib kam von jenem Grenzstriche.\u8220" Der Evangelist tadelt das Weib, um das Wunder hervorzuheben und sie dann um so mehr zu loben. Wenn du hier von einer Chanan\u228 ?erin h\u246 ?rst, so denke an all die gottlosen Heiden, welche die Gesetze der Natur von Grund aus verkehrten; und dazu beachte auch, wie m\u228 ?chtig Christus durch seine blo\u223 ?e Gegenwart wirkt. Diese Heiden waren vertrieben worden, damit sie die Juden nicht verf\u252 ?hren konnten, und jetzt zeigen sie sich viel williger als die Juden und verlassen sogar ihr Land, um zu Christus zu kommen, indes jene ihn sogar abwiesen, da er zu ihnen kam. Wie nun das Weib vor ihn tritt, sagte sie nichts anders als nur: \u8222 ?Erbarme Dich meiner\u8220",und veranlasst durch ihr Geschrei einen gro\u223 ?en Auflauf. Es war auch in der Tat ein mitleiderweckender Anblick, ein Weib zu sehen, das mit solchem Schmerze rief, eine Mutter, die f\u252 ?r ihre Tochter bat, und zwar f\u252 ?r eine Tochter, die so elend daran war. Sie wagte es gar nicht, die Besessene vor den Meister zu bringen, sondern sie hat sie daheim gelassen und fleht selbst um Hilfe. Sie f\u252 ?hrt blo\u223 ? die Leiden an, ohne selbst etwas hinzuzuf\u252 ?gen, ohne den Arzt in ihr Haus einzuladen, wie es der Hauptmann {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0741.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d741 }}} getan hatte, der da sprach: \u8222 ?Komm und lege Deine Hand auf\u8220", und: \u8222 ?Gehe hinab, bevor der Knabe stirbt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 4,49\par} } . Sie berichtet nur kurz \u252 ?ber das Ungl\u252 ?ck und \u252 ?ber die Schwere der Krankheit, und wendet sich dann an die Barmherzigkeit des Herrn durch lautes Rufen. Auch sagt sie nicht: Erbarme Dich meiner Tochter, sondern: \u8222 ?Erbarme Dich meiner.\u8220" Meine Tochter f\u252 ?hlt ja ihr Leiden nicht, ich aber habe schon unz\u228 ?hlige Schmerzen gelitten, weil ich es empfinde, dass ich leide, weil ich wei\u223 ?, dass ich{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 vor Schmerzen\par} } von Sinnen bin.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.23: \u8222 ?Er aber antwortet ihr nicht ein Wort.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ist das nicht neu und befremdlich? Mit den undankbaren Juden gibt er sich ab und spricht zu ihnen trotz ihrer L\u228 ?sterungen, und weist sie nicht von sich, obschon sie ihn wiederholt versuchten; sie aber, die zu ihm eilt und ruft und bittet, die weder im Gesetze noch in den Propheten unterrichtet, und dennoch eine so gro\u223 ?e Fr\u246 ?mmigkeit an den Tag legt, sie w\u252 ?rdigt er nicht einmal einer Antwort. Mu\u223 ?ten nicht alle Ansto\u223 ? nehmen, wenn sie jetzt das Gegenteil von dem sahen, was sie geh\u246 ?rt hatten? Sie hatten doch geh\u246 ?rt, dass er in den D\u246 ?rfern umherging und Kranke heilte; dieses Weib aber, das sich ihm naht, weist er ab. Wen h\u228 ?tte nicht ihr Kummer und ihre Bitte f\u252 ?r ihre so schwer leidende Tochter ger\u252 ?hrt? Sie war auch nicht gekommen, als w\u228 ?re sie w\u252 ?rdig{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 einer solchen Gnade\par} } , oder als wollte sie etwas verlangen, das ihr geb\u252 ?hre, sondern sie bittet nur um Erbarmen und legt ihr Ungl\u252 ?ck mit r\u252 ?hrenden Worten dar; dennoch wird sie nicht einmal einer Antwort gew\u252 ?rdigt! Viele der Anwesenden nahmen vielleicht Ansto\u223 ? daran; sie jedoch nicht. Aber was sage ich \u8222 ?der Anwesenden\u8220"? Ich meine, auch die J\u252 ?nger, die Mitleid mit dem Weibe f\u252 ?hlten, wurden best\u252 ?rzt und entmutigt. Obschon ersch\u252 ?ttert, wagten sie aber doch nicht zu sagen: Gew\u228 ?hre ihr die Gnade, sondern:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.23: \u8222 ?Es traten seine J\u252 ?nger heran, baten ihn und sprachen: Entlasse sie, weil sie hinter uns her schreit.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0742.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d742 }}} So sagen auch wir oft das Gegenteil, wenn wir jemanden \u252 ?berreden wollen. Christus aber spricht:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.24: \u8222 ?Ich ward einzig nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was tat nun das Weib, als sie diese Worte h\u246 ?rte? Wurde sie still? Ging sie hinweg? Stand sie von ihrem Vorhaben ab? Keineswegs, Sie wurde vielmehr noch zudringlicher. Wir handeln freilich nicht so: wenn wir etwas nicht gleich erhalten, so lassen wir ab vom Bitten, w\u228 ?hrend wir gerade dann um so eifriger flehen sollten. Und doch, wen h\u228 ?tten die Worte des Herrn nicht entmutigen sollen? War schon das Schweigen darnach angetan gewesen, das Weib zur Verzweiflung zu bringen, wieviel mehr erst diese Antwort! Denn zu sehen, dass auch ihre F\u252 ?rbitter mit ihr abgewiesen wurden, und zu h\u246 ?ren, dass die Sache \u252 ?berhaupt aussichtslos sei, musste sie ja in die gr\u246 ?\u223 ?te Mutlosigkeit versetzen. Gleichwohl verzweifelt das Weib nicht; sondern, als sie merkte, dass ihre F\u252 ?rsprecher nichts ausrichteten, nahm sie zu einer h\u252 ?bschen Unversch\u228 ?mtheit ihre Zuflucht. Vorher hatte sie nicht gewagt, dem Herrn unter die Augen zu treten, denn, hei\u223 ?t es: \u8222 ?sie schreit hinter uns her\u8220"; jetzt aber, wo man h\u228 ?tte erwarten d\u252 ?rfen, sie werde sich in ihrer Hoffnungslosigkeit noch weiter zur\u252 ?ckziehen, jetzt kommt sie sogar noch n\u228 ?her heran, betet ihn an und spricht:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0743.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d743 }}} V.25: \u8222 ?Herr, hilf mir!\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was soll das hei\u223 ?en, o Weib? Hast du vielleicht mehr voraus als die Apostel? mehr Einfluss als sie? Mehr Recht und Einfluss? sagt sie, o nein, ja ich bin sogar voll Scham; dennoch ziehe ich jetzt die K\u252 ?hnheit dem Flehen vor; er wird schon meine Zuversicht achten. Aber wozu denn das? Hast du ihn nicht sagen h\u246 ?ren: \u8222 ?Ich ward gesandt einzig nur zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel\u8220"? Freilich habe ich es geh\u246 ?rt, aber er ist der Herr. Deshalb sagte sie auch nicht: Bitte und flehe f\u252 ?r mich, sondern: \u8222 ?Hilf mir.\u8220" Was tut nun Christus? Nicht zufrieden mit dem Bisherigen, steigert er noch ihre Verlegenheit, indem er spricht:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: \u8222 ?Es ist nicht recht, das Brot der Kinder zu nehmen und es den jungen Hunden hinzuwerfen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jetzt, wo er sie eines Wortes w\u252 ?rdigt, versetzt er sie in noch gr\u246 ?\u223 ?ere Best\u252 ?rzung als durch sein Schweigen. Auch schiebt er die Schuld nicht mehr auf einen anderen wie vorher, da er sprach: \u8222 ?Ich bin nicht gesandt\u8220", sondern je dringlicher die Bitten des Weibes werden, desto deutlicher schl\u228 ?gt er die Erh\u246 ?rung ab. Dabei nennt er die Juden nicht mehr Schafe, sondern Kinder, das Weib aber ein H\u252 ?ndlein. Was antwortet nun das Weib? Auf seine eigenen Worte baut sie ihre Verteidigung auf. Wenn ich ein H\u252 ?ndlein bin, sagt sie, so bin ich keine Fremde. Mit Recht hatte Christus gesagt: \u8222 ?Zu einem Gerichte bin ich gekommen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 9,39\par} } . Das Weib zeigt sich weise, sie legt gro\u223 ?e Ausdauer und gro\u223 ?en Glauben an den Tag, und zwar trotzdem sie so verdem\u252 ?tigt wird; die Juden hingegen, die von ihm geheilt und bevorzugt worden waren, lohnen ihn durch das Gegenteil. Das Weib sagt: Dass man die Nahrung f\u252 ?r die Kinder braucht, wei\u223 ? ich wohl, allein auch mir kann sie nicht verweigert werden, da ich wenigstens ein H\u252 ?ndlein bin. Wenn es \u252 ?berhaupt nicht gestattet ist, etwas zu nehmen, so ist es ja auch nicht erlaubt, die Brosamen zu erhalten; darf man aber auch nur am Geringsten teilnehmen, so werde auch ich nicht zur\u252 ?ckgewiesen, wenn ich auch nur ein H\u252 ?ndlein bin; im Gegenteil, gerade so erhalte ich am sichersten einen Anteil, wenn ich ein H\u252 ?ndlein bin.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Christus wusste, dass sie so reden w\u252 ?rde; deshalb hatte er sie hingehalten, darum hatte er ihr die Gew\u228 ?hrung verweigert, um ihre Klugheit zeigen zu k\u246 ?nnen. Denn h\u228 ?tte er ihre Bitte wirklich gew\u228 ?hren wollen, so h\u228 ?tte er sie auch nachher nicht erh\u246 ?rt und sie nicht noch einmal in Verlegenheit gesetzt. So machte er es auch bei dem Hauptmann, da er sprach: \u8222 ?Ich will kommen und will ihn heilen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 8,7\par} } , damit wir dessen Fr\u246 ?mmigkeit kennen lernen und ihn sagen h\u246 ?rten: \u8222 ?Herr, ich bin {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0744.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d744 }}} nicht w\u252 ?rdig, dass Du eingehest unter mein Dach\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 8,8\par} } ; so machte er es bei der blutfl\u252 ?ssigen Frau, zu der er sprach: \u8222 ?Ich wei\u223 ?, dass eine Kraft ausgegangen ist von mir\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 8,46\par} } , um ihren Glauben zu offenbaren; so verfuhr er mit der Samariterin, um darzutun, dass sie trotz ihrer Zurechtweisung nicht von ihm wegging; so machte er es endlich in diesem Falle. Er wollte eben nicht, dass die gro\u223 ?e Tugend des Weibes verborgen bliebe. So lag also in seinen Worten keine Verachtung, sondern eine Aufmunterung und er deckte durch sie einen gro\u223 ?en Schatz auf. Du aber beachte, wie das Weib nicht blo\u223 ? Glauben, sondern auch Demut besitzt. Der Herr nannte die Juden Kinder, ihr ist das nicht genug, sie nennt sie Herren, so weit war sie entfernt davon, sich \u252 ?ber den Vorzug anderer zu betr\u252 ?ben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: \u8222 ?Denn auch die H\u252 ?ndchen\u8220", sagt sie, \u8222 ?essen von den Brosamen, welche von dem Tische ihrer Herren fallen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehe, wie einsichtsvoll das Weib ist; sie wagt nicht zu widersprechen, ist nicht empfindlich beim Lobe anderer, sie wird nicht aufgebracht \u252 ?ber die Beschimpfung. Siehst du also, wie beharrlich sie ist? Der Herr sagte: \u8222 ?Es ist nicht gut\u8220", sie spricht: \u8222 ?Ja, Herr\u8220"; er nennt die Juden Kinder, sie hei\u223 ?t sie Herren; er gibt ihr den Namen H\u252 ?ndlein, sie f\u252 ?gt noch das Benehmen eines H\u252 ?ndchens hinzu. Siehst du, wie dem\u252 ?tig sie ist? H\u246 ?re, wie die Juden prahlen: \u8222 ?Abrahams Nachkommenschaft sind wir, und nie sind wir jemals anderen dienstbar gewesen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 8,33\par} } , und: \u8220"Aus Gott sind wir geboren\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 8,41\par} } . Nicht so das Weib; sie nennt sich selbst ein \u8220"H\u252 ?ndlein\u8221", jene aber \u8220"Herren\u8221"; eben deshalb wurde sie auch unter die Kinder aufgenommen. Was antwortet nun Christus? Er sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.28: \u8220"O Weib, dein Glaube ist gro\u223 ?.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hier haben wir den Grund, weshalb er die Erh\u246 ?rung {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0745.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d745 }}} hinausschob; er wollte, dass das Weib diese Worte laut ausrufe, um ihre Tugend kr\u246 ?nen zu k\u246 ?nnen. \u8220"Es geschehe dir, wie du willst!\u8221" Der Sinn dieser Worte ist der: Dein Glaube vermag noch Gr\u246 ?\u223 ?eres zustande zu bringen, aber es geschehe, wie du willst. Diese Worte sind jenen \u228 ?hnlich, wo es hei\u223 ?t: \u8220"Es werde der Himmel und er ward\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 1,1\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.28: \u8220"Und ihre Tochter ward von jener Stunde an geheilt.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, dass das Weib nicht wenig zur Heilung ihrer Tochter beigetragen hat? Darum sagte ja auch Christus nicht: \u8220"Deine Tochter werde gesund\u8221", sondern: \u8222 ?Dein Glaube ist gro\u223 ?; es geschehe, wie du willst.\u8220" Du sollst daraus ersehen, dass diese Worte nicht so obenhin oder gar nur aus H\u246 ?flichkeit gesprochen wurden, sondern dass die Kraft ihres Glaubens wirklich gro\u223 ? war. Die Probe und den schlagenden Beweis daf\u252 ?r lieferte er durch den Ausgang der Sache: Ihre Tochter wurde augenblicklich gesund.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Erw\u228 ?ge nun, wie es kam, dass das Weib ihr Ziel erreichte, indes die Apostel keine Erh\u246 ?rung fanden und nichts ausrichteten. Etwas so Gro\u223 ?es ist es eben um die Beharrlichkeit im Gebet. Gott will, dass wir lieber selbst in unseren eigenen Bed\u252 ?rfnissen ihn bitten, als dass andere es f\u252 ?r uns tun. Die Apostel hatten allerdings den Vorrang vor ihr; aber das Weib bekundete um so gr\u246 ?\u223 ?ere Beharrlichkeit. Durch den Ausgang der Sache rechtfertigte sich aber der Herr auch den J\u252 ?ngern gegen\u252 ?ber wegen des Aufschubes und zeigte, dass er gut daran getan hatte, ihre Bitte zu erh\u246 ?ren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.29: \u8222 ?Und nachdem Jesus von dort weggegangen war, kam er an den See von Galil\u228 ?a, und er stieg auf den Berg hinaus und setzte sich dort nieder.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.30: Und es kamen zu ihm zahlreiche Scharen Volkes; sie hatten Lahme bei sich, Blinde, Bresthafte und Taubstumme; und sie legten sie vor ihm nieder und er heilte sie.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0746.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d746 }}} V.31: Dar\u252 ?ber erstaunten die Scharen, als sie Stumme redend, Lahme gehend, Blinde sehend gewahrten; und sie lobpriesen den Gott Israels.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Christus geht bald umher, bald setzt er sich und erwartet die Kranken und f\u252 ?hrt die Lahmen auf den Berg. Sie ber\u252 ?hren jetzt schon nicht mehr den Saum seines Kleides, sondern steigen eine Stufe h\u246 ?her hinan und werfen sich ihm zu F\u252 ?\u223 ?en; sie bekunden damit auf zweifache Weise ihren Glauben, dadurch, dass sie trotz ihrer L\u228 ?hmung auf den Berg hinaufgehen, und dadurch, dass sie nichts anderes wollen, als nur sich ihm zu F\u252 ?\u223 ?en werfen. Es war ein sehr wunderbares und auffallendes Schauspiel, dass diejenigen, die man sonst tragen musste, nun umhergingen und die Blinden keines F\u252 ?hrers mehr bedurften. Das Staunen der Leute wurde erregt sowohl durch die Menge der Geheilten, als durch die Leichtigkeit, mit der Jesus heilte. Siehst du auch, dass er dem Weibe erst nach so langem Z\u246 ?gern half, diesen Leuten hier aber sofort? Nicht etwa, als ob diese besser gewesen w\u228 ?ren als jenes Weib, sondern weil sie st\u228 ?rker im Glauben war als diese. Bei ihr z\u246 ?gert und zaudert er, um ihre Beharrlichkeit ins Licht zu stellen; diesen gew\u228 ?hrt er sofort die Hilfe, um den ungl\u228 ?ubigen Juden den Mund zu schlie\u223 ?en und ihnen jegliche Entschuldigung zu benehmen. Je gr\u246 ?\u223 ?ere Wohltaten jemand empf\u228 ?ngt, desto gr\u246 ?\u223 ?erer Strafe macht er sich schuldig, wenn er undankbar ist und durch die Gunstbezeugung nicht besser wird. Eben deshalb werden die Reichen, wenn sie b\u246 ?se sind, strenger gestraft als die Armen, da sie trotz ihres Reichtums nicht besser geworden sind.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wende mir da nur nicht ein, dass sie ja Almosen gaben. Denn wenn sie es nicht nach Ma\u223 ?gabe ihres Verm\u246 ?gens taten, so entgehen sie der Strafe doch nicht. Man muss eben das Almosen nicht nach der Gr\u246 ?\u223 ?e der Gabe, sondern nach der guten Meinung beurteilen, die man dabei hat. Wenn aber schon solche bestraft werden, um wieviel mehr erst diejenigen, die nach \u220 ?berfl\u252 ?ssigem verlangen, die drei- und vierst\u246 ?ckige H\u228 ?user {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0747.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d747 }}} bauen und dabei sich nicht um die Hungernden k\u252 ?mmern, die nur auf Gelderwerb bedacht sind, aber nicht darauf, Almosen zu geben? Weil wir aber nun doch schon einmal auf das Almosen zu sprechen kamen, so wollen wir heute die Rede \u252 ?ber die N\u228 ?chstenliebe, die ich vor drei Tagen unvollendet lie\u223 ?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 siehe Hom 49,5\par} } , wieder aufnehmen. Erinnert euch, dass ich damals von der \u252 ?bertriebenen Sorgfalt f\u252 ?r die Fu\u223 ?bekleidung sprach, von jenem eitlen Tand und der l\u228 ?ppischen Torheit der jungen Leute, und wie ich damals vom Almosen auf jene tadelnswerten Dinge zu sprechen kam. Was war es also, wovon wir damals handelten? Dass das Almosengeben eine Kunst ist, deren Werkst\u228 ?tte der Himmel und deren Lehrer nicht ein Mensch, sondern Gott ist. Dann untersuchten wir, was eigentlich Kunst sei und was nicht, und kamen so auf gewisse t\u246 ?richte und schlechte K\u252 ?nste zu sprechen, wobei wir auch die Schuhmacherkunst erw\u228 ?hnten. Habt ihr euch wieder erinnert? Nun gut, so wollen wir heute den damaligen Gegenstand wieder aufgreifen und beweisen, dass das Almosengeben eine Kunst und zwar die beste aller K\u252 ?nste ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn es n\u228 ?mlich zum Begriff der Kunst geh\u246 ?rt, etwas N\u252 ?tzliches zu schaffen, und wenn es nichts N\u252 ?tzlicheres gibt als das Almosengeben, so ist es klar, dass auch dies eine Kunst ist, und zwar die beste aller K\u252 ?nste. Denn diese Kunst verfertigt uns keine Schuhe, webt uns keine Gew\u228 ?nder und baut uns keine H\u228 ?user aus Lehm, daf\u252 ?r vermittelt sie uns das ewige Leben, entrei\u223 ?t uns den H\u228 ?nden des Todes, verleiht uns Herrlichkeit im anderen Leben und baut uns die Wohnungen im Himmel und jene Gezelte, die f\u252 ?r die Ewigkeit dauern. Das Almosen macht, dass unsere Lampen nicht erl\u246 ?schen und dass wir nicht mit schmutzigen Gew\u228 ?ndern bei der Hochzeit erscheinen; es reinigt sie vielmehr und macht sie wei\u223 ?er als Schnee. \u8222 ?Wenn eure S\u252 ?nden w\u228 ?ren wie Scharlach, sie sollen doch wei\u223 ? werden wie Schnee\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 1,18\par} } . Das Almosen l\u228 ?sst uns nicht dahin kommen, wohin jener Reiche gekommen war, und macht, dass wir nicht die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0748.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d748 }}} schrecklichen Worte wie er h\u246 ?ren m\u252 ?ssen, sondern f\u252 ?hrt uns in den Scho\u223 ? Abrahams. Von den weltlichen K\u252 ?nsten leisteten jede f\u252 ?r sich etwas Gutes; z.B. der Landbau liefert Nahrung, die Webekunst Kleidung; aber genau besehen ist keine einzige imstande, f\u252 ?r sich allein ihre Aufgabe zu erf\u252 ?llen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn es euch recht ist, wollen wir zuerst den Landbau ins Auge fassen. Er ist auf die Schmiedekunst angewiesen, von der er Hacke und Pflugschar, Sichel und Axt und anderes mehr entlehnt; dann braucht er die Wagnerei, die den Pflug baut, das Joch zimmert und die Wagen zum Dreschen der \u196 ?hren; ferner die Sattlerei, die Riemen macht, und die Baukunst, welche den Pflugstieren St\u228 ?lle und den Feldarbeitern Wohnungen errichtet; ferner die S\u228 ?gerei, welche das Holz schneidet, und zu guter Letzt auch die B\u228 ?ckerei; ohne das kann sie nicht bestehen. \u196 ?hnlich verh\u228 ?lt es sich mit der Weberei; um etwas zustande zu bringen, bedient sie sich vieler anderer K\u252 ?nste, die mithelfen m\u252 ?ssen; denn wenn diese ihr nicht beistehen und ihr die Hand reichen, steht auch sie ratlos da. Und so bedarf jede Kunst einer anderen. Zum Almosengeben brauchen wir jedoch gar nichts anderes, als nur die gute Absicht. Wenn du aber einwendest, es seien dazu Geld, H\u228 ?user, Kleider, Schuhe notwendig, so lies nur, was Christus von der Witwe sagte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 21,3\par} } und du wirst deinen Widerstand aufgeben. Denn wenn du auch noch so arm, ja selbst ein Bettler bist, wenn du zwei Heller gibst, hast du alles getan, und wenn du blo\u223 ? ein Gerstenbrot hast und gibst es, so hast du das h\u246 ?chste in dieser Kunst geleistet. Diese Kunst wollen wir also recht gut erlernen und sie eifrig betreiben; denn sie zu verstehen ist besser, als K\u246 ?nig zu sein und eine Krone zu tragen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es ist aber nicht ihr einziger Vorzug, dass sie keiner anderen K\u252 ?nste bedarf; sie bringt auch selbst mannigfaltige Werke in gro\u223 ?er Zahl und der verschiedensten Art zuwege. Sie baut H\u228 ?user im Himmel, die ewig {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0749.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d749 }}} stehen, und lehrt diejenigen, die sie \u252 ?ben, wie sie dem ewigen Tode entgehen k\u246 ?nnen; sie beschenkt dich mit unverg\u228 ?nglichen Sch\u228 ?tzen, die vor jeder Sch\u228 ?digung sicher sind, vor R\u228 ?ubern, W\u252 ?rmern, Motten und vor dem Zahn der Zeit. Wahrlich, k\u246 ?nnte dich jemand dasselbe hinsichtlich der Aufbewahrung des Weizens lehren, was w\u252 ?rdest du nicht darum geben, um imstande zu sein, das Getreide auf viele Jahre hinaus unversehrt zu bewahren? Diese Kunst unterweist dich aber nicht etwa blo\u223 ? \u252 ?ber die Aufbewahrung von Weizen, sondern \u252 ?ber alle Dinge, sie zeigt, wie nicht blo\u223 ? dein Verm\u246 ?gen, sondern auch Leib und Seele unversehrt bleiben. Doch wozu alle Vorz\u252 ?ge dieser Kunst im einzelnen aufz\u228 ?hlen? Sie lehrt dich, wie du Gott \u228 ?hnlich werden kannst, und das ist die Krone aller G\u252 ?ter. Siehst du also, wie sie nicht nur eine gute Wirkung erzielt, sondern deren viele? Ohne einer anderen Kunst zu bed\u252 ?rfen, baut sie H\u228 ?user, webt Kleider, vermittelt unverg\u228 ?ngliche Sch\u228 ?tze, hilft den Tod \u252 ?berwinden, den Teufel besiegen und macht die Menschen Gott \u228 ?hnlich. Was k\u246 ?nnte es also N\u252 ?tzlicheres geben als diese Kunst? Denn abgesehen von dem, was ich schon sagte, h\u246 ?ren die anderen K\u252 ?nste mit dem gegenw\u228 ?rtigen Leben auf, sie werden vom K\u252 ?nstler nicht betrieben, wenn er krank ist, ihre Werke haben keinen dauernden Bestand, erheischen aber viel Arbeit, Zeit und manch anderes dazu; diese Kunst kommt aber gerade dann besonders zur Geltung, wenn die Welt vergangen sein wird, wenn wir gestorben sind; dann steht sie in vollem Glanze da und zeigt die Werke, die sie vollbracht. Sie verlangt weder Arbeit noch Zeit, noch eine andere besondere M\u252 ?he, und wenn du krank oder alt geworden bist, kann sie noch immer ge\u252 ?bt werden, sie geht auch mit dir in das andere Leben hin\u252 ?ber und verl\u228 ?sst dich niemals.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sie macht dich auch den Gelehrten und Rednern \u252 ?berlegen. Denn wer sich in diesen F\u228 ?chern auszeichnet, hat viele Neider; wer aber im Almosengeben hervorragt, hat unz\u228 ?hlige F\u252 ?rbitter. Jene stehen vor einem menschlichen Gerichtshofe und verteidigen diejenigen, denen Unrecht geschieht, oft auch diejenigen, die im Unrecht sind; diese Kunst steht vor dem Gerichtshofe {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0750.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d750 }}} Christi und verteidigt den Angeklagten nicht blo\u223 ? allein, sondern \u252 ?berredet sogar die Richter, ihn zu verteidigen und das Urteil zu seinen Gunsten zu f\u228 ?llen; und h\u228 ?tte er tausendmal gefehlt, sie kr\u246 ?nt ihn und preist ihn laut. Denn: \u8222 ?Gebet Almosen und alles ist rein f\u252 ?r euch\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 11,41\par} } . Aber was rede ich von zuk\u252 ?nftigen Dingen? Schon im gegenw\u228 ?rtigen Leben, wenn ich die Leute frage, was sie lieber wollten, viele Gelehrte und Redner oder mehr mildt\u228 ?tige und barmherzige Menschen, so wirst du h\u246 ?ren, dass sie letztere vorziehen. Und mit Recht. Denn g\u228 ?be es keine Beredsamkeit mehr, so erlitte das Leben keinen Schaden, da es ja lange schon vor ihr bestand: scheidest du aber die Mildt\u228 ?tigkeit aus, so ist alles dahin und verloren. Und wie man das Meer nicht mehr befahren k\u246 ?nnte, wenn man alle H\u228 ?fen und Ankerpl\u228 ?tze versch\u252 ?ttete, so h\u228 ?tte auch das Leben keinen Bestand, wenn Barmherzigkeit, Vers\u246 ?hnlichkeit und Menschenfreundlichkeit verbannt w\u252 ?rden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Deshalb hat Gott die \u220 ?bung dieser Tugenden nicht dem Verstand allein \u252 ?berlassen, sondern sie gro\u223 ?enteils auch als Naturgesetz dem Menschen eingepflanzt. Derart ist das Erbarmen, das V\u228 ?ter und M\u252 ?tter f\u252 ?r ihre Kinder haben, und die Kinder f\u252 ?r ihre Eltern. Ja, nicht blo\u223 ? bei den Menschen finden wir dies, sondern sogar bei s\u228 ?mtlichen vernunftlosen Tieren. Solcher Art ist die Liebe zwischen Br\u252 ?dern, Verwandten und Angeh\u246 ?rigen, und zwischen den Menschen \u252 ?berhaupt. Wir besitzen eben von Natur aus eine gewisse Neigung zur Barmherzigkeit. Daher kommt es, dass wir entr\u252 ?stet sind, wenn jemandem Unrecht geschieht; daher unser Abscheu, wenn jemand umgebracht wird; daher unsere Tr\u228 ?nen beim Anblick von Betr\u252 ?bten. Gott will ausdr\u252 ?cklich, dass dem so sei; darum hat er in die Natur m\u228 ?chtige Antriebe dazu gelegt, um anzudeuten, wieviel ihm daran gelegen ist. Das wollen wir also beherzigen und wollen uns selbst, unsere Kinder und Angeh\u246 ?rige in die Schule der Mildt\u228 ?tigkeit f\u252 ?hren. Das soll ja der Mensch vor {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0751.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d751 }}} allen Dingen lernen; denn das gerade hei\u223 ?t Mensch sein. Etwas Gro\u223 ?es ist es um den Menschen, und geachtet ist der Mann, der barmherzig ist. Wer diese Eigenschaft nicht besitzt, hat aufgeh\u246 ?rt, Mensch zu sein. Durch sie wird man weise. Wundert es dich, dass barmherzig sein: Mensch sein hei\u223 ?t? Es hei\u223 ?t sogar: Gott sein. Denn es steht geschrieben: \u8222 ?Seid barmherzig wie euer Vater\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 6,36\par} } . Lernen wir also aus all diesen Gr\u252 ?nden, barmherzig sein, haupts\u228 ?chlich aber deshalb, weil auch wir selbst gar sehr der Barmherzigkeit bed\u252 ?rfen. Und seien wir \u252 ?berzeugt, dass wir die ganze Zeit umsonst gelebt haben, wenn wir keine Barmherzigkeit \u252 ?ben. Ich meine jedoch eine Barmherzigkeit, die frei ist von Habsucht. Denn wenn schon derjenige nicht barmherzig ist, der von seinem Eigentum, niemand etwas mitteilt, wie kann es der sein, der andere um das ihrige bringt, wenn er auch noch soviel wegg\u228 ?be? Gilt es schon als Lieblosigkeit, wenn einer sein Eigentum allein genie\u223 ?t, wieviel mehr erst, wenn er sich Fremdes aneignet? Wenn die gestraft werden, welche niemand ein Unrecht zuf\u252 ?gen, blo\u223 ? weil sie anderen nichts mitteilen, um so mehr diejenigen, welche anderen ihr Eigentum nehmen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sage ja nicht, dass es ein anderer ist, der Unrecht erleidet, und ein anderer, dem das Almosen gegeben wird. Das ist ja gerade das Strafbare. Denn gerade derjenige sollte das Almosen empfangen, dem Unrecht geschehen ist; nun aber tust du den einen weh, und tust wohl denen, welchen du nicht weh getan hast, da du doch jenen eher wohl tun solltest, oder vielmehr ihnen vorher nichts zuleide tun. Nicht derjenige \u252 ?bt ja N\u228 ?chstenliebe der erst schl\u228 ?gt und dann heilt, sondern wer diejenigen heilt, die von anderen geschlagen wurden. Heile also die Wunden, die von anderen, nicht die von dir geschlagen sind; ja schlage und wirf niemanden zu Boden{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das tut man nur beim Spielen\par} } ; richte im Gegenteil die Niedergeworfenen auf. Auch ist es gar nicht m\u246 ?glich, das von der Habsucht angestiftete Unheil durch ebenso gro\u223 ?es Almosen wieder gut zu machen. Hat {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0752.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d752 }}} man jemanden um einen Obolus{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die kleinste Geldm\u252 ?nze\par} } betrogen, so gen\u252 ?gt es nicht, einen Obolus Almosen zu geben, um das Geschw\u252 ?r zu entfernen, sondern dazu ist ein ganzes Talent{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die gr\u246 ?\u223 ?te Geldeinheit\par} } notwendig. Darum muss auch ein Dieb, der ertappt wird, das Vierfache bezahlen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 22,1\par} } ; und ein R\u228 ?uber ist noch schlechter als ein Dieb. Wenn nun ein Dieb den vierfachen Wert des Gestohlenen ersetzen muss, so wird der R\u228 ?uber das Zehnfache und noch viel mehr erstatten m\u252 ?ssen. Ja, er mag noch froh sein, dass er auf diese Weise das Unrecht s\u252 ?hnen kann; und dazu wird es ihm nicht einmal als Almosen angerechnet und belohnt. Darum sprach Zach\u228 ?us: \u8222 ?Wenn ich jemand in etwas \u252 ?berfordert habe, gebe ich es vierfach zur\u252 ?ck, und dazu will ich die H\u228 ?lfte meines Verm\u246 ?gens den Armen schenken\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 19,8\par} } . Wenn man aber schon im Alten Bunde das Vierfache geben musste, wieviel mehr dann im Neuen Bunde der Gnade; und wenn schon der Dieb, um wieviel mehr der R\u228 ?uber? Er f\u252 ?gt ja zu der Sch\u228 ?digung noch eine gro\u223 ?e Unbill hinzu. Wenn du daher auch das Hundertfache gibst, so gibst du immer noch nicht alles.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du also, dass ich nicht ohne Grund gesagt habe: Wenn du einen Obolus geraubt hast und erstattest ein Talent, so heilst du auch so kaum den Schaden? Und wenn du das schon kaum erreichst, wenn du soviel zur\u252 ?ckgibst, womit willst du dich dann entschuldigen, wenn du auch das Gegenteil davon tust, ganze Verm\u246 ?gen raubst und nur wenig davon zur\u252 ?ckgibst, und dann nicht einmal denen, die du gesch\u228 ?digt hast, sondern ganz anderen? Welche Nachsicht darfst du da erwarten? Welche Hoffnung auf Seligkeit bleibt dir da? Willst du sehen, wie b\u246 ?se du handelst, wenn du solche Almosen spendest? H\u246 ?re, was die Schrift sagt: \u8222 ?Wer Opfer darbringt vom Gute der Armen, gleicht dem, welcher einen Sohn opfert vor dem Angesichte seines eigenen Vaters\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eccl.34,24\par} } . Wir wollen also nicht hinweggehen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0753.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d753 }}} ohne uns diese Drohung ins Herz einzupr\u228 ?gen; ja schreiben wir sie an die W\u228 ?nde, auf die H\u228 ?nde, ins Gewissen, \u252 ?berallhin, damit wenigstens diese Furcht in unseren Herzen wurzle und unsere H\u228 ?nde von solch t\u228 ?glichem Morden abhalte. Denn der Raub, der den Armen ganz allm\u228 ?hlich umbringt, ist noch schlimmer als Mord. Um uns also von dieser Seuche zu befreien, wollen wir das Gesagte wohl beherzigen, sowohl f\u252 ?r uns als auch anderen gegen\u252 ?ber. Dann werden wir geneigter sein zur Mildt\u228 ?tigkeit, werden den lauteren Lohn daf\u252 ?r erhalten und die ewigen G\u252 ?ter erlangen durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, dem die Ehre und die Macht sei mit dem Vater und dem Heiligen Geiste jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Dreiundf\u252 ?nfzigste Homilie. Kap. XV, V.32-Kap XVI, V.12.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.32: \u8222 ?Jesus aber rief seine J\u252 ?nger zu sich und sprach: Es erbarmt mich der Leute; denn drei Tage schon harren sie aus bei mir und haben nichts zu essen; und sie ungespeist entlassen will ich nicht, damit sie nicht etwa auf dem Wege verschmachten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Als Jesus fr\u252 ?her einmal ein derartiges Wunder zu wirken im Begriffe stand, heilte er zuerst die leiblich Kranken. Auch hier geht er so vor. Nachdem er die Blinden und Lahmen geheilt, kommt er wieder auf dasselbe Wunder zur\u252 ?ck. Warum aber hatten wohl seine J\u252 ?nger damals gesagt: \u8222 ?Entlasse die Volksscharen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 14,15\par} } ,w\u228 ?hrend sie es jetzt nicht sagen, obgleich doch schon drei Tage verflossen waren? Entweder waren sie bereits besser geworden, oder sie sahen, dass die Leute {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0754.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d754 }}} nicht allzusehr unter dem Hunger litten, weil sie ja Gott wegen dessen, was geschehen war, priesen. Beachte jedoch, wie der Herr auch dieses Mal das Wunder nicht so ohne weiteres wirkt, sondern sie dazu herausfordert. Die Volksscharen waren herbeigeeilt, um geheilt zu werden, und wagten deshalb nicht, um Brot zu bitten. Er aber in seiner Liebe und F\u252 ?rsorge gibt, auch ohne gebeten zu sein, und deshalb sagt er zu seinen J\u252 ?ngern: \u8222 ?Es erbarmt mich der Leute, ich will sie nicht ungespeist fortlassen.\u8220" Damit man n\u228 ?mlich nicht sage, sie seien schon mit Nahrungsmitteln versehen gewesen, setzt er hinzu: \u8222 ?Drei Tage schon harren sie bei mir aus\u8220"; wenn sie daher auch etwas mitgebracht hatten, war es l\u228 ?ngst aufgezehrt. Darum wirkte er das Wunder auch nicht schon am ersten oder zweiten Tage, sondern nachdem sie alles verbraucht hatten; sie sollten zuerst in Not kommen, damit sie dann das Wunder mit um so gr\u246 ?\u223 ?erem Verlangen aufn\u228 ?hmen. Deshalb sagt er: \u8222 ?Damit sie nicht verschmachten auf dem Wege\u8220"; er wollte damit andeuten, dass sie noch weit nach Hause h\u228 ?tten und nichts zu essen \u252 ?brig hatten. Aber wenn du sie nicht ungespeist fortlassen willst, warum wirkst du das Wunder nicht? Er wollte die J\u252 ?nger durch seine Frage zur Antwort auffordern und dadurch ihre Aufmerksamkeit wecken; zugleich sollten sie ihren Glauben offenbaren, n\u228 ?mlich zu ihm kommen und sagen: Schaffe Brot. Aber sie kamen doch nicht darauf, was er mit seiner Frage bezweckte, weshalb er auch nach dem Berichte des Markus zu ihnen sprach: \u8222 ?Sind eure Herzen noch immer so verblendet? Habet Augen und sehet nicht, und habt Ohren und h\u246 ?ret nicht\u8220"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 8,17-18\par} } . Wenn das nicht seine Absicht war, warum hat er dann das Wort an die J\u252 ?nger gerichtet und ihnen gezeigt, dass die Scharen dieser Wohltat gar wohl w\u252 ?rdig seien, und noch hinzugef\u252 ?gt, er habe Mitleid mit ihnen? Matth\u228 ?us aber erz\u228 ?hlt, der Herr habe darnach auch getadelt: \u8222 ?Ihr Kleingl\u228 ?ubigen, sehet ihr noch nicht ein und denket auch ihr nicht an die f\u252 ?nf Brote f\u252 ?r die F\u252 ?nftausend und wieviel K\u246 ?rbe ihr aufhobet? Noch auch an die sieben Brote {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0755.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d755 }}} f\u252 ?r die Viertausend und wieviel K\u246 ?rbe ihr aufhobet?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 16,910\par} } . So stimmen also die Evangelisten miteinander \u252 ?berein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was tun nun die J\u252 ?nger? Sie bleiben noch immer am Boden haften. Der Herr hatte f\u252 ?rwahr alles Erdenkliche getan, damit sie dieses Wunder nicht vergessen sollten: deshalb hatte er jene Frage an sie gerichtet, hatte sie die Antwort geben lassen, sich ihrer als Gehilfen bedient, ihnen die K\u246 ?rbe ausgeteilt; aber nichtsdestoweniger entsprachen sie seiner Absicht noch nicht. Das bezeugen ihre Worte:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.33: \u8222 ?Wo sollen wir in der W\u252 ?ste Brot hernehmen f\u252 ?r so viele?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie das erste Mal. so erw\u228 ?hnen sie auch dieses Mal die W\u252 ?ste; sie reden so infolge ihrer schwachen Urteilskraft; stellen aber gerade dadurch das Wunder \u252 ?ber jeden Verdacht. Damit n\u228 ?mlich, wie ich schon sagte, ja niemand einwenden k\u246 ?nne, sie h\u228 ?tten das Brot aus einem benachbarten Dorfe geholt, so wird der Ort des Wunders ausdr\u252 ?cklich genannt, damit es so beglaubigt w\u252 ?rde. Das war der Grund, weshalb er beide Wunder, das erste und dieses, in der W\u252 ?ste wirkte, weit entfernt von jeder Ortschaft. Von all dem verstanden jedoch die J\u252 ?nger nichts, daher ihre Rede: \u8222 ?Wo sollen wir in der W\u252 ?ste soviel Brot hernehmen?\u8220" Sie meinten n\u228 ?mlich, er habe die Frage an sie gerichtet, um ihnen den Auftrag zu geben, sie sollten die Nahrung f\u252 ?r die Leute besorgen, wahrlich eine sehr t\u246 ?richte Meinung.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das erste Mal hatte er zu ihnen gesagt: \u8222 ?Gebet ihr ihnen zu essen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 14,16\par} } , um ihnen nahezulegen, ihn zu bitten. Dieses Mal sagte er nicht: \u8222 ?Gebet ihnen zu essen\u8220", sondern wie? \u8222 ?Ich habe Mitleid mit ihnen, und ich will sie nicht ungespeist fortlassen\u8220"; er wollte es ihnen damit noch mehr nahelegen und sie noch mehr anspornen und es durchblicken lassen, sie sollten ihn darum bitten. Denn das bezweckten ja seine Worte: er wollte zeigen, dass er die Leute nicht ungespeist entlassen k\u246 ?nne, und zugleich auf seine Macht hinweisen. Die Worte: \u8222 ?Ich will nicht\u8220" deuten das an. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0756.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d756 }}} Die J\u252 ?nger haben also der gro\u223 ?en Zahl, der \u214 ?rtlichkeit und der W\u252 ?ste Erw\u228 ?hnung getan.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.33: \u8222 ?Woher sollen wir denn in der W\u252 ?ste so viele Brote nehmen\u8220", sagten sie, \u8222 ?dass wir eine so gro\u223 ?e Schar damit s\u228 ?ttigten?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 und weil sie seine Worte auch so nicht verstanden hatten, geht er nun selbst unaufgefordert ans Werk, indem er zu ihnen spricht:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.34: \u8222 ?Wie viele Brote habt ihr? Sie aber sprachen: Sieben und wenige Fischlein.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sie erwidern jetzt nicht mehr wie fr\u252 ?her: \u8222 ?Doch was ist dies f\u252 ?r so viele?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 6,9\par} } . So gewannen sie, wenn sie auch noch nicht alles erfasst hatten, doch allm\u228 ?hlich an Erkenntnis. Denn um sie aufmerksam zu machen, richtet er selbst auch die gleiche Frage wie das erste Mal an sie, um sie auch durch die gleiche Fragestellung an das damalige Wunder zu erinnern. Wenn du einerseits daraus ersiehst, wie unvollkommen sie waren, so sieh doch auch zugleich, wie gelehrig sie waren, und bewundere ihre Wahrheitsliebe, da sie in ihren Berichten ihre eigenen Schw\u228 ?chen, mochten diese auch noch so gro\u223 ? sein, nicht verbergen. Denn es war doch kein gew\u246 ?hnlicher Fehler, dass sie jenes vor nicht allzu langer Zeit geschehene Wunder so bald wieder vergessen hatten. Deshalb wurden sie auch getadelt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beherzige ferner auch ihren anderen Fortschritt, wie sie n\u228 ?mlich ihre leiblichen Bed\u252 ?rfnisse beherrschten und gelernt hatten, sich keine so gro\u223 ?en Sorgen wegen des Tisches zu machen. Denn obwohl sie sich in der W\u252 ?ste befanden und schon drei Tage daselbst zugebracht hatten, besa\u223 ?en sie doch nur sieben Brote. Im \u252 ?brigen machte es Jesus gerade so, wie das erste Mal: Er l\u228 ?sst die Leute sich niedersetzen und vermehrt die Brote unter den H\u228 ?nden der J\u252 ?nger.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.35: \u8222 ?Und er gebot den Scharen, sich auf der Erde zu lagern.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0757.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d757 }}} V.36: Und er nahm die sieben Brote und die Fische und danksagte, brach sie und gab sie den J\u252 ?ngern, und die J\u252 ?nger gaben sie dem Volke.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.37: Und sie a\u223 ?en alle und wurden satt; und was \u252 ?brig blieb von den St\u252 ?cken, hoben sie auf, sieben volle K\u246 ?rbe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.38: Es betrug aber die Zahl derer, die gegessen hatten, viertausend M\u228 ?nner, ungerechnet Frauen und Kinder.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber wie kommt es, dass das erste Mal, wo ihrer f\u252 ?nftausend gewesen waren, zw\u246 ?lf K\u246 ?rbe \u252 ?brig blieben, jetzt bei viertausend M\u228 ?nnern nur sieben K\u246 ?rbe? Worin liegt der Grund, dass hier, trotzdem nicht so viele gespeist worden waren, weniger \u252 ?brig blieb? Entweder muss man annehmen, dass hier die K\u246 ?rbe gr\u246 ?\u223 ?er waren als dort, oder, wenn man das nicht annehmen will, dass der Herr deshalb einen Unterschied machte, damit nicht die Gleichheit des Wunders Ursache w\u252 ?rde, dass sie es wieder verg\u228 ?\u223 ?en und dass er es ihnen einzupr\u228 ?gen sucht durch die Verschiedenheit beider, damit sie sich eben infolge des Unterschiedes an beide erinnerten. Darum f\u252 ?gte er es so, dass die Zahl der K\u246 ?rbe das erste Mal mit der Zahl der Apostel, diesmal mit der Zahl der Brote \u252 ?bereinstimmte. Damit gab er zu erkennen, dass seine Macht unaussprechlich ist und dass sie ganz in seinem Belieben stehe, weil er so gro\u223 ?e Wunder auf die eine oder die andere Weise zu wirken imstande ist. Denn es geh\u246 ?rt keine geringe Macht dazu, die Zahl genau zu bemessen, sowohl das erste Mal als auch jetzt, w\u228 ?hrend doch damals f\u252 ?nftausend, dieses Mal viertausend Mann gespeist wurden, und es doch so einzurichten, dass trotz der Verschiedenheit der Zahl der Bewirteten weder damals noch jetzt mehr oder weniger \u252 ?brig blieb, als K\u246 ?rbe vorhanden waren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch der Abschluss war \u228 ?hnlich wie das erste Mal. Denn damals entfernte sich der Herr nach Entlassung des Volkes in einem Schifflein, ebenso jetzt; auch Johannes berichtet dies. Kein anderes Wunder bewog eben die Leute so sehr ihm nachzufolgen, wie das Wunder der Brotvermehrung. Ja, sie wollten ihm nicht blo\u223 ? folgen, sondern ihn sogar zum K\u246 ?nige machen. Weil er nun den Schein der Herrschsucht zu vermeiden suchte, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0758.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d758 }}} zieht er sich nach diesem Wunder zur\u252 ?ck, und damit sie ihm nicht folgen k\u246 ?nnten, begibt er sich nicht zu Fu\u223 ? hinweg, sondern besteigt das Schiff. V.39: \u8222 ?Und nachdem er die Scharen entlassen, stieg er in das Schiff und kam in das Gebiet Magdala.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kapitel XVI. V.1: \u8222 ?Und es traten die Pharis\u228 ?er und Sadduz\u228 ?er zu ihm heran und baten ihn, er m\u246 ?chte ihnen ein Zeichen vom Himmel zeigen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Wenn es Abend geworden ist, saget ihr: es wird gutes Wetter werden; denn feuerrot ist der Himmel;\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: und am Morgen: heute ist st\u252 ?rmisches Wetter; denn es r\u246 ?tet sich der tr\u252 ?be Himmel. Das Aussehens des Himmels also wisset ihr zu beurteilen; jedoch die Zeichen der Zeit k\u246 ?nnet ihr nicht verstehen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: Ein b\u246 ?ses und ehebrecherisches Geschlecht verlangt nach einem Zeichen; und ein Zeichen wird ihnen nicht gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Jonas, des Propheten. Und er verlie\u223 ? sie und ging weg.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Markus berichtet: \u8222 ?Und aufseufzend in seinem Geiste, sagte er: Was sucht dieses Geschlecht nach einem Zeichen?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 8,12\par} } . Und f\u252 ?rwahr, ihre Frage konnte wohl Zorn und Unwillen erregen, aber in seiner Liebe und G\u252 ?te wird er nicht zornig, sondern bemitleidet und bedauert sie vielmehr wie unheilbare Kranke, da sie ihn nach einem solchen Erweise seiner Macht noch versuchten, und zwar nicht, um zum Glauben zu gelangen, sondern um ihn zu fangen. W\u228 ?ren sie gekommen in der Absicht, den Glauben zu finden, so h\u228 ?tte er ihnen ihre Bitte sicher gew\u228 ?hrt. Denn wenn er dem Weibe willfahrte, obschon er zuerst sagte: \u8222 ?Es ist nicht gut\u8220", um wieviel mehr w\u252 ?rde er ihnen zu Willen gewesen sein. Weil sie aber nicht den Glauben suchten, so nennt er sie ein andermal Heuchler, weil sie anderes redeten als sie dachten. Denn h\u228 ?tten sie Glauben gehabt, so w\u252 ?rden sie diese Forderung nicht an ihn gestellt haben. Noch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0759.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d759 }}} ein anderer Umstand bezeugt, dass sie nicht glaubten, dass sie n\u228 ?mlich, obschon getadelt und \u220 ?berf\u252 ?hrt, nicht ausharrten und sagten: Wir sind unwissend und m\u246 ?chten gern belehrt werden. Was ist das aber f\u252 ?r ein Wunder vom Himmel, das sie verlangten? Sie wollten, dass er die Sonne zum Stehen bringe, oder den Mond anhalte, oder Blitze herabziehe, oder die Luft ver\u228 ?ndere, oder etwas \u196 ?hnliches tue. Was antwortet ihnen da Christus? Er sagt: \u8222 ?Das Aussehen des Himmels wisset ihr zu beurteilen, jedoch die Zeichen der Zeit k\u246 ?nnt ihr nicht verstehen?\u8220" Seht ihr da seine Sanftmut und Milde? Er macht es nicht, wie vorher, wo er nur ablehnte und sprach: \u8222 ?Es wird ihr nicht gew\u228 ?hrt werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 12,39\par} } , sondern er gibt auch den Grund an, warum er das Verlangte abschl\u228 ?gt, wiewohl sie ihn nicht gefragt hatten, um sich belehren zu lassen. Welches ist nun dieser Grund? Wie am Himmel, sagt er, die Anzeichen f\u252 ?r Sturm andere sind als f\u252 ?r heiteres Wetter, und niemand, der die Anzeichen des Sturmes bemerkt, auf Windstille rechnet, oder bei heiterem Wetter auf einen Sturm, so muss man auch \u252 ?ber mich urteilen. Denn die Zeit meines jetzigen Hierseins ist eine andere als die der zweiten Ankunft. Jetzt bedarf es dieser Zeichen auf Erden; die Zeichen am Himmel sind f\u252 ?r jene Zeit aufgespart. Jetzt bin ich als Arzt gekommen; dann werde ich als Richter erscheinen. Jetzt, um zu suchen, was in die Irre gegangen, dann, um Rechenschaft zu fordern. Darum bin ich jetzt in der Stille gekommen, dann aber werde ich \u246 ?ffentlich vor den Augen aller das Himmelsgezelt aufrollen, die Sonne verfinstern und das Licht des Mondes verl\u246 ?schen. Dann werden die Kr\u228 ?fte des Himmels ersch\u252 ?ttert werden und mein Erscheinen bei der Wiederkunft wird sein wie ein Blitz, der pl\u246 ?tzlich aufleuchtet. Aber jetzt ist nicht die Zeit f\u252 ?r diese Zeichen; denn ich bin gekommen, um zu sterben und die \u228 ?rgste Pein zu leiden. Habt ihr nicht vom Propheten geh\u246 ?rt: \u8222 ?Nicht streiten wird er und nicht schreien, und nicht wird von au\u223 ?en vernommen seine {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0760.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d760 }}} Stimme{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 42,2\par} } , und von den anderen Propheten: Niedersteigen wird er wie Regen auf das Vlie\u223 ?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 71,6\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn man dagegen auf die Zeichen unter Pharao hinweisen wollte, so w\u228 ?re zu sagen, dass es sich damals um die Befreiung von einem Feinde handelte und jene Zeichen deshalb geschehen mussten. Wer aber zu Freunden kommt, bedarf keiner solchen Zeichen. Wie kann ich aber auch, sagt gleichsam der Herr, das gro\u223 ?e Zeichen gew\u228 ?hren, wenn man den kleinen nicht glaubt? Klein nenne ich sie nach dem \u228 ?u\u223 ?eren Ansehen; denn hinsichtlich der Macht, mit der sie gewirkt wurden, waren sie gr\u246 ?\u223 ?er als jene. Oder was w\u228 ?re so gro\u223 ? wie S\u252 ?nden nachlassen. Tote erwecken, Teufel austreiben, einen Leib erschaffen und andere derartige Werke verrichten? Beachte aber du, wie verh\u228 ?rtet die Herzen der Juden sind, da sie keine Frage stellen, obwohl sie h\u246 ?ren: \u8222 ?Es wird ihnen kein Zeichen gegeben werden, es sei denn das Zeichen des Propheten Jonas.\u8220" Da sie den Propheten und alle seine Schicksale kannten, und diese Rede schon zum zweiten Male h\u246 ?rten, h\u228 ?tten sie doch gewiss fragen und zu erfahren trachten sollen, was er mit diesen Worten sagen wollte. Allein, wie gesagt, sie handelten nicht aus Verlangen, sich zu belehren. Darum lie\u223 ? er sie auch gehen und entfernte sich.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: \u8222 ?Und nachdem die J\u252 ?nger \u252 ?ber den See gekommen waren, hatten sie vergessen, Brot mitzunehmen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: Jesus aber sprach zu ihnen: Sehet euch vor und h\u252 ?tet euch vor dem Sauerteige der Pharis\u228 ?er und Sadduz\u228 ?er.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum sagt er nicht gerade heraus: H\u252 ?tet euch vor ihrer Lehre? Er will ihnen das Vorhergeschehene ins Ged\u228 ?chtnis zur\u252 ?ckrufen, weil er wusste, dass sie es schon vergessen hatten. Es schien jedoch nicht zweckm\u228 ?\u223 ?ig, sie ohne weiteres zu tadeln; wenn er jedoch den Anlass hierzu von ihnen selbst nahm, so machte er den Tadel {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0761.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d761 }}} ertr\u228 ?glicher. Warum schalt er sie aber nicht damals, als sie sagten: \u8222 ?Woher sollen wir in der W\u252 ?ste so viele Brote nehmen?\u8220" Damals schien es am Platze zu sein, so zu reden. Weil er sich nicht den Anschein geben wollte, als dr\u228 ?nge es ihn selbst, das Wunder zu wirken. Dann wollte er ihnen auch nicht vor der ganzen Volksmenge Vorw\u252 ?rfe machen, noch sich gleichsam als \u252 ?ber sie erhaben zeigen. Jetzt aber war der Tadel wohl berechtigt, weil sie nach dem doppelten Wunder noch immer so warten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wie zuvor\par} } . Deshalb wirkt er noch ein Wunder, ehe er sie tadelt; er spricht n\u228 ?mlich das aus, was sie bei sich dachten. Und was dachten sie?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.7: \u8222 ?Weil wir kein Brot mitgenommen haben\u8220", hei\u223 ?t es. Sie waren noch den j\u252 ?dischen Reinigungen und Speisevorschriften ergeben. Aus all diesen Gr\u252 ?nden macht er ihnen scharfe Vorw\u252 ?rfe und spricht:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: \u8222 ?Was denket ihr bei euch, Kleingl\u228 ?ubige, weil ihr keine Brote mit habet?\u8220" Habt ihr noch immer keine Einsicht und keinen Verstand? Ist euer Herz verh\u228 ?rtet? Seid ihr blind trotz eurer Augen? Seid ihr taub, obwohl ihr Ohren habt?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: \u8222 ?Erinnert ihr euch nicht an die f\u252 ?nf Brote f\u252 ?r die F\u252 ?nftausend und wieviel K\u246 ?rbe ihr aufhobet?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.10: Noch auch an die sieben Brote f\u252 ?r die Viertausend und wieviel K\u246 ?rbe ihr aufhobet?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie heftig sein Unwille ist? Sonst finden wir ja nie, dass er sie in solcher Weise getadelt h\u228 ?tte. Weshalb handelt er nun so? Um ihnen noch einmal ihr Vorurteil betreffs der Speisen zu nehmen. Denn deshalb sagte er fr\u252 ?her: \u8222 ?Ihr wisset nicht, ihr verstehet nicht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 15,16\par} } ; jetzt aber sagt er mit scharfem Tadel: \u8222 ?Ihr Kleingl\u228 ?ubige!\u8220" Denn Sanftmut ist nicht in jedem Falle angebracht. Er wirkt eben ihr Heil durch wechselndes Verhalten: er spricht ihnen einmal Mut zu, dann weist er sie aber auch wieder zurecht. Beachte dazu auch, dass zwar sein Tadel gro\u223 ? ist, gro\u223 ? aber auch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0762.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d762 }}} seine Milde. Denn fast wie eine Entschuldigung daf\u252 ?r, dass er sie so strenge zurechtgewiesen, klingt es, wenn er sagt: \u8222 ?Sehet ihr noch nicht ein und denket auch nicht an die f\u252 ?nf Brote und wieviel K\u246 ?rbe ihr aufhobet?\u8220" Darum erw\u228 ?hnt er, wie viele ges\u228 ?ttigt worden waren und wieviel \u252 ?brig geblieben war, um ihnen das Vergangene ins Ged\u228 ?chtnis zu rufen und sie zugleich auf das Kommende aufmerksam zu machen. Damit du aber sehest, was f\u252 ?r eine Wirkung der Tadel hatte, wie er ihren schl\u228 ?frigen Geist weckte, vernimm, was der Evangelist berichtet. Erst erz\u228 ?hlt er, Christus habe weiter nichts gesagt, sondern sie blo\u223 ? gescholten und nur hinzugesetzt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8222 ?Wie k\u246 ?nnt ihr nicht einsehen, dass ich nicht von Brot zu euch gesprochen habe; H\u252 ?tet euch vor dem Sauerteig der Pharis\u228 ?er und Sadduz\u228 ?er?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dann f\u228 ?hrt er fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: \u8222 ?Da verstanden sie, dass er nicht davon gesprochen habe, man solle sich h\u252 ?ten vor dem Sauerteige des Brotes, sondern vor der Lehre der Pharis\u228 ?er und Sadduz\u228 ?er\u8220";\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 und doch hatte er ihnen das nicht selbst erkl\u228 ?rt. Siehe, welch gute Wirkung der Tadel hatte. Er brachte sie von den Vorschriften der Juden ab, machte sie gegen\u252 ?ber ihrer fr\u252 ?heren Sorglosigkeit achtsamer, und befreite sie von der Kleingl\u228 ?ubigkeit, so dass sie sich nicht mehr f\u252 ?rchteten oder \u228 ?ngstigten, wenn es sich etwa zeigen sollte, dass sie zu wenig Brot besa\u223 ?en, noch auch sich wegen des Hungers Sorgen machten, sondern sich \u252 ?ber alles das hinwegsetzten. Also wollen auch wir nicht bei jeder Gelegenheit den Untergebenen schmeicheln, noch darnach trachten, von unseren Vorgesetzten nur immer Angenehmes zu h\u246 ?ren. Die Seele des Menschen braucht eben beide Heilmittel. Gerade deshalb leitet Gott die ganze Welt so, dass er bald das eine, bald das andere{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Heilmittel\par} } gebraucht, und l\u228 ?sst es nicht zu, dass das Angenehme oder das Unangenehme allein und ausschlie\u223 ?lich vorherrsche. Denn wie es bald Tag, bald Nacht ist, bald {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0763.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d763 }}} Sommer, bald Winter, so herrscht auch bei uns bald Leid, bald Freude; manchmal sind wir krank, dann wieder gesund. Wundern wir uns daher nicht, wenn wir krank sind, da wir uns auch wundern m\u252 ?ssten, wenn wir gesund sind. Beunruhigen wir uns nicht, wenn wir Schmerzen leiden, denn wir m\u252 ?ssten uns auch beunruhigen, wenn wir voll Freuden sind. Denn alle diese Dinge treten ein nach den Gesetzen und dem Laufe der Natur.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was wunderst du dich also, wenn dir etwas zust\u246 ?\u223 ?t? Man sieht ja, dass es auch den Heiligen ebenso ergangen ist. Und damit du dies klar erkennest, wollen wir dir ein Leben vor Augen stellen, das du f\u252 ?r ganz besonders reich am Freuden und frei von aller Drangsal h\u228 ?ltst. Wenn du willst, so untersuchen wir zuerst das Leben Abrahams. Was musste also dieser Mann gleich zu Anfang h\u246 ?ren? \u8222 ?Gehe aus deinem Lande und aus deiner Verwandtschaft\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 12,1\par} } . Siehst du, wie bitter der Auftrag ist? Aber beachte, wie auch Angenehmes darauf folgt. \u8222 ?Und gehe in ein Land, das ich dir zeigen werde, und ich will dich zum Vater eines gro\u223 ?en Volkes machen.\u8220" Aber denkst du, dass nun alles Bittere aufh\u246 ?rte, als er in das Land gekommen war und sein Ziel erreicht hatte? Mitnichten; andere Widerw\u228 ?rtigkeiten, schlimmer als die fr\u252 ?heren, folgten: Hungersnot, Auswanderung, Raub seines Weibes; darauf erwartete ihn wieder Tr\u246 ?stliches: die Bestrafung Pharaos, die Entlassung, die Ehrenbezeugung, viele Geschenke und die Heimkehr. Und sp\u228 ?ter ist alles wieder so, eine Kette von Annehmlichkeiten und Widerw\u228 ?rtigkeiten. Bei den Aposteln war dasselbe der Fall. Deshalb sagt auch Paulus: \u8222 ?Der uns tr\u246 ?stet in all unserer Drangsal, auf dass auch wir diejenigen zu tr\u246 ?sten verm\u246 ?gen, die in irgendeiner Drangsal sind\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 1,4\par} } . Aber, sagt man, was geht das mich an, der ich immerfort in Kummer lebe? Sei nicht unbillig und undankbar. Es ist ja gar nicht m\u246 ?glich, dass jemand best\u228 ?ndig in Leiden {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0764.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d764 }}} schmachte: das h\u228 ?lt unsere Natur nicht aus. Weil wir jedoch fortw\u228 ?hrend in Freuden schwelgen wollen, deshalb meinen wir, wir seien immer voller Leiden; und nicht blo\u223 ? deshalb klagen wir immer \u252 ?ber Leiden, sondern auch, weil wir das Angenehme und Gute rasch wieder vergessen, das Widerw\u228 ?rtige hingegen stets lebendig vor unserer Seele steht. Aber es ist, wie gesagt, ganz unm\u246 ?glich, dass ein Mensch immer voll Leiden sei.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn es euch beliebt, wollen wir ein Leben voll \u220 ?ppigkeit, Weichlichkeit und \u220 ?berfluss, und ein anderes voll Beschwerden, Lasten und Bitterkeiten untersuchen. Da werden wir euch zeigen, dass ersteres auch seine Leiden, und letzteres auch seine Freuden hat. Aber bleibet sch\u246 ?n ruhig. Stellt euch also einen Sklaven und einen jungen K\u246 ?nig vor, der verwaist ist und gro\u223 ?en Reichtum ererbt hat, stellt euch ferner einen Tagl\u246 ?hner vor, der den ganzen Tag schwer arbeitet, sowie einen Mann, der best\u228 ?ndig in \u220 ?ppigkeit lebt. Sollen wir nun zuerst die K\u252 ?mmernisse jenes Mannes, der in \u220 ?ppigkeit lebt, schildern? Bedenke einmal, wie es in seinem Innern st\u252 ?rmen muss, wenn er nach gr\u246 ?\u223 ?eren Ehren verlangt als ihm zukommt; wenn ihn seine Dienerschaft geringsch\u228 ?tzt; wenn er von Niedrigen geschm\u228 ?ht wird; wenn er wegen seines Aufwandes tausend N\u246 ?rgler und Verleumder findet? Und das andere, was so gro\u223 ?er Reichtum naturgem\u228 ?\u223 ? mit sich bringt, l\u228 ?sst sich gar nicht alles aufz\u228 ?hlen: Geh\u228 ?ssigkeiten, Misshelligkeiten, Beschuldigungen, Verluste, Anschl\u228 ?ge von seiten der Neider, welche, wenn sie seinen Reichtum nicht an sich bringen k\u246 ?nnen, den jungen Mann bei jeder Gelegenheit in den Staub ziehen, herabw\u252 ?rdigen und tausenderlei St\u252 ?rme gegen ihn hervorrufen. Soll ich nun auch von den Freuden des Tagl\u246 ?hners sprechen? Von all den genannten Widerw\u228 ?ptigkeiten ist er frei, und wenn ihn jemand geringsch\u228 ?tzig behandelt, so tut es ihm nicht sonderlich weh, weil er sich selbst \u252 ?ber niemanden stellt; Furcht um sein Verm\u246 ?gen kennt er nicht, er isst mit viel Appetit, schl\u228 ?ft mit gro\u223 ?er Seelenruhe. Diejenigen, welche den Wein aus Thasos trinken, schwelgen nicht so dabei wie er, wenn er zur {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0765.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d765 }}} Quelle geht und an ihrem Wasser sich labt. Bei jenem anderen ist das alles nicht der Fall.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn dir das Bisherige noch nicht gen\u252 ?gt, wohlan, so wollen wir, damit du v\u246 ?llig \u252 ?berzeugt werdest, auch den K\u246 ?nig und den Sklaven miteinander vergleichen, und du wirst sehen, dass dieser oft voll Freude ist und jauchzt und jubelt, w\u228 ?hrend jener trotz Krone und Purpur niedergeschlagen und in tausenderlei Sorgen und halbtot ist vor Angst. Denn es ist nun einmal absolut unm\u246 ?glich, ein Menschenleben zu finden, das ganz frei von Leid w\u228 ?re, und ebenso keines, dem nie eine Freude zuteil w\u252 ?rde; das w\u252 ?rde, wie schon fr\u252 ?her gesagt, unsere Natur nicht aushalten. Wenn aber bei den einen die Freuden, bei den anderen das Leid \u252 ?berwiegt, so ist die Ursache f\u252 ?r die Leiden nicht in der Natur der Verh\u228 ?ltnisse, sondern darin zu suchen, dass der Leidende kleinm\u252 ?tig ist. Denn wenn wir nur wollten, wir h\u228 ?tten reichlichen Anlass, uns best\u228 ?ndig zu freuen. Wir brauchen uns nur auf die \u220 ?bung der Tugend zu verlegen, so kann uns nichts mehr betr\u252 ?ben. Denn die Tugend stellt allen, die sie \u252 ?ben, herrliche G\u252 ?ter in Aussicht, macht sie wohlgef\u228 ?llig vor Gott und angesehen bei den Menschen, und erf\u252 ?llt das Herz mit unbeschreiblicher Wonne. Mag die \u220 ?bung der Tugend immerhin m\u252 ?hevoll sein, sie gibt doch dem Gewissen gro\u223 ?e Freudigkeit und fl\u246 ?\u223 ?t uns ein solch inneres Gl\u252 ?ck ein, dass man es mit Worten gar nicht schildern kann. Was kommt dir denn in diesem irdischen Leben so angenehm vor? Eine wohlbesetzte Tafel, Gesundheit, Ehre, Reichtum? Vergleichst du aber diese Annehmlichkeiten mit der Wonne, welche die Tugend bietet, so erscheint all das bitter. Es gibt eben nichts S\u252 ?\u223 ?eres als ein ruhiges Gewissen und eine gute Hoffnung.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn ihr euch von dieser Wahrheit \u252 ?berzeugen wollt, so lasset uns jemand befragen, der schon dem Tode nahe ist, oder wenigstens im hohen Greisenalter steht. Wir wollen einerseits an die leckeren Mahlzeiten erinnern, die er genossen, an seine Ehre und sein Ansehen, anderseits an die guten Werke, die er verrichtet und ge\u252 ?bt hat, und ihn befragen, wor\u252 ?ber er sich am {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0766.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d766 }}} meisten freut. Da werden wir sehen, dass er sich wegen ersterer sch\u228 ?mt und sich verbergen m\u246 ?chte, wegen letzterer dagegen frohlockt und jubelt. So war es bei Ezechiel der Fall, als er krank darniederlag; da gedachte er nicht seines wohlbesetzten Tisches, nicht seines Ansehens und seiner k\u246 ?niglichen W\u252 ?rde, wohl aber seiner Rechtschaffenheit. \u8222 ?Gedenke doch, o Herr, wie ich vor Dir gewandelt bin in Wahrheit\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 4 K\u246 ?n 20,3 u. Jes 38,3\par} } . H\u246 ?re auch, wie sich Paulus \u252 ?ber diese Dinge freut: \u8222 ?Den guten Kampf habe ich gek\u228 ?mpft, habe den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Tim 4,7\par} } . Ja, was h\u228 ?tte der auch sonst zu sagen gehabt, meinst du? O, gar vieles und gr\u246 ?\u223 ?eres als das: die Ehre, die man ihm erwiesen, das bewaffnete Geleite, das man ihm gegeben hatte und die Bedienung, die ihm sooft geleistet worden war. Oder hast du ihn nicht sagen h\u246 ?ren: \u8222 ?Wie einen Engel Gottes nahmet ihr mich auf, gleichwie Christum Jesum\u8220", und: \u8222 ?H\u228 ?tte es geschehen k\u246 ?nnen, ihr h\u228 ?ttet eure Augen ausgerissen und mir gegeben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 4,14-15\par} } , und: \u8222 ?Sie haben f\u252 ?r mein Leben ihren Nacken eingesetzt\u8220"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 16,4\par} } Von all dem f\u252 ?hrt er aber nichts an, sondern nur die M\u252 ?hen und Gefahren, die er \u252 ?berstanden, und die Krone, die er daf\u252 ?r erhalten; und da hatte er ganz recht. Denn jene Dinge muss man hier lassen, diese hingegen begleiten uns hin\u252 ?ber; \u252 ?ber jene muss man Rechenschaft ablegen, f\u252 ?r diese aber darf man Lohn gew\u228 ?rtigen. Wisset ihr nicht, wie am j\u252 ?ngsten Tage die S\u252 ?nden die Seele be\u228 ?ngstigen, wie sie das Herz niederdr\u252 ?cken werden? Sobald nun das geschehen wird, wird auch die Erinnerung an die guten Werke auftauchen und wie die Windstille nach dem Sturme die ge\u228 ?ngstigte Seele tr\u246 ?sten. Wenn wir wachsam w\u228 ?ren, w\u252 ?rde uns diese Furcht zeitlebens begleiten; da wir jedoch gedankenlos dahinleben, so wird sie uns sicherlich dann befallen, wenn wir von hier abberufen werden. Auch der Gefangene empfindet ja dann die gr\u246 ?\u223 ?te Angst, wenn man ihn vor das Gericht f\u252 ?hrt, und zittert am meisten {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0767.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d767 }}} dann, wenn er vor dem Richterstuhl steht und Rechenschaft ablegen soll.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Deshalb kann man auch h\u246 ?ren, wie manche Sterbende erz\u228 ?hlen, dass sie dann Schreckbilder und f\u252 ?rchterliche Erscheinungen haben, und da sie diesen Anblick nicht ertragen k\u246 ?nnen, r\u252 ?tteln sie mit gro\u223 ?er Heftigkeit an ihrem Lager und werfen entsetzte Blicke auf die Anwesenden, w\u228 ?hrend sich ihre Seele in ihnen zusammenkrampft, da sie sich f\u252 ?rchtet, vom Leibe zu scheiden und den Anblick der herannahenden Engel nicht ertragen kann. Denn wenn man schon beim Anblicke schrecklicher Menschen erbebt, was wird man da erst empfinden, wenn man die drohenden Engel und r\u228 ?chenden M\u228 ?chte nahen sieht, w\u228 ?hrend die Seele vom Leibe getrennt und fortgezogen wird und dabei vergeblich in laute Klagen ausbricht? Auch der reiche Prasser musste ja nach seinem Tode vieles leiden; und doch hatte er keinen Nutzen davon. Malen wir uns nur alles das aus und erw\u228 ?gen wir es reichlich, damit nicht auch uns dasselbe Schicksal widerfahre; bewahren wir vielmehr die Furcht, die bei solcher Betrachtung geweckt wird, auf dass wir der Strafe f\u252 ?r unsere Missetaten entgehen und wir die ewigen G\u252 ?ter erlangen. M\u246 ?gen sie uns allen zuteil werden durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, dem im Verein mit dem Vater und dem heiligen und lebenspendenden Geiste Ehre sei jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Vierundf\u252 ?nfzigste Homilie. Kap. XVI, V.13-23.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0768.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d768 }}} V.13: \u8222 ?Es kam aber Jesus in die Gegend von C\u228 ?sarea Philippi, und er fragte seine J\u252 ?nger und sagte: F\u252 ?r wen halten die Leute den Menschensohn?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weshalb erw\u228 ?hnt der Evangelist auch den Gr\u252 ?nder der Stadt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Philippus\par} } ? Weil es noch ein zweites C\u228 ?sarea gibt, n\u228 ?mlich das des Straton. Nicht in der letzteren, sondern in jener ersten richtete der Herr die Frage an seine J\u252 ?nger; weit weg aus dem Jordanlande f\u252 ?hrt er sie, damit sie frei von aller Befangenheit alles, was sie auf dem Herzen hatten, ungescheut sagen k\u246 ?nnten. Warum fragte er sie aber nicht geradewegs um ihre eigene Meinung, sondern um die der Leute? Sie sollten erst die Ansicht jener anf\u252 ?hren, um dann schon durch die Art der Frage: \u8222 ?Ihr aber, f\u252 ?r wen haltet ihr mich?\u8220" zu tieferem Verst\u228 ?ndnis gef\u252 ?hrt zu werden und nicht in der unzul\u228 ?nglichen Meinung der Menge befangen zu bleiben. Deshalb stellt er diese Frage auch nicht im Anfange seiner Lehrt\u228 ?tigkeit an sie, sondern erst nachdem er schon zahlreiche Wunder gewirkt und ihnen viele Beweise f\u252 ?r manche erhabene Wahrheit, f\u252 ?r seine Gottheit und seine \u220 ?bereinstimmung mit dem Vater gegeben hatte. Seine Worte lauten auch nicht: F\u252 ?r wen halten mich die Schriftgelehrten und die Pharis\u228 ?er? trotzdem sie oft zu ihnen gekommen und sich mit ihnen besprochen hatten, sondern: \u8222 ?F\u252 ?r wen halten mich die Leute?\u8220" Die unverf\u228 ?lschte Meinung des Volkes will er erfahren. Denn war sie auch viel unvollkommener, als sie h\u228 ?tte sein sollen, so war sie doch frei von Falsch; die Gesinnung der Pharis\u228 ?er hingegen strotzte von Bosheit. Um erkennen zu geben, wie sehr ihm daran gelegen war, dass man zum Verst\u228 ?ndnis der Menschwerdung gelange, sagt er: \u8222 ?den Sohn des Menschen\u8220"; damit bezeichnet er, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0769.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d769 }}} wie auch sonst oft, seine Gottheit. So z.B.: \u8222 ?Niemand stiege auf in den Himmel, au\u223 ?er dem Sohne des Menschen, der da ist in dem Himmel\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 3,13\par} } , ebenso: \u8222 ?Wenn ihr nun den Sohn des Menschen hinaufsteigen sehen werdet, wo er vordem war\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 6,63\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da antworteten die J\u252 ?nger und\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: \u8222 ?Die einen sagten: Johannes der T\u228 ?ufer, andere hingegen: Elias, andere aber: Jeremias oder einer der Propheten\u8220";\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 so hatten sie ihre verwirrten Ansichten vorgebracht. Da fuhr der Herr fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: \u8222 ?Ihr aber, f\u252 ?r wen haltet ihr mich?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Durch diese zweite Frage regt er sie an, h\u246 ?her von ihm zu denken, und gibt ihnen zu verstehen, dass die eben erw\u228 ?hnte Ansicht weit hinter seiner W\u252 ?rde zur\u252 ?ckbleibe. Er erwartet bei ihnen eine andere Meinung und richtet eine zweite Frage an sie, damit sie nicht auf derselben Stufe st\u228 ?nden wie die gro\u223 ?e Menge, die da gr\u246 ?\u223 ?ere Wunder gesehen hatte, als ein Mensch sie wirken kann, und ihnen doch f\u252 ?r einen blo\u223 ?en Menschen hielt, wenn auch f\u252 ?r einen, der von den Toten auferstanden sei, wie \u252 ?brigens auch Herodes meinte. Um sie jedoch von einer solchen Vermutung abzubringen, fragte er: \u8222 ?Ihr aber, f\u252 ?r wen haltet ihr mich?\u8220" das hei\u223 ?t: Ihr, die ihr immer mit mir beisammen seid, die ihr mich Wunder wirken sehet und selber durch mich viele Wunder verrichtet habt? Was antwortet nun Petrus, gleichsam der Mund der Apostel, der allzeit feurige, das Oberhaupt des Apostelchores? Die Frage war an alle gerichtet, aber er allein antwortet. Als der Herr zuvor nach der Meinung des Volkes gefragt hatte, hatten alle geantwortet; jetzt, da er nach ihrer Meinung allein fragt, tritt Petrus vor, ergreift das Wort und spricht:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: \u8222 ?Du bist Christus der Sohn des lebendigen Gottes.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0770.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d770 }}} Was sagt nun Christus dazu? Er sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: \u8222 ?Selig bist du, Simon Bar Jona! Denn nicht Fleisch und Blut hat es dir geoffenbart.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 W\u228 ?re sein Bekenntnis, dass Christus aus dem Vater selbst geboren sei, nicht richtig gewesen, so w\u228 ?re es nicht die Folge einer Offenbarung gewesen; h\u228 ?tte er ihn auch f\u252 ?r einen gew\u246 ?hnlichen Menschen gehalten, so h\u228 ?tte seine Rede keine Seligpreisung verdient. Schon fr\u252 ?her, nach dem Sturme, den sie erlebt hatten, hatten sie im Schiffe zu ihm gesagt: \u8222 ?Wahrhaft, Gottes Sohn bist Du!\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 14,33\par} } , und waren doch nicht selig gepriesen worden, obgleich die Worte der Wahrheit entsprachen. Sie hatten ihn nicht in derselben Weise wie Petrus als Sohn Gottes bekannt, sondern sie glaubten, dass er einer aus dem Volke und dabei in Wahrheit ein Sohn Gottes sei, auserkoren zwar vor allen, aber nicht unmittelbar aus dem Wesen des Vaters.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch Nathanael hatte gesagt: \u8222 ?Rabbi, Du bist der Sohn Gottes, Du bist der K\u246 ?nig Israels\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,49\par} } . Aber weit entfernt, selig gepriesen zu werden, wird er vielmehr noch zurechtgewiesen, als reichten seine Worte bei weitem nicht an die Wahrheit heran. Denn wir lesen weiter: \u8222 ?Weil ich zu dir gesprochen habe: Ich sah dich unter dem Feigenbaume, glaubst du? Gr\u246 ?\u223 ?eres denn dieses wirst du noch sehen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,50\par} } . Weshalb wird also Petrus selig gepriesen? Weil er bekannte, dass er der wirkliche Sohn Gottes ist. Darum hatte der Herr bei jenen anderen nichts dergleichen gesagt; bei Petrus dagegen teilt er sogar mit, wer es ihm geoffenbart hatte. Weil n\u228 ?mlich Petrus Christus \u252 ?beraus liebte, h\u228 ?tten die Leute meinen k\u246 ?nnen, er habe diese Worte nur aus Zuneigung und Schmeichelei gesagt oder um ihm eine Freude zu machen; darum sagt Christus, wer es ihm eingegeben habe; er will dir eben zu erkennen geben, dass Petrus zwar die Worte sprach, der Vater sie aber gleichsam {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0771.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d771 }}} diktierte; und will dich davon \u252 ?berzeugen, dass seine Worte nicht mehr blo\u223 ? die Ansicht eines Menschen, sondern eine Lehre Gottes enthalten. Warum spricht er dies aber nicht selbst aus und sagt nicht: Ich bin Christus; warum f\u252 ?hrt er vielmehr durch seine Fragen darauf hin und leitet sie so zum Bekenntnisse an? Diese Art und Weise war unter jenen Umst\u228 ?nden f\u252 ?r ihn schicklicher und notwendig; denn er bewog dadurch die J\u252 ?nger leichter zum Glauben an das, was er sagte. Bemerkst du, wie der Vater den Sohn offenbart, und der Sohn den Vater? Christus sagte ja: \u8222 ?Niemand erkennt den Vater, ausgenommen der Sohn, und wem es der Sohn offenbaren will\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 11,27; Lk 10,22\par} } . Man kann also durch niemand anderen den Sohn kennen lernen als durch den Vater, und den Vater durch niemand anderen als durch den Sohn. Daraus geht auch klar und deutlich hervor, dass beiden gleiche Ehre und gleiches Wesen eigen ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was sagt nun Christus? \u8222 ?Du bist Simon, der Sohn des Jona, du sollst Fels hei\u223 ?en.\u8220" Weil du ausgesprochen hast, wer mein Vater ist, so nenne ich auch den, der dich gezeugt hat. Doch sagt er nicht: Wie du der Sohn des Jona bist, so bin ich auch der Sohn meines Vaters. Es w\u228 ?re ja doch \u252 ?berfl\u252 ?ssig gewesen zu sagen: Du bist der Sohn des Jona. Weil aber Petrus ihn Sohn Gottes genannt hatte, so f\u252 ?gte er es bei, um zu zeigen, dass er in derselben Weise der Sohn Gottes ist, wie jener der Sohn des Jona, n\u228 ?mlich der gleichen Wesenheit wie der Erzeuger.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18: \u8222 ?Und ich sage dir: Du bist Fels, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen\u8220";\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 d.h. auf den Glauben deines Bekenntnisses. Hiermit weist er zugleich darauf hin, dass viele schon in Bereitschaft stehen zu glauben, und richtet seinen Mut auf und setzt ihn zum Hirten ein. \u8222 ?Und die Pforten der H\u246 ?lle werden sie nicht \u252 ?berw\u228 ?ltigen.\u8220" Wenn sie aber wider die Kirche nichts verm\u246 ?gen, dann noch viel weniger {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0772.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d772 }}} gegen mich! Daher beunruhige dich nicht, wenn du einst h\u246 ?ren wirst: Ich werde verraten und gekreuzigt werden. Daraufhin erw\u228 ?hnt Christus auch noch eine zweite Auszeichnung.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19: \u8222 ?Und ich werde dir die Schl\u252 ?ssel des Himmelreiches geben.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was soll das hei\u223 ?en: \u8222 ?Und ich werde dir geben?\u8220" Wie dir der Vater es gegeben hat, dass du mich erkanntest, so will auch ich dir geben. Er sagte nicht: Ich werde den Vater bitten, obschon das, was er andeutete, eine gro\u223 ?e Machtbefugnis voraussetzte und das Geschenk unbeschreiblich gro\u223 ? war; er sagte nur: Ich will dir geben. Was willst du geben? \u8222 ?Die Schl\u252 ?ssel des Himmelreiches, damit alles, was du auf Erden bindest, auch im Himmel gebunden sei, und alles, was du auf Erden l\u246 ?sest, auch im Himmel gel\u246 ?st sei.\u8220" Wie kommt es nun, dass derjenige, welcher spricht: \u8222 ?Ich will dir geben\u8220", es nicht auch gew\u228 ?hren kann, dass jemand zu seiner Rechten oder Linken sitze? Siehst du, wie er wieder den Petrus zu einem tieferen Verst\u228 ?ndnis seiner Person f\u252 ?hrt, einerseits sich selbst verbirgt und anderseits durch diese beiden Verhei\u223 ?ungen sich als Sohn Gottes bekundet? Denn er verspricht ja, ihm selbst das zu geben, was nur Gott allein zusteht, n\u228 ?mlich S\u252 ?nden nachzulassen und die Kirche trotz des gr\u246 ?\u223 ?ten Ansturmes der Wogen unzerst\u246 ?rbar, ja einen einfachen Fischer unersch\u252 ?tterlicher zu machen als jeden Fels, und wenn auch die ganze Welt ihn bek\u228 ?mpfte. \u196 ?hnlich hat ja auch der Vater dem Jeremias verhei\u223 ?en: \u8222 ?Ich mache dich zu einer eisernen S\u228 ?ule und einer ehernen Mauer\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 1,18\par} } . Und doch wird Jeremias nur f\u252 ?r ein einziges Volk bestellt, Petrus aber f\u252 ?r die ganze Erde. Diejenigen, welche den Sohn an W\u252 ?rde niedriger stellen wollen, m\u246 ?chte ich fragen: Welche Gaben sind gr\u246 ?\u223 ?er, die, welche der Vater, oder die, welche der Sohn dem Petrus verlieh? Der Vater zeichnete ihn aus, indem er ihm den Sohn offenbarte, der Sohn aber, indem er ihm die Vollmacht gab, die Offenbarung des Vaters und des {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0773.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d773 }}} Sohnes in alle Welt zu verbreiten, und ihm, einem sterblichen Menschen, durch die \u220 ?berreichung der Schl\u252 ?ssel die Gewalt erteilte \u252 ?ber alles, was im Himmel ist; er, der die Kirche so gro\u223 ? wie die ganze Erde und den Petrus st\u228 ?rker als den Himmel machte. Denn: \u8222 ?Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 24,35\par} } . Wie sollte derjenige geringer sein, der solche Gaben verleiht, solche Anordnungen trifft? Damit will ich keineswegs die Werke des Sohnes von denen des Vaters trennen, denn: \u8222 ?Alles ist durch das Wort geworden und ohne dasselbe ist nichts geworden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,3\par} } . Damit sollen nur Leute, die unversch\u228 ?mte Behauptungen aufstellen, zum Schweigen gebracht werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aus all dem magst du nun ersehen, welche Macht er besitzt. \u8222 ?Ich sage dir, du bist Petrus, ich werde die Kirche gr\u252 ?nden; ich werde dir die Schl\u252 ?ssel des Himmelreiches geben.\u8220" Nach diesen Worten\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: \u8222 ?Da gebot er den J\u252 ?ngern, sie sollten zu niemanden sagen, dass er der Christus ist.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weshalb verbot er es ihnen? Damit erst alle \u196 ?rgernisse beseitigt, der Kreuzestod vollendet, alle seine Leiden vor\u252 ?ber und nichts mehr \u252 ?brig w\u228 ?re, was den Glauben des Volkes an ihn ersch\u252 ?ttern und tr\u252 ?ben k\u246 ?nnte; dann erst sollte die wahre und richtige Meinung \u252 ?ber ihn rein und fest in die Herzen der Zuh\u246 ?rer eingepr\u228 ?gt werden. Noch hatte ja seine Macht nicht ihren vollen Glanz entfaltet. Darum wollte er, dass die Apostel ihn erst dann verk\u252 ?ndeten, wenn die offenkundige Wahrheit der Tatsachen und die Wucht der Ereignisse ihren Worten Nachdruck verliehe. Es war ja auch nicht einerlei, zu sehen, wie er in Pal\u228 ?stina bald Wunder wirkte, bald verspottet und beschimpft wurde, namentlich, da auch noch der Kreuzestod auf seine Wunder folgen sollte, und zu sehen, wie man ihn in aller Welt anbetet, an ihn glaubt, und wie er von all dem, was er {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0774.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d774 }}} leiden musste, nichts mehr zu leiden braucht. Deshalb befahl er ihnen, niemanden etwas davon zu sagen. Denn wenn ein Ding einmal bei dem Volke Wurzel gefasst hat und dann ausgerissen wird, kann es nur schwer wieder eingepflanzt und erhalten werden; was aber einmal gefestigt ist und ungest\u246 ?rt bleibt und von keiner Seite Schaden leidet, das w\u228 ?chst empor und nimmt immer mehr zu. Wenn schon diejenigen, welche Zeugen so vieler Wunder gewesen waren und an so vielen unaussprechlichen Geheimnissen teilgenommen hatten, beim blo\u223 ?en H\u246 ?ren Ansto\u223 ? nahmen, ja nicht nur diese, sondern sogar Petrus, der erste von allen, so kannst du dir vorstellen, wie es wohl dem Volke ergangen w\u228 ?re, wenn man ihm zuerst gesagt h\u228 ?tte, Christus sei der Sohn Gottes, und sie dann gesehen h\u228 ?tten, wie er gekreuzigt und angespieen wurde, besonders da sie in den tieferen Sinn dieser Geheimnisse noch nicht eingedrungen waren, den Heiligen Geist noch nicht empfangen hatten. Mu\u223 ?te der Herr ja sogar zu den J\u252 ?ngern sprechen: \u8222 ?Noch vieles habe ich euch zu sagen, jedoch ihr k\u246 ?nnt es jetzt nicht fassen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 16,12\par} } ; um wieviel mehr h\u228 ?tte das \u252 ?brige Volk Ansto\u223 ? genommen, wenn er ihnen vor der Zeit das erhabenste dieser Geheimnisse geoffenbart h\u228 ?tte. Das ist also der Grund, warum er ihnen zu reden verbot.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit du also zur Erkenntnis kommst, wie wichtig es war, erst dann den vollen Inhalt der Lehre zu erfahren, wenn die Gr\u252 ?nde des Ansto\u223 ?es nicht mehr vorhanden waren, so nimm gerade den obersten der Apostel als Beispiel. Gerade er, Petrus, zeigte sich trotz so gro\u223 ?er Wunder so schwach, dass er sogar den Herrn verleugnete und vor einer einfachen Magd Furcht hatte; nachdem aber der Kreuzestod vor\u252 ?ber und die Auferstehung klar erwiesen und nichts mehr \u252 ?brig war, was ihm zum Ansto\u223 ? oder zur Beunruhigung h\u228 ?tte gereichen k\u246 ?nnen, da hielt er an der Lehre des Heiligen Geistes so unersch\u252 ?tterlich fest, dass er mit dem Mute eines L\u246 ?wen vor das Judenvolk hintrat, ob auch tausendmal Gefahren und Tod drohten. Es war demnach wohl am Platze, dass Christus befahl, der Menge vor seiner Kreuzigung {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0775.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d775 }}} nichts zu sagen, da er ja vor seinem Kreuzestode selbst ihnen, die sp\u228 ?ter predigen sollten, nicht alles zu er\u246 ?ffnen wagen durfte. Denn: \u8222 ?Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr k\u246 ?nnt es jetzt nicht tragen.\u8220" Sie verstehen auch vieles von dem nicht, was er sagte, da er es ihnen vor seiner Kreuzigung nicht verst\u228 ?ndlich machte. Erst nach seiner Auferstehung ging ihnen das Verst\u228 ?ndnis von einigen seiner Reden auf.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: \u8222 ?Von da an begann Jesus seinen J\u252 ?ngern begreiflich zu machen, dass er leiden m\u252 ?sse.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wann, von da an? Als er sie in seiner Lehre gefestigt hatte, als er auch die Erstlinge der Heiden zugelassen hatte. Aber auch so verstanden sie seine Rede noch nicht. Denn, hei\u223 ?t es: \u8222 ?Dieses Wort war verborgen vor ihnen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 18,34\par} } . Sie waren wie in einem Dunkel befangen, und wussten nicht, dass er auferstehen sollte. Deshalb verweilte er auch lange bei diesen schwierigen Punkten und redet ausf\u252 ?hrlich dar\u252 ?ber, um ihnen Einblick zu gew\u228 ?hren, und damit sie verst\u228 ?nden, was seine Worte zu bedeuten haben. Aber \u8222 ?sie verstanden nichts davon, und was er sagte, war verborgen vor ihnen\u8220" und sie scheuten sich, ihn zu fragen; nicht ob er sterben werde, sondern wie und auf welche Weise, und was es mit diesem Geheimnis f\u252 ?r eine Bewandtnis habe. Denn sie begriffen nicht, was diese Auferstehung zu bedeuten haben sollte und hielten es f\u252 ?r besser, nicht zu sterben. Da nun alle best\u252 ?rzt und voller Zweifel waren, nimmt sich Petrus wieder in seinem Eifer allein das Herz, dar\u252 ?ber zu reden, aber doch nicht \u246 ?ffentlich, sondern allein, d.h. abgesondert von den \u252 ?brigen J\u252 ?ngern. Er sagte:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.22: \u8222 ?Ferne sei es von Dir, Herr, nimmer soll Dir solches begegnen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie ist nun das zu verstehen? Petrus hat eine Offenbarung erhalten, er ist selig gepriesen worden und kommt so schnell zum Straucheln und zu Falle, dass er vor dem Leiden Angst hat? Allein, darf es wundernehmen, dass ihm das widerf\u228 ?hrt, da er dar\u252 ?ber keine {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0776.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d776 }}} Offenbarung empfangen hatte? Damit es dir klar werde, dass er seine fr\u252 ?heren Worte nicht aus sich selbst gesprochen hatte, betrachte, wie er in den Dingen \u252 ?ber die ihm nichts geoffenbart worden war, befangen und unsicher ist und das Gesagte nicht versteht, auch wenn er es tausendmal h\u246 ?rt. Dass Christus der Sohn Gottes ist, das hatte er begriffen; aber das Geheimnis des Kreuzes und der Auferstehung war ihm noch nicht klar geworden. \u8222 ?Denn die Rede\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?war vor ihnen verborgen.\u8220" Siehst du jetzt ein, wie richtig der Herr handelte, dass er es den \u252 ?brigen mitzuteilen verbot? Denn, wenn schon diejenigen, die es erfahren mussten, derart in Best\u252 ?rzung gerieten, wie w\u228 ?re es erst den \u252 ?brigen ergangen? Um also zu zeigen, dass er durchaus nicht wider seinen Willen sich dem Leiden unterzog, tadelt der Herr den Petrus und hei\u223 ?t ihn einen Satan.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 H\u246 ?ren sollen das alle, die vor dem Leiden des Kreuzes Christi zur\u252 ?ckschrecken. Wenn schon der Oberste{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Apostel\par} } wegen seiner Furcht ein Satan genannt wurde, und dies, bevor er noch \u252 ?ber alles eine klare Erkenntnis erlangt hatte, welche Entschuldigung k\u246 ?nnen dann diejenigen haben, welche das Werk der Erl\u246 ?sung nach so vielen, klaren Beweisen noch leugnen? Wenn Petrus, der so feierlich selig gepriesen worden war, der ein so herrliches Bekenntnis abgelegt hatte, so harte Worte h\u246 ?ren muss, so kannst du dir denken, was mit denen geschehen wird, welche nach all dem das Geheimnis des Kreuzes verwerfen? Der Herr sagte nicht: Der Satan hat aus dir gesprochen, sondern:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.23: \u8222 ?Weiche zur\u252 ?ck hinter mich, Satan.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es war n\u228 ?mlich das Verlangen des Widersachers, Christus m\u246 ?ge nicht leiden. Deshalb schalt ihn der Herr mit so scharfen Worten, weil er wusste, dass Petrus und die \u252 ?brigen Scheu davor hatten und sich nicht gelassen darin fanden. Deshalb enth\u252 ?llt er ihnen auch seine geheimen Gedanken: \u8222 ?Du sinnest nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was des Menschen ist.\u8220" Was hei\u223 ?t aber das: \u8222 ?Du sinnest nicht auf das, was Gottes, sondern auf das, was der Menschen ist\u8220"? Weil Petrus {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0777.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d777 }}} an diese Sache nur den menschlichen und irdischen Ma\u223 ?stab anlegte, glaubte er, es sei f\u252 ?r Christus schimpflich und ungeziemend. Um ihn also zu widerlegen, sagt er: Dass ich leide, ist nicht ungeziemend, wohl aber urteilst du nur dem Fleische nach; h\u228 ?ttest du die fleischliche Gesinnung abgelegt und im Sinne Gottes meine Worte angeh\u246 ?rt, so w\u252 ?sstest du, dass gerade darin meine eigentliche Aufgabe besteht. Du meinst, das Leiden sei meiner unw\u252 ?rdig; ich aber sage dir, es entspricht der Absicht des Teufels, dass ich nicht leide. Auf diese Weise \u252 ?berwindet er seinen Widerstand durch den Hinweis auf das Gegenteil. \u196 ?hnlich brachte er auch Johannes, der sich f\u252 ?r unw\u252 ?rdig hielt, ihn zu taufen, dazu, dass er ihn taufte, indem er sprach: \u8222 ?Also geziemt es uns\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 3,15\par} } . Desgleichen \u252 ?berzeugte er Petrus selbst, der ihn abhalten wollte, ihm die F\u252 ?\u223 ?e zu waschen, mit den Worten: \u8222 ?So ich dich nicht wasche, hast du keinen Teil an mir\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 13,8\par} } . So weist er ihn auch jetzt durch Hinweis auf das Gegenteil in die Schranken und erstickt seine Furcht vor dem Leiden durch eine strenge Zurechtweisung.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Niemand sch\u228 ?me sich also des ehrw\u252 ?rdigen Zeichens unserer Erl\u246 ?sung, der gr\u246 ?\u223 ?ten aller Wohltaten, durch die wir leben, durch die wir sind. Wir wollen vielmehr das Kreuz Christi wie eine Krone tragen. Denn durch das Kreuz wird ja unser ganzes Heil vollbracht. So oft jemand wiedergeboren wird, ist das Kreuz dabei; so oft er gen\u228 ?hrt wird mit jener geheimnisvollen Speise, so oft jemand geweiht wird, so oft irgendeine andere Handlung vorgenommen wird, \u252 ?berall steht dieses Zeichen des Sieges und zur Seite. Deshalb zeichnen wir es voll Eifer auf die H\u228 ?user, W\u228 ?nde und Fenster, auf die Stirn und auf das Herz. Ist es ja doch das Sinnbild unserer Erl\u246 ?sung, unserer gemeinsamen Befreiung, sowie der G\u252 ?te unseres Herrn. \u8222 ?Wie ein Lamm wurde er zur Schlachtbank gef\u252 ?hrt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 53,7\par} } . So oft du dies also mit dem Kreuze bezeichnest, beherzige alles, was im Kreuze liegt, d\u228 ?mpfe den Zorn und alle \u252 ?brigen Leidenschaften. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0778.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d778 }}} Wenn du dich bekreuzest, erf\u252 ?lle deine Stirn mit gro\u223 ?er Zuversicht, mache deine Seele frei. Ihr wisset doch sicherlich, wodurch wir die Freiheit erlangen. Um uns daf\u252 ?r zu gewinnen, f\u252 ?r die Freiheit n\u228 ?mlich, die uns zukommt, erw\u228 ?hnt Paulus das Kreuz und das Blut des Herrn, indem, er spricht: \u8222 ?Um einen Preis seid ihr erkauft worden; werdet nicht Sklaven der Menschen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 7,23\par} } . Er will sagen: Bedenke, was f\u252 ?r ein Preis f\u252 ?r dich bezahlt worden ist und du wirst keines Menschen Knecht sein; das Kreuz nennt er n\u228 ?mlich einen Kaufpreis. Man darf das Kreuz aber nicht einfach nur mit dem Finger machen, sondern zuerst mit dem Herzen, voll innigen Glaubens. Wenn du es in dieser Weise auf deine Stirne zeichnest, dann wird dir kein unreiner Geist nahen, weil er die Waffe sieht, die ihm die Wunde geschlagen, das Schwert, das ihm den t\u246 ?dlichen Streich versetzte. Wenn wir beim Anblick der Richtst\u228 ?tten erschaudern, was wird wohl der Teufel empfinden beim Anblick der Waffe, mit der Christus seine ganze Macht gebrochen und dem Drachen den Kopf abgehauen hat?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sch\u228 ?me dich also nicht eines so gro\u223 ?en Gutes, damit auch Christus sich deiner nicht sch\u228 ?me, wenn er in seiner Herrlichkeit kommen und wenn vor ihm sein Zeichen erscheinen wird, leuchtender als die Strahlen der Sonne. Ja, dann wird das Kreuz kommen und durch sein Erscheinen laut predigen, wird \u252 ?ber die ganze Erde f\u252 ?r den Herrn Zeugnis ablegen und zeigen, dass er nichts unterlassen hat von dem, was von ihm abhing. Dieses Zeichen hatte schon zur Zeit unserer Vorfahren und hat auch jetzt noch die Kraft, verschlossene T\u252 ?ren zu \u246 ?ffnen, Giftmittel unsch\u228 ?dlich zu machen, dem Schierling seine Wirkung zu nehmen, vom Bisse giftiger Tiere zu heilen; denn wenn es die Pforten der Vorh\u246 ?lle erschlo\u223 ?, das Tor des Himmels \u246 ?ffnete, den Eingang zum Paradiese wieder auftat und die Fesseln des Teufels sprengte, was braucht man sich da zu wundern, dass es m\u228 ?chtiger ist, als giftige Tr\u228 ?nke und Tiere und alles andere der Art?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Pr\u228 ?ge dir also diese Wahrheit tief ins Ged\u228 ?chtnis ein und dr\u252 ?cke das Heil unserer Seelen an dein {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0779.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d779 }}} Herz. Denn dieses Kreuz hat die Welt erl\u246 ?st und bekehrt, hat den Irrtum verscheucht, die Wahrheit gebracht, die Erde in einen Himmel verwandelt, aus Menschen Engel gemacht. Mit dem Kreuze braucht man die Teufel nicht mehr zu f\u252 ?rchten, sondern darf sie verachten, ist der Tod kein Tod mehr, sondern nur ein Schlaf, sind alle uns feindlichen M\u228 ?chte zu Boden gestreckt und niedergetreten worden. Wenn jemand dich fragt: Betest du den Gekreuzigten an? So entgegne mit freudebebender Stimme und frohstrahlendem Antlitze: Ja, ich bete ihn an und werde ihn immer anbeten. Und wenn er dich auslacht, so beweine ihn, weil er von Sinnen ist. Danke dem Herrn, dass er uns so gro\u223 ?e Wohltaten erwiesen hat, dass man sie ohne eine Offenbarung von oben nicht einmal erkennen kann. Auch jener Mensch lacht ja nur, weil \u8222 ?der sinnliche Mensch nicht annimmt, was des Geistes Gottes ist\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 2,14\par} } . Auch den Kindern geht es ja so, wenn sie etwas Gro\u223 ?es und Wunderbares sehen; und willst du ihnen das Geheimnis erkl\u228 ?ren, so lachen sie. Solchen Kindern gleichen auch die Heiden, ja sie sind noch verkehrter und darum auch schlimmer als die Kinder, weil sie nicht unm\u252 ?ndig sind, sondern im gereiften Alter stehen und doch wie Kinder sich benehmen. Deshalb verdienen sie aber auch keine Nachsicht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wir aber wollen feierlich, laut und stolz unsere Stimme erheben und rufen und m\u246 ?gen auch alle Heiden miteinander es h\u246 ?ren, wollen mit desto gr\u246 ?\u223 ?erer Zuversicht es verk\u252 ?nden: Das Kreuz ist unser Ruhm, der Angelpunkt aller G\u252 ?ter, unsere Zuversicht und unser ganzer Lohn. Ich m\u246 ?chte auch mit Paulus sagen k\u246 ?nnen: \u8222 ?Durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 6,14\par} } , aber ich kann nicht, weil ich in mannigfachen Leidenschaften befangen bin. Darum ermahne ich euch und mich selbst noch vor euch, wir m\u246 ?chten der Welt gekreuzigt werden und nichts mit der Erde gemein haben, vielmehr die Heimat dort oben lieben und die Herrlichkeit und die G\u252 ?ter im Jenseits. Sind wir doch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0780.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d780 }}} Streiter des himmlischen K\u246 ?nigs, angetan mit den Waffen des Geistes. Warum f\u252 ?hren wir also ein Leben wie Schankwirte und Landstreicher, ja eigentlich das Leben von W\u252 ?rmern? Wo der K\u246 ?nig ist, da soll auch sein Streiter sein. Und wir sind Soldaten nicht zu Unternehmungen in weiter Ferne, sondern zu solchen ganz in der N\u228 ?he des K\u246 ?nigs. Ein irdischer Herrscher w\u252 ?rde es freilich nicht dulden, dass alle Krieger an seinem Hofe oder gar an seiner Seite seien; der himmlische K\u246 ?nig aber w\u252 ?nscht, dass alle in n\u228 ?chster N\u228 ?he seines k\u246 ?niglichen Thrones weilen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie aber, entgegnet einer, kann man hier auf Erden sein und zugleich an seinem Throne stehen? Ebenso wie Paulus auf Erden lebte und doch dort war, wo die Cherubim und Seraphim weilen, und noch n\u228 ?her bei Christus, als die Leibwache beim K\u246 ?nige. Diese l\u228 ?sst ihre Augen auf allen Seiten umherschweifen, w\u228 ?hrend Paulus durch nichts abgelenkt oder abgezogen wurde, sondern seinen Geist immerfort gespannt auf den K\u246 ?nig gerichtet hielt. Wenn wir nur den guten Willen h\u228 ?tten, so w\u228 ?re dies auch uns m\u246 ?glich. W\u228 ?re der Herr \u246 ?rtlich entfernt, so k\u246 ?nnte man allerdings in Verlegenheit sein; da er jedoch \u252 ?berall zugegen ist, so ist er auch jedem nahe, der sich redlich M\u252 ?he gibt und gesammelt ist. Darum sagte auch der Prophet: \u8222 ?Kein Ungl\u252 ?ck werde ich f\u252 ?rchten, denn du bist mit mir\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 22,4\par} } , und Gott selber sprach: \u8222 ?Bin ich ein Gott aus der N\u228 ?he und nicht ein Gott aus der Ferne?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 23,23\par} } . Wie uns n\u228 ?mlich die S\u252 ?nde von ihm entfernt, so f\u252 ?hrt uns die \u220 ?bung der Gerechtigkeit zu ihm hin. \u8222 ?W\u228 ?hrend du noch redest, spricht er: Siehe, hier bin ich\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 58,9\par} } . Wann h\u228 ?tte je ein Vater so rasch die Bitte seiner Kinder erh\u246 ?rt? Welche Mutter w\u228 ?re so beredt und st\u228 ?nde gleichsam stets auf dem Sprunge, ob etwa ihre Kinder nach ihr rufen? Solch einen Vater und solch eine Mutter gibt es nirgends. Gott aber steht allzeit bereit und wartet, ob ihn einer der Seinigen anrufe, und nie \u252 ?berh\u246 ?rt er es, wenn wir in geziemender {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0781.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d781 }}} Weise rufen. Deshalb sagt er: \u8222 ?Noch w\u228 ?hrend du flehest\u8220"; ich warte nicht, bis du zu Ende bist, ich erh\u246 ?re dich sofort. Rufen wir also zu ihm, sowie er angerufen werden will. Und wie will er es? \u8222 ?L\u246 ?se die Bande des Frevels, streife ab niederziehende Fesseln, lasse die Geknechteten frei und zerrei\u223 ?e jegliches Joch; brich dem Hungernden dein Brot, und Elende und Heimatlose f\u252 ?hre in dein Haus; so du einen Nackten siehst, kleide ihn, und behandle dein eigenes Fleisch nicht ver\u228 ?chtlich; dann wird hervorbrechen wie Morgenrot dein Licht, und deine Heilung rasch gedeihen, und gehen wird vor dir her Gerechtigkeit und die Herrlichkeit des Herrn wird dich geleiten. Dann wirst du mich rufen und ich werde dich erh\u246 ?ren; w\u228 ?hrend du noch flehest, werde ich sagen: Siehe, hier bin ich.\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 58,69\par} } Wer ist aber imstande, das alles zu tun, fragst du? Sage mir vielmehr, wer ist dazu nicht imstande? Was ist denn von all dem Aufgez\u228 ?hlten schwer? Was, m\u252 ?hevoll? Was nicht leicht? Ja, es ist nicht nur m\u246 ?glich, sondern sogar so leicht, dass viele noch \u252 ?ber das Angef\u252 ?hrte hinausgegangen sind und nicht blo\u223 ? ungerechte Urkunden zerrissen, sondern selbst allen eigenen Besitz aufgegeben haben, die Armen nicht allein in ihr Haus aufnahmen und an ihren Tisch zogen, sondern sogar im Schwei\u223 ?e ihres Angesichtes sich abm\u252 ?hten, um sie zu speisen, und dass sie nicht nur den Angeh\u246 ?rigen, sondern selbst den Feinden Wohltaten erwiesen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was sollte auch unter den erw\u228 ?hnten Dingen schwierig sein? Christus hat ja nicht gesagt: \u220 ?bersteige die Gebirge, durchmiss das Meer, mache so und so viele Morgen Land urbar, faste lange, lege ein Bu\u223 ?kleid an, sondern nur: Teile deinem Hausgenossen von dem Deinen mit, gib ihnen Brot, vernichte ungerechte Schriftst\u252 ?cke. Sage mir, gibt es etwas Leichteres als das? Aber selbst wenn es dir schwer fallen sollte, so richte deine Blicke doch auch auf den Lohn, und es wird dir leicht werden. Denn wie die K\u246 ?nige in den Rennbahnen den Bewerbern Kr\u228 ?nze, Kampfpreise und Gew\u228 ?nder vor {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0782.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d782 }}} Augen stellen lassen, so stellt auch Christus die Belohnungen auf den Kampfplatz, und l\u228 ?sst sie durch die Ausspr\u252 ?che des Propheten, wie durch ebensoviele H\u228 ?nde ausbreiten. Die K\u246 ?nige, und m\u246 ?gen sie tausendmal K\u246 ?nige sein, sind doch auch nur Menschen, deren Reichtum sich verbraucht und deren Freigebigkeit Grenzen gezogen sind;deshalb suchen sie eine Ehre darin, recht vieles zur Schau zu stellen, was im Grunde genommen doch nur wenig ist, und lassen darum doch jedes einzelne St\u252 ?ck von einem eigenen Diener auf den Preistisch tragen. Ganz anders unser himmlischer K\u246 ?nig. Da er \u252 ?beraus reich ist und nichts blo\u223 ? der Schaustellung wegen tut, so bringt er alles zusammen auf einmal und breitet es \u246 ?ffentlich aus, unz\u228 ?hlbar viele Dinge, zu deren Besitznahme es vieler H\u228 ?nde bed\u252 ?rfen wird.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um das zu erfassen, betrachte jedes einzelne St\u252 ?ck mit besonderer Sorgfalt. \u8222 ?Dann, wird hervorbrechen wie Morgenrot dein Licht\u8220", sagt er. Kommt es dir nicht vor, als w\u228 ?re das nur eine Gabe? Es ist aber nicht nur eine, denn sie umfasst gar vieles in sich: Siegespreise, Ruhmeskr\u228 ?nze und andere Belohnungen. Wenn es euch beliebt, wollen wir die Gabe zerlegen, um den ganzen Reichtum, soweit es uns m\u246 ?glich ist, im einzelnen zu zeigen, nur d\u252 ?rft ihr nicht dabei m\u252 ?de werden. Zuerst wollen wir untersuchen, was das hei\u223 ?t: \u8222 ?hervorbrechen\u8220"; er sagt nicht: wird erscheinen, sondern \u8222 ?hervorbrechen\u8220", um auf die Raschheit und F\u252 ?lle des Erscheinens hinzuweisen und zu zeigen, wie sehr er nach unserem Heile verlangt, und wie er sich bem\u252 ?ht und sich sehnt, uns all diese G\u252 ?ter mitzuteilen, und wie nichts imstande ist, diesen unaussprechlichen Drang zu hemmen. Durch all das soll der Reichtum und die unbegrenzte F\u252 ?lle angedeutet werden. Was hei\u223 ?t sodann \u8222 ?wie Morgenrot\u8220"? Das will besagen, dass er nicht erst viele Pr\u252 ?fungen eintreten, nicht erst Ungl\u252 ?ck kommen l\u228 ?sst, sondern alles das ferne h\u228 ?lt. Denn wie das sogenannte Fr\u252 ?hobst vor der Zeit reif wird, so will er auch hier durch das Wort \u8222 ?Morgenrot\u8220" das rasche Eintreten ausdr\u252 ?cken, \u228 ?hnlich wie er fr\u252 ?her sagte: \u8222 ?W\u228 ?hrend du noch flehest, wird er sagen: Siehe, hier bin ich.\u8220" Was ist aber das, was er mit Licht bezeichnet? {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0783.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d783 }}} Und was f\u252 ?r ein Licht soll das sein? Nicht dieses irdische Licht, sondern ein viel besseres, das uns den Himmel sehen l\u228 ?sst, die Engel, die Erzengel, die Cherubim, die Seraphim, die Throne, die F\u252 ?rstent\u252 ?mer, die Herrschaften, die M\u228 ?chte, die ganze himmlische Heerschar, die K\u246 ?nigsburg, das heilige Gezelt. Denn wenn du jenes Lichtes w\u252 ?rdig befunden wirst, dann wirst du alle diese Dinge schauen, wirst befreit sein von der H\u246 ?lle, von dem giftgeschwollenen Drachen, von Z\u228 ?hneknirschen, von den unl\u246 ?sbaren Fesseln, von aller Angst und Beklemmung, von der undurchdringlichen Finsternis, von den k\u246 ?rperlichen Qualen, von dem Feuerstrom, von den Verw\u252 ?nschungen und von dem Ort der Peinen. Daf\u252 ?r wirst du dorthin kommen, wo \u8222 ?Schmerzen und Leid vor\u252 ?ber ist\u8220", wo gro\u223 ?e Wonne und Friede, Liebe, Freude und Genuss, wo ewiges Leben, unbeschreiblicher Glanz und unsagbare Sch\u246 ?nheit, wo die ewigen Wohnungen und die alle Begriffe \u252 ?bersteigende Herrlichkeit des K\u246 ?nigs ist und jene G\u252 ?ter, die \u8222 ?kein Auge gesehen und kein Ohr geh\u246 ?rt hat, und die in keines Menschen Herz gedrungen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 2,9\par} } sind, wo der Seelenbr\u228 ?utigam und das himmlische Brautgemach, wo die Jungfrauen mit brennenden Lampen sind und alle, welche das hochzeitliche Gewand tragen, wo der ganze Reichtum des Herrn und die Schatzkammer des K\u246 ?nigs sich befinden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du nun wohl, welch gro\u223 ?e und zahlreiche Belohnungen der Herr durch ein einziges Wort angedeutet und wie er alles darin zusammengefasst hat? Wenn wir auf diese Weise ein Wort nach dem anderen durchgehen, werden wir darin eine \u220 ?berf\u252 ?lle, ja ein unerme\u223 ?liches Meer finden. Sage mir, wollen wir noch Zaudern und Bedenken tragen, uns der D\u252 ?rftigen zu erbarmen? Nein, rufe ich, und m\u252 ?ssten wir auch alles hingeben, uns ins Feuer werfen und mit Waffen bedrohen lassen, in gez\u252 ?ckte Schwerter rennen oder was sonst immer leiden, alles lasset uns mutig ertragen, damit wir das Gewand der himmlischen K\u246 ?nigsburg erhalten und jene unaussprechliche Herrlichkeit erlangen, welche uns allen zuteil werden m\u246 ?ge durch die Gnade und G\u252 ?te unseres {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0784.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d784 }}} Herrn Jesus Christus, dem sie Ehre und die Macht sei von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 F\u252 ?nfundf\u252 ?nfzigste Homilie. Kap. XVI, V.24-27.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.24: \u8220"Dann sprach Jesus zu seinen J\u252 ?ngern: Wenn mir jemand nachfolgen will, verleugne er sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir!\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8220"Dann\u8221". Wann war das? Als Petrus gesagt hatte: \u8220"Ferne sei es von Dir, nimmer wird Dir solches begegnen\u8221", und die Worte hatte h\u246 ?ren m\u252 ?ssen: \u8220"Weiche zur\u252 ?ck hinter mich, Satan.\u8221" Jesus begn\u252 ?gte sich nicht mit dem blo\u223 ?en Tadel; er wollte \u252 ?berdies noch darauf hinweisen, wie t\u246 ?richt die Rede des Petrus gewesen sei und was f\u252 ?r ein Nutzen aus seinen Leiden erwachsen w\u252 ?rde; darum sprach er: Du sagst zu mir: \u8220"es sei ferne von Dir\u8221", ich aber sage dir, es ist nicht blo\u223 ? ein Schaden und Ungl\u252 ?ck f\u252 ?r dich, wenn du mich vom Leiden abh\u228 ?ltst und es missbilligst, sondern du kannst nicht einmal gerettet werden, wenn du nicht auch selbst v\u246 ?llig bereit bist, zu sterben. Damit wir n\u228 ?mlich nicht meinen, es sei seiner unw\u252 ?rdig, zu leiden, so belehrt der Herr die Apostel \u252 ?ber den Nutzen der Sache nicht nur durch die vorausgegangenen Worte, sondern auch durch die folgenden. Denn bei Johannes sagt er: \u8220"Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde f\u228 ?llt und stirbt, so bleibt es allein, wenn es aber stirbt, bringt es viele Frucht\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 12,24-25\par} } . Um aber die Sache noch v\u246 ?llig klar zu machen, bezieht er hier die Worte nicht blo\u223 ? auf seinen eigenen Tod, sondern spricht auch davon, dass die Apostel ebenfalls sterben m\u252 ?ssen. So gro\u223 ? ist der Nutzen des Sterbens, dass es auch f\u252 ?r euch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0785.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d785 }}} gef\u228 ?hrlich ist, wenn ihr nicht sterben wollt; ein Gl\u252 ?ck aber, wenn ihr dazu bereit seid. Das legt er aber erst im Folgenden klar; hier behandelt er die Sache nur von der einen Seite. Beachte auch, wie seine Worte keinerlei N\u246 ?tigung enthalten. Denn er sagte nicht: \u8220"Ob ihr wollet oder nicht, ihr m\u252 ?sst leiden, sondern:\u8221"Wenn mir jemand nachfolgen will.\u8221" Ich zwinge nicht, ich n\u246 ?tige nicht, ich lasse jedem freie Wahl, deshalb sage ich: \u8220"Wenn jemand will\u8221". Ich lade ja zu etwas Gutem ein, nicht zu etwas B\u246 ?sem oder Widerw\u228 ?rtigem, nicht zu Z\u252 ?chtigung und Strafe, so dass ich Zwang anwenden m\u252 ?sste. Die Natur der Sache selbst ist derart, dass sie hinl\u228 ?nglich zu locken vermag. Durch diese Worte \u252 ?bte er nur um so mehr Zugkraft aus. Wer Gewalt anwendet, st\u246 ?\u223 ?t oft ab; wer aber dem Zuh\u246 ?rer Freiheit l\u228 ?sst, lockt ihn eher an. R\u252 ?cksichtsvolle Behandlung wirkt st\u228 ?rker als Zwang. Deshalb sprach er: \u8220"Wenn jemand will.\u8221" Er will damit sagen: Gro\u223 ?e G\u252 ?ter sind es, die ich euch anbiete, und derart, dass man gerne darnach streben sollte. Wenn jemand Gold anb\u246 ?te oder einen Schatz in Aussicht stellte, w\u252 ?rde er kaum zu Gewalt greifen m\u252 ?ssen. Wenn es nun bei solchen Dingen keiner N\u246 ?tigung bedarf, dann gewiss um so weniger, wenn es sich um himmlische G\u252 ?ter handelt. Denn wenn dich die Sache selbst nicht anspornt, so bist du auch nicht wert, sie zu erhalten, und selbst wenn du sie erlangtest, w\u252 ?rdest du sie nicht zu w\u252 ?rdigen verstehen. Das ist der Grund, weshalb Christus uns nicht n\u246 ?tigt, sondern nur einladet; er nimmt eben R\u252 ?cksicht auf uns.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da also seine Zuh\u246 ?rer, best\u252 ?rzt \u252 ?ber seine Worte, viel dar\u252 ?ber hin und her zu reden schienen, so sagte er: Ihr habt keinen Anlass, best\u252 ?rzt zu sein oder euch zu beunruhigen. Wenn ihr glaubet, dass das erw\u228 ?hnte Leiden, wenn es euch trifft, euch nicht viel Gutes bringt, so zwinge und n\u246 ?tige ich nicht, sondern lade nur den ein, der etwa folgen will. Meinet aber ja nicht, dass das mir nachfolgen hei\u223 ?e, wenn ihr, wie ihr jetzt tut, blo\u223 ? mit mir geht. Ihr m\u252 ?sst auch noch viele M\u252 ?hen und Gefahren bestehen, wenn ihr mir nachfolgen wollt. Nicht darum schon, dass du bekannt hast, dass ich der Sohn {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0786.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d786 }}} Gottes bin, darfst du, Petrus, dir die Krone versprechen und glauben, das sei zu deinem Heile gen\u252 ?gend, so dass du dich f\u252 ?rderhin in Sicherheit wiegen k\u246 ?nntest, als h\u228 ?ttest du schon alles getan. Da ich der Sohn Gottes bin, k\u246 ?nnte ich dir allerdings die Pr\u252 ?fung durch Leiden ersparen, aber ich will es nicht, und zwar deinetwegen, damit du auch selbst etwas beitragest, um w\u252 ?rdig zu werden. So w\u252 ?rde auch ein Kampfrichter einem geliebten K\u228 ?mpfer den Preis nicht blo\u223 ? aus Gnade zuerkennen wollen, sondern vielmehr aufgrund seiner Leistungen, eben weil er ihn liebt. Gerade so handelt auch Christus. Er will, dass gerade diejenigen, die er am meisten liebt, nicht allein durch seine Hilfe, sondern auch durch ihre eigene Anstrengung zu Ehren gelangen. Beachte auch, wie er seine Worte annehmlicher zu machen sucht. Er stellt das Leiden nicht ihnen allein in Aussicht, sondern stellt es als allgemeinen Grundsatz f\u252 ?r die gesamte Menschheit auf, indem er sagt: \u8220"Wenn jemand will.\u8221" Ob Weib oder Mann, ob Vorgesetzter oder Untergebener, jeder soll diesen Weg einschlagen. Es hat zwar den Anschein, als sei dies nur ein Satz, in Wirklichkeit sind es aber drei: \u8220"Er verleugne sich selbst\u8221", und: \u8220"er nahm sein Kreuz auf sich\u8221", und: \u8220"er folge mir\u8221"; und zwar sind zwei miteinander eng verbunden, der dritte schlie\u223 ?t sich lose an.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zuerst wollen wir sehen, was es hei\u223 ?t \u8220"sich selbst verleugnen\u8221". Vorher aber wollen wir noch erw\u228 ?gen, was es hei\u223 ?t, einen anderen verleugnen; dann werden wir verstehen, was es hei\u223 ?t, sich selbst verleugnen. Was hei\u223 ?t also, einen anderen verleugnen? Wer einen anderen verleugnet, sei es ein Bruder, ein Angeh\u246 ?riger oder sonst jemand, sieht es ruhig an, wenn er gegei\u223 ?elt oder gefangen genommen oder fortgeschleppt wird oder sonst etwas leidet; er nimmt sich seiner nicht an, er hilft ihm nicht, er hat kein Mitleid und kein Gef\u252 ?hl f\u252 ?r ihn; er hat sich eben einmal von ihm losgesagt. In gleicher Weise nun verlangt der Herr, dass wir unseren Leib preisgeben, dass wir gegen ihn keine Schonung kennen, mag man ihn gei\u223 ?eln oder fortschleppen oder brennen oder was immer sonst ihm zuf\u252 ?gen. Denn gerade das hei\u223 ?t eigentlich ihn schonen. Auch die V\u228 ?ter, die ihren {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0787.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d787 }}} Kindern wohlwollen, bitten ja die Lehrer, denen sie ihre Kinder \u252 ?bergeben, diese nicht zu schonen. Gerade so handelt auch Christus. Seine Worte lauten nicht etwa: er schone seiner nicht, sondern sch\u228 ?rfer: \u8220"Er verleugne sich selbst\u8221", das soll hei\u223 ?en: er habe keinen Teil mehr an sich selbst, sondern liefere sich den Gefahren und den K\u228 ?mpfen aus und verhalte sich dabei so, als w\u252 ?rde das alles einem Fremden widerfahren. Er sagte auch nicht: versage, sondern: \u8220"verleugne\u8221"; damit deutet er den h\u246 ?chsten Grad an; denn verleugnen ist weit mehr als versagen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8220"Und nehme sein Kreuz auf sich.\u8221" Das ergibt sich aus der Selbstverleugnung. Damit man n\u228 ?mlich nicht meine, man brauche sich nur bei Worten, Schm\u228 ?hungen und L\u228 ?sterungen zu verleugnen, so gibt der Herr auch an, wie weit die Selbstverleugnung gehen m\u252 ?sse, n\u228 ?mlich bis zum Tode, auch bis zum schimpflichsten Tode. Darum sprach er nicht: er verleugne sich bis zum Tode, sondern: \u8220"er nehme sein Kreuz auf sich\u8221"; damit deutet er den schimpflichsten Tod an und macht uns darauf aufmerksam, dass man nicht einmal oder zweimal, sondern das ganze Leben hindurch sich verleugnen m\u252 ?sse. Er will eben sagen: Unabl\u228 ?ssig trage diesen Tod mit dir herum, und t\u228 ?glich sei bereit, dich hinschlachten zu lassen. Viele haben zwar Geld, Wohlleben und Ansehen verachtet, allein die Angst vor dem Tode konnten sie nicht \u252 ?berwinden, vor Gefahren bebten sie zur\u252 ?ck. Der Herr aber spricht: Ich will, dass mein Streiter bis zum Blutvergie\u223 ?en im Kampfe ausharre und dass das Ringen bis zum Tode dauere; und wenn er auch in den Tod, ja selbst in den schimpflichsten, vom allgemeinen Fluch begleiteten Tod gehen muss, sei es auch unter einem schm\u228 ?hlichen Verdachte, dass er das alles hochherzig ertrage, ja sogar noch dar\u252 ?ber frohlocke. \u8220"Und folge mir.\u8221" Es kann n\u228 ?mlich ganz wohl geschehen, dass einer leidet, ohne dem Herrn nachzufolgen, wenn er n\u228 ?mlich nicht um Christi willen leidet. Denn auch die R\u228 ?uber, Leichensch\u228 ?nder und Betr\u252 ?ger m\u252 ?ssen oft viel Schlimmes leiden. Damit du nun nicht glaubest, es komme auf das Leiden als solches an, so {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0788.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d788 }}} weist er auch auf den Beweggrund hin, weshalb man leiden m\u252 ?sse. Welches ist nun dieser Beweggrund? Dass du alles das tust und leidest, um ihm nachzufolgen; dass du um seinetwillen alles auf dich nehmest; dass du auch die \u252 ?brigen Tugenden \u252 ?best. Denn gerade das liegt in den Worten: \u8220"er folge mir\u8221"; dass man in den Widerw\u228 ?rtigkeiten nicht blo\u223 ? Starkmut an den Tag lege, sondern auch Bescheidenheit, Gleichmut und alle anderen Tugenden. Denn darin besteht die wahre Nachfolge Christi, dass man auch der \u252 ?brigen Tugenden sich beflei\u223 ?ige und dass man alles um seinetwillen leide.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gar mancher, der dem Teufel dient, hat ebenfalls dergleichen zu leiden und gibt daf\u252 ?r seine Seele preis; wir aber tun dies wegen Christus oder vielmehr um unseretwillen. Jene f\u252 ?gen sich selbst hier und dort Schaden zu, wir gewinnen das Leben im Jenseits. Ist es daher nicht \u228 ?u\u223 ?erst t\u246 ?richt, wenn wir nicht die gleiche Mannhaftigkeit aufbringen, wie die Kinder des Verderbens, da wir doch eine so herrliche Krone gewinnen sollen? Uns steht ja auch Christus hilfreich zur Seite, w\u228 ?hrend jenen niemand hilft. Als Jesus die J\u252 ?nger aussandte, gab er ihnen den Auftrag: \u8220"Auf den Weg zu den Heiden gehet nicht; denn ich entsandte euch wie Schafe in Mitte von W\u246 ?lfen. Vor Statthalter und K\u246 ?nige werdet ihr gef\u252 ?hrt werden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 10,5;16,18\par} } . Hier redet er noch viel sch\u228 ?rfer und strenger. Damals sprach er ja blo\u223 ? vom Tode, jetzt erw\u228 ?hnt er auch das Kreuz und zwar ein andauerndes Kreuz. Denn die Worte: \u8220"er nehme sein Kreuz auf sich\u8221" bedeuten: er halte und trage es immer. Das war \u252 ?brigens stets seine Gepflogenheit; nicht gleich von vornherein f\u252 ?hrt er die J\u252 ?nger in die ganze Menge der Gebote ein, sondern erst nach und nach, damit die Zuh\u246 ?rer nicht abgeschreckt w\u252 ?rden. Beachte sodann auch, wie er seine Rede, die hart schien, in den folgenden Worten mildert, indem er einen Lohn in Aussicht stellt, der die M\u252 ?hen weit \u252 ?bersteigt; aber neben dem Lohne auch die Strafe f\u252 ?r die B\u246 ?sen. Ja bei letzteren h\u228 ?lt er sich viel l\u228 ?nger auf als bei ersteren, weil eben die Mehrzahl der Menschen gew\u246 ?hnlich viel {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0789.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d789 }}} eher durch die Androhung von Strafen, als durch die Aussicht auf Belohnung zur Tugend gebracht wird. Beachte also, wie er von den Strafen ausgeht und wieder damit schlie\u223 ?t:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.25: \u8220"Denn\u8221" sagt er, \u8220"wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es finden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: Denn was n\u252 ?tzt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gew\u228 ?nne, aber an seiner Seele Schaden litte? Oder was wird ein Mensch geben als Entgelt f\u252 ?r seine Seele?\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Sinn dieser Worte ist der: Nicht aus Schonungslosigkeit gegen euch, sondern vielmehr aus gro\u223 ?er R\u252 ?cksicht gebe ich dieses Gebot. Wer n\u228 ?mlich sein Kind schonen will, gerade der richtet es zugrunde; wer es dagegen nicht schont, der rettet es. So sagte auch ein Meister: \u8220"So du deinen Sohn schl\u228 ?gst mit der Rute, wird er nicht sterben; seine Seele bewahrst du vor dem Tode\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Spr 23,14\par} } , und ein andermal: Wer seinen Sohn verz\u228 ?rtelt, der bindet dessen Wunden an\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eccli 30,1\par} } . So geht es auch bei einem Heere. Wenn der Feldherr die Soldaten schont, sie immer daheim sitzen l\u228 ?sst, so verdirbt er sie und die andern, die daheim sind. Christus sagt also: damit das nicht auch bei euch der Fall sei, m\u252 ?sstet ihr fortw\u228 ?hrend zum Tode bereit sein. Denn auch jetzt soll bald ein wilder Krieg entbrennen. Bleibe darum nicht daheim sitzen, sondern ziehe aus in den Kampf; und wenn du in der Schlacht f\u228 ?llst, so gewinnst du das Leben. Schon im gew\u246 ?hnlichen Kriege ist einer, der auf den Tod gefasst ist, ruhmreicher und un\u252 ?berwindlicher und von den Heiden gef\u252 ?rchteter, wiewohl sein K\u246 ?nig, f\u252 ?r den er die Waffen f\u252 ?hrt, ihn nicht wieder aufwecken kann, wenn er f\u228 ?llt; um wieviel mehr wird da bei unserem{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 geistigen\par} } Kriege, wo die Hoffnung auf eine Auferstehung so gro\u223 ? ist, derjenige, der seine Seele dem Tode aussetzt, sie finden, indem er einerseits nicht so schnell gefangen genommen wird, andererseits, selbst wenn er f\u228 ?llt, sie in ein besseres Leben hin\u252 ?berf\u252 ?hrt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0790.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d790 }}} In den Worten ferner: \u8220"Wer sein Leben retten will, wird es verlieren, wer es aber verliert, wird es retten\u8221", hat der Herr beidemale ausdr\u252 ?cklich Rettung und Verlust erw\u228 ?hnt, damit man nicht etwa meine, dass Rettung und Verlust das eine Mal denselben Sinn habe wie das andere Mal; man soll vielmehr klar erkennen, dass der Unterschied zwischen Rettung im ersten und Rettung im zweiten Falle ebenso gro\u223 ? ist wie zwischen Verlust und Rettung. Das erl\u228 ?utert er aus dem geraden Gegenteil. \u8220"Denn was n\u252 ?tzt es einem Menschen\u8221", sagt er, \u8220"wenn er die ganze Welt gew\u228 ?nne, aber an seiner Seele Schaden litte?\u8221" Siehst du, wie eine Rettung gegen Recht und Billigkeit eigentlich ein Verderben ist, und zwar die schlimmste Art von Verderben, da es unheilbar ist, und man es durch nichts wieder gut machen kann? Da wende mir nur nicht ein, sagt gleichsam der Herr, dass jemand, der einer solchen Gefahr entflohen ist, seine Seele gerettet hat; wirf vielmehr mit seiner Seele auch die ganze Welt in die Waagschale; was wird er da noch davon haben, wenn jene verloren ist? Sage mir doch, w\u252 ?rde es dir etwas n\u252 ?tzen, Hausherr zu sein, wenn deine Hausgenossen im Wohlstand lebten, indes du in der \u228 ?u\u223 ?ersten Not dich bef\u228 ?ndest? Sicherlich nicht. Dasselbe gilt auch in Betreff deiner Seele, wenn sie dem Verderben entgegengeht, w\u228 ?hrend dein Fleisch in Reichtum und \u220 ?ppigkeit schwelgt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8220"Was wird ein Mensch geben als Entgelt f\u252 ?r seine Seele? Wieder beharrt Jesus auf demselben Punkte. Hast du etwa noch eine zweite Seele, um sie f\u252 ?r die deine zu geben, sagt er? Hast du Geld eingeb\u252 ?\u223 ?t, so kannst du es durch anderes ersetzen, ebenso wenn du ein Haus, einen Sklaven oder sonst etwas verloren hast; hast du jedoch die Seele verloren, so kannst du keine andere daf\u252 ?r geben; ja selbst wenn die ganze Welt dir geh\u246 ?rte, wenn du K\u246 ?nig \u252 ?ber die Erde w\u228 ?rest, du w\u228 ?rest au\u223 ?erstande, auch nur eine einzige Seele zu kaufen, und w\u252 ?rdest du auch alles auf Erden und die Erde obendrein daf\u252 ?r einsetzen. Kein Wunder, dass es sich mit der Seele so verh\u228 ?lt; kann man doch sogar beim Leibe dasselbe finden. Wenn du auch unz\u228 ?hlige Kronen tr\u228 ?gst, ist dein Leib siech und unheilbar krank, so vermagst du diesen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0791.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d791 }}} Leib nicht herzustellen, selbst wenn du das ganze Reich hing\u228 ?best und noch tausend Leiber und St\u228 ?dte und unendliches Geld dazulegtest. Ebenso musst du auch in Bezug auf die Seele urteilen, ja in Bezug auf die Seele noch viel mehr; gib lieber alles andere preis, um deine ganze Sorge ihr allein zuzuwenden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u220 ?ber der Sorge f\u252 ?r andere vergiss also nicht dich selbst und deine eigenen Angelegenheiten. Das tun zwar jetzt alle und sie gleichen darin den Bergleuten. Denn diese haben von ihrer Arbeit keinen Gewinn, werden nicht reich davon, haben im Gegenteil nur Nachteil dabei, weil sie sich f\u252 ?r andere umsonst Gefahren aussetzen, ohne von ihrem Schwei\u223 ?e und ihren Todesgefahren einen Vorteil zu ziehen. \u196 ?hnlich wie diese Bergleute machen es auch unter uns viele, die nur f\u252 ?r fremden Reichtum sich abm\u252 ?hen; ja, die sind noch viel schlimmer daran als jene, denn uns erwartet nach all diesen M\u252 ?hen auch noch die H\u246 ?lle. F\u252 ?r jene ist der Tod das Ende ihrer M\u252 ?hsale, w\u228 ?hrend f\u252 ?r uns der Tod den Anfang unendlicher Leiden bedeutet. Da wendest du ein, der Reichtum biete dir wenigstens f\u252 ?r deine M\u252 ?hen einen Genuss; gut, zeige mir, dass deine Seele gl\u252 ?cklich ist, und ich will es glauben. Denn die Seele ist in uns die Hauptsache. Wenn der Leib auch schwelgt, so ist das f\u252 ?r dich kein Gl\u252 ?ck, wenn die Seele dabei darbt; auch der Herrin n\u252 ?tzt es nichts, wenn die Magd sich freut, w\u228 ?hrend sie selber dem Tode verfallen ist, so wenig als es dem kranken Leibe n\u252 ?tzt, wenn man ihn mit einem pr\u228 ?chtigen Gewande zudeckt. Christus wird vielmehr von neuem zu dir sagen: \u8222 ?Was wird ein Mensch geben als Entgelt f\u252 ?r seine Seele?\u8220"; er will dir eben immer wieder einsch\u228 ?rfen, dass du dein Augenmerk der Seele zuwendest und f\u252 ?r sie allein Sorge tragest.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Durch die bisherigen Beispiele hat der Herr die Furcht angeregt; nunmehr spendet er Trost durch den Hinweis auf den Lohn.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: \u8222 ?Denn der Sohn des Menschen wird kommen in der Herrlichkeit seines Vaters samt seinen Engeln, und dann wird er einem jeglichen vergelten nach seinen Werken.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0792.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d792 }}} Siehst du, wie Vater und Sohn nur eine{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 gemeinsame\par} } Herrlichkeit besitzen? Wenn aber nur eine Herrlichkeit, dann offenbar auch nur eine Wesenheit. Denn wenn bei gleicher Wesenheit die Herrlichkeit verschieden ist (denn \u8222 ?anders ist der Sonnenglanz, anders der Mondenglanz; denn ein Stern unterscheidet sich an Glanz vom anderen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 15,41\par} }), obschon die Wesenheit die gleiche ist, wie k\u246 ?nnte bei gleicher Herrlichkeit eine andere Wesenheit angenommen werden? Er sagte auch nicht: in einer solchen Herrlichkeit wie der Vater da k\u246 ?nntest du einen Unterschied vermuten , sondern er zeigt, dass er seine Worte genau abgewogen hat und sagt: \u8222 ?in derselben Herrlichkeit wird er kommen\u8220", so dass man nur an ein und dieselbe Herrlichkeit denken kann.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er sagt damit gleichsam: Warum wolltest du also erschrecken, wenn du vom Sterben h\u246 ?rst, Petrus? Dann wirst du mich ja in der Herrlichkeit des Vaters schauen. Wenn aber ich die Herrlichkeit genie\u223 ?e, dann auch ihr; denn euer Leben ist nicht auf das Diesseits beschr\u228 ?nkt, es harrt euer vielmehr ein besseres Los. Nachdem er also das Angenehme und Tr\u246 ?stliche vorgebracht, bleibt er dabei nicht stehen, sondern l\u228 ?sst wieder einiges einflie\u223 ?en, um ihre Furcht zu erregen: er erw\u228 ?hnt das j\u252 ?ngste Gericht, die unausweichliche Rechenschaft, den unbestechlichen Richterspruch, das untr\u252 ?gliche Urteil. Anderseits aber entrollt er nicht blo\u223 ? d\u252 ?stere Bilder, sondern bietet dazwischen auch hoffnungsfreudige Gedanken. So sagt er nicht; dann wird er die S\u252 ?nder strafen, sondern: \u8222 ?er wird einem jeglichen vergelten nach seinen Werken\u8220". Das sagt er nicht blo\u223 ?, um die Gottlosen an die Strafe zu gemahnen, sondern auch um die Gerechten zu belohnen und zu kr\u246 ?nen. Allein, mag der Herr immerhin also gesprochen haben, um die Guten zu tr\u246 ?sten, ich erbebe doch jedesmal, wenn ich das h\u246 ?re, denn ich rechne mich nicht zu denen, die gekr\u246 ?nt werden. Ich meine, auch andere werden mit uns diese Furcht und Angst teilen. Denn {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0793.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d793 }}} wenn einer in seinem eigenen Gewissen Einkehr h\u228 ?lt, wie sollten ihn diese Worte nicht in Schrecken und Schauder versetzen; wie sollten sie uns nicht das Bewusstsein wecken, dass wir Bu\u223 ?kleider und strenges Fasten viel n\u246 ?tiger h\u228 ?tten als einst die Bewohner von Ninive? Denn bei uns handelt es sich nicht um die Zerst\u246 ?rung einer Stadt und den Tod aller, sondern um die ewige Strafe und das Feuer, das nie erlischt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Darum preise und bewundere ich die M\u246 ?nche, die sich in die W\u252 ?ste zur\u252 ?ckgezogen haben, nebst anderen Gr\u252 ?nden auch dieses Wortes wegen. Denn nach dem Mittagsmahle, vielmehr nach dem Abendessen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn sie kennen keinen Mittagstisch, weil sie wissen, dass das gegenw\u228 ?rtige Leben eine Zeit der Trauer und des Fastens ist\par} } , nach der Mahlzeit also gedenken sie bei den Dankeshymnen auch dieses Wortes. Wenn es euch angenehm ist, die Hymnen selbst zu vernehmen, will ich euch diesen hl. Gesang ganz mitteilen, damit auch ihr ihn h\u228 ?ufig betet. Sein Wortlaut ist also folgender: \u8222 ?Gepriesen sei der Herr, der mich von Jugend auf n\u228 ?hrt, der Speise gibt allem Fleische; erf\u252 ?lle unser Herz mit Freude und Wonne, damit wir allzeit das Gen\u252 ?gende haben und reichlich gute Werke zeitigen in unserem Herrn Jesus Christus, mit welchem dir und dem Heiligen Geiste Ruhm und Ehre und Macht sei in Ewigkeit. Amen. Ehre sei Dir, o Herr, Ehre sei Dir, o Heiliger, Ehre sei Dir, o K\u246 ?nig, weil Du uns mit Nahrung erquickt hast. Erf\u252 ?lle uns mit dem Heiligen Geiste, dass wir vor Deinem Angesichte wohlgef\u228 ?llig erfunden und nicht zuschanden werden, wenn Du einem jeglichen vergelten wirst nach seinen Werken.\u8220" Dieser ganze Hymnus ist bewunderungsw\u252 ?rdig, namentlich der Schluss. Da n\u228 ?mlich der Tisch und die Speise gew\u246 ?hnlich Zerstreuung und Schwerf\u228 ?lligkeit mit sich bringen, so legen sie durch diese Worte der Seele gleichsam einen Zaum an, indem sie ihr zur Stunde der Erholung die Zeit des Gerichtes ins Ged\u228 ?chtnis rufen. Sie wussten ja, was dem {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0794.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d794 }}} Volke Israel nach einer reichlichen Mahlzeit widerfahren war. \u8222 ?So a\u223 ?\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?der Liebling, und wurde feist und schlug aus\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dtn 32, 15\par} } ; deshalb befahl auch Moses: \u8222 ?Wenn du gegessen und getrunken hast, und satt geworden bist, gedenke des Herrn, deines Gottes\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 32,10\par} } . Denn nach dieser Mahlzeit unterfingen sie sich, ihre bekannten Sch\u228 ?ndlichkeiten zu ver\u252 ?ben. Sieh dich deshalb vor, dass es dir nicht \u228 ?hnlich ergehe. Denn wenn du auch nicht Steine oder goldene Schafe und K\u228 ?lber opferst, so musst du dich doch in acht nehmen, dass du nicht deine eigene Seele dem Zorne, und dein eigenes Heil der Unzucht und anderen Leidenschaften zum Opfer bringst. Hierin liegt der Grund, weshalb jene M\u246 ?nche diese Gefahren f\u252 ?rchten und nach der Mahlzeit, richtiger gesagt nach dem Fasten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn ihre Mahlzeit ist eher ein Fasten\par} } des schrecklichen Gerichtes und des j\u252 ?ngsten Tage gedenken. Wenn nun diese M\u228 ?nner, welche fasten, auf blo\u223 ?er Erde schlafen, N\u228 ?chte durchwachen, Bu\u223 ?g\u252 ?rtel tragen und vieles andere tun, um sich abzut\u246 ?ten, noch diese Erinnerungen notwendig haben, wie wollen wir es zustande bringen, m\u228 ?\u223 ?ig zu leben, wir, die wir Mahlzeiten mit tausend Gelegenheiten zum Schiffbruch halten und \u252 ?berhaupt nicht beten, weder zu Beginn noch am Schlusse?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um also der Gefahr dieses Schiffbruches auszuweichen, wollen wir jenen Hymnus durchnehmen und erkl\u228 ?ren, damit wir seine N\u252 ?tzlichkeit erkennen, ihn flei\u223 ?ig bei Tisch beten, die Gaumenlust ersticken und jener engelgleichen Leute Sitten und Gebr\u228 ?uche zu den unsrigen machen. Eigentlich solltet ihr sie aufsuchen, um diesen Nutzen zu gewinnen. Da euch dieses jedoch nicht verg\u246 ?nnt ist, so h\u246 ?rt wenigstens aus meinem Munde jene geistliche Weise, und jeder bete nach Tisch diese Worte. Der Beginn lautet: \u8222 ?Gepriesen sei Gott.\u8220" Damit erf\u252 ?llen sie sogleich das Gehei\u223 ? des Apostels: \u8222 ?Alles, was immer wir tun, im Worte oder im Werke,{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das wollen wir tun\par} } im Namen des Herrn Jesus Christus, danksagend Gott und dem Vater durch ihn\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kol 3,17\par} }. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0795.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d795 }}} Ihre Danksagung erstreckt sich aber nicht blo\u223 ? auf jenen Tag allein, sondern auf das ganze Leben; denn sie sagen: \u8222 ?der mich von Jugend auf n\u228 ?hrt\u8220". Darin liegt eine Tugendlehre; denn wenn Gott der Ern\u228 ?hrer ist, so braucht man sich keine Sorgen zu machen. Verspr\u228 ?che dir der K\u246 ?nig, dir aus seinen eigenen Mitteln den t\u228 ?glichen Unterhalt zu gew\u228 ?hren, w\u252 ?rdest du da wohl besorgt sein? Um so mehr musst du dich jeglicher Sorge entschlagen, wenn ihn dir Gott gew\u228 ?hrt und dir alles gleichsam wie aus einem reichlichen Borne zustr\u246 ?mt. Zu dem Zwecke beten sie diese Worte, um sich und ihre J\u252 ?nger aufzumuntern, jede Sorge um die Lebensbed\u252 ?rfnisse abzulegen. Damit man ferner nicht meine, sie br\u228 ?chten diesen Dank nur f\u252 ?r ihre Person allein dar, fahren sie fort: \u8222 ?der du Nahrung gibst allem Fleische\u8220"; so danken sie im Namen der ganzen Welt und verrichten ihre Andacht im Namen aller, als w\u228 ?ren sie V\u228 ?ter der ganzen Welt, und muntern sich auch dadurch zu echter Br\u252 ?derlichkeit auf. Denn sie k\u246 ?nnen doch jene nicht hassen, f\u252 ?r deren Ern\u228 ?hrung sie Gott danken. Siehst du also, wie auch die Liebe durch dieses Dankgebet geweckt und die Sorge um das Leben durch die fr\u252 ?heren wie auch durch diese Worte verscheucht wird? Wenn n\u228 ?mlich Gott alles Fleisch ern\u228 ?hrt, wieviel mehr wird er seine Tischgenossen ern\u228 ?hren? Wenn schon diejenigen, die in Lebenssorgen verstrickt sind, wieviel mehr diejenigen, die sich ihrer entledigt haben? Diesen Gedanken hat auch Christus ausgesprochen, als er sagte: \u8222 ?Um wieviel mehr seid ihr wert als viele Sperlinge?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 10,31;Lk 12,7\par} } . Dadurch wollte er uns anleiten, uns nicht auf Reichtum und Besitz zu verlassen. Denn nicht diese Dinge gew\u228 ?hren uns den Lebensunterhalt, sondern das Wort Gottes. Mit diesem Gebete bringen die M\u246 ?nche auch die Manich\u228 ?er und Valentinianer zum Schweigen und alle, welche von dergleichen Irrt\u252 ?mern angesteckt sind. Denn derjenige kann doch nicht b\u246 ?se sein, der alle seine Gaben anbietet, sogar denen, die ihn l\u228 ?stern.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dann folgt die Bitte: \u8222 ?Erf\u252 ?lle mit Freude und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0796.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d796 }}} Wonne unser Herz.\u8220" Was f\u252 ?r eine Freude mag da wohl gemeint sein? Etwa die Lebenslust? Gott bewahre! Denn wenn sie darnach strebten, h\u228 ?tten sie nicht die Gipfel der Berge und die Ein\u246 ?den aufgesucht noch Bu\u223 ?kleider angelegt; sie meinen vielmehr jene Freude, die nichts mit dem Leben auf Erden gemein hat, die Freude der Engel, die Freude des Himmels. Diese Bitte bringen sie auch nicht so einfachhin, sondern mit gro\u223 ?em Nachdruck vor; sie sagen nicht etwa nur: gib, sondern: \u8222 ?erf\u252 ?lle\u8220", nicht etwa nur: uns, sondern \u8222 ?unser Herz\u8220". Diese Freude ist ja ganz besonders eine Freude des Herzens denn: \u8222 ?Die Frucht des Geistes ist: Liebe, Freude, Friede\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 5,22\par} } . Da die S\u252 ?nde Trauer in die Seele bringt, so flehen sie, es m\u246 ?ge ihnen durch die Freude die Gerechtigkeit eingepflanzt werden; auf andere Weise d\u252 ?rfte wohl keine Freude einkehren. \u8222 ?Damit wir allezeit das Gen\u252 ?gende haben und reichlich gute Werke zeitigen.Siehe, wie sie das Wort des Evangeliums erf\u252 ?llen: \u8222 ?Gib uns heute unser t\u228 ?gliches Brot\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,11; Lk 11,3\par} } , und wie sie dieses Brot um der geistlichen Dinge willen erbitten, da sie beten: \u8222 ?damit wir reichlich gute Werke zeitigen\u8220". Sie sagen nicht: damit wir nur das Pflichtgem\u228 ?\u223 ?e tun, sondern mehr als was befohlen ist. Das besagen n\u228 ?mlich die Worte: \u8222 ?damit wir reichlich zeitigen\u8220". In Betreff der zeitlichen Dinge bitten sie Gott um das Hinreichende; sie selber dagegen wollen Gott nicht blo\u223 ? gehorchen in dem, was notwendig und gen\u252 ?gend ist, sondern sie wollen auch mit gro\u223 ?em Eifer und in allen Dingen gehorchen. Das ist das Kennzeichen wackerer Diener, das das Merkmal tugendhafter M\u228 ?nner, dass sie immer und in allen St\u252 ?cken \u252 ?ber das notwendige Ma\u223 ? hinausgehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber sogleich erinnern sie sich wieder, dass sie schwach sind und ohne den Beistand von oben nichts T\u252 ?chtiges zuwege bringen k\u246 ?nnen. Daher schlie\u223 ?en sie an die Worte: \u8222 ?damit wir reichlich gute Werke zeitigen\u8220" die weiteren an: \u8222 ?In Jesus Christus, unserem Herrn, mit dem Dir Ruhm, Ehre und Macht sei in alle Ewigkeit. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0797.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d797 }}} Amen\u8220"; somit beten sie am Schlusse der Danksagung \u228 ?hnlich wie am Eingange.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dann fahren sie in demselben Gebete fort, obgleich es den Anschein hat, als fingen sie ein neues an. \u196 ?hnlich geht auch Paulus in einem seiner Briefe gleich in der Einleitung auf eine Danksagung \u252 ?ber und schreibt: \u8220"Nach dem Willen Gottes und unseres Vaters, welchem die Ehre ist in alle Ewigkeit. Amen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 1,45\par} } , um sofort wieder zu seinem Thema zur\u252 ?ckzukehren. Auch an einer anderen Stelle schreibt er:\u8221"Sie haben Ehre und Dienst erwiesen dem Gesch\u246 ?pfe viel mehr als dem Sch\u246 ?pfer, der da gebenedeit ist in Ewigkeit. Amen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 1,25\par} } ; damit schlie\u223 ?t er nicht, sondern nimmt seinen Stoff von neuem auf. Wir d\u252 ?rfen also auch diesen Engeln{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 den M\u246 ?nchen\par} } keinen Vorwurf machen, als verstie\u223 ?en sie gegen die Ordnung, wenn sie mit der Doxologie schlie\u223 ?en, und dann ihre hl. Hymnen von neuem beginnen. Sie treten damit nur in die Fu\u223 ?stapfen der Apostel, wenn sie mit einer Lobpreisung beginnen und schlie\u223 ?en, um dann wieder auf den Eingang zur\u252 ?ckzukommen. Darum beten sie: \u8220"Ehre sei Dir, o Herr, Ehre Dir, o Heiliger, Ehre Dir, o K\u246 ?nig, dass du uns mit Speise erquickt hast.\u8221" Wir sollen ja nicht blo\u223 ? f\u252 ?r die gro\u223 ?en Wohltaten danken, sondern auch f\u252 ?r die kleinen. Durch ihren Dank besch\u228 ?men sie auch die Irrlehre der Manich\u228 ?er und alle, welche lehren, dass das Leben auf Erden b\u246 ?se sei. Du sollst n\u228 ?mlich nicht etwa glauben, dass sie bei ihrem Streben nach der h\u246 ?chsten Tugend und bei ihrer Geringsch\u228 ?tzung der leiblichen Bed\u252 ?rfnisse etwa auch die Speise verabscheuen wie jene, welche sich selbst umbringen; gerade darum gaben sie dir durch ihre Gebete den Beweis, dass sie nicht aus Verachtung der Gaben Gottes sich so vieler Dinge enthalten, sondern einzig aus Tugendstreben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte ferner, wie sie nach der Danksagung f\u252 ?r die bereits empfangenen Gaben um noch gr\u246 ?\u223 ?ere flehen, und dabei nicht bei den Bed\u252 ?rfnissen des Leibes stehen bleiben, sondern sich \u252 ?ber die Himmel erheben und bitten; \u8220"Erf\u252 ?lle uns mit dem Heiligen Geiste.\u8221" {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0798.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d798 }}} Denn es ist nicht m\u246 ?glich, etwas Hervorragendes zu leisten, wenn man nicht mit dieser Gnade erf\u252 ?llt ist, gleichwie man auch ohne den Beistand Christi nichts Ordentliches oder Gro\u223 ?es verrichten kann. Vorher hatten sie zu den Worten: \u8220"damit wir reichlich gute Werke verrichten\u8221" hinzugef\u252 ?gt: \u8220"in Christo Jesu\u8221"; \u228 ?hnlich beten sie auch jetzt: \u8220"Erf\u252 ?lle uns mit dem Heiligen Geiste, auf dass wir vor Deinem Angesichte wohlgef\u228 ?llig befunden werden.\u8221" Siehe, um die Bed\u252 ?rfnisse des Lebens bitten sie nicht, sie danken nur daf\u252 ?r; f\u252 ?r die geistlichen G\u252 ?ter aber danken sie und bitten auch darum. Denn Christus sagt: \u8220"Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und dieses alles wird euch dazu gegeben werden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,33\par} } . Beachte sodann ein anderes Zeichen ihrer Tugend; sie beten: \u8220"Damit wir vor Deinem Angesichte wohlgef\u228 ?llig befunden und nicht zuschanden werden.\u8221" Damit sagen sie: Es liegt uns nichts an der Besch\u228 ?mung bei den Menschen; ja m\u246 ?gen die Leute uns auslachen, uns schm\u228 ?hen, wir kehren uns nicht daran, unser ganzes Bem\u252 ?hen geht darauf aus, im Jenseits nicht zuschanden zu werden. Wenn sie daher so beten, so meinen sie damit auch den Feuerpfuhl der H\u246 ?lle, sowie die Belohnung und den Siegespreis{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Himmels\par} } . Sie sagen aber nicht: auf dass wir nicht bestraft werden, sondern: \u8220"damit wir nicht zuschanden werden\u8221"; das w\u228 ?re uns n\u228 ?mlich viel schrecklicher als die H\u246 ?lle, denken zu m\u252 ?ssen, dass wir den Herrn beleidigt haben. Weil das aber auf viele, besonders die stumpfsinnigeren, keinen Eindruck macht, fahren sie fort: \u8220"Wenn du einem jeglichen vergelten wirst nach seinen Werken.\u8221" Siehst du, wieviel Nutzen uns diese Fremden und Ausl\u228 ?nder bringen, diese B\u252 ?rger der W\u252 ?ste, richtig gesagt B\u252 ?rger des Himmels? Wir sind Fremdlinge im Himmel und B\u252 ?rger dieser Erde; bei jenen ist es gerade umgekehrt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nach diesem Hymnus gehen sie voll Zerknirschung und unter vielen hei\u223 ?en Tr\u228 ?nen zur Ruhe, schlafen aber nur so lange, als gerade genug ist, um ein wenig zu rasten. Dann machen sie die Nacht wieder zum Tage, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0799.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d799 }}} und bringen sie zu mit Dankgebeten und Psalmengesang. Und nicht allein M\u228 ?nner, nein, auch Frauen gibt es, die ein solches Tugendleben f\u252 ?hren und die Schw\u228 ?che ihres Geschlechtes durch ihren gl\u252 ?henden Eifer \u252 ?berwinden. Wir M\u228 ?nner sollten also wahrhaftig durch ihre Energie besch\u228 ?mt werden, und sollten endlich aufh\u246 ?ren, an den Dingen dieser Erde, am Schatten, an Traumgebilden und Rauch zu h\u228 ?ngen. Der gr\u246 ?\u223 ?te Teil unseres Lebens vergeht ja mit Torheiten. Die ersten Tage der Jugend sind voll von Unverstand; geht es dann dem Alter zu, wird unser ganzes F\u252 ?hlen wieder abgestumpft; nur kurz ist aber der Zeitabschnitt, der dazwischen liegt, in dem wir die Lebensfreude mit Verstand genie\u223 ?en k\u246 ?nnen; aber auch dieser Genuss wird uns nicht ungetr\u252 ?bt zuteil, da tausend Sorgen und M\u252 ?hen ihn verg\u228 ?llen. Deshalb bitte ich euch, nach unverg\u228 ?nglichen und unsterblichen G\u252 ?tern zu trachten und nach dem Leben, das kein Altern kennt. Denn, auch wenn man in einer Stadt wohnt, kann man das Tugendbeispiel der M\u246 ?nche nachahmen; auch wenn man ein Weib hat und ein Haus bewohnt, kann man beten, fasten und Bu\u223 ?e tun. Diejenigen, welche zuerst von den Aposteln unterrichtet wurden, wohnten ja auch in St\u228 ?dten und legten doch eine Fr\u246 ?mmigkeit an den Tag, als lebten sie in der W\u252 ?ste, und eben so andere, die Werkst\u228 ?tten zu leiten hatten, wie Priszilla und Aquila. Auch die Propheten hatten ohne Ausnahme Weiber und H\u228 ?user, wie Isaias, Ezechiel, der gro\u223 ?e Moses, und doch litt ihre Tugend keineswegs darunter.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Diese wollen also auch wir nachahmen, wollen allezeit Gott danksagen, allezeit ihm Hymnen singen, die M\u228 ?\u223 ?igkeit und die anderen Tugenden \u252 ?ben, und die Weisheit der W\u252 ?ste in die St\u228 ?dte einf\u252 ?hren, damit wir auch vor Gott wohlgef\u228 ?llig und bei den Menschen angesehen erfunden werden und die ewigen G\u252 ?ter erlangen durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, durch den und mit dem der Vater Ruhm, Ehre und Macht besitzt zugleich mit dem heiligen lebenspendenden Geiste, jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Sechsundf\u252 ?nfzigste Homilie Kap. XVI, V.28-Kap. XVII, V.9.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0800.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d800 }}} V.28: \u8220"Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, es sind einige unter denen, die hier stehen, die den Tod nicht kosten werden, bis dass sie den Menschensohn in seinem Reiche kommen sehen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr hatte bisher vieles \u252 ?ber Gefahren und Tod, \u252 ?ber sein eigenes Leiden und \u252 ?ber die T\u246 ?tung seiner J\u252 ?nger gesprochen und ihnen die schon erw\u228 ?hnten strengen Weisungen gegeben; und zwar sollte das erste in diesem Leben und gar bald eintreffen, w\u228 ?hrend der Lohn daf\u252 ?r erst erhofft und erwartet werden sollte. So hatte er zum Beispiel gesagt, dass, wer seine Seele verliert, sie gewinnen werde, dass er selbst in der Herrlichkeit des Vaters wiederkehren und dass er die Siegespreise verteilen werde. Nun wollte er ihnen zeigen, was das f\u252 ?r eine Herrlichkeit sei, in der er wiederkommen sollte, und sie dieselbe mit eigenen Augen sehen lassen, soweit sie es n\u228 ?mlich zu erfassen imstande waren. Er offenbart und enth\u252 ?llt ihnen dieselbe im gegenw\u228 ?rtigen Leben, damit sie sich weder \u252 ?ber ihren noch \u252 ?ber des Meisters Tod betr\u252 ?bten, namentlich Petrus, der voll Kummer war. Beachte also, was er tut. Erst redet er von der H\u246 ?lle und vom Himmelreich, denn in den Worten: \u8220"Wer seine Seele findet, wird sie verlieren, und wer sein Leben verliert um meinetwillen, wird es gewinnen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 10,39 u.16,25; Joh 12,25\par} } , und: \u8220"Er wird vergelten einem jeglichen nach seinen Werken\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 16,27\par} } hat er beides klargelegt; also da er \u252 ?ber beides gesprochen hatte, l\u228 ?sst er sie einen Blick in das Himmelreich tun, in die H\u246 ?lle aber noch nicht. Und warum das? W\u228 ?ren einige Stumpfsinnige darunter gewesen, so h\u228 ?tte er es allerdings auch tun {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0801.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d801 }}} m\u252 ?ssen; da aber seine Zuh\u246 ?rer einsichtig und verst\u228 ?ndig waren, konnte er seine Unterweisung mit dem Angenehmen beginnen. Das ist aber nicht der einzige Grund hierf\u252 ?r; ein anderer lag darin, dass es f\u252 ?r ihn selbst schicklicher war. \u220 ?brigens \u252 ?bergeht er die Strafen der H\u246 ?lle nicht v\u246 ?llig; es gibt Stellen, wo er sie ihnen deutlich vor Augen f\u252 ?hrt, z.B. wo er das Gleichnis vom Lazarus erz\u228 ?hlt, und wo er von dem spricht, der die hundert Denare forderte, oder von demjenigen, welcher das schmutzige Kleid anhatte, und an vielen anderen Stellen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kapitel XVII. V.1: \u8220"Und nach sechs Tagen nahm Jesus den Petrus und Jakobus und Johannes mit sich.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ein anderer Evangelist schreibt: \u8220"nach acht Tagen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 9,28\par} } . Er steht jedoch mit unserer Stelle nicht im Widerspruche, stimmt vielmehr sehr gut damit \u252 ?berein, denn er z\u228 ?hlt den Tag mit, an welchem der Herr obige Worte gesprochen hatte, und jenen, an welchem er die Apostel wieder zur\u252 ?ckf\u252 ?hrte, w\u228 ?hrend Matth\u228 ?us blo\u223 ? die Tage dazwischen rechnet. Beachte wohl, wie tugendhaft Matth\u228 ?us ist, dass er die Namen derer nicht mit Stillschweigen \u252 ?bergeht, die ihm vorgezogen worden waren. \u196 ?hnlich handelt auch Johannes \u246 ?fter, wenn er mit vieler Umst\u228 ?ndlichkeit die hervorragenden Lobspr\u252 ?che, die Petrus zuteil wurden, verzeichnet. Denn von Neid und Eitelkeit waren alle diese heiligen M\u228 ?nner stets frei. Er nahm also die hervorragendsten von ihnen und f\u252 ?hrte sie auf einen hohen Berg, wo sie allein waren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: \u8220"Und er ward verkl\u228 ?rt vor ihnen und es leuchtete sein Antlitz wie die Sonne, seine Kleider aber wurden wei\u223 ? wie der Schnee.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: Und siehe, es erschienen ihnen Moses und Elias, die mit ihm redeten.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum nimmt der Herr nur diese drei mit? Weil sie sich vor den anderen besonders auszeichneten: Petrus dadurch, dass er den Herrn \u252 ?beraus liebte; Johannes, weil er vom Herrn \u252 ?beraus geliebt wurde; Jakobus {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0802.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d802 }}} wegen der Antwort, die er einmal zusammen mit seinem Bruder gab: \u8220"Wir k\u246 ?nnen den Kelch trinken\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 20,22\par} } ; freilich nicht blo\u223 ? durch diese Antwort, sondern auch durch seine Taten, durch die er wahr machte, was er beteuert hatte. Den Juden erschien er n\u228 ?mlich so eifrig und streng, dass ihnen Herodes sogar durch seine Hinrichtung eine gro\u223 ?e Gunst zu erweisen glaubte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weshalb f\u252 ?hrt er sie aber nicht sofort hinauf? Damit den \u252 ?brigen J\u252 ?ngern nicht etwas Menschliches widerfahre. Darum nennt er auch die Namen derer nicht, die mit hinaufsteigen sollten; denn dann h\u228 ?tten auch die anderen sehnlich verlangt mitzugehen, um die Erscheinung jener Herrlichkeit zu sehen, und h\u228 ?tten sich gegr\u228 ?mt, als seien sie zur\u252 ?ckgesetzt worden. Denn wenn es auch mehr eine k\u246 ?rperliche Erscheinung war, so mussten sie doch sehr gro\u223 ?es Verlangen haben, sie zu sehen. Warum sagt er es ihnen aber vorher? Damit sie empf\u228 ?nglicher w\u252 ?rden f\u252 ?r das Schauspiel, das er voraus angek\u252 ?ndigt hatte, und im Verlaufe der Tage ein immer lebhafteres Verlangen darnach empf\u228 ?nden, so dass ihr Geist dabei wachsam und achtsam w\u228 ?re. Warum aber l\u228 ?sst er Moses und Elias auftreten? Daf\u252 ?r k\u246 ?nnen viele Gr\u252 ?nde angef\u252 ?hrt werden. Zuerst: Da manche Leute ihn f\u252 ?r Elias, andere f\u252 ?r Jeremias, wieder andere f\u252 ?r einen der alten Propheten erkl\u228 ?rt hatten, so l\u228 ?sst er die vornehmsten erscheinen, damit man auch hierdurch den Unterschied zwischen den Knechten und dem Herrn erkenne und einsehe, wie berechtigt die Lobpreisung Petri war, als er bekannte, er sei der Sohn Gottes. Dazu kommt ein anderer Grund. Immer wieder klagten die Juden ihn an, er \u252 ?bertrete das Gesetz, und hielten ihn f\u252 ?r einen L\u228 ?sterer, der sich eine Herrlichkeit anma\u223 ?e, die ihm gar nicht zustehe, n\u228 ?mlich die Herrlichkeit des Vaters, und sagten: \u8220"Dieser Mensch ist nicht von Gott, da er den Sabbat nicht h\u228 ?lt\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 9,16\par} } , und: \u8220"Nicht um eines guten Werkes willen steinigen sie Dich, sondern wegen Gottesl\u228 ?sterung, und weil Du, wiewohl {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0803.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d803 }}} Du ein Mensch bist, Dich selber zu Gott machst\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 10,33\par} } . Er will also beweisen, dass beide Beschuldigungen nur von der Eifersucht eingegeben, dass er in beiden Punkten unschuldig sei, dass er durch seine Handlungsweise kein Gesetz \u252 ?bertreten habe und dass er sich, wenn er sagte, er sei dem Vater gleich, sich durchaus nicht eine Herrlichkeit anma\u223 ?e, die ihm nicht zukomme. Deshalb l\u228 ?sst er die M\u228 ?nner auftreten, welche f\u252 ?r das eine und das andere Kronzeugen waren. Moses hatte ja das Gesetz gegeben; die Juden mussten also schlie\u223 ?en: H\u228 ?tte er so gehandelt wie sie behaupteten, so h\u228 ?tte es Moses nicht ruhig hinnehmen k\u246 ?nnen; h\u228 ?tte er das Gesetz \u252 ?bertreten und sich damit in Gegensatz zu dem Gesetzgeber gestellt, so h\u228 ?tte ihnen dieser keine Ehrenbezeugung geleistet. Elias hatte f\u252 ?r die Ehre Gottes geeifert, er w\u228 ?re nicht seiner Einladung gefolgt und zu ihm gekommen, wenn er ein Widersacher Gottes gewesen w\u228 ?re, wenn er sich selbst Gott genannt, sich dem Vater gleichgestellt h\u228 ?tte, ohne wirklich zu sein, was er vorgab, ohne mit vollem Rechte so zu handeln.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zu diesen Gr\u252 ?nden l\u228 ?sst sich noch ein weiterer hinzuf\u252 ?gen. Und was f\u252 ?r einer? Die Apostel sollten lernen, dass er Gewalt \u252 ?ber Leben und Tod hat, und dass ihm alles im Himmel und auf Erden untersteht. Deshalb l\u228 ?sst er zwei M\u228 ?nner auftreten, von denen der eine gestorben war, w\u228 ?hrend der andere den Tod noch nicht erfahren hatte. Den f\u252 ?nften Grund f\u252 ?hrt der Evangelist selbst an. Welcher ist das? Der Herr wollte zeigen , zu welcher Herrlichkeit der Kreuzestod f\u252 ?hrt, um Petrus und den anderen, die sich vor dem Leiden entsetzten, Trost zuzusprechen und Mut einzufl\u246 ?\u223 ?en. Wir lesen n\u228 ?mlich, dass die beiden nicht schweigend erschienen, sondern \u8222 ?die Herrlichkeit besprachen, welche er in Jerusalem vollenden sollte\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 9,31\par} } , d.h. sein Leiden und seinen Kreuzestod; denn so bezeichnen sie dasselbe jedesmal. Aber nicht allein durch die Worte dieser {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0804.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d804 }}} M\u228 ?nner, sondern auch durch ihr Tugendbeispiel suchte er die Apostel zu der Tugend zu ermuntern, die er n\u228 ?mlich von ihnen erwartete. Denn nach den Worten: \u8222 ?Wenn mir jemand nachfolgen will, der nehme sein Kreuz auf sich und komme mir nach\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 16,24\par} } , l\u228 ?sst er diejenigen erscheinen, welche tausendmal um des Gesetzes Gottes willen und f\u252 ?r das ihnen anvertraute Volk in den Tod gegangen waren. Jeder von ihnen hatte sein Leben verloren und es gefunden. Beide waren vor die Gewalthaber hingetreten, der eine vor Pharao in \u196 ?gypten, der andere vor Ahab, beide im Interesse von undankbaren und unlenksamen Menschen; beide waren von denen, f\u252 ?r deren Rettung sie gearbeitet hatten, in die gr\u246 ?\u223 ?te Gefahr gebracht worden; beide hatten sich abgem\u252 ?ht, das Volk dem G\u246 ?tzendienst zu entrei\u223 ?en; beide waren einfache M\u228 ?nner; der eine besa\u223 ? eine schwere Zunge und eine schwache Stimme, der andere war etwas hart und unbeholfen in seinem Wesen; bei beiden finden wir vollendete Armut, denn Moses besa\u223 ? nichts und Elias hatte kein anderes Eigentum als seinen Mantel; und alles das ereignete sich im Alten Bunde und ohne dass ihnen eine so gro\u223 ?e Wundergabe zuteil geworden war. Denn hatte auch Moses das Meer geteilt, Petrus schritt auf dem Wasser einher und war imstande, Berge zu versetzen, alle m\u246 ?glichen Krankheiten des Leibes zu heilen und wilde Teufel auszutreiben; er wirkte mit seinem blo\u223 ?en Schatten gewaltige Wunder und gestaltete die ganze Welt um. Elias hatte zwar einen Toten erweckt, die J\u252 ?nger aber erweckten unz\u228 ?hlige, selbst als sie noch nicht den Heiligen Geist empfangen hatten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Noch aus einem anderen Grunde l\u228 ?sst Christus die beiden erscheinen. Er wollte n\u228 ?mlich, dass seine J\u252 ?nger diesen M\u228 ?nnern auch in der F\u252 ?hrung des Volkes, in der Standhaftigkeit und Unbeugsamkeit nacheiferten; sie sollten sanftm\u252 ?tig wie Moses, voll Eifer wie Elias, und f\u252 ?rsorglich sein wie beide. Der eine ertrug ja eine dreij\u228 ?hrige Hungersnot wegen des Judenvolkes, der andere sagte: \u8222 ?Entweder vergib ihnen diese Schuld, oder tust Du das nicht, so tilge mich aus dem Buche, das Du {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0805.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d805 }}} geschrieben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 32,31-32\par} }. An all das wollte der Herr die Apostel durch diese Erscheinung erinnern. Sie sollten noch weiter in der Tugendhaftigkeit gehen als jene beiden; deshalb lie\u223 ? er sie in der Herrlichkeit erscheinen. Das zeigt uns ein Vorfall. Einmal sprachen sie:\u8222 ?Wir wollen sagen, dass Feuer niederfahre vom Himmel und sie verzehre\u8220", und beriefen sich dabei auf Elias, der es ebenso gemacht habe. Christus aber erwiderte: \u8222 ?Ihr wisset nicht, wessen Geistes ihr seid\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 9,54-55\par} } , und belehrte sie dadurch, erlittenes Unrecht gelassen zu ertragen, weil sie gr\u246 ?\u223 ?ere Gnaden erhalten hatten, als die im Alten Bunde. Es denke aber ja niemand, dass wir Elias herabsetzen wollen, als w\u228 ?re er unvollkommen gewesen; das ist durchaus nicht unsere Absicht; im Gegenteil, er war sogar sehr vollkommen; aber zu seiner Zeit waren die Menschen der Einsicht nach noch mehr wie Kinder und bedurften deshalb einer solchen Erziehungsweise. In demselben Sinne war auch Moses sehr vollkommen, von den J\u252 ?ngern wird aber dennoch mehr verlangt als von ihm. \u8222 ?Denn wenn eure Gerechtigkeit nicht gr\u246 ?\u223 ?er ist als die der Schriftgelehrten und Pharis\u228 ?er, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,20\par} } . Sie sollten ja nicht nach \u196 ?gypten gehen, sondern in die ganze Welt, die schlimmer war als \u196 ?gypten. Nicht etwa mit einem Pharao sollten sie reden, sondern mit dem Teufel k\u228 ?mpfen, mit dem F\u252 ?rsten aller Bosheit. Ihre Aufgabe bestand darin, diesen in Fesseln zu schlagen und ihm seine ganze Waffenr\u252 ?stung zu nehmen. Und zwar hatten sie dabei nicht das Meer mit dem Stabe Jesses zu \u252 ?berwinden, sondern einen Abgrund der Gottlosigkeit, dessen Wogen noch weit f\u252 ?rchterlicher tosten. Erw\u228 ?ge also, durch wie viele Dinge die Menschen damals in Furcht versetzt wurden: durch Tod, Armut, Verachtung, ungez\u228 ?hlte Leiden; vor diesen Dingen bebten sie mehr als seinerzeit die Juden vor dem Meere. Nichtsdestoweniger brachte der Herr sie dazu, alles dieses zu wagen und mit der gr\u246 ?\u223 ?ten Sicherheit, als w\u228 ?re es Festland {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0806.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d806 }}} dar\u252 ?ber hinwegzuschreiten. Und um sie dazu zu st\u228 ?rken, l\u228 ?sst er M\u228 ?nner auftreten, die im Alten Bunde gegl\u228 ?nzt hatten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was macht nun der feurige Petrus?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4:\u8222 ?Es ist gut\u8220", sagt er, \u8222 ?dass wir hier sind.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Seit er geh\u246 ?rt hatte, dass Christus nach Jerusalem gehen m\u252 ?sse, um dort zu leiden, f\u252 ?rchtete und bangte er trotz der Zurechtweisung noch immer f\u252 ?r ihn, wenn er auch nicht mehr wagte, vor ihn hinzutreten und zu sagen: \u8222 ?Das wird Dir nimmer geschehen.\u8220" Mit anderen Worten aber spielte er infolge dieser Furcht wieder auf dasselbe an. Der Berg, die gro\u223 ?e Zur\u252 ?ckgezogenheit und die Einsamkeit brachte ihn auf den Gedanken, hier w\u228 ?ren sie ganz sicher, dazu kam noch der Wunsch, der Herr m\u246 ?ge nicht mehr nach Jerusalem hinabsteigen; er m\u246 ?chte gern, dass er f\u252 ?r immer hier bleibe; deshalb spricht er auch vom H\u252 ?ttenbauen. W\u252 ?rden sie gebaut werden, so rechnete er, dann gehen wir nicht mehr nach Jerusalem; wenn wir nicht dorthin gehen, braucht er auch nicht zu sterben, denn nur dort sollen die Schriftgelehrten an ihn Hand anlegen. So wagte er aber nicht zu reden, sondern sagte in der Absicht, seinen Zweck zu erreichen: \u8222 ?Hier ist gut sein\u8220", wo auch Moses und Elias sind; Elias, der auf dem Berge Feuer vom Himmel fallen lie\u223 ?, und Moses, der in die Wolke einging und mit Gott Zwiesprache hielt; und kein Mensch wird auch nur erfahren, wo sie sind.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du daraus, wie innig er Christus liebte? Du darfst jetzt nicht darauf achten, dass die Art und Weise der Bitte ungeschickt war, sondern blo\u223 ? wie feurig er ist, wie er f\u252 ?r Christus gl\u252 ?ht. Dass er n\u228 ?mlich nicht aus Besorgnis um sich selbst so redet, kann man aus den Worten entnehmen, die er sprach, als ihm der Herr seinen einstigen Tod und seine Ergreifung voraussagte: \u8220"Ich werde mein Leben f\u252 ?r dich opfern; und wenn ich auch mit Dir sterben m\u252 ?sste, nimmer werde ich dich verleugnen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 14,31\par} } . Sieh, wie er ferner auch mitten in der Gefahr nicht an sich selber denkt. Obschon eine {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0807.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d807 }}} gro\u223 ?e Schar sie umzingelte, ergriff er keineswegs die Flucht, zog vielmehr sein Schwert und hieb dem Knechte des Hohenpriesters das Ohr ab. Er dachte also nicht an sich, sondern bangte nur f\u252 ?r den Meister. Weil aber der Herr mit solcher Bestimmtheit gesprochen hatte, nimmt er sich zusammen und sagt, um nicht wieder getadelt zu werden:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: Wenn Du willst, so wollen wir hier drei H\u252 ?tten bauen, Dir eine, Moses eine und Elias eine.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was sagst du da, o Petrus? Hast du Jesus nicht erst kurz vorher weit \u252 ?ber seine Diener erhoben? Und nun stellst du ihn wieder auf dieselbe Stufe wie sie? Daraus kannst du ermessen, wie unvollkommen die J\u252 ?nger vor dem Kreuzestode noch waren. Der Vater hatte ihm zwar eine Offenbarung gegeben, aber Petrus dachte nicht fortw\u228 ?hrend an sie; er lie\u223 ? sich durch die Angst{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 f\u252 ?r den Herrn\par} } , welche einerseits von der eben erw\u228 ?hnten Furcht, und anderseits von dem ungew\u246 ?hnlichen Schauspiele herr\u252 ?hrte, au\u223 ?er Fassung bringen. Die anderen Evangelisten deuten das auch an, indem sie berichten, dass seine Verwirrung eine Folge jener Aufregung gewesen sei. Markus erz\u228 ?hlt: \u8220"Er wusste n\u228 ?mlich nicht, was er rede; denn sie waren von Furcht befangen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 9,5\par} } . Lukas schreibt nach den Worten: \u8220"Lasst uns drei H\u252 ?tten bauen \u8230 ? und er wusste nicht, was er sagte\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 9,33\par} } . Dann erz\u228 ?hlt er, um zu erkl\u228 ?ren, dass sie, Petrus und die anderen, von gro\u223 ?er Furcht ergriffen waren: \u8220"Sie waren vom Schlafe beschwert; und indem sie erwachten, sahen sie seine Herrlichkeit\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 9,32\par} } . Unter Schlaf meint er hier jene schwere Bet\u228 ?ubung, welche infolge des Gesichtes bei ihnen eingetreten war. Durch einen pl\u246 ?tzlich einfallenden Glanz werden n\u228 ?mlich die Augen geblendet, und so geschah es auch hier. Da es noch nicht Nacht, sondern hellichter Tag war, so konnte nur der \u252 ?berm\u228 ?\u223 ?ige Glanz ihre daf\u252 ?r zu schwachen Augen beschweren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0808.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d808 }}} Was antwortete nun der Herr? Christus selbst spricht kein Wort, auch Moses und Elias nicht. Der Allerh\u246 ?chste und Glaubw\u252 ?rdigste, der Vater selbst, l\u228 ?sst seine Stimme aus der Wolke erschallen. Warum aus der Wolke? So zeigt sich Gott immer. \u8220"Wolken und Dunkel sind rings um ihn\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 96,2\par} } ; \u8220"Er sitzt auf einer leichten Wolke\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 19,1\par} } \u8220"Der Wolken macht zu seinem Wagen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 103,3\par} } :\u8220"Eine Wolke nahm ihn hinweg vor ihren Augen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 1,9\par} } \u8220"Auf den Wolken kam er wie eines Menschen Sohn\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dan 7,13\par} } . Aus der Wolke erschallt also die Stimme, damit alle glaubten, dass sie von Gott kommt. Die Wolke war licht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V 5: \u8220"W\u228 ?hrend er noch redete, sieh da \u252 ?berschattete sie eine leuchtende Wolke, und siehe, eine Stimme ert\u246 ?nte aus der Wolke und sagte: Dieser ist mein geliebter Sohn, an welchem ich mein Wohlgefallen habe, ihn h\u246 ?ret.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eine finstere Wolke l\u228 ?sst Gott erscheinen, was er als eine Drohung ausspricht, wie z.B. auf dem Sinai: \u8220"Moses trat nun in die Wolke\u8221", hei\u223 ?t es, \u8220"und in das Dunkel, und wie Dampf stieg der Rauch auf\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 24,18\par} } , und der Prophet spricht, wo er von Gottes Drohung redet: Finsteres Wasser im Gew\u246 ?lke der Luft\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 17,12\par} } . Hier wollte jedoch Gott nicht Schrecken verbreiten, sondern belehren; darum ist die Wolke licht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Petrus hatte gesagt lasset uns drei H\u252 ?tten bauen.\u8221" Er aber zeigt ihnen daf\u252 ?r das Zelt, das nicht von Menschenhand gemacht ist. Deshalb ist hier ein unaussprechliches Licht und die Stimme, w\u228 ?hrend dort Rauch und Qualm erscheinen. Ferner sollte es klar sein, dass nicht von irgendeinem der drei M\u228 ?nner, sondern von Christus allein die Rede war, darum traten jene zwei zur Seite, als die Stimme erscholl. H\u228 ?tten die Worte einfach irgendeinem von ihnen gegolten, so h\u228 ?tten sich {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0809.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d809 }}} die beiden anderen nicht entfernt, um Christus allein zu lassen. Weshalb umh\u252 ?llte nun aber die Wolke alle drei zugleich und nicht Christum allein? Weil man sonst h\u228 ?tte meinen k\u246 ?nnen, dass er es sei, der da spricht. Darin liegt auch der Grund, weshalb der Evangelist gerade diesen Umstand besonders betont und sagt, dass die Stimme aus der Wolke kam, d.h. von Gott. Was sagt nun die Stimme? \u8220"Dieser ist mein geliebter Sohn.\u8221" Wenn er also geliebt ist, so kannst du au\u223 ?er Furcht sein, o Petrus. L\u228 ?ngst schon h\u228 ?ttest du \u252 ?brigens seine Macht kennen und von seiner Auferstehung \u252 ?berzeugt sein sollen. Da du aber im unklaren bist, so fasse wenigstens jetzt nach den Worten des Vaters Mut. Wenn n\u228 ?mlich Gott wirklich die Macht besitzt, wie es ja auch tats\u228 ?chlich der Fall ist, so ist es doch offenbar, dass auch der Sohn sie in gleicher Weise besitzt. F\u252 ?rchte also die Gefahren nicht. Hast du das aber noch nicht begriffen, so denke wenigstens daran, dass er der Sohn ist und geliebt wird. Denn es hei\u223 ?t: \u8220"Dieser ist mein geliebter Sohn.\u8221" Wenn er aber geliebt wird, so hast du keine Ursache zu bangen, denn niemand gibt den preis, den er liebt. Sei also unverzagt, denn, wenn du ihn auch tausendmal liebst, so wie der Vater liebst du ihn doch nicht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8220"An dem ich mein Wohlgefallen habe.\u8221" Nicht blo\u223 ?, weil er ihn gezeugt hat, liebt ihn der Vater, sondern auch, weil er ihm in allen St\u252 ?cken gleicht und derselben Gesinnung ist. Sonach ist der Grund zur Liebe zwei, ja dreifach: n\u228 ?mlich weil er der Sohn ist, weil er der geliebte ist, weil der Vater an ihm sein Wohlgefallen hat. Was hei\u223 ?t aber das: \u8220"An dem ich mein Wohlgefallen habe\u8221"? Das will besagen, In dem ich meine Ruhe, in dem ich meine Lust finde deshalb, weil er in jeder Beziehung bis ins Kleinste ihm gleich ist, in ihm und dem Vater nur ein Wille ist, weil er in allem eins ist mit dem Erzeuger und doch dabei der Sohn bleibt. \u8220"Ihm h\u246 ?ret.\u8221" Auch wenn er gekreuzigt werden will, sollst du nicht dagegen sein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: \u8220"Und als die J\u252 ?nger dies geh\u246 ?rt hatten, fielen sie auf ihr Angesicht und f\u252 ?rchteten sich sehr.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0810.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d810 }}} V.7: Und Jesus trat hinzu, ber\u252 ?hrte sie und sprach:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: Stehet auf und f\u252 ?rchtet euch nicht. Als sie aber ihre Augen erhoben, sahen sie niemand au\u223 ?er Jesum allein.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie kam es, dass sie bei jenen Worten zu Boden fielen? Fr\u252 ?her einmal, am Jordan, war ja auch eine solche Stimme erschallt, eine Menge Volk war zugegen und keinem war etwas \u196 ?hnliches widerfahren; und als sp\u228 ?ter nach ihrer Aussage ein Donner entstanden war, nicht einmal da war es ihnen so ergangen. Wie kam es also, dass sie auf dem Berge niederfielen? Weil der Ort einsam und hochgelegen war, so dass gro\u223 ?e Ruhe herrschte, dazu kam noch die Verkl\u228 ?rung, die sie mit Schauer erf\u252 ?llte, das \u252 ?beraus helle Licht und die umh\u252 ?llende Wolke: all das versetzte sie in gro\u223 ?e Furcht. Von allen Seiten erf\u252 ?llte sie Staunen und ehrfurchtsvolle Scheu, sie st\u252 ?rzten nieder aus Furcht und Anbetung zugleich. Damit jedoch durch eine zu lange unhaltende Furcht ihre sp\u228 ?tere Erinnerung nicht beeintr\u228 ?chtigt w\u252 ?rde, befreite sie Christus alsbald von ihrer Angst: sie sehen ihn allein und er erteilt ihnen den Befehl, mit niemanden von dem Vorfall zu reden , bis er von den Toten auferstanden w\u228 ?re.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: \u8220"Und w\u228 ?hrend sie herniederstiegen von dem Berge, gebot ihnen Jesus, mit niemanden von den Gefahren zu reden, bis er von den Toten auferstanden sei.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Je erhabener das war, was von ihm verk\u252 ?ndigt wurde, desto schwerer w\u228 ?re es damals f\u252 ?r die gro\u223 ?e Menge zu glauben gewesen; und das \u196 ?rgernis des Kreuzestodes w\u228 ?re infolge dessen nur noch \u228 ?rger geworden. Deshalb legte er den Aposteln Stillschweigen auf; ja noch mehr, er weist sie wieder auf sein Leiden hin, und erkl\u228 ?rt ihnen sogar auch den Grund, weshalb er ihnen zu schweigen gebot. Er befahl ihnen nicht, stets und gegen jedermann dar\u252 ?ber zu schweigen, sondern nur bis er von den Toten auferstanden w\u228 ?re. Dabei \u252 ?bergeht er die b\u246 ?sen Seiten und hebt nur die sch\u246 ?nen hervor. Wie aber? Sollten sie denn nachher nicht mehr daran Ansto\u223 ? nehmen? O nein. Nur die Zeit vor der Kreuzigung {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0811.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d811 }}} kam in Frage. Denn nachher empfingen sie ja die Gnade des Heiligen Geistes und die Gabe der Wunder, welche laut f\u252 ?r sie zeugten, und alles, was sie dann sagten, war wohl glaubw\u252 ?rdig, weil die Tatsachen selbst wie lauter Trompetenschall seine Macht verk\u252 ?ndeten und kein \u196 ?rgernis mehr den Fortgang der Ereignisse hemmte.Niemand ist somit gl\u252 ?cklicher als die Apostel, und namentlich jene drei, welche gew\u252 ?rdigt worden sind, mit dem Herrn in der Wolke wie unter einem Dache zu wohnen. Aber wenn wir nur wollen, so k\u246 ?nnen auch wir Christum sehen, nicht blo\u223 ? so wie die Apostel damals auf dem Berge, sondern noch viel strahlender; denn sp\u228 ?ter{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 am j\u252 ?ngsten Tage n\u228 ?mlich\par} } , wird er nicht mehr blo\u223 ? so erscheinen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wie hier auf dem Berge\par} } . Hier offenbarte er aus R\u252 ?cksicht auf die J\u252 ?nger nur soviel von seinem Glanze, als sie ertragen konnten; am Ende der Zeiten aber wird er wiederkommen in der ganzen Herrlichkeit des Vaters, nicht blo\u223 ? mit Moses und Elias, sondern mit dem un\u252 ?bersehbaren Heere der Engel, mit den Erzengeln und Cherubim, mit den endlosen Scharen des Himmels; und dazu wird nicht blo\u223 ? eine Wolke \u252 ?ber seinem Haupte erscheinen, sondern der Himmel selbst wird ihn umh\u252 ?llen. Gleichwie n\u228 ?mlich bei einer \u246 ?ffentlichen Gerichtsverhandlung die Diener die Vorh\u228 ?nge wegziehen, so dass die Richter vor aller Augen sichtbar werden, \u228 ?hnlich wird es am j\u252 ?ngsten Tage sein; alle werden Christum auf dem Throne sehen, die gesamte Menschheit wird vor ihnen erscheinen, er wird selbst das Wort ergreifen und zu dem einen sagen: \u8220"Kommet, ihr Gesegneten meines Vaters, denn ich bin hungrig gewesen und ihr gabt mir zu essen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 25,34\u8211-35\par} } , oder: \u8220"Wohlan, du guter und getreuer Knecht, weil du \u252 ?ber weniges gertreu gewesen bist, werde ich dich \u252 ?ber Vieles setzten\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 25,23\par} } . Zu den anderen dagegen wird er sagen: \u8220"Weichet ins ewige Feuer, welches dem Teufel bereitet ist und seinen Engeln\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 25,41\par} } , und: \u8220"Schlechter und fauler Knecht\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 25,26\par} } . Die einen wird er zerfleischen und den {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0812.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d812 }}} Peinigern \u252 ?berantworten, andere wird er an H\u228 ?nden und F\u252 ?\u223 ?en gebunden in die Finsternis drau\u223 ?en werfen lassen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem also die Axt sie gef\u228 ?llt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 3,10\par} } , nimmt sie der Feuerofen auf, in den alles hineingeschleudert wird, was aus dem Netze herausgeworfen worden ist. \u8220"Dann werden die Gerechten aufleuchten wie die Sonne{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ebd 13,43\par} } , ja noch viel heller als die Sonne. Das W\u246 ?rtlein\u8221"wie\u8221" dr\u252 ?ckt hier nicht aus, als w\u252 ?rde ihr Glanz blo\u223 ? so strahlend sein wie der der Sonne, sondern will uns nur die Lichtf\u252 ?lle der Heiligen an dem Beispiel der Sonne anschaulich machen, weil wir eben kein gl\u228 ?nzenderes Gestirn kennen als sie. In demselben Sinne hat der Evangelist auch bei dem Berichte \u252 ?ber den Vorgang auf dem Berge gesagt: \u8220"Er gl\u228 ?nzte wie die Sonne.\u8221" Denn dass das Licht viel st\u228 ?rker war, als der Vergleich ausdr\u252 ?ckt, geht daraus hervor, dass die J\u252 ?nger zu Boden fielen. W\u228 ?re das Licht nicht so \u252 ?berw\u228 ?ltigend, sondern nur wie das Sonnenlicht gewesen, so h\u228 ?tten sie es leicht ertragen k\u246 ?nnen, ohne niederzust\u252 ?rzen. Die Gerechten werden also dann strahlen wie die Sonne und noch viel heller als die Sonne; \u252 ?ber die S\u252 ?nder hingegen werden schreckliche Leiden kommen. Dann bedarf es keiner Urkunden, keiner Beweise, keiner Zeugen; denn derjenige, der Gericht h\u228 ?lt, ist alles in einer Person: Zeuge, Ankl\u228 ?ger und Richter. Er wei\u223 ? alles genau, denn: \u8220"Alles ist blo\u223 ? und aufgedeckt vor seinen Augen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hebr 4,13\par} } . Dann tritt man nicht als Reicher oder Armer, als M\u228 ?chtiger oder Schwacher, als Gelehrter oder Ungebildeter, als Sklave oder Freier auf. Alle diese Unterschiede sind verwischt; nur die Werke bilden die Grundlage der Untersuchung. Das gilt ja schon bei den Gerichtsh\u246 ?fen der Erde. So oft jemand wegen einer Gewalttat oder eines Mordes belangt wird, verschwinden alle Rangstufen, ob einer nun Pr\u228 ?fekt oder Konsul oder was sonst immer sei, und \u252 ?ber den Verbrecher werden die schwersten Strafen verh\u228 ?ngt. Wieviel mehr wird das im Jenseits der Fall sein!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0813.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d813 }}} Damit also uns nichts Derartiges widerfahre, lasset uns die besudelten Kleider ab- und die Waffen des Lichtes anlegen, dann wird auch uns die Herrlichkeit Gottes umkleiden. Welches Gebot k\u246 ?nnte da schwer sein und welches w\u228 ?re nicht vielmehr leicht? H\u246 ?re nur, was der Prophet sagt, und du wirst verstehen, warum sie leicht sind. \u8220"Nicht wenn du deinen Nacken niederbeugst wie einen Reif, und dir Sack und Asche als Lager streust, nicht dies nenne richtiges Fasten; sprenge vielmehr alle Bande des Unrechts, l\u246 ?se die Fesseln erzwungener Vertr\u228 ?ge{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 58,56\par} } . Siehe, wie weise der Prophet vorgeht. Zuerst erw\u228 ?hnt er das, was schwer ist, und befreit dich davon; dann verlangt er, dass man durch Erf\u252 ?llung der leichteren Pflichten sein Heil wirke, indem er zeigt, dass Gott nicht m\u252 ?hevolle Abt\u246 ?tungen fordert, sondern Gehorsam. Darauf erkl\u228 ?rt er, dass die Tugend etwas Leichtes, das B\u246 ?se hingegen schwer und dr\u252 ?ckend ist, und beweist es aus dem, blo\u223 ?en Namen desselben. Die Bosheit, sagt er, ist eine Fessel, eine Schlinge; die Tugend befreit und l\u246 ?st davon.\u8221"Zerrei\u223 ?e jede ungerechte Urkunde\u8221", damit meint er die Schuld und Wucherverschreibungen; \u8220"lasse, die geknechtet worden, frei\u8221", d.h. die sich in Not befinden. Das gilt n\u228 ?hmlich vom Schuldner; wenn er seinen Gl\u228 ?ubiger erblickt, bef\u228 ?llt Zagen sein Herz, er f\u252 ?rchtet sich mehr vor ihm als vor einem Raubtiere. \u8220"Arme und Heimatlose f\u252 ?hre in dein Haus; so du einen Nackten siehst, kleide ihn, und behandle die Genossen deines Fleisches nicht ver\u228 ?chtlich\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 58,67\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Neulich haben wir in einer Predigt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hom.52 S.134ff\par} } , wo wir vom Lohne der Mildt\u228 ?tigkeit handelten, darauf hingewiesen, dass sie gro\u223 ?en Reichtum im Gefolge hat; heute wollen wir sehen, ob einer ihrer Vorschriften schwer ist und die Kr\u228 ?fte unserer Natur \u252 ?bersteigt. Wir werden aber nichts dergleichen finden, vielmehr das gerade Gegenteil, n\u228 ?mlich, dass die Tugend sehr leicht zu \u252 ?ben ist, w\u228 ?hrend das B\u246 ?se viel M\u252 ?he fordert. Was ist wohl m\u252 ?hsamer {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0814.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d814 }}} als Geld zu leihen, um die Zinsen und Verschreibungen sich k\u252 ?mmern, Guthaben eintreiben, wegen der Pfandsummen, wegen des Kapitals, der Urkunden, der Zinsen, wegen der B\u252 ?rgschaft in Furcht und Angst schweben zu m\u252 ?ssen? Das ist eben die Natur der weltlichen Gesch\u228 ?fte. Diese scheinbare und viel \u252 ?berlegte Sicherheit ist im Grunde gar morsch und verd\u228 ?chtig. Wohlt\u228 ?tig zu sein ist dagegen leicht und entledigt aller Sorgen. Machen wir darum aus der Not des Nebenmenschen kein Gesch\u228 ?ft; treiben wir keine Kr\u228 ?merei mit der N\u228 ?chstenliebe. Ich wei\u223 ? wohl, dass viele nicht gerne solche Reden h\u246 ?ren; aber was h\u228 ?tte es f\u252 ?r einen Zweck wenn ich schweige? Gesetzt, ich t\u228 ?te es und fiele euch durch meine Worte nicht l\u228 ?stig, so k\u246 ?nnte ich euch doch durch mein Schweigen unm\u246 ?glich vor der Strafe bewahren; ja, sie w\u252 ?rde sogar im Gegenteil nur um so schwerer ausfallen, und nicht blo\u223 ? euch, sondern auch mir w\u252 ?rde ein solches Schweigen gerechte Z\u252 ?chtigung eintragen. Was n\u252 ?tzen also angenehme Worte, wenn sie nicht zu Taten verhelfen, sondern obendrein noch Nachteil bringen? Was n\u252 ?tzt es durch Worte Freude zu bereiten, in der Tat aber Leid zuzuf\u252 ?gen? Dem Ohre zu schmeicheln, w\u228 ?hrend die Seele der Strafe verf\u228 ?llt? Darum muss ich jetzt notgedrungen Schmerz bereiten, damit wir im Jenseits nicht zu b\u252 ?\u223 ?en brauchen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wahrlich eine schwere, mein Lieber, eine schwere und sorgf\u228 ?ltiger Behandlung bed\u252 ?rftige Seuche hat die Kirche befallen. W\u228 ?hrend man n\u228 ?mlich nicht einmal durch rechtm\u228 ?\u223 ?ige Bem\u252 ?hungen trachten soll, Sch\u228 ?tze aufzuh\u228 ?ufen, vielmehr sein Haus dem Hilfbed\u252 ?rftigen \u246 ?ffnen soll, ziehen manche noch Nutzen aus der Armut des N\u228 ?chsten, indem sie dem Raube unter einem sch\u246 ?nen Namen und der Habsucht unter einem h\u252 ?bschen Vorwande huldigen. Es komme mir ja niemand mit der Berufung auf die b\u252 ?rgerlichen Gesetze. Auch der Z\u246 ?llner beobachtet das weltliche Gesetz; aber gleichwohl trifft ihn Strafe. So wird es auch uns ergehen, wenn wir nicht aufh\u246 ?ren, die Armen zu bedr\u252 ?cken, ihre Not und bedr\u228 ?ngte Lage als Anlass zu schamloser Bereicherung zu missbrauchen. Nicht um die Armut auszubeuten, sondern um ihr abzuhelfen, besitzest du Reichtum; aber {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0815.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d815 }}} unter dem Vorwande, das Elend zu lindern, erschwerst du es noch und treibst um Geld Schacher mit der Liebe. Verkaufe sie immerhin, ich habe nichts dagegen; nur verkaufe um das Himmelreich. Begn\u252 ?ge dich doch f\u252 ?r eine so edle Tat nicht mit dem geringen Zins von einem Prozent, sondern nimm daf\u252 ?r das unsterbliche Leben in der Ewigkeit. Wie magst du nur so bettelhaft, knauserig und kleinlich sein, dass du um einen niedrigen Erl\u246 ?s das Wertvolle verhandelst, da doch das Geld verg\u228 ?nglich ist, w\u228 ?hrend das Himmelreich ewigen Bestand hat? Wie kannst du Gott preisgeben, um Gewinn bei Menschen einzustreichen? Wie magst du nur den Reichen unbeachtet lassen, um daf\u252 ?r den Armen zu bedr\u252 ?cken, wie den verlassen, der belohnen kann, um dich an den zu h\u228 ?ngen, der keinen Dank kennt? Gott ist voll Verlangen, zu belohnen; dieser ist unwillig, wenn er den Zins bezahlen soll. Dieser gibt kaum den hundertsten Teil als Lohn, jener das Hundertf\u228 ?ltige und das ewige Leben dazu. Dieser schm\u228 ?ht und l\u228 ?stert dabei, jener lobt und segnet dazu; dieser erweckt dir Neid, jener flicht dir auch noch Kr\u228 ?nze; dieser ist es kaum hier imstande, jener vermag es hier und im Jenseits. Ist es also nicht der Gipfel der Albernheit, wenn man es nicht versteht, Gewinn zu machen? Wie viele haben schon um der Zinsen willen das Kapital eingeb\u252 ?\u223 ?t! Wie viele sind schon ins Elend geraten, weil sie nach Zinsen strebten! Wie viele haben wegen ihrer uns\u228 ?glichen Habgier sich und andere in die \u228 ?u\u223 ?erste Armut gest\u252 ?rzt!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Komme mir also nicht mit dem Einwand, derjenige, der sich das Geld ausleiht, freue sich doch und danke f\u252 ?r die Anleihe. Denn das tut er nur, weil du so hart bist. Auch Abraham lieferte sein Weib den Barbaren aus, aber keineswegs gern, sondern aus Furcht vor Pharao, um sich gegen Feindseligkeiten sicherzustellen. So handelt auch der Arme; weil du ihm nicht einmal das umsonst gew\u228 ?hrst, sieht er sich ob deiner Hartherzigkeit gen\u246 ?tigt, dir zu danken. Bei dir aber hat es den Anschein, als ob du noch einen Lohn verlangest daf\u252 ?r, dass du ihm aus seiner Not geholfen hast. Beileibe {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0816.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d816 }}} nicht, entgegnest du. Aber wie kannst du so sagen? Wenn du ihn aus einem gr\u246 ?\u223 ?eren Elende rettest, verlangst du nichts daf\u252 ?r; wenn du ihm aber eine geringere Hilfe gew\u228 ?hrst, legst du eine solche Lieblosigkeit an den Tag? Wei\u223 ?t du nicht, welche Strafe eine solche Handlungsweise nach sich ziehen muss? Hast du nicht geh\u246 ?rt, dass dies auch im Alten Bunde geahndet wurde? Wie lautet aber die Ausrede, welche die meisten gebrauchen? Wenn ich Zinsen nehme, so bin ich in der Lage, den Armen zu helfen, sagen sie. Das mag ganz recht sein, mein Lieber; aber solche Opfer will Gott nicht. Deute nicht am Gesetze herum! Es ist besser, den Armen gar nicht zu geben, als auf diesem Wege, dass du gerecht erworbenes Verm\u246 ?gen durch den Gewinn, den du auf schlechte Weise daraus ziehst, oft ungerecht machst; es ist das gerade so, wie wenn jemand einen Scho\u223 ?, der eine gute Frucht birgt, zw\u228 ?nge, Skorpione zur Welt zu bringen. Doch, ich brauche mich gar nicht auf Gottes Gesetz zu berufen. Nennt ihr nicht selber eine solche Handlungsweise schmutzig? Wenn nun ihr trotz eurer Gewinnsucht so urteilet, dann bedenke, was f\u252 ?r ein Urteil Gott \u252 ?ber euch f\u228 ?llen wird. Und willst du auch die b\u252 ?rgerlichen Gesetze heranziehen, so wirst du sehen, dass auch sie derartige Gesch\u228 ?fte als die gr\u246 ?\u223 ?te Schamlosigkeit brandmarken. M\u228 ?nnern, welche Ehren\u228 ?mter bekleiden und zum gro\u223 ?en Rate, der Senat hei\u223 ?t, geh\u246 ?ren, ist es nicht gestattet, sich mit solchen Gesch\u228 ?ften zu entehren; ja, ein eigenes Gesetz untersagt ihnen solchen Erwerb. Ist es darum nicht schauderhaft, wenn du eine Ehre, welche die r\u246 ?mischen Gesetzgeber dem Senate wahrten, nicht auch dem Himmelreiche zuerkennst? Wenn dir vielmehr der Himmel weniger gilt als die Erde und du dich einer solchen Widersinnigkeit nicht einmal sch\u228 ?mst? G\u228 ?be es etwas T\u246 ?richteres, als wenn jemand mit aller Gewalt ohne Erdreich, ohne Regen, ohne Pflug s\u228 ?en wollte? Die Folge davon ist, dass Leute, die sich auf einen derartigen Landbau verlegen, nur Unkraut ernten, das ins Feuer geworfen wird.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gibt es denn nicht genug Erwerbszweige, die gerecht sind. Landbau, Schaf- und Viehzucht, Handwerke, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0817.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d817 }}} Verwaltung des Verm\u246 ?gens? Wie kannst du so wahnsinnig und t\u246 ?richt sein, Disteln zu bauen? Ja, aber die Fr\u252 ?chte der Erde sind so vielen Unf\u228 ?llen ausgesetzt: Hagel, Brand, Regenwetter; so wirfst du ein. Mag sein, aber die Geldgesch\u228 ?fte noch gr\u246 ?\u223 ?eren. Mag beim Landbau alles m\u246 ?gliche eintreten, der Schaden trifft nur den Ertrag; das Kapital, der Acker n\u228 ?mlich, bleibt erhalten. Beim Geldgesch\u228 ?ft jedoch haben oft schon viele das ganze Kapital eingeb\u252 ?\u223 ?t; sie schweben daher auch, bevor noch ein Ungl\u252 ?ck eintritt, in best\u228 ?ndiger Unruhe. Ein Geldverleiher genie\u223 ?t ja eigentlich nie sein Verm\u246 ?gen, auch wenn die Zinsen einlaufen, hatte er keine Freude an diesem Gewinne, ist vielmehr voll Bedauern, dass die Zinsen das Kapital noch nicht \u252 ?berholt haben. Bevor also noch diese b\u246 ?se Frucht aufgetragen ist, arbeitet er daran, sie zur Welt zu bringen, indem er die Zinsen zum Kapital schl\u228 ?gt und wendet selbst Gewalt an, um diese Schlangenbrut, wenn sie noch unreif ist, vor der Zeit aushacken zu lassen. So n\u228 ?mlich kann man die Zinsen nennen, weil sie weit schlimmer sind als jene Bestien und die Seelen der Ungl\u252 ?cklichen zerfleischen und verschlingen. Das ist eben die Fessel der Ungerechtigkeit, das die Kette der ungerechten Abmachungen. Denn sagt man: ich gebe, nicht damit du empfangest, sondern damit du noch mehr zur\u252 ?ckgebest. Und doch hat Gott verboten, wiederzunehmen, was man einmal gegeben hat; denn er sagt: \u8222 ?Leihet dar, ohne etwas entgegenzuhoffen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 6,35\par} } . Du aber forderst mehr zur\u252 ?ck, als du gegeben hast, ja du zwingst den Empf\u228 ?nger, etwas als seine Schuld an zusehen, was du ihm gar nicht gegeben hast. Allein, anstatt dein Verrm\u246 ?gen zu vergr\u246 ?\u223 ?ern, wie du meinst, sch\u252 ?rst du dir nur das ewige Feuer an. Damit uns also so etwas nicht wilderfahre, lasset uns den Scho\u223 ?, der mit den unheilvollen Zinsen schwanger geht, seiner B\u252 ?rge entledigen, diese ungerechten Geburtswehen beseitigen, diesen Verderben kreisenden Leib vertilgen und allein dem wahren Gewinn nachgehen. Welcher ist das? H\u246 ?re, was Paulus sagt: \u8222 ?Es ist aber gro\u223 ?er Gewinn die Fr\u246 ?mmigkeit mit {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0818.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d818 }}} Gen\u252 ?gsamkeit\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Tim 6,6\par} } . Das also sei allein der Reichtum, mit dem wir uns bereichern wollen, auf dass wir hier den Frieden finden und dort die k\u252 ?nftigen G\u252 ?ter erlangen durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, dem die Ehre und die Macht geb\u252 ?hrt mit dem Vater und dem Heiligen Geiste, jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Siebenundf\u252 ?nfzigste Homilie. Kap. XVII, V.10-21.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.10: \u8222 ?Und es fragten ihn seine J\u252 ?nger und sagten:Warum sagen dann aber die Schriftgelehrten, dass zuerst Elias kommen m\u252 ?sse?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Also nicht aus der Hl. Schrift wussten sie das, sondern von den Schriftgelehrten, die ihre eigenen Ansichten gepredigt hatten, und so wurde diese Meinung unter dem ungebildeten Volke verbreitet. Ebenso hatten sie es mit Christus gemacht. Darum konnte auch die Samaritanerin sagen: \u8222 ?Der Messias kommt, und wenn er kommt, wird er uns alles verk\u252 ?nden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 4,25\par} } ; so hatte man auch den Johannes gefragt: \u8222 ?Bist du Elias? Bist du der Prophet?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 1,21\par} } . Denn, wie ich sagte, man sprach allgemein \u252 ?ber Christus und \u252 ?ber Elias; doch wurden von jenen falsche Meinungen in Umlauf gebracht. Die Hl. Schrift kennt eine zweifache Ankunft Christi, die eine, die bereits erfolgt ist, und die andere die erst noch erfolgen soll. Von ihnen beiden handelt Paulus, wo er schreibt: \u8222 ?Erschienen ist die Gnade Gottes, unseres Heilandes, allen Menschen, und hat uns unterwiesen, dass wir der Unfreiheit und den weltlichen Gel\u252 ?sten entsagen und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0819.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d819 }}} besonnen, gerecht und fromm leben sollen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Tit 2,11-12\par} } . Damit ist also die erste Ankunft gezeichnet. Vernimm nun auch, wie er die zweite erw\u228 ?hnt. Nach obigen Worten f\u228 ?hrt er fort: \u8222 ?Erwartend die selige Hoffnung und die Ankunft der Herrlichkeit unseres gro\u223 ?en Gottes und Heilandes Jesus Christus\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 2,11-13\par} } Auch die Propheten erw\u228 ?hnen beide Ank\u252 ?nfte.Vor der zweiten wird Elias der Vorl\u228 ?ufer sein; denn bei der ersten war es Johannes, den Christus auch als Elias bezeichnet, nicht als ob er wirklich Elias gewesen w\u228 ?re. sondern weil er die Aufgabe desselben erf\u252 ?llte. Wie n\u228 ?mlich Elias bei der zweiten Ankunft Vorl\u228 ?ufer sein wird, so war es Johannes bei der ersten. Die Schriftgelehrten aber hielten diese beiden nicht auseinander und machten auch das Volk irre, indem sie vor den Leuten nur die zweite Ankunft erw\u228 ?hnten; sie sagten: Wenn dieser Christus w\u228 ?re, h\u228 ?tte Elias vorher auftreten m\u252 ?ssen. Damit ist also der Grund angegeben, weshalb die J\u252 ?nger fragten:\u8222 ?Warum sagen die Schriftgelehrten, dass zuerst Eliass kommen m\u252 ?sse?\u8220" wie auch, dass die Pharis\u228 ?er Johannes fragen lie\u223 ?en: \u8222 ?Bist du Elias?\u8220" Nirgends aber erw\u228 ?hnen sie die erste Ankunft.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie l\u246 ?ste nun Christus diese Frage? Er sagt: Elias wird einst bei meiner zweiten Ankunft erscheinen, aber auch jetzt ist ein Elias gekommen, womit er Johannes bezeichnet. Dieser ist als Elias gekommen; aber nicht als der Thesbiter, denn er wird erst noch kommen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8222 ?Elias wird kommen und alles wiederherstellen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was alles? Was der Prophet Malachias erw\u228 ?hnt: \u8222 ?Ich sende euch Elias, den Thesbiter und er wird zur\u252 ?ckwenden das Herz des Vaters zu dem Sohne, damit ich nicht komme und das Land gr\u252 ?ndlich schlage\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mal 4,56\par} } . Merkst du, wie genau sich der Prophet ausdr\u252 ?ckt? Christus nennt den Johannes Elias, weil beide die gleiche Aufgabe haben. Damit man nun nicht glaube, der Prophet rede im gleichen Sinne, so f\u252 ?gt er dessen Heimat bei und sagt:\u8222 ?den Thesbiter\u8220"; Johannes war {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0820.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d820 }}} aber kein Thesbiter. Noch ein weiteres Unterscheidungsmerkmal wird angef\u252 ?hrt: \u8222 ?Damit ich nicht komme und die Erde von Grund aus ersch\u252 ?ttere\u8220"; damit wird auf die Schrecken der zweiten Ankunft hingewiesen. Das erstemal erscheint er nicht, um die Erde zu ersch\u252 ?ttern. \u8222 ?Ich bin nicht gekommen\u8220",sagt er, \u8222 ?damit ich die Welt richte, sondern damit ich die Welt rette\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 12,47\par} } . Es ist also offenbar, dass der Thesbiter vor jener Ankunft, mit welcher das Gericht verbunden ist, erscheinen wird. Zugleich gibt er kund, in welcher Absicht er kommen wird. Und die w\u228 ?re? Dass er kommen wird, um die Juden zum Glauben an Christus zu bewegen, damit sie nicht alle zusammen bei seiner Ankunft zugrunde gehen. Darum erinnert er sie auch daran, und sagt, \u8222 ?er wird alles wiederherstellen\u8220", d.h. er wird den Unglauben der dann noch lebenden Juden auf den rechten Weg weisen. Darin liegt der Grund, weshalb er die Worte so genau abwog und nicht sagte: er wird das Herz des Sohnes zum Vater kehren, sondern: \u8222 ?des Vaters zum Sohne\u8220". Die Apostel waren n\u228 ?mlich die S\u246 ?hne der Juden; deshalb sagte er, Elias wird hinf\u252 ?hren zu den Lehren ihrer S\u246 ?hne, n\u228 ?mlich der Apostel, die Herzen der V\u228 ?ter, d.h. die Gesinnung der Juden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: \u8222 ?Ich sage euch aber, dass Elias schon gekommen ist, und sie erkannten ihn nicht, sondern taten an ihm, was sie nur wollten. So auch wird der Sohn des Menschen zu leiden haben von ihnen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: Da verstanden die J\u252 ?nger, dass er von Johannes zu ihnen gesprochen habe.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch davon hatten weder die Schriftgelehrten noch die Schrift selbst gesprochen. Sie waren aber nunmehr scharfsinniger und aufmerksamer auf seine Worte geworden und so fassten sie es rasch auf. Wie kam es, dass sie es so schnell verstanden? Weil er ihnen schon fr\u252 ?her erkl\u228 ?rt hatte: \u8222 ?Er selber ist Elias, der da kommen soll\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 11,14\par} } . Hier sagt er: \u8222 ?Er ist schon gekommen\u8220", und: \u8222 ?Elias wird kommen und alles wiederherstellen.\u8220" {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0821.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d821 }}} Lass dich aber nicht beirren und denke auch nicht, der Herr sei im Unklaren gewesen, wenn er das eine Mal sagt, Elias werde erst kommen, das andere Mal, er sei schon gekommen. Beides ist eben zugleich wahr. Denn wenn er einmal sagt: \u8222 ?Elias wird kommen und alles wiederherstellen\u8220", so spricht er vom eigentlichen Elias und der einstigen Bekehrung der Juden; wenn er dann wieder sagt: \u8222 ?der kommen soll\u8220", so bezeichnet er Johannes mit dem Namen Elias, weil beide eine gleiche Sendung hatten. \u196 ?hnlich nannten auch die Propheten jeden hervorragenden K\u246 ?nig einen David und die Juden nannten sie wegen ihrer Sitten die Obersten von Sodoma und S\u246 ?hne der \u196 ?thiopier. Wie nun Elias der Vorl\u228 ?ufer der zweiten Ankunft sein wird, so war Johannes der Vorl\u228 ?ufer der ersten .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das ist aber nicht der einzige Grund, weshalb er Johannes \u252 ?berall Elias nennt; er zeigt damit auch, wie vollkommen er selbst im Einklange steht mit dem Alten Bunde, wie auch diese seine erste Ankunft der Weissagung der Propheten entspricht. Deshalb f\u228 ?hrt er fort: \u8222 ?Sie erkannten ihn nicht, sondern taten an ihm, was sie nur wollten .\u8220" Was bedeuten die Worte: \u8222 ?alles was sie wollten\u8220"? Man warf ihn ins Gef\u228 ?ngnis, verh\u246 ?hnte ihn, t\u246 ?tete ihn, brachte sein Haupt auf einer Sch\u252 ?ssel getragen. \u8222 ?So wird auch der Sohn des Menschen zu leiden haben von ihnen.\u8220" Merkst du, wie der Herr wieder Anlass nimmt, um die Apostel an sein Leiden zu erinnern und wie er aus dem Leiden des Johannes gro\u223 ?en Trost f\u252 ?r sie ableitet? Doch er tr\u246 ?stet sie nicht blo\u223 ? durch diesen Hinweis, sondern auch durch die unmittelbar darauffolgenden gro\u223 ?en Wunder. So oft er n\u228 ?mlich von seinem Leiden spricht, wirkt er gew\u246 ?hnlich auch Wunder, sei es vor oder nach derartigen \u196 ?u\u223 ?erungen. Diese Beobachtung kann man h\u228 ?ufig bei ihm machen.So hei\u223 ?t es: \u8222 ?Von da an begann Jesus, seinen J\u252 ?ngern zu zeigen, dass er nach Jerusalem hingehen und vieles leiden m\u252 ?sse{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 16,21\par} } . Wann war das: \u8220"von da an\u8222 ?? Da man ihn als Christus und Sohn Gottes bekannt hatte. Ferner {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0822.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d822 }}} als sie auf dem Berge die wunderbare Erscheinung gesehen hatten, wo die Propheten von seiner Herrlichkeit geredet hatten, auch da machte er sie auf sein Leiden aufmerksam. Jetzt, da er von dem Schicksale des Johannes gesprochen hat, f\u228 ?hrt er fort: \u8222 ?So wird auch der Sohn des Menschen von ihnen zu leiden haben.\u8221" Ebenso kurze Zeit sp\u228 ?ter, nachdem er den Teufel ausgetrieben hatte, den seine J\u252 ?nger nicht auszutreiben vermocht hatten: \u8220"W\u228 ?hrend sie n\u228 ?mlich in Galil\u228 ?a umherwanderten, sprach Jesus zu ihnen: Der Sohn des Menschen wird in die H\u228 ?nde der S\u252 ?nder \u252 ?berantwortet werden und sie werden ihn t\u246 ?ten, und am dritten Tage wird er wieder auferstehen\u8222 ?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 17,21-22\par} } . Er beabsichtigte damit, das \u220 ?berma\u223 ? ihrer Trauer durch die gro\u223 ?en Wunder zu m\u228 ?\u223 ?igen und sie auf alle m\u246 ?gliche Weise aufzurichten. So spendete er auch hier gro\u223 ?en Trost durch die Erinnerung an den Tod des Johannes. Vielleicht fragt jemand: Warum hat Jesus nicht jetzt schon den Elias erweckt und gesendet, da er doch bezeugt, dass derselbe bei deinem Erscheinen so viel Gutes bewirken werde? Ich erwidere: man hielt auch jetzt Christus f\u252 ?r Elias, ohne indes an ihn zu glauben. \u8222 ?Die einen halten Dich f\u252 ?r Elias, andere f\u252 ?r Jeremias\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 16,14\par} } . Und doch war zwischen Johannes und Elias kein anderer Unterschied als der der Zeit.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie aber werden die Juden dann glauben{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wenn Elias wirklich kommt\par} } , so fragst du? Er wird eben alles wiederherstellen, weil man ihn kennen wird, und weil auch die Herrlichkeit Christi bis zu jenem Tage immer mehr verbreitet sein und heller als die Sonne bei allen leuchten wird. Wenn er dann nach einer solchen Spannung und Erwartung kommt, um durch seine Predigt diejenige des Johannes zu best\u228 ?tigen, wenn auch er selbst Jesus \u246 ?ffentlich verk\u252 ?ndet, wird man seinen Worten ein geneigtes Geh\u246 ?r schenken. Durch die Worte: \u8220"Sie erkannten ihn nicht an\u8222 ? nimmt der Herr die Juden in Schutz wegen ihres Verhaltens gegen ihn. Aber nicht blo\u223 ? damit tr\u246 ?stet er die Apostel, sondern auch durch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0823.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d823 }}} den Hinweis darauf, dass er unschuldig alle seine Leiden von ihnen zu tragen haben werde. Zudem sucht er das Traurige dabei durch zwei Wunder zu verschleiern; das erste hatte er auf dem Berge gewirkt, das andere sollte aber jetzt geschehen. Als die Apostel seine Worte vernommen hatten, fragten sie ihn nicht, wann Elias kommen werde, sei es, dass sie von Bangigkeit vor dem Leiden beklommen sind, sei es, dass sie sich \u252 ?berhaupt scheuten zu fragen. Denn wir finden oft, dass sie schweigen, wenn sie bemerken, er wolle etwas nicht klar und deutlich sagen. So hatte er einst in Galil\u228 ?a zu ihnen gesagt: \u8222 ?Der Sohn des Menschen wird \u252 ?berantwortet werden und sie werden ihn t\u246 ?ten\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 9,30\par} } ; hierzu bemerkt Markus: \u8222 ?Sie verstanden das Gesagte nicht und f\u252 ?rchteten sich, ihn zu fragen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 9,31\par} } . Ebenso hei\u223 ?t es bei Lukas: \u8222 ?Es war vor ihnen verh\u252 ?llt, so dass sie es nicht erfassten; auch scheuten sie sich, ihn \u252 ?ber diese Rede zu befragen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 9,45\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: \u8222 ?Und nachdem sie zu den Volksscharen gekommen waren, trat zu ihm ein Mensch heran, welcher vor ihm auf die Knie niedersank und sagte:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: Herr! Erbarme Dich meines Sohnes, weil er monds\u252 ?chtig und gar \u252 ?bel daran ist; oft n\u228 ?mlich f\u228 ?llt er in das Feuer und oft in das Wasser.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: Und ich habe ihn zu Deinen J\u252 ?ngern gebracht und sie waren nicht imstande, ihn zu heilen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 In diesem Manne zeigt uns die Schrift einen sehr glaubensschwachen Menschen, wie aus vielen Umst\u228 ?nden hervorgeht. Einmal daraus, dass Christus sagte: \u8222 ?Alles ist m\u246 ?glich dem, der glaubt\u8220"; dann, dass der Mann sagte: \u8222 ?Hilf meinem Unglauben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 9,22-23\par} } ; sowie daraus, dass Christus dem Teufel verbot, wieder in den Besessenen zu fahren; ferner, dass der Mann zu Christus gesagt hatte: \u8222 ?Wenn Du kannst\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebdd 9,21\par} } . Wenn nun der Unglaube dieses Menschen schuld war, dass der Teufel nicht ausfuhr, warum, sagst {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0824.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d824 }}} du, schilt Christus die J\u252 ?nger? Er wollte zeigen, dass sie in jedem Falle heilen k\u246 ?nnen, auch wenn der Bittsteller ohne Glauben kommt. Es kommt ja h\u228 ?ufig vor, dass der Glaube des Bittenden gen\u252 ?gt, um auch von geringeren Menschen Gew\u228 ?hrung zu erhalten; aber oft geschieht es, dass ein Wunder vollbracht wird nur durch die Kraft derer, die es wirken, auch wenn der Bittsteller keinen Glauben hat. F\u252 ?r beide F\u228 ?lle finden sich in der Hl. Schrift Beispiele. Kornelius und seine Leute zogen durch ihren Glauben die Gnade des Heiligen Geistes auf sich herab, w\u228 ?hrend zur Zeit des Elis\u228 ?us ein Toter aufstand, wiewohl niemand Glauben besa\u223 ?.Denn die M\u228 ?nner, welche den Toten in das Grab warfen, taten es nicht aus Glauben, sondern aus Feigheit, und ohne jede Sorgfalt, um dann aus Furcht vor einem \u220 ?berfall der R\u228 ?uber die Flucht zu ergreifen; der aber, den sie hineinwarfen, war tot. Also blo\u223 ? durch die Kraft des heiligen Leibes{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Elis\u228 ?us\par} } wurde dieser Tote erweckt. Darauf folgt klar, dass auch die J\u252 ?nger schwach waren, wenn auch nicht alle; denn die S\u228 ?ulein{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Apostelkollegium\par} } waren nicht dabei gewesen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die R\u252 ?cksichtslosigkeit des Mannes erhellt auch noch aus dem Umstand, dass er in Gegenwart des Volkes die J\u252 ?nger bei Christus blo\u223 ?stellt: \u8222 ?Ich habe ihn zu Deinen J\u252 ?ngern gebracht und sie vermochten nicht, ihn zu heilen.\u8220" Der Herr aber nimmt seine J\u252 ?nger vor dem Volke in Schutz gegen diesen Vorwurf und schreibt ihm die Hauptschuld zu.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: \u8222 ?O ungl\u228 ?ubiges und verkehrtes Geschlecht\u8220", sagt er, \u8222 ?wie lange noch werde ich bei euch sein?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Doch will er damit auch die Juden, nicht den Mann allein treffen, um ihn nicht zu besch\u228 ?men. Sonst h\u228 ?tten viele der Anwesenden Ansto\u223 ? nehmen und \u252 ?ber die J\u252 ?nger ungeb\u252 ?hrlich denken k\u246 ?nnen. Mit den Worten: \u8222 ?Wie lange werde ich noch bei euch sein\u8220", bringt er wieder zum Ausdruck, dass ihm der Tod erw\u252 ?nscht sei, dass er sich darnach sehne und nach seinem Hingange verlange, dass nicht der Tod am Kreuze f\u252 ?r ihn schwer sei, sondern sein Verweilen unter ihnen. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0825.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d825 }}} Bei blo\u223 ?en Vorw\u252 ?rfen l\u228 ?sst er es aber nicht bewenden; er sagt vielmehr: \u8222 ?Bringet ihn mir hierher.\u8220" Und er fragt ihn selbst, wie lange er schon leide; weil er sowohl seine J\u252 ?nger in Schutz nehmen, als auch ihn selbst mit froher Hoffnung und mit dem Vertrauen erf\u252 ?llen will, dass er bald von seinem Leiden werde befreit werden. Der Herr lie\u223 ? es aber geschehen, dass der Besessene hin- und hergezerrt wurde, nicht um ein Schauspiel zu bieten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 da n\u228 ?mlich viel Volk zusammengelaufen war, schalt er ihn auch\par} } , sondern um seines Vaters willen, der sehen sollte, dass der Teufel beim blo\u223 ?en Anreden erschrickt, um wenigstens hierdurch zum Glauben an das bevorstehende Wunder gebracht zu werden. Der Mann hatte gesagt: \u8222 ?Von Jugend auf\u8220", und: \u8222 ?Wenn du kannst, hilf uns\u8220"; Christus antwortet ihm: \u8222 ?Alles ist dem m\u246 ?glich, der glaubt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 9,21-22\par} } , und lenkt damit den Tadel wieder auf ihn zur\u252 ?ck. Auch der Auss\u228 ?tzige hatte gesagt: \u8222 ?Wenn du willst, kannst du mich rein machen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 5,12\par} } , und hatte dabei die Macht Christi bekannt; darum lobte ihn der Herr und bekr\u228 ?ftigte seine Worte, indem er sprach:\u8222 ?Ich will, sei rein.\u8220" Dieser Mensch aber hatte durch seine Worte: \u8222 ?Wenn du es vermagst, hilf mir\u8220", der Macht des Herrn Unehre angetan; darum stellt er auch die Rede richtig, weil sie etwas Ungeh\u246 ?riges enthielt. Was sagt er also? \u8222 ?Wenn du glauben kannst, so ist dem alles m\u246 ?glich, der glaubt.\u8220" Das soll hei\u223 ?en: So gro\u223 ? ist meine Machtf\u252 ?lle, dass ich sogar andere in den Stand setzen kann, solche Wunder zu wirken. Wenn du also glaubst, wie es recht ist, wirst auch du heilen k\u246 ?nnen, nicht blo\u223 ? diesen, sondern noch viele andere. Nach diesen Worten befreite er den Besessenen vom Teufel.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hierbei kannst du auch beachten, dass seine F\u252 ?rsorge und Wohlt\u228 ?tigkeit diesen Menschen nicht erst jetzt, sondern schon seit jener Zeit begleitete, da er dem Teufel gestattete, in ihm zu wohnen; denn w\u228 ?re er nicht damals schon unter dem besonderen Schutze Gottes gestanden, so h\u228 ?tte er schon l\u228 ?ngst umkommen m\u252 ?ssen. Denn, wie wir h\u246 ?ren, hatte ihn der Teufel ins Feuer {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0826.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d826 }}} und ins Wasser gest\u252 ?rzt. Wenn er es so weit trieb, h\u228 ?tte er ihn auch ganz umgebracht, h\u228 ?tte nicht Gott seiner gro\u223 ?en Wut einen festen Zaum angelegt, \u228 ?hnlich wie bei jenen, welche nackt in den W\u252 ?sten herumlaufen und sich mit Steinen zu zerschmettern suchen. Wenn er aber monds\u252 ?chtig genannt wird, so lass dich das nicht beirren; das ist nur das Gerede seines Vaters. Wie kommt es nun aber, dass der Evangelist sagt, Christus habe viele Monds\u252 ?chtige geheilt? Damit gibt er nur der Anschauung der Menge Ausdruck. Denn um diesen Himmelsk\u246 ?rper in Verruf zu bringen, bef\u228 ?llt der Teufel die Besessenen und l\u228 ?sst wieder von ihnen, entsprechend dem Laufe des Mondes; doch ferne sei es zu glauben, der Mond sei die Ursache dieser Erscheinung; der Teufel ist der Urheber dieses Leidens und will, dass man dem Mond die Schuld daf\u252 ?r zuschreibe. So konnte auch diese irrt\u252 ?mliche Meinung bei den Ungebildeten platzgreifen, und infolgedessen gab man derartigen Teufeln den Namen Monds\u252 ?chtige. Doch stimmt dies nicht mit der Wahrheit \u252 ?berein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19: \u8222 ?Da traten die J\u252 ?nger allein zu Jesus heran und fragten: Warum vermochten wir nicht, den Teufel auszutreiben?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mir scheint, die Apostel waren voll Angst und Besorgnis, die Gnadengabe, die ihnen verliehen worden war, verloren zu haben. Sie hatten ja die Gewalt gegen die unreinen Geister erhalten. Deshalb treten sie auch ohne Zeugen vor ihn, um ihn zu fragen, nicht aus Scham, denn da die Sache \u246 ?ffentlich war, da sie \u246 ?ffentlich blo\u223 ?gestellt worden waren, w\u228 ?re es doch gegenstandslos gewesen, wenn sie sich gesch\u228 ?mt h\u228 ?tten, es einzugestehen, sondern, weil sie ihn \u252 ?ber eine geheime wichtige Angelegenheit befragen wollten. Und Christus?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: \u8222 ?Er sprach zu ihnen: Wegen eures Unglaubens. Denn wenn ihr Glauben habet wie ein Senfkorn, werdet ihr zu diesem Berge sagen: Gehe hinweg, und er wird weggehen, und nichts wird euch unm\u246 ?glich sein.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Du fragst vielleicht: Wo haben sie je einen Berg versetzt? Ich antworte: Sie haben noch viel gr\u246 ?\u223 ?ere {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0827.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d827 }}} Wunder verrichtet durch Tausende von Totenerweckungen. Denn einen Berg zu versetzen steht nicht auf gleicher Stufe wie eine Leiche dem Tode entrei\u223 ?en. \u220 ?brigens wird auch berichtet, dass in sp\u228 ?terer Zeit manche, die an Heiligkeit weit hinter den Aposteln standen, im Notfalle Berge versetzt haben. Daraus folgt offenbar, dass auch sie es im Notfalle getan h\u228 ?tten. Wenn aber damals kein solcher Notfall eintrat, so brauchst du deshalb nichts an ihnen auszusetzen. Zudem hatte ja auch der Herr nicht gesagt: Ihr werdet nach Belieben Berge versetzen, sondern: \u8222 ?Ihr werdet auch das verm\u246 ?gen.\u8220" Wenn sie nun keine Berge versetzten, so liegt der Grund nicht darin, dass sie es nicht vermocht h\u228 ?tten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 oder waren sie nicht auch imstande, gr\u246 ?\u223 ?ere Wunder zu wirken?\par} } , sondern weil sie nicht wollten, da kein triftiger Anlass dazu vorlag. Weil aber \u252 ?berhaupt nicht alle ihre Wundertaten aufgeschrieben worden sind, kann es wohl sein, dass sie auch Berge versetzt haben, ohne dass es aufgezeichnet worden ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zu jener Zeit waren sie aber noch recht unvollkommen. Und inwiefern? Hatten sie damals auch diesen Glauben nicht? Nein. Sie waren eben nicht immer dieselben. Petrus wird das eine Mal selig gepriesen, dann wieder getadelt; die \u252 ?brigen werden vom Herrn getadelt, weil sie in ihrem Unverstande das Gleichnis vom Sauerteig nicht begriffen. So zeigten sich die J\u252 ?nger auch in unserem Falle schwach; vor dem Kreuzestode Christi waren sie eben noch gar zu unvollkommen. Hier nun handelt er vom Glauben an die Wunder und weist auf das Senfkorn hin, um die unbeschreibliche Kraft des Glaubens zu kennzeichnen. Das Senfkorn ist dem \u196 ?u\u223 ?eren nach zwar klein, aber an Leistungsf\u228 ?higkeit \u252 ?bertrifft es alle Samenk\u246 ?rner. Das Senfk\u246 ?rnlein also f\u252 ?hrt er an, um zu zeigen, dass auch das geringste Ma\u223 ? echten Glaubens Gro\u223 ?es vermag. Aber auch das gen\u252 ?gt ihnen nicht; er spricht auch noch vom Bergeversetzen; ja er geht noch weiter und sagt: \u8222 ?Nichts wird euch unm\u246 ?glich sein.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0828.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d828 }}} Hier nun hast du Gelegenheit, die Tugend der Apostel und die Kraft des Heiligen Geistes zu bewundern; die Tugendhaftigkeit der Apostel, denn sie machen kein Hehl aus ihre Schw\u228 ?che; die Kraft des Heiligen Geistes, weil er sie, die nicht einmal ein Senfk\u246 ?rnlein Glauben besa\u223 ?en, nach und nach so weit emporhob, dass sogar Quellen und Str\u246 ?me des Glaubens aus ihnen hervorbrechen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: \u8222 ?Diese Art aber wird nicht ausgetrieben au\u223 ?er durch Gebet und Fasten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr spricht hier von dem ganzen Teufelsgez\u252 ?cht, nicht blo\u223 ? von den Monds\u252 ?chtigen allein. Siehst du, wie er schon zum voraus die Lehre vom Fasten grundlegt? Man komme mir aber nicht mit jenen seltenen F\u228 ?llen, wo hie und da Teufel auch ohne Fasten ausgetrieben wurden. Das mag wohl bei dem einen oder anderen Teufelsbeschw\u246 ?rer so gewesen sein, aber es ist ganz ausgeschlossen, dass jemand vom Ungl\u252 ?ck dieses Wahnsinnes geheilt werde, wenn er der Schwelgerei ergeben ist. Denn gerade f\u252 ?r einen solchen Kranken ist Fasten und Gebet unbedingt notwendig. Da sagst du: Ja, wenn der Glaube notwendig ist, wozu dann noch fasten? Weil au\u223 ?er dem Glauben gerade das Fasten gro\u223 ?e Kraft verleiht. Es pflanzt gro\u223 ?e Tugendhaftigkeit in die Seele und macht aus dem Menschen einen Engel, so dass er mit den M\u228 ?chten der Geister zu ringen vermag. F\u252 ?r sich allein gen\u252 ?gt aber das Fasten nicht, auch das Gebet ist erforderlich, und zwar an erster Stelle.. Erw\u228 ?ge nun, wieviel Gutes aus beidem erw\u228 ?chst. Wer ordentlich betet und fastet, hat nicht viele Bed\u252 ?rfnisse; wer nur wenig bedarf, wird nicht leicht habs\u252 ?chtig; wer nicht habs\u252 ?chtig ist, der ist auch geneigter zum Almosengeben. Wer fastet ist leicht und beschwingt, wacht und betet, erstickt die Glut der b\u246 ?sen Begierden, zieht die Gnade Gottes auf sich und h\u228 ?lt seine Seele, wenn sie sich selbst erhebt, nieder. Deshalb \u252 ?bten auch die Apostel beinahe ohne Unterlass das Fasten. Wer mit dem Fasten zugleich das Gebet verbindet, hat zwei Fl\u252 ?gel, die leichter sind als der Wind. Ein solcher g\u228 ?hnt und streckt sich nicht vor Schl\u228 ?frigkeit beim Beten, wie es die meisten machen; er ist vielmehr gl\u252 ?hender als {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0829.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d829 }}} Feuer und erhebt sich hoch \u252 ?ber die Erde. Ein solcher Beter ist darum den Teufeln auch besonders verhasst und zuwider. Es gibt eben nichts St\u228 ?rkeres als einen rechten Beter. Denn wenn schon ein Weib einen grausamen Gewalthaber, der weder Gott noch Menschen f\u252 ?rchtet, zu erweichen imstande ist{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Anspielung auf die Tochter der Herodias\par} } , wieviel mehr wird da einer, der seine E\u223 ?lust beherrscht und der Wollust entsagt, bei Gott Geh\u246 ?r finden, wenn er ihn ohne Unterlass bittet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ist dein Leib zu schwach, um viel zu fasten, so ist er doch nicht zu schwach zum Beten, noch zu kraftlos, um die Esslust zu verachten. Wenn du auch nicht zu fasten vermagst, so kannst du doch die \u220 ?ppigkeit vermeiden; auch das ist nichts Geringes und ist nicht weit vom Fasten entfernt; vielmehr ist auch diese Enthaltsamkeit ein sehr geeignetes Mittel, die w\u252 ?tenden Anf\u228 ?lle des Teufels zu vereiteln. Denn nichts sieht der Teufel so gern, wie Schwelgerei und Trunkenheit, weil daraus alle Laster entspringen und geboren werden. Damit verf\u252 ?hrte er seinerzeit die Israeliten zum G\u246 ?tzendienst; damit entflammte er die Sodomiter zu widernat\u252 ?rlicher Liebe. Die Schrift sagt n\u228 ?mlich: \u8222 ?Das war die Schuld Sodomas: Sie schwelgten in Hochmut, in Gen\u252 ?ge an Brot und \u220 ?berfluss\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ez 16,49\par} } . Damit hat er auch schon tausend andere ins Verderben und in die H\u246 ?lle gest\u252 ?rzt. Gibt es wohl ein Laster, zu dem die \u220 ?ppigkeit nicht f\u252 ?hrt? Sie macht aus Menschen Schweine; ja noch Schlimmeres als Schweine. Das Schwein w\u228 ?lzt sich im Schlamme und frist Unrat. Der \u220 ?ppige sucht sich noch abscheulichere Gen\u252 ?sse zu verschaffen als ein Schwein, indem er nach s\u252 ?ndhaften Umarmungen und unerlaubter Liebe trachtet. Ein solcher Mensch unterscheidet sich in nichts von einem Besessenen, so schamlos und toll ist er. Mit einem Besessenen haben wir noch Mitleid, ein Woll\u252 ?stiger fl\u246 ?\u223 ?t uns nur Abscheu und Ekel ein. Und weshalb? Weil er selbst an seiner Tollwut schuld ist, indem er seinen Mund, die Augen, die Nase und alle Glieder zu Schmutzkan\u228 ?len macht. K\u246 ?nntest du gar {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0830.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d830 }}} einen Blick in sein Inneres tun, du w\u252 ?rdest sehen, dass seine Seele wie vor Frost und Regen erstarrt, gel\u228 ?hmt und au\u223 ?erstande ist, das Fahrzeug zu lenken wegen der Heftigkeit des Sturmes. Scham erfasst mich, wenn ich sagen soll, wieviel Unm\u228 ?\u223 ?igkeit \u252 ?ber Mann und Weib bringt; das \u252 ?berlasse ich lieber denen, die darin Erfahrung haben, die es genauer wissen. Oder kann es etwas Sch\u228 ?ndlicheres geben als ein betrunkenes Weib, das nur so hin und her taumelt? Je gebrechlicher das Fahrzeug, desto entsetzlicher ist auch der Schiffbruch, mag die Trunkene nun eine Freigeborene sein oder eine Sklavin. Die Freie ist eben zum schamlosen Schauspiel der Slaven geworden, die Sklavin ist unter ihresgleichen unanst\u228 ?ndig. Beide sind schuld, dass die Gaben Gottes von den Unverst\u228 ?ndigen geschm\u228 ?ht werden. Denn gar h\u228 ?ufig, wenn so etwas B\u246 ?ses vorkommt, h\u246 ?re ich sagen: Es sollte keinen Wein geben! Wie t\u246 ?richt! Wie beschr\u228 ?nkt! Wenn andere s\u252 ?ndigen, ziehst du gegen die Gaben Gottes los? Was ist das doch f\u252 ?r ein Wahnsinn! Nicht der Wein tr\u228 ?gt die Schuld, sondern diejenigen, welche ihn zur Unm\u228 ?\u223 ?igkeit missbrauchen. Sage also: es sollte keine Trunkenheit, es sollte keine Unm\u228 ?\u223 ?igkeit geben. Wer aber meint, es sollte keinen Wein geben, der wird allm\u228 ?hlich weiter gehen und behaupten, wegen der M\u246 ?rder sollte es kein Eisen geben, wegen der Diebe keine Nacht, wegen der Betr\u252 ?ger kein Licht, wegen der Ehebr\u252 ?che keine Frauen; so gelangt man schlie\u223 ?lich dahin, alles abschaffen zu wollen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Allein so darf man es nicht machen; solche Reden sind ein Zeichen teuflischer Einfl\u252 ?sterung. Nicht dem Weine sollst du die Schuld geben, sondern der Trunksucht. Nimm einen Trinker her, wenn er n\u252 ?chtern ist, schildere ihm seine ganze Abscheulichkeit und sprich zu ihm: Der Wein ist uns gegeben worden, um uns zu erheitern, nicht damit wir den Anstand einb\u252 ?\u223 ?en; zu unserer Freude, nicht zu unserer Schmach; zur Erhaltung der Gesundheit, nicht um uns krank zu machen; zur Kr\u228 ?ftigung der leiblichen Schw\u228 ?che, nicht zur Schw\u228 ?chung der Kr\u228 ?fte der Seele. Gott hat dich mit dieser Gabe beehrt; wie kannst du dich selbst {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0831.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d831 }}} entehren durch Unm\u228 ?\u223 ?igkeit? H\u246 ?re doch, was Paulus sagt: \u8222 ?Gebrauche ein wenig Wein wegen deines Magens und deiner h\u228 ?ufigen Schw\u228 ?chen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Tim 5,23\par} } . Wenn Timotheus, ein Heiliger, trotz seiner Krankheit und seiner fortw\u228 ?hrenden Unp\u228 ?sslichkeiten keinen Wein genoss, bis es ihm der Meister auftrug, womit wollten wir uns entschuldigen, wenn wir uns bei voller Gesundheit betrinken? Zu Timotheus sprach Paulus: \u8222 ?Trinke ein wenig Wein wegen des Magens\u8220", zu jedem von euch, der sich berauscht, wird er sagen: Du darfst nur wenig Wein genie\u223 ?en, wegen der Fleischess\u252 ?nden, wegen der h\u228 ?ufigen unfl\u228 ?tigen Reden, wegen der b\u246 ?sen Begierden, welche die Trunkenheit im Gefolge hat. Gen\u252 ?gen euch schon diese Gr\u252 ?nde nicht, so enthaltet euch des unm\u228 ?\u223 ?igen Trinkens wenigstens wegen der Unlust und Verdrossenheit, die es nach sich zieht. Der Wein ist zur Freude gegeben worden, so lesen wir: \u8222 ?Wein erfreut des Menschen Herz\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 103,15\par} } . Ihr aber tut dieser guten Wirkung Schmach an. Kann es denn eine Freude sein, wenn man nicht mehr bei Sinnen ist, wenn man von allerlei \u220 ?belkeiten gepeinigt wird, wenn sich alles im Kreise dreht und aussieht, als w\u228 ?re es von einem Schleier \u252 ?berzogen, wenn man sich gleich einem Fieberkranken den Kopf mit \u214 ?l einreiben muss?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Diese meine Worte gelten aber nicht allen und doch auch wieder allen; nicht als ob n\u228 ?mlich alle dem Trunke ergeben w\u228 ?ren, Gott bewahre, sondern weil sich die N\u252 ?chternen um die Betrunkenen nicht k\u252 ?mmern. Deshalb wende ich mich besonders an euch, die ihr vern\u252 ?nftig seid, \u228 ?hnlich wie ein Arzt, der sich ja auch nicht blo\u223 ? an die Kranken wendet, sondern auch mit deren Umgebung sich bespricht. An euch also sind meine Worte gerichtet, euch fordere ich auf; lasset euch ja nicht von dieser Leidenschaft ergreifen. Die aber davon befallen sind, die muntert auf, dass sie doch nicht schlimmer als die unvern\u252 ?nftigen Tiere sich betragen. Denn diese verlangen nicht mehr, als sie brauchen. Die Trinker dagegen sind unvern\u252 ?nftiger, weil sie die Grenzen der M\u228 ?\u223 ?igung \u252 ?berschreiten. Wieviel besser ist doch ein Esel als sie! Wieviel gescheiter ein Hund! Diese und alle {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0832.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d832 }}} anderen Tiere finden beim Essen und Trinken ihr Ma\u223 ? in der Gen\u252 ?ge und gehen nicht \u252 ?ber das Bed\u252 ?rfnis hinaus; und w\u252 ?rde man sie auch noch so sehr n\u246 ?tigen, man kann sie nicht bewegen, unm\u228 ?\u223 ?ig zu sein. In dieser Beziehung seid ihr also schlechter als die unvern\u252 ?nftigen Tiere, nicht nur im Vergleich mit den N\u252 ?chternen, sondern auch f\u252 ?r euch selbst; denn ihr beweist damit, dass ihr euch selbst nicht einmal so hoch sch\u228 ?tzet, wie die Hunde und Esel. Denn die unvern\u252 ?nftigen Tiere n\u246 ?tigt man nicht, mehr zu fressen, als sie bed\u252 ?rfen, und auf die Frage: warum? entgegnest du, du wollest sie nicht sch\u228 ?digen. Dir gegen\u252 ?ber bist du nicht so behutsam. Folglich h\u228 ?ltst du dich f\u252 ?r weniger wert als die Tiere, und es liegt dir nichts daran, dass du fortw\u228 ?hrend in Gefahr bist zugrunde zu gehen. Denn die Trunkenheit schadet nicht blo\u223 ? am Tage, wo du betrunken bist, sondern noch lange dar\u252 ?ber hinaus. Wie bei einem Fieber nachteilige Wirkungen zur\u252 ?ckbleiben, auch wenn es gewichen ist, so ist es auch bei der Trunkenheit. Auch nachdem der Rausch verflogen ist, wirkt die Aufregung in der Seele und im Leibe nach. Der arme Leib liegt da, gebrochen wie ein Fahrzeug nach dem Schiffbruche. Die Seele ist noch elender daran als der Leib; w\u228 ?hrend dieser matt ist, erregt sie den Sturm und entfacht die Begierden, und ist gerade dann recht toll, wenn sie vern\u252 ?nftig zu sein scheint, und tr\u228 ?umt von Wein, F\u228 ?ssern, Bechern und Humpen. Es geht hier wie bei einem Sturme; nachdem das Toben desselben beschwichtigt ist, bleibt der Schaden, den er angerichtet hat; denn wie dort{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wegen des Sturmes\par} } die Waren \u252 ?ber Bord geworfen werden, so b\u252 ?\u223 ?t man durch die Trunkenheit fast alle Tugenden ein. Alles, was vorher da war: Enthaltsamkeit, Schamhaftigkeit, Klugheit, Gerechtigkeit, Demut, alles schleudert sie in das Meer der Ungerechtigkeit.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hinsichtlich der Folgen trifft der Vergleich aber nicht mehr zu. Dort wird das Fahrzeug nach dem Verluste erleichtert, hier wird es noch mehr beschwert. An Stelle des eingeb\u252 ?\u223 ?ten Reichtums nimmt es hier Sand, Seewasser und den ganzen Unrat der Trunkenheit auf. Die Folge davon ist, dass gar bald das Schiff mit den Fahrg\u228 ?sten und dem Steuermann zugrunde geht. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0833.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d833 }}} Damit uns also kein solches Ungl\u252 ?ck zusto\u223 ?e, wollen wir uns vor diesem Sturme bewahren. Es ist eben ein Ding der Unm\u246 ?glichkeit, dass einer, der dem Laster der Trunksucht verfallen ist, in das Himmelreich eingehe. Die Schrift sagt: \u8222 ?T\u228 ?uschet euch nicht!\u8230 ?weder Trunkenbolde noch L\u228 ?sterer werden Gottes Reich ererben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 6,9-10\par} } . Was rede ich nur vom Himmelreiche? Nicht einmal das Reich Gottes auf Erden kann ein Trunks\u252 ?chtiger genie\u223 ?en. Die Trunkenheit macht ja die Tage zur Nacht, das Licht zur Finsternis; bei offenen Augen sehen die Trunkenen nicht einmal, was vor ihren F\u252 ?\u223 ?en liegt. Und das ist noch nicht das einzige Unheil; einer viel schlimmeren Strafe verfallen sie noch au\u223 ?erdem, denn unbeschreiblicher \u220 ?berdruss, Schwermut, Krankheiten, Spott, Schande ist ihr best\u228 ?ndiges Los. K\u246 ?nnen Menschen, die sich selbst so viel B\u246 ?ses zuf\u252 ?gen, wohl auf Verzeihung rechnen? Wahrlich nicht! Lasset uns also dieser Pest fliehen, damit wir der zeitlichen und ewigen G\u252 ?ter teilhaftig werden durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, dem im Verein mit dem Vater und dem Heiligen Geiste die Ehre und die Macht geb\u252 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Achtundf\u252 ?nftigste Homilie. Kap. XVII, V.22 - Kap XVIII.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.22: \u8222 ?W\u228 ?hrend sie aber in Galil\u228 ?a umherwanderten, sprach Jesus zu ihnen: Der Sohn des Menschen wird in die H\u228 ?nde der Menschen \u252 ?berliefert werden,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.23: und sie werden ihn t\u246 ?ten, und am dritten Tage wird er auferstehen. Und sie wurden sehr betr\u252 ?bt.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die J\u252 ?nger h\u228 ?tten leicht sagen k\u246 ?nnen: Weshalb bleiben wir dann immerfort hier? Deshalb spricht der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0834.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d834 }}} Herr wieder von seinen Leiden. Sobald sie davon h\u246 ?rten, mochten sie Jerusalem nicht einmal mehr sehen. Bedenke nur, was alles vorhergegangen war: Petrus hatte einen Verweis erhalten, Moses und Elias hatten \u252 ?ber sein Leiden gesprochen und hatten es als Verherrlichung bezeichnet, der Vater hatte vom Himmel herab geredet, gro\u223 ?e Wunder waren gewirkt worden, und die Auferstehung sollte in k\u252 ?rzester Zeit eintreffen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 er hatte es ihnen ja mitgeteilt, dass er nicht lange tot sein, sondern nach drei Tagen auferstehen werde\par} } . Allein trotz alledem konnten sie die Rede vom Leiden nicht ertragen; sie wurden betr\u252 ?bt, ja sogar tief betr\u252 ?bt. Das kam aber daher, weil sie die Tragweite seiner Worte noch nicht begriffen. Das deuten auch Markus und Lukas an, jener durch die Worte: \u8222 ?Sie verstanden das Gesagte nicht und f\u252 ?rchteten sich, ihn zu fragen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 9,31\par} } , dieser, indem er schreibt: \u8222 ?Die Rede war vor ihnen verh\u252 ?llt, so dass sie dieselbe nicht verstanden; und sie scheuten sich, ihn \u252 ?ber diese Rede zu befragen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 9.45\par} } . Wie konnten sie aber traurig werden, wenn sie ihn nicht verstanden? Weil sie die Rede nur teilweise nicht verstanden; denn dass er sterben werde, wussten sie; sie hatten es immer wieder von ihm geh\u246 ?rt; was f\u252 ?r ein Tod es aber sein werde, dass seine Dauer nur kurz sein, und dass er unendlich viel Gutes im Gefolge haben werde, das war ihnen noch nicht klar; ebensowenig konnten sie sich vorstellen, was es mit der Auferstehung f\u252 ?r eine Bewandtnis habe. Infolgedessen also wurden sie betr\u252 ?bt, denn sie hingen gar sehr an ihrem Meister.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.24: \u8222 ?Als sie aber nach Kapharnaum gekommen waren, traten die, welche die Doppeldrachme in Empfang nahmen, zu Petrus und sprachen: Bezahlt euer Meister nicht die Doppeldrachme?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was ist das f\u252 ?r eine Doppeldrachme? Als Gott die Erstgeburt der \u196 ?gypter get\u246 ?tet hatte, nahm er an ihrer Statt den Stamm Levi an. Da sp\u228 ?ter die Kopfzahl des Stammes niedriger war, als die der Erstgeborenen bei {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0835.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d835 }}} den Juden, ordnete er an, dass zur Erg\u228 ?nzung der Zahl an Stelle der Ausfallenden ein Schekel entrichtet werde. Seit jener Zeit kam es in Brauch, dass die Erstgeborenen diesen Zins zahlen mussten. Weil also Christus ein Erstgeborener war, und Petrus der oberste unter den J\u252 ?ngern zu sein schien, so trat man an ihn heran. Meiner Ansicht nach wurde dieser Zins in jeder Stadt eingehoben, deshalb forderte man ihn vom Herrn auch in seiner Heimat; Kapharnaum galt ja f\u252 ?r seine Vaterstadt. Man mochte sich jedoch nicht unmittelbar an ihn wenden, sondern lieber an Petrus; aber auch das nicht mit Zudringlichkeit, sondern in schonender Weise. Sie reden ihn nicht mit Vorw\u252 ?rfen an, sondern in Form einer Frage: \u8222 ?Zahlt euer Meister nicht die Doppeldrachme?\u8220" Ihre Meinung von Christus war nicht die richtige, denn sie hielten ihn f\u252 ?r einen blo\u223 ?en Menschen, obschon sie ihm eine gewisse Hochachtung und Ehre erwiesen wegen der Wunder, die er schon gewirkt hatte. Was antwortet nun Petrus? \u8222 ?Jawohl\u8220", sagt er; und damit gab er ihnen zu wissen, dass der Herr zahlen werde; ihm selbst sagte er aber nichts davon, vielleicht aus Scheu, dergleichen Dinge vor ihm zu erw\u228 ?hnen. In seiner Allwissenheit kommt ihm aber der Herr liebevoll entgegen mit der Frage:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.25: \u8222 ?Was d\u252 ?nket dich, Simon? Die K\u246 ?nige der Erde, von wem nehmen sie Zoll oder Steuer? Von ihren eigenen Kindern oder von den fremden?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: Und jener sagte: Von den fremden. Da sprach Jesus zu ihm: Also sind die eigenen Kinder frei.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Petrus sollte nicht meinen, er rede so, weil er die Worte der Steuereinnehmer geh\u246 ?rt habe; gerade das will er ihm klar machen; deshalb kommt er ihm zuvor und macht ihm Mut, weil er nicht zuerst reden wollte. Der Sinn seiner Worte ist der: Ich bin eigentlich frei von der Entrichtung der Steuer. Wenn schon die irdischen K\u246 ?nige nur von ihren Untertanen, nicht von ihren eigenen Kindern Zins erheben, dann muss ich um so mehr dieser Abgabe enthoben sein, da ich ja nicht der Sohn eines irdischen, sondern des himmlischen K\u246 ?nigs und selbst K\u246 ?nig bin. Merkst du, wie er S\u246 ?hne und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0836.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d836 }}} Nichts\u246 ?hne unterscheidet? W\u228 ?re er nicht der Sohn gewesen, so h\u228 ?tte er das Beispiel von den K\u246 ?nigen umsonst angef\u252 ?hrt. Allerdings, wendet man ein, er ist Sohn, aber kein eigentlicher. Also doch nicht Sohn. Wenn er nun nicht Sohn ist, so ist er auch nicht wirklicher Sohn, geh\u246 ?rt nicht zum Vater, sondern ist ihm fremd; ist er ihm aber fremd, dann hat das Beispiel keine eigentliche Beweiskraft. Denn der Herr redet nicht von S\u246 ?hnen im allgemeinen, sondern von S\u246 ?hnen im eigentlichen Sinne, von solchen, die mit dem Vater an der k\u246 ?niglichen W\u252 ?rde teilnehmen. Darum stellt er ihnen auch Fremde gegen\u252 ?ber. Unter Fremden versteht er hierbei jene, die nicht von ihnen gezeugt sind, unter S\u246 ?hnen hingegen jene, deren eigentliche V\u228 ?ter sie selbst sind.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte ferner, wie er auch dadurch die Offenbarung best\u228 ?tigt, welche Petrus erhalten hatte. Damit noch nicht genug, er tut dasselbe auch durch seine Einwilligung in die Abgabe kund und hierin offenbarte er seine gro\u223 ?e Weisheit. Nach den obigen Worten f\u228 ?hrt er n\u228 ?mlich fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: \u8222 ?Damit wir sie aber nicht \u228 ?rgern, gehe hin an das Meer und wirf eine Angel aus, und den ersten Fisch, der heraufkommt, nimm, und du wirst in ihm einen Stater{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ungef\u228 ?hr 2 Mark und 60 Pfennige :o)\par} } finden; diesen nimm und gib ihn ihnen f\u252 ?r mich und dich.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehe, wie er den Zins nicht verweigert, aber auch nicht ohne weiteres entrichten l\u228 ?sst, sondern vorher darauf hinweist, dass er nicht verpflichtet ist, und dann erst bezahlt. Das eine tat er, damit nicht die J\u252 ?nger, das andere, damit nicht die Steuereinnehmer \u196 ?rgernis n\u228 ?hmen. Er entrichtet die Steuer nicht als eine Schuldigkeit, sondern aus R\u252 ?cksicht auf den schwachen Glauben jener.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bei einer anderen Gelegenheit setzt er sich allerdings \u252 ?ber das \u196 ?rgernis hinweg, als er n\u228 ?mlich \u252 ?ber das Speisegebot predigte. Damit gab er uns die Lehre, dass man unterscheiden m\u252 ?sse, wann es angebracht sei, sich {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0837.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d837 }}} einmal um \u196 ?rgernisse zu k\u252 ?mmern, und wann man sich nicht daran kehren d\u252 ?rfe. Auch durch die Art und Weise der Entrichtung zeigt der Herr wieder, wer er ist. Denn weswegen lie\u223 ? er den Zins nicht aus den Sammelgeldern bezahlen? Er wollte, wie gesagt, bekunden, dass er Gott und Herr \u252 ?ber alles, auch \u252 ?ber das Meer ist. Schon fr\u252 ?her hatte er einmal einen Beweis davon gegeben, als er das Meer zum Gehorsam zwang und ebenfalls wieder Petrus auf den Wogen einhergehen lie\u223 ?; hier nun gibt er wieder einen Beweis davon, der sich aber in der Art und Weise von jenen unterscheidet und dadurch gro\u223 ?es Staunen erregt. Es war gewiss nichts Geringes, vorauszusagen, dass der erste Fisch, der in jener Tiefe getroffen werde, das Steuergeld bringe, dass das Netz, das auf sein Gehei\u223 ? in den See geworfen wurde, den fangen werde, der die M\u252 ?nze trage; es ist eine Gro\u223 ?tat g\u246 ?ttlicher, unbeschreiblicher Macht, wenn er sich das Meer in solcher Weise dienstbar zu machen wei\u223 ?, dass es in jeder Hinsicht seine Unterw\u252 ?rfigkeit best\u228 ?tigte, sowohl damals, als es tobte und pl\u246 ?tzlich ruhig wurde und sch\u228 ?umend den J\u252 ?nger Christi auf seinen R\u252 ?cken nahm, als auch jetzt wieder, da es f\u252 ?r ihn, den Steuereinnehmer, den Zins entrichtet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8222 ?Und gib ihn ihnen f\u252 ?r mich und dich\u8220", sprach Christus. Merkst du, dass darin eine gro\u223 ?e Ehre liegt? Beachte aber auch die gro\u223 ?e Tugend Petri. Markus, sein J\u252 ?nger, hat n\u228 ?mlich diesen Vorfall nicht verzeichnet, weil damit Petrus eine gro\u223 ?e Ehre erwiesen wurde. Seine Verleugnung hat er wohl berichtet; was hingegen ein gl\u228 ?nzendes Licht auf ihn wirft, das hat er mit Schweigen \u252 ?bergangen, wahrscheinlich weil sein Meister es sich verbeten hatte, dass er aufschreibe, was ihn gro\u223 ? machte. \u8222 ?F\u252 ?r mich und dich\u8220" hatte Christus gesagt, weil auch Petrus ein Erstgeborener war. Mu\u223 ? man \u252 ?ber die Macht Christi staunen, so ist auch der Glaube des J\u252 ?ngers bewundernswert, der in einer so zweifelhaften Sache doch so willig gehorcht. Nat\u252 ?rlicherweise gesprochen war seine Arbeit ja auch sehr aussichtslos. Zur Belohnung lie\u223 ? ihn Christus an der Abgabe des Zinses teilnehmen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0838.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d838 }}} Hier folgt nun Kapitel XVIII.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.1: \u8222 ?Zu jener Stunde traten die J\u252 ?nger zu Jesus und sagten: Wer ist denn gr\u246 ?\u223 ?er im Himmelreich?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Den J\u252 ?ngern war etwas Menschliches widerfahren. Darauf will wohl auch der Evangelist hindeuten, wenn er schreibt: \u8222 ?In jener Stunde\u8220", n\u228 ?mlich als Christus den Petrus mehr als die \u252 ?brigen geehrt hatte. Auch Jakobus und Johannes waren Erstgeborene, aber f\u252 ?r sie hatte der Herr nichts dergleichen getan. Da sie sich aber sch\u228 ?mten, ihre Eifersucht einzugestehen, fragen sie nicht offen: Weshalb hast Du Petrus mehr als uns ausgezeichnet? oder: Ist er mehr als wir? eben weil sie sich sch\u228 ?mten; ihre Frage lautet vielmehr unbestimmt: \u8222 ?Wer ist wohl der Gr\u246 ?\u223 ?te?\u8220" Als sie seinerzeit gesehen hatten, dass er jene drei Apostel bevorzugte, da hatte sich nichts dergleichen in ihnen geregt; aber jetzt, da er nur einen auszeichnete, wurden sie schmerzlich ber\u252 ?hrt. Diese Eifersucht wurde aber nicht allein durch diesen Vorgang entfacht, sondern indem sie vieles andere zusammenreimten, so dass er zu ihm gesagt hatte: \u8222 ?Dir werde ich die Schl\u252 ?ssel geben\u8220", und: \u8222 ?Selig bist du, Simon, Sohn des Jonas\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 16,19 u.17\par} } , und dazu seine jetzigen Worte: \u8222 ?Entrichte die Abgaben f\u252 ?r mich und dich.\u8220" Das verdross sie, zumal sie auch sonst seine gro\u223 ?e Bevorzugung des Petrus beobachteten. Wenn Markus nicht berichtet, dass sie gefragt, sondern dass sie nur untereinander dar\u252 ?ber geredet h\u228 ?tten, so steht das nicht in Widerspruch zu unserer Stelle. Denn es ist doch ganz nat\u252 ?rlich, dass sie das eine und das andere getan haben. Zuerst wird sich hie und da die Eifersucht in ihnen geregt haben, dann werden sie sich besprochen und dar\u252 ?ber beraten haben. Lass dich aber hierdurch nicht verleiten, blo\u223 ? den Fehler an ihnen zu sehen; bedenke auch, dass sie nicht nach Irdischem trachten, ferner dass sie sp\u228 ?ter diese Eifers\u252 ?chtelei ablegen und einander den Vorrang gerne lassen. Wir hingegen reichen nicht einmal an ihre Schw\u228 ?che heran, wir fragen nicht einmal, wer der Gr\u246 ?\u223 ?te im Himmelreiche, sondern wer der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0839.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d839 }}} Gr\u246 ?\u223 ?te auf Erden sei, wer der Reichste, und wer der M\u228 ?chtigste? Was sagt nun darauf Christus? Er deckt ihnen ihr Inneres auf, er gibt eine Antwort nicht so fast auf ihre Frage, als vielmehr auf ihre Eifersucht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: \u8222 ?Und Jesus rief ein Kind herbei und sprach:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: Wenn ihr euch nicht bekehrt und werdet wie die Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr will sagen: Ihr fragt, wer der Gr\u246 ?\u223 ?te sein werde und seid eifers\u252 ?chtig auf den Vorrang; ich aber sage euch, wer nicht der Dem\u252 ?tigste von allen geworden ist, der ist gar nicht wert, in das Himmelreich einzugehen. Er beleuchtet seine Worte auch noch durch ein sch\u246 ?nes Beispiel. Er stellt ein Kind in ihre Mitte, um sie durch den Augenschein anzuleiten und zu bewegen, ebenso dem\u252 ?tig und nat\u252 ?rlich zu sein. Denn ein Kind kennt nicht Neid, Eifersucht und Ehrgeiz; es besitzt die wichtigsten guten Eigenschaften: Schlichtheit, Einfalt, Demut. Nicht blo\u223 ? Starkmut und Klugheit sind also notwendig, sondern auch diese Tugenden: Demut und Einfalt. Denn wenn sie uns fehlen, hinkt unser Heil gerade in Bezug auf das Wichtigste. Ein Kind mag man verspotten und schlagen, oder ehren und loben, es wird weder aufgebracht noch neidisch und selbst\u252 ?berhoben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du da, wie Christus uns von neuem zu \u228 ?u\u223 ?eren guten Werken auffordert und zeigt, dass man sie alle freiwillig \u252 ?ben kann, womit er den verderblichen Wahnsinn der Manich\u228 ?er widerlegt? Denn wenn die Natur etwas B\u246 ?ses w\u228 ?re, wie k\u246 ?nnte er seine Beispiele f\u252 ?r die \u220 ?bung der Tugenden aus ihr w\u228 ?hlen? Ich bin aber \u252 ?berzeugt, er hat ein Kind, und zwar ein noch recht kleines Kind in ihre Mitte gestellt, das ganz frei war von all diesen b\u246 ?sen Eigenschaften. Ein solches Kind n\u228 ?mlich ist nicht keck, ehrgeizig, neidisch, eifers\u252 ?chtig und wie alle diese Unarten hei\u223 ?en; es besitzt im Gegenteil viele gute Eigenschaften: es ist einf\u228 ?ltig, dem\u252 ?tig, mischt sich in nichts ein, ist nicht eingebildet. Es ist n\u228 ?mlich doppelt tugendhaft, solche Eigenschaften zu besitzen und sich dar\u252 ?ber nicht aufzubl\u228 ?hen. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0840.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d840 }}} Deshalb also rief es der Herr herbei und stellte es in ihre Mitte. Das war aber nicht die einzige Lehre, die er ihnen gab. Er f\u228 ?hrt in seiner Ermahnung noch fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: \u8222 ?Und wer ein solches Kind in meinem Namen aufnimmt, nimmt mich auf.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er sagt damit: Nicht nur, wenn ihr selbst wie Kinder werdet, wird euch ein gro\u223 ?er Lohn zuteil werden, sondern auch wenn ihr andere, die so sind, um meinetwillen ehret, stelle ich euch als Entgelt f\u252 ?r die Anerkennung, die ihr jenen zollet, das Himmelreich in Aussicht. Ja, was noch viel mehr ist, er sagt: \u8222 ?Der nimmt mich auf.\u8220" So sehr, sagt er, bin ich f\u252 ?r Demut und Einfalt eingenommen. Deshalb gibt er ja auch den Menschen, welche schlicht und dem\u252 ?tig sind, und von der gro\u223 ?en Menge zur\u252 ?ckgesetzt und geringsch\u228 ?tzig behandelt werden, den Namen Kinder. Um seine Worte noch eindringlicher zu machen, bekr\u228 ?ftigt er sie durch den Hinweis nicht blo\u223 ? auf die Belohnung, sondern auch auf die Strafe. Er f\u228 ?hrt fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: \u8222 ?Wer aber eines von diesen Kleinen \u228 ?rgert, welche an mich glauben, f\u252 ?r den w\u228 ?re es besser, dass ein M\u252 ?hlstein an seinen Hals geh\u228 ?ngt und er versenkt w\u252 ?rde in die Tiefe des Meeres.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das soll hei\u223 ?en: Gleichwie diejenigen, welche solche Kinder um meinetwillen ehren, den Himmel, ja eine noch gr\u246 ?\u223 ?ere Auszeichnung als das Himmelreich erhalten werden, so werden auch diejenigen, welche sie verachten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das bedeutet n\u228 ?mlich \u228 ?rgern\par} } , der schwersten Strafe verfallen. Es darf dich nicht wundern, dass er mit dem Worte \u8222 ?\u228 ?rgern\u8220" die ver\u228 ?chtliche Behandlung bezeichnet; denn gar manche schwache Seele hat an Verachtung und Geringsch\u228 ?tzung gro\u223 ?es \u196 ?rgernis genommen. Um nun die Gr\u246 ?\u223 ?e und Schwere der Freveltat hervorzuheben, stellt er den Schaden, den sie anrichten, vor Augen. Er weist nicht mehr auf die Sache selbst hin, um ihre Strafw\u252 ?rdigkeit darzutun, sondern geht von ganz bekannten Dingen aus, um zu zeigen, wie abscheulich sie ist. Jedesmal n\u228 ?mlich, wenn er h\u228 ?rtere Herzen treffen will, bedient er sich ganz sinnf\u228 ?lliger {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0841.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d841 }}} Beispiele. So spricht er auch hier, wo er die Frechheit solcher Ver\u228 ?chter treffen und zeigen will, dass sie eine gro\u223 ?e Strafe zu gew\u228 ?rtigen haben, von einer sinnf\u228 ?lligen Z\u252 ?chtigung, n\u228 ?mlich von M\u252 ?hlstein und von der Versenkung ins Meer. Und doch h\u228 ?tte man nach dem Vorausgehenden erwarten sollen: \u8222 ?Wer eines von diesen Kleinen nicht aufnimmt, nimmt mich nicht auf\u8220", und das w\u228 ?re die empfindlichste aller Strafen. Weil sie jedoch sehr stumpfsinnig und gef\u252 ?hllos waren, h\u228 ?tte diese wenn auch entsetzliche Strafe doch wenig Eindruck auf sie gemacht; darum bedient er sich des Gleichnisses vom M\u252 ?hlstein und von der Versenkung. Seine Worte lauten jedoch nicht, ein M\u252 ?hlstein werde wirklich an seinen Hals geh\u228 ?ngt werden, sondern: es w\u228 ?re besser f\u252 ?r ihn, wenn es gesch\u228 ?he; dadurch deutet er an, dass seiner eine andere noch schlimmere Strafe harrt. Ist ersteres schon etwas Entsetzliches, wie wird erst das letztere sein?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie der Herr in zweifacher Weise Schrecken einfl\u246 ?\u223 ?t, einerseits indem er seine Drohung durch das Beispiel aus dem Leben beleuchtet, anderseits indem er sie zwingt, sich eine noch weit f\u252 ?rchterlichere als die erw\u228 ?hnte \u252 ?berm\u228 ?\u223 ?ige Strafe vorzustellen? Siehst du, wie er auch den Hochmut gr\u252 ?ndlich auszurotten sucht? Wie er die Eiterbeule der Eitelkeit heilt? wie er die Apostel anleitet, nie nach den ersten Pl\u228 ?tzen zu streben? wie er diejenigen, welche nach den ersten Pl\u228 ?tzen trachten, anweist, \u252 ?berall die letzte Stelle einzunehmen? Es gibt eben nichts Schlimmeres als den Hochmut. Der nimmt den Menschen die vern\u252 ?nftige \u220 ?berlegung, zieht ihnen den Ruf der Albernheit zu, ja bringt sie so weit, dass sie v\u246 ?llig unvern\u252 ?nftig werden. Wenn jemand, der nur drei Ellen hoch ist, Anstrengungen macht, um h\u246 ?her als ein Berg zu werden, oder wenn er sich dies auch nur einbildete, und sich streckte, als \u252 ?berragte er tats\u228 ?chlich den Berggipfel, so brauchten wir nach keinem weiteren Beweise f\u252 ?r seinen Unverstand zu suchen. Ebenso bedarf man keines anderen Beweises f\u252 ?r die Narrheit eines Hochm\u252 ?tigen, als zu sehen, wie er sich f\u252 ?r besser als alle \u252 ?brigen h\u228 ?lt, und es f\u252 ?r eine Schmach ansieht, mit den anderen zusammenzuleben. Ein solcher ist eigentlich viel l\u228 ?cherlicher als ein wirklicher Narr, weil er an seinem {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0842.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d842 }}} elenden Zustande selbst schuld ist. \u220 ?berdies ist er auch schlimmer daran, weil er, ohne es wahrzunehmen, immer tiefer in dieses Unheil hineinger\u228 ?t. Wann sollte auch wohl ein solcher seinen Fehler geh\u246 ?rig einsehen? seine S\u252 ?nden erkennen? Wie einen elenden Sklaven, wie eine Kriegsbeute nimmt, f\u252 ?hrt, schleppt ihn der Teufel mit sich herum, peitscht und treibt ihn immer wieder zu allerlei schimpflichen Handlungen. Schlie\u223 ?lich verleitet er ihn zu solchem Wahnwitz, dass er sogar Weib und Kind und die eigenen Eltern verachtet. Andere hingegen f\u252 ?hrt er dazu, dass sie sich mit dem Glanz ihrer Ahnen br\u252 ?sten. Kann es etwas Widersinnigeres geben, als dass man aus so ganz entgegengesetzten Ursachen in gleicher Weise hochfahrend wird; die einen, weil ihre V\u228 ?ter, Gro\u223 ?v\u228 ?ter und Urgro\u223 ?v\u228 ?ter nur einfache Leute, die anderen, weil dieselben angesehen und ber\u252 ?hmt waren? Wie k\u246 ?nnte man wohl den Hochmut solcher Menschen d\u228 ?mpfen? Zu dem einen m\u252 ?sste man sagen: Gehe doch weiter zur\u252 ?ck, hinauf \u252 ?ber Gro\u223 ?v\u228 ?ter und Urgro\u223 ?v\u228 ?ter, und du wirst vielleicht{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 unter deinen Ahnen\par} } viele finden, die K\u246 ?che, Eseltreiber und Kr\u228 ?mer waren; zu den anderen, die sich \u252 ?ber ihre schlichten Vorfahren erheben, umgekehrt: Gehe auch in der Reihe deiner Voreltern weiter zur\u252 ?ck und du wirst finden, dass viele darunter sich weit mehr ausgezeichnet hatten als du.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das ist eben der Lauf der Menschengeschichte. Ich will es euch aus der Hl. Schrift zeigen. Salomon war der Sohn eines K\u246 ?nigs, und zwar eines ber\u252 ?hmten K\u246 ?nigs; aber sein Gro\u223 ?vater geh\u246 ?rte zu den niedrigen und unbekannten Leuten; ebenso der Gro\u223 ?vater m\u252 ?tterlicherseits, denn sonst h\u228 ?tte er seine Tochter nicht an einen einfachen Soldaten verheiratet{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 K\u246 ?n 11\par} } . Geht man aber von diesen schlichten Leuten weiter zur\u252 ?ck, so findet man wieder ein gl\u228 ?nzendes und vornehmes Geschlecht. Ebenso war es mit Saul, und bei vielen anderen k\u246 ?nnte man dasselbe finden. Lassen wir uns daher aus solchen Gr\u252 ?nden nicht zu hochfahrenden Gedanken verleiten. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0843.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d843 }}} Sage mir doch, was ist denn eigentlich das Geschlecht? Nichts als ein leerer Name. Das wird man am j\u252 ?ngsten Tage erfahren. Da wir aber den j\u252 ?ngsten Tag noch nicht haben, so m\u246 ?chte ich euch aus den Tatsachen der Gegenwart \u252 ?berzeugen, dass man keine Ursache hat, aus seiner Abstammung irgendeinen Vorzug abzuleiten. Es mag nur ein Krieg, eine Hungersnot oder etwas \u196 ?hnliches ausbrechen, und alle Einbildung wegen der Abstammung wird zuschanden; bei einer Krankheit, einer Seuche gibt es keinen Unterschied zwischen reich und arm, ber\u252 ?hmt und unber\u252 ?hmt, hoch und nieder; ebensowenig macht der Tod einen Unterschied oder die \u252 ?brigen Schicksalsf\u228 ?lle; alle Menschen werden von ihnen in gleicher Weise betroffen, und, es mag befremdlich klingen, die Reichen noch mehr. Je weniger sie sich n\u228 ?mlich dessen versehen, desto eher erliegen sie darunter. Zudem ist die Furcht bei den Reichen gr\u246 ?\u223 ?er. Sie zittern am meisten vor den Machthabern, und nicht weniger vor deren Untertanen, ja vor ihnen noch mehr; denn gar manches angesehene Haus ist durch die Wut des Volkes oder durch die Drohung der F\u252 ?rsten vernichtet worden. Ein Armer ist gegen alle diese St\u252 ?rme gesichert. Rede daher nicht von einem solchen Adel; willst du mir beweisen, dass du adelig bist, so zeige mir, dass du einen solchen Adel des Geistes besitzest, wie ihn jener heilige Mann trotz seiner Armut besa\u223 ?, der zu Herodes sprach: \u8222 ?Es ist dir nicht erlaubt, die Frau deines Bruders zu haben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 6,18\par} } ; wie ihn jener an den Tag legte, der schon lange vor Johannes mit solchem Freimut auftrat und einst wieder auftreten wird, jener n\u228 ?mlich, der zu Achab sprach: \u8222 ?Nicht ich bringe Israel Verderben, sondern du und das Haus deines Vaters\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 3 K\u246 ?n 18,18\par} } ; einen Adel, wie ihn die Propheten, wie ihn alle Apostel besa\u223 ?en.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So sind die Seelen der Sklaven des Reichtums freilich nicht beschaffen, sondern eher so, als ob sie unter der Peitsche von tausend Zuchtmeistern und Henkern st\u228 ?nden, sie wagen nicht einmal die Augen aufzuschlagen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0844.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d844 }}} und beherzt f\u252 ?r die Tugend einzutreten. Denn die Begierde nach Besitz, nach Ehre und anderen Dingen macht sie feige, knechtisch und schmeichlerisch. Durch nichts wird eben die Freiheit so sehr einged\u228 ?mpft, als wenn man sich an die irischen Gesch\u228 ?fte hingibt und sich in Dinge mischt, die Ruhm einzutragen scheinen. Ein solcher Mensch hat nicht blo\u223 ? einen oder zwei oder drei Gebieter \u252 ?ber sich, sondern unz\u228 ?hlige. Wollt ihr sie kennen lernen, so lasset uns einen vornehmen H\u246 ?fling betrachten, der gro\u223 ?en Reichtum, gewaltigen Einfluss, ein ber\u252 ?hmtes Vaterland, angesehene Ahnen besitzt und aller Augen auf sich lenkt. Wir werden nun sehen, ob er nicht der elendeste Knecht ist, und wollen ihn hierbei einen Sklaven, aber nicht den ersten besten, sondern den Sklaven eines Sklaven gegen\u252 ?berstellen; denn mancher Sklave h\u228 ?lt sich wieder Sklaven. Dieser Knecht eines anderen Knechtes hat nur einen Gebieter. Es liegt gar nichts daran, dass derselbe auch nicht frei ist, er hat eben doch nur einen und braucht nur auf dessen W\u252 ?nsche zu sehen. Wenn auch der Herr seines Gebieters \u252 ?ber ihn Gewalt zu haben scheint, er untersteht doch nur einem einzigen; genie\u223 ?t er seine Zufriedenheit, so ist sein Leben ein ruhiges.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Unser H\u246 ?fling dagegen hat nicht nur einen oder zwei Herren, sondern viele und dazu recht schlimme. Zuerst muss er seine Augen auf den K\u246 ?nig richten. Es ist aber nicht gleich, ob man einen einfachen Mann oder den K\u246 ?nig zum Herrn hat; vor letzteren wird gar vieles gebracht, bald leiht er diesen, bald jenen sein Ohr. Ohne sich einer Schuld bewusst zu sein, hat ein solcher doch gegen alle das Gef\u252 ?hl des Argwohnes, gegen seine Mitfeldherrn und die, die unter ihm stehen, gegen seine Freunde und Feinde. Du wendest ein: Auch der andere f\u252 ?rchtet seinen Herrn. Ich frage dagegen: Ist es wohl einerlei, ob man einen oder viele zu f\u252 ?rchten hat? Ja, genau betrachtet, braucht jener Sklave nicht einmal einen zu f\u252 ?rchten. Warum? Aus welchem Grunde? Nun, weil ihn niemand aus seiner Stellung als Sklave zu verdr\u228 ?ngen sucht, um seinen Platz einzunehmen, und somit hat er keinen, der gegen ihn R\u228 ?nke schmiedet. Die H\u246 ?flinge aber haben nur ein Bestreben, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0845.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d845 }}} den, der beim Herrscher in Ansehen und Gunst steht, in seiner Stellung zu ersch\u252 ?ttern. Daher sieht sich dieser gen\u246 ?tigt, allen sch\u246 ?n zu tun, den H\u246 ?heren, den Gleichgestellten, den Freunden. Wo Eifersucht und Ehrgeiz herrschen, ist \u252 ?brigens gar kein Raum f\u252 ?r wahre Freundschaft. Wie n\u228 ?mlich die Handwerker desselben Berufszweiges einander nicht vollkommen und aufrichtig Freund sein k\u246 ?nnen, so auch diejenigen nicht, welche in denselben W\u252 ?rden stehen und in weltlichen Dingen dieselben Ziele verfolgen. Daraus erkl\u228 ?rt sich der so h\u228 ?ufige gegenseitige Kampf. Siehst du also, was das f\u252 ?r ein Schwarm von Herren, von recht schlimmen Herren ist? Willst du auch einen anderen, noch schlimmeren sehen? Es sind alle jene, die unter ihm stehen; sie trachten, vor ihn zu kommen, und die vor ihm sind, sie suchen es zu hindern, dass er an ihre Seite komme oder sie \u252 ?berhole.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Merkw\u252 ?rdig! Ich versprach euch, blo\u223 ? Herrscher zu zeigen, aber die Rede hat uns in ihrem Fortgang und in der Hitze des Kampfes weitergef\u252 ?hrt als in Aussicht genommen war, sie hat uns anstatt der Herrscher Feinde gezeigt, ja eigentlich Feinde und Herrscher in einer Person. Wie Herrscher wird ihnen gehuldigt und wie Gegner werden sie gef\u252 ?rchtet und liegen auf der Lauer wie Feinde. Kann es ein gr\u246 ?\u223 ?eres Ungl\u252 ?ck geben, als in denselben Leuten Gebieter und zugleich Feinde zu besitzen? Dem Sklaven werden allerdings auch Befehle erteilt, aber der Gebietende wendet ihm doch auch F\u252 ?rsorge und Wohlwollen zu; jene H\u246 ?flinge hingegen m\u252 ?ssen Befehle entgegennehmen und sind zudem Gegenstand der Bek\u228 ?mpfung und Anfeindung untereinander; dabei sind sie noch schlimmer daran als im Kriege, weil man sie aus dem Hinterhalte zu treffen sucht, unter der Maske von Freunden die Rolle von Feinden spielt und durch den Sturz des Nebenbuhlers emporzukommen trachtet. Bei uns gelten ganz andere Grunds\u228 ?tze. Wenn jemand schlecht handelt, so haben gar viele Mitleid mit ihm, und wenn es ihm gut geht, freuen sich viele mit ihm. Sagt nicht der Apostel: \u8222 ?Wenn ein Glied leidet, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0846.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d846 }}} leiden alle Glieder mit; wenn ein Glied verherrlicht wird, freuen sich alle Glieder mit\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 12,26\par} } ; ein andermal spricht derjenige, der also predigt: \u8222 ?Wer ist meine Hoffnung oder Freude? Seid nicht auch ihr es?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Thess 2,19\par} } ; dann wieder: \u8222 ?Weil wir jetzt leben, wenn ihr feststehet im Herrn\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 3,8\par} } ; ein andermal: \u8222 ?Aus vieler Drangsal und Herzensangst habe ich euch geschrieben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 2,4\par} } , und: \u8222 ?Wer ist schwach, ohne dass ich schwach bin? Wer wird ge\u228 ?rgert, ohne dass ich brenne?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 11,29\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum setzen wir uns also diesem Sturme und Wogendrange auf offener See aus und eilen nicht in diesen sturmfreien Hafen? Warum lassen wir nicht die Scheing\u252 ?ter fahren, um uns den tats\u228 ?chlichen zuzuwenden? Was sie unter Ehre, Macht, Reichtum und dergleichen verstehen, sind doch nur leere Worte; was wir darunter verstehen, ist alles das in Wirklichkeit; ebenso wie umgekehrt Widerw\u228 ?rtigkeiten, Tod, Schmach, Armut und dergleichen f\u252 ?r uns blo\u223 ?e Namen sind, w\u228 ?hrend es f\u252 ?r jene deren Wirklichkeit bedeutet. Fassen wir nur einmal die Ehre ins Auge, nach der jene so sehr verlangen und geizen. Ich will gar nicht davon reden, dass sie unbest\u228 ?ndig ist und schnell vergeht; zeige sie mir, wenn sie in voller Bl\u252 ?te dasteht. Du brauchst der Hure nicht Puder und Schminke abzuwischen; f\u252 ?hre sie uns nur in vollem Aufzuge vor, dann will ich dir doch zeigen, wie h\u228 ?sslich sie eigentlich ist. Du wirst nun gewiss auf den Prunk hinweisen, auf die Menge der Trabanten, auf das Rufen der Herolde, auf die Unterw\u252 ?rfigkeit der Leute, auf das Verstummen des Volkes, darauf, dass alle einer solchen Pers\u246 ?nlichkeit beim Begegnen huldigen und sich nach ihr umsehen. Ist das nicht etwas Gl\u228 ?nzendes? Wohlan, sehen wir, ob es nicht doch nur eitle und alberne Einbildung ist. Wird ein so angesehener Mann durch alle diese Umst\u228 ?nde dem Leibe oder der Seele nach etwa besser? Denn das macht ja doch den Menschen aus. Wird er etwa infolgedessen gr\u246 ?\u223 ?er, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0847.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d847 }}} kr\u228 ?ftiger, ges\u252 ?nder und behender, werden seine Sinne dadurch sch\u228 ?rfer und sicherer? Niemand wird wohl so etwas behaupten. Wenden wir uns also der Seele zu, ob nicht ihr aus den Ehrenbezeigungen etwa ein Vorteil erw\u228 ?chst. Ja, wird der Mann infolgedessen vern\u252 ?nftiger, bescheidener, weiser? O nein, sondern gerade das Gegenteil trifft ein. Da geht es nicht wie beim Leibe; dieser wird dadurch einfach nicht t\u252 ?chtiger, das ist der einzige Nachteil. Die Seele aber hat nicht nur keinen Nutzen davon, sondern vielmehr noch gro\u223 ?en Schaden, weil sie durch die Ehrenbezeigungen in Anma\u223 ?ung, Eitelkeit, Torheit, Zorn und zahllose \u228 ?hnliche Untugenden verf\u228 ?llt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Du sagst, aber sie kann sich doch daran erfreuen und erg\u246 ?tzen und damit prunken. Damit hast du nur den H\u246 ?hepunkt des Unheils bezeichnet, wo das Leiden unheilbar geworden ist. Denn wenn sich einer \u252 ?ber seine \u220 ?bel freut, wird er kaum Verlangen haben, davon befreit zu werden, die Freude versperrt ihm vielmehr den Weg zur Heilung. Das ist ja gerade das Entsetzliche an der Sache, dass er sich dar\u252 ?ber freut, anstatt darunter zu leiden, weil die Leidenschaften sich mehren. Es ist aber nicht immer ein Gl\u252 ?ck, wenn sich ein Mensch freut. Auch der Dieb freut sich am Diebstahl, der W\u252 ?stling am Ehebruch, der Habs\u252 ?chtige an fremdem Gute, der M\u246 ?rder am Totschlag. Nicht das darf also ma\u223 ?gebend sein, ob sich einer freut, sondern ob der Gegenstand seiner Freude gut ist. Und wir m\u252 ?ssen wohl auf der Hut sein, dass unsere Freude nicht der des Ehebrechers oder des Diebes gleiche.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sage mir nun, wor\u252 ?ber freut sich ein Ehrgeiziger? Weil er bei der Menge in Ansehen steht, weil er sich br\u252 ?sten und die Augen auf sich lenken kann? O, gibt es etwas Erb\u228 ?rmlicheres als ein derartiges Streben und ein so t\u246 ?richtes Verlangen? Wenn das nicht erb\u228 ?rmlich ist, dann h\u246 ?ret auf, euch \u252 ?ber die Ehrgeizigen lustig zu machen und sie bei jeder Gelegenheit mit Spott zu \u252 ?berh\u228 ?ufen; dann lasset ab, die Anma\u223 ?enden und Hochm\u252 ?tigen zu verw\u252 ?nschen. Aber ihr werdet es kaum \u252 ?ber euch bringen. Die Angesehenen sind also allen m\u246 ?glichen Angriffen ausgesetzt, m\u246 ?gen sie noch so viele {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0848.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d848 }}} Trabanten haben. Das will ich von den Machthabern gesagt haben, die noch ertr\u228 ?glich sind. Wir finden aber unter ihnen gar manche, die gr\u246 ?\u223 ?ere Verbrechen ver\u252 ?ben als R\u228 ?uber, M\u246 ?rder, Ehebrecher und Leichensch\u228 ?nder; denn sie missbrauchen ihre Gewalt, um unversch\u228 ?mter zu stehlen, grausamer zu morden, weit sch\u228 ?ndlichere Ausschweifungen als jene zu begehen. Ihre Gewalt macht es ihnen leicht, nicht etwa durch eine Mauer einzubrechen, sondern ganze Verm\u246 ?gen und H\u228 ?user zu rauben. Dabei liegen sie in den Ketten der \u228 ?rgsten Knechtschaft, indem sie ihren Leidenschaften feige nachgeben,{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Genossen ihrer Sklaverei schonungslos misshandeln\par} } und vor allen Mitwissern in steter Angst schweben. Denn nur wenn man von Leidenschaften frei ist, ist man wahrhaft frei und m\u228 ?chtig und vornehmer als ein K\u246 ?nig. Davon sollen wir durchdrungen sein, dann werden wir nach der wahren Freiheit streben und uns der schm\u228 ?hlichen Sklaverei entledigen; dann werden wir die Tugend aller f\u252 ?r ein Gl\u252 ?ck ansehen, nicht den D\u252 ?nkel der Gewalt oder die Zwingherrschaft des Reichtums oder dergleichen. Damit werden wir auch den Frieden hier auf Erden genie\u223 ?en und zugleich die ewigen G\u252 ?ter erlangen durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, dem die Ehre und die Macht sei im Verein mit dem Vater und dem Heiligen Geiste in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Neunundf\u252 ?nfzigste Homilie. Kap. XVIII, V.7-14.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0849.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d849 }}} V.7: \u8222 ?Wehe der Welt ob der \u196 ?rgernisse! Es ist zwar notwendig, dass die \u196 ?rgernisse kommen; aber wehe dem Menschen, durch welchen das \u196 ?rgernis kommt!\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es k\u246 ?nnte vielleicht ein Gegner sagen: Wenn es notwendig ist, dass \u196 ?rgernisse kommen, warum ruft Christus wehe \u252 ?ber die Welt, w\u228 ?hrend er doch helfen und die Hand bieten sollte? Helfen ist doch die Aufgabe des Arztes und Anwaltes, wehklagen kann auch der erste Beste. Was sollen wir wohl auf eine so unversch\u228 ?mte Rede erwidern? K\u246 ?nntest du etwas ausfindig machen, das der F\u252 ?rsorge des Herrn f\u252 ?r uns gleichk\u228 ?me? Er, der Gott ist, wurde Mensch deinetwegen, kleidete sich in Knechtsgestalt, nahm alles Schimpfliche auf sich und hat nichts von dem unterlassen, was er tun konnte. Da aber die Undankbaren es sich nicht zunutze gemacht haben, nennt er sie unselig, weil sie trotz einer so ausgezeichneten F\u252 ?rsorge dennoch in ihrer Krankheit verharrten. So m\u252 ?sste man auch einen Kranken, der mit vieler Sorgfalt behandelt wurde, aber den Weisungen des Arztes sich nicht f\u252 ?gen mochte, beklagen und sagen: Wehe \u252 ?ber einen solchen Menschen, weil er durch seinen Leichtsinn seine Krankheit verschlimmert hat. Das Klagen n\u252 ?tzt da freilich nichts. In unserem Falle dagegen kann es zur Heilung beitragen, wenn man voraussagt, was bevorsteht, und wehe ausspricht. Oft schon sind ja Leute, denen durch Raten nicht zu helfen war, dadurch, dass man sie beklagte, wieder zur Einsicht gekommen. Gerade deshalb sprach der Herr das \u8222 ?Wehe\u8220" aus, um die Zuh\u246 ?rer aufzur\u252 ?tteln, aufzumuntern und zur Wachsamkeit anzuspornen. Zugleich liegt hierin ein Beweis seines Wohlwollens f\u252 ?r sie, und seiner Sanftmut, dass er sie trotz ihrer {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0850.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d850 }}} Widerspenstigkeit noch beklagt, anstatt unwillig zu werden, und sie sogar zu bessern sucht durch seinen Wehruf und durch seine Voraussage und sie so zu gewinnen trachtet. Du fragst: Wie soll dies aber m\u246 ?glich sein? Wenn es notwendig ist, dass \u196 ?rgernisse kommen, wie kann man sie da vermeiden? Es ist allerdings notwendig, dass \u196 ?rgernisse kommen, aber es ist keineswegs notwendig. zugrunde zu gehen. Ich will noch einmal das Beispiel vom Arzt anf\u252 ?hren. Es ist hier aber so, wie wenn ein Arzt sagte, diese oder jene Krankheit werde notwendig auftreten, aber man m\u252 ?sse ihr nicht unbedingt erliegen, wenn man sich nur vorsieht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr redete, wie schon erw\u228 ?hnt, in dieser Weise, um nebst den anderen namentlich seine J\u252 ?nger aufzur\u252 ?tteln. Sie sollten sich n\u228 ?mlich nicht der Bequemlichkeit \u252 ?berlassen, als w\u228 ?ren sie zu friedlichem und ungest\u246 ?rtem Leben berufen; deshalb stellt er ihnen Kampf in Aussicht, von au\u223 ?en und von innen. Darauf weist auch Paulus hin, wenn er sagt: \u8222 ?Von au\u223 ?en K\u228 ?mpfe, von innen Bef\u252 ?rchtungen\u8220", und: \u8222 ?Gefahren unter falschen Br\u252 ?dern\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 7,5 u.11,26\par} } , und zu den Milesiern sagte er in einer Ansprache: \u8222 ?Aus euch selber werden M\u228 ?nner aufstehen, welche Verkehrtes reden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 20,30\par} } . Christus selbst aber sprach: \u8222 ?Die Feinde des Menschen sind seine Hausgenossen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 10,36\par} } .Wenn aber der Herr von einer Notwendigkeit spricht, so will er damit nicht die Freiheit des Willens in Abrede stellen, noch das Leben einem Zwang der Verh\u228 ?ltnisse unterwerfen. Er sagt damit lediglich vorher, was jedenfalls eintreten wird. So erkl\u228 ?rt es auch Lukas mit anderen Worten: \u8222 ?Unm\u246 ?glich ist, dass nicht kommen die \u196 ?rgernisse\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 17,1\par} } . Was sind dann aber \u8222 ?die \u196 ?rgernisse\u8220"? Das sind Fallstricke auf dem geraden Wege. Damit bezeichnet man ja auch bei den Schauspielern jene, welche besonders geschickt sind, andere zum Falle zu bringen. Also nicht des Herrn Voraussagung ist Ursache der \u196 ?rgernisse, das sei ferne, und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0851.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d851 }}} nicht deshalb kommen sie vor, weil er sie vorhergesagt hat; sondern umgekehrt, er sagt sie voraus, weil sie unbedingt geschehen werden. Sie w\u252 ?rden nicht vorkommen, wenn die \u196 ?rgernisgebenden nichts B\u246 ?ses t\u228 ?ten, er h\u228 ?tte sie nicht anzuk\u252 ?ndigen brauchen, wenn sie nicht sicher eintreten w\u252 ?rden. Weil nun diese Menschen B\u246 ?ses tun und sich nicht bessern wollen, deshalb kommen \u196 ?rgernisse vor, und Christus sagt es nur voraus, dass sie eintreten werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 W\u252 ?rden sie sich nun bessern und niemand mehr \u196 ?rgernis geben, fragst du, m\u252 ?sste man da seine Worte nicht als falsch brandmarken? O nein, in diesem Falle w\u228 ?ren sie eben nicht gesprochen worden. Wenn n\u228 ?mlich alle sich besserten, so h\u228 ?tte er nicht gesagt: \u8222 ?Es ist notwendig, dass sie kommen\u8220"; aber er sah voraus, dass sie von sich aus unverbesserlich seien, und so konnte er sagen, dass unbedingt \u196 ?rgernisse eintreten w\u252 ?rden. Warum verhindert er sie aber nicht? fragst du. Ja, warum h\u228 ?tte er das tun sollen? Etwa derjenigen wegen, die dadurch zu Schaden kommen? Aber nicht in der \u228 ?rgerlichen Handlung liegt der Grund, wenn die Ge\u228 ?rgerten verloren gehen, sondern in ihrer eigenen Leichtfertigkeit. Beweis hierf\u252 ?r sind die Tugendhaften, welche, weit entfernt, dadurch Schaden zu nehmen, vielmehr den gr\u246 ?\u223 ?ten Vorteil daraus ziehen, so z.B. Job, Joseph, so alle Gerechten und Apostel. Wenn aber viele infolge der \u196 ?rgernisse zugrunde gehen, so kommt das daher, dass sie nicht wachsam sind. W\u228 ?re dem nicht so, w\u228 ?re das \u196 ?rgernis an sich Ursache des Verderbens, so h\u228 ?tten alle zugrunde gehen m\u252 ?ssen. Da es nun aber solche gibt, die dabei ohne Nachteil bleiben, so muss man es sich folgerichtig selbst zuschreiben, wenn man dabei zu Schaden kommt. Durch die \u196 ?rgernisse wird man, wie gesagt, wachsamer, behutsamer, vorsichtiger; nicht blo\u223 ?, dass man sich davor in acht nimmt, sondern auch in dem Sinne, dass man alsbald aufsteht, wenn man gefallen ist. Wer n\u228 ?mlich gefallen ist, der ist dadurch gewitzigt, dass er nicht so leicht wieder in die Schlinge geht. Wer aber auf der Hut ist, wird zu best\u228 ?ndiger Wachsamkeit angetrieben, und das ist kein geringer Vorteil. Wenn man aber schon so vielen Feinden und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0852.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d852 }}} Versuchungen gegen\u252 ?ber so leicht von der Wachsamkeit l\u228 ?sst, was m\u252 ?sste aus uns werden, wenn man ohne Anfechtungen leben d\u252 ?rfte? Betrachte nur einmal den ersten Menschen. Er hatte nur kurze Zeit, vielleicht kaum einen Tag im Paradiese gelebt und ein bequemes Dasein genossen, und schon verfiel er in solche S\u252 ?ndhaftigkeit, dass er sich einbildete, er k\u246 ?nne Gott gleich werden, dass er den Betr\u252 ?ger f\u252 ?r einen Wohlt\u228 ?ter hielt und nicht f\u228 ?hig war, auch nur ein einziges Gebot zu beobachten; was w\u252 ?rde er wohl noch getan haben, wenn er auch den \u252 ?brigen Teil seines Lebens ohne M\u252 ?hsal h\u228 ?tte zubringen k\u246 ?nnen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn wir aber die Sache so darlegen, macht man wieder eine andere Einwendung und sagt: Warum hat denn Gott den Menschen so erschaffen? Gott hat ihn nicht erschaffen, damit er so handle, beileibe nicht; denn da h\u228 ?tte er ihn ja auch nicht strafen d\u252 ?rfen. Wenn schon wir unseren Dienern f\u252 ?r Handlungen, an denen wir selbst schuld sind, keine Vorw\u252 ?rfe machen, wieviel weniger wird dies Gott tun, der Herr der Sch\u246 ?pfung? Aber wie ist es dann gekommen, fragst du weiter, dass der Mensch so handelte? Der Grund lag an ihm selbst und in seinem Leichtsinn. Was soll das hei\u223 ?en: an ihm selbst? Frage doch dich selbst! Wenn die Schlechten nicht selber an ihrer Schlechtigkeit schuld sind, dann darfst du ja auch deinen Knecht nicht strafen und dein Weib nicht schelten, wenn sie einen Fehler begangen hat, darfst deinen Sohn nicht schlagen oder zurechtweisen, noch den Hund fassen, der sich gegen dich vergeht; denn wenn sie nicht aus eigener Schuld fehlen, so verdienen sie Mitleid, aber keine Strafe. Da sagst du: Ich kann aber{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das Geheimnis\par} } nicht begreifen. Aber du verstehst es doch{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 bei den Menschen\par} } recht wohl, sobald du siehst, dass sie nicht selbst daran schuld sind, sondern andere zwingende Umst\u228 ?nde. Wenn z.B. dein Diener seine Auftr\u228 ?ge nicht ausf\u252 ?hrt, weil er krank ist, so wirst du ihm deshalb keine Vorw\u252 ?rfe machen, sondern nachsichtig gegen ihn sein. Damit gibst du aber zu, dass die Schuld bald in ihm, bald au\u223 ?er ihm gelegen sein kann. Folgerichtig m\u252 ?sstest du {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0853.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d853 }}} auch nachsichtig gegen ihn sein und d\u252 ?rftest ihn nicht tadeln, wenn du w\u252 ?sstest, dass er schlecht ist, weil er von Natur aus so veranlagt ist. Denn du wirst doch nicht nachsichtig sein wollen wegen einer Krankheit, w\u228 ?hrend du wegen der fehlerhaften Natur, die doch Gottes Werk ist, es nicht sein wolltest, in dem Falle n\u228 ?mlich, dass jemand von Natur aus fehlerhaft w\u228 ?re?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes, da die Wahrheit gar reich an Gr\u252 ?nden ist, kann man solche Leute noch durch einen anderen Hinweis zum Schweigen bringen. Man frage sie: Warum h\u228 ?ltst du es denn deinem Diener nicht vor, dass er kein sch\u246 ?nes Gesicht, keinen hohen Wuchs hat, dass er nicht behend ist? Man erwidert: Ja, das sind eben Gaben der Natur. Damit ist aber allgemein zugegeben, dass man niemanden wegen eines Naturfehlers tadeln darf. Wenn du also einmal eine Zurechtweisung erteilst, gibst du damit zu, dass der getadelte Fehler nicht aus der Naturanlage, sondern aus dem Willen hervorgeht. Denn wenn wir in dem Falle, wo wir uns des Tadels enthalten, bezeugen, dass wir den Fehler der Naturanlage zuschreiben, so geben wir offenbar dann, wenn wir schelten, zu verstehen, dass der Versto\u223 ? freiwillig begangen wurde. Es komme mir also niemand mit Trugschl\u252 ?ssen oder mit Kl\u252 ?geleien und Kniffen, die durchsichtiger sind als Spinnengewebe. Man antworte mir vielmehr weiter auf folgende Frage: Hat Gott alle Menschen erschaffen? Ja, das wei\u223 ? doch jedermann! Woher kommt es dann aber, dass nicht alle einander gleich sind in Bezug auf das Gute und B\u246 ?se? Warum sind die einen gut, brav und ordentlich? Warum andere verkehrt und schlecht? Denn wenn alles das nicht vom Willen abh\u228 ?ngt, sondern von Natur aus so ist, warum sind diese so, jene anders? Wenn alle von Natur aus schlecht sind, so kann gar niemand gut sein, und wenn alle von Natur gut sind, so kann niemand schlecht sein. Da n\u228 ?mlich alle Menschen dieselbe Natur haben, so m\u252 ?ssen auch von Natur aus alle gleich sein, entweder gut oder b\u246 ?se. Behauptet aber jemand, der eine sei gut, der andere b\u246 ?se von Natur aus wie wir gezeigt haben, eine widersinnige Behauptung, so m\u252 ?ssten sie auch darin unver\u228 ?nderlich sein, weil alles, was von Natur ist, unver\u228 ?nderlich ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0854.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d854 }}} So sind alle Menschen sterblich und dem Leiden unterworfen, niemand ist des Leidens enthoben, wenn er auch noch so sehr darnach strebt. Nun beobachten wir aber, dass viele, die gut waren, schlecht, und viele, die schlecht waren, gut werden; jene durch Leichtsinn, diese durch ernstes Streben. Damit liefern sie den besten Beweis, dass diese Eigenschaften nicht mit der Natur gegeben sind. Was von Natur ist, l\u228 ?sst sich ja nicht \u228 ?ndern, auch nicht durch Anstrengung erwerben; wie es z.B. keine Anstrengung kostet, um zu sehen oder zu h\u246 ?ren, so brauchte man sich auch nicht abzum\u252 ?hen, um sich Tugenden anzueignen, wenn sie uns mit der Natur gegeben worden w\u228 ?ren. Warum hat aber Gott auch Menschen erschaffen, die schlecht sind, da er doch imstande war, lauter Gute zu erschaffen? Woher kommt denn also das B\u246 ?se, f\u228 ?hrst du zu fragen fort? Frage dich selbst! Meine Sache ist es nur, zu beweisen, dass das B\u246 ?se weder von der Natur noch von Gott herr\u252 ?hrt. Also r\u252 ?hrt das B\u246 ?se vom Zufall her? sagst du. Mit nichten! Ist es also gar unerschaffen? Vers\u252 ?ndige dich doch nicht, Mensch, und gib endlich einen solchen Wahnsinn auf, Gott und das B\u246 ?se gleichzustellen, beiden die h\u246 ?chste Ehre zu erweisen. Wenn das B\u246 ?se ohne Anfang ist, so ist es doch allm\u228 ?chtig und kann nicht ausgerottet oder aus der Welt geschafft werden. Das Unerschaffene ist ja, wie jedermann wei\u223 ?, auch unverg\u228 ?nglich.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie k\u228 ?me es, dass es so viele Gute gibt, wenn das B\u246 ?se eine so gro\u223 ?e Macht aus\u252 ?bte? Wie k\u246 ?nnten die geschaffenen Wesen st\u228 ?rker sein, als das Ungeschaffene? Ja, Gott selbst, sagt man, r\u228 ?umt es aus dem Wege. Wann denn? Wie soll er es vernichten, wenn es ihm, wie man doch behauptet, gleich ist an Ehre, Kraft und Alter. Da sieht man die T\u252 ?cke des Teufels! Wieviel Verderben hat er ersonnen! So verf\u252 ?hrt er den Menschen, gegen Gott derartige L\u228 ?sterungen zu schleudern! Unter dem Vorwand der Fr\u246 ?mmigkeit hat er ihn verleitet, eine andere Ursache f\u252 ?r das B\u246 ?se auszukl\u252 ?geln, die eine L\u228 ?sterung enth\u228 ?lt. Um die Ursache des B\u246 ?sen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0855.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d855 }}} nicht im Menschen selbst suchen zu m\u252 ?ssen, stellt man die gottlose Behauptung auf, es sei von Ewigkeit her.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Woher ist denn also das B\u246 ?se? Es kommt daher, dass man will oder nicht will. Und wie kommt es, dass man will oder nicht will? Das geht von uns selbst aus. Mit deiner Frage machst du es ebenso, wie wenn du fragtest, woher es kommt, dass man sieht oder nicht sieht, und wenn du, nachdem ich dir entgegne: Daher, dass man die Augen \u246 ?ffnet oder schlie\u223 ?t, wiederum fragtest: Woher kommt es, dass man die Augen \u246 ?ffnet oder schlie\u223 ?t? und dann wenn ich dir sage, dass das von uns selbst abh\u228 ?ngt, weil wir es so wollen, noch eine weitere Ursache erforschen wolltest. Das B\u246 ?se ist nichts anderes als Ungehorsam gegen Gott. Wie aber, fragst du, kam der Mensch zu diesem Ungehorsam? Sage mir: War es denn so m\u252 ?hevoll dazu zu kommen? Ich will damit keineswegs sagen, dass es schwer war, sondern fragen, woher es kam, dass er ungehorsam sein wollte? Sein Leichtsinn war schuld daran. Da er Herr \u252 ?ber sein Tun war, neigte er sich auf diese Seite. Wenn du trotz dieser Erkl\u228 ?rung noch immer im Zweifel und in der Unklarheit bist, so will ich dir etwas sagen, was nicht so schwer und verwickelt, sondern h\u246 ?chst einfach und leichtverst\u228 ?ndlich ist. Warst du nicht auch manchmal gut und manchmal b\u246 ?se? Ich meine damit: Hast du nicht zuweilen deine Leidenschaft \u252 ?berwunden, und bist ein andermal ihr unterlegen? Hast du dich nicht einmal der Trunksucht ergeben, und ihr gelegentlich widerstanden? Hast du dich nicht bisweilen vom Zorne hinrei\u223 ?en lassen, andere Male nicht? Hast du nicht einen Armen einmal abgewiesen, ein andermal nicht? Hast du nicht etwa auch Unzucht getrieben, und bist andere Male enthaltsam gewesen? Sage mir, wie ist das alles so gekommen? Woher? Wenn du es nicht wagst, so will ich es dir sagen. Es kam daher, dass du dir das eine Mal ernstlich Gewalt antatest, dann aber wieder nachl\u228 ?ssig und leichtsinnig wurdest.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mit jenen Leuten, welche ganz verzweifelt und v\u246 ?llig dem B\u246 ?sen verfallen, welche abgestumpft und wie toll sind und von einer Besserung nichts h\u246 ?ren wollen, mit solchen kann ich \u252 ?ber die Tugend allerdings nicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0856.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d856 }}} reden. Mit denen jedoch, welche bald auf der einen, bald auf der anderen Seite stehen, rede ich gern. Nun sage mir: Hast du dich einmal an fremdem Eigentum vergriffen, dann wieder voll Mitleid einem Armen von deinem Eigentum ein Almosen gegeben? Woher kommt dieser Wechsel? Offenbar von deinem Willen und deiner freien Wahl. Das ist ganz klar; das wird wohl kein Mensch in Abrede stellen. Darum fordere ich euch auf, Ernst zu machen und die Tugend zu \u252 ?ben; dann werdet ihr keine solchen Fragen mehr stellen. Wenn wir wollen, ist das B\u246 ?se f\u252 ?r uns nur mehr ein blo\u223 ?er Name. Forsche also nicht darnach, woher das B\u246 ?se kommt; sei auch nicht zweifels\u252 ?chtig, sondern meide lieber das B\u246 ?se, nachdem du dich \u252 ?berzeugt hast, dass es allein im Leichtsinn seine Quelle hat. Und wenn dir jemand mit der Behauptung entgegentritt, alle unsere Verkehrtheiten r\u252 ?hrten nicht von uns selbst her, so nimm die Gelegenheit wahr, wenn er einmal einem Diener z\u252 ?rnt oder gegen sein Weib aufgebracht ist, sein Kind schilt oder einen Beleidiger verklagt, und sage zu ihm: Wie konntest du behaupten, das B\u246 ?se sei nicht aus uns? Denn wenn man nicht daran schuld ist, wie kannst du dann schelten? Oder sage zu ihm: Bist du an deinen Schm\u228 ?hungen und Schimpfreden selbst schuld? Wenn nicht, so darf dir auch deshalb niemand grollen; wenn ja, dann r\u252 ?hrt auch das B\u246 ?se von dir und deinem Leichtsinn her.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie also, glaubst du wirklich, dass es Gute gibt? Wenn niemand gut ist, woher hast du dann dieses Wort? Warum spendest du dann Lob? Wenn es aber Gute gibt, so werden sie gewiss die B\u246 ?sen r\u252 ?gen. Wenn aber niemand aus eigenem Willen und aus eigener Schuld b\u246 ?se ist, muss man es nicht als ein Unrecht bezeichnen, wenn die B\u246 ?sen von den Guten getadelt werden, so dass also die Guten selbst auch als B\u246 ?se dastehen. Denn k\u246 ?nnte es eine gr\u246 ?\u223 ?ere Ungerechtigkeit geben, als jemanden mit Vorw\u252 ?rfen zu \u252 ?berh\u228 ?ufen, den keine Verantwortung trifft? Wenn sie aber gut bleiben, auch wenn sie tadeln, und wir gerade in ihrem Tadel einen Beweis f\u252 ?r ihre Tugendhaftigkeit sehen, so muss es doch dem gr\u246 ?\u223 ?ten Toren einleuchten, dass niemand b\u246 ?se ist, weil {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0857.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d857 }}} er nicht anders k\u246 ?nnte. Und wenn du nach alle dem immer noch fragst, woher das B\u246 ?se stammt, so erwidere ich: vom Leichtsinn, von der Nachl\u228 ?ssigkeit, vom Umgange mit den B\u246 ?sen, von der Geringsch\u228 ?tzung der Tugend. Hierin ist die Wurzel des B\u246 ?sen und der Grund zu suchen, dass gewisse Leute fragen, woher das B\u246 ?se komme. Denn wer tugendhaft ist und sich zu einem sittsamen, enthaltsamen Leben entschlie\u223 ?t, stellt keine solchen Fragen, wohl aber wer sich vermisst, das B\u246 ?se zu tun; denn durch derartige unsinnige Reden sucht er sich einen nichtigen Trost zu verschaffen; es sind aber nur Spinngewebe. Wir aber wollen dieselben nicht blo\u223 ? durch Worte, sondern auch durch unsere Werke zerrei\u223 ?en. Zum B\u246 ?sen wird niemand gen\u246 ?tigt; denn sonst h\u228 ?tte der Herr nicht gesagt: \u8222 ?Wehe dem Menschen, durch den \u196 ?rgernis kommt.\u8220" Er nennt doch nur solche unselig, die aus eigener Wahl b\u246 ?se sind. \u220 ?ber die Worte \u8222 ?durch welchen\u8220" darfst du dich nicht wundern. Damit will der Herr keineswegs sagen, dass ein anderer durch ihn das \u196 ?rgernis errege, sondern dass der Schuldige alles selbst ins Werk setzt. Die Schrift pflegt oft zu sagen: \u8222 ?durch welche\u8220", anstatt: \u8222 ?von welchen\u8220", z.B.: \u8222 ?Ich habe einen Menschen erhalten durch Gott\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 4,1\par} } , indem sie nicht die n\u228 ?chste, sondern die letzte Ursache anf\u252 ?hrt, oder: \u8222 ?Kommt nicht die Deutung durch Gott\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 40,8\par} } oder:\u8222 ?Getreu ist Gott, durch welchen ihr berufen worden seid zur Gemeinschaft seines Sohnes\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 1,9\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dass also niemand zum B\u246 ?sen gezwungen wird, dar\u252 ?ber mag dich auch das Folgende belehren. Nachdem der Herr das \u8220"Wehe\u8221" ausgesprochen, f\u228 ?hrt er n\u228 ?mlich fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: \u8220"Wenn aber deine Hand oder dein Fu\u223 ? dich \u228 ?rgert, hau sie ab und wirf sie fort von dir. Denn besser ist es dir, verst\u252 ?mmelt oder lahm ins Leben einzugehen, als zwei H\u228 ?nde oder zwei F\u252 ?\u223 ?e zu haben und in das ewige Feuer geworfen zu werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0858.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d858 }}} V.9: Und wenn dein Auge dich \u228 ?rgert, rei\u223 ? es aus und wirf es fort von dir. Denn es ist dir besser, ein\u228 ?ugig in das Leben einzugehen, als zwei Augen zu haben und in den Feuerofen geworfen zu werden.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mit diesen Worten meint Jesus nicht etwa die eigentlichen Gliedma\u223 ?en, sondern die Freunde, die Angeh\u246 ?rigen, welche uns ebenso teuer sind wie notwendige Glieder. Dasselbe hatte er schon fr\u252 ?her einmal gesagt und wiederholt es jetzt. Es gibt eben nichts so Verderbliches wie b\u246 ?sen Umgang. Denn was oft der Zwang nicht vermag, das bringt die Freundschaft zuwege, sei es zum Schaden, sei es zum Nutzen. Daher sein strenges Gebot, alle zu entfernen, die uns zum Schaden gereichen; er versteht darunter jene, die uns \u196 ?rgernis gaben. Siehst du da, wie er den Schaden, der aus den \u196 ?rgernissen entspringt, abwehrt? Er sagt voraus, dass auf jeden Fall \u196 ?rgernisse kommen werden, damit niemand unvorbereitet davon Betroffen werde, sondern in Behutsamkeit dieselbe gew\u228 ?rtige; er weist darauf hin, dass \u196 ?rgernisse ein gro\u223 ?es \u220 ?bel seien{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn er sagt nicht einfach: Wehe der Welt um der \u196 ?rgernisse willen, sondern zeigte, dass die \u196 ?rgernisse gro\u223 ?es Unheil anstiften\par} } ; endlich nennt er solche Leute, die \u196 ?rgernis geben, mit Nachdruck \u8220"unselig\u8221". Denn durch die Worte: \u8220"Wehe aber jenem Menschen\u8221" k\u252 ?ndigt er deutlich an, dass die Strafe eine schwere sein werde.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zu diesen Worten f\u252 ?gt er auch noch ein Gleichnis, um das F\u252 ?rchterliche der Sache noch mehr hervorzuheben. Auch das ist ihm noch nicht genug; er gibt auch die Art und Weise an, wie man das \u196 ?rgernis meiden kann. Und auf welche Weise soll das sein? Mit den B\u246 ?sen, sagt er, musst du jede Beziehung abbrechen, auch wenn sie deine gr\u246 ?\u223 ?ten Freunde w\u228 ?ren. Der Grund, den er hierf\u252 ?r vorbringt, ist unwiderleglich. Wenn sie deine Freunde bleiben, sagt er, wirst du sie nicht gewinnen und obendrein noch selbst ins Verderben st\u252 ?rzen; wenn du hingegen mit ihnen brichst, wirst du wenigstens dein eigenes Heil sichern. Sobald dir also die Freundschaft mit irgendeinem Menschen zum Schaden gereicht, dann mache der Sache gr\u252 ?ndlich ein Ende. Wir lassen uns {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0859.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d859 }}} ja h\u228 ?ufig ein oder das andere Glied wegschneiden, wenn es unheilbar krank ist und den \u252 ?brigen verderblich geworden ist; wieviel mehr gilt das bei der Freundschaft. W\u228 ?re aber das B\u246 ?se naturnotwendig, dann w\u228 ?re unsere Mahnung und unser Rat ganz \u252 ?berfl\u252 ?ssig; \u252 ?berfl\u252 ?ssig w\u228 ?re es auch, sich vor der erw\u228 ?hnten Gefahr in acht zu nehmen. Ist es aber nicht \u252 ?berfl\u252 ?ssig und das ist es wirklich nicht, so erhellt deutlich, dass das B\u246 ?se seine Quelle im Willen hat.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.10: \u8220"Sehet zu, dass ihr keines von diesen Kleinen verachtet; denn ich sage euch, dass ihre Engel im Himmel immerdar das Angesicht meines Vaters schauen, welcher im Himmel ist.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Unter \u8220"Kleinen\u8221" versteht der Herr nicht solche, die dem Leibe nach klein sind, sondern jene, die in den Augen der Welt f\u252 ?r klein gelten: die Armen, die Verachteten, die Unbekannten. Oder wie sollte derjenige klein sein, der soviel Wert hat als die ganze Welt? Wie sollte klein sein, wer ein Freund Gottes ist? Also jene meint er, welche nach der Ansicht der gro\u223 ?en Menge zum niederen Volk gerechnet werden. Er redet so, auch wo es sich nur um einen, nicht schon um mehrere handelt, um auch hierdurch den Schaden hintanzuhalten, der entst\u252 ?nde, wenn viele ge\u228 ?rgert w\u252 ?rden. Denn wie die Flucht vor dem B\u246 ?sen, so bringt die Achtung vor dem Guten gar gro\u223 ?en Gewinn; und zweifach ist der Vorteil, den einer, der diese Ma\u223 ?regel beobachtet, daraus ziehen kann: erstens, dass er die Freundschaft mit Leuten aufgibt, die ihm zum \u196 ?rgernis gereichen, und zweitens, dass er jene, die heiligm\u228 ?\u223 ?ig leben, achtet und ehrt. Dann aber zeigt der g\u246 ?ttliche Heiland, dass diese Kleinen auch noch aus einem anderen Grunde Ehrerbietung verdienen, denn: \u8220"Ihre Engel schauen immerdar das Angesicht meines Vaters, der im Himmel ist.\u8221" Daraus geht klar hervor, dass den Heiligen, ja allen Menschen, Engel zur Seite stehen. Denn auch der Apostel sagt von den Frauen: \u8220"Deshalb soll das Weib einen Schleier haben auf dem Haupte, um der Engel willen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 11,10\par} } und Moses schreibt: \u8220"Er setzte der St\u228 ?mme Grenzen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0860.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d860 }}} nach der Zahl der Engel Gottes\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dtn 32,8\par} } . An unserer Stelle spricht Christus jedoch nicht blo\u223 ? von Engeln \u252 ?berhaupt, sonders von besonders hervorragenden Engeln. Durch die Worte: \u8220"das Angesicht meines Vaters\u8221" meint er nichts anderes als ihre gr\u246 ?\u223 ?ere Gottesvereinigung und die F\u252 ?lle ihrer Ehrenauszeichnung.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8220"Denn gekommen ist der Sohn des Menschen, um zu retten, was verloren war.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit f\u252 ?hrt er einen neuen Grund an, der noch gewichtiger ist als der vorausgehende, und zeigt durch das nachfolgende Gleichnis, dass dies auch dem Willen des Vaters entspreche.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: \u8220"Was d\u252 ?nkt euch? Wenn jemand hundert Schafe hat und es geht eines von ihnen irre, wird er nicht die neunundneunzig zur\u252 ?cklassen und auf die Berge steigen, um das verirrte zu suchen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: Und wenn er es gl\u252 ?cklich wieder findet, so freut er sich \u252 ?ber selbes mehr, als \u252 ?ber die neunundneunzig, welche nicht irre gegangen sind.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: So ist es auch nicht der Wille eures Vaters, dass eines dieser Kleinen verloren gehe.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie Christus es sich angelegen sein l\u228 ?sst, uns zur Sorge f\u252 ?r unsere \u228 ?rmeren Br\u252 ?der aufzumuntern? Sage also nicht in Geringsch\u228 ?tzung: das ist ja nur ein Schmied, ein Schuster, ein Bauer, ein T\u246 ?lpel! Um dich davor zu h\u252 ?ten, beachte, wieviel der Herr tut, um dich zur Bescheidenheit zu bewegen und dir die Sorge f\u252 ?r sie ans Herz zu legen. Er stellt ein Kind vor sie hin und sagt: \u8220"Werdet wie die Kinder\u8221", und: \u8220"Wer ein solches Kind aufnimmt, nimmt mich auf\u8221", und \u8220"wer es \u228 ?rgert\u8221", wird auf das schwerste gestraft werden. Er f\u252 ?hrt nicht blo\u223 ? das Beispiel vom M\u252 ?hlstein an, sondern spricht auch sein \u8220"Wehe\u8221" aus; er befiehlt uns, von solchen Leuten uns loszusagen, m\u246 ?gen sie uns auch lieb sein wie die H\u228 ?nde oder die Augen. Auch auf die Engel, die eben diesen \u228 ?rmeren Br\u252 ?dern beigegeben sind, weist er hin, um uns zur Wertsch\u228 ?tzung derselben anzutreiben; {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0861.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d861 }}} ebenso bezeichnet er dies als seinen ausdr\u252 ?cklichen Willen, da er ja auch f\u252 ?r sie gelitten hat. Wenn er n\u228 ?mlich sagt: \u8220"Der Sohn des Menschen ist gekommen zu retten, was verloren war\u8221", deutet er offenbar seinen Kreuzestod an, \u228 ?hnlich wie Paulus von einem Mitbruder schreibt: \u8220"F\u252 ?r welchen Christus gestorben ist\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 14,15\par} } ; ferner zeigt er, dass es den Vater schmerzt, wenn sie zugrunde gehen; schlie\u223 ?lich beruft er sich auf die allgemeine Sitte, dass der Hirte die geretteten Schafe verl\u228 ?sst, um das verlorene zu suchen, und wenn er das verirrte gefunden hat, sich freut, dass er es wohlbehalten wieder hat.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn also Gott sich so sehr freut \u252 ?ber den Kleinen, der wiedergefunden wurde, wie k\u246 ?nntest du diejenigen geringsch\u228 ?tzen, f\u252 ?r welche Gott so besorgt ist? Ja, man sollte sogar das Leben hingeben f\u252 ?r einen von diesen Kleinen. Aber, sagst du, er ist schwach und unbedeutend. Dann muss man um so mehr alles tun, um ihn zu retten. Er selbst hat ja auch die neunundneunzig Schafe stehen lassen, um dem einen nachzugehen, und dass so viele in Sicherheit waren, vermochte ihn \u252 ?ber den Verlust des einen nicht zu beruhigen. Lukas erz\u228 ?hlt, dass er es sogar auf seinen Schultern trug, und sagt: \u8220"\u220 ?ber einen einzigen bu\u223 ?fertigen S\u252 ?nder wird mehr Freude herrschen, als \u252 ?ber neunundneunzig Gerechte\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 15,7\par} } . Indem er die geretteten verl\u228 ?sst und sich \u252 ?ber das eine gefundene mehr freute{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 als \u252 ?ber die anderen\par} } , gibt er zu erkennen, wie sehr er um dasselbe besorgt war. Vernachl\u228 ?ssigen wir also nicht solche Seelen. Denn um ihretwillen hat er alle diese Worte geredet. Um n\u228 ?mlich die Aufgeblasenheit der Hochm\u252 ?tigen niederzudr\u252 ?cken, sprach er die Drohung aus, dass niemand in das Himmelreich eingehen kann, der nicht wie ein Kind wird, und f\u252 ?hrte noch dazu das Gleichnis vom M\u252 ?hlsteine an. Nichts l\u228 ?uft aber so sehr der Liebe zuwider wie Hochmut. Durch die Worte ferner: \u8220"Es ist notwendig, dass \u196 ?rgernisse kommen\u8221", ermuntert er zur Wachsamkeit und spornt durch den folgenden Satz: \u8220"Wehe {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0862.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d862 }}} dem Menschen, durch welchen \u196 ?rgernis kommt\u8221" einen jeden an, darauf zu sehen, dass sie nicht durch ihn kommen. Durch das Gebot, mit denen, die zum \u196 ?rgernis gereichen, jeden Verkehr abzubrechen, gab er ein leichtes Mittel an, sich zu retten. Endlich gibt er den Befehl, die Kleinen nicht zu verachten, und zwar befiehlt er dies mit besonderem Nachdruck{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8220"Sehet zu\u8221", spricht er, \u8220"dass ihr keines von diesen Kleinen verachtet\u8221"\par} } , und sucht schlie\u223 ?lich alle, deren Pflicht es ist, sich ihrer anzunehmen, zu gro\u223 ?em Eifer anzutreiben, indem er hinzusetzte: \u8220"Ihre Engel schauen das Angesicht meines Vaters\u8221", und: \u8220"Dazu bin ich gekommen\u8221", und: \u8220"Mein Vater will es.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du also, mit was f\u252 ?r Schutzwehren der Herr die \u8220"Kleinen\u8221" und Verlorenen umgibt, was f\u252 ?r Sorge er ihnen angedeihen l\u228 ?sst, indem er jenen, die ihnen nachstellen, unertr\u228 ?gliche Strafe androht, und denen gro\u223 ?en Lohn verhei\u223 ?t, die sich ihrer annehmen und f\u252 ?r sie sorgen, und \u252 ?berdies sich und seinen Vater ihnen als Vorbild hinstellt? Ihn wollen also auch wir nachahmen, wollen uns nicht weigern, unserer Br\u252 ?der uns anzunehmen, mag es auch niedrig und l\u228 ?stig erscheinen; allen Diensten vielmehr soll man sich willig f\u252 ?r die Rettung des Bruders unterziehen, mag derselbe auch gering sein und niedrig stehen, mag der Dienst l\u228 ?stig fallen, ja m\u252 ?sste man selbst \u252 ?ber Berge und Abgr\u252 ?nde schreiten. Gott hat nicht einmal seines eigenen Sohnes geschont, so sehr liegen ihm die Seelen am Herzen. Deshalb bitte ich euch inst\u228 ?ndig: Wenn wir fr\u252 ?h am Morgen zum Hause hinaustreten, sollen wir einzig diesen Zweck verfolgen und dieses Ziel im Auge haben, den Gef\u228 ?hrdeten beizustehen. Damit meine ich jedoch nicht so sehr die Gefahren, die man leicht wahrnimmt, das sind eigentlich keine Gefahren, sondern die Gefahren, welche der Seele vom Teufel bereitet werden. Bef\u228 ?hrt doch auch der Kaufmann das Meer, um sein Verm\u246 ?gen zu vergr\u246 ?\u223 ?ern, und der Handwerker tut alles m\u246 ?gliche, um seinen Besitz zu mehren. Darum sollen auch wir uns nicht darauf beschr\u228 ?nken, unser eigenes Heil zu wirken, wir w\u252 ?rden es damit nur in Frage stellen. Auch im Kriege und in der Schlacht w\u252 ?rde ja ein Soldat, der nur darauf {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0863.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d863 }}} bedacht w\u228 ?re, sich selbst durch die Flucht zu retten, sich und die anderen ins Verderben rei\u223 ?en, w\u228 ?hrend der Tapfere auch f\u252 ?r die anderen k\u228 ?mpft, mit den anderen auch sich selbst rettet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nun ist auch unser Leben ein Krieg, und zwar der allerw\u252 ?tendste, ist ein Kampf, eine Schlacht. Darum sollen wir dem Befehle unseres K\u246 ?nigs entsprechend in die Schlachtreihe treten, gefasst auf Wunden, Blutvergie\u223 ?en und Tod, sollen auf die Rettung aller sehen, die Standhaften best\u228 ?rken und die Gefallenen aufrichten. Viele unserer Br\u252 ?der sind in diesem Kampf gefallen, mit Wunden bedeckt, vom Blut \u252 ?berstr\u246 ?mt, und niemand nimmt sich ihrer an, kein Laie, kein Priester, noch sonst jemand, weder ein Gef\u228 ?hrte noch ein Freund, noch ein Bruder; ein jeder von uns denkt nur an sich. Damit benachteiligt man sich aber nur selbst. Unsere gr\u246 ?\u223 ?te Sicherheit und unsere St\u228 ?rke liegt darin, dass wir nicht auf unseren eigenen Vorteil bedacht sind. Eben darum sind wir den Menschen und dem Teufel gegen\u252 ?ber so schwach und leicht zu \u252 ?berwinden, weil wir gerade das Gegenteil davon tun, weil wir nicht untereinander Waffenbr\u252 ?der sind, weil wir nicht das Siegel der g\u246 ?ttlichen Liebe tragen, weil wir unsere gegenseitigen Beziehungen auf andere Gr\u252 ?nde aufbauen: auf die Verwandtschaft, auf den Verkehr, auf den Umgang, auf die Nachbarschaft. Jedes andere Motiv vermag uns viel mehr zu gegenseitiger Liebe zu bewegen, als die Gottesfurcht. Und doch sollte nur sie allein die Bande der Freundschaft kn\u252 ?pfen. Nun geschieht aber das reine Gegenteil davon; ja es kommt vor, dass wir eher mit Juden und Heiden Freundschaft schlie\u223 ?en, als mit den Kindern der Kirche.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Allerdings erwiderst du, so ist es; denn dieser ist schlecht, der andere hingegen brav und bescheiden. Was sagst du? Deinen Mitbruder nennst du schlecht, wo es doch verboten ist, zu ihm auch nur \u8222 ?Raka\u8220" zu sagen. Sch\u228 ?mst du dich nicht, err\u246 ?test du nicht, deinen Mitbruder an den Pranger zu stellen, ein Glied deines Leibes, ihn, der dieselbe Mutter hat, der an demselben Tische teilnimmt wie du? Wenn du einen leiblichen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0864.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d864 }}} Bruder hast, so suchst du ihn zu sch\u252 ?tzen, auch wenn er tausend Schandtaten begeht, und erachtest es f\u252 ?r deine eigene Schmach, wenn man ihm Schmach zuf\u252 ?gt; deinen geistlichen Bruder dagegen, den du vor Verleumdung retten sollst, \u252 ?berh\u228 ?ufst du selber mit zahllosen Schm\u228 ?hungen? Er ist schlecht, sagst du, und unausstehlich. Nun, dann werde doch gerade darum sein Freund, um ihn zur Besinnung zu bringen, um ihn zu bessern, um ihn zur Tugend zur\u252 ?ckzuf\u252 ?hren. Aber er folgt nicht, f\u228 ?hrst du fort, er nimmt keinen Rat an. Woher wei\u223 ?t du das? Hast du ihn ermahnt und zu bessern versucht? Schon oft habe ich es getan, antwortest du. Wie oft denn? Oft, einmal, und dann noch einmal. Ei, das nennst du oft? Du h\u228 ?ttest nicht erm\u252 ?den und nicht ablassen d\u252 ?rfen, und wenn du es das ganze Leben hindurch tun m\u252 ?sstest. Siehst du nicht, dass auch Gott uns immer von neuem ermahnt, durch die Propheten, die Apostel, die Evangelisten? Und mit welchem Erfolge? Handeln etwa wir stets recht, folgen wir in allen St\u252 ?cken? Nein. L\u228 ?sst er etwa deswegen ab, uns zu mahnen? schweigt er deshalb? oder spricht er nicht vielmehr Tag f\u252 ?r Tag: \u8222 ?Ihr k\u246 ?nnt nicht Gott und dem Mammon dienen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,24 u. Lk 16,13\par} } , und w\u228 ?chst nicht dennoch bei vielen die Macht und Tyrannei des Geldes? Ruft er nicht t\u228 ?glich: \u8222 ?Vergebet, so wird euch vergeben werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,14 u. Lk 6,37\par} } , w\u228 ?hrend wir uns zu immer gr\u246 ?\u223 ?erem Zorne hinrei\u223 ?en lassen? Ermahnt er uns nicht ohne Unterlass, die Leidenschaften zu b\u228 ?ndigen und die b\u246 ?se Lust zu beherrschen, und doch w\u228 ?lzen sich viele im Schmutz der Unlauterkeit \u228 ?rger als Schweine. Aber trotzdem h\u246 ?rt er nicht auf, zu uns zu sprechen. Das sollten wir wohl \u252 ?berdenken und bei uns sagen: Gott spricht zu uns und spricht immer wieder, obschon wir oft nicht auf ihn h\u246 ?ren. Darum konnte er auch sagen: \u8222 ?Wenige sind es, welche selig werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 13,23\par} } .Wir sollen doch, um selig zu werden, nicht blo\u223 ? selbst tugendhaft sein, sondern auch andere zur Tugend anleiten. Wie wird es uns da ergehen, wenn wir weder uns noch andere gerettet haben? {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0865.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d865 }}} Worauf k\u246 ?nnten wir dann noch unsere Hoffnung auf Rettung gr\u252 ?nden?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber warum mache ich euch Vorw\u252 ?rfe wegen Fremder, da wir ja nicht einmal um die N\u228 ?chststehenden uns k\u252 ?mmern, um Weib und Kind und Angeh\u246 ?rige, sondern wie Betrunkene tausend andere Sorgen haben: dass das Gesinde zahlreicher werde und uns mit gr\u246 ?\u223 ?erem Eifer diene, dass die Kinder von uns ein reiches Erbe erhalten, dass die Frau kostbare Kleider und Goldschmuck besitze, also nur um unser Hab und Gut, nicht um uns selbst besorgt sind? Nicht die Frau liegt uns am Herzen, nur ihr Schmuck; nicht am Kinde ist uns gelegen, sondern an seinem Verm\u246 ?gen. Wir handeln da ebenso t\u246 ?richt wie einer, der rings um sein bauf\u228 ?lliges Haus gewaltige Z\u228 ?une errichtet, anstatt die schiefstehenden Mauern instandzusetzen; wie einer, der f\u252 ?r seinen schwerkranken Leib goldene Kleider weben l\u228 ?sst, anstatt ihn zu heilen; wie einer, der die leidende Herrin im Fieber st\u246 ?hnen l\u228 ?sst und sich um die M\u228 ?gde, die Webst\u252 ?hle, das Hausger\u228 ?t und dergleichen Dinge k\u252 ?mmert. So verkehrt handelt man auch, wenn man um H\u228 ?user und Dienerschaft besorgt ist, w\u228 ?hrend es um unsere Seele schlimm und elend steht, w\u228 ?hrend man sie den Leidenschaften zum Spielball \u252 ?berl\u228 ?sst, und sie von Zorn, Schm\u228 ?hsucht, uners\u228 ?ttlichen Begierden, Eitelkeit, Feindseligkeit zu Boden geschmettert und wie von wilden Tieren zerfleischt wird.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn einmal ein B\u228 ?r heimlich entkommen ist, da verschlie\u223 ?t man seine Wohnung und schl\u228 ?gt Seitenwege ein, um ja nicht dem wilden Tiere zu begegnen; wenn aber unsere Seele nicht von einer Bestie allein, sondern von vielen b\u246 ?sen Gedanken angefallen wird, da bleiben wir kalt. Ferner, wenn es sich um eine Stadt handelt, ist man gar sehr besorgt, die wilden Tiere an einem einsamen Orte oder in einem Zwinger einzusperren, man h\u228 ?lt sie irgendwo abseits gefangen, nicht aber in der N\u228 ?he des Rathauses oder des Gerichtsgeb\u228 ?udes oder der K\u246 ?nigsburg. In der Stadt unserer Seele hingegen, die ihr eigenes Rathaus, ihre eigene K\u246 ?nigsburg, ihren eigenen Gerichtshof besitzt, lassen wir die Bestien ganz frei sogar rings um den Verstand und den K\u246 ?nigsthron {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0866.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d866 }}} br\u252 ?llen und toben. Die Folge davon ist, dass alles dr\u252 ?ber und drunter geht, innen und au\u223 ?en alles voll Verwirrung ist, dass dann jeder von uns einer Stadt gleicht, die ob eines Barbareneinfalls in Verwirrung kam. Es sieht da aus wie in einem Vogelnest, in das eine Schlange geraten ist, piepsend vor Furcht und Entsetzen flattern die Tierlein nach allen Seiten hin und her und wissen nicht, wo sie in ihrer Angst Rettung suchen sollen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 7.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Darum bitte ich auch inst\u228 ?ndig, bringen wir diese Schlange um, sperren wir die Bestie ein, erw\u252 ?rgen, vertilgen wir sie, liefern wir die b\u246 ?sen Gedanken dem Schwerte des Geistes aus, damit nicht auch uns die Drohung gelte, die der Prophet an die Juden richtete: \u8222 ?Waldteufel tanzen dort und Igel und Drachen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 13,22\par} } . O, es gibt Menschen, die tats\u228 ?chlich schlimmer sind als Waldteufel, weil sie wie diese gleichsam in der W\u252 ?ste hausen und ausschlagen. Ist nicht eigentlich ein Gro\u223 ?teil unserer Jugend so? Voll wilder Begierden, springen sie, schlagen aus, laufen z\u252 ?gellos umher und haben f\u252 ?r ihre Pflichten nicht den n\u246 ?tigen Ernst. Die Schuld an diesen Unordnungen trifft die V\u228 ?ter. Ihre Rosse lassen sie von den Knechten mit gro\u223 ?er Sorgfalt dressieren, lassen die F\u252 ?llen in ihrer Jugend gew\u246 ?hnlich nicht ohne Zucht, sondern legen ihnen beizeiten einen Zaum an und tun, was sonst notwendig erscheint. Ihre S\u246 ?hne dagegen, vernachl\u228 ?ssigen sie in der Regel, und k\u252 ?mmern sich nicht darum, wenn sie z\u252 ?gel- und sittenlos sich herumtreiben, und durch Unzucht, W\u252 ?rfelspiel und gottlose Theaterst\u252 ?cke sich selbst entw\u252 ?rdigen. Man sollte sie, ehe sie der Unzucht verfallen, verheiraten mit einem klugen und verst\u228 ?ndigen Weibe: ein solches versteht es, den Mann von einem so unw\u252 ?rdigen Zeitvertreibe abzulenken, wie man ein F\u252 ?llen durch den Zaum lenkt. Denn aus keiner anderen Ursache r\u252 ?hren die S\u252 ?nden der Unzucht und die Ehebr\u252 ?che her, als weil die jungen Leute so z\u252 ?gellos sind. Sobald einer ein braves Weib hat, wird ihm auch an dem Hause, an seinem Ruf und guten Namen gelegen sein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0867.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d867 }}} Aber er ist ja noch jung, redet man sich aus. Das wei\u223 ? auch ich ganz wohl. Wenn aber Isaak, der erst im Alter von vierzig Jahren eine Braut heimf\u252 ?hrte, sein Leben bis zu dieser Zeit in Keuschheit verbrachte, dann sollten noch viel eher unsere jungen Leute mit Hilfe der Gnade imstande sein, dieselbe Tugend zu \u252 ?ben. Aber was soll ich eigentlich tun? Es ist euch gleichg\u252 ?ltig, ob sie enthaltsam sind oder nicht, es liegt euch nichts daran, wenn sie sich entehren, beflecken, mit Fluch beladen. Warum? Weil ihr keine Ahnung davon habt, wie hochbedeutsam es f\u252 ?r den Ehestand ist, dass man seinen Leib rein bewahrt. Hat man ihn befleckt, so kann dann die Ehe keinen Nutzen mehr bringen. Ihr handelt ganz verkehrt; erst wenn sie sich mit tausend Sch\u228 ?ndlichkeiten entehrt haben, f\u252 ?hrt ihr sie dem Ehestande zu; dann ist es aber bereits zu sp\u228 ?t. Eine andere Entschuldigung lautet: Er muss doch warten, bis er sich einen Namen gemacht, bis er in der \u214 ?ffentlichkeit etwas geleistet hat. An der Seele liegt euch also nichts, ihr lasset es ruhig zu, dass sie weggeworfen wird. Daher kommt es eben, dass alles voll Wirrwarr, Unordnung und Unruhe ist, weil die Seele als Nebensache gilt, weil das Notwendige vernachl\u228 ?ssigt und dem Wertlosen soviel Sorgfalt gewidmet wird. Wei\u223 ?t du nicht, dass du deinem Kinde keine gr\u246 ?\u223 ?ere Wohltat erweisen kannst, als wenn du es unbefleckt erh\u228 ?ltst vor der Verunreinigung mit der Unzucht? Es gibt nichts, das solchen Wert h\u228 ?tte wie die Seele. Denn: \u8222 ?Was n\u252 ?tzt es dem Menschen\u8220",spricht der Herr, \u8222 ?wenn er die ganze Welt gewinnt, aber an seiner Seele Schaden leidet?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 16,26\par} } . Leider hat aber die Habsucht alles umgekehrt und auf den Kopf gestellt und die wahre Gottesfurcht vertrieben; wie ein Tyrann eine Burg, so hat sie die Herzen der Menschen eingenommen. So achtet man denn auch nicht auf die Kinder und das eigene Heil, man hat nur das eine Ziel im Auge, wie man reicher werden k\u246 ?nne, um das Verm\u246 ?gen anderen zu hinterlassen, diese wieder anderen, und die Nachfolgenden wieder den {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0868.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d868 }}} Nachfolgenden; so sind wir nicht Eigent\u252 ?mer, sondern gewisserma\u223 ?en nur Vermittler von Geld und Gut.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aus diesen Verh\u228 ?ltnissen entsteht soviel Torheit. Daher kommt es, dass man sich um die Freien weniger k\u252 ?mmert, als um die Sklaven. Diese werden zurechtgewiesen, wenn auch nicht ihretwegen, so doch um unseretwillen; den Freien erweist man diese Wohltat nicht, sie gelten uns eben weniger als jene. Ja nicht blo\u223 ? weniger als Sklaven, sogar weniger als die Tiere. Denn auf die eigenen Kinder achtet man nicht soviel, als auf Esel und Maultiere, man sorgt mehr f\u252 ?r diese. Hat z.B. jemand auch nur einen Maulesel, so ist er sorgsam bem\u252 ?ht, einen t\u252 ?chtigen Treiber dazu zu finden, der nicht nachl\u228 ?ssig, nicht diebisch, nicht trunks\u252 ?chtig ist, sondern sein Gesch\u228 ?ft gut versteht. Handelt es sich aber darum, f\u252 ?r die Seele des Kindes einen Erzieher zu suchen, so nimmt man den ersten besten. Und doch gibt es keine gr\u246 ?\u223 ?ere Kunst, als gerade die Erziehung. Was k\u246 ?nnte man auch wohl mit der harmonischen Entwicklung der Seele und der Bildung des Herzens eines jungen Menschen vergleichen? Wem diese Kunst eigen ist, der muss ein weit vollkommenerer K\u252 ?nstler sein, als alle Maler und Bildhauer. Gew\u246 ?hnlich werden aber diese Gesichtspunkte gar nicht in Rechnung gezogen, man legt nur darauf Gewicht, dass das Kind in der Sprache ordentlich ausgebildet werde, und selbst das nur um des Erwerbes willen. Denn nicht um ein Redner, sondern um ein Gesch\u228 ?ftsmann zu werden, wird das Kind in der Sprache unterrichtet. K\u246 ?nnte man reich werden, auch ohne reden zu k\u246 ?nnen, so l\u228 ?ge uns selbst daran nichts. Siehst du also, welche Tyrannei das Geld aus\u252 ?bt? Aller Verh\u228 ?ltnisse hat es sich bem\u228 ?chtigt und h\u228 ?lt die Menschen wie Sklaven oder Tiere gefesselt und schleppt sie, wohin es will. Aber welchen Nutzen haben wir von all diesen Vorw\u252 ?rfen? Wir wenden uns gegen diese Herrschaft nur mit Worten, sie h\u228 ?lt uns dagegen durch die Tat in ihrer Gewalt. Trotzdem wollen wir doch nicht aufh\u246 ?ren, die Waffen des Wortes gegen sie zu kehren. Erreichen wir etwas, so kommt der Nutzen uns und euch zustatten; {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0869.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d869 }}} bleibt ihr so wie vorher, so haben wir wenigstens unsere Pflicht getan, Gott m\u246 ?ge aber auch euch von dieser Krankheit heilen und uns verleihen, dass wir uns in euch r\u252 ?hmen k\u246 ?nnen: denn ihm geb\u252 ?hrt der Ruhm und die Macht in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Sechzigste Homilie. Kap. XVIII, V.15-20.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: \u8222 ?Wenn aber dein Bruder wider dich ges\u252 ?ndigt hat, gehe und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Wenn er auf dich h\u246 ?rt, hast du deinen Bruder gewonnen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem der Herr mit so scharfen Worten sich gegen die \u196 ?rgernisgeber gewandt und ihnen Furcht eingefl\u246 ?\u223 ?t hatte, wollte er doch auch verh\u252 ?ten, dass die \u196 ?rgernisnehmer etwa sorglos w\u252 ?rden, in der Meinung, all sein Tadel habe nur jenen gegolten; sie w\u228 ?ren damit nur in einen anderen Fehler, n\u228 ?mlich den Hochmut, verfallen. und h\u228 ?tten voll Selbst\u252 ?berhebung geglaubt, sie m\u252 ?ssten alle Welt zurechtweisen. Siehe darum, wie der Herr auch sie in die rechten Schranken weist durch die Anordnung, die Zurechtweisung solle nur unter vier Augen geschehen. Damit will er verh\u252 ?ten, dass der Tadel durch das Beisein mehrerer versch\u228 ?rft werde, denn dadurch k\u246 ?nnte der Fehlende leicht gereizt und f\u252 ?r die Besserung unzug\u228 ?nglich werden. Deshalb sagte er: \u8222 ?Zwischen dir und ihm allein. Wenn er auf dich h\u246 ?rt, hast du deinen Bruder gewonnen.\u8220" Was sollen da die Worte: \u8222 ?wenn er dich h\u246 ?rt\u8220", bedeuten? wenn er sich selbst verurteilt, wenn er zugibt, dass er gefehlt hat. \u8222 ?Du hast deinen Bruder gewonnen.\u8220" Er sagte nicht: Du hast eine geb\u252 ?hrende S\u252 ?hne, sonder: \u8222 ?Du hast deinen Bruder gewonnen.\u8220" Er lehrt damit, dass die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0870.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d870 }}} Feindschaft den Verfeindeten einen gleichm\u228 ?\u223 ?igen Nachteil bringt. Deshalb sagt er nicht: Jener hat sich selbst gewonnen, sondern: \u8222 ?Du hast ihn gewonnen.\u8220" Es ist also offenbar, dass beide zuvor Schaden hatten, der eine an seinem Bruder, der andere an seinem Heile.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dieselbe Forderung stellte Jesus in der Bergpredigt; denn auf der einen Seite f\u252 ?hrt er den Beleidiger zum Beleidigten durch den Befehl: \u8222 ?Wenn du deine Gabe zum Altare bringst und dich dort erinnerst, dass der Bruder etwas wider dich habe, so gehe zuvor, dich mit deinem Bruder zu vers\u246 ?hnen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,23-24\par} } ; anderseits fordert er auch den Gekr\u228 ?nkten auf, seinen Nebenmenschen zu verzeihen: \u8222 ?Vergib uns unsere Schulden, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern\u8220", lehrte er beten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 6,12\par} } . An unserer Stelle gibt der Herr noch einen dritten Weg an. Nicht der Beleidiger, sondern der Beleidigte soll zum anderen gehen. Derjenige, der Unrecht getan hat, k\u246 ?nnte sich leicht durch Scham und Sch\u252 ?chternheit abhalten lassen, den ersten Schritt zu tun; deshalb hei\u223 ?t er dies den anderen tun, und zwar zu dem Zwecke, um das Geschehene wieder gut zu machen. Darum sagt er nicht: klage ihn an, schilt ihn, fordere S\u252 ?hne oder Rechenschaft von ihm, sondern: \u8222 ?weise ihn zurecht\u8220". Er ist ja von Zorn und Scham wie ein Trunkener vom Schlafe befangen; du bist gesund und musst daher zu dem Kranken hingehen, um durch Vermeidung der \u214 ?ffentlichkeit ihm die Heilung zu erleichtern. Die Worte: \u8222 ?weise zurecht\u8220" bedeuten nichts anderes als: mache ihn auf seinen Fehler aufmerksam, sage ihm, was er dir f\u252 ?r Leid bereitet hat. Auch das bildet, wenn es recht gemacht wird, einen Teil der Entschuldigung und tr\u228 ?gt gar sehr zur Auss\u246 ?hnung bei. Wie aber, wenn er hart bleibt und nicht h\u246 ?ren will?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: \u8222 ?Wenn er aber nicht auf dich h\u246 ?rt, nimm noch einen oder zwei mit dir, damit auf die Aussage zweier oder dreier Zeugen jegliche Sache festgesetzt werde.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Je mehr der Beleidiger unzug\u228 ?nglich und hochfahrend ist, desto mehr muss man sich seine Heilung angelegen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0871.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d871 }}} sein lassen und nicht Zorn und Unwillen freie Hand lassen. Auch der Arzt wird ja nicht unwillig oder l\u228 ?sst nach, wenn er sieht, dass das \u220 ?bel tief sitzt; er verdoppelt vielmehr seine Bem\u252 ?hungen. Hier befiehlt uns nun der Herr, es ebenso zu machen. Wenn es sich zeigt, dass du allein zu schwach bist, so st\u228 ?rke deine Kr\u228 ?fte und ziehe noch einen anderen bei; denn zwei gen\u252 ?gen, um den Fehlenden zurechtzuweisen. Siehst du jetzt, wie der g\u246 ?ttliche Heiland nicht blo\u223 ? um den Gekr\u228 ?nkten besorgt ist, sondern auch um das Wohl des Beleidigers? Der eigentlich Gesch\u228 ?digte ist doch jener, der von der Leidenschaft befallen ist; der ist krank, schwach und siech. Deshalb will der Herr, dass der Beleidigte zu ihm gehe, bald allein, bald in Begleitung anderer; und wenn er trotzdem krank bleibt, auch mit der Kirche.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V .17: \u8222 ?Sage es der Kirche\u8220",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 spricht er. H\u228 ?tte der Herr nur das Wohl des Beleidigten im Auge gehabt, so h\u228 ?tte er nicht befohlen, siebzigmal siebenmal dem reum\u252 ?tigen Beleidiger zu verzeihen, h\u228 ?tte nicht an geordnet, dass so viele und dazu so oft die Heilung des \u220 ?bels versuchen, sondern h\u228 ?tte ihn seinem Schicksale \u252 ?berlassen, wenn der erste Besserungsversuch erfolglos geblieben w\u228 ?re. Nun aber befiehlt er, ein, zwei,dreimal seine Heilung zu versuchen, bald ohne Zeugen, bald im Verein mit zweien oder mehreren. Eine solche Forderung stellt er nicht, wenn es sich um Ungl\u228 ?ubige handelt; da sagt er blo\u223 ?: \u8222 ?Wenn dich einer auf deine rechte Wange geschlagen hat, biete ihm auch die andere dar\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,39\par} } . Ganz anders in unserem Falle. \u196 ?hnlich predigt Paulus, wenn er schreibt: \u8222 ?Was habe ich n\u246 ?tig, \u252 ?ber die, welche drau\u223 ?en sind, zu richten?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 5,12\par} } . Die Br\u252 ?der hingegen hei\u223 ?t er zurechtweisen und zur Umkehr bringen, und wenn sie nicht h\u246 ?ren wollen, befiehlt er, sie auszuschlie\u223 ?en, damit sie in sich gehen. Denselben Grundsatz stellt der Herr auch hier auf, wo er \u252 ?ber die Br\u252 ?der handelt: Er setzt drei Lehrer und Richter ein, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0872.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d872 }}} die ihn, den Fehlenden, belehren sollen, was er w\u228 ?hrend seines Taumels getan hat. Es bedarf anderer Leute, um ihn dar\u252 ?ber aufzukl\u228 ?ren, wenn er auch selbst all das Ungeh\u246 ?rige geredet und getan hat; denn er hat gleichsam im Rausche gehandelt. Leidenschaft und S\u252 ?nde regen noch weit mehr auf und berauben mehr der Vernunft, als selbst die Trunkenheit. Hat es einen einsichtigeren Mann gegeben als David? Und doch empfand er seine S\u252 ?nde gar nicht, weil die Leidenschaft das klare Denken gefesselt und seine Seele wie mit Rauch erf\u252 ?llt hatte. Darum bedurfte es der Worte des Propheten, um ihn zu erleuchten und auf seine Tat aufmerksam zu machen. Das also ist der Grund, weshalb Christus bestimmte, dass man zu dem Fehlenden gehe und mit ihm reden solle \u252 ?ber das, was er getan hat.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weshalb \u252 ?bertr\u228 ?gt er aber die Zurechtweisung dem Gekr\u228 ?nkten und nicht einem anderen? Weil anzunehmen ist, dass der Beleidigte, der Gekr\u228 ?nkte, der Beschimpfte am ehesten Geh\u246 ?r finden wird. Es ist doch ein gro\u223 ?er Unterschied, ob man wegen einer Beleidigung sich von einem Fremden oder von dem Beleidigten eine Zurechtweisung gefallen lassen soll, besonders wenn der Verweis unter vier Augen geschieht. Denn am meisten Aussicht, den Fehlenden zur Einsicht zu bringen, bietet es doch, wenn derjenige, der ein Recht hat, ihn zur Rechenschaft zu fordern, es offenbar tut aus Besorgtheit um sein Heil. Siehst du also, wie die Zurechtweisung nicht um der S\u252 ?hne, sondern um der Besserung willen geschehen soll? Eben deshalb befahl Christus, nicht sofort zwei andere beizuziehen, sondern erst dann, wenn sich der Fehlende unzug\u228 ?nglich erweise und auch in diesem Falle schickt er nicht eine gro\u223 ?e Anzahl von Leuten zu ihm, sondern setzt fest, h\u246 ?chstens zwei oder gar nur einen einzigen beizuziehen. Und erst dann, wenn er auch diese nicht h\u246 ?rt, soll die Sache vor die Kirche gebracht werden. So sehr liegt ihm daran, dass die Fehler des Nebenmenschen nicht an die \u214 ?ffentlichkeit gezogen werden. Er h\u228 ?tte ja von allem Anfang an bestimmen k\u246 ?nnen, die Sache vor die Kirche zu bringen; aber das wollte er eben vermeiden. Deshalb gab er die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0873.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d873 }}} Weisung, es erst nach ein oder zwei Ermahnungen zu tun.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was bedeutet aber: \u8220"Auf Aussage zweier oder dreier Zeugen werde jegliche Sache festgesetzt\u8221"? Er will damit sagen: Das gibt dir gen\u252 ?gende Gew\u228 ?hr, dass du alles getan hast, was an dir liegt, dass du nichts unterlassen, was du hattest tun sollen. \u8220"H\u246 ?rt er auch diese nicht, so sage es der Kirche\u8221", d.h. den Vorstehern.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: \u8220"Wenn er aber auch die Kirche nicht h\u246 ?rt, sei er dir wie der Heide und der Z\u246 ?llner\u8221";\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn ein solcher ist tats\u228 ?chlich unheilbar krank. Hier m\u246 ?chte ich aufmerksam machen, dass der Herr \u252 ?berall die Z\u246 ?llner als Beispiel gr\u246 ?\u223 ?ter Schlechtigkeit anf\u252 ?hrt. Schon fr\u252 ?her hatte er einmal gesagt: \u8220"Tun nicht auch die Z\u246 ?llner dasselbe?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5, 46\par} } , und sp\u228 ?ter spricht er: \u8220"Die Z\u246 ?llner und Buhlerinnen werden vor euch in das Reich Gottes gelangen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 21,31\par} } , d.h. diejenigen, welche am h\u228 ?rtesten gerichtet und verurteilt werden. M\u246 ?chten das doch jene h\u246 ?ren, welche auf ungerechten Gewinn ausgehen und Zinsen auf Zinsen h\u228 ?ufen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum stellt aber der Herr den unvers\u246 ?hnlichen Beleidiger auf die gleiche Stufe wie die Z\u246 ?llner? Um ihm Schrecken einzufl\u246 ?\u223 ?en und um den Beleidigten zu tr\u246 ?sten. Ist also in diesen Worten die ganze Strafe enthalten? O nein. H\u246 ?re nur weiter:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18: \u8220"Was immer ihr gebunden haben werdet auf Erden, wird auch gebunden sein im Himmel.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Christus spricht nicht zu den Vorstehern der Kirche: binde einen solchen Menschen, sondern: wenn du gebunden haben wirst, indem, du alles dem Gekr\u228 ?nkten selber anheimstellst; und diese Bande sind unl\u246 ?slich. Er wird also der \u228 ?rgsten Strafe verfallen; und schuld ist aber nur er selbst, weil er nicht nachgibt, nicht der Ankl\u228 ?ger. Siehst du, wie Christus ihn doppelt bindet: durch die Strafe hier und die Pein dort? Diese Drohungen sprach er jedoch nur deshalb aus, damit ein solcher {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0874.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d874 }}} Fall{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 von Unvers\u246 ?hnlichkeit\par} } nicht vorkomme; er wollte ihn nur zur Besinnung bringen durch die M\u246 ?glichkeit des Ausschlusses aus der Kirche und durch die Gefahr, dass er auch im Himmel gebunden sein w\u252 ?rde. H\u228 ?lt er sich alles das vor Augen, wo wird er, wenn er auch nicht an und f\u252 ?r sich geneigt ist, den Groll aufzugeben, doch durch die Zahl der einander folgenden Urteilsspr\u252 ?che dazu gebracht werden. Deshalb eben hat Christus ihn nicht sofort ausgeschlossen, sondern ein erstes und zweites und drittes Gericht eingesetzt; er soll sich, wenn er dem ersten nicht folgt, dem zweiten unterwerfen; und f\u252 ?gt er sich dem zweiten nicht, so soll er das dritte f\u252 ?rchten und kehrt er sich auch an dieses nicht, dann wenigstens durch die Aussicht auf die ewige Strafe, den Richterspruch und die Rache Gottes eingesch\u252 ?chtert werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19: \u8220"Wiederum sage ich euch: Wenn zwei aus euch eines Sinnes sein werden auf Erden bez\u252 ?glich irgendeiner Sache, um welche sie bitten wollen, sie wird ihnen zuteil werden von meinem Vater, welcher im Himmel ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie der Herr sich die Feindseligkeiten von einer anderen Seite hintan zuhalten, die niedrige Denkart zu beseitigen und die Menschen einander n\u228 ?her zu bringen bem\u252 ?ht, n\u228 ?mlich au\u223 ?er der Androhung der eben erw\u228 ?hnten Strafe auch den Hinweis auf die Vorteile, welche die Liebe mit sich bringt. Nachdem er die Strafe f\u252 ?r die Geh\u228 ?ssigkeit festgesetzt hat, stellt er jetzt die gro\u223 ?en G\u252 ?ter der Eintracht vor Augen und sagt, dass die Eintr\u228 ?chtigen den Vater bewegen, ihnen zu geben, was immer sie erbitten, und dass sie Christum in ihrer Mitte haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ja, gibt es denn nirgends zwei eintr\u228 ?chtige Menschen? Es gibt ihrer schon an vielen Orten, vielleicht sogar \u252 ?berall. Aber wie kommt es dann, dass sie nicht alles erhalten? Daf\u252 ?r gibt es viele Gr\u252 ?nde. Oft bittet man n\u228 ?mlich um unzutr\u228 ?gliche Dinge. Es darf dich aber nicht wundern, dass so etwas vorkommt. Wir finden es sogar bei Paulus, als Gott zu ihm sprach: \u8220"Es gen\u252 ?gt {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0875.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d875 }}} dir meine Gnade, denn die Kraft wird in Schwachheit vollendet\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 12,9\par} } . Oft sind die Beter der verhei\u223 ?enen Gaben nicht wert; sie erf\u252 ?llen die Bedingungen der Erh\u246 ?rung nicht. Der Herr will Beter haben, wie die Apostel waren, das deutet er an durch die Worte: \u8220"aus euch\u8221" d.h. die so tugendhaft sind, die ein so engelgleiches Leben f\u252 ?hren. Oft betet man voll Verlangen nach Rache und Bestrafung der Beleidiger; das ist aber unstatthaft, weil er gesagt hat: \u8220"Betet f\u252 ?r die, welche euch hassen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,44\par} } . Oft betet man ohne Reue um Verzeihung der S\u252 ?nden; einem solchen kann aber keine Vergebung zuteil werden, ob er nun selbst f\u252 ?r sich betet oder ob andere f\u252 ?r ihn Gott mit noch so gro\u223 ?em Vertrauen best\u252 ?rmen; musste doch auch Jeremias, als er f\u252 ?r die Juden betete, h\u246 ?ren: \u8220"Bete du nicht f\u252 ?r dieses Volk, denn ich will dich nicht erh\u246 ?ren\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 11,14\par} } . Sind aber alle Bedingungen vorhanden, betet man um n\u252 ?tzliche Dinge, l\u228 ?sst man es bei sich selbst nicht fehlen, f\u252 ?hrt man ein apostolisches Leben, lebt man in Eintracht und Liebe mit dem N\u228 ?chsten, dann erh\u228 ?lt man gewiss, worum man bittet, denn der Herr ist voll G\u252 ?te.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nach den Worten: \u8222 ?von meinem Vater\u8220", f\u228 ?hrt der Herr fort: \u8222 ?Denn wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, dort bin ich in ihrer Mitte\u8220"; damit lehrt er uns, dass die Erh\u246 ?rung nicht allein vom Vater, sondern auch von ihm selbst abh\u228 ?nge. Aber wie gibt es nicht zwei oder drei Menschen, die in seinem Namen versammelt sind? Es gibt wohl solche, aber selten. Er redet n\u228 ?mlich nicht von einem blo\u223 ?en Zusammenkommen, er verlangt nicht, dass man einfach beisammen sei, sondern erwartet vor allem, wie ich fr\u252 ?her schon auseinandersetzte, dass man lediglich Tugend besitze; ja gerade diese verlangt er mit gro\u223 ?em Nachdruck. Der Sinn seiner Worte ist der: Wenn jemand seine N\u228 ?chstenliebe auf die Liebe zu mir gr\u252 ?ndet, so werde ich, wenn er auch sonst tugendhaft ist, mit ihm sein. Nun finden wir aber bei den meisten ganz andere {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0876.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d876 }}} Beweggr\u252 ?nde zur Liebe: der eine liebt, weil er geliebt wird, der andere, weil er geehrt worden ist, ein dritter, weil ihm der Nebenmensch in einer weltlichen Angelegenheit n\u252 ?tzlich ist, ein vierter aus einer anderen \u228 ?hnlichen Ursache; kaum findet sich jedoch einer, der seinen N\u228 ?chsten uneigenn\u252 ?tzig, und wie es sein sollte, um Christi willen liebt. Das Band, das die meisten untereinander verkn\u252 ?pft, sind eben irdische R\u252 ?cksichten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aus solchen Beweggr\u252 ?nden ging aber bei Paulus die Liebe nicht hervor; er liebte um Christi willen. Mochte ihm darum auch seine Liebe nicht in dem Ma\u223 ?e, wie er liebte, erwidert werden, sie erkaltete trotzdem nicht, weil sie eben aus einer kr\u228 ?ftigen Wurzel hervorging. Heutzutage ist es ganz anders geworden. Wenn wir genau zusehen, finden wir bei der Mehrzahl eher alle anderen Beweggr\u252 ?nde der Liebe, als diese. W\u228 ?re es mir m\u246 ?glich, in einer so gro\u223 ?en Menge von Menschen die Probe anzustellen, ich w\u252 ?rde leicht den Beweis erbringen, dass die meisten nur durch weltliche Beziehungen miteinander verbunden sind. Das kann man deutlich erkennen, wenn man die Ursache der Feindschaften ins Auge fasst. Weil ihre Freundschaft nur auf verg\u228 ?nglichen Verh\u228 ?ltnissen fu\u223 ?t, darum ist sie weder innig noch beharrlich; ihre Liebe erstickt, sobald eine Beleidigung, Verm\u246 ?gensbeeintr\u228 ?chtigung, Neid, Eitelkeit oder dergleichen dazwischen tritt. W\u228 ?re sie in geistlichem Gebiete gewurzelt, so w\u252 ?rde sie dauerhaft sein: denn das geistliche Band kann durch keinerlei weltliche Verh\u228 ?ltnisse gesprengt werden. Die Liebe um Christi willen ist fest, unzerrei\u223 ?bar, unzerst\u246 ?rbar, nichts ist imstande, sie zu ersticken, weder Verleumdungen, noch Gefahren, noch der Tod, noch sonst etwas Derartiges. Wer aus solchem Grunde liebt, der ertr\u228 ?gt alles m\u246 ?gliche Ungemach, ohne die Liebe aufzugeben, da er immer die Grundlage seiner Liebe im Auge hat. Wer nur liebt, weil er Gegenliebe findet, gibt die Liebe auf, sobald ihm etwas Unangenehmes widerf\u228 ?hrt; wer aber durch ein \u252 ?bernat\u252 ?rliches Band verbunden ist, wird niemals untreu. Darum schreibt Paulus: \u8222 ?Die Liebe versagt nie\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 13,8\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0877.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d877 }}} Was kannst du dagegen vorbringen? Dass der, den du geehrt hast, dich beschimpft, dass einer, dem du Wohltaten erwiesen, dir nach dem Leben strebt? Mag sein, aber diese Umst\u228 ?nde spornen dich zu noch gr\u246 ?\u223 ?erer Liebe an, wenn du um Christi willen liebst. Denn was sonst die Liebe ausl\u246 ?scht, ist nur ein Antrieb zu gr\u246 ?\u223 ?erer Liebe. Inwiefern? Erstlich, weil ein solcher Mensch Gelegenheit zu Verdiensten bietet; dann, weil einer, der so gesinnt ist, mehr Hilfe und sorgsamer Pflege bedarf. Wer aus solchem Grunde liebt, fragt dann auch nicht nach Geschlecht, Heimat, Verm\u246 ?gen, nicht nach Erwiderung der Liebe oder nach sonst dergleichen. Ja, auch wenn man ihn hasst, beschimpft, ihm nach dem Leben strebt, seine Liebe erkaltet nicht, weil sie in einer festen Unterlage wurzelt, in Christus. Ihn allein hat er im Auge und daher steht er fest, unersch\u252 ?tterlich, unwandelbar. So war auch Christi Liebe zu seinen Feinden beschaffen, zu den Undankbaren, L\u228 ?sterern, Gottlosen, die ihn hassten, ihn nicht einmal mehr sehen konnten, die ihm Holz und Steine vorzogen. Seine Liebe zu ihnen war so erhaben, dass man ihresgleichen nicht findet. Er konnte sagen: \u8222 ?Gr\u246 ?\u223 ?ere Liebe als diese hat niemand, dass einer sein Leben hingebe f\u252 ?r seine Freunde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 15,13\par} } . Siehe nur, wie besorgt er um die bleibt, die ihn kreuzigten, trotzdem sie ihn in ihrer Wut so entsetzlich misshandeln. Er wendet sich sogar an den Vater mit der Bitte f\u252 ?r sie: \u8222 ?Vater, verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 23,34\par} } . Sp\u228 ?ter sandte er auch noch seine J\u252 ?nger zu ihnen. Eine solche Liebe sollen auch wir zu besitzen trachten, nach einer solchen Liebe sollen auch wir streben, damit wir J\u252 ?nger Christi werden und den Lohn hier und dort erlangen durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesu Christi, dem Ehre und Macht sei in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Einundsechzigste Homilie. Kap. XVIII, V.21-35.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0878.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d878 }}} V.21: \u8220"Dann trat Petrus zu ihm heran und sprach: Herr, wie oft darf mein Bruder wider mich s\u252 ?ndigen, und muss ich ihm verzeihen? Bis siebenmal?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.22: Jesus sagte ihm: Nein, nicht bis siebenmal sage ich dir, sondern bis siebenzigmal siebenmal!\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Petrus meinte etwas Gro\u223 ?es zu sagen, deshalb setzte er auch mit einer gewissen Genugtuung hinzu: \u8220"etwa siebenmal?\u8221" Er will sagen; Wie oft soll ich wohl tun, was du befiehlst? Wenn einer immer wieder fehlt, aber auch infolge einer Zurechtweisung immer wieder Reue empfindet, wie oft gebietest Du das zu ertragen? Denn wenn er keine Reue zeigt oder sich selbst nicht schuldig findet, da hast Du selbst die Grenze gezogen durch Deine Worte: \u8220"Er sei dir wie ein Heide und Z\u246 ?llner.\u8221" In unserem Falle ist es nicht so, vielmehr lautet Dein Gehei\u223 ?, den Beleidiger nicht abzusto\u223 ?en. Wie oft also soll ich mit ihm Geduld haben, wenn er auf Zureden hin in sich geht? Ist es genug mit siebenmal? Was sagt nun Christus, der liebevolle und g\u252 ?tige Gott? \u8220"Ich sage dir, nicht siebenmal, sondern siebenzigmal siebenmal.\u8221" Hiermit will er aber nicht eine genaue Zahl bestimmen, sondern vielmehr ausdr\u252 ?cken, dass man unbeschr\u228 ?nkt oft, jedesmal, allezeit vergeben soll. Wie n\u228 ?mlich der Ausdruck \u8220"tausendmal\u8221" soviel besagt wie \u8220"h\u228 ?ufig\u8221", so ist es auch hier mit siebenzigmal siebenmal\u8221". Auch die Hl. Schrift dr\u252 ?ckt eine gro\u223 ?e Zahl \u228 ?hnlich aus in dem Satze: \u8220"Die Unfruchtbare gebart sieben\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 K\u246 ?n 2,5\par} } . Der Herr wollte also die Verzeihung nicht auf eine bestimmte Zahl beschr\u228 ?nken, sondern blo\u223 ? bedeuten, dass man immer, jedesmal verzeihen soll. Dasselbe {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0879.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d879 }}} spricht sich auch in dem folgenden Gleichnis aus. Damit man n\u228 ?mlich nicht etwa glaube, er lege durch das Gebot, siebenzigmal siebenmal zu verzeihen, eine gro\u223 ?e und schwere B\u252 ?rde auf, so f\u252 ?gte er dieses Gleichnis hinzu; er wollte dadurch zur Erf\u252 ?llung seines Gesetzes aufmuntern, diejenigen, die sich darauf etwas einbildeten, dem\u252 ?tigen und zugleich zeigen, dass die Sache nicht so dr\u252 ?ckend, sondern ganz leicht sei. Er weist auf seine eigene Liebe hin, damit du durch den Vergleich zur Einsicht kommest, dass deine Liebe, wenn du auch siebenzigmal siebenmal vergibst, ja wenn du einfach in jedem Falle deinem Nebenmenschen alle Fehler verzeihest, dennoch hinter der unendlichen Liebe Gottes, deren du bei dem Gerichte und der Rechenschaft so sehr bedarfst, soweit zur\u252 ?ckbleibst wie ein Tropfen hinter dem grenzenlosen Meere und noch viel weiter. Darum also fuhr der Herr fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.23: \u8220"Deshalb ist das Himmelreich gleich einem Manne, einem K\u246 ?nige, welcher Abrechnung halten wollte mit seinen Knechten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.24: Und nachdem er angefangen hatte abzurechnen, wurde ihm einer gebracht, welcher ihm zehntausend Talente schuldete.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.25: Da er jedoch nichts hatte, womit er h\u228 ?tte zur\u252 ?ckerstatten k\u246 ?nnen, befahl sein Herr, ihn zu verkaufen und dessen Weib und Kinder und alles, was er hatte.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Als ihm dann Barmherzigkeit zuteil geworden war, ging er hinaus und w\u252 ?rgte einen Mitknecht, der ihm hundert Denare schuldete. Dar\u252 ?ber emp\u246 ?rt, lie\u223 ? ihn sein Herr in den Kerker werfen, bis er alles abgeb\u252 ?\u223 ?t h\u228 ?tte. Siehst du nun, wie gro\u223 ? der Abstand ist zwischen den S\u252 ?nden gegen Menschen und jenen gegen Gott? Ebenso gro\u223 ? wie zwischen zehntausend Talenten und hundert Denaren; ja noch viel gr\u246 ?\u223 ?er. Dieser Abstand hat seinen Grund in dem Unterschiede der Personen und in der H\u228 ?ufigkeit der S\u252 ?nden. Wenn uns ein Mensch sieht, so scheuen wir uns und stehen von der S\u252 ?nde ab; durch Gott hingegen, der uns doch Tag f\u252 ?r Tag sieht, lassen wir uns nicht abhalten, sondern tun und reden alles ohne Scheu. Aber nicht allein durch diesen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0880.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d880 }}} Umstand wird die S\u252 ?nde erschwert, sondern auch dadurch, dass wir so viele Wohltaten und Auszeichnungen erhalten haben. Wenn ihr es lernen wollt, wie die S\u252 ?nde gegen Gott ebensoviel ist wie zehntausend Talente und noch mehr, so will ich es in K\u252 ?rze zu zeigen versuchen. Ich f\u252 ?rchte allerdings, jene, die zum Laster neigen und an h\u228 ?ufige S\u252 ?nden gew\u246 ?hnt sind, noch gottloser zu machen, oder die Zartf\u252 ?hlenden in Verzweiflung zu st\u252 ?rzen, so dass sie mit den J\u252 ?ngern sprechen: \u8220"Wer kann selig werden?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19,25 u. Mk 10,26\par} } . Nichtsdestoweniger will ich doch reden, um die Willigen sicherer und sorgsamer zu machen. Denn diejenigen, welche unverbesserlich und gef\u252 ?hllos sind, geben ihren Leichtsinn und ihre Bosheit nicht auf, auch wenn ich schweige; nehmen sie aber von meinen Worten neuen Anlass zur Nichtsw\u252 ?rdigkeit, so liegt die Schuld nicht an meinen Worten, sondern in ihrer Herzensh\u228 ?rte, da ja unsere Predigt wohl imstande sein k\u246 ?nnte, die Willigen zu ergreifen und zu ersch\u252 ?ttern. Die Zug\u228 ?nglichen werden die Macht der Reue einsehen und beim Anblick ihrer zahllosen S\u252 ?nden sich der Bu\u223 ?e hingeben. Deshalb sehe ich mich gen\u246 ?tigt zu reden. Ich werde also sprechen und aufz\u228 ?hlen, wie viele S\u252 ?nden gegen Gott und wie viele gegen die Menschen begangen werden; hierbei werde ich jedoch nicht von einzelnen bestimmten S\u252 ?nden handeln, sondern von den S\u252 ?nden im allgemeinen; die eigenen besonderen S\u252 ?nden mag dann jeder aus seinem Gewissen beif\u252 ?gen. Zuerst will ich auf die Wohltaten Gottes hinweisen. Welche sind die? Er hat uns aus Nichts erschaffen, und hat alles, was wir sehen, unseretwegen gebildet: Himmel, Meer und Erde samt allem, was darauf ist, Tiere, Pflanzen, Saaten. Ich muss mich ganz kurz fassen bei der grenzenlosen Zahl seiner Werke. Er hat uns Menschen, und zwar uns allein auf der Welt, eine unsterbliche Seele eingehaucht, hat ein Paradies gepflanzt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 dem ersten Menschen\par} }, eine Gehilfin gegeben, ihn \u252 ?ber alle Gesch\u246 ?pfe gesetzt und mit Ehre und Herrlichkeit gekr\u246 ?nt. Und als der Mensch gegen seinen Wohlt\u228 ?ter undankbar geworden war, hat er ihm doch noch gr\u246 ?\u223 ?erer Gaben gew\u252 ?rdigt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0881.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d881 }}} Man darf eben nicht blo\u223 ? darauf sehen, dass uns Gott aus dem Paradiese versto\u223 ?en hat, sondern muss auch beachten, dass darnach gar mancher Segen erwachsen ist. So hat er uns nach der Vertreibung aus dem Paradiese so zahllose Wohltaten erwiesen und gar vieles zu unserem Heile gewirkt, ja selbst seinen eigenen Sohn f\u252 ?r diejenigen dahingegeben, die ihn trotz seiner Wohltaten hassten, hat uns den Himmel erschlossen, das Paradies wieder ge\u246 ?ffnet und uns zu seinen Kindern gemacht, trotzdem wir seine Feinde, ihm undankbar waren. Darum muss man billig ausrufen: \u8220"O Tiefe des Reichtums der Weisheit und der Erkenntnis Gottes!\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 11,33\par} } . Er hat uns ferner die Taufe zur Vergebung der S\u252 ?nden und zur Nachlassung der Strafen gegeben, den Tugendhaften Anteil am Himmelreiche und ungez\u228 ?hlten anderen G\u252 ?tern verhei\u223 ?en, hat uns die H\u228 ?nde aufgelegt und den Heiligen Geist in unser Herz eingegossen. Wie sollten wir also nach so zahlreichen gro\u223 ?en Wohltaten uns verhalten? Wenn wir Tag f\u252 ?r Tag unser Leben dahing\u228 ?ben f\u252 ?r ihn, der uns so sehr liebt, w\u228 ?re das ein geb\u252 ?hrender Entgelt, oder vielmehr, zahlten wir dadurch auch nur einen ganz geringen Teil unserer Schuld ab? Mit nichten. Auch das w\u252 ?rde doch nur wieder uns zum Vorteil gereichen. Doch sollten wir wenigstens so gesinnt sein; und wie sind wir in Wirklichkeit? T\u228 ?glich freveln wir gegen seine Gebote. O, werdet nicht unwillig, wenn ich gegen die S\u252 ?nder heftig werde; ich klage ja nicht blo\u223 ? euch, sondern auch mich selbst an. Bei wem soll ich wohl den Anfang machen? Bei den Knechten oder den Freien, bei den Soldaten oder den B\u252 ?rgern, bei den Obrigkeiten oder den Untergebenen, bei den Frauen oder bei den M\u228 ?nnern, bei den Greisen oder den J\u252 ?nglingen, bei welcher Altersstufe, bei welchem Geschlechte, bei welchem Range, bei welchem Berufe? Vielleicht darf ich mit den Soldaten beginnen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nun gut! Begehen sie nicht tagt\u228 ?glich S\u252 ?nden, wenn sie schimpfen, schm\u228 ?hen, zornig werden, fremdes Eigentum gleich W\u246 ?lfen sch\u228 ?digen, ohne sich von ihren Lastern je zu reinigen, man m\u252 ?sste denn behaupten, das {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0882.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d882 }}} Meer sei ohne Wellenschlag? Gibt es eine Leidenschaft, von der sie nicht befallen werden? Ein sittliches Gebrechen, mit dem sie nicht behaftet sind? Gleichgestellten gegen\u252 ?ber sind sie voll Eifersucht, Neid, Prahlerei; gegen Untergebene voll Habgier, voll Feindseligkeit und Meineidigkeit gegen Leute, welche in ihren Rechtsh\u228 ?ndeln zu ihnen wie zu einem sch\u252 ?tzenden Hafen ihre Zuflucht nehmen. Wieviel Raub, wieviel Habgier, wieviel Verleumdung und Betrug, wieviel knechtische Speichelleckereien findet sich bei ihnen! Wohlan, wenden wir auf jeden das Wort Christi an: \u8220"Wer zu seinem Bruder gesagt hat: Tor! wird verfallen sein dem h\u246 ?llischen Feuer\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,22\par} } . \u8220"Jeder, der ein Weib ansieht, um ihrer zu begehren, hat bereits die Ehe gebrochen in seinem Herzen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 5,28\par} } . \u8220"Wer sich nicht erniedrigt wie dieses Kind, wird nicht eingehen in das Himmelreich\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 18,34\par} } . Jene aber sind noch geflissentlich voll Aufgeblasenheit gegen ihre Untergebenen und Unterstellten, so dass diese vor ihnen zittern und beben, mehr als vor wilden Tieren; nichts tun sie um Christi willen, alles nur f\u252 ?r den Bauch, um Geld und aus Eitelkeit. Ist es \u252 ?berhaupt m\u246 ?glich, ihre Freveltaten in Worten zu schildern? Wie wollte man auch ihre Sp\u246 ?ttereien, ihr Gel\u228 ?chter, ihr ausgelassenes Geschw\u228 ?tz, ihre Zoten beschreiben? Von ihrer Habsucht l\u228 ?sst sich gar nicht reden. Sie sind wie die M\u246 ?nche im Gebirge, die nicht wissen, was Habsucht ist; nur im entgegengesetzten Sinne. Die M\u246 ?nche kennen diese Leidenschaft nicht, weil sie weit entfernt von ihr sind; die Soldaten hingegen, weil sie gar nicht merken, wie gro\u223 ? das \u220 ?bel ist, so sehr sind sie davon bestrickt. Dieses Laster hat in ihnen den Sinn f\u252 ?r die Tugend so sehr abgestumpft und hat sie so in seiner Gewalt, dass sie es gleich Wahnsinnigen gar nicht mehr f\u252 ?r einen Schandfleck halten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber soll ich nicht lieber davon aufh\u246 ?ren und mich lieber anderen anst\u228 ?ndigen Leuten zuwenden? Wohlan, fassen wir die Arbeiter und Handwerker ins Auge. Da k\u246 ?nnte {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0883.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d883 }}} es n\u228 ?mlich am ehesten den Anschein haben, dass diese Klasse von Menschen von ehrlicher Arbeit und eigenem Schwei\u223 ?e lebt. Allein auch sie k\u246 ?nnen in ihrer Stellung viel B\u246 ?ses tun, wenn sie nicht auf sich acht geben. Denn neben ihrer gerechten und m\u252 ?hevollen Arbeit verlegen sie sich bisweilen auf Ungerechtigkeiten bei Kauf und Verkauf, geben sich der Habsucht hin, und f\u252 ?gen dazu noch Schw\u252 ?re, Meineide und L\u252 ?gen, gehen ganz auf in den weltlichen Gesch\u228 ?ften und kleben immerfort an der Erde. Wenn es gilt ein Gesch\u228 ?ft zu machen, scheuen sie vor nichts zur\u252 ?ck und setzen alle Hebel in Bewegung; wenn sie jedoch einem Bed\u252 ?rftigen etwas geben sollen, da sind sie lau, weil sie immer nur nach Vermehrung von Hab und Gut streben. Wer k\u246 ?nnte alle Schm\u228 ?hreden bei dergleichen Gesch\u228 ?ften aufz\u228 ?hlen, die Beschimpfungen, den Wucher, die Zinsen, die hinterlistigen Abmachungen, die unversch\u228 ?mten Gesch\u228 ?ftskniffe?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber wir wollen auch von ihnen absehen und auf andere zu sprechen kommen, die gerechter zu sein scheinen. Wer mag das wohl sein? Die Besitzer von Grund und Boden, welche von der Erde ihren Reichtum ziehen? K\u246 ?nnte es aber noch ungerechtere Menschen geben als sie? Wenn man n\u228 ?mlich untersucht, wie sie mit den armen und elenden Landleuten verfahren, kommt man zu der \u220 ?berzeugung, dass sie unmenschlicher sind als Barbaren. Den Leuten, die ihr Leben lang hungern und sich qu\u228 ?len m\u252 ?ssen, legen sie fortw\u228 ?hrend unerschwingliche Abgaben auf, b\u252 ?rden auf ihre Schultern m\u252 ?hsame Dienstleistungen und gebrauchen sie wie Esel und Maulesel, ja wie Steine, gestatten ihnen auch nicht die mindeste Erholung, und gleichviel, ob die Erde Ertr\u228 ?gnis abwirft oder nicht, man saugt sie aus und kennt keine Nachsicht ihnen gegen\u252 ?ber. Gibt es etwas Erbarmenswerteres als diese Leute, wenn sie sich den ganzen Winter \u252 ?ber abgeplagt haben, von K\u228 ?lte, Regenwetter und Nachtwachen aufgerieben sind und nun mit leeren H\u228 ?nden dastehen, ja obendrein noch in Schulden stecken, wenn sie dann, mehr als vor Hunger und Misserfolg, vor den Qu\u228 ?lereien der Verwalter zittern und beben, vor den Vorladungen, dem Einsperren, der Rechenschaft, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0884.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d884 }}} dem Eintreiben des Pachtes, vor den unerbittlichen Forderungen? Wer ist imstande, alle die Gesch\u228 ?fte herzuz\u228 ?hlen, die man mit ihnen macht, all den Vorteil, den man aus ihnen zieht? Von ihren Arbeiten, von ihrem Schwei\u223 ?e f\u252 ?llt man Speicher und Keller, ohne sie auch nur ein Weniges mit heim nehmen zu lassen, man heimst vielmehr die ganze Ernte in die eigenen Truhen und wirft jenen ein Spottgeld als Lohn daf\u252 ?r hin. Ja man ersinnt sogar neue Arten von Zinsen, wie sie nicht einmal die heidnischen Gesetze kennen, und schreibt Schuldbriefe, die von Fluchw\u252 ?rdigkeit strotzen. Nicht blo\u223 ? den hundertsten Teil, sondern die H\u228 ?lfte fordern sie{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 nicht ein, sondern f\u252 ?nfzig Prozent\par} } , und zwar von Leuten, die Weib und Kind zu ern\u228 ?hren haben, die doch auch Menschen sind und die ihnen mit ihrer H\u228 ?nde Arbeit Speicher und Keller f\u252 ?llen. Aber an all das denken sie nicht. Es ist daher wohl am Platze, dass der Prophet auftritt und spricht: \u8222 ?Staune, Himmel, schaudere, Erde!\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 2,12\par} } . Bis zu welchem Grade der Vertiertheit ist doch das Menschengeschlecht herabgesunken!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn ich so rede, will ich jedoch nicht das Handwerk, die Landwirtschaft, den Soldatenstand oder Grund und Boden beschuldigen, sondern nur uns selbst. War doch auch Kornelius ein Offizier{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 10,1\par} } , und Paulus ein Zeltmacher{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 18,3\par} } , der neben der Predigt sein Handwerk betrieb; David war ein K\u246 ?nig, und Job war reich an L\u228 ?ndereien und bezog gro\u223 ?e Eink\u252 ?nfte aus ihnen; aber keine dieser Stellungen behinderte auch nur einen von ihnen, tugendhaft zu sein. So sollen auch wir all das beherzigen. Lasset uns an die zehntausend Talente im Gleichnis denken, um dadurch angespornt zu werden, dem Nebenmenschen seine geringe und unbedeutende Schuld zu erlassen. Auch wir werden zur Rechenschaft gezogen werden \u252 ?ber die Gebote, die uns gegeben worden sind, und nicht imstande sein, alles zu begleichen, so sehr wir uns auch M\u252 ?he geben. Deshalb hat uns Gott einen leichten und bequemen Weg gezeigt, wie wir alle {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0885.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d885 }}} Schulden abtragen k\u246 ?nnen: Wir brauchen es nur nicht nachzutragen, wenn uns etwas B\u246 ?ses zugef\u252 ?gt worden ist. Um in diese Wahrheit recht einzudringen, wollen wir in dem Gleichnisse fortfahren und es ganz durchnehmen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.24: \u8222 ?Es wurde ihm einer gebracht, der ihm zehntausend Talente schuldete.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.25: Der jedoch nicht hatte, womit er zur\u252 ?ckbezahlen k\u246 ?nnte, befahl sein Herr, ihn zu verkaufen samt seinem Weib und seinen Kindern.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Erkl\u228 ?re mir, warum der Herr dies tat? Nicht aus Grausamkeit oder Unmenschlichkeit; die Strafe h\u228 ?tte ja auch ihn selbst getroffen, weil ja das Weib ebenfalls seine Sklavin war, sondern aus unbeschreiblicher F\u252 ?rsorglichkeit. Er will den Knecht durch diese Drohung nur in Angst versetzen, um ihn zum Bitten zu bewegen, nicht um ihn zu verkaufen. W\u228 ?re letzteres seine Absicht gewesen, so h\u228 ?tte er ihm nicht in Gnaden seine Bitte gew\u228 ?hrt. Warum handelte er aber nicht vor der Rechenschaftsablage so und lie\u223 ? ihm die Schuld nicht schon vorher nach? Um ihm zum Bewusstsein zu bringen, wie gro\u223 ? die Schuld war, die er ihm nachsah, und um ihn gegen seinen Mitknecht zur Milde zu bewegen. Wenn er seinen Mitknecht schon w\u252 ?rgte, trotzdem er erfahren hatte, wie gewaltig seine Schuld und wie gro\u223 ? die Nachsicht gegen ihn war, wie weit w\u252 ?rde er erst in seiner Hartherzigkeit gegangen sein, wenn er nicht vorher durch so wirksame Mittel unterwiesen worden w\u228 ?re? Was erwiderte nun der Knecht? Er sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: \u8222 ?Habe Nachsicht mit mir und ich werde dir alles zur\u252 ?ckbezahlen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: Der Herr jenes Knechtes aber erbarmte sich, entlie\u223 ? ihn und schenkte ihm die Schuld.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie grenzenlos seine G\u252 ?te ist? Der Knecht hatte blo\u223 ? um Aufschub und Verzug gebeten und sein Herr gew\u228 ?hrte ihm mehr, als er begehrt hatte, er erl\u228 ?sst und schenkt ihm die ganze Schuld. Das war schon von allem Anfang seine Absicht gewesen; aber {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0886.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d886 }}} damit der andere nicht ohne Verdienst dabei bleibe, wollte er nicht, dass er blo\u223 ? die Wohltat empfange, sondern dass er auch darum bitte. Freilich, wenn auch der Knecht niederfiel und bat, so kam doch schlie\u223 ?lich alles von der G\u252 ?te des Herrn. Das ersehen wir aus dem Beweggrund, der f\u252 ?r seine Nachsicht angef\u252 ?hrt wird: \u8222 ?Er erbarmte sich seiner und schenkte ihm die Schuld.\u8220" Gleichwohl lie\u223 ? er auch den Knecht scheinbar etwas dazu beitragen, um ihm eine allzugro\u223 ?e Besch\u228 ?mung zu ersparen; auch sollte er durch die Erfahrung seines eigenen Elendes Nachsicht gegen seine Mitknechte lernen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bis dahin war dieser Knecht gut und tugendhaft gewesen; er war gest\u228 ?ndig, versprach seine Schuld zu bezahlen, fiel nieder, flehte, verurteilte seine Fehler und sah ein, wie gro\u223 ? seine Schuld war. Was er aber darauf tat, schloss sich nicht w\u252 ?rdig an das Vorausgehende an. Er ging hinaus und sofort, nicht etwa erst nach l\u228 ?ngerer Zeit, nein sofort, w\u228 ?hrend die Erinnerung an die empfangene Wohltat noch frisch im Ged\u228 ?chtnisse haftete, missbrauchte er die Nachsicht und die Freiheit, die ihm von seinem Herrn geschenkt worden war.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.28: \u8222 ?Er fand einen seiner Mitknechte, welcher ihm hundert Denare schuldete, und er ergriff und w\u252 ?rgte ihn und sagte: Gib mir zur\u252 ?ck, was du schuldig bist.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie g\u252 ?tig der Herr; siehst du, wie hart der Knecht? H\u246 ?ret es, ihr, die ihr um des Geldes willen ebenso handelt. Wenn man nicht so vorgehen darf, wo es sich um S\u252 ?nden handelt, wieviel weniger, wenn nur Geld in Frage steht? Was sagt also der Mitknecht?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.29: \u8222 ?Habe Nachsicht mit mir, und ich werde dir alles zur\u252 ?ckbezahlen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Knecht aber beachtete nicht, dass das dieselben Worte waren, die ihn gerettet hatten[^1676] ; er erkannte den Hafen nicht wieder, durch den er dem Schiffbruch entronnen war. Selbst die Art, wie der Mitknecht bat, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0887.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d887 }}} gemahnte ihn nicht an die Milde seines Herrn; alles das, war ihm infolge seiner Habsucht, Grausamkeit und Unvers\u246 ?hnlichkeit entfallen, und so handelte er schlimmer als ein wildes Tier: Er w\u252 ?rgte seinen Mitknecht. Was tust du da, Mensch? Merkst du nicht, dass du dein eigener Ankl\u228 ?ger wirst, dass du das Schwert gegen dich selbst richtest, dass du den Rechtsspruch und deine Freisprechung widerrufst? Allein nichts von all dem kam ihm in den Sinn, er dachte nicht an das, was ihm widerfahren, und lie\u223 ? sich nicht erbitten, dabei wurde er nicht einmal um Nachsicht einer gleichen Summe gebeten. Er selbst hatte wegen einer Schuld von zehntausend Talenten, der Mitknecht nur wegen hundert Denaren gefleht; er vor dem Herrn, dieser nur vor einem Mitknechte; ihm war alles erlassen worden, dieser bat blo\u223 ? um einen Aufschub. Aber auch diesen mag er nicht zugestehen, sondern:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.30: \u8222 ?Er warf ihn in das Gef\u228 ?ngnis.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.31: Als aber seine Mitknechte dies sahen, erz\u228 ?hlten sie es ihrem Herrn.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nicht einmal den Menschen gefiel eine solche Handlungsweise, geschweige denn Gott. Die selber nichts schuldig waren, f\u252 ?hlten Mitleid. Was tut nun der Herr? Er sprach:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.32: \u8222 ?Du b\u246 ?ser Knecht! Deine ganze gro\u223 ?e Schuld habe ich dir erlassen, weil du mich gebeten hast,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.33: musstest nun nicht auch du deines Mitknechtes dich erbarmen, so wie ich mich deiner erbarmt habe?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte wiederum die Milde des Herrn. Er geht mit ihm ins Gericht und entschuldigt sich dabei, da er zur\u252 ?cknehmen soll, was er ihm geschenkt hatte; und doch hat nicht so sehr er, als vielmehr der Empf\u228 ?nger die Gabe r\u252 ?ckg\u228 ?ngig gemacht. Daher die Worte: \u8222 ?Jene ganze Schuld habe ich dir nachgelassen, h\u228 ?ttest nicht auch du dich deines Mitknechtes erbarmen sollen?\u8220" Mag es dir auch schwer ankommen, du h\u228 ?ttest doch auf den Vorteil sehen sollen, den du schon gewonnen und der noch in Aussicht stand. Wenn dir das Gebot auch eine B\u252 ?rde auflegt, du solltest den Lohn ins Auge {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0888.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d888 }}} fassen, nicht den Umstand, dass jener dich beleidigt hat, sondern dass du Gott erz\u252 ?rnt hast und dass er sich durch eine einfache Bitte bes\u228 ?nftigen lie\u223 ?. Wenn es dir trotzdem schwer f\u228 ?llt, dich mit dem Beleidiger auszus\u246 ?hnen, so bedenke, dass es etwas viel Schlimmeres f\u252 ?r dich ist, in die H\u246 ?lle zu st\u252 ?rzen. Wenn du beides nebeneinander h\u228 ?ltst, muss es dir einleuchten, dass das erstere viel leichter ist als letzteres.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wegen der Schuld von zehntausend Talenten hie\u223 ? der Herr den Knecht nicht b\u246 ?se, behandelte ihn auch nicht hart, sondern erbarmte sich seiner; als er aber gegen seinen Mitknecht herzlos war, da sprach er: \u8222 ?Du b\u246 ?ser Knecht!\u8220" H\u246 ?ren wir darauf, denn auch uns gelten diese Worte, wenn wir habgierig sind. H\u246 ?ren wir es auch, wenn wir unbarmherzig und gef\u252 ?hllos sind, denn die Hartherzigkeit richtet sich nicht gegen die anderen, sondern gegen uns selber. Wenn du das B\u246 ?se nachtragen willst, so bedenke, dass du es zu deinem, nicht zu fremdem Schaden nachtr\u228 ?gst, dass du an deiner eigenen S\u252 ?nde, nicht an der deines Nebenmenschen festh\u228 ?ltst. Alles, was du n\u228 ?mlich ihm antust, tust du als Mensch und im gegenw\u228 ?rtigen Leben; Gott dagegen handelt nicht so; er straft sch\u228 ?rfer und seine Strafe trifft im Jenseits.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.34: \u8222 ?Und erz\u252 ?rnt \u252 ?berantwortete ihn sein Herr den Peinigern, bis er die ganze Schuld zur\u252 ?ckbezahlt h\u228 ?tte\u8220",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 d.h. auf immer, da er seine Schuld niemals abzutragen imstande sein wird. Da dich die Wohltat nicht besser gemacht, so bleibt nur \u252 ?brig, dich durch Z\u252 ?chtigung zu bessern. Obschon Gott seiner Gnaden und Gaben nicht bereut, so brachte es doch die Bosheit so weit, dass auch diese Regel umgesto\u223 ?en wurde. Kann man also etwas Schlimmeres tun als Groll hegen, wenn hierdurch selbst eine so bedeutende Gabe Gottes widerrufen wird? Auch der Herr war voll Grimm, als er den Knecht den Peinigern \u252 ?berantwortete. Zuvor, wie er ihn verkaufen lassen wollte, hatte er nicht im Zorne gesprochen; darum tat er es ja auch nicht, vielmehr offenbarte er darin den h\u246 ?chsten Grad der Liebe. Jetzt hingegen f\u228 ?llt er das Urteil in heftigem Unwillen zur Strafe und Z\u252 ?chtigung. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0889.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d889 }}} Was will also das Gleichnis besagen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.35: \u8222 ?So wird auch mein himmlischer Vater euch tun, wenn nicht ein jeder von euch seinem Bruder von Herzen verzeiht.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er sagt nicht: euer Vater, sondern: \u8222 ?mein Vater\u8220"; denn ein Mensch, der so schlecht und lieblos ist, hat gar kein Recht, Gott seinen Vater zu nennen[^1676] , denn weil er gerade diese Worte gebraucht hatte, hatte ihm der Herr zehntausend Talente nachgesehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eine zweifache Forderung stellt somit der Herr an uns: Dass wir unsere S\u252 ?nden verurteilen und dass wir anderen verzeihen, und zwar das erste wegen des zweiten, damit uns leichter werde{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn wer seine eigenen Fehler beherzigt, wird nachsichtiger gegen seinen Mitknecht\par} } . Wir sollen aber nicht blo\u223 ? mit dem Munde, sondern von Herzen vergeben; sonst richten wir das Schwert gegen uns selbst, wenn wir unvers\u246 ?hnlich sind. Ist denn das \u220 ?bel, das dir dein Beleidiger angetan hat, so gro\u223 ? wie das, welches du dir selbst zuf\u252 ?gst, wenn du durch Rachsucht dir das Verwerfungsurteil Gottes zuziehst? Wenn du vern\u252 ?nftig und besonnen bist, wird das Verderben auf sein Haupt zur\u252 ?ckfallen und er eigentlich der Leidtragende sein. F\u228 ?hrst du hingegen fort, unwillig und aufgebracht zu sein, dann wirst du den Schaden davon haben, und zwar nicht von seiner Seite, sondern von dir selbst. Sage also nicht, er habe dich geschm\u228 ?ht und verleumdet und dir tausenderlei B\u246 ?ses angetan; denn je mehr du vorbringst, desto mehr Wohltaten z\u228 ?hlst zu auf, die er dir erwiesen hat. Er gab dir n\u228 ?mlich Gelegenheit, deine S\u252 ?nden zu s\u252 ?hnen. Je gr\u246 ?\u223 ?er deshalb das Unrecht ist, das er dir tut, desto mehr hilft er dir, dass du Verzeihung deiner S\u252 ?nden erlangst. Wenn wir also nur den guten Willen haben, so ist niemand imstande, uns wirklich Schaden zuzuf\u252 ?gen; unser Feind wird uns vielmehr zum gr\u246 ?\u223 ?ten Nutzen gereichen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Allein das sind ja nur Menschen. K\u246 ?nnte es aber einen \u228 ?rgeren B\u246 ?sewicht geben, als den Teufel? Gleichwohl bietet auch er uns Anlass zu vielen Tugend\u252 ?bungen. Ein Beispiel daf\u252 ?r ist Job. Wird aber sogar der Teufel uns Anlass, dass wir Lohn ernten, wie wolltest du dann {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0890.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d890 }}} einen feindseligen Menschen f\u252 ?rchten? Sieh also, wieviel Vorteil du gewinnen kannst, wenn du die Bosheiten deiner Feinde mit Sanftmut hinnimmst. Der erste und gr\u246 ?\u223 ?te Vorteil, den du davon hast, besteht darin, dass dir deine S\u252 ?nden nachgelassen werden; der zweite, dass du starkm\u252 ?tig und geduldig, der dritte, dass du sanftm\u252 ?tig und liebevoll wirst{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn wer es versteht, den Zorn gegen seine Beleidiger zu b\u228 ?ndigen, der wird um so eher milde sein gegen seine Freunde\par} } ; viertens, dass du immer mehr die Zornm\u252 ?tigkeit ablegst. Damit l\u228 ?sst sich wohl nichts vergleichen; denn wer sich des Zornes entledigt hat, ist auch frei von der Traurigkeit, die daraus entspringt, und vergeudet sein Leben nicht mit unn\u252 ?tzen M\u252 ?hen und K\u252 ?mmernissen. Wer keinen Hass kennt, kennt auch keine Betr\u252 ?bnis, sondern genie\u223 ?t sein Leben in Ruhe und ist reich an vielen G\u252 ?tern. Wer dennoch andere hasst, straft sich selbst, wie man umgekehrt durch Liebe sich selbst wohltut. Hierzu kommt noch, dass du allen Menschen selbst deinen Feinden, und w\u228 ?ren sie auch ganze Teufel, ein Gegenstand der Ehrfurcht wirst; ja bei einer solchen Gesinnung wirst du \u252 ?berhaupt keinen Feind mehr haben. Was jedoch das Allergr\u246 ?\u223 ?te und Wichtigste ist, du gewinnst die Liebe Gottes. Wenn du ein S\u252 ?nder bist, wird dir Vergebung zuteil; bist du ein Gerechter, wo wirst du in ein noch innigeres Verh\u228 ?ltnis zu ihm treten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wir wollen es uns also angelegen sein lassen, niemand zu hassen, damit auch Gott uns liebe; er wird sich dann unser erbarmen und uns gn\u228 ?dig sein, auch wenn wir ihm zehntausend schuldig w\u228 ?ren. Allein dir ist von jemandem Unrecht geschehen? Nun gut, dann habe Mitleid mit ihm, aber hasse ihn nicht; bedauere, beklage ihn, aber werde ihm nicht abgeneigt. Er hat ja Gott beleidigt, nicht du; ja du wirst sogar sein Wohlgefallen finden, wenn du geduldig bleibst. Beherzige, dass Christus vor der Kreuzigung f\u252 ?r seine Person voll Freude war, w\u228 ?hrend er \u252 ?ber diejenigen weinte, die ihn kreuzigten. So wollen auch wir handeln. Je mehr wir Unrecht zu leiden haben, desto mehr sollen wir unsere Beleidiger beweinen; denn f\u252 ?r uns erw\u228 ?chst daraus gro\u223 ?er Nutzen, f\u252 ?r sie das Gegenteil. Aber er hat dich {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0891.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d891 }}} vor allen Leuten geschm\u228 ?ht und geschlagen? Nun gut, dann hat er sich selbst vor allen Leuten Schande und Unehre bereitet, hat Tausenden eine Handhabe zur Anklage gegen sich gegeben, dir hingegen um so mehr Kr\u228 ?nze gewunden und viele Leute zu Herolden deiner Langmut geworben. Allein er hat dich bei anderen verleumdet? Ja, was hat das zu bedeuten? Gott, nicht jene, die es geh\u246 ?rt haben, wird einst Rechenschaft daf\u252 ?r fordern. F\u252 ?r sich hat er nur neuen Anlass zur Strafe gegeben, da er nicht blo\u223 ? f\u252 ?r seine eigenen S\u252 ?nden sich verantworten muss, sondern auch wegen der Rede, die er \u252 ?ber dich gef\u252 ?hrt hat. Dich hat er blo\u223 ? bei den Menschen in schlechten Ruf gebracht, sich selbst aber hat er bei Gott schlecht angeschrieben. Und wenn dir das noch nicht genug ist, so bedenke, dass auch Gott der Herr verleumdet wurde, sowohl vom Satan als von den Menschen, und zwar gerade von jenen, denen er am meisten Liebe erzeigt hatte. Ebenso ging es seinem Eingeborenen, der darum sprechen konnte: \u8222 ?Wenn sie den Hausherrn Beelzebub genannt, um wieviel mehr dessen Hausgenossen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 10,25\par} } . Und es blieb nicht allein bei der Verleumdung des b\u246 ?sen Feindes, man glaubte es auch; und nicht die ersten besten Verleumdungen streute er aus, sondern die schm\u228 ?hlichsten und schimpflichsten: er sei besessen, er sei ein Betr\u252 ?ger, er sei ein Widersacher Gottes. Aber du hast ihm Wohltaten erwiesen, und er vergalt dir mit B\u246 ?sem? Nun, in diesem Falle beweine und beklage einen solchen um so mehr, f\u252 ?r dich aber frohlocke; denn du bist Gott \u228 ?hnlich geworden, der die Sonne aufgehen l\u228 ?sst \u252 ?ber Gute und B\u246 ?se{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,45\par} } . Es mag vielleicht scheinen, als \u252 ?bersteige es deine Kr\u228 ?fte, Gott nachzuahmen, wiewohl auch das einem Eifrigen nicht schwer f\u228 ?llt; allein wenn es dir doch allzu erhaben vorkommt, will ich dich auf deine Mitknechte hinweisen: auf Joseph, der von seinen Br\u252 ?dern uns\u228 ?gliches Leiden musste und ihnen dennoch Wohltaten erwies; auf Moses, der trotz tausenderlei Anfeindungen f\u252 ?r die Juden F\u252 ?rsprache einlegte; auf den hl. Paulus, der nicht einmal {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0892.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d892 }}} alles aufz\u228 ?hlen konnte, was er von den Menschen erduldete und dennoch f\u252 ?r sie Anathema{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 9,3\par} } zu sein w\u252 ?nschte; auf Stephanus, der f\u252 ?r seine Steiniger betete, es m\u246 ?ge ihnen diese S\u252 ?nde vergeben werden. Alle diese Lehren musst du beherzigen, um den Zorn v\u246 ?llig abzulegen. Dann wird auch Gott uns alle S\u252 ?nden verzeihen durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, dem im Verein mit dem Vater und dem Heiligen Geiste Ruhm, Macht und Ehre sei jetzt und immer und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Zweiundsechzigste Homilie. Kap. XIX, V.1-15.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.1: \u8220"Und es geschah, nachdem Jesus diese Reden vollendet hatte, begab er sich fort von Galil\u228 ?a und kam an die Grenzen von Jud\u228 ?a, jenseits des Jordan.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bisher hatte der Herr Jud\u228 ?a wegen der Eifersucht der Juden gew\u246 ?hnlich gemieden; jetzt begibt er sich wieder dorthin, da sein Leiden nahe bevorstand. Er geht aber noch nicht nach Jerusalem, sondern vorerst nur an die Grenzen von Jud\u228 ?a. Und als er dahin ging,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: \u8220"folgten ihm viele Scharen Volkes und er heilte sie dort.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nicht ununterbrochen liegt er der Predigt ob, wie er auch nicht stets Wunder wirkt; er tut vielmehr bald das eine, bald das andere, um auf verschiedene Weise am Heile derer, die sich ihm anschlossen und ihm folgten, zu arbeiten. Durch die Wunder bekundete er sich als Lehrer, der auf Glauben Anspruch erheben darf, durch die Predigt vertiefte er, was er durch die Wunder gewonnen hatte. Das war der Weg, wie er die Menschen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0893.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d893 }}} zur Erkenntnis Gottes zu f\u252 ?hren suchte. Beachte hierbei, wie die J\u252 ?nger ganze Volksscharen mit einem einzigen Worte nur kurz erw\u228 ?hnen, ohne die Geheilten einzeln mit Namen anzuf\u252 ?hren. So sagen, sie einfach; \u8220"Viele sind geheilt worden\u8221", nicht der und der, um uns zu unterweisen, dass man nicht prahlen soll. Christus heilte aber die Leute, um ihnen eine Wohltat zu erweisen und durch sie wieder vielen anderen; denn die Heilung ihrer Leiden wurde f\u252 ?r die anderen eine Anregung zur Erkenntnis Gottes. Nicht so f\u252 ?r die Pharis\u228 ?er; diese werden vielmehr infolgedessen noch verbissener und sie treten heran, ihn zu versuchen. Da sie jedoch in seinen Werken keine Handhabe fanden, so versuchten sie es mit Fragen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: \u8220"Und Pharis\u228 ?er traten zu ihm und versuchten ihn und sagten: Ist es einem Manne erlaubt, sein Weib zu entlassen aus was immer f\u252 ?r einer Ursache?\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Welch eine Torheit! Obwohl sie schon l\u228 ?ngst seine \u220 ?berlegenheit erfahren hatten, meinten sie doch, ihn durch ihre Fragen zum Schweigen bringen zu k\u246 ?nnen. Sie waren geschlagen worden, als sie vieles \u252 ?ber die Sabbatheiligung geredet hatten, als sie ihn der Gottesl\u228 ?sterung bezichtigten, als sie ihn f\u252 ?r besessen erkl\u228 ?rten, als sie den J\u252 ?ngern Vorw\u252 ?rfe machten, dass sie durch die Saatfelder gingen, als sie \u252 ?ber das Essen mit ungewaschenen H\u228 ?nden stritten; immer hatte er sie mundtot gemacht, ihre unversch\u228 ?mte Zunge in die Schranken gewiesen und sie so heimgeschickt. Aber trotz all dem lassen sie sich nicht abschrecken. So frech und unversch\u228 ?mt waren sie in ihrer Bosheit und Eifersucht, und wenn er ihnen tausendmal den Mund stopfte, tausendmal versuchen sie es von neuem.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte aber auch, was f\u252 ?r eine Bosheit in der Art und Weise der Fragestellung an den Tag tritt. Sie sprechen nicht: Du hast verboten, ein Weib zu entlassen; dar\u252 ?ber hatte er schon seine Meinung ausgesprochen. Davon tun sie jedoch gar keine Erw\u228 ?hnung, sondern fingen wieder von vorne an. Sie wollen ihm einen noch verf\u228 ?nglicheren Hinterhalt legen und ihn in einen Widerspruch mit dem Gesetze hineinzwingen. Darum {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0894.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d894 }}} lautet ihre Frage nicht: Warum hast du das und das als Gesetz hingestellt, sondern, als h\u228 ?tte er noch gar nichts gesagt: \u8220"Ist es erlaubt?\u8221" Sie hofften eben, er habe seine fr\u252 ?heren Reden vergessen. Antwortete er also: Es ist nicht erlaubt, sein Weib zu entlassen, so waren sie schon bereit, ihm entgegenzuhalten, was er seinerzeit erkl\u228 ?rt hatte und zu sagen: Wie konntest Du aber fr\u252 ?her das Gegenteil behaupten? Stellte er jedoch dieselbe Lehre wie fr\u252 ?her auf, dann gedachten sie ihm das Gesetz des Moses entgegenzuhalten. Was antwortet also der Herr? Er sagt nicht: \u8220"Ihr Heuchler, was versucht ihr mich?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 22,18\par} } ; sp\u228 ?ter allerdings sprach er so, hier jedoch nicht. Warum wohl? Um ihnen zu zeigen, dass er nicht nur \u252 ?berlegen, sondern auch sanftm\u252 ?tig war. Er schweigt nicht jedesmal, damit sie nicht etwa meinten, er durchschaue sie nicht; er macht ihnen aber auch nicht jedesmal Vorw\u252 ?rfe, um uns ein Beispiel zu geben, dass wir alles mit Gelassenheit hinnehmen sollen. Welches ist nun seine Antwort?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: \u8220"Habt ihr nicht gelesen, dass der, welcher den Menschen schuf vom Anfange an, sie als Mann und Weib geschaffen hat, und dass er sprach:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: \u8220"Deshalb wird der Mann den Vater und die Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und werden die zwei sein in einem Fleische.\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 2,24\par} } ?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: Demnach sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch. Was nun Gott zusammengef\u252 ?gt hat, das soll er Mensch nicht trennen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da bewundere die Weisheit des Lehrers. Auf die Frage: \u8220"Ist es erlaubt?\u8221" erwidert er nicht sofort: Es ist nicht erlaubt, um sie nicht in Verlegenheit und Verwirrung zu bringen; vielmehr bereitet er sie auf seinen Bescheid vor durch die Klarstellung, dass auch sein Vater dasselbe Gebot gegeben habe und dass er mit seiner Satzung nicht in Widerspruch zu Moses, sondern in vollem Einklange mit ihm steht. Beachte ferner, wie er seine Erkl\u228 ?rung nicht blo\u223 ? aus der Tatsache der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0895.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d895 }}} Erschaffung, sondern auch aus dem Gebote selbst erh\u228 ?rtet; denn er sagt nicht, dass Gott nur einen Mann und ein Weib gebildet hat, sondern dass er auch das Gebot gab, ein Mann solle sich nur mit einem Weibe verbinden. H\u228 ?tte er gewollt, dass der Mann sein Weib entlassen und eine andere heiraten d\u252 ?rfe, so h\u228 ?tte er nach der Erschaffung des einen Mannes gewiss mehrere Weiber gebildet. Aus der Art der Erschaffung und aus dem Wortlaut des Gesetzes geht aber hervor, dass er will, ein Mann soll durchaus nur mit einem Weibe in Lebensgemeinschaft stehen und d\u252 ?rfe sich von ihr niemals trennen. Und h\u246 ?re, wie er sagt: \u8220"Der, welcher sie im Anfange geschaffen hat, als Mann und Weib hat er sie geschaffen\u8221", d.h. sie sind aus einer Wurzel hervorgegangen und haben sich zu einem Leibe vereinigt, \u8220"zwei werden sie in einem Fleische sein\u8221". Dann sucht er sie von jedem Vorwurf gegen dieses Gesetz abzuschrecken, und um es noch mehr zu bekr\u228 ?ftigen, sagt er nicht etwa: Ihr d\u252 ?rfet das Eheband nicht zerrei\u223 ?en oder trennen, sondern vielmehr: \u8220"Was Gott zusammengef\u252 ?gt hat, das soll der Mensch nicht trennen.\u8221" Wenn du mir Moses entgegenh\u228 ?ltst, so berufe ich mich auf den Herrn des Moses und zur weiteren Bekr\u228 ?ftigung auf das Alter des Gesetzes. Im Anfange n\u228 ?mlich bildete Gott die Menschen als Mann und Weib. Uralt ist also das Gesetz, wenn es auch den Anschein hat, als h\u228 ?tte ich es jetzt erst eingef\u252 ?hrt. Auch ist es eine sehr ernste und wichtige Sache damit, denn Gott f\u252 ?hrte nicht einfach das Weib dem Manne zu, sondern hie\u223 ? ihn auch ihretwegen Vater und Mutter verlassen; er gebot ihm, nicht blo\u223 ? das Weib zu nehmen, sondern ihr anzuhangen, um durch die Wahl der Worte die Unzertrennlichkeit anzudeuten. Ja, auch das war ihm noch nicht genug: er verlangte eine andere, noch innigere Verbindung; \u8220"Sie werden zwei sein in einem Fleische.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So hatte Christus das alte Gesetz erw\u228 ?hnt, das sich auf Tatsachen und m\u252 ?ndliche Anordnung st\u252 ?tzt, und hatte gezeigt, dass es auch in Anbetracht des Gesetzgebers volle Anerkennung erheischt. Nun legt er es auf Grund seiner Machtbefugnis aus und best\u228 ?tigt es {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0896.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d896 }}} von neuem durch die Worte; \u8222 ?Demnach sind sie nicht mehr zwei, sondern ein Fleisch.\u8220" Wie es also ein Verbrechen ist, seinen Leib zu zerst\u252 ?ckeln, so ist es auch ein Frevel, sich von seinem Weibe zu scheiden. Ja er l\u228 ?sst es nicht dabei bewenden, sondern beruft sich auf Gott selbst: \u8222 ?Was Gott zusammengef\u252 ?gt hat, soll der Mensch nicht trennen\u8220", um damit klarzulegen, dass es gegen die Natur und gegen das Gesetz ist, sich zu trennen; und zwar gegen die Natur, weil das Fleisch, das eines ist, zerschnitten wird, und gegen das Gesetz, weil man sich unterf\u228 ?ngt, etwas zu trennen, was Gott selbst zusammengef\u252 ?gt hat mit dem Befehle, es nicht zu trennen. Was blieb jetzt den Pharis\u228 ?ern noch \u252 ?brig, als sich zufriedenzugeben und seine Worte gutzuhei\u223 ?en, seine Weisheit zu bewundern und zu staunen dar\u252 ?ber, dass er mit dem himmlischen Vater so ganz \u252 ?bereinstimmte? Allein nichts von all dem tun sie, sondern sie bleiben weiterhin rechthaberisch und sagen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.7: \u8222 ?Weshalb aber hat dann Moses geboten, einen Scheidebrief zu geben und sie zu entlassen?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Diesen Punkt h\u228 ?tten aber nicht sie dem Herrn, sondern er ihnen entgegenhalten sollen; trotzdem macht er sich deshalb nicht lustig \u252 ?ber sie, noch spricht er: Dar\u252 ?ber habe ich euch keine Rechenschaft zu geben; er l\u246 ?st vielmehr diese Schwierigkeit. W\u228 ?re er nun ein Feind des Alten Bundes gewesen, so w\u228 ?re er nicht f\u252 ?r Moses eingetreten, h\u228 ?tte seine Erkl\u228 ?rungen nicht durch das erh\u228 ?rtet, was einmal im Anfang der Sch\u246 ?pfung geschehen war, und h\u228 ?tte sich auch keine M\u252 ?he gegeben, darzutun, dass er mit dem Alten Bunde im Einklange steht. Moses hatte aber doch auch viele andere Vorschriften gegeben, z.B. \u252 ?ber die Speisen und \u252 ?ber den Sabbat; warum halten sie ihm denselben sonst nirgends entgegen, als nur in unserem Falle? Ihre Absicht bestand darin, die gro\u223 ?e Mehrheit der M\u228 ?nner gegen ihn aufzubringen; denn die Entlassung des Weibes war bei den Juden etwas, das alle ohne Unterschied zu tun pflegten. Deshalb griffen sie jetzt unter allen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0897.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d897 }}} Vorschriften der Bergpredigt nur diesen einen Punkt heraus. Nichtsdestoweniger verteidigt sich die unaussprechliche Weisheit auch hierin und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: \u8222 ?Wegen eurer Herzensh\u228 ?rte hat Moses diese Satzung gegeben.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nicht den Moses klagt er somit an, denn er selbst hatte ihm ja das Gesetz \u252 ?bergeben, er nimmt ihn vielmehr in Schutz und w\u228 ?lzt alle Schuld auf ihr Haupt. So ist es \u252 ?berhaupt eine Gepflogenheit. Als sie z.B. die J\u252 ?nger anklagten, dass sie \u196 ?hren abrissen, zeigt er, dass sie selbst daf\u252 ?r verantwortlich seien; oder als sie den selben eine \u220 ?bertretung zur Last legten, weil sie vor dem Essen die H\u228 ?nde nicht wuschen, weist er darauf hin, dass sie, die Ankl\u228 ?ger, die \u220 ?bertreter seien; desgleichen bei den Verhandlungen \u252 ?ber den Sabbat und auch sonst; so auch in unserem Falle. \u220 ?brigens, da er ihnen durch seine Bestimmungen eine gro\u223 ?e Last auflegen musste und diese auch einen gro\u223 ?en Tadel f\u252 ?r sie enthielten, so kommt er alsbald wieder auf das Gesetz, wie es im Anfange war, zur\u252 ?ck mit den selben Worten, wie kurz zuvor:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: \u8222 ?Im Anfange aber war es nicht so\u8220",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 d.h. durch die Tatsachen hatte auch Gott im Anfange gerade das Gegenteil zum Gesetz gemacht. Er macht sie wieder mundtot, damit sie nicht einwenden k\u246 ?nnten: Woraus sollen wir denn erkennen, dass die Satzung des Moses wegen unserer H\u228 ?rte erfolgte? Denn w\u228 ?re diese Satzung besser und n\u252 ?tzlicher gewesen, so w\u228 ?re jenes andere Gesetz im Anfange nicht gegeben worden, h\u228 ?tte Gott die Menschen nicht in der Weise erschaffen und h\u228 ?tte er nicht die Worte gesprochen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: \u8222 ?Ich sage euch aber: Wer immer sein Weib entl\u228 ?sst, au\u223 ?er im Falle des Ehebruches, und eine andere heiratet, bricht die Ehe.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem der Herr die Pharis\u228 ?er also entwaffnet hat, gibt er nun aus eigener Machtvollkommenheit sein Gesetz, \u228 ?hnlich wie bei den Speisen und beim Sabbat. Als er sie bez\u252 ?glich der Speisen zurechtgewiesen hatte, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0898.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d898 }}} sprach er zu dem Volke: \u8222 ?Nicht was zum Munde eingeht, verunreinigt den Menschen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 15,11\par} } ; und nachdem er sie wegen des Sabbats zum Schweigen gebracht hatte, sagte er: \u8222 ?Es ist also erlaubt, am Sabbate Gutes zu tun\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 12,12\par} } . So macht er es auch hier. Aber auch die Wirkung ist dieselbe, hier wie dort. Als n\u228 ?mlich damals die Juden hatten verstummen m\u252 ?ssen, waren die J\u252 ?nger in Unruhe geraten, waren mit Petrus zu ihm hingetreten und hatten gebeten: \u8222 ?Erkl\u228 ?re uns das Gleichnis\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 15,15\par} } . So sind sie auch jetzt befangen und sagen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.10: \u8222 ?Wenn es sich so verh\u228 ?lt mit dem Manne und dem Weibe, so ist es besser, nicht zu heiraten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jetzt verstanden sie seine Lehre besser als fr\u252 ?her; damals hatten sie denn auch geschwiegen, w\u228 ?hrend sie ihn jetzt fragen, da das Gesetz durch Rede und Gegenrede, durch Fragen und Erkl\u228 ?rungen deutlicher geworden war. Offen ihm zu widersprechen, wagen sie freilich nicht; sie bringen blo\u223 ? vor, was ihnen an der Sache schwer und hart zu sein scheint: \u8222 ?Wenn es sich so verh\u228 ?lt mit dem Mann und dem Weibe, so ist es besser, nicht zu heiraten.\u8220" Es kam ihnen n\u228 ?mlich ganz unertr\u228 ?glich vor, ein Weib zu haben, das vielleicht aller Bosheit voll w\u228 ?re, und gezwungen zu sein, ein solch unb\u228 ?ndiges Wesen im Hause zu beherbergen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um uns zu zeigen, wie sehr diese Sache sie beunruhigte, berichtet Markus erkl\u228 ?rend, dass sie abseits zu ihm redeten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 10,10\par} } . Was sollen aber die Worte besagen: \u8222 ?Wenn es sich so verh\u228 ?lt mit dem Mann und dem Weibe\u8220"? Sie bedeuten: Wenn die dazu miteinander verbunden sind, dass sie eins sein sollen, oder: Wenn der Mann sich jedesmal verfehlt und eine S\u252 ?nde begeht, wenn er das Weib verst\u246 ?\u223 ?t, dann ist es leichter, gegen die Triebe der Natur und gegen sich selbst zu k\u228 ?mpfen, als gegen ein b\u246 ?ses Weib. Wie \u228 ?u\u223 ?ert sich daraufhin {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0899.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d899 }}} Christus? Er sagt nicht: Gewiss ist es leichter, handle nur auch so; denn da h\u228 ?tten sie leicht meinen k\u246 ?nnen, es sei geboten, ledig zu bleiben; er f\u228 ?hrt vielmehr fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8222 ?Nicht alle fassen dieses Wort, sondern die nur, welchen es gegeben ist.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit stellt er die Sache als etwas Gro\u223 ?es hin und zeigt, dass es etwas Erhabenes darum ist, um so dazu aufzumuntern und anzuspornen. Beachte aber den Widerspruch. Der Herr bezeichnet die Ehelosigkeit als etwas Gro\u223 ?es, die J\u252 ?nger als etwas Leichtes. Beides musste so sein; er musste die Sache ganz gro\u223 ? hinstellen, um sie daf\u252 ?r einzunehmen; sie mussten dieselbe infolge seiner Worte als das Leichtere bezeichnen, um infolgedessen der Jungfr\u228 ?ulichkeit und Enthaltsamkeit den Vorzug zu geben. Denn da es schwierig erscheinen mochte, \u252 ?ber die Jungfr\u228 ?ulichkeit zu sprechen, so fl\u246 ?\u223 ?te er ihnen das Verlangen darnach ein, indem er auf den Zwang hinwies, welchen das Gesetz der Ehe ihnen auferlegte. Um sodann zu zeigen, dass die Ehelosigkeit m\u246 ?glich sei, f\u228 ?hrt er fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: \u8222 ?Es gibt Verschnittene, welche vom Mutterleibe an so geboren werden, und es gibt Verschnittene, welche verschnitten worden sind von den Menschen, und es gibt Verschnittene, welche sich selbst verschnitten haben um des Himmelreiches willen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit leitet er die J\u252 ?nger unmerklich an zur Wahl der Ehelosigkeit, und weist darauf hin, dass eine solche Tugendhaftigkeit m\u246 ?glich ist, als wollte er sagen: Siehe, wenn du von Natur so beschaffen oder infolge einer Misshandlung so geworden w\u228 ?rest, was k\u246 ?nntest du tun? Du w\u228 ?rest des Genusses beraubt, ohne einen Lohn daf\u252 ?r zu erhalten. Danke also Gott, dass du mit der Aussicht auf Lohn und Vergeltung etwas auf dich nehmen kannst, was andere ohne Lohn ertragen m\u252 ?ssen. Ja noch mehr, du ertr\u228 ?gst es viel leichter, weil dich die Hoffnung st\u252 ?tzt und das Bewusstsein, eine Tugend zu \u252 ?ben, und weil infolgedessen auch die Leidenschaft nicht so m\u228 ?chtig sch\u228 ?umt. Das Abschneiden des Gliedes ist ja weniger leicht imstande, die Wogen zu gl\u228 ?tten {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0900.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d900 }}} und Stille zu schaffen, wie der Z\u252 ?gel der Vernunft; ja nur die Vernunft allein vermag das. Deshalb f\u252 ?hrt also der g\u246 ?ttliche Heiland die Verschnittenen an, weil er die J\u252 ?nger aufmuntern will. H\u228 ?tte er dieses Ziel nicht im Auge gehabt, wozu h\u228 ?tte er dann \u252 ?ber die Verschnittenen zu reden brauchen? Durch die Worte aber: \u8222 ?Welche sich selbst verschnitten haben\u8220" meint er nicht das wirkliche Abschneiden eines Gliedes, Gott bewahre, sondern das Entfernen der b\u246 ?sen Gedanken. Denn wer sich ein Glied abschneidet, ist dem Fluche verfallen, wie Paulus sagt: \u8222 ?M\u246 ?chten nur auch abgeschnitten werden die, so euch aufwiegeln\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 5,12\par} } . Ganz mit Recht; denn ein solcher ver\u252 ?bt die gleiche Tat wie ein M\u246 ?rder, gibt Anlass, die Sch\u246 ?pfung Gottes herabzuw\u252 ?rdigen, leiht den Manich\u228 ?ern Stoff zu ihren Einw\u228 ?nden und begeht dasselbe Verbrechen wie die Heiden, die sich verst\u252 ?mmeln.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das Wegschneiden der Glieder war ja von jeher die Folge der Einfl\u252 ?sterung und Anfechtung Satans. Die Teufel wollen eben Gottes Werk herabsetzen, sie wollen sein Gesch\u246 ?pf erniedrigen, sie wollen, dass man alles der nat\u252 ?rlichen Beschaffenheit der Glieder, nicht der freien Selbstentscheidung zuschreibe, so dass die meisten ungescheut s\u252 ?ndigen, als tr\u228 ?fe sie keine Verantwortung daf\u252 ?r. So f\u252 ?gen sie den Gesch\u246 ?pfen einen doppelten Schaden zu: Sie verst\u252 ?mmeln seine Glieder und vermindern den freien Antrieb zum Guten. Solche Grunds\u228 ?tze hat der Teufel aufgestellt und au\u223 ?erdem noch eine andere schlimme Lehre verbreitet, n\u228 ?mlich die vom blinden Schicksal und dem Naturzwang, und hat sich damit den Weg gebahnt, um \u252 ?berall die uns von Gott geschenkte Freiheit zu besudeln und uns einzureden, die S\u252 ?nde sei etwas ganz Nat\u252 ?rliches. Dazu streut er noch viele andere b\u246 ?se Anschauungen aus, wenn auch im Verborgenen. Das ist eben das Eigent\u252 ?mliche am Gifte des Teufels. Deshalb fordere ich euch auf, eine so sch\u228 ?ndliche Tat{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Selbstverst\u252 ?mmelung\par} } zu meiden. Zu all dem, was ich gesagt habe, wird ja dadurch auch die Begierde gar nicht geb\u228 ?ndigt, sondern nur noch heftiger. Denn der Samen hat seine Quellen ganz wo anders in uns und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0901.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d901 }}} kommt aus anderen Gr\u252 ?nden in Wallung. Einige meinen, der Geschlechtstrieb habe seine Quelle im Hirn, andere in den Lenden, einer Ansicht nach aber nur in einem ungez\u252 ?gelten Gem\u252 ?t und einen ungeregeltem Gedankenleben. Wird das in Schranken gehalten, dann sind die nat\u252 ?rlichen Regungen unsch\u228 ?dlich. Nachdem er nun von den Verschnittenen gesprochen, welche aber zwecklos und vergeblich verschnitten sind, wenn sie nicht auch in der Seele Enthaltsamkeit \u252 ?ben , wendet sich Jesus wieder zu denjenigen, die um des Himmelreiches willen jungfr\u228 ?ulich leben, mit den Worten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: \u8222 ?Wer es fassen kann, der fasse es.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So ermutigt er sie einerseits durch den Hinweis auf die Vorz\u252 ?glichkeit einer solchen Tugend\u252 ?bung, und anderseits schlie\u223 ?t er sie wegen seiner unbeschreiblichen Milde doch nicht in die engen Schranken eines Gesetzes ein. Auch sprach er diese Worte erst, nachdem er klar gezeigt hatte, dass es m\u246 ?glich sei, um so ihren freien Willen noch mehr anzuspornen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nun wirst du aber einwenden: Wenn es Sache der freien Wahl ist, wie konnte er dann anfangs sagen: \u8222 ?Nicht alle fassen dieses Wort, sondern nur die, welchen es gegeben ist\u8220"? Du sollst erkennen, dass der Kampf heftig ist, und nicht meinen, es sei einfach eine Schicksalsbestimmung, die einem aufgen\u246 ?tigt wird. Nur denen, die den Willen dazu haben, wird es gegeben. Seine Worte lauteten aber so, weil er zeigen wollte, dass man beim Antritt dieses Kampfes gro\u223 ?en Beistandes von oben bedarf, der aber jedem zuteil wird, der ihn haben will. Der Herr bedient sich n\u228 ?mlich dieser Redeweise gew\u246 ?hnlich, wenn es sich um eine wichtige Sache handelt, z.B. wenn er sagt: \u8222 ?Euch ist es gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes zu verstehen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 13,11 u. Lk 8,10\par} } . Dass dem so ist, geht klar hervor aus unserer Stelle. Hinge die Jungfr\u228 ?ulichkeit blo\u223 ? von dem \u252 ?bernat\u252 ?rlichen Gnadenbeistand ab , ohne dass die, welche jungfr\u228 ?ulich leben {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0902.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d902 }}} etwas dazu beizutragen h\u228 ?tten, dann w\u228 ?re es \u252 ?berfl\u252 ?ssig gewesen, ihnen das Himmelreich zu verhei\u223 ?en und sie den anderen Verschnittenen gegen\u252 ?berzustellen. Beachte hier auch, wie ein und dasselbe f\u252 ?r die einen zum Vorteil, f\u252 ?r die anderen zum Verderben gereichen kann. So gingen die Juden weg, ohne etwas gelernt zu haben, sie hatten vielleicht auch nicht gefragt, um zu lernen, die J\u252 ?nger aber zogen gro\u223 ?en Nutzen daraus.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: \u8222 ?Alsdann brachte man Kinder zu ihm, damit er die H\u228 ?nde ihnen auflege und bete. Die J\u252 ?nger aber wehrten sie ab.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: Jesus aber sprach: Lasset die Kinder zu mir kommen; denn solcher ist das Himmelreich.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: Und nachdem er ihnen die H\u228 ?nde aufgelegt hatte, ging er weg von dort.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was bewog die J\u252 ?nger, die Kinder fernzuhalten? Die W\u252 ?rde des Herrn. Und was tut Christus? Er lehrt sie, bescheiden zu sein und den D\u252 ?nkel der Welt mit F\u252 ?\u223 ?en zu treten; darum nimmt er die Kinder, schlie\u223 ?t sie in seine Arme und verhei\u223 ?t denen das Himmelreich, die so sind, wie sie. So hatte er auch schon fr\u252 ?her gesprochen. Wenn also auch wir des Himmelreiches teilhaftig werden wollen, m\u252 ?ssen wir mit gro\u223 ?er Sorgfalt diese Tugend zu erwerben bem\u252 ?ht sein. Das ist wirklich der Inbegriff aller Tugendhaftigkeit, klug und zugleich einf\u228 ?ltig zu sein; damit f\u252 ?hrt man das Leben von Engeln. Die Seele eines Kindes ist ja noch rein von allen Leidenschaften, es tr\u228 ?gt den Beleidigern nichts nach, geht vielmehr zu ihnen, als w\u228 ?ren es Freunde, als w\u228 ?re gar nichts vorgefallen. Und wenn es von der Mutter auch noch so sehr gez\u252 ?chtigt wird, es f\u252 ?hlt sich doch zu ihr hingezogen und sch\u228 ?tzt sie mehr als alle anderen. Ja, selbst wenn du ihm die K\u246 ?nigin im Diadem zeigst, es gibt doch der Mutter den Vorzug, mag dieselbe auch in Lumpen geh\u252 ?llt sein, und hat mehr Freude, wenn es die Mutter sieht trotz ihrer Lumpen, als wenn es die K\u246 ?nigin in ihrem Schmucke schaut. Nicht Armut oder Reichtum, sondern die Liebe allein gibt ihm den Ma\u223 ?stab f\u252 ?r das, was ihm nahesteht oder fremd ist. Ferner kennt es kein Verlangen nach mehr, als was notwendig ist; {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0903.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d903 }}} sobald es ges\u228 ?ttigt ist, l\u228 ?sst es von der Mutterbrust ab. Ein Kind gr\u228 ?mt sich auch nicht \u252 ?ber den Verlust von Geld und dergleichen, noch freut es sich \u252 ?ber Verg\u228 ?ngliches, wie wir, und ebenso macht die Sch\u246 ?nheit des Leibes keinen Eindruck auf dasselbe. Darum sagte auch der Herr: \u8222 ?denn solcher ist das Himmelreich\u8220", damit wir aus freier Wahl so handeln, wie die Kinder von Natur aus tun. Da n\u228 ?mlich die Pharis\u228 ?er bei ihrem Handeln sich einzig von Bosheit und Hochmut leiten lie\u223 ?en, so fordert er bei jeder Gelegenheit seine J\u252 ?nger auf, einf\u228 ?ltig zu sein, und belehrt durch den Hinweis auf jene auch sie.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nichts ist aber auch so sehr geeignet, zum Hochmut zu verleiten, als Herrschaft und Ehrenstellen. Da nun den J\u252 ?ngern gro\u223 ?e Ehren auf der ganzen Welt in Aussicht standen, warnt er sie und sucht sie vor menschlicher Schw\u228 ?che zu bewahren, damit sie nicht etwa beim Volke Ehrenbezeugungen suchen oder sich vor ihm \u252 ?berheben. Es mag scheinbar nur etwas Geringf\u252 ?giges sein, allein zu vielem Unheil kann es der Anlass werden. So bei den Pharis\u228 ?ern. Weil sie von Jugend auf so erzogen worden waren, versanken sie in gro\u223 ?e Lasterhaftigkeit, geizten darnach, gegr\u252 ?\u223 ?t zu werden, die ersten Pl\u228 ?tze einzunehmen, beim Gehen in der Mitte zu sein: schlie\u223 ?lich steigerte sich ihr Ehrgeiz bis zur Manie und zuletzt sogar bis zur Gottlosigkeit. Darum eben zogen sie sich den Fluch zu, als sie Jesus versuchten, w\u228 ?hrend die Kinder den Segen empfingen, da eben sie von allen diesen Schlechtigkeiten frei waren. Darum lasset uns auch wie die Kinder werden und in Bezug auf die Bosheit wirklich Kinder sein. Auf andere Weise in den Himmel zu kommen ist unm\u246 ?glich, ganz und gar unm\u246 ?glich. Ein innerlich verderbter und schlechter Mensch muss unausweichlich der H\u246 ?lle verfallen, und ehe er in die H\u246 ?lle kommt, schon hier schreckliche Leiden ertragen. \u8222 ?Bist du schlecht, so wirst du allein das Unheil tragen, bist du gut, so bist du es zu deinem und deines N\u228 ?chsten Nutzen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Spr 9.12\par} } , hei\u223 ?t es. Sieh nur, wie sich das auch schon bei ihren Vorfahren {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0904.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d904 }}} bewahrheitet hat. Es gab wohl keinen schlimmeren Menschen als Saul und keinen geraderen und einf\u228 ?ltigeren als David. Wer von beiden war nun der St\u228 ?rkere? War Saul nicht zweimal in die H\u228 ?nde Davids gegeben? Und obwohl dieser ihn in seiner Gewalt hatte und t\u246 ?ten konnte, tat er es doch nicht. Hatte er ihm nicht wie in einem Netze oder K\u228 ?fige eingeschlossen und schonte seiner dennoch? Und so tat er, obgleich die anderen ihn aufstachelten, und obgleich er pers\u246 ?nlich viele Beschwerden gegen ihn hatte. Dennoch lie\u223 ? er ihn von dannen ziehen, ohne ihm ein Leid anzutun. Saul verfolgte David mit einem ganzen Heere, w\u228 ?hrend dieser nur wenige hoffnungslose Fl\u252 ?chtlinge um sich hatte, ringsum eingeschlossen war und von einem Ort zum andern fliehen musste. Und doch besiegte der Fl\u252 ?chtling den K\u246 ?nig, weil er mit Einfalt, jener mit Bosheit in den Kampf zog. Kann jemand noch verwerflicher handeln als Saul, der seinem eigenen Heerf\u252 ?hrer nach dem Leben strebte, obwohl derselbe alle Kriege gl\u252 ?cklich gef\u252 ?hrt, sich selbst den M\u252 ?hen, welche die Siege erforderten, unterzog, die Ruhmeskr\u228 ?nze aber dem K\u246 ?nige \u252 ?berlie\u223 ??\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So ist eben der Neid; er untergr\u228 ?bt immer seinen eigenen Vorteil, verzehrt denjenigen, der sich von ihm beherrschen l\u228 ?sst und st\u252 ?rzt ihn in tausend Widerw\u228 ?rtigkeiten. Solange sich Saul noch nicht von David getrennt hatte, brauchte der Unselige f\u252 ?rwahr nicht in das erb\u228 ?rmliche Wehklagen auszubrechen: \u8222 ?Ich bin sehr bedr\u228 ?ngt! Denn die Philister f\u252 ?hren Krieg gegen mich und der Herr verlie\u223 ? mich\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 K\u246 ?n 28,15\par} } . Als David noch nicht von ihm geschieden war, wurde er in keine Kriege verwickelt, sondern lebte in Sicherheit und stand in Ansehen; denn der Ruhm des Feldherrn fiel auf den K\u246 ?nig zur\u252 ?ck. David war auch nicht der Mann, der nach der Herrschaft strebte, oder damit umging, ihn vom Throne zu st\u252 ?rzen, sondern es gl\u252 ?ckte ihm alles und er war dem K\u246 ?nig \u228 ?u\u223 ?erst ergeben. Das geht klar auf den weiteren Ereignissen hervor. Bei oberfl\u228 ?chlicher Pr\u252 ?fung der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0905.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d905 }}} Sache k\u246 ?nnte wohl jemand meinen, David habe diese Haltung nur beobachtet, weil er durch das Verh\u228 ?ltnis der Unterordnung dazu gen\u246 ?tigt war. Was hielt ihn aber nach seiner Verbannung aus dem Reiche noch zur\u252 ?ck, was konnte ihn da noch bewegen, vom Kriege gegen Saul abzustehen? Ja, war nicht vielmehr alles darnach angetan, ihn zur Ermordung Sauls zu treiben ? Hatte derselbe nicht mehr als einmal schlecht gegen ihn gehandelt, trotz aller seiner Wohltaten, trotzdem ihm derselbe nichts vorwerfen konnte? Lag nicht f\u252 ?r David eine best\u228 ?ndige Gefahr darin, dass Saul im ruhigen Genusse des K\u246 ?nigtums stand? Mu\u223 ?te er nicht, solange derselbe am Leben und im Besitze der Herrschaft blieb, fortw\u228 ?hrend unstet und fl\u252 ?chtig sein und um sein Leben f\u252 ?rchten? Nichts von all dem vermochte ihn indessen dazu, sein Schwert mit Blut zu beflecken. Ja, als er ihn vor sich sah, schlafend, gefangen, allein, umzingelt, als er dessen Haupt ber\u252 ?hren konnte, als viele ihn aufmunterten und es f\u252 ?r eine besondere F\u252 ?gung Gottes erkl\u228 ?rten, dass ihm diese Gelegenheit geboten sei, da wies er die Sprecher zur\u252 ?ck, t\u246 ?tete ihn nicht, sondern lie\u223 ? ihn heil und gesund gehen, und machte dem Lager des K\u246 ?nigs den Vorwurf, ihn verraten zu haben, als w\u228 ?re er dessen Leibw\u228 ?chter und Schildtr\u228 ?ger, nicht sein Feind.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wo findet man noch eine so edle Seele? wo eine Sanftmut gleich dieser? L\u228 ?sst sich das schon aus dieser Erz\u228 ?hlung ersehen, so geht es noch klarer hervor aus dem Vergleich mit unserem heutigen Leben. Denn wenn wir zur Einsicht unserer eigenen Verkehrtheit gelangen, werden wir um so mehr die Tugendhaftigkeit jener Heiligen w\u252 ?rdigen. Darum bitte ich euch, eifert ihnen aus Kr\u228 ?ften nach. Wenn du aus Ehrgeiz deinen N\u228 ?chsten anfeindest, so wisse, dass du viel mehr Ruhm erntest, wenn du die Ehre verschm\u228 ?hst und die Feindseligkeit aufgibst. Beide Dinge stehen n\u228 ?mlich einander entgegen: die Habsucht dem Streben nach Reichtum, und der Ehrgeiz der Erlangung der Ehre. Wenn es euch gef\u228 ?llt, wollen wir diese Behauptung im einzelnen untersuchen. Wenn wir schon die H\u246 ?lle nicht f\u252 ?rchten und den Himmel beiseite setzen, vielleicht gelingt es, euch durch den Hinweis auf irdische Vorg\u228 ?nge anzutreiben. Wer {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0906.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d906 }}} macht sich denn eigentlich l\u228 ?cherlich? Doch wohl jene, die etwas nur deshalb tun, um bei der gro\u223 ?en Menge Ehre zu finden. Und wer findet Anerkennung? Sind es nicht jene, die auf das Lob der Menge nichts geben? Ein solches Haschen nach eitler Ehre ist aber nicht blo\u223 ? tadelnswert, es kann auch vor den Menschen nicht verborgen bleiben; daher kommt es dann, dass ein Ehrgeiziger vor allem ver\u228 ?chtlich wird und damit anstatt Ehre nur Unehre einheimst. Ist also darin schon eine Quelle der Schmach gelegen, so noch mehr darin , dass er gen\u246 ?tigt ist, manches Entehrende und \u228 ?u\u223 ?erst Gemeine zu tun. Es geht hierbei wie mit der Habsucht. Krankhafte Gewinnsucht verursacht den Leuten in der Regel nur Schaden. Es ist ja schon sprichw\u246 ?rtlich geworden: viele Entt\u228 ?uschungen sind ihr Los und kleine Gewinne ziehen gro\u223 ?e Verluste nach sich. Nicht anders ergeht es dem Woll\u252 ?stigen; seine Leidenschaft wird ihm zum Hindernis im Genusse der Lust. Die Weiber pflegen ja solche L\u252 ?stlinge und Weiberknechte nur wie Sklaven zu behandeln; sie halten dieselben nicht der Behandlung von M\u228 ?nnern f\u252 ?r wert, schlagen sie, speien sie an, jagen sie dahin und dorthin, und halten sie zum Narren durch alle m\u246 ?glichen Auftr\u228 ?ge, die sie ihnen geben. Ebenso gibt es nichts Niedrigeres und Ver\u228 ?chtlicheres, als einen hochfahrenden, ehrs\u252 ?chtigen und eingebildeten Menschen. Alle Menschen sind ja streits\u252 ?chtig, aber niemanden widerspricht man so gern als einem anma\u223 ?enden, hochfahrenden Knecht der Ehrsucht. Und er selbst, um dem Hirngespinst seines Hochmutes nachzujagen, benimmt sich gegen die meisten wie ein Sklave, schmeichelt, tut einem sch\u246 ?n und nimmt ein schwereres Joch auf sich, als irgendein gekaufter Sklave.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das alles m\u252 ?ssen wir nur einsehen, dann werden wir diese Leidenschaft ablegen, sonst trifft uns schon hier die Strafe und dort unendliche Pein. Lasset uns also Liebhaber der Tugend werden, dann werden wir schon im Diesseits die gr\u246 ?\u223 ?ten G\u252 ?ter ernten, noch ehe wir das Himmelreich in Besitz nehmen, und werden nach unserem Hinscheiden im Jenseits der ewigen Wonne teilhaft werden. M\u246 ?chten wir sie alle erlangen durch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0907.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d907 }}} die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht sei in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Dreiundsechzigste Homilie. Kap. XIX, V.15-26.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: \u8222 ?Und siehe, einer trat heran und sprach zu ihm: Guter Meister, was soll ich tun, damit ich ewiges Leben erlange?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Manche stellen diesen J\u252 ?ngling als Heuchler und schlechten Menschen hin, der nur zu Jesus gekommen sei, um ihn zu versuchen. Ich f\u252 ?r meine Person m\u246 ?chte ihn zwar nicht gegen den Vorwurf der Habsucht und Geldgier in Schutz nehmen, denn auch Christus tadelte ihn darob; allein als Heuchler m\u246 ?chte ich ihn keineswegs bezeichnen, weil es etwas gar so Unsicheres und Gewagtes ist, \u252 ?ber verborgene Dinge ein Urteil zu f\u228 ?llen, namentlich wenn es sich um Beschuldigungen handelt, und auch deshalb, weil Markus einen solchen Verdacht ausschlie\u223 ?t, wenn er schreibt; \u8222 ?Es lief einer herzu, und fragte ihn, das Knie vor ihm beugend\u8220", und:\u8222 ?Jesus aber sah ihn an und liebte ihn\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 10,17,21\par} } . Allein die Macht und Anziehungskraft des Geldes ist eben gar gro\u223 ?. Das kann man auch darauf ersehen: Wenn man sonst allwegs tugendhaft ist, die Habsucht verdirbt alles andere. Paulus war gar im Rechte, wenn er sie als die Wurzel aller \u220 ?bel bezeichnet:\u8222 ?Denn die Wurzel aller \u220 ?bel ist die Habsucht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Tim 6,10\par} } . Warum aber gab ihm Christus zur Antwort: \u8222 ?Niemand ist gut\u8220"? Weil der J\u252 ?ngling ihn noch als blo\u223 ?en Menschen betrachtete, als einen aus vielen anderen und als gew\u246 ?hnlichen j\u252 ?dischen Lehrer. Deshalb redet auch er als Mensch mit ihm. Gar {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0908.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d908 }}} h\u228 ?ufig macht er es so, dass er im Sinne der Fragesteller antwortet, so z.B. als er sagte: \u8222 ?Wir beten an, was wir wissen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 4,22\par} } , oder: \u8222 ?Wenn ich Zeugnis gebe \u252 ?ber mich selber, dann ist mein Zeugnis nicht wahr\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 5,31\par} } . Wenn also Jesus in unserem Falle erwidert: \u8222 ?Niemand ist gut\u8220", so will er sich selbst damit nicht die G\u252 ?te absprechen, Gott bewahre, denn seine Worte lauteten ja nicht: Warum nennst du mich gut? Ich bin nicht gut, sondern: \u8222 ?Niemand\u8220", das soll hei\u223 ?en, kein Mensch \u8222 ?ist gut.\u8220" Auch will er damit nicht besagen, es gebe \u252 ?berhaupt keinen guten Menschen, sondern nur keinen im Vergleiche mit Gottes G\u252 ?te; deshalb f\u252 ?gt er auch hinzu: \u8222 ?Au\u223 ?er Gott allein.\u8220" Er sagte nicht: Als nur mein Vater, um anzudeuten, dass er sich dem J\u252 ?nglinge nicht offenbaren wollte. In \u228 ?hnlicher Weise hatte er fr\u252 ?her die Menschen b\u246 ?se genannt, als er sprach: \u8222 ?Wenn nun ihr, obgleich ihr b\u246 ?se seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisset\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 7,11\par} } . Damit wollte er aber nicht die ganze menschliche Natur als b\u246 ?se bezeichnen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn das \u8222 ?ihr\u8220" sollte nicht hei\u223 ?en: ihr Menschen\par} } , sondern er nannte vielmehr auch die guten Menschen b\u246 ?se, aber nur im Vergleiche mit der G\u252 ?te Gottes. Deshalb fuhr er auch fort: \u8222 ?Um wieviel mehr wird euer Vater, welcher im Himmel ist, Gutes geben denen, die ihn bitten?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aus welchem Grunde, fragst du, oder zu welchem Zwecke gab er ihm diese Antwort? Weil er den J\u252 ?ngling allm\u228 ?hlich emporheben und unterweisen will, dass man sich jeder Schmeichelei enthalten soll. Er sucht ihn vom Irdischen loszumachen und mit Gott zu vereinigen; er will ihn f\u252 ?r das Himmlische gewinnen, zur Erkenntnis des wahrhaft Guten f\u252 ?hren, der die Wurzel und Quelle alles Guten ist, und ihn aufmuntern, diesem allein Ehre zu erweisen. Auch die Worte: \u8222 ?Lasset euch nicht Meister nennen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 23,10\par} } , die er ein andermal sprach, gelten nur im Vergleich mit ihm, damit man lerne, wer der Urheber alles Bestehenden sei. Bislang hatte der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0909.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d909 }}} J\u252 ?ngling keine geringe Bereitwilligkeit an den Tag gelegt; wenigstens war er von solcher Liebe beseelt, dass er zu Christus kam, um sich mit ihm \u252 ?ber das ewige Leben zu beraten, indes andere zu ihm kamen, um ihn zu versuchen oder f\u252 ?r sich oder andere Heilung zu finden. Der Boden war fett und fruchtbar, aber die zahllosen Disteln erstickten die Saat.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte, wie bereitwillig er bisher die Gebote erf\u252 ?llt hatte. \u8222 ?Was soll ich tun, damit ich das ewige Leben erlange?\u8220" fragt er. So willig zeigte er sich zur Erf\u252 ?llung alles dessen, was ihm aufgetragen werden w\u252 ?rde. W\u228 ?re er gekommen, um Christus zu versuchen, so h\u228 ?tte es der Evangelist gewiss erw\u228 ?hnt, wie er es auch bei den anderen tat, z.B. bei dem Gesetzeslehrer. Und h\u228 ?tte es auch der Evangelist \u252 ?bergangen, Christus h\u228 ?tte es jedenfalls aufgedeckt durch ein offene Zurechtweisung oder doch durch eine Anspielung, schon um nicht den Schein zu erwecken, als sei er hintergangen worden, ohne es zu merken: sonst w\u252 ?rde er ja seine eigene Sache gesch\u228 ?digt haben. H\u228 ?tte er den Herrn versuchen wollen, so w\u252 ?rde er ihn auch kaum voll Trauer \u252 ?ber den Bescheid verlassen haben. Ein derartiges Gef\u252 ?hl finden wir bei den Pharis\u228 ?ern nie, sondern nur Ingrimm, so oft sie hatten verstummen m\u252 ?ssen. Ganz anders der J\u252 ?ngling; er war niedergeschlagen, als er wegging. Darin liegt doch ein deutlicher Beweis daf\u252 ?r, dass er nicht in schlechter Absicht gekommen war, sondern eher, dass sein Wille zu schwach war, dass sein Verlangen nach dem ewigen Leben aufrichtig gemeint, er aber einer Leidenschaft erlag, die noch st\u228 ?rker war.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Als daher Christus antwortete:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: \u8222 ?Wenn du in das Leben eingehen willst, so halte die Gebote\u8220",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 fragte er: \u8222 ?Welche?\u8220" Durchaus nicht, um ihn zu versuchen, sondern in der Annahme es g\u228 ?be au\u223 ?er den Vorschriften des Gesetzes noch andere, die ihm die Pforte zum Leben erschlie\u223 ?en k\u246 ?nnten: ein klarer Beweis f\u252 ?r die Aufrichtigkeit seines Verlangens. Als ihn darauf Jesus auf die Vorschriften des Gesetzes verwies, erkl\u228 ?rte er:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0910.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d910 }}} V.20: \u8222 ?Alles dieses habe ich beobachtet von meiner Jugend an.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber auch das gen\u252 ?gte ihm noch nicht, er fragte neuerdings: \u8222 ?Was bleibt mir noch zu tun \u252 ?brig?\u8220" Auch das ist doch wahrlich nichts Geringes, dass er dachte, es fehle ihm noch etwas, die angef\u252 ?hrte Gesetzestreue reiche noch nicht aus, um zu erreichen, wonach er verlangte. Was erwidert nun Christus? Da er ihm etwas Gro\u223 ?es auferlegen wollte, so stellte er ihm auch einen gro\u223 ?en Kampfpreis in Aussicht und spricht:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: \u8222 ?Wenn du vollkommen sein willst, so geh hin, verkaufe, was du hast und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben; und komme, folge mir nach!\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, was f\u252 ?r Preise, was f\u252 ?r Siegeskr\u228 ?nze der Herr bei diesem Wettkampf in Aussicht stellt? Wenn ihn der J\u252 ?ngling h\u228 ?tte versuchen wollen, w\u252 ?rde Jesus nicht so gesprochen haben. Nun redete er aber doch so, und zwar, um ihn aufzumuntern, und deshalb zeigt er ihm auch den gro\u223 ?en Lohn, stellt alles seiner Entscheidung anheim und verschleiert auf jede Weise, was an seiner Aufforderung h\u228 ?tte dr\u252 ?ckend erscheinen k\u246 ?nnen. So weist er ihn denn, ehe er von Kampf und Anstrengung spricht, auf den Siegespreis hin: \u8222 ?Willst du vollkommen sein\u8220", dann erst sagt er: \u8222 ?Verkaufe alles, was du hast und gib es den Armen\u8220",um sofort wieder auf den Lohn zur\u252 ?ckzukommen: \u8222 ?Du wirst einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach.\u8220" Wer Christus nachfolgt, empf\u228 ?ngt herrlichen Lohn: \u8222 ?Und du wirst einen Schatz im Himmel haben.\u8220" Da von Besitz die Rede war und Jesus den J\u252 ?ngling aufforderte, alles hinzugeben, so zeigt er ihm, dass er sein Verm\u246 ?gen nicht einb\u252 ?\u223 ?en, sondern es noch vermehren w\u252 ?rde, dass er mehr von ihm erhalte, als er ihn geben hei\u223 ?t; ja nicht blo\u223 ? mehr, sondern um soviel mehr, als der Himmel die Erde \u252 ?berragt und noch dar\u252 ?ber hinaus. Den Ausdruck \u8222 ?Schatz\u8220" gebraucht er aber deshalb, um, soweit es dem Zuh\u246 ?rer aus dem menschlichen Gesichtskreise veranschaulicht werden kann, die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0911.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d911 }}} Vorz\u252 ?glichkeit, Dauerhaftigkeit und Sicherheit des Lohnes klarzumachen. Es gen\u252 ?gt also nicht, blo\u223 ? den Besitz zu verachten, man muss auch die Armen unterst\u252 ?tzen und vor allem Christus nachfolgen; mit anderen Worten, man muss entschlossen sein, alle seine Gebote zu halten, und jeden Tag f\u252 ?r ihn sich t\u246 ?ten und hinschlachten zu lassen. \u8222 ?Wenn jemand mir nachfolgen will, verleugne er sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 16,24 u. Lk 9,23\par} } . Dieses Gebot legt also eine weit gr\u246 ?\u223 ?ere Verpflichtung auf, als nur sein Verm\u246 ?gen hinzugeben; man muss bereit sein, auch sein Blut zu vergie\u223 ?en. Seinen Besitz aufzugeben, tr\u228 ?gt aber nicht wenig dazu bei.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.22: \u8222 ?Als jedoch der J\u252 ?ngling das geh\u246 ?rt hatte, ging er betr\u252 ?bt hinweg.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um zu zeigen, dass dieses Gef\u252 ?hl ganz erkl\u228 ?rlich war, f\u228 ?hrt der Evangelist fort: \u8222 ?Er hatte n\u228 ?mlich viel Besitztum.\u8220" Die Anh\u228 ?nglichkeit an den Besitz ist eben verschieden bei den Menschen, je nachdem sie wenig haben oder in gro\u223 ?em Reichtum gleichsam schwimmen. Bei letzteren ist die Leidenschaft viel heftiger. Darauf muss ich immer wieder aufmerksam machen, dass die Vermehrung des Einkommens das Feuer{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Habsucht\par} } immer gewaltiger entfacht, und die Erwerbenden nur \u228 ?rmer macht, indem sie ihre Habsucht steigert und dadurch den Mangel um so f\u252 ?hlbarer gestaltet. Du kannst auch in unserem Falle sehen, welche Gewalt die Leidenschaft aus\u252 ?bt. Obwohl der J\u252 ?ngling voll Freude und mit gutem Willen gekommen war, wurde er doch, als ihm Christus das Aufgeben seines Reichtums nahelegte, derart von der Leidenschaft erfasst und beherrscht, dass er gar keine Erwiderung auf die Worte fand, sondern schweigend, niedergedr\u252 ?ckt und traurig hinwegging. Und Christus? Er spricht:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.23: \u8222 ?Wie schwer werden die Reichen in das Himmelreich eingehen!\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit will er nicht den Reichtum tadeln, sondern diejenigen, die sich von ihm einnehmen lassen. Wenn es {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0912.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d912 }}} nun schon f\u252 ?r einen Reichen schwer ist, um wieviel schwerer f\u252 ?r einen Habs\u252 ?chtigen? Da es schon ein Hindernis ist, ins Himmelreich zu gelangen, wenn man sein Verm\u246 ?gen nicht zu Almosen verwendet, was f\u252 ?r ein Feuer muss es erst verursachen, wenn man auch noch andere um das ihrige bringt? Weshalb aber sagte der Herr gerade zu den J\u252 ?ngern, die doch arm waren und kein Verm\u246 ?gen hatten, dass ein Reicher schwerlich in den Himmel kommt? Er wollte sie belehren, dass sie sich ihrer Armut nicht zu sch\u228 ?men brauchten, und gewisserma\u223 ?en erkl\u228 ?ren, warum er ihnen keinen Besitz gestattete. Nachdem er nun gesagt hatte, es sei schwer, geht er einen Schritt weiter und zeigt, dass es \u252 ?berhaupt unm\u246 ?glich ist; ja er bezeichnet es nicht einfachhin als unm\u246 ?glich, sondern als ganz und gar unm\u246 ?glich, und erkl\u228 ?rt es durch das Beispiel vom Kamel und dem Nadel\u246 ?hr.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.24: \u8222 ?Leichter ist es\u8220", sagt er, \u8222 ?dass ein Kamel durch ein Nadel\u246 ?hr hindurchgehe, als dass ein Reicher eingehe in das Himmelreich.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit weist er aber auch darauf hin, dass die Reichen, die tugendhaft zu sein verm\u246 ?gen, keinen gew\u246 ?hnlichen Lohn erhalten werden. Darum eben bezeichnete er dies auch als ein Werk Gottes, um anzudeuten, dass man zu einer solchen Tugendh\u246 ?he viel Gnade notwendig hat. Als n\u228 ?mlich die J\u252 ?nger dar\u252 ?ber betroffen waren, erkl\u228 ?rte er ihnen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: \u8222 ?Bei Menschen ist dieses unm\u246 ?glich, bei Gott aber ist alles m\u246 ?glich.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Doch warum sind die J\u252 ?nger best\u252 ?rzt, da sie ja arm, sehr arm waren? Warum geraten sie in Unruhe? Weil sie um das Heil der anderen besorgt waren, gegen alle gro\u223 ?e Liebe hegten und bereits die Gesinnung von Seelenf\u252 ?hrern besa\u223 ?en. Deshalb versetzten jene Worte sie in Angst und Besorgnis um die ganze Welt, so dass sie des Trostes gar sehr bedurften. Der Herr blickt sie denn auch an und spricht: \u8222 ?Bei den Menschen ist das unm\u246 ?glich, bei Gott aber ist alles m\u246 ?glich.\u8220" Mit einem Blicke voll Milde und Sanftmut richtet er ihr {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0913.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d913 }}} bebendes Herz auf uns zerstreut ihre Besorgnis; das deutet der Evangelist an durch die Worte: \u8222 ?Er blickte sie an\u8220"; dann ermutigte er sie auch durch m\u252 ?ndliches Zureden und belebt ihre Zuversicht durch den Hinweis auf Gottes Macht. Willst du auch erfahren , wie das Unm\u246 ?gliche m\u246 ?glich wird, so h\u246 ?re. Er sagt: \u8222 ?Was bei den Menschen unm\u246 ?glich ist, ist m\u246 ?glich bei Gott\u8220", damit du nicht etwa entmutigt von der Tugend als etwas Unm\u246 ?glichem abstehst, sondern damit du die Gr\u246 ?\u223 ?e der Sache erkennst, frohen Herzens daran gehest, und Gott um Beistand zu einem so herrlichen Kampfe anzurufen; dann wirst du auch das ewige Leben erlangen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie kann dies nun aber m\u246 ?glich werden? Dadurch, dass du deinem Besitz entsagst, dein Geld verteilst, die b\u246 ?se Begierde ausrottest. Hierbei wollte aber der Herr nicht alles Gott allein zuschreiben, sondern auch der Erhabenheit einer solchen Tugend\u252 ?bung. Das entnehmen wir aus dem Folgenden. Petrus hatte zuerst entgegnet:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: \u8220"Siehe, wir haben alles verlassen und sind Dir gefolgt\u8221"; dann fragt er: \u8220"Was wird uns demnach werden?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Darauf zeigt ihnen Christus den Lohn und f\u252 ?gt dann noch hinzu:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.29: \u8220"Und jeder, der verlassen hat Haus oder Felder oder Br\u252 ?der oder Schwestern oder Vater oder Mutter, wird Hundertfaches empfangen und ewiges Leben ererben.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So wird das Unm\u246 ?gliche m\u246 ?glich. Aber da fragst du: wie soll es m\u246 ?glich sein, das alles zu verlassen? Wie kann einer, der einmal f\u252 ?r die Lust am Besitze ganz versunken ist, sich wieder herausarbeiten? Wenn er beginnt, seine G\u252 ?ter zu verteilen und das \u220 ?berfl\u252 ?ssige zu beseitigen. Auf diese Weise wird er immer weitere Fortschritte machen und zuletzt ganz leicht vorw\u228 ?rtskommen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nimm also nicht alles auf einmal in Angriff, sondern steige auf dieser Leiter, die dich zum Himmel f\u252 ?hrt, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0914.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d914 }}} langsam Schritt f\u252 ?r Schritt empor, falls es dich schwer ankommt, alles mit einem Male zu tun. Wie n\u228 ?mlich Fieberkranke und Galls\u252 ?chtige durch Essen und Trinken den Durst nur noch mehr entfachen, anstatt ihn zu stillen, so geht es auch bei den Habgierigen; wenn sie dieser verderblichen Leidenschaft, die noch weit heftiger ist als das Gallfieber, mit Geld fr\u246 ?hnen, so fachen sie die Glut nur mehr an. Dagegen d\u228 ?mpft diese Leidenschaft nichts so sehr, als wenn man dem Verlangen nach Gewinn hinfort entsagt, wie ja auch die Gallsucht durch M\u228 ?\u223 ?igkeit im Essen und durch Entleerung gehindert wird. Wie aber kann man das fertig bringen, fragst du? Indem du beherzigst, dass du durch Erwerb von Reichtum nie den Durst darnach stillen kannst, sondern im Gegenteil von der Sucht nach mehr immer heftiger ergriffen wirst, hingegen die Krankheit zum Weichen bringen kannst, wenn du deinem Besitztum entsagst. Strebe also nicht nach immer mehr, sonst jagst du Unerreichbarem nach, verf\u228 ?llst einer unheilbaren Krankheit und wirst ob einer solchen Manie wahrhaft erbarmungsw\u252 ?rdig. Sage mir doch, wer ist eigentlich gequ\u228 ?lt und gepeinigt, derjenige, der nach k\u246 ?stlichen Speisen und Getr\u228 ?nken verlangt, ohne sie genie\u223 ?en zu k\u246 ?nnen, wie er will, oder der, der kein solches Gel\u252 ?sten hat? Offenbar, wer die Begierde darnach hat, ohne sie befriedigen zu k\u246 ?nnen. Denn darin liegt ja gerade die Pein, dass man voll Verlangen ist und es nicht stillen kann, dass man Durst hat, ohne trinken zu k\u246 ?nnen. Als darum Christus die H\u246 ?lle beschreiben wollte, hat er sie mit diesen Farben geschildert: Er f\u252 ?hrt den Reichen vor Augen, wie er im Feuer liegt, und wie gerade das seine Strafe war, dass er nach einem Tropfen Wasser lechzt, ihn aber nicht erh\u228 ?lt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Also nur derjenige, welcher den Reichtum verachtet, gebietet seiner Begierde Halt, wer hingegen reich werden und immer mehr gewinnen will, entflammt sie nur noch heftiger und kann sie doch niemals stillen. Und hat er zehntausend Talente erworben, so w\u252 ?nscht er noch einmal so viel; und hat er diese im Besitze, will er noch zweimal so viel haben; und so geht es weiter; er w\u252 ?nscht, dass Berge, Erde, Meer, kurz alles, f\u252 ?r ihn zu {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0915.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d915 }}} Gold werden, so gro\u223 ? ist die neue entsetzliche Raserei, die ihn erfasst hat und nie geb\u228 ?ndigt werden kann. Damit du dich \u252 ?berzeugest, dass dieses \u220 ?bel nicht durch Hinzuf\u252 ?gen, sondern nur durch Entziehen einzud\u228 ?mmen ist, so erw\u228 ?ge: Wenn dich die t\u246 ?richte Lust, zu fliegen und durch die Luft dahinzuschweben \u252 ?berk\u228 ?me, wie w\u252 ?rdest du ein so einf\u228 ?ltiges Verlangen b\u228 ?ndigen? W\u252 ?rdest du dir etwa Fl\u252 ?gel machen oder andere Flugwerkzeuge anschaffen? Oder nicht vielmehr durch Vernunftgr\u252 ?nde dich bestimmen lassen, dass ein solches Verlangen Unm\u246 ?gliches in sich schlie\u223 ?t, dass man etwas Derartiges nicht unternehmen kann? Gewiss das Letztere. Ja, sagst du, hier handelt es sich um etwas Unm\u246 ?gliches. Aber ich sage dir, noch unm\u246 ?glicher ist es f\u252 ?r die Habgier, ein Ziel zu finden. Leichter noch wird ein Mensch das Fliegen zustande bringen, als seine Habgier durch Vergr\u246 ?\u223 ?erung des Besitzes befriedigen. Wenn einer n\u228 ?mlich Dinge anstrebt, die im Bereiche der M\u246 ?glichkeit liegen, so kann er sich in der Aussicht auf den Genuss freuen; wer hingegen Unm\u246 ?gliches verlangt, dem bleibt nichts anderes \u252 ?brig, als diese Sehnsucht zu ersticken, weil auf eine andere Weise die Seele nicht zur Ruhe zu kommen vermag. Um also nicht zwecklos in Schmerzen zu leben, m\u252 ?ssen wir die Liebe zum Besitz, die fortw\u228 ?hrend peinigt und nie zum Schweigen zu bringen ist, aufgeben und uns daf\u252 ?r einer anderen Liebe zuwenden, die uns selig macht und sehr leicht befriedigt werden kann, n\u228 ?mlich wir m\u252 ?ssen unser Verlangen auf die Sch\u228 ?tze dort oben richten. Das ist mit keinen gro\u223 ?en Sorgen verbunden, der Gewinn ist unbeschreiblich und nicht zu verfehlen, wenn man nur wachsam und n\u252 ?chtern ist und das Irdische gering achtet. Wer sich dagegen von dem Irdischen knechten und ein f\u252 ?r allemal fesseln l\u228 ?sst, der wird mit absoluter Notwendigkeit der himmlischen G\u252 ?ter verlustig gehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 All das musst du nun allerdings auch beherzigen, um die b\u246 ?se Begierde nach Besitz auszutilgen. Du kannst auch nicht einwenden, dass sie doch wenigstens irdische G\u252 ?ter gew\u228 ?hrt, wenn sie schon der ewigen beraubt. Denn w\u228 ?re dem auch wirklich so, so k\u228 ?me selbst {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0916.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d916 }}} das der gr\u246 ?\u223 ?ten Strafe und Marter gleich. Nun ist das aber gar nicht einmal der Fall; die Habsucht treibt einen nicht blo\u223 ? in die H\u246 ?lle, sondern, noch ehe man in die H\u246 ?lle kommt, st\u252 ?rzt sie hienieden schon in entsetzliches Elend. Gerade diese Leidenschaft ist es ja, die schon viele H\u228 ?user zerst\u246 ?rt, schreckliche Kriege entfacht und manche in einen gewaltsamen Tod getrieben hat. Und was noch mehr als all dieses Unheil ist, sie besudelt den Adel der Seele. Wie oft hat sie ihre Sklaven feige, unm\u228 ?nnlich, oder frech, l\u252 ?gnerisch und r\u228 ?nkevoll, oder raubs\u252 ?chtig, geizig und zu allen m\u246 ?glichen Schlechtigkeiten f\u228 ?hig gemacht! Aber vielleicht l\u228 ?sst du dich durch den Glanz des Goldes, die gro\u223 ?e Zahl der Dienerschaft, die Sch\u246 ?nheit der Geb\u228 ?ude, die Huldigungen der \u214 ?ffentlichkeit ber\u252 ?cken? Was f\u252 ?r eine Arznei mag es wohl f\u252 ?r diese gef\u228 ?hrliche Wunde geben? Man muss bedenken, in welchen Zustand die Seele durch alle diese \u196 ?u\u223 ?erlichkeiten ger\u228 ?t; wie d\u252 ?ster, \u246 ?de. h\u228 ?sslich und missgestaltet sie dadurch wird. Man muss ferner erw\u228 ?gen, wieviel B\u246 ?ses getan wird, um all das zu erwerben; wieviel M\u252 ?hen und Gefahren die Erhaltung mit sich bringt; ja wie es nicht einmal bis zum Ende bewahrt werden kann. Mag man auch allen Angriffen darauf gl\u252 ?cklich entronnen sein, zuletzt kommt doch der Tod und wirft alles deinen Feinden in den Scho\u223 ?, indes er dich mit leeren H\u228 ?nden davonf\u252 ?hrt, ohne dass du etwas anderes mitnimmst als nur die Wunden und Eiterbeulen, welche die Seele durch all jene Dinge davongetragen hat. Wenn du daher jemanden bemerkst, der \u228 ?u\u223 ?erlich mit Kleidern und zahlreicher Begleitung prunkt, so wirf nur einen Blick in sein Gewissen und du wirst darin viel Spinngewebe und Staub entdecken. Siehe dagegen auf einen Paulus, einen Petrus, schau hin auf Johannes, auf Elias, oder vielmehr auf ihn selbst, den Sohn Gottes, der nicht so viel besa\u223 ?, wohin er sein Haupt legen konnte. Ihn ahme nach und seine Diener, ihren unbeschreiblichen Reichtum lasse auf deine Seele wirken. Und wenn du nach einem solchen Blicke wiederum von irdischen Sch\u228 ?tzen geblendet wirst und es dir geht, wie wenn bei einem Schiffbruch eine Woge heranrollt, dann lasse in deinem {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0917.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d917 }}} Ohr die Worte Christi wiederklingen: Es ist unm\u246 ?glich, dass ein Reicher in das Himmelreich eingehe. Stelle diesem Ausspruch dann die Berge, die Erde, das Meer gegen\u252 ?ber und mache es meinetwegen zu lauter Gold, und du wirst einsehen, dass es nichts gibt, was mit der Strafe in Vergleich kommen kann, die dich im Jenseits erwartet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Du magst dir immerhin so und soviel Joch Land, zehn, zwanzig oder noch mehr H\u228 ?user, und ebensoviele B\u228 ?der, tausend oder zweitausend Sklaven, silber und goldbeschlagene Wagen vorstellen, ich sage nur soviel: Wenn jeder von euch Reichen diesen Bettel fahren lie\u223 ?e{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bettel hei\u223 ?e ich es gegen\u252 ?ber dem, was ich jetzt aufz\u228 ?hlen will\par} } und daf\u252 ?r die ganze Welt gew\u228 ?nne, wenn jeder soviel Untertanen h\u228 ?tte, als es jetzt zu Wasser und zu Lande Menschen gibt, wenn jeder die Erde, das Land und das Meer und \u252 ?berall Geb\u228 ?ude und St\u228 ?dte und V\u246 ?lker bes\u228 ?\u223 ?e, wenn ihm von allen Seiten aus den Brunnen Gold statt Wasser fl\u246 ?\u223 ?e, ich w\u252 ?rde f\u252 ?r diesen ganzen Reichtum nicht drei Heller geben, wenn sein Besitzer daf\u252 ?r das Himmelreich einb\u252 ?\u223 ?te. Schon hier auf Erden sind sie ganz ungl\u252 ?cklich, wenn sie diesen verg\u228 ?nglichen Reichtum, nach dem sie haschen, nicht erlangen; wie gro\u223 ? w\u252 ?rde erst die Verzweiflung sein, wenn sie eine Ahnung bek\u228 ?men von den unbeschreiblichen Sch\u228 ?tzen des Jenseits! Nichts w\u228 ?re imstande, sie zu tr\u246 ?sten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es komme mir also niemand mit dem Geschw\u228 ?tz vom \u220 ?berfluss an Reichtum, vielmehr denke er an die gro\u223 ?e Strafe, welcher die Habs\u252 ?chtigen verfallen, wenn sie seinetwegen den Himmel einb\u252 ?\u223 ?en. Es geht ihnen ebenso wie einem, der am k\u246 ?niglichen Hofe die h\u246 ?chsten Ehrenstellen verliert, daf\u252 ?r einen D\u252 ?ngerhaufen besitzt und sich darauf noch viel einbildet. Ein Haufen Mist unterscheidet sich in nichts von einem Haufen Geld, ja ersterer ist eher noch besser als letzterer, denn er gew\u228 ?hrt einen besonderen Nutzen in der Landwirtschaft, zum Heizen von B\u228 ?dern und dergleichen; vergrabenes Geld kann man zu keinem solchen Zwecke gebrauchen. Und w\u228 ?re es nur blo\u223 ? unn\u252 ?tz! Nun aber z\u252 ?ndet es dem Besitzer m\u228 ?chtige Br\u228 ?nde an, wenn er es nicht in der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0918.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d918 }}} geh\u246 ?rigen Weise verwendet. Tausendfach ist das Unheil, das daraus erw\u228 ?chst. Darum nennen auch die weltlichen Schriftsteller die Habsucht eine Hochburg alles B\u246 ?sen, der hl. Paulus aber noch viel besser und treffender: die \u8222 ?Wurzel aller \u220 ?bel\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Tim 6,10\par} } . Alle diese Wahrheiten wollen wir beherzigen, damit wir nach dem zu streben lernen, was des Strebens wert ist; ich meine nicht pr\u228 ?chtige Geb\u228 ?ude oder wertvolle L\u228 ?ndereien; ich meine vielmehr, wir m\u252 ?ssen die M\u228 ?nner nachahmen, welche bei Gott in gro\u223 ?em Ansehen stehen, welche f\u252 ?r den Himmel Sch\u228 ?tze sammeln, welche Besitzer der Reicht\u252 ?mer im Jenseits, welche in Wahrheit reich sind, weil sie um Christi willen arm geworden. Dann werden wir auch die ewigen G\u252 ?ter erlangen durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesu Christi, dem im Verein mit dem Vater und dem Heiligen Geiste Ruhm sei und Macht und Ehre jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Vierundsechzigste Homilie. Kap V. 27 Kap XX, V.1-6\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: \u8222 ?Alsdann entgegnete Petrus und sprach zu ihm: Siehe, wir haben alles verlassen und sind Dir gefolgt; was wird also unser Lohn sein?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was \u8222 ?alles\u8220" hast du verlassen, hl. Petrus? Das Fischerrohr? das Netz? den Nachen? dein Handwerk? Das nennst du \u8222 ?alles\u8220"? Freilich, erwiderst du, so nenne ich es, aber nicht aus Gro\u223 ?sprecherei, sondern um mit dieser Frage auf die Schar der Armen hinzuweisen. Der Herr hatte erkl\u228 ?rt: \u8222 ?Willst du vollkommen sein, so gehe hin, verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen, und du wirst einen Schatz im Himmel haben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19,21\par} } . Da k\u246 ?nnte nun mancher Arme denken: Wie, wenn ich nicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0919.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d919 }}} einmal das Notwendige zum Leben habe, kann ich da nicht vollkommen sein? Petrus fragt also, damit du, der Arme, wissest, dass du ob deiner Armut nicht schlechter daran bist; Petrus fragt, damit du vom Meister des Petrus die Unterweisung erhaltest und beruhigt seiest; denn wenn du es blo\u223 ? von Petrus erf\u252 ?hrest, k\u246 ?nntest du noch Bedenken tragen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn er war damals noch unvollkommen, noch nicht vom Heiligen Geiste erf\u252 ?llt\par} } . Wie wir im Gespr\u228 ?ch \u252 ?ber andere, deren Angelegenheiten zu den unsrigen machen, so tat auch der Apostel, als er diese Frage im Namen der ganzen Welt an Christus richtete. F\u252 ?r seine eigene Person war er bereits im klaren, wie wir aus dem Vorausgehenden ersahen; denn da er bereits die Sch\u252 ?ssel des Himmelreiches besa\u223 ?, musste er um so eher \u252 ?ber das, was er dort zu erwarten hatte, Gewissheit haben. Beachte auch, wie genau Petrus den Anforderungen Christi entspricht. Zwei Dinge hatte der Herr von einem Reichen verlangt: dass er sein Verm\u246 ?gen den Armen gebe, und dass er Christo nachfolge. Dem entsprechend hebt auch Petrus diese beiden Punkte hervor: das Verlassen und das Nachfolgen. \u8222 ?Siehe, wir haben alles verlassen und sind Dir nachgefolgt.\u8220" Das Verlassen war zum Zwecke der Nachfolge geschehen, die Nachfolge war durch das Verlassen leichter geworden, und weil sie alles verlassen hatten, sollten sie froh und getrost werden. Was antwortete also Christus?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.28: \u8222 ?Jesus aber sprach zu ihnen: Wahrlich, ich sage euch, ihr, die ihr mir gefolgt seid, bei der Wiedergestaltung, wenn der Menschensohn auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen wird, dann werdet auch ihr auf zw\u246 ?lf Thronen sitzen und die zw\u246 ?lf St\u228 ?mme Israels richten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie? Wird auch Judas mit dort sitzen? Keineswegs. Wie kann er also sagen: \u8222 ?Ihr werdet auf zw\u246 ?lf Thronen sitzen\u8220"? Wie soll diese Verhei\u223 ?ung in Erf\u252 ?llung gehen? H\u246 ?re wie und in welchem Sinne. Gott hat den Juden ein Gesetz gegeben und von Jeremias verk\u252 ?nden lassen, folgenden Inhalts: \u8222 ?Zuletzt werde ich wider Volk und Reich reden, dass ich es zerst\u246 ?ren und verderben wolle. Wenn sich aber jenes Volk von seinen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0920.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d920 }}} S\u252 ?nden abwendet, so gereut auch mich des B\u246 ?sen, das ich gesonnen war, ihm zu tun. Und dann spreche ich aus \u252 ?ber Volk und Reich, dass ich es bauen und pflanzen wolle. Tat aber dasselbe, was b\u246 ?se ist in meinen Augen, so dass es nicht h\u246 ?ret meine Stimme, dann gereute mich des Guten, das ich verhei\u223 ?en, an ihm zu tun\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 18,7-10\par} } . Christus will sagen, ein \u228 ?hnliches Vorgehen beobachte ich auch in Bezug auf das Gute. Wenn ich auch sage, ich werde bauen, so werde ich es doch nicht tun, wenn man sich der Verhei\u223 ?ung unw\u252 ?rdig erweist. So handelte er z.B. mit dem Menschen im Paradiese. Er hatte gesagt: \u8222 ?Furcht und Schrecken vor euch sei \u252 ?ber alle Tiere der Erde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 9,2\par} } , und doch kam es anders, weil der Mensch sich der Herrschaft unwert gezeigt hatte. Dasselbe gilt nun auch von Judas. Infolge der Strafandrohung k\u246 ?nnten n\u228 ?mlich einige zur Verzweiflung und Verh\u228 ?rtung getrieben werden, andere infolge der Verhei\u223 ?ung von Lohn in Leichtsinn verfallen, um also beiden \u220 ?belst\u228 ?nden vorzubeugen, hat Jesus obige Worte gesprochen, womit er sagen will: Wenn ich auch drohe, du brauchst doch nicht zu verzagen; denn du kannst ja durch Gesinnungs\u228 ?nderung die Drohung gegenstandslos machen, wie es bei den Niniviten der Fall war. Und wenn ich auch etwas Gutes verhei\u223 ?e, so darfst du darum doch nicht tr\u228 ?ge werden; denn wenn du dich unw\u252 ?rdig machst, wird dir meine Verhei\u223 ?ung nichts n\u252 ?tzen; du wirst vielmehr gestraft werden. Meine Versprechungen beziehen sich nur auf solche, die sich ihrer Wert zeigen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So hat er nun auch in dem gegenw\u228 ?rtigen Falle den J\u252 ?ngern nicht ein unbedingtes Versprechen gegeben. Er sagte nicht einfach: \u8222 ?ihr\u8220", sondern setzte hinzu: \u8222 ?die ihr mir gefolgt seid\u8220", um damit einerseits den Judas davon auszuschlie\u223 ?en, und anderseits solche, die sp\u228 ?ter kommen, aufzumuntern. Seine Worte bezogen sich n\u228 ?mlich weder blo\u223 ? auf die J\u252 ?nger, noch auf Judas, der sp\u228 ?ter unw\u252 ?rdig geworden ist. Den J\u252 ?ngern stellt er deshalb einen Lohn im Jenseits in Aussicht: \u8222 ?Ihr werdet sitzen auf zw\u246 ?lf Thronen\u8220"; sie hatten ja bereits einen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0921.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d921 }}} h\u246 ?heren Grad der Vollkommenheit erstiegen und suchten nichts Irdisches mehr. Den \u252 ?brigen Menschen macht er dagegen eine Verhei\u223 ?ung f\u252 ?r das Diesseits durch die Worte:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.29: \u8222 ?Jeder, welcher verlassen hat Haus oder Bruder oder Schwester oder Vater oder Mutter oder Weib oder Kinder oder \u196 ?cker um meines Namens willen, wird Hundertfaches empfangen und ewiges Leben erwerben.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit man n\u228 ?mlich wegen des Wortes \u8222 ?ihr\u8220" die Verhei\u223 ?ung \u252 ?ber den Besitz der gr\u246 ?\u223 ?ten und ersten Stellen im Jenseits nicht ausschlie\u223 ?lich auf die J\u252 ?nger beziehe, gibt er seinen Worten einen weiteren Sinn, in dem er sie \u252 ?ber die ganze Welt ausdehnt, und durch die Verhei\u223 ?ung f\u252 ?r das Diesseits die Aussicht auf das Jenseits bekr\u228 ?ftigt und best\u228 ?rkt. Als die J\u252 ?nger im Anfang noch unvollkommen waren, hatte er zu ihnen auch von irdischen G\u252 ?tern geredet; so z.B., als er sie am Meere aufforderte, ihr Handwerk aufzugeben, und ihre Fahrzeuge zu verlassen, sagte er kein Wort vom Himmel oder von den Thronen, sondern stellte ihnen nur Erfolge auf Erden in Aussicht: \u8222 ?Ich werde euch zu Menschenfischern machen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 4,19\par} } . Nachdem er aber ihre Herzen auf H\u246 ?heres hingerichtet hatte, konnte er f\u252 ?glich auch die Dinge im Jenseits erw\u228 ?hnen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was soll nun das hei\u223 ?en: \u8222 ?die zw\u246 ?lf St\u228 ?mme Israels richten\u8220"? Das bedeutet \u8222 ?verurteilen\u8220". Nicht, dass die Apostel wirklich zu Gericht sitzen werden, sondern \u8222 ?richten\u8220" hat den Sinn wie in jenen Worten, da er sprach, die K\u246 ?nigin von Osten und die Einwohner von Ninive werden jenes Geschlecht verurteilen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 12,41-42\par} } . Ebendarum sagte er auch nicht: die V\u246 ?lker der ganzen Welt, sondern: \u8222 ?die St\u228 ?mme Israels\u8220". Denn, wenn die Juden geltend machen sollten, sie h\u228 ?tten nicht an Christus glauben k\u246 ?nnen, weil das Gesetz die Annahme seiner Lehre verboten habe, dann sollten die Apostel, welche an ihn geglaubt hatten, trotzdem sie unter demselben Gesetze {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0922.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d922 }}} standen und in den gleichen b\u252 ?rgerlichen und staatlichen Verh\u228 ?ltnissen aufgewachsen waren, auftreten und sie alle verurteilen, wie er fr\u252 ?her schon einmal gesagt hatte:\u8222 ?Deshalb werden sie eure Richter sein\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 12,27\par} } . Was ist denn aber Gro\u223 ?es dabei, fragst du, wenn sie dasselbe tun d\u252 ?rfen, wie die Niniviten und die K\u246 ?nigin des Ostens? Darin besteht aber auch gar nicht ihr alleiniger Lohn; schon fr\u252 ?her hatte ihnen der Herr gro\u223 ?e Verhei\u223 ?ungen gemacht und in der Folge f\u252 ?gt er weitere hinzu. Allein auch in dieser Verhei\u223 ?ung verspricht er den J\u252 ?ngern mehr als den Genannten, von welchen er einfach sagt: \u8222 ?Die Einwohner von Ninive werden sich erheben und dieses Geschlecht verdammen\u8220" und \u8222 ?die K\u246 ?nigin des Ostens wird es verurteilen\u8220", zu den Aposteln spricht er nicht so unbestimmt, sondern: \u8222 ?Wenn der Menschensohn auf dem Throne seiner Herrlichkeit sitzen wird, dann werdet auch ihr auf zw\u246 ?lf Thronen sitzen\u8220", womit er darauf hinweist, dass sie Teil haben werden an seiner Herrschaft und Herrlichkeit. Lesen wir doch: \u8222 ?Wenn wir dulden werden, werden wir auch mitherrschen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Tim 2,12\par} } . Unter den Thronen sind hier keine Richterst\u252 ?hle zu verstehen, denn auf einem Richterstuhle wird nur Christus allein sitzen und Gericht halten; durch die Throne will er vielmehr eine unaussprechliche Ehre und Herrlichkeit andeuten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das war also der Inhalt seiner Worte an die J\u252 ?nger. F\u252 ?r die \u252 ?brigen stellte er das ewige Leben und im Diesseits eine hundertf\u228 ?ltige Vergeltung in Aussicht. Wenn das f\u252 ?r die anderen gilt, dann um so mehr auch f\u252 ?r die J\u252 ?nger, und zwar schon hier in diesem Leben. Dies traf denn auch wirklich so ein. Fischerrohre und Netze hatten sie aufgegeben und daf\u252 ?r den unbeschr\u228 ?nkten Besitz aller erlangt, den Wert der H\u228 ?user und Grundst\u252 ?cke, ja sogar die Leiber der Gl\u228 ?ubigen selbst. Denn letztere waren bereit, sich f\u252 ?r sie hinschlachten zu lassen, wie ja Paulus von vielen bezeugt mit den Worten: \u8222 ?H\u228 ?tte es geschehen k\u246 ?nnen, ihr h\u228 ?ttet eure Augen ausgerissen und mir gegeben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 4,15\par} } . Mit dem Satze: \u8222 ?Wer immer {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0923.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d923 }}} sein Weib verl\u228 ?sst\u8220", will Christus nicht sagen, man solle die Ehe aufl\u246 ?sen, ebensowenig als er in dem Ausspruche: \u8222 ?Wer seine Seele um meinetwillen verliert, wird sie finden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 16,25\par} } verlangt, wir sollten uns selbst das Leben nehmen oder die Seele vom Leibe trennen; wie er hier blo\u223 ? ausdr\u252 ?ckt, dass man die Religion allem anderen vorziehen m\u252 ?sse, so ist es auch zu verstehen, wenn er vom Verlassen des Weibes und der Br\u252 ?der spricht. Ich vermute, dass er hierbei auf die Verfolgungen anspielte. Gab es doch sogar viele V\u228 ?ter, welche ihre Kinder, und Weiber, welche ihre M\u228 ?nner zur Gottlosigkeit verf\u252 ?hren wollten. F\u252 ?r solche F\u228 ?lle sagt er: \u8222 ?Wenn sie euch etwas Derartiges zumuten, so sollen sie euch nicht als Weiber oder V\u228 ?ter gelten.\u8220" In diesem Sinne schreibt auch Paulus: \u8222 ?Wenn aber der Ungl\u228 ?ubige sich trennt, trenne er sich\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 7,15\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem also der g\u246 ?ttliche Heiland ihren Mut aufgerichtet und ihnen zugeredet hatte, in Bezug auf ihre Person und auf die Welt unverzagt zu sein, fuhr er fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V .30: \u8222 ?Viele aber von den Ersten werden die Letzten sein, und die Letzten die Ersten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 In ihrer Unbestimmtheit beziehen sich diese Worte nicht blo\u223 ? auf viele andere, sondern auf die Anwesenden, sowie auf die ungl\u228 ?ubigen Pharis\u228 ?er. \u196 ?hnlich hatte der Herr fr\u252 ?her schon gesprochen: \u8222 ?Viele werden vom Aufgange und Untergange kommen und sich zu Tische setzen mit Abraham, Isaak und Jakob: die Kinder des Reiches aber werden hinausgeworfen werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 8,11-12\par} } . Hieran schlie\u223 ?t er nun ein Gleichnis, um die zuletzt Gekommenen zu freudigem Eifer anzuspornen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kapitel XX. V.1: \u8222 ?Das Himmelreich gleicht einem Hausvater, welcher hinausging am fr\u252 ?hen Morgen, um Arbeiter zu dingen f\u252 ?r seinen Weinberg.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: Und nachdem er sich mit den Arbeitern auf einen Denar f\u252 ?r den Tag geeint hatte, schickte er sie in seinen Weinberg.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0924.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d924 }}} V.3: Und als er ausging um die dritte Stunde, sah er noch andere m\u252 ?\u223 ?ig auf dem Markte stehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: Und er sprach zu ihnen: Gehet auch ihr in meinen Weinberg, und was recht ist, werde ich euch geben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: Und um die sechste und neunte Stunde tat er ebenso.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: Da er nun um die elfte Stunde ausging, fand er nochmals andere m\u252 ?\u223 ?ig stehen und sagte zu ihnen: Warum steht ihr hier den ganzen Tag m\u252 ?\u223 ?ig?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.7: Sie sagten zu ihm: Weil niemand uns gedungen hat. Da sagte er ihnen: Gehet auch ihr in meinen Weinberg, und was recht ist, werdet ihr erhalten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: Als es ab er Abend geworden, sagte der Herr des Weinberges zu seinem Schaffner: Rufe die Arbeiter und gib ihnen den Lohn, angefangen von den Letzten bis zu den Ersten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: Da nun die kamen, welche um die elfte Stunde ein getreten waren, empfingen sie jeder einen Denar.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.10: Da glaubten die Ersten, sie w\u252 ?rden mehr erhalten, aber auch von ihnen empfing jeder einen Denar.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: Und als sie ihn erhielten, murrten sie wider den Hausvater,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: und sie sagten: Diese Letzten haben eine einzige Stunde gearbeitet, und Du hast sie uns gleichgestellt, die wir die Last des Tages und der Hitze getragen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: Er aber antwortete und sprach zu einem aus ihnen: Freund! ich tue dir kein Unrecht. Bist du nicht auf einen Denar mit mir \u252 ?bereingekommen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: Nimm, was dein ist, und gehe! Ich will aber auch diesem Letzten soviel geben wir dir.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: Oder ist es mir nicht erlaubt, in meinem, Bereich zu tun, was ich will? Oder ist dein Auge b\u246 ?se, weil ich gut bin?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: So werden die Letzten die Ersten sein und die Ersten die Letzten; denn viele sind berufen, wenige aber auserw\u228 ?hlt.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was soll dieses Gleichnis uns sagen? Das Ende steht nicht im Einklang mit dem Anfange, sondern spricht das gerade Gegenteil aus. Dort deutet der Herr an, dass alle den gleichen Lohn zu gew\u228 ?rtigen haben, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0925.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d925 }}} nicht, dass die einen ausgeschlossen, die anderen zugelassen werden. Dagegen sagen seine Worte vor dem Gleichnisse und darnach umgekehrt: \u8220"Die Ersten werden die Letzten und die Letzten werden die Ersten sein\u8221", mit anderen Worten, sie werden noch vor den Ersten stehen, weil diese gar nicht mehr die Ersten bleiben, sondern die Letzten werden. Und um es n\u228 ?her zu erkl\u228 ?ren, setzte er hinzu: \u8220"Denn viele sind berufen, wenige aber auserw\u228 ?hlt\u8221", worin f\u252 ?r die einen ein doppelter Grund zur Furcht, f\u252 ?r die anderen Trost und Ansporn liegt. Im Gleichnis selbst ist das freilich nicht ausgesprochen, sondern nur, dass sie mit den bew\u228 ?hrten Arbeitern, die viel geleistet haben, auf gleiche Stufe gestellt w\u252 ?rden; sie sagen ja selbst: \u8220"Du hast sie uns gleichgestellt, die wir die Last und die Hitze des Tages getragen haben.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Welches ist also der Sinn des Gleichnisses? Dar\u252 ?ber m\u252 ?ssen wir uns zuerst klar werden, dann k\u246 ?nnen wir auch jene andere Frage l\u246 ?sen. Unter dem Weinberge versteht Jesus die Gebote und Satzungen Gottes; die Arbeitszeit ist das irdische Leben; die Arbeiter sind die Menschen, welche zu verschiedenen Zeiten zur Beobachtung der Gebote berufen werden, in der Fr\u252 ?he, zur dritten, sechsten, neunten und elften Stunde, d.h. die in die verschiedenen Altersstufen eingetreten sind und zur Zufriedenheit gearbeitet haben. Was jedoch vor allem in Frage kommt, ist der Umstand, ob diejenigen, welche die Ersten waren, sich bew\u228 ?hrt haben und gottgef\u228 ?llig gewesen sind, wenn sie trotz der Arbeit, die sie den ganzen Tag hindurch geleistet, doch der schn\u246 ?desten Leidenschaft, dem Neide und der Eifersucht, verfielen. Denn als sie wahrnahmen, dass die Letzten denselben Lohn wie sie empfingen, sprachen sie: \u8220"Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet und Du hast sie uns gleichgestellt, die wir die Last und Hitze des Tages getragen haben.\u8221" Sie sind aufgebracht und unmutig \u252 ?ber das Gl\u252 ?ck der anderen, obgleich sie dabei keinerlei Nachteil erlitten oder in ihrem Lohne geschm\u228 ?lert wurden; das ist doch ein Beweis, dass sie scheels\u252 ?chtig und missg\u252 ?nstig waren. Hierzu kommt ferner noch, dass sich der Hausvater ihnen gegen\u252 ?ber rechtfertigt und in seiner Antwort an den Wortf\u252 ?hrer ihm {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0926.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d926 }}} die sch\u228 ?ndlichste Bosheit und Scheelsucht zum Vorwurfe macht: Bist du nicht um einen Denar mit mir \u252 ?bereingekommen? Nimm, was dein ist und gehe! Ich will aber diesem Letzten auch geben wie dir. Ist dein Auge b\u246 ?se, weil ich gut bin?\u8221" Welche Lehre ist also hierin enthalten?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch in anderen Gleichnissen kann man dieselbe Beobachtung machen; so z.B. wird uns vom braven Sohne berichtet, dass auch er eifers\u252 ?chtig wurde, als er bemerkte, wie sein liederlicher Bruder mehr ausgezeichnet wurde als er selbst. Denn wie die letzten mehr ausgezeichnet wurden, weil sie zuerst den Lohn empfingen, so auch jener durch die reichlichen Gaben, wie es uns der brave Sohn selbst bezeugt. Was ist nun dazu zu sagen? Im Himmelreich gibt es niemand, der rechtet oder sich beklagt, Gott bewahre! Jenes Land kennt weder Neid noch Scheelsucht. Wenn schon hier auf Erden die Heiligen ihr Leben f\u252 ?r die S\u252 ?nder hingeben, um wieviel gr\u246 ?\u223 ?er wird dann dort ihre Wonne sein, wenn sie dieselbe im Genusse der ewigen G\u252 ?ter finden und die Seligkeit der anderen f\u252 ?r ihre eigene ansehen. Weshalb hat also der Herr diese Form der Rede gew\u228 ?hlt? Es handelt sich um ein Gleichnis. Im Gleichnisse darf man aber nicht alles im w\u246 ?rtlichen Sinne erkl\u228 ?ren wollen man muss vielmehr den Zweck der Rede zu ergr\u252 ?nden trachten, ohne viel \u252 ?ber das deshalb nachzugr\u252 ?beln. Warum hat er also ein Gleichnis dieser Art gew\u228 ?hlt; was will er damit lehren? Er will jenen, die sich in sp\u228 ?teren Jahren erst bekehren, Mut einfl\u246 ?\u223 ?en und sie davon \u252 ?berzeugen, dass sie nicht schlechter daran sind{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 als andere\par} } . Darum ist auch die Rede davon, dass die anderen \u252 ?ber den Lohn derselben aufgebracht gewesen seien, nicht, als h\u228 ?tten sie sich wirklich gegr\u228 ?mt und ge\u228 ?rgert, beileibe nicht, sondern es soll damit nur angedeutet werden, dass sie so ausgezeichnet wurden, dass es den Neid der anderen erregen konnte. \u196 ?hnlich machen auch wir es zuweilen, wenn wir sagen: Der oder jener hat mir Vorw\u252 ?rfe gemacht, dass ich dich so sehr geehrt habe, ohne etwa die Betreffenden tadeln oder verleumden zu wollen, sondern nur um hervorzuheben, wie gro\u223 ? die Ehrenbezeigung war.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0927.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d927 }}} Aber warum hat der Hausvater nicht alle zu gleicher Zeit gedungen? Soweit es auf ihn an kam, h\u228 ?tte er es wohl getan; allein, wenn nicht alle auf einmal folgten, so lag der Grund zu diesem Unterschiede im Willen der Berufenen. Deshalb wurden die einen schon in der Fr\u252 ?he, andere erst um die dritte, andere um die sechste, neunte oder elfte Stunde berufen, weil sie erst dann bereit waren, dem Rufe zu folgen. So lautet auch die Lehre des hl. Paulus: \u8220"Als es aber dem gefiel, der mich auserw\u228 ?hlt hat vom Scho\u223 ?e meiner Mutter an\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 1,15\par} } .Wann gefiel es ihm denn? Als er voraussah, dass Paulus gehorchen w\u252 ?rde. Gott hatte den Willen von jeher gehabt, da er aber vorher nicht entsprochen h\u228 ?tte, so gefiel es dem Herrn, ihn zu berufen, als er sah, dass auch er folgen w\u252 ?rde. In gleicher Weise berief er auch den Sch\u228 ?cher; er h\u228 ?tte ihn auch schon fr\u252 ?her berufen k\u246 ?nnen, aber da w\u252 ?rde er nicht Folge geleistet haben; denn, wenn selbst Paulus anf\u228 ?nglich nicht gefolgt h\u228 ?tte, dann um so weniger der Sch\u228 ?cher. Wenn die Leute im Gleichnisse sprechen: \u8220"Es hat uns niemand gedungen\u8221", so darf man, wie schon gesagt, in den Gleichnissen die Worte nicht in jeder Beziehung auf die Spitze treiben. In unserem Falle ist es \u252 ?brigens nicht der Hausvater, der diese Worte spricht, sondern die Arbeiter; und sein Vorhalt hat nicht den Zweck, sie abzusto\u223 ?en, sondern zu vers\u246 ?hnen. Dass er aber, soviel an ihm lag, alle zu Anfang berufen wollte, macht uns das Gleichnis kund in den Worten: \u8220"Er ging am fr\u252 ?hen Morgen aus, um Arbeiter zu dingen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Somit ist in jeder Hinsicht klar, dass das Gleichnis erz\u228 ?hlt wurde, sowohl f\u252 ?r jene, welche in fr\u252 ?her Jugend, als auch f\u252 ?r jene, welche im hohen Alter und sp\u228 ?t erst sich der Tugend zuwenden; f\u252 ?r jene, damit sie nicht etwa voll Hochmut die verachten, welche um die elfte Stunde kommen, f\u252 ?r diese, um sie zu lehren, dass man auch in kurzer Zeit alles erreichen k\u246 ?nne. Da n\u228 ?mlich der Herr von Dingen redete, die gro\u223 ?en Eifer erfordern, vom Hingeben des Verm\u246 ?gens und der Verachtung {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0928.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d928 }}} allen Besitzes und dazu geh\u246 ?rt viel Hochherzigkeit und jugendliches Feuer , so suchte er in ihnen die Flamme der Liebe zu entfachen und ihre Bereitwilligkeit zu wecken durch den Hinweis, dass auch die sp\u228 ?t Ankommenden den Lohn des ganzen Tages verdienen k\u246 ?nnen. Indes sprach er das nicht so offen aus, damit sie sich nicht etwas einbildeten, sondern f\u252 ?hrt vielmehr alles auf seine freie G\u252 ?te zur\u252 ?ck und zeigt, dass sie es ihr zu danken haben, wenn sie nicht vom Lohne ausgeschlossen, sondern im Gegenteil eine unbeschreibliche Seligkeit genie\u223 ?en werden. Das ist der Hauptzweck dieses Gleichnisses. Es darf auch nicht befremden, wenn es fortf\u228 ?hrt: \u8222 ?Die Letzten werden die Ersten und die Ersten die Letzten sein, denn viele sind berufen, wenige aber auserw\u228 ?hlt.\u8220" Damit zieht er durchaus keine Folgerung aus dem Gleichnisse; er will damit nur sagen, das eine k\u246 ?nne ebenso geschehen, wie das andere geschehen ist. Denn in unserem Falle wurden ja die ersten auch nicht die letzten, alle empfingen vielmehr wider Erwarten denselben Lohn. Gleichwie nun hier die sp\u228 ?teren den fr\u252 ?heren wider Erwarten gleichgehalten wurden, so kann es noch viel mehr wider Erwarten geschehen, dass die Letzten noch vor den Ersten und diese erst nach jenen kommen. Es ist somit eine zweifache Anwendung m\u246 ?glich. Meiner Ansicht nach spielt der Herr mit seinen Worten zuerst auf die Juden und auf jene Gl\u228 ?ubigen an, die sich anfangs in der Tugend hervortaten, sp\u228 ?ter aber nachlie\u223 ?en und deshalb zur\u252 ?ckgestellt wurden; dann aber auch auf jene, die sich aus ihrer Lasterhaftigkeit empor rafften und viele \u252 ?berfl\u252 ?gelten. Solche Umwandlungen im Glauben und im Leben kann man h\u228 ?ufig sehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Darum bitte ich euch, lasset uns eifrig bestrebt sein, im wahren Glauben standhaft zu bleiben und ein recht tugendhaftes Leben zu f\u252 ?hren. Entspricht unser Leben nicht den Grunds\u228 ?tzen des Glaubens, werden wir der sch\u228 ?rfsten Strafe verfallen. So zeigt es der hl. Paulus f\u252 ?r die Vergangenheit, wenn er schreibt: \u8222 ?Alle haben dieselbe geistige Speise gegessen und alle denselben geistigen Trank getrunken\u8220", und fortf\u228 ?hrt, dass sie nicht alle gerettet wurden, \u8222 ?denn sie wurden niedergestreckt {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0929.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d929 }}} in der W\u252 ?ste\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 10,35\par} } . Eben so zeigt es Christus f\u252 ?r die Zeit der Evangelisten, wenn er erkl\u228 ?rt, dass manche, trotzdem sie Teufel austrieben und weissagten, verdammt w\u252 ?rden. Und in allen seinen Gleichnissen, z.B. von den Jungfrauen, vom Netze, von den Dornen, von unfruchtbaren B\u228 ?umen, verlangt er ein tugendhaftes Leben. Von Glaubenss\u228 ?tzen spricht er nur selten, denn zum Glauben braucht es nicht viel M\u252 ?he; vom Leben hingegen spricht er oft, ja eigentlich immer, denn ein tugendhaftes Leben erfordert einen best\u228 ?ndigen Kampf, also auch M\u252 ?he. Doch was rede ich vom christlichen Leben in seiner Gesamtheit? Wenn man auch einen Teil davon vernachl\u228 ?ssigt, so hat das viel Unheil zur Folge. Wenn jemand z.B. nur das Almosengeben vernachl\u228 ?ssigt, wird er f\u252 ?r solche Lauheit in die H\u246 ?lle gesto\u223 ?en, obwohl darin nicht die gesamte Tugendhaftigkeit, sondern nur ein Teil derselben besteht. Gleichwohl wurden die Jungfrauen, weil sie diese Tugend nicht besa\u223 ?en, der Pein \u252 ?berantwortet; der Reiche wurde aus demselben Grunde ins Feuer geworfen; und wer die Armen nicht speist, wird ebendeshalb mit dem Teufel verdammt. Ferner macht es nur einen sehr geringen Teil der Tugendhaftigkeit aus, wenn man nicht schm\u228 ?ht; trotzdem wird man, wenn man dies nicht \u252 ?bt, aus dem Himmel ausgeschlossen, denn: \u8222 ?Der, welcher zu seinem Bruder gesagt hat: Tor! wird verfallen sein der Gehenna des Feuers\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,22\par} } . Desgleichen ist auch die Enthaltsamkeit nur ein Teil der Tugendhaftigkeit, und doch wird ohne sie niemand den Herrn schauen, denn: \u8222 ?Frieden erstrebt in allem und die Heiligung, ohne welche keiner Gott sehen wird\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hebr 12,14\par} } . Auch die Demut ist nur ein Teil der Tugendhaftigkeit, und dennoch ist vor Gott unrein, wer die Demut nicht \u252 ?bt, mag er sonst auch andere gute Werke verrichten. Das sieht man deutlich an dem Pharis\u228 ?er, dem die unz\u228 ?hligen guten Werke, die er aufweisen konnte, nichts n\u252 ?tzten, weil ihm die Demut fehlte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber noch mehr! Nicht nur dann bleibt uns der Himmel verschlossen, wenn wir eine solche Tugend {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0930.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d930 }}} vernachl\u228 ?ssigen, sondern auch, wenn wir es bei der Tugend\u252 ?bung am geb\u252 ?hrenden Eifer und Flei\u223 ?e fehlen lassen, denn der Herr sagt: \u8222 ?Wenn eure Gerechtigkeit nicht gr\u246 ?\u223 ?er ist als die der Schriftgelehrten und Pharis\u228 ?er, werdet ihr nimmer eingehen in das Himmelreich\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,20\par} } . Wenn du daher auch Almosen gibst, aber nicht mehr als jene, wirst du nicht{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ins Himmelreich\par} } eingehen. Aber, wieviel Almosen gaben denn jene? fragst du. Das will ich gerade jetzt sagen, damit die, welche nichts geben, sich zum Guten aufraffen, und jene, welche Almosen geben, sich nichts darauf einbilden, sondern vielmehr zu reichlicheren Gaben angeeifert werden. Also wieviel gaben die Pharis\u228 ?er? Den Zehnten von allem, was sie hatten, dann noch einmal den Zehnten und noch einmal, so dass sie beinahe ein Drittel ihres Besitzes gaben; drei Zehntel ergaben n\u228 ?mlich zusammen soviel. Ferner noch die Erstlingsfr\u252 ?chte und Erstgeburten und noch manches andere, wie die S\u252 ?hne- und Reinigungsopfer, die Gaben an Festen, in den Jubeljahren, bei Nachlass der Schulden, Freilassung von Sklaven und zinsfreien Darlehen. Alles das, zu dem Vorhergehenden gez\u228 ?hlt, macht die H\u228 ?lfte des Verm\u246 ?gens aus. Wenn also jemand ein Drittel, ja die H\u228 ?lfte von seinem Besitze gibt, ohne damit etwas Gro\u223 ?es zu leisten, was soll dann einer, der nicht einmal ein Zehntel gibt, f\u252 ?r einen Lohn erwarten? Der Herr hat wahrlich recht, wenn er sagt: \u8222 ?Wenige sind es, die gerettet werden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wir d\u252 ?rfen darum die Sorge um ein tugendhaftes Leben nicht beiseite setzen. Wenn es schon so gro\u223 ?en Schaden bringt, wenn man nur einen Teil der Tugendhaftigkeit au\u223 ?er acht l\u228 ?sst, wie soll man dann der Strafe entgehen, wenn man beim Gerichte nach allen Seiten hin verdammenswert erscheint? Welche Strafe wird uns das nicht zuziehen! Du wendest ein: Wie kann man aber da noch hoffen, gerettet zu werden, wenn jeder der angef\u252 ?hrten Punkte uns die H\u246 ?lle in Aussicht stellt? Ich erwidere: Wenn wir uns in acht nehmen, k\u246 ?nnen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0931.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d931 }}} wir gerettet werden ; nur m\u252 ?ssen wir aus Almosen eine Arznei bereiten, um unsere Wunden zu heilen. Kein \u214 ?l kr\u228 ?ftigt den Leib in dem Ma\u223 ?e, in dem die N\u228 ?chstenliebe die Seele st\u228 ?rkt, so zwar, dass sie von niemanden \u252 ?berwunden und auch vom Teufel nicht bezwungen werden kann; denn wo er auch anfassen will, muss er abgleiten, weil dieses \u214 ?l uns glatt macht, so dass er auf unserem R\u252 ?cken keinen Anhalt findet. Mit diesem \u214 ?le m\u252 ?ssen wir uns demnach unabl\u228 ?ssig salben; es ist die Grundlage unserer Gesundheit, unserer Ausr\u252 ?stung mit Licht, die Quelle unseres Glanzes. Aber, entgegnest du, der und jener hat so und soviel Talente Gold und gibt doch nichts. Ja, geht denn das dich etwas an? Du wirst nur um so mehr die Bewunderung auf dich ziehen, wenn du trotz deiner Armut freigebiger bist als er. So bewunderte Paulus die Mazedonier, nicht weil sie Almosen gegeben, sondern weil sie trotz ihrer eigenen Armut gegeben hatten. Sieh also nicht auf solche Leute, sondern auf den, der unser aller Lehrmeister ist, der nicht hatte, wohin er sein Haupt legen konnte. Aber warum tut es der oder jener nicht, fragst du? Wirf dich nicht zum Richter \u252 ?ber andere auf; halte lieber dich selbst frei von Schuld. Deine Strafe w\u252 ?rde ja nur um so gr\u246 ?\u223 ?er ausfallen, wenn du selbst nicht t\u228 ?test, wessen du andere beschuldigst, wenn du desselben Unrechtes schuldig w\u228 ?rest, wegen dessen du andere richtest. Nicht einmal ein Rechtschaffener darf \u252 ?ber andere urteilen, wieviel weniger einer, der selbst fehlt. Darum wollen wir nicht \u252 ?ber andere urteilen, nicht auf andere schauen, die leichtsinnig sind, sondern auf Jesum; ihn allein wollen wir uns zum Vorbild nehmen. Oder habe denn ich dir Wohltaten erzeigt? Habe ich dich erl\u246 ?st, dass du auf mich siehst? Ein ganz anderer ist es, der dir das alles erwiesen hat. Wie kannst du den Herrn beiseite setzen, um auf deinen Mitknecht zu sehen? Hast du nicht geh\u246 ?rt, wie er spricht: \u8222 ?Lernet von mir, weil ich sanft bin und dem\u252 ?tig von Herzen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 11,29\par} } , und ein andermal: \u8222 ?Wer unter euch erster sein will, soll euer Diener sein, so wie der Sohn des Menschen nicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0932.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d932 }}} gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 29,27-28\par} } . Dann wieder will er dich von dem Beispiele deiner tr\u228 ?gen Mitknechte abziehen, damit du nicht an ihnen Ansto\u223 ? nehmest und in deiner Launigkeit verharrest, und sagt: \u8222 ?Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit auch ihr tut, wie ich getan habe\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 13,15\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Soll es aber unter den Menschen, die mit dir leben, keinen geben, der dein Tugendlehrer sein kann, keinen, der dich anleiten k\u246 ?nnte? Nun gut, dann ist das Lob um so gr\u246 ?\u223 ?er, der Ruhm desto hervorragender, wenn du so Bewundernswertes leistest, ohne einen Lehrer gehabt zu haben. Und das ist wohl m\u246 ?glich, ja sogar ganz leicht, wenn wir nur guten Willen haben. Das finden wir best\u228 ?tigt von jenen M\u228 ?nnern, die in der Vorzeit die Vollkommenheit \u252 ?bten, an Noe, Abraham, Melchisedeck, Job und allen anderen, die ihnen glichen. Auf sie musst du deshalb Tag f\u252 ?r Tag hinblicken, nicht auf diejenigen, die ihr in Wirklichkeit best\u228 ?ndig nachahmt und in euren Reden im Munde f\u252 ?hrt. \u220 ?berall h\u246 ?re ich n\u228 ?mlich nur Reden von euch wie: Der hat so und soviele Morgen Land gekauft; jener ist reich; der dort baut. Was richtest du dein Begehren nach ausw\u228 ?rts, o Mensch, was schaust du auf andere? Willst du schon deinen Blick auf andere kehren, so sieh doch auf jene hin, die tugendhaft, die gottesf\u252 ?rchtig sind, die gewissenhaft die Gebote beobachten, nicht auf Leute, die sie \u252 ?bertreten und unw\u252 ?rdig leben. Wenn du auf diese blickst, wird es dir sehr schlimm ergehen, du wirst in Launigkeit und Hochmut verfallen und schlie\u223 ?lich \u252 ?ber andere richten. Nimmst du dir hingegen die Tugendhaften zum Vorbild, so wirst du infolgedessen zur Demut, zum Eifer und vielen anderen Tugenden dich angespornt f\u252 ?hlen. H\u246 ?re, wie es dem Pharis\u228 ?er erging, da er die Tugendhaften geringsch\u228 ?tzte und auf die S\u252 ?nder hinsah. H\u246 ?re es mit Zittern. Siehe auch, wie bewunderungsw\u252 ?rdig David war, weil er seine tugendhaften Ahnen vor Augen hatte: \u8222 ?Ein Pilger und Fremdling bin ich wie alle meine V\u228 ?ter\u8220" sagt er{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 38,13\par} } . So wie er, halten es auch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0933.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d933 }}} alle, die derselben Gesinnung waren; nicht an die S\u252 ?nder kehrten sie sich, sondern merkten nur auf die Rechtschaffenen. Mache es auch so! Wirf dich nicht zum Richter \u252 ?ber die Fehler anderer auf, noch zum Sp\u228 ?her nach den S\u252 ?nden des Nebenmenschen. \u220 ?ber dich selbst sollst du zu Gericht sitzen, nicht \u252 ?ber andere; so ist es befohlen, denn wir lesen: \u8222 ?Wenn wir uns selber richteten, w\u252 ?rden wir nicht gerichtet werden. Wenn wir aber gerichtet werden von dem Herrn, werden wir gez\u252 ?chtigt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 11,31-32\par} } . Du aber kehrst die Ordnung um; von dir selbst forderst du keine Rechenschaft, weder \u252 ?ber gro\u223 ?e noch \u252 ?ber kleine Vergehen; bei anderen kannst du es nicht genau genug nehmen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wohlan, wir wollen nicht mehr so handeln, wir wollen solcher Verkehrtheit ein Ende machen; \u252 ?ber unsere eigenen Fehler wollen wir in uns einen Richterstuhl aufstellen und wollen unsere eigenen Vergehungen anklagen, richten und z\u252 ?chtigen. Und willst du dich schon mit anderen Leuten besch\u228 ?ftigen, so k\u252 ?mmere dich um ihre Tugenden, nicht um ihre Fehler. Dann werden wir durch die Erinnerung an unsere eigenen S\u252 ?nden, durch den Eifer, den andere in guten Werken zeigen und durch die Vergegenw\u228 ?rtigung des unbestechlichen Gerichtes t\u228 ?glich wie mit einem Stachel von unserem Gewissen angetrieben, uns selbst zur Demut und immer gr\u246 ?\u223 ?erem Eifer anspornen, und so die ewigen G\u252 ?ter erlangen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem zugleich mit dem Vater und dem Heiligen Geiste Ruhm, Macht und Ehre sei jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 F\u252 ?nfundsechzigste Homilie. Kap. XX, V.17-28.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0934.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d934 }}} V.17: \u8220"Und w\u228 ?hrend Jesus hinaufging nach Jerusalem, versammelte er die zw\u246 ?lf J\u252 ?nger unterwegs allein um sich und sprach zu ihnen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18: Sehet, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Sohn des Menschen wird den Hohenpriestern und Schriftgelehrten \u252 ?berantwortet werden, und sie werden ihn zum Tode verurteilen,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19: und sie werden ihn den Heiden \u252 ?berliefern zur Verspottung und Gei\u223 ?elung und Kreuzigung, und am dritten Tage wird er auferstehen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr begibt sich nicht unmittelbar aus Galil\u228 ?a nach Jerusalem. Er wirkte erst noch Wunder, brachte die Pharis\u228 ?er zum Schweigen und gab den J\u252 ?ngern gute Lehren. \u220 ?ber die Armut sagte er: \u8220"Willst du vollkommen sein, so verkaufe, was du hast\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19,21\par} } ; \u252 ?ber die Jungfr\u228 ?ulichkeit: \u8220"Wer es fassen kann, der fasse es\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19,12\par} } , \u252 ?ber die Demut: \u8220"Wenn ihr euch nicht bekehret und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 18,3\par} } ; ferner \u252 ?ber den Lohn im Diesseits: \u8220"Jeder, der verl\u228 ?sst Haus, Bruder und Schwestern, wird Hundertfaches erhalten in diesem Leben\u8221", und \u252 ?ber die Vergeltung im Jenseits: \u8220"und das ewige Leben erlangen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19,29\par} } . Erst nachdem er alles dieses vollendet hatte, n\u228 ?herte er sich der Stadt. Und nun, da er im Begriffe ist, sie zu betreten, kommt er wieder auf sein Leiden zu sprechen. Die J\u252 ?nger w\u252 ?nschten, es m\u246 ?chte dies nicht eintreten, und h\u228 ?tten darum leicht darauf vergessen k\u246 ?nnen. Darum erinnert er sie immer wieder daran, um {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0935.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d935 }}} durch h\u228 ?ufige Erw\u228 ?hnung ihr Herz mit diesem Gedanken vertraut zu machen und zugleich ihre Niedergeschlagenheit dar\u252 ?ber zu beseitigen. Er musste aber ganz allein mit ihnen davon reden, weil es nachteilig gewesen w\u228 ?re, wenn diese Kunde unter die Leute gedrungen und offen davon gesprochen worden w\u228 ?re. Wurden schon die J\u252 ?nger bei der Mitteilung dar\u252 ?ber best\u252 ?rzt, wieviel mehr h\u228 ?tte das bei dem gew\u246 ?hnlichen Volke der Fall sein m\u252 ?ssen. Wie aber, fragst du, wurde das Volk nicht auch damit bekannt gemacht? Allerdings, auch dem Volke wurde es mitgeteilt. Aber nicht so deutlich. So z.B. sagte der Herr: \u8220"Brechet diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 2,19\par} } ; \u8220"Ein b\u246 ?ses und ehebrecherisches Geschlecht begehrt ein Zeichen\u8221", und ein Zeichen wird ihm nicht gegeben werden, \u8220"au\u223 ?er dem Zeichen des Jonas, des Propheten\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 12,39\par} } ; \u8220"Noch eine kurze Zeit bin ich bei euch, und ihr werdet mich suchen und nicht finden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 7,33-34\par} } . Mit den J\u252 ?ngern redete er nicht so geheimnisvoll von seinem Leiden, sondern offen, wie ja auch \u252 ?ber andere Dinge. Wozu redete er aber zum Volke hier\u252 ?ber, wenn es den Sinn seiner Worte doch nicht verstand? Weil sie es in der Folge erkennen sollten, dass er mit Wissen und Willen, nicht ahnungslos oder gen\u246 ?tigt seinem Leiden entgegenging. Bei den J\u252 ?ngern war aber nicht blo\u223 ? dieser Grund ma\u223 ?gebend, sondern, sie sollten, wie schon erw\u228 ?hnt, durch das Vorherwissen mit seinem Leiden vertraut werden, um sich seinerzeit leichter dareinzufinden; nicht unvorbereitet sollten sie davon \u252 ?berrascht werden, damit sie nicht die Fassung verl\u246 ?ren. Deshalb sprach er anfangs blo\u223 ? von seinem Tode; nachdem sie sich aber an diesen Gedanken gew\u246 ?hnt hatten und damit vertraut waren, f\u252 ?gte er auch die n\u228 ?heren Umst\u228 ?nde hinzu. z.B., dass man ihn den Heiden \u252 ?berliefere, dass man ihn verspotten und gei\u223 ?eln werde. Noch ein weiterer Grund bewog ihn dazu, n\u228 ?mlich, dass sie auch seine Auferstehung mit Zuversicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0936.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d936 }}} erwarteten, wenn sie s\u228 ?hen, wie all das Entsetzliche in Erf\u252 ?llung gegangen war. Billigerweise verdient doch derjenige auch in Bezug auf Freudiges Glauben und Vertrauen, wer Schmerzliches und scheinbar Schmachvolles nicht verschwiegen hat. Beachte auch, wie passend der g\u246 ?ttliche Heiland die rechte Zeit f\u252 ?r seine Zwecke w\u228 ?hlt. H\u228 ?tte er gleich im Anfange seines Auftretens von seinem Leiden gesprochen, so w\u228 ?ren die J\u252 ?nger wohl irre geworden; auch im Verlaufe seiner Wirksamkeit w\u228 ?ren sie durch solche Er\u246 ?ffnungen au\u223 ?er Fassung geraten. Jetzt erst, nachdem sie hinreichende Beweise seiner Macht gesehen, nachdem sie die gro\u223 ?en Verhei\u223 ?ungen \u252 ?ber das ewige Leben erhalten hatten, lenkt er seine Rede auf sein Leiden; nun aber nicht blo\u223 ? ein oder zweimal, sondern h\u228 ?ufig, indem er dabei auch mit Wundern und Lehren abwechselt. Ein anderer Evangelist berichtet, der Herr habe sich auch auf das Zeugnis der Propheten berufen, und wieder ein anderer erz\u228 ?hlt, seine J\u252 ?nger h\u228 ?tten seine Worte nicht verstanden; der Sinn sei ihnen verborgen geblieben und sie seien ihm voll Staunen gefolgt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 18,31; Mk 10,32\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Also wendest du ein, war der Zweck seiner Weissagung vereitelt? Denn wenn sie nicht verstanden, was sie h\u246 ?rten, so konnten sie{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 sein Leiden\par} } auch nicht erwarten und somit auch nicht in der Hoffnung gest\u228 ?rkt werden. Und ich will noch eine schwierigere Frage hinzuf\u252 ?gen: Wenn sie ihn nicht verstanden, woher dann ihre Traurigkeit? Ein anderer Evangelist sagt n\u228 ?mlich, sie seien betr\u252 ?bt geworden. Wenn sie ihn nun nicht verstanden, wie konnten sie traurig werden? Wie konnte Petrus sagen: \u8220"Das sei ferne von Dir, das darf nicht eintreten\u8221"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 16,22\par} } . Wie soll man diese Widerspr\u252 ?che erkl\u228 ?ren? Die Apostel wussten zwar, dass Jesus sterben werde, wenn sie auch das Geheimnis der Erl\u246 ?sung nicht ganz klar erfassten, ebensowenig als sie seine Auferstehung ganz begriffen und was er damit bezweckte; das alles waren f\u252 ?r sie R\u228 ?tsel. Daher ihre Betr\u252 ?bnis. Sie waren zwar Augenzeugen gewesen, dass Tote von anderen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0937.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d937 }}} Menschen auferweckt wurden, allein, sie wussten noch nicht, dass jemand von selbst auferstehen kann, und zwar, um gar nie mehr zu sterben. So etwas \u252 ?berstieg ihr Fassungsverm\u246 ?gen, mochte es ihnen auch wiederholt gesagt werden, wie sie auch nicht recht begriffen, was es mit seinem Tode f\u252 ?r eine Bewandtnis habe, und unter welchen Umst\u228 ?nden er eintreten solle. Deshalb hei\u223 ?t es, dass sie ihm voll Staunen folgten. Mir will scheinen, auch deshalb, weil sie sich entsetzten, dass er \u252 ?berhaupt von seinem Leiden redete.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Alle seine Bem\u252 ?hungen, auch die wiederholten Hinweise auf seine Auferstehung, waren aber nicht imstande, sie mit Zuversicht zu erf\u252 ?llen; denn nicht blo\u223 ? die Erw\u228 ?hnung seines Todes setzte sie in Best\u252 ?rzung, sondern vor allem auch die n\u228 ?heren Umst\u228 ?nde, dass er werde misshandelt, gegei\u223 ?elt werden und dergleichen. Nachdem sie gesehen hatten, welche Wunder er gewirkt hatte, wie er Besessene befreite, Tote erweckte und viele andere Zeichen tat, und nun solche Dinge h\u246 ?ren mussten, da mochte es sie freilich best\u252 ?rzen, dass einen solchen Wundert\u228 ?ter dergleichen Leiden treffen sollten. Daraus erkl\u228 ?rt sich ihr schwankendes Verhalten, dass sie bald glaubten, bald ungl\u228 ?ubig waren und seine Reden nicht begriffen. So wenig war ihnen der Sinn seiner Worte klar, dass unmittelbar darauf die S\u246 ?hne des Zebed\u228 ?us vor ihn hintraten, und \u252 ?ber ihren Vorrang mit ihm zu reden. \u8220"Meister\u8221", sagten sie nach dem Berichte des Markus, \u8220"wir m\u246 ?chten, dass der eine zu Deiner Rechten, der andere zu Deiner Linken sitze\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 10,35-37\par} } . Wie kommt es nun, dass unser Evangelist erz\u228 ?hlt, ihre Mutter sei hinzugetreten? Es wird eben beides geschehen sein. Sie werden ihre Mutter zugezogen haben, um ihrer Bitte mehr Nachdruck zu geben, um so bei Christus leichter Erh\u246 ?rung zu finden. Dass dem wirklich so ist, dass die Bitte eigentlich von ihnen ausging, und dass sie die Mutter nur aus Versch\u228 ?mtheit vorschoben, kannst du daraus entnehmen, dass Christus sich in seiner Antwort an die beiden wendet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0938.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d938 }}} Zuerst wollen wir aber untersuchen, um was sie zun\u228 ?chst bitten, in welcher Absicht und wie sie dazu kamen? Wie sie dazu kamen? Sie hatten beobachtet, dass sie mehr als die \u252 ?brigen in Ansehen standen, und erwarteten infolgedessen auch, mit ihrem Anliegen sicherer erh\u246 ?rt zu werden. Welches ist aber der Inhalt ihrer Bitte? H\u246 ?ren wir, wie ein anderer Evangelist dies klar darlegt. Darum, erz\u228 ?hlt er, h\u228 ?tten sie dieses Ansinnen gestellt, weil sie in der N\u228 ?he von Jerusalem sich befanden und meinten, das Reich Gottes stehe unmittelbar bevor{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 10,33\par} } . Sie waren der Ansicht, sein Reich sei ein sichtbares und werde bald er\u246 ?ffnet, und dann w\u252 ?rden sie keine Widerw\u228 ?rtigkeiten mehr zu ertragen haben, wenn sie einmal erreicht h\u228 ?tten, worum sie baten. Zu dem ersten Grunde ihrer Bitte gesellte sich also noch ein anderer: sie wollten aller Tr\u252 ?bsale \u252 ?berhoben sein. Darum wendet sich Christus in seiner Antwort zun\u228 ?chst gegen diese Anschauung, indem er ihnen einen gewaltsamen Tod, Gefahren aller Art und sonstige f\u252 ?rchterliche Dinge in Aussicht stellt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.22: \u8220"K\u246 ?nnt ihr den Kelch trinken, welchen ich trinken werde?\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 fragt er. Verwundere dich aber nicht, dass die Apostel so unvollkommen waren. Noch war ja der Herr nicht am Kreuz gestorben, noch war der Heilige Geist nicht \u252 ?ber sie gekommen. Willst du sehen, wie tugendhaft sie waren, so musst du sie nachher betrachten, und du wirst finden, dass sie dann \u252 ?ber jede Seelenschw\u228 ?che erhaben sind. Drum eben deckt der Herr auch ihre Unvollkommenheit auf, damit du erkennest, was sie durch die Gnade geworden sind. Das eine geht also aus dem Vorausgehenden klar hervor, dass sie um nichts Geistliches baten und von einem \u252 ?bernat\u252 ?rlichen Reiche keine Ahnung hatten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nun aber wollen wir auch sehen, wie sie zum Herrn hintraten und was sie sagen. \u8220"Wir w\u252 ?nschen\u8221", lauten ihre Worte. \u8220"dass Du uns gew\u228 ?hrest, um was wir Dich bitten m\u246 ?chten.\u8221" Er aber sprach zu ihnen: \u8220"Was wollt {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0939.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d939 }}} ihr?\u8221" obgleich er wei\u223 ?, was sie begehren. Er will sie nur n\u246 ?tigen, durch eine Antwort ihre Wunden zu enth\u252 ?llen, um dann seine Heilmittel aufzulegen. Da err\u246 ?teten sie aus Scham dar\u252 ?ber, dass sie sich von menschlicher Schw\u228 ?che soweit hatten verleiten lassen; deshalb f\u252 ?hrten sie den Herrn abseits von den J\u252 ?ngern und trugen ihm, so ihre Bitte vor. Sie schritten ihm voraus, hei\u223 ?t es; es sollte eben den anderen nicht bekannt werden, was sie w\u252 ?nschten; und so brachten sie denn ihren Wunsch vor. Meiner Ansicht nach baten sie um den Vorsitz, weil sie geh\u246 ?rt hatten: \u8220"Ihr werdet auf zw\u246 ?lf Thronen sitzen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19,28\par} } . Sie waren sich wohl bewusst, vor den \u252 ?brigen etwas voraus zu haben; nur den Petrus f\u252 ?rchteten sie noch; daher ihre Bitte: \u8220"Sprich, dass einer zu Deiner Rechten und einer zu Deiner Linken sitze\u8221"; mit einer gewissen Zudringlichkeit \u228 ?u\u223 ?ern sie ihr:\u8220"Sprich.\u8221" Und Christus? Um ihnen zu zeigen, dass ihr Verlangen auf nichts Geistliches gerichtet sei, und dass sie es nicht gewagt h\u228 ?tten, eine solche Bitte zu stellen, wenn sie eingesehen h\u228 ?tten, worum sie baten, spricht er: \u8220"Ihr wisset nicht, um was ihr bittet\u8221", wie gro\u223 ?, wie wunderbar es ist, wie sehr es auch die himmlischen Kr\u228 ?fte \u252 ?bersteigt. Dann f\u228 ?hrt er fort: \u8220"K\u246 ?nnt ihr den Kelch trinken, welchen ich trinke, oder mit der Taufe getauft werden, mit welcher ich mich taufen lasse?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 10,38\par} } Siehst du, wie rasch er sie von ihrem Begehren abbringt und von etwas ganz Entgegengesetztem mit ihnen spricht? Er will sagen: Ihr redet mit mir von Rang und Ehrenstellen, ich rede mit euch von Kampf und M\u252 ?hen. Jetzt ist noch nicht die Zeit f\u252 ?r Belohnungen, meine Herrlichkeit wird jetzt noch nicht offenbar; jetzt handelt es sich vielmehr um Tod und Kampf und Gefahren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte ferner, wie er sie auch durch die Art und Weise der Frage aufmuntert und anspornt. Er sagte nicht: K\u246 ?nnt ihr es ertragen, hingemordet zu werden? Seid ihr imstande, euer Blut zu vergie\u223 ?en? Sondern wie? \u8220"K\u246 ?nnt ihr den Kelch trinken?\u8221" und dann zu ihrer Ermutigung: \u8220"welchen ich trinken werde\u8221", um sie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0940.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d940 }}} bereitwilliger zu machen durch den Hinweis darauf, dass er es mit ihnen tun werde. Auch nennt er es eine Taufe, und deutet damit an, dass durch sein Leiden die ganze Welt gereinigt werden sollte. Sie erwiderten: \u8220"Wir k\u246 ?nnen es.\u8221" In ihrem Eifer machen sie sich sofort anheischig, ohne eigentlich zu wissen, was sie sagten; sie waren nur voll Erwartung, die Erh\u246 ?rung ihrer Bitte zu erlangen. Was antwortet nun Christus? Er sagte zu ihnen: \u8220"Meinen Kelch allerdings werdet ihr trinken, und mit der Taufe, mit der ich mich taufen lasse, werdet ihr getauft werden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 10,39\par} } . Wahrlich, gro\u223 ?e Gnaden weissagte er ihnen, n\u228 ?mlich: Ihr werdet des Martyriums gew\u252 ?rdigt werden, ihr d\u252 ?rft dasselbe leiden wie ich, das Leben durch Gewalt verlieren und hierin meine Gef\u228 ?hrten sein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.23: \u8220"Das Sitzen aber zu meiner Rechten oder Linken euch zu geben steht nicht bei mir, sondern es kommt denjenigen zu, welchen es bereitet worden ist von meinem Vater.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zuerst also erhebt er ihre Herzen, richtet sie empor und macht sie un\u252 ?berwindlich gegen\u252 ?ber dem Leiden; dann stellt er erst ihre Bitte richtig. Was bedeuten nun aber seine letzten Worte? Zwei Fragen werden oft gestellt: Erstens, ob es jemanden bestimmt ist, zu seiner Rechten zu sitzen; zweitens, ob derjenige, der Herr ist \u252 ?ber alles, nicht auch die Macht habe, es denen zu gew\u228 ?hren, welchen es bestimmt ist? Welches ist also der Sinn seiner Worte? Wenn wir die erste Frage beantworten, wird auch die zweite von selbst klar. Wie hei\u223 ?t also die erste Antwort? Niemand wird zu seiner Rechten oder Linken sitzen, denn sein Thron ist niemanden zug\u228 ?nglich; keinem Menschen, sage ich, weder Heiligen noch Aposteln, auch nicht den Engeln oder Erzengeln oder sonst einer der himmlischen M\u228 ?chte. Der hl. Paulus bezeichnet es ausdr\u252 ?cklich als einen Vorzug des Eingeborenen: \u8222 ?Zu welchem der Engel hat er je gesprochen: Setze dich zu meiner Rechten, bis dass ich mische deine Feinde zum Schemel deiner F\u252 ?\u223 ?e?\u8220" Und zu den Engeln sagt er: \u8222 ?Der seine Engel zu Winden {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0941.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d941 }}} macht\u8220"; zu dem Sohne aber: \u8222 ?Dein Thron, o Gott, ist in Ewigkeit der Ewigkeiten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hebr 1,13,7,8\par} } . Wie kann er also sagen: \u8222 ?Das Sitzen zu meiner Rechten oder Linken zu geben steht nicht bei mir\u8220",als ob es doch solche g\u228 ?be, die diesen Platz einnehmen? Es gibt aber keine, durchaus nicht. Die Antwort ist vielmehr im Sinne der Fragestelle gehalten und ihrer Anschauungsweise angepasst. Die beiden hatten keine Ahnung von der Erhabenheit jenes Thrones und von dem Sitze zur Rechten des Vaters; sie verstanden ja selbst viel Einfacheres nicht, was der Herr ihnen doch tagt\u228 ?glich vortrug. Nur auf ein Ziel war ihr Verlangen gerichtet, die ersten Platze einzunehmen und an der Spitze der \u252 ?brigen zu stehen, so dass an seiner Seite niemand vor ihnen k\u228 ?me. Sie hatten, wie ich schon erw\u228 ?hnte, von zw\u246 ?lf Thronsitzen geh\u246 ?rt, ohne zu verstehen, was darunter gemeint sei, und darum baten sie ihn um den Vorrang.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Christus will demnach folgendes sagen: Ihr werdet meinetwegen sterben m\u252 ?ssen, man wird euch wegen eurer Predigt hinschlachten, so werdet ihr im Leiden mir nachfolgen; allein das ist bei weitem noch nicht genug, um euch den ersten Platz zu verschaffen und den Vorsitz zu erwerben. Denn wenn ein anderer k\u228 ?me, der zu dem Martyrium auch noch alle anderen Tugenden in weit h\u246 ?herem Ma\u223 ?e als ihr bes\u228 ?\u223 ?e, so k\u246 ?nnte meine jetzige Liebe zu euch, und der Vorzug, den ich euch einr\u228 ?ume, mich nicht bestimmen, jenen mit all seinen guten Werken zur\u252 ?ckzusetzen, um euch den Vorrang zu geben. Doch sagt Jesus nicht ausdr\u252 ?cklich so, um sie nicht zu kr\u228 ?nken, sondern l\u228 ?sst es blo\u223 ? wie ein R\u228 ?tsel durchblicken in den Worten: \u8222 ?Meinen Kelch werdet ihr freilich trinken, und mit der Taufe, womit ich mich taufen lasse, getauft werden; das Sitzen aber zu meiner Rechten oder Linken steht nicht bei mir euch zu geben, sondern denen es bereitet ist von meinem Vater.\u8220" Wem ist es nun aber bereitet? Denjenigen, die sich durch ihre Werke empfehlen. Deshalb lauten seine Worte auch nicht etwa: Das zu geben ist nicht meine Sache, sondern die des Vaters; dadurch h\u228 ?tte man auf die Meinung {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0942.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d942 }}} verfallen k\u246 ?nnen, er habe nicht die Macht oder F\u228 ?higkeit zu vergelten; vielmehr sagt er: \u8222 ?Das h\u228 ?ngt nicht von mir ab, sondern von denjenigen, welchen es bereitet ist.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um mich deutlicher auszudr\u252 ?cken, will ich ein Beispiel anf\u252 ?hren. Denken wir beide, es finde ein Wettkampf statt. Viele vorz\u252 ?gliche Ringer treten auf den Plan, unter ihnen auch Athleten, die mit dem Kampfrichter besonders gut bekannt sind. Im Vertrauen auf sein Wohlwollen und seine Freundschaft sagen sie zu ihm: Richte es so ein, dass wir den Kranz gewinnen und als Sieger ausgerufen werden. Der Kampfrichter entgegnet: Das h\u228 ?ngt nicht von mir ab, sondern von denen, welchen es auf Grund ihrer M\u252 ?hen und Anstrengungen bereitet ist. W\u252 ?rden wir ihn nun der Schw\u228 ?che zeihen? Gewiss nicht, sondern im Gegenteil seinem Gerechtigkeitssinn und seiner Unparteilichkeit unseren Beifall zollen. Wir w\u252 ?rden also nicht behaupten, dieser Mann habe es nicht in seiner Gewalt gehabt, den Kranz zu erteilen, sondern sagen, er habe es nicht getan, um die Gesetze des Wettkampfes nicht zu verletzen und die Ordnung der Gerechtigkeit nicht zu durchbrechen; dasselbe m\u246 ?chte ich auch hier von Christus annehmen. Seine Worte zielten darauf hin, die J\u252 ?nger auf alle m\u246 ?gliche Weise dahin zu bringen, dass sie n\u228 ?chst der Gnade Gottes ihre Hoffnung auf das Heil und die ewige Seligkeit nur in die \u220 ?bung guter Werke setzten. Das bedeuten die Worte: \u8222 ?Denen es bereitet ist.\u8220" Damit will er sagen: Wie, wenn andere sich besser bew\u228 ?hren als ihr, wenn sie Gr\u246 ?\u223 ?eres leisten? Ihr wollt nicht etwa, weil ihr meine J\u252 ?nger seid, den Vorrang vor anderen haben, auch in dem Falle, dass ihr euch eurer Erw\u228 ?hlung nicht w\u252 ?rdig erweiset? Denn dass er der Herr \u252 ?ber alles ist, geht daraus hervor, dass er das Richteramt \u252 ?ber alles hat. So sagte er zu Petrus: \u8222 ?Dir will ich die Schl\u252 ?ssel des Himmelreiches geben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 16,19\par} } , und Paulus lehrt ein Gleiches: \u8222 ?Im \u252 ?brigen ist mir hinterlegt der Kranz der Gerechtigkeit, welchen mir an jenem Tage geben wird der Herr, der gerechte Richter, aber allein mir, sondern auch all denen, welche seine {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0943.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d943 }}} Ankunft liebgewonnen haben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Tim 4,8\par} } . Christus aber ist schon erschienen, und dass niemand vor Paulus zu stehen kommen wird, leuchtet wohl jedem ein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es darf aber nicht befremden, dass sich der Herr nicht deutlich ausgesprochen hat. Dadurch erreicht er eben einen doppelten Zweck; erstens schl\u228 ?gt er ihr Ansinnen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das doch nur aus menschlicher Schw\u228 ?che hervorgegangen war\par} } schonend ab, so dass sie ihn nicht mehr wegen des Vorranges ganz nutz- und zwecklos bel\u228 ?stigen, und zweitens brauchte er sie so nicht zu betr\u252 ?ben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.24: \u8222 ?Da wurden die Zehn unwillig \u252 ?ber die zwei Br\u252 ?der.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wann: damals? Nachdem der Herr sie zurechtgewiesen hatte. Solange es sich nur um die Auszeichnung seitens Christi handelte, waren sie nicht unwillig geworden, und obwohl sie die Bevorzugung der beiden wahrgenommen hatten, nahmen sie es schweigend hin aus Ehrfurcht und Hochachtung vor dem Meister, und wenn es sie auch in der Seele schmerzte, sie wagten doch nicht, es zu zeigen. Und selbst als sie Petrus gegen\u252 ?ber wegen der Doppeldrachme dasselbe Gef\u252 ?hl empfunden hatten, waren sie nicht \u228 ?rgerlich geworden, sondern hatten nur gefragt: \u8222 ?Wer ist etwa der gr\u246 ?\u223 ?te?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 18,1\par} } . Jetzt hingegen, da die beiden selbst eine solche Bitte gestellt hatten, wurden sie unwillig, und zwar auch noch nicht sogleich, als das Ansinnen gestellt wurde, sondern erst, nachdem Christus es ihnen abgeschlagen mit der Erkl\u228 ?rung, sie w\u252 ?rden die ersten Pl\u228 ?tze keineswegs einnehmen, wenn sie sich derselben nicht w\u252 ?rdig zeigten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 F\u228 ?llt es dir nicht auf, dass alle Apostel noch recht unvollkommen sind, indem die einen sich \u252 ?ber die zehn anderen erheben, und diese auf die beiden eifers\u252 ?chtig sind? Aber, wie schon erw\u228 ?hnt, musst du sie sp\u228 ?ter anschauen und du wirst finden, dass sie alle Verkehrtheiten abgelegt haben. H\u246 ?re z.B., wie eben dieser Johannes, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0944.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d944 }}} der jetzt ein solches Anliegen vorgebracht hatte, in der Apostelgeschichte \u252 ?berall dem Petrus den Vortritt l\u228 ?sst, so oft dieser predigt oder Wunder wirkt. Weit entfernt, dessen Tugenden zu verschweigen, berichtet er vielmehr, dass derselbe die Gottheit Christi bekannte, w\u228 ?hrend alle anderen kein Wort hervorbrachten, und dass er{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 als erster\par} } in das Grab eintrat. Immer setzt er sich dem Petrus nach. Leider hatten sie bei dem Gekreuzigten ausgeharrt; dennoch sagt er blo\u223 ?, um sein eigenes Lob zu meiden: \u8222 ?Jener J\u252 ?nger war dem Hohenpriester bekannt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 18,15\par} } . Jakobus lebte nicht mehr gar lange. Gleich von allem Anfange war er so voll Eifer, dass er alle menschlichen Schw\u228 ?chen ablegte, und erreichte eine so gro\u223 ?e Tugendhaftigkeit, dass man ihn bald umbrachte. So hoch stiegen sie also sp\u228 ?ter in allen Tugenden. Damals aber gaben sie dem Unwillen nach. Was antwortet also der Herr?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.25: \u8222 ?Jesus aber rief sie zu sich und sprach: Ihr wisset, dass die F\u252 ?rsten der Heiden Gewaltherrscher sind \u252 ?ber dieselben.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um ihre Aufregung und Entr\u252 ?stung zu beschwichtigen, ruft er sie zu sich und zieht sie in seine N\u228 ?he. Die beiden hatten sich n\u228 ?mlich von den anderen zehn getrennt und standen n\u228 ?her bei ihm, um mit ihm allein reden zu k\u246 ?nnen. Er ruft nun auch die anderen zu sich und teilt ihnen das Zwiegespr\u228 ?ch offen mit, um auf diese Weise beide Parteien von ihrer Untugend zu heilen. Hierbei schl\u228 ?gt er jedoch einen anderen Weg ein als kurz zuvor, wo er ein Kind vor sie hingestellt hatte mit der Aufforderung, dessen Einfalt und Demut nachzuahmen. Jetzt bedient er sich eines eindringlicheren Mittels, indem er auf das gerade Gegenteil hinweist. Er sagt: \u8220"Die F\u252 ?rsten der Heiden sind Gewaltherrscher \u252 ?ber dieselben und die Gro\u223 ?en \u252 ?ben Macht an ihnen aus.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: \u8222 ?Nicht so wird es sein unter euch; sondern wer immer unter euch gro\u223 ? werden will, sei der Diener aller.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0945.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d945 }}} V.27: Und wer unter euch der erste sein will, soll unter allen der letzte sein.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hiermit gibt er zu verstehen, dass es heidnische Gesinnung verr\u228 ?t, wenn man nach den ersten Stellen trachtet. Denn diese Leidenschaft ist gar gewaltt\u228 ?tig und lastet oft auch auf gro\u223 ?en M\u228 ?nnern. Man muss ihr deshalb auch sch\u228 ?rfer zu Leibe gehen. Daher der Vergleich mit den Heiden, um den J\u252 ?ngern tiefer in die Seele zu greifen und sowohl die Eifersucht der einen, als die \u220 ?berhebung der anderen auszurotten. Er will gleichsam sagen: Grollet nicht, als w\u228 ?re euch eine Schmach angetan worden. Wer so sehr auf die ersten Pl\u228 ?tze erpicht ist, schadet und besch\u228 ?mt sich ja selbst am meisten, denn er wird den letzten Platz erhalten. Bei uns ist es nicht so, wie bei den Heiden, deren F\u252 ?rsten eine Gewaltherrschaft \u252 ?ber sie aus\u252 ?ben; bei mir ist derjenige der erste, welcher der letzte ist. Dass es mir damit wirklich ernst ist, mag dir mein Leben und Leiden beweisen. Ich habe ja noch weit mehr getan. Trotzdem ich K\u246 ?nig der himmlischen Gewalten bin, wollte ich doch Mensch werden und habe mich vielfacher Verachtung und Misshandlung unterworfen. Ja selbst das gen\u252 ?gte mir noch nicht; ich habe sogar den Tod auf mich genommen. Deshalb fuhr er auch fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.28: \u8222 ?Der Sohn des Menschen ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als L\u246 ?segeld f\u252 ?r viele.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er will sagen: Auch der Tod war mir noch nicht genug, sondern ich gab mein Leben als L\u246 ?segeld hin f\u252 ?r wen? F\u252 ?r meine Feinde. Wenn du gedem\u252 ?tigt wirst, so ist es zu deinem eigenen Vorteile, ich aber bin gedem\u252 ?tigt worden f\u252 ?r dich. F\u252 ?rchte also nicht, du k\u246 ?nntest die Achtung einb\u252 ?\u223 ?en. Magst du auch noch so tief gedem\u252 ?tigt werden, du kannst nicht so weit hinuntersteigen wie dein Herr. Und doch ist diese Erniedrigung zur Erh\u246 ?hung f\u252 ?r alle geworden, und hat seine Herrlichkeit ans Licht gebracht. Ehe er Mensch wurde, kannten ihn blo\u223 ? die Engel; durch seine Menschwerdung und seinen Kreuzestod ist er auch der Menschheit bekant geworden und hat damit eine {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0946.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d946 }}} neue Herrlichkeit gewonnen, ohne die anf\u228 ?ngliche zu schm\u228 ?lern. F\u252 ?rchte sonach auch du nicht, du k\u246 ?nntest an Ehre verlieren, wenn du dich verdem\u252 ?tigst; im Gegenteil, du wirst an Ansehen nur noch gewinnen und wachsen. Dies ist das Tor, durch das man in den Himmel eingeht. Schlagen wir also nicht den entgegengesetzten Weg ein, und f\u252 ?hren wir nicht gegen uns Krieg. Wenn wir gro\u223 ? erscheinen wollen, werden wir nicht gro\u223 ? sein, sondern weniger geachtet werden als die andere. Hast du gemerkt, wie der Herr bei jeder Gelegenheit die Apostel anregt, durch das Gegenteil von dem, was sie wollten, die Erf\u252 ?llung ihrer W\u252 ?nsche zu erreichen? Schon fr\u252 ?her haben wir auf dieses Vorgehen zu wiederholten Malen hingewiesen, so bei seiner Rede \u252 ?ber die Habsucht und \u252 ?ber den Ehrgeiz. Da sagte er einmal: Warum \u252 ?best du Barmherzigkeit in den Augen der Menschen? Um gelobt zu werden? Gut, tue es nicht aus diesem Grunde und du wirst bei allen Lob ernten. Warum sammelst du Sch\u228 ?tze? Um reich zu werden? Gut, sammle dir keine und du wirst wirklich reich werden. \u196 ?hnlich macht er es auch in unserem Falle. Warum strebst du nach dem ersten Platze? Um \u252 ?ber den anderen zu stehen? Gut, suche dir den letzten Platz aus und du wirst den ersten erhalten. Willst du also gro\u223 ? werden, so trachte nicht nach Gr\u246 ?\u223 ?e und du wirst in Wahrheit gro\u223 ? sein. Das andere w\u228 ?re in Wahrheit klein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, so heilt Jesus die Apostel von dieser Krankheit. Er zeigt ihnen, wie es kommt, dass die einen ihr Ziel verfehlen, die anderen es erreichen; damit will er sie antreiben, dass sie das eine meiden, das andere suchen. Die Heiden erw\u228 ?hnte er, um anzudeuten, wie schimpflich und abscheulich ein solches Streben sei. Ein Hochm\u252 ?tiger muss ja notwendigerweise erniedrigt, ein Dem\u252 ?tiger hinwieder erh\u246 ?ht werden. Darin eben liegt die wahre und echte Hoheit, nicht jene, die hiervon nur den \u228 ?u\u223 ?eren Namen hat. \u196 ?u\u223 ?erliche Gr\u246 ?\u223 ?e beruht nur auf Furcht oder Zwang, die wahre Gr\u246 ?\u223 ?e bleibt erhaben, auch wenn niemand sie bewundert, w\u228 ?hrend der Hochmut trotz allseitiger Huldigung doch niedrig ist. Diese {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0947.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d947 }}} Huldigung geht eben nur aus Zwang hervor und hat darum keinen Bestand; der wahren Gr\u246 ?\u223 ?e huldigt man aus \u220 ?berzeugung und darum auch immer. Warum bewundern wir denn die Heiligen? Eben weil sie sich mehr als alle verdem\u252 ?tigten, obschon sie hoch \u252 ?ber allen standen, und diese Gr\u246 ?\u223 ?e ist ihnen bis auf den heutigen Tag geblieben; auch der Tod konnte sie ihnen nicht nehmen. Das l\u228 ?sst sich aber auch, wenn ihr wollt, aus der Vernunft dartun. Gro\u223 ? nennt man einen Menschen, wenn er entweder hochgewachsen oder gerade an einem hohen Orte steht; im umgekehrten Falle hei\u223 ?t er klein. Sehen wir nun, wer gro\u223 ? ist, ein Hochm\u252 ?tiger oder ein Bescheidener? Du wirst finden, dass es nichts Gr\u246 ?\u223 ?eres gibt als die Demut, nichts Niedrigeres als den Hochmut. Ein Eitler will gr\u246 ?\u223 ?er sein als die anderen, bildet sich ein, niemand sei ihm ebenb\u252 ?rtig; mag man ihm noch so viel Ehre antun, er meint, es sei immer noch zu wenig und trachtet gierig nach immer mehr; er verachtet die Menschen und will doch von ihnen geehrt werden. Kann es etwas Widersinnigeres geben? Es ist ein reines R\u228 ?tsel: Er will bei Leuten in Ansehen stehen, auf die er gar nichts gibt. Siehst du, wie er bei seinem Jagen nach Erh\u246 ?hung f\u228 ?llt und am Boden liegt? Dass er alle Menschen im Vergleich zu seiner Person f\u252 ?r nichts h\u228 ?lt, zeigt er selber klar: Darin besteht ja der Hochmut. Was kann dir also an einem liegen, der nichts ist? Warum strebst du darnach, von ihm geehrt zu werden? Wozu l\u228 ?sst du dich von ganzen Scharen begleiten? Siehst du also ein, wie klein ein solcher ist und wie er auf Kleinen steht?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Fassen wir jetzt einen wahrhaft Gro\u223 ?en ins Auge! Ein solcher ist sich bewusst, was es Gro\u223 ?es ist um einen Menschen; er wei\u223 ?, dass jeder Mensch etwas Gro\u223 ?es ist, erachtet sich f\u252 ?r den letzten unter allen und sieht deshalb jede Ehre, die man ihm erweist, f\u252 ?r etwas Gro\u223 ?es an. Er bleibt sich selbst treu, bleibt wirklich erhaben und wechselt seine Meinung nicht. Weil er alle Menschen f\u252 ?r gro\u223 ? h\u228 ?lt, so erachtet er auch ihre Ehrenbezeigungen f\u252 ?r gro\u223 ?, wenn sie auch an sich nur unbedeutend sind, eben weil er jene f\u252 ?r gro\u223 ? h\u228 ?lt. Der Hochm\u252 ?tige hingegen sieht die Ehrerweise f\u252 ?r gro\u223 ? an, indes die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0948.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d948 }}} Menschen, die ihm Ehre erweisen, ihm nichts gelten. Der Dem\u252 ?tige liegt ferner nicht in den Fesseln irgendeiner Leidenschaft gefangen; weder der Zorn noch Ehrgeiz, weder Neid noch Eifersucht beherrschen ihn. Kann es aber wohl etwas Erhabeneres geben, als eine Seele, die aller dieser Leidenschaften ledig ist? Der Hochm\u252 ?tige ist ganz in ihnen verstrickt, wie ein Wurm, der sich im Schmutze w\u228 ?lzt; Eifersucht, Neid, Zorn haben immer die Oberhand in seiner Seele. Wer ist nun der gr\u246 ?\u223 ?ere? Der \u252 ?ber die Leidenschaften erhaben oder der ihr Knecht ist? Wer sich ihnen zitternd und bebend ergibt, oder wer sich ihnen nicht unterwirft, nicht in ihren Fesseln schmachtet? Wann sagt man, ein Vogel fliege hoch? Wenn er so hoch fliegt, dass ihn die Hand und das Rohr des J\u228 ?gers nicht erreichen kann, oder wenn er am Boden herumflattert, ohne sich in die Luft erheben zu k\u246 ?nnen, so dass der J\u228 ?ger gar keines Rohres bedarf, um ihn zu erbeuten? Zu letzterer Art geh\u246 ?rt auch der Hochm\u252 ?tige, er kriecht gleichsam am Boden dahin und kann mit jeder Schlinge leicht gefangen werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ein Gleiches ergibt sich, wenn man einen Vergleich mit dem b\u246 ?sen Feinde zieht. Gibt es etwas Gemeineres als den Teufel, der sich selbst \u252 ?berhoben hat? Gibt es etwas Erhabeneres als einen Menschen, der sich selbst verdem\u252 ?tigen will? Der Teufel kriecht auf der Erde hin und liegt unter unseren F\u252 ?\u223 ?en, darum hei\u223 ?t es: \u8222 ?Wandelt auf Schlangen und Skorpionen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 10,19\par} } ; der Dem\u252 ?tige dagegen steht mitten unter den Engeln. Auch an aufgeblasenen Menschen kann man diese Beobachtung machen. Sieh nur auf jenen Heiden{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nabuchodonosor\par} } ,der an der Spitze eines gewaltigen Heeres stand, dabei aber nicht wusste, was alle wissen, dass ein Stein nur Stein, ein Bild nur ein Bild ist; somit stand er noch tiefer als diese Dinge. Die Gottesf\u252 ?rchtigen und Gl\u228 ?ubigen hingegen erheben sich sogar \u252 ?ber die Sonne empor. Kann es also etwas Gr\u246 ?\u223 ?eres geben als sie? Selbst \u252 ?ber die Gew\u246 ?lbe des Himmels steigen sie hinaus und schreiten {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0949.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d949 }}} an den Engeln vor\u252 ?ber, um vor den Thron des K\u246 ?nigs selbst hinzutreten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um dir die Nichtigkeit der Hoffart noch von einer anderen Seite zu zeigen, frage ich: Wer wird erniedrigt werden, einer, dem Gott beisteht oder dem er feind ist? Offenbar der letztere. Vernimm nur, was die Schrift von beiden sagt: \u8222 ?Gott widersetzt sich den Hoff\u228 ?rtigen, den Dem\u252 ?tigen aber gibt er Gnade\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jak 4,6\par} } . Noch eine andere Frage richte ich an dich. Wer ist gr\u246 ?\u223 ?er, einer, der Gott als Priester dient und ihm Opfer darbringt, oder der ihm ferne steht und zu ihm keine n\u228 ?heren Beziehungen hat? Ja, was f\u252 ?r ein Opfer bringt denn der Dem\u252 ?tige? fragt du. H\u246 ?re, was David singt: \u8222 ?Ein Opfer vor Gott ist ein betr\u252 ?bter Geist; ein zerknirschtes und gedem\u252 ?tigtes Herz wirst Du, o Gott, nicht verschm\u228 ?hen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 50,19\par} } . Siehst du, das ist seine Reinheit. Nun siehe auch auf die Unreinheit des anderen: \u8222 ?Unrein vor dem Herrn ist jeder Hoff\u228 ?rtige\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Spr 16,5\par} } . Zudem ruht der Blick des Herrn mit Wohlgefallen auf dem Dem\u252 ?tigen: \u8222 ?Auf wen werde ich schauen, wenn nicht auf den Armen und im Geiste Gebeugten, und auf den, der zittert vor meinen Worten.\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 66,2\par} } Der Aufgeblasene l\u228 ?sst sich vom Teufel umherschleppen, es wird ihm gerade so gehen wie dem Teufel. Daher die Worte Paulus\u8217': \u8222 ?Dass er nicht, zum Stolze erhoben, in das Gericht des Teufels verfalle\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Tim 3,6\par} } . Alle seine Pl\u228 ?ne schlagen ihm immer ins Gegenteil um; er ist aufgeblasen, weil er nach Ehre hascht und ist doch gerade der Allerverachtetste. Er ist meist von allen verlacht, allen verhasst und zuwider, von seinen Feinden leicht zu fassen, zum Zorne geneigt und unrein vor Gott. Was gibt es also Nichtigeres als eine solche Seele? Weiter kann das Elend gar nicht mehr gehen. Gibt es andererseits etwas Lieblicheres als die Dem\u252 ?tigen? Sie sind die gl\u252 ?cklichsten, denn vor Gott sind sie angenehm und wohlgef\u228 ?llig und stehen auch bei den Menschen in Ansehen, werden von allen wie V\u228 ?ter {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0950.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d950 }}} geehrt, wie Br\u252 ?der geliebt, wie Familienglieder behandelt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lasset uns also die Demut \u252 ?ben, damit wir gro\u223 ? werden. Denn die Hoffart erniedrigt \u252 ?ber die Ma\u223 ?en. Sie erniedrigte den Pharao, der sprach: \u8222 ?Ich kenne keinen Herrn\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 5,2\par} } , und er wurde erniedrigt unter die Fliegen, Fr\u246 ?sche und Heuschrecken, und ertrank obendrein mitsamt seinen Waffen und Rossen im Meere. Wie ganz anders Abraham, der da sagte: \u8222 ?Ich bin Staub und Asche\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 18,27\par} } , und der \u252 ?ber Tausende von Barbaren siegte und einen noch gl\u228 ?nzenderen Siegespreis davontrug, als er mitten unter die \u196 ?gypter geraten war! Weil er diese Tugend nie ablegte, stieg er immer h\u246 ?her, und wird \u252 ?berall besungen, verherrlicht und gepriesen, w\u228 ?hrend Pharao Staub und Asche geworden, oder was es sonst noch dergleichen wertlose Dinge gibt. Nichts verabscheut Gott so sehr wie die Hoffart. Deshalb hat er gleich von vornherein alles aufgeboten, um dieses Laster auszumerzen. Deshalb m\u252 ?ssen wir sterben, deshalb ward Tr\u252 ?bsal und Elend \u252 ?ber uns verh\u228 ?ngt, deshalb m\u252 ?ssen wir in fortgesetzter und erniedrigender Arbeit, M\u252 ?hsal und Plage leben. Aus Hoffart s\u252 ?ndigte der erste Mensch, weil er Gott gleich zu werden strebte. Darum behielt er aber auch nicht, was er besa\u223 ?, sondern b\u252 ?\u223 ?te alles ein. Das ist eben das Verderbliche an der Hoffart. Weit entfernt, uns irgendeinen Vorteil f\u252 ?r das Leben zu verschaffen, bringt sie uns vielmehr noch um das, was wir haben. Die Demut dagegen entzieht uns nicht von unserem Besitze, im Gegenteil, sie setzt noch in den Besitz von G\u252 ?tern, die wir nicht hatten. Nach Demut wollen wir also streben, ihr gleichsam nachjagen, damit wir im diesseitigen Leben Ehren genie\u223 ?en und im Jenseits die Herrlichkeit gewinnen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, mit welchem dem Vater und dem Heiligen Geiste Ehre und Macht sei jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Sechsundsechzigste Homilie. Kap. XX, V.29.-Kap. XXI, V.11.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0951.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d951 }}} V.29: \u8222 ?Und da sie weggingen von Jericho, folgte ihm eine gro\u223 ?e Menge Volkes.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.30: Und siehe zwei Blinde, welche an der Stra\u223 ?e sa\u223 ?en, h\u246 ?rten, dass Jesus vorbeikomme, und sie schrien: Erbarme dich unser, Herr, Sohn Davids.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte zun\u228 ?chst, von wo Christus nach Jerusalem aufbricht und wo er sich vorher aufgehalten hatte. Ganz besonders aber scheint es mir der Untersuchung wert zu sein, warum er nicht auch schon fr\u252 ?her von dort nach Galil\u228 ?a reiste, sondern den Weg durch Samaria nahm. Doch wollen wir diese Frage denen \u252 ?berlassen, die sich besonders daf\u252 ?r interessieren. Wollte jemand sorgf\u228 ?ltig pr\u252 ?fen, so k\u246 ?nnte er bei Johannes eine sch\u246 ?ne Andeutung samt der Angabe des Grundes finden{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 4,1\par} } . Wir halten uns an unseren Text und wollen auf die Blinden h\u246 ?ren, die besser waren als viele Sehende. Waren sie auch f\u252 ?hrerlos, konnten sie den Herrn auch nicht sehen, wenn er vor ihnen stand, so bem\u252 ?hten sie sich doch, zu ihm zu kommen. Deshalb riefen sie mit lauter Stimme und schrien um so lauter, je mehr man ihnen Schweigen gebot. Darin eben zeigt sich die Beharrlichkeit einer Seele; je mehr man sie hindern will, desto m\u228 ?chtiger strebt sie vorw\u228 ?rts. Christus lie\u223 ? es zu, dass man sie anfuhr; um ihr Verlangen desto mehr ins Licht zu stellen und zu zeigen, dass sie die Heilung wohl verdienten. Darum fragte er auch nicht: \u8222 ?Glaubet ihr\u8220", wie er es gew\u246 ?hnlich tat, denn in ihrem Schreien und Vordr\u228 ?ngen offenbarte sich ja hinreichend ihr gl\u228 ?ubiges Vertrauen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hieraus magst du ersehen, mein Lieber, dass wir selbst in allen Bitten Erh\u246 ?rung finden k\u246 ?nnen, m\u246 ?gen wir noch so gering und verachtet sein, wenn wir nur mit {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0952.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d952 }}} innigem Verlangen vor Gott hintreten. Die Blinden hatten unter den Aposteln keine F\u252 ?rsprecher, von vielen Seiten wurde ihnen sogar Schweigen geboten; dennoch \u252 ?berwinden sie alle Hindernisse und setzen es durch, zu Jesus zu gelangen. Auch berichtet der Evangelist nicht, dass sie einen besonders guten Lebenswandel gef\u252 ?hrt h\u228 ?tten, ihr inbr\u252 ?nstiges Verlangen musste f\u252 ?r sie statt alles anderen gen\u252 ?gen. Hierin nun sollen wir sie nachahmen: Wenn Gott die Erh\u246 ?rung hinausschiebt, wenn manche uns vom Beten abwendig machen wollen, so d\u252 ?rfen wir trotzdem nicht nachlassen. Gerade durch die Ausdauer werden wir uns Gott am meisten geneigt machen. So vermochte auch bei unseren Blinden weder ihre Armut noch ihre Blindheit, auch nicht der Umstand, dass sie kein Geh\u246 ?r fanden, oder dass sie von der Menge gescholten wurden, oder sonst etwas ihre Beharrlichkeit zu l\u228 ?hmen. So sind eben feurige und eifrige Seelen. Was antwortet nun Christus?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.32: \u8222 ?Jesus stand still, rief sie und sprach: Was wollt ihr, dass ich euch tue?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.33: Sie sagten zu ihm: Herr, dass sich unsere Augen \u246 ?ffnen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weshalb fragt er sie? Damit niemand glaube, sie h\u228 ?tten vielleicht etwas anderes gew\u252 ?nscht, als er ihnen gew\u228 ?hrte. Allweg ist es eine Gepflogenheit, zuerst die Tugend der Heilungsbed\u252 ?rftigen zu offenbaren und allen vor Augen zu f\u252 ?hren, ehe er die Heilung vornimmt, und zwar aus dem Grunde, um auch die anderen zum Eifer anzuspornen, ferner um zu zeigen, dass er seine Gaben nicht an Unw\u252 ?rdige verschwendet. So hat er es bei dem chanan\u228 ?ischen Weibe gemacht, bei dem Hauptmanne und bei der Blutfl\u252 ?ssigen. Ja, wiewohl dieses bewunderungsw\u252 ?rdige Weib sogar der Frage des Herrn zuvorgekommen war, nahm er dennoch davon keinen Abstand, sondern offenbarte ihre Tugend, nachdem er sie geheilt hatte. Also jedesmal lag ihm daran, die Tugenden derer, die sich an ihn wandten, zu offenbaren, ja, sie noch gr\u246 ?\u223 ?er hinzustellen, als sie in Wirklichkeit waren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So geht er auch hier vor. Nachdem die zwei Blinden ihr Begehren ge\u228 ?u\u223 ?ert, r\u252 ?hrte er sie voll Erbarmen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0953.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d953 }}} an. Sein Mitleid ist der einzige Grund der Heilung, aus Erbarmen war er ja in die Welt gekommen. Obgleich er aber nur aus Barmherzigkeit und Gnade heilt, sieht er doch zuerst darauf, dass die Leute es auch wert sind. Diese beiden waren es wert, wie daraus hervorgeht, dass sie laut riefen und nach der Wohltat ihn nicht wieder verlie\u223 ?en, wie so viele Undankbare tun. So handeln sie nicht, sondern so beharrlich sie vor der Wohltat waren, so dankbar zeigen sie sich nachher, indem sie sich ihm anschlie\u223 ?en.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kapitel XXI. V.1: \u8222 ?Und als sie sich Jerusalem gen\u228 ?hert hatten, und sie gen Bethphage kamen an den \u214 ?lberg, da schickte Jesus zwei J\u252 ?nger ab\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: mit dem Auftrag: Gehet in die Ortschaft, welche vor euch liegt, und alsbald werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein F\u252 ?llen mit ihr; l\u246 ?set sie ab und f\u252 ?hret sie zu mir!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: Und so jemand euch etwas sagt, sprechet: Der Herr bedarf ihrer, und sofort wird er sie hergeben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: Dies alles aber geschah, damit erf\u252 ?llt w\u252 ?rde, was gesagt worden ist durch den Propheten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: Sprechet zur Tochter Sion: Siehe, dein K\u246 ?nig kommt zu dir, sanftm\u252 ?tig, reitend auf einer Eselin und auf einem F\u252 ?llen, dem Jungen eines Lasttieres.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch fr\u252 ?her war Jesus oft nach Jerusalem gezogen, doch niemals mit solcher Feierlichkeit. Was mag ihn wohl dazu bewogen haben? Bislang hatte er die Erl\u246 ?sung nur vorbereitet; er war noch nicht sonderlich bekannt gewesen, die Zeit seines Leidens hatte noch nicht unmittelbar bevor gestanden, deshalb verkehrte er mit den Juden, ohne besonders hervorzutreten, ja hielt sich eher verborgen, aus Besorgnis, er k\u246 ?nnte, anstatt ihre Bewunderung auf sich zu ziehen, sie eher gegen sich aufbringen. Nunmehr hatte er aber schon zahlreiche Beweise seiner Macht gegeben, sein Tod am Kreuze sollte bald erfolgen; da entfaltete er f\u252 ?glich gr\u246 ?\u223 ?eren Glanz und tritt mit mehr Aufsehen auf, um das Volk f\u252 ?r sich besonders einzunehmen. Freilich h\u228 ?tte das auch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0954.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d954 }}} von allem Anfange der Fall sein k\u246 ?nnen, aber es w\u228 ?re nicht so n\u252 ?tzlich und dienlich gewesen. Was bei unserer Begebenheit besondere Beachtung verdient, ist der Umstand, dass durch dieses vielfache Wunder auch viele Weissagungen erf\u252 ?llt werden. Er sprach: \u8222 ?Ihr werdet eine Eselin finden.\u8220" Er sagte vorher, dass niemand sie hindern w\u252 ?rde, sondern auf ihre Worte hin zu allem schweigen werden. Es liegt ein schwerer Vorwurf f\u252 ?r die Juden darin, dass Leute, die ihn gar nicht kannten, ihn nie gesehen hatten, dennoch ihm ihr Eigentum ohne Widerrede zur Verf\u252 ?gung stellen, trotzdem er es \u252 ?berdies nur durch seine J\u252 ?nger in Anspruch nimmt, w\u228 ?hrend jene anderen seine Wunder mit eigenen Augen gesehen hatten und dennoch nicht an ihn glaubten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Irrig w\u228 ?re die Meinung, der Vorgang habe nicht viel zu bedeuten. Denn wie kamen diese Landleute, die wahrscheinlich arm waren, dazu, sich ohne Widerspruch ihr Eigentum entf\u252 ?hren zu lassen? Was sage ich, ohne Widerspruch? Sie stellten nicht einmal eine Frage, oder wenn schon, so lie\u223 ?en sie sich doch sofort beschwichtigen und erkl\u228 ?rten sich bereit. Zwei sehr auffallende Umst\u228 ?nde: sie sagten gar nichts dazu, dass man ihre Lasttiere wegf\u252 ?hrt, und willigen noch ohne Widerrede ein, als sie h\u246 ?ren, der Herr bed\u252 ?rfte ihrer; und dabei sahen sie ihn selbst nicht einmal, sondern blo\u223 ? seine J\u252 ?nger. Der Herr gibt dadurch seinen J\u252 ?ngern die Lehre, es w\u228 ?re ihm ein Leichtes gewesen, die Juden, die ihn ergreifen wollten, auch gegen ihren Willen daran zu hindern und verstummen zu machen. Er wollte aber nicht. Ferner zeigt es damit den J\u252 ?ngern, dass sie ihm alles gew\u228 ?hren m\u252 ?ssen, was er verlangt, ja, dass sie selbst das Leben ohne Weigerung hingeben m\u252 ?ssen, sobald er es fordert. Wenn n\u228 ?mlich schon Unbekannte ihm so zu Willen sind, wieviel mehr m\u252 ?ssen dann sie alles preisgeben? Au\u223 ?erdem erf\u252 ?llte der Herr noch zwei andere Weissagungen, die eine durch Handlungen, die andere in Worten. Die Prophetie, die er durch eine Handlung erf\u252 ?llte, bestand darin, dass er auf einer Eselin ritt; die Weissagung, die er in Worten erf\u252 ?llte, stammte vom {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0955.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d955 }}} Propheten Zacharias, der verk\u252 ?ndet hatte, der K\u246 ?nig werde auf einer Eselin sitzen. Indem er nun die Eselin bestieg, erf\u252 ?llte er die Prophetie und baute zugleich eine neue darauf auf, indem er durch diese Tat die Zukunft vorbildete. Wie aber und auf welche Weise? Er deutete damit an, dass er die unreinen Heiden berufen und auf ihnen ruhen werde, dass sie seiner Einladung folgen und sich ihm anschlie\u223 ?en w\u252 ?rden. So bildete die eine Weissagung die Grundlage der anderen. Mich will es jedoch bed\u252 ?nken, als habe er nicht allein aus den erw\u228 ?hnten Gr\u252 ?nden den Esel bestiegen, sondern dass er uns damit auch eine Richtschnur f\u252 ?r das Leben geben wollte. Denn er beschr\u228 ?nkte sich gewiss nicht blo\u223 ? darauf, Weissagungen zu erf\u252 ?llen und die Gesetze der Wahrheit aufzustellen, sondern wollte durch ebendiese Lehren auch Lebensregeln bieten, immer wieder Anweisungen f\u252 ?r verschiedene Verh\u228 ?ltnisse des Lebens geben und es in jeder Hinsicht so ordnen. So tat er es schon damals, als er in die Welt eintreten wollte. Er suchte sich kein gl\u228 ?nzendes Haus, keine reiche und angesehene Mutter aus, sondern eine ganz arme, deren Br\u228 ?utigam ein Zimmermann war; er wird in einem Stalle geboren und in eine Krippe gebettet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Als es sich sp\u228 ?ter um die Wahl der J\u252 ?nger handelte, erkor er sich nicht Redner und Gelehrte, nicht Reiche und Vornehme, sondern arme und unbekannte Leute aus armen Familien. Und wenn es sich darum handelte, seinen Tisch zu decken, so setzt man ihm einmal Gerstenbrote vor, ein andermal schickt er erst zur Mittagszeit die J\u252 ?nger auf den Markt einkaufen. Als Lagerst\u228 ?tte dient ihm Heu. Seine Kleidung ist einfach und in nichts von der des Volkes verschieden; Haus besitzt er gar keines. Wenn er sich von einem Orte an einen anderen begeben muss, so wandert er zu Fu\u223 ? und geht sich dabei t\u252 ?chtig m\u252 ?de. Zum Sitzen dient ihm weder Sessel noch Polster, er l\u228 ?sst sich bald auf den Boden, bald auf einem Berge, bald an einem Brunnen nieder; ja er setzt sich nicht blo\u223 ? zum Brunnen hin, sondern tut es allein und er kn\u252 ?pft dann sogar ein Gespr\u228 ?ch mit einer Samariterin an. Selbst f\u252 ?r die Stunden der Tr\u252 ?bsal will er eine Verhaltungsma\u223 ?regel geben. Er weint nur still, wenn er in Trauer ist. So gibt {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0956.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d956 }}} er also, wie gesagt, Weisungen f\u252 ?r alle Lebenslagen und zieht eine Grenze, die man im eigenen Verhalten nicht \u252 ?berschreiten darf. Dazu geh\u246 ?rt nun auch unser Fall. Er gibt eine Ma\u223 ?regel f\u252 ?r jene, die wegen ihrer Schw\u228 ?che ein Reittier brauchen, und zeigt, man solle sich au\u223 ?er im Falle der Notwendigkeit nicht eines Pferdes oder Maultiergespannes, sondern eines Esels bedienen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 im Orient noch jetzt das allgemein \u252 ?bliche Reittier der Armen\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Betrachten wir jetzt die Weissagung selbst, die m\u252 ?ndliche und die sachliche. Sie lautet: \u8222 ?Siehe, dein K\u246 ?nig kommt sanftm\u252 ?tig, reitend auf einer Eselin mit ihrem F\u252 ?llen.\u8220" Er kommt also nicht auf einem Wagen, wie andere K\u246 ?nige, nicht um Steuern einzuheben, nicht mit Gro\u223 ? und Leibwache, sondern er bekundet auch hierin eine gro\u223 ?e Bescheidenheit. Frage also nur einen Juden: Wann hat je ein K\u246 ?nig auf einem Esel in Jerusalem seinen Einzug gehalten? Er kann dir keinen Fall angeben au\u223 ?er diesen allein. Dieser Einzug sollte, wie schon erw\u228 ?hnt, auf die Zukunft hindeuten. Das F\u252 ?llen sinnbildet die Kirche und das neue Volk, das zwar einst unrein war, aber rein wurde, als Jesus von ihm Besitz nahm. Beachtenswert ist, wie alle Z\u252 ?ge dieses Bildes dabei zu treffen sind. Die J\u252 ?nger binden die Lasttiere los; so wurden durch die Apostel die Juden und auch wir berufen, durch die Apostel wurden wir ihm zugef\u252 ?hrt. Weil nun unsere Begnadigung die Eifersucht der Juden entfachte, darum wird offenbar die Eselin von ihrem F\u252 ?llen begleitet. Denn sobald Christus die Heiden an sich gezogen haben wird, werden auch sie voll Eifersucht kommen. Diese Ansicht dr\u252 ?ckt sich auch klar in den Worten des hl. Paulus aus; \u8222 ?Die Verblendung trat teilweise an Israel ein, bis die Vollzahl der Heiden einginge. Und so wird ganz Israel gerettet werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 11,2526\par} } . In dem Vorgange liegt sonach, wie aus dem Gesagten hervorgeht, eine Weissagung; sonst h\u228 ?tte ja dem Propheten nichts daran liegen k\u246 ?nnen, mit solcher Genauigkeit sogar das Alter des Esels anzugeben. Doch nicht blo\u223 ? dieses ergibt sich aus dem Berichte, sondern auch die Tatsache, dass die Heiden von den Aposteln ohne Schwierigkeit werden gef\u252 ?hrt werden. Wie sich {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0957.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d957 }}} n\u228 ?mlich hier niemand dem Wegf\u252 ?hren des Esels widersetzte, so war auch bei den Heiden keiner ihrer Gewalthaber imstande, die Apostel zu hindern. Der Herr setzt sich indes nicht auf den blo\u223 ?en R\u252 ?cken des F\u252 ?llens, sondern auf die Kleider der Apostel. Nachdem sie einmal das F\u252 ?llen genommen hatten, gaben sie f\u252 ?glich alles hin, wie auch Paulus beteuert; \u8222 ?Ich werde gar gerne aufopfern und mich aufopfern lassen um eurer Seele willen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 12,15\par} } . Beachte dabei, wie f\u252 ?gsam das F\u252 ?llen ist. Obwohl noch nicht zugeritten und noch an keinen Z\u252 ?gel gew\u246 ?hnt, schreitet es doch ruhigen Schrittes dahin, ohne sich zu b\u228 ?umen. Auch in diesem Umstande liegt eine Prophezeiung: Es wird angedeutet, wie willig sich die Heiden zeigen und mit welcher Bereitwilligkeit sie sich in die neue Ordnung f\u252 ?gen w\u252 ?rden. Alle diese Wirkungen hatte das Wort: \u8222 ?L\u246 ?set sie und bringet sie zu mir\u8220"; das Ungeordnete wurde in Ordnung gebracht, das Unreine wurde rein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehe nun, wie ver\u228 ?chtlich das Verhalten der Juden war. Der Herr hatte fr\u252 ?her zahlreiche Wunder gewirkt, ohne dass es einen sonderlichen Eindruck auf sie gemacht h\u228 ?tte; jetzt aber, da sie sehen, dass das Volk zusammenl\u228 ?uft, da wundern sie sich.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.10: Denn: \u8222 ?Es wurde die ganze Stadt erregt und sagte: Wer ist das?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: Die Volksscharen aber sagten: Das ist Jesus, der Prophet, von Nazareth in Galil\u228 ?a.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und selbst da, wo sie scheinbar etwas Gro\u223 ?es aussprechen, war ihre Ansicht doch irdisch, niedrig, ungereimt. Denn die Absicht Christi war nicht, durch die Begebenheit Aufsehen zu machen, sondern er wollte, wie gesagt, eine Weissagung erf\u252 ?llen und ein Tugendbeispiel geben, wollte die J\u252 ?nger, die \u252 ?ber seinen bevorstehenden Tod betr\u252 ?bt waren, ermutigen und zeigen, dass er sich dem ganzen Leiden freiwillig unterzog. Von dir aber hoffe ich, dass du anerkennst, wie genau die Propheten David und Zacharias alles vorausgesagt hatten. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0958.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d958 }}} Auch wir wollen das tun, was das Volk damals tat, wollen Lieder singen und vor denen, die ihn tragen, unsere Kleider ausbreiten. Jene legten ihre Gew\u228 ?nder auf die Eselin, die er bestieg, und breiteten sie vor ihren F\u252 ?\u223 ?en aus; wie m\u252 ?sste es da uns ergehen, wenn wir nicht einmal so viel Freigebigkeit aufbr\u228 ?chten, um ihn zu bekleiden, wenn wir ihn nackt sehen? Wir brauchen uns dabei gar nicht einmal selbst zu ent\u228 ?u\u223 ?ern, sondern nur von unserem \u220 ?berflusse zu geben. Jene gehen vor ihm und hinter ihm her, und wir sollen ihn vor\u252 ?bergehen lassen und mit Verachtung zur\u252 ?ckweisen, wenn er zu uns kommt? Wie gro\u223 ? m\u252 ?sste die Strafe, die Z\u252 ?chtigung f\u252 ?r eine solche Handlungsweise sein! Der Herr wendet sich mit einer Bitte an dich, und du magst sein Flehen nicht h\u246 ?ren, f\u228 ?hrst ihn an, schiltst ihn aus, und das alles, nachdem du solche Dinge geh\u246 ?rt hast? Wenn du schon so knauserig, geizig und langsam bist, sobald du nur ein Brot oder ein kleines Geldst\u252 ?ck geben sollst, wie w\u252 ?rdest du erst werden, wenn du alles weggeben m\u252 ?sstest? Siehst du nicht, wie freigiebig die Zuschauer im Theater sind, wieviel sie f\u252 ?r Buhlerinnen hinauswerfen? Und du gibst nicht einmal halb so viel, oft nicht einmal das Geringste! Der Teufel fordert, dass du allen m\u246 ?glichen Leuten gebest, und du gibst, obschon er dir nur die H\u246 ?lle daf\u252 ?r bieten kann; Christus verlangt blo\u223 ?, dass wir den Bed\u252 ?rftigen geben und verhei\u223 ?t uns daf\u252 ?r das Himmelreich. Allein anstatt zu geben, hast du auch noch Schm\u228 ?hworte, du schenkst dem Teufel Geh\u246 ?r, obwohl du gestraft wirst, anstatt Christo zu folgen und selig zu werden. Kann es eine noch gr\u246 ?\u223 ?ere Torheit geben? Jener bietet die H\u246 ?lle und man l\u228 ?uft ihm nach, Christus bietet den Himmel und man achtet seiner nicht; den einen weist man ab, wenn er kommt, um den anderen aus der Ferne herbeizurufen. Das ist ebenso unsinnig als einen K\u246 ?nig, der Purpur und Krone tr\u228 ?gt, abzuweisen und einem R\u228 ?uber, der mit gez\u252 ?cktem Dolche den Tod androht, zu gehorchen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das also, Geliebte, wollen wir bedenken und endlich einmal, wenn auch sp\u228 ?t, die Augen \u246 ?ffnen und uns aufraffen. Ich sch\u228 ?me mich schon, immer wieder \u252 ?ber das Almosengeben sprechen zu m\u252 ?ssen; wenn ich trotzdem {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0959.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d959 }}} h\u228 ?ufig auf dieses Thema zur\u252 ?ckkomme, so geschieht es nur deshalb, weil meine Ermahnungen so wenig Erfolg haben. Es geschieht jetzt allerdings etwas mehr, allein bei weitem nicht so viel, als ich w\u252 ?nschte. Ich sehe euch zwar ausstreuen, aber nicht mit vollen H\u228 ?nden; darum f\u252 ?rchte ich, dass ihr einst auch sp\u228 ?rlich ernten werdet. Zum Beweise, dass man nur sp\u228 ?rlich s\u228 ?et, wollen wir, wenn es euch recht ist, untersuchen, wer in unserer Stadt zahlreicher ist, die Armen oder die Reichen, und wie viele weder reich noch arm sind, sondern zum Mittelstand geh\u246 ?ren. Ungef\u228 ?hr ein Zehntel sind reich und ein Zehntel so arm, dass sie gar nichts besitzen; die \u252 ?brigen geh\u246 ?ren zum Mittelstande. Verteilen wir nun die Bed\u252 ?rftigen auf die ganze Einwohnerschaft der Stadt, so werdet ihr sehen, wie gro\u223 ? unsere Schande ist. Ganz Reiche sind wenig; viele dagegen geh\u246 ?ren zur Mittelklasse, ganz Arme sind wieder weit weniger als diese. Obwohl es nun so viele gibt, die die Armen speisen k\u246 ?nnten, m\u252 ?ssen doch viele derselben hungrig zu Bett gehen, nicht als ob die besitzenden Klassen nicht leicht abhelfen k\u246 ?nnten, sondern weil sie so hart und lieblos sind. Wenn man diejenigen, welche Nahrung und Kleidung brauchen, auf die Reichen und mittelm\u228 ?\u223 ?ig Beg\u252 ?terten aufteilte, d\u252 ?rfte auf f\u252 ?nfzig oder gar hundert Bewohner kaum ein einziger Armer entfallen. Trotzdem nun aber die Zahl derer, die helfen k\u246 ?nnten, so gro\u223 ? ist, h\u246 ?rt man die Armen doch tagt\u228 ?glich klagen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit du aber auch einsehest, wie lieblos man ist, erw\u228 ?ge, wie viele Witwen und Jungfrauen jeden Tag von der Kirche unterst\u252 ?tzt werden, obgleich sie nur das Einkommen eines sehr m\u228 ?\u223 ?ig Beg\u252 ?terten, keineswegs eines Reichen hat. Die Liste derer, die unterst\u252 ?tzt werden, hat schon die Zahl Dreitausend \u252 ?berschritten. Dazu kommen noch Gefangene, Kranke in den Spit\u228 ?lern, Gesunde, Fremde, Kr\u252 ?ppel, diejenigen, welche an den Stufen der Alt\u228 ?re auf Nahrung und Kleidung warten, sowie die gelegentlichen Bettler, und doch nimmt das Verm\u246 ?gen der Kirche dadurch nicht ab. Wenn also auch nur je zehn Mann zusammen in derselben Weise helfen wollten, so g\u228 ?be es keinen Armen mehr.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0960.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d960 }}} Und was sollten dann wohl, so entgegnet man, unsere Kinder erhalten? Das Kapital w\u252 ?rde ihnen bleiben und das Ertr\u228 ?gnis w\u252 ?rde sich vergr\u246 ?\u223 ?ern, wenn ihre Sch\u228 ?tze ihnen im Himmel hinterlegt w\u252 ?rden. Aber das m\u246 ?get ihr nicht? Nun, so leget wenigstens die H\u228 ?lfte, ein Drittel, ein Viertel, ein Zehntel dort an. Durch Gottes Gnade w\u228 ?re unsere Stadt auf diese Weise imstande, die Armen von zehn anderen St\u228 ?dten zu erhalten. Wenn es euch gef\u228 ?llt, wollen wir die Sache ausrechnen. Doch es bedarf gar keiner Rechnung, es ist ja von selbst klar, wie leicht es w\u228 ?re. Werfet nur einen Blick auf die Leistungen f\u252 ?r den Staat. Wieviel Ausgaben muss da oft eine einzige Familie ohne weiteres auf sich nehmen und empfindet nicht einmal den Aufwand. W\u252 ?rde jeder Reiche ebenso auch f\u252 ?r die Armen eine Abgabe entrichten, so w\u252 ?rde er in B\u228 ?lde das Himmelreich an sich rei\u223 ?en. Wie k\u246 ?nnte man also Verzeihung gew\u228 ?rtigen, wie auch nur einen Schatten von Entschuldigung vorbringen, wenn man nicht einmal von den G\u252 ?tern, die man doch beim Scheiden aus diesem Leben unbedingt verlieren muss, den Bed\u252 ?rftigen ebenso freigiebig mitteilte, wie manche auf Schauspiele Geld ausgeben, und zwar trotzdem eine so gro\u223 ?artige Vergeltung uns daf\u252 ?r in Aussicht steht? Ja, auch wenn wir ewig hier bleiben k\u246 ?nnten, d\u252 ?rften wir doch nicht mit so herrlichen Ausgaben kargen. Nun aber werden wir nach einer kurzen Spanne Zeit von hier abberufen und von allen G\u252 ?tern losgerissen werden. Was wird uns dann zur Entschuldigung gereichen, wenn wir den Hungernden und Notleidenden nicht einmal von unseren Eink\u252 ?nften etwas zukommen lassen? Ich will dich ja gar nicht zwingen, dein Kapital zu schm\u228 ?lern; nicht als ob das nicht mein Wunsch w\u228 ?re, sondern weil ich sehe, wie sehr dir davor schaudert. Ein solches Ansinnen stelle ich also nicht, wohl aber, dass du von den Zinsen desselben spendest und dich nicht damit bereicherst. Es soll dir gen\u252 ?gen, dass deine Eink\u252 ?nfte wie aus einem Borne str\u246 ?men; gib denn auch den Armen davon, als guter Verwalter der Gaben, die dir Gott beschert hat.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Du wendest ein: Ich muss aber doch Steuern zahlen. Also weil niemand f\u252 ?r die Armen Abgaben einhebt, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0961.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d961 }}} deshalb willst du ihnen nichts geben. Wer ab er mit Zwang und mit Gewalt nimmt, ohne viel darnach zu fragen, ob die Erde etwas abwirft oder nicht, dem wagst du nicht zu widerstehen. Wer dagegen bescheiden ist und nur dann bittet, wenn die Erde Ertrag gebracht hat, dem gibst du nicht einmal eine Antwort? Wer wird dich dann wohl den unertr\u228 ?glichen Strafen in der Ewigkeit entrei\u223 ?en? Kein Mensch. Wenn du hier so p\u252 ?nktlich in der Entrichtung der Abgaben bist, weil die S\u228 ?umigen scharf zur Rechenschaft gezogen werden, so vergiss doch auch nicht, dass dir im Jenseits viel Schlimmeres bevorsteht als Fesseln und Gef\u228 ?ngnis, n\u228 ?mlich das ewige Feuer. Alle diese Erw\u228 ?gungen sollen uns anspornen, an erster Stelle diese Abgaben f\u252 ?r die Armen zu entrichten. Es ist dies ja ganz leicht, der Lohn ist so gro\u223 ?, das Gesch\u228 ?ft so eintr\u228 ?glich, sch\u228 ?rfer allerdings auch die Strafe, wenn wir uns weigern. Denn die Strafe, die uns dort trifft, hat kein Ende. Und wenn du etwa darauf hinweisest, dass doch die Soldaten f\u252 ?r dich gegen die Feinde k\u228 ?mpfen m\u252 ?ssen, so bedenke, dass es sich auch hier um ein Heer handelt, das Heer der Armen, und um einen Kampf, den die Armen f\u252 ?r dich f\u252 ?hren. Denn wenn sie eine Gabe empfangen, so ziehen sie durch ihre Gebete die Huld Gottes herab und wahren so die Angriffe zwar nicht der Barbaren, daf\u252 ?r aber der Teufel von dir ab und brechen die Macht des b\u246 ?sen Feindes, so dass er nicht \u252 ?berm\u228 ?chtig werden, nicht unabl\u228 ?ssig dich anfallen kann.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da du nun siehst, dass diese Krieger alle Tage f\u252 ?r dich mit dem Teufel k\u228 ?mpfen durch ihre Bitten und Gebete, so hebe von dir selbst diese Steuer f\u252 ?r ihren Unterhalt ein. Unser K\u246 ?nig ist ja die Milde selber und hat darum keine Eintreiber aufgestellt, er will freiwillige Leistungen; selbst die kleinsten Gaben, die du anbietest, nimmt er an, und dr\u228 ?ngt auch nicht, wenn einer lange nichts gibt, weil er selbst wenig oder nichts besitzt. H\u252 ?ten wir uns aber, seine Langmut zum besten zu halten; ziehen wir uns nicht seinen Zorn, sondern seinen Segen zu, nicht den Tod, sondern das Leben, nicht Strafe {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0962.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d962 }}} und Peinen, sondern Ehre und Lohn. Du brauchst auch hierbei keine Geb\u252 ?hr f\u252 ?r das Abf\u252 ?hren dieser Steuer zu entrichten, keine Sorgen zu haben, es k\u246 ?nnte durch die Vermittler abhanden kommen; du darfst nur die Abgabe erlegen, der Herr selbst tr\u228 ?gt sie dann in den Himmel, er selbst \u252 ?bernimmt das ganze Gesch\u228 ?ft, damit es dir vielen Gewinn abwirft. Ebensowenig brauchst du dich um die Zustellung zu bek\u252 ?mmern; wenn du nur die Abgaben leistest, sie steigen dann sofort empor, nicht als Sold f\u252 ?r andere Soldaten, sondern als dein bleibendes Eigentum, das dir gro\u223 ?e Zinsen tr\u228 ?gt. Im Staate erh\u228 ?ltst du nichts von dem zur\u252 ?ck, was du gegeben hast; im Himmel dagegen empf\u228 ?ngst du es mit gro\u223 ?er Ehre wieder und gewinnst obendrein noch gro\u223 ?e geistliche G\u252 ?ter; dort gibt man, weil es eingehoben wird, hier leiht man auf reichliche Zinsen. Auch hat dir Gott einen Schuldschein ausgestellt, wenn er sagt: \u8222 ?Wer sich erbarmt des Armen, der leiht Gott auf Zinsen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Spr 19,17\par} } . Obwohl er Gott ist, hat er doch Unterpfand und B\u252 ?rgschaft gegeben. Was f\u252 ?r ein Unterpfand? Die G\u252 ?ter dieses Lebens, die sinnlichen und die geistigen, und zwar als Vorgeschmack der k\u252 ?nftigen. Da du nun schon so viel empfangen und noch so viel zu gew\u228 ?rtigen hast, wie magst du da noch zaudern und Bedenken tragen? Was du empfangen hast, ist folgendes: Gott selbst hat deinen Leib gebildet, hat dir die Seele eingehaucht; dich allein auf Erden hat er durch die Gabe der Sprache ausgezeichnet; alle sichtbaren Dinge hat er dir zum Gebrauch \u252 ?bergeben; er hat dich mit der F\u228 ?higkeit begnadigt, ihn zu erkennen; seinen Sohn hat er f\u252 ?r dich hingegeben, die Taufe mit all ihren reichen Gnaden dir geschenkt; eine hl. Mahlzeit hat er dir bereitet, das Himmelreich und einen unbeschreiblichen Lohn verhei\u223 ?en.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem du also um es noch einmal zu wiederholen so gro\u223 ?e G\u252 ?ter erhalten und noch so gro\u223 ?e in Aussicht hast, wolltest du knauserig sein mit dem verg\u228 ?nglichen Besitz? Wie k\u246 ?nntest du in diesem Falle Nachsicht finden? Aber du hast nur deine Kinder im Auge, deshalb willst du nichts hergeben? So lehre doch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0963.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d963 }}} auch sie, auf solchen Gewinn ausgehen. Wenn du Geld ausgeliehen h\u228 ?ttest und der Schuldner ehrlich w\u228 ?re, w\u252 ?rdest du nicht anstatt des Geldes tausendmal lieber den Schuldschein deinem Sohne hinterlassen, so dass er reichlichen Nutzen vom Verm\u246 ?gen h\u228 ?tte, ohne herumgehen und nach anderen suchen zu m\u252 ?ssen, die Geld borgen wollen? So gib denn deinen Kindern diese Schuldverschreibung und hinterlasse ihnen Gott als Schuldner. Du verkaufst ja auch deine Felder nicht, um den Kindern das Geld zu geben, sondern beh\u228 ?ltst sie, damit ihnen eine Einkommenquelle bleibe, aus der sie ihren Besitz mehren k\u246 ?nnen. Der Schuldbrief Gottes aber ist wertvoller als Felder und sonstiges Einkommen und tr\u228 ?gt so reichliche Zinsen, und da f\u252 ?rchtest du, ihn zu hinterlassen? Wie unvern\u252 ?nftig und t\u246 ?richt ist eine solche Handlungsweise! Zudem wei\u223 ?t du doch, dass du bei deinem Scheiden aus dieser Welt diesen Schuldbrief zwar deinen Kindern hinterl\u228 ?ssest, ihn f\u252 ?r deine Person aber doch mitnehmen kannst. Darin liegt eben die Eigenart der geistigen G\u252 ?ter, dass sie so ausgezeichnete Wirkungen haben. Seien wir also doch nicht so kleinlich, nicht so unmenschlich und grausam gegen uns selbst, sondern ergreifen und betreiben wir vielmehr dieses vorz\u252 ?gliche Gesch\u228 ?ft, dann werden wir gl\u252 ?cklich hin\u252 ?bergehen und es zugleich auch unseren S\u246 ?hnen hinterlassen k\u246 ?nnen; dann werden wir auch der ewigen G\u252 ?ter teilhaftig werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem mit dem Vater und dem Heiligen Geiste Ruhm, Macht und Ehre sei jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Siebenundsechzigste Homilie. Kap. XXI, V.12-32.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0964.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d964 }}} V.12: \u8222 ?Und als Jesus den Tempel betreten hatte, trieb er alle hinaus, die da im Tempel verkauften und kauften, und die Tische der Wechsler und die Gestelle der Taubenverk\u228 ?ufer warf er um;\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: und er sagte zu ihnen: Es steht geschrieben: Mein Haus wird ein Haus des Gebetes genannt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 56,7; Jer 7,11\par} } . ihr aber habt es zu einer R\u228 ?uberh\u246 ?hle gemacht.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Derselbe Bericht findet sich auch bei Johannes, aber am Anfang des Evangeliums{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 2,13-22\par} } , w\u228 ?hrend Matth\u228 ?us ihn gegen das Ende desselben bringt. Daraus darf man den Schluss ziehen, dass sich dieser Vorfall zweimal und zu verschiedenen Zeiten ereignet hat. Das folgt nicht blo\u223 ? aus der verschiedenen Zeitangabe, sondern auch aus der Antwort der Juden. Das erste Mal war der Herr zum Osterfeste hingekommen, dieses Mal viel fr\u252 ?her. Damals hatten die Juden gesagt: \u8222 ?Welches Zeichen weisest Du uns?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 2,18\par} } . Jetzt sind sie still, obschon sie zurechtgewiesen worden waren, weil er eben bereits bei allen in hohem Ansehen stand. F\u252 ?r die Juden liegt ein schwerer Vorwurf darin, dass sie, wiewohl er ein und noch ein zweites Mal so vorging, dennoch in ihrer niedrigen Kleinlichkeit auch ferner behaupteten, er trete gegen Gott auf, da sie doch gerade aus seinem Vorgehen ersehen mussten, wie sehr er den Vater ehrte und welche Macht ihm eigen war. Er wirkte ja auch Wunder, und sie konnten damit sehen, dass seine Worte und seine Werke im Einklang standen. Trotzdem lie\u223 ?en sie sich nicht \u252 ?berzeugen, ja sie wurden sogar aufgebracht, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0965.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d965 }}} obwohl sie geh\u246 ?rt hatten, was der Prophet geweissagt hatte und was die Kinder ganz \u252 ?ber ihre Jahre hinaus vom Herrn verk\u252 ?ndeten. Darum beruft sich Jesus ihnen gegen\u252 ?ber zu seiner Rechtfertigung auf Isaias mit den Worten: \u8222 ?Mein Haus wird ein Gebetshaus genannt werden.\u8221" Es ist das ein Hinweis auf seine Macht. Desgleichen legt er seine Macht in der Heilung verschiedener Krankheiten dar:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: \u8222 ?Es traten zu ihm im Tempel Blinde und Lahme und er heilte sie\u8221";\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 hierin legt er seine Macht und Gewalt an den Tag. Aber selbst diese Wunder machten keinen Eindruck auf die Pharis\u228 ?er. Im Gegenteil, als sie obendrein auch noch h\u246 ?rten, wie ihn die Kinder priesen, erf\u252 ?llte sie Ingrimm und sie sprachen zu ihm:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: \u8222 ?H\u246 ?rst Du, was diese sagen?\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eigentlich h\u228 ?tte Christus zu ihnen sagen sollen: H\u246 ?rt ihr, was diese sagen? Denn sie gaben durch ihre Zurufe Zeugnis von seiner Gottheit. Was antwortet er nun? Da sie offenkundigen Tatsachen widersprechen, geht er mit sch\u228 ?rferer Zurechtweisung gegen sie vor.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: \u8222 ?Habt ihr niemals gelesen\u8221", sagt er: \u8222 ?Aus dem Munde von Kindern und S\u228 ?uglingen hast du dein Lob bereitet?\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ganz richtig hei\u223 ?t es \u8222 ?aus dem Munde\u8221"; denn nicht, weil sie verstehen, was sie reden, preisen sie ihn, sondern weil seine Kraft ihre noch unreifen Zungen in Bewegung setzte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Diese Geschichte ist zugleich ein Vorbild der Heiden, welche stammelnd mit gl\u228 ?ubigem Herzen alle die Gro\u223 ?taten Gottes priesen. F\u252 ?r die Apostel aber liegt darin ein gro\u223 ?er Trost. Sie sollten nicht bange sein, ob sie als ungebildete Leute das Evangelium zu predigen imstande sein w\u252 ?rden. Deshalb verleiht er diesen Kindern die F\u228 ?higkeit, ihn so zu preisen, um den Aposteln im vorhinein alle Angst zu benehmen und ihnen die Hoffnung einzufl\u246 ?\u223 ?en, er werde auch ihnen die Gabe der Rede verleihen. Zugleich offenbart dieses wunderbare {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0966.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d966 }}} Ereignis, dass er der Sch\u246 ?pfer der Natur ist. Obwohl noch Kinder und im unreifen Alter, redeten sie doch ganz vern\u252 ?nftig und ebenso wie die himmlischen Geister. Die M\u228 ?nner hingegen reden sinnlose und unvern\u252 ?nftige Worte. So geht es eben der Bosheit. Da also vieles die Pharis\u228 ?er reizte, das Verhalten der Menge, die Austreibung der Verk\u228 ?ufer, die Wundertaten, der Lobgesang der Kinder, so verl\u228 ?sst der Herr sie wieder, damit sich die Wogen ihrer Erregung beschwichtigen. Er will mit seiner Predigt nicht beginnen und sie, da sie vor Neid gl\u252 ?hen, nicht noch mehr gegen seine Worte aufbringen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18: \u8222 ?Fr\u252 ?hmorgens aber, w\u228 ?hrend er auf dem R\u252 ?ckwege zur Stadt war, hungerte ihn?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie kommt es, dass ihn in der Fr\u252 ?he hungerte? Seine Menschheit zeigt eben ihre Bed\u252 ?rfnisse, sobald er es zul\u228 ?sst.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19: \u8222 ?Und da er einen Feigenbaum am Wege sah, ging er auf ihn zu und fand an demselben nichts als nur Bl\u228 ?tter.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ein anderer Evangelist erw\u228 ?hnt: \u8222 ?Es war n\u228 ?mlich noch nicht die Feigenzeit\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 11,13\par} } . Wenn aber die Feigenzeit noch nicht da war, wie kann dann der andere Evangelist erz\u228 ?hlen: \u8222 ?Er ging darauf zu, ob er vielleicht etwas an ihm f\u228 ?nde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd\par} } . Daraus ersieht man, dass nur die J\u252 ?nger, die damals noch recht unvollkommen waren, meinten, er suche Fr\u252 ?chte. Die Evangelisten berichten ja vielfach nur die Anschauungen der J\u252 ?nger. Wie sie also das meinten, so w\u228 ?hnten sie auch, er habe den Baum verflucht, weil er keine Fr\u252 ?chte trug. Weshalb aber verfluchte er ihn denn? Um der J\u252 ?nger willen, um ihnen Mut einzufl\u246 ?\u223 ?en. Da er immer nur Wohltaten gespendet hatte, ohne zu strafen, so musste er ihnen auch einmal einen Beweis seiner strafenden Gewalt geben. J\u252 ?nger und Juden sollten erfahren, dass er wohl imstande w\u228 ?re, diejenigen, die ihn kreuzigten zu vernichten, dass er es aber nicht tat, weil er sich {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0967.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d967 }}} freiwillig hinopferte. Er wollte aber nicht an Menschen, sondern an einer Pflanze seine Strafgewalt bet\u228 ?tigen. Wenn an Orten oder Pflanzen oder anderen vernunftlosen Wesen etwas Derartiges geschieht, so kl\u252 ?gle nicht; frage nicht: War es recht, dass er den Feigenbaum verdorren machte, da ja die Feigenzeit noch nicht da war? Das w\u228 ?re kindisch, so zu reden. Fasse vielmehr das Wunder ins Auge, bewundere und preise den Wundert\u228 ?ter. \u196 ?hnlich hat man es in Bezug auf die Schweine, die ins Meer st\u252 ?rzten, gemacht und die Frage nach der Berechtigung dieses Vorgehens aufgeworfen. Allein auch in diesem Falle darf man nicht darnach fragen, denn die Schweine sind vernunftlos, wie jener Baum leblos war. Warum wird aber die Sache so dargestellt, als w\u228 ?re der Mangel an Fr\u252 ?chten der Anlass des Fluches gewesen? Weil, wie gesagt, die J\u252 ?nger so dachten. Wenn die Feigenzeit noch nicht da war, so ist die Behauptung einiger, es werde damit auf das Gesetz angespielt, grundlos. Die Frucht des Gesetzes war der Glaube und f\u252 ?r diese Frucht war es damals allerdings schon Zeit, und sie wurde auch tats\u228 ?chlich gezeitigt. \u8222 ?Die Fluren\u8221", sprach er, \u8222 ?sind bereits wei\u223 ? zur Ernte\u8220", und: \u8222 ?Ich habe euch geschickt, um zu ernten, was ihr nicht gearbeitet habt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 4,35 u. 38\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Von all dem findet sich in unserer Stelle keine Andeutung. Der Herr offenbart vielmehr, wie gesagt, seine Strafgewalt. Das geht aus den Worten hervor: \u8222 ?Es war noch nicht die Feigenzeit.\u8220" Somit ersieht man, dass er nicht aus Hunger, sondern vorz\u252 ?glich der J\u252 ?nger wegen zum Baume hintrat; sie waren denn auch sehr erstaunt, obwohl er schon viel gr\u246 ?\u223 ?ere Wunder gewirkt hatte. Diese Art von Wunder war ihnen eben, wie gesagt, noch fremd, weil er in diesem Falle zum ersten Male seine strafende Macht bet\u228 ?tigte. So w\u228 ?hlte er f\u252 ?r dieses Wunder auch gerade das allersaftigste Gew\u228 ?chs, um durch diesen Umstand das Wunder noch auffallender zu machen. Damit du also einsiehst, dass er das Wunder der J\u252 ?nger wegen wirkte, um sie mit Zuversicht zu {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0968.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d968 }}} erf\u252 ?llen, so h\u246 ?re auch die nachfolgenden Worte. Wie lauten sie? Ihr werdet noch gr\u246 ?\u223 ?ere Wunder wirken, wenn ihr nur glaubet und auf das Gebet bauet. Siehst du nun, dass der ganze Vorgang ihretwegen geschehen ist, damit sie vor sp\u228 ?teren Anfeindungen ohne Furcht und Angst sein sollten? Ja, um sie im Gebet und Glauben zu festigen, wiederholt er noch einmal: Nicht nur das werdet ihr tun, sondern ihr werdet auch Berge versetzen und anderes mehr, wenn ihr euer Vertrauen auf den Glauben und das Gebet setzet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die Juden, die in ihrer Anma\u223 ?ung und Aufgeblasenheit seine Lehre zu untergraben suchten, traten nun heran und fragten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.23: \u8222 ?In welcher Machtvollkommenheit tust Du dies?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weil sie an seinen Wundern nichts aussetzen konnten, so kommen sie wieder auf seine Z\u252 ?chtigung der H\u228 ?ndler im Tempel zur\u252 ?ck. Dieselbe Frage sehen wir sie auch bei Johannes aufwerfen, wenn auch nicht mit den gleichen Worten, so doch im gleichen Sinne. Dort sagen sie: \u8222 ?Welches Zeichen weisest Du uns, dieweil Du dieses tust?\u8220" und er erwiderte ihnen: \u8222 ?Brechet diesen Tempel ab, und in drei Tagen werde ich ihn wieder aufrichten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 2,18-19\par} } . In unserem Falle setzt der Herr sie in Verlegenheit. Daraus folgt, dass jene Begebenheit am Anfange seiner Wundert\u228 ?tigkeit, diese am Ende derselben stattfand. Der Sinn ihrer Frage ist der: Nimmst Du den Lehrstuhl ein? Bist Du zum Priester bestellt worden, dass Du Dir eine solche Gewalt herausnimmst? Und doch hatte er nichts getan, was Anma\u223 ?ung verraten h\u228 ?tte, sondern hatte nur f\u252 ?r die Ordnung im Tempel gesorgt. Aber obschon sie ihm nichts vorzuwerfen haben, beklagen sie sich doch dar\u252 ?ber. Als er sie hinausjagte, da hatten sie nichts einzuwenden gewagt wegen seiner Wunder; jetzt, da sie ihn sehen, stellen sie ihn nachtr\u228 ?glich zur Rede. Was antwortet er nun? Um zu zeigen, dass sie bei einigem guten Willen einsehen k\u246 ?nnten, dass er die Macht dazu habe, gibt er ihnen keine unmittelbare Antwort, sondern richtet eine Gegenfrage an sie:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0969.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d969 }}} V.25: \u8222 ?Die Taufe des Johannes, woher war sie? Vom Himmel oder von Menschen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie h\u228 ?ngt das miteinander zusammen? Ganz gut. Denn wenn sie antworteten: Aus dem Himmel, so h\u228 ?tte er ihnen entgegengehalten; Warum habt ihr ihm also nicht geglaubt? Wenn sie n\u228 ?mlich ihm geglaubt h\u228 ?tten, so konnten sie jene Frage nicht stellen, da Johannes von ihm gesagt hatte: \u8222 ?Ich bin nicht wert, die Riemen an seinen Schuhen zu l\u246 ?sen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 3,16\par} } , und: \u8222 ?Siehe das Lamm Gottes, das auf sich nimmt die S\u252 ?nde der Welt\u8220"; \u8222 ?Dieser ist der Sohn Gottes\u8220", und: \u8222 ?Wer von oben herkommt, ist \u252 ?ber allem\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,29 u. 34 und 3,31\par} } ; ebenso: \u8222 ?Seine Wurfschaufel hat er in seiner Hand und wird reinigen seine Tenne\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 3,12\par} } . Wenn sie also dem T\u228 ?ufer geglaubt h\u228 ?tten, dann mussten sie unbedingt wissen, woher er die Gewalt zu solch einem Auftreten hatte. Als sie sodann voll Bosheit erwidern:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: \u8222 ?Wir wissen es nicht\u8220",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 spricht er nicht etwa: Auch ich wei\u223 ? es nicht, sondern:\u8222 ?Auch ich sage es euch nicht.\u8220" H\u228 ?tten sie es wirklich nicht gewusst, so h\u228 ?tte er sie belehren m\u252 ?ssen, da sie aber nur aus Verbissenheit so antworteten, war es ganz am Platze, dass er ihnen keine Aufkl\u228 ?rung gab. Warum entgegneten sie aber nicht, die Taufe des Johannes sei Menschenwerk gewesen? \u8222 ?Sie f\u252 ?rchteten das Volk\u8220", hei\u223 ?t es. Siehst du, wie verkehrt sie sind? Sie verachten Gott und tun alles nur der Menschen wegen. So auch hier; sie achten den Johannes, nicht aus Ehrfurcht gegen seine Person, sondern um der Leute willen; ebenso verweigern sie Christo den Glauben aus R\u252 ?cksicht auf die Menschen. \u220 ?berhaupt, alles B\u246 ?se, das sie taten, hatte seine Quelle in dieser Verkehrtheit. Dann fuhr der Herr fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.28: \u8222 ?Was d\u252 ?nkt euch: Ein Mann hatte zwei S\u246 ?hne. Und er sprach zu dem ersten: Geh heute hin und arbeite in meinem Weinberge!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.29: Der aber antwortete: Ich mag nicht. Sp\u228 ?ter aber reute es ihn und er ging hin.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0970.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d970 }}} V.30:Da trat{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Vater\par} } zu dem andern und sprach gleicherweise. Jener aber antwortete: Ich gehe, Herr! aber er ging nicht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.31: Welcher von den zweien hat den Willen des Vaters getan? Sie sagten: der Erste.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wieder versetzt ihnen der Herr durch das Gleichnis einen Hieb; denn er weist darin auf ihre Undankbarkeit hin und auf die Willigkeit der so sehr verachteten Heiden. Die beiden S\u246 ?hne sind Sinnbilder f\u252 ?r das Verhalten der Heiden und Juden. Erstere hatten keinen Gehorsam gelobt, und hatten von dem Gesetze keine Kunde; sie erwiesen sich aber gehorsam in ihren Werken. Letztere hatten gelobt: \u8222 ?Alles, was der Herr sagt, wollen wir tun und beobachten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 19,8 u. 24,3\par} } ; in ihren Werken hielten sie es aber nicht. Um ihnen nun den Glauben zu benehmen, als werde ihnen das Gesetz etwas n\u252 ?tzen, zeigt er, dass sie durch dasselbe werden verurteilt werden. So spricht sich auch Paulus aus: \u8222 ?Nicht die H\u246 ?rer des Gesetzes sind gerecht bei Gott, sondern die Vollbringer des Gesetzes werden gerechtfertigt werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 2,13\par} } . Um sie nun durch ihren eigenen Mund zu verdammen, veranlasst er sie, sich selbst das Urteil zu sprechen. \u196 ?hnlich macht er es auch in der folgenden Parabel vom Weinstock.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um diese Absicht zu erreichen, legt er die Schuld einer anderen Person zur Last. Da sie n\u228 ?mlich bei offener Darlegung der Sache sich nicht schuldig gegeben h\u228 ?tten, f\u252 ?hrt er sie durch das Gleichnis dahin, wo er sie haben wollte. Nachdem sie aber, ohne zu sehen, worauf er abzielte, ihre Meinung abgegeben hatten, deckt er ihnen den versteckten Sinn auf und spricht:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.31: \u8222 ?Die Z\u246 ?llner und die Buhlerinnen werden vor euch in das Reich Gottes gelangen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.32: Denn es kam Johannes zu euch auf dem Wege der Gerechtigkeit und ihr habt ihm nicht geglaubt; die Z\u246 ?llner aber und die Buhlerinnen haben ihm geglaubt; {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0971.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d971 }}} ihr aber, wiewohl ihr es sahet, wurdet auch sp\u228 ?ter nicht reuigen Sinnes, um ihm zu glauben.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 H\u228 ?tte Jesus von vornherein gesagt: die Buhlerinnen werden euch vorangehen, so h\u228 ?tten sie sich an seiner Rede gesto\u223 ?en; jetzt, nachdem sie selbst ihr Urteil ausgesprochen hatten, erscheint sie milder. Darum f\u252 ?hrt er auch den Grund daf\u252 ?r an. N\u228 ?mlich: \u8222 ?Johannes ist zu euch gekommen\u8220", nicht zu jenen; und was noch mehr ist, er kam \u8222 ?auf dem Wege der Gerechtigkeit\u8220". Auch k\u246 ?nnt ihr ihm nicht vorwerfen, er sei sorglos und unn\u252 ?tz gewesen. Im Gegenteil, sein Leben war tadellos und sein Eifer gro\u223 ?, und doch kehrt ihr euch nicht an ihn. Hierzu kommt noch ein anderer Vorwurf, n\u228 ?mlich dass sogar die Z\u246 ?llner auf ihn h\u246 ?rten, und noch einer, dass ihr nicht einmal daraufhin glaubet. Ihr h\u228 ?ttet schon vor ihnen auf Johannes h\u246 ?ren sollen; dass ihr es nicht einmal nach ihnen tatet, macht eure Schuld vollends unverzeihlich. Wie die Z\u246 ?llner das gr\u246 ?\u223 ?te Lob verdienen, so verdient ihr den \u228 ?rgsten Tadel. Zu euch war er gekommen und ihr habt ihn nicht aufgenommen; jene, zu denen er nicht gekommen war, nahmen ihn auf, und ihr lie\u223 ?t euch nicht einmal durch deren Beispiel belehren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehe, wie mannigfach die r\u252 ?hmlichen Seiten der einen und die tadelnswerten der anderen gezeichnet werden. Zu euch kam er, zu jenen nicht. Ihr glaubtet nicht; jene lie\u223 ?en sich dadurch nicht irre machen. Sie glaubten; ihr zoget daraus keinen Nutzen. In den Worten: \u8222 ?sie werden vorangehen\u8220" ist aber nicht mit ausgedr\u252 ?ckt, dass die Juden wirklich nachfolgen werden, sondern nur, dass sie Aussicht haben zu folgen, wenn sie guten Willens sind. Denn nichts ist so sehr geeignet, die L\u228 ?ssigen anzuspornen, wie die Eifersucht. Darum sagt Christus immer wieder: \u8222 ?Die Ersten werden die Letzten und die Letzten werden die Ersten sein.\u8220" Um sie zum Eifer anzutreiben, erw\u228 ?hnt er die Buhlerinnen und Z\u246 ?llner. Damit sind n\u228 ?mlich die zwei schlimmsten S\u252 ?nden hervorgehoben, die in der ungeordneten Liebe entspringen, die eine aus der zum Fleische, die andere aus der zum Geld. Er zeigt ferner, dass, wer dem Johannes folgt, auch dem Gesetze Gottes gehorcht. Es ist demnach {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0972.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d972 }}} nicht blo\u223 ? eine Gnade, wenn die Buhlerinnen ins Himmelreich eingehen, sondern auch eine Forderung der Gerechtigkeit. Solange sie Buhlerinnen bleiben, d\u252 ?rfen sie ja nicht eintreten, sondern erst wenn sie gehorchen, glauben, sich reinigen und bekehren. Siehst du, wie der Herr in seine Worte Milde und doch wieder Strenge hineinlegte, sowohl durch das Gleichnis, wie auch durch den Hinweis auf die Buhlerinnen? Er sagte nicht gerade heraus: Warum habt ihr dem Johannes nicht geglaubt? Sondern wies, was viel kr\u228 ?ftiger wirkte, vorher auf die Buhlerinnen und Z\u246 ?llner hin, um dann erst durch die zwingende Macht der Tatsachen darzutun, dass sie ganz unverzeihlich handelten, wenn sie sich in allem nur von Menschenr\u252 ?cksicht und eitler Ehre leiten lie\u223 ?en. Zu Christus bekannten sie sich nicht, weil sie bef\u252 ?rchteten, man k\u246 ?nne sie aus den Synagogen ausschlie\u223 ?en, und gegen Johannes getrauten sie sich nicht zu reden, nicht etwa aus Hochsch\u228 ?tzung, sondern ebenfalls wieder aus Furcht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Alles das hielt er ihnen in seinen Reden vor und versetzte ihnen zuletzt einen noch empfindlicheren Schlag, indem er sprach: \u8222 ?Ihr aber, wiewohl ihr es sahet, wurdet auch sp\u228 ?ter nicht reuigen Sinnes um ihm zu glauben.\u8220" Es ist eine S\u252 ?nde, wenn man von vornherein das Gute zur\u252 ?ckweist; noch gr\u246 ?\u223 ?er aber ist die Schuld, wenn man dann nicht in sich geht. Gerade hier ist der Grund der Verkehrtheit so vieler Menschen zu suchen, dass sie so \u252 ?beraus gleichg\u252 ?ltig sind. Auch jetzt mache ich bei manchen diese Wahrnehmung. Es sollte eigentlich niemand so schlecht sein; hat sich aber jemand doch in diesen Abgrund der Verworfenheit gest\u252 ?rzt, so darf er trotzdem an seiner Besserung nicht verzweifeln. Es ist ja nicht so schwer, sich aus der Tiefe der Schlechtigkeit aufzuraffen. Oder habt ihr nichts von jener Buhlerin geh\u246 ?rt, die an Wollust alle \u252 ?bertraf, aber dann auch in der Fr\u246 ?mmigkeit alle weit \u252 ?berragte? Ich meine nicht jenes Weib im Evangelium, sondern die, welche in unserer Zeit lebte, die Tochter der gottlosesten Stadt Ph\u246 ?niziens. Diese Buhlerin {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0973.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d973 }}} lebte einst in unserer Mitte, hatte den ersten Ruf auf der B\u252 ?hne und wurde viel genannt nicht blo\u223 ? in unserer Stadt, sondern sogar in Zilizien und Kappadokien. Gar manchen hatte sie um das Verm\u246 ?gen gebracht, viele Waisen beraubt. Man verleumdete sie oft, als w\u228 ?re sie eine Zauberin, als best\u228 ?nden ihre Netze nicht nur in ihren k\u246 ?rperlichen Reizen, sondern auch in Zauberk\u252 ?nsten. Selbst den Bruder der Kaiserin hatte sie umgarnt, so gro\u223 ?e Anziehungskraft \u252 ?bte sie aus. Aber mit einem Schlage, ich wei\u223 ? nicht, wie es kam, ich wei\u223 ? nur, dass es so kam, mit einem Male fasste sie den Entschluss, sich zu bekehren und ging wirklich in sich, erlangte die Gnade Gottes, verschm\u228 ?hte g\u228 ?nzlich die Wollust von fr\u252 ?her, schleuderte die Schlingen des Teufels weit von sich und eilte dem Himmel zu. War sie vorher das sch\u228 ?ndlichste Weib, das je die B\u252 ?hne betreten, so hat sie es sp\u228 ?ter gar vielen in der Enthaltsamkeit zuvorgetan und den ganzen Rest ihres Lebens im Gewande der Bu\u223 ?e verlebt. Ihretwegen bel\u228 ?stigte man sogar den Statthalter und sandte Soldaten, um sie wieder f\u252 ?r die B\u252 ?hne zu gewinnen. Vergebens; man vermochte sie nicht aus dem Kreise der Jungfrauen zu entf\u252 ?hren, bei denen sie Aufnahme gefunden. Sie empfing die hochheiligen Geheimnisse{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Taufe und Eucharistie\par} } , entfaltete einen dieser Gnade entsprechenden Eifer und beschloss zuletzt ihr Leben, nachdem sie ihre Vergangenheit durch die Gnade abgewaschen und nach der Taufe eine gro\u223 ?e Tugendhaftigkeit an den Tag gelegt hatte. So oft auch ihre ehemaligen Liebhaber kommen mochten, um sie zu besuchen, sie lie\u223 ? sie nicht einmal vor; sie hatte sich selbst eingeschlossen und verbrachte viele Jahre wie in einem Gef\u228 ?ngnisse. So werden die Letzten die Ersten und die Ersten die Letzten sein. In diesem Sinne soll man allezeit seine Seele in Glut erhalten und nichts wird uns hindern, gro\u223 ? und bewundernswert zu werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Darum soll keiner, der ein S\u252 ?ndenleben f\u252 ?hrt, verzagen; keiner, der tugendhaft ist, die H\u228 ?nde in den Scho\u223 ? legen. Dieser soll nicht vertrauensselig sein, denn leicht kann ihn eine Buhlerin \u252 ?berholen; jener hingegen darf nicht verzweifeln, denn er hat es in seiner Hand {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0974.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d974 }}} auch die ersten zu \u252 ?berfl\u252 ?geln. H\u246 ?re nur, was Gott zu Jerusalem spricht: \u8220"Ich sprach, nachdem sie all diese Unzucht getrieben hatte: Kehre zur\u252 ?ck zu mir, und sie ist nicht zur\u252 ?ckgekehrt\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 3,7\par} } . Sobald wir voll Eifer zur Liebe Gottes zur\u252 ?ckkehren, gedenkt Gott nicht mehr des Geschehenen. Er handelt eben nicht wie ein Mensch; er wirft uns, wenn wir uns bekehren, das Vergangene nicht vor und spricht nicht: Warum hast du dich solange ferngehalten? Er ist vielmehr gl\u252 ?cklich, wenn wir zu ihm zur\u252 ?ckkehren, wenn wir uns pflichtschuldig ihm zuwenden. Klammern wir uns nur recht fest an ihn und pr\u228 ?gen wir die Furcht vor ihm tief in unser Herz ein. Derartige Bekehrungen finden sich indessen nicht blo\u223 ? im Neuen Testamente, sondern auch schon im Alten Bunde. Gibt es wohl einen schlechteren Menschen, als Manasses war? Und doch vermochte er, Gott sich gn\u228 ?dig zu stimmen. Gab es je einen gl\u252 ?cklicheren als Salomon? Und doch fiel er, weil er lau wurde. Ja ich kann euch sogar einen Mann als Beisspiel f\u252 ?r beide Tatsachen anf\u252 ?hren, n\u228 ?mlich Salomons Vater, der einmal gut und auch einmal b\u246 ?se war. Gibt es einen Menschen, der gl\u252 ?cklicher h\u228 ?tte sein k\u246 ?nnen, als Judas? Er wurde zum Verr\u228 ?ter. Gibt es einen nichtsw\u252 ?rdigeren als Matth\u228 ?us? Er wurde ein Evangelist. Gibt es einen schlechteren als Paulus? Er wurde zum Apostel. Gibt es einen beneidenswerteren als Simon{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Magus\par} } ? Er wurde der beklagenswerteste von allen. Wie viele Wandlungen dieser Art lassen sich so in Vergangenheit und Gegenwart beobachten!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Darum eben sage ich, der Schauspieler soll nicht verzagen, das Glied der Kirche nicht auf sich selbst vertrauen. Letzterem gelten die Worte: \u8220"Wer vermeint zu stehen, sehe zu, dass er nicht falle\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 10,12\par} } , jenem: \u8220"Soll, wer f\u228 ?llt, nicht wieder aufstehen?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 8,4\par} } und: \u8220"St\u228 ?rket die matten H\u228 ?nde und kr\u228 ?ftigt die schwachen Knie\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 35,3\par} } ; zu den letzeren wird gesagt: \u8220"Wachet\u8221", und zu jenen: {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0975.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d975 }}} \u8220"Wache auf, der du schl\u228 ?fst und erstehe von den Toten\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eph 5,14\par} } . Die Tugendhaften m\u252 ?ssen n\u228 ?mlich h\u252 ?ten, was sie besitzen, die Verirrten sollen werden, was sie nicht sind; jene ihre Gesundheit bewahren, diese von ihrem Leiden sich befreien, denn sie sind krank. Aber, wie viele Kranke gesunden, und wie viele Gesunde erkranken, weil sie nicht acht haben! Zu jenem also sagt der Herr: \u8220"Siehe, du bist gesund geworden, s\u252 ?ndige nicht mehr, damit nicht etwas Schlimmeres dir widerfahre\u8221", zu diesem: \u8220"Willst du gesund werden? Stehe auf, nimm dein Bett und wandle\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 5,14 u. 6,8\par} } . Ja f\u252 ?rwahr, die S\u252 ?nde gleicht einer sehr schweren Wassersucht, und nicht blo\u223 ? einer Wassersucht, sondern noch etwas viel Schlimmerem. Ein S\u252 ?nder ist nicht blo\u223 ? unf\u228 ?hig, gute Werke zu verrichten, er wird auch von vielen \u220 ?beln gequ\u228 ?lt. Aber nichts desto weniger, alle diese \u220 ?bel lassen sich beseitigen, wenn du nur ein wenig guten Willen hast, dich aufzuraffen; und w\u228 ?rest du selbst schon achtunddrei\u223 ?ig Jahre lang siech, niemand hindert dich zu gesunden, wenn du dir nur M\u252 ?he gibst. Auch jetzt noch steht Christus vor dir und spricht: \u8220"Nimm dein Bett\u8221"; du brauchst dich nur zum Aufstehen zu entschlie\u223 ?en. Verzage also nicht! Du hast keinen Menschen? Nun, du hast doch Gott. Du hast niemanden, der dich in den Badeteich bringt? Aber du hast ihn, der ja bewirken kann, dass du den Teich gar nicht n\u246 ?tig hast. Du hast niemanden, der dich hineintaucht? Aber du hast ihn, der dir befiehlt, dein Bett zu nehmen. Du darfst nicht sagen: \u8220"Bis ich komme, steigt ein anderer vor mir hinab\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 5,7\par} } , denn wenn du nur ernstlich willst, so hindert dich niemand, in den Brunnen hinabzusteigen. Die Gnade ist nicht eine Sache, die verausgabt und verbraucht wird, sie ist ein Quell, der unaufh\u246 ?rlich flie\u223 ?t; aus ihrer F\u252 ?lle k\u246 ?nnen wir alle an Leib und Seele geheilt werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lasset uns also auch jetzt noch hinzutreten. Auch Rahab war ja eine Buhlerin und wurde gerettet; der Sch\u228 ?cher war ein M\u246 ?rder und wurde ein B\u252 ?rger des Paradieses. Judas ging zugrunde, trotzdem er in der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0976.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d976 }}} Gesellschaft des Meisters war, der Sch\u228 ?cher dagegen wurde ein J\u252 ?nger, obschon er am Kreuze hing. Das sind die unerforschlichen Wege Gottes. Die Magier fanden Gnade, der Z\u246 ?llner wurde ein Evangelist, der L\u228 ?sterer ein Apostel.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auf solche Beispiele musst du hinblicken, nicht aber verzweifeln, vielmehr stets voll Vertrauen sein und dich selbst aufrichten. Mache dich nur einmal auf den Weg, der zur Bekehrung f\u252 ?hrt und schreite munter darauf vorw\u228 ?rts. Versperre dir nicht das Tor, verlege dir nicht den Zugang. Das gegenw\u228 ?rtige Leben ist kurz, die M\u252 ?he ist gering. Und w\u228 ?re sie auch gro\u223 ?, du d\u252 ?rftest dennoch nicht ermatten. Willst du aber diese sch\u246 ?nste aller Lasten, wie sie die Bekehrung und das Tugendstreben mit sich bringen, nicht auf dich nehmen, so wirst du trotzdem in dieser Welt allerlei M\u252 ?hen ertragen m\u252 ?ssen und in anderer Hinsicht geplagt sein. Wenn es nun weder hier noch dort ohne Anstrengung abgeht, warum wollt ihr nicht diejenige w\u228 ?hlen, welche so reichliche Fr\u252 ?chte und gro\u223 ?en Lohn im Gefolge hat? Nun sind aber die M\u252 ?hen auf beiden Seiten gar nicht einmal gleich. Denn im Weltleben gibt es best\u228 ?ndig Gefahren und gegenseitige Sch\u228 ?digungen, ungewisse Aussichten und zahlreiche Frondienste, Verluste an Geld, an Leib und Seele, und bei all dem, bleibt der Ertrag der Fr\u252 ?chte, wenn \u252 ?berhaupt einer dabei herauskommt, weit hinter der Erwartung zur\u252 ?ck. Denn nicht alle M\u252 ?hen im Weltdienste bringen jedesmal Fr\u252 ?chte; aber selbst wenn sie nicht fehlschlagen, sondern reichlich Ertr\u228 ?gnis abwerfen sollten, so ist es doch nur von kurzer Dauer. Erst wenn du alt geworden bist und die Freude am Genusse nicht mehr recht lebendig ist, bringen dir deine M\u252 ?hen ihre Fr\u252 ?chte. Die m\u252 ?hevolle Arbeit muss man in der Bl\u252 ?te des Lebens verrichten, die Fr\u252 ?chte und der Wohlstand stellen sich erst ein, wenn man alt und schwach geworden und das Empfinden durch die Zeit abgestumpft ist. Wenn aber auch dem nicht so w\u228 ?re, die Erwartung des Todes w\u252 ?rde den Genuss der Lebenslust nicht zulassen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auf religi\u246 ?sem Gebiete steht die Sache ganz anders. W\u228 ?hrend man die M\u252 ?hen leistet, schwindet der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0977.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d977 }}} Leib zwar dahin und stirbt ab, wenn aber der Lohn eingeheimst wird, ist der Leib unversehrt, unsterblich und unverg\u228 ?nglich. Die Anstrengung geht voraus und ist kurz, der Lohn folgt nach und ist ohne Ende, so dass der Genuss von keiner Furcht und Angst vor Unheil begleitet ist, denn dort ist weder Wechsel noch Verlust zu bef\u252 ?rchten, wie hier auf Erden. Sind das also wirklich noch G\u252 ?ter, die so unsicher sind und dabei so kurz w\u228 ?hren, die aus Staub bestehen, dahinwelken, ehe sie noch zutage treten, und so viel M\u252 ?he bereiten, bis man sie besitzt? Gibt es anderseits G\u252 ?ter, die denen gleichkommen, welche nie vergehen, nie altern, deren Besitz keine Anstrengung erfordert, die sogar schon w\u228 ?hrend des Ringens Siegeskr\u228 ?nze mit sich bringen? Wer den irdischen Besitz verachtet, der wird schon hier daf\u252 ?r entlohnt, indem er mit Sorgen, Eifersucht, Betrug, Nachstellungen und Neid verschont bleibt. Wer rein und tugendhaft lebt, wird schon vor seinem Tode gekr\u246 ?nt und lebt in Wonne, da er nichts von Schmach, Spott, Gefahren, Vorw\u252 ?rfen und anderen Widerw\u228 ?rtigkeiten zu leiden hat. Und so tr\u228 ?gt jede einzelne Tugend schon im Diesseits ihren Lohn in sich. So lasset uns denn das B\u246 ?se fliehen und die Tugend erw\u228 ?hlen, damit wir des Lohnes hier und dort teilhaftig werden; dann werden wir hier gl\u252 ?cklich leben und zugleich die Seligkeit im Himmel gewinnen, die wir alle erlangen m\u246 ?gen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem die Ehre und die Macht geb\u252 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Achtundsechzigste Homilie. Kap. XXI, V.33-46.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0978.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d978 }}} V.33: \u8222 ?H\u246 ?ret ein anderes Gleichnis: Es war einmal ein Hausvater, welcher einen Weinberg pflanzte, ihn mit einem Zaune umgab, eine Kelter in ihm grub und einen Turm erbaute; und er vermiete ihn an Landleute und reiste weit fort.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.34: Als aber die Zeit der Fr\u252 ?chte nahte, schickte er seine Knechte, damit die die Fr\u252 ?chte in Empfang n\u228 ?hmen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.35: Und die Landleute ergriffen seine Knechte; den einen peitschten sie, den anderen t\u246 ?teten, einen dritten aber steinigten sie.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.36: Wiederum schickte er andere Knechte, in gr\u246 ?\u223 ?erer Anzahl als die ersten, und jene taten ihnen desgleichen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.37: Zuletzt aber schickte er zu ihnen seinen eigenen Sohn, indem er sagte: Sie werden vielleicht doch Scheu tragen vor meinem Sohne.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.38: Da aber die Landleute den Sohn sahen, sprachen sie unter sich: Das ist der Erbe; wohlan, t\u246 ?ten wir ihn und wir werden sein Erbteil haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.39: Und sie ergriffen ihn und warfen ihn hinaus aus dem Weinberge und t\u246 ?teten ihn.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.40: Wenn nun der Herr des Weinberges kommen wird, was wird er jenen Arbeitern tun? V.41: Und sie sagten zu ihm: Als B\u246 ?se wird er sie b\u246 ?se verderben; und seinen Weinberg wird er anderen Landleuten \u252 ?bergeben, die ihm zur rechten Zeit die Fr\u252 ?chte abliefern werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.42: Da sagte ihnen Jesus: Habt ihr niemals gelesen in den Schriften: Der Stein, welchen die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 117,22\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0979.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d979 }}} Auf viele Dinge spielt der Herr in diesem Gleichnisse an: auf die F\u252 ?rsorge, die Gott den Juden stets hatte angedeihen lassen, auf ihren von jeher mordlustigen Sinn, darauf, dass er auf jede erdenkliche Art f\u252 ?r sie gesorgt hatte, dass er sich nicht von ihnen abwandte, trotzdem sie die Propheten ermordet hatten, ihnen vielmehr sogar seinen Sohn sandte; dass im Neuen Testamente derselbe Gott wie im Alten walte, dass sein Tod gro\u223 ?e Folgen haben, dass sie f\u252 ?r die Kreuzigung und ihre anderen Untaten f\u252 ?rchterlich w\u252 ?rden gestraft, dass die Heiden berufen, die Juden w\u252 ?rden verworfen werden. Durch den Anschluss dieses Gleichnisses an das vorhergehende will er auf die Gr\u246 ?\u223 ?e und v\u246 ?llige Unverzeihlichkeit ihres Verbrechens hinweisen. Wie folgt das daraus? Weil sie trotz der so besonderen F\u252 ?rsorge, die ihnen zugewendet worden war, selbst hinter Buhlerinnen und Z\u246 ?llnern, und zwar gleich um so vieles, zur\u252 ?ckgeblieben waren. Betrachte auf der einen Seite die gro\u223 ?e F\u252 ?rsorglichkeit Gottes, auf der anderen die unbeschreibliche Gleichg\u252 ?ltigkeit der Juden. Was Sache der Arbeiter war, hat er selbst getan: er zog einen Zaun um den Weinberg, bepflanzte ihn und tat, was noch dazu geh\u246 ?rt; nur wenig lie\u223 ? er f\u252 ?r sie zu tun \u252 ?brig, sie hatten nur f\u252 ?r den Besitz zu sorgen und, was sie erhalten, zu bewahren. Nichts hatte er \u252 ?bersehen, alles war im besten Stande. Und trotzdem er sie mit so vielen Wohltaten geradezu \u252 ?bersch\u252 ?ttet hatte, machten sie es sich nicht zunutze. Als er sie aus \u196 ?gypten herausgef\u252 ?hrt hatte, gab er ihnen das Gesetz, gr\u252 ?ndete ihnen eine Stadt, baute einen Tempel und errichtete eine Opferst\u228 ?tte. \u8222 ?Und er zog weit fort\u8220", d.h. er zeigte sich langm\u252 ?tig, lie\u223 ? nicht jedesmal auf ihre Vergehungen unmittelbar die Strafe folgen; unter dem weiten Fortgehen ist n\u228 ?mlich seine gro\u223 ?e Langmut zu verstehen. \u8222 ?Und er sandte seine Knechte\u8220", das sind die Propheten, \u8222 ?um den Ertrag in Empfang zu nehmen\u8220", d.h. ihren Gehorsam, den sie in ihren Werken erweisen sollten. Sie aber handelten b\u246 ?se, nicht blo\u223 ? darin, dass sie nachl\u228 ?ssig waren und keinen Ertrag ablieferten, trotzdem er so gro\u223 ?artig f\u252 ?r sie gesorgt hatte, sondern auch dadurch, dass sie sich an seinen Boten vergriffen. Denn wenn sie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0980.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d980 }}} schon ihrer Pflicht, Fr\u252 ?chte abzuliefern, nicht nachkommen konnten, so durften sie doch wenigstens nicht unwillig und aufgebracht werden, sondern h\u228 ?tten bitten sollen. Allein, sie wurden nicht blo\u223 ? zornig, sondern befleckten obendrein noch ihre H\u228 ?nde mit Bluttaten; sie, die selbst Strafe verdient hatten, ma\u223 ?ten sich ein Strafrecht an. Damit nun sowohl ihre Schlechtigkeit, als auch seine G\u252 ?te klar zutage tr\u228 ?te, sandte Gott noch einmal und dann ein drittes Mal Boten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum schickte er nicht sogleich seinen Sohn? Sie sollten durch ihr Verhalten gegen die ersten Boten zur Einsicht kommen, ihren Groll ablegen und den Sohn bei seiner Ankunft mit Ehrfurcht aufnehmen. Es gibt auch noch andere Gr\u252 ?nde daf\u252 ?r; f\u252 ?r jetzt wollen wir jedoch zum Folgenden \u252 ?bergehen. Was bedeuten die Worte: \u8222 ?Sie werden vielleicht Scheu tragen vor ihm?\u8220" Ferne sei es zu meinen, er habe nicht gewusst, was kommen w\u252 ?rde: er wollte damit nur dartun, wie gro\u223 ? und v\u246 ?llig unentschuldbar ihr Frevel war. Er schickte ihn, wohl wissend, dass sie ihn t\u246 ?ten w\u252 ?rden. Durch die Worte: \u8222 ?Sie werden Scheu haben\u8220", weist er nur auf das hin, was sich geh\u246 ?rt h\u228 ?tte, n\u228 ?mlich, dass sie vor ihm h\u228 ?tten Ehrfurcht haben sollen. Und wenn er anderswo sagt: \u8222 ?Vielleicht dass sie h\u246 ?ren\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ez 2,5\par} } , so hei\u223 ?t auch das nicht, er habe nicht gewusst, was eintreten werde, sondern die Ausdrucksweise \u8222 ?vielleicht\u8220", \u8222 ?sie werden\u8220" ist gew\u228 ?hlt, um nicht den Gedanken aufkommen zu lassen, als sei in der Voraussagung eine N\u246 ?tigung zum Ungehorsam gelegen. So behaupteten n\u228 ?mlich einige in ihrer Albernheit. Wenn sie aber auch gegen die Knechte ungeh\u246 ?rig vorgingen, so h\u228 ?tten sie doch vor der W\u252 ?rde des Sohnes Achtung hegen sollen. Was tun sie aber? Anstatt zu ihm zu eilen und f\u252 ?r ihre Untaten um Verzeihung zu flehen, nehmen sie neuerdings den Kampf auf, h\u228 ?ufen neue Schandtaten auf sich, und suchen ihre fr\u252 ?heren Sch\u228 ?ndlichkeiten durch neue zu verbergen. Auf diesen Umstand weist der Herr hin in den Worten: \u8222 ?Ihr machet das Ma\u223 ? eurer V\u228 ?ter voll\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 23,32\par} } . Fr\u252 ?her hatten ihnen schon die Propheten diesen Vorwurf gemacht: \u8222 ?Eure H\u228 ?nde {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0981.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d981 }}} sind blutbefleckt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 1,15\par} } . \u8222 ?Eine Blutschuld h\u228 ?uft sich auf die andere\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Os 4,2\par} } , \u8222 ?Ihr bauet Sion mit Blutschuld\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mich 3,10\par} } . Aber auch durch sie lie\u223 ?en sie sich nicht zur Umkehr bringen. Sie gaben diese b\u246 ?se Gewohnheit nicht auf, obgleich sie das so wichtige Gebot erhalten hatten: \u8222 ?Du sollst nicht t\u246 ?ten\u8220", und trotzdem ihnen eben darum vieles andere verboten war; sie sollten eben durch eine ganze Reihe von Vorschriften zur Beobachtung dieses Gebotes angeleitet werden. Was sagten sie, als sie den Sohn erblickten? \u8222 ?Kommet, lasset uns ihn t\u246 ?ten.\u8220"Ja, warum? Weshalb? K\u246 ?nnt ihr ihm auch nur den geringsten Vorwurf machen? Etwa, dass er, der Gott war, euch die Ehre erwiesen hat, f\u252 ?r euch Mensch zu werden und so zahllose Wunder zu wirken? Oder dass er euch eure S\u252 ?nden vergeben? Oder dass er euch in das Himmelreich berufen? Siehe also, wie gro\u223 ? ihre Torheit ist, ganz abgesehen von ihrer Gottlosigkeit, und wie auch der Beweggrund zu ihrer Mordtat an Wahnsinn grenzt. \u8222 ?Lasset uns ihn umbringen\u8220",sagen sie, \u8222 ?und sein Erbe wird unser sein\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 20,14\par} } . Und wo planen sie ihn umzubringen? Au\u223 ?erhalb des Weinberges.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie Christus sogar weissagt, an welchem Orte er hingerichtet werden sollte? \u8222 ?Und sie warfen ihn hinaus aus dem Weinberge und t\u246 ?teten ihn\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 20,15\par} } . Lukas erz\u228 ?hlt, dass Christus selbst es ausgesprochen, welche Strafe die Winzer traf, und dass die Juden daraufhin gesagt: \u8222 ?Das sei ferne\u8220", und dass der Herr auch das Schriftzeugnis angef\u252 ?hrt: \u8222 ?Er aber blickte sie an und sprach: Was ist sodann dieses, was geschrieben steht: Der Stein, welchen die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden; jeder, der auf diesen Stein f\u228 ?llt, wird zerschmettert werden, auf wen er aber gefallen sein wird, den wird er zermalmen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 20,16-18\par} } . Matth\u228 ?us {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0982.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d982 }}} berichtet, dass die Juden selbst das Urteil f\u228 ?llten. Darin liegt jedoch kein Widerspruch. Beides trifft n\u228 ?mlich zu: Sie sprachen sich selbst ihr Urteil, und als sie ihrer Worte inne wurden, f\u252 ?gten sie hinzu: \u8222 ?Das sei ferne.\u8220" Der Herr h\u228 ?lt ihnen daher die Propheten entgegen, um sie zu \u252 ?berzeugen, dass alles sicher in Erf\u252 ?llung gehen werde. Die Berufung der Heiden spricht er dagegen nicht so offen aus, um den Juden keinerlei Handhabe zu bieten; er spielt blo\u223 ? darauf an in den Worten: \u8222 ?Er wird seinen Weinberg an andere vermieten.\u8220" Das also war seine Absicht, als er durch ein Gleichnis zu ihnen sprach, sie wollten selbst ihr Urteil aussprechen. \u196 ?hnlich hat es auch David einst gemacht, als er auf Grund des Gleichnisses Nathans das Urteil f\u228 ?llte. Beherzige daher, wie gerecht ihre Verdammnis war, da sie, die die Strafe verdient hatten, sich selber das Urteil sprachen. Ferner sollten sie einsehen, dass nicht blo\u223 ? die Gerechtigkeit ein solches Urteil erheische, sondern auch, dass es der Heilige Geist schon l\u228 ?ngst geweissagt, somit Gott das Urteil schon gef\u228 ?llt hatte. Deshalb f\u252 ?hrte er die Prophetenstellen an und sprach mit eindringlichem Vorwurfe: \u8222 ?Habt ihr niemals gelesen: Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden? Vom Herrn ist dieses geschehen, und es ist wunderbar in unseren Augen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 117,22\par} } . Durch alles das zeigt er ihnen, dass sie selbst infolge ihres Unglaubens verworfen und daf\u252 ?r die Heiden berufen werden sollten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dasselbe hatte er in dem Vorfalle mit dem kanaan\u228 ?ischen Weibe, mit dem Esel{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 beim Einzug in Jerusalem\par} } und sonst noch angedeutet, und jetzt tut er es wieder. Darum setzte er auch hinzu: \u8222 ?Vom Herrn ist dieses geschehen und es ist wunderbar in unseren Augen\u8220", um darauf hinzuweisen, dass trotz des vorherigen gro\u223 ?en Unterschiedes die gl\u228 ?ubig gewordenen Heiden und alle Juden, die ebenfalls gl\u228 ?ubig werden w\u252 ?rden, eine einzige Gemeinde ausmachen w\u252 ?rden. Au\u223 ?erdem sollten sie zur Erkenntnis kommen, dass das gro\u223 ?artige und ungemein auffallende Ereignis, denn es war ja auch ein m\u228 ?chtiges {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0983.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d983 }}} Wunder, Gott nicht missf\u228 ?llig, sondern vielmehr sehr angenehm sei. Daher sagte er: \u8222 ?Vom Herrn ist dieses geschehen.\u8220" Sich selbst bezeichnet er als \u8222 ?Stein\u8220", die Lehrer der Juden als \u8222 ?Bauleute\u8220". So hatte sich schon Ezechiel ausgedr\u252 ?ckt: \u8222 ?Sie bauen eine Mauer, ohne sie mit Lehm zu verbinden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ez 13,10\par} } . Und inwiefern haben sie ihn verworfen? Da sie sprachen:\u8222 ?Dieser ist nicht aus Gott\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 9,16\par} } . \u8222 ?Er verf\u252 ?hrt das Volk\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 7,12\par} } . \u8222 ?Du bist ein Samaritan und hast einen Teufel\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 8,48\par} } . Die folgenden Worte:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.44:\u8222 ?Jeder, der auf diesen Stein f\u228 ?llt, wird zerschmettert werden, und auf wen er f\u228 ?llt, den wird er zermalmen\u8220",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 sollten sie lehren, dass in der Verwerfung nicht ihre einzige Strafe bestehe. Zweifach ist das Unheil, das er erw\u228 ?hnt: erstens, dass sie an ihm Ansto\u223 ? nehmen und sich \u252 ?ber ihn \u228 ?rgern w\u252 ?rden, das besagen die Worte: \u8222 ?Wer auf diesen Stein f\u228 ?llt\u8220"; zweitens ihre Unterjochung, ihr Elend und ihr v\u246 ?lliger Untergang; denn das alles dr\u252 ?ckt der Satz aus: \u8222 ?Den wird er zermalmen.\u8220" \u220 ?berdies liegt in seinen Worten auch ein Hinweis auf seine Auferstehung.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bei Isaias klagt der Herr \u252 ?ber den Weinberg; an unserer Stelle beschuldigt Christus die \u196 ?ltesten des Volkes. Dort steht: \u8222 ?Was ist\u8217's, das ich meinem Weinberge noch h\u228 ?tte tun sollen und habe es nicht getan?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 5,4\par} } , und anderswo: \u8222 ?Was haben eure V\u228 ?ter an mir Unrecht gefunden?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 2,5\par} } , und: \u8222 ?Mein Volk, was hab ich dir getan, oder womit habe ich dich betr\u252 ?bt?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mich 6,3\par} } . Damit wies er auf ihre Undankbarkeit hin und wie sie alle seine Wohltaten nur mit Undank lohnten. In unserem Gleichnisse dr\u252 ?ckt er sich noch sch\u228 ?rfer aus. Er sagt nicht in eigener Person: Was sollte ich noch tun, das ich nicht getan h\u228 ?tte, sondern f\u252 ?hrt sie dazu, dass sie selbst das Urteil {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0984.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d984 }}} aussprechen, er habe nichts unterlassen, und dass sie so sich selbst verdammen. Denn durch ihre Antwort: \u8222 ?Er wird die Elenden elend verderben und seinen Weinberg anderen Winzern vermieten\u8220" sprechen sie sich selbst mit gro\u223 ?em Nachdruck ihr eigenes Urteil. Auch Stephanus machte ihnen dieses zum Vorwurf und das erbitterte sie ja auch so tief, dass ihnen von jeher so viel Sorge zuteil geworden und dass sie dem Wohlt\u228 ?ter mit Undank vergolten hatten. Zugleich liegt hierin ein deutlicher Beweis, dass nicht der Strafende, sondern die Bestraften selbst schuld waren an der \u252 ?ber sie verh\u228 ?ngten Z\u252 ?chtigung. Dasselbe ergibt sich aus unserem Gleichnisse, sowie aus den Weissagungen. Lie\u223 ? er es doch nicht bei dem Gleichnisse allein bewenden, sondern berief sich auch auf zwei Prophezeiungen; die eine stammte von David, die andere von ihm selbst. Was h\u228 ?tten nun die Zuh\u246 ?rer tun sollen? H\u228 ?tten sie nicht ihn anbeten, nicht seine F\u252 ?rsorge von fr\u252 ?her und von jetzt bewundern sollen? Und wenn alles das sie nicht zu bessern vermochte, h\u228 ?tten sie nicht wenigstens aus Furcht vor der Strafe in sich gehen sollen? Aber das war nicht der Fall, sondern\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.45: \u8222 ?Sowie die Hohenpriester und die Pharis\u228 ?er seine Gleichnisse geh\u246 ?rt hatten, erkannten sie, dass er von ihnen rede.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.46: Und obgleich sie suchten, ihn festzunehmen, f\u252 ?rchteten sie die Volksscharen, da diese ihn als Propheten betrachteten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Endlich merkten sie, dass der g\u246 ?ttliche Heiland auf sie anspielte. Einmal, da sie ihn ergreifen wollten, ging er ungesehen mitten durch sie hindurch; ein andermal trat er offen vor sie hin und hielt ihre Leidenschaftlichkeit in Schranken. Das erregte auch Erstaunen, denn man sprach: \u8222 ?Ist das nicht Jesus? Siehe, er redet freim\u252 ?tig und sie sagen ihm nichts\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 7,25-26\par} } . In unserem Falle ist es ihm genug, dass sie durch die Furcht vor der Menge zur\u252 ?ckgehalten werden; er wirkt kein Wunder wie fr\u252 ?her, wo er unsichtbar durch sie hindurchging. Er wollte eben nicht immer \u252 ?bermenschlich handeln, damit {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0985.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d985 }}} man an seine Menschwerdung glaube. Die Juden aber wurden weder durch das Volk, noch durch seine Worte zur Einsicht gebracht; weder das Zeugnis der Propheten, noch ihr eigenes Urteil, noch die Meinung der Leute machte Eindruck auf sie. So sehr waren sie durch ihre Herrschgier, ihren Ehrgeiz und ihre Anh\u228 ?nglichkeit an das Zeitliche verblendet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nichts st\u246 ?\u223 ?t und treibt den Menschen so m\u228 ?chtig in den Abgrund, nichts bringt ihn so leicht um die ewigen G\u252 ?ter, als wenn er sich an die zeitlichen h\u228 ?ngt, wie anderseits auch nichts mehr geeignet ist, ihn in den Genuss beider G\u252 ?ter zu setzen, als wenn er die ewigen allen anderen vorzieht. Sagt ja Christus: \u8222 ?Suchet zuerst das Reich Gottes, und seine Gerechtigkeit und dieses alles wird euch dazugegeben werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,33\par} } . Und w\u252 ?rde auch all dies nicht dazugegeben, so d\u252 ?rfte man doch nicht darnach streben. Nun aber gewinnt man sie obendrein, wenn man die ewigen G\u252 ?ter erlangt, und trotzdem lassen sich manche nicht \u252 ?berzeugen, sondern sind hart wie Stein und jagen schattenhaften Freuden nach. Gibt es denn so viel Angenehmes im irdischen Leben? so viel Erfreuliches? Ich will heute mit besonderem Freimute reden; lasset es euch gefallen, damit ihr einsehet, dass ein scheinbar so beschwerliches und dr\u252 ?ckendes Leben, wie es die M\u246 ?nche und die B\u252 ?\u223 ?er f\u252 ?hren, bei weitem lieblicher und begehrenswerter ist als vermeintlich so angenehme und bequeme. Zeugen f\u252 ?r meine Behauptung seid ihr selbst, da ihr euch oft bei Widerw\u228 ?rtigkeiten und Tr\u252 ?bsalen den Tod w\u252 ?nscht und jene Leute gl\u252 ?cklich preist, die im Gebirge, in H\u246 ?hlen wohnen und ein eheloses Leben fern vom weltlichen Getriebe f\u252 ?hren, w\u228 ?hrend ihr Handwerker oder Soldaten seid oder ohne Arbeit m\u252 ?ssig im Theater oder bei Tanzunterhaltungen euer Leben hinbringt. Mag ein solches Leben scheinbar auch ein Strudel von allen m\u246 ?glichen Vergn\u252 ?gungen und Freuden sein, es bringt doch in sich ungez\u228 ?hlte Bitterkeiten. Wer sich z.B. in eine T\u228 ?nzerin verliebt, hat weit \u228 ?rgere Folterqualen auszustehen, als wer tausendmal {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0986.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d986 }}} ins Feld ziehen oder die Heimat verlassen muss, und ist elender daran als eine belagerte Stadt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Doch wir wollen nicht n\u228 ?her darauf eingehen, das \u252 ?berlassen wir der Erfahrung der hiervon Betroffenen. Wir wollen lieber vom Leben der gro\u223 ?en Menge reden. Da finden wir zwischen ihrem und dem Leben der M\u246 ?nche einen so gro\u223 ?en Unterschied, wie zwischen einem Hafen und einer sturmgepeitschten See. Schon ihre Behausungen sind ein Beweis ihres Gl\u252 ?ckes. Fern von dem L\u228 ?rm der M\u228 ?rkte und St\u228 ?dte haben sie ihren Aufenthalt in den Bergen gew\u228 ?hlt, wo sie vom weltlichen Treiben unber\u252 ?hrt und von den Widerw\u228 ?rtigkeiten der Menschen verschont bleiben; da gibt es keinen irdischen Kummer, kein Weh, keine Sorgen, keine Gefahren, keine Nachstellungen, keinen Neid, keine Eifersucht, keine unerlaubten Liebschaften oder dergleichen. Ihre Sorge gilt nur mehr dem Himmelreich, sie verkehren nur mit den T\u228 ?lern, den Bergesh\u246 ?hen, den Quellen, der Ruhe und dem Frieden und vor allem mit Gott. In ihrer Zelle gibt es keinen L\u228 ?rm, ihre Seele, frei von Leidenschaften und Makeln, ist leicht und empf\u228 ?nglich und reiner als die klarste Luft. Ihre Arbeit ist dieselbe wie die Adams, als er im Anfange, noch vor dem Falle, in Herrlichkeit gekleidet mit Gott innig verkehrte in jenem \u252 ?bergl\u252 ?ckseligen Lande, das er bewohnte. Oder wo sollten unsere M\u246 ?nche schlimmer dran sein als Adam vor der S\u252 ?nde, da er mit der Bebauung des Paradieses betraut war? Er kannte keine weltlichen Sorgen. Sie kennen sie ebenfalls nicht. Er verkehrte reinen Gewissens mit Gott. Sie desgleichen; ja, sie gehen noch weit vertraulicher mit Gott um, weil sie vom Heiligen Geiste mit gr\u246 ?\u223 ?eren Gnaden ausgestattet werden. Ihr solltet es mit eigenen Augen beobachten. Das wollt ihr aber nicht; ihr weilet lieber im Strudel des Marktget\u252 ?mmels. So will ich euch denn wenigstens eine Schilderung davon entwerfen. Da wir aber unm\u246 ?glich ihr ganzes Leben beschreiben k\u246 ?nnen, wollen wir wenigstens einen Teil ihrer Lebensweise herausgreifen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Diese Leuchten der Welt erheben sich mit Sonnenaufgang, ja schon lange vor dem ersten Sonnenstrahle gesund, ausgeruht und munter von ihrem Lager; denn {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0987.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d987 }}} es dr\u252 ?ckt sie weder Leid noch Sorge, weder Kopfschmerz noch Kummer noch der Wust der Gesch\u228 ?fte oder sonst etwas dergleichen; ihr Leben gleicht eher dem der Engel im Himmel. Kaum haben sie heiter und fr\u246 ?hlich ihr Lager verlassen, so bilden sie einen Chor und stimmen mit reinem Gewissen alle zusammen wie aus einem Munde zu Ehren Gottes, des Sch\u246 ?pfers aller Dinge, Hymnen an, zum Preis und Dank f\u252 ?r seine Wohltaten, die sie und ihre Mitmenschen von ihm empfangen. Sehen wir also ganz ab von Adam und fragen wir, wenn es beliebt, welcher Unterschied bestehe zwischen den Engeln und dem Chor dieser M\u228 ?nner, die auf Erden Gott lobpreisen und singen: \u8222 ?Ehre sei Gott in der H\u246 ?he und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 2,24\par} } . Ihre Kleidung steht im Einklang mit ihrer Mannesw\u252 ?rde, sie tragen keine Gew\u228 ?nder wie die Entnervten und Verweichlichten, die lange Kleider nachschleppen, sondern wie jene Engel im Fleische, wie Elias, Elis\u228 ?us, Johannes und die Apostel. Diese Kleider sind teils aus Ziegen, teils aus Kamelhaaren, ja einige begn\u252 ?gen sich mit blo\u223 ?en Fellen, die schon l\u228 ?ngst sch\u228 ?big geworden sind. Wenn sie dann ihre Hymnen gesungen haben, so werfen sie sich auf die Knie und tragen dem Herrn, den sie gepriesen, Bitten vor, wie sie manch anderen gar nicht einmal in den Sinn kommen. Nicht um Dinge dieser Erde bitten sie, davon kommt kein Wort \u252 ?ber ihre Lippen, sondern sie flehen, dass sie einst vertrauensvoll vor dem furchtbaren Gerichte erscheinen d\u252 ?rfen, wenn der eingeborene Sohn Gottes kommen wird zu richten die Lebendigen und Toten; dass zu keinem die entsetzlichen Worte gesprochen werden:\u8222 ?Ich kenne euch nicht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 25,12\par} } ; dass sie reinen Gewissens und reich an guten Werken dieses m\u252 ?hereiche Leben vollenden und bei g\u252 ?nstigem Winde dieses gef\u228 ?hrliche Meer durchfahren k\u246 ?nnen. Das Gebet wird von ihrem Obern, der ihr Vater ist, geleitet. Nach Beendigung ihrer heiligen und andauernden Gebete erheben sie sich beim Aufgang der Sonne, um an ihre Arbeit zu gehen und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0988.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d988 }}} durch sie reiche Mittel zur Unterst\u252 ?tzung der Notleidenden zu erwerben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wo sind nun jene Leute, die sich zu Ch\u246 ?ren des Teufels und zu schamlosen Ges\u228 ?ngen zusammenfinden und die in den Theatern herumliegen? Ich sch\u228 ?me mich, sie zu erw\u228 ?hnen, aber wegen eurer Schwachheit muss ich es tun. Denn Paulus schreibt: \u8222 ?Wie ihr eure Glieder in den Dienst der Unlauterkeit gestellt, so stellt jetzt eure Glieder in den Dienst der Gerechtigkeit zu eurer Heiligung\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 6,19\par} } . Wir wollen also den Chor, der aus Buhldirnen und unz\u252 ?chtigen J\u252 ?nglingen besteht, mit dem Chore jener gl\u252 ?ckseligen M\u228 ?nner vergleichen, soweit die Freude in Betracht kommt, denn um sie handelt es sich, wenn so viele J\u252 ?nglinge leichtsinnig in ihr Netz gehen. Wir werden da einen solchen Abstand finden, wie zwischen den lieblichen Melodien der Engel im Himmel droben und dem Bellen von Hunden und dem Grunzen von Schweinen, die im Miste w\u252 ?hlen. Durch den Mund der einen spricht Christus, durch den der anderen der Teufel. Hier h\u246 ?rt man das widerliche Kreischen der Pfeifen und das Auge wird beleidigt durch den Anblick aufgeblasener Backen und gespannter Muskeln; dort spielt die Gnade des Heiligen Geistes, die sich an Stelle von Fl\u246 ?te, Zither und Pfeife des Mundes der Heiligen bedient.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Allein, wir m\u246 ?gen sagen, was wir wollen, diese Wonnen k\u246 ?nnen wir niemand begreiflich machen, weil die Leute an Erde und Staub haften. K\u246 ?nnte ich doch wenigstens einen von denen, die auf solche Dinge versessen sind, nehmen und hinf\u252 ?hren und ihm den Chor dieser Heiligen zeigen, dann brauchte ich weiter kein Wort zu verlieren. Allein, wenn ich auch zu solchen Erdenmenschen reden muss, ich will doch den Versuch machen, sie wenigstens in etwa durch meine Worte \u252 ?ber Lehm und Kot zu erheben. Im Theater f\u228 ?ngt der Zuh\u246 ?rer alsbald das Feuer einer unerlaubten Liebe; als ob es nicht gen\u252 ?gte, dass die Buhlerin durch ihre Gestalt das Herz entflammt, auch ihre Stimme lockt noch ins {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0989.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d989 }}} Verderben. Bei den M\u246 ?nchen dagegen wird die Seele von all dem augenblicklich gereinigt, auch wenn sie vorher damit behaftet w\u228 ?re. Bei der Schauspielerin \u252 ?bt nicht blo\u223 ? die Stimme, nicht nur die Gestalt, sondern noch mehr die Kleidung auf die Zuschauer einen ber\u252 ?ckenden Reiz aus. Und wenn unter diesen sinnlichen und eitlen Menschen ein Armer ist, so findet er im Schauspiel allen m\u246 ?glichen Anlass zur Unzufriedenheit. Er wird sich sagen: Diese Dirne, dieser Lotterbube lebt in solcher \u220 ?ppigkeit, obwohl sie nur von K\u246 ?chen und Schustern oder gar von Sklaven abstammen; ich hingegen bin frei und stamme von Freien ab, lebe von ehrlicher Arbeit und kann mir nicht einmal im Traume dergleichen vorstellen; so geht er denn fort, den Unmut in seiner Brust. Bei den M\u246 ?nchen kann so etwas nie vorkommen; da findet man das gerade Gegenteil. Denn wenn man sieht, wie die S\u246 ?hne reicher Leute und die Spr\u246 ?sslinge erlauchter Ahnen schlechtere Kleider anhaben als die aller\u228 ?rmsten Bettler und sich noch dar\u252 ?ber freuen, so bedenket, welchen Trost da der Arme mit sich nimmt. Und wenn einer reich ist, geht er wenigstens weiser und gebessert von dannen. Wenn ferner der Arme im Theater sehen muss, wie die Buhlerin in Gold prunkt, w\u228 ?hrend sein Weib nichts dergleichen tragen kann, dann seufzt und klagt er; die Reichen hingegen werden durch solche Schauspiele verf\u252 ?hrt, ihre Frauen zu verachten und geringzusch\u228 ?tzen, denn der Schauspielerin Haltung, Blick, Stimme und Gang, die alle auf Sinnenkitzel berechnet sind, entz\u252 ?ndet sie, so dass sie wie Gefangene nach Hause heimkehren. So erkl\u228 ?rt es sich, woher die Beschimpfungen, die Verunehrungen, die Feindschaften, Zwistigkeiten und Totschl\u228 ?ge kommen, die an der Tagesordnung sind; daher kommt es, dass Leuten, die in solchen Schlingen gefangen liegen, das Leben eine Last, die Ehefrauen zuletzt zuwider, die Kinder gleichg\u252 ?ltig werden, in der Familie alles dar\u252 ?ber und darunter geht und schlie\u223 ?lich sogar das helle Tageslicht ihnen unertr\u228 ?glich ist. Besucht man aber die M\u246 ?nche, so f\u252 ?hlt man keine solche Unlust: das Weib findet vielmehr ihren Mann{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 nach einem solchen Besuche\par} } mild und sanft, jeder unerlaubten Freude {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0990.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d990 }}} abhold und kann mit ihm leichter verkehren als zuvor. So gro\u223 ? die Nachteile sind, die aus dem Theaterbesuche erwachsen, so g\u252 ?nstig sind die Folgen hier. Dort werden aus Schafen W\u246 ?lfe, hier aus W\u246 ?lfen L\u228 ?mmer.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber wir haben da noch gar nicht von den Freuden der M\u246 ?nche gesprochen. Kann es also eine gr\u246 ?\u223 ?ere Wonne geben als ein Leben ohne Aufregung, ohne Seelenschmerz, ohne Kummer und Leid? Gehen wir daher weiter, um den Genuss zu pr\u252 ?fen, den Ges\u228 ?nge und Schauspiele der einen und der anderen gew\u228 ?hren. Da finden wir, dass auf der einen Seite der Genuss bis zum Abend dauert, solange als der Zuschauer im Theater sitzt, dass er aber nachher \u228 ?rger als ein Stachel peinigt. Auf der anderen Seite h\u228 ?lt der Genuss in den Herzen derer, die es erlebt haben, ununterbrochen an, weil sich das \u196 ?u\u223 ?ere der M\u228 ?nner, der Reiz der \u214 ?rtlichkeit, die Freude an ihrem Wandel, die Reinheit ihres Lebens und die Anmut ihres lieblichen geistlichen Gesanges unausl\u246 ?schlich der Seele einpr\u228 ?gt. Wahrlich, wer immer in einem solchen Hafen weilt, meidet das Getriebe der Menge, als w\u228 ?re es ein Unwetter. Aber nicht blo\u223 ? durch Gesang und Gebet, sondern auch durch eifrige Besch\u228 ?ftigung mit der Hl. Schrift bieten sie den Zuschauern ein herzerhebendes Schauspiel. Wenn sie n\u228 ?mlich den Chor verlassen, nimmt der eine den Isaias vor und verkehrt mit ihm, ein anderer unterh\u228 ?lt sich mit den Aposteln, ein dritter befasst sich mit den Werken anderer M\u228 ?nner und denkt nach \u252 ?ber Gott, \u252 ?ber diese Welt, \u252 ?ber die sichtbaren und unsichtbaren Wesen, \u252 ?ber das Sinnliche und Geistige, \u252 ?ber die Nichtigkeit dieses Lebens und \u252 ?ber die Erhabenheit des Jenseits.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die Nahrung, die sie zu sich nehmen, ist ausgezeichnet. Sie essen nicht das gekochte Fleisch von Tieren, sondern genie\u223 ?en das Wort Gottes, das \u252 ?ber Honig und Honigseim geht; ein wunderbarer Honig, weit besser als der, den Johannes in der W\u252 ?ste verzehrte. Nicht von wilden Bienen, die auf die Blumen fliegen, wird dieser Honig gesammelt, nicht von Tau wird er bereitet und in die Waben gebaut, sondern die Gnade des Heiligen Geistes bereitet und baut ihn in der Seele der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0991.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d991 }}} Heiligen wie in Wachs, Waben und Zellen, so dass man ihn nach Belieben jederzeit ungehindert genie\u223 ?en kann. Wie die Bienen um die St\u246 ?cke schw\u228 ?rmen, so befassen sich die M\u246 ?nche mit den hl. B\u252 ?chern und ernten daraus gro\u223 ?e Freuden. Wenn du auch kennen lernen willst, wie es an ihrem Tische zugeht, so gehe hin und du wirst finden, dass sie sich von lauter erhabenen, angenehmen und s\u252 ?\u223 ?en Speisen voll geistlichen Wohlgeruches n\u228 ?hren; ihr Mund vermag kein sch\u228 ?dliches, kein zweideutiges, kein hartes Wort, sondern nur himmlische Reden hervorzubringen. Man w\u252 ?rde nicht fehlgehen, wenn man den Mund der Menge, die sich auf dem Markte dr\u228 ?ngt und sich wie wahnsinnig in die weltlichen Gesch\u228 ?fte st\u252 ?rzt, mit Schmutzkan\u228 ?len, den Mund dieser M\u228 ?nner aber mit Quellen vergliche, die Honig und reines Wasser ergie\u223 ?en. Wer es etwa \u252 ?bernehmen will, dass ich den Mund der gro\u223 ?en Menge als Gosse bezeichne, der wisse, dass ich mich sehr schonend ausgedr\u252 ?ckt habe. Die Hl. Schrift kennt diese Zur\u252 ?ckhaltung nicht, sondern wendet einen viel sch\u228 ?rferen Vergleich an. \u8222 ?Otterngift ist unter ihren Lippen, ein offenes Grab ist ihr Rachen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 13,3\par} } , sagt sie. Das trifft aber bei den M\u246 ?nchen nicht zu, dort atmet alles nur Wohlgeruch.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das alles betrifft nur das Diesseits. Wer aber f\u228 ?nde Worte genug, um ihr Jenseits zu schildern? Welcher Verstand kann es fassen, das engelgleiche Los, die unbeschreibliche Seligkeit, die unausdenkbare Wonne? Vielleicht ist in manchem unter euch auch ein hl. Feuer und Verlangen nach einem solchen Leben erwacht. Was frommt es jedoch, wenn das Feuer nur solange anh\u228 ?lt, als ihr hier seid, wenn aber die Flamme wieder erlischt und die Sehnsucht verraucht, kaum dass ihr euch entfernt habt? Was ist zu tun, um das zu verh\u252 ?ten? Du musst diese engelgleichen M\u228 ?nner besuchen, solange die Liebe noch in dir gl\u252 ?ht, um sich noch mehr zu entfachen. Unsere Worte sind nicht imstande, dich so zu begeistern, wie die Wirklichkeit durch den Augenschein. Sag nicht, ich werde erst mit meinem Weibe reden und vorher meine Gesch\u228 ?fte ordnen. Ein solcher Aufschub ist der Anfang der Lauheit. H\u246 ?re! Es war auch einmal einer, der erst {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0992.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d992 }}} seine Familienangelegenheiten ordnen wollte, aber der Prophet lie\u223 ? es nicht zu{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 3 K\u246 ?n 19,20\par} } . Was sage ich, Gesch\u228 ?fte ordnen? Seinen Vater begraben wollte ein J\u252 ?nger und nicht einmal das gestattete der Herr{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 9,60\par} } . Was kann noch wichtiger erscheinen als dieser Liebesdienst gegen den Vater? Und doch wurde er nicht bewilligt. Warum wohl? Weil der Teufel gar gewaltige Anstrengungen macht, um sich einschmuggeln zu k\u246 ?nnen; wenn er nur ein wenig L\u228 ?ssigkeit und Aufschub erreicht, so bringt er es bald dahin, dass die Tr\u228 ?gheit vollst\u228 ?ndig wird. Darum warnt jemand: \u8222 ?Schiebe nicht auf von Tag zu Tag\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eccl.5,8\par} } . Wenn du es nicht aufschiebst, kannst du das meiste gut machen, dann wird es auch um dein Hauswesen gut bestellt sein; hei\u223 ?t es ja: \u8222 ?Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit und alles andere wird euch dareingegeben werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,33\par} } . Wenn schon wir diejenigen, welche die Sorge um unsere Angelegenheiten ihren eigenen vorziehen, in eine sorgenfreie Lage bringen, wieviel mehr wird Gott so handeln, der sonst schon huldvoll waltet? K\u252 ?mmere dich darum nicht um deine Angelegenheiten, stelle sie Gott anheim. Wenn du dich sorgst, so tust du es, soweit es ein Mensch vermag, wenn Gott sorgt, so tut es eben Gott. Gib also \u252 ?ber dieser Sorge nicht das Wichtigere auf, du bist ja doch nicht imstande, mit deiner Sorge viel auszurichten. Um recht angelegentlich zu sorgen, lege nur alles in Gottes H\u228 ?nde. Wenn du dich aber selbst abm\u252 ?hst mit Hintansetzung der geistlichen Dinge, so wird Gott sich wenig um dich k\u252 ?mmern.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um also deine Angelegenheiten wohl zu leiten und dich aller Sorgen zu entledigen, lass das Weltliche fahren, gib dich dem Geistlichen hin. Auf diese Weise wirst du die Erde und zugleich den Himmel besitzen und die ewigen G\u252 ?ter erlangen durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesu Christi, dem die Ehre und die Macht geb\u252 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Neunundsechzigste Homilie. Kap. XXII, V.1-14.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0993.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d993 }}} V.1: \u8222 ?Und Jesus ergriff das Wort und sprach wiederum in Gleichnissen zu ihnen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: Das Himmelreich gleicht einem K\u246 ?nige, welcher seinem Sohne die Hochzeit bereitete,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: Und er schickte seine Knechte aus, um jene zu rufen, die zur Hochzeit geladen waren, und sie wollten nicht kommen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: Wiederum schickte er andere Knechte und sprach: Saget zu den Eingeladenen: Siehe, mein Fr\u252 ?hmahl habe ich bereitet, meine Ochsen und die Masttiere sind geschlachtet und alles ist bereit, kommet zur Hochzeit.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: Sie aber missachteten es und gingen fort, der eine auf sein Landgut, der andere zu seinem Gesch\u228 ?ft.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: Die \u252 ?brigen aber bem\u228 ?chtigten sich seiner Knechte, misshandelten und t\u246 ?teten sie.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hast du beobachtet, dass zwischen dem Sohne und ebenso zwischen den Knechten in dem vorliegenden Gleichnisse ein Unterschied obwaltet? Hast du bemerkt, dass beide Gleichnisse viel Gemeinschaftliches, aber auch viel Verschiedenes haben. Auch das gegenw\u228 ?rtige zeigt Gottes Langmut und F\u252 ?rsorge, sowie die Undankbarkeit der Juden. Aber es enth\u228 ?lt noch mehr als das vorausgehende. Der Herr weissagt n\u228 ?mlich die Verwerfung der Juden und die Berufung der Heiden; dann muntert er zu einem vollkommenen Leben auf und erkl\u228 ?rt, welch strenge Strafe die Nachl\u228 ?ssigen sich zuziehen. Unser Gleichnis schlie\u223 ?t sich treffend an das vorhergehende an. Dort hatte er gesagt: \u8222 ?Das Reich wird einem Volke gegeben werden, welches die Fr\u252 ?chte desselben zeitigt\u8220"; hier offenbart er, wer dieses Volk sein wird. Au\u223 ?erdem legt er neuerdings dar, wie \u252 ?berschw\u228 ?nglich seine {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0994.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d994 }}} F\u252 ?rsorge f\u252 ?r die Juden gewesen ist. Die vorausgehende Parabel zeigt ihn, wie er sie vor seiner Kreuzigung zu sich ruft, in der vorliegenden, wie er auch noch nach seinem Tode fortf\u228 ?hrt, sie an sich zu ziehen. Die h\u228 ?rteste Strafe h\u228 ?tten sie verdient, und doch ladet er sie noch zur Hochzeit ein und zeichnet sie besonders aus. Siehe, wie dort zuerst die Juden, nicht die Heiden berufen wurden; so auch hier. Aber wie er dort den Weinberg vergab, da sie ihn nicht aufnahmen, sondern ihn sogar bei seiner Ankunft ermordeten, so beruft er auch hier andere, da sie selbst nicht zur Hochzeit kommen mochten. Gibt es wohl eine abscheulichere Undankbarkeit, als dass sie sich weigern, zur Hochzeit zu kommen, zu der sie geladen sind? Wer w\u252 ?rde es auch ablehnen, auf eine solche Hochzeit zu gehen, die Hochzeit eines K\u246 ?nigs, eines K\u246 ?nigs, der seinem Sohne die Hochzeit veranstaltet?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum, fragst du, gebraucht er den Ausdruck \u8222 ?Hochzeit\u8220"? Gott will damit seine Besorgtheit andeuten, sein Verlangen nach uns, den Glanz der Veranstaltungen, will zeigen, dass es dort keinen Kummer, keine Tr\u252 ?bsal gibt, sondern nur lauter geistliche Wonnen. Deshalb nennt Johannes den Herrn einen Br\u228 ?utigam{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 3,29\par} } ; deshalb schreibt Paulus: \u8222 ?Ich habe euch einem Manne verlobt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 11,2\par} } , und an einer anderen Stelle: \u8222 ?Dieses ist ein gro\u223 ?es Geheimnis, n\u228 ?mlich in Christus und in der Kirche\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eph 5,32\par} } . Warum hei\u223 ?t es dann aber, dass die Braut seinem Sohne und nicht ihm selbst angetraut wird? Weil die Braut des Sohnes auch die Braut des Vaters ist. So wird in der Schrift unterschiedslos bald das eine, bald das andere ausgedr\u252 ?ckt, denn in der Wesenheit sind sie einander v\u246 ?llig gleich. Daran schlie\u223 ?t sich die Weissagung von seiner Auferstehung. Denn nachdem er zuvor von seinem Tode gesprochen, erkl\u228 ?rt er jetzt, dass er auch nach seinem Tode Hochzeit h\u228 ?lt und Br\u228 ?utigam ist. Allein die Juden bessern sich trotzdem nicht, sie werden {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0995.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d995 }}} nicht nachgiebiger. Gibt es eine gr\u246 ?\u223 ?ere Schlechtigkeit? Das macht denn auch ihre dritte Schuld aus. Die erste bestand darin, dass sie die Propheten mordeten; die zweite, dass sie den Sohn umbrachten; die dritte, dass sie, obschon nach seinem Tode zur Hochzeit des Ermordeten von dem Gemordeten selbst geladen, nicht erscheinen, sondern vielmehr Ausfl\u252 ?chte suchen: Ochsen, \u196 ?cker und Weiber. Diese Vorw\u228 ?nde scheinen wohl etwas f\u252 ?r sich zu haben. Allein wir sollen doch dabei lernen, das Geistliche h\u246 ?her als alles andere zu sch\u228 ?tzen, m\u246 ?gen es auch sonst notwendige Dinge sein, die uns daran hindern wollen. Auch geschieht die Einladung nicht jetzt erst, sondern ist schon l\u228 ?ngst erfolgt. \u8222 ?Saget den Geladenen\u8220", hei\u223 ?t es, dann wieder: \u8222 ?Rufet die Eingeladenen.\u8220" Dieser Umstand erschwert noch die Schuld der Juden. Wann wurden sie denn geladen? Durch alle ihre Propheten, dann durch Johannes, der alle auf Christum hinwies mit den Worten: \u8222 ?Er muss wachsen, ich hingegen abnehmen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 3,30\par} } . Ferner durch den Sohn selbst: \u8222 ?Kommet zu mit alle, die ihr m\u252 ?hselig und beladen seid, ich will euch erquicken\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 11,28\par} } , sagt er: \u8222 ?Wenn jemand d\u252 ?rstet, so komme er zu mir und trinke\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 7,37\par} } . Er berief sie aber nicht blo\u223 ? durch seine Worte, sondern auch durch seine Werke. Nach seiner Himmelfahrt setzte er die Einladung fort durch Petrus und seine Genossen. So hei\u223 ?t es z.B.: \u8220"Derjenige, welcher wirksam gewesen mit Petrus zum Apostolate der Beschneidung, ist wirksam gewesen auch mit mir unter den Heiden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 2,8\par} } . Da sie der Anblick des Sohnes so ergrimmt hatte, dass sie ihn ermordeten, l\u228 ?sst er sie wieder durch seine Knechte einladen. Und wozu ruft er sie? Etwa zu M\u252 ?hsalen. Arbeiten, Anstrengungen? Keineswegs, sondern zu Freuden. Spricht er doch: \u8222 ?Ochsen und Maultiere sind geschlachtet.\u8220" Siehe, was f\u252 ?r ein Festmahl, welch ein Aufwand!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Allein selbst dadurch lie\u223 ?en sie sich nicht zur Bekehrung bewegen; im Gegenteil, je gr\u246 ?\u223 ?er seine Langmut {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0996.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d996 }}} war, desto \u228 ?rger wurde ihre Verstocktheit. Nicht wirkliche Verhinderung war der Grund, dass sie nicht erschienen, sondern ihre Geringsch\u228 ?tzung. Woher kommt es aber, dass einige eine Heirat, andere einen Ochsenhandel vorsch\u252 ?tzen? Sind das nicht vollg\u252 ?ltige Entschuldigungsgr\u252 ?nde? Mit nichten; denn sobald es sich um Geistliches handelt, gibt es keinen triftigen Verhinderungsgrund. Ich meine, sie haben diese Ausfl\u252 ?chte nur vorgebracht, um ihre Gleichg\u252 ?ltigkeit zu bem\u228 ?nteln. Das Schauderhafte an der Sache ist aber nicht allein ihr Fernbleiben, sondern vielmehr, dass sie ihre Bosheit so weit treiben, die Boten zu misshandeln, zu verh\u246 ?hnen und sogar umzubringen. Hierin handeln sie aber weit verwerflicher als das erste Mal. Die Boten in dem fr\u252 ?heren Gleichnisse waren gekommen, um den Ertrag in den Fr\u252 ?chten einzufordern, deshalb t\u246 ?tete man sie. Im gegenw\u228 ?rtigen Gleichnis kamen sie, um sie zur Hochzeit des Get\u246 ?teten einzuladen; trotzdem werden auch sie ermordet. Gibt es wohl etwas Wahnsinnigeres als das? Darum macht ihnen auch Paulus dies zum Vorwurf, wenn er schreibt: \u8222 ?Den Herrn Jesus Christus haben sie get\u246 ?tet und die Propheten, und uns haben sie verfolgt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Thess 2,15\par} } . Damit sodann die Juden nicht einwenden k\u246 ?nnen: Er ist ein Widersacher Gottes, so h\u246 ?re, mit welchen Worten sie eingeladen werden: Der Vater ist es, der die Hochzeit veranstaltet, er l\u228 ?sst euch einladen. Was geschieht nun daraufhin? Weil sie sich weigerten, zu erscheinen und sogar die Boten umbrachten, so steckt der Herr ihre St\u228 ?dte in Brand und entsendet seine Heere, um sie zu vernichten. In diesen Worten weissagt Christus, was sp\u228 ?ter unter Vespasian tats\u228 ?chlich geschah, sowie auch, dass sie durch ihren Unglauben ihm gegen\u252 ?ber auch den Vater erbittert hatten; darum ist es auch er selbst, der strafend gegen sie einschreitet. Die Belagerung erfolgte daher auch nicht unmittelbar, nachdem sie Christus get\u246 ?tet hatten, sondern erst vierzig Jahre sp\u228 ?ter, als sie auch Stephanus gesteinigt, Jakobus umgebracht, die Apostel misshandelt hatten. Gott offenbarte dadurch seine Langmut. Siehst du also, wie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0997.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d997 }}} ernst seine Drohungen sind, und wie rasch sie sich erf\u252 ?llen? Brachen doch diese Ereignisse herein, als noch Johannes lebte und viele andere, die Christus noch gekannt hatten; sie, die Ohrenzeugen jener Weissagung gewesen waren, sollten Augenzeugen ihrer Erf\u252 ?llung sein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beherzige daher, wie \u252 ?beraus besorgt Gott sich zeigte. Er pflanzte einen Weinberg, er tat alles, was dazu erforderlich war; nach der Ermordung der Knechte sandte er andere; als auch sie umgebracht worden waren, schickte er seinen Sohn, obschon sie dann auch ihn get\u246 ?tet hatten, ladet er sie zur Hochzeit ein; sie wollen nicht kommen. Da sendet er neuerdings seine Knechte; sie schlagen auch diese tot. Jetzt erst vertilgt er die M\u246 ?rder, weil sie eben unverbesserlich waren. Diese Unverbesserlichkeit geht nicht blo\u223 ? aus ihrer Handlungsweise hervor, sondern auch aus der Tatsache, dass sie nicht gl\u228 ?ubig wurden, nachdem doch sogar Buhlerinnen und Z\u246 ?llner glaubten. Es trifft sie somit das Urteil nicht blo\u223 ? ihrer Frevel wegen, sondern auch deshalb, weil sie sich trotz der Bekehrung anderer nicht bekehrten. Es mag vielleicht jemand einwenden, die Heiden seien nicht erst, nachdem die Apostel gegei\u223 ?elt und schm\u228 ?hlich misshandelt worden waren, berufen worden, sondern schon gleich nach der Auferstehung, da der Herr zu den J\u252 ?ngern sprach; \u8222 ?Gehet hin und lehret alle V\u246 ?lker\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 28,19\par} } . Ich entgegne: die J\u252 ?nger predigten sowohl vor seinem Tode am Kreuze als nachher zu allererst den Juden. Fr\u252 ?her hatte er ihnen gesagt: \u8222 ?Gehet hin zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 10,6\par} } ; nach seinem Tode hat er es ihnen nicht untersagt, sondern sogar befohlen, den Juden zu predigen. Wenn er auch gesagt hatte: \u8222 ?Lehret alle V\u246 ?lker\u8220", so gab er ihnen doch, als der in den Himmel auffahren wollte, kund, dass sie erst den Juden predigen sollten. \u8222 ?Ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch herabkommt, und ihr werdet mir Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Jud\u228 ?a und Samaria und bis an die Grenzen der Erde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 1,8\par} } . {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0998.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d998 }}} Desgleichen sagt Paulus: \u8222 ?Derjenige, welcher wirksam gewesen f\u252 ?r Petrus zum Apostolate der Beschneidung, ist auch f\u252 ?r mich wirksam gewesen unter den Heiden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 2,8\par} } . Deshalb wandten sich die Apostel auch zuerst an die Juden und hielten sich lange Zeit in Jerusalem auf; erst als sie von da vertrieben wurden, zerstreuten sie sich unter die Heiden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Daraus kannst du auch erkennen, wie gro\u223 ?m\u252 ?tig der Herr ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: \u8222 ?Wie viele ihr auch finden werdet, ladet sie zur Hochzeit\u8220", sprach er.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Vorerst predigten sie, wie gesagt, den Juden und Heiden und hielten sich zumeist in Jud\u228 ?a auf; die Juden h\u246 ?rten jedoch nicht auf, ihnen Nachstellungen zu bereiten. Vernimm daher, wie Paulus das Gleichnis auslegt: \u8222 ?Zu euch musste das Wort Gottes zuerst geredet werden; doch da ihr es zur\u252 ?cksto\u223 ?et und euch als unw\u252 ?rdig des ewigen Lebens verurteilet, siehe, so wenden wir uns an die Heiden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 13,46\par} } . Daher sagt auch der Herr:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: \u8222 ?Die Hochzeit ist zwar bereit, die Eingeladenen aber waren nicht w\u252 ?rdig.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Freilich hatte er das schon im voraus gewusst, aber er wollte ihnen keinen Vorwand zu unversch\u228 ?mter Gegenrede lassen; so kam er dennoch und sandte vorher Boten an sie; dadurch wurde ihnen jede Ausflucht abgeschnitten und uns eine Lehre gegeben, alles, was an uns liegt, zu tun, selbst wenn kein Erfolg dabei zu gew\u228 ?rtigen ist. Da sie sonach unw\u252 ?rdig waren, sagte der Herr;\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: \u8222 ?Gehet an die Stra\u223 ?enkreuzungen, und wen ihr nur immer finden werdet, ladet sie zur Hochzeit\u8220",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die ersten besten, auch die geringsten. Oft hatte er ja gesagt: \u8222 ?Die Buhlerinnen und Z\u246 ?llner werden das Himmelreich erben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 21,31\par} } , und: \u8222 ?Die Ersten werden die Letzten, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d0999.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d999 }}} die Letzten werden die Ersten sein\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19,30\par} } . Jetzt zeigt er, dass es mit vollem Rechte so geschieht. Das wurmte aber die Juden gar heftig, ja noch viel mehr als die Vernichtung ihres Staates \u228 ?rgerte es sie, sehen zu m\u252 ?ssen, dass die Heiden in das Reich zugelassen wurden und zwar in weit gr\u246 ?\u223 ?erer Zahl als sie selbst. Damit aber auch sie sich nicht auf den Glauben allein verlassen sollten, sprach er zu ihnen vom Gerichte, das \u252 ?ber die b\u246 ?sen Werke gehalten werden wird, um die noch Ungl\u228 ?ubigen zum Glauben, die bereits Gl\u228 ?ubigen zu einem ordentlichen Lebenswandel aufzumuntern. Unter dem Kleide versteht er n\u228 ?mlich ein Leben voll guter Werke. Die Berufung ist ja ein Werk der Gnade. Warum spricht er dann aber mit solcher Sch\u228 ?rfe? Ihre Berufung und Reinigung war allerdings ein freies Geschenk der Gnade, aber dass sie in dem Berufe beharren und das Kleid der Reinheit bewahren, das h\u228 ?ngt vom Eifer der Berufenen ab. Die Berufung gr\u252 ?ndet nicht auf der W\u252 ?rdigkeit, sondern auf der Gnade. Man sollte also der Gnade entsprechen und die erwiesene Ehre nicht mit solcher Schlechtigkeit erwidern.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ja, sagst du, ich habe aber nicht so zahlreiche Gunsterweise empfangen, wie die Juden. Im Gegenteil, du hast noch weit gr\u246 ?\u223 ?ere empfangen. Was ihnen Gott nur im Laufe der Zeit erwiesen, das ist dir ohne irgendein Verdienst auf einmal zuteil geworden. Darum sagt Paulus: \u8222 ?Die Heiden verherrlichen Gott ob seiner Erbarmung\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 15.9\par} } . Was die Juden h\u228 ?tten empfangen sollen, das hast du tats\u228 ?chlich erhalten. Deshalb droht aber auch den Nachl\u228 ?ssigen eine so gro\u223 ?e Strafe. Gleichwie n\u228 ?mlich jene, durch ihre Weigerung zu kommen, ihre Geringsch\u228 ?tzung offenbarten, so machst auch du es, wenn du nach einem verwerflichen Leben stirbst. Denn nach einem unreinen Lebenswandel von hinnen scheiden, hei\u223 ?t: in schmutzigen Kleidern erscheinen. Darum hei\u223 ?t es auch:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: \u8222 ?Er verstummte.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ersiehst du hieraus, dass der K\u246 ?nig trotz der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1000.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1000 }}} Offenkundigkeit der Sache doch nicht eher straft, als bis der S\u252 ?nder selbst sein Urteil gesprochen hat? Eben dadurch, dass er nichts entgegnen konnte, f\u228 ?llte er sein eigenes Urteil. Dann erst wird er der unbeschreiblichen Pein \u252 ?berantwortet. Wenn aber von Finsternis die Rede ist, so darfst du ja nicht glauben, dass in dem Hinauswerfen an den dunklen Ort die einzige Strafe besteht, sondern\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: \u8222 ?Es herrscht dort auch Weinen und Z\u228 ?hneknirschen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Diese Worte lassen auf unertr\u228 ?gliche Qualen schlie\u223 ?en: Vernehmet es nun ihr alle, die ihr in die hl. Geheimnisse eingeweiht und zur Hochzeit erschienen seid, aber doch eure Seele mit h\u228 ?sslichen Werken beschmutzet. Vernehmet es, woher ihr berufen worden seid! Von der Stra\u223 ?e! Was waret ihr? Mit Lahmheit und Blindheit der Seele geschlagen, was viel \u228 ?rger ist als leibliche Verkr\u252 ?ppelung. Achtet doch die G\u252 ?te dessen, der euch berufen; keiner behalte ein schmutziges Kleid an, jeder sei bem\u252 ?ht um ein reines Seelengewand. H\u246 ?ret es, ihr Frauen, h\u246 ?ret es, ihr M\u228 ?nner. Nicht goldgewirkte Kleider, die euch \u228 ?u\u223 ?erlich sch\u246 ?n machen, sind euch vonn\u246 ?ten, sondern Kleider, die euch innerlich schm\u252 ?cken. Solange man jene tr\u228 ?gt, ist es schwer, diese anzulegen. Es ist nicht m\u246 ?glich, zugleich Seele und Leib zu schm\u252 ?cken; es ist nicht m\u246 ?glich, zugleich dem Mammon zu dienen und Christo zu folgen, wie es Pflicht ist. Lasset uns also dieses dr\u252 ?ckende Joch absch\u252 ?tteln. Du w\u252 ?rdest es gewiss nicht ruhig hinnehmen, wenn man in deinem Hause goldene Vorh\u228 ?nge anbr\u228 ?chte und dich halbnackt in Lumpen dasitzen lie\u223 ?e. Aber du selbst handelst so an dir, wenn du die Wohnung deiner Seele, n\u228 ?mlich den Leib, mit allen m\u246 ?glichen Stoffen schm\u252 ?cktest, die Seele dagegen in Lumpen geh\u252 ?llt l\u228 ?ssest. Wei\u223 ?t du nicht, dass man den K\u246 ?nig sch\u246 ?ner schm\u252 ?cken muss als die Stadt? Deshalb werden die H\u228 ?user der Stadt mit Linnen geziert, der K\u246 ?nig mit Purpur und Krone angetan. So sollst auch du es machen. Deinen Leib brauchst du nur in ein einfaches Gewand zu h\u252 ?llen, die Seele aber sollst du in Purpur kleiden, ihr ein Diadem aufdr\u252 ?cken und sie auf einen erhabenen, strahlenden Thron setzen. Du {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1001.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1001 }}} tust aber das Gegenteil; du schm\u252 ?ckst die Stadt pr\u228 ?chtig, den K\u246 ?nig, die Seele, l\u228 ?ssest du gefesselt von den ungez\u252 ?gelten Leidenschaften dahinschleppen. Denkst du nicht daran, dass du zu einer Hochzeit geladen bist, zur Hochzeit bei Gott? K\u252 ?mmert es dich nicht, dass die geladene Seele in goldverbr\u228 ?mte Prachtgew\u228 ?nder gekleidet in das Brautgemach eintreten soll?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Soll ich dir Leute zeigen, die also gekleidet sind, die dieses Hochzeitsgewand wirklich tragen? Erinnere dich an jene heiligm\u228 ?\u223 ?igen M\u228 ?nner, von denen ich neulich vor euch redete, die h\u228 ?rene Gew\u228 ?nder anhaben und die Ein\u246 ?den bewohnen! Diese M\u228 ?nner sind es vor allem, die das genannte Hochzeitskleid tragen. Das geht klar daraus hervor, dass sie Purpurgew\u228 ?nder, die ihnen jemand anb\u246 ?te, nicht annehmen, sondern zur\u252 ?ckweisen w\u252 ?rden; wie ein K\u246 ?nig die Lumpen eines Bettlers, sie man ihm anziehen wollte, zur\u252 ?ckwiese, so lehnen sie den Purpur des K\u246 ?nigs ab. Eine solche Gesinnung beseelt sie aus dem Grunde, weil sie wohl wissen, wie sch\u246 ?n ihre Tracht ist, und darum verschm\u228 ?hen sie den erw\u228 ?hnten Purpur, als w\u228 ?re es nur Spinnengewebe. Das hat sie ihr Bu\u223 ?kleid also gelehrt; denn sie stehen ja in der Tat weit h\u246 ?her und sind besser daran als selbst ein K\u246 ?nig. K\u246 ?nnte man die Pforten ihres Innern erschlie\u223 ?en, einen Blick in ihre Seele werfen und all den Schmuck darin sehen, man w\u252 ?rde zu Boden fallen, weil man den Glanz dieser Sch\u246 ?nheit, die Pracht dieser Gew\u228 ?nder und das Strahlen ihres Innern nicht zu ertragen verm\u246 ?chte. Ich k\u246 ?nnte euch gro\u223 ?e, bewundernswerte Gestalten aus dem Alten Bunde vorf\u252 ?hren. Weil jedoch h\u228 ?rtere Gem\u252 ?ter leichter durch Beispiele, die sie mit eigenen Augen sehen, ergriffen werden, so verweise ich euch zu den H\u252 ?ten jener heiligen M\u228 ?nner. Sie kennen keinen Kummer, sondern haben ihre Gezelte im Himmel aufgeschlagen, leben darunter frei von allen Widerw\u228 ?rtigkeiten des irdischen Daseins; und haben sie mit dem Teufel zu streiten, so k\u228 ?mpfen sie, als g\u228 ?lte es einen Reigentanz. Hierin liegt der Grund, warum sie ihre Zellen fern von den St\u228 ?dten, M\u228 ?rkten und H\u228 ?usern errichtet haben. Wer n\u228 ?mlich Krieg f\u252 ?hrt, kann sich nicht h\u228 ?uslich {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1002.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1002 }}} niederlassen, er kann nur in einer fl\u252 ?chtig angelegten Wohnung vor\u252 ?bergehend leben, um jeden Augenblick zum Aufbruch bereit zu sein. So machen es alle M\u246 ?nche, im Gegensatz zu uns. Wir leben nicht wie in einem Kriegslager, sondern wie in einer friedlichen Stadt. Denn wer w\u252 ?rde je in einem Lager ein Haus mit Grundmauern bauen, da er es doch nach kurzer Frist wieder verlassen muss? Kein Mensch; und wenn es einer t\u228 ?te, so w\u252 ?rde er als Verr\u228 ?ter hingerichtet werden. Wer w\u252 ?rde in einem Feldlager Grundbesitz erwerben und ein Gesch\u228 ?ft einrichten? Niemand, und zwar ganz mit Recht. Denn, wird man ihm sagen, zum Kriegsdienst bist du gekommen, nicht um Handel zu treiben. Warum also um einen Ort sich abm\u252 ?hen, den man bald wieder aufgeben muss? Wenn man in die Heimat zur\u252 ?ckgekehrt ist, mag man dergleichen tun.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So sage auch ich zu dir. Wenn wir in das Reich dort oben gekommen sein werden, dann magst du solche Dinge treiben; dort wird es dich auch gar keine M\u252 ?he kosten, der K\u246 ?nig wird alles f\u252 ?r dich besorgen. Hier auf Erden braucht man blo\u223 ? Gr\u228 ?ben und Schanzen zu ziehen; ein Geb\u228 ?ude ist \u252 ?berfl\u252 ?ssig. Du wei\u223 ?t gewiss, was f\u252 ?r ein Leben die Skythen haben, die in W\u228 ?gen wohnen, und was f\u252 ?r ein Dasein die Nomaden f\u252 ?hren. So sollten auch die Christen leben: Auf Erden wandern, den Teufel bekriegen, seine Gefangenen befreien und von allem Irdischen losgesch\u228 ?lt sein. Wozu, o Mensch, bauest du dir ein Haus und fesselst dich so noch mehr? Warum suchst du nach Sch\u228 ?tzen und forderst so den Kampf gegen dich heraus? Warum errichtest du Mauern und baust dir selbst einen Kerker? Kommt dir aber eine solche Entsagung zu schwer vor, so gehe hin zu den Zellen jener M\u228 ?nner, um dich zu \u252 ?berzeugen, dass es in Wirklichkeit leicht ist. Die M\u246 ?nche haben sich zwar H\u252 ?tten aufgeschlagen; wenn sie dieselben aber verlassen m\u252 ?ssen, so trennen sie sich davon ebenso bereitwillig wie Soldaten, die in Friedenszeit das Lager abbrechen. Ihre Behausungen sind ja auch nur ein Lager, eigentlich aber viel angenehmer. Es ist ein viel lieblicheres Schauspiel, in der Ein\u246 ?de eine Reihe von M\u246 ?nchszellen zu sehen, als ein Soldatenlager, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1003.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1003 }}} wo man Zeltt\u252 ?cher ausspannt, Lanzen mit bunten Wimpeln an der Spitze aufpflanzt und eine Menge Leute sieht mit ehernen Helmen, weithin funkelnden Schilden und eisenstarrendem Panzer, wo das Feldherrnzelt sich erhebt in dem weit ausgedehnten Gefilde, wo man Mahlzeiten bereitet und Fl\u246 ?te bl\u228 ?st. Ein derartiges Schauspiel ist an Reiz nicht zu vergleichen mit demjenigen, wovon ich jetzt spreche. Wenn wir in die Ein\u246 ?de gehen und die Zellen der Streiter Christi beobachten, finden wir keine ausgespannten T\u252 ?cher, keine aufgepflanzten Lanzen, kein goldstrotzendes Feldherrenzelt, sondern es macht den Eindruck, als w\u228 ?ren auf einer weit gr\u246 ?\u223 ?eren, un\u252 ?bersehbaren Fl\u228 ?che zahlreiche Himmel ausgespannt, so neu und \u252 ?berraschend ist der Anblick, der sich dort darbietet. Ihre Behausungen sind in der Tat eine Art Himmel; Engel steigen da zu ihnen hernieder, ja der Herr der Engel selbst. Wenn die Engel Abraham, der Weib und Kind hatte, besuchten, weil sie seine Gastfreundlichkeit kannten, wieviel lieber werden sie dann dort weilen und ihren Reigen auff\u252 ?hren, wo sie eine weit hervorragendere Tugend finden, einen Mann, der sich vom Leibe losgesch\u228 ?lt hat und im Fleische das Fleisch \u252 ?berwindet? An ihrem Tische herrscht keine \u220 ?ppigkeit, alles ist von der M\u228 ?\u223 ?igkeit geregelt. Bei ihnen werden nicht Str\u246 ?me von Blut vergossen, wird nicht Fleisch in St\u252 ?cke zerlegt, da findet man keine Kopfbeschwerden, keine Leckerbissen, keinen widerw\u228 ?rtigen Dunst oder unangenehmen Rauch, kein Herumrennen, Ger\u228 ?usche oder l\u228 ?stiges Schreien, sondern blo\u223 ? durch redliche Arbeit verdientes Brot und Wasser, das in reiner Quelle sprudelt. Wenn sie einmal etwas vornehmer speisen wollen, so besteht der Aufwand in Beeren, die ihnen ebensolche Wonne bereiten, als s\u228 ?\u223 ?en sie an der Tafel des K\u246 ?nigs. Sie kennen auch weder Furcht noch Zittern, kein Beamter schilt, kein Weib zetert, keine Kinder machen Sorgen, niemand l\u228 ?sst sich in ungezogenem Gel\u228 ?chter gehen, niemand wird von Scharen von Schmeichlern zur Aufgeblasenheit verleitet. Es ist eine Tafelrunde von Engeln, an der von solchem Wirrwarr nichts zu finden ist. Als Lager dient ihnen einfach das Gras, wie damals dem Volke, das in der W\u252 ?ste von Christus {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1004.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1004 }}} gespeist wurde. Viele von ihnen schlafen nicht einmal unter einem Dache; das Himmelsgew\u246 ?lbe ist vielmehr ihr Dach, und ihre Lampe der Mond, der kein \u214 ?l und keine Besorgung braucht. Sie allein sind es eigentlich wert, dass er dort oben leuchtet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ein solcher Tisch ist ein wonniger Anblick selbst f\u252 ?r die Engel, die vom Himmel herniederschauen. Freuen sie sich schon \u252 ?ber einen S\u252 ?nder, der Bu\u223 ?e tut, wie gro\u223 ? wird ihre Freude sein an so vielen Gerechten, die mit ihnen wetteifern! Da gibt es keinen Unterschied zwischen Herr und Knecht, alle sind Knechte, alle sind Freie. Glaube nicht etwa, ich spreche in R\u228 ?tseln. Sie sind gegenseitig wirklich sowohl Knechte als auch Herren. Wenn der Abend genaht ist, stellt sich bei ihnen keine Niedergeschlagenheit ein, wie bei so manchen Leuten, welche die Sorgen und Widerw\u228 ?rtigkeiten des Tages \u252 ?berdenken. Sie brauchen nach dem Nachtmahl nicht aus Besorgnis vor Dieben die T\u252 ?re zu verschlie\u223 ?en und Riegel vorzulegen, noch wie so viele andere vor Gefahren sich zu \u228 ?ngstigen, nicht mit dem Lichte behutsam umzugehen, um nicht etwa durch einen Funken das Haus in Brand zu stecken. Einen \u228 ?hnlichen Frieden atmet auch ihre Unterhaltung. Sie schwatzen nicht wie wir \u252 ?ber Dinge, die einen nichts angehen, z.B. der ist Beamter geworden, der ist aus dem Amte entlassen worden, dieser ist gestorben, jener hat eine Erbschaft gemacht und dergleichen mehr. Bei den M\u246 ?nchen drehen sich die Reden wie die Gedanken immer um die Ewigkeit; als wohnten sie schon in einer anderen Welt, als w\u228 ?ren sie in den Himmel versetzt, als lebten sie im Jenseits, so unterhalten sie sich \u252 ?ber die Dinge dort droben, \u252 ?ber den Scho\u223 ? Abrahams, \u252 ?ber die Kronen der Heiligen, \u252 ?ber den seligen Umgang mit Christus; der Verh\u228 ?ltnisse dieser Erde geschieht bei ihnen auch nicht die geringste Erw\u228 ?hnung, dar\u252 ?ber verlieren sie kein Wort. Wie wir es nicht der M\u252 ?he wert finden, von dem Treiben der Ameisen in ihren Bauten und H\u246 ?hlen zu reden, so geben sich auch die M\u246 ?nche nicht mit unserem Tun und Lassen ab, so hat f\u252 ?r sie nur Interesse der himmlische K\u246 ?nig, der Krieg, den wir hier f\u252 ?hren m\u252 ?ssen, die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1005.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1005 }}} Umtriebe des Teufels, die guten Werke, welche die Heiligen verrichtet haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn wir uns nun mit den M\u246 ?nchen vergleichen, inwiefern unterscheiden wir uns da von den Ameisen? Wie diese sind wir nur auf materielle Dinge bedacht; und bliebe es nur bei solchen! Leider sind es aber noch viel schlimmere. Wir denken nicht nur an das Notwendige, sondern auch an \u220 ?berfl\u252 ?ssiges. Was die Ameisen treiben, ist nichts B\u246 ?ses; wir aber sind voll Habsucht, wir treiben es nicht blo\u223 ? wie Ameisen, sondern sogar wie W\u246 ?lfe und Panther und noch \u228 ?rger als sie. Sie folgen ja nur dem Triebe der Natur, w\u228 ?hrend wir von Gott mit Verstand und freier Selbstbestimmung ausgezeichnet wurden, trotzdem sind wir schlimmer als die wilden Tiere. W\u228 ?hrend aber wir schlechter sind als die vernunftlosen Gesch\u246 ?pfe, sind die M\u246 ?nche den Engeln gleich, sind Fremdlinge und Pilger hier auf Erden. Alles bei ihnen steht im Gegensatze zu uns: Kleidung, Nahrung, Wohnung, Schuhwerk, Gespr\u228 ?che. Wenn jemand sie und uns reden h\u246 ?rt, so wird es ihm sonnenklar, dass sie Himmelsb\u252 ?rger sind, wir hingegen nicht einmal verdienen, dass uns die Erde tr\u228 ?gt. Insbesondere wenn ein hochgestellter Mann zu ihnen kommt, zeigt sich die Nichtigkeit alles D\u252 ?nkels. Denn der M\u246 ?nch, der nur das Land bebaut und nichts von allem, weltlichen H\u228 ?ndeln wei\u223 ?, setzt sich auf den Strohsack oder ein verschlissenes Kopfkissen neben den Feldherrn, der sich so viel auf seinen Rang zugute tut. Es gibt eben dort niemanden, der ihm schmeichelt und Weihrauch streut; es geht vielmehr ebenso, wie wenn einer zu einem Goldschmied oder einem Rosenstrauche kommt; ein solcher nimmt etwas vom Glanze des Goldes und dem Dufte der Rosen an. So erhalten auch die Besucher etwas vom Glanze der M\u246 ?nche, indem ihre Einbildung ein wenig gem\u228 ?\u223 ?igt wird. Wie ein kleiner Mensch gro\u223 ? aussieht, wenn er an einem hochgelegenen Orte steht, so erscheinen auch die Menschen, welche jene erhabenen M\u228 ?nner besuchen, gro\u223 ?, solange sie bei ihnen weilen, werden aber wieder klein, sobald sie sich entfernen, weil sie von dieser H\u246 ?he herabsteigen. Bei den M\u246 ?nchen bedeutet weder der K\u246 ?nig noch der Konsul etwas, sondern wie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1006.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1006 }}} wir \u252 ?ber Kinder lachen, wenn sie solche Rollen spielen, so sehen die M\u246 ?nche mit Geringsch\u228 ?tzung auf die Leute, welche ihren Stolz in solche \u196 ?u\u223 ?erlichkeiten setzen. Das geht klar daraus hervor, dass sie selbst ein K\u246 ?nigreich nicht zum Geschenke nehmen w\u252 ?rden, wenn sie es auch in aller Sicherheit innehaben k\u246 ?nnten. Sie weisen es aber nur deshalb zur\u252 ?ck, weil sie es blo\u223 ? f\u252 ?r etwas Zeitliches erachten und in ihrer Hochherzigkeit nach H\u246 ?herem streben. Wie also? Sollen wir nicht in das Lager \u252 ?berlaufen, wo solche Gl\u252 ?ckseligkeit zu finden ist? nicht jenen engelgleichen Leuten uns anschlie\u223 ?en? nicht die reinen Gew\u228 ?nder anlegen, um diese Hochzeit mitzufeiern? Warum wollen wir arm bleiben, weit \u228 ?rmer und elender, als die Bettler auf den Stra\u223 ?en? Wer n\u228 ?mlich durch Ungerechtigkeit reich geworden ist, um den steht es schlimmer als um Bettler, denn besser ist betteln als rauben. Jenes ist verzeihlich, dieses ist strafbar; durch Betteln beleidigt man Gott nicht, durch Rauben frevelt man gegen Gott und die Menschen. Oft hat man \u252 ?berdies vom Raube blo\u223 ? die Lasten, w\u228 ?hrend andere die Vorteile davon ernten. Da wir nun alles das wissen, so lasset uns doch der Habsucht v\u246 ?llig entsagen, daf\u252 ?r um die ewigen G\u252 ?ter uns bem\u252 ?hen und voll Eifer das Himmelreich an uns rei\u223 ?en. Es ist jedoch unm\u246 ?glich, ganz und gar unm\u246 ?glich, dass jemand in dasselbe eingehe, der tr\u228 ?ge und nachl\u228 ?ssig ist. O, m\u246 ?chten doch alle eifrig und wachsam werden, dann werden sie es auch erlangen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht geb\u252 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Siebzigste Homilie. Kap. XXII, V.15-33.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1007.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1007 }}} V.15: \u8222 ?Damals gingen die Pharis\u228 ?er weg und hielten Rat, wie sie ihn in einer Rede fangen k\u246 ?nnten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wann: \u8222 ?damals\u8220"? Zu der Zeit, da die Pharis\u228 ?er ganz besonders h\u228 ?tten zerknirscht sein sollen, da sie Grund gehabt h\u228 ?tten, die Liebe des Herrn zu bewundern und um die Zukunft in Sorge zu sein, weil sie ja aus der Vergangenheit die Lehre f\u252 ?r die Zukunft h\u228 ?tten ziehen und glauben sollen; sprachen doch die Tatsachen f\u252 ?r seine Worte. Sogar Z\u246 ?llner und Buhlerinnen hatten geglaubt, Propheten und Gerechte waren umgebracht worden, da h\u228 ?tten sie nicht der Ank\u252 ?ndigung ihres eigenen Unterganges widersprechen, sondern daran glauben und in sich gehen sollen. Allein ihre Verkehrtheit ist noch nicht abgetan, sie w\u228 ?chst vielmehr und macht immer gr\u246 ?\u223 ?ere Fortschritte. Sie wollten den Herrn ergreifen, trauten sich aber nicht aus Furcht vor dem Volke; daher schlugen sie einen anderen Weg ein, um ihn in die Gefahr zu bringen, dass er sich als Verbrecher am Staate hinstelle\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16: \u8222 ?Sie schickten ihm ihre J\u252 ?nger zu samt den Herodianern und lie\u223 ?en sagen: Meister! wir wissen, dass Du wahrhaft bist und den Weg Gottes in Wahrheit lehrst und um niemand Dich k\u252 ?mmerst; denn du siehst nicht auf das \u196 ?u\u223 ?ere des Menschen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: Gib uns nun Bescheid: Was d\u252 ?nket Dir? Ist es erlaubt, dem Kaiser Steuer zu geben oder nicht?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem der j\u252 ?dische Staat unter die Botm\u228 ?\u223 ?igkeit der R\u246 ?mer geraten war, mussten die Juden Steuer zahlen. Sie hatten es erlebt, dass gerade deswegen in fr\u252 ?heren Zeiten M\u228 ?nner wie Theudes und Judas mit ihren Anh\u228 ?ngern unter der Anklage versuchter Emp\u246 ?rung hingerichtet worden waren, und wollten nun {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1008.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1008 }}} auch den Herrn durch solche Reden in einen \u228 ?hnlichen Verdacht bringen. So schickten sie denn ihre Sch\u252 ?ler und die Parteig\u228 ?nger des Herodes an ihn in der Hoffnung, ihm durch beide Teile eine Doppelgrube zu graben, ihn von allen Seiten zu umgarnen, um ihn, was er auch antworte, zu fangen. Antwortete er im Sinne der Herodianer, so h\u228 ?tten sie ihn angeklagt; antwortete er in ihrem Sinne, so sollten ihn die anderen anschuldigen. Sie wussten eben nicht, dass er bereits die Doppeldrachme bezahlt hatte. Sie hofften also, ihn auf irgendeiner Seite zu fassen, h\u228 ?tten aber doch lieber gehabt, er m\u246 ?chte sich gegen die Herodianer aussprechen. Sie schicken also ihre J\u252 ?nger, um ihn durch deren Anwesenheit dazu zu reizen und h\u228 ?tten ihn dann dem F\u252 ?rsten als einen Emp\u246 ?rer ausgeliefert. Dieselbe Absicht l\u228 ?sst auch Lukas durchblicken, wenn er berichtet, man habe die Frage auch in Gegenwart des Volkes gestellt, offenbar um mehr Zeugen zu haben. Allein es kam ganz anders.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die gro\u223 ?e Zahl der Anwesenden diente nur dazu, die Torheit der Pharis\u228 ?er noch deutlicher ins Licht zu stellen. Auch ihre Schmeichelei und T\u252 ?cke muss auffallen. \u8222 ?Wir wissen\u8220", sagen sie, \u8222 ?dass Du wahrhaft bist.\u8220" Wie k\u246 ?nnt ihr also behaupten, er sei \u8222 ?ein Verf\u252 ?hrer\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 27,63\par} } , \u8222 ?ein Volksaufwiegler\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 7,12\par} } ,\u8222 ?er habe einen Teufel\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 10,20\par} } und sei \u8222 ?nicht von Gott\u8220"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 9,16\par} } . Wie konntet ihr kurz vorher den Beschluss fassen, ihn aus dem Wege zu r\u228 ?umen?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 7,20\par} } . Sie lassen sich eben in allem nur von ihrer Hinterlist leiten. Da sie kurz zuvor auf ihre dreiste Frage: \u8222 ?Woher hast du die Vollmacht, also zu handeln\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 21,23\par} } , keine Antwort erhalten hatten, w\u228 ?hnen sie, ihn durch Schmeichelei einnehmen zu k\u246 ?nnen, dass er sich stolz gegen die bestehenden Gesetze und gegen die herrschende Staatsgewalt ausspreche. Deshalb sprechen sie ihm ihre Anerkennung wegen seiner Wahrhaftigkeit aus und gestehen, freilich ungern und in b\u246 ?ser Absicht, die Wahrheit zu, um dann {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1009.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1009 }}} fortzufahren: \u8222 ?Du k\u252 ?mmerst Dich um niemand.\u8220" Daraus ersiehst du, dass sie ihn offenbar zu Reden veranlassen wollen, die Herodes beleidigen und ihn selbst in den Verdacht br\u228 ?chten, er strebe nach der Herrschaft, weil er gegen die Gesetze auftrete; dann h\u228 ?tte er als Emp\u246 ?rer und Hochverr\u228 ?ter verurteilt werden k\u246 ?nnen. Denn in den Worten: \u8222 ?Du k\u252 ?mmerst Dich um niemand\u8220" und: \u8222 ?Du siehst nicht auf die Person eines Menschen\u8220" spielten sie auf den Kaiser und auf Herodes an. Daran schlie\u223 ?en sie die Frage: \u8222 ?Sage uns also, was d\u252 ?nkt Dir?\u8220" Jetzt ehrt ihr ihn und lasset ihn als Lehrer gelten; als er jedoch von eurem Heile sprach, da habt ihr ihn verachtet und verh\u246 ?hnt. Daher kommt es, dass sie sich einm\u252 ?tig zusammengetan haben. Beachte auch ihre Heimt\u252 ?cke. Sie sagen nicht: Erkl\u228 ?re uns, was gut, was n\u252 ?tzlich, was gesetzlich ist, sondern: \u8222 ?Was d\u252 ?nkt Dir?\u8220" Sie verfolgten eben nur den einen Zweck, ihn zu verraten und mit dem Herrscher zu verfeinden. Auch Markus weist darauf hin und deckt ihre Schurkerei und ihren Mordplan offen auf, wenn er erz\u228 ?hlt, dass sie sagten: \u8222 ?Sollen wir dem Kaiser Steuer zahlen oder nicht?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 12,14\par} } . So schnaubten sie Rache und legten Fallstricke, w\u228 ?hrend sie Anerkennung heuchelten. Was antwortet also der Herr? Er fragt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18: \u8222 ?Was versucht ihr mich, ihr Heuchler?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie scharf er sie tadelt? Nachdem ihre Bosheit den H\u246 ?hepunkt erreicht hatte und offen ans Licht gekommen war, teilt er sch\u228 ?rfere Schl\u228 ?ge aus, verwirrt sie zuerst und zwingt sie zum Schweigen, indem er ihre geheimen Anschl\u228 ?ge aufdeckt und die Absicht, in der sie zu ihm kommen, vor aller Augen ans Licht zieht. Das tat er, um ihre Bosheit zu entlarven und ihnen weitere Versuche, ihm zu schaden, abzuschneiden. Ihre Worte troffen f\u246 ?rmlich vor Freundlichkeit; sie nannten ihn Meister, bezeugten seine Wahrhaftigkeit und Unbestechlichkeit; allein damit konnten sie ihn, der ja Gott war, in keiner Weise t\u228 ?uschen. Daher mussten sie auch zur \u220 ?berzeugung kommen, dass er sie so scharf {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1010.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1010 }}} anlie\u223 ?, nicht weil er etwa ihre Gedanken blo\u223 ? mutma\u223 ?t, sondern weil er sie v\u246 ?llig durchschaute.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er l\u228 ?sst es aber bei diesem Tadel nicht bewenden; es w\u228 ?re allerdings genug gewesen, um ihre b\u246 ?se Absicht zu brandmarken und ihre Bosheit an den Pranger zu stellen; doch blieb er dabei nicht stehen, sondern wies sie noch anderweitig in die Schranken.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19: \u8220"Zeigt mir die Steuerm\u252 ?nze\u8221",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 sagt er. Als man sie ihm zeigte, sprach er wie gew\u246 ?hnlich durch ihren eigenen Mund das Urteil, indem er sie selbst es aussprechen l\u228 ?sst, dass es erlaubt sei, die Steuer zu entrichten. Das war ein gl\u228 ?nzender und herrlicher Sieg. Wenn Jesus hierbei die Gegner fragt, so tut er es nicht, weil er nicht w\u252 ?sste, was sie wollen, sondern um sie durch ihre eigene Antwort zu \u252 ?berf\u252 ?hren. Denn als sie auf die Frage:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: \u8220"Wessen ist dieses Bild?\u8221" erwiderten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: \u8220"Des Kaisers\u8221",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 da sagte er: \u8220"Gebet also dem Kaiser, was des Kaisers ist.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hier ist nicht von einem freiwilligen Geben, sondern von einem schuldigen Entrichten die Rede, weshalb er sich auf das Bild und die Aufschrift beruft. Um sodann ihrem Einwande: Also Menschen willst du uns unterwerfen, zuvorzukommen, setzt er bei: \u8220"und gebet Gott, was Gottes ist\u8221". Denn es ist ganz gut m\u246 ?glich, den Menschen zu leisten, was ihnen geb\u252 ?hrt, und zugleich Gott zu geben, was man ihm schuldet. Daher befiehlt auch Paulus: \u8220"Gebet allen das Geb\u252 ?hrende, wenn Abgabe, Abgabe; wenn Zoll, Zoll; wenn Ehrfurcht, Ehrfurcht\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 13,7\par} } . Wenn es aber hei\u223 ?t: Gib \u8220"dem Kaiser, was des Kaisers ist\u8221", so sei \u252 ?berzeugt, dass nur solche Leistungen gemeint sind, die die Gottesfurcht in keiner Weise beeintr\u228 ?chtigen, sonst w\u228 ?re es nicht des Kaisers, sondern des Teufels Steuer und Zoll.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Als sie seine Worte geh\u246 ?rt hatten, wussten sie keine Antwort und sie staunten \u252 ?ber seine Weisheit. Wahrlich, sie h\u228 ?tten an ihn glauben, ihn bewundern sollen, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1011.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1011 }}} da er ihnen durch die Aufdeckung ihrer geheimen Gedanken und durch die Milde, mit der er sie zum Schweigen brachte, einen Beweis seiner Gottheit gegeben. Glaubten sie aber? Nein, sondern:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.22: \u8220"Sie verlie\u223 ?en ihn und gingen hinweg.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.23: Und nach ihnen kamen die Sadduz\u228 ?er zu ihm.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Welch eine Torheit! Kaum sind die Pharis\u228 ?er mundtot gemacht, so machen sich diese an den Herrn, da sie doch h\u228 ?tten eingesch\u252 ?chtert sein sollen. Aber das ist eben das Eigent\u252 ?mliche an der Keckheit, dass sie unversch\u228 ?mt und frech wird und sich selbst an Unm\u246 ?gliches wagt. Darauf will euch der Evangelist, durch solchen Unverstand verbl\u252 ?fft, hinweisen, wenn er schreibt: \u8220"An jenem Tage kamen sie zu ihm.\u8221" Welcher Tag ist das? Derselbe, an dem er die Bosheit der anderen blo\u223 ?gestellt und gebrandmarkt hatte. Was sind das aber f\u252 ?r Leute, die Sadduz\u228 ?er? Es war eine j\u252 ?dische Sekte, die von der der Pharis\u228 ?er verschieden und viel h\u228 ?sslicher als diese war. Sie lehrten, es gebe keine Auferstehung, keine Engel, keine Seele. Roh wie sie waren, hingen sie auch ausschlie\u223 ?lich am Sinnlichen. Es gab n\u228 ?mlich auch bei den Juden verschiedene Sekten. So sagt Paulus: \u8220"Ich bin Pharis\u228 ?er, geh\u246 ?re zur strengsten Sekte bei uns\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 23,6\par} } . Sie bringen nun das Gespr\u228 ?ch nicht geradewegs auf die Auferstehung, sondern tragen einen erdichteten Fall vor, der meiner Ansicht nach nie vorgekommen ist, nur um den Herrn in Verlegenheit zu setzen. Sie glaubten damit sowohl die Tatsache der Auferstehung, als auch die Art und Weise derselben zu widerlegen. Auch sie wenden sich voll Ergebenheit an ihn und sagen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.24: \u8220"Meister! Es hat Moses gesprochen: Wenn jemand gestorben ist, ohne Kinder zu haben, so solle sein Bruder das Weib desselben heiraten und Nachkommenschaft erwecken seinem Bruder{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dtn 25,5\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.25: Nun waren aber bei uns sieben Br\u252 ?der. Und der erste hatte sich verm\u228 ?hlt und starb, und weil er keine {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1012.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1012 }}} Nachkommenschaft hatte, hinterlie\u223 ? er sein Weib seinem Bruder.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: Gleicherweise der zweite und der dritte bis auf den siebenten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: Zuletzt aber von allen starb auch das Weib. Wem von den sieben wird nun bei der Auferstehung das Weib geh\u246 ?ren?\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte, wie meisterhaft der Herr ihnen antwortet. Obschon eine hinterlistige Absicht sie zu ihm gef\u252 ?hrt hatte, so war doch mehr Unwissenheit der Anlass zu ihrer Frage. Daher schilt er sie auch nicht Heuchler. Denn um sich keiner Zurechtweisung auszusetzen, weil sie den Fall von den sieben M\u228 ?nnern anf\u252 ?hren, schieben sie Moses vor; doch wird die Geschichte, wie schon erw\u228 ?hnt, wohl nur erdichtet sein; denn nachdem die beiden ersten M\u228 ?nner gestorben waren, h\u228 ?tte kaum ein dritter das Weib genommen, und wenn schon ein dritter, so doch kein vierter und f\u252 ?nfter, und wenn auch diese, so ganz bestimmt kein sechster und siebenter; sie h\u228 ?tten sich vielmehr aus Aberglauben von dem Weibe fern gehalten. Die Juden neigten ohne dies dazu. Sind schon in unseren Tagen viele Menschen abergl\u228 ?ubisch, wieviel mehr erst zu jener Zeit. Und abgesehen von diesen Umst\u228 ?nden suchten sie oft dergleichen Ehen auszuweichen, trotz der Verpflichtung des Gesetzes. So kam Ruth, die Moabitin, erst zur Ehe, als ein entfernter Verwandter sie nahm{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ruth 4,110\par} } , und Thamar sah sich aus diesem Grunde gen\u246 ?tigt, sich heimlich vom Schwiegervater Nachkommenschaft zu erwecken{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 38\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie kommt es aber, dass sie nicht blo\u223 ? zwei oder drei, sondern sieben M\u228 ?nner vorgeben? Sie suchen durch diese Unzahl die Auferstehung um so mehr l\u228 ?cherlich zu machen. Deshalb gerade sagen sie:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.28: \u8220"Alle haben sie gehabt\u8221",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 um den Herrn in Verlegenheit zu setzen. Was erwidert nun Christus? Er nimmt in seiner Antwort nicht gegen die Geschichte an sich, sondern gegen ihre Absicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1013.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1013 }}} Stellung und deckt ihre innersten Gedanken auf, indem er sie teils \u246 ?ffentlich brandmarkt, teils deren Verurteilung dem Gewissen der Fragenden anheimstellt. Siehe auch, wie er hier zwei Dinge beweist, erstens, dass es eine Auferstehung gibt, zweitens, dass dieselbe nicht in der Weise stattfindet, wie die Sadduz\u228 ?er sich vorstellten. Wie lauten nun seine Worte?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.29: \u8220"Ihr irret, weil ihr weder die Schriften kennt noch auch die Macht Gottes.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da sie durch die Berufung auf Moses gro\u223 ?e Vertrautheit mit dem Gesetze an den Tag legen wollen, so zeigt Christus zun\u228 ?chst, dass ihre Frage die gr\u246 ?\u223 ?te Unkenntnis des Gesetzes verr\u228 ?t. Sie versuchten ihn ja nur, weil sie im Gesetze so unwissend waren, sowie auch, weil sie Gottes Macht nicht geh\u246 ?rig kannten. Er will gleichsam sagen: Kein Wunder, dass ihr mich versuchet, denn ihr kennt mich nicht, da ihr ja auch die Macht Gottes nicht kennet, trotzdem ihr daf\u252 ?r schon l\u228 ?ngst so handgreifliche Beweise erhalten habt. Weder der gesunde Menschenverstand, noch die Schrift hat euch darauf gef\u252 ?hrt. Schon der gew\u246 ?hnliche Verstand erkennt ja ganz gut, dass Gott alles m\u246 ?glich ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zuerst geht der Herr auf ihre Frage ein. Der Grund, weshalb sie die Auferstehung bestritten, lag daran, dass sie eine falsche Ansicht \u252 ?ber die genauere Art und Weise derselben hatten. Er teilt also zuerst die Ursache der Krankheit{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 daraus war n\u228 ?mlich ihre Krankheit hervorgegangen\par} } , dann erst sie selbst. Er zeigt zuerst wie es um die Auferstehung bestellt sein wird.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.30: \u8222 ?Bei der Auferstehung werden sie weder heiraten noch verheiratet werden, sondern wie Engel Gottes im Himmel werden sie sein.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lukas schreibt: \u8222 ?wie die Kinder Gottes\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 20,36\par} } . Wenn sie also dann nicht heiraten, ist ihre Frage gegenstandslos. Nicht deshalb, weil sie nicht heiraten, sind sie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1014.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1014 }}} Engel, sondern umgekehrt, weil sie Engel sind, heiraten sie nicht. Hiermit stellte er noch vieles andere richtig, was Paulus in einem einzigen Worte andeutet: \u8222 ?Es geht vor\u252 ?ber die Gestalt dieser Welt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 7,31\par} } . In diesen Worten hat er erl\u228 ?utert, wie die Auferstehung sein wird; damit beweist er auch, dass es eine Auferstehung gibt. Obwohl das schon aus seinen Worten mit hervorging, spricht er doch zum \u220 ?berfluss noch eigens davon. Er begn\u252 ?gt sich nicht damit, blo\u223 ? ihre Frage zu beantworten, sondern geht auch auf ihre Absicht ein. Und so verf\u228 ?hrt er jedesmal, wenn eine Frage nicht aus Bosheit, sondern aus Unwissenheit gestellt wurde, und gibt dann eine gr\u252 ?ndliche Aufkl\u228 ?rung; geht die Frage jedoch aus b\u246 ?ser Absicht hervor, so l\u228 ?sst er sich zu gar keiner Antwort herbei. Weil sie Moses ins Feld gef\u252 ?hrt hatten, so schl\u228 ?gt er sie auch durch eine Stelle Moses\u8217' und sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.31: \u8222 ?\u220 ?ber die Auferstehung der Toten aber habt ihr nicht gelesen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.32: Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs; nicht ist er ein Gott der Toten, sondern der Lebendigen?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 6,3\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das soll hei\u223 ?en: nicht derer, die gar nicht sind, oder die einmal gestorben sind, und nicht mehr auferstehen werden. Es hei\u223 ?t nicht: ich war, sondern; \u8222 ?ich bin\u8220", n\u228 ?mlich{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Gott\par} } derer, die sind und leben. So war es auch bei Adam, er starb infolge des Strafurteils, da er von dem Baume a\u223 ?, und blieb doch am Leben; ebenso leben auch diese, trotzdem sie gestorben sind, auf Grund der Verhei\u223 ?ung, dass sie auferstehen werden. Warum sagt aber dann Paulus an einer anderen Stelle: \u8222 ?Damit er \u252 ?ber Tote sowohl als Lebende herrsche\u8220"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 14,9\par} } Das widerstreitet unserer Stelle nicht: Tote hei\u223 ?en n\u228 ?mlich hier diejenigen, die einst leben sollen. Zudem ist ein Unterschied zwischen dem Satze: \u8222 ?Ich bin der Gott Abrahams\u8220" und dem anderen: \u8222 ?um \u252 ?ber Tote und Lebende zu herrschen\u8220"; er kennt n\u228 ?mlich auch einen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1015.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1015 }}} anderen Tod, wenn er z.B. sagt: \u8222 ?Lass die Toten ihre Toten begraben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 8,22 u. Lk 9,60\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.33: \u8222 ?Und die Volksscharen, welche es h\u246 ?rten, verwunderten sich ob seiner Lehre.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nicht aber die Sadduz\u228 ?er, diese zogen sich nach ihrer Niederlage zur\u252 ?ck; nur das unvoreingenommene Volk hatte den Nutzen davon.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da es sich so mit der Auferstehung verh\u228 ?lt, wohlan, so wollen wir uns um jeden Preis bem\u252 ?hen, einen hervorragenden Platz dabei zu erlangen. Und wenn es euch recht ist, will ich euch Leute vor Augen f\u252 ?hren, die sich schon hienieden, also noch vor der Auferstehung eifrig darum bem\u252 ?hten und daf\u252 ?r arbeiteten. Wir brauchen nur wieder in die W\u252 ?ste zu gehen. Ich komme noch einmal auf diesen Gegenstand zur\u252 ?ck, weil ich sehe, dass ihr mit gro\u223 ?er Freude davon reden h\u246 ?rt. Wir wollen also auch heute jene geistlichen Truppen betrachten und sehen, wie sie eine Freude genie\u223 ?en, die frei ist von jeglicher Furcht. Nicht wie Soldaten hierbei brach ich j\u252 ?ngst meine Rede ab mit Lanzen, Schildern und Panzern bewaffnet, haben sie ihr Lager bezogen, und den noch kannst du sehen, dass sie ohne dergleichen Dinge Werke verrichten, wie sie die Soldaten trotz ihrer Waffen nicht vollbringen. Damit du es mit anschauen kannst, so komm, reiche mir deine Hand und wir wollen miteinander in diesen Krieg ziehen, um ihre K\u228 ?mpfe zu betrachten. Diese M\u228 ?nner streiten n\u228 ?mlich Tag f\u252 ?r Tag gegen die Feinde, die Leidenschaften, die uns nachstellen, und schlagen und \u252 ?berwinden sie. Du wirst sehen, dass dieselben zu Boden gerungen sind, so dass sie sich nicht mehr r\u252 ?hren k\u246 ?nnen, wirst finden, dass das Wort des Apostels zur Wahrheit geworden ist: \u8222 ?Die, welche Christi sind, haben ihr Fleisch gekreuzigt zusamt den Leidenschaften und Begierlichkeiten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 5,24\par} } . Siehst du die Menge Leichen, welche durch das Schwert des Geistes gefallen sind? Da gibt es aber auch keine Trunkenheit, keine V\u246 ?llerei. Beweis dessen ist ihr Tisch und das Siegeszeichen, das darauf steht. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1016.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1016 }}} Trunkenheit und V\u246 ?llerei, dieses vielgestaltige, vielk\u246 ?pfige Untier, liegt da tot zu Boden, weil man eben dort nur Wasser trinkt. Die Trunkenheit hat n\u228 ?mlich wie die Szylla und die Hydra in der Sage viele K\u246 ?pfe: Unzucht, Zorn, Tr\u228 ?gheit schie\u223 ?en daraus empor, ebenso die verbotenen Liebschaften. Hier ist aber von all dem keine Spur vorhanden. M\u246 ?gen auch die Heere in tausend Kriegen siegreich bleiben, diesen Feinden unterliegen sie, weder R\u252 ?stung noch Lanzen oder dergleichen kann diesen Feinden gegen\u252 ?ber standhalten; selbst Riesen, Helden, M\u228 ?nner, die unz\u228 ?hlige Gro\u223 ?taten vollbracht haben, werden ohne Bande von Schlaf und Trunkenheit gefesselt; man kann sie daliegen sehen ohne Blut und Wunden, wie Gefallene, ja noch viel elender. W\u228 ?hrend sich jene wenigstens noch regen, sinken diese pl\u246 ?tzlich regungslos nieder. Siehst du nun, dass die M\u246 ?nche ein gewaltigeres und bewunderungsw\u252 ?rdigeres Heer bilden? Die Feinde, \u252 ?ber welche die Soldaten nicht Herr werden, schlagen sie mit der blo\u223 ?en Waffe ihres Willens; so sehr nehmen sie der Mutter aller \u220 ?bel ihre Kraft, dass ihnen diese nicht mehr l\u228 ?stig werden k\u246 ?nnen; ist der Anf\u252 ?hrer erschlagen, ist das Oberhaupt gefallen, dann gibt auch das \u252 ?brige Heer den Kampf auf. Ferner sieht man, dass jeder einzelne von ihnen Sieger wird. Hier geht es eben nicht zu, wie in einem Kriege, wo einer, der einmal schwer getroffen und gefallen ist, niemandem mehr schaden kann, sondern wer diese Bestie nicht niederschmettert und zu Boden wirft, wird vollends von ihr besiegt; daher m\u252 ?ssen alle sie bek\u228 ?mpfen und vernichten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehe, welch ein gl\u228 ?nzender Sieg! Jeder einzelne von ihnen sammelt Lorbeeren, wie sie alle Heere der Welt zusammen nicht zu ernten verm\u246 ?gen. Alle Feinde liegen voller Wunden wirr nebeneinander hingestreckt, alles, was von der Trunkenheit die Waffen entlehnt: ungereimte, t\u246 ?richte Worte, verr\u252 ?ckte Einf\u228 ?lle, freche Aufgeblasenheit. Diese M\u228 ?nner folgen ihrem Herrn nach, von dem die Schrift r\u252 ?hmt: \u8222 ?Aus dem Bache am Wege wird er trinken, darum wird er sein Haupt {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1017.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1017 }}} erheben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 109,7\par} } . Wollt ihr noch eine andere Gruppe gefallener Feinde sehen? Betrachten wir die Begierden, welche in der \u220 ?ppigkeit ihre Wurzel haben, die von den Kunstk\u246 ?chen, den Tafeldeckern, den Zuckerb\u228 ?ckern gen\u228 ?hrt werden. Ich sch\u228 ?me mich, alles aufzuz\u228 ?hlen. Doch muss ich wenigstens noch die Fasanen, die leckeren Br\u252 ?hen, die saftigen und die trockenen Speisen und die betreffenden Kochrezepte erw\u228 ?hnen. Diese Leute machen es geradeso wie die Lenker eines Staates oder die Befehlshaber einer Armee: Sie verordnen und bestimmen das eine f\u252 ?r den ersten, das andere f\u252 ?r den zweiten Gang. Einige setzen zuerst auf Kohlen ger\u246 ?stetes, mit Fischen gef\u252 ?lltes Gefl\u252 ?gel vor, anderen leiten solche unm\u228 ?\u223 ?ige Tafeleien wieder mit anderen Gerichten ein. Ja, es besteht ein f\u246 ?rmlicher Wettstreit \u252 ?ber die Zubereitung, die Reihenfolge und die Menge der Speisen, und man setzt einen gewissen Ehrgeiz in Dinge, derentwegen man sich vor Scham in den Boden verkriechen sollte, die einen darein, dass sie einen halben, andere, dass sie einen ganzen Tag beim Essen sitzen, wieder andere, dass sie auch die Nacht damit verbringen. Unseliger! Beachte doch, wieviel dein Magen vertr\u228 ?gt und sch\u228 ?me dich deines Eifers, mit dem du dich der Unm\u228 ?\u223 ?igkeit hingibst.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nichts von all dem kommt bei jenen engelgleichen M\u228 ?nnern vor; bei ihnen sind alle diese Gel\u252 ?ste ebenfalls ert\u246 ?tet. F\u252 ?r sie sind die Nahrungsmittel nicht da zur Unm\u228 ?\u223 ?igkeit und \u220 ?ppigkeit, sondern zur Befriedigung des Bed\u252 ?rfnisses. Da gibt es keine Vogelsteller und Fischf\u228 ?nger, nur Brot und Wasser findest du. Aufregung, L\u228 ?rm, Unruhe, wie sie bei uns an der Tagesordnung sind, sind dort g\u228 ?nzlich fremd, sowohl in der H\u252 ?tte wie im Leib; sie leben wie in einem ruhigen Hafen, w\u228 ?hrend um uns ein gewaltiger Sturm w\u252 ?tet. \u214 ?ffne nur einmal in Gedanken diesen Schwelgern den Bauch und du wirst eine Menge Unflat sehen, einen Schmutzkanal, ein get\u252 ?nchtes Grab. Von dem, was damit zusammenh\u228 ?ngt, sch\u228 ?me ich mich zu reden, von dem widerlichen Aufsto\u223 ?en, dem Erbrechen, von dem, was oben und unten ausgeworfen wird. Aber gehe nur hin und du wirst {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1018.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1018 }}} sehen, dass alle diese Begierden, sowie die darin wurzelnden Liebschaften ich meine jene, die auf Geschlechtsgenuss zielen bei den M\u246 ?nchen abget\u246 ?tet sind. Da findest du all diese Leidenschaften samt ihren Rossen und Trossbuben niedergerungen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Trossbuben, Waffen, Rosse sind ja die sch\u228 ?ndlichen Bezeichnungen f\u252 ?r die sch\u228 ?ndlichen Taten\par} } . Ross und Reiter und Waffen liegen ruhig da; bei den Schlemmern hingegen liegt die Seele erschlagen am Boden. Allein nicht nur bei Tisch erringen diese Heiligen gl\u228 ?nzende Siege, sondern auch sonst, wo Geld, Ruhm, Eifersucht und andere Seelengebrechen in Betracht kommen. Meinst du nicht auch, dass das ein st\u228 ?rkeres Heer und eine bessere Tafel ist, als bei uns? Wer wollte es leugnen? Niemand, selbst der leidenschaftlichste dieser Genussmenschen nicht. Ihr Tisch f\u252 ?hrt zum Himmel empor, der andere zieht in die H\u246 ?lle hinunter; den einen bereitet der Teufel, den anderen Christus. Bei dem einen herrscht \u220 ?ppigkeit und Unm\u228 ?\u223 ?igkeit, am anderen regiert Enthaltsamkeit und M\u228 ?\u223 ?igkeit; hier ist Christus zu Gaste, dort der Teufel. Denn wo man sich betrinkt, ist der Teufel dabei; wo Zoten, wo V\u246 ?llerei daheim ist, da f\u252 ?hren die b\u246 ?sen Geister ihren Reigen auf. So ging es an der Tafel des Prassers her. Daher konnte er auch nicht einmal ein Tr\u246 ?pflein Wasser erhalten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So etwas kommt bei den M\u246 ?nchen nicht vor, ihr ganzes Streben ist nur auf die Nachahmung der Engel gerichtet. Sie freien nicht, sie heiraten nicht, sie schlafen nicht zu lange, sie fr\u246 ?nen nicht der Schwelgerei; ja, abgesehen von einigen Kleinigkeiten, leben sie, als h\u228 ?tten sie keinen Leib. Wer ist also imstande, seine Feinde so leicht zu besiegen, dass er sogar beim Essen noch Lorbeeren sammelt? Deshalb spricht der Prophet: \u8222 ?Einen Tisch hast Du vor meinem Angesichte bereitet gegen die, so mich bedr\u228 ?ngen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 22,5\par} } . Man wird nicht fehlgehen, wenn man dieses Wort auf eine solche Mahlzeit anwendet. Denn nichts bedr\u228 ?ngt die Seele so sehr wie s\u252 ?ndhafte Begierden, \u220 ?ppigkeit, Trunkenheit und die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1019.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1019 }}} Laster, die darin wurzeln. Wer es schon durchgemacht hat, wird das recht gut verstehen. Wenn du ferner w\u252 ?sstest, woher die Mittel f\u252 ?r die Mahlzeiten der einen und der anderen flie\u223 ?en, so w\u252 ?rdest du erst recht klar den Unterschied zwischen beiden erkennen. Woher die Mittel f\u252 ?r den Tisch der Schwelger kommen? Von ungez\u228 ?hlten Tr\u228 ?nen, von den Betr\u252 ?gereien gegen Witwen, von den Veruntreuungen gegen Waisen. Bei den M\u246 ?nchen kommen sie von der ehrlichen Arbeit. Ihr Tisch gleicht einem sch\u246 ?nen, wohlgestalteten Weibe, das keines fremden Schmuckes bedarf, sondern angeborene Sch\u246 ?nheit besitzt, indes der Tisch der Weltmenschen gleich einer h\u228 ?sslichen, missgestalteten Buhlerin ist, die sich stark schminkt, ohne jedoch ihre H\u228 ?sslichkeit ganz verbergen zu k\u246 ?nnen, ja, sie nur um so mehr verr\u228 ?t, je n\u228 ?her man ihr kommt. So tritt auch die H\u228 ?sslichkeit eines solchen Tisches zutage, je vertrauter man damit wird. Du musst dir nur die Tischg\u228 ?ste einmal ansehen, nicht, wenn sie sich zu Tische setzen, sondern wenn sie ihn verlassen, dann wirst du seine H\u228 ?sslichkeit gewiss einsehen. Der Tisch der M\u246 ?nche ist vornehm und vertr\u228 ?gt darum keine sch\u228 ?ndlichen Reden; der Tisch der Schwelger ist gemein und unanst\u228 ?ndig wie eine Buhlerin. Dort geht man auf den Nutzen des Gastes, hier auf sein Verderben aus; dort duldet man keine Beleidigung Gottes, hier ist man nicht einmal zufrieden, wenn Gott nicht beleidigt wird.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lasset uns demnach zu den M\u246 ?nchen gehen! Da werden wir inne werden, in wie viele Bande wir verstrickt sind, da werden wir erfahren, wie man sich einen Tisch reich an Gen\u252 ?ssen bereiten kann, voll S\u252 ?\u223 ?igkeit, ohne gro\u223 ?e Unkosten und Sorgen, bei dem die Eifersucht, der Neid, die Leidenschaft keinen Platz finden, wo man beseligende Hoffnung und viele Siege erntet. Da gibt es keine Unruhe der Seele, keinen Tr\u252 ?bsinn, keinen Zorn; alles atmet Ruhe und Frieden. Man wende dagegen nicht ein, dass in den H\u228 ?usern der Reichen doch auch die Dienerschaft schweigt; ich rede vom L\u228 ?rm der Speisenden, und zwar nicht von jenem, den sie untereinander machen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 obgleich auch dieser sehr ver\u228 ?chtlich ist\par} } , sondern von dem L\u228 ?rm in ihrem Innern, in der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1020.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1020 }}} Seele, der einen gar m\u228 ?chtig fesselt, von dem Tumult in den Gedanken, dem Sturme, der Finsternis, dem Unwetter, wodurch alles durcheinander ger\u228 ?t und auf den Kopf gestellt wird, als f\u228 ?nde ein n\u228 ?chtlicher Kampf statt. Nichts von all dem kommt bei den M\u246 ?nchen vor; dort herrscht vielmehr die gr\u246 ?\u223 ?te Ruhe, die tiefste Stille. Auf die Mahlzeit der Weltmenschen folgt ein todes\u228 ?hnlicher Schlaf; bei den M\u246 ?nchen N\u252 ?chternheit und Wachsamkeit; dort ist Strafe die Folge, hier das Himmelreich und unvergleichlicher Lohn. Ahmen wir darum das Leben der M\u246 ?nche nach, damit wir auch die Fr\u252 ?chte davon ernten, die uns allen zuteil werden m\u246 ?gen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht sei in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Einundsiebzigste Homilie. Kap. XXII, V.34-46.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.34: \u8222 ?Als aber die Phais\u228 ?er h\u246 ?rten, dass er die Sadduz\u228 ?er zum Schweigen gebracht h\u228 ?tte, fanden sie sich alle zusammen ein,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.35: und es befragte ihn einer aus ihnen, ein Gesetzeslehrer, um ihn zu versuchen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.36: Meister, welches ist das gro\u223 ?e Gebot im Gesetze?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um ihre Frechheit ins rechte Licht zu stellen, gibt der Evangelist wieder den Grund an, warum die Pharis\u228 ?er h\u228 ?tten schweigen sollen. Und welchen? Weil sie neuerdings einen Angriff auf den g\u246 ?ttlichen Heiland machen, obschon er die Sadduz\u228 ?er zum Schweigen gebracht hatte. Nach dem Vorgefallenen h\u228 ?tten sie still bleiben sollen; allein sie gehen abermals zum Angriff \u252 ?ber und schieben einen Gesetzeslehrer vor, nicht etwa, damit er sich belehren lasse, sondern um den Herrn zu versuchen. Ihre Frage lautet: \u8222 ?Welches ist das erste {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1021.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1021 }}} Gebot im Gesetze?\u8220" Das erste Gebot war n\u228 ?mlich: \u8222 ?Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben.\u8220" So werfen sie diese Frage nur auf in der Erwartung, er werde, da er sich f\u252 ?r Gott ausgebe, es zu verbessern suchen; denn dadurch h\u228 ?tte er ihnen eine Handhabe gegen sich geboten. Was antwortet nun Christus? Er zeigt ihnen, dass sie auf diese Frage gekommen seien, weil sie keine Liebe bes\u228 ?\u223 ?en, vor Neid vergingen und in Eifersucht befangen w\u228 ?ren. Darum sagt er:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.37: \u8222 ?Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.38: Das ist das erste und das gro\u223 ?e Gebot.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.39: Ein zweites aber ist diesem gleich: Du sollst deinen N\u228 ?chsten lieben wie dich selbst.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum sagt er: \u8222 ?ist diesem gleich\u8220"? Weil das zweite Gebot dem ersten den Weg bereitet und von diesem wieder gest\u252 ?tzt wird. Denn: \u8222 ?Jeder, der Schlimmes ver\u252 ?bt, hasset das Licht und kommt nicht an das Licht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 3,20\par} } , und: \u8222 ?Der Tor spricht in seinem Herzen: Es gibt keinen Gott\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 13,1 u. 52,1\par} } . Was ergibt sich daraus? \u8222 ?Verderbt und abscheulich sind sie geworden in ihren Missetaten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 13,2\par} } , und: \u8222 ?Eine Wurzel aller \u220 ?bel ist die Habsucht, welcher nachjagend etliche abgeirrt sind von dem Glauben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Tim 6,10\par} } ; endlich: \u8222 ?Wenn jemand mich liebt, wird er meine Gebote halten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 14,13 u. 23\par} } . Der Angelpunkt seiner Gebote ist eben: \u8222 ?Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben und deinen N\u228 ?chsten wie dich selbst.\u8220" Demnach ist die Liebe zu Gott so viel wie die Liebe zum Nebenmenschen nach seinen Worten: \u8222 ?Liebst du mich, Petrus, so weide meine L\u228 ?mmer\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 21,17\par} } , die N\u228 ?chstenliebe besteht aber in der Beobachtung der Gebote. Somit ist es ganz richtig, wenn er sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.40: \u8222 ?In diesen zwei Geboten h\u228 ?ngt das ganze Gesetz und die Propheten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Christus verf\u228 ?hrt hier ebenso, wie kurz vorher, als {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1022.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1022 }}} man ihn \u252 ?ber die Art und Weise der Auferstehung befragte. Da war er in seiner Belehrung noch \u252 ?ber ihre Frage hinausgegangen und hatte gezeigt, dass es eine Auferstehung gebe. In unserem Falle hatte man ihn nur um das gr\u246 ?\u223 ?te Gebot gefragt; er erkl\u228 ?rt ihnen aber auch das zweite, das dem ersten sehr nahesteht{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 es ist zwar das zweite, aber dem ersten \u228 ?hnlich\par} } . So l\u228 ?sst er durchblicken, wie sie zu der Frage kamen, n\u228 ?mlich dass sie aus Geh\u228 ?ssigkeit fragten; denn \u8222 ?die Liebe ist nicht eifers\u252 ?chtig\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 13,4\par} } . Zugleich beweist er damit auch, dass er mit dem Gesetze und den Propheten ganz in Einklange stehe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie erkl\u228 ?rt es sich aber, dass Matth\u228 ?us berichtet, der Mann habe gefragt in der Absicht, den Herrn zu versuchen, w\u228 ?hrend Markus erz\u228 ?hlt: \u8222 ?Jesus, welcher gesehen, dass er verst\u228 ?ndig geantwortet, sprach zu ihm: Du bist nicht fern von dem Reiche Gottes\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 12,34\par} } . Darin liegt gar kein Widerspruch; die beiden Evangelisten stimmen ganz gut miteinander \u252 ?berein. Anfangs stellte der Pharis\u228 ?er die Frage, allerdings um ihn zu versuchen, sch\u246 ?pfte jedoch aus der Antwort Nutzen und daf\u252 ?r spendete ihm der Herr Lob. Nicht gleich anfangs lobte er ihn, sondern erst, als er die N\u228 ?chstenliebe \u252 ?ber die Opfer gestellt hatte, da sprach er: \u8222 ?Du bist nicht ferne vom Reiche Gottes\u8220", weil er n\u228 ?mlich die Nichtigkeiten aufgab und den ersten Schritt zur Tugend machte. Alle Vorschriften des Alten Bundes, das Sabbatgebot wie alle anderen, liefen ja nur auf dieses eine Gebot der Liebe hinaus. Indes war das Lob, das der Herr erteilte, nicht vollkommen, sondern enthielt eine Beschr\u228 ?nkung, denn die Worte: \u8222 ?Du bist nicht ferne\u8220" besagen, dass er es in Wirklichkeit noch nicht erreicht habe; er wollte ihn damit anregen, um das Fehlende sich noch zu bem\u252 ?hen. Auch der Umstand darf nicht befremden, dass ihn der Herr belobte wegen der Worte: \u8222 ?Es ist nur ein Gott und au\u223 ?er ihm ist kein anderer\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 12,32\par} } . Lerne vielmehr daraus, dass er in seinen Antworten den Sinn der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1023.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1023 }}} Fragesteller im Auge hat. Denn mag man auch \u252 ?ber Christus alles m\u246 ?gliche behaupten, was seiner Erhabenheit unw\u252 ?rdig ist, das eine wird doch niemand zu leugnen wagen, dass er Gott ist. Wie kann er also den Mann loben, der sagt, es sei au\u223 ?er dem Vater kein anderer Gott? Er will damit nicht in Abrede stellen, dass er selbst Gott ist, bewahre. Es war aber noch nicht an der Zeit, seine Gottheit zu offenbaren, darum l\u228 ?sst er es geschehen, dass der Mann bei dem alten Glaubenssatze stehen bleibt, und lobt ihn, dass er so gut darin bewandert ist, um ihn f\u252 ?r die Lehren des Neuen Bundes vorzubereiten, wenn er sie bei Gelegenheit einf\u252 ?hren w\u252 ?rde. \u220 ?brigens will der Satz: \u8222 ?Es ist nur ein Gott und au\u223 ?er ihm ist keiner\u8220", \u252 ?berall wo er sich im Alten Bunde findet, nicht den Sohn ausschlie\u223 ?en, sondern nur andere Gottheiten. Das Lob, das diesen Worten gespendet wurde, kann also nur in diesem Sinne gemeint sein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem der Herr geantwortet, richtet er auch eine Frage an sie:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.42: \u8222 ?Was d\u252 ?nket euch von Christus? Wessen Sohn ist er? Sie sagten zu ihm: Des David.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehe, er stellt diese Frage, nachdem so viele Wunder und Zeichen, so viele Fragen schon vorhergegangen, nachdem er in Worten und Werken so schlagende Beweise geliefert, dass er ganz eins sei mit dem Vater, nachdem er soeben den Mann belobt, der gesprochen: \u8222 ?Es ist nur ein Gott.\u8220" Man sollte eben nicht sagen k\u246 ?nnen, er wirke zwar Wunder, sei aber ein Gegner des Gesetzes und ein Widersacher Gottes. Er l\u228 ?sst erst so vieles vorausgehen, ehe er diese Frage an sie stellt, um sie unmerklich darauf hinzuf\u252 ?hren, auch ihn als Gott zu bekennen. Seine J\u252 ?nger hatte er zuerst nach der Meinung der anderen und dann erst um ihre eigene gefragt. Nicht so bei den Pharis\u228 ?ern; denn sie h\u228 ?tten wahrscheinlich gesagt, er sei ein Verf\u252 ?hrer und B\u246 ?sewicht; sie sagten ja alles ohne Scheu. Er befragte sie daher um ihre eigene Ansicht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da der Herr bald sein Leiden antreten sollte, so war es ganz weise, dass er die Weissagung anf\u252 ?hrte, die ihn klar als Herrn bezeichnet, doch nicht so ohne {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1024.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1024 }}} weiteres und ohne Veranlassung, sondern weil der Anlass dazu sehr g\u252 ?nstig war. Nachdem sie n\u228 ?mlich auf seine Frage eine unrichtige Antwort gegeben hatten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 sie sagten, er sei ein blo\u223 ?er Mensch\par} } , stellt er ihre Ansicht richtig, indem er sich darauf beruft, dass David seine Gottheit bezeugt. Sie hielten ihn eben f\u252 ?r einen blo\u223 ?en Menschen; deshalb ihre Antwort: \u8222 ?Des David\u8220". Er berichtigt es unter Hinweis auf das Zeugnis des Propheten, dass er der Herr ist, der wirkliche Sohn des Vaters, gleicher Ehre w\u252 ?rdig wie der Vater. Allein auch damit lie\u223 ? er es noch nicht bewenden, sondern sucht ihnen Furcht einzufl\u246 ?\u223 ?en und f\u252 ?hrt daher auch die folgenden Worte an:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.44: \u8222 ?Bis ich deine Feinde zum Schemel deiner F\u252 ?\u223 ?e mache.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er will sie wenigstens damit \u252 ?berzeugen. Nun h\u228 ?tten sie aber einwenden k\u246 ?nnen, David habe ihn nur aus Schmeichelei \u8222 ?Herrn\u8220" genannt, und es sei auch nur die Meinung eines Menschen. Beachte daher, wie er sich ausdr\u252 ?ckt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.43: Wie also nennt David ihn im Geiste \u8222 ?Herrn\u8220"?\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehe, wie behutsam er die rechte Ansicht \u252 ?ber seine Person vortr\u228 ?gt. Zuerst fragte er: \u8222 ?Was glaubt ihr? Wessen Sohn ist er?\u8220", um sie durch die Frage auf die Antwort zu f\u252 ?hren. Als sie ihm dann erwiderten: \u8222 ?Des David\u8221", sagte er nicht: Allein David spricht so und so, sondern wieder in Form einer Frage: \u8222 ?Wie also nennt David ihn im Geiste \u8222 ?Herrn\u8220"?\u8221" Er wollte sie nicht absto\u223 ?en; deshalb fragte er auch nicht: \u8222 ?Was haltet ihr von mir\u8220", sondern: \u8222 ?von Christus\u8220". Derselbe Grund bewog auch die Apostel, sich so behutsam auszudr\u252 ?cken: \u8222 ?Sei es denn gestattet, mit Freimut zu sprechen zu euch \u252 ?ber den Erzvater David, n\u228 ?mlich dass er gestorben ist und begraben wurde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 2,29\par} } . So tr\u228 ?gt auch Christus diese Lehre in Form einer Frage vor, um dann seine Schlussfolgerung daranzukn\u252 ?pfen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.43: \u8222 ?Wie nennt ihn David im Geiste seinen Herrn, wenn er sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1025.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1025 }}} V.44: Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Sitze zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner F\u252 ?\u223 ?e mache\u8220"?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 und ferner:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.45: \u8222 ?Wenn nun David ihn Herrn nennt, wie ist er sein Sohn?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit wollte er nicht bestreiten, dass er Davids Sohn sei, durchaus nicht hatte er ja auch Petrus deshalb nicht getadelt, sondern er wollte nur die falsche Meinung der Juden berichtigen. Denn durch die Frage: \u8222 ?Wie ist er sein Sohn?\u8220" sagt er: \u8222 ?Er ist sein Sohn, aber nicht so, wie ihr ihn daf\u252 ?r ansehet.\u8220" Die Juden meinten n\u228 ?mlich, er sei blo\u223 ? Davids Sohn, nicht aber auch sein Herr. Darum f\u228 ?hrt er auch nach Anf\u252 ?hrung der Weissagung ruhig fort: \u8222 ?Wenn nun David ihn Herrn nennt, wie ist er sein Sohn?\u8220" Trotz dieser Beweisf\u252 ?hrung geben sie keine Antwort; sie wollten eben nicht lernen, was ihnen not tat. Deshalb f\u252 ?gt Jesus selbst hinzu: \u8222 ?Er ist sein Herr.\u8220" Indes, auch diese Worte spricht er nicht unumwunden aus, sondern unter Berufung auf den Propheten, weil sie ihm so wenig Glauben schenkten und ihn verd\u228 ?chtigten. Diesen Umstand muss man immer im Auge behalten, um nicht Ansto\u223 ? zu nehmen, wenn der Herr von sich niedrig und dem\u252 ?tig redet. Au\u223 ?er vielen anderen Gr\u252 ?nden geschieht das deshalb, weil er im Gespr\u228 ?ch mit den Juden ihrer Stimmung Rechnung tr\u228 ?gt. Daher bedient er sich auch in unserem Falle der Fragen und Antworten, um seine Lehren vorzutragen. Aber auch unter dieser H\u252 ?lle l\u228 ?sst er seine W\u252 ?rde durchblicken, denn es bedeutet nicht dasselbe, Herr der Juden oder Herr Davids zu hei\u223 ?en. Beachte ferner, wie Jesus die gebotene Gelegenheit ausn\u252 ?tzt. An die Worte: \u8222 ?Es ist nur ein Herr\u8220" kn\u252 ?pft er die Lehre, dass auch er Herr ist; und zwar weist er nicht mehr nur auf seine Werke hin, sondern beruft sich auch auf den Propheten. Er bedeutet ihnen, dass der Vater seinetwegen an ihnen Rache nimmt: \u8222 ?Bis ich deine Feinde zum Schemel deiner F\u252 ?\u223 ?e mache\u8220", dass somit zwischen dem Sohne und dem Vater volle Gleichheit der Gesinnung und der Ehre bestehe. Damit schlie\u223 ?t er sein Gespr\u228 ?ch mit ihnen ab.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1026.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1026 }}} Es war eine erhabene und bedeutungsvolle Lehre, welche sie zum Schweigen bringen musste. Und sie h\u252 ?llten sich auch wirklich von da an in Schweigen, allerdings nicht freiwillig, sondern weil sie nichts zu erwidern vermochten. Der Schlag, den sie erhalten hatten, war so kr\u228 ?ftig, dass sie sich nicht noch einmal getrauten, ihn wieder anzugreifen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.46: \u8222 ?Niemand wagte es von jenem Tage an, ihn weiter zu befragen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Menge erwuchs daraus aber kein geringer Vorteil; denn nachdem der Herr die W\u246 ?lfe vertrieben und ihre Anschl\u228 ?ge zunichte gemacht, wandte er sich in seinen Reden wieder dem Volke zu. Die Pharis\u228 ?er freilich zogen keinen Gewinn daraus, weil sie in der furchtbaren Leidenschaft der Ehrsucht ganz verstrickt waren. Furchtbar ist dieses Laster und vielk\u246 ?pfig; denn aus Ehrsucht streben die einen nach Herrschaft, andere nach Geld, andere nach St\u228 ?rke. In der Folge geht sie sogar bis zum Almosengeben, Fasten, Gebet und Unterweisung; zahlreich in der Tat sind die K\u246 ?pfe dieses Ungeheuers. Dass man sich auf andere Dinge etwas einbildet, ist kein Wunder; befremdlich dagegen und beklagenswert ist es, dass man sogar auf Fasten und Gebet stolz ist. Damit wir aber nicht wieder blo\u223 ? tadeln, so wollen wir auch die Mittel angeben, um die Ehrsucht zu meiden. An wen sollen wir uns also zuerst wenden? An die, welche auf Geld oder auf Kleider, auf \u196 ?mter oder auf Lehrweisheit, auf Kunstfertigkeiten oder auf leibliche Vorz\u252 ?ge, auf Sch\u246 ?nheit oder auf Schmuck, auf ihre Grausamkeit oder auf ihre N\u228 ?chstenliebe und Wohlt\u228 ?tigkeit, auf ihre Schlechtigkeit, oder auf ihr Lebensende, oder auf ihr Los nach dem Tode sich etwas einbilden? Denn, wie gesagt, diese Seelenkrankheit hat viele Verzweigungen und greift sogar \u252 ?ber das Leben hinaus. Sagt man doch: Der oder jener Mann ist gestorben und hat, um Bewunderung zu finden, das und das vermacht; deswegen ist der eine auch reich und der andere arm. Darin liegt eben gerade das Schlimme, dass dieses Unget\u252 ?m aus Gegens\u228 ?tzen besteht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gegen wen sollen wir nun zuerst Stellung {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1027.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1027 }}} nehmen und vorgehen? Eine einzige Predigt reicht ja gar nicht hin, um alle zu ber\u252 ?hren. Soll ich diejenigen herausgreifen, welche ihrer Eitelkeit durch Wohlt\u228 ?tigkeit dienen? Meines Erachtens ja, denn ich sch\u228 ?tze die Wohlt\u228 ?tigkeit \u252 ?beraus und sehe mit Bedauern, wie man diese Tugend missbraucht, wie ihr die Eitelkeit nachstellt, um sie zu verderben, und dass diese es macht wie eine kupplerische Amme, die eine K\u246 ?nigstochter zu verf\u252 ?hren sucht. Sie n\u228 ?hrt zwar das Kind, verleitet es aber dabei zu Sch\u228 ?ndlichkeiten und sch\u228 ?dlichen Dingen, fl\u246 ?\u223 ?t ihm Verachtung gegen den Vater ein, fordert es auf, sich zu schm\u252 ?cken, um schlechten und nichtsw\u252 ?rdigen M\u228 ?nnern zu gefallen, kleidet es nicht wie der Vater es will, sondern schandm\u228 ?\u223 ?ig und unehrbar, wie Fremde es w\u252 ?nschen. Wohlan, wenden wir uns also gegen eine Wohlt\u228 ?tigkeit dieser Art. Da gibt jemand ein \u228 ?u\u223 ?erst reichliches Almosen, um bei den Leuten Aufsehen zu machen. In erster Linie f\u252 ?hrt er also die Wohlt\u228 ?tigkeit aus dem Brautgemache des Vaters. Der Vater hatte befohlen, sie nicht einmal der Linken zu zeigen, und die Eitelkeit zeigt sie den Knechten und jedem beliebigen, auch solchen, die sie nicht einmal kennen. Siehst du, wie die Buhlerin und Kupplerin die Tugend zur Liebelei mit unw\u252 ?rdigen Menschen reizt, dass sie sich aufputzt, wie jene es haben wollen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Willst du auch sehen, wie die Eitelkeit eine solche Seele nicht allein zur Buhlerin macht, sondern sogar in Wahnsinn st\u252 ?rzt? Wirf nur einen Blick auf ihre Gesinnung. Kann es einen gr\u246 ?\u223 ?eren Wahnsinn geben, als den Himmel aufzugeben, um Tagedieben und Knechten nachzulaufen, durch Gassen und G\u228 ?sschen solchen schimpflichen und abscheulichen Leuten nachzujagen, welche sie nicht einmal sehen wollen, die sie verachten, weil sie sehen, dass sie in Liebe zu ihnen gl\u252 ?ht? Denn niemand wird von der gro\u223 ?en Menge so sehr gesch\u228 ?tzt als ein Mensch, der sie um Ehre anbettelt. Tausenderlei Schimpf wird ihm angetan, ja es tritt ein \u228 ?hnlicher Fall ein, wie wenn man die jungfr\u228 ?uliche Tochter eines K\u246 ?nigs vom k\u246 ?niglichen Throne entf\u252 ?hrte und ihr zumutete, sich den Gladiatoren, die sie anspeien, preiszugeben. Je mehr man die Menge sucht, desto mehr {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1028.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1028 }}} wendet sie sich ab. Suchst du hingegen deine Ehre bei Gott, desto mehr zieht er dich an sich, lobt dich und vergilt es dir reichlich. Auch von einer anderen Seite kannst du den Schaden erkennen, den du dir zuziehst, wenn du nur aus Prahlerei und Ehrsucht Almosen gibst. Bedenke nur wie gro\u223 ? dein Schmerz und wie gewaltig dein Leid sein wird, wenn der Herr dir einst zuruft, dass du deinen ganzen Lohn eingeb\u252 ?\u223 ?t hast. Ist die Ehrsucht in jedem Falle schon ein Laster, so ist sie es namentlich, wenn sie sich durch die N\u228 ?chstenliebe zu befriedigen sucht; denn es zeugt von der \u228 ?u\u223 ?ersten Rohheit, das Ungl\u252 ?ck des Mitmenschen an den Pranger zu stellen und ihm die Armut gleichsam vorzuwerfen. Wenn man es schon f\u252 ?r eine Besch\u228 ?mung h\u228 ?lt, dass man seine Wohltaten herrechnet, wie soll man es bezeichnen, wenn man sie auch noch vor vielen anderen zur Schau stellt? Wie werden wir uns nun gegen dieses Laster sch\u252 ?tzen? Wir m\u252 ?ssen barmherzig sein lernen; wir m\u252 ?ssen uns klar werden, was f\u252 ?r Leute es sind, bei denen wir unsere Ehre suchen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sage mir also zun\u228 ?chst, wer ist der gro\u223 ?e Meister in der Kunst des Wohltuns? Offenbar Gott, der uns diese Tugend gelehrt hat. Er ist darin am meisten erfahren, er \u252 ?bt sie in unendlichem Ma\u223 ?e. Wenn du nun das Ringen lernst, auf wen richtest du da dein Augenmerk? Vor wem l\u228 ?ssest du dich in der Ringbahn sehen? Vor dem Gem\u252 ?se- und Fischh\u228 ?ndler oder vor dem Ringmeister? Er ist zwar nur eine einzelne Person, w\u228 ?hrend jene zahlreich sind. Wie nun, wenn andere dich auslachen, w\u228 ?hrend er dir Lob zollte; w\u252 ?rdest du nicht mit ihm die anderen auslachen? Oder wenn du den Faustkampf lerntest, w\u252 ?rdest du nicht darauf achten, was dein Lehrer zu dir sagt: Und wenn du die Beredsamkeit betriebest, w\u252 ?rdest du dich nicht um das Lob des Meisters in dieser Kunst bem\u252 ?hen und dich um andere nicht k\u252 ?mmern? Ist es somit nicht eine Torheit, in allen \u252 ?brigen K\u252 ?nsten nur auf den Meister zu achten und in der Kunst des Wohltuns das gerade Gegenteil zu tun? Dazu kommt noch, dass der Schaden dort nicht so gro\u223 ? ist wie hier. Dort beschr\u228 ?nkt sich der Nachteil auf die geringere F\u228 ?higkeit im Ringen, wenn man sich dabei nach dem {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1029.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1029 }}} Gutachten der Menge und nicht des Meisters richtet; hier greift der Schaden ins ewige Leben \u252 ?ber. Ahmst du Gott im Erbarmen nach, dann werde ihm auch darin \u228 ?hnlich, dass du das Aufsehen meidest. So oft er jemanden heilte, sagte er, man solle es niemandem mitteilen. Du aber willst unter den Leuten den Ruf der Mildt\u228 ?tigkeit genie\u223 ?en. Was schaut denn dabei f\u252 ?r ein Gewinn heraus? Gar keiner, wohl aber ein unberechenbarer Verlust. Diejenigen, die du als Zeugen zuziehest, werden zu R\u228 ?ubern an deinen Sch\u228 ?tzen im Himmel, oder eigentlich nicht diese, sondern wir selbst stehlen uns unser Eigentum und verschleudern die Sch\u228 ?tze, die uns dort oben hinterlegt sind. Eine ganz neue Art von Ungl\u252 ?ck, eine ganz unerh\u246 ?rte Krankheit! Was die Motten nicht zerst\u246 ?ren, was die Diebe nicht ausgraben, das vergeudet die Ehrsucht! Sie ist die Motte f\u252 ?r die Sch\u228 ?tze im Jenseits, sie ist der Dieb f\u252 ?r das Verm\u246 ?gen im Himmel, sie schleppt unseren bereits gesicherten Reichtum davon, alles verdirbt und vernichtet sie. Nachdem der Teufel einmal eingesehen hat, dass jenem Land mit R\u228 ?ubern, W\u252 ?rmern und anderen Schlichen nicht beizukommen ist, entf\u252 ?hrt er unseren Reichtum durch die Eitelkeit.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Allein es gel\u252 ?stet dich nach Ruhm? Gen\u252 ?gt dir denn nicht die Ehre, die dir der Empf\u228 ?nger der Wohltat und Gott in seiner G\u252 ?te erweist? Strebst du auch noch nach Ehre von seiten der Menschen? Dass du nur nicht das Gegenteil erreichst! Dass man dich nur nicht verurteilt, nicht zwar wegen Unbarmherzigkeit, wohl aber wegen Prahlerei und Ehrgeiz, weil du mit dem Ungl\u252 ?ck des Mitmenschen gro\u223 ?tun wolltest. Almosen spenden ist ein Geheimnis{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sakrament\par} } . Darum schlie\u223 ?e die T\u252 ?re zu, dass niemand bemerke, was zu zeigen nicht gestattet ist. Das sind ganz eigentlich unsere Geheimnisse: das Almosen und die Liebe Gottes. In seiner gro\u223 ?en Barmherzigkeit hat Gott sich unser trotz unseres Ungehorsams erbarmt. So ist auch das erste Gebet, das wir{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 beim Gottesdienste\par} } verrichten, ein Gebet um Erbarmen f\u252 ?r die Ungetauften; das zweite fleht um Verzeihung f\u252 ?r die B\u252 ?\u223 ?er; das dritte f\u252 ?r uns selbst, wobei die unschuldigen Kinder der Versammlung wie ein Schild vortreten, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1030.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1030 }}} um Gottes Erbarmen herabzurufen. F\u252 ?r diejenigen, welche schwer ges\u252 ?ndigt haben und viel zu b\u252 ?\u223 ?en haben, flehen wir selbst, nachdem wir unsere eigenen S\u252 ?nden verdammt haben; f\u252 ?r uns aber flehen die Kinder, die man in ihrer Einfalt nachahmen soll, um das Himmelreich zu erlangen. Es soll in einem Sinnbilde gezeigt werden, dass, wer den Kindern an Demut und Einfalt gleicht, eine besondere Kraft besitzt, f\u252 ?r die S\u252 ?nder zu bitten. Und die Eingeweihten wissen es, wieviel Erbarmen, wie gro\u223 ?e G\u252 ?te in dem Geheimnisse liegt. Willst du also jemand nach Kr\u228 ?ften eine Barmherzigkeit erweisen, so schlie\u223 ?e die T\u252 ?re zu; der Empf\u228 ?nger allein soll Zeuge sein, und wenn m\u246 ?glich, nicht einmal dieser. Wenn du es dagegen \u246 ?ffentlich tust, gibst du das Geheimnis preis.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beherzige ferner, dass diejenigen, bei denen du Ehre suchst, dich verurteilen; ist es dein Freund, tut er es bei sich selbst, ist es ein Feind, so wird er dich auch bei anderen in \u252 ?blen Ruf bringen. So erntest du nicht, was du suchtest, sondern das Gegenteil. Du strebst darnach, dass man sage: Was ist das f\u252 ?r ein mildt\u228 ?tiger Mann! Und daf\u252 ?r hei\u223 ?t es: Was f\u252 ?r ein eitler, gefalls\u252 ?chtiger Mensch, und oft noch viel Schlimmeres. Gibst du aber im Geheimen, so sagt man im Gegenteil: Welche N\u228 ?chstenliebe, welche Barmherzigkeit! Gott l\u228 ?sst es n\u228 ?mlich nicht zu, dass es verborgen bleibe, sondern er selbst macht es kund, wenn du es geheim h\u228 ?ltst, und du wirst dann mehr gepriesen und erntest reichlicheren Gewinn. Somit ist das \u246 ?ffentliche Zurschaustellen gerade ein Hindernis f\u252 ?r dein Verlangen nach Ehre. Gerade dem tritt es am wirksamsten entgegen, wonach wir am meisten und heftigsten verlangen. Anstatt von der Mildt\u228 ?tigkeit Ruhm zu ernten, findest du das Gegenteil und ziehst dir obendrein noch gro\u223 ?e Strafen zu. Auf Grund dieser Erw\u228 ?gungen wollen wir die Ehrsucht von uns weisen und unsere Ehre allein bei Gott suchen. Dann werden wir hier auf Erden Ehre finden und auch die ewige Gl\u252 ?ckseligkeit erlangen durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, der die Ehre und die Macht besitzt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Zweiundsiebzigste Homilie Kap.23, Kap.XXIII,V.1-13.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1031.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1031 }}} V.1: \u8222 ?Damals redete Jesus zu den Scharen und zu seinen J\u252 ?ngern,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: und sprach: Auf den Stuhl Moses\u8217' haben sich gesetzt die Schriftgelehrten und die Pharis\u228 ?er.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: Alles nun, was sie immer euch sagen, haltet und tuet; nach ihren Werken aber, handelt nicht.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wann \u8222 ?damals\u8220"? Als der Herr die vorausgegangenen Worte gesprochen, als er die Pharis\u228 ?er zum Schweigen gebracht und sie gezwungen hatte, von ferneren Versuchungen abzustehen, als er dargetan hatte, dass sie unverbesserlich waren. Und nachdem er von dem einen und dem anderen Herrn{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 von David und dem Messias\par} } gesprochen hatte, kehrt er jetzt wieder zum Gesetze zur\u252 ?ck. Allein, entgegnest du, das Gesetz sagt nichts dergleichen, sondern blo\u223 ?: \u8222 ?Der Herr, dein Gott, ist ein einiger Herr\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dtn 6,4\par} } . Allein die Hl. Schrift begreift unter dem Gesetze das ganze Alte Testament. In seinen Worten will also der Herr zum Ausdruck bringen, dass er in allen St\u252 ?cken mit dem Vater v\u246 ?llig \u252 ?bereinstimmt. W\u228 ?re er gegen ihn gewesen, so w\u252 ?rde er \u252 ?ber das Gesetz ganz anders gesprochen haben. So aber verlangt er f\u252 ?r dasselbe eine solche Ehrfurcht, dass man es selbst dann beobachten muss, wenn die Gesetzeslehrer schlecht sind. Hier spricht er aber auch \u252 ?ber das Leben und Treiben{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Gesetzeslehrer\par} } ; denn gerade der verderbte Lebenswandel und der Ehrgeiz der Schriftgelehrten war haupts\u228 ?chlich daran schuld, dass die Juden so ungl\u228 ?ubig waren. Um nun seine Zuh\u246 ?rer in richtiger Weise zu belehren, gibt er an erster Stelle die vornehmlich zum Heile notwendige Weisung, n\u228 ?mlich die Lehrer {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1032.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1032 }}} nicht zu verachten und sich gegen die Priester nicht aufzulehnen. Was er anordnet, beobachtet er aber auch selbst. Obgleich die Gesetzeslehrer verderbt waren, verweigert er ihnen doch nicht die Ehre. Freilich ihre Verantwortung wird dadurch erschwert, den Untergebenen benimmt er indessen jeden Vorwand zur Unbotm\u228 ?\u223 ?igkeit. Wie leicht h\u228 ?tte sich jemand ausreden k\u246 ?nnen: Nur weil mein Lehrer schlecht war, bin ich nachl\u228 ?ssig geworden. Dieser Ausrede hat er den Boden entzogen. Es liegt ihn so sehr daran, das Ansehen der Gesetzeslehrer trotz ihrer Verkehrtheit aufrechtzuerhalten, dass er, ungeachtet seines oftmaligen fr\u252 ?heren Tadels, jetzt dennoch gebietet: \u8222 ?Alles, was sie immer euch sagen, das tuet.\u8220" Denn die Satzungen, die sie vortragen, sind nicht von ihnen, sondern von Gott, der sie durch Moses gegeben hat. Beachte hierbei, welch gro\u223 ?e Ehrerbietung Christus gegen Moses an den Tag legt. Um seine \u220 ?bereinstimmung mit dem Alten Bunde zu beweisen, leitet er von ihm die Ehrw\u252 ?rdigkeit der Gesetzeslehrer ab, indem er spricht: \u8222 ?Auf dem Lehrstuhl Moses\u8220" Da es nicht anging, f\u252 ?r die Lehrer auf Grund ihres Lebenswandels Ehrenbezeigungen in Anspruch zu nehmen, so zieht er einen Grund heran. \u8222 ?Denn die Satzungen, die sie vortragen, sind nicht von ihnen, sondern von Gott, der sie durch Moses gegeben hat.\u8221" Beachte hierbei, welch gro\u223 ?e Ehrerbietung Christus gegen Moses an den Tag legt. Um seine \u220 ?bereinstimmung mit dem Alten Bunde zu beweisen, leitet er von ihm die Ehrw\u252 ?rdigkeit der Gesetzeslehrer ab, indem er spricht: \u8222 ?Auf dem Lehrstuhle Moses\u8217'\u8221" . Da es nicht anging, f\u252 ?r die Lehrer auf Grund ihres Lebenswandels Ehrenbezeigungen in Anspruch zu nehmen, so zieht er einen Grund heran, der sich wohl anf\u252 ?hren lie\u223 ?, n\u228 ?mlich, dass sie den Lehrstuhl als Nachfolger Moses innehaben. Wenn der Herr sagt: \u8222 ?Alles\u8221", so versteht er darunter nicht alle einzelnen Bestimmungen des Gesetzes, z. B. die Vorschriften \u252 ?ber die Speisen, die Opfer u. dgl. So konnte er es gar nicht meinen, da er ja vorher schon diese Gebote aufgehoben hatte. Der Ausdruck: \u8222 ?Alles\u8221" umfasst nur die Vorschriften, die sich auf die Besserung der Sitten und des Lebens beziehen, soweit sie mit den Gesetzen des Neuen Bundes \u252 ?bereinstimmen, nicht aber die Forderung, auch weiterhin unter dem Joche des Gesetzes zu stehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum aber leitet er diese Vorschriften nicht vom Bunde der Gnade, sondern vom Gesetze Moses\u8217' ab? Weil er vor seinem Tode am Kreuze noch nicht offen dar\u252 ?ber sprechen durfte. Mich will es indes bed\u252 ?nken, dass in seinen Worten noch eine andere Andeutung lag. Da er n\u228 ?mlich im Begriffe stand, die Schriftgelehrten zu {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1033.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1033 }}} tadeln, so will er zuerst der Meinung der Unverst\u228 ?ndigen vorbeugen, als trachte er nach dem Amte der Lehrer oder als liege Geh\u228 ?ssigkeit seinem Vorgehen zugrunde. Erst nachdem er sich gegen einen solchen Verdacht gesichert hat, geht er zum Tadel \u252 ?ber. Warum tadelt er sie aber und h\u228 ?lt eine so lange Rede gegen sie? Er wollte das Volk vor einem \u228 ?hnlichen Verderben warnen. Es kommt n\u228 ?mlich nicht auf dasselbe hinaus, ob man blo\u223 ? warnt oder auch die Fehlenden nennt, ebensowenig wie es dasselbe ist, blo\u223 ? die Pflicht zu preisen oder auch auf die Pflichtgetreuen hinzuweisen. Darum schickt er auch die Warnung voraus: \u8222 ?Nach ihren Werken handelt nicht.\u8221" Sie h\u228 ?tten leicht der Meinung sein k\u246 ?nnen, sie m\u252 ?ssten wegen der Pflicht des Gehorsams ihre Lehrer auch nachahmen. Deshalb kl\u228 ?rt er sie durch diese Bemerkung auf und stellt das, was f\u252 ?r die Pharis\u228 ?er ein Gegenstand der Ehre zu sein schien, als Anlass zur Schuld hin. Oder kann es wohl etwas Erb\u228 ?rmlicheres geben, als einen Lehrer, dessen J\u252 ?nger nur dann gerettet werden, wenn sie seinem Beispiele nicht folgen? Somit gereicht ihnen auch ihr Amt, das eine Ehre f\u252 ?r sie zu sein schien, zum gr\u246 ?\u223 ?ten Vorwurfe, da sie einen Lebenswandel f\u252 ?hren, den die Menschen nicht nachahmen k\u246 ?nnen, ohne zugrunde zu gehen. Das also ist der Grund, warum er sie tadelt. Au\u223 ?erdem wollte er noch zeigen, dass ihr Unglaube, den sie seit jeher an den Tag legten, und der Kreuzestod, den sie ihm dann bereiteten, nicht ihm, den sie kreuzigten und dem sie den Glauben verweigerten, Schande brachte, sondern ihrer eigenen Undankbarkeit zum Vorwurfe gereichte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte, wie er anhebt und den Tadel allm\u228 ?hlich steigert! \u8222 ?Denn sie reden wohl\u8221", spricht er, \u8222 ?tun aber nicht.\u8221" Ist schon jedermann, der das Gesetz \u252 ?bertritt, straff\u228 ?llig, dann besonders, wer das Ansehen der Lehrgewalt genie\u223 ?t. Einen solchen trifft mit vollem Rechte die doppelte und dreifache Strafe: Erstens, weil er das Gesetz \u252 ?bertritt, zweitens, weil er wegen seiner Stellung gr\u246 ?\u223 ?ere Strafe verdient, da er hinkt, wo er die Pflicht hat, andere zu st\u252 ?tzen, drittens, weil er umso mehr Verderben anrichtet, wenn er sich als Lehrer \u220 ?bertretungen zuschulden kommen l\u228 ?sst. Hieran kn\u252 ?pft der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1034.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1034 }}} Herr noch eine weitere Anschuldigung, n\u228 ?mlich, dass sie gegen andere, die das Gesetz \u252 ?bertreten, strenge vorgehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V. 4: \u8220"Denn sie binden schwere und unertr\u228 ?gliche Lasten zusammen und legen sie auf die Schultern der Menschen; mit ihrem Finger aber wollen sie dieselben nicht bewegen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit zeigt Jesus, dass ihre Bosheit zweifach ist, einmal, weil sie von ihren Untergebenen \u228 ?u\u223 ?erste Strenge des Lebens fordern, dann aber, wenn sie sich selbst die gr\u246 ?\u223 ?te Z\u252 ?gellosigkeit gestatten. Ein guter Oberer muss gerade das Gegenteil tun; seine eigene Person unerbittlich und strenge, die Untergebenen voll Nachsicht und Milde behandeln; die Schriftgelehrten machten es umgekehrt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So sind sie aber alle, die die Tugend nur in Worten \u252 ?ben; sie sind unnachsichtig und streng, weil sie keine Erfahrung besitzen, wie schwer die tats\u228 ?chliche \u220 ?bung ist. Das ist aber kein geringer Fehler und vermehrt ihre sonstige Schuld noch bedeutend. Beachte aber, wie auch dieser Umstand ihre Schuld steigert; denn der Herr sagt absichtlich: \u8222 ?sie wollen nicht\u8220", und nicht: sie k\u246 ?nnen nicht; er sagt: \u8222 ?mit dem Finger bewegen\u8220", nicht: tragen, d.\u160 ?h. sie treten nicht heran, sie ber\u252 ?hren sie nicht einmal. Aber wo zeigen sie Eifer und Flei\u223 ?? In verbotenen Dingen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: \u8222 ?Alle ihre Werke aber tun sie, um angestaunt zu werden von den Menschen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 In diesen Worten will er ihre Eitelkeit an den Pranger stellen; diese hat sie ja auch zugrunde gerichtet. Ihr erster Fehler war H\u228 ?rte und Tr\u228 ?gheit; jetzt ist es die Ehrsucht, die sie von Gott trennte und auf einen fremden Kampfplatz stellte, wo sie zugrunde gingen. Denn je nachdem die Zuschauer sind, die man hat, und denen man gefallen will, richtet man auch seinen Kampf ein. Wer unter den Augen tapferer Menschen ringt, k\u228 ?mpft auch selber tapfer; wer vor Furchtsamen und Feiglingen k\u228 ?mpft, wird selbst nichtsnutzig. Hat z. B. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1035.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1035 }}} jemand einen Zuschauer, der gern lacht, wird er ein Possenrei\u223 ?er werden, um den Zuschauer zu erg\u246 ?tzen; ist aber der Zuschauer ernst und gemessen, dann bem\u252 ?ht er sich, es auch zu sein, eben weil der Lobspender von solcher Gesinnung ist. Beachte aber, wie der g\u246 ?ttliche Heiland auch hier wieder einen scharfen Tadel ausspricht, denn die Pharis\u228 ?er handeln nicht bald aus diesem bald aus jenem Beweggrunde, sondern immer nur aus Eitelkeit. Zuerst wirft er ihnen also ihre Eitelkeit vor; dann aber zeigt er, dass sie sich nicht einmal auf Gro\u223 ?es und Wichtiges etwas einbilden, denn da sie keine Tugenden besa\u223 ?en, gebrach es ihnen an Gro\u223 ?em, sondern auf Wertloses und Nichtssagendes, das nur geeignet war, ihre Bosheit zu enth\u252 ?llen, n\u228 ?mlich auf Denkzettel und Borten:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: \u8220"Denn sie machen breit ihre Gedenkzettel und gro\u223 ? den Saum ihrer Gew\u228 ?nder.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was sind denn diese Gedenkzettel und Borten? Da sie immerfort auf die Wohltaten Gottes verga\u223 ?en, hatte er ihnen befohlen, seine Gro\u223 ?taten in kleine B\u252 ?chlein zu verzeichnen und an ihre Arme zu h\u228 ?ngen; so hei\u223 ?t es: \u8222 ?Du sollst sie zwischen deinen Augen schwebend haben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Deut. 6,8\par} } . Das nannten sie Gedenkzettel. \u196 ?hnlich tragen jetzt viele Frauen das Evangelium am Halse. Aber auch sonst noch sollten sie daran gemahnt werden. Gott befahl ihnen darum, als w\u228 ?ren es kleine Kinder, an den unteren Saum ihrer Kleider dunkelrote Stickereien anzun\u228 ?hen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Num. 15,38\par} } , dass sie so auf seine Gebote aufmerksam gemacht und daran erinnert w\u252 ?rden, \u228 ?hnlich verfahren oft die Leute, wenn sie sich Hanf oder F\u228 ?den um die Finger wickeln, um etwas nicht zu vergessen. Das nannte man Borten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Also in diesen Dingen waren sie eifrig, machten die H\u228 ?ngeriemen der B\u252 ?chlein sehr breit und die Borten sehr gro\u223 ?: Das war aber ein Zeichen \u228 ?rgster Eitelkeit. Warum bildest du dir etwas ein, wenn du dergleichen Dinge recht breit machst? Ist das etwa ein gutes Werk? {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1036.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1036 }}} N\u252 ?tzt es dir etwas, wenn du dich dabei nicht besserst? Gott verlangt nicht, dass solche Dinge breit und gro\u223 ? seien, sondern dass man auf gute Werke bedacht sei. Man darf ja nicht einmal auf Almosen und Fasten sich etwas zugute tun, trotzdem sie uns schwer fallen und unsere guten Werke sind; wie kannst du dir also, o Jude, etwas einbilden auf Dinge, die so deutlich deine Nachl\u228 ?ssigkeit anklagen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Allein nicht blo\u223 ? in diesen, sondern noch in anderen Kleinigkeiten \u228 ?u\u223 ?erte sich die Verkehrtheit der Pharis\u228 ?er:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V. 6: \u8222 ?Sie lieben die ersten Pl\u228 ?tze bei den Gastm\u228 ?hlern und die vordersten St\u252 ?hle in den Synagogen\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.7: und die Begr\u252 ?\u223 ?ungen auf dem Markte und wollen von den Leuten \u8222 ?Rabbi\u8221" genannt werden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mag man solche Dinge auch f\u252 ?r Kleinigkeiten ansehen, sie sind doch die Ursache gro\u223 ?er \u252 ?bel. Sie sind es, die schon St\u228 ?dte und Kirchen zerst\u246 ?rt haben. Ja, mich kommt das Weinen an, wenn ich von den ersten Pl\u228 ?tzen und vom Begr\u252 ?\u223 ?en h\u246 ?re und bedenke, wieviel Unheil dadurch in den Kirchen Gottes angerichtet worden ist. Es ist aber gar nicht notwendig, euch das mitzuteilen; ja die \u228 ?lteren unter euch brauchen es nicht erst von uns zu erfahren. Beachte aber, wie sich die Eitelkeit der Pharis\u228 ?er gerade dort breit machte, wo ihnen der Ehrgeiz am meisten untersagt war, in den Synagogen, in die sie kamen, um andere zu unterweisen. Wenn sie bei den Gastm\u228 ?hlern dieser Leidenschaft huldigten, mag es nicht so arg erscheinen, obwohl der Lehrmeister auch dort als Vorbild dienen sollte, wie ja \u252 ?berhaupt \u252 ?berall, nicht blo\u223 ? in der Kirche. Wie sich der Mensch, er mag sein, wo er will, immer von den unvern\u252 ?nftigen Wesen unterscheidet, so soll auch der Lehrmeister im Reden, im Schweigen, bei der Mahlzeit und was er sonst tut, als Meister zu erkennen sein, am Gange, am Blicke, an der Haltung, in seinem ganzen Wesen. Die Pharis\u228 ?er aber machten sich \u252 ?berall l\u228 ?cherlich und ver\u228 ?chtlich, weil sie taten, was sie h\u228 ?tten unterlassen sollen, sogar \u8222 ?sie lieben\u8220", sagt der Herr. Wenn er sie schon deshalb tadelt, weil sie solche Dinge lieben, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1037.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1037 }}} wie wird es erst sein, wenn sie dieselben tun? Wie b\u246 ?se muss es sein, wenn sie darnach haschen und gierig verlangen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 In Bezug auf diese Dinge lie\u223 ? es der Herr bei dem blo\u223 ?en Tadel bewenden, weil sie nur unbedeutend und geringf\u252 ?gig waren und weil keine Notwendigkeit vorlag, die J\u252 ?nger besonders dar\u252 ?ber zu unterweisen. Anders verhielt es sich mit der Herrschsucht und der Anma\u223 ?ung des Lehramtes; daraus ging alles Unheil hervor. Er geht daher eigens darauf ein, um die J\u252 ?nger genau zu belehren und ihnen dar\u252 ?ber nachdr\u252 ?ckliche Weisungen zu geben. Was sagt er doch?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: \u8222 ?Ihr aber sollt euch nicht Rabbi nennen lassen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er gibt auch den Grund an: \u8222 ?Denn einer ist euer Lehrmeister, ihr alle aber seid Br\u252 ?der.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Keiner hat etwas vor dem anderen voraus, denn niemand wei\u223 ? etwas aus sich selbst. Deshalb schreibt Paulus: \u8222 ?Was ist denn Paulus, was Apollo, was Kephas, wenn nicht Diener?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1Kor 3\par} } Also nicht \u8222 ?Lehrmeister\u8221". Weiter spricht der Herr:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V. 9: \u8222 ?Auch sollt ihr niemand Vater nennen\u8221",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 nicht etwa, als sollten sie diesen Namen nie gebrauchen, sondern sie sollten wissen, wen man vorz\u252 ?glich Vater zu hei\u223 ?en h\u228 ?tte. Wie n\u228 ?mlich der Name \u8222 ?Lehrer\u8221" nicht einem Lehrer vorzugsweise und ausschlie\u223 ?lich zukommt, so ist es auch mit dem Namen Vater. Gott ist der Ursprung aller Lehrerschaft und Vaterschaft. Dann f\u252 ?gt Christus noch hinzu:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V. 10: \u8222 ?Und lasset euch nicht Meister nennen. Denn einer ist euer Meister: Christus.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er sagt nicht: Ich. Fr\u252 ?her hatte er auch nicht gefragt: \u8222 ?Was haltet ihr von mir?\u8221" sondern: \u8222 ?von Christus?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Matth. 22\par} } so dr\u252 ?ckt er sich auch jetzt aus. Hier m\u246 ?chte ich gerne fragen, was diejenigen wohl erwidern, welche die Worte {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1038.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1038 }}} \u8222 ?einer\u8220" und \u8222 ?einziger\u8220" stets nur auf den Vater beziehen, um den Sohn zu verwerfen. Ist der Vater ein Lehrer? Alle sagen: ja; keiner widerspricht. Aber \u8222 ?euer Meister ist einer; Christus\u8220", hei\u223 ?t es. Wie also Christus, wenn er sich den einen Meister nennt, damit nicht den Vater aus dem Amte eines Meisters verdr\u228 ?ngt, ebenso schlie\u223 ?t auch der Vater, wenn er der eine Lehrer hei\u223 ?t, den Sohn nicht vom Amte des Lehrers aus. Die Worte \u8222 ?einer\u8221" und \u8222 ?einziger\u8221" dr\u252 ?cken blo\u223 ? den Gegensatz zu den Menschen und der \u252 ?brigen Sch\u246 ?pfung aus. Nachdem er so die J\u252 ?nger vor dieser schlimmen Leidenschaft, dem Hochmute, gewarnt, gibt er ihnen an, durch welche Mittel sie sich dagegen sch\u252 ?tzen k\u246 ?nnen: er lehrt sie die Demut. Deshalb f\u228 ?hrt er fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V. 11: \u8222 ?Wer aber der Gr\u246 ?\u223 ?ere ist unter euch, wird euer Diener sein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V. 12: Wer aber sich selbst erh\u246 ?ht, wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, wird erh\u246 ?ht werden.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nichts kommt der Bescheidenheit gleich. Deshalb erinnert er sie unabl\u228 ?ssig an diese Tugend, so damals als er die Kinder in ihre Mitte stellte, desgleichen hier; als er auf dem Berge die Seligkeiten vortrug, machte er eben damit den Anfang. Hier sucht er den Wurzelstock selbst auszurei\u223 ?en, wenn er sagt: \u8222 ?Wer sich selbst erniedrigt, wird erh\u246 ?ht werden.\u8221" Merkst du, wie er den Zuh\u246 ?rer auf das gerade Gegenteil der Eitelkeit hinweist? Er verbietet nicht allein, nach den ersten Pl\u228 ?tzen zu trachten, sondern hei\u223 ?t uns vielmehr die letzten w\u228 ?hlen. So wirst du erreichen, will er sagen, wonach du verlangst. Mithin muss man, wenn man nach dem ersten Platze strebt, den letzten einzunehmen trachten, denn \u8222 ?wer sich selbst erniedrigt, wird erh\u246 ?ht werden.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wo w\u252 ?rden wir nun eine solche Demut finden? Wohlan, gehen wir wieder an jene St\u228 ?tte der Tugend, in die H\u252 ?tten der Heiligen, ich meine in die Berge und T\u228 ?ler! Dort k\u246 ?nnen wir die vollkommene Demut finden. Leute, die durch weltliche W\u252 ?rden oder durch Reichtum einen Namen hatten, erniedrigen sich dort in jeder Beziehung, in Kleidung, Wohnung, Bedienung, und dr\u252 ?cken {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1039.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1039 }}} in ihrem ganzen Wesen wie mit Lettern die Demut aus. Alles, was f\u252 ?r den Hochmut ein Zunder sein kann, ist von dort ferngehalten: sch\u246 ?ne Kleider, vornehme Wohnung, zahlreiche Dienerschaft; lauter Dinge, die oft, ohne dass man es will, den Hochmut erwecken. Eigenh\u228 ?ndig machen sie das Feuer an, spalten Holz und in eigener Person bedienen sie die Fremden. Da h\u246 ?rt man niemanden schimpfen, da sieht man keinen, der gescholten wird, niemand erteilt Befehle, keinem werden sie erteilt; alle sind Diener, alle wetteifern miteinander, den G\u228 ?sten die F\u252 ?\u223 ?e zu waschen. Sie tun es, ohne zu fragen, wer es ist, ob Knecht oder Herr, sie erweisen Dienst allen ohne Unterschied. Da gibt es weder Gro\u223 ?e noch Geringe. Wie ist aber das m\u246 ?glich? rei\u223 ?t denn da keine Unordnung ein? Mit nichten, es herrscht vielmehr die sch\u246 ?nste Ordnung. Und wenn auch ein Geringer dort ist, der Gro\u223 ?e bemerkt es nicht, er erachtet sich selbst f\u252 ?r niedrig und gewinnt gerade dadurch an Gr\u246 ?\u223 ?e. Alle haben nur einen Tisch, sowohl die Bedienten wie die Dienenden, alle die gleiche Kost, die gleiche Kleidung, die gleiche Behausung, die gleiche Lebensweise. Als gro\u223 ? gilt, dort jener, der sich einer niedrigen Arbeit unterzieht. Mein und Dein kennt man nicht, sogar das blo\u223 ?e Wort, das Anlass zu unz\u228 ?hligen Kriegen gab, ist g\u228 ?nzlich verbannt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum wunderst du dich, dass bei ihnen Lebensweise, Mahlzeiten und Kleidung gleich sind? Haben sie doch auch nur eine Seele, nicht blo\u223 ? der Wesenheit nach{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das ist ja bei allen Menschen der Fall\par} } , sondern auch der Liebe nach. Wie k\u246 ?nnte diese sich je \u252 ?ber sich selbst erheben? Wo es weder Armut noch Reichtum, weder Ehre noch Geringsch\u228 ?tzung gibt, wie sollte da Einbildung und Hochmut Eingang finden? Gro\u223 ?e und Kleine gibt es unter ihnen nur, insoweit die Tugend als Ma\u223 ?stab angelegt wird, aber, wie gesagt, niemand sieht darauf. Der Kleine braucht sich nicht \u252 ?ber Verachtung zu betr\u252 ?ben, weil er eben von niemanden verachtet wird und wenn einer wirklich einmal geringsch\u228 ?tzig behandelt wird, so sind sie ja besonders darin geschult, Verachtung, Geringsch\u228 ?tzung und Dem\u252 ?tigungen in Wort {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1040.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1040 }}} und Werk \u252 ?ber sich ergehen zu lassen. Sie verkehren mit Bettlern und Kr\u252 ?ppeln, denn diese Art G\u228 ?ste finden sich bei ihren Mahlzeiten zahlreich ein; das ist es eben, was sie des Himmels w\u252 ?rdig macht. Der eine pflegt einem Verst\u252 ?mmelten die Wunden, ein anderer f\u252 ?hrt einen Blinden, ein Dritter tr\u228 ?gt einen, der sich das Bein verletzt hat. Bei ihnen gibt es auch keine Scharen von Schmeichlern und Schmarotzern; sie wissen nicht einmal, was Schmeichelei ist. Wie sollen sie sich da jemals \u252 ?berheben? Da alle untereinander gleich sind, wird es ihnen so leicht, die Tugend zu \u252 ?ben. Denn auf diese Weise werden die Schw\u228 ?tzer besser zur Tugend angeleitet, als wenn man sie n\u246 ?tigte, die ersten Pl\u228 ?tze abzutreten. Wie n\u228 ?mlich der Frechling eine Lehre empf\u228 ?ngt, wenn der Geschlagene Sanftmut \u252 ?bt, so erh\u228 ?lt sie auch der Ehrgeizige, nicht von einem, der darnach strebt, sondern von einem, der die Ehre verachtet. Und das tun die M\u246 ?nche gar eifrig; so gro\u223 ? bei uns das Ringen um die ersten Stellen ist, so gro\u223 ? ist bei ihnen der Wettstreit, sie zur\u252 ?ckzuweisen; ihr ganzer Eifer ist nur darauf gerichtet, einander Ehre zu erweisen, nicht solche zu empfangen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u220 ?brigens ist ihre T\u228 ?tigkeit selbst schon geeignet, die M\u246 ?nche in Bescheidenheit zu erhalten und die Aufgeblasenheit zu ersticken. Denn sage mir einmal, wird sich wohl jemand etwas darauf einbilden, wenn er den Boden umgr\u228 ?bt, begie\u223 ?t, bepflanzt, oder wenn er K\u246 ?rbe flicht, S\u228 ?cke webt oder sonst dergleichen arbeitet? Wird einer von dieser Leidenschaft befallen werden, wenn er in Armut lebt und mit Hunger zu k\u228 ?mpfen hat? Gewiss nicht. Darum f\u228 ?llt ihnen aber auch die Demut leicht. Ist es in der Welt schwer, bescheiden zu bleiben, wo es Scharen von Lobrednern und Bewunderern gibt, so wird es den M\u246 ?nchen leicht, weil sie nur die W\u252 ?ste und den Flug der V\u246 ?gel, das Schwanken der B\u228 ?ume sehen, nur das Wehen der Winde und das Rauschen der B\u228 ?che in den Schluchten h\u246 ?ren. Wie sollte ein solches Leben in der Ein\u246 ?de zur \u220 ?berhebung f\u252 ?hren? Allein wir werden in dem Umstande, dass wir mit der Welt verkehren m\u252 ?ssen, dennoch keine Entschuldigung f\u252 ?r unsere Eitelkeit finden. Auch Abraham lebte mitten unter den {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1041.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1041 }}} Chanan\u228 ?ern und bekannte doch: \u8222 ?Staub und Asche bin ich\u8221" und David sagte mitten im Lager: \u8222 ?Ich bin ein Wurm und kein Mensch\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps. 21\par} } , desgleichen der Apostel mitten in der Stadt: \u8222 ?Nicht bin ich wert, Apostel zu hei\u223 ?en\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1Kor. 15\par} } . Wenn wir nun trotz so vieler Beispiele nicht bescheidener sind, was wird uns zur Entschuldigung und Rechtfertigung gereichen? Jene M\u228 ?nner verdienen gro\u223 ?e Belohnung, weil sie keine Vorbilder hatten und doch diesen Tugendweg gewandelt sind; um so mehr aber verdienen wir Strafe wenn wir uns nicht zu gleichem Eifer angespornt f\u252 ?hlen, obschon wir so viele Vorg\u228 ?nger haben, die uns in der Schrift gezeichnet sind, und das Beispiel so vieler M\u228 ?nner, die noch jetzt leben und durch ihre Werke unsere Bewunderung erregen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was kannst du wohl zur Entschuldigung vorbringen wenn du dich nicht besserst? Etwa, dass du die Tugenden der Altvordern nicht kennst, weil du nicht lesen kannst, weil du in der Schrift nicht bewandert bist? Aber das ist ja gerade ein besonderer Vorwurf, dass du nicht in die Kirchen gehst, obwohl sie immer offen stehen, und die reinen Quellen nicht ben\u252 ?tzest. \u220 ?brigens, wenn du schon die Verstorbenen nicht aus der Schrift kennst, so solltest du doch die M\u228 ?nner beobachten, die jetzt noch leben. Aber es ist niemand, der dich hinf\u252 ?hrt? Nun, so komme zu mir, ich will dir zeigen, wo diese Heiligen wohnen; komm lass dich belehren und es wird dir zum Heile gereichen. Sie sind ja die Leuchten, die \u252 ?ber die ganze Erde hinstrahlen, sie sind die Mauern, welche die St\u228 ?dte umwallen. Deshalb haben sie die Ein\u246 ?den gew\u228 ?hlt, um dir zu zeigen, dass man das Get\u252 ?mmel der Welt verachten soll. Sie sind stark und verstehen es daher, auch mitten im Sturme Ruhe zu finden, w\u228 ?hrend du nach allen Seiten hin- und hergeworfen wirst und mithin der Ruhe und der Erholung von dem best\u228 ?ndigen Wogenschwall bed\u252 ?rftig bist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Geh also oft dorthin, um dich durch ihr Gebet und ihre Ermahnungen von deinen Makeln zu reinigen; dann {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1042.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1042 }}} wirst du im Diesseits ein ordentliches Leben f\u252 ?hren und im Jenseits den ewigen Lohn empfangen durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, durch den und mit dem der Vater und der Heiligen Geist Ruhm, Macht und Ehre besitzt jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Dreiundsiebzigste Homilie. Kap. XXIII, V.13-28.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: \u8220"Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharis\u228 ?er, ihr Heuchler! Weil ihr Haus und Hof der Witwen aufzehret, indes ihr lange Gebete betet, deshalb werdet ihr ein \u252 ?berstrenges Gericht finden.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hier stellt der Herr sogar die Schwelgerei der Pharis\u228 ?er an den Pranger. Das Verwerfliche dabei ist, dass diese nicht von den Reichen, sondern von den Witwen zehrten und von ihrer Armut prassten, anstatt ihr abzuhelfen. Ihre Mahlzeiten waren n\u228 ?mlich nicht mehr blo\u223 ? Essen, sondern Prassereien. Die Art, wie sie es trieben, macht die Sache noch schlimmer: \u8220"lange Gebete betend\u8221". Jeder B\u246 ?sewicht verdient Strafe; wer aber das B\u246 ?se unter dem Vorwande der Fr\u246 ?mmigkeit tut und sie zum Deckmantel seiner Schlechtigkeit nimmt, verdient eine weit sch\u228 ?rfere Strafe. Warum setzt aber der Herr die Schriftgelehrten nicht ab? Weil es die Zeitumst\u228 ?nde nicht zulie\u223 ?en. Er l\u228 ?sst sie also einstweilen noch im Amte; in seinen Reden bem\u252 ?ht er sich jedoch, das Volk aufzukl\u228 ?ren, damit es sich nicht durch ihr Ansehen zur Nachahmung verleiten lasse. Vorher hatte er befohlen: \u8220"Alles, was sie euch sagen, dass ihr tun sollet, tut es\u8221"; jetzt zeigt er ihnen, inwieweit man {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1043.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1043 }}} sie nachahmen d\u252 ?rfe, damit nicht die Unverst\u228 ?ndigen die Meinung bek\u228 ?men, den Schriftgelehrten sei alles erlaubt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: \u8220"Wehe euch, die ihr das Himmelreich verschlie\u223 ?et vor den Menschen; denn ihr gehet nicht hinein, noch auch lasset ihr jene eintreten; die hineingehen wollen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ist es schon schuldbar, niemandem zu n\u252 ?tzen, so ist es ganz unverzeihlich, anderen zu schaden und hinderlich zu sein. Was besagen aber die Worte: \u8220"die hineingehen wollen\u8221"? Er meint damit die Bereitwilligen. Wenn es sich darum handelte, anderen Gebote zu geben, so legten die Schriftgelehrten unertr\u228 ?gliche Lasten auf; wenn sie jedoch selbst eine Pflicht erf\u252 ?llen sollten, handelten sie umgekehrt, sie taten nichts, ja noch etwas weit Schlechteres, sie verf\u252 ?hrten sogar andere. Solche Leute bezeichnet man mit dem Namen Pest, weil sie ihre Aufgabe darin sehen, andere zu verderben, und zu dem Amte eines Lehrers im geraden Gegensatze stehen. Sache des Lehrers ist es, andere vor dem Verderben zu bewahren; nur die Pest richtet auch den zugrunde, der andere retten will.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sodann kommt der Herr auf einen anderen Vorwurf zu sprechen:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V. 15: \u8220"Ihr durchreiset das Meer und das Festland, um einen einzigen Bekehrten zu machen; und wenn er es geworden ist, machet ihr aus ihm einen Sohn der H\u246 ?lle, die er zweimal mehr verdient als ihr\u8221",\par} {\pard \ql \f0 \sa0 \li720 \fi-360 d.\tx360\tab h.\tx360\tab nicht einmal dann, wenn es euch nur mit M\u252 ?he und allen m\u246 ?glichen Anstrengungen gelungen ist, einen Menschen zu gewinnen, schonet ihr seiner. Man pflegt ja sonst eine Sache umso mehr zu schonen, je m\u252 ?hsamer sie erworben wurde. Euch aber, sagt er, bewegt auch dieser Umstand nicht zur M\u228 ?\u223 ?igung. Ein doppelter Vorwurf liegt in diesen Worten: erstlich, dass sie ungeeignet sind, viele zu retten, und viel Schwei\u223 ? aufwenden m\u252 ?ssen, um auch nur einen zu gewinnen; zweitens, dass sie es sich nicht angelegen sein lassen, einen Gewonnenen zu erhalten, ja, was noch schlimmer ist, dass sie obendrein an ihm auch zum Verr\u228 ?ter werden, weil sie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1044.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1044 }}} ihn durch ihr gottloses Leben verderben und schlechter machen, als sie selbst sind. Denn wenn ein Sch\u252 ?ler sieht, dass seine Lehrer selbst so verkehrt sind, wird er noch schlechter, weil er bei der Schlechtigkeit des Lehrers nicht stehen bleibt. Wie man einerseits einen tugendhaften Lehrer nachahmt, so \u252 ?berbietet man einen schlechten noch in der Schlechtigkeit, denn der Weg zur Schlechtigkeit ist gar leicht. Er sagt: \u8220"Sohn der Gehenna\u8221", d.\u160 ?h: der wirklichen H\u246 ?lle. Er sagt: \u8220"doppelt mehr denn ihr\u8221", um den einen Furcht einzujagen und um die anderen kr\u228 ?ftiger zu treffen, weil sie Lehrer in der Bosheit sind, und weil sie au\u223 ?erdem bestrebt sind, ihre J\u252 ?nger zu weit gr\u246 ?\u223 ?erer Bosheit zu ,verleiten und schlechter zu machen, als sie selbst sind. Das zeugt von einer ganz besonderen Verderbtheit der Seele.\sa180\sa180\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sodann spottet der Herr \u252 ?ber ihre Einsichtslosigkeit, dass sie geboten, auch die wichtigsten Gesetze zu \u252 ?bertreten. Aber er hatte doch vorher das Gegenteil behauptet: \u8220"Sie binden schwere und unertr\u228 ?gliche Lasten auf.\u8221" Beides taten sie immer zum Verderben ihrer Untergebenen, indem sie unbedeutende Dinge mit Strenge forderten und Wichtiges vernachl\u228 ?ssigten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.23: \u8220"Ihr gebt den Zehnten von M\u252 ?nze und Anis und K\u252 ?mmel, aber ihr habt au\u223 ?er acht gelassen, was das Wichtigere am Gesetze ist: das Recht und das Erbarmen und die Treue; dieses h\u228 ?ttet ihr tun und jenes nicht unterlassen sollen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So sagte Jesus mit Recht, weil hier der Zehent zugleich ein Almosen war; was schadet denn auch das Almosengeben? Aber er dr\u252 ?ckt sich nicht so aus, als h\u228 ?tten sie damit das Gesetz beobachtet. Deshalb sagt er hier auch: \u8220"Das h\u228 ?ttet ihr tun sollen\u8221", w\u228 ?hrend er das nicht hinzuf\u252 ?gt, wo er von den reinen und unreinen Speisen redet, sondern mit genauer Unterscheidung der inneren und \u228 ?u\u223 ?eren Reinheit zeigt, dass letztere notwendig aus ersterer folge, nicht umgekehrt. Wo er von der N\u228 ?chstenliebe spricht, macht er einen solchen Unterschied nicht, sondern geht dar\u252 ?ber hinweg. Der Grund ist der gleiche: die Zeit war noch nicht gekommen, die gesetzlichen Vorschriften ausdr\u252 ?cklich und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1045.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1045 }}} offen aufzuheben. Wo er aber von den k\u246 ?rperlichen Reinigungen spricht, deutet er schon klarer ihre Aufhebung an. So sagt er vom Almosen: \u8220"Dieses h\u228 ?ttet ihr tun und jenes nicht unterlassen sollen.\u8220" Nicht so hinsichtlich der Reinigungen, sondern:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V. 25: \u8220"Ihr reiniget die Au\u223 ?enseite des Bechers und der Sch\u252 ?ssel, innen aber ist alles voll Raub und Unlauterkeit.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V. 26: Reinige das Innere des Bechers, damit auch die Au\u223 ?enseite rein werde.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er w\u228 ?hlte zum Gleichnis eine allbekannte und gew\u246 ?hnliche Sache: Becher und Sch\u252 ?ssel.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um nun hervorzuheben, dass es keinen besonderen Nachteil bringt, wenn man die leiblichen Reinigungen unterl\u228 ?sst, indes eine schwere Strafe verdient, wer die Reinheit der Seele - n\u228 ?mlich die Tugend - geringsch\u228 ?tzt, so nennt er jene Handlungen eine M\u252 ?cke, weil es etwas Geringf\u252 ?giges und Nichtssagendes ist, und diese nennt er Kamel, weil es etwas Wichtiges ist. Daher seine Worte:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V. 24: \u8220"Die M\u252 ?cke seihet ihr ab, das Kamel verschlucket ihr.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Erstere Vorschriften waren wegen der letzteren gegeben worden, wegen der Barmherzigkeit und Gerechtigkeit; weshalb es denn auch nichts n\u252 ?tzt, wenn man sie um ihrer selbst willen beobachtet. Wenn das Geringere wegen des Wichtigeren befohlen ist und man vernachl\u228 ?ssigt letzteres, w\u228 ?hrend man ersteres eifrig \u252 ?bt, so bringt einem auch das keinen Vorteil; denn das Wichtigere ist nicht wegen des Geringeren da, sondern umgekehrt. Der Herr will mit seinen Worten darlegen, dass auch zur Zeit vor dem Gesetze der Gnade das Hauptgewicht nicht auf diesen Vorschriften lag, dass der eigentliche Zweck vielmehr im anderen bestand. Wenn es nun schon vor der Gnade so bestellt war, so mussten diese Vorschriften um so wertloser sein, ja ganz au\u223 ?er Geltung treten, nachdem einmal so erhabene Gesetze gegeben wurden. Die Bosheit ist also allweg ein Unheil, vornehmlich aber dann, wenn man glaubt, man bed\u252 ?rfe keiner Besserung, am allermeisten jedoch, wenn man {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1046.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1046 }}} f\u228 ?hig zu sein vermeint, auch noch andere zu bessern. Der Herr gibt das zu erkennen, indem er die Pharis\u228 ?er blinde F\u252 ?hrer hei\u223 ?t. Ist es schon ein gro\u223 ?es Ungl\u252 ?ck und Elend, wenn ein Blinder denkt, er brauche keinen F\u252 ?hrer, so liegt es auf der Hand, wohin es kommen muss, wenn er auch noch andere f\u252 ?hren will.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr wollte andeuten, dass der Ehrgeiz der Schriftgelehrten \u252 ?berspannt sei und an Wahnsinn grenze. Darin aber lag ja die Wurzel ihres Verderbens, dass sie alles nur des Scheines wegen taten. Deshalb gelangten sie nicht zum Glauben, deshalb vernachl\u228 ?ssigten sie das wahre Tugendleben, deshalb waren sie nur auf die leiblichen Reinigungen bedacht, ohne sich um die Reinigung der Seele zu k\u252 ?mmern. Um sie also zur wahren Tugend und zur Reinigung der Seele hinzuf\u252 ?hren, spricht Jesus von der Barmherzigkeit, der Gerechtigkeit und dem Glauben. Gerechtigkeit, N\u228 ?chstenliebe und Wahrhaftigkeit sind ja die Pfeiler unseres Lebens; in diesen Tugenden besteht die Reinheit der Seele; sie machen uns zum Verzeihen geneigt und halten uns ab, gegen die Fehlenden allzu erbittert und unvers\u246 ?hnlich zu werden. Daraus erw\u228 ?chst uns ein doppelter Vorteil: wir werden einerseits liebevoll und ziehen uns die Liebe Gottes, des Vaters aller, in reichem Ma\u223 ?e zu; ferner werden wir zum Mitleid mit den Bedr\u228 ?ngten und zur Hilfeleistung gestimmt; \u252 ?berdies vor Trug und T\u252 ?cke bewahrt. Wenn aber Christus sagt: \u8220"Das eine sollt ihr tun, das andere nicht unterlassen\u8221", so will er uns damit nicht die Beobachtung des Gesetzes vorschreiben, durchaus nicht, wie wir schon fr\u252 ?her dargelegt haben; und wenn er von der Sch\u252 ?ssel und dem Becher spricht:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: \u8220"Reinige zuerst das Inwendige des Bechers und der Sch\u252 ?ssel, damit auch deren Au\u223 ?enseite rein werde\u8221",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 so will er ebensowenig die kleinlichen Vorschriften des Alten Bundes auferlegen; vielmehr zeigt er bei jeder Gelegenheit das gerade Gegenteil, dass sie n\u228 ?mlich \u252 ?berfl\u252 ?ssig sind. So sagte er nicht: reiniget die Au\u223 ?enseite, sondern: reiniget das Inwendige, denn das andere folgt von selbst aus diesem. \u220 ?berhaupt meint er eigentlich gar nicht Becher und Sch\u252 ?ssel, sondern Seele und Leib; mit {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1047.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1047 }}} der Au\u223 ?enseite bezeichnet er den Leib, mit dem Inwendigen die Seele. Mu\u223 ?t du nun schon bei einer Sch\u252 ?ssel auf das Inwendige sehen, wieviel mehr bei dir selbst. Ihr aber, sagt er, tut das Gegenteil, ihr sehet auf das Geringf\u252 ?gige und \u196 ?u\u223 ?erliche, w\u228 ?hrend ihr das Wichtige und Innerliche vernachl\u228 ?ssigt. Hieraus erw\u228 ?chst euch der allergr\u246 ?\u223 ?te Schaden, n\u228 ?mlich dass ihr glaubet, damit alles getan zu haben, und dass ihr das \u252 ?brige geringsch\u228 ?tzet, was dann zur Folge hat, dass ihr euch keine M\u252 ?he gebet und keinen Eifer entfaltet, es zu \u252 ?ben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sodann tadelt er sie wieder wegen ihrer Eitelkeit; er nennt sie \u252 ?bert\u252 ?nchte Gr\u228 ?ber und sagt zu allen: \u8222 ?Heuchler!\u8221" Heuchelei war ja die Ursache all ihrer Schlechtigkeit und die Quelle ihres Verderbens. Er sagt aber nicht einfach, sie seien \u252 ?bert\u252 ?nchte Gr\u228 ?ber, sondern setzt noch dazu, sie seien voll Unrat und Heuchelei. Damit wollte er auf den Grund ihres Unglaubens hinweisen, auf ihre gro\u223 ?e Heuchelei und Ungerechtigkeit. Aber nicht blo\u223 ? Christus, sondern schon die Propheten machen ihnen immer wieder diesen Vorwurf, dass sie R\u228 ?uber seien, dass ihre Obrigkeit nicht nach Gerechtigkeit Recht spreche. \u220 ?berhaupt findet man immer wieder die Tatsache, dass ihre Opfer zur\u252 ?ckgewiesen werden und daf\u252 ?r Gerechtigkeit verlangt wird. Es liegt daher nichts Befremdliches, nichts Neues in dem Gesetze oder in den Vorw\u252 ?rfen Christi, ja selbst nicht in dem Bilde vom Grabe. Bereits der Prophet kennt es und nennt die Juden nicht blo\u223 ? einfachhin ein Grab, sondern sagt sogar: \u8220"Ihr Rachen ist ein offenes Grab\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps. 5,11\par} } . Solche Leute gibt es auch heutzutage in gro\u223 ?er Zahl, die sich auswendig schm\u252 ?cken, im Innern aber voll Ungerechtigkeit sind. Auch jetzt gibt man sich viele M\u252 ?he und verwendet viel Sorge auf die Sauberkeit im \u196 ?u\u223 ?eres, auf die Reinheit der Seele aber nicht die geringste. K\u246 ?nnte man das Gewissen jedes einzelnen \u246 ?ffnen, wie viele W\u252 ?rmer, wieviel Eiter und unausstehlicher Gestank w\u252 ?rden zutage treten, ich meine: s\u252 ?ndhafte Begierden und andere Schlechtigkeiten, die noch ekliger sind als Leichenw\u252 ?rmer!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1048.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1048 }}} Allein dass die Schriftgelehrten so schlecht waren, ist zwar schrecklich genug; doch nicht so entsetzlich, als die Tatsache, dass ihr, die ihr die Auszeichnung erhalten habt, Tempel des Heiligen Geistes zu werden, wieder Gr\u228 ?ber voll des abscheulichen Gestankes geworden seid. Das ist der Gipfel des Elendes. Welch ein schauderhaftes Ungl\u252 ?ck, dass einer, in dem Christus wohnt, in dem der Heilige Geist so gro\u223 ?e Geheimnisse gewirkt hat, ein Grab ist! Wie sehr ist zu beweinen und zu beklagen, wenn die Glieder Christi ein Grab voll Unrat werden! Bedenke doch, welche Gaben du bei der Wiedergeburt erhalten, was f\u252 ?r ein Kleid du empfangen hast, wie du ein fester, ein sch\u246 ?ner Tempel des Heiligen Geistes wurdest, geziert nicht mit Gold und Edelsteinen, sondern mit wertvollerem Schmucke als alles das, mit dem Heiligen Geiste. Erw\u228 ?ge, dass man in der Stadt kein Grab duldet, dass also auch du in der Stadt dort droben nicht erscheinen darfst; denn wenn es schon hier unstatthaft ist, wieviel mehr wird es dort erst der Fall sein!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber auch schon hier bist du ein Gegenstand des Spottes, wenn du eine tote Seele herumtr\u228 ?gst; ja nicht blo\u223 ? ein Gegenstand des Spottes, sondern auch des Abscheues. Denn, sage mir, w\u252 ?rden nicht alle einem ausweichen, nicht alle vor einem Menschen fliehen, der eine Leiche mit sich herumtr\u252 ?ge. So sollst auch in diesem Falle urteilen, denn du bietest einen noch viel h\u228 ?sslicheren Anblick, wenn du mit einer von S\u252 ?nden get\u246 ?teten, in Aufl\u246 ?sung begriffenen Seele herumgehst. Wer wird mit einem solchen Menschen Mitleid haben? Wenn du selbst mit deiner Seele kein Erbarmen hast, wie soll ein anderer Mitleid haben mit dem, der gegen sich selber so grausam, so voll Feindschaft und Hass ist? Was w\u252 ?rdest du tun, wollte jemand da, wo du schl\u228 ?fst und speisest, eine Leiche begraben? Und du begr\u228 ?bst eine Leiche, nicht wo du fr\u252 ?hst\u252 ?ckst, nicht wo du schl\u228 ?fst, sondern in den Gliedern Christi, und du hast keine Angst, es k\u246 ?nnten tausend Blitze und Wetterschl\u228 ?ge auf dein Haupt niedersausen? Wie kannst du es wagen, die Kirche Gottes und den geheiligten Tempel zu betreten, w\u228 ?hrend in deinem Innern so schauderhafter Gestank herrscht? Wenn jemand eine Leiche in die K\u246 ?nigsburg {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1049.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1049 }}} br\u228 ?chte, um sie da zu begraben, er w\u252 ?rde aufs schwerste bestraft werden; bedenke, welche Strafe erst dich treffen muss, wenn du die Schwelle des Heiligtums \u252 ?berschreitest w\u228 ?hrend du einen so entsetzlichen Gestank verbreitest? Ahme doch jene Buhlerin nach, welche Christi F\u252 ?\u223 ?e mit Myrrhe salbte und das ganze Haus mit Wohlgeruch erf\u252 ?llte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Luk 7,38\par} } , indes bei dir das gerade Gegenteil der Fall ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn du aber gar nicht einmal merkst, dass du solch \u252 ?blen Geruch verbreitest? Das ist eben das Beklagenswerte an deiner Krankheit, das macht dein Leiden unheilbar, so dass du schlimmer daran bist, als jene, deren Leib bereits von F\u228 ?ulnis riecht. Denn diese Krankheit macht sich den Leidenden bemerkbar und gereicht ihnen nicht zum Vorwurfe, sondern erweckt Mitleid, die deinige hingegen zieht dir Hass und Strafe zu. Weil also die Krankheit aus diesem Grunde so schwer ist, weil sie ferner der Kranke gar nicht merkt, wie es doch der Fall sein sollte, so schenke meinen Worten willig Geh\u246 ?r, damit du dir \u252 ?ber ihre Verderbtheit v\u246 ?llig klar werdest. Zuv\u246 ?rderst beachte, was du in den Psalmen betest: \u8222 ?Mein Gebet komme wie Weihrauch vor Dein Angesicht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 140\par} } . Wenn nun aber stinkender Qualm anstatt Weihrauchduft von dir und deinen Werken emporsteigt, welches wird dann wohl deine Strafe sein m\u252 ?ssen? Worin besteht aber dieser stinkende Qualm? Darin dass viele in die Kirche kommen, um sch\u246 ?ne Frauen zu begaffen; andere richten ihr Augenmerk auf anmutige Kinder. Wunderst du dich da, dass kein Blitz niederf\u228 ?hrt und alles in Grund und Boden schl\u228 ?gt? Ein solches Betragen w\u228 ?re gewiss wert, dass der Blitz dareinf\u252 ?hre und sie in die H\u246 ?lle schleuderte. Weil aber Gott langm\u252 ?tig und allbarmherzig ist, h\u228 ?lt er mit seinem Zorne vorl\u228 ?ufig zur\u252 ?ck und l\u228 ?dt dich zur Reue und Besserung ein. Was treibst du, O Mensch? Du gibst dich mit sch\u246 ?nen Weibern ab, ohne zu erschaudern dass du damit den Tempel Gottes entweihest? Meinst du, die Kirche sei ein Buhlhaus und weniger ehrw\u252 ?rdig als {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1050.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1050 }}} der Markt? Auf dem Markte scheuest und sch\u228 ?mst du dich, offen einem Weibe gegen\u252 ?ber zudringlich zu sein; im Tempel Gottes aber, wo Gott dir unter Drohungen verbietet, so etwas zu tun, da buhlst du und treibst Ehebruch, und zwar zu eben der Zeit, da du h\u246 ?rst, dass man dergleichen nicht tun darf? Und du bebst nicht, es graust dir nicht? Solche Dinge lehren auch die woll\u252 ?stigen Schauspiele, diese unausrottbare Pest, dieser Gifttrank, diese b\u246 ?se Schlinge der \u220 ?ppigkeit, und jene liederlichen Menschen, die noch in ihrem Untergang ausgelassen sind. Daher spricht auch der Prophet den Tadel aus: \u8222 ?Weder deine Augen noch dein Herz ist gut\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 22,17\par} } . Es w\u228 ?re wahrlich besser, solche Leute w\u228 ?ren blind; besser krank sein, als mit den Augen einen solchen Missbrauch treiben. Im Innern solltet ihr eine Mauer haben, die euch von den Weibern trennt; da dem aber nicht so ist, so erachteten es eure V\u228 ?ter f\u252 ?r notwendig, euch wenigstens durch die Gitter hier von ihnen zu scheiden. Wie ich von \u228 ?lteren Leuten h\u246 ?re, gab es fr\u252 ?her keine solche Schranken, \u8222 ?denn in Christus Jesus ist weder Mann noch Weib\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 3,28\par} } . Auch zu den Zeiten der Apostel waren M\u228 ?nner und Frauen miteinander beisammen, denn die M\u228 ?nner waren eben M\u228 ?nner und die Frauen waren wirklich Frauen. Jetzt aber ist es ganz anders geworden. Die Weiber haben die Art von Buhlerinnen angenommen und die M\u228 ?nner sind wie br\u252 ?nstige Hengste. Habt ihr nicht geh\u246 ?rt, dass in dem Abendmahlsaale M\u228 ?nner und Frauen beisammen waren und dass diese Versammlung eine Wonne f\u252 ?r den Himmel war?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg. 1,13-14\par} } Mit vollem Rechte. Damals waren eben die Frauen tugendhaft, die M\u228 ?nner keusch und enthaltsam. Vernehmet nur, wie die Purpurh\u228 ?ndlerin spricht: \u8222 ?Wenn ihr mich f\u252 ?r w\u252 ?rdig befunden habet des Herrn, so tretet in mein Haus und bleibet\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg. 1,13-14\par} } . H\u246 ?ret, wie Frauen mit den Aposteln herumreisten, wie sie eine m\u228 ?nnliche Gesinnung angenommen hatten, eine Priszilla, eine Persis und andere. Von diesen sind unsere Frauen ebenso {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1051.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1051 }}} weit verschieden, wie unsere M\u228 ?nner von den M\u228 ?nnern jener Zeit.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damals konnten die Frauen Reisen machen, ohne in schlechten Ruf zu kommen, w\u228 ?hrend sie heutzutage dem Verdachte kaum entgehen, auch wenn sie ihre Behausungen nicht verlassen. Das hat die Putzsucht und die \u220 ?ppigkeit mit sich gebracht. Damals waren die Gedanken der Frauen darauf gerichtet, die Predigt des Evangeliums zu f\u246 ?rdern; heutzutage, wie sie wohlgestaltet sch\u246 ?n und reizend erscheinen k\u246 ?nnen; hierin suchen sie ihren Ruhm und ihr Gl\u252 ?ck, an die Erhabenheit und Gr\u246 ?\u223 ?e guter Werke denken sie nicht einmal im Traume. Wo gibt es eine Frau, die sich eifrig bem\u252 ?ht, ihren Mann zu bessern? Wo der Mann, der es sich angelegen sein l\u228 ?sst, sein Weib zu bessern? Nirgends. Alles Trachten des Weibes geht vielmehr auf in der Sorge um Goldgeschmeide, um Kleider und dergleichen Putz des Leibes und um Vergr\u246 ?\u223 ?erung des Verm\u246 ?gens; der M\u228 ?nner Trachten ist auf dasselbe gerichtet und auf vieles andere noch, stets aber nur auf weltliche Dinge. Wer fr\u228 ?gt vor dem Heiraten nach den Sitten und der Erziehung des M\u228 ?dchens? Niemand, sondern zuerst fr\u228 ?gt man nach dem Gelde, dem Besitzstande, nach dem Verm\u246 ?gen jeglicher Art, gerade als wollte man einen Kauf oder sonst ein Handelsgesch\u228 ?ft abschlie\u223 ?en. Oft wird darum die Ehe auch mit dem Namen Vertrag bezeichnet. Wie oft habe ich schon sagen h\u246 ?ren: Der hat mit jener den Heiratsvertrag eingegangen, das soll hei\u223 ?en: er hat sich mit ihr verm\u228 ?hlt. Man geht Ehen ein, als w\u228 ?re es ein Kauf oder Verkauf, und vers\u252 ?ndigt sich so an Gottes Einrichtungen. Dabei werden Schriftst\u252 ?cke von gr\u246 ?\u223 ?erer Sicherheit gefordert als bei Handel und Gesch\u228 ?ft. Sehet doch zu, wie eure Ahnen geheiratet haben und nehmet euch ein Beispiel daran. Ja, wie schlossen denn sie die Ehe? Sie fragten nach den Sitten der Braut, nach ihrem Lebenswandel und ihrer Tugend. Darum brauchten sie auch keine Urkunden, keine Sicherstellung durch Papier und Tinte; mehr als alles andere bot ihnen der Wandel der Braut B\u252 ?rgschaft. Ich bitte euch daher, sehet nicht auf Geld und Verm\u246 ?gen, sondern auf Sittsamkeit und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1052.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1052 }}} Bescheidenheit. Frage nach der Fr\u246 ?mmigkeit und Tugend des M\u228 ?dchens; das wird dich gl\u252 ?cklicher machen, als wer wei\u223 ? wie viele Sch\u228 ?tze. Wenn du die Gottesfurcht im Auge hast, wird auch das andere hinzukommen; wenn du sie aber \u252 ?bersiehst und nur auf anderes achtest, wirst du auch das nicht finden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber, entgegnest du, ich kenne einen, der ist durch sein Weib zu Verm\u246 ?gen gekommen. Sch\u228 ?mst du dich nicht, so zu reden? Ich habe oft sagen h\u246 ?ren: Tausendmal lieber wollte ich arm bleiben, als durch ein Weib reich werden. Gibt es etwas L\u228 ?stigeres, als einen solchen Reichtum? etwas Bittereres, als eine solche Wohlhabenheit? Gibt es etwas Schm\u228 ?hlicheres, als auf einem solchen Wege zu Ansehen zu gelangen und es sich von aller Welt vorwerfen zu lassen: der und jener ist nur durch seine Frau reich geworden? Ich will ganz schweigen von den Unannehmlichkeiten im Haus, die die notwendige Folge einer derartigen Verbindung sind: von dem Hochmut des Weibes, der Abh\u228 ?ngigkeit des Mannes, den Frechheiten und Schm\u228 ?hungen von seiten der Dienstboten, die da sagen: Dieser Habenichts, dieser Lump, dieser gemeine Kerl, der nur von gemeinen Eltern abstammt! Was hat er denn mitgebracht? geh\u246 ?rt nicht etwa alles der Frau? - Aber du machst dir nichts aus solchen Reden? Dann bist du eben kein freier Mann. Man macht es wie die Schmarotzer, die auch unempfindlich sind, wenn sie solche und noch peinlichere Reden zu h\u246 ?ren bekommen; sie gefallen sich sogar noch in ihrer Schande. Und wenn man sie ihnen vorh\u228 ?lt, entgegnen sie: Wenn es nur s\u252 ?\u223 ? und angenehm schmeckt, meinetwegen. mag ich dann daran ersticken. O dieser b\u246 ?se Teufel! Was f\u252 ?r Redensarten hat er in der Welt aufgebracht, Redensarten, die imstande sind, das ganze Leben solcher Menschen zu zerr\u252 ?tten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehe nur zu, wie gro\u223 ? das Unheil ist, das die erw\u228 ?hnte teuflische und verderbliche Redensart anstiftet. Diese Worte besagen nichts anderes als: Lass es dich nicht anfechten, ob etwas ehrw\u252 ?rdig, ob etwas gerecht ist; k\u252 ?mmere dich nicht darum, eines nur sei deine Sorge: das Vergn\u252 ?gen. Und m\u252 ?sstest du auch daran ersticken, strebe trotzdem darnach; ja, nimm alles ruhig {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1053.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1053 }}} hin, selbst wenn man dich beim Begegnen anspuckt, mit Kot bewirft, wie einen Hund davonjagt. Wenn Schweine, wenn unreine H\u228 ?nde sprechen k\u246 ?nnten, w\u252 ?rden sie anders reden? Ja, es kann sein, sie w\u252 ?rden keine so tollen Reden f\u252 ?hren, wie sie der Teufel den Menschen einfl\u252 ?stert. Darum beschw\u246 ?re ich euch, kommet doch zur Einsicht, wie widersinnig solche Redensarten sind; meidet sie und suchet ihnen andere S\u228 ?tze aus der Schrift entgegenzuhalten. Und welche etwa? \u8222 ?Den L\u252 ?sten deines Herzens gehe nicht nach und wende dich ab von deinen Begierden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eccl. 18,30\par} } , und \u252 ?ber die Buhlerin spricht die Schrift ebenfalls ganz im Gegensatz zu obiger Redensart: \u8222 ?Achte nicht auf ein schlechtes Weib; denn Honigseim tr\u228 ?ufelt von der Buhlerin Lippen und sie schmeichelt eine Zeitlang deinem Gaumen; doch nachher wirst du sie bitterer finden als Galle und sch\u228 ?rfer denn ein zweischneidig Schwert\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sprichw. 5,2-4\par} } . Auf solche Spr\u252 ?che sollen wir h\u246 ?ren, nicht auf die anderen. Daher r\u252 ?hrt die freie, sklavische Gesinnung mancher; daher das unvern\u252 ?nftige Gebaren der Menschen, die immer nur der Lust nachjagen, wie es ihre Redensart besagt, die doch, ganz abgesehen von der Erkl\u228 ?rung, die wir gegeben haben, schon an und f\u252 ?r sich t\u246 ?richt ist. Wenn n\u228 ?mlich jemand erstickt ist, was n\u252 ?tzt ihm dann die S\u252 ?\u223 ?igkeit?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Setzet euch also nicht l\u228 ?nger einer solchen L\u228 ?cherlichkeit aus und sch\u252 ?ret auch nicht weiter das unausl\u246 ?schliche Feuer der H\u246 ?lle an. Lasset uns, wenn auch sp\u228 ?t, den Blick auf die Ewigkeit richten, wie es sich geb\u252 ?hrt, und unser Auge kl\u228 ?ren, damit wir das irdische Leben anst\u228 ?ndig, keusch und m\u228 ?\u223 ?ig verbringen, um dann den ewigen Lohn zu ernten durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre sei in alle Ewigkeit. Amen\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Vierundsiebzigste Homilie. Kap. XXIII, V. 29-39.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1054.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1054 }}} V.29: \u8222 ?Wehe euch, ihr Schriftgelehrten und Pharis\u228 ?er, ihr Heuchler, die ihr den Propheten Gr\u228 ?ber bauet und die Denkm\u228 ?ler der Gerechten schm\u252 ?cket,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.30: und saget: H\u228 ?tten wir in den Tagen unserer V\u228 ?ter gelebt, wir w\u228 ?ren nicht ihre Mitschuldigen geworden an dem Blute der Propheten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das \u8222 ?Wehe\u8220" sprach der Herr \u252 ?ber die Pharis\u228 ?er, nicht weil sie diese Grabbauten auff\u252 ?hrten, oder weil sie die Handlungsweise ihrer V\u228 ?ter verurteilten, sondern weil sie sich den Anschein gaben, durch diese Taten und durch ihre Worte die V\u228 ?ter zu verurteilen, w\u228 ?hrend sie selbst noch Schlimmeres taten. Dass aber ihre Verurteilung nur Verstellung war, sagt Lukas mit den Worten: \u8222 ?Wehe euch, die ihr den Propheten Denkm\u228 ?ler bauet, w\u228 ?hrend eure V\u228 ?ter sie get\u246 ?tet haben. Somit bezeuget ihr, dass ihr zustimmt zu den Taten eurer V\u228 ?ter, weil jene sie zwar gemordet haben, ihr aber deren Gr\u228 ?ber erbauet\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 11,47-48\par} } . Er tadelt also die Gesinnung, in der sie bauten; nicht um die Gemordeten zu ehren, sondern um die Ermordung zu feiern, errichteten sie diese Bauten. Sie f\u252 ?rchteten, die Gr\u228 ?ber k\u246 ?nnten im Laufe der Zeit verschwinden und damit zugleich die Erinnerung und das Ged\u228 ?chtnis an diese Untat; denn sie bauten diese Gr\u228 ?ber, als gelte es, ein Denkmal gl\u228 ?nzender Siege aufzustellen und mit den Heldentaten ihrer Ahnen zu prahlen und zu prunken. Der Herr will sagen: Euer jetziges Verhalten zeigt, dass diese Absicht euch bei diesen Bauten leitet. M\u246 ?get ihr auch reden, als verurteiltet ihr eure V\u228 ?ter, z. B.: \u8222 ?Wenn wir in ihren Tagen gelebt h\u228 ?tten, so h\u228 ?tten wir an ihren Taten nicht teilgenommen\u8220", {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1055.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1055 }}} es liegt doch auf der Hand, in welcher Gesinnung ihr so redet. Deshalb enth\u252 ?llt auch Jesus diese Gesinnung zwar nur andeutungsweise, aber immerhin tut er es. Nach den Worten: \u8222 ?W\u228 ?ren wir gewesen in den Tagen unserer V\u228 ?ter, wir w\u252 ?rden nicht ihre Mitschuldigen geworden sein an dem Blute der Propheten\u8220", f\u228 ?hrt er fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V. 31: \u8222 ?Somit bezeuget ihr von euch selber, dass ihr S\u246 ?hne der Prophetenm\u246 ?rder seid.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Liegt wohl ein Tadel darin, Sohn eines M\u246 ?rders zu sein, wenn man nicht teilnimmt an der Gesinnung des Vaters? Gewiss nicht. Wenn er also damit einen Vorwurf ausspricht, so folgt daraus, er wolle andeuten, sie seien ebenso schlecht. - Dasselbe ergibt sich aus seinen folgenden Worten: \u8222 ?Schlangen, Natternbrut\u8220" Wie n\u228 ?mlich diese Tiere sch\u228 ?dliches Gift besitzen gleich denen, die sie gezeugt, ebenso seid ihr wie eure V\u228 ?ter voll von Mordlust.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da indes ihre Gesinnung dem Volke nicht so bekannt war, weist Jesus zur Bekr\u228 ?ftigung seiner Vorw\u252 ?rfe auf die Taten hin, die sie in der Zukunft vor aller Welt ver\u252 ?ben w\u252 ?rden. Durch die Worte: \u8222 ?Ihr bezeuget euch selber, dass ihr S\u246 ?hne der Prophetenm\u246 ?rder seid\u8220" hatte er offen kundgetan, dass sie in der Bosheit mit ihren Ahnen verwandt waren und daher nur flunkerten, wenn sie sagten: \u8222 ?Wir h\u228 ?tten nicht daran teilgenommen\u8220"; darum f\u228 ?hrt er fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.32: \u8222 ?Und ihr machet das Ma\u223 ? eurer V\u228 ?ter voll.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit trieb er sie nicht zu dem, was kommen w\u252 ?rde, sondern sagte nur vorher, dass sie ihn selbst hinschlachten w\u252 ?rden. Deshalb also f\u252 ?gte er diesen Tadel hinzu, und zeigt, dass sie nur etwas vorspiegelten, um sich rein zu waschen, wenn sie sagten: \u8222 ?Wir h\u228 ?tten nicht daran teilgenommen\u8220"; wie h\u228 ?tten sie auch die Knechte schonen sollen, da sie den Herrn nicht schonten? Daher bedient er sich auch sch\u228 ?rferer Ausdr\u252 ?cke wie:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.33: \u8222 ?Schlangen und Natterngez\u252 ?cht, wie wollet ihr entfliehen vor der Verdammnis zur H\u246 ?lle\u8220",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 da ihr n\u228 ?mlich solche Mordtaten begehet und dabei noch eure Gesinnung in Abrede stellet und zu verdecken {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1056.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1056 }}} suchet? Zum \u220 ?berfluss h\u228 ?lt er ihnen dann noch einen anderen Frevel vor und spricht:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.34: \u8222 ?Siehe, ich sende an euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; auch aus ihnen werdet ihr einige t\u246 ?ten und kreuzigen und in euren Synagogen gei\u223 ?eln.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit sie nicht einwenden k\u246 ?nnten: Wenn wir auch den Herrn gekreuzigt haben, seine Knechte h\u228 ?tten wir geschont, wenn wir damals gelebt h\u228 ?tten, so sagte Jesus: \u8222 ?Siehe, auch ich sende zu euch Knechte und selbst Propheten, und ihr vergreifet euch auch an ihnen.\u8220" Hiermit will er dartun, dass es gar nicht befremdlich sei, wenn er von den S\u246 ?hnen ermordet werde, da sie blutgierig, heimt\u252 ?ckisch und voll Hinterlist waren, wie ihre V\u228 ?ter, und sie an Schandtaten noch \u252 ?berboten. Nebst dem hebt der Herr noch ihren Hochmut hervor; denn Leute, die sagen: \u8222 ?H\u228 ?tten wir in den Tagen unserer V\u228 ?ter gelebt, wir h\u228 ?tten an ihren Werken nicht teilgenommen\u8220", tats\u228 ?chlich aber das Gegenteil tun, sind hochm\u252 ?tig und nur mit dem Munde tugendhaft. \u8222 ?Schlangen, Natternbrut\u8220", d.\u160 ?h. nichtsw\u252 ?rdige S\u246 ?hne, Kinder nichtsw\u252 ?rdiger Eltern und noch schlechter als ihre V\u228 ?ter. Er zeigt, dass die Untaten, die sie begingen, noch mehr Bosheit verraten; denn sie begingen ihre Missetaten sp\u228 ?ter als ihre V\u228 ?ter, begingen schlimmere als sie, und r\u252 ?hmten sich dabei aber doch, sie w\u228 ?ren nicht in dieselben Frevel verfallen. So treiben sie die Bosheit auf die \u228 ?u\u223 ?erste Spitze. Jene hatten nur die Boten, die in den Weinberg gekommen waren, get\u246 ?tet; sie mordeten sogar den Sohn und die Boten, welche die Leute zur Hochzeit einluden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das alles sagt der Herr, um die Juden davon abzubringen, sich auf die Abstammung von Abraham etwas einzubilden. Er will sie belehren, nicht auf dieselbe zu bauen, wenn sie nicht auch seine Werke nachahmten. Darum setzte er hinzu: \u8222 ?Wie sollet ihr entfliehen vor der Verdammnis zur H\u246 ?lle\u8220", wenn ihr diejenigen nachahmt, die solche Untaten begangen\u8217' haben? Es ist dies zugleich eine Erinnerung an die Strafpredigt des Johannes. Auch er hatte sie ja so genannt und vor dem bevorstehenden Gericht gewarnt. Weil sie indessen seinen Worten nicht glaubten, da die Strafe noch nicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1057.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1057 }}} unmittelbar bevorstand, so wurden sie auch durch das Gericht und die H\u246 ?lle nicht in Schrecken versetzt. Deshalb dem\u252 ?tigt sie der Herr durch den Hinweis auf die Gegenwart und sagt: \u8222 ?Siehe darum, ich sende zu euch Propheten und Schriftgelehrte; auch aus ihnen werdet ihr einige t\u246 ?ten und kreuzigen und gei\u223 ?eln,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.35: damit \u252 ?ber euch alles gerechte Blut komme, welches vergossen ist auf der Erde, von dem Blute Abels des Gerechten bis auf das Blut des Zacharias, des Sohnes des Barachias, den ihr gemordet habt zwischen dem Tempel und dem Altare.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.36: Wahrlich, ich sage euch: All das wird kommen \u252 ?ber dieses Geschlecht.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehe, wieviel der g\u246 ?ttliche Heiland tut, um die Pharis\u228 ?er zu retten! Er hatte gesagt: \u8222 ?Ihr verurteilet eure V\u228 ?ter, denn ihr sprechet: Wir h\u228 ?tten uns nicht mitbeteiligt\u8220"; schon das musste f\u252 ?r sie Grund genug sein, in sich zu gehen. Er hatte gesagt: \u8222 ?Trotzdem ihr sie verurteilet, tut ihr doch noch Schlimmeres\u8220"; das war wieder geeignet, sie zu besch\u228 ?men. Er hatte gesagt: \u8222 ?Es wird nicht unger\u228 ?cht bleiben\u8220"; damit erinnert er sie an die H\u246 ?lle, um ihnen recht gro\u223 ?e Furcht einzufl\u246 ?\u223 ?en. Da die H\u246 ?lle aber erst im Jenseits droht, stellt er ihnen auch die Strafen des Diesseits vor Augen: \u8222 ?All das wird \u252 ?ber dieses Geschlecht kommen.\u8220" Dabei hob er die uns\u228 ?gliche Schrecklichkeit der Strafe hervor, indem er erkl\u228 ?rte, sie w\u252 ?rden Grauenhafteres zu leiden haben, als sonst jemand. Aber alles war umsonst; sie blieben unverbesserlich. Wenn jemand fragte, warum sie strenger als andere gez\u252 ?chtigt werden sollen, so m\u246 ?chte ich erwidern: Weil sie schlechter als andere gehandelt haben und durch kein Beispiel der Vergangenheit zur Einsicht gebracht werden konnten. Hast du nicht geh\u246 ?rt, wie Lamech sprach: \u8222 ?Wenn Kain siebenmal gestraft wird, dann Lamech siebzigmal siebenmal\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 4, 24\par} } , d.\u160 ?h. ich habe eine h\u228 ?rtere Strafe als Kain verdient. Und warum? Er hatte zwar nicht seinen Bruder erschlagen, aber er hatte aus dem Beispiele Kains keine Lehre gezogen. \u196 ?hnlich {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1058.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1058 }}} hat sich Gott an einer anderen Stelle ge\u228 ?u\u223 ?ert: \u8222 ?Ich ahnde die Frevel der V\u228 ?ter an den Kindern bis ins dritte und vierte Geschlecht bei denen, die mich hassen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Exod. 20,5\par} } , nicht als w\u252 ?rden sie f\u252 ?r fremde Missetaten gestraft, sondern weil sie sich nicht bessern und dieselben Schandtaten begehen, trotzdem sie sahen, wie in der Vorzeit S\u252 ?nder bestraft wurden. Daher ist es auch billig, dass sie wie jene bestraft werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte auch, wie passend der Herr bei dieser Gelegenheit Abel erw\u228 ?hnt, um zu zeigen, dass es auch bei ihnen der Neid ist, der sie zu Mordtaten treibt. Was k\u246 ?nntet ihr also noch entgegnen? sagt er gleichsam. Wisset ihr nicht, was Kain widerfahren ist? Sah etwa Gott ruhig zu, als der Mord geschehen war? Zog er ihn nicht vielmehr aufs strengste zur Rechenschaft? Habt ihr nicht geh\u246 ?rt, wie es euren V\u228 ?tern ergangen ist, als sie die Propheten umbrachten? Hat er sie nicht auf alle m\u246 ?gliche Weise gestraft und gez\u252 ?chtigt? Allein, wozu spreche ich nur von euren V\u228 ?tern und ihren Schicksalen? Du, der du deine V\u228 ?ter verurteilst, wie kannst du selbst noch schlechter handeln? Ihr habt es ja selbst ausgesprochen, dass er die B\u246 ?sen b\u246 ?se verderben wird. Womit k\u246 ?nnt ihr euch entschuldigen, wenn ihr also urteilet und dann doch solche Frevel ver\u252 ?bet? Indes, um was f\u252 ?r einen Zacharias handelt es sich hier? Einige halten ihn f\u252 ?r den Vater des Johannes, andere f\u252 ?r den Propheten, andere f\u252 ?r einen Priester, der zwei Namen hatte und in der Schrift Jodae hei\u223 ?t. Beachte dann auch den Umstand, dass ihre Tat doppelt b\u246 ?se war; sie hatten nicht nur Heilige gemordet, sondern auch an heiliger St\u228 ?tte. Suchte der Herr durch seine Worte die Juden zu ersch\u252 ?ttern, so wollte er auch seine J\u252 ?nger tr\u246 ?sten durch den Hinweis darauf, dass schon vor ihnen auch die Gerechten leiden mussten. Auf jene wirkte er durch die schreckliche Weissagung, sie w\u252 ?rden gleich ihren V\u228 ?tern der strengsten Strafe verfallen. Er nennt seine Boten Propheten, Weise und Schriftgelehrte, um den Juden jede Ausflucht vorwegzunehmen. Sonst h\u228 ?tten sie ja die Ausrede gebrauchen k\u246 ?nnen, er habe Leute {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1059.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1059 }}} aus dem Heidenvolke zu ihnen gesandt, und daran h\u228 ?tten sie Ansto\u223 ? genommen. Nein, kann er sagen, ihre Mordlust und Blutgier hat sie dazu getrieben. Darum sagte er zuerst: Deshalb sandte ich Propheten und Schriftgelehrte, und nannte er sie Blutmenschen. Den gleichen Vorwurf hatten schon die Propheten gegen die Juden erhoben: \u8222 ?Eine Blutschuld reiht sich an die andere\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Os. 4,2\par} } . Hierin ist auch der Grund zu suchen, weshalb ihnen Gott befohlen hatte, ihm das Blut zu opfern; er wollte zeigen, dass das Blut eines Menschen umso wertvoller sei, wenn es schon bei den Tieren so bedeutungsvoll ist. So sagte er auch zu Noe: \u8222 ?Alles vergossene Blut werde ich r\u228 ?chen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 9,6\par} } . Noch tausend andere Stellen kann man finden, wo der Herr ihnen verbietet zu t\u246 ?ten. So erkl\u228 ?rt sich auch das Verbot, nichts Ersticktes zu essen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 O wie gut ist Gott! Obwohl er voraus sieht, dass es nichts n\u252 ?tzen werde, tut er dennoch, was an ihm liegt. Ich sende meine Boten, sagt er, obschon ich wei\u223 ?, dass ihr sie umbringen werdet. Hieraus folgt wieder der Vorwurf, dass sie ohne Grund sagten: Wir h\u228 ?tten nicht mit unseren V\u228 ?tern mitgetan. Auch sie haben ja Propheten ermordet, und zwar in ihren Synagogen, ohne weder den Ort noch die W\u252 ?rde der Person zu scheuen. Nicht einfache Leute waren es, die von ihnen get\u246 ?tet wurden, sondern Propheten und Weise, denen sie nichts vorwerfen konnten. Damit meinte der Herr seine Apostel und ihre Nachfolger, von denen ja auch viele geweissagt haben. Um aber den Eindruck der Furcht zu erh\u246 ?hen, f\u252 ?gte er hinzu: \u8222 ?Wahrlich, ich sage euch, all das wird \u252 ?ber dieses Geschlecht kommen\u8220", d.\u160 ?h. alles Unheil werde ich \u252 ?ber euer Haupt senden und f\u252 ?rchterliche Rache nehmen. Wenn jemand sich nicht bekehrt, obschon er das Schicksal vieler S\u252 ?nder kennt, ja sogar die gleichen S\u252 ?nden wie sie begeht, und noch viel \u228 ?rgere, so ist es ganz berechtigt, dass er auch schwerer als jene bestraft werde. Wie er n\u228 ?mlich gro\u223 ?en Nutzen davon hatte, wenn er sich durch die fremden Beispiele belehren {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1060.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1060 }}} lie\u223 ?e, so zieht er sich eine um so gr\u246 ?\u223 ?ere Strafe zu, da er sich nicht bessert, obgleich er ja durch die Z\u252 ?chtigung, welche die S\u252 ?nder vor ihm getroffen hatte, mehr als genug sich h\u228 ?tte warnen lassen k\u246 ?nnen, aber dennoch keine Furcht daraus zog.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sodann richtet der g\u246 ?ttliche Heiland seine Worte an die Stadt, um auch auf diese Weise seine Zuh\u246 ?rer zu belehren. Er sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V. 37: \u8220"Jerusalem, Jerusalem!\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was soll die Wiederholung? Das ist ein Zeichen des Mitleides, ein Ausdruck der Klage und seiner gro\u223 ?en Liebe. Wie zu einer Hei\u223 ?geliebten, die den Liebhaber verschm\u228 ?ht und deshalb Rache zu f\u252 ?rchten hat, so redet er zur Stadt, um sich zu rechtfertigen, dass er mit Strafe gegen sie vorgehen muss. So tut er es auch in den Propheten, wo er sagt: \u8220"Ich sprach: Kehre zur\u252 ?ck zu mir, und sie kehrte nicht zur\u252 ?ck\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer. 3,7\par} } . Nachdem also der Herr die Stadt in dieser Weise angeredet, z\u228 ?hlt er ihre Schandtaten auf:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V. 37: \u8220"Du t\u246 ?test die Propheten und steinigst diejenigen, welche an dich gesandt worden; wie oft wollte ich deine Kinder versammeln und ihr habt nicht gewollt.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch in diesen Worten rechtfertigt er seine Handlungsweise. Trotz deiner Untaten habe ich mein Wohlwollen dir nicht entzogen oder mich von dir gewandt; ich wollte dich dennoch, und nicht blo\u223 ? ein oder zweimal, sondern oft an mich ziehen. \u8220"Wie oft wollte ich eure Kinder versammeln, wie eine Henne ihre Jungen sammelt, und ihr habt nicht gewollt.\u8220" In diesen Worten legt er dar, dass sie sich infolge ihrer S\u252 ?nden immer wieder zerstreuten. Das Bild aber kennzeichnet trefflich sein Liebeswerben. Die Henne hat n\u228 ?mlich eine \u228 ?u\u223 ?erst z\u228 ?rtliche Liebe zu den Jungen. Darum befindet sich dasselbe Bild bei allen Propheten, z. B. im Gesange des Moses und in den Psalmen; es eignet sich aber wie kein zweites zum Ausdruck besonderer Pflege und F\u252 ?rsorge. -\u8221"Aber ihr habt nicht gewollt\u8221", sagt er.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1061.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1061 }}} V.38: \u8220"Siehe, euer Haus wird euch ver\u246 ?det gelassen\u8221",\par} {\pard \ql \f0 \sa0 \li720 \fi-360 d.\tx360\tab h.\tx360\tab meines Schutzes entbl\u246 ?\u223 ?t. Er ist es also gewesen, der sie zuvor regierte, einigte und sch\u252 ?tzte, er ist es also auch, der sie jedesmal straft. Damit wird Ihnen eine Strafe in Aussicht gestellt, die sie immer au\u223 ?erordentlich f\u252 ?rchteten, n\u228 ?mlich, dass ihr ganzer Staat untergehen werde.\sa180\sa180\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.39: \u8220"Denn ich sage euch: Nimmer werdet ihr mich sehen von nun an, bis ihr sprecht: Hochgelobt, der da kommt im Namen des Herrn.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 In diesen Worten dr\u252 ?ckt sich ebenfalls eine innige Liebe aus die sie durch Hinweis auf die Zukunft an sich fesseln, nicht blo\u223 ? durch die Vergangenheit ermahnen will. Er spricht hier n\u228 ?mlich von dem bevorstehenden Tage seiner zweiten Ankunft. Wie also? Sollen sie ihn von jetzt an nicht mehr sehen? Nicht doch; die Worte: \u8220"von nun an\u8221" bezeichnen nicht allein den Augenblick, in dem er gerade sprach, sondern die ganze Zeit bis zu seinem Kreuzestode.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weil sie ihm immer vorwarfen, er sei ein Gegner und Feind Gottes, sucht er sie dadurch zu bewegen, ihn zu lieben, dass er zeigt, wie er mit dem Vater eins ist, dass er derjenige sei, den die Propheten vorherverk\u252 ?ndigten. Daher bedient er sich auch derselben Worte wie der Prophet. In diesem Worten nun spielt er auf seine Auferstehung und seine zweite Ankunft an; zugleich aber enth\u252 ?llt er denen, die durchaus nicht an ihn glauben wollten, dass sie ihn dann gewiss anbeten w\u252 ?rden. Inwiefern offenbart er dies? Durch zahlreiche Weissagungen: dass er Propheten senden wird; dass man dieselben umbringen wird, und zwar in den Synagogen; dass man sie f\u252 ?rchterlich misshandeln wird; dass ihr Haus ver\u246 ?det stehen wird; dass das entsetzlichste Elend, wie es zuvor nie dagewesen, \u252 ?ber sie hereinbrechen wird. Alle diese Weissagungen mussten auch einen ganz Verbohrten und Hartn\u228 ?ckigen \u252 ?berzeugen, dass Jesus wiederkommen werde. Ich brauche blo\u223 ? einen Juden zu fragen: Hat er Propheten und Weise gesandt? Hat man sie in den Synagogen ermordet? Steht ihr Haus nicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1062.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1062 }}} ver\u246 ?det? Sind nicht alle diese Strafgerichte \u252 ?ber sie gekommen? Ganz gewiss wird es niemand in Abrede stellen. Wie nun alles das eingetreten ist, so wird auch das andere in Erf\u252 ?llung gehen, und sie werden sich dann unbedingt vor ihm beugen. Nur wird es ihnen dann nicht mehr zur Rechtfertigung dienen, wie es denen auch nichts n\u252 ?tzte, die erst ob der Zerst\u246 ?rung des Reiches in sich gingen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lasset uns darum das Gute tun, solange es noch Zeit ist. Gleichwie die sp\u228 ?te Erkenntnis den Juden nichts n\u252 ?tzte, so wird es auch uns nichts n\u252 ?tzen, wenn wir zu sp\u228 ?t unsere Schlechtigkeit bereuen. Der Steuermann kann nicht mehr helfen, wenn das Schiff durch seine Nachl\u228 ?ssigkeit bereits unter den Wogen versinkt, noch der Arzt, wenn der Kranke schon stirbt; beide m\u252 ?ssen vielmehr, bevor es zu sp\u228 ?t ist, alles aufbieten, um nicht in Gefahr zu geraten und sich Schande zuzuziehen; sp\u228 ?ter hat alles keinen Wert mehr. So sollen auch wir, solange wir krank liegen, \u196 ?rzte rufen, Geld aufwenden und allseits Sorge tragen, um uns von dem \u220 ?bel zu befreien und wieder zu gesunden. Dieselbe Sorgfalt, die wir unseren kranken Sklaven zukommen lassen, wollen wir auch uns zuwenden, wenn unsere Seele krank ist. Stehen wir uns doch selbst n\u228 ?her als unsere Diener, unsere Seele geh\u246 ?rt uns weit mehr als der Leib eines Knechtes. Trotzdem bin ich aber schon zufrieden, wenn wir der Seele wenigstens die gleiche F\u252 ?rsorge angedeihen lassen. Wenn wir das aber jetzt vernachl\u228 ?ssigen, werden wir nach dem Tode nichts zu unserer Entschuldigung vorbringen k\u246 ?nnen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gibt es denn jemanden, fragst du, der so erb\u228 ?rmlich w\u228 ?re, dass er f\u252 ?r seine Seele nicht einmal so viel Sorge aufbr\u228 ?chte? Das ist eben gerade das Befremdliche, dass wir in unseren eigenen Augen so wenig wert sind, dass wir uns geringer anschlagen als unsere Sklaven. Wenn ein Sklave das Fieber hat, so rufen wir einen Arzt, stellen dem Kranken einen eigenen Raum zur Verf\u252 ?gung und n\u246 ?tigen ihn, den Vorschriften der Heilkunst zu folgen. Und wenn er dieselben au\u223 ?er acht l\u228 ?sst, werden wir gegen ihn aufgebracht und stellen W\u228 ?rter an {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1063.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1063 }}} seine Seite, und zwingen ihn, seinen eigenen Gel\u252 ?sten zu entsagen. Und wenn die \u196 ?rzte teure Heilmittel verschreiben, so willigen wir ein, f\u252 ?gen uns in alle ihre Anordnungen und zahlen ihnen noch Geld f\u252 ?r ihre Weisungen. Wenn aber wir selbst krank sind, eigentlich sind wir immer krank, wollen wir nichts von einem Arzt wissen und kein Geld ausgeben; wir vernachl\u228 ?ssigen vielmehr unsere Seele, als w\u228 ?re es ein Henker, ein Feind und Widersacher, der darniederliegt. Damit will ich jedoch die Sorge um die Dienerschaft keineswegs tadeln, im Gegenteil; nur w\u252 ?nsche ich, dass man die gleiche Sorgfalt auch seiner Seele zuwende.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie soll ich das aber machen, fragst du? Zeige deine kranke Seele dem hl. Paulus, f\u252 ?hre sie zu Matth\u228 ?us, wende dich an Johannes; von ihnen lass dir sagen, was man in einer solchen Krankheit zu tun hat, sie werden es dir offen und ohne Fehl mitteilen. Sie sind ja nicht tot, sie leben noch in ihren Evangelien fort. Aber die Seele merkt nicht auf sie, sie ist vom Fieber befallen. Nun, so tue ihr Zwang an, r\u252 ?ttle ihren vern\u252 ?nftigen Teil auf. F\u252 ?hre die Propheten zu ihr. F\u252 ?r solche \u196 ?rzte braucht man kein Geld auszugeben, sie verlangen keinen Lohn, weder f\u252 ?r ihre M\u252 ?hewaltung noch f\u252 ?r die Heilmittel, die sie verschreiben; sie machen dir keine anderen Auslagen als Almosen, im \u252 ?brigen erh\u228 ?ltst du noch etwas von ihnen; z. B. wenn sie dir M\u228 ?\u223 ?igkeit verordnen, bewahren sie dich vor unpassenden und unstatthaften Ausgaben; wenn sie dich vor der Trunkenheit abhalten, vermehren sie dein Verm\u246 ?gen. Siehst du also, wie gro\u223 ? die Kunst dieser \u196 ?rzte ist, da sie dir nicht nur zur Gesundheit, sondern auch noch zu Geld verhelfen? Ziehe sie also zu Rate und erkundige dich bei ihnen nach der Art deiner Krankheit. Du trachtest z. B. nach Geld und d\u252 ?rstest nach Besitz wie ein Fiebernder nach kaltem Wasser? H\u246 ?re, was sie dir raten. Wie ein Arzt, der zu dir spricht: Wenn du dein Gel\u252 ?ste befriedigst, musst du zugrunde gehen und wirst das und jenes zu leiden haben, so spricht auch Paulus: \u8222 ?Die, welche reich werden wollen, fallen in Versuchung und in des Teufels Schlinge und in viele unn\u252 ?tze und sch\u228 ?dliche Begierden, welche die Menschen hinabst\u252 ?rzen in Untergang und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1064.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1064 }}} Verderben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1Tim. 6,9\par} } . Allein du bist ungeduldig? H\u246 ?re wieder, was er schreibt: \u8222 ?Noch eine kleine Weile, und der da kommen soll, wird kommen und wird nicht s\u228 ?umen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hebr. 10,37\par} } ; \u8222 ?Der Herr ist nahe; in nichts seid bek\u252 ?mmert\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Phil. 4,5-6\par} } , und: \u8222 ?Es geht vor\u252 ?ber die Gestalt dieser Welt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1Kor. 7,31\par} } . Nicht blo\u223 ? Weisungen gibt er, er spendet auch Trost. Wie ein Arzt, der anstatt eines kalten Trunkes anderes ersinnt, so sucht er deine Begierde auf etwas anderes zu lenken. Du willst reich werden? Sagt er: gut, werde es an guten Werken. Du trachtest nach Sch\u228 ?tzen? Es steht dir nichts im Wege, nur suche Sch\u228 ?tze f\u252 ?r den Himmel. Und wie ein Arzt erkl\u228 ?rt, das kalte Trinken schade den Z\u228 ?hnen, den Nerven, den Knochen, so spricht auch er, zwar b\u252 ?ndig, da er die K\u252 ?rze liebt, aber noch viel deutlicher und eindringlicher: \u8222 ?Eine Wurzel aller \u252 ?bel ist die Habsucht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1Tim. 6,10\par} } . Welches Mittel soll man nun anwenden? Auch das gibt er an. So gegen die Habsucht die Gen\u252 ?gsamkeit: \u8222 ?Es ist ein gro\u223 ?er Gewinn, die Fr\u246 ?mmigkeit mit Gen\u252 ?gsamkeit\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1Tim. 6,10\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und wenn dir dies schwer f\u228 ?llt, wenn du noch mehr verlangst und es nicht \u252 ?ber dich bringst, alles \u220 ?berfl\u252 ?ssige aufzugeben, so wei\u223 ? er auch f\u252 ?r eine solche Krankheit Mittel: \u8222 ?Die sich am Besitztum freuen, seien, als freuten sie sich nicht, die, so etwas haben, als bes\u228 ?\u223 ?en sie nicht, und die sich dieser Welt bedienen, als bedienten sie sich nicht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 7,30-31\par} } . Siehst du, das sind die Vorschriften, die er gibt. Soll ich dir noch einen anderen Arzt nennen? Ich halte es f\u252 ?r gut. Diese \u196 ?rzte sind ja nicht wie die \u196 ?rzte f\u252 ?r den Leib, welche oft aus Eifersucht gegeneinander den Kranken zugrunde richten; nein, sie haben nur die Genesung des Kranken, nicht ihren eigenen Ehrgeiz im Auge. F\u252 ?rchte dich also nicht vor der gro\u223 ?en Zahl {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1065.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1065 }}} derselben, durch sie alle spricht ja nur ein einziger Meister, n\u228 ?mlich Christus.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehe also, da tritt schon ein anderer herein, der sehr ernst \u252 ?ber diese Krankheit spricht; oder vielmehr der Meister spricht durch seinen Mund: \u8222 ?Nicht k\u246 ?nnet ihr Gott dienen und dem Mammon\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,24\par} } . Ja, sagst du, wie soll aber das m\u246 ?glich sein, wie sollen wir die Begierde zum Schweigen bringen? Auch dar\u252 ?ber kann man Belehrung finden. Und wie? H\u246 ?re nur, wie er auch das erkl\u228 ?rt: \u8222 ?H\u228 ?ufet euch nicht Sch\u228 ?tze an auf Erden, wo Rost und Motten zehren und wo Diebe einbrechen und stehlen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,19\par} } . Siehst du, wie er durch Hinweis auf den Ort und die Sch\u228 ?dlinge deine Begierden vom Irdischen abkehren und auf den Himmel hinlenken will, wo alles sicher geborgen ist? Wenn ihr euren Reichtum dort hinterlegt, wo weder Rost noch Motten zehren, wo keine Diebe einbrechen und stehlen, so werdet ihr diese Krankheit heilen und eure Seele in den gr\u246 ?\u223 ?ten Wohlstand versetzen. Seine Worte erl\u228 ?utert er noch durch ein Beispiel, um dich zu \u252 ?berzeugen. Wie n\u228 ?mlich ein Arzt den Kranken vom kalten Trinken abzuschrecken sucht, indem er erz\u228 ?hlt, der oder jener sei daran gestorben, so erz\u228 ?hlt auch er von dem Reichen, der zwar sehns\u252 ?chtig nach Leben und Gesundheit verlangt, es aber infolge seiner Habsucht nicht erlangen konnte, sondern leer ausging. Ein anderer Evangelist zeigt dir noch einen, der in der H\u246 ?lle um einen Tropfen Wasser bittet, ohne ihn erhalten zu k\u246 ?nnen. Dann zeigt er, dass seine Gebote leicht zu beobachten seien, indem er sagt: \u8222 ?Schauet an die V\u246 ?gel des Himmels\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,26\par} } . Und um auch die Reichen nicht in Verzweiflung zu st\u252 ?rzen, spricht er mit R\u252 ?cksicht auf die menschliche Schwachheit: \u8222 ?Was unm\u246 ?glich ist bei Menschen, ist m\u246 ?glich bei Gott\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 18,27\par} } . Magst du auch reich sein, unser Arzt kann dich dennoch heilen, denn nicht den Reichtum wollte er abschaffen, sondern nur die Knechtschaft des Geldes und die Habsucht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1066.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1066 }}} Wie kann nun aber ein Reicher gerettet werden? Der Besitzende muss sein Verm\u246 ?gen mit den Bed\u252 ?rftigen teilen, wie es Job tat, die Habsucht aus der Seele ausmerzen und niemals die Grenze des Notwendigen \u252 ?berschreiten. \u220 ?berdies zeigt er dir auch, dass selbst der Z\u246 ?llner rasch vom Fieber der Habsucht, das ihn so gewaltig ergriffen hatte, geheilt wurde. Oder gibt es noch gelds\u252 ?chtigere Menschen als einen Z\u246 ?llner? Und doch wurde er alsbald ein Mann, der vom Besitze losgesch\u228 ?lt war, weil er den Vorschriften unseres Arztes folgte. Er hatte ja auch J\u252 ?nger, die an denselben Krankheiten litten wie wir, und sie genasen rasch. Darum stellt er sie uns allen vor Augen, damit wir nicht verzagen. Sieh also auf diesen Z\u246 ?llner. Schaue auch auf den Oberz\u246 ?llner: Er verspricht, von den unrechtm\u228 ?\u223 ?igen Erwerbe das Vierfache zu erstatten und die H\u228 ?lfte seines ganzen Verm\u246 ?gens hinzugeben, nur um Jesus zu beherbergen. Allein du hast ein gl\u252 ?hendes Verlangen nach Besitz. So tausche mit deinem Besitze die ganze Welt ein, sagt Christus. Ich gebe dir mehr, als du begehrst, ich \u246 ?ffne dir die H\u228 ?user aller Reichen auf der ganzen Welt. Denn \u8222 ?jeglicher, der verlassen hat Vater oder Mutter oder Haus oder \u196 ?cker, wird Hundertfaches empfangen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19,29\par} } . Auf diese Weise wirst du nicht blo\u223 ? mehr besitzen, sondern auch den b\u246 ?sen Durst{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 nach Geld\par} } gr\u252 ?ndlich l\u246 ?schen und alles leicht ertragen, damit du nicht nach gr\u246 ?\u223 ?erem Besitz verlangst, sondern oft nicht einmal nach dem Notwendigen. So litt Paulus Hunger und war gl\u252 ?cklicher, als wenn er gegessen h\u228 ?tte. Ein Ringk\u228 ?mpfer, der im Kampfe steht und nach dem Siegeskranze strebt, wird nicht an Erholung und M\u252 ?\u223 ?iggang denken, und ein Kaufmann, der einen \u252 ?berseeischen Handel er\u246 ?ffnet hat, wird gewiss nicht nach Ruhe verlangen. Also werden auch wir, wenn wir die geistlichen Fr\u252 ?chte verkosten, wie von einem wundersch\u246 ?nen Rausche ergriffen nach den ewigen G\u252 ?tern verlangen und das Zeitliche nicht mehr so hoch anschlagen. Kosten wir also davon, um die Unruhe, welche die zeitlichen G\u252 ?ter bereiten, abzustreifen und die ewigen zu gewinnen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1067.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1067 }}} durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht geb\u252 ?hrt jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 F\u252 ?nfundsiebtigste Homilie. Kap. XXIV,V.1-15.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.1; \u8220"Und Jesus ging hinaus und entfernte sich von dem Tempel. Und seine J\u252 ?nger traten hinzu, um ihm die Bauwerke des Tempels zu zeigen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.2: Er aber entgegnete und sprach zu ihnen. Sehet ihr all das? Wahrlich, ich sage euch: Nicht ein Stein wird auf dem andern gelassen werden, der nicht herabgebrochen w\u252 ?rde.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weil der Herr gesagt: \u8220"Euer Haus wird euch ver\u246 ?det gelassen werden\u8221" und unz\u228 ?hlige \u220 ?bel vorausgesagt hatte, so traten die J\u252 ?nger, welche alles mitangeh\u246 ?rt hatten, voll Staunen zu ihm und zeigten ihm den herrlichen Tempel; sie waren eben im Zweifel, ob all die Sch\u246 ?nheit, der gewaltige Bau und die unbeschreiblichen Kunstwerke wirklich vernichtet werden sollten. Er redet aber jetzt nicht mehr blo\u223 ? von einer Ver\u246 ?dung, sondern weissagt eine vollkommene Zerst\u246 ?rung.\u8221"Sehet ihr nicht dieses alles\u8221", sagt er, und ihr wundert euch und staunet? \u8220"Es wird kein Stein auf dem anderen gelassen werden.\u8221" Wie kommt es aber, dass doch Rest geblieben sind, fragst du? Was verschl\u228 ?gt das? Deswegen ist die Weissagung keineswegs falsch gewesen. Entweder wollte der Herr nur die g\u228 ?nzliche Ver\u246 ?dung andeuten oder er redete blo\u223 ? von der Stelle, wo er stand. Einige Teile des Tempels sind auch tats\u228 ?chlich bis auf den Grund zerst\u246 ?rt. \u220 ?brigens k\u246 ?nnte man noch hinzuf\u252 ?gen, dass sich nach dem, was bereits geschehen ist, auch die Hartn\u228 ?ckigsten \u252 ?berzeugen m\u252 ?ssen, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1068.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1068 }}} dass auch die Reste vollends zugrunde gehen werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: \u8220"Nachdem er sich aber auf dem \u214 ?lberg niedergesetzt hatte, traten seine J\u252 ?nger allein zu ihm und sagten: Sage uns, wann wird dieses alles geschehen, und welches ist das Zeichen deiner Ankunft und der Vollendung der Weltzeit?\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Darum also kamen sie \u8220"allein\u8221" zu ihm, weil sie ihn dar\u252 ?ber fragen wollten. Sie sehnten sich, den Tag seiner Ankunft zu erfahren, weil es sie gar sehr verlangte, jene Herrlichkeit zu schauen, die so viel Gl\u252 ?ck f\u252 ?r sie im Gefolge haben sollte. Zwei Fragen sind es, die sie hierbei an ihn richten: \u8220"Wann wird das sein?\u8221", n\u228 ?mlich die Zerst\u246 ?rung des Tempels, und: \u8220"Welches ist das Zeichen deiner Ankunft?\u8221" Lukas{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 21,7\par} } erw\u228 ?hnt nur die eine Frage betreffs Jerusalems, da sie meinten, dann werde auch seine Ankunft sofort erfolgen. Markus{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 13,3\par} } wieder erz\u228 ?hlt, nicht alle h\u228 ?tten ihn \u252 ?ber die Zerst\u246 ?rung Jerusalems gefragt, sondern nur Petrus und Johannes, die mit ihm vertraulicher verkehren durften als die anderen. Was erwidert nun der Herr?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.4: \u8220"Seid auf der Hut, dass niemand euch irref\u252 ?hre!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: Viele n\u228 ?mlich werden kommen unter meinem Namen, die da sagen: Ich bin Christus, und viele werden sie irref\u252 ?hren.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: Ihr werdet aber h\u246 ?ren von Kriegen und Kriegsger\u252 ?chten. Sehet zu, dass ihr nicht verwirrt werdet, denn es muss dieses alles geschehen, aber noch ist es nicht das Ende.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die J\u252 ?nger schienen zu glauben, die Strafe, die der Herr Jerusalem angedroht hatte, gehe sie nichts an, sie seien aller Bedr\u228 ?ngnis \u252 ?berhoben und tr\u228 ?umten nur von dem Lohne, der ihnen gar bald, wie sie meinten, zuteil werden sollte. Deshalb sagt ihnen denn der Herr von neuem Drangsal vorher, damit sie sich auf den Kampf gefasst machten, und hei\u223 ?t sie doppelt wachsam sein, um sie nicht durch die Vorspiegelungen von Betr\u252 ?gern {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1069.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1069 }}} umgarnen und durch die Wucht des hereinbrechenden Ungl\u252 ?ckes niederschlagen zu lassen. Man wird es n\u228 ?mlich mit zwei Gegnern zu tun haben, sagt er, mit den Verf\u252 ?hrern und mit den \u228 ?u\u223 ?eren Feinden. Der Kampf gegen jene wird um so heftiger sein, als er mitten in der Zerst\u246 ?rung und Verwirrung des Reiches und unter der Furcht und Best\u252 ?rzung des Menschen entbrennen wird. Und in der Tat, es war eine gewaltige Aufregung, da das r\u246 ?mische Reich auf dem Gipfel seiner Bl\u252 ?te stand, Staaten eroberte, Heere und Waffen in Bewegung standen und da viele Leute leichtgl\u228 ?ubig waren. Der Krieg, von dem der Herr redet, ist nicht ein Krieg im Auslande oder sonst irgendwo auf der Welt, sondern der Krieg in Jerusalem. Was h\u228 ?tte ihnen auch an den anderen Kriegen liegen sollen? Auch w\u228 ?re es gar nichts Besonderes gewesen, wenn er nur die Drangsale gemeint h\u228 ?tte, die auf der Erde jederzeit vorkommen; denn Kriege, Aufruhr und Schlachten gab es von jeher. Die Kriege, von denen er redet, sind die j\u252 ?dischen, die kurz nachher ausbrechen sollten; die r\u246 ?mische Macht war ihnen ja ohnedies ein Dorn im Auge. Weil aber auch die J\u252 ?nger hierdurch in Unruhe versetzt werden konnten, sagt er ihnen das alles voraus. Um ihnen aber auch zu zeigen, dass er selbst gegen die Juden vorgehen und sie bekriegen werde, spricht er nicht blo\u223 ? von Schlachten, sondern auch von Gottesgei\u223 ?eln, von Hunger, Pest und Erdbeben. Damit deutet er zugleich an, dass er selbst es ist, der auch die Kriege \u252 ?ber die Juden kommen lie\u223 ?, dass das alles nicht einfachhin nach dem gew\u246 ?hnlichen Laufe der Weltgeschichte geschehe, sondern eine Folge der Rache des Himmels sein werde. Deshalb sagte er auch, dass es nicht unvorbereitet kommen w\u252 ?rde, sondern dass erst Anzeichen vorhergehen sollten. Die Juden h\u228 ?tten die Schuld an ihrem Ungl\u252 ?ck leicht den damaligen Christen zuschieben k\u246 ?nnen; deshalb erkl\u228 ?rte der Herr auch, warum es hereinbrechen werde. Fr\u252 ?her hatte er gesagt: \u8220"Wahrlich, ich sage euch, alles dieses wird \u252 ?ber dieses Geschlecht kommen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 23,36\par} } , um sie an ihre Mordtaten zu erinnern. Damit indessen die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1070.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1070 }}} J\u252 ?nger, wenn sie von dem gewaltigen Unheil h\u246 ?rten, nicht meinten, die Predigt des Evangeliums werde dadurch beeintr\u228 ?chtigt werden, fuhr er fort: \u8220"Sehet zu, dass ihr nicht verwirrt werdet, denn dieses alles muss geschehen\u8221", d.h. alles, was ich vorhergesagt habe, sowie der Beginn der Pr\u252 ?fungen wird meine Worte nicht unwirksam machen, mag auch Verwirrung und Unruhe herrschen, meine Weissagungen werden dadurch keineswegs beeintr\u228 ?chtigt werden. Da er ferner zu den Juden gesagt hatte: \u8220"Von jetzt an werdet ihr mich nicht mehr sehen, bis dass ihr saget: Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 23,39\par} } , so h\u228 ?tten die J\u252 ?nger gedacht, mit der Zerst\u246 ?rung Jerusalems werde zugleich das Ende der Welt eintreten. Diese Meinung stellt er nun richtig und erkl\u228 ?rt: \u8220"Aber noch ist es nicht das Ende.\u8221" Dass die J\u252 ?nger so dachten, wie ich sagte, ergibt sich aus ihrer Frage: Sie fragten n\u228 ?mlich: \u8220"Wann wird das sein?\u8221", d.h. wann wird Jerusalem zugrunde gehen? \u8220"Und was wird das Zeichen Deiner Ankunft und der Vollendung der Weltzeit sein?\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Allein der Herr gab nicht sofort Antwort auf diese Frage; er redet erst von dem, was das Dringendste war, was man vor allem erfahren musste. Er spricht also nicht sogleich \u252 ?ber Jerusalem oder von seiner zweiten Ankunft, sondern von den Heimsuchungen, die unmittelbar bevorstanden. Auf diese bereitet er die J\u252 ?nger vor, wenn er spricht: \u8220"Sehet zu, dass niemand euch irref\u252 ?hre. Viele werden n\u228 ?mlich kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin Christus.\u8221" Nachdem er so ihre Aufmerksamkeit geweckt hat{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8220"Sehet zu\u8221", sagt er, \u8220"dass niemand euch irref\u252 ?hre\u8221"\par} } , sie auf den Kampf aufmerksam gemacht und zur Wachsamkeit aufgefordert hat, spricht er von den falschen Messiassen, um dann erst auf die Zerst\u246 ?rung Jerusalems \u252 ?berzugehen. Auf diese Weise zwingt er auch die Beschr\u228 ?nktesten und Streits\u252 ?chtigsten durch den Hinweis auf die Ereignisse, die vorher eintraten, zum Glauben an die noch folgenden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie schon erw\u228 ?hnt, versteht Jesus unter Kriegen und Kriegsger\u252 ?chten die den J\u252 ?ngern bevorstehenden {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1071.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1071 }}} Bedr\u228 ?ngnisse. Da sie indes, wie auch schon erw\u228 ?hnt, meinten, nach jenen Kriegen werde das Ende der Welt eintreten, so belehrte er sie eines anderen, indem er sagt: \u8222 ?Aber noch ist es nicht das Ende.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V7: Denn aufstehen wird Volk wider Volk und Reich gegen Reich.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit spricht er von den Vorspielen des Unterganges der Juden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: \u8222 ?Alles dieses aber ist der Anfang der Wehen\u8220",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 d.h. derer, die sie befallen werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: \u8222 ?Dann werden sie euch der Bedr\u228 ?ngnis \u252 ?berantworten und werden euch t\u246 ?ten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ganz gelegen flicht er ihre eigenen Leiden ein, denn es gew\u228 ?hrt immer einige Trost, wenn man Genossen im Leiden hat, und er steigert den Trost durch den Zusatz: \u8222 ?um meines Namens willen\u8220", denn er sagt: \u8222 ?Ihr werdet gehasst sein von allen V\u246 ?lkern um meines Namens willen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.10: Und dann werden viele ge\u228 ?rgert werden und werden einander \u252 ?berantworten. V.11: Und viele falsche Christusse und falsche Propheten werden aufstehen und werden viele irref\u252 ?hren. V.12: Und weil die Ruchlosigkeit wird \u252 ?berhandgenommen haben, wird die Liebe der meisten erkalten. V.13: Wer aber ausharrt bis an das Ende, der wird gerettet werden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das ist das schlimmste Unheil, wenn ein B\u252 ?rgerkrieg entsteht, weil sich da viele als falsche Br\u252 ?der zeigen. Siehe also, der Krieg ist dreifach, n\u228 ?mlich von seiten der Verf\u252 ?hrer, von seiten der Feinde, von seiten der falschen Br\u252 ?der und dazu beachte, dass Paulus dieselbe Klage erhebt, wenn er schreibt: \u8222 ?Von au\u223 ?en K\u228 ?mpfe, von innen Bef\u252 ?rchtungen und Gefahren von falschen Br\u252 ?dern\u8220"; ebenso: \u8222 ?Derartige Menschen sind falsche Apostel, tr\u252 ?gerische Arbeiter, die sich verkleidet haben in Apostel Christi\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor7,5: 11,26 u.13\par} } . Das allerschlimmste besteht jedoch darin, dass ihnen der Trost, den die Liebe gew\u228 ?hrt, versagt sein wird. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1072.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1072 }}} Sodann zeigt er, dass, wer wacker und beharrlich ist, dabei ohne Schaden davonkommt. F\u252 ?rchtet euch nicht, sagt er, lasset euch nicht davon best\u252 ?rzen, wenn ihr die geh\u246 ?rige Ausdauer bew\u228 ?hret, werdet ihr der Gefahr nicht unterliegen. Der klare Beweis daf\u252 ?r liegt in der Tatsache, dass das Evangelium auf der ganzen Welt gepredigt wird; also werdet ihr alle Gefahren \u252 ?berstehen. Damit sie n\u228 ?mlich nicht entgegneten: Wie werden wir denn am Leben bleiben? f\u228 ?hrt er fort: Ihr werdet am Leben bleiben und sogar \u252 ?berall predigen. Daher seine Worte:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: \u8222 ?Und es wird dieses Evangelium gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreis zum Zeugnisse allen V\u246 ?lkern; und dann wird das Ende kommen\u8220",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Untergang Jerusalems. Zum Beweis, dass er das meinte und dass das Evangelium wirklich vor der Eroberung Jerusalems gepredigt worden, h\u246 ?re, was Paulus sagt: \u8222 ?\u220 ?ber die ganze Erde ging aus ihr Schall\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 10.13\par} } , und: \u8222 ?des Evangeliums, das gepredigt worden der ganzen Sch\u246 ?pfung unter dem Himmel\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kol 1,23\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehe auch, wie er von Jerusalem nach Spanien eilt. Wenn ein einziger Mann einen so gro\u223 ?en Teil der Erde \u252 ?bernahm, kannst du bemessen, wieviel die anderen geleistet haben. Und in einen anderen Briefe schreibt Paulus wiederum \u252 ?ber das Evangelium: \u8222 ?Es tr\u228 ?gt Fr\u252 ?chte und breitet sich aus in der ganzen Sch\u246 ?pfung unter dem Himmel\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kol 1,6\par} } . Was bedeuten aber die Worte: \u8222 ?Zum Zeugnis f\u252 ?r alle V\u246 ?lker\u8220"? Da das Evangelium nicht \u252 ?berall, wo es gepredigt wurde, Glauben fand, sagt er \u8222 ?zum Zeugnisse\u8220", d.h. zum Tadel, zum Vorwurf, zum Zeugenbeweis, insofern die gl\u228 ?ubig Gewordenen gegen die ungl\u228 ?ubig Gebliebenen Zeugnis ablegen und dieselben verurteilen werden. Jerusalem geht aber erst zugrunde, nachdem das Evangelium auf der ganzen Welt verk\u252 ?ndet worden, damit den Undankbaren auch nicht der Schatten einer Entschuldigung gelassen w\u252 ?rde. Womit wollten sie sich auch entschuldigen, wenn sie in ihrer Undankbarkeit {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1073.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1073 }}} verharren, obschon sie es erlebt hatten, dass sich die Macht Christi allenthalben ausbreitete und in kurzer Frist die ganze Welt in Besitz nahm? Dass das Evangelium damals \u252 ?berall gepredigt worden war, kannst du aus den Worten entnehmen: \u8222 ?Des Evangeliums, welches gepredigt worden ist der ganzen Sch\u246 ?pfung unter dem Himmel\u8220". Hierin eben liegt der st\u228 ?rkste Beweis f\u252 ?r Christi Macht, dass in etwa zwanzig bis drei\u223 ?ig Jahren seine Lehre \u252 ?ber den ganzen Erdkreis verbreitet worden war. Dann aber, sagt Christus, wird das Ende Jerusalems kommen. Dass seine Worte in diesem Sinne zu verstehen sind, zeigt das Folgende, wo er eine Prophetenstelle anf\u252 ?hrt, um die Verw\u252 ?stung der Stadt zu beglaubigen; er sprach:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: \u8222 ?Wenn ihr dann den Greuel der Verw\u252 ?stung, welcher von dem Propheten Daniel geweissagt worden ist, am heiligen Orte stehen sehet - wer das liest, der fasse es wohl!\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er beruft sich also auf Daniel{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dan 9,27\par} } . Mit \u8222 ?Greuel\u8220" meint er die Bilds\u228 ?ule des Eroberers der Stadt, die derselbe nach der Verw\u252 ?stung der Stadt und des Tempels darin aufstellen lie\u223 ?. Daher hei\u223 ?t er sie einen \u8222 ?Greuel der Verw\u252 ?stung\u8220". Durch die Worte: \u8222 ?Wenn ihr den Greuel der Verw\u252 ?stung sehet\u8220" gibt er ihnen zu verstehen, dass einzelne aus ihnen das alles noch mit erleben w\u252 ?rden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gerade hierin muss man namentlich die Macht Christi und den Mut seiner J\u252 ?nger bewundern, dass sie zu einer Zeit predigten, da man alles J\u252 ?dische bek\u228 ?mpfte, da man in den Juden insbesondere Aufr\u252 ?hrer sah, da der Kaiser alle miteinander zu vernichten befohlen hatte. Man k\u246 ?nnte die Lage der J\u252 ?nger vergleichen mit einem Sturme zur See. Gewaltig tobt das Meer, Finsternis bedeckt den Gesichtskreis, Schiffbruch folgt auf Schiffbruch, alle die Fahrtgenossen oben bek\u228 ?mpfen sich, aus der Tiefe steigen Untiere empor, um im Verein mit den Wogen die Leute zu verschlingen, Blitze fahren nieder, Seer\u228 ?uber tauchen auf, und selbst die Menschen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1074.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1074 }}} im Schiffe feinden einander an. Da sollen nun Leute, die nichts von der Schiffahrt verstehen und das Meer nicht einmal gesehen haben, das Ruder ergreifen, steuern, Seekrieg f\u252 ?hren, und mit einem einzigen Boote, auf dem noch, wie gesagt, alles in Verwirrung ist, eine zahllose Flotte, die mit gewaltiger Ausr\u252 ?stung anr\u252 ?ckt, \u252 ?berwinden und in den Grund bohren. Von den Heiden wurden n\u228 ?mlich die Apostel als Juden gehasst, von den Juden als Feinde des Gesetzes gesteinigt, nirgends konnten sie Fu\u223 ? fassen. \u220 ?ber all stie\u223 ?en sie auf Klippen, Abgr\u252 ?nde, Anfeindungen, in den St\u228 ?dten, auf dem Lande, in den H\u228 ?usern; alles f\u252 ?hrte Krieg gegen sie: Feldherren, Beamte, einfache B\u252 ?rger, ganze V\u246 ?lker und Gemeinden; es war ein Wirrwarr, der jeder Darstellung spottet. Die R\u246 ?mer, welche die Herrschaft f\u252 ?hrten, hassten die Juden gar sehr, weil sie ihnen allerlei Schwierigkeiten bereitet hatten. Aber selbst dieser Umstand schadete der Predigt nicht; im Gegenteil, w\u228 ?hrend Jerusalem erst\u252 ?rmt und verbrannt wurde und uns\u228 ?gliches Elend \u252 ?ber die Einwohner kam, gaben die Apostel, die aus derselben Stadt stammten, ganz neue Lebenssatzungen und \u252 ?berwanden sogar die R\u246 ?mer. Welch neue und unerh\u246 ?rte Erscheinung! Ungez\u228 ?hlte Tausende von Juden wurden damals von den R\u246 ?mern gefangen genommen, und zw\u246 ?lf M\u228 ?nner, die ohne Waffen und R\u252 ?stung gegen sie k\u228 ?mpften, konnten von ihnen nicht besiegt werden. Welche Zunge verm\u246 ?chte ein solches Wunder zu schildern?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zwei Erfordernisse m\u252 ?ssen einem Lehrer zur Seite stehen, die eigene Glaubw\u252 ?rdigkeit und die Liebe der Sch\u252 ?ler. Au\u223 ?erdem muss aber auch die Lehre leicht annehmbar sein und zu einer Zeit vorgetragen werden, in der keine Verwirrung und Unruhe herrscht. Damals war das gerade Gegenteil der Fall. Die Apostel schienen keine Glaubw\u252 ?rdigkeit f\u252 ?r sich zu haben und hatten die Leute gegen sich, weil die Lehrer, welche anscheinend glaubw\u252 ?rdig gewesen waren, sie hintergangen hatten. Auch fanden sie keine Liebe, sondern Hass, denn sie bem\u252 ?hten sich, liebgewordene Gewohnheiten, \u220 ?berlieferungen und Satzungen abzuschaffen. Ihre Gebote waren ferner sehr schwer, w\u228 ?hrend die anderen, die sie abschafften, sehr angenehm waren. Die Apostel und ihre Anh\u228 ?nger {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1075.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1075 }}} liefen viele Gefahren und fanden oft sogar einen gewaltsamen Tod. Endlich brachte auch die Zeitlage viele Schwierigkeiten mit sich, \u252 ?berall tobten Krieg, Aufruhr, Unruhen, so dass auch ohne die erw\u228 ?hnten \u220 ?belst\u228 ?nde alles h\u228 ?tte dar\u252 ?ber und darunter geraten m\u252 ?ssen. Soll man da nicht ausrufen: \u8222 ?Wer vermag die Gro\u223 ?taten des Herrn zu erz\u228 ?hlen, wer zu verk\u252 ?nden seinen Ruhm?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 105,2\par} } . Wenn schon die eigenen Stammesgenossen dem Moses trotz seiner Wundertaten kein Geh\u246 ?r schenkten, blo\u223 ? weil sie Lehm und Ziegel brennen mussten, wer hat dann die Leute, die sich t\u228 ?glich schlagen, hinschlachten lassen und unerh\u246 ?rte Leiden ertragen mussten, wer, frage ich, hat sie bewogen, ihr ruhiges Dasein aufzugeben und dieses Leben mit all seinen Gefahren, dem Blutvergie\u223 ?en und den Todesn\u246 ?ten zu w\u228 ?hlen, und zwar auf die Predigt von M\u228 ?nnern hin, die einem anderen Volke und sogar ihren bitteren Feinden angeh\u246 ?rten? Man soll nur einmal, ich sage nicht in ein Volk oder eine Stadt oder eine Gemeinde, sondern in eine kleine Familie jemanden hinein bringen, den alle Familienglieder hassen, und der sie von ihren Lieben, von Vater, Weib und Kindern abwendig machen wollte; w\u252 ?rde er nicht alsbald zerrissen werden, ehe er noch den Mund aufgetan? Und wenn nun gar in dieser Familie Zwist und Zank zwischen Mann und Weib herrscht, wird man ihn nicht mit Steinen totwerfen, ehe er noch die Schwelle betreten hat? Wenn er nun auch noch verachtet ist, l\u228 ?stige Anforderungen stellt, die \u220 ?ppigen zur Tugend ermahnt und \u252 ?berdies gegen eine Mehrzahl \u252 ?berlegener Gegner zu k\u228 ?mpfen hat, liegt es da nicht auf der Hand, dass er unbedingt unterliegen wird? Was indes in einer Familie unm\u246 ?glich ist, das hat gleichwohl Christus in der ganzen Welt zustande gebracht, indem er trotz Abgr\u252 ?nden, Feuer\u246 ?fen, Schluchten und Klippen, trotz Bek\u228 ?mpfung zu Land und zu Meer seine \u196 ?rzte in die Welt einf\u252 ?hrte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Willst du eine noch eingehendere Belehrung, ich meine \u252 ?ber die Seuchen, die Hungersnot, die Erdbeben, die \u252 ?brigen Schrecknisse, so lies die Geschichte des Josephus hier\u252 ?ber, da wirst du alles genau erfahren. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1076.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1076 }}} Der Herr sagte deshalb auch zu ihnen: \u8222 ?Werdet nicht verwirrt, denn es muss dieses geschehen\u8220", \u8222 ?Wer ausgeharrt haben wird bis ans Ende, der wird gerettet werden\u8220", \u8222 ?Und es wird dieses Evangelium sicher gepredigt werden auf dem ganzen Erdkreise\u8220". Da n\u228 ?mlich die Apostel aus Furcht vor den erw\u228 ?hnten Schrecknissen ganz niedergeschmettert und verzagt waren, richtet er sie auf durch die Verhei\u223 ?ung, dass trotz aller m\u246 ?glichen Ereignisse doch das Evangelium \u252 ?berall auf Erden gepredigt werden m\u252 ?sse, ehe das Ende kommen werde.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du also, wie ung\u252 ?nstig damals bei den h\u228 ?ufigen Kriegen die Lage war, wo doch jedes gro\u223 ?e Werk im Anfange der Ruhe bedarf? Wie lagen nun damals die Dinge? Es steht nichts im Wege, noch einmal darauf zur\u252 ?ckzukommen. Es galt zuerst, gegen die Betr\u252 ?ger zu k\u228 ?mpfen; \u8220"es werden\u8221", sagt Christus, \u8220"falsche Christusse und falsche Propheten auftreten\u8221"; sodann gegen die R\u246 ?mer, \u8220"ihr werdet von Schlachten h\u246 ?ren, drittens werden Seuchen darauf folgen, viertens Hungersnot und Erdbeben, f\u252 ?nftens\u8221"sie werden euch in Tr\u252 ?bsal st\u252 ?rzen\u8221", sechstens \u8220"ihr werdet von allen gehasst werden\u8221", siebtens \u8220"sie werden einander verraten und hassen\u8221", womit er den B\u252 ?rgerkrieg andeutet; dann werden falsche Christusse und falsche Propheten kommen, schlie\u223 ?lich \u8220"wird die Liebe erkalten\u8221", und das ist die Ursache allen Unheiles. Siehst du, wie zahllos, wie neu und unerh\u246 ?rt diese K\u228 ?mpfe sind? Trotz all dieser und noch anderer Widerw\u228 ?rtigkeiten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 zu den B\u252 ?rgerkriegen gesellten sich die Streitigkeiten unter den Verwandten\par} } drang doch das Evangelium, siegreich \u252 ?ber die ganze Erde vor. \u8220"Das Evangelium wird auf der ganzen Welt gepredigt werden.\u8221" Wo bleiben da die Leute, die das unabwendbare Schicksal der \u8220"Geburtsstunde\u8221" und den \u8220"Kreislauf der Zeiten\u8221" gegen die Lehrs\u228 ?tze der Kirche ins Feld f\u252 ?hren? Wer erinnert sich, dass Christus je wieder erschienen ist, oder dass etwas Derartiges vor sich gegangen ist? So etwas hat man doch noch nicht gefaselt, wenn man auch andere L\u252 ?gen auftischt, z.B. dass schon Hunderttausende von Jahren dahingegangen seien. Wo ist also der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1077.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1077 }}} Kreislauf, den ihr aufweisen k\u246 ?nnt? Weder Sodoma und Gomorrha noch die S\u252 ?ndflut ist ein zweites Mal aufgetreten. Wie weit wollt ihr mit eurer Spielerei, mit dem Geschw\u228 ?tz von \u8220"Kreislauf\u8221" und \u8220"Geburtsdeuterei\u8221" gehen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie kommt es aber, wendet man ein, dass viele Deutungen dieser Art in Erf\u252 ?llung gehen? Nachdem du dich selber der Hilfe Gottes beraubt, dich verraten und der Vorsehung entzogen hast, lenkt der Teufel deine Angelegenheiten und gestaltet sie, wie er will; bei den Heiligen konnte er das nicht, ja nicht einmal bei uns armen S\u252 ?ndern vermag er es, obschon wir die Vorsehung gar sehr missachten. Mag auch unser Leben verwerflich sein, so sind wir doch, da wir mit Gottes Gnade fest an den Wahrheiten des Glaubens halten, \u252 ?ber die Anfechtungen des Teufels erhaben. Was ist denn im Grunde genommen die ganze Geburtsdeuterei? Die reine Bosheit und Verr\u252 ?cktheit, der Glaube, dass alles nur durch Zufall geschehe, nein, nicht blo\u223 ? durch Zufall, sondern in einer Weise, die geradezu der gesunden Vernunft zuwider ist. Wenn es nun mit der Geburtsdeuterei nichts ist, entgegnest du, wie kommt es dann aber, dass der eine reich, der andere arm ist? Ich wei\u223 ? es nicht. Diese Antwort gebe ich dir, um dich zu belehren, dass man nicht alles ergr\u252 ?nden kann, aber auch, dass man deshalb noch nicht alles auf den Zufall zur\u252 ?ckf\u252 ?hren muss. Wenn du n\u228 ?mlich etwas nicht wei\u223 ?t, so darfst du darum doch nicht erdichten, was nicht wahr ist. Bewusstes Nichtwissen ist immerhin besser als falsches Wissen. Wer \u252 ?ber eine Ursache blo\u223 ? im unklaren ist, wird rasch auf die richtige F\u228 ?hrte kommen; wer hingegen in Unkenntnis der wahren Ursache eine falsche annimmt, wird nur schwer imstande sein, die richtige zu finden; es wird viel M\u252 ?he und Anstrengung kosten, die verkehrte Ansicht zu beseitigen. Es ist da wie bei einer Schreibtafel. Wenn sie gegl\u228 ?ttet ist, l\u228 ?sst sich leicht darauf schreiben; ist sie aber bekritzelt, dann ist es nicht mehr so leicht, man muss zuerst die Schrift, die nicht hingeh\u246 ?rt, ausstreichen. Dasselbe gilt auch sonst. So ist es besser, wenn ein Arzt gar nicht behandelt, als wenn er {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1078.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1078 }}} Sch\u228 ?dliches verordnet; es ist schlimmer, schadhaft zu bauen, als \u252 ?berhaupt nicht zu bauen; wie es auch besser ist, ein St\u252 ?ck Land liegt brach, als dass es Disteln tr\u228 ?gt. Wir sollen demnach nicht alles ergr\u252 ?nden wollen, sondern uns zufrieden geben, wenn wir auch einiges nicht verstehen, damit jemand, der uns etwas belehren will, nicht doppelte M\u252 ?he mit uns hat. Mancher ist schon unheilbar geblieben, weil er einmal verkehrte Ansichten angenommen hatte. Es ist eben nicht die gleiche Arbeit, ob man unbebautes Land bepflanzt oder ob man erst b\u246 ?ses Wurzelwerk ausreuten muss, um s\u228 ?en zu k\u246 ?nnen. Dort ist das Ohr schon willig zum H\u246 ?ren, hier muss man erst j\u228 ?ten, ehe man neu s\u228 ?en kann.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Woher kommt es also, dass dieser oder jener reich ist? Ich will es euch jetzt sagen. Einige kommen zu Reichtum, weil Gott es so f\u252 ?gt, viele auch, weil Gott es zul\u228 ?sst. Das ist die kurze und einfache Erkl\u228 ?rung. Wie? fragst du, dem Buhler, dem Ehebrecher, dem Kuppler, dem Verschwender verleiht Gott selbst Reichtum? Nein, Gott f\u252 ?gt das nicht, aber er l\u228 ?sst es zu, dass ein solcher reich wird. Es ist ein gar gewaltiger und grenzenloser Unterschied zwischen F\u252 ?gen und Zulassen. Aber warum l\u228 ?sst er es \u252 ?berhaupt zu? Weil die Zeit des Gerichtes noch nicht da ist, wo ein jeder nach Verdienst empf\u228 ?ngt. Gibt es wohl etwas H\u228 ?sslicheres, als dass jener Reiche dem Lazarus nicht einmal die Brosamen gab? Nun, es ging ihm aber auch nachher am allerelendesten, denn er konnte nicht einmal einen Tropfen Wasser erhalten, und der Grund davon lag haupts\u228 ?chlich darin, dass er trotz seines Reichtums so hartherzig war. Sind zwei Menschen gottlos gewesen, wovon der eine auf Erden reich, der andere arm war, so richtet sich auch die Strafe nach ihren verschiedenen Verh\u228 ?ltnissen im Leben; der Bessergestellte wird strenger gestraft, als der andere.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Verstehst du nun, dass dieser Mann so f\u252 ?rchterliche Qualen leiden muss, da er seinen Lohn schon auf Erden empfangen hat? Wenn du also siehst, dass jemand trotz seiner Gottlosigkeit reich und gl\u252 ?cklich ist, so beweine und beklage ihn, denn sein Reichtum erschwert {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1079.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1079 }}} ihm nur seine Strafe. Wer s\u252 ?ndigt und sich nicht bekehren will, fordert nur den Zorn Gottes um so heftiger heraus, und so ziehen sich diejenigen, die hier von der Zuchtrute verschont bleiben und es sich wohl gehen lassen, um so h\u228 ?rtere Strafe zu. Wenn ihr wollt, kann ich diese Tatsache nicht blo\u223 ? durch Hinweis auf die Ewigkeit erh\u228 ?rten, sondern auch durch ein Beispiel aus dem irdischen Leben belegen. Als der hl. K\u246 ?nig David jene bekannte S\u252 ?nde mit Bersabee begangen hatte, wies ihn der Prophet daf\u252 ?r zurecht, wobei er namentlich den Umstand besonders hervorhob, dass der K\u246 ?nig eine solche Freveltat ver\u252 ?bt hatte, obschon er einen so gro\u223 ?en Wohlstand besa\u223 ?. H\u246 ?re nur, wie ihn Gott gerade diesen Umstand vorh\u228 ?lt: \u8222 ?Habe ich dich nicht zum K\u246 ?nig gesalbt, und habe ich dich nicht gerettet aus des Sauls Hand, gab ich dir nicht das gesamte Besitztum deines Gebieters und das ganze Haus Israel und Juda? Und wenn dir das zu wenig war, so wollte ich dir noch viel mehr dazu geben. Warum hast du nun getan, was S\u252 ?nde ist in meinen Augen?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 K\u246 ?n 12,79\par} } . Es sind eben nicht f\u252 ?r jede S\u252 ?nde die gleichen Strafen festgesetzt, sondern verschiedene, entsprechend den Zeitumst\u228 ?nden, der Person, der W\u252 ?rde, dem Gewissen und anderen Gesichtspunkten. Um meine Ausf\u252 ?hrungen noch einleuchtender zu machen, hebe ich eine S\u252 ?nde heraus, die Unzucht. Wie mannigfaltig sind die Strafen, die ich daf\u252 ?r finde, nicht etwa aus mir selbst, sondern in der Hl. Schrift! Wer Unzucht getrieben hat, bevor noch das Gesetz gegeben wurde, wird anders gestraft als ein sp\u228 ?terer; so spricht sich Paulus aus: \u8222 ?Alle, die ohne das Gesetz ges\u252 ?ndigt haben, werden ohne das Gesetz zugrunde gehen. Wer aber nach der Gesetzgebung Unzucht treibt, verf\u228 ?llt einer schwereren Strafe, denn alle, die innerhalb des Gesetzes Unzucht getrieben haben, werden durch das Gesetz gerichtet werden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 2,12\par} } . Wenn ein Priester buhlte, so wurde seine Strafe infolge seiner W\u252 ?rde bedeutend versch\u228 ?rft. Daher erkl\u228 ?rt es sich auch, dass gew\u246 ?hnliche Weiber im Falle der Unzucht einfach get\u246 ?tet, T\u246 ?chter {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1080.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1080 }}} eines Priesters f\u252 ?r das gleiche Vergehen verbrannt wurden; der Gesetzgeber wollte darin deutlich zeigen, welche Strafe ein Priester f\u252 ?r eine derartige S\u252 ?nde zu gew\u228 ?rtigen h\u228 ?tte. Denn wenn schon die Tochter eines Priesters blo\u223 ? wegen dieses Umstandes strenger gestraft wurde, wieviel mehr musste dies bei einem Priester selbst der Fall sein? Wurde ein Weib vergewaltigt, so ging sie straflos aus. Ebenso war die Strafe verschieden, je nach dem eine Reiche oder eine Arme Unzucht getrieben hatte, wie wir es in der eben berichtete Geschichte Davids gesehen haben. Noch schwerer als alle bereits erw\u228 ?hnte wird die Strafe nach Christi Ankunft sein, wenn ein Ungetaufter Unzucht treibt und so stirbt. Wie aber, wenn jemand nach Empfang der Taufe Unzucht treibt? F\u252 ?r einen solchen S\u252 ?nder gibt es gar keinen Milderungsgrund mehr, wie es ebenfalls Paulus zu verstehen gibt, wenn er schreibt: \u8222 ?Hat jemand das Gesetz des Moses \u252 ?bertreten, stirbt er ohne Erbarmen auf zwei oder drei Zeugen hin, um wieviel schlimmerer Strafen, meint ihr, wird schuldig erachtet werden, wer den Sohn Gottes mit F\u252 ?\u223 ?en getreten und das Blut des Bundes f\u252 ?r unrein geachtet hat, in welchem er geheiligt worden ist, und die Gnade des Geistes geh\u246 ?hnt hat?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hebr 10,2829\par} } . Und wenn sich gar ein gottgeweihter Priester etwas Unz\u252 ?chtiges zuschulden kommen l\u228 ?sst? Dann ist es das \u220 ?berma\u223 ? aller Schlechtigkeit.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du also, wie verschiedene Grade derselben S\u252 ?nde es gibt? Anders ist die S\u252 ?nde vor dem Gesetze als nach demselben, anders beim Priester als bei einem Laien, anders bei einem Reichen als bei einem Armen, anders bei einem Katechumenen als bei einem Getauften, und wieder anders bei der Tochter eines Priesters. Ebenso bedingt auch das Gewissen einen gro\u223 ?en Unterschied, denn \u8222 ?jener Knecht, welcher den Willen seines Herrn gekannt und nicht getan hat, wird viel Schl\u228 ?ge erhalten\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 12,47\par} } . Wer viele Beispiele vor Augen hat und dennoch s\u252 ?ndigt, zieht sich ebenfalls eine gr\u246 ?\u223 ?ere Strafe zu. So lesen wir: \u8222 ?Wiewohl ihr es sahet, wurdet ihr {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1081.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1081 }}} auch sp\u228 ?ter nicht reuigen Sinnes\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 21,32\par} } , trotzdem ich euch so viel F\u252 ?rsorge zugewandt habe. Daher macht er Jerusalem diesen Vorwurf: \u8222 ?Wie oft wollte ich eure Kinder versammeln, und ihr habt nicht gewollt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 23,37\par} } . F\u252 ?r jene, die ein \u252 ?ppiges Leben f\u252 ?hren, bietet uns die Geschichte des Lazarus ein Beispiel. Auch der Ort kann von Einfluss auf die Bosheit einer S\u252 ?nde sein, wie dies der Herr andeutet durch die Worte: \u8222 ?zwischen Tempel und Altar\u8220". Dann die Beschaffenheit der S\u252 ?nde selbst, denn es hei\u223 ?t: \u8222 ?Man darf sich nicht wundern, dass einer beim Stehlen ertappt wird, wenn er n\u228 ?mlich stiehlt, um seine hungernde Seele zu s\u228 ?ttigen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Spr 6,30\par} } , und anderswo: \u8222 ?Du hast durch deine Unzucht und Niedertracht deine S\u246 ?hne und T\u246 ?chter geopfert\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ez 16,20\par} } . Ferner die Umst\u228 ?nde der Person: \u8222 ?Vers\u252 ?ndigt sich ein Mensch gegen den anderen, so werden sie f\u252 ?r ihn beten; wenn aber ein Mensch s\u252 ?ndigt gegen den Herrn, wer soll da f\u252 ?r ihn bitten?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 K\u246 ?n 2,25\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ein weiterer Unterschied ergibt sich dann, wenn jemand schlechte Menschen an Schlechtigkeit noch \u252 ?berbietet, weshalb Ezechiel spricht: \u8222 ?Ihr seid \u228 ?rger geworden als die Heiden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ez 5,7\par} } ; dann, wenn sich einer durch anderer Beispiel nicht bessern l\u228 ?sst: \u8222 ?Jerusalem sah seine Schwester und hat sie gerechtfertigt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ez 16,51\par} } ; oder wenn jemandem eine ganz besondere F\u252 ?rsorge zuteil geworden, da es hei\u223 ?t: \u8222 ?Wenn in Tyrus und Sidon die Wunder geschehen w\u228 ?ren, l\u228 ?ngst schon h\u228 ?tten sie Bu\u223 ?e getan; Tyrus und Sidon wird es ertr\u228 ?glicher sein als euch\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 11,2122\par} } . Siehst du also, wie sorgf\u228 ?ltig alles abgewogen ist, wie nicht alle f\u252 ?r die gleiche S\u252 ?nde auch gleich bestraft werden? Wenn nun Gott seine Langmut an uns offenbart, ohne dass wir Nutzen daraus ziehen, wird es uns um so schlimmer ergehen. Das geht klar aus den Worten Pauli hervor, wo er schreibt: \u8222 ?Gem\u228 ?\u223 ? deiner H\u228 ?rte und deinem reuelosen Herzen h\u228 ?ufest du dir Zorn an\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 2,5\par} } {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1082.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1082 }}} Nachdem wir also das alles jetzt wissen, sollen wir an keinem Ereignisse Ansto\u223 ? nehmen, uns durch nichts irre machen lassen, sollen in unserer Gesinnung nicht hin und her schwanken, sondern uns vielmehr an die unerforschliche Vorsehung Gottes klammern, auf die Tugend bedacht sein und das B\u246 ?se fliehen. Dann werden wir auch den ewigen Lohn erlangen durch die Gnade und die G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, durch den und mit dem Vater und dem Heiligen Geiste Ehre sei jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Sechsundsiebzigste Homilie. Kap.XXIV,V.16-31.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.16:\u8220"Dann sollen die, welche in Jud\u228 ?a sind, in die Gebirge fliehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: Und wer auf dem Dach ist, steige nicht herab, um etwas zu holen aus seinem Hause.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18: Und wer auf dem Feld ist, kehre nicht heim, um ein Oberkleid zu nehmen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr hatte von dem Elend gesprochen, das die Stadt befallen sollte, sowie von den Pr\u252 ?fungen, die der Apostel warteten, dabei aber vorhergesagt, dass dieselben ungebeugt bleiben und die ganze Welt durchziehen werden. Jetzt kehrt er wieder zu dem Ungl\u252 ?ck der Juden zur\u252 ?ck und zeigt, dass die Stadt gerade dann von dem Ungl\u252 ?ck betroffen wird, wenn jene den Glanz ihrer Lehre \u252 ?ber die ganze Welt verbreiten werden. Beachte, wie er das Entsetzliche des Krieges beschreibt durch Anf\u252 ?hrung von Z\u252 ?gen, welche an sich unbedeutend zu sein scheinen. \u8220"Dann sollen die, welche in Jud\u228 ?a sind, sich fl\u252 ?chten in die Gebirge.\u8221" \u8220"Dann\u8221", sagt er. Wann ist das? Wenn das alles geschehen wird, wenn der Greuel der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1083.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1083 }}} Verw\u252 ?stung an heiliger St\u228 ?tte herrscht. Meiner Ansicht nach meint er mit \u8220"Greuel\u8221" das{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 r\u246 ?mische\par} } Heer. Dann also, sagt er, fliehet, denn dann ist jede Hoffnung auf Rettung vorbei. Oft schon hatten Juden harte Kriege zu bestehen gehabt ,z.B. mit Sennacherib, dann mit Antiochus{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 auch damals waren feindliche Truppen eingedrungen und hatten den Tempel besetzt, die Makkab\u228 ?er hatten aber die Feinde geschlagen und die Lage wieder zum Bessern gewendet\par} } . Damit sie sich nun nicht t\u228 ?uschten, stellt er es ausdr\u252 ?cklich in Abrede, dass es wieder eine solche Wendung nehmen werde, es sei schon ein Gl\u252 ?ck, sagt er, wenn man nur das nackte Leben rette. Darum warnt er auch, von den D\u228 ?chern herunterzusteigen und ins Haus zu gehen, um ein Kleid zu holen, so unvermeidlich sei das Verderben, so unerme\u223 ?lich das Ungl\u252 ?ck, so notwendig m\u252 ?sse, wer davon \u252 ?berrascht wird, umkommen. Deshalb f\u252 ?hrt er auch als Beispiel einen an, der auf dem Felde weilt, und sagt: \u8220"Auch er soll nicht heimkehren, um seinen Rock zu holen.\u8221" Wenn n\u228 ?mlich die fliehen, die daheim sind, um so weniger darf, wer drau\u223 ?en ist, zu Hause Zuflucht suchen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19: \u8220"Wehe aber den Schwangeren und den S\u228 ?ugenden.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die einen k\u246 ?nnen, wegen ihrer Schwerf\u228 ?lligkeit, nicht gut fliehen, da sie die B\u252 ?rde ihrer Schwangerschaft tragen, die andern hindert das Band des Mitgef\u252 ?hls mit den Kindern, da sie nicht sich und den S\u228 ?ugling zu gleich retten k\u246 ?nnen. Geld kann man leicht aufgeben und ohne Schwierigkeit wieder erwerben, ebenso Kleider; aber wie sollte man sich der Natur entziehen k\u246 ?nnen? wie sollte eine Schwangere behend werden? wie wird eine S\u228 ?ugende ihr Kind im Stich lassen? Hierauf weist er wieder auf die Gr\u246 ?\u223 ?e des Ungl\u252 ?cks hin, indem er sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: \u8220"Betet aber, dass eure Flucht nicht im Winter geschehe oder am Sabbate.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: Denn es wird dann eine gro\u223 ?e Bedr\u228 ?ngnis sein, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist, noch auch mehr sein wird.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1084.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1084 }}} Siehst du, wie der Herr sich wieder an die Juden wendet und von dem Unheil, das sie treffen sollte, redet? Die Apostel sollten ja den Sabbat nicht mehr halten, noch in der Stadt verweilen, wenn Vespasian sein Werk tun w\u252 ?rde. Die meisten von ihnen waren auch vorher schon gestorben, und wer von ihnen noch am Leben war, weilte damals in anderen Teilen der Erde.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum aber \u8220"nicht im Winter oder am Sabbate\u8221"? Nicht im Winter wegen der Rauheit dieser Jahreszeit; nicht an einem Sabbate, wegen der Beobachtung des Gesetzes. Es galt zu fliehen, und zwar schleunigst zu fliehen. An einem Sabbate h\u228 ?tten sich aber die Juden nicht zu fliehen getraut, um das Gesetz nicht zu \u252 ?bertreten, und im Winter auch nicht, wegen der damit verbundenen Schwierigkeiten. Deshalb sagte er: \u8220"Betet; denn es wird dann eine Bedr\u228 ?ngnis sein, dergleichen nicht war noch sein wird.\u8221" Man glaube aber nicht etwa, dass es sich hier um eine \u220 ?bertreibung handle, man braucht nur die Geschichte des Josephus zur Hand zu nehmen, und man wird finden, dass die Worte lauter Wahrheit sind. Auch kann niemand einwenden, der Mann sei ein Christ gewesen und habe, um der Weissagung Glauben zu verschaffen, die Ereignisse \u252 ?bertrieben dargestellt. Denn er war ein Jude und zwar ein echter Jude und ein Eiferer, und lebte nach dem Auftreten Christi. Und was berichtet er? Dass jene Schrecknisse alles da gewesene Elend \u252 ?berboten, und dass noch nie ein so f\u252 ?rchterlicher Krieg \u252 ?ber das Volk herein gebrochen sei. Der Hunger war so gro\u223 ?, erz\u228 ?hlt er, dass sogar die M\u252 ?tter sich stritten und miteinander k\u228 ?mpften, um ihre Kinder zu verzehren und dass man sogar Toten noch oft den Leib zerst\u252 ?ckelte. Nun m\u246 ?chte ich die Juden fragen, woher es kam, dass Gott eine so unertr\u228 ?gliche Rache \u252 ?ber sie verh\u228 ?ngte, die alles bisher Da gewesene, sei es unter den Juden oder sonstwo auf der Welt, an Grauenhaftigkeit \u252 ?berragte? Ist es nicht klar, dass es so kam, weil sie es gewagt hatten, den Herrn zu kreuzigen und zu verleugnen? Jedermann muss dies best\u228 ?tigen, und vor allem best\u228 ?tigen es die Tatsachen selbst. Bedenke nur, dass {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1085.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1085 }}} das Elend alle Begriffe \u252 ?berstieg, wenn weder die Vergangenheit noch alle Zukunft etwas \u196 ?rgeres aufzuweisen vermag. Niemand wird behaupten k\u246 ?nnen, dass auf der ganzen Welt je in der Vergangenheit solches Elend hereingebrochen ist, noch in der Zukunft kommen wird. Und es ist ganz gerecht so. Nie hat ein Mensch in der Vergangenheit eine so frevelhafte und schaudervolle Untat begangen, noch wird in der Zukunft eine begangen werden. Darum spricht der Herr: \u8220"Es wird dann eine gro\u223 ?e Bedr\u228 ?ngnis sein, dergleichen von Anfang der Welt bis jetzt nicht gewesen ist, noch auch mehr sein wird.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.22: \u8220"Und wenn diese Tage nicht abgek\u252 ?rzt worden w\u228 ?ren, so w\u252 ?rde nichts, was Fleisch ist, gerettet werden; aber wegen der Auserw\u228 ?hlten werden jene Tage abgek\u252 ?rzt werden.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit deutet er an, dass sie noch f\u252 ?rchterlichere Strafen verdient h\u228 ?tten, als er gesagt hatte. Er meint hierbei die Tage des Krieges und der Belagerung der Welt. Der Sinn seiner Worte ist der: H\u228 ?tte der Krieg der R\u246 ?mer gegen die Stadt noch l\u228 ?nger gedauert, so w\u228 ?ren alle Juden umgekommen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 kein Mensch bedeutet hier kein Jude\par} } , sowohl die in der Fremde als die der Heimat. Denn man bekriegte die Juden nicht allein in Jud\u228 ?a, sondern \u228 ?chtete und verfolgte sie, wo immer sie auch zerstreut waren; so gro\u223 ? war der Hass gegen sie.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wen meint er aber hier mit den \u8222 ?Auserw\u228 ?hlten\u8220"? Gemeint sind die Gl\u228 ?ubigen, die mitten unter den Juden geblieben waren. Damit n\u228 ?mlich die Juden nicht behaupten k\u246 ?nnten, dieses Verderben sei wegen des Evangeliums und der Anbetung Christi \u252 ?ber sie hereingebrochen, so zeigt Jesus, dass die Gl\u228 ?ubigen keineswegs daran schuld sind, dass vielmehr alle Juden vollst\u228 ?ndig dem Untergange verfallen w\u228 ?ren, wenn es keine Christen gegeben h\u228 ?tte. H\u228 ?tte es n\u228 ?mlich Gott zugelassen, dass der Krieg sich in die L\u228 ?nge gezogen h\u228 ?tte, so w\u228 ?re keine Spur von den Juden \u252 ?brig geblieben. Um aber die gl\u228 ?ubig gewordenen Juden nicht mit den ungl\u228 ?ubigen umkommen zu lassen, setzte er rasch dem Kampfe ein Ziel und machte dem Kriege ein Ende. Deshalb sagt {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1086.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1086 }}} er: \u8222 ?Wegen der Auserw\u228 ?hlten werden sie abgek\u252 ?rzt werden.\u8220" Durch diese Worte wollte er denen, die mitten unter den Juden geblieben waren, Trost gew\u228 ?hren, dass sie aufatmen k\u246 ?nnten und nicht zu f\u252 ?rchten brauchten, sie w\u252 ?rden mit umkommen. Wenn f\u252 ?r sie in diesem Falle so g\u252 ?tig gesorgt wird, dass ihretwegen auch andere gerettet werden und um der Christen willen sogar die ungl\u228 ?ubigen Juden zum Teil erhalten blieben, welche Ehre wird ihnen dann zur Zeit des Lohnes zuteil werden? Zugleich bot er ihnen einen Trost in ihren eigenen Gefahren, sie sollten sich nicht betr\u252 ?ben, da ja auch die Juden von denselben Leiden betroffen w\u252 ?rden und doch nichts davon h\u228 ?tten, sondern nur das Verderben auf ihr Haupt l\u252 ?den.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Allein Christus wollte sie nicht nur tr\u246 ?sten, sondern auch unmerklich und ohne Argwohn zu erwecken von den j\u252 ?dischen Gebr\u228 ?uchen abbringen. Wenn n\u228 ?mlich keine \u196 ?nderung mehr eintreten und kein Tempel mehr erstehen sollte, so hatte offenbar das Gesetz seine Geltung verloren. Unmittelbar lauteten seine Worte freilich nicht so, aber man konnte es aus dem v\u246 ?lligen Untergange der Juden herauslesen. Er vermied es aber, offen davon zu sprechen, um ihnen nicht vor der Zeit wehe zu tun, weshalb er auch nicht von vornherein die Rede geradewegs darauf hinlenkte, sondern erst die Stadt beklagte, um die J\u252 ?nger zu n\u246 ?tigen, dass sie unter Hinweis auf den Steinbau ihn fragten; so konnte er in der Form einer Antwort auf ihre Frage die ganze Zukunft entrollen. Beachte hierbei, wie gut der Heilige Geist es f\u252 ?gte, dass Johannes{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der Apostel\par} } nichts dar\u252 ?ber berichtete. Es h\u228 ?tte den Anschein haben k\u246 ?nnen, als schreibe er nur, was er aus der Geschichte wisse{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 er lebte ja noch lange nach der Zerst\u246 ?rung\par} } . Die M\u228 ?nner aber, die vorher gestorben sind und nichts von all dem erlebt hatten, schreiben dar\u252 ?ber. So steht die Kraft der Weissagung allseits in klarem Lichte da.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.23: \u8222 ?Wenn euch dann jemand sagte: Siehe, hier ist Christus oder dort, glaubet es nicht!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.24: Es werden n\u228 ?mlich falsche Christusse und falsche Propheten aufstehen und werden gro\u223 ?e Zeichen und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1087.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1087 }}} Wunder verrichten, so dass, wenn es geschehen k\u246 ?nnte, auch die Auserw\u228 ?hlten irregef\u252 ?hrt w\u252 ?rden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.25: Sehet, ich habe es euch vorausgesagt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: Wenn sie sonach zu euch sprechen: Sehet, er ist in der W\u252 ?ste, gehet nicht zur\u252 ?ck! Sehet, dort in den Gem\u228 ?chern, glaubet es nicht!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: Denn wie der Blitz aufgeht vom Aufgange und hinleuchtet bis zum Niedergange, so wird auch sein die Wiederkunft des Sohnes des Menschen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.28: Wo immer ein Leichnam ist, dort werden sich die Adler versammeln.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem der g\u246 ?ttliche Heiland genug \u252 ?ber das Schicksal Jerusalems geredet hatte, geht er schlie\u223 ?lich \u252 ?ber auf seine Wiederkunft und erkl\u228 ?rt die Anzeichen derselben, deren Kenntnis nicht blo\u223 ? den Aposteln, sondern auch uns und allen sp\u228 ?ter Lebenden heilsam ist. \u8222 ?Dann\u8220" sagt er. Wann ist das? Hier und auch sonst, wie ich schon oft erkl\u228 ?rt habe, dr\u252 ?ckt das Wort \u8222 ?dann\u8220" nicht einen unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit dem zuvor Erw\u228 ?hnten aus. Als er diese Aufeinanderfolge bezeichnen wollte, sprach er: \u8222 ?Sofort nach der Bedr\u228 ?ngnis jener Tage.\u8220" Wenn er nun hier nicht so spricht, sondern sagt:\u8222 ?dann\u8220", so bezieht sich das nicht auf die Zeit unmittelbar nachher, sondern auf die Zeit, in der das geschehen soll, von dessen Eintreten er redet. So ist es auch mit den Worten: \u8222 ?In jenen Tagen kommt Johannes der T\u228 ?ufer\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 3,1\par} } . Da meint der Evangelist auch nicht die unmittelbar folgende Zeit, sondern eine um viele Jahre sp\u228 ?tere, da sich ereignete, wovon er eben redete. Denn auch an der Stelle, wo er von der Geburt Jesu, von der Ankunft der Weisen und dem Ende des Herodes berichtet, f\u228 ?hrt er alsbald fort: \u8222 ?In jenen Tagen trat Johannes der T\u228 ?ufer auf\u8220", obschon drei\u223 ?ig Jahre dazwischen lagen. Es ist eben der Schrift eigen, sich einer solchen Darstellungsweise zu bedienen. So ist es auch in unserem Falle. Der Herr \u252 ?bergeht die ganze Zeit, welche von der Eroberung Jerusalems bis zu dem Vorspiele der Vollendung verstreicht, und redet von der Zeit, die kurz vor der Vollendung liegt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1088.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1088 }}} \u8222 ?Dann, wenn jemand euch sagt: Sieh, hier ist Christus oder dort, glaubet es nicht!\u8220" Um die J\u252 ?nger vor einem Irrtum in Bezug auf den Ort seiner Wiederkunft zu bewahren, gibt er die eigent\u252 ?mlichen Merkmale seiner zweiten Ankunft und die Zeichen der Verf\u252 ?hrer an. Er sagt, nicht so, wie er das erste Mal in Bethlehem erschien, in einem unbedeutenden Winkel der Erde und anf\u228 ?nglich von niemand gekannt, werde er dann erscheinen, sondern offenkundig und mit aller Herrlichkeit, ohne dass es noch eines besonderen Heroldes bed\u252 ?rfte. Das ist aber ein ganz wichtiges Merkmal seiner Wiederkunft, dass sie nicht im verborgenen stattfinden wird. Beachte aber, wie er jetzt nichts von einem Kriege erw\u228 ?hnt, um das, was er von seiner Wiederkunft sagt, genau von dem Fr\u252 ?heren zu unterscheiden; darum redet er nur von den Betr\u252 ?gern. Betr\u252 ?ger gab es auch zu den Zeiten der Apostel: \u8222 ?Sie werden kommen und viele betr\u252 ?gen\u8220"; aber vor seiner zweiten Ankunft werden weit gef\u228 ?hrlichere Betr\u252 ?ger auftreten, \u8222 ?sie werden Zeichen und Wunder verrichten, so dass, wenn es geschehen k\u246 ?nnte, auch die Auserw\u228 ?hlten irregef\u252 ?hrt w\u252 ?rden\u8220". Gemeint ist der Antichrist, dem, wie er zeigt, manche dienen werden. Auch Paulus schreibt, nachdem er ihn den \u8222 ?Mann der S\u252 ?nde\u8220" und den \u8222 ?Sohn des Verderbens\u8220" genannt, folgenderma\u223 ?en \u252 ?ber ihn: \u8222 ?Dessen Ankunft ist gem\u228 ?\u223 ? der Wirksamkeit des Satans in aller Kraft und in Zeichen und Wundern der L\u252 ?ge und in jeglichem Betruge des Unrechtes f\u252 ?r die, welche verloren gehen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Thess 2,9 u.10\par} } . Sieh nun, wie der Herr die J\u252 ?nger davor warnt: \u8222 ?Gehet nicht hinaus in die W\u252 ?ste, gehet nicht hinein in die Kammern.\u8220" Er sagt nicht: Gehet hin, aber glaubet nicht, sondern: Gehet nicht hinaus, gehet nicht hin. Denn der Betrug wird gro\u223 ? sein zu jener Zeit, sogar Zeichen werden zur Irref\u252 ?hrung geschehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem er nun erkl\u228 ?rt hatte, wie der Antichrist erscheinen werde, n\u228 ?mlich an welchem Orte, gibt er auch an, wie er selbst kommen wird. Und wie wird er kommen? \u8222 ?Wie der Blitz ausgeht vom Ausgange und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1089.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1089 }}} hinleuchtet bis zum Niedergange, so wird auch sein das Wiederkommen des Menschensohnes. Wo immer ein Leichnam ist, dort werden sich versammeln die Adler.\u8220" Wie erscheint denn der Blitz? Er bedarf keines Boten, keines Heroldes, sondern mit einem Schlage ist er den Menschen auf der ganzen Erde sichtbar, ob sie nun in ihren H\u228 ?usern oder in den Kammern weilen. So wird es auch bei der Wiederkunft des Herrn sein; all\u252 ?berall wird man ihrer auf einmal inne wegen des Glanzes seiner Herrlichkeit. Dann erw\u228 ?hnt der Herr noch ein anderes Zeichen: \u8222 ?Wo ein Leichnam, da sind auch die Adler\u8220", sagt er, und weist damit auf die gro\u223 ?e Zahl der Engel, der M\u228 ?rtyrer und aller Heiligen hin. Hierauf spricht er von schreckenerregenden Wundern. Was f\u252 ?r Wunder sind das?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.29: \u8222 ?Sogleich aber nach der Bedr\u228 ?ngnis jener Tage wird die Sonne verfinstert werden.\u8220" Welcher Tage und mit welcher Bedr\u228 ?ngnis? Die Zeit des Antichrists und der falschen Propheten. Die Bedr\u228 ?ngnis wird dann n\u228 ?mlich gro\u223 ? sein, weil die Betr\u252 ?ger so zahlreich sein werden. Aber sie wird nicht lange dauern. Denn wenn schon der j\u252 ?dische Krieg wegen der Auserw\u228 ?hlten abgek\u252 ?rzt wurde, um so mehr wird diese Pr\u252 ?fung ihretwillen beschr\u228 ?nkt werden. Deshalb sagte der Herr nicht blo\u223 ?: Nach der Bedr\u228 ?ngnis, sondern: \u8222 ?Sogleich nach der Bedr\u228 ?ngnis jener Tage wird die Sonne verfinstert werden.\u8220" Es geschieht alles fast gleichzeitig: Die falschen Propheten und die falschen Christusse werden kommen und Wirrwarr anrichten und sofort wird auch er selbst da sein. Die Aufregung und Verwirrung, die dann in der Welt herrscht, wird n\u228 ?mlich nicht gering sein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie aber wird er kommen? Die ganze Sch\u246 ?pfung wird dabei umgestaltet werden: \u8222 ?die Sonne wird verfinstert werden\u8220", nicht weil sie verschwindet, sondern weil sie \u252 ?berboten wird durch das Licht seiner Ankunft. \u8222 ?Und die Sterne werden herunterfallen\u8220"; welchen Zweck h\u228 ?tten sie dann auch noch, wenn es keine Nacht mehr gibt? \u8222 ?Und die Kr\u228 ?fte des Himmels werden ersch\u252 ?ttert werden.\u8220" Das ist ganz nat\u252 ?rlich, da sie sehen, was f\u252 ?r {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1090.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1090 }}} eine gewaltige Umw\u228 ?lzung vor sich geht. Wenn sie n\u228 ?mlich bei der Entstehung der Sterne bebten und staunten (\u8222 ?als die Gestirne erschaffen wurden, priesen mich mit lauter Stimme alle Engel\u8220", hei\u223 ?t es{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Job 38,7 LXX.\par} }), wie sollten sie nicht um so mehr beben und erschauern, wenn sie sehen, wie alles umgestaltet wird, wie ihre Mitgesch\u246 ?pfe Rechenschaft ablegen m\u252 ?ssen, wie die ganze Welt den f\u252 ?rchterlichen Richterstuhl umsteht, und alle Geschlechter von Adam bis zu seiner Ankunft sich wegen aller ihrer Werke zu verantworten haben?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.30: \u8222 ?Dann wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen\u8220",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 d.h. das Kreuz, das strahlender sein wird als die Sonne; sie wird n\u228 ?mlich verfinstert und verschwindet, sobald das Kreuz erscheint, das gar nicht gesehen werden k\u246 ?nnte, wenn es nicht heller leuchtete als die Sonne. Weswegen erscheint aber dieses Zeichen? Um die unversch\u228 ?mten Juden vollends zum Schweigen zu bringen. Denn im Kreuze liegt f\u252 ?r Christus die st\u228 ?rkste Rechtfertigung; und wenn er daher zu jenem Gerichte erscheint, wird er nicht allein auf seine Wundmale, sondern auch auf die schmachvolle Art seines Todes hinweisen. \u8222 ?Dann werden die St\u228 ?mme wehklagen.\u8220" Es wird gar keiner Anklage bed\u252 ?rfen. Sobald sie das Kreuz erblicken, werden sie in Wehklagen ausbrechen, dass sie aus seinem Tode keinen Nutzen gezogen; dass sie den gekreuzigt haben, den sie h\u228 ?tten anbeten sollen. Siehst du, wie f\u252 ?rchterlich der g\u246 ?ttliche Heiland seine Ankunft schildert? wie er das Gem\u252 ?t seiner J\u252 ?nger aufrichtet? Er stellt zuerst die Schrecknisse vor Augen, dann das Erfreuliche, um sie auch dadurch zu tr\u246 ?sten und zu erquicken. Dabei erinnert er sie wieder an sein Leiden und seine Auferstehung und sagt, das Kreuz werde in gl\u228 ?nzender Gestalt erscheinen, um ihnen die Scheu und Angst zu nehmen, wenn sie dann sehen werden, wie es als Zeichen seiner Ankunft vorhergeht. Ein anderer Evangelist vermerkt: \u8222 ?Sie werden sehen, wen sie durchbohrt haben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 19,37 u. Zach 12,10\par} } . Sie werden also wehklagen, weil sie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1091.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1091 }}} erkennen werden, dass es Christus ist. Nach der Erw\u228 ?hnung des Kreuzes fuhr der Herr fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.30: \u8222 ?Sie werden den Menschensohn kommen sehen\u8220", nicht mehr auf dem Kreuze, sondern: \u8222 ?auf den Wolken des Himmels mit gro\u223 ?er Macht und Herrlichkeit.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn du vom Kreuze reden h\u246 ?rst, sagt er, so darfst du dir nicht wieder etwas Widerw\u228 ?rtiges vorstellen, denn er wird kommen mit gro\u223 ?er Macht und Herrlichkeit. Er bringt es nur mit, auf dass ihre S\u252 ?nde sich selbst verurteile. Es ist so, wie wenn einer von einem Steine verwundet wurde und den Stein oder die blutgetr\u228 ?nkten Kleider mitbringt. Auf einer Wolke ist der Herr aufgefahren, auf einer Wolke kommt er wieder: \u8222 ?Bei diesem Anblicke werden die V\u246 ?lker in Klagen ausbrechen.\u8220" Doch bei dem Klagen und dem Schrecken wird es noch nicht sein Bewenden haben, sondern durch ihr Klagen werden sie selbst ihr Urteil f\u228 ?llen und sich verdammen. Dann\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.31: \u8222 ?wird er seine Engel aussenden mit m\u228 ?chtiger Posaune und sie werden seine Auserw\u228 ?hlten sammeln von den vier Winden her, von dem einen Ende der Himmel bis zu deren anderem.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn du das h\u246 ?rst, so denke an die Strafe derer, die zur\u252 ?ckbleiben. Au\u223 ?er der Strafe, die ich bereits erw\u228 ?hnte, wird auch diese sie noch treffen. Wie er oben gesagt hatte, dass sie rufen werden: \u8222 ?Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 23,39.\par} }, so sagt er hier, dass sie \u8222 ?wehklagen\u8220" werden. Nachdem er ihnen n\u228 ?mlich entsetzliche Kriege in Aussicht gestellt hatte, sollten sie erfahren, dass ihrer nach den Schrecknissen hienieden auch noch die Folterqualen dort dr\u252 ?ben harren, daher sagt er, dass sie wehklagen, von den Auserw\u228 ?hlten gesondert und in die H\u246 ?lle geworfen werden. Sodann muntert er seine J\u252 ?nger auf durch den Hinweis, wie gro\u223 ? einerseits das Elend, dem sie entgehen, und wie gro\u223 ? anderseits der Lohn ist, den sie erhalten werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn aber Christus so \u246 ?ffentlich kommt, wozu l\u228 ?sst er die Erw\u228 ?hlten noch durch Engel rufen? Um sie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1092.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1092 }}} auch dadurch zu ehren. Paulus berichtet an jener Stelle, wo er \u252 ?ber die Auferstehung handelt, dass sie in die Wolken entr\u252 ?ckt werden. \u8222 ?Der Herr selbst wird bei dem Zurufe und bei der Stimme eines Erzengels herabsteigen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Thess 4,17\par} } . Die Engel werden also die Auferstandenen sammeln und werden sie dann in die Wolken entr\u252 ?cken; und das alles geschieht urpl\u246 ?tzlich in einem Augenblick. Der Herr bleibt nicht in der H\u246 ?he, wenn er sie ruft, sondern steigt beim Posaunenschall in eigener Person herab. Was sollen aber die Posaunen und das Blasen? Sie geben das Zeichen zur Auferstehung, zur Wonne und dr\u252 ?cken das Staunen \u252 ?ber die Vorg\u228 ?nge und das Weh der Zur\u252 ?ckgelassenen aus. O, wie schrecklich ist dieser Tag! Wir sollten uns eigentlich freuen \u252 ?ber eine solche Kunde, und wir sind statt dessen voll Angst, Niedergeschlagenheit und Traurigkeit. Oder geht es nur mir so, w\u228 ?hrend ihr es voll Freude h\u246 ?ret? Mich \u252 ?berf\u228 ?llt Schrecken bei diesem Berichte, ich jammere, klage und seufze aus der Tiefe meines Herzens. Denn mein Los ist nicht die Gl\u252 ?ckseligkeit dieser, sondern das Geschick jener, von denen nachher die Rede ist, der Jungfrauen und des b\u246 ?sen Knechtes, der das empfangene Talent vergraben hatte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ich meine, dass wir eine solche Herrlichkeit, eine so sch\u246 ?ne Hoffnung auf den Lohn verlieren sollen und zwar f\u252 ?r immer und ewig, weil wir uns auch nicht im mindesten darum bem\u252 ?hen. W\u228 ?re die Anstrengung und das Gesetz schwer, so m\u252 ?ssten wir dennoch alles tun, nur h\u228 ?tte dann mancher Saumselige eine scheinbare Ausrede, eine eitle zwar, aber immerhin eine scheinbare, n\u228 ?mlich die Schwere der Gebote, die H\u228 ?rte der Anstrengung, die L\u228 ?nge der Zeit, die Unertr\u228 ?glichkeit der B\u252 ?rde. Nun aber kann man nichts dergleichen vorsch\u252 ?tzen, und das gerade wird uns dann nicht weniger als die H\u246 ?lle peinigen, dass wir trotz der geringen M\u252 ?he und der unbedeutenden Anstrengung den Himmel und sein unaussprechliches Gl\u252 ?ck eingeb\u252 ?\u223 ?t haben. Es dauert ja nur kurze Zeit, erforderte nur wenig M\u252 ?he und trotzdem sind wir tr\u228 ?ge und saumselig gewesen. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1093.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1093 }}} Auf Erden hat man zu k\u228 ?mpfen, im Himmel kommt der Lohn; von den Menschen wird man geplagt, von Gott ausgezeichnet; zwei Tage dauert der Lauf, den Preis genie\u223 ?t man die ganze Ewigkeit hindurch; der Leib ist verweslich, solange das Ringen w\u228 ?hrt, unverweslich, wenn man die Ehre daf\u252 ?r genie\u223 ?t. Au\u223 ?erdem ist zu erw\u228 ?gen, dass derjenige, der nicht f\u252 ?r Christus etwas Schmerz leiden will, diesem unbedingt auf andere Weise verf\u228 ?llt. Du bist doch, wenn du um Christi willen nicht stirbst, deshalb noch nicht unsterblich, und kannst, wenn du das Geld um Christi willen nicht weggibst, es beim Tode gleichwohl nicht mitnehmen. Er verlangt von dir nur, was du unaufgefordert hergeben wirst, weil du sterben musst; er w\u252 ?nscht nur, dass du aus freien St\u252 ?cken tust, was du notgedrungen auch tun musst. Er stellt nur die eine Bedingung, dass seinetwegen geschehe, was von selbst in Folge der nat\u252 ?rlichen Ordnung notwendig eintritt und geschieht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du also, wie leicht der Kampf ist? Was dir unbedingt und notwendigerweise widerfahren muss, das nimm freiwillig auf sich um meinetwillen; wofern nur diese Willigkeit vorhanden ist, betrachte ich deinen Gehorsam f\u252 ?r hinreichend. Das Gold, das du anderen leihen willst, leihe mir und es wird dir mehr und sicherer Zinsen tragen; den Leib, den du in den Dienst anderer stellen willst, stelle in meinen Dienst, und ich werde auf das reichlichste deine M\u252 ?hen entlohnen. Sonst gibst du bei Gesch\u228 ?ften demjenigen den Vorzug, der mehr bietet, so beim Geldausleihen, beim Handel, beim Kriegsdienste; nur bei Christus, der doch mehr, ja unendlich mehr als alle anderen bietet, willst du diesen Grundsatz nicht gelten lassen. Was ist das doch f\u252 ?r ein abscheulicher Kampf? was f\u252 ?r ein verderblicher Hass? Wie willst du Verzeihung und Entschuldigung finden, wenn du Gott nicht einmal den Menschen vorziehen magst in Dingen, wo du Menschen den Menschen vorziehst? Warum \u252 ?bergibst du deinen Schatz der Erde? Vertraue ihn meiner Hand an, sagt er. Erachtest du den Herrn der Erde nicht f\u252 ?r verl\u228 ?sslicher als die Erde? Sie gibt dir wieder, was du auslegst, oft nicht einmal so viel; er zahlt dir auch noch Lohn daf\u252 ?r, dass er ihn beh\u252 ?tet, so {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1094.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1094 }}} innig liebt er uns. Willst du also auf Zinsen ausleihen, er ist bereit dazu; willst du s\u228 ?en, er nimmt die Saat auf; willst du bauen, er l\u228 ?dt dich ein und sagt: Baue bei mir. Warum l\u228 ?ufst du zu den Armen, zu den Bettlern, denn das sind die Menschen? Eile zu Gott, der dir f\u252 ?r Kleinigkeiten gro\u223 ?en Entgelt bietet. Allein, trotzdem wir dergleichen h\u246 ?ren, wir kehren uns dennoch nicht darum, sondern jagen dorthin, wo Kampf, Krieg, Streit, Rechtsh\u228 ?ndel und Erpressung unser harrt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Handelt Gott also nicht gerecht, wenn er uns von sich weist und uns z\u252 ?chtigt, da er sich uns g\u228 ?nzlich hingibt, w\u228 ?hrend wir widerstreben? Das ist doch vollkommen klar. Denn, sagt er, willst du dich schm\u252 ?cken, mein ist der Schmuck; willst du dich kleiden, mein sind die Kleider; willst du speisen, von mir ist der Tisch; willst du reisen, mein ist der Weg; willst du erben, von mir kommt die Erbschaft; willst du in die Heimat, in die Stadt zur\u252 ?ckkehren, ich habe sie gebaut und errichtet; oder willst du bauen, mein sind die Gezelte. F\u252 ?r alles, was ich gebe, verlange ich keinen Lohn, ja, ich mache mich sogar noch zu deinem Schuldner, wenn du nur all mein Eigentum ben\u252 ?tzen willst. Kann es eine Gro\u223 ?mut geben, die dieser gleich k\u228 ?me? Ich bin Vater, Bruder, Br\u228 ?utigam, Familie, Nahrung, Gewand, Wurzel, Baugrund; alles, was du w\u252 ?nschest, bin ich; an nichts fehlt es dir. Ich werde auch dein Diener sein, denn ich bin gekommen, um zu dienen, nicht um mich bedienen zu lassen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 20,28\par} } . Ebenso bin ich Freund, Glied, Kopf, Bruder, Schwester, Mutter, alles bin ich, du musst mir nur Vertrauen entgegenbringen. Deinetwegen bin ich arm, deinetwegen ohne Heim, deinetwegen gekreuzigt, deinetwegen begraben worden; droben bin ich dein Anwalt beim Vater, hienieden bin ich der Gesandte des Vaters an dich. Du bist mir alles: Bruder, Miterbe, Freund, Glied. Was willst du noch mehr? Warum kehrst du mir, deinem Liebhaber, den R\u252 ?cken? Warum m\u252 ?hst du dich f\u252 ?r die Welt ab? Warum sch\u246 ?pfst du in ein durchl\u246 ?chertes Fass? So tut n\u228 ?mlich, wer f\u252 ?r das irdische {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1095.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1095 }}} Leben schafft. Warum wirfst du dich ins Feuer? Warum ringst du mit der Luft? Warum l\u228 ?ufst du umsonst? Hat nicht jede Kunst ihren Zweck? Das ist doch allgemein bekannt. So nenne auch du mir den Zweck deines weltlichen Jagens. Du kannst es nicht, denn: \u8222 ?Eitelkeit \u252 ?ber Eitelkeit und alles ist Eitelkeit\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eccl 1,2\par} } . Steige einmal mit mir in die Gr\u252 ?fte hinab, zeige mir deinen Vater, zeige mir dein Weib. Wo ist der Mann in den goldenen Gew\u228 ?ndern? Wo der, welcher im Wagen ausfuhr? Der ein Heer besa\u223 ? und die Feldbinde trug, vor welchem Herolde einhergingen? Der die einen hinrichten, andere ins Gef\u228 ?ngnis werfen lie\u223 ?? Der t\u246 ?tete, wenn er wollte, und frei lie\u223 ?, wenn es ihm gefiel? Ich sehe nichts als Gebeine, Maden und Spinnen; all jener Glanz ist nur Erde, alles ist nur Einbildung, alles nur Traum und Schatten, ein blo\u223 ?es M\u228 ?rchen, ein Bild. Ja nicht einmal ein Bild: das Bild stellt doch etwas vor, hier fehlt auch das.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und wenn das Entsetzliche nur auch hier sein Ende h\u228 ?tte! Nun aber sind Ehre, \u220 ?ppigkeit, Glanz zwar nur Schatten und leere Worte, was aber damit zusammenh\u228 ?ngt, ist nicht mehr blo\u223 ? Schatten und leerer Schall, sondern ist bleibend, wird uns hin\u252 ?ber begleiten und vor aller Augen offenbar werden: die R\u228 ?ubereien, die \u220 ?bervorteilungen, die Unz\u252 ?chtigkeiten, die Ehebr\u252 ?che, die tausend andere Untaten; all das besteht nicht nur im Bilde oder ist in Asche zerfallen, sondern Worte wie Werke sind im Jenseits aufgezeichnet. Wie entsetzt werden unsere Augen auf Christus blicken? Wenn jemand den Anblick seines Vaters nicht ertragen kann, wenn er sich einer Verfehlung gegen ihn bewusst ist, wie wird er dann dem ins Auge sehen k\u246 ?nnen, der noch unendlich milder als ein Vater ist? Wie sollen wir das ertragen? Wir werden einst vor den Richterstuhl Christi hintreten m\u252 ?ssen und die allerstrengste Pr\u252 ?fung bestehen. Wer etwa an das einstige Gericht nicht glaubt, der sehe hin auf die irdischen Verh\u228 ?ltnisse, auf die Verurteilten in den Kerkern, in den Bergwerken, in den Kloaken, auf die Besessenen, die Wahnsinnigen, die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1096.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1096 }}} unheilbar Kranken, auf die Leute, die mit best\u228 ?ndiger Armut ringen, die Hunger leiden m\u252 ?ssen, die von unertr\u228 ?glichem Leid betroffen oder die gefangen sind. Sie w\u252 ?rden jetzt nicht von solchen Leiden heimgesucht, wenn nicht auch aller anderen, die \u228 ?hnliche S\u252 ?nden begangen haben, Rache und Strafe harrte. Wenn die anderen hier solchen Heimsuchungen entgehen, so musst du daraus den Schluss ziehen, dass es jedenfalls nach dem Tode etwas gibt. Denn da Gott mit allen gleich verf\u228 ?hrt, k\u246 ?nnte er nicht die einen strafen und die anderen, die gleiche oder noch schwerere S\u252 ?nden begangen haben, straflos ausgehen lassen, wenn er ihnen nicht im Jenseits eine Strafe vorbehalten h\u228 ?tte. Auf Grund solcher Erw\u228 ?gungen und Beispiele wollen wir uns also dem\u252 ?tigen, und die an das Gericht nicht glaubten, sollen fortan daran glauben und sich bessern, damit wir hienieden des Himmelreiches w\u252 ?rdig leben, und dann den Lohn im Jenseits empfangen durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, dessen Ehre w\u228 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Siebenundsiebzigste Homilie. Kap.XXIV,V.32-51.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.32: \u8222 ?Vom Feigenbaum aber lernet das Gleichnis: Wenn bereits sein Zweig saftig wird und die Bl\u228 ?tter hervorkommen, so wisset ihr, dass der Sommer nahe ist; V.33: so auch ihr, wenn ihr dieses alles sehet, wisset, dass er nahe vor der T\u252 ?re.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da der Herr gesagt hatte: \u8222 ?Sofort nach der Bedr\u228 ?ngnis jener Tage\u8220", suchten die J\u252 ?nger zu erfahren, wann das w\u228 ?re, und w\u252 ?nschten namentlich den Tag zu wissen, an welchem er eintreffen sollte. So erz\u228 ?hlt er denn das Gleichnis vom Feigenbaum, um zu zeigen, dass keine lange Zeit verstreichen, sondern alles rasch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1097.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1097 }}} hintereinander geschehen und dann seine Wiederkunft erfolgen werde. Das dr\u252 ?ckt er aber nicht allein durch das Gleichnis, sondern auch durch die darauffolgenden Worte aus: \u8222 ?Wisset, dass er nahe ist vor der T\u252 ?re.\u8220" Er weissagt aber auch noch etwas anderes, n\u228 ?mlich dass nach dem Sturme hienieden f\u252 ?r die Gerechten ein geistiger Sommer und Friede, f\u252 ?r die S\u252 ?nder dagegen nach dem Sommer an jenem Tage der Winter eintreten wird. Letzteres liegt in den folgenden Worten, dass dieser Tag anbrechen wird, w\u228 ?hrend sie sich der Schwelgerei hingeben. Durch das Gleichnis vom Feigenbaum wollte er aber nicht blo\u223 ? den erw\u228 ?hnten Zeitpunkt kundtun das h\u228 ?tte er auch auf andere Weise ausdr\u252 ?cken k\u246 ?nnen, sondern er wollte damit auch die Versicherung geben, dass seine Worte unbedingt in Erf\u252 ?llung gehen werden. Mit derselben Notwendigkeit, wie das eine, werde auch das andere eintreten. Denn wo immer er das unbedingte Eintreffen bezeichnen will, bedient er sich des Hinweises auf Naturnotwendigkeiten; auch der hl. Paulus macht es so. Darum sagt der Herr, als er von der Auferstehung sprach: \u8222 ?Wenn nicht das Weizenkorn in die Erde f\u228 ?llt und stirbt, so bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viele Frucht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 12,24-25\par} } . Dasselbe Beispiel bringt auch der hl.Paulus, wo er von der Auferstehung spricht:\u8222 ?Unverst\u228 ?ndiger! Was du s\u228 ?est, wird nicht belebt, wenn es nicht zuvor erstirbt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 15,36\par} } . Um aber zu verhindert, dass die J\u252 ?nger sofort wieder auf die Frage nach dem \u8222 ?wann?\u8220" zur\u252 ?ckkommen, erinnert er sie noch einmal an das Vorausgehende.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.34: \u8222 ?Wahrlich, ich sage euch, dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dieses alles geschieht.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was meint er mit dem: \u8222 ?Alles dieses\u8220"? Das Geschick Jerusalems, die Kriege, die Hungersnot, die Pest, die Erdbeben, die falschen Messiasse, die Pseudopropheten, die allgemeine Verbreitung des Evangeliums, die Aufst\u228 ?nde, die Unruhen, kurz alle Ereignisse, die wir erw\u228 ?hnt haben und die bis zur Wiederkunft des Herrn eintreten werden. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1098.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1098 }}} Wie konnte er aber dann sagen: \u8222 ?Dieses Geschlecht\u8220"? Er meint damit nicht die damals lebenden Menschen, sondern die Gl\u228 ?ubigen. Geschlecht bedeutet ja nicht nur Menschen, die zeitlich, sondern auch jene, die religi\u246 ?s und b\u252 ?rgerlich zusammengeh\u246 ?ren; so wenn es hei\u223 ?t: \u8222 ?Das ist das Geschlecht derer, die Gott suchen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 23,6\par} } . Was er vorher gesagt hatte: \u8222 ?Alles muss geschehen\u8220", und: \u8222 ?Das Evangelium wird gepredigt werden\u8220", das deutet er auch jetzt an, indem er erkl\u228 ?rt, alles das werde bestimmt eintreten, und das Geschlecht der Gl\u228 ?ubigen werde fortbestehen, ohne durch eines der erw\u228 ?hnten Ereignisse vernichtet zu werden. Jerusalem wird zugrunde gehen, der gr\u246 ?\u223 ?te Teil der Juden vertilgt werden, doch dieses Geschlecht wird alles \u252 ?berstehen: Hunger, Pest, Erdbeben, Kriegswirren, falsche Messiasse, L\u252 ?genpropheten, Betr\u252 ?ger, Verr\u228 ?ter, \u196 ?rgernisse, falsche Br\u252 ?der und alle sonstigen Pr\u252 ?fungen dieser Art. Hierauf sucht er sie noch mehr im Glauben zu festigen und sagt: V.35: \u8222 ?Der Himmel und die Erde werden vergehen; meine Worte aber werden nicht vergehen\u8220", d.h. alle diese festen und unersch\u252 ?tterlichen Himmelsk\u246 ?rper werden eher zusammenbrechen, als dass eines meiner Worte unerf\u252 ?llt bliebe. Und wer etwa Widerspruch erheben wollte, der pr\u252 ?fe das Gesagte, und wenn er findet, dass es wahr ist{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 und das wird er entschieden finden\par} } , so lasse er sich durch die Vergangenheit zum Glauben an die Zukunft f\u252 ?hren, er untersuche alles aufs sorgf\u228 ?ltigste, und er wird erkennen, dass die Erf\u252 ?llung f\u252 ?r die Wahrheit der Weissagung zeugt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die Elemente erw\u228 ?hnt der Herr, um seinerseits zu erkennen zu geben, dass die Kirche mehr wert ist als Himmel und Erde, anderseits um sich auch dadurch als Sch\u246 ?pfer des Alls hinzustellen. Da er n\u228 ?mlich vom Weltende gesprochen hatte, einem Ereignis, an das viele nicht glaubten, beruft er sich auf die Elemente, um seine unaussprechliche Macht darzutun und mit besonderem Nachdruck hervorzuheben, dass er der Herr \u252 ?ber alles ist; auf diese Weise will er seinen Worten selbst bei den \u228 ?rgsten Zweiflern Glauben verschaffen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1099.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1099 }}} V.36: \u8222 ?\u220 ?ber jenen Tag aber und die Stunde wei\u223 ? niemand etwas, auch nicht die Engel des Himmels, und auch der Sohn nicht, nur der Vater allein.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Durch seine Worte: \u8222 ?auch die Engel nicht\u8220" legt er den J\u252 ?ngern Schweigen auf, damit sie nicht Dinge zu erfahren suchten, die selbst jene nicht wissen. Durch die Worte: \u8222 ?auch der Sohn nicht\u8220" weist er nicht nur eine Belehrung, sondern auch jede Frage ab. Dass dieses wirklich seine Absicht war, siehst du daraus, dass er sie nach der Auferstehung noch kr\u228 ?ftiger zum Schweigen verwies, weil er bemerkt hatte, sie seien noch neugieriger geworden. Jetzt erw\u228 ?hnt er noch viele gro\u223 ?artige Wunder; sp\u228 ?ter sagt er einfach: \u8222 ?Nicht an euch ist es, Zeiten oder Augenblicke zu kennen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 1,7\par} } . Auf dass sie aber nicht entgegneten: Wir sind in Verlegenheit, wir sind zur\u252 ?ckgesetzt, wir sind nicht einmal das wert, setzt er bei: \u8222 ?welche der Vater gesetzt hat in selbsteigener Gewalt\u8220". Es lag ihm n\u228 ?mlich sehr am Herzen, sie zu ehren und ihnen nichts zu verheimlichen. Deshalb schreibt er die Sache dem Vater zu, um ihnen so eine gewisse Scheu einzufl\u246 ?\u223 ?en, und h\u228 ?lt dadurch ihre Frage dar\u252 ?ber hintan. W\u228 ?re dem nicht so, w\u252 ?sste er es nicht, wann sollte er es dann erfahren? Etwa zugleich mit uns? Wer m\u246 ?chte so etwas behaupten? Den Vater kennt er ganz genau, so genau wie dieser den Sohn, und diesen Tag sollte er nicht wissen? Ferner, der Geist durchforscht auch die Tiefe der Gottheit, und er sollte die Zeit des Gerichtes nicht wissen? Er wei\u223 ?, wie er zu richten hat, und kennt die Geheimnisse eines jeden; was aber viel unbedeutender ist, sollte er nicht wissen? Wenn \u8222 ?alles durch ihn geworden ist und ohne ihn nichts geworden ist\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 1,3\par} } , wie sollte ihm jener Tag unbekannt sein? Denn wer die Ewigkeit gr\u252 ?ndet, hat offenbar auch die Zeiten gemacht, dann aber auch jenen Tag, und er sollte ihn nicht kennen, nachdem er ihn geschaffen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ihr behauptet, seine Wesenheit zu kennen, und der Sohn, der im Scho\u223 ?e des Vaters ist, sollte jenen Tag {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1100.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1100 }}} nicht wissen? Und doch ist die Wesenheit weit erhabener, unendlich erhabener als die Tage. Euch selbst schreibet ihr das Gr\u246 ?\u223 ?ere zu, und dem Sohne wollt ihr nicht einmal das Geringere zugestehen, \u8222 ?in welchem doch alle Sch\u228 ?tze der Weisheit und des Wissens verborgen sind\u8220"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kol 2,3\par} } . Aber so sicher ihr nichts von der Wesenheit Gottes wisset, wenn ihr es auch tausendmal voll Wahnwitz behauptet, so sicher kennt der Sohn jenen Tag und wei\u223 ? ihn ganz bestimmt. Daher konnte er alles angeben, die Zeit, die Umst\u228 ?nde und bis zur T\u252 ?re selbst hinf\u252 ?hren{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8222 ?er ist nahe vor der T\u252 ?re\u8220", sagte er\par} } , den Tag aber offenbarte er nicht. Er sagt gleichsam: Fragst du mich nach Tag und Stunde, so wirst du von mir nichts erfahren; fragst du nach den Zeitverh\u228 ?ltnissen und den Vorbereitungen dazu, so will ich dir alles genau erz\u228 ?hlen, ohne etwas zu verheimlichen. Dass ich es wohl wei\u223 ?, habe ich wiederholt bewiesen, durch Angabe der Zwischenr\u228 ?ume und aller bevorstehenden Ereignisse und der Zeit, die zwischen heute und jenem Tage liegt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das gab er n\u228 ?mlich durch das Gleichnis vom Feigenbaume zu erkennen\par} } , und ich habe dich sogar bis an die T\u252 ?re gef\u252 ?hrt. Wenn ich dir die T\u252 ?re nicht \u246 ?ffne, so geschieht es, weil es so f\u252 ?r dich gut ist. Auf dass es dir auch anderweitig klar werde, dass dieses Schweigen nicht auf Unwissenheit beruhte, so beachte, wie er den schon erw\u228 ?hnten Anzeichen noch ein anderes beif\u252 ?gte:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.38: \u8222 ?Wie sie in den Tagen Noes waren, a\u223 ?en und tranken, zur Ehe nahmen und zur Ehe gaben, V.39: bis zu dem Tage, an welchem die S\u252 ?ndflut hereinbrach, und alle hinwegraffte, so wird auch die Wiederkunft des Menschensohnes sein.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 In diesen Worten tat der Herr kund, wie schnell und unerwartet er kommen werde, zu einer Zeit, wo die meisten in Schwelgerei leben. Das gleiche betont auch Paulus, wenn er schreibt: \u8222 ?Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit, alsdann entsteht ihnen urpl\u246 ?tzlich Verderben\u8220", und um auf das Unerwartete hinzuweisen, f\u252 ?gt er {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1101.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1101 }}} bei: \u8222 ?wie die Geburtswehen einer Schwangeren\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Thess 5,3\par} } . Wie kann nun Christus sagen: \u8222 ?Nach der Tr\u252 ?bsal jener Tage\u8220"? Wenn nach Pauli Worten zu dieser Zeit Schwelgerei, Friede und Sicherheit herrscht, wie darf er sprechen: \u8222 ?Nach der Bedr\u228 ?ngnis jener Tage\u8220"? Wenn man in Schwelgerei lebt, wie kann dann von Bedr\u228 ?ngnis die Rede sein? Schwelgerei und Friede wird nur bei den Gleichg\u252 ?ltigen herrschen. Daher sagte auch Paulus nicht: Wenn Friede herrscht, sondern: \u8222 ?Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit\u8220", um ihre Gleichg\u252 ?ltigkeit anzudeuten, weil sie n\u228 ?mlich wie die Leute zur Zeit Noes bei so gewaltigem Elend schwelgen k\u246 ?nnen. Die Gerechten waren nicht so, sie lebten in Bedr\u228 ?ngnis und Tr\u252 ?bsal. Damit weist er darauf hin, dass bei der Ankunft des Antichrists die Gottlosen und jene, die an ihrem eigenen Heile verzweifeln, ihre frevelhaften L\u252 ?ste auf die Spitze treiben werden. Dann wird es Schwelgerei, Schm\u228 ?use und Zechgelage geben. Aus diesem Grunde haupts\u228 ?chlich f\u252 ?hrt er ein f\u252 ?r die Sachlage geeignetes Beispiel an. Wie n\u228 ?mlich w\u228 ?hrend des Baues der Arche, so sagt er, die Menschen nicht glaubten, sondern ruhig sie ansahen und schwelgten, als sollte gar nichts Schlimmes eintreten, trotzdem sie vor ihren Augen entstand und auf das drohende Verderben hinwies, so wird es auch dann sein; der Antichrist wird erscheinen und dann wird das Weltende und darauf die Strafe und unertr\u228 ?gliche Pein folgen, die Menschen aber werden im Rausche ihrer Bosheit nicht einmal die nahenden Schrecken merken. Deshalb sagt Paulus: \u8222 ?Wie die Geburtswehen einer Schwangeren\u8220", so wird jener Schreck und Schmerz \u252 ?ber sie kommen. Warum beruft sich aber der Herr nicht auf den Untergang Sodomas? Er wollte ein Beispiel anf\u252 ?hren, das alle anging und trotz der Vorhersagung keinen Glauben fand. Da n\u228 ?mlich die Menge nicht an die Zukunft glaubte, wollte er durch den Hinweis auf die Vergangenheit ihr Gem\u252 ?t ersch\u252 ?ttern; durch seine bisherigen Reden zeigt er aber, dass er auch der Urheber der Vergangenheit ist. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1102.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1102 }}} Darauf erw\u228 ?hnt der Herr wieder ein anderes Zeichen, um auf alle m\u246 ?gliche Weise darzutun, dass ihm der Tag{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Weltendes\par} } durchaus nicht unbekannt ist. Was f\u252 ?r ein Zeichen ist das?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.40: \u8222 ?Dann werden zwei sein auf dem Felde: einer wird aufgenommen und einer wird zur\u252 ?ckgelassen. V.41: Zwei Frauen mahlen in der M\u252 ?hle, eine wird aufgenommen und eine wird zur\u252 ?ckgelassen. V.42: Wachet demnach, weil ihr nicht wisset, zu welcher Stunde euer Herr kommt.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mit all dem beweist er, dass er den Tag kennt, und h\u228 ?lt doch die J\u252 ?nger vom Fragen ab. Er sprach aber von den Tagen Noes und von den \u8222 ?zwei in einem Bette\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 17,34\par} } , um anzuzeigen, dass er ganz unerwartet kommen wird, w\u228 ?hrend man ganz sorglos dahinlebt. Ebenso ist das Beispiel von den zwei Frauen und der M\u252 ?hle ein Hinweis auf die Sorglosigkeit der Menschen. Ferner sagt er, dass Knechte und Herren aufgenommen und zur\u252 ?ckgelassen werden, Unbesch\u228 ?ftigte und Arbeiter, Menschen mit und ohne Rang, wie es im Alten Bunde hei\u223 ?t: \u8222 ?Von dem, der auf dem Throne sitzt, bis zu der Sklavin in der M\u252 ?hle\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 11,5\par} } .Da er n\u228 ?mlich gelehrt hatte, dass die Reichen nur schwer selig werden, zeigt er jetzt, dass auch sie nicht g\u228 ?nzlich zugrunde gehen, ebensowenig als alle Armen selig werden, sondern sowohl die einen wie die anderen werden teils gerettet werden, teils verloren gehen. Meines Ermessens gibt Christus auch zu verstehen, dass seine Wiederkunft bei Nacht stattfinden wird. Dasselbe sagt auch Lukas{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 17,34\par} } . Siehst du also, wie er alles genau wei\u223 ?. Hierauf sucht er wieder einer Frage der J\u252 ?nger vorzubeugen, indem er fortf\u228 ?hrt: \u8222 ?Wachet also, denn ihr wisset nicht, zu welcher Stunde euer Herr kommt.\u8220" Er sagte nicht: Ich wei\u223 ? nicht, sondern: \u8222 ?Ihr wisset nicht.\u8220" Denn nachdem er sie fast vor die Stunde hingef\u252 ?hrt und gestellt hat, schneidet er ihnen wieder die Frage ab, weil er will, dass sie jederzeit bereit sein {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1103.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1103 }}} sollen. Deshalb sagt er: \u8222 ?Wachet\u8220", um anzudeuten, dass er die Zeit aus diesem Grunde nicht mitgeteilt hatte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.43: \u8222 ?Das aber bedenket; wenn der Hausvater w\u252 ?sste, zu welcher Stunde der Dieb k\u228 ?me, so w\u252 ?rde er wach bleiben und lie\u223 ?e nicht in sein Haus einbrechen. V.44: Deswegen seid auch ihr bereit, weil der Menschensohn zu einer Stunde kommen wird, zu welcher ihr es nicht vermutet.\u8220" Darum befiehlt Jesus seinen J\u252 ?ngern zu wachen und stets bereit zu sein, deshalb sagt er, wenn ihr es nicht gew\u228 ?rtiget, wird er kommen, weil er will, dass sie allezeit kampfbereit und in der Tugend beflissen seien. Er will sagen: W\u252 ?\u223 ?ten die Leute, wann sie sterben m\u252 ?ssen, dann w\u252 ?rden sie sicher zu jener Stunde Eifer zeigen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit sie nun nicht blo\u223 ? an jenem Tage eifrig w\u228 ?ren, sondern jederzeit, so offenbart er ihnen weder im allgemeinen noch im besonderen den Tag, weil er will, dass sie desselben immer gew\u228 ?rtig seien. Ebendarum hat er auch das Lebensende eines jeden einzelnen im Dunkel gelassen. Ferner legt er sich hier mit unverh\u252 ?llter Offenheit wie nirgends sonst den Namen \u8220"Herr\u8221" bei. An dieser Stelle gei\u223 ?elt er, glaube ich, die Nachl\u228 ?ssigen, dass sie nicht einmal so viel Eifer auf ihre Seele verwenden, wie Leute, die einen Dieb f\u252 ?rchten, auf ihr Geld. Diese treibt die Bef\u252 ?rchtung zur Wachsamkeit, nichts aus ihrem Hause rauben zu lassen; ihr aber, will der Herr sagen, wisset, und zwar ganz gewiss, dass er kommen wird, und seid trotzdem nicht wachsam und bereit, nicht unvorbereitet von hier abgerufen zu werden. Daher wird jener Tag die Schlafenden zu ihrem Verderben \u252 ?berraschen. Wie der Hausvater sich h\u252 ?tete, wenn er w\u252 ?sste{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wann der Dieb kommt\par} } , so werdet auch ihr dem Unheil entgehen, wenn ihr ger\u252 ?stet seid. Nachdem er vom Gericht gesprochen, wendet sich Jesus schlie\u223 ?lich an die Lehrer und spricht von Strafe und Lohn. Hierbei handelt er zuerst von den Tugendhaften, dann von den S\u252 ?ndern und schlie\u223 ?t seine Rede mit dem, was Furcht einfl\u246 ?\u223 ?en soll. Zuerst sagt er daher:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1104.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1104 }}} V.45: \u8220"Wer ist also der getreue und kluge Knecht, welchen der Herr \u252 ?ber sein Hausgesinde gesetzt hat, um ihnen zur rechten Zeit die Speise zu geben? V.46: Selig jener Knecht, welchen sein Herr, wenn er ankommt, also tun sieht. V.47: Wahrlich, ich sage euch, \u252 ?ber alle seine Besitzt\u252 ?mer wird er ihn setzen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sage mir doch, deuten auch diese Worte darauf hin, dass der Herr{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 den Tag des Gerichtes\par} } nicht kenne? Denn wenn du dies aus den Worten herausliesest; \u8220"Auch der Sohn wei\u223 ? es nicht\u8221", was sagst du dann dazu, wenn er spricht: \u8220"Wer ist demnach \u8230 ??\u8221" Oder willst du behaupten, er wisse auch das nicht? Fort mit solchen Reden! Nicht einmal ein Wahnsinniger w\u252 ?rde solche Torheiten sagen; lie\u223 ?e sich dort noch ein Grund daf\u252 ?r anf\u252 ?hren, so ist es hier ganz ausgeschlossen. Als der Herr fragte: \u8220"Petrus, liebst du mich?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 21,15\par} } , oder als er fragte: \u8220"Wohin habt ihr ihn gelegt?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 11,34\par} } , geschah das aus Unwissenheit? Auch der Vater dr\u252 ?ckt sich \u228 ?hnlich aus. So sprach er: \u8220"Adam, wo bist du?\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 3,9\par} } , und: \u8220"Der Ruf Sodomas und Gomorrhas ist vielfach zu mir gedrungen. Ich will also hinabgehen und sehen, ob sie wirklich nach dem Rufe, welcher zu mir gekommen ist, getan haben; wenn nicht, damit ich es wisse\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 18,20-21\par} } . An anderen Stellen wieder: \u8220"Ob sie etwas h\u246 ?ren, ob sie etwas einsehen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ez 2,5.u.7\par} } . Und im Evangelium: \u8220"Vielleicht werden sie meinen Sohn achten\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 21,37\par} } ; lauter Reden, wie man sie braucht, wenn man etwas nicht wei\u223 ?. Allein nicht aus Unwissenheit sprach er so, sondern um auf diese Weise seine Absicht zu erreichen: bei Adam, um ihn zur Anklage seiner S\u252 ?nde zu bewegen, bei Sodoma, um uns zu unterweisen, dass wir nicht eher urteilen sollen, als bis wir den Tatbestand kennen, bei dem Propheten, um zu bewerkstelligen, dass die Einsichtslosen nicht glauben, die Weissagung habe den Ungehorsam mit Notwendigkeit {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1105.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1105 }}} herbeigef\u252 ?hrt, in dem Gleichnisse des Evangeliums, um zu zeigen, dass sie wirklich den Sohn h\u228 ?tten achten sollen; an unserer Stelle endlich, um die J\u252 ?nger einerseits von unn\u246 ?tigem Gr\u252 ?beln und Vorwitz abzuhalten, und anderseits darauf hinzuweisen, wie selten und sch\u228 ?tzenswert ein solcher Fall sei. Siehe also, wie gro\u223 ? die Unwissenheit w\u228 ?re, die in seinen Worten l\u228 ?ge, wenn er nicht einmal w\u252 ?sste, wen er eingesetzt hat. Preist er doch den Knecht selig mit den Worten: \u8220"Selig jener Knecht\u8221", ohne zu sagen, wer es ist. \u8220"Wer ist der, den der Herr gesetzt \u252 ?ber sein Hausgesinde?\u8221" und: \u8222 ?Selig jener Knecht, welchen sein Herr also tun sieht\u8221", hei\u223 ?t es.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Alles das gilt indessen nicht blo\u223 ? von den Talenten, sondern auch vom Worte, von den Kr\u228 ?ften, von den Charismen und von allen \u252 ?bernat\u252 ?rlichen Gaben, die einer empfangen hat. Ja, auch auf die weltlichen Machthaber lie\u223 ?e sich das Gleichnis anwenden. Jeder soll n\u228 ?mlich das, was er besitzt, sei es Weisheit oder Gewalt oder Reichtum oder sonst etwas, zum allgemeinen Wohle verwenden, nicht aber zum Nachteile seiner Mitmenschen oder zum eigenen Verderben. Deshalb verlangt der Herr von den Knechten zwei Dinge: Klugheit und Treue. Die S\u252 ?nde hat n\u228 ?mlich ihre Quelle in der Einsichtslosigkeit. Treu hei\u223 ?t er ihn, weil er vom Eigentum des Herrn nichts veruntreut oder zweck- und planlos verwendet hatte, und klug, weil er die anvertrauten G\u252 ?ter in geb\u252 ?hrender Weise zu verwalten wusste. Beides ist ja auch notwendig, wir d\u252 ?rfen die G\u252 ?ter des Herrn nicht unterschlagen und sollen sorglich damit umgehen. Fehlt das eine, dann ist auch das andere mangelhaft. Denn wenn du auch treu bist und nicht stiehlst, wenn du aber verschwenderisch und nachl\u228 ?ssig bist, so verdienst du gro\u223 ?en Tadel; und wenn du zwar haush\u228 ?lterisch zu sein verstehst, dabei aber untreu bist, so ist auch das kein geringes Vergehen. Beherzigen auch wir es, wenn wir Verm\u246 ?gen besitzen. Die Lehren des Herrn gelten ja nicht blo\u223 ? den J\u252 ?ngern, sondern auch den Reichen. Beiden ist Reichtum anvertraut: den Lehrern der wichtigere, euch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1106.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1106 }}} Reichen der geringere. Wenn nun die Lehrer das Bedeutendere austeilen, wie gro\u223 ? muss dann eure Schuld sein, wenn ihr bei dem Geringf\u252 ?gigeren keine Hochherzigkeit, ja ich will nicht sagen Hochherzigkeit, nicht einmal Dankbarkeit bekunden wollt{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ist es ja doch nur fremdes Eigentum, das ihr gebet\par} } ? Aber anstatt von der Strafe derer, welche dem zuwiderhandeln, lasset uns jetzt vom Lohne desjenigen sprechen, der recht handelt. \u8220"Wahrlich, ich sage euch, \u252 ?ber alle seine G\u252 ?ter wird er ihn setzen.\u8221" Kann es eine Ehre geben, die dieser gleicht? Wer ist beredt genug, um die W\u252 ?rde, die Seligkeit des Menschen zu schildern, den der K\u246 ?nig des Himmels, der Herr des Alls \u252 ?ber alle seine G\u252 ?ter setzen wird? Eben darum nannte er ihn auch klug, weil er es verstand, das Gro\u223 ?e \u252 ?ber dem Kleinen nicht aus dem Auge zu verlieren, sondern durch Enthaltsamkeit hier auf Erden den Himmel zu gewinnen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Im Folgenden macht es der Herr wie immer; Er unterweist den Zuh\u246 ?rer nicht allein \u252 ?ber den Lohn, der den Guten bereitet ist, sondern auch \u252 ?ber die Strafe, die den B\u246 ?sen droht. Daher fuhr er fort:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.48: \u8222 ?Wenn aber der b\u246 ?se Knecht in seinem Herzen spricht; Es l\u228 ?sst mein Herr sich Zeit zum Kommen, V.49: und anf\u228 ?ngt seine Mitknechte zu schlagen, dagegen mit den S\u228 ?ufern isst und trinkt, V.50: da wird der Herr jenes Knechtes an einem Tage kommen, an welchem er es nicht vermutet, und zu einer Stunde, in welcher er es nicht wei\u223 ?, V.51: und er wird ihn ausscheiden und ihm seinen Platz bei den Heuchlern anweisen. Dort wird Weinen und Z\u228 ?hneknirschen sein.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es k\u246 ?nnte da jemand einwenden: Siehst du, welche Folgen es hatte, dass jener Tag unbekannt blieb? \u8222 ?Der Herr l\u228 ?sst sich Zeit\u8220", sagt der Knecht; dem m\u246 ?chte ich entgegnen: Nicht weil der Tag unbekannt war, handelte der Knecht so, sondern weil er selbst nichtsnutzig war. Warum kam denn der kluge und getreue Knecht nicht auf solche Gedanken? Wie, Elender, wenn der Herr auch s\u228 ?umt, erwartest du \u252 ?berhaupt, dass er kommt? {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1107.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1107 }}} Weshalb k\u252 ?mmerst du dich dann nicht darum? Wir lernen also daraus, dass der Herr auch nicht s\u228 ?umt. Der b\u246 ?se Knecht meinte es blo\u223 ? so, aber der Herr hatte dies nicht gesagt; daher auch seine R\u252 ?ge. Dass er nicht s\u228 ?umt, magst du aus den Worten Pauli entnehmen: \u8222 ?Der Herr ist nahe; in nichts sei bek\u252 ?mmert\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Phil 4,56\par} } , und: \u8222 ?Der da kommen soll, wird kommen und nicht s\u228 ?umen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hebr 10,37\par} } . Vernimm auch das Folgende und beachte, wie der Herr unabl\u228 ?ssig daran erinnert, dass der Tag unbekannt ist, um zu zeigen, dass es so den Knechten frommt und dazu beitr\u228 ?gt, sie aufzur\u252 ?tteln und anzuspornen. Wenn nun aber einzelne keinen Nutzen daraus ziehen? Nun, manche haben sich auch andere vorteilhafte Gelegenheiten nicht zu nutze gemacht; trotzdem tut der Herr immer wieder, was von ihm abh\u228 ?ngt. Was sagt also im Folgenden? \u8222 ?Kommen wird er an einem Tage, an dem er es nicht erwartet, und zu einer Stunde, in der er es nicht wei\u223 ?\u8220" und wird aufs strengste mit ihm verfahren. Siehst du, wie er bei jeder Gelegenheit betont, warum er sie \u252 ?ber den Tag im Ungewissen l\u228 ?sst? Er will zeigen, dass es f\u252 ?r sie so besser ist, auf dass sie jeder Zeit ger\u252 ?stet seien. Denn daran liegt ihm gar so viel, dass wir stets wachsam seien; weil wir n\u228 ?mlich im Gl\u252 ?cke erschlaffen, im Ungl\u252 ?ck niedergeschlagen werden, darum verk\u252 ?ndet er \u252 ?berall, dass gerade dann Unheil \u252 ?ber uns kommt, wenn wir uns gehen lassen. Wie er es vorher an dem Beispiele Noes zeigte, so weist er auch hier darauf hin und sagt: W\u228 ?hrend jener Knecht Gelage h\u228 ?lt, w\u228 ?hrend er Schl\u228 ?ge austeilt, da ereilt ihn die namenlose Strafe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indessen, wir wollen nicht nur auf die Strafe achten, die den Knecht traf, sondern auch schauen, ob wir nicht etwa im geheimen ebenso handeln. So z.B. gleichen ihm jene Menschen, die Geld besitzen, aber den Bed\u252 ?rftigen nichts geben. Auch du bist ja nur Verwalter deines Geldes, nicht anders als ein Verwalter von Kirchenverm\u246 ?gen. Ein solcher hat nicht die Gewalt, eure Beisteuer f\u252 ?r die Armen nach Willk\u252 ?r und Belieben zu verausgaben, ebenso darfst auch du mit deinem {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1108.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1108 }}} Verm\u246 ?gen nicht machen, was du willst. Magst du auch dein gesamtes Hab und Gut vom Vater geerbt haben und rechtm\u228 ?\u223 ?ig besitzen, so ist dennoch alles Gottes Eigentum. Du verlangst ferner, dass man deine Beitr\u228 ?ge sorgsam verwalte; meinst du, Gott werde es dulden, dass seine Gaben ohne Umst\u228 ?nde verschleudert werden, und werde uns nicht vielmehr daf\u252 ?r um so strenger zur Rechenschaft ziehen? Ja, ganz gewiss! Eben deshalb hat er dir sein Verm\u246 ?gen \u252 ?berlassen, damit du den Armen zur rechten Zeit Nahrung gebest. Was hei\u223 ?t: zur rechten Zeit? Dann, wenn jemand bed\u252 ?rftig ist, wenn er hungert. Wie du n\u228 ?mlich deinem Mitknechte etwas zur Verwaltung gegeben hast, so verlangt auch der Herr von dir, dass du wirtschaftest, wie es sich geh\u246 ?rt. Er h\u228 ?tte es dir nehmen k\u246 ?nnen, aber er hat es dir gelassen, damit du einen Antrieb h\u228 ?ttest, die Tugend zu \u252 ?ben, damit die gegenseitige Liebe mehr entfacht werde, wenn die einen in ihren Bed\u252 ?rfnissen auf die anderen angewiesen sind. Anstatt nun zu geben, was du empfangen hast, schl\u228 ?gst du auch noch andere. Wenn nun schon tadelnswert ist, wer nichts gibt, wie kann man auf Verzeihung rechnen, wenn man auch noch andere schl\u228 ?gt?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Meines Erachtens spielt der Herr in diesen Worten auf jene an, welche wider andere freveln und sie \u252 ?bervorteilen; er deutet an, wie gro\u223 ? die Schandtat ist, wenn sie jene schlagen, deren Urteil ihnen aufgetragen war. Ebenso hat er wohl auch die Schwelger im Auge, denn auch die \u220 ?ppigkeit ist sehr strafbar. \u8222 ?Er isst und trinkt mit den S\u228 ?ufern\u8220", sagt er, um seine Schlemmerei hervorzuheben. Nicht dazu hast du dein Verm\u246 ?gen empfangen, damit du es in \u220 ?ppigkeit vergeudest, sondern damit du es auf Almosen verwendest. Oder bist du etwa der Herr \u252 ?ber dein Verm\u246 ?gen? Es ist das Eigentum der Armen, das dir anvertraut ist, wenn du es auch auf rechtlichem Wege erworben, wenn du es auch durch Erbschaft von deinem Vater empfangen hast. Konnte es dir Gott etwa nicht entziehen? Er tut es nicht, um dir Gelegenheit zur Freigiebigkeit gegen die Armen zu geben. Siehe da, wie er in allen Gleichnissen diejenigen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1109.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1109 }}} gei\u223 ?elt, die ihr Verm\u246 ?gen nicht zur Unterst\u252 ?tzung der Bed\u252 ?rftigen verwenden. Die Jungfrauen hatten sich kein fremdes Eigentum angeeignet, sondern nur vom Eigenen nichts gegeben, und der Knecht, der das eine Talent verscharrt hatte, hatte niemanden \u252 ?bervorteilt, sondern es blo\u223 ? nicht verdoppelt; und so werden jene, die sich um die Armen nicht k\u252 ?mmern, gestraft, nicht etwa weil sie fremdes Eigentum geraubt, sondern weil sie wie jener Knecht von dem Ihrigen nichts hergegeben haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Diese Mahnung m\u246 ?gen also alle beherzigen, die ihren Reichtum, der gar nicht ihnen, sondern den Bed\u252 ?rftigen geh\u246 ?rt, auf \u252 ?ppige Mahlzeiten verwenden. Du darfst nicht meinen, dass deshalb alles dir geh\u246 ?rt, weil dir voll gro\u223 ?er Liebe befohlen wurde, anderen mitzuteilen, als w\u228 ?re es dein Eigentum; Gott bedient sich deiner nur, um dir Gelegenheit zu guten Werken zu geben. W\u228 ?hne also nicht, dass du dein Eigentum verteilest, du gibst dem Armen nur das Seinige. Wenn du jemandem Geld geliehen h\u228 ?ttest, damit er ein Anlagekapital zum Erwerbe h\u228 ?tte, w\u252 ?rdest du die Anleihe auch nicht als Eigentum des Schuldners bezeichnen. So hat auch Gott dir ein Kapital gegeben, auf dass du den Himmel erwerben k\u246 ?nnest. H\u252 ?te dich also, f\u252 ?r ein solches \u220 ?berma\u223 ? von G\u252 ?te undankbar zu sein. Bedenke, welch ein Gl\u252 ?ck es ist, wenn sich nach der Taufe noch ein Ausweg findet, um die S\u252 ?nde wegwaschen zu k\u246 ?nnen. W\u228 ?re dieses Gebot nicht da: \u8222 ?Gib Almosen\u8221", wie viele w\u252 ?rden dann den Wunsch aussprechen: W\u228 ?re es doch m\u246 ?glich, sich durch Geldspenden von dem drohenden Verderben zu bewahren! Nachdem nun diese M\u246 ?glichkeit geboten ist, m\u246 ?chten sie es wieder anders haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber ich gebe doch, entgegnest du. Was willst du damit sagen? Du hast noch nicht so viel gegeben, wie das Weib, das zwei Heller opferte, ja nicht einmal die H\u228 ?lfte, nicht den kleinsten Bruchteil davon; dagegen gibst du Summen aus f\u252 ?r unn\u252 ?tze Dinge, f\u252 ?r Schmausereien, Trinkgelage, f\u252 ?r die \u228 ?rgsten Liederlichkeiten; bald ladest du ein, bald l\u228 ?sst du dich einladen, bald machst du dir selbst Auslagen, bald n\u246 ?tigst du andere dazu. Daher wird auch deine Strafe doppelt sein, f\u252 ?r {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1110.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1110 }}} deine eigene Verschwendung und f\u252 ?r die, zu der du andere veranlasst hast. Denn siehe, eben deshalb r\u252 ?gt der Herr auch den Knecht. \u8222 ?Er isst und trinkt mit den S\u228 ?ufern.\u8221" Er straft nicht blo\u223 ? die Trunkenbolde, sondern auch ihre Zechgenossen, und das ist ganz billig, weil sie neben ihrem eigenen Verderben auch noch das Heil des N\u228 ?chsten in Gefahr bringen. Durch nichts wird aber Gott so sehr erbittert, als wenn jemand die Pflichten gegen den N\u228 ?chsten vernachl\u228 ?ssigt. Daher gab er auch seinem Grolle Ausdruck durch den Befehl, den Knecht hinauszuwerfen. Das ist der Grund, warum er die Liebe als Merkmal seiner J\u252 ?ngerschaft bezeichnete, da einer, der liebt, sich notwendig auch um die Anliegen des Geliebten k\u252 ?mmern wird.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lasst uns also diesen Weg einschlagen, denn er f\u252 ?hrt uns geradeaus in den Himmel, macht uns zu Nacheiferern Christi und nach M\u246 ?glichkeit Gott \u228 ?hnlich. Beachte, dass gerade diese Tugenden die notwendigsten sind, welche man an diesem Wege trifft. Wir brauchen nur eine Untersuchung dar\u252 ?ber anzustellen und unser Urteil nach den Grunds\u228 ?tzen Gottes zu f\u228 ?llen. Gesetzt, es g\u228 ?be zwei Pfade zu einem tugendhaften Leben, von denen der eine den Wanderer allein, der andere auch den N\u228 ?chsten tugendhaft macht. Nun, sehen wir zu, welcher von beiden ausgezeichneter ist und uns auf die H\u246 ?hen der Tugendhaftigkeit f\u252 ?hrt. Jener, der nur das Eigene sucht, wird von Paulus - und wenn ich Paulus sage, meine ich Christus - unz\u228 ?hlige Male getadelt; der andere dagegen wird gelobt und belohnt. Woraus ergibt sich das? H\u246 ?re nur, was der Apostel zu dem einen und zu dem anderen spricht! \u8222 ?Keiner suche blo\u223 ? das Seine, sondern auch das des anderen.\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 10,24\par} } . Siehst du, wie er das eine verwirft, das andere empfiehlt? Ferner: \u8222 ?Jeder von euch gefalle seinem N\u228 ?chsten zum Guten, zur Erbauung\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 15,2\par} } . Dann folgt das h\u246 ?chste Lob: \u8222 ?Denn auch Christus hat nicht sich selber gefallen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 15,3\par} } . Hierin liegt zugleich eine Aufmunterung f\u252 ?r uns. Diese Stellen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1111.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1111 }}} gen\u252 ?gen, um mir den Sieg zuzusichern. Um die Sache indessen noch mehr zu erh\u228 ?rten, wollen wir erw\u228 ?gen, welche Tugendwerke nur uns zugute kommen, und welche von uns auch auf die Mitmenschen \u252 ?bergreifen. Fasten, hartes Lager, Jungfr\u228 ?ulichkeit, Enthaltsamkeit bringen denjenigen, die sie \u252 ?ben, ihren Segen; Almosengeben, Unterricht, Liebesdienste erstrecken sich auch auf den N\u228 ?chsten. H\u246 ?re darum, was auch hier\u252 ?ber Paulus lehrt: \u8222 ?Und wenn ich alle meine Habe zum Speisen der Armen verteile, und wenn ich meinen Leib zum Verbrennen hergebe, aber keine Liebe habe, so frommt es mir nichts\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 13,3\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie Christus gerade die Liebe so herrlich preist und ihr die Palme zuerkennt? Wenn es euch recht ist, wollen wir noch einen dritten Vergleich anstellen. Da ist einer, der fastet, lebt enthaltsam, l\u228 ?sst sich martern und verbrennen; ein anderer schiebt, um den N\u228 ?chsten zu erbauen, das Martyrium hinaus, ja er entzieht sich ihm ganz; welcher von beiden wird nach dem Hinscheiden mehr belohnt werden? Es bedarf nicht vieler Worte oder langer Reden, um dar\u252 ?ber klar zu werden. Hat ja der heilige Paulus schon die Sache entschieden, da er schreibt: \u8222 ?Aufgel\u246 ?st zu werden und mit Christus zu sein, ist besser; das Verbleiben aber im Fleische ist euretwegen das Notwendigere\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Phil 1,23-24\par} } . Er erachtete also die Erbauung des N\u228 ?chsten f\u252 ?r wichtiger als den Hingang zu Christus. Die innigste Vereinigung mit Christus liegt eben darin, seinen Willen zu erf\u252 ?llen; nichts aber w\u252 ?nscht er so sehr, als dass wir dem N\u228 ?chsten beistehen. Soll ich auch noch einen vierten Beweis daf\u252 ?r bringen? \u8222 ?Petrus, liebst du mich?\u8221" sagt der Herr; \u8222 ?weide meine L\u228 ?mmer\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh. 21,15\par} } . Die dreimalige Wiederholung soll ausdr\u252 ?cken, dass im Weiden ein Erweis der Liebe liegt. Und diese Worte gelten nicht allein den Priestern, sondern einem jeden von uns, dem eine, wenn auch kleine Herde anvertraut ist; du darfst sie nicht gering sch\u228 ?tzen, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1112.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1112 }}} weil sie klein ist, denn \u8222 ?der Vater\u8221", hei\u223 ?t es, ,,hat Wohlgefallen an ihnen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 12, 32\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jeder aus uns hat sein Sch\u228 ?flein; das soll er auf die entsprechende Weide treiben. Der Mann soll nach dem Aufstehen vom Lager nach nichts anderem trachten als danach, wie er durch Wort und Tat sein ganzes Haus fr\u246 ?mmer mache. Das Weib wiederum soll bei aller Sorge f\u252 ?r die H\u228 ?uslichkeit doch noch eine andere Sorge f\u252 ?r notwendiger ansehen, n\u228 ?mlich, dass die ganze Familie Werke f\u252 ?r den Himmel verrichte. Wenn man in den weltlichen Dingen die Sorge um die h\u228 ?uslichen Angelegenheiten der Sorge nachsetzt, wie man die Schuldigkeiten gegen den Staat entrichten k\u246 ?nne, um nicht wegen Fahrl\u228 ?ssigkeit geschlagen, vor Gericht geschleppt zu werden und allerlei Schimpf zu erleiden, dann muss man um so mehr im geistlichen Leben diese Regel beobachten und zuerst unseren Pflichten gegen den allm\u228 ?chtigen Gott nachkommen, um nicht dem Orte des Z\u228 ?hneknirschens zu verfallen. \u220 ?ben wir hierbei namentlich jene Tugenden, die au\u223 ?er zu unserem eigenen Heile vorz\u252 ?glich auch zum Wohle des N\u228 ?chsten beitragen k\u246 ?nnen. Dazu geh\u246 ?rt das Almosen, dazu das Gebet; ja dieses empf\u228 ?ngt von jenem Kraft und Schwung. \u8222 ?Deine Gebete und deine Almosen\u8220", lesen wir, \u8222 ?sind emporgestiegen zu einem Ged\u228 ?chtnisse vor Gott\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 10,4\par} } . Und nicht blo\u223 ? das Gebet, auch das Fasten gewinnt hierdurch mehr Kraft. Wenn man n\u228 ?mlich fastet, ohne Almosen zu spenden, so gilt das gar nicht einmal als Fasten; ein solcher Mensch steht vielmehr tiefer als ein Schlemmer und Trinker, und zwar umso tiefer, als Hartherzigkeit h\u228 ?sslicher ist als \u220 ?ppigkeit.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ist es aber genug, wenn ich blo\u223 ? vom Fasten rede? Nein, auch wer enthaltsam, wer jungfr\u228 ?ulich lebt, wird drau\u223 ?en vor der T\u252 ?r des Hochzeitssaales zum Stehen kommen, wenn er nicht auch Almosen gibt. Und was k\u246 ?nnte sich mit der Jungfr\u228 ?ulichkeit messen, die im Neuen Bunde wegen ihrer Erhabenheit gar nicht unter die Verbindlichkeit des Gesetzes f\u228 ?llt? Gleichwohl wird ein Jungfr\u228 ?ulicher ausgeschlossen, wenn er das Almosen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1113.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1113 }}} vers\u228 ?umt. Wenn nun die Jungfr\u228 ?ulichen ausgeschlossen werden, weil sie nicht mit entsprechender Freigebigkeit Almosen gespendet haben, wird dann Verzeihung finden, wer gar keine gegeben hat? Nein; vielmehr ist jeder, der so gehandelt hat, unbedingt verloren. Wenn schon in der Welt niemand f\u252 ?r sich allein lebt, sondern Handwerker, Krieger, Landwirte, Kaufleute, kurz alle, zum Gemeinwohle und zum Besten des Nebenmenschen beitragen, dann muss das umso mehr auf geistlichem Gebiete der Fall sein. Darin besteht ja vorz\u252 ?glich das Zusammenleben. Wer dagegen nur f\u252 ?r sich selbst lebt, ohne sich um die Gesamtheit zu k\u252 ?mmern, der ist unn\u252 ?tz, ist gar kein Mensch, ist kein Mitglied unseres Geschlechtes. Wie nun, fragst du, wenn ich bei der Sorge um die anderen meine eigenen Angelegenheiten aus dem Auge verliere? Es ist gar nicht m\u246 ?glich, dass jemand sich selbst vernachl\u228 ?ssigt, wenn er das Wohl anderer sucht. Ein solcher Mensch tritt niemandem nahe, sondern hat ein Herz f\u252 ?r alle und hilft, wo er nur kann; er raubt nicht, \u252 ?bervorteilt keinen, stiehlt nicht, legt kein falsches Zeugnis ab; er enth\u228 ?lt sich jeglicher Schlechtigkeit, trachtet nach allen Tugenden, betet f\u252 ?r seine Feinde und tut denen wohl, die ihn verfolgen; er schm\u228 ?ht niemanden, redet von keinem b\u246 ?se, auch wenn er noch so sehr verleumdet wird, sondern spricht mit dem Apostel: \u8222 ?Wer ist schwach und ich bin nicht schwach? Wer wird ge\u228 ?rgert und ich brenne nicht?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 11,29\par} } . Wenn wir aber blo\u223 ? unseren eigenen Vorteil im Auge haben, wird daraus nichts f\u252 ?r das Wohl der Mitmenschen abfallen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Alle diese Erw\u228 ?gungen m\u252 ?ssen uns \u252 ?berzeugen, dass einer, der sich nicht um das allgemeine Wohl k\u252 ?mmert, nicht selig wird; und wenn wir dann sehen, wie ein solcher hinausgeworfen wird, gleich dem, der sein Talent vergraben hatte, so m\u252 ?ssen wir zum Entschlusse kommen, diesen Weg einzuschlagen, wenn anders wir das ewige Leben erlangen wollen. M\u246 ?ge es uns allen beschieden sein durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dessen Ehre w\u228 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Achtundsiebzigste Homilie. Kap.XXV, V.1-30.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1114.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1114 }}} V.1: \u8220"Alsdann wird das Himmelreich zehn Jungfrauen gleichen, welche ihre Lampen nahmen und dem Br\u228 ?utigam entgegengingen. V.2: F\u252 ?nf von ihnen waren aber t\u246 ?richt und f\u252 ?nf klug. V.3: Diese nahmen, hei\u223 ?t es, kein \u214 ?l mit sich. V.4: Die klugen jedoch nahmen \u214 ?l mit in ihren Gef\u228 ?\u223 ?en, samt den Lampen. V.5: Als aber der Br\u228 ?utigam z\u246 ?gerte usw.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die folgenden Gleichnisse sind dem vorhergehenden von dem treuen und dem undankbaren Knechte, der das Eigentum des Herrn vergeudete, \u228 ?hnlich. Alle vier sollen uns n\u228 ?mlich auf verschiedene Weise zu demselben Ziele anspornen, n\u228 ?mlich zum Eifer im Almosengeben und zur m\u246 ?glichsten Unterst\u252 ?tzung des N\u228 ?chsten, da wir auf andere Weise nicht selig werden k\u246 ?nnen. Fr\u252 ?her hatte er nur im allgemeinen \u252 ?ber die Hilfe gesprochen, die wir dem N\u228 ?chsten bei jeder Gelegenheit spenden sollen; im Gleichnisse von den Jungfrauen redet er besonders von dem Geldalmosen und zwar mit gr\u246 ?\u223 ?erem Nachdruck als fr\u252 ?her. Doch straft er den Knecht, weil er andere schlug, weil er zechte und das Gut seines Herrn verprasste und zugrunde richtete; hier auch deshalb, weil er nicht hilft und sein Verm\u246 ?gen nicht freigebig an die Bed\u252 ?rftigen austeilt. Die Jungfrauen hatten zwar \u214 ?l, aber sie werden gestraft, weil sie es nicht in gen\u252 ?gendem Ma\u223 ?e hatten. Weshalb legt er aber dem Gleichnisse nicht einfach die erste beste Person zugrunde, sondern w\u228 ?hlt gerade Jungfrauen dazu? Er hatte mit besonderer Auszeichnung von der Jungfr\u228 ?ulichkeit geredet: \u8220"Es gibt Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreiches willen\u8221", und: {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1115.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1115 }}} \u8220"Wer es fassen kann, der fasse es\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19,12\par} } . Er wusste auch, dass die meisten Menschen eine hohe Meinung von dieser Tugend haben. Und die Sache ist auch von Natur aus gro\u223 ?. Das ergibt sich schon daraus, dass sie im Alten Testament von den heiligen M\u228 ?nnern der Vorzeit nicht ge\u252 ?bt wurde und im Neuen Bunde nicht unter die Verbindlichkeit des Gesetzes f\u228 ?llt. Die Jungfr\u228 ?ulichkeit wurde nicht befohlen, sondern der freien Wahl der Zuh\u246 ?rer \u252 ?berlassen. Darum schreibt Paulus: \u8220"In Hinsicht der Jungfrauen habe ich keinen Befehl des Herrn\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 7,25\par} } . Ich lobe es, wenn einer sie \u252 ?bt, zwinge aber keinen, der nicht will, und mache die Sache nicht zur Pflicht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da also diese Tugend erhaben ist und bei der Mehrzahl in hohem Ansehen steht, so erz\u228 ?hlt der Herr dieses Gleichnis, damit man nicht etwa glaube, man habe genug getan, wenn man sie \u252 ?bt, und k\u246 ?nne nun die anderen Tugenden vernachl\u228 ?ssigen. Das Gleichnis soll n\u228 ?mlich dartun, dass die Jungfr\u228 ?ulichen, wenn sie auch alle anderen Tugenden \u252 ?ben, aber die Mildt\u228 ?tigkeit vernachl\u228 ?ssigen, doch mit den Buhlerinnen hinausgeworfen und zu den Hartherzigen und Unbarmherzigen gestellt werden. Und das ganz mit Recht; denn die einen ergeben sich dem Dienste des Fleisches, die anderen dem des Geldes. Die Liebe zum Fleisch ist aber anders als die Liebe zum Gelde; jene ist viel leidenschaftlicher und \u252 ?berw\u228 ?ltigender. Je schw\u228 ?cher nun der Gegner, um so schm\u228 ?hlicher ist die Niederlage. Daher nennt auch der Herr die Jungfrauen t\u246 ?richt, weil sie nach \u220 ?berwindung des st\u228 ?rkeren Gegners dem geringeren gegen\u252 ?ber alles verloren haben. Mit den Lampen bezeichnet er hier die Gnade der Jungfr\u228 ?ulichkeit, die makellose Reinheit, mit dem \u214 ?le die N\u228 ?chstenliebe, das Almosen, die den Bed\u252 ?rftigen geleistete Hilfe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5: \u8220"W\u228 ?hrend aber der Br\u228 ?utigam z\u246 ?gerte, wurden sie alle m\u252 ?de und schliefen ein.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jesus zeigt wiederum, dass eine geraume Zeit verstreichen wird bis zu seiner Wiederkunft, und will {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1116.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1116 }}} dadurch die J\u252 ?nger von der Erwartung abbringen, sein Reich werde sehr bald erscheinen. Darauf war n\u228 ?mlich ihre Hoffnung gerichtet; und so sucht er ihnen immer wieder diese Hoffnung zu benehmen. Dabei flicht er auch die Lehre mit ein, dass der Tod nur ein Schlaf ist. \u8220"Sie schliefen ein\u8221", sagt er.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: \u8220"Um Mitternacht aber erscholl der Ruf.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Entweder will er hier nur das Gleichnis entsprechend beibehalten, oder er will andeuten, dass die Auferstehung bei Nacht geschieht. Den Ruf erw\u228 ?hnt auch Paulus: \u8220"Bei dem Zurufe und bei der Stimme eines Erzengels und zuletzt bei der Posaune wird er herabsteigen vom Himmel!\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Thess 4,16\par} } . Was sollen die Posaunen? was bedeutet das Geschrei: \u8220"Der Br\u228 ?utigam kommt\u8221"? Nachdem sie nun ihre Lampen zurecht gerichtet,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: \u8220"da sagen die t\u246 ?richten zu den klugen;\u8221"Gebet uns von eurem \u214 ?le.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wieder nennt er sie t\u246 ?richt, um uns begreiflich zu machen, dass es keine gr\u246 ?\u223 ?ere Torheit gibt, als sich jetzt hienieden zu bereichern und dann mit leeren H\u228 ?nden dorthin zu kommen. wo man besonders viel \u214 ?l der N\u228 ?chstenliebe aufweisen sollte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber nicht allein hierin zeigt sich ihre Torheit, sondern auch, dass sie erwarteten, von den anderen \u214 ?l zu erhalten, und dass sie zur unrechten Zeit darum baten. Denn sonst waren ja die klugen Jungfrauen \u252 ?beraus liebevoll und eben deshalb fanden sie Anerkennung. Auch baten die t\u246 ?richten nicht um das ganze \u214 ?l: \u8220"Gebet uns\u8221", sagen sie, \u8220"von eurem \u214 ?le\u8221", und sie offenbarten dazu auch, wie dringend ihr Bed\u252 ?rfnis ist. \u8220"Unsere Lampen erl\u246 ?schen\u8221", sagen sie. Dennoch erhalten sie nichts. Weder die Liebe der Gebetenen, noch die Leichtigkeit der Erf\u252 ?llung der Bitte, noch das dringende Bed\u252 ?rfnis konnte die Erh\u246 ?rung bewirken. Welche Lehren sollen wir daraus ziehen? Dass uns dort dr\u252 ?ben, wenn uns unsere Werke im Stich lassen, niemand wird beistehen k\u246 ?nnen, auch wenn er wollte, weil er eben nicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1117.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1117 }}} imstande ist. So war es eben auch eine Unm\u246 ?glichkeit, wozu die t\u246 ?richten Jungfrauen ihre Zuflucht nahmen. Das gibt auch der selige Abraham zu erkennen, wenn er sagt: \u8220"Zwischen uns und euch ist eine gro\u223 ?e Kluft, so dass, wer hin\u252 ?bergehen m\u246 ?chte, es nicht kann\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 16,26\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.9: \u8220"Gehet aber zu den Kr\u228 ?mern und kaufet es euch.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wer sind die Kr\u228 ?mer? Die Armen. Und wo finden sich diese? Hienieden; da h\u228 ?tten sie sich \u214 ?l erwerben sollen, nicht erst bei jener Gelegenheit.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie gro\u223 ? der Dienst ist, den uns die Armen leisten? Wenn man die Armen wegnimmt, nimmt man uns auch die beste Gelegenheit, selig zu werden. Daher muss man sich auch hier mit \u214 ?l versehen, damit es uns im Jenseits zur Hand sei, sobald die Zeit unserer Abberufung da ist. Dort dr\u252 ?ben ist keine Zeit mehr, sich damit zu versorgen, sondern nur hier. Verschwende also deine Habe nicht nutzlos auf Schwelgereien und Eitelkeiten. Denn im Jenseits brauchst du viel \u214 ?l. Als die t\u246 ?richten Jungfrauen die Antwort geh\u246 ?rt hatten, gingen sie hin, aber es n\u252 ?tzte ihnen nichts. Mit diesen Worten will der Herr entweder nur beim Gleichnisse bleiben und es fortspinnen, oder er will zeigen, dass wir der Strafe auch dann nicht entrinnen k\u246 ?nnen, wenn wir nach dem Hinscheiden noch barmherzig werden wollten. Den Jungfrauen hat ihre Bereitwilligkeit nichts gefrommt, weil sie erst dort anstatt hier zu den H\u228 ?ndlern gingen, ebensowenig als dem Prasser, der so mitleidig wurde, dass er sogar um seine Angeh\u246 ?rigen besorgt war. Um den Armen, der an seiner T\u252 ?re lag, hatte er sich nicht gek\u252 ?mmert; diejenigen, die er gar nicht sieht, will er \u228 ?ngstlich vor der Gefahr und der H\u246 ?lle bewahren und fleht, man m\u246 ?ge Boten zu ihnen schicken, um sie davon zu verst\u228 ?ndigen. Aber es n\u252 ?tze ihm nichts, ebensowenig wie den Jungfrauen. Denn als sie den Bescheid erhalten hatten und fortgegangen waren, kam der Br\u228 ?utigam und die bereit waren, traten in den Saal ein, die anderen wurden ausgeschlossen. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1118.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1118 }}} Nach zahlreichen M\u252 ?hen, nach tausend Anstrengungen, nach dem unbeschreiblichen Kampfe und den Siegen \u252 ?ber die widerstrebende Natur, mussten sie besch\u228 ?mt mit erloschenen Lampen und gesenkten Blickes fortgehen. Es gibt nichts D\u252 ?stereres als die Jungfr\u228 ?ulichkeit, der das \u214 ?l fehlt. So nennt auch das Volk die Unbarmherzigen \u8222 ?finstere Menschen\u8220". Was n\u252 ?tzte ihnen also die Jungfr\u228 ?ulichkeit, wenn sie den Br\u228 ?utigam nicht sehen durften und trotz ihres eifrigen Klopfens das entsetzliche Wort h\u246 ?ren mussten?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.12: \u8222 ?Fort mit euch, ich kenne euch nicht\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn der Herr so redet, bleibt nichts \u252 ?brig als die H\u246 ?lle und die unertr\u228 ?gliche Strafe. Ja, dieses Wort ist noch schlimmer als die H\u246 ?lle; er hatte es auch denen zugedonnert, die gottlos gelebt hatten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: \u8222 ?Wachet also, weil ihr weder den Tag wisset, noch die Stunde.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie er best\u228 ?ndig auf diesen Gedanken zur\u252 ?ckkommt? Er will eben dartun, wie n\u252 ?tzlich es ist, dass man die Zeit des Todes nicht wei\u223 ?. Wo bleiben nun die Menschen, die ihr ganzes Leben nachl\u228 ?ssig sind, und wenn man sie warnt, antworten: Beim Sterben werde ich die Armen bedenken? Sie sollen diese Worte h\u246 ?ren und sich bessern. Es gibt viele, die es nicht mehr imstande gewesen sind, weil sie pl\u246 ?tzlich dahingerafft wurden, ohne, wie sie geplant hatten, ihren Angeh\u246 ?rigen Auftr\u228 ?ge geben zu k\u246 ?nnen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dieses Gleichnis erz\u228 ?hlt der Herr, um zu dem Liebeswerke in Geld spenden aufzumuntern. Das folgende ist f\u252 ?r die berechnet, die dem N\u228 ?chsten weder durch Geld, noch durch Worte, noch durch Beistand oder sonstwie helfen wollen, sondern sich all dem entziehen. Warum l\u228 ?sst er aber in diesem Gleichnisse einen K\u246 ?nig auftreten, w\u228 ?hrend im vorigen von einem Br\u228 ?utigam die Rede war? Er wollte dir offenbaren, wie vertraulich Christus mit den Jungfrauen verkehrt, die ihr Hab und Gut hingegeben haben; das ist n\u228 ?mlich der Kern der Jungfr\u228 ?ulichkeit. So stellt auch Paulus das Wesen dieser Tugend dar: \u8222 ?Die Ehelose sinnet, was des Herrn ist\u8220", {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1119.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1119 }}} sagt er, \u8222 ?und wie sie wohlanst\u228 ?ndig und sittsam unzertrennlich bei dem Herrn verbleiben k\u246 ?nne\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 7,34-35\par} } . Dazu ermahnen wir, sagt er. Wenn bei Lukas das Gleichnis von den Talenten anders lautet, so muss bemerkt werden, dass es sich um zwei verschiedene F\u228 ?lle handelt. In jenem Gleichnisse tr\u228 ?gt ein und dasselbe Kapital verschiedene Zinsen; mit einem Pfunde hatte der eine f\u252 ?nf, der andere zehn gewonnen, daher war auch ihr Lohn verschieden. Hier ist es umgekehrt, daher ist auch der Lohn gleich. Wer zwei erhalten hatte, lieferte zwei ab, f\u252 ?nf, wer f\u252 ?nf empfangen hatte; dort aber hatte bei gleicher Stammsumme der eine mehr, der andere weniger erworben, so dass sie folgerichtig auch im Lohne nicht gleichgehalten wurden. Siehe ferner, wie der Herr nicht sofort den jeweiligen Ertrag einfordert. Als er den Weinberg den Winzern \u252 ?bergeben hatte, verreiste er; ebenso verreiste er hier, nachdem er das Geld ausgeh\u228 ?ndigt hat: er gibt damit seine Langmut zu erkennen. Mir kommt es indessen vor, als ob er dabei auch auf seine Auferstehung mitanspielte. Wir finden hier aber keine Winzer und keinen Weinberg mehr, sondern lauter Arbeiter. Seine Worte gelten aber nicht blo\u223 ? den Herren oder nur den Juden, sondern allen Menschen. Und wie sie nun ihr Gut bringen, bekennen sie dankbar, was ihr und was des Herren Eigentum ist. Der eine sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.20: \u8222 ?Herr, f\u252 ?nf Talente hast Du mir \u252 ?bergeben\u8220",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der andere nennt \u8222 ?zwei\u8220"; somit gestehen sie, dass sie von ihm den Ansporn zur Arbeitsamkeit erhalten haben und schreiben unter vielen Dankesbezeigungen alles ihm zu. Was antwortet darauf der Herr?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: \u8222 ?Recht so, guter und getreuer Knecht\u8220" sagt er{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 denn darin eben zeigt sich die G\u252 ?te, dass man an den N\u228 ?chsten denkt\par} } ,\u8222 ?weil du \u252 ?ber weniges getreu gewesen bist, will ich dich \u252 ?ber vieles setzen; gehe ein in die Freude deines Herrn\u8220".\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 In diesen seinen Worten ist die ganze{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 himmlische\par} } Seligkeit angedeutet. Ganz anders tritt der zweite Knecht auf. Er sagt:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1120.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1120 }}} V.24: \u8222 ?Herr, ich wei\u223 ?, dass du ein harter Mann bist, erntest, wo du nicht ges\u228 ?et, und sammelst wo du nicht ausgestreut hast; V.25: aus Furcht habe ich dein Talent versteckt; siehe, da hast du, was dein ist.\u8220" Was erwidert ihm der Herr? V.26: \u8222 ?Du h\u228 ?ttest mein Geld den Wechslern \u252 ?bergeben sollen\u8220",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 d.h. du h\u228 ?ttest reden, ermahnen, raten sollen. Aber man findet kein Geh\u246 ?r? Nun, das geht dich dann nichts mehr an. Kann es noch eine gr\u246 ?\u223 ?ere Sanftmut geben?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die Menschen handeln freilich nicht so; sie machen den, der ausleiht, auch f\u252 ?r die Forderung verantwortlich. Nicht so der Herr. Er spricht vielmehr: du h\u228 ?ttest das Geld hingeben, die Einforderung aber mir \u252 ?berlassen sollen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.27: \u8222 ?Und ich w\u252 ?rde es mit Zinsen gefordert haben\u8220",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wobei er die \u220 ?bung guter Werke als die Zinsen seiner Predigt bezeichnet. Du solltest das Leichtere tun und das Schwere mir anheimstellen. Da nun der Knecht nicht so gehandelt hatte, sagt der Herr:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.28: \u8222 ?Nehmet ihm das Talent ab und gebet es dem, welcher zehn Talente hat. V.29: Denn jedem, welcher hat, wird gegeben werden, und er wird \u220 ?berfluss haben; jenem aber, welcher nicht hat, wird auch das, was er hat, genommen werden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was soll das bedeuten? Wer die Gabe des Wortes und der Lehre besitzt, um andere zu erbauen, sich ihrer aber nicht bedient, der wird auch die Gabe verlieren; wer dagegen eifrig ist, wird reichlichere Gaben auf sich herabziehen. Deshalb b\u252 ?\u223 ?t ja auch der Knecht das ein, was er erhalten hatte. Aber bei dieser Strafe des tr\u228 ?gen Knechtes, hat es noch nicht sein Bewenden; es kommt dazu die unertr\u228 ?gliche Qual mit der Z\u252 ?chtigung, das so vorwurfsvolle Urteil:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.30; \u8222 ?Den unn\u252 ?tzen Knecht werfet hinaus in die Finsternis drau\u223 ?en, dort wird Weinen und Z\u228 ?hneknirschen sein.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1121.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1121 }}} Siehst du nun, wie nicht nur der R\u228 ?uber und Habs\u252 ?chtige, nicht blo\u223 ?, wer B\u246 ?ses getan, sondern auch, wer das Gute unterlassen hat, auf das strengste gestraft wird? Lassen wir uns diese Worte wohl gesagt sein. So lange es Zeit ist, lasset uns unser Heil wirken, lasset uns \u214 ?l in die Lampen f\u252 ?llen, lasset uns mit dem Talente wuchern. Denn wenn wir hienieden s\u228 ?umig und tr\u228 ?ge dahinleben, so wird sich im Jenseits niemand unser erbarmen, auch wenn wir noch so viel Tr\u228 ?nen vergie\u223 ?en. Der Mensch mit dem schmutzigen Kleide verurteilte sich selbst, doch half es ihm nichts. Der Knecht, der ein Talent empfangen hatte, gab das Anvertraute zur\u252 ?ck und wurde trotzdem verdammt. Die Jungfrauen kamen, flehten und klopften, aber alles umsonst und vergeblich.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Vergessen wir das nicht; tragen wir durch Geld, Eifer, Hilfe und sonst zum Nutzen des N\u228 ?chsten bei. Die Talente sind hienieden die F\u228 ?higkeiten des einzelnen, sei es zum Beistandleisten, zum Almosengeben oder zum Lehren oder zu anderem derartigen Wirken. Es sage keiner: Ich habe nur ein Talent erhalten und kann nichts leisten. Auch mit einem Talente kannst du Gutes tun. Du bist gewiss nicht \u228 ?rmer als jene Witwe, nicht ungebildeter als Petrus und Johannes, die einfache und ungelehrte Leute waren und dennoch den Himmel gewannen, weil sie eben Eifer entfalteten und alles m\u246 ?gliche f\u252 ?r das Wohl der Menschen taten. Nichts ist Gott so angenehm, als ein Leben im Dienste der Nebenmenschen. Dazu hat uns Gott die Sprache, H\u228 ?nde und F\u252 ?\u223 ?e, Leibeskraft, Vernunft und Verstand gegeben, damit wir alle diese Gaben zum eigenen Heile und zu Nutz und Frommen des Mitmenschen gebrauchen sollen. Unsere Sprache dient uns nicht nur, um Hymnen zu singen und Dank zu sagen, sondern eignet sich auch zur Belehrung und Ermahnung. Gebrauchen wir sie zu diesem Zwecke, so ahmen wir den Herrn nach, sonst aber den Teufel. So wurde Petrus f\u252 ?r sein Bekenntnis Christi selig gepriesen, da er die Offenbarung des Vaters aussprach; als er aber vom Kreuzestode des Herrn nichts wissen wollte, wurde er strenge ger\u252 ?gt, weil er dadurch die Gesinnung des Teufels zum Ausdruck brachte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1122.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1122 }}} Wenn nun schon eine \u196 ?u\u223 ?erung, die aus Unwissenheit geschah, so streng ger\u252 ?gt wurde, werden wir dann Verzeihung erhalten, wenn wir so viele S\u252 ?nden mit Wissen und Willen begehen? Daher lasset uns nur solche Reden f\u252 ?hren, in denen sich die Worte Christi widerspiegeln. Denn nicht allein wenn ich spreche: \u8222 ?Erhebe dich und gehe\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 3,6\par} } , oder: \u8222 ?Tabitha stehe auf\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 9,40\par} } , rede ich Worte Christi, sondern noch viel mehr, wenn ich bei Schm\u228 ?hungen den Feind segne, bei Anfeindungen f\u252 ?r ihn bete. Fr\u252 ?her sagte ich einmal, unsere Zunge sei die Hand, womit wir die F\u252 ?\u223 ?e Gottes umschlingen; jetzt sage ich weit mehr, n\u228 ?mlich unsere Zunge ist eine zweite Zunge Christi, wenn sie die geh\u246 ?rige Sorgfalt anwendet, wenn sie nur spricht, was er will. Was f\u252 ?r Reden verlangt er denn von uns? Reden voll Nachsicht und Milde, wie er selbst sie gebrauchte, als er den L\u228 ?sterern antwortete: \u8222 ?Ich habe keinen Teufel\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 8,49\par} } , oder: \u8222 ?Wenn ich unrecht geredet habe, so beweise es\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 18,23\par} } . Wenn auch du so sprichst, wenn du mit deinen Reden den N\u228 ?chsten erbaust, ist deine Zunge wie die seinige. Das sagt auch Gott selbst: \u8222 ?Wer das Wertvolle vom Wertlosen sondert, wird wie mein Mund sein\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 15,19\par} } . Wenn nun deine Zunge der Zunge Christi gleicht, dein Mund der Mund des Vaters wird und du ein Tempel des Heiligen Geistes bist, gibt es da noch eine Ehre, die dieser gleichk\u228 ?me? Best\u252 ?nde dein Mund aus Gold oder Edelsteinen, so k\u246 ?nnte er nicht so strahlen wie dann, wenn auf ihm der Schmuck der Sanftmut schimmert. Gibt es etwas Lieblicheres als einen Mund, der nicht zu schm\u228 ?hen versteht, sondern nur zu segnen und N\u252 ?tzliches zu reden beflissen ist? Gewinnst du es aber nicht \u252 ?ber dich, den Fluchenden zu segnen, so \u252 ?be wenigstens diese Tugend durch Schweigen, und du wirst, wenn du auf diesem Wege weiterschreitest und dir ordentlich M\u252 ?he gibst, es auch so weit bringen, dass dein Mund so wird, wie wir es gezeichnet haben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1123.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1123 }}} Du darfst auch nicht glauben, meine Rede sei verwegen. Der Herr ist ja voll Liebe, seiner G\u252 ?te verdankt man das Geschenk. Verwegen ist es, einen Mund zu haben, der dem des Teufels gleicht, eine Zunge, die der des b\u246 ?sen Geistes verwandt ist, besonders wenn man zu so gro\u223 ?en Geheimnissen zugelassen wird, dass man das Fleisch des Herrn genie\u223 ?en darf. Das musst du beherzigen, um nach Kr\u228 ?ften dem Herrn \u228 ?hnlich zu werden. Wenn es dir gelingt, dann wird der Teufel dir gar nicht mehr ins Antlitz zu blicken wagen, weil er das Merkmal des K\u246 ?nigs wahrnimmt und die Waffen Christi erkennt, mit denen er geschlagen worden ist. Welches sind denn diese Waffen? Milde und Sanftmut. Denn als der Teufel den Herrn auf dem Berge versuchte, wurde er geschlagen und niedergerungen, obschon er noch nicht wusste, dass es Christus war; aber durch diese Eigenschaften wurde er von ihm umgarnt. Milde nahm ihn gefangen, Sanftmut schlug ihn. So sollst auch du es machen. Wenn du einen Menschen findest, der zu einem Teufel geworden ist und dich angreift, mit diesen Waffen wirst du ihn auf diese Weise besiegen. Christus hat dir die M\u246 ?glichkeit geboten, ihm nach Kr\u228 ?ften \u228 ?hnlich zu werden. Bange nicht bei dieser Kunde. Zu f\u252 ?rchten hast du nur, du k\u246 ?nntest ihm nicht \u228 ?hnlich werden. Rede also nur so wie er und du bist in dieser Hinsicht schon wie er geworden, soweit das einem Menschen m\u246 ?glich ist. Daher ist, wer also redet, auch gr\u246 ?\u223 ?er als ein Prophet. Die Gabe der Weissagung ist ein reines Gnadengeschenk, w\u228 ?hrend hier auch deine M\u252 ?he und Anstrengung in Rechnung kommt. Lehre deine Seele, wie sie deinen Mund dem Munde Christi gleich gestalten kann; sie vermag es, wenn sie will, ein solches Werk zu leisten; sie versteht diese Kunst, wenn sie sich M\u252 ?he gibt. Wie kann sie aber, fragst du, einen solchen Mund bilden? mit welchen Farben, aus welchen Stoffen? Nicht mit Farben und Stoffen, nein, durch die Tugend allein, durch Sanftmut und Demut.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lasset uns auch zusehen wie der Mund des Teufels gebildet wird, um uns davor zu h\u252 ?ten. Wie wird er also gebildet? Durch Fluchen, L\u228 ?stern, Scheelsucht, Meineid. Denn wer die Reden des Teufels f\u252 ?hrt, nimmt auch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1124.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1124 }}} seine Zunge an. Wie werden wir also Verzeihung finden, oder vielmehr, welcher Strafe werden wir verfallen, wenn wir die Zunge, die gew\u252 ?rdigt wurde, das Fleisch des Herrn zu kosten, Reden des Teufels f\u252 ?hren lassen? Lassen wir es nie dahinkommen, lassen wir es uns vielmehr recht angelegen sein, sie zur Nachahmung ihres Herrn zu erziehen. Wenn wir sie dazu heranbilden, wird sie einst vor dem Richterstuhle Christi mit gro\u223 ?er Zuversicht f\u252 ?r uns eintreten. Wer aber nicht in der Weise reden kann, den wird auch der Richter nicht h\u246 ?ren. Wie n\u228 ?mlich ein Richter, der z.B. ein R\u246 ?mer ist, die Verteidigung eines Mannes, der der r\u246 ?mischen Sprache unkundig ist, nicht h\u246 ?ren wird, so wird auch Christus, wenn du nicht seine Sprache redest, dich weder h\u246 ?ren noch beachten. Lernen wir demnach also reden, wie es unser K\u246 ?nig zu h\u246 ?ren gewohnt ist, beeifern wir uns, seine Sprache nachzuahmen. Wenn du in Tr\u252 ?bsal ger\u228 ?tst, siehe zu, dass die Wucht der Mutlosigkeit deinen Mund nicht entstelle, sondern rede wie Christus; auch er war ja voll Trauer \u252 ?ber Lazarus und Judas. Wenn Furcht dich bef\u228 ?llt, suche wiederum so wie er zu reden; auch ihn befiel zuerst Furcht um deinetwillen nach dem Ratschlusse der Erl\u246 ?sung. Sprich auch du: \u8222 ?Jedoch nicht wie ich will, sondern wie Du willst\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 26,39\par} } . Wenn du Tr\u228 ?nen vergie\u223 ?en musst, weine still wie er. Wenn man dich anfeindet und kr\u228 ?nkt, benimm dich auch dann wie Christus. Auch er wurde angefeindet und gekr\u228 ?nkt und sagte: \u8222 ?Traurig ist meine Seele bis zum Tode\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 26,38\par} } . Und \u252 ?berhaupt f\u252 ?r alle Lagen des Lebens hat er dir ein Beispiel gegeben, wie du Ma\u223 ? halten und die dir gezogenen Grenzen nicht \u252 ?berschreiten sollst. So wirst du imstande sein, deinen Mund seinem Munde gleichzugestalten, so wirst du, obwohl du auf Erden wandelst, doch durch Einhaltung des rechten Ma\u223 ?es in der Mutlosigkeit, im Zorne, im Leide, im Todeskampfe zeigen, dass du eine Zunge besitzest, als lebtest du dort dr\u252 ?ben. Wie viele von euch sehnen sich darnach, ihn einst von Angesicht zu schauen? Siehe, es liegt in unserer Macht, nicht allein {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1125.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1125 }}} ihn zu schauen, sondern sogar ihm \u228 ?hnlich zu werden, sofern wir uns nur M\u252 ?he geben. Schieben wir es also nicht auf. Christus findet kein so gro\u223 ?es Gefallen am Munde des Propheten, wie am Munde der Milden und Sanftm\u252 ?tigen. \u8222 ?Viele werden zu mir sagen\u8220", spricht der Herr: \u8222 ?Haben wir nicht in deinem Namen geweissagt? Und ich werde ihnen erwidern: Ich kenne euch nicht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 7,22-23\par} }. Der Mund des Moses, eines gar milden und sanften Mannes \u8211- \u8222 ?Moses\u8220", hei\u223 ?t es n\u228 ?mlich, \u8222 ?war der sanfteste Mann unter allen Menschen auf der Erde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Num 12,3\par} } \u8211- , gefiel ihm so sehr, dass er von Angesicht zu Angesicht, von Mund zu Mund, wie ein Freund zum Freunde mit ihm redete. Du hast jetzt nicht die Macht, den Teufel zu befehlen, aber wenn dein Mund dem Munde Christi gleich ist, dann wirst du dem H\u246 ?llenfeuer befehlen. Du wirst dem Feuerschlunde gebieten und sagen; \u8222 ?Schweige, verstumme\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 4,39\par} } ; und mit vollem Vertrauen wirst du zum Himmel hinaufsteigen und das Reich in Besitz nehmen. M\u246 ?ge es uns allen zuteil werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem mit dem Vater und dem Heiligen Geiste Ehre, Macht und Ruhm sei jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Neunundsiebzigste Homilie. Kap.XXV,V.31 - Kap.XXVI,V.5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.31: \u8222 ?Wenn aber der Menschensohn in der Herrlichkeit seines Vaters gekommen sein wird, und alle Heiligen Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen, V.32-46: und er wird die Schafe von den B\u246 ?cken scheiden, und die wird er aufnehmen, die ihn im Hunger {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1126.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1126 }}} gespeist, im Durst getr\u228 ?nkt, als Fremdling beherbergt, in der Nacktheit gekleidet, in der Krankheit gepflegt und im Kerker besucht haben, und er wird ihnen das Himmelreich geben. Die anderen aber, die das Gegenteil getan haben, wird er verurteilen und ins ewige Feuer werfen, das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Diesen lieblichen Abschnitt, den wir unabl\u228 ?ssig immer wieder durchgehen sollten, wollen wir jetzt mit allem Eifer und inniger Zerknirschung anh\u246 ?ren. Er bildet den Schluss in der Rede des Herrn; und mit vollem Recht, denn am liebsten redet er ja von N\u228 ?chstenliebe und Mildt\u228 ?tigkeit. Nachdem also der Herr im Vorhergehenden verschiedentlich dar\u252 ?ber gehandelt, so redet er schlie\u223 ?lich hier noch klarer und eindringlicher davon, indem er nicht bo\u223 ? zwei, drei oder f\u252 ?nf Personen, sondern die ganze Welt vorf\u252 ?hrt, wiewohl auch die fr\u252 ?heren Gleichnisse in den zwei Personen nicht sowohl zwei Menschen, als vielmehr zwei Gruppen, die Ungehorsamen und die Gehorsamen, darstellen. Hier aber legt er in seine Worte etwas Schauriges, das auffallen muss. So sagt er nicht: Das Himmelreich ist gleich, sondern spricht unverh\u252 ?llt von sich selbst: \u8222 ?Wenn aber der Menschensohn kommt in seiner Herrlichkeit.\u8220" Das erstemal war er in Niedrigkeit gekommen, in Verachtung und Schmach, das zweite Mal aber wird er auf dem Throne seiner Herrlichkeit sitzen. Immer wieder kommt er auf die Herrlichkeit zu sprechen. Weil n\u228 ?mlich seine Kreuzigung noch bevor stand, ein Tod, der als der schimpflichste galt, ermutigt er die Zuh\u246 ?rer und bringt ihnen zum Bewusstsein, dass er der Richter ist und wie die ganze Welt vor seinen Richterstuhl gezogen wird. Gibt schon dieser Umstand seinen Worten etwas Ehrfurchtgebietendes, so noch mehr der Hinweis darauf, dass alle Bewohner des Himmels dabei auftreten werden. Denn \u8222 ?alle Engel werden mit ihm kommen\u8220", und werden bezeugen, wie oft sie im Dienste des Herrn zum Heile der Menschheit entsendet worden sind. \u220 ?berhaupt wird jener Tag in jeder Hinsicht schreckenerregend sein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1127.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1127 }}} V.32: \u8222 ?Dann\u8220", hei\u223 ?t es,\u8222 ?werden alle V\u246 ?lker vor ihm versammelt werden\u8220", d.h. das gesamte Menschengeschlecht. \u8222 ?Und er wird sie voneinander scheiden wie der Hirt die Schafe.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jetzt sind sie noch nicht getrennt, sondern leben alle untereinander; an jenem Tage aber werden sie mit aller Strenge gesondert werden. Vorerst sondert und scheidet er sie nur \u246 ?rtlich; dann enth\u252 ?llt er aber auch die Gesinnung der einzelnen, indem er die einen als B\u246 ?cke, die anderen als Schafe bezeichnet, womit er zugleich ausdr\u252 ?ckt, dass die einen unn\u252 ?tz sind, denn die B\u246 ?cke bringen keinen Nutzen, die anderen aber viel Ertrag; die Schafe werfen reichen Nutzen ab durch Wolle, Milch und L\u228 ?mmer, indes ein Bock nichts dergleichen gibt. Bei den vernunftlosen Tieren liegt der Grund daf\u252 ?r, dass sie n\u252 ?tzlich oder unn\u252 ?tz sind, in ihrer Natur; bei den Menschen jedoch h\u228 ?ngt es von dem freien Willen ab. Daher kommt es, dass die einen gestraft, die anderen belohnt werden. Die Strafe wird aber erst \u252 ?ber sie verh\u228 ?ngt, nachdem Christus Gericht \u252 ?ber sie gehalten hat. Er stellt sie deshalb auf und bringt dann seine Anklagen vor. Sie verteidigen sich zwar bescheiden, aber es hilft ihnen nichts mehr. Und das ist ganz in der Ordnung, denn sie haben das Notwendigste vernachl\u228 ?ssigt. Die Propheten hatten immer wieder darauf hingewiesen: \u8222 ?Barmherzigkeit will ich und nicht Opfer\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Os 6.6\par} } ,und der Gesetzgeber hatte auf alle m\u246 ?gliche Weise, in Worten und in Werken, dazu aufgemuntert, ja selbst die Natur dr\u228 ?ngt dazu. Beachte nun, dass sie nicht etwa nur ein oder zwei Gebote, sondern alle vernachl\u228 ?ssigt haben. Sie haben es nicht blo\u223 ? unterlassen, die Hungrigen zu speisen, oder die Nackten zu bekleiden, sondern auch, was leichter war, die Kranken zu pflegen. Beherzige wie leicht des Herrn Forderungen sind. Er sprach nicht: Ich war gefangen und ihr habt mich befreit, ich war krank und ihr habt mich geheilt, sondern: \u8222 ?Ihr habt mich gepflegt, ihr habt mich besucht.\u8220" Und selbst wenn er hungert, legt sein Gebot nichts L\u228 ?stiges auf. Er verlangt keinen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1128.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1128 }}} reichbesetzten Tisch, sondern blo\u223 ?, und zwar in der Form einer Bitte, dass man nur das Bed\u252 ?rfnis befriedigt und die notwendige Nahrung reicht. Alles ist somit darnach angetan, die Strafe zu rechtfertigen: die leichte Erf\u252 ?llung der Bitte, es handelt sich ja nur um Brot, die Notlage des Bittstellers, es war ja ein Bettler, das nat\u252 ?rliche Mitgef\u252 ?hl, denn es war ein Mensch, die Herrlichkeit der Verhei\u223 ?ung, denn er hatte das Himmelreich versprochen, die f\u252 ?rchterliche Strafe, da er mit der H\u246 ?lle gedroht hatte, das Ansehen des Empf\u228 ?ngers, da Gott selbst in der Person des Bettlers das Almosen empf\u228 ?ngt, die \u252 ?berschwengliche Ehre, da er sich huldvoll herabl\u228 ?sst, die Gerechtigkeit der Leistung, da er nur empfangen hat, was schon sein Eigentum war. Allein gegen alle diese Gr\u252 ?nde macht die Geldgier die Menschen, die einmal von ihr ergriffen wurden, blind, und zwar trotz einer so ernsten Drohung.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zuvor schon hatte der Herr erkl\u228 ?rt, den Menschen, welche die Armen nicht aufn\u228 ?hmen, w\u252 ?rde es schlimmer ergehen als den Einwohnern Sodomas; hier sagt er wieder:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.45: \u8222 ?Was ihr einem aus diesen Mindesten nicht getan habt, habt ihr auch mir nicht getan.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was sagst Du da, Herr? Deine Br\u252 ?der sind es und Du nennst sie die Mindesten? Ja, eben deshalb sind sie deine Br\u252 ?der, weil sie dem\u252 ?tig, weil sie Bettler, weil sie verachtet sind. Gerade solche beruft ja der Herr vorzugsweise als seine Br\u252 ?der, diejenigen, die unbekannt, die geringgesch\u228 ?tzt sind, ich meine nicht blo\u223 ? die M\u246 ?nche und die Einsiedler im Gebirge, sondern jeden Gl\u228 ?ubigen; und w\u228 ?re es auch ein Weltmensch, wenn er hungert und darbt, nackt und fremd ist, so soll ihm nach dem Willen des Herrn doch alle F\u252 ?rsorge zuteil werden. Die Taufe und die Gemeinschaft der hl. Geheimnisse macht ihn zum Bruder des Herrn.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Damit du ferner die Gerechtigkeit des Verdammungsurteils auch von einer anderen Seite erkennst, so lobt der Herr zuerst die Tugendhaften und spricht:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1129.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1129 }}} V.34: \u8222 ?Kommet, Gesegnete meines Vaters, nehmet zum Erbe das Reich, das euch bereitet ist von Grundlegung der Welt an. V.35: Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr gabt mir zu essen usw.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um ihnen die Ausrede zu nehmen: Wir hatten nichts, verurteilt er sie durch den Hinweis auf ihre Mitmenschen, \u228 ?hnlich wie er die Jungfrauen durch das Beispiel der anderen Jungfrauen besch\u228 ?mt, den zechenden und schwelgerischen Knecht durch das Beisspiel des getreuen, den, der das Talent vergaben hatte, durch Hinweis auf jene, die das Doppelte brachten, und \u252 ?berhaupt die S\u252 ?nder durch das Beispiel der Tugendhaften. Bald zieht er zum Vergleich Gleichwertiges heran wie hier und in dem Bilde von den Jungfrauen, als Gr\u246 ?\u223 ?eres wie in der Stelle, wo er sagt: \u8222 ?M\u228 ?nner Ninives werden aufstehen in dem Gerichte gegen dieses Geschlecht und werden es verurteilen, weil sie Bu\u223 ?e getan haben auf die Predigt des Jonas hin. Und sieh, hier ist mehr als Jonas. Eine K\u246 ?nigin des S\u252 ?dens wird sich erheben in dem Gerichte mit diesem Geschlechte und wird es verurteilen, weil sie von den Grenzen der Erde kam, um zu h\u246 ?ren die Weisheit Salomons. Und siehe, mehr als Salomon ist hier\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 12,41-42\par} } . Bald zieht er Gleiches heran: \u8222 ?Eben sie werden eure Richter sein\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 12,27 u. Lk 11,19\par} } , bald wieder Gr\u246 ?\u223 ?eres: \u8222 ?Wisset ihr nicht, dass wir Engel richten werden? Um wieviel mehr Irdisches\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 6,3\par} } . An unserer Stelle geht er von Ebenb\u252 ?rtigem aus; er vergleicht Reiche mit Reichen und Arme mit Armen. Die Gerechtigkeit des Urteils beweist er aber nicht blo\u223 ? durch die guten Werke, die ihre Mitknechte, die in der gleichen Lage waren, verrichteten, sondern auch durch Hinweis darauf, dass sie selbst nicht gehorcht hatten, wo doch die Armut gar kein Hindernis sein konnte, z.B. wo es sich darum handelte, einen Durstigen zu tr\u228 ?nken, einen Gefangenen zu besuchen, einen Kranken zu pflegen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nachdem er also die Tugendhaften belobt, zeigt er auch, wie gro\u223 ? seine Liebe zu ihnen von Anfang an {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1130.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1130 }}} gewesen ist: \u8222 ?Kommet\u8220", sagt er, \u8222 ?Gesegnete meines Vaters, nehmet zum Erbe das Reich, welches euch bereitet wurde noch vor Grundlegung der Welt.\u8221" Wieviel Gl\u252 ?ck liegt in diesen Worten: sie sind gesegnet, gesegnet vom Vater. Und woher kommt es, dass ihnen so viel Ehre erwiesen wird? Welches ist der Grund? \u8222 ?Ich war hungrig und ihr habt mich gespeist, ich war durstig und ihr habt mich getr\u228 ?nkt\u8221" usw. Wieviel Ehre, wieviel Seligkeit spricht aus diesen Worten! Er sagte nicht: empfanget, sondern: \u8222 ?nehmet zum Erbe\u8221", als etwas Eigenes, als Familiengut, als euch geh\u246 ?rig, als eine Schuldigkeit des Himmels. Noch ehe ihr selbst waret, sagt er, war es f\u252 ?r euch hergerichtet und bereitet, denn ich sah, dass ihr es verdienen w\u252 ?rdet. Und wof\u252 ?r empfangen sie so gro\u223 ?en Lohn? F\u252 ?r ein Obdach, ein Kleid, ein Brot, einen Schluck frischen Wassers, f\u252 ?r ein wenig Pflege, f\u252 ?r einen Gang ins Gef\u228 ?ngnis. \u220 ?berall handelt es sich nur um das Notwendige, je gelegentlich nicht einmal um so viel. Denn die Kranken und Gefangenen brauchten ja eigentlich, wie schon erw\u228 ?hnt, nicht blo\u223 ? Besuch, sondern Befreiung f\u252 ?r den einen, und Heilung f\u252 ?r den anderen. In seiner Milde fordert aber der Herr nur, was in unseren Kr\u228 ?ften steht, ja sogar noch weniger und \u252 ?berl\u228 ?sst es unserem Eifer, mehr zu leisten. Zu den anderen dagegen spricht er:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.41: \u8222 ?Weichet von mir, ihr Verfluchten\u8221",\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 nicht mehr vom Vater verflucht, denn nicht er hat sie verdammt, sondern ihre eigenen Werke, \u8222 ?in das ewige Feuer, das bereitet ist\u8221", nicht euch, sondern \u8222 ?dem Teufel und seinen Engeln\u8221". Als er vom Himmelreich redete, sprach er: \u8222 ?Kommet, Gesegnete nehmt zum Erbe das Reich\u8221", und dann fuhr er fort \u8222 ?das euch bereitet wurde noch vor Grundlegung der Welt\u8220". Vom ewigen Feuer sagt er nicht so, sondern: \u8222 ?welches dem Teufel bereitet ist\u8220". Euch habe ich das Himmelreich bereitet, das Feuer aber nicht euch, sondern \u8222 ?dem Teufel und seinen Engeln\u8220"; da ihr euch aber selbst hineinst\u252 ?rzt, so m\u252 ?sst ihr euch selbst die Schuld beimessen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indes nicht allein hierdurch, sondern auch durch das Folgende rechtfertigt er sich gewisserma\u223 ?en vor {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1131.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1131 }}} ihnen, indem er die Gr\u252 ?nde seiner Handlungsweise aufz\u228 ?hlt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.42: \u8222 ?Ich war hungrig und ihr gabt mir nicht zu essen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 W\u228 ?re der Bittende auch ein Feind gewesen, mussten nicht sein Elend, Hunger, K\u228 ?lte, Fesseln, Bl\u246 ?\u223 ?e, Krankheit, Herumirren ohne Obdach auch ein hartes Herz r\u252 ?hren und erweichen? Solche Not vermag ja auch Feindschaften zu brechen. Ihr aber habt nicht einmal einem Freunde diese Hilfe geleistet, einem, der euer Freund, euer Wohlt\u228 ?ter, euer Herr ist! Ja, wenn man einen Hund hungern sieht, hat man oft Mitleid; beim Anblicke eines notleidenden, wilden Tieres wird man ger\u252 ?hrt, und du kannst deinen Herrn Not leiden sehen, ohne eine Regung des Mitleids zu empfinden? Darf eine solche Verkehrtheit auf Nachsicht rechnen? L\u228 ?ge nicht darin schon Lohn genug{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 dass man dem Herrn so etwas tun darf\par} } ? Ich will nicht davon sprechen, dass dir vor aller Welt die Anerkennung dessen zuteil wird, der auf dem v\u228 ?terlichen Throne sitzt, nicht vom Himmelreiche, das du gewinnst, sondern ich meine, das Werk an und f\u252 ?r sich, w\u228 ?re denn das nicht schon der reichste Lohn? Nun aber wird die ganze Welt gegenw\u228 ?rtig sein, Gottes unaussprechliche Herrlichkeit wird sich enth\u252 ?llen, wenn er dich lobt, belohnt und dich seinen Ern\u228 ?hrer und Gastgeber nennt; er nimmt keinen Anstand, so zu sagen, um deinen Lohn um so mehr leuchten zu lassen. Es ist sonach ganz gerecht, wenn die einen bestraft werden, und es ist eine Gnade, wenn die anderen Lohn empfangen. Denn wenn sie auch noch so viel getan haben, ihre Auszeichnung bleibt doch eine Gnade, weil sie f\u252 ?r so kleine und unbedeutende Werke den weiten Himmel, das Reich Gottes und eine so \u252 ?berschwengliche Ehre erhalten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kapitel XXVI.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.1: \u8222 ?Und es geschah, als Jesus alle diese Reden geendet hatte, sprach er zu seinen J\u252 ?ngern: V.2: Ihr wisset, dass nach zwei Tagen Ostern ist und der Sohn des Menschen \u252 ?berantwortet werden wird, um gekreuzigt zu werden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1132.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1132 }}} Nachdem Jesus vom Himmelreich, von der Vergeltung im Jenseits und von der ewigen Strafe gesprochen, nimmt er wiederum die Gelegenheit wahr, von seinem Leiden zu reden. Er sagt gleichsam: Was f\u252 ?rchtet ihr zeitliche Gefahren, wenn doch so ausgezeichnete G\u252 ?ter euer harren?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte hierbei, wie er auf die Dinge, die sie am tiefsten betr\u252 ?bten, in den vorher angef\u252 ?hrten Worten in ganz neuem Lichte hinwies und anspielte. Er sagte n\u228 ?mlich nicht: Wisset, dass ich in zwei Tagen \u252 ?berliefert werde, sondern: \u8222 ?Ihr wisset, dass nach zwei Tagen Ostern ist\u8220", dann erst fuhr er fort: \u8222 ?Er wird \u252 ?berantwortet werden zum Kreuzestode\u8220"; damit deutete er an, dass sich in dem Ereignisse ein Geheimnis berge, dass zur Erl\u246 ?sung der Welt ein Hochfest gefeiert werde, und dass er sein Leiden vorherwusste. Das musste f\u252 ?r jetzt gen\u252 ?gen, um die J\u252 ?nger zu tr\u246 ?sten. Er erw\u228 ?hnte daher auch seine Auferstehung nicht, da es nach so gewaltigen Reden \u252 ?berfl\u252 ?ssig gewesen w\u228 ?re, wieder davon zu sprechen. Auch dadurch weist er, wie gesagt, darauf hin, dass sein Leiden sie von zahllosen \u220 ?beln erl\u246 ?sen werde, dass er ihnen durch das Wort \u8222 ?Ostern\u8220" die uralten Wohltaten aus \u196 ?gypten ins Ged\u228 ?chtnis ruft.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.3: \u8222 ?Um diese Zeit versammelten sich die Hohenpriester und Schriftgelehrten und die \u196 ?ltesten des Volkes in dem Hofe des Hohenpriesters, welcher Kaiphas hie\u223 ?. V.4: und sie hielten Rat, um Jesus mit List zu ergreifen und zu t\u246 ?ten. V.5: Sie sagten aber: Nicht am Tage des Festes, damit nicht etwa Tumult entstehe unter dem Volke.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie verderbt die Juden waren? Um etwas Gottloses zu unternehmen, kommen sie zum Hohenpriester, und wollen die Gewalt dazu erhalten an einer Stelle, die sie h\u228 ?tte daran hindern sollen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie viele Hohenpriester gab es denn damals? Das Gesetz kennt nur einen einzigen. Damals aber waren viele. Daraus mag man ersehen, dass f\u252 ?r das Judentum der Anfang vom Ende gekommen war. Moses hatte, wie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1133.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1133 }}} schon gesagt, angeordnet, dass nur ein Hoherpriester sein und erst nach dessen Tode ein anderer eingesetzt werden sollte. Zugleich hatte er bestimmt, dass ein unfreiwilliger Totschl\u228 ?ger w\u228 ?hrend der Lebenszeit des jeweiligen Hohenpriesters in der Verbannung leben sollte. Wie kommt es also, dass es damals viele Hohenpriester gab? Sie wurden sp\u228 ?ter nur auf Jahresfrist eingesetzt, und das deutet auch der Evangelist an, wenn er berichtet, Zacharias sei aus dem Amtsjahr des Abias gewesen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 1,5\par} } . Hohepriester nennt er also hier alle diejenigen, die einmal Hohepriester gewesen waren. Wor\u252 ?ber hielten sie nun Rat? Wie sie sich des Herrn heimlich bem\u228 ?chtigen, oder wie sie ihn t\u246 ?ten k\u246 ?nnten? \u220 ?ber beides. Weil sie aber das Volk f\u252 ?rchteten, wollten sie erst das Fest vor\u252 ?bergehen lassen. Deshalb sagten sie auch: \u8222 ?Nicht am Feste.\u8220" Der Teufel wollte nicht, dass Christus \u246 ?ffentlich leide, und suchte es zu verhindern, dass es zu Ostern geschehe. Die Hohenpriester hinwieder wollten auf diese Weise einen Aufruhr vermeiden. Du siehst also, nicht die Furcht vor Gottes Zorn oder das Bedenken, der Zeitpunkt k\u246 ?nnte ihr Verbrechen vergr\u246 ?\u223 ?ern, sondern nur menschliche R\u252 ?cksichten sind f\u252 ?r sie ma\u223 ?gebend. Indessen, ihre gl\u252 ?hende Leidenschaft brachte sie sp\u228 ?ter dahin, dass sie auch diese R\u252 ?cksicht fallen lie\u223 ?en. Sobald sich n\u228 ?mlich der Verr\u228 ?ter gefunden hatte, gaben sie trotz ihrer fr\u252 ?heren Worte: \u8222 ?Nicht am Feste\u8220" die R\u252 ?cksicht auf die Zeit auf, und t\u246 ?teten ihn gerade am Feste.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum w\u228 ?hlten sie aber gerade jene Zeit, um den Herrn gefangen zu nehmen? Sie gl\u252 ?hten, wie gesagt, vor Leidenschaft, und hofften, ihn gerade jetzt zu finden. \u220 ?berhaupt handelten sie dabei wie Blinde. Wenn er nun aber auch ihre Bosheit den Zwecken seiner Vorsehung besonders dienstbar machte, so sind darum jene gleichwohl nicht zu entschuldigen; sie sind vielmehr \u252 ?beraus strafw\u252 ?rdig wegen ihrer Gesinnung. Zu einer Zeit, wo die Gefangenen ohne Unterschied, auch die Schuldigen, h\u228 ?tten freigelassen werden sollen, da brachten sie den Unschuldigen um, der ihnen zahllose {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1134.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1134 }}} Wohltaten erwiesen und bisher um ihretwillen die Heiden unbeachtet gelassen hatte. Aber siehe, so gro\u223 ? ist seine Liebe! Trotz ihrer Schlechtigkeit, Verkehrtheit und zahllosen Untaten will er sie immer noch retten und sendet Apostel zu ihnen, die f\u252 ?r sie hingeschlachtet werden sollten, um durch sie ihnen zu Hilfe zu kommen. Denn \u8222 ?f\u252 ?r Christus verwalten wir das Gesandtschaftsamt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 5,20\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da wir nun solche Beispiele vor Augen haben, so lasset uns, ich sage nicht, sterben f\u252 ?r die Feinde, das w\u228 ?re eigentlich unsere Pflicht; weil wir indes zu schwach sind, sage ich nur, lasset uns nicht eifers\u252 ?chtig sein auf die Freunde, nicht neidisch gegen unsere Wohlt\u228 ?ter. Ich sage nicht: Lasset uns Gutes tun denen, die uns B\u246 ?ses zuf\u252 ?gen, auch das w\u228 ?re eigentlich mein Wunsch; aber, da ihr zu hartherzig seid, so stehet doch nur wenigstens von der Rache ab. Ist unser ganzes Leben nicht Spiegelfechterei und Heuchelei? Warum stellet ihr euch in geraden Gegensatz zu seinem Beispiele? Nicht umsonst ist das, was er zur Gewinnung der Juden, besonders unmittelbar vor und bei seinem Kreuzestode getan hat, verzeichnet worden; es geschah vielmehr zu dem Zweck, damit du seine G\u252 ?te nachahmest, seiner Liebe nacheiferst. In dieser Absicht hat er seine Feinde zu Boden geworfen, das Ohr des Knechtes geheilt und sie voll Milde angeredet, am Kreuze h\u228 ?ngend gro\u223 ?e Wunder gewirkt, die Sonne verdunkelt, die Felsen gespalten, Tote erweckt, das Weib des Richters durch Tr\u228 ?ume geschreckt, vor Gericht gro\u223 ?e Sanftmut an den Tag gelegt, was ebensosehr wie die Wunder auf sie h\u228 ?tte Eindruck machen sollen, hat dann bei der Verhandlung vieles geweissagt und schlie\u223 ?lich am Kreuze ausgerufen: \u8222 ?Vater, vergib ihnen diese S\u252 ?nde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 23,34\par} } . Wie viele Wunder lie\u223 ? er nach seinem Begr\u228 ?bnis zu ihrer Rettung geschehen! Und nach der Auferstehung rief er nicht sofort die Juden? Gew\u228 ?hrte er ihnen nicht Nachlassung ihrer Missetaten? Stellte er ihnen nicht unz\u228 ?hlige G\u252 ?ter in Aussicht? Gibt es etwas Unbegreiflicheres? Die Kreuziger {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1135.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1135 }}} und Mordgierigen werden nach der Kreuzigung S\u246 ?hne Gottes. Gibt es eine F\u252 ?rsorglichkeit, die dieser gleichk\u228 ?me? Wenn wir das h\u246 ?ren, m\u252 ?ssen wir da nicht unser Gesicht in die H\u228 ?nde bergen, weil wir so sehr hinter dem zur\u252 ?ckstehen, den wir nachahmen sollten? Lasset uns wenigstens sehen, wie gro\u223 ? der Abstand ist, damit wir uns selbst das Urteil sprechen, wenn wir die anfeinden, f\u252 ?r welche Christus sein Leben hingegeben hat; wenn wir uns nicht auss\u246 ?hnen wollen mit jenen, f\u252 ?r die er bereitwillig sich hinschlachten lie\u223 ?, um sie mit Gott zu vers\u246 ?hnen. Oder k\u246 ?nnt ihr auch hier Auslagen und Geldaufwand vorsch\u252 ?tzen, wie ihr beim Almosen tut?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beherzige also, wie tief du in der Schuld stehst, und du wirst nicht allein bereit sein, deinen Beleidigern zu vergeben, sondern wirst denen, die dich gekr\u228 ?nkt haben, sogar entgegeneilen, um selbst einen Anlass zur Verzeihung zu suchen und Trost in deinem eigenen Elende zu finden. Die Heiden hatten keinen besonderen Lohn zu erwarten und \u252 ?bten gleichwohl wiederholt diese Tugend, und du, der du beim Tode so gro\u223 ?e Hoffnung hegen darfst, kannst noch z\u246 ?gern und zaudern? Was die Zeit zuwege bringt, das wolltest du nicht vorher schon um des Gesetzes willen tun, du wolltest die Leidenschaft lieber ohne Aussicht auf Lohn erl\u246 ?schen lassen, als mit Aussicht darauf? Ja, wenn nur die Zeit eine Vers\u246 ?hnung bewirkt, wirst du nichts davon haben, vielmehr wird es dir noch strenge Strafe eintragen, weil du dich durch das Gesetz Gottes nicht bewegen lie\u223 ?est, das zu tun, was die Zeit vermochte. Du wendest ein, bei der Erinnerung an die Beleidigung entstehe wieder der alte Groll in dir. Nun gut, dann erinnere dich an das Gute, das dir der Beleidiger je etwa erwiesen, und an das B\u246 ?se, das du selbst anderen zugef\u252 ?gt hast. Er hat dich verleumdet und beschimpft? Bedenke, dass du es anderen auch so gemacht hast. Wie wirst du Verzeihung erlangen, wenn du sie anderen nicht gew\u228 ?hrst? Aber du bist niemanden in Worten zu nahe getreten? Du hast aber doch solche Reden angeh\u246 ?rt und ihnen zugestimmt. Auch das ist {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1136.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1136 }}} schuldbar. Willst du erfahren, wie gut es ist, wenn man B\u246 ?ses nicht nachtr\u228 ?gt und wie sehr dies Gott angenehm ist? Siehe, er straft es sogar, wenn man sich \u252 ?ber die gerechte Bestrafung eines Menschen freut. Obschon n\u228 ?mlich die Strafe gerecht ist, so sollst du doch daran keine Freude haben. Auch der Prophet f\u228 ?hrt nach mancherlei Tadel also fort: \u8222 ?Sie hatten kein Mitgef\u252 ?hl mit dem Jammer des Joseph\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Amos 6,6\par} } , und ein anderer sagt: \u8222 ?Die Mitbewohnerin Enans ging nicht hinaus, um das Nachbarhaus zu beklagen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mich 1,1 \par} } . Obwohl Joseph, d.h. der Stamm Josephs und seine Nachbarst\u228 ?mme nach Gottes Entschluss gez\u252 ?chtigt wurden, so will er gleichwohl, dass man mit ihnen Mitleid habe. Trotz unserer Schlechtigkeit werden doch auch wir sehr erbittert, wenn wir einen Knecht strafen und sehen, dass ein anderer Knecht dar\u252 ?ber lacht, und kehren unseren Zorn gegen diesen. Um so mehr wird Gott die strafen, die bei anderer Z\u252 ?chtigung schadenfroh sind. Wenn wir nun schon die Menschen, die Gott strafte, nicht verh\u246 ?hnen, sondern bemitleiden sollen, um wieviel mehr m\u252 ?ssen wir Mitleid haben, wenn jemand gegen uns gefehlt hat. Dann zeigen wir erst wirklich N\u228 ?chstenliebe und das sch\u228 ?tzt Gott \u252 ?ber alles. Wie am k\u246 ?niglichen Purpur die Blumen und Farben gesch\u228 ?tzt werden, die ihn zum k\u246 ?niglichen Mantel machen, so sind auch die Tugenden sch\u228 ?tzenswert, welche die Liebe ausmachen. Nichts ist aber so sehr geeignet, die Liebe zu bewahren, wie das Vergessen der Beleidigungen. Oder hat Gott seine F\u252 ?rsorge nicht auch dem anderen Teil zukommen lassen? Hat er nicht den Beleidiger an den Beleidigten gewiesen? Schickt er ersteren nicht vom Opfer weg zu letzterem und l\u228 ?dt ihn erst nach der Auss\u246 ?hnung an seinen Tisch? Das darf dich aber nicht veranlassen, auf ihn zu warten, da du sonst um allen Verdienst kommst. Eben deshalb setzt er dir einen so unaussprechlichen Lohn in Aussicht, damit du ihm zuvorkommest. Wofern du dich erst vers\u246 ?hnst, wenn du dazu aufgefordert wirst, so wird die Freundschaft nicht mehr {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1137.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1137 }}} auf Gehei\u223 ? Gottes, sondern durch den Eifer des anderen geschlossen und du gehst dabei ohne Lohn aus, w\u228 ?hrend der andere den Preis gewinnt. Was? Du sagst, du hast einen Feind und sch\u228 ?mst dich nicht? Haben wir nicht am Teufel genug, dass wir auch noch unseresgleichen gegen uns aufbringen? O, dass uns doch der Teufel nicht anfeindete, o g\u228 ?be es doch \u252 ?berhaupt keinen! Wei\u223 ?t du nicht, wie s\u252 ?\u223 ? die Wonne nach der Vers\u246 ?hnung ist? Indessen w\u228 ?hrend der Feindschaft sieht man das nicht so klar ein. Erst nach dem Aufgeben des Hasses wird dir das volle Verst\u228 ?ndnis aufgehen, dass es s\u252 ?\u223 ?er ist, den Beleidiger zu lieben, als ihn zu hassen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wollen wir es denn den Wahnsinnigen gleichtun, die einander aufzehren, indem wir unser eigenes Fleisch anfeinden? Vernimm nur, was das Alte Testament hier\u252 ?ber sagt: \u8222 ?Die Wege der Rachgierigen f\u252 ?hren zum Tode\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Spr 12,28\par} } ; \u8222 ?Der Mensch hegt Zorn gegen den N\u228 ?chsten und erwartet doch Heilung bei Gott\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eccl 28,3\par} } . Ja, aber der Herr hat doch zugestanden: Aug um Auge und Zahn um Zahn; wie kann er es nun tadeln? Das hat er allerdings zugestanden, aber nicht, damit wir so gegeneinander handeln, sondern damit die Furcht, man k\u246 ?nnte uns ebenso behandeln, uns abhalte, so etwas zu tun. \u220 ?brigens beziehen sich jene Worte auf einen vor\u252 ?bergehenden Groll, w\u228 ?hrend das anhaltende Nachtragen verr\u228 ?t, dass die Seele voll Bosheit ist. Aber dir ist \u252 ?bel mitgespielt worden? Indessen nicht so sehr, als wenn du rachgierig bist. Im \u252 ?brigen ist es nicht m\u246 ?glich, dass einem gottesf\u252 ?rchtigen Mann etwas B\u246 ?ses widerfahre. Denn setzen wir den Fall, ein Mann hat Weib und Kinder, ist tugendhaft, besitzt vieles, worin man ihm schaden kann, hat gro\u223 ?en Reichtum, Macht und Herrschaft, zahlreiche Freunde und steht in Ansehen nur muss er tugendhaft sein, denn das ist eine unerl\u228 ?ssliche Forderung. Nun, nehmen wir an, er werde von verschiedenen Schicksalsschl\u228 ?gen betroffen. Ein B\u246 ?sewicht kommt und f\u252 ?gt ihm gro\u223 ?en Schaden zu; was liegt dem Manne {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1138.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1138 }}} daran, da er Reichtum f\u252 ?r nichts achtet? Die Kinder werden ihm umgebracht, was kann ihm das anhaben, da er an die Auferstehung glaubt? Das Weib wird ihm gemordet; was ficht ihn das an, da er wei\u223 ?, man darf um die Entschlafenen nicht trauern?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Thess 4,13\par} } . Er ger\u228 ?t in Schande; was k\u252 ?mmert es ihn, der das Irdische wie die Bl\u252 ?ten des Grases ansieht? Wenn du willst, so nimm an, er werde auch am Leibe gestraft und ins Gef\u228 ?ngnis geworfen; was macht er sich daraus, da er wei\u223 ?: \u8222 ?Wenn auch unser \u228 ?u\u223 ?erer Mensch zugrunde geht, wird doch der inwendige erneuert\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 4,16\par} } , und: \u8222 ?Bedr\u228 ?ngnis erwirkt Standhaftigkeit\u8220"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 5,3\par} } . H\u228 ?tte ich nun behauptet, ein solcher werde dabei nicht zu Schaden kommen, so hat der Verlauf meiner Rede gezeigt, dass er sogar noch gewinnt, weil er erneuert und standhaft wird. Wir wollen daher anderen gegen\u252 ?ber nicht empfindlich sein, nicht uns selbst Unrecht tun und unserer Seele die Kraft entziehen. Der Schmerz ist nicht so sehr Wirkung der Bosheit unserer Nebenmenschen, als vielmehr unserer Armseligkeit. Daher r\u252 ?hren unsere Tr\u228 ?nen und unsere Niedergeschlagenheit, wenn jemand uns beleidigt, oder wenn jemand uns beraubt. Wir handeln wie die kleinen Kinder, die, von \u252 ?berm\u252 ?tigen Gespielen geneckt, sich wegen einer wertlosen Sache aus nichtigen Anl\u228 ?ssen gr\u228 ?men. Wenn sie nun weinen, so h\u246 ?ren die Necker doch nicht auf, sie zu reizen; dagegen lassen sie sofort ab, sobald diese lachen. Wir sind aber noch unverst\u228 ?ndiger als solche Kinder, wenn wir \u252 ?ber Dinge klagen, zu denen man lachen sollte. Darum rufe ich, lassen wir diese kindische Gesinnung fahren, halten wir uns an den Himmel. Christus will ja auch, dass wir M\u228 ?nner seien, vollkommene M\u228 ?nner. So hat es auch Paulus geboten: \u8222 ?Br\u252 ?der! Werdet nicht Kindlein der Einsicht nach, sondern in Sachen der Bosheit seid Kinder\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 14,20\par} } .Lasset uns also unm\u252 ?ndig sein in der Bosheit und die Gottlosigkeit fliehen, die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1139.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1139 }}} Tugend hingegen \u252 ?ben, damit wir so ewigen Lohn erlangen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dessen Ehre und Macht w\u228 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Achtzigste Homilie. Kap.XXVI,V.6-16.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.6: \u8222 ?W\u228 ?hrend aber Jesus in Bethanien war, im Hause Simons, des Auss\u228 ?tzigen, V.7: trat zu ihm ein Weib, welches ein Alabastergef\u228 ?\u223 ? mit kostbarem Salb\u246 ?le hatte und sie goss dasselbe nieder auf sein Haupt, w\u228 ?hrend er zu Tische war.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Es scheint sich zwar hier bei allen Evangelisten um ein und dasselbe Weib zu handeln; dem ist aber in Wirklichkeit nicht so. Ich glaube, bei den drei ersten ist es ein und dieselbe, bei Johannes jedoch nicht, sondern ein anderes, das unsere Bewunderung herausfordert, n\u228 ?mlich des Lazarus Schwester{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Chrysostomus h\u228 ?lt also dieses \u8222 ?Weib\u8220" f\u252 ?r identisch mit der \u246 ?ffentlichen S\u252 ?nderin bei Lukas 7,36-50, dagegen verschieden von Maria, der Schwester das Lazarus (Joh 12,1-8). Das ist auch die Auffassung der griechischen Kirche. Der Grund ist der, weil die Salbung bei Matth\u228 ?us und Markus nach dem Palmsonntag geschieht, bei Johannes vor demselben.\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch den Aussatz Simons erw\u228 ?hnt der Evangelist nicht ohne Absicht, er will vielmehr damit das Vertrauen des Weibes erkl\u228 ?ren. Obschon n\u228 ?mlich der Aussatz als eine unreine und ekelhafte Krankheit bekannt war, hatte sie doch beobachtet, dass Jesus den Mann geheilt und die Krankheit von ihm genommen hatte, er w\u252 ?rde sich sonst kaum bei dem Auss\u228 ?tzigen aufgehalten haben; sie fasste daher das Vertrauen, er werde vielleicht auch die Unreinheit von ihrer Seele wegnehmen. Ebenso erw\u228 ?hnt der Evangelist nicht ohne Zweck den Ort Bethanien; er will damit beweisen, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1140.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1140 }}} dass der Herr freiwillig seinem Leiden entgegengeht. Hatte er fr\u252 ?her, als die Eifersucht der Juden aufs h\u246 ?chste gestiegen war, diese gemieden, jetzt n\u228 ?hert er sich Jerusalem bis auf f\u252 ?nfzehn Stadien; er hatte sich also bisher mit bewusster Absicht ferngehalten. Da also das Weib ihn bemerkte, fasste sie Mut und trat zu ihm hin. Wenn n\u228 ?mlich schon die Blutfl\u252 ?ssige zitternd und furchtsam dem Herrn genaht war, obwohl sie kein b\u246 ?ses Gewissen hatte und ihre Unreinigkeit offenbar nur ganz nat\u252 ?rlichen Ursachen entsprang, wieviel mehr musste dann dieses Weib, das sich vieler S\u252 ?nden bewusst war, zagen und bangen? Deshalb wendet sie sich erst dann an ihn, nachdem ihr viele andere Weiber, die Samariterin, die Chanaaniterin, die Blutfl\u252 ?ssige und noch mehrere andere vorangegangen waren, weil sie eben viele Wollusts\u252 ?nden begangen hatte, und zwar tut sie es nicht \u246 ?ffentlich, sondern in einem Hause. W\u228 ?hrend alle anderen blo\u223 ? kamen, um leibliche Heilung zu finden, tritt sie zu ihm, nur um ihn zu ehren und Besserung der Seele zu suchen. Sie hatte ja kein leibliches Gebrechen an sich, aber eben darum muss man sie besonders bewundern.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch naht sie sich ihm nicht, als w\u228 ?re er nur ein blo\u223 ?er Mensch, sonst h\u228 ?tte sie nicht das Haar zum Trocknen genommen; sie sieht in ihm etwas Gr\u246 ?\u223 ?eres, \u220 ?bermenschliches. Deshalb neigt sie den ausgezeichnetsten Teil ihres Leibes, ihr Haupt, zu Christi F\u252 ?\u223 ?en nieder.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.8: \u8222 ?Als es aber die J\u252 ?nger sahen, z\u252 ?rnten sie und sagten: Wozu diese Verschwendung? V.9: Man h\u228 ?tte ja dieses Salb\u246 ?l teuer verkaufen und{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 den Erl\u246 ?s\par} } den Armen geben k\u246 ?nnen. V.10: Jesus aber wusste es und sprach: Was behelliget ihr dieses Weib? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. V.11: Denn die Armen habt ihr immerdar um euch, mich aber habt ihr nicht immer. V.12: Indem diese da dieses Salb\u246 ?l auf meinen Leib ausgegossen hat, hat sie es zu meinem Begr\u228 ?bnisse getan. V.13: Wahrlich, ich sage euch, wo immer in der ganzen Welt dieses Evangelium verk\u252 ?ndigt wird, da wird auch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1141.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1141 }}} das, was sie getan hat, erw\u228 ?hnt werden zu ihrem Ged\u228 ?chtnisse.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Woher r\u252 ?hrt denn diese Gesinnung bei den Aposteln? Sie hatten doch vom Meister geh\u246 ?rt: \u8222 ?Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 6,13 u. Os 6,6\par} } , und den Vorwurf vernommen, den er den Juden machte, dass sie das Wichtigere beiseite lie\u223 ?en, die Gerechtigkeit, die Barmherzigkeit und den Glauben, und viele Lehren, die er auf dem Berge \u252 ?ber das Almosen vorgetragen hatte, hatten sie geh\u246 ?rt. Aus all dem folgerten sie bei sich und meinten, wenn er Brandopfer und den Gottesdienst des Alten Bundes nicht guthei\u223 ?t, so wird er um so weniger die Salbung mit \u214 ?l billigen. Das waren ihre Gedanken; obwohl aber der Herr in ihr Herz blickte, lie\u223 ? er es doch zu. Es handelte sich ja um eine Tat gro\u223 ?er Fr\u246 ?mmigkeit und unbeschreiblichen Eifers. Deshalb erlaubte er auch in liebevoller Herablassung, dass sie das \u214 ?l \u252 ?ber sein Haupt gie\u223 ?e. Wenn er nicht anstand, Mensch zu werden, von der Mutter getragen und gen\u228 ?hrt zu werden, warum wunderst du dich, dass er sich salben lie\u223 ?? Wie der Vater Opferdampf und Opferrauch nicht zur\u252 ?ckwies, so gew\u228 ?hrt er der Buhlerin Zutritt, da er, wie schon bemerkt, ihre gute Absicht billigte. Auch Jakob hatte Gott einen Steinblock durch Salb\u246 ?l geweiht, bei den Opfern wurde \u214 ?l dargebracht und die Priester wurden mit Chrisam gesalbt. Die J\u252 ?nger aber, die nicht in ihr Herz blickten, tadelten sie in ungeschickter Weise, stellen aber gerade durch ihre Vorw\u252 ?rfe die Gro\u223 ?mut des Weibes recht ins Licht. Denn wenn die Apostel sagten, man h\u228 ?tte die Salbe um dreihundert Denare verkaufen k\u246 ?nnen, so zeigt das nur, wieviel sie darauf verwendet und welche Hochherzigkeit sie an den Tag legte. Deshalb wies auch der Herr die Apostel zurecht mit den Worten: \u8222 ?Was behelliget ihr dieses Weib?\u8220" Dann erinnert er sie wieder an sein Leiden, indem er als Grund anf\u252 ?hrt: \u8222 ?sie hat es zu meinem Begr\u228 ?bnis getan\u8220", und als weiteren Grund: \u8222 ?Die Armen habt ihr immerdar unter euch, mich aber habt ihr nicht allezeit\u8220", und: \u8222 ?Wo immer dieses Evangelium {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1142.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1142 }}} verk\u252 ?ndigt wird, da wird auch berichtet werden, was sie getan hat.\u8220" Siehst du, wieder sagt er vorher, dass sie zu den Heiden gehen werden, und tr\u246 ?stet sie \u252 ?ber seinen Tod durch den Hinweis, dass sich nach seiner Kreuzigung seine Macht besonders in der Verbreitung des Evangeliums \u252 ?ber die ganze Erde zeigen wird. Wer ist also noch so erb\u228 ?rmlich, dass er einer so klaren Wahrheit widerstreitet? Wie er gesagt, so ist es eingetroffen. Wohin du auf der Welt kommen magst, \u252 ?berall findest du, dass auch die Tat dieses Weibes verk\u252 ?ndet wird. Und doch war die Person nicht ber\u252 ?hmt; es waren nicht viele Zeugen zugegen und die Sache ging nicht in einem \u246 ?ffentlichen Theater vor sich, sondern in einem Hause, in der Wohnung eines Auss\u228 ?tzigen, blo\u223 ? im Beisein der J\u252 ?nger.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wer hat also diese Geschichte verbreitet und bekannt gemacht? Die Macht desjenigen, der diese Worte gesprochen hatte. Mit Schweigen bedeckt sind die Heldentaten zahlreicher K\u246 ?nige und Feldherrn, selbst wenn ihre Denkmale noch bestehen; von den M\u228 ?nnern, die St\u228 ?dte gegr\u252 ?ndet und mit Mauern umschlossen, die Schlachten gewannen, Siegeszeichen errichtet und viele V\u246 ?lker unterworfen haben, kennt man weder Geschichte noch Namen, obschon sie Standbilder aufgestellt und Gesetze gegeben hatten. Dass aber eine Buhlerin im Hause eines Auss\u228 ?tzigen, im Beisein von zehn M\u228 ?nnern \u214 ?l ausgegossen, das feiert die ganze Welt, und trotzdem so lange Zeit schon seitdem verstrichen, ist das Andenken an die Tat noch nicht verblasst, sondern bei Persern und Indern, Skythen und Thrakern, Sarmaten und Mauren und auf den Britischen Inseln wird gepriesen, was in der Stille in Jud\u228 ?a in einem Hause eine Buhlerin getan hat. Gro\u223 ? ist die G\u252 ?te des Herrn. Er scheut sich nicht vor einer Buhlerin, die seine F\u252 ?\u223 ?e k\u252 ?sst, mit \u214 ?l benetzt und mit ihren Haaren trocknet; er gestattet es und r\u252 ?gt sogar die Tadler. Sie h\u228 ?tten auch das Weib nicht in Verlegenheit setzen sollen, das einen so gro\u223 ?en Eifer bekundete. Beachte indes auch den Umstand, dass die J\u252 ?nger hochherzig und bereit zum Almosen waren. Daher {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1143.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1143 }}} sagte der Herr auch nicht unmittelbar, das Weib habe ein gutes Werk verrichtet, sondern spricht vorher: \u8222 ?Was behelliget ihr dieses Weib?\u8220" Sie sollten lernen, dass man von Leuten, die noch schwach sind, nicht sofort das H\u246 ?chste verlangen d\u252 ?rfe. Darum fasst er auch die Handlung nicht an und f\u252 ?r sich ins Auge, sondern in Anbetracht der Person des Weibes. H\u228 ?tte er eine allgemeine Verhaltungsma\u223 ?regel geben wollen, so h\u228 ?tte er nicht auf das Weib Bezug genommen; weil er jedoch zeigen wollte, er rede um ihretwillen, damit sie n\u228 ?mlich ihren aufkeimenden Glauben nicht zerst\u246 ?rten, sondern vielmehr pflegten, deshalb spricht er diese Worte. Er will uns damit die Lehre geben, dass man jeden, der irgendein gutes Werk tut, mag es auch nicht sehr vollkommen sein, loben und ermuntern, zu Besserem anleiten und nicht im Anfang alles ganz vollkommen fordern soll. Dass das seine Absicht war, folgt aus der Tatsache, dass er, der nicht hatte, wohin er sein Haupt legen konnte,doch erlaubte, dass seine J\u252 ?nger einen Geldbeutel mit sich f\u252 ?hren. Die Verh\u228 ?ltnisse erforderten aber jetzt nicht, das gute Werk{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des Weibes\par} } zu verbessern, sondern nur, es anzunehmen. H\u228 ?tte man ihn gefragt, ehe das Weib es getan hatte, so w\u252 ?rde er vielleicht nicht so geurteilt haben; aber nachdem sie es getan hatte, so hat er nur eines im Auge, dass sie nicht durch den Tadel der J\u252 ?nger besch\u228 ?mt w\u252 ?rde, sondern dass sie durch sein Wohlwollen ermutigt im Guten fortschreite. Nachdem einmal das \u214 ?l ausgegossen war, war der Tadel der J\u252 ?nger nicht mehr am Platze.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn also du siehst, dass jemand heilige Ger\u228 ?te anschafft und darbringt, oder sonst etwas zum Schmuck der W\u228 ?nde oder des Bodens in der Kirche spendet, sage nicht, das Gespendete solle verkauft oder zerst\u246 ?rt werden, damit du nicht den guten Willen des Spenders l\u228 ?hmest. Fragt aber jemand vorher, dann lege ihm nahe, es den Armen zu geben. Auch der Herr handelt so, um nicht die Absicht des Weibes zu verletzen und spricht nur Worte, die geeignet sind, ihr Mut zu machen. Und wenn er darauf sagte: \u8222 ?Sie hat es zu meinem Begr\u228 ?bnis getan\u8220", so h\u228 ?tte die Erw\u228 ?hnung dieses Umstandes, n\u228 ?mlich seines Todes und Begr\u228 ?bnisses, das {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1144.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1144 }}} Weib best\u252 ?rzen k\u246 ?nnen; aber siehe, wie er sie wieder durch das Folgende aufrichtet und spricht: \u8222 ?In der ganzen Welt wird verk\u252 ?ndet werden, was sie getan hat.\u8220" In diesen Worten lag aber auch ein Trost f\u252 ?r seine J\u252 ?nger und dazu eine Aufmunterung und Belobung des Weibes. Alle, will der Herr sagen, werden sie in der Folgezeit preisen; jetzt aber hat sie mein Leiden angek\u252 ?ndigt, indem sie die Erfordernisse zur Leichenbesorgung brachte. Es soll sie niemand deshalb tadeln. Ich selbst bin so weit entfernt, sie darob zu verdammen, als h\u228 ?tte sie etwas B\u246 ?ses getan, oder sie zu schelten, als h\u228 ?tte sie verkehrt gehandelt, dass ich vielmehr die Tat nicht verborgen lassen werde; die ganze Welt soll vielmehr erfahren, was sie in einem Hause und in der Stille getan hat. Ihre Tat verriet ja auch eine fromme Gesinnung, einen lebendigen Glauben und ein zerknirschtes Gem\u252 ?t. Warum aber verhie\u223 ? er dem Weibe keinen geistigen Lohn, sondern das inmmerw\u228 ?hrende Andenken an ihre Tat? Er suchte sie durch das eine zum Vertrauen auf das andere zu f\u252 ?hren. Denn wenn sie ein gutes Werk getan hatte, so war es klar, dass sie auch einen geb\u252 ?hrenden Lohn daf\u252 ?r empfangen w\u252 ?rde.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.14: \u8222 ?Zu der Zeit ging einer von den Zw\u246 ?lfen, welcher genannt wird Judas Iskariot, zu den Hohenpriestern V.15: und sprach: Was wollt ihr mir geben, und ich werde ihn euch \u252 ?berliefern?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zu welcher Zeit war das? Als der Herr die erw\u228 ?hnten Worte gesprochen, als er gesagt hatte: \u8222 ?zu meinem Begr\u228 ?bnisse\u8220". Aber auch das hatte ihn nicht ersch\u252 ?ttert oder mit Furcht erf\u252 ?llt, dass das Evangelium \u252 ?berall werde gepredigt werden; diese Tatsache zeugte doch von einer unbeschreiblichen Macht{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Christi\par} } . Weiber, Buhlerinnen erwiesen dem Herrn eine so gro\u223 ?e Ehre, und er begeht nur zur selben Stunde eine teufliche Tat! Weshalb erw\u228 ?hnen denn die Evangelisten auch des Judas Zunamen? Weil es noch einen anderen Judas gab. Sie nehmen aber keinen Anstand, zu berichten, dass er zu den Zw\u246 ?lfen geh\u246 ?rte; so wenig verhehlen sie, was schmachvoll f\u252 ?r sie schien. Sie h\u228 ?tten einfach sagen k\u246 ?nnen, er sei ein J\u252 ?nger gewesen; J\u252 ?nger waren ja auch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1145.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1145 }}} andere. Nichtsdestoweniger f\u252 ?gen sie hinzu: \u8222 ?einer von den Zw\u246 ?lfen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 6,72\par} } , sozusagen einer aus der zuerst und vor allen anderen auserlesenen Schar, ein Genosse des Petrus und Johannes. Sie waren eben nur darauf bedacht, die Wahrheit zu berichten, nicht aber, was geschehen war, zu verschweigen. Daher \u252 ?bergehen sie zwar viele Wunder; wo es sich dagegen um etwas offenbar Schimpfliches handelte, da verheimlichen sie es nicht, sondern berichten es ungescheut, mag es nun eine Rede, eine Handlung oder sonst etwas sein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nicht nur die anderen folgen diesem Grundsatze, sondern auch Johannes, der sonst immer nur das Erhabenere berichtet. Er erz\u228 ?hlt auch besonders ausf\u252 ?hrlich die Schm\u228 ?hungen und Beschimpfungen, die man dem Herrn antat. Nun siehe, wie gro\u223 ? die Schlechtigkeit des Judas ist, da er aus freien St\u252 ?cken ans Werk ging, da er es um Geld und zwar um so wenig tut. Lukas erw\u228 ?hnt, er habe mit den Hauptleuten ein \u220 ?bereinkommen getroffen. Da sich die Juden \u246 ?fters emp\u246 ?rt hatten, stellten die R\u246 ?mer M\u228 ?nner auf, denen die Aufrechterhaltung der Ordnung oblag. Die Selbst\u228 ?ndigkeit der Juden sollte ja schlie\u223 ?lich nach den Propheten verloren gehen. Zu diesen Hauptleuten also begab sich Judas und sagte:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.15: \u8222 ?Was wollt ihr mir geben und ich werde ihn euch \u252 ?berantworten? Sie aber setzten ihm drei\u223 ?ig Silberlinge aus. V.16: Und von da an suchte er eine g\u252 ?nstige Gelegenheit, um ihn zu \u252 ?ber liefern.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aus Furcht vor dem Volke trachtete Judas, den Herrn zu ergreifen, wenn er irgendwo allein w\u228 ?re. Welch eine Torheit! Wie hatte ihn doch die Geldgier so ganz verblendet! Er hatte oft gesehen, wie Christus durch die Menge hindurchschritt, ohne dass man ihn ergreifen konnte. So viele Beweise seiner Gottheit und Macht hatte Jesus gegeben, und Judas hofft ihn zu fangen, und zwar trotz der vielen drohenden und doch milden Worte, die er zu ihm gesprochen, um ihn von seinen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1146.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1146 }}} b\u246 ?sen Pl\u228 ?nen abzubringen. Ja, selbst beim Abendmahle hatte der Herr diese Sorge nicht vergessen; bis zum letzten Tage redete er mit ihm dar\u252 ?ber. Aber es fruchtete nichts bei ihm. Trotzdem lie\u223 ? sich der Herr nicht abhalten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Diese Handlungsweise des Herrn wollen auch wir beherzigen und wollen nichts unversucht lassen, um die S\u252 ?nder und Nachl\u228 ?ssigen zu ermahnen, zu belehren, zu ermuntern, anzuspornen, ihnen zu raten, selbst wenn wir nichts ausrichten sollten. Auch Christus wusste ja voraus, dass der Verr\u228 ?ter unverbesserlich war; aber gleichwohl h\u246 ?rt er nicht auf, das Seinige zu tun; er mahnt, droht, spricht Wehe \u252 ?ber ihn, aber niemals offen und vor anderen, sondern im geheimen. Ja, im Augenblicke des Verrates l\u228 ?sst er sich von ihm sogar k\u252 ?ssen; allein auch das macht keinen Eindruck auf Judas. Ein so gro\u223 ?es Laster ist die Geldgier. Sie machte Judas zum Verr\u228 ?ter und Gottesr\u228 ?uber. H\u246 ?ret es alle, ihr Habs\u252 ?chtigen, die ihr an derselben Krankheit wie Judas leidet; h\u246 ?ret es und h\u252 ?tet euch vor dieser Leidenschaft. Wenn der Gef\u228 ?hrte Christi, der Wunder gewirkt und eine so ausgezeichnete Schule durchgemacht hatte, in einen so f\u252 ?rchterlichen Abgrund st\u252 ?rzte, weil er diese Seuche nicht mied, um wieviel mehr werdet ihr, wenn ihr nicht auf die Schrift h\u246 ?ret, wenn ihr nicht fortw\u228 ?hrend auf der Hut seid, Knechte dieser Leidenschaft werden, da ihr mit Leib und Seele am Irdischen klebet? T\u228 ?glich war Judas in der Gesellschaft dessen, der nicht hatte, wohin er sein Haupt legen konnte, t\u228 ?glich erhielt er in Wort und Beispiel die Lehre, man solle weder Gold noch Silber, noch zwei Kleider besitzen, und dennoch nahm er es sich nicht zu Herzen. Wie magst da du erwarten, diesem Laster zu entrinnen, da du keine so sorgf\u228 ?ltige Behandlung findest und keinen besonderen Eifer entfaltest? F\u252 ?rchterlich, ja f\u252 ?rchterlich ist dieses wilde Tier. Und doch kannst du, wofern du nur willst, leicht dar\u252 ?ber Herr werden. Diese Begierde liegt ja nicht in der Natur begr\u252 ?ndet. Beweis daf\u252 ?r sind alle jene, die sich davon frei gehalten haben. Was aber in der Natur liegt, haben alle gemeinsam. Diese Leidenschaft hat einzig darin ihren Ursprung, dass man sie vernachl\u228 ?ssigt, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1147.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1147 }}} daraus entsteht sie, darin w\u228 ?chst sie. Hat sie einmal jemanden erfasst, der Neigung dazu hat, so bringt sie es dahin, dass er gegen die Gesetze seiner Natur lebt. Wenn solche Leute ihre Stammesgenossen, ihre Freunde, ihre Br\u252 ?der, ihre Verwandten, kurz niemand mehr kennen und dazu sich selbst nicht, so hei\u223 ?t das doch gegen die Natur leben. Es ist also klar, dass die Schlechtigkeit \u252 ?berhaupt und besonders das Laster der Habsucht, in deren Schlingen Judas zum Verr\u228 ?ter wurde, etwas Naturwidriges ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie konnte er aber so weit sinken, fragst du, da er doch von Christus zum Apostel berufen worden war? Die Berufung Gottes zwingt und n\u246 ?tigt keinen, wider Willen die Tugend zu w\u228 ?hlen, sondern mahnt und r\u228 ?t nur, l\u228 ?sst nichts unversucht und tut alles, um dem Menschen die Tugendhaftigkeit nahe zu legen; wenn sich ein oder der andere nicht daran kehrt, so wird er nicht gezwungen. Willst du aber die Gr\u252 ?nde kennen lernen, warum Judas gefallen ist, so wirst du finden, dass es die Geldgier war, die ihn ins Verderben gef\u252 ?hrt hat. Und wie geriet er denn in die Fesseln dieser Leidenschaft? Weil er nachl\u228 ?ssig wurde. Aus dieser Quelle erkl\u228 ?ren sich alle Wandlungen dieser Art, gleichwie aus dem Eifer die umgekehrten. Wie viele Gewaltt\u228 ?tige sind jetzt sanfter als Schafe! wie viele Woll\u252 ?stige sind sp\u228 ?ter enthaltsam geworden! wie viele, die vordem habs\u252 ?chtig waren, geben jetzt sogar ihren eigenen Besitz hin! Und aus der Nachl\u228 ?ssgkeit ist hin wiederum das Gegenteil hervorgegangen. So z.B. lebte Giezi in der N\u228 ?he eines heiligen Mannes und dennoch st\u252 ?rzte ihn eben diese Seuche ins Verderben. Diese Leidenschaft ist eben die allerschlimmste; sie macht die Menschen zu Grabsch\u228 ?ndern und M\u246 ?rdern, sie facht Kriege und Streit an, \u252 ?berhaupt jegliches Unheil hat in ihr seinen Ursprung. Ein Habgieriger ist ganz unbrauchbar, sei es im Kriegsdienste, sei es im b\u252 ?rgerlichen Leben, ja nicht allein in der \u214 ?ffentlichkeit, sondern auch in seinem Privatleben. Wenn er heiratet, nimmt er sich nicht etwa ein t\u252 ?chtiges Weib, sondern das allernichtsnutzigste; wenn er ein Haus kauft, w\u228 ?hlt er nicht ein solches, das einem Freien geziemt, sondern das am meisten Ertrag abwerfen kann; {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1148.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1148 }}} wenn er Sklaven oder sonst etwas erwerben will, greift er nach dem Schlechtesten. Doch was rede ich von Kriegsdienst, von Staatsgesch\u228 ?ften und Familienangelegenheiten? W\u228 ?re er selbst ein K\u246 ?nig, er w\u228 ?re doch der allerelendeste Wicht, ein Schandfleck der Welt, der aller\u228 ?rmste Mensch. Er wird gesinnt sein, wie einer aus dem niederen Volke, und nicht etwa das Eigentum aller anderen wie das seinige betrachten, sondern sich nur f\u252 ?r einen aus der Gesamtheit halten und w\u228 ?hnen, er besitze weniger als alle anderen, selbst wenn er sich deren Eigentum aneignet. Der Ma\u223 ?stab f\u252 ?r sein Verm\u246 ?gen ist nur seine Begierde nach dem, was er nicht besitzt, und so erachtet er das Seinige im Vergleich mit dem der \u252 ?brigen f\u252 ?r nichts.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Daher sagt auch jemand: \u8222 ?Es gibt nichts Gottloseres als einen Geldgierigen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eccl 10,9\par} } . Denn ein solcher verkauft sich selbst und wandelt als Feind aller Welt umher, er ist unzufrieden, weil die Erde anstatt der \u196 ?hren, die Quellen anstatt des Wassers, die Gebirge anstatt der Steine kein Gold liefern, er ist ungl\u252 ?cklich \u252 ?ber ein fruchtbares Jahr, und niedergeschlagen, wenn es den Mitmenschen gut geht; er weicht allen Gelegenheiten aus, wo es kein Geld zu gewinnen gibt, ertr\u228 ?gt aber alle M\u252 ?hen, wo auch nur zwei Pfennige zu holen sind; er hasst alle Leute, Reiche wie Arme, die Armen, weil sie zu ihm betteln kommen k\u246 ?nnten, die Reichen, weil er ihr Verm\u246 ?gen nicht selbst besitzt. Er denkt, das Verm\u246 ?gen aller anderen geh\u246 ?re eigentlich ihm und ist daher gegen alle voll Unwillen, als ob alle ihm Unrecht t\u228 ?ten. Er wei\u223 ? nicht, was Genughaben und Sattsein hei\u223 ?t, und ist so der allerelendeste Wicht, wie anderseits der allerbeneidenswerteste Mensch der ist, der von all dem frei ist und tugendhaft lebt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Tugendhafte genie\u223 ?t das allergr\u246 ?\u223 ?te Gl\u252 ?ck, mag er auch ein Sklave oder ein Gefangener sein. Niemand kann ihm B\u246 ?ses zuf\u252 ?gen, auch wenn man sich aus aller Welt gegen ihn zusammenscharte, um mit Waffen und Heeresgewalt ihn zu befehden. Der Schlechte und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1149.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1149 }}} B\u246 ?se hingegen, wie wir ihn geschildert haben, mag er ein K\u246 ?nig sein und tausend Kronen tragen, er muss sich doch vom ersten besten das Aller\u228 ?rgste gefallen lassen. So machtlos ist das Laster, so stark ist die Tugend. Warum kr\u228 ?nkst du dich also, wenn du arm bist? Warum weinst du, da du doch ein Fest feierst? Denn es ist eine Festzeit, wenn man arm ist. Warum jammerst du? Die Armut ist ein Hochfest, wofern du nur vern\u252 ?nftig bist. Warum klagst du, Kind? So muss man dich ja nennen, wenn du dich so betr\u228 ?gst. Hat dich einer geschlagen? Ja, was hat denn das zu sagen: Er hat dich damit nur abgeh\u228 ?rteter gemacht. Er hat dir das Geld weggenommen? Er hat dich nur vom \u220 ?berma\u223 ? deiner B\u252 ?rde erl\u246 ?st. Er hat deine Ehre untergraben? Damit ber\u252 ?hrst du nur wieder eine andere Art von Freiheit. Vernimm doch, wie weise die Heiden dar\u252 ?ber denken, wenn sie sagen: Man kann nichts Schlimmeres erdulden, wenn man sich nichts daraus macht. Aber er hat dich um dein gro\u223 ?es, umfriedetes Haus gebracht? Wohlan, siehe die ganze Erde, die \u246 ?ffentlichen Geb\u228 ?ude, liegen vor dir, du kannst dich daran erg\u246 ?tzen oder sie ben\u252 ?tzen, so viel du willst. Gibt es etwas Erfreulicheres oder Reizenderes als das Himmelsgew\u246 ?lbe? Wie lange gibt es noch Bettler und Arme? Reich kann nur der genannt werden, der in der Seele reich ist, und nur der ist arm, der es in der Gesinnung ist. Da die Seele den Leib \u252 ?berwiegt, so ist dieser als das Mindere nicht imstande, die Seele nach seinem Wesen zu gestalten, vielmehr zieht sie, weil sie Herrin ist, das minder Vornehme zu sich empor und gestaltet es um. Das k\u246 ?nnen wir am Herzen beobachten. Wenn es Schaden nimmt, so leidet der ganze Leib darunter; ist es krank, so trifft der Nachteil den ganzen Menschen; ist es gesund, so kommt es dem ganzen Leibe zustatten. Mag auch sonst ein Teil angegriffen werden, so wird doch das \u220 ?bel leicht abgewendet, wenn das Herz heil bleibt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um meine Ausf\u252 ?hrungen noch mehr ins Licht zu stellen, frage ich, was n\u252 ?tzt es, wenn die Zweige gr\u252 ?nen, w\u228 ?hrend die Wurzel fault? Und wenn sie gesund ist, was schadet es, dass die Bl\u228 ?tter oben verdorren? Ebenso ist es auch in unserem Falle; wenn die Seele {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1150.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1150 }}} arm ist, n\u252 ?tzt es nichts, dass man Geld hat, und wenn die Seele reich ist, kann die Armut nicht schaden. Wie fragst du, kann die Seele reich werden, wenn das Geld fehlt? Gerade dann kann sie am ehesten reich werden, ja gerade dann ist sie gew\u246 ?hnlich am reichsten. Ist es, wie wir schon oft bewiesen haben, ein Zeichen von Reichtum, wenn man das Geld verachtet und nichts braucht, dann auch ein Zeichen der Armut, wenn man etwas braucht; auch ist es leichter, in der Armut als im Reichtum das Geld geringzusch\u228 ?tzen. Es ist also offenbar die Armut am meisten geeignet den Menschen reich zu machen. Jedermann wei\u223 ? ja, dass ein Reicher mehr nach Geld geizt als ein Armer, gleichwie ein Trunkenbold heftigeren Durst leidet als einer, der nur nach Bed\u252 ?rfnis trinkt. Das ist eben das Eigent\u252 ?mliche an der Leidenschaft, dass sie durch Befriedigung nicht erstickt, sondern im Gegenteil nur um so heftiger entfacht wird. Das Feuer w\u252 ?tet um so \u228 ?rger, je mehr Nahrung es findet; so w\u228 ?chst auch die Geldgier dann am st\u228 ?rksten, wenn man sie mit Gold s\u228 ?ttigen will. Wenn demnach das Verlangen nach gr\u246 ?\u223 ?erem Besitz Armut offenbart, dann ist der Reiche arm, weil er dieses Verlangen hat. Siehst du, dass die Seele dann besonders arm ist, wenn sie reich, und reich, wenn sie arm ist? Diesen Beweis k\u246 ?nnen wir ferner auch an Personen f\u252 ?hren. Gesetzt, zwei Leute werden ihres Geldes beraubt, von denen der eine zehntausend Talente, der andere zehn hat; wer von beiden wird nun schmerzlicher betroffen werden? Doch wohl der, welcher zehntausend eingeb\u252 ?\u223 ?t hat. Es w\u252 ?rde ihm aber nicht mehr leid tun, wenn er nicht mehr daran gehangen h\u228 ?tte; da er aber mehr daran h\u228 ?ngt, ist auch sein Verlangen heftiger; da er mehr darnach verlangt, so ist er auch \u228 ?rmer. Man verlangt ja nur nach dem, was einem besonders mangelt, aus dem Mangel erw\u228 ?chst die Begierde. Wo S\u228 ?ttigung vorhanden ist, kann keine Begierde entstehen; d\u252 ?rstet man doch nur dann so sehr, wenn man nicht genug zu trinken hat. Alles das habe ich gesagt, um zu zeigen, dass uns, wofern wir vern\u252 ?nftig sind, niemand sch\u228 ?digen kann, und dass das \u220 ?bel nicht in der Armut, sondern in uns {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1151.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1151 }}} selbst liegt. Darum bitte ich, mit allem Eifer die Sucht der Habgier auszurotten; dann werden wir hienieden reich werden und dazu noch den ewigen Lohn erhalten, der uns allen zuteil werden m\u246 ?ge durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dessen Ehre w\u228 ?hrt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Einundachtzigste Homilie. Kap. XXVI,V.17-25.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.17: \u8222 ?An dem ersten Tage aber der unges\u228 ?uerten Brote traten die J\u252 ?nger zu Jesus und sagten: Wo willst du, dass wir f\u252 ?r Dich Vorbereitung treffen, das Ostermahl zu essen? V.18: Er aber sprach: Gehet hin in die Stadt zu jenem Bekannten und sprechet zu ihm: Es sagt der Meister: Meine Zeit ist nahe, bei dir halte ich Ostermahl mit meinen J\u252 ?ngern.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mit dem ersten Tage der unges\u228 ?uerten Brote meint der Herr den Tag, der diesen vorherging, weil man den Tag vom Vorabende an zu rechnen pflegt. Er spricht also von dem Tage, an dem abends das Osterlamm geopfert werden sollte; es war also der f\u252 ?nfte Tag der Woche, da sie zu ihm traten. Der eine Evangelist nennt diesen Tag den Tag vor den unges\u228 ?uerten Broten, indem er die Zeit bezeichnet, da sie zu ihm traten; ein anderer sagt: \u8222 ?Es kam aber der Tag der unges\u228 ?uerten Brote, an welchem geschlachtet werden musste das Osterlamm\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 22,7\par} } . Mit dem Ausdrucke \u8222 ?es kam\u8220" will er sagen: er war nahe, er war vor der T\u252 ?r; offenbar meint er den betreffenden Abend. Mit dem Abend begannen sie n\u228 ?mlich das Fest, weshalb ein jeder auch beif\u252 ?gte: \u8222 ?Da man das Osterlamm schlachtete\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 14,12\par} } . Die J\u252 ?nger {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1152.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1152 }}} sagen also: \u8222 ?Wo willst Du, dass wir f\u252 ?r Dich Vorbereitung treffen, das Ostermahl zu essen?\u8220" Daraus ist wieder ersichtlich, dass Jesus kein eigenes Haus besa\u223 ?, keine Unterkunft; und ich glaube, auch die J\u252 ?nger nicht, sonst h\u228 ?tten sie ihn doch dahin eingeladen. Sie besa\u223 ?en aber deshalb keines, weil sie auf alles verzichtet hatten. Warum feierte er dann aber das Ostermahl? Um durchwegs bis zum letzten Tage zu zeigen, dass er kein Gegner des Gesetzes sei. Und warum sendet er die J\u252 ?nger zu einem unbekannten Manne? Damit will er kundgeben, dass es in seiner Macht lag, nicht zu leiden. Denn wenn er diesen Mann bewog, sie aufzunehmen, und zwar durch blo\u223 ?e Worte, wie h\u228 ?tte er erst mit seinen Kreuzigern verfahren k\u246 ?nnen, wenn es sein Wille gewesen w\u228 ?re, nicht zu leiden? Er geht hier so vor wie seinerzeit, als es sich um die Eselin handelte. Damals hatte er gesagt: \u8222 ?Wenn euch jemand etwas sagt, so spreche nur, der Herr bedarf ihrer\u8220"; \u228 ?hnlich dr\u252 ?ckt er sich auch hier aus: \u8222 ?Der Meister sagt: Bei dir halte ich das Ostermahl.\u8220" Mich wundert es nicht so sehr, dass ihn ein Unbekannter aufnahm, als vielmehr, dass sich derselbe aus der Feindschaft der Menge nichts machte, da er doch gew\u228 ?rtigen musste, er werde sich dadurch heftigen Hass und unvers\u246 ?hnliche Feindschaft zuziehen. Da sie also den Mann nicht kannten, gab er ihnen ein Kennzeichen. \u196 ?hnlich wie{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 sp\u228 ?ter\par} } der Prophet zu Saul gesagt hatte: \u8222 ?Du wirst einen Mann mit einem Schlauche hinaufgehen sehen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 K\u246 ?n 10,3\par} } , so spricht er: \u8222 ?einen Mann mit einem Kruge\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 14,13 u. Lk 22,10\par} } . Beachte, wie er da wieder einen Beweis seiner Macht gibt. Er sagte nicht blo\u223 ?: \u8222 ?Ich halte das Ostermahl\u8220" sondern f\u252 ?gt auch bei: \u8222 ?Meine Zeit ist nahe.\u8220" Das tat er, teils um die J\u252 ?nger immer wieder an sein Leiden zu gemahnen, damit sie durch die h\u228 ?ufigen Vorherverk\u252 ?ndigungen auf die Zukunft gefasst w\u252 ?rden, teils um den J\u252 ?ngern, dem Wirte und allen Juden zu zeigen, dass er sich nicht unfreiwillig dem Leiden unterzieht. Er setzt noch bei: \u8222 ?Mit meinen J\u252 ?ngern\u8220", damit man hinreichend Vorbereitungen treffe und der Mann nicht glaube, der Herr wolle sich verbergen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1153.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1153 }}} V.20: \u8222 ?Als es aber Abend geworden, lie\u223 ? er sich zu Tische nieder mit seinen zw\u246 ?lf J\u252 ?ngern.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da seht! Welche Unversch\u228 ?mtheit von seiten des Judas! Auch er war dabei und kam, um an den Geheimnissen und an der Mahlzeit teilzunehmen; er wird sogar bei Tische beschuldigt, so dass es ihm h\u228 ?tte zu Herzen gehen sollen, auch wenn er ein wildes Tier gewesen w\u228 ?re. Deshalb deutet auch der Evangelist an, dass Christus w\u228 ?hrend der Mahlzeit von dem Verrate spricht, um durch diese Umst\u228 ?nde der Zeit und des Mahles zu zeigen, wie gro\u223 ? die Bosheit des Verr\u228 ?ters war. Als n\u228 ?mlich die J\u252 ?nger gem\u228 ?\u223 ? dem Auftrage Jesu gehandelt hatten, lie\u223 ? er sich, als es Abend geworden, mit den zw\u246 ?lf J\u252 ?ngern zu Tische nieder.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.21: \u8222 ?Und w\u228 ?hrend sie a\u223 ?en, sprach er: Wahrlich, ich sage euch, einer aus euch wird mich verraten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Vor der Mahlzeit hatte er ihnen auch noch die F\u252 ?\u223 ?e gewaschen. Beachte da, wie schonend er mit dem Verr\u228 ?ter verf\u228 ?hrt. Er sagte nicht: der und der wird mich verraten, sondern: \u8222 ?einer aus euch\u8220", um ihm noch einmal durch die Geheimhaltung einen Ansto\u223 ? zur Umkehr zu geben. Ja, um ihn zu retten, versetzt er lieber alle in Schrecken. Einer aus euch zw\u246 ?lfen, sagt er, die ihr immer um mich gewesen seid, denen ich die F\u252 ?\u223 ?e gewaschen habe, denen ich so gro\u223 ?e Verhei\u223 ?ungen gemacht habe. Da erfasste diese heilige Gesellschaft ein uns\u228 ?gliches Leid. Johannes erz\u228 ?hlt: \u8222 ?Sie wurden beunruhigt und sahen einander an\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 13,22\par} } , und ein jeder fragte voll Angst, ob er es sei, wiewohl ihnen ihr Inneres nichts so Abscheuliches vorzuwerfen hatte, und Matth\u228 ?us berichtet:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.22: \u8222 ?Und tief betr\u252 ?bt begannen sie, jeder einzelne zu sagen: Bin etwa ich es, Herr! V.23: Er aber antwortete und sprach: Jener ist es, welchem ich den Bissen Brot eintunken und darreichen werde.\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 vgl. Joh 13,26\par} }\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte, wann er den Verr\u228 ?ter entlarvte, n\u228 ?mlich {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1154.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1154 }}} erst, als er die anderen von der Best\u252 ?rzung befreien wollte, denn sie waren vor Furcht fast tot, weshalb sie ihn auch mit Fragen best\u252 ?rmten. Indessen nicht allein, um ihnen die Angst zu benehmen, tat er es, sondern auch um den Verr\u228 ?ter selbst zu bessern. Da er sich n\u228 ?mlich trotz \u246 ?fterer Anspielung darauf ob seiner Gef\u252 ?hllosigkeit doch nicht gebessert hatte, so riss ihm der Herr, um ihn fester zu fassen, die Maske herab. Da die Apostel vor Kummer zu fragen begannen: \u8222 ?Bin etwa ich es, Herr?\u8220" entgegnete er:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.23: \u8222 ?Der mit mir in die Sch\u252 ?ssel tunkt, der wird mich \u252 ?berantworten. V.24; Der Menschensohn geht zwar von hinnen, wie geschrieben ist von ihm; wehe aber den Menschen, durch welchen der Menschensohn \u252 ?berantwortet wird. Gut w\u228 ?re es f\u252 ?r jenen Menschen, wenn er nicht geboren w\u228 ?re.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Einige sind der Meinung, Judas sei so frech gewesen, dass er ohne Achtung vor dem Meister zugleich mit ihm eintunkte; ich meine jedoch, Christus hat so gehandelt, um ihn zur Umkehr und Sinnes\u228 ?nderung zu bewegen; auch dem lag also eine h\u246 ?here Absicht zugrunde.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Man darf aber \u252 ?ber all das nicht einfach hinwegeilen, sondern muss es tief in sein Herz einpr\u228 ?gen, dann wird der Zorn nicht leicht Raum finden. Wenn man an jenes Abendmahl denkt, wie der Verr\u228 ?ter mit dem Welterl\u246 ?ser zu Tische sa\u223 ?, wie gelassen er mit dem redet, der schon daran war, ihn zu verraten, muss man da nicht das ganze Gift des Zornes und der Rachsucht aus dem eigenen Innern hinauswerfen? Siehe, wie sanft der Herr \u228 ?u\u223 ?ert: \u8222 ?Der Menschensohn geht dahin, wie von ihm geschrieben steht.\u8220" Diese Worte bezweckten einerseits, die J\u252 ?nger aufzurichten, damit sie nicht meinten, er handle aus Schw\u228 ?che so, anderseits den Verr\u228 ?ter zu bessern. \u8222 ?Wehe jenem, Menschen, durch den der Menschensohn verraten wird; es w\u228 ?re besser f\u252 ?r jenen Menschen, wenn er nicht geboren w\u228 ?re.\u8220" Beachte wieder, welch unaussprechliche Sanftmut in seinen Tadelworten liegt. Er spricht die Worte nicht mit Heftigkeit, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1155.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1155 }}} sondern voll Erbarmen und zugleich verbl\u252 ?mt, nicht blo\u223 ? die vorausgehende H\u228 ?rte, sondern auch die nachherige Unversch\u228 ?mtheit des Judas die gr\u246 ?\u223 ?te Entr\u252 ?stung hervorrufen musste. Nach dem Tadel sagt n\u228 ?mlich auch Judas:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.25: \u8222 ?Bin etwa ich es, Rabbi?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 O welch eine Verstocktheit! Obschon er sich des Verrates bewusst ist, fragt er noch! Sogar der Evangelist kann bei dem Berichte sein Staunen \u252 ?ber diese Frechheit nicht verbergen. Wie verh\u228 ?lt sich nun Jesus in seiner Sanftmut und Milde? \u8222 ?Du hast es gesagt\u8220", erwidert er. H\u228 ?tte er nicht antworten sollen: Nichtsw\u252 ?rdiger, Ausbund von Nichtsw\u252 ?rdigkeit, Verfluchter und Niedertr\u228 ?chtiger, schon lange br\u252 ?htest du \u252 ?ber deiner Schandtat, bist schon hingegangen, um den teuflichen Vertrag zu schlie\u223 ?en, hast schon die Summe vereinbart, und da ich dich beschuldige, wagst du noch eine solche Frage? Allein kein solches Wort kommt \u252 ?ber seine Lippen, er sagt blo\u223 ?: \u8222 ?Du hast es gesagt.\u8220" Damit gibt er uns die Weisung, B\u246 ?ses gelassen zu ertragen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber k\u246 ?nnte mich jemand fragen: Wenn es nun geschrieben steht, dass er das leiden soll, weshalb macht er dem Judas Vorw\u252 ?rfe? Der tat doch nur, was geschrieben stand. Freilich, aber ihn leitete nicht diese Absicht, sondern seine Bosheit. Wenn man die Absicht aus dem Auge l\u228 ?sst, wird man sogar den Teufel von der Schuld freisprechen m\u252 ?ssen. Indessen steht die Sache nicht so, durchaus nicht. Der eine wie der andere hat jede erdenkliche Strafe verdient, obwohl die Welt erl\u246 ?st wurde. Denn nicht der Verrat des Judas hat die Erl\u246 ?sung bewirkt, sondern Christi Weisheit und die Kunst seiner Vorsehung, indem er sich der Bosheit der Menschen bediente, um uns zu retten. Wie aber, sagst du, h\u228 ?tte ihn nicht Judas verraten, w\u252 ?rde es dann nicht ein anderer getan haben? Was hat das aber mit unserer Frage zu schaffen? Ja, entgegnest du, wenn Christus gekreuzigt werden sollte, so musste es doch durch jemanden geschehen; und wenn schon durch jemand, dann nur durch einen so ruchlosen Menschen. W\u228 ?ren alle {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1156.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1156 }}} gut gewesen, dann w\u228 ?ren die Veranstaltungen zu unserer Erl\u246 ?sung vereitelt worden, keineswegs. Der Allweise h\u228 ?tte schon unser Heil zu bewerkstelligen gewusst, auch wenn dem so gewesen w\u228 ?re; seine Weisheit ist reich und unersch\u246 ?pflich an Mitteln. Eben deshalb spricht er \u8222 ?Wehe\u8220" \u252 ?ber den Menschen, damit ja niemand meine, er habe dem Erl\u246 ?sungswerk einen Dienst geleistet. Indessen, wieder wendet jemand ein: Wenn es gut gewesen w\u228 ?re, dass er nicht geboren w\u252 ?rde, weshalb lie\u223 ? es dann Gott zu, dass er und die anderen B\u246 ?sen auf die Welt kamen? Du solltest die B\u246 ?sen tadeln, dass sie b\u246 ?se geworden sind, trotzdem es in ihrer Macht lag, es nicht zu werden; indessen k\u252 ?mmerst und sorgst du dich um das, was Gott gef\u228 ?llt. Du musst doch wissen, dass niemand gen\u246 ?tigt wird, schlecht zu werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber es h\u228 ?tten nur Gute geboren werden sollen, erwiderst du, und die H\u246 ?lle w\u228 ?re nicht notwendig noch auch Strafe und Qualen, und es g\u228 ?be keine Spur von Schlechtigkeit; B\u246 ?se sollten gar keine geboren werden, oder sie sollten wenigstens augenblicklich wieder sterben. Zun\u228 ?chst muss ich dir das Wort des Apostels entgegenhalten: \u8222 ?O Mensch, wer bist du, dass du haderst mit Gott? Wird wohl das Gebilde sagen zu seinem Bildner: Warum hast du mich so gemacht?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 R\u246 ?m 9,20\par} } . Verlangst du aber eine Erkl\u228 ?rung, so m\u246 ?chte ich sagen, dass man die Guten mehr bewundert, wenn sie mitten unter B\u246 ?sen leben, und dass ihre Geduld und Tugendgr\u246 ?\u223 ?e gerade dadurch besonders ans Licht tritt. Du aber sprichst, als ob es keines Ringens und K\u228 ?mpfens bed\u252 ?rfte. Wie, sagst du, damit die einen gut erscheinen, werden die anderen gestraft? Gott bewahre! Das geschieht nur infolge ihrer Schlechtigkeit. Nicht weil sie auf dem Schauplatze des Lebens auftreten, sind sie b\u246 ?se, sondern weil sie nachl\u228 ?ssig sind; deshalb verfallen sie aber auch der Strafe. Wie sollten sie auch keine Strafe verdienen, wenn sie so treffliche Lehrer in der Tugend besitzen, ohne daraus Vorteil zu ziehen? Wie die Guten und Braven doppelten Lohnes wert sind, weil sie ordentlich gewesen sind, ohne sich von den B\u246 ?sen verderben zu {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1157.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1157 }}} lassen, so verdienen die Schlechten doppelte Strafe, weil sie b\u246 ?se gewesen sind, da sie doch gut zu sein vermochten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das beweisen jene, die es wirklich geworden sind\par} } , und weil sie sich nicht nach den Guten richteten. Allein, lasset uns sehen, was dieser Elende auf die Beschuldigung des Meisters entgegnet. Was sagt er? \u8222 ?Ich bin es doch nicht etwa, Meister?\u8220" Warum hatte er nicht gleich anfangs so gefragt? Er hatte sich eingeredet, verborgen bleiben zu k\u246 ?nnen, als der Herr sagte: \u8222 ?Einer aus euch\u8220"; als er ihn jedoch bekannt gemacht hatte, wagte er im Vertrauen auf die Nachsicht des Meisters wieder zu fragen, als ginge ihn die Beschuldigung gar nichts an. Daher redete er ihn auch mit \u8222 ?Meister\u8220" an.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Welche Verblendung! Wie weit hat sie ihn gef\u252 ?hrt? Das ist eben der Geldgier eigen, sie macht die Menschen t\u246 ?richt und unvern\u252 ?nftig, frech und h\u252 ?ndisch; ja noch schlimmer als Hunde, sie macht sie aus Hunden zu Teufeln. Judas schloss sich dem Teufel an, der ihn fangen wollte, und verriet Jesus, der ihm wohl wollte; damit war er aus freiem Willen schon zum Teufel geworden. So, wie Judas war, macht die uners\u228 ?ttliche Gier nach Geld auch andere toll, wahnsinnig, ganz versessen auf Gewinn. Wie kann aber Matth\u228 ?us mit den anderen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 22,3\par} } berichten, dass der Teufel damals in ihn fuhr, als er \u252 ?ber den Verrat verhandelte, Johannes hingegen, dass \u8222 ?nach dem Bissen der Satan in ihn fuhr\u8220"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 13,27\par} } , und er musste es doch wissen, da er fr\u252 ?her erz\u228 ?hlt: \u8222 ?W\u228 ?hrend das Abendmahl gehalten wurde, nachdem der Teufel es bereits in das Herz des Judas eingegeben hatte, dass er ihn verrate\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd V.2\par} } . Wie kommt es, dass er nun sagt: \u8222 ?Nach dem Bissen fuhr der Satan in ihn\u8220"? Weil der Teufel nicht unvermittelt und pl\u246 ?tzlich in einen f\u228 ?hrt, sondern zuerst viele Versuche macht. So geschah es auch hier. Anfangs forschte er ihn aus und machte sich unvermerkt an ihn, und als er ihn zur Aufnahme bereit fand, fuhr er {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1158.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1158 }}} schlie\u223 ?lich in ihn und beherrschte ihn v\u246 ?llig. Wie kam es aber, dass sie beim Genusse des Osterlammes gegen das Gesetz verstie\u223 ?en? Es war ja nicht gestattet, sich dabei niederzulassen{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 12,11\par} } . Was ist hierauf zu erwidern? Dass sie sich erst nach dem Genusse des Osterlammes zum Abendmahle niederlie\u223 ?en. Ein anderer Evangelist erz\u228 ?hlt, dass der Herr an jenem Abende nicht blo\u223 ? das Osterlamm a\u223 ?, sondern auch sprach: \u8222 ?Sehnlichst habe ich verlangt, dieses Osterlamm mit euch zu essen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 22,15\par} } , n\u228 ?mlich das Osterlamm dieses Jahres. Was hei\u223 ?t das? Es verlangt ihn nach dem Kreuzestode, weil durch seinen Tod die Welt erl\u246 ?st, die Geheimnisse eingesetzt und das Elend hinweggenommen werden sollte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Allein nichts erweichte, nichts r\u252 ?hrte, nicht besserte jenes gef\u252 ?hllose Tier. Der Herr wehklagte \u252 ?ber ihn: \u8222 ?Wehe jenem Menschen\u8220"; er fl\u246 ?\u223 ?te ihm Furcht ein: \u8222 ?Gut w\u228 ?re es gewesen, wenn er nicht geboren w\u228 ?re?\u8220"; er besch\u228 ?mte ihn: \u8222 ?Wem ich den Bissen eintauche und reichen werde.\u8220" Nichts von all dem vermochte ihn zur\u252 ?ckzuhalten; wie eine Art Tollwut, ja wie eine noch gef\u228 ?hrlichere Krankheit, hatte ihn die Geldgier erfasst. Sie ist ja noch schlimmer als die Tollwut. W\u252 ?rde wohl ein Tollw\u252 ?tender so etwas getan haben? Nicht Schaum geifert aus des Judas Mund, wohl aber der Tod des Herrn; er ballte nicht die H\u228 ?nde zur Faust, aber er streckte sie aus zum Verkaufe des kostbaren Blutes. Sein Wahnsinn war um so \u228 ?rger, weil er dabei seinen gesunden Verstand besa\u223 ?. Aber er redet doch kein unvern\u252 ?nftiges Zeug? Gibt es noch etwas Unvern\u252 ?nftigeres als die Rede: \u8222 ?Was wollt ihr mir geben und ich werde ihn euch verraten?\u8221", \u8222 ?Ich werde ihn verraten\u8221", so spricht der Teufel durch seinen Mund. Aber er stampfte doch nicht mit den F\u252 ?\u223 ?en auf den Boden? Ist es nicht viel besser, auf den Boden mit den F\u252 ?\u223 ?en zu stampfen, als in dieser Weise aufrecht zu stehen? Aber er schlug sich auch nicht an Steine an? Das w\u228 ?re viel besser gewesen, als das Entsetzliche, das er tat. Soll ich vielleicht einen Vergleich anstellen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1159.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1159 }}} zwischen den Besessenen und den Geldgierigen? Doch es darf sich dadurch niemand pers\u246 ?nlich verletzt erachten. Wir spotten nicht \u252 ?ber ein nat\u252 ?rliches Leiden, sondern brandmarken die verkehrte Handlungsweise. Ein Besessener zieht nie Kleider an, schl\u228 ?gt sich selbst gegen Steine, l\u228 ?uft auf ungangbaren und rauhen Wegen dahin und wird mit aller Gewalt vom Teufel getrieben. Bietet das nicht einen schauderhaften Anblick? Wie aber, wenn ich zeige, dass die Geldgierigen ihrer Seele noch weit Schlimmeres antun, und zwar um so viel Schlimmeres, dass jenes im Vergleich damit nur eine Spielerei ist? Werdet ihr euch also vor einer solchen Krankheit h\u252 ?ten? Wohlan denn, lasset uns sehen, ob etwa die Habs\u252 ?chtigen ertr\u228 ?glicher sind. Keineswegs; sie sind noch unausstehlicher, und sch\u228 ?ndlicher als tausend Nackte. Es ist weit besser, der Kleider entbl\u246 ?\u223 ?t zu sein, als in Kleidern, die die Habsucht erworben hat, wie die Bacchanten des Dionysos{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dieser war bei den Griechen der Gott des Weines. Ihm zu Ehren wurden Umz\u252 ?ge mit T\u228 ?nzen veranstaltet. Die Teilnehmer hie\u223 ?en Bacchanten, von Bacchus <=Dionysos\par} } herumzugehen. Wie n\u228 ?mlich diese in Maske und Tracht den Rasenden gleichen, so auch die Geldgierigen. Und wie bei den Besessenen der Wahnsinn schuld ist, dass sie nackt gehen, ebenso ist auch der Wahnsinn an dieser Kleidung schuld, und sie ist erbarmungsw\u252 ?rdiger als die Nacktheit. Das will ich jetzt zu beweisen versuchen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Welchen Wahnsinnigen halten wir wohl f\u252 ?r \u228 ?rger vom Wahnsinn befallen? Den, der nur auf sich selbst, oder den, der auf sich und alle anderen, die ihm in den Weg kommen, losschl\u228 ?gt? Offenbar den letzteren. So entbl\u246 ?\u223 ?en die Wahnsinnigen nur sich selbst, die Geldgierigen aber alle, mit denen sie zu tun haben. Aber, sagt man, jene zerrei\u223 ?en einem die Kleider. Nun, w\u252 ?rde es jeder der Gesch\u228 ?digten sich nicht weit lieber gefallen lassen, dass ihm das Kleid zerfetzt, als dass ihm das ganze Verm\u246 ?gen genommen wird? Allein, versetzen die Wahnsinnigen einem nicht Schl\u228 ?ge ins Gesicht? Dasselbe tun ja auch die Habs\u252 ?chtigen ganz geh\u246 ?rig; und wenn schon nicht alle, so f\u252 ?gen doch alle dem Magen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1160.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1160 }}} durch den Hunger heftigeres Wehe zu, als selbst die Armut. Aber sie bei\u223 ?en nicht mit den Z\u228 ?hnen. Ja, wenn sie doch nur mit den Z\u228 ?hnen verletzen wollten, nicht mit den Pfeilen der Habsucht, die noch schlimmer sind als Z\u228 ?hne. Denn: \u8222 ?Ihre Z\u228 ?hne sind Waffen und Pfeile\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 56,5\par} } . Wer wird mehr zu leiden haben, wer einmal gebissen und dann sofort geheilt wurde, oder wer von den Z\u228 ?hnen der Armut g\u228 ?nzlich zerfleischt wird? Unfreiwillige Armut ist ja schlimmer als ein Glutofen oder ein wildes Tier. Aber sie jagen nicht in den Ein\u246 ?den herum wie die Besessenen. O dass sie sich doch in den Ein\u246 ?den und nicht in den St\u228 ?dten herumtrieben, dann k\u246 ?nnten doch die B\u252 ?rger in Sicherheit leben. Nun aber macht sie der Umstand zu einer noch \u228 ?rgeren Plage als alle Besessenen, dass sie in den St\u228 ?dten ihr Wesen treiben, wie jene in den Ein\u246 ?den; sie machen sogar die St\u228 ?dte zu Ein\u246 ?den und rauben all ihr Eigentum, weil ebenso wie in der Ein\u246 ?de niemand da ist, der sie daran hinderte. Aber sie werfen die Begegnenden nicht mit Steinen? Was macht das? Vor Steinen kann man sich leicht in acht nehmen; wer aber kann sich leicht h\u252 ?ten vor den Wunden, die den ungl\u252 ?cklichen Armen mit Papier und Tinte geschlagen werden, vor den Schuldverschreibungen, die unz\u228 ?hlige Schl\u228 ?ge austeilen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Betrachten wir nun, was die Habs\u252 ?chtigen sich selbst antun? Nackt wandeln sie durch die Stadt, denn es fehlt ihnen das Gewand der Tugend. Und wenn sie darin nichts Unschickliches finden, so r\u252 ?hrt auch das von ihrem Wahnsinn her, der so weit geht, dass ihnen ihre Sch\u228 ?ndlichkeit gar nicht mehr zum Bewusstsein kommt; ja, w\u228 ?hrend sie sich sch\u228 ?men, am Leibe nackt zu sein, prahlen sie noch damit, dass sie eine nackte Seele mit sich herumtragen. Ich kann euch auch erkl\u228 ?ren, wie es kommt, dass sie so unempfindlich sind. Woher kommt es? Sie sind nackt unter vielen, die ebenso nackt sind; deshalb sch\u228 ?men sie sich nicht, wie man sich auch in den B\u228 ?dern nicht sch\u228 ?mt. G\u228 ?be es doch viele, die mit der Tugend angetan w\u228 ?ren, dann w\u252 ?rde ihre {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1161.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1161 }}} Schande deutlicher zutage treten. Nun ist aber gerade das so beweinenswert, dass das B\u246 ?se kein Schamgef\u252 ?hl weckt, weil es ebenso viele B\u246 ?se gibt. Zu allem anderen Unheil hat es der Teufel auch dahin gebracht, dass man das B\u246 ?se gar nicht mehr merkt, da durch die Menge der Schlechten die Schande der S\u252 ?nde verschleiert wird. M\u252 ?\u223 ?te ein B\u246 ?sewicht unter vielen Tugendhaften leben, so w\u252 ?rde er alsbald seiner Nacktheit inne werden. Es ist mithin klar, dass die Habs\u252 ?chtigen nackter sind als die Besessenen. Es wird aber auch niemand in Abrede stellen, dass sie in Ein\u246 ?den umherziehen. Ist doch die Stra\u223 ?e und das weite Stadtgebiet \u246 ?der als jede Ein\u246 ?de. Wenn auch eine gro\u223 ?e Anzahl Leute darin herumgehen, so sind es doch keine Menschen, sondern Schlangen, Skorpione, W\u246 ?lfe, Nattern und Vipern. Solcher Art sind n\u228 ?mlich die B\u246 ?sewichter. Eine solche Gegend ist nicht blo\u223 ? eine Ein\u246 ?de, sondern auch weit unwirtlicher, wie sich aus folgendem ergibt. Steine, Schluchten, Bergesh\u246 ?hen bringen den Wanderern keinen solchen Schaden, wie Raub und Habsucht den Seelen, die solche Dinge betreiben. Ebenso klar ist es, dass sie wie die Besessenen in Gr\u252 ?ften wohnen, ja eigentlich selbst Gr\u228 ?ber sind. Was ist denn ein Grab? Ein Stein, unter dem ein Leichnam liegt. Inwiefern unterscheidet sich nun ihr Leib von solchen Grabsteinen? er ist nur noch viel j\u228 ?mmerlicher. Es ist nicht ein Stein, der eine Leiche birgt, sondern ein Leib, der unempfindlicher ist als Steine, da er eine tote Seele in sich tr\u228 ?gt. Daher geht man auch nicht fehl, wenn man sie Gr\u252 ?fte hei\u223 ?t. Gab doch auch unser Herr haupts\u228 ?chlich aus diesem Grund den Juden diesen Namen, denn er sagte: \u8222 ?Inwendig sind sie voll Raub und Habsucht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 23,25\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Soll ich euch auch noch zeigen, wie die Habs\u252 ?chtigen ihre K\u246 ?pfe an Steinen zerschlagen? Sage mir, woran willst du es zuerst sehen? Am Diesseits oder am Jenseits? Aber aus dem Jenseits machen sie sich nicht arg viel; wir m\u252 ?ssen also beim Diesseits bleiben. Sind die Sorgen, die zwar nicht den Kopf verletzen, wohl aber die Seele aufreiben, nicht schlimmer als noch so viele {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1162.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1162 }}} Steine? Sie leben in der Furcht, es k\u246 ?nnte das unrecht Erworbene auf gerechtem Wege wieder aus ihrem Hause gehen; sie f\u252 ?rchten immer das Schlimmste, sind zornig und erbittert gegen Angeh\u246 ?rige und Fremde; Kummer, Angst, Zorn wechseln miteinander ab, und wie von Abgrund zu Abgrund schreitend lauern sie t\u228 ?glich auf neuen Gewinn. Deshalb bringt ihnen ihr Besitz auch keine Freude, weil sie \u252 ?ber die Sicherheit desselben in Unruhe sind und all ihr Trachten nur auf das ausgeht, was sie noch nicht besitzen. Wie einer, der an fortw\u228 ?hrendem Durst leidet, keinen Genuss findet, wenn er auch viele Brunnen austr\u228 ?nke, weil er sich eben nicht satt trinken kann, so geht es auch dem Habs\u252 ?chtigen; anstatt sich zu freuen, sind sie voll Qual, je mehr sie auch erwerben; denn diese Leidenschaft kennt keine Grenzen. So steht es schon hienieden um sie: Sprechen wir nun auch vom Tage des Gerichtes. Wenn sie selbst sich auch nicht daran kehren, so ist es doch notwendig, dass ich dar\u252 ?ber rede. Am Tage des Gerichtes wird man nun sehen, dass es immer die Habs\u252 ?chtigen sind, die gestraft werden. Denn wenn der Herr sagen wird: \u8222 ?Ich war hungrig, und ihr habt mich nicht gespeist, ich war durstig, und ihr habt mich nicht getr\u228 ?nkt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 25,42\par} } , so gilt diese Strafe ihnen; und wenn er spricht: \u8222 ?Weichet von mir in das ewige Feuer, das dem Teufel bereitet ist\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd.V.41\par} } , so sind es wieder die ungerechten Reichen, die er dahin \u252 ?berweist. Zu dieser Klasse geh\u246 ?rt auch der b\u246 ?se Knecht, der seinen Mitknechten die Habe des Herrn nicht austeilte: eben der Knecht, der das Talent vergraben hatte, sowie die f\u252 ?nf t\u246 ?richten Jungfrauen. Wohin du dich auch wendest, \u252 ?berall findest du, dass gerade die Habs\u252 ?chtigen gestraft werden. Das eine Mal m\u252 ?ssen sie h\u246 ?ren: \u8222 ?Eine Kluft ist zwischen uns und euch\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 16,26\par} } , ein andermal: \u8222 ?Weichet von mir in das Feuer, das bereit steht\u8220"; dann wieder sind sie es, die abgesondert werden und an den Ort gehen m\u252 ?ssen, wo Z\u228 ?hneknirschen ist. \u220 ?berall sieht man, wie sie vertrieben werden, wie sie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1163.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1163 }}} nirgends einen Platz finden, als allein in der H\u246 ?lle, wohin sie versto\u223 ?en werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was wird uns also der wahre Glaube n\u252 ?tzen, wenn diese Worte uns gelten? Im Jenseits Z\u228 ?hneknirschen, \u228 ?u\u223 ?erste Finsternis, das Feuer, das dem Teufel bereitet ist, Trennung und Versto\u223 ?ung. Im Diesseits Feindschaft, Schm\u228 ?hungen, Verleumdungen, Gefahren, Sorgen, Nachstellungen, Hass und Verachtung von seiten aller, selbst der scheinbaren Schmeichler. Wie n\u228 ?mlich die Guten nicht nur von den Guten, sondern auch von den Schlechten bewundert werden, so werden die Schlechten nicht allein von den Guten, sondern auch von den B\u246 ?sen gehasst. Zum Beweise, dass das wahr ist, m\u246 ?chte ich die Geldgierigen gerne fragen, ob sie einander etwa leiden k\u246 ?nnen, ob sie sich nicht gegenseitig f\u252 ?r die gr\u246 ?\u223 ?ten Feinde und Sch\u228 ?diger halten, ob sie einander nicht schm\u228 ?hen, ob sie es nicht als Schimpf bezeichnen, wenn man ihnen diese Schmach vorh\u228 ?lt. Denn es ist dies wirklich die \u228 ?rgste Schmach, und ein Zeichen gro\u223 ?er Schlechtigkeit. Wenn du es schon nicht \u252 ?ber dich bringst, das Geld zu verachten, wor\u252 ?ber willst du da Herr werden? \u252 ?ber Begierlichkeit, Ehrsucht, Zorn, Rachsucht? Wie k\u246 ?nnte man sich das einreden lassen? Was Begierlichkeit des Fleisches, Zorn Rachsucht angeht, so stellen sie viele auf Rechnung k\u246 ?rperlicher Eigenheit und die J\u252 ?nger der Heilkunde leiten die Ausschreitungen von ihr her. Sie behaupten, eine hitzige und feuchte Natur neige mehr zu Wollust, w\u228 ?hrend eine trockene Beschaffenheit der S\u228 ?fte mehr zur Heftigkeit, zum J\u228 ?hzorn und zur Wildheit veranlagt mache. Was aber die Habsucht betrifft, so hat man noch nie geh\u246 ?rt, dass auch nur einer eine \u228 ?hnliche Anschauung ge\u228 ?u\u223 ?ert h\u228 ?tte. So sehr ist man \u252 ?berzeugt, dass diese Leidenschaft nur auf der Nachl\u228 ?ssigkeit und Unempfindlichkeit der Seele beruhe.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Daher bitte ich, lasset uns doch ernstlich alle diese Verkehrtheiten bessern und die Leidenschaften, die sich je nach dem Alter in uns regen, ins Gegenteil verwandeln. Wenn wir aber auf jeder Stufe unseres Lebens den M\u252 ?hen, welche die Tugend fordert, ausweichen, dann {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1164.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1164 }}} werden wir \u252 ?berall Schiffbruch leiden, werden ohne geistliche Sch\u228 ?tze in den Hafen einlaufen und den f\u252 ?rchterlichen Qualen verfallen. Es verh\u228 ?lt sich mit unserem Leben hienieden wie mit der weiten See, wo es verschiedene Meere mit verschiedenen Gefahren gibt. Das \u196 ?g\u228 ?ische ist gef\u228 ?hrlich wegen der Winde, die Tyrrhenische Stra\u223 ?e wegen der Enge, die Charybdis gegen Libyen wegen der Untiefen, die Propontis drau\u223 ?en am Schwarzen Meer wegen der rei\u223 ?enden und tosenden Str\u246 ?mungen, die See hinter Cadix, weil sie \u246 ?de und wenig befahren und an den einzelnen Stellen noch nicht erforscht ist; andere Meere wieder aus anderen Gr\u252 ?nden. In unserem Leben ist das erste Meer unsere Kindheit, die heftige St\u252 ?rme bringt, weil wir noch unverst\u228 ?ndig, flatterhaft und ohne Festigkeit sind. Daher stellt man auch Erzieher und Lehrer auf, um das, was der Natur fehlt, durch besondere Sorgfalt zu ersetzen, wie es auf dem Meere durch die Kunst des Steuermannes geschieht. Nach diesem folgt dann das J\u252 ?nglingsalter, ein Meer, wo heftige Winde wehen, wie auf dem \u228 ?g\u228 ?ischen Busen, indem die Begierlichkeit in uns w\u228 ?chst. Und gerade diese Altersstufe zeigt am wenigsten Tugend, nicht nur, weil sie mehr angefochten wird, sondern auch, weil die Verfehlungen nicht mehr ger\u252 ?gt werden, da Lehrer und Erzieher bereits ihrer Stellung enthoben sind. Wenn nun die St\u252 ?rme heftiger wehen, der Steuermann so schwach ist und ein Sch\u252 ?tzer fehlt, so ist es leicht zu ermessen, wie gro\u223 ? die Gefahr ist. Auf diese Lebensstufe folgt eine andere, das Mannesalter; da treten die Pflichten der Hausverwaltung heran, wenn man heiratet, Kinder hat, eine Familie leitet und Sorgen wie Schneegest\u246 ?ber daherwirbeln. Das ist der Tumultplatz f\u252 ?r Habsucht und Neid. Wenn wir also beim Durchfahren jeder einzelnen Lebensstufe Schiffbruch leiden, wie werden wir im Leben hienieden bestehen? Wie werden wir der Strafe im Jenseits entrinnen? Denn wenn wir in den ersten Jahren nichts Ordentliches lernen, in der Jugend nicht vern\u252 ?nftig werden und als M\u228 ?nner \u252 ?ber die Habsucht nicht Herr geworden sind, so werden wir ins Alter wie in einen Sumpf einlaufen, und zuletzt, wenn durch alle diese {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1165.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1165 }}} St\u246 ?\u223 ?e das Fahrzeug unserer Seele ersch\u252 ?ttert und die Rippen aus den Fugen gegangen sind, in dem Hafen dort dr\u252 ?ben landen mit einer Ladung von Unrat anstatt von geistlichen G\u252 ?tern, dem Teufel zum Hohngel\u228 ?chter, uns zum Schmerze, weil wir jetzt der unausstehlichen Strafe anheimfallen. Um also diesem Los zu entgehen, m\u252 ?ssen wir durchaus Ma\u223 ? halten, gegen jede Leidenschaft Stellung nehmen und die Sucht nach Reichtum ausrotten. Dann werden wir den ewigen Lohn erlangen durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, dessen Ehre w\u228 ?hrt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Zweiundachtzigste Homilie. Kap.XXVI, V.26-35.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: \u8222 ?W\u228 ?hrend sie aber a\u223 ?en, nahm Jesus Brot und segnete es, brach es und gab es seinen J\u252 ?ngern und sprach: Nehmet hin und esset dieses ist mein Leib.\u8221" V.27: \u8222 ?Und er nahm den Kelch, sagte Dank und gab ihnen denselben, indem er sagte: Trinket alle aus ihm.\u8221" V.28: \u8222 ?Denn dieses ist mein Blut des Neuen Bundes, welches f\u252 ?r viele vergossen wird zur Vergebung der S\u252 ?nden.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 O, wie gro\u223 ? ist die Verblendung des Verr\u228 ?ters! Trotzdem er an den Geheimnissen teilnahm, blieb er doch derselbe, trotz des Genusses der Speise, die ihn mit heiliger Schauer erf\u252 ?llen musste, \u228 ?nderte er sich nicht. So legt es auch Lukas{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 13,27 (nicht bei Lukas).\par} } dar, wenn er berichtet, dass daraufhin der Satan in ihn gefahren sei. Das tat er, nicht etwa, um den Leib des Herrn zu verachten, sondern um die Unversch\u228 ?mtheit des Verr\u228 ?ters zu brandmarken. Zwei Umst\u228 ?nde sind es, welche die S\u252 ?nde erschweren, n\u228 ?mlich dass Judas mit einer solchen Gesinnung den {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1166.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1166 }}} Geheimnissen nahte, und dass er trotzdem nicht besser wurde. Weder Furcht noch Wohltat noch Ehre machten mehr Eindruck auf ihn. Obgleich Christus alles wusste, hinderte er ihn doch nicht. Er wollte zeigen, dass er nichts unversucht lie\u223 ?, was ihn h\u228 ?tte bessern k\u246 ?nnen. Deshalb suchte er ihn vorher und auch sp\u228 ?ter noch immer wieder zu warnen und zur\u252 ?ckzuhalten durch Wort und Werk, durch Schrecken und Liebe, durch Drohungen und Ehrenbezeigungen. Aber nichts vermochte ihn von dieser schrecklichen Leidenschaft abzubringen. Daher wendet sich der Herr schlie\u223 ?lich von ihm, bringt den J\u252 ?ngern durch die Geheimnisse wieder seinen Opfertod in Erinnerung und spricht w\u228 ?hrend des Mahles von der Kreuzigung, um sie durch h\u228 ?ufige Hinweise vorzubereiten, sich in sein Leid zu schicken. Denn wenn sie nach so vielen Vorbereitungen und Vorhersagungen noch in Verwirrung gerieten, wie w\u228 ?re es ihnen erst ergangen, wenn sie vorher nichts davon geh\u246 ?rt h\u228 ?tten?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \u8222 ?Und w\u228 ?hrend sie a\u223 ?en, nahm er das Brot und brach es.\u8221" Warum feierte er dieses Geheimnis gerade jetzt, zur Zeit des Osterfestes? Zum deutlichen Beweis, dass er auch der Stifter des Alten Bundes ist und dass dessen Einrichtungen wie ein Schatten diese Ereignisse vorherverk\u252 ?ndigten. Deshalb setzt er jetzt an Stelle des Bildes die Wirklichkeit. Der Abend war ein Hinweis, dass die F\u252 ?lle der Zeiten erschienen sei und seine Laufbahn sich nunmehr dem Ende zuneige. Durch die Danksagung gibt er uns zu erkennen, wie dieses Geheimnis zu verstehen ist, und zeigt, dass er nicht gegen seinen Willen das Leiden antritt. Endlich belehrt er uns, dass wir alles, was immer uns trifft, dankbar hinnehmen sollen, und stellt uns auch dadurch selige Hoffnungen in Aussicht. Wenn schon das Vorbild von einer so dr\u252 ?ckenden Knechtschaft befreite, wieviel mehr wird die Wahrheit die Welt erl\u246 ?sen und durch ihre Hingabe unserem Geschlechte Heil bringen. Deshalb hatte Jesus das Geheimnis auch nicht fr\u252 ?her eingesetzt, sondern erst, als die Verbindlichkeit des Gesetzes aufh\u246 ?ren sollte. Er hebt auch das Hauptfest der Juden auf, indem er sie an einen anderen Tisch voll heiligen Schauers setzt: \u8222 ?Nehmet und esset\u8221", sagt er, \u8222 ?das ist mein Leib, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1167.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1167 }}} der f\u252 ?r viele geopfert wird.\u8221" Wie kommt es nun aber, dass die Apostel bei diesen Worten nicht erschraken? Weil er ihnen schon oft in der Zeit vorher gro\u223 ?e Dinge geweissagt hatte. Daher trifft er auch keine besonderen Vorbereitungen mehr, sie hatten ja bereits genug davon geh\u246 ?rt, wohl aber gibt er als Zweck seines Leidens an: die Tilgung der S\u252 ?nden. Er nennt sein Blut das Blut des Neuen Bundes, d.h. des Versprechens, der Verhei\u223 ?ung des neuen Gesetzes. Sein Blut hatte er seit alters verhei\u223 ?en; es bildet die Grundlage des Neuen Bundes. Das Alte Testament besa\u223 ? (f\u252 ?r seine Opfer) Schafe und K\u228 ?lber, das Neue hat das Blut des Herrn. Zugleich weist Jesus darauf hin, dass sein Tod notwendig ist, deshalb gebraucht er das Wort Testament und erinnert an den Alten Bund, der ja auch durch Blut geschlossen worden war. Und noch einmal spricht er von dem Zwecke seines Todes: \u8222 ?Das f\u252 ?r viele vergossen wird zur Vergebung der S\u252 ?nden\u8221", und f\u252 ?gt bei: \u8222 ?Dies tut zu meinem Andenken\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 11,26.\par} }. Siehst du, wie er die j\u252 ?dischen Gebr\u228 ?uche abschafft und beseitigt? Der Sinn ist: Gleichwie ihr jene Feier beginget zur Erinnerung an die Zeichen in \u196 ?gypten, so feiert auch dieses Geheimnis zur Erinnerung an mich. Dort wurde das Blut vergossen zur Errettung der Erstgeburt, mein Blut wird vergossen zur Vergebung der S\u252 ?nden der ganzen Welt. Denn: \u8222 ?Das ist mein Blut, das vergossen wird zur Vergebung der S\u252 ?nden.\u8221" Durch diese Worte wollte der Herr zugleich darauf hinweisen, dass sein Leiden und sein Kreuzestod ein Geheimnis ist, und wollte so seine J\u252 ?nger wieder tr\u246 ?sten. Gleichwie Moses sagt: \u8222 ?Das soll euch zum ewigen Ged\u228 ?chtnis sein\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 3,15.\par} }, so spricht er: \u8222 ?zu meinem Andenken\u8221", bis ich komme. Darum sagt er auch: \u8222 ?Sehnlichst habe ich verlangt dieses Osterlamm mit euch zu essen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 22,15.\par} }, d.h. euch in die neue Ordnung einzuf\u252 ?hren und das Osterlamm zu reichen, um dessentwillen ich euch geistig machen werde. Er selbst trank auch aus dem Kelche. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1168.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1168 }}} Die J\u252 ?nger h\u228 ?tten bei seinen Worten sagen k\u246 ?nnen: Wie? Wir sollen Blut trinken und Fleisch essen? Das h\u228 ?tte sie dann ganz au\u223 ?er Fassung gebracht (denn als er dar\u252 ?ber blo\u223 ? m\u252 ?ndlich sich \u228 ?u\u223 ?erte, hatten sich viele schon an seinen Worten gesto\u223 ?en). Um sie also vor der Best\u252 ?rzung zu bewahren, trank er zuerst selbst und f\u252 ?hrte sie so ohne Beunruhigung in die Teilnahme an den Geheimnissen ein. Das ist die Erkl\u228 ?rung daf\u252 ?r, dass er sein eigenes Blut trank. Wie ist es nun, fragst du; soll man auch das alte Fest begehen? Mitnichten. Ebendarum befahl er: \u8222 ?Tut dieses\u8221", damit man jenes aufgebe. Es ist ja auch \u252 ?berfl\u252 ?ssig, wenn das neue Osterlamm, wie es tats\u228 ?chlich der Fall ist, die Vergebung der S\u252 ?nden bewirkt. Wie einst bei den Juden, so verband er auch hier mit dem Geheimnisse das Andenken an eine Wohltat und nimmt auch damit den Irrgl\u228 ?ubigen jede Einrede vorweg. Denn wenn sie fragen: Wie kann man denn erkennen dass Christus geopfert wurde? So wiederlegen wir sie unter anderem auch durch den Hinweis auf die Geheimnisse. Ist Jesus nicht gestorben, wessen Zeichen sind dann die Opfergaben?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, wie Jesus es sich angelegen sein l\u228 ?sst, immer daran zu erinnern, dass er f\u252 ?r uns gestorben ist? Da er n\u228 ?mlich wusste, dass Marcion, Valentin, Manes und ihre Anh\u228 ?nger auftreten und diese Heilstaten leugnen w\u252 ?rden, so kommt er unabl\u228 ?ssig auch in den Geheimnissen auf die Erinnerung an sein Leiden zur\u252 ?ck, damit sich ja niemand hintergehen lasse; er erl\u246 ?st und unterweist uns zugleich durch jenes Heilige Mahl. Es ist der Angelpunkt alles Heiles, weshalb auch Paulus immer wieder davon predigt. Nachdem er ihnen sodann{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 das Sakrament\par} } gereicht, f\u228 ?hrt er fort: V.29: \u8222 ?Von jetzt an werde ich nicht mehr trinken von dem Erzeugnis des Weinstockes bis zu jenem Tag, da ich es als ein Neues mit euch trinke im Reiche meines Vaters.\u8220" Nachdem der g\u246 ?ttliche Heiland \u252 ?ber Leiden und Kreuzestod gesprochen hat, bringt er die Rede auch wieder auf die Auferstehung, indem er das{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Himmel\par} } {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1169.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1169 }}} Reich erw\u228 ?hnt; so nennt er n\u228 ?mlich seine Auferstehung. Weshalb hat er aber auch nach der Auferstehung getrunken? Damit die Unverst\u228 ?ndigen die Auferstehung nicht f\u252 ?r eine leere Einbildung hielten. Die gew\u246 ?hnlichen Leute betrachteten ja das Trinken als einen Beweis der Auferstehung. Darum sagten auch die Apostel, wenn sie die Leute von der Auferstehung zu \u252 ?berzeugen suchten: \u8222 ?Wir haben mit ihm zusammen gegessen und getrunken\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 10,11\par} } . Um also zu bekunden, dass sie ihn nach der Auferstehung deutlich sehen, wieder mit ihm verkehren und diese Tatsache auf Grund von Geschehenem und Erlebtem bezeugen werden, sprach er: \u8222 ?Bis ich es mit euch als Neues trinke\u8220", und ihr werdet Zeugen daf\u252 ?r sein. Ihr werdet mich ja als Auferstandenen sehen. Was bedeutet denn das Wort: \u8222 ?neues\u8220"? Auch eine neue, d.h. bisher fremde Weise, da ich keinen sterblichen Leib mehr haben werde, sondern einen unsterblichen, unverweslichen, der keiner Nahrung mehr bedarf. So a\u223 ? und trank er nach der Auferstehung nicht aus Bed\u252 ?rfnis. Sein Leib hatte solche Dinge nicht mehr n\u246 ?tig, sondern zur Bekr\u228 ?ftigung seiner Auferstehung. Weshalb trank er aber nach der Auferstehung nicht Wasser, sondern Wein?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Um eine andere b\u246 ?se Irrlehre gr\u252 ?ndlich auszurotten. Es gibt n\u228 ?mlich Leute, die zu den Geheimnissen Wasser nehmen.{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So die Ebioniten, Enkratiten und Manich\u228 ?er\par} } . Deshalb hebt er auch hervor, dass er bei der Einsetzung der Geheimnisse Wein gebrauchte und nach der Auferstehung auch au\u223 ?er der Geheimnisfeier bei einer gew\u246 ?hnlichen Mahlzeit Wein trank, und sagte: \u8222 ?Von dem Erzeugnis des Weinstockes.\u8220" Der Weinstock erzeugt doch Wein und nicht Wasser. V.30: \u8222 ?Und als sie den Lobgesang gebetet hatten, gingen sie hinaus auf den \u214 ?lberg.\u8220" Das sollen sich alle merken, die da gleich Schweinen essen, dann ohne weiteres den Tisch von sich sto\u223 ?en und trunken aufstehen, w\u228 ?hrend sie doch danken und mit einem Loblied schlie\u223 ?en sollten. H\u246 ?ret es auch alle, die ihr bei den Geheimnissen das Schlussgebet nicht abwartet, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1170.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1170 }}} das doch eine Erinnerung an jenes Gebet ist. Jesus dankte, ehe er den J\u252 ?ngern das Brot reichte, damit auch wir danken sollen. Er dankte in einem Lobgesang nach der Darreichung, damit auch wir so tun. Warum geht er aber dann auf den Berg hinaus? Um sich finden zu lassen, wenn man ihn gefangen nehmen wollte; es sollte nicht scheinen, als verberge er sich, deshalb eilte er, an den Ort zu kommen, der auch dem Judas bekannt war.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.31: \u8222 ?Dann sagte er zu ihnen: Alle werdet ihr \u196 ?rgernis an mir nehmen.\u8220", und er f\u252 ?gte auch eine Weissagung bei: \u8222 ?Denn es steht geschrieben: Schlagen werde ich den Hirten und zerstreuen werden sich die Schafe\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zach 13,7\par} } ;\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 er will die Apostel zugleich mahnen, immer auf die Schrift zu achten, und dabei ausdr\u252 ?cken, dass er nach dem Ratschlusse Gottes gekreuzigt w\u252 ?rde. Bei jeder Gelegenheit ist er bedacht zu zeigen, dass er nicht im Gegensatze zum Alten Bunde oder zu Gott stehe, der sich darin geoffenbart hat und dass alles um der Erl\u246 ?sung willen geschah und in der Weise, wie es die Propheten von jeher vorherverk\u252 ?ndigt hatten. So mussten die J\u252 ?nger gro\u223 ?e Zuversicht fassen, auch hinsichtlich dessen, was noch Heilsameres kommen sollte. Er lehrte auch, was f\u252 ?r Leute sie vor der Kreuzigung und wie sie nachher waren. Sie, die nicht einmal standhalten konnten, als er gekreuzigt wurde, sie sind nach seinem Tode entschlossen und st\u228 ?rker als Diamant.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Auch in der Flucht und Feigheit der J\u252 ?nger liegt ein Beweis seines Todes. Denn wenn man trotz allem, was getan und geredet worden war, sich nicht zu sagen scheut, er sei nicht gekreuzigt worden, wie weit w\u252 ?rde man erst in der Gottlosigkeit gegangen sein, wenn nichts dergleichen geschehen w\u228 ?re? So wird nicht blo\u223 ? sein eigenes Leiden, sondern auch das Verhalten der J\u252 ?nger ein Beweis f\u252 ?r die Wahrheit seines Todes, ebenso wie die Feier der Geheimnisse; die verderblichen Ansichten der Marcionisten fallen damit in sich selbst zusammen. Ebendarum lie\u223 ? er es auch geschehen, dass ihn das Oberhaupt der Apostel verleugnete. W\u228 ?re er nicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1171.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1171 }}} gefesselt und gekreuzigt worden, wie erkl\u228 ?rte es sich dann, dass ihn und auch die anderen eine so heftige Furcht befiel? Indessen lie\u223 ? Christus die J\u252 ?nger nicht lange unter dem Drucke der Traurigkeit, sondern sagte:\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.32: \u8222 ?Wenn ich aber erstanden sein werde, werde ich euch vorangehen nach Galil\u228 ?a.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er erscheint nicht sogleich vom Himmel her, er geht nicht in irgendein entlegenes Land, sondern bleibt unter dem Volke, wo er gekreuzigt wurde, fast in derselben Gegend, um auch dadurch ihren Glauben zu wecken, dass der Gekreuzigte und Auferstandene ein und dieselbe Person ist, und sie so in ihrer Trauer um so wirksamer zu tr\u246 ?sten. Daher sagte er auch: \u8222 ?In Galil\u228 ?a\u8220", um ihre Angst vor den Juden zu beseitigen und sie zum Glauben an seine Worte zu bewegen. Das also ist der Grund, warum er gerade dort erschien.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.33: \u8222 ?Petrus aber entgegnete und sprach zu ihm: Und wenn auch alle \u196 ?rgernis nehmen werden an Dir, ich werde niemals \u196 ?rgernis nehmen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was redest du, Petrus? Der Prophet hatte gesagt: \u8222 ?Die Schafe werden zerstreut werden\u8220", Christus bekr\u228 ?ftigt die Weissagung, und du sprichst: Nein? Gen\u252 ?gt dir die erste Zurechtweisung nicht, als du sagtest: \u8222 ?Ferne sei es von dir\u8220"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 16,22\par} } . Daher lie\u223 ? es der Herr nun auch zu, dass Petrus fiel, um ihn so zu belehren, dass man in allem Christo glauben und sein Wort f\u252 ?r zuverl\u228 ?ssiger halten muss als sein eigenes Gewissen. Auch die \u252 ?brigen sch\u246 ?pften nicht geringen Nutzen aus der Verleugnung Petri, da sie an ihr die menschliche Schw\u228 ?che und Gottes Wahrhaftigkeit erkannten. Wenn er etwas vorhersagt, so darf man nicht mehr deuteln und sich nicht \u252 ?ber die anderen erheben. Denn es hei\u223 ?t: \u8222 ?Du wirst R\u252 ?hmen f\u252 ?r dich selbst haben und nicht f\u252 ?r andere\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gal 6,4\par} } . Petrus h\u228 ?tte bitten sollen: Hilf uns, dass wir Dich nicht verlassen, anstatt dessen beteuert er voll Selbstvertrauen: \u8222 ?Und wenn auch alle \u196 ?rgernis nehmen werden an Dir, ich werde niemals \u196 ?rgernis nehmen.\u8220"; {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1172.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1172 }}} wenn dies allen widerf\u228 ?hrt, meint er, mir wird so etwas nie widerfahren, und so verstieg er sich allm\u228 ?hlich bis zur Anma\u223 ?ung. Um sie nun in die Schranken zu weisen, lie\u223 ? Christus die Verleugnung zu. Da er sich weder durch ihn noch durch den Propheten belehren lie\u223 ?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebendarum hatte er ja den Propheten angef\u252 ?hrt, dass sie nicht widersprechen sollten\par} } , da er sich also nicht an die Worte kehrte, wird er durch die Tatsachen belehrt. Dass es der Herr zu dem Zwecke geschehen lie\u223 ?, um ihn von diesem Fehler zu heilen, sagen dir seine Worte: \u8222 ?Ich habe f\u252 ?r dich gebetet, dass dein Glaube nicht ausgehe\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 22,32\par} } . Damit wollte er ihm eine scharfe Zurechtweisung erteilen und ihm bedeuten, dass sein Fall schlimmer war als der der anderen und st\u228 ?rkere Hilfe erforderte. Zwei Fehler hatte sich Petrus zuschulden kommen lassen; dass er widersprach und dass er sich \u252 ?ber die anderen \u252 ?berhob; ja, noch einen dritten, dass er in allem auf die eigene Kraft pochte. Um diese Fehler zu heilen, lie\u223 ? der Herr den Fall geschehen. Deshalb spricht er auch: \u8222 ?Simon, Simon, siehe, der Satan hat nach euch begehrt, um euch zu sieben wie den Weizen\u8220", d.h. um euch zu verwirren, zu beunruhigen, zu versuchen. \u8222 ?Ich aber habe gebetet f\u252 ?r dich, dass dein Glaube nicht ausgehe\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ebd 31 u. 32\par} } . Wenn nun der Teufel alle begehrt hatte, warum sagt Jesus nicht: Ich habe f\u252 ?r alle gebetet? Ist es nicht klar, dass es aus dem Grunde geschah, den ich vorhin erw\u228 ?hnte? Er wollte den Petrus zurechtweisen und zeigen, dass er schlimmer fehlte als die anderen; darum richtete er das Wort an ihn. Weshalb sagte er aber nicht: Ich habe es verhindert, sondern: \u8222 ?Ich habe gebetet\u8220"? Er f\u252 ?hrt eine dem\u252 ?tige Sprache, da er das Leiden antritt, um seine menschliche Natur hervorzuheben. Christus hatte die Kirche auf das Bekenntnis Petri gebaut und hatte sie so gefestigt, dass tausend Gefahren und Todeurteile sie nicht \u252 ?berw\u228 ?ltigen k\u246 ?nnen; er hatte ihm die Schl\u252 ?ssel des Himmelreiches gegeben und ihm eine so gro\u223 ?e Gewalt {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1173.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1173 }}} anvertraut, und nirgends hatte er dazu des Gebetes bedurft{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 er hatte nicht gesagt: Ich habe gebetet, sondern mit eigener Vollgewalt: \u8222 ?Ich werde meine Kirche bauen\u8220", \u8222 ?Ich werde dir die Schl\u252 ?ssel des Himmelreiches geben\u8220"\par} } ; wie brauchte er nun das Gebet, um die Seele eines einzigen gef\u228 ?hrdeten Menschen zu festigen? Weshalb hat er also diesen Ausdruck gew\u228 ?hlt? Aus dem Grunde, den ich erw\u228 ?hnt habe und wegen der Schwachheit der J\u252 ?nger, da sie noch nicht die rechte Meinung von ihm hatten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie kam es nun, dass Petrus den Herrn verleugnete? Christus hatte nicht gesagt: Damit du mich nicht verleugnest, sondern: Damit dein Glaube nicht ausgehe, damit du nicht v\u246 ?llig verloren gehst. Es war das ein Erweis seiner F\u252 ?rsorglichkeit. Die Furcht hatte Petrus ganz niedergeschmettert, sie war \u252 ?berm\u228 ?chtig, und zwar, weil ihm Gott seinen Beistand ganz entzogen hatte und zwar deshalb, weil auch die Leidenschaft der Anma\u223 ?ung und des Widerspruches in ihm so stark war. Um sie gr\u252 ?ndlich auszumerzen, lie\u223 ? ihn der Herr so heftig von der Angst befallen werden. Weil diese Leidenschaft in ihm so schlimm war, lie\u223 ? er es nicht bei dem bereits Geschehenen bewenden, dass er n\u228 ?mlich dem Propheten und Christus widersprach; als n\u228 ?mlich Christus zu ihm sagte\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.34: \u8222 ?Wahrlich, ich sage dir, dass du in dieser Nacht, bevor der Hahn kr\u228 ?ht, mich dreimal verleugnen wirst\u8220", da hatte er versichert: V.35: \u8222 ?Und wenn ich auch mit Dir sterben m\u252 ?sste, nimmer werde ich Dich verleugnen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lukas gibt zu erkennen, dass Petrus um so heftiger widersprach, je mehr Christus das Gegenteil behauptete. Ja, was tust du da, Petrus? Als der Herr erkl\u228 ?rte: \u8222 ?Einer aus euch wird mich verraten\u8220", da warst du voll Bef\u252 ?rchtung, du k\u246 ?nntest der Verr\u228 ?ter sein, und n\u246 ?tigtest den Mitapostel zu fragen, obschon du dir nichts dergleichen bewusst warst; jetzt, da er ausdr\u252 ?cklich betont: \u8222 ?Alle werden sich \u228 ?rgern\u8220", machst du Einreden? nicht nur einmal, sondern zweimal und wiederholt? So berichtet uns n\u228 ?mlich Lukas. Woher kam das bei ihm? Von seiner innigen Liebe, von seiner z\u228 ?rtlichen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1174.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1174 }}} Anh\u228 ?nglichkeit. Nachdem er der Angst wegen des Verrates \u252 ?berhoben war und den Verr\u228 ?ter kannte, redet er voll Zuversicht und stellt sich \u252 ?ber die anderen: \u8222 ?Wenn auch alle sich \u228 ?rgern\u8220", spricht er, \u8222 ?ich werde mich nicht \u228 ?rgern.\u8220" Es zeigt sich in dem Vorgange wohl auch ein gewisser Ehrgeiz. Hatten doch beim Abendmahle die Apostel auch dar\u252 ?ber verhandelt, wer von ihnen der Gr\u246 ?\u223 ?te sei so sehr hielt sie diese Leidenschaft in Fesseln. Daher suchte ihn auch der Herr davon zu heilen, nicht etwa indem er ihn zur Verleugnung dr\u228 ?ngte, das sei ferne, sondern indem er ihm seine Hilfe entzog und so die menschliche Natur besch\u228 ?mte. Siehe nur, wie Petrus sp\u228 ?ter bescheiden ist. Als er nach der Auferstehung fragte: \u8222 ?Was will denn dieser da?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 21,21\par} } und abgewiesen wurde, wagte er nicht, wie hier, zu widersprechen, sondern schwieg. Ebenso schweigt er, ohne etwas einzuwenden, als er bei der Himmelfahrt die Worte Christi h\u246 ?rte: \u8222 ?Nicht an euch ist es, die Zeiten oder Augenblicke zu erkennen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 1,7\par} } . Und da ihm sp\u228 ?ter auf dem Dache bei der Erscheinung des Tuches eine Stimme zurief: \u8222 ?Was Gott gereinigt hat, nenne du nicht Gemeines\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 10,15\par} } , bleibt er still und rechtet nicht, obgleich er den Sinn der Worte noch nicht klar erfasste.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Alles das waren Wirkungen jenes Falles. Vordem vertraute Petrus vermessen auf sich selbst. \u8222 ?Wenn auch alle sich \u228 ?rgern, ich werde mich nicht \u228 ?rgern; und sollte ich auch sterben m\u252 ?ssen, ich werde Dich nicht verleugnen\u8220", sagt er, wo er doch h\u228 ?tte beif\u252 ?gen sollen: Wenn ich Deinen Beistand besitze. Sp\u228 ?ter redet er ganz anders: \u8222 ?Was schauet ihr auf uns, gleich als h\u228 ?tten wir durch selbsteigene Tugend oder Kraft bewirkt, dass er umhergehe?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 3,12\par} } . Hieraus lernen wir die gro\u223 ?e Glaubenswahrheit kennen, dass die Bereitwilligkeit des Menschen nicht hinreicht, wenn ihm nicht auch der \u252 ?bernat\u252 ?rliche Beistand zuteil wird, und dass anderseits auch die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1175.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1175 }}} \u252 ?bernat\u252 ?rliche Hilfe nichts frommt, wenn es am guten Willen fehlt. F\u252 ?r beide S\u228 ?tze liefern Judas und Petrus den Beweis. Der eine empfing viel Gnadenbeistand, ohne dass es ihm n\u252 ?tzte, weil es ihm am guten Willen mangelte und an der Mitwirkung; der andere war bereitwillig, aber er fiel, da er keinen Beistand hatte. Beides muss zusammentreffen, wenn ein Tugendwerk zustandekommen soll. Daher bitte ich, lasset uns nicht schlafen und nicht alles Gott allein \u252 ?berlassen, noch auch Anstrengungen machen in der Meinung, wir k\u246 ?nnen alles aus eigenen Kr\u228 ?ften zuwegebringen. Gott will nicht, dass wir die H\u228 ?nde in den Scho\u223 ? legen, deshalb tut er nicht alles allein; er will aber auch nicht, dass wir eingebildet werden, deshalb hat er nicht alles uns anheimgestellt; er hat vielmehr in beiden Beziehungen das Nachteilige beseitigt, und uns nur das N\u252 ?tzliche \u252 ?briggelassen. Daher lie\u223 ? er auch den Apostelf\u252 ?rsten fallen, um ihn bescheiden zu machen und so in der Liebe zu f\u246 ?rdern. \u8222 ?Wem mehr erlassen wird\u8220", sagt er, \u8222 ?der wird auch mehr lieben\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 7,47\par} } . Lasset uns also allweg Gott vertrauen und nie widersprechen, auch wenn seine Worte unserer Vernunft und dem Augenschein zu widersprechen scheinen; sein Wort muss uns auf alle F\u228 ?lle mehr gelten als Vernunft und Sinne.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das muss auch unser Grundsatz bei den Geheimnissen sein. Wir d\u252 ?rfen nicht blo\u223 ? auf das schauen, was vor uns liegt, sondern m\u252 ?ssen uns an seine Worte halten. Sein Wort ist untr\u252 ?glich, unsere Sinne sind der T\u228 ?uschung leicht unterworfen. Jenes ist immer wahr, diese irren sich gar oft. Da er nun spricht: \u8222 ?Das ist mein Leib\u8220", so wollen wir uns f\u252 ?gen, wollen glauben und ihn mit den Augen des Geistes betrachten. Christus hat uns nichts Sinnf\u228 ?lliges \u252 ?bergeben, sondern lauter Geistiges, aber in sinnf\u228 ?lliger H\u252 ?lle. So ist es ja auch bei der Taufe; in der sinnf\u228 ?lligen Handlung empfangen wir \u228 ?u\u223 ?erlich das Wasser, die Wirkung, die Wiedergeburt und Erneuerung ist jedoch geistig. Wenn du ein k\u246 ?rperloses Wesen w\u228 ?rest, h\u228 ?tte er dir die unk\u246 ?rperlichen Gaben unmittelbar gegeben; nachdem aber die Seele an {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1176.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1176 }}} einen Leib gekn\u252 ?pft ist, reicht er dir das Geistige in sinnf\u228 ?lliger Gestalt. Wie viele gibt es, die w\u252 ?nschen: K\u246 ?nnte ich doch den Herrn von Gestalt sehen, sein Gesicht, seine Kleider, seine Schuhe! Wohlan, du siehst ihn, ber\u252 ?hrst ihn, genie\u223 ?est ihn. Du willst blo\u223 ? das Gewand sehen, er aber gibt dir sich selbst, nicht allein zu sehen, sondern sogar zu ber\u252 ?hren, zu essen und l\u228 ?sst sich in dein Inneres aufnehmen. Es trete somit niemand voll \u220 ?berdruss, voll Gleichg\u252 ?ltigkeit hinzu, alle vielmehr voll Feuer, voll Glut und Begeisterung. Wenn schon die Juden stehend, die Schuhe an den F\u252 ?\u223 ?en und St\u228 ?be in den H\u228 ?nden, eilig das Osterlamm a\u223 ?en{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 12,11\par} } ,um wieviel mehr sollst du wachsam sein! Weil jene im Begriffe standen, nach Pal\u228 ?stina fortzuziehen, hatten sie auch schon das \u196 ?u\u223 ?ere von Reisekleidung; du aber hast als Reiseziel den Himmel.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 5.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sonach muss man allzeit wachsam sein, denn es ist keine geringe Strafe, welche die unw\u252 ?rdigen Teilnehmer trifft. Beherzige, wie heftig du gegen den Verr\u228 ?ter, gegen die Kreuziger aufgebracht bist. Sieh also zu, dass nicht auch du des Leibes und Blutes Christi schuldig wirst. Sie hatten den allerheiligsten Leib gemordet, du empf\u228 ?ngst ihn in einer schmutzigen Seele, trotzdem er dir so gro\u223 ?e Wohltaten erwiesen. Er begn\u252 ?gte sich nicht damit, Mensch zu werden, sich gei\u223 ?eln und hinschlachten zu lassen, er geht sogar in uns ein, er macht uns nicht etwa nur im Glauben, sondern in der Wirklichkeit zu seinem Leibe. Was soll daher noch reiner sein als ein Mensch, der ein so heiliges Opfer genie\u223 ?t? Um wieviel reiner als der Sonnenstrahl muss die Hand sein, die dieses Fleisch teilt, der Mund, der vom geistlichen Feuer erf\u252 ?llt ist, die Zunge, die vom schauererregenden Blute ger\u246 ?tet wird? Beherzige, welche Ehre dir erwiesen worden, an welchem Tische du zu Gaste bist! Was die Engel mit Zittern sehen und ohne Leben nicht anzublicken wagen, weil Blitze davon ausgehen, damit werden wir gespeist, damit vereinigt, so dass wir mit Christus ein Leib und ein Fleisch werden. \u8222 ?Wer {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1177.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1177 }}} wird die Gro\u223 ?taten des Herrn preisen? Wer wird sein Lob verk\u252 ?nden?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 105,2\par} } Wo ist ein Hirt, der seine Schafe mit seinem eigenen Leibe speist? Was rede ich von einem Hirten? Es gibt oft M\u252 ?tter, die nach den Wehen der Geburt ihre Kinder fremden Ammen \u252 ?bergeben. Der Herr brachte so etwas nicht \u252 ?bers Herz; er n\u228 ?hrt uns mit seinem eigenen Blute und kettet uns auf alle Art an sich. Siehe, er wurde aus unserer Natur geboren. Aber, sagst du, das geht nicht alle Menschen an. Und doch geht es alle an. Denn wenn er unsere Natur heimsuchte, hat er offenbar uns alle heimgesucht, und wenn alle, so auch jeden einzelnen von uns. Aber wie kommt es, fragst du, dass nicht alle daraus Nutzen gezogen haben? Die Schuld liegt nicht an ihm, der f\u252 ?r alle die menschliche Natur annahm, sondern an den Menschen, die nicht wollten. Er teilt sich jedem einzelnen durch die Geheimnisse mit. Die er wiedergeboren, n\u228 ?hrt er mit sich selbst und \u252 ?berl\u228 ?sst sie keinem Fremden, um dich auch dadurch zu \u252 ?berzeugen, dass er dein Fleisch angenommen hat.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Seien wir daher nicht kalt und gleichg\u252 ?ltig, nachdem wir einer solchen Liebe und Ehre gew\u252 ?rdigt wurden. Seht ihr nicht, mit welcher Begierde die Kinder nach der Mutterbrust verlangen, mit welchem Ungest\u252 ?m sie die Lippen daran pressen? Mit einem ebenso gro\u223 ?en Verlangen sollen auch wir an diesen Tisch treten und zur Brust des geistlichen Kelches, ja wir sollen mit noch gr\u246 ?\u223 ?erer Sehnsucht als die S\u228 ?uglinge die Gnade des Heiligen Geistes trinken, und wir sollen nur einen Kummer kennen, von dieser Speise ausgeschlossen zu sein. Die heilige Handlung vor uns wird nicht durch Menschenmacht vollzogen. Er, der sie einst dort beim Abendmahl vornahm, verrichtet sie auch jetzt. Wir nehmen nur die Stelle von Dienern ein, er selbst aber ist es, der das Opfer heiligt und umgestaltet. Es sei daher kein Judas zugegen, keiner der geldgierig ist. Wenn einer kein J\u252 ?nger ist, der entferne sich; solche Leute duldet dieser Tisch nicht. \u8222 ?Mit meinen J\u252 ?ngern\u8220", sagt Christus, \u8222 ?halte ich das Ostermahl.\u8220" Unser Tisch ist derselbe, wie jener, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1178.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1178 }}} und bietet nicht weniger. Man darf nicht meinen, Christus habe nur jenen Tisch beim Abendmahl bereitet, diesen aber ein Mensch; nein, er bereitet auch diesen. Es ist derselbe Speisesaal, wie jener, in dem sie damals waren, von wo sie auf den \u214 ?lberg hinausgingen. Auch wir wollen hinausgehen, n\u228 ?mlich zu den H\u252 ?rden der Armen; sie sind unser \u214 ?lberg. Die Schar der Armen sind die \u214 ?lb\u228 ?ume, die im Hause Gottes gepflanzt sind; sie tr\u228 ?ufeln das \u214 ?l, das uns im Jenseits von Vorteil ist, das die f\u252 ?nf klugen Jungfrauen besa\u223 ?en, w\u228 ?hrend die anderen, die keines mithatten, verloren gingen. Das m\u252 ?ssen wir also besitzen, wenn wir hintreten wollen, um mit brennenden Lampen dem Br\u228 ?utigam entgegenzugehen; das m\u252 ?ssen wir besitzen, wenn wir von hinnen scheiden. Kein Unmensch, kein Grausamer und Herzloser nahe sich, keiner, der ganz unrein ist.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 6.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Meine Worte gelten euch, die ihr teilnehmet und auch euch, die ihr die Geheimnisse austeilet.{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Chrysostomus wendet sich hier an die Diakone, welche die hl. Kommunion an das Volk auszuteilen hatten\par} } . Ich sehe mich ja gen\u246 ?tigt, auch an euch mich zu wenden, damit ihr diese Gnadengaben mit gro\u223 ?er Sorgfalt spendet. Es w\u252 ?rde euch keine kleine Strafe treffen, wenn ihr jemanden an dem Mahle teilnehmen lie\u223 ?et, von dem ihr w\u252 ?sstet, dass er eine S\u252 ?nde auf dem Herzen hat. Sein Blut wird von euren H\u228 ?nden gefordert werden. Und w\u228 ?re es ein Feldherr, ein Minister, w\u228 ?re er selbst mit der Krone geschm\u252 ?ckt, weise ihn zur\u252 ?ck, wenn er unw\u252 ?rdig naht; deine Gewalt ist gr\u246 ?\u223 ?er als die seinige. H\u228 ?tte man dir die Obhut eines Brunnens anvertraut, um das Wasser f\u252 ?r die Herde rein zu halten, und du bemerktest ein Schaf, das am Maule mit viel Kot beschmutzt w\u228 ?re, so w\u252 ?rdest du nicht zulassen, dass es trinke und das Wasser tr\u252 ?be. Nun aber ist dir nicht ein Brunnen mit Wasser, sondern der Born des Blutes und Geistes anvertraut, und du wolltest nicht z\u252 ?rnen und wehren, wenn du Leute mit S\u252 ?nden nahen siehst, die \u228 ?rger sind als Kot und Schmutz? Wie k\u246 ?nntest du Verzeihung erwarten? Dazu hat euch Gott mit diesem Ehrenamt ausgezeichnet, dass ihr hier\u252 ?ber urteilet. Das ist eure W\u252 ?rde, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1179.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1179 }}} eure Sicherheit, eure ganze Krone, nicht dass ihr ein wei\u223 ?es, gl\u228 ?nzendes Gewand traget.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Woher kann ich aber wissen, fragst du, wie der und jener ist? Nun, ich rede nicht von Unbekannten, sondern von Offenkundigen. Soll ich etwas Schrecklicheres sagen? Es ist nicht so schlimm, wenn Besessene, als wenn solche da sind, die nach Pauli Ausspruch Christum mit F\u252 ?\u223 ?en treten, das Blut des Bundes f\u252 ?r etwas Gew\u246 ?hnliches halten und die Gnade des Heiligen Geistes verh\u246 ?hnen. Wer mit einer S\u252 ?nde hinzutritt, ist abscheulicher als ein Besessener. Ein solcher verdient deshalb, weil er besessen ist, noch keine Strafe, w\u228 ?hrend der andere, der unw\u252 ?rdig hinzutritt, der ewigen Strafe \u252 ?berantwortet wird. Deshalb sollen wir nicht nur jene hinwegtreiben, sondern alle ohne Unterschied, die wir unw\u252 ?rdig hinzutreten sehen. Keiner nehme teil, der nicht ein J\u252 ?nger Christi ist. Kein Judas empfange das Geheimnis, damit es ihm nicht gehe wie Judas. Auch solche Leute geh\u246 ?ren zum Leibe Christi. Du Gehilfe bei den Geheimnissen, sieh dich darum vor, dass du den Herrn nicht erbitterst, wenn du diesen Leib nicht reinigest. Reiche nicht ein Schwert statt Speise. Auch wenn jemand aus Unwissenheit zur Teilnahme hintritt, wehre es ihm ohne Furcht. Gott, nicht einen Menschen sollst du f\u252 ?rchten. Wenn du einen Menschen f\u252 ?rchtest, wirst du auch von ihm verspottet werden; f\u252 ?rchtest du hingegen Gott, so werden dich auch die Menschen achten. Und wenn du dich selbst nicht getrauest, so wende dich an mich, ich werde einen solchen Frevel nicht zugeben. Eher will ich meine Seele verlieren, als das Blut des Herrn wider Geb\u252 ?hr preisgeben, und eher will ich mein Blut vergie\u223 ?en, als ungeh\u246 ?rigerweise das hochheilige Blut hingeben. Wenn jemand trotz eifrigen Forschens nicht in Erfahrung bringt, dass einer schlecht ist, so trifft ihn kein Vorwurf. Denn meine Worte beziehen sich nur auf die Bekannten. Wenn wir diese bessern, wird uns der Herr bald auch die Verborgenen bekannt machen; lassen wir jene aber gehen, wozu sollte er uns dann diese zur Kenntnis bringen? Indessen, ich m\u246 ?chte durch meine Worte nicht blo\u223 ? dazu anspornen, dass man Unw\u252 ?rdige abweise oder {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1180.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1180 }}} ausschlie\u223 ?e, sondern vielmehr, dass man sie bessere, zur\u252 ?ckf\u252 ?hre und ihnen seine Sorgfalt zuwende. Auf diese Weise werden auch wir bei Gott Gnade erlangen, viele gewinnen, dass sie w\u252 ?rdig teilnehmen und f\u252 ?r den Eifer und die Sorge, die wir anderen zuwenden, reichlichen Lohn erwerben. M\u246 ?ge er uns allen zuteil werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus den die Ehre geb\u252 ?hrt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Dreiundachtzigste Homilie. Kap.XXVI,V.36-50.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.36: \u8222 ?Dann kam Jesus mit ihnen in einen Meierhof, welcher Gethsemane hei\u223 ?t, und er sagte zu seinen J\u252 ?ngern: Setzet euch hier, indes ich dorthin gehe und bete. V.37: Und nachdem er den Petrus und die zwei S\u246 ?hne des Zebed\u228 ?us mit sich genommen, fing er an zu trauern und zu bangen, V.38: und er sprach zu ihnen: Traurig ist meine Seele bis zum Tode, bleibet da und wachet mit mir.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weil die Apostel unzertrennlich an Jesus hingen, deshalb sagt er: \u8222 ?Bleibet hier, indes ich dorthin gehe und bete.\u8220" Er pflegte n\u228 ?mlich abseits von ihnen zu beten, und er tat dies, um uns die Lehre zu geben, beim Gebet Ruhe und tiefe Einsamkeit zu suchen. Nur die drei J\u252 ?nger nimmt er mit und spricht zu ihnen: \u8222 ?Meine Seele ist traurig bis zum Tode.\u8220" Warum nimmt er nicht alle mit? Damit sie nicht niedergeschlagen w\u252 ?rden; die drei konnte er beiziehen, weil sie Zeugen seiner Verkl\u228 ?rung gewesen waren. Gleichwohl l\u228 ?sst er dann auch sie zur\u252 ?ck.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.39: \u8222 ?Und nachdem er ein wenig vorw\u228 ?rtsgegangen, betete er und sprach: Mein Vater! wenn es m\u246 ?glich ist, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1181.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1181 }}} so gehe dieser Kelch an mir vor\u252 ?ber; jedoch nicht, wie ich will, sondern wie Du willst. V.40: und er kam zu ihnen und fand sie schlafen; da sagte er zu Petrus: So vermochtet ihr nicht, eine Stunde mit mir zu wachen? V.41: Wachet und betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet! Der Geist ist zwar willig, das Fleisch aber ist schwach.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nicht ohne Grund wendet er sich namentlich an Petrus, obschon auch die anderen schliefen; er will ihn aus dem fr\u252 ?her erw\u228 ?hnten Grunde besonders treffen. Weil aber auch die anderen eben so wie Petrus geredet hatten (als Petrus gesprochen hatte, hei\u223 ?t es: \u8222 ?Wenn ich auch mit dir sterben m\u252 ?sste, werde ich dich nicht verleugnen, ebenso sprachen auch alle J\u252 ?nger\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 14,31.\par} }), deshalb wendet sich der Herr an alle und r\u252 ?gt ihre Schw\u228 ?che. Sie, die sich anheischig gemacht hatten mitzusterben, waren nicht imstande zu wachen und an seiner Traurigkeit teilzunehmen; sie lie\u223 ?en sich vom Schlafe \u252 ?bermannen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr betet inbr\u252 ?nstig, damit es nicht den Anschein gewinne, er stelle sich nur traurig. Aus demselben Grunde bricht ihm auch der Schwei\u223 ? aus, damit die Irrlehrer nicht die Todesangst als Schein hinstellen k\u246 ?nnten. Daher ist sein Schwei\u223 ? wie Blutstropfen und es erscheint ein Engel, um ihn zu st\u228 ?rken, und zahllose andere Zeichen der Todesangst stellen sich ein, damit ja niemand behaupte, dieselbe sei nicht wirklich. Ebendarum betet er auch. Durch die Bitte: \u8222 ?Wenn es m\u246 ?glich ist, gehe der Kelch vor\u252 ?ber\u8220", bekundet er, dass er ein Mensch ist; in dem Beisatze:\u8222 ?Aber nicht wie ich will, sondern wie Du willst\u8220", offenbart er seine Tugend und Heiligkeit und gibt uns die Lehre, Gott zu folgen, auch wenn die Natur sich str\u228 ?ubt. Da es nicht gen\u252 ?gt, den Unterst\u228 ?ndigen blo\u223 ? sein Antlitz zu zeigen, f\u252 ?gt er auch Worte hinzu. Indes Worte gen\u252 ?gten ebenfalls nicht, es bedurfte auch noch der Tatsachen. Auch sie verband er mit seinen Worten, um auch die Widerstrebendsten zur \u220 ?berzeugung zu bringen, dass er Mensch geworden und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1182.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1182 }}} gestorben ist. Wenn es trotz dieser Beweise noch Leute gibt, die nicht daran glauben, wieviel mehr w\u228 ?re das ohne diese Beweise der Fall. Siehst du, wie sorgf\u228 ?ltig er durch seine Reden, wie durch sein Leiden dartut, dass er wahrhaft Mensch geworden ist? Darauf kam er zu ihnen und \u8222 ?spricht zu Petrus: So vermochtest du nicht eine Stunde mit mir zu wachen?\u8220" Alle waren eingeschlafen, den Petrus aber tadelt er, um auf seine Beteuerungen anzuspielen. Auch die Worte: \u8222 ?mit mir\u8220" stehen nicht umsonst da. Der Herr wollte gleichsam sagen: Mit mir zu wachen warst du nicht imstande, und du willst dein Leben f\u252 ?r mich geben? Auch das Folgende deutet auf dasselbe hin. \u8222 ?Wachet\u8220", sagt er, \u8222 ?und betet, damit ihr nicht in Versuchung geratet.\u8220" Siehst du, wie er sie wieder unterweist, ja nicht auf sich selbst zu vertrauen, sondern eine geringe Meinung von sich zu hegen, sich zu dem\u252 ?tigen und Gott alles zuzuschreiben? Bald wendet er sich an Petrus, bald an alle zusammen. Zu jenem sagt er: \u8222 ?Simon, Simon, Satan hat verlangt, euch sieben zu d\u252 ?rfen, aber ich habe f\u252 ?r dich gebetet\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 22,31\par} }, zu allen miteinander: \u8222 ?Betet, damit ihr nicht in Versuchung fallet\u8220"; \u252 ?berall sucht er sie vom Selbstvertrauen zu heilen und sie so kampfger\u252 ?stet zu machen. Um indessen seinen Worten den Anschein der Strenge zu nehmen, f\u228 ?hrt er fort: \u8222 ?Der Geist ist zwar willig, aber das Fleisch ist schwach.\u8220" Wenn du auch, sagt er, den Willen hast, den Tod zu verachten, so wirst du dazu nicht imstande sein, wenn dir Gott nicht die Hand reicht; das Fleisch zieht nun einmal den Geist nieder. V.42: \u8222 ?Wieder zum zweiten Male betete er ebenso: Vater, wenn dieser Kelch nicht vor\u252 ?bergehen kann ohne dass ich ihn trinke, so geschehe Dein Wille.\u8220" Damit gibt er zu erkennen, dass er ganz in den Willen Gottes ergeben ist, und dass man jederzeit bestrebt sein m\u252 ?sse, ihm zu folgen. V.43: \u8222 ?Und er kam wieder und fand sie schlafend,\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Abgesehen davon, dass es sp\u228 ?t in der Nacht war, so waren ihre Augen auch durch die Traurigkeit beschwert. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1183.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1183 }}} Und zum dritten Male ging er hin und sprach das Gleiche; ein neuer Beweis, dass er Mensch war. Wenn etwas zweimal und dreimal geschieht, ist das in der Schrift eine besondere Best\u228 ?tigung der Wahrheit. So sagte auch Joseph zu Pharao: \u8222 ?Zweimal ist dir das Traumgesicht erschienen? Zum Beweise der Wahrheit und dass du glauben sollst, dass alles so eintreten wird, ist es geschehen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 41,32.\par} }. Daher betete der Herr einmal und noch einmal und dann ein drittes Mal dasselbe Gebet, um seine Menschwerdung zu beglaubigen. Warum geht er dann wieder zu den J\u252 ?ngern? Er wollte sie schelten, dass sie sich so sehr der Niedergeschlagenheit hingeben, dass sie nicht einmal seine Ankunft bemerkten. Er r\u252 ?gte sie indessen nicht, sondern blieb in einiger Entfernung stehen; er gibt dadurch zu verstehen, wie unbeschreiblich ihre Schwachheit war, dass sie trotz der Zurechtweisung sich nicht zu \u252 ?berwinden vermochten. Er l\u228 ?sst sie also schlafen, ohne sie wieder zu schelten, um ihnen in ihrer Niedergeschlagenheit nicht noch mehr wehe zu tun; er geht vielmehr weg, um zu beten, und sagte erst, als er wieder kam: V.45: \u8222 ?Ihr schlaft jetzt und ruhet.\u8220" Freilich h\u228 ?tten sie zu der Zeit wachen sollen; aber er will zeigen, dass. sie nicht einmal den Anblick des Entsetzlichen ertragen k\u246 ?nnen, sondern vor Angst fliehen und davonlaufen werden, dass er ferner ihrer Hilfe nicht bedurfte, dass er unbedingt \u252 ?berliefert werden musste. V.45: \u8222 ?Ihr schlafet jetzt und ruhet. Sehet, nahe ist die Stunde, da der Menschensohn wird \u252 ?berantwortet in S\u252 ?nderh\u228 ?nde.\u8220" Er gibt damit wieder zu verstehen, dass es so im Rate der Vorsehung beschlossen war.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nicht allein durch diesen Hinweis, sondern auch durch die Worte: \u8222 ?in die H\u228 ?nde der S\u252 ?nder\u8221" sucht Jesus den Mut der Apostel aufzurichten; denn er zeigt ihnen damit, dass er keiner S\u252 ?nde schuldig sei, sondern dass die Bosheit der Juden die Sache ins Werk setze.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1184.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1184 }}} V.46: \u8222 ?Stehet auf und lasset uns gehen! Sehet, nahe ist der, welcher mich \u252 ?berantwortet.\u8221" Immer wieder belehrt er sie, dass sein Leiden nicht eine Folge des Zwanges oder der Schw\u228 ?che, sondern der Ausfluss eines geheimnisvollen Ratschlusses sei. Er wusste wohl, was ihm bevorstand, und doch floh er nicht, ja er ging ihnen sogar noch entgegen. V.47: \u8222 ?Noch w\u228 ?hrend er redete, siehe, da kam Judas, einer von den zw\u246 ?lfen und mit ihm eine gro\u223 ?e Schar mit Schwertern und Kn\u252 ?tteln, gesendet von den Hohenpriestern und \u196 ?ltesten des Volkes.\u8221" Das ist eine sch\u246 ?ne Ausr\u252 ?stung f\u252 ?r Priester; mit Schwertern und Pr\u252 ?geln r\u252 ?cken sie an. Und \u8222 ?Judas\u8221", hei\u223 ?t es, \u8222 ?einer von den zw\u246 ?lfen, war mit ihnen\u8221". Wieder bezeichnet ihn der Evangelist unbedenklich als einen von den zw\u246 ?lfen. V.48: \u8222 ?Der aber, welcher ihn verriet, gab ihnen ein Zeichen, indem er sagte: Welchen ich k\u252 ?ssen werde, der ist es, ihn nehmet fest.\u8221" O, welch eine Bosheit hatte doch in der Seele des Verr\u228 ?ters platzgegriffen! Mit was f\u252 ?r Augen sah er denn damals seinen Meister an? Mit was f\u252 ?r einem Munde k\u252 ?sste er ihn? O diese Niedertr\u228 ?chtigkeit! Was plante er? Was unterfing er sich? Was f\u252 ?r ein Zeichen hat er f\u252 ?r den Verrat angegeben? \u8222 ?Den ich k\u252 ?ssen werde\u8221", sagt er. Er baute auf die Nachsicht des Meisters. Gerade das musste ihn am meisten besch\u228 ?men, ihn aber auch um jede Verzeihung bringen, dass er einen so milden Herrn verriet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum hatte er aber dieses Zeichen angegeben? Weil Christus oft, obschon ergriffen, ihnen entgangen war, ohne dass sie es merkten. Auch dieses Mal w\u228 ?re es so geschehen, wenn er gewollt h\u228 ?tte. Zum Beweise daf\u252 ?r blendet er auch jetzt ihre Blicke und fragt: \u8222 ?Wen suchet ihr?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 18,4.\par} }. Sie kannten ihn nicht, trotzdem sie Laternen und Fackeln mithatten und Judas unter ihnen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1185.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1185 }}} war. Als sie dann antworteten: \u8222 ?Jesum\u8221", erwiderte er: \u8222 ?Ich bin es, den ihr suchet\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 18,5.\par} }. Darauf fragte er: V.50: \u8222 ?Freund, wozu bist du gekommen?\u8221" Erst nachdem er einen Beweis seiner Macht gegeben, lie\u223 ? er sie ihr Vorhaben ausf\u252 ?hren. Johannes berichtet, dass der Herr sogar jetzt noch Judas zu bessern suchte, indem er sagte: \u8222 ?Judas, mit einem Kusse verr\u228 ?tst du den Menschensohn?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 22,48 (nicht bei Johannes).\par} }. Sch\u228 ?mst du dich nicht einer solchen Art des Verrates? Da aber auch das ihn nicht abheilt, lie\u223 ? er sich k\u252 ?ssen und \u252 ?bergab sich ihnen willig; sie legten Hand an ihn und bem\u228 ?chtigten sich seiner in eben der Nacht, da sie das Osterlamm gegessen hatten; so gro\u223 ? war ihre Leidenschaft und Wut. Aber sie h\u228 ?tten gleichwohl nichts \u252 ?ber ihn vermocht, wenn er sich ihnen nicht freiwillig \u252 ?berlassen h\u228 ?tte. Dadurch kann aber Judas doch nicht von der f\u252 ?rchterlichen Strafe befreit werden, sondern es verdammt ihn nur um so mehr, dass er trotz eines so klaren Beweises von der Macht, Nachsicht, Milde und Sanftmut Christi schlimmer war als das wildeste Tier. Da wir also die Ursache davon kennen, so lasset uns doch ja der Habsucht fliehen. Sie, ja sie war es, die den Verr\u228 ?ter au\u223 ?er sich brachte. Wen sie einmal ergriffen hat, den treibt sie zur \u228 ?u\u223 ?ersten Grenze der Grausamkeit und Unmenschlichkeit. Wenn sie schon zur Verzweiflung am eigenen Heile f\u252 ?hrt, um wieviel mehr zur Vernachl\u228 ?ssigung des Heiles der anderen. Solche Gewalt \u252 ?bt diese Leidenschaft aus, dass sie manchmal sogar st\u228 ?rker wird als die heftigste sinnliche Liebe. Ich verh\u252 ?lle mein Antlitz dar\u252 ?ber, dass es viele gibt, die ihre Geilheit im Zaume hielten, nur um Geld zu sparen, w\u228 ?hrend die Furcht vor Christus nicht imstande war, sie zu einem enthaltsamen und z\u252 ?chtigen Leben zu bewegen. Fliehen wir demnach dieses Laster. Ich werde nie aufh\u246 ?ren, das immer von neuem zu wiederholen. Was scharrst du auch Gold zusammen, o Mensch, weshalb machst du deine Knechtschaft noch h\u228 ?rter, den Kerker {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1186.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1186 }}} noch empfindlicher, die Sorge noch schwerer? Stelle dir einmal vor, die Goldk\u246 ?rner, die in den Bergwerken ausgegraben werden, das Gold, das in K\u246 ?nigspal\u228 ?sten liegt, sei alles dein. Wenn du nun auch diesen Haufen bes\u228 ?\u223 ?est, du w\u252 ?rdest ihn blo\u223 ? h\u252 ?ten, ohne ihn zu verwenden; denn wenn du schon jetzt dein Verm\u246 ?gen nicht angreifst, als w\u228 ?re es fremdes Eigentum, so w\u252 ?rdest du es um so mehr so machen, wenn du noch mehr bes\u228 ?\u223 ?est. Es ist ja eine Erfahrung, dass die Geizh\u228 ?lse nur um so emsiger sparen, je mehr sie erworben haben. Aber ich wei\u223 ? doch, wendet man ein, dass es mein ist. Dein Besitz besteht also in einer Voraussetzung, nicht im Genusse. Allein, ich m\u246 ?chte mir vor der Welt Geltung verschaffen. Du bietest aber nur leichte Angriffspunkte f\u252 ?r reich und arm, f\u252 ?r R\u228 ?uber und Gaukler, f\u252 ?r Sklaven und \u252 ?berhaupt f\u252 ?r jeden, der dir nachstellen will. Willst du in Geltung stehen, so entferne die Handhaben, an denen man dich fassen kann, wenn man darauf ausgehen sollte, dich zu kr\u228 ?nken. Oder hast du nicht geh\u246 ?rt, was das Sprichwort sagt: Einem Armen und Nackten verm\u246 ?gen hundert zusammen nichts zu rauben? Es steht ihm eben die m\u228 ?chtigste Besch\u252 ?tzerin zur Seite, die Armut, die nicht einmal ein Herrscher \u252 ?berwinden oder fassen kann.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Dem Habs\u252 ?chtigen kann jeder wehe tun. Wozu sollte ich aber Menschen erw\u228 ?hnen, wo Motten und W\u252 ?rmer gegen ihn zu Felde ziehen? W\u252 ?rmer? Nein, auch wenn ihn sonst gar nichts behelligt, die Zeit allein gen\u252 ?gt, ihm den gr\u246 ?\u223 ?ten Schaden zuzuf\u252 ?gen. Welche Freude gew\u228 ?hrt also der Reichtum? Ich sehe nur Widerw\u228 ?rtigkeiten, die er mit sich bringt; bietet er auch Annehmlichkeiten, so ist es an dir, sie mir zu nennen. Was f\u252 ?r Widerw\u228 ?rtigkeiten sind das, fragst du? Sorgen, Nachstellungen, Feindschaft, Hass, Angst, fortw\u228 ?hrender Durst und Schmerz. Wie jemand aufs heftigste gefoltert wird, der ein geliebtes M\u228 ?dchen umarmt, ohne seine Lust befriedigen zu k\u246 ?nnen, so geht es auch dem Reichen. Er besitzt die F\u252 ?lle und umfasst sie, kann aber seine Lust nicht v\u246 ?llig stillen, sondern es geht ihm nach dem Spruch des Weisen: \u8222 ?Eines Verschnittenen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1187.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1187 }}} Begierde, eine Jungfrau zu sch\u228 ?nden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eccli 20,2\par} } , und: \u8222 ?wie ein Verschnittener, der eine Jungfrau umarmen will und seufzet\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 30,21\par} } , so geht es allen Reichen. Was soll man noch weiter sagen? Ist ein Geizhals nicht allen zuwider, den Dienern, den Bauern, den Nachbarn, den Staatsm\u228 ?nnern, den Gesch\u228 ?digten und Nichtgesch\u228 ?digten, am allermeisten seinem Weibe, noch mehr seinen Kindern? Er erzieht sie nicht wie Freie, sondern elender als Gefangene und Sklaven. Er macht sich bei tausend Gelegenheiten zum Gegenstande des Zornes, des \u196 ?rgers, der Ausgelassenheit und des Gel\u228 ?chters, allen ist er eine Zielscheibe des Spottes. Das sind so einige von den Widerw\u228 ?rtigkeiten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die den Geizhals treffen\par} } , und vielleicht gibt es deren noch mehr; man kann sie ja gar nicht alle schildern; die Erfahrung wird indessen Beispiele genug liefern k\u246 ?nnen. Nun nenne du mir die Freuden des Geizes. Ich halte mich f\u252 ?r reich, sagst du, und gelte daf\u252 ?r. Was bietet aber das f\u252 ?r ein Vergn\u252 ?gen, wenn man daf\u252 ?r gilt? Es hat doch einen beneidenswerten sch\u246 ?nen Klang. Einen Klang allerdings hat der Reichtum, aber auch nur einen Klang ohne Gehalt.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber dem Reichen tut es doch wohl, dass er f\u252 ?r reich gehalten wird! Ja, er freut sich, aber an einer Sache, die ihm wehtun sollte. Wehtun? Warum, fragst du? Weil er dadurch zu allem untauglich, feige und unm\u228 ?nnlich wird, zum Wandern und zum Tode; das empfindet er doppelt schwer, da er am Gelde mehr als am Leben h\u228 ?ngt. Einen Habs\u252 ?chtigen freut auch der Himmel nicht, weil er kein Gold eintr\u228 ?gt, noch die Sonne, weil sie keine goldenen Strahlen aussendet. Aber es gibt doch Leute, entgegnest du, die ihr Verm\u246 ?gen genie\u223 ?en in \u220 ?ppigkeit, Schwelgerei, Trinkgelagen und prunkvollem Aufwand. Das sind nun gerade die Schlechtesten unter den Reichen, die du da andeutest; sie sind es eben, die von ihrem Hab und Gut keinen Genuss haben. Die anderen sind nur in eine Gier verstrickt, enthalten sich aber der \u252 ?brigen Laster; diese hingegen sind elender, da sie zu der erw\u228 ?hnten noch das Gelichter {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1188.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1188 }}} anderer niedertr\u228 ?chtiger Gebieterinnen f\u252 ?gen, b\u246 ?sen Tyrannen huldigen, wie dem Bauche, der Wollust, der Trunksucht und den anderen Z\u252 ?gellosigkeiten, und zwar Tag f\u252 ?r Tag, da sie \u252 ?berdies Buhldirnen halten, prunkvolle Mahlzeiten geben, Schmarotzer und Schmeichler erkaufen, Liebschaften gegen die Natur unterhalten und infolgedessen in tausend Krankheiten an Leib und Seele verfallen. Sie verwenden ihre Habe nicht auf die Bed\u252 ?rfnisse, sondern zum Verderben des Leibes und gleichzeitig zum Untergange der Seele. Sie handeln wie ein Mensch, der meint, er verschaffe sich einen Genuss, wenn er seinen Leib schm\u252 ?ckt. Nur der allein genie\u223 ?t Freude und ist Herr seines Verm\u246 ?gens, der den Reichtum gebraucht, wie es sich geh\u246 ?rt. Die anderen sind nur Knechte und Sklaven, da sie die Leiden des Leibes und die Krankheiten der Seele n\u228 ?hren. Was soll da f\u252 ?r ein Genuss m\u246 ?glich sein, wo Belagerung, Krieg und Sturm w\u252 ?tet, gef\u228 ?hrlicher als alles Toben des Meeres? Wenn der Reichtum Unverst\u228 ?ndigen zuf\u228 ?llt, macht er sie noch unverst\u228 ?ndiger, und L\u252 ?stlinge macht er noch woll\u252 ?stiger. Was n\u252 ?tzt aber, fragst du, dem Armen seine Einsicht? Das kannst du freilich nicht wissen. Der Blinde wei\u223 ? eben nicht, was das Licht wert ist. H\u246 ?re was Salomon sagt: \u8222 ?So gro\u223 ? der Unterschied ist zwischen Finsternis und Licht, so sehr ist der Weise dem Tor \u252 ?berlegen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eccl 2,13\par} } . Wie sollen wir aber einen belehren, der in der Finsternis befangen ist? Finsternis ist n\u228 ?mlich die Liebe zum Gelde, da sie gar nichts so erscheinen l\u228 ?sst, wie es wirklich ist, sonders anders. Wie es n\u228 ?mlich im Finstern einerlei ist, ob man Gold oder Edelsteine oder Purpurgew\u228 ?nder sieht, weil man ihre Sch\u246 ?nheit nicht wahrnimmt, so erkennt auch der Habs\u252 ?chtige nicht die Sch\u246 ?nheit des Erstrebenswerten, wie es n\u246 ?tig ist. Lichte einmal das Dunkel, das diese Leidenschaft verbreitet, dann wirst du das wahre Wesen der Dinge durchschauen. Nirgends tritt das so deutlich zu tage wie in der Armut, nirgends erweist sich der Schein so sehr als nichtig wie im Tugendleben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1189.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1189 }}} Was sind das dagegen f\u252 ?r Toren, welche die Armen verw\u252 ?nschen und behaupten, die Armut sch\u228 ?nde Haus und Leben; alles bringe sie in Verwirrung! Was f\u252 ?r eine Schande soll das f\u252 ?r ein Haus sein? Sage mir\u8217's. Er hat kein Bett aus Ebenholz, keine Ger\u228 ?te aus Silber, alles nur von Ton und Holz? Ja, das ist aber doch der gr\u246 ?\u223 ?te Ruhm und Glanz eines Hauses. Die Geringsch\u228 ?tzung der Welt bringt es in der Regel mit sich, dass man seinen ganzen Eifer der Sorge f\u252 ?r die Seele zuwendet. Sobald du nun findest, dass du auf das \u196 ?u\u223 ?ere gro\u223 ?e Sorgfalt verwendest, dann sch\u228 ?me dich \u252 ?ber eine solche Unschicklichkeit. Schicklichkeit vermisst man gerade am meisten in den H\u228 ?usern der Reichen. Oder kann es eine gr\u246 ?\u223 ?ere Unschicklichkeit geben, als wenn man die Holzw\u228 ?nde mit Teppichen \u252 ?berkleidet, die Betten mit Silber \u252 ?berzogen sieht, wie im Theater bei dem Flitter der B\u252 ?hne? Welches Haus gleicht eher einem Theater und seiner Ausstattung? Das Haus eines Reichen oder das eines Armen? Offenbar das Haus eines Reichen. Ist das aber nicht etwas \u252 ?beraus Unschickliches? Welches Haus gleicht dem des Paulus, des Abraham? Doch gewiss das des Armen. Ein solches Haus ist also vor allem schmuck und gef\u228 ?llig. Damit du aber auch verstehen lernest, dass die Zierde eines Hauses vorzugsweise in der Armut liegt, tritt in das Haus des Zach\u228 ?us und sieh, wie er es schm\u252 ?ckte, als Christus es betreten wollte. Er eilte nicht zu den Nachbarn, um T\u252 ?rvorh\u228 ?nge, Lehnsessel und St\u252 ?hle aus Ebenholz zu leihen, er holte aus dem Speicher keine Teppiche aus Laked\u228 ?mon, sondern er schm\u252 ?ckte es auf eine f\u252 ?r Christus geziemende Weise. Was war das f\u252 ?r ein Schmuck? \u8222 ?Die H\u228 ?lfte meines Besitztums\u8220" sagt er, \u8222 ?gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden \u252 ?berfordert habe, gebe ich Vierfaches zur\u252 ?ck\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 19,8\par} } . Mit solchem Schmucke wollen auch wir unsere H\u228 ?user schm\u252 ?cken, damit auch bei uns Christus einkehre. Das sind sch\u246 ?ne T\u252 ?rvorh\u228 ?nge, die werden im Himmel hergestellt, dort werden sie gewebt. Wo sie sind, da ist auch der K\u246 ?nig des Himmels. Wenn du anderen Schmuck anbringst, so l\u228 ?dst du den Teufel ein und seine Rotte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1190.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1190 }}} Der Herr kam auch in das Haus des Z\u246 ?llners Matth\u228 ?us. Was tat nun dieser? Zuerst schm\u252 ?ckte er sich mit dem guten Willen, dann verlie\u223 ? er alles und folgte ihm nach. So schm\u252 ?ckte auch Kornelius sein Haus mit Gebet und Almosen; daher strahlt es bis heute mehr als ein K\u246 ?nigspalast. Nicht herumliegende Ger\u228 ?te, nicht ein unbesorgtes Bett, nicht rauchgeschw\u228 ?rzte W\u228 ?nde, sondern die Gottlosigkeit der Bewohner macht ein Haus ver\u228 ?chtlich. Zeuge daf\u252 ?r ist Christus selbst; denn wofern der Bewohner nur tugendhaft ist, scheut er sich nicht, ein solches Haus zu betreten, w\u228 ?hrend er in ein anderes keinen Fu\u223 ? setzt, selbst wenn die Decke aus Gold w\u228 ?re. So ist denn das eine gl\u228 ?nzender als ein K\u246 ?nigspalast, da es den Herrn des Alls beherbergt, das andere mit dem goldenen Dach und den S\u228 ?ulen gleicht Schmutzkan\u228 ?len und Gossen, weil es Prunk des Teufels enth\u228 ?lt. Mein Tadel gilt aber nicht den Reichen, die standesgem\u228 ?\u223 ? leben, sondern den Habs\u252 ?chtigen und Geldgierigen. Diese kennen nicht die sorgsame Bedachtnahme auf das Notwendige, sondern sie denken nur an Gastereien und Trinkgelage und \u228 ?hnliche Sch\u228 ?ndlichkeiten; jene aber sehen auf Tugendhaftigkeit. Daher betrat Christus nie ein vornehmes Haus, wohl aber das Haus des Z\u246 ?llners, des Oberz\u246 ?llners und des Fischers; an dem Hofe und an den Pal\u228 ?sten der reich Gekleideten ging er vor\u252 ?ber. Willst du ihn also zu dir einladen, so schm\u252 ?cke dein Haus mit Almosen, Gebet, Flehen und Nachtwachen. Das ist die Ausstattung f\u252 ?r Christus, den K\u246 ?nig, das andere f\u252 ?r Mammon, den Feind Christi. Es sch\u228 ?me sich daher niemand, dass er nur ein \u228 ?rmliches Haus besitzt, wofern nur diese{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 geistigen\par} } Teppiche da sind. Kein Reicher bilde sich etwas ein, dass er einen Palast zu eigen hat, er sch\u228 ?me sich vielmehr, gebe die Pracht auf und trachte nach dem anderen Schmucke, damit er hienieden Christum beherbergen d\u252 ?rfe und im Jenseits in die ewigen Gezelte komme durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, dessen Ehre und Macht w\u228 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Vierundachzigste Homilie. Kap.XXVI,V.51-66.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1191.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1191 }}} V.51: \u8222 ?Und siehe, einer von denjenigen, welche mit Jesus waren, streckte seine Hand aus, zogt sein Schwert, schlug nach dem Knechte des Hohenpriesters und hieb ihm das Ohr ab. V.52: Da sagte Jesus zu ihm: Bringe dein Schwert wieder an seinen Ort, denn alle, die ein Schwert ergreifen, werden durchs Schwert untergehen. V.53: Oder meinst du, ich kann nicht meinen Vater bitten, und er wird mir sogleich mehr als zw\u246 ?lf Legionen Engel zur Verf\u252 ?gung stellen? V.54: Wie w\u252 ?rden aber dann die Schriften erf\u252 ?llt werden, die sagen, dass es so geschehen m\u252 ?sse?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wer war der \u8222 ?eine\u8220", der das Ohr abhieb? Johannes{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 18,10\par} } sagt es: Petrus. Die Handlungsweise passt auch ganz zu seiner Hei\u223 ?bl\u252 ?tigkeit. Aber der Umstand ist der Untersuchung wert, weshalb die Apostel Schwerter trugen. Dass sie solche hatten, geht nicht blo\u223 ? aus unserem Bericht hervor, sondern auch aus ihrer Antwort auf eine Frage: \u8222 ?Zwei sind da\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 22,38\par} } . Warum aber hatte ihnen Christus die Erlaubnis gegeben, Schwerter mitzunehmen? Lukas erz\u228 ?hlt au\u223 ?erdem, dass er sie fragte: \u8222 ?Als ich euch ausgeschickt habe ohne Sack und Tasche und Schuhe, hat euch da irgend etwas gemangelt?\u8220" Und da sie antworteten: \u8222 ?Nichts\u8220", fuhr er fort: \u8222 ?Doch jetzt, wer einen Sack hat, der nehme desgleichen auch eine Tasche, und wer es nicht hat, verkaufe sein Kleid und kaufe ein Schwert\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 22,35-38\par} } . Und als sie antworteten: \u8222 ?Zwei Schwerter sind da\u8220", entgegnete er: \u8222 ?Es ist genug.\u8220" {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1192.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1192 }}} Weshalb also erlaubte er sie ihnen? Um sie zu \u252 ?berzeugen, dass er verraten werden wird. Deshalb sprach er auch zu ihnen: \u8222 ?der kaufe ein Schwert\u8220", nicht etwa, dass sie sich bewaffnen sollten, nein, sondern um ihnen dadurch zu erkl\u228 ?ren, dass er verraten werden wird. Warum spricht er auch noch von einer Tasche? Er wollte sie anleiten, n\u252 ?chtern und wachsam und pers\u246 ?nlich sehr eifrig zu sein. Anfangs, da sie noch unerfahren waren, hatte er sie durch Beweise seiner gro\u223 ?en Macht gehegt und gepflegt; zuletzt aber f\u252 ?hrt er sie wie junge V\u246 ?gel aus dem Neste und weist sie auf ihre eigenen Fl\u252 ?gel an. Damit sie jedoch nicht etwa meinten, Schw\u228 ?che sei der Grund, warum er sie sich selbst \u252 ?berl\u228 ?sst und ihre eigenen Kr\u228 ?fte brauchen hei\u223 ?t, so erinnert er sie an die Vergangenheit mit der Frage: \u8222 ?Als ich euch ohne Tasche entsandte, hat euch da etwas gemangelt?\u8220" Sowohl aus seiner F\u252 ?rsorge, als auch daraus, dass er sie jetzt ruhig sich selbst \u252 ?berl\u228 ?sst, sollten sie seine Macht erkennen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Woher stammten indessen die Schwerter? Die Apostel waren ja vom Tische, von der Mahlzeit gekommen. Selbstverst\u228 ?ndlich hatte man dabei auch Messer zur Zerlegung des Lammes gehabt; als sie nun h\u246 ?rten, man werde den Meister \u252 ?berfallen, hatten sie einige mitgenommen, um damit zu seiner Verteidigung zu k\u228 ?mpfen. So hatten indessen nur sie es sich ausgedacht. Daher kam es auch, dass Petrus, der das Schwert zog, getadelt wurde und zwar mit einer ersten Drohung. Als n\u228 ?mlich der Knecht herantrat, hatte er ihn abgewehrt, voll Leidenschaftlichkeit, indessen nicht um sich, sondern um den Meister zu sch\u252 ?tzen. Christus lie\u223 ? es jedoch nicht zu, dass ein Unheil angerichtet wurde, ja er heilte sogar den Knecht und wirkte ein gro\u223 ?es Wunder, wodurch er seine Milde und Macht, wie auch die Liebe und Nachgebigkeit des J\u252 ?ngers offenbarte; denn das eine tat Petrus aus Liebe, das andere aus Folgsamkeit. Als er h\u246 ?rte: \u8222 ?Stecke dein Schwert in die Scheide\u8220", gehorchte er augenblicklich und tat sp\u228 ?ter nie mehr dergleichen. Ein anderer Evangelist berichtet, dass sie fragten: \u8222 ?Sollen wir dreinschlagen?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 22,49\par} } . Er wehrte jedoch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1193.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1193 }}} ab, heilte den Knecht, r\u252 ?gte den J\u252 ?nger und drohte ihm, damit er sich f\u252 ?ge: \u8222 ?Alle\u8220", sagt er, \u8222 ?die das Schwert ergreifen, werden durch das Schwert umkommen.\u8220" Und er begr\u252 ?ndet seine Worte: \u8222 ?Oder glaubt ihr, ich k\u246 ?nnte nicht den Vater bitten und er w\u252 ?rde mir mehr als zw\u246 ?lf Legionen Engel zur Verf\u252 ?gung stellen? Aber die Schrift muss erf\u252 ?llt werden.\u8220" So erstickte er ihren Zorn, indem er darauf hinwies, dass es so in der Schrift stehe. Damit gab er auch seinen Wunsch zu erkennen, sie sollten sich in der Sache voll Ergebung f\u252 ?gen, nachdem sie erfahren, dass es der Ratschluss Gottes sei. Er tr\u246 ?stete sie einerseits durch Hinweise auf die Strafe seiner Feinde. \u8222 ?Alle\u8220", sagte er, \u8222 ?die das Schwert ergreifen, werden durch das Schwert umkommen\u8220", anderseits durch den Hinweis, dass er die Gefangenahme nicht wider Willen duldet: \u8222 ?Ich kann\u8220", sagt er, \u8222 ?meinen Vater bitten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum sagt er nicht: Oder meint ihr, ich kann sie nicht alle vernichten? Er fand leichter Glauben, wenn er sich so ausdr\u252 ?ckte, wie wir lesen, denn sie hatten noch immer nicht die richtige Ansicht von seinem Wesen. Kurz vorher hatte er geklagt: \u8222 ?Meine Seele ist betr\u252 ?bt bis in den Tod\u8220", und; \u8222 ?Vater, lass den Kelch an mir vor\u252 ?bergehen\u8220"; sie hatten gesehen, wie er in Angst war; wie er schwitzte und von einem Engel gest\u228 ?rkt wurde. Da er also viele menschliche Seiten gezeigt hatte, h\u228 ?tte es nicht wenig glaubw\u252 ?rdig erscheinen m\u252 ?ssen, wenn er gesagt h\u228 ?tte: Meinet ihr, ich sei nicht imstande, sie zu vernichten? Deshalb lauten seine Worte: \u8222 ?Glaubet ihr, ich kann nicht den Vater bitten?\u8220" Auch die folgenden Worte sind voller Demut: \u8222 ?Er wird mir zw\u246 ?lf Legionen Engel senden.\u8220" Wenn ein einziger Engel hundertf\u252 ?nfundachtzigtausend Krieger erschlug{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 4 K\u246 ?n 19,35\par} } , was bedarf es dann zw\u246 ?lf Legionen gegen tausend Leute? Er redet aber so, weil sie in ihrer Furcht und Schwachheit wie tot waren vor Angst. Deshalb beruft er sich auch, um sie zur\u252 ?ckzuhalten auf die Schrift: \u8222 ?Wie sollte also die Schrift erf\u252 ?llt werden?\u8220" Wenn die Schrift es so guthei\u223 ?t, wollt ihr dagegen sein und sie bek\u228 ?mpfen?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1194.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1194 }}} So sprach er zu seinen J\u252 ?ngern. Zu seinen Feinden aber sagte er: V.52: \u8222 ?Wie gegen einen R\u228 ?uber seid ihr ausgezogen mit Schwertern und Kn\u252 ?tteln, um mich gefangen zu nehmen; t\u228 ?glich sa\u223 ? ich bei euch lehrend im Tempel, und ihr nahmt mich nicht fest.\u8220" Siehe, wieviel er tut, um sie zu ersch\u252 ?ttern. Er hatte sie niedergeworfen, hatte das Ohr des Knechtes geheilt, hatte ihnen einen gewaltsamen Tod in Aussicht gestellt. \u8222 ?Wer zum Schwerte greift\u8220", sagte er, \u8222 ?wird durchs Schwert umkommen.\u8220" Durch die Heilung des Ohres gab er auch dieser Drohung Nachdruck, auf alle m\u246 ?gliche Weise offenbart er seine Macht, durch Hinweis auf die Gegenwart, wie auf die Zukunft, und macht es klar, dass seine Gefangennehmung nicht ihrer Macht zuzuschreiben ist. Deshalb erkl\u228 ?rt er auch: \u8222 ?T\u228 ?glich war ich bei euch und lehrte, und ihr habt mich nicht festgenommen\u8220", um auszudr\u252 ?cken, dass sie ihn nur deshalb ergreifen konnten, weil er es zulie\u223 ?. Mit \u220 ?bergehung seiner Wunder spricht er nur von seiner Lehre, um nicht prahlerisch zu erscheinen. Als ich lehrte, habt ihr euch meiner nicht bem\u228 ?chtigt; jetzt, da ich schweige, \u252 ?berfallt ihr mich? Ich hielt mich gew\u246 ?hnlich im Tempel auf, und kein Mensch hat mich angehalten; jetzt, zur Unzeit, mitten in der Nacht, dringet ihr auf mich ein mit Schwertern und Kn\u252 ?tteln? Wozu bedurfte es dieser Waffen gegen einen Mann, der immer unter euch weilte? Er zeigt damit, dass sie ihn nicht \u252 ?berw\u228 ?ltigt h\u228 ?tten, wenn er sich nicht freiwillig in ihre H\u228 ?nde gegeben h\u228 ?tte. Wenn sie ihn nicht festzunehmen vermochten, da sie ihn in ihrer Gewalt hatten, und sich seiner nicht bem\u228 ?chtigten, trotzdem sie ihn in ihrer Mitte hielten, so h\u228 ?tten sie auch jetzt nichts gegen ihn vermocht, wenn er nicht gewollt h\u228 ?tte. Dann l\u246 ?st er auch den Zweifel, warum er jetzt wollte. V.56: \u8222 ?Dieses ist geschehen\u8220", sagt er, \u8222 ?auf dass erf\u252 ?llt werden die Schriften der Propheten.\u8220" Siehe, wie der Herr bis zum letzten Augenblicke und sogar noch w\u228 ?hrend des Verrates alles tut, um sie zu {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1195.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1195 }}} bessern, er heilt, er weissagt, er droht: \u8222 ?durchs Schwert werden sie umkommen\u8220". Er zeigt, dass er freiwillig leidet, \u8222 ?t\u228 ?glich war ich unter euch und lehrte\u8220"; er bekundet, dass er mit dem Vater \u252 ?bereinstimmt, \u8222 ?damit die Schriften der Propheten erf\u252 ?llt werden\u8220". Warum haben sie ihn nicht im Tempel ergriffen? Sie wagten es nicht wegen des Volkes. Daher begab er sich aus der Stadt hinaus, damit Ort und Zeit ihnen die Gelegenheit b\u246 ?te, und ordnet bis zur letzten Stunde alles so, dass ihnen jede Entschuldigung abgeschnitten ist. Wie h\u228 ?tte er auch im Widerspruch zu den Propheten stehen sollen, da er sich sogar seinen Feinden \u252 ?berliefert, um deren Ausspruch zu erf\u252 ?llen? V.56: \u8222 ?Da verlie\u223 ?en ihn alle seine J\u252 ?nger und entflohen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Als man ihn festnahm, waren sie noch geblieben, wie er jedoch diese Worte zu der Rotte gesprochen hatte, ergriffen sie die Flucht. Sie sahen schlie\u223 ?lich ein, dass sich nichts mehr machen lie\u223 ?, weil er sich selbst den H\u228 ?schern \u252 ?bergab und erkl\u228 ?rte, es gesch\u228 ?he im Sinne der Schrift. Nachdem die J\u252 ?nger entflohen waren, V.57: \u8222 ?f\u252 ?hrte man ihn zu Kaiphas. V.58: Petrus aber folgte ihm und trat ein, um zu sehen, welches Ende die Sache n\u228 ?hme.\u8220" Gro\u223 ? ist die Liebe des J\u252 ?ngers{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Petrus\par} } ; er floh nicht, als er die anderen fliehen sah, sondern blieb und ging mit zum Richter hin. Freilich tat das auch Johannes, aber der war dem Hohepriester bekannt. Warum f\u252 ?hrte man den Herrn an den Ort, wo alle versammelt waren? Damit alles nach der Entscheidung der Hohenpriester vor sich gehe. Kaiphas war damals Hohepriester, und alle waren bei ihm versammelt, um Christus zu erwarten; zu diesem Zwecke brachten sie die Nacht wachend zu. Sie hatten noch nicht das Osterlamm gegessen, hei\u223 ?t es, sondern wachten aus dem erw\u228 ?hnten Grunde. Nach der Bemerkung, dass es fr\u252 ?h am Morgen war, f\u228 ?hrt n\u228 ?mlich Johannes fort: \u8222 ?Sie gingen nicht hinein in das Gerichtshaus, damit sie nicht verunreinigt w\u252 ?rden, sondern das Ostermahl {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1196.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1196 }}} essen d\u252 ?rften\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 18,28\par} } . Wie soll man sich das erkl\u228 ?ren? Sie a\u223 ?en es am folgenden Tage mit \u220 ?bertretung des Gesetzes, so gro\u223 ? war ihre Begierde nach seinem Tode. Nicht Christus wich von der Zeit des Ostermahles ab, sondern sie, die alle Schandtaten begingen und tausend Gesetze mit F\u252 ?\u223 ?en traten. Ihr Groll kochte gar heftig in ihnen, oft schon hatten sie ihn zu beseitigen versucht, nie war es ihnen gelungen, jetzt, da sie ihn wider Erwarten gefangen hatten, machten sie sich nichts daraus, das Ostermahl zu unterlassen, nur um ihre Mordlust befriedigen zu k\u246 ?nnen. So hatten sich denn alle eingefunden, eine Versammlung von Nichtsw\u252 ?rdigen, und man legte dem Herrn einige Fragen vor, um der Verschw\u246 ?rung den Anstrich einer Gerichtssitzung zu geben. Die Zeugenaussagen stimmten aber nicht \u252 ?berein, so sehr war es nur ein Scheingericht voll lauter L\u228 ?rm und Durcheinander. V.60: \u8222 ?Es kamen aber zwei falsche Zeugen und sprachen: V.61: Dieser hat gesagt: Ich kann den Tempel Gottes niederrei\u223 ?en und binnen drei Tagen wieder aufbauen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Allerdings hat er gesagt: \u8222 ?In drei Tagen\u8220", aber nicht: ich kann niederrei\u223 ?en, sondern: \u8222 ?Rei\u223 ?et nieder\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 2,19\par} } ; er hatte auch nicht den Tempelbau gemeint, sondern seinen eigenen Leib. Was sagt nun der Hohepriester? Er wollte ihn zur Rechtfertigung veranlassen, um ihn darin zu verstricken; deshalb fragt er: V.62: \u8222 ?H\u246 ?rst du nicht, was diese wider dich bezeugen? V.63: Jesus aber schwieg.\u8220" Es w\u228 ?re zwecklos gewesen, sich zu verteidigen, wo niemand h\u246 ?ren mochte. Es war ja doch nur ein Gericht zum Schein, in Wahrheit ein \u220 ?berfall von R\u228 ?ubern, wie sie sacht aus einer H\u246 ?hle oder auf offener Stra\u223 ?e hervorbrechen. Deshalb schwieg der Herr. Kaiphas sprach {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1197.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1197 }}} von neuem: V.63: \u8222 ?Ich beschw\u246 ?re Dich bei Gott, dem Lebendigen, dass Du es uns sagest: ob Du der Christus bist, der Sohn des lebendigen Gottes? V.64: Er antwortete: Du hast es gesagt; ich aber sage euch: Von jetzt an werdet ihr den Menschensohn sitzen sehen zur Rechten der Kraft Gottes und kommen auf den Wolken des Himmels. V.65: Da zerri\u223 ? der Hohepriester seine Kleider und rief: Er hat Gott gel\u228 ?stert.\u8220" Das tat er, um die Schuld recht gro\u223 ? hinzustellen und seinen Worten durch solches Tun mehr Nachdruck zu geben. Da sie durch die Rede des Herrn in Angst versetzt worden waren, machten sie es hier, wie man es Stephanus gegen\u252 ?ber gemacht hatte: Sie hielten sich die Ohren zu.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indessen, worin soll da eine Gottesl\u228 ?sterung liegen? Auch fr\u252 ?her hatte der Herr, als sie einmal versammelt waren, zu ihnen gesagt: \u8222 ?Es sprach der Herr zu meinem Herrn, setze dich zu meiner Rechten\u8221", und hatte diese Stelle ausgelegt, ohne dass sie etwas einzuwenden gewagt h\u228 ?tten; sie hatten vielmehr geschwiegen und seitdem nie mehr widersprochen. Wie kam es also, dass sie seine Worte jetzt als Gottesl\u228 ?sterung bezeichnen? Warum hatte Christus diese Antwort gegeben? Um ihnen jede Entschuldigung zu benehmen, lehrte er bis zum letzten Tage, dass er Christus ist, dass er zur Rechten des Vaters sitzt, dass er kommen wird, die Welt zu richten. Damit beweist er zugleich, dass er mit dem Vater v\u246 ?llig im Einklang steht. Als Kaiphas sein Gewand zerrissen hatte, fragte er: V.66: \u8222 ?Was d\u252 ?nkt euch?\u8221" . Er spricht das Urteil nicht aus eigener Macht, sondern fragt die anderen um ihre Ansicht, da ja die Schuld zugestanden und die L\u228 ?sterung offenkundig sei. Sie wussten ja, wenn die Sache untersucht und genau gepr\u252 ?ft w\u252 ?rde, so w\u252 ?rde er von jeder Schuld freigesprochen. Deshalb sprechen sie die Verurteilung aus und nehmen die Zuh\u246 ?rer zum voraus ein durch die Worte: \u8222 ?Ihr habt die L\u228 ?sterung geh\u246 ?rt\u8221", nur dass sie keinen Zwang und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1198.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1198 }}} keine Gewalt aus\u252 ?ben, um die Stimmen abzufordern. Was antworten also diese? \u8222 ?Er ist des Todes schuldig\u8221"; ihre Absicht war, ihn als einen bereits Verurteilten vor Pilatus f\u252 ?hren zu k\u246 ?nnen. Wenn sie da mit vollem Bewusstsein aussprechen: \u8222 ?Er ist des Todes schuldig\u8221", so beschuldigen, verurteilen, verdammen sie damit sich selbst, weil sie in dieser Stunde selbst schuldig werden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum legen sie ihm denn nicht die Sabbatentheiligung zur Last? Weil er sie deswegen schon oft mundtot gemacht; zudem wollen sie ihn auch mit dem fangen, was er jetzt sagen w\u252 ?rde, und ihn daraufhin verurteilen. Darum lie\u223 ? sie Kaiphas schon zuvor ihr Urteil abgeben, und zog durch das Zerrei\u223 ?en der Kleider alle auf seine Seite, um ihn dann als bereits Verurteilten zu Pilatus zu f\u252 ?hren. Auf dieses Ziel war alles hingerichtet. Bei Pilatus brachten sie aber keine solche Anklage vor; da sagten sie: \u8222 ?Wenn er nicht ein \u220 ?belt\u228 ?ter w\u228 ?re, w\u252 ?rden wir ihn dir nicht \u252 ?berantwortet haben\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 8,30\par} } , und machen den Versuch, ihn als \u246 ?ffentlichen Verbrecher hinrichten zu lassen. Warum brachten sie ihn denn nicht im geheimen um? Weil sie auch seinen Ruf untergraben wollten. Da sich schon viele ihm angeschlossen hatten, ihn bewunderten und anstaunten, so trachteten sie, ihn \u246 ?ffentlich und vor aller Welt hinzurichten. Christus wehrte ihnen nicht, er bediente sich vielmehr ihrer Bosheit zur Bekr\u228 ?ftigung der Wahrheit, damit sein Tod offenkundig w\u252 ?rde. Es kam n\u228 ?mlich ganz anders, als sie beabsichtigten. Sie wollten die Sache \u246 ?ffentlich machen, um ihm Schande zu bereiten; aber gerade infolge der \u214 ?ffentlichkeit wuchs sein Ansehen nur noch mehr. Sie hatten gesagt: \u8222 ?Lasset uns ihn t\u246 ?ten, damit nicht etwa die R\u246 ?mer kommen und unsere Stadt wegnehmen und unser Volk\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 11,48\par} } , und als sie ihn get\u246 ?tet hatten, geschah es dennoch. So kam es auch hier; sie wollten ihn \u246 ?ffentlich kreuzigen, um sein Ansehen zu schm\u228 ?lern und gerade das Gegenteil trat ein. Da sie indessen auch selbst Gewalt \u252 ?ber Leben und Tod hatten, sagte Pilatus: \u8222 ?Nehmet ihr ihn hin und urteilet \u252 ?ber ihn nach {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1199.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1199 }}} eurem Gesetze\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 18,31\par} } . Das wollten sie aber nicht; es sollte scheinen, er sei als Verbrecher, als Aufwiegler, als Hochverr\u228 ?ter hingerichtet worden. Deshalb wurden auch R\u228 ?uber mit ihm gekreuzigt, deshalb baten sie: \u8222 ?Schreibe nicht: Der K\u246 ?nig der Juden, sondern, dass er selbst so gesagt hat\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 19,21\par} } . Das alles geschah um der Wahrheit willen, damit sie auch nicht einen Schatten mehr zu einer unversch\u228 ?mten Entschuldigung h\u228 ?tten. Auch die Siegel und Wachen beim Grabe lie\u223 ?en die Wahrheit nur in um so helleres Licht treten, desgleichen auch die Verspottungen und Schm\u228 ?hungen. Das ist das Schicksal des Betruges, dass er durch seine eigene Heimt\u252 ?cke zerf\u228 ?llt; und so geschah es auch jetzt. Die vermeintlichen Sieger wurden \u252 ?beraus besch\u228 ?mt, geschlagen und vernichtet; der scheinbar Unterlegene gelangte zu gro\u223 ?em Ruhm und trug den sch\u246 ?nsten Sieg davon.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wir sollten daher nicht immer nach dem Siege trachten, und nicht jeder Niederlage ausweichen. Es gibt F\u228 ?lle, wo der Sieg Schaden, die Niederlage Nutzen bringt. So mag es scheinen, dass bei Zornesausbr\u252 ?chen der die Oberhand beh\u228 ?lt, der am meisten schimpft, da doch gerade er die schlimmste Niederlage und den gr\u246 ?\u223 ?ten Schaden durch die h\u228 ?sslichste Leidenschaft erleidet, w\u228 ?hrend der andere, der es hochherzig ertr\u228 ?gt, gewonnen und gesiegt hat. Der eine konnte nicht einmal seine eigene Wut d\u228 ?mpfen, der andere hat auch die fremde erstickt; jener ist dem Feinde im eigenen Innern erlegen, dieser hat auch einen Fremden \u252 ?berw\u228 ?ltigt, hat pers\u246 ?nlich nicht nur keinen Schaden von dem Brande erlitten, sondern auch noch die Glut, die beim N\u228 ?chsten hoch auflodert, gel\u246 ?scht. H\u228 ?tte auch er den scheinbaren Sieg erfechten wollen, w\u228 ?re er selbst unterlegen und h\u228 ?tte zugleich den anderen von dieser abscheulichen Leidenschaft verzehren lassen, und beide w\u228 ?ren dann wie Weiber vom Zorne schm\u228 ?hlich und kl\u228 ?glich zu Boden geworfen worden. Nun aber ist der Tugendhafte vor dieser Schwachheit bewahrt geblieben und hat durch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1200.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1200 }}} seine ruhmreiche Niederlage in sich und im N\u228 ?chsten einen gl\u228 ?nzenden Sieg \u252 ?ber den Zorn errungen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Trachten wir also nicht \u252 ?berall darnach, Sieger zu sein. Auch der Habgierige hat \u252 ?ber den Beraubten einen Sieg davongetragen, aber einen sch\u228 ?ndlichen Sieg, der f\u252 ?r den Sieger selbst verderblich ist. Der Benachteiligte und scheinbar Besiegte aber hat durch sein tugendhaftes Ertragen den herrlichsten Lorbeer verdient. Oft ist eben das Unterliegen die beste und sch\u246 ?nste Art des Sieges. Mag einer immerhin habgierig oder gewaltt\u228 ?tig oder neidisch sein, der andere, der nachgibt und sich in keinen Streit einl\u228 ?sst, beh\u228 ?lt doch die Oberhand. Wozu aber von Habgier und Neid reden? Auch wer zum Martertod geschleppt wird, bleibt Sieger, trotzdem er gefesselt, gegei\u223 ?elt, zerschlagen und hingeschlachtet wird. Was im Kriege als Niederlage gilt, wenn n\u228 ?mlich der K\u228 ?mpfer f\u228 ?llt, das gilt bei uns als Sieg. Unser Sieg besteht nicht darin, dass wir jemandem Gewalt an tun, sondern darin, dass wir Gewalt erleiden. Dann ist der Sieg um so gl\u228 ?nzender, wenn wir durch Geduld die \u220 ?belt\u228 ?ter \u252 ?berwinden. Daraus geht n\u228 ?mlich hervor, dass der Sieg von Gott kommt. Ein solcher{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 innerlicher\par} } Sieg ist ja auch ganz anders beschaffen als ein \u228 ?u\u223 ?erlicher; darin liegt ein Beweis besonderer Kraft. So brechen die Klippen im Meer die brandenden Wogen, so sind alle Heiligen gefeiert und gekr\u246 ?nt worden und haben sich durch einen solchen Sieg ohne Kampf die herrlichsten Lorbeeren errungen. Du darfst dich gar nicht beunruhigen, dass du etwa erlahmest; Gott verleiht dir Kraft, dass du, ohne zu k\u228 ?mpfen, durch blo\u223 ?es Dulden Sieger wirst. Du brauchst keine ebenb\u252 ?rtige Streitmacht aufzubringen und du siegst doch; du brauchst nicht handgemein zu werden und wirst dennoch gekr\u246 ?nt. Du bist weit besser daran als der Gegner, du bist ihm \u252 ?berlegen. Warum wolltest du dich selbst herabsetzen? Lasse es doch nicht zu, dass er behaupte, du habest ihn durch Kampf \u252 ?berw\u228 ?ltigt; er soll vielmehr staunen und sich wundern, dass du ohne Kampf so stark bist, er soll es allen sagen, dass du auch ohne Gefecht Sieger geblieben bist. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1201.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1201 }}} Darin liegt ja auch der Ruhm des seligen Joseph, dass er stets durch ruhiges Hinnehmen von B\u246 ?sem die \u220 ?belt\u228 ?ter \u252 ?berwand. Seine eigenen Br\u252 ?der und die \u196 ?gypterin geh\u246 ?rten zu seinen Feinden; allein \u252 ?ber alle blieb er Sieger. Rede mir nicht davon, dass er im Kerker schmachtete, w\u228 ?hrend das Weib im Palaste lebte; zeige mir vielmehr, wer der Besiegte war, wer der Unterlegene, wer der Verzagte, wer der Gl\u252 ?ckliche? Weit entfernt, dass das Weib den Gerechten besiegt h\u228 ?tte, sie vermochte nicht einmal ihre eigene Leidenschaft zu \u252 ?berwinden, w\u228 ?hrend Joseph das Weib und die b\u246 ?se Lust \u252 ?berwand. Du kannst auch die Worte selbst h\u246 ?ren und du wirst sehen, wie er siegte. \u8222 ?Du hast einen Hebr\u228 ?er hergebracht zu uns, um Mutwillen zu ver\u252 ?ben an uns\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Gen 39,17\par} } . Nicht er hat sein Spiel mit dir getrieben, elendes, beklagenswertes Weib, sondern der Teufel, der dir einfl\u252 ?stert, du k\u246 ?nntest den Stahl brechen. Nicht er hat einen Hebr\u228 ?erknecht zu dir gebracht, der dir nachstellt, sondern der b\u246 ?se Feind hat die unreine Lust in dir entfacht; der hat dich zum besten gehalten. Wie antwortete da Joseph? Er schweigt und wird deshalb verurteilt, ganz wie Christus. Er war ja auch das Vorbild von allem, was hier mit Christus vorging. Er war im Kerker, das Weib im Palaste. Was hast du zu sagen? Er war, obschon in Fesseln geschlagen, doch ausgezeichneter als jeder Sieggekr\u246 ?nte, das Weib war elender daran, als jeder Gefangene, trotzdem sie in k\u246 ?niglichen Gem\u228 ?chern wohnte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Nicht blo\u223 ? diese Umst\u228 ?nde zeigen den Sieg des einen und die Niederlage der anderen, sondern auch der Ausgang der Geschichte. Wer von beiden hat seine Absicht erreicht? Der Gefangene, nicht die vornehme Frau. Er wollte die Ehrbarkeit bewahren, sie wollte sie ihm entrei\u223 ?en. Wer hat seinen Willen durchgesetzt? Er, der B\u246 ?ses erfuhr, oder sie, die B\u246 ?ses tat? Offen bar er. Somit ist auch er Sieger geblieben. In dieser \u220 ?berzeugung wollen wir alle nach dem Siege streben, der errungen wird, wenn man B\u246 ?ses erduldet, jenen aber meiden, den man dadurch gewinnt {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1202.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1202 }}} wenn man B\u246 ?ses tut. Dann werden wir auch das irdische Leben in tiefstem Frieden und in Ruhe zubringen und einst die ewige Herrlichkeit erlangen durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre und Macht geb\u252 ?hrt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 F\u252 ?nfundachtzigste Homilie. Kap.XXVI,V.67-Kap.XXVII,V.10.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.67: \u8222 ?Dann spieen sie in sein Angesicht und schlugen ihn mit F\u228 ?usten, andere gaben ihm Backenstreiche,\line V.68: indes sie sagten: Prophezeie uns, Christus, wer ist es, der Dich geschlagen hat?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weshalb taten sie dies alles, nachdem sie doch entschlossen waren, ihn zu t\u246 ?ten? Was hatten sie von dieser Verspottung? Du sollst daraus erkennen, wie ma\u223 ?los die Juden in allen Dingen waren. Als ob sie ein wildes Tier gefangen h\u228 ?tten, so lassen sie am Herrn ihren \u220 ?bermut aus, werden halb toll vor Freude \u252 ?ber dieses Fest, fallen vor Wonne \u252 ?ber ihn her und legen ihre ganze Mordgier an den Tag. Staunen musst du auch \u252 ?ber die Unbefangenheit der J\u252 ?nger, dass sie alles mit so gro\u223 ?er Genauigkeit berichten. Sie liefern dadurch einen Beweis von ihrer Wahrheitsliebe, da sie Dinge, die{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 f\u252 ?r den Herrn\par} } schimpflich zu sein scheinen, mit aller Wahrhaftigkeit aufzeichnen, ohne sie zu verhehlen oder sich zu sch\u228 ?men, es im Gegenteil f\u252 ?r den gr\u246 ?\u223 ?ten Ruhm erachten, was es auch wirklich war, dass der Herr der Welt f\u252 ?r uns so gr\u228 ?\u223 ?liches litt. Es offenbart sich hierin zugleich seine unaussprechliche Huld und die unverantwortliche Bosheit derer, die solche Untaten gegen den sanften und milden Herrn ver\u252 ?bten, der so r\u252 ?hrende Worte zu ihnen redete, dass sie selbst einen L\u246 ?wen h\u228 ?tten in ein Lamm verwandeln k\u246 ?nnen. Er lie\u223 ? es in keiner Weise an Sanftmut fehlen, sie aber nicht an Spott und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1203.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1203 }}} Grausamkeit in allem, was sie taten und redeten. Alle diese Abscheulichkeiten hatte der Prophet Isaias vorausgesagt und in einem Satz alle diese Beschimpfungen angedeutet und zusammengefasst. \u8222 ?Gleichwie viele dich bewundern\u8220", sagt er, \u8222 ?ebenso schm\u228 ?hlich wird Dein Antlitz sein unter den Leuten und deine Herrlichkeit unter den Menschenkindern\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 52,14\par} } . Gibt es noch einen Schimpf, der diesem gleichk\u228 ?me? Jenes Angesicht, bei dessen Anblick der See{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Genesareth\par} } Ehrfurcht bezeugte, von dem die Sonne ihre Strahlen abwandte, als sie es am Kreuze sah, in dieses Antlitz spieen und schlugen sie, hieben ihn auf den Kopf und lie\u223 ?en ihrer ganzen Wut ungehemmt die Z\u252 ?gel schie\u223 ?en. Sie gaben ihm die schimpflichsten Schl\u228 ?ge, mit der Faust, mit der flachen Hand, und f\u252 ?gten zu all dem noch die Schmach, dass sie ihn anspieen. Ferner \u252 ?berh\u228 ?uften sie ihn mit Worten voll des \u228 ?rgsten Hohnes:\u8222 ?Prophezeie uns, Christus, wer ist es, der Dich geschlagen hat?\u8220", weil ihn das Volk einen Propheten genannt hatte. Ein anderer Evangelist erz\u228 ?hlt, dass sie zuvor noch sein Antlitz mit seinem Gewande verh\u252 ?llten, gerade als h\u228 ?tten sie einen Ehrlosen oder einen Sklaven in ihrer Mitte. Nicht nur Freie, auch Sklaven ver\u252 ?bten damals solche Ausgelassenheiten an ihm.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Diese Leidensgeschichte wollen wir unabl\u228 ?ssig lesen, sie anh\u246 ?ren, wie es sich geziemt, und sie uns ins Herz schreiben. Das sind unsere Heiligt\u252 ?mer, darauf bin ich stolz; nicht blo\u223 ?, dass er so viele Tote auferweckte, sondern auch, dass er so viel gelitten hat. Darauf kommt Paulus immer wieder zur\u252 ?ck, auf Christi Kreuz, auf seinen Tod, sein Leiden, seine Schmach, seine Beschimpfung, seine Verh\u246 ?hnung. Bald sagt er: \u8222 ?Gehen wir zu ihm hinaus, seine Schmach tragend\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hebr 13,13\par} } , bald: \u8222 ?Welcher statt der vor ihm liegenden Freude das Kreuz erduldet hat, nicht achtend der Schmach\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 12,2\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.69: \u8222 ?Petrus aber sa\u223 ? drau\u223 ?en im Hofe. Und es trat eine Magd zu ihm und sagte: Auch du warst mit Jesus, dem Galil\u228 ?er. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1204.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1204 }}} V.70: Er aber leugnete angesichts aller und sagte: Ich wei\u223 ? nicht, was du sagst. V.71: Als er aber hinausgegangen war in die Vorhalle, sah ihn eine andere Magd, die sagte: Auch dieser war mit Jesus, dem Nazarener. V.72: Und wiederum leugnete er unter einem Eidschwur. V.73: Und kurz darauf traten die Umstehenden heran und sprachen zu Petrus: Wahrhaftig, auch du bis einer von ihnen, denn auch deine Aussprache macht dich kenntlich. V.74: Da begann er zu verw\u252 ?nschen und zu schw\u246 ?ren, dass er den Menschen nicht kenne. Und alsbald kr\u228 ?hte der Hahn. V.75: Und es erinnerte sich Petrus der Rede Jesu, wie dieser gesagt hatte: Bevor der Hahn kr\u228 ?ht, wirst du mich dreimal verleugnen. Und er ging hinaus und weinte bitterlich.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 O neuer und unbegreiflicher Vorgang! Als Petrus sah, dass man den Meister nur gefangen nahm da entbrannte er so heftig, dass er sein Schwert zog und dem Knechte das Ohr abschlug. Jetzt, wo er mehr Grund zur Entr\u252 ?stung, zur leidenschaftlicher Heftigkeit gehabt h\u228 ?tte, da er so gr\u228 ?\u223 ?liche Beschimpfungen mit anh\u246 ?ren musste, jetzt verleugnete er den Herrn. Wie h\u228 ?tten auch diese Vorg\u228 ?nge einen nicht in Wut versetzen sollen? Trotzdem ist der J\u252 ?nger unter dem Banne der Furcht weit entfernt, Entr\u252 ?stung zu zeigen, er verleugnet sogar{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 den Herrn\par} } und h\u228 ?lt vor der drohenden \u196 ?u\u223 ?erung einer elenden, gemeinen Magd nicht stand. Nicht blo\u223 ? einmal, nein, zweimal, ja dreimal leugnet er, in kurzer Zeit und ohne vor eigentlichen Richtern zu stehen. Er befand sich ja drau\u223 ?en im Hofe und ging gerade in die Vorhalle, als sie ihn fragten. Er wurde auch nicht sofort seines Falles inne. Lukas{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 22,61\par} } berichtet auch, dass Christus ihn anblickte, nicht nur, um ihn zu r\u252 ?gen, dass er ihn verleugnet hatte, sondern auch, weil er sich von selbst nicht besann, obschon der Hahn gekr\u228 ?ht hatte; es bedurfte vielmehr wieder einer Erinnerung des Meisters, wobei der Blick an Stelle des Wortes trat. So sehr stand {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1205.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1205 }}} Petrus unter dem Banne der Furcht. Markus{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 14,68\par} } l\u228 ?sst die Feigheit des J\u252 ?ngers noch deutlicher hervortreten, indem er erw\u228 ?hnt, dass der Hahn nach der ersten Verleugnung zum ersten Male kr\u228 ?hte, nach der dritten zum zweiten Male, und dass Petrus vor heftiger Furcht wie tot war. Und das hatte er von seinem Meister selbst geh\u246 ?rt, da er ja ein Sch\u252 ?ler Petrus\u8217' war. Gewiss ein Grund zu gro\u223 ?em Staunen, dass er, weit entfernt, den Fehler seines Meisters zu verschweigen, ihn vielmehr genauer als die anderen schildert, weil er sein J\u252 ?nger war.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie kann aber die Darstellung wahr sein, da doch Matth\u228 ?us erz\u228 ?hlt. der Herr habe gesagt: \u8222 ?Wahrlich, ich sage dir, ehe der Hahn kr\u228 ?ht, wirst du mich dreimal verleugnen\u8221", w\u228 ?hrend Markus berichtet: \u8222 ?Zum zweiten mal kr\u228 ?hte der Hahn\u8221"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 14,72\par} } . Es ist beides wahr und stimmt ganz gut miteinander \u252 ?berein. Da n\u228 ?mlich der Hahn bei jedem Kr\u228 ?hen drei oder vier Abs\u228 ?tze zu machen pflegt so will Markus kundgeben, dass nicht einmal das Kr\u228 ?hen den Petrus abhielt und zur Besinnung brachte. Beide Berichte sind also wahr. Bevor n\u228 ?mlich der Hahn das ganze Kr\u228 ?hen beendet, hatte Petrus das dritte Mal geleugnet. Ja, als er von Christus an seine S\u252 ?nde gemahnt worden war, wagte er nicht einmal, offen zu weinen, um nicht durch seine Tr\u228 ?nen verraten zu werden, sondern, \u8222 ?er ging hinaus und weinte bitterlich\u8221". Schluss des Kapitels XXVI.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kapitel XXVII. V.1: \u8222 ?Als es aber Morgen geworden war, f\u252 ?hrten sie Jesus von Kaiphas zu Pilatus.Weil sie ihn hinrichten wollten, wegen des Festes aber selbst es nicht konnten, f\u252 ?hrten sie ihn zum Statthalter.\u8221" Beachte hierbei, wie sich die Sache entwickelte, dass sein Tod gerade am Feste stattfand, genau so, wie es vorgebildet worden war. V.3: \u8220"Als da Judas, der ihn \u252 ?berantwortet hatte, sah, dass er verurteilt worden, brachte er, von Reue ergriffen, die drei\u223 ?ig Silberlinge zur\u252 ?ck.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1206.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1206 }}} Hierin liegt eine Anklage sowohl f\u252 ?r Judas, als auch f\u252 ?r die Hohenpriester; f\u252 ?r jenen, nicht etwa darin, dass er von Reue ergriffen wurde, sondern darin, dass dies so sp\u228 ?t und langsam geschah, und dass er sich selbst verdammt hatte, denn er gesteht selbst ein, dass er ein Verr\u228 ?ter ist; f\u252 ?r diese, dass sie nicht in sich gingen, obschon sie sich noch bessern konnten. Siehe ferner, wann Judas seine Tat bereute. Als der Frevel vollbracht und zum Ende gediehen war. So ist es eben die Art des Teufels: Vor der Tat verleitet er zur Unachtsamkeit, dass man das B\u246 ?se nicht einsieht, und damit der also Gefangene nicht anderen Sinnes werde. So oft hatte Jesus den Judas gewarnt, ohne dass es ihn ger\u252 ?hrt h\u228 ?tte; sobald aber die Schandtat vollbracht war, da befiel ihn die Reue; aber nun n\u252 ?tzte es ihm nichts mehr. Dass er sich beschuldigte und das Geld hinwarf, ohne Scheu vor dem Judenvolke, ist ganz anerkennenswert; aber dass er sich aufh\u228 ?ngte, ist unverzeihlich; das war das Werk des b\u246 ?sen Feindes. Der hielt ihn von seiner Reue ab, um ihn um die Frucht derselben zu bringen, und verleitete ihn dazu, sich selbst zu verderben, indem er sich auf die sch\u228 ?ndlichste Weise vor aller Augen entleibte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte, wie allseitig die Wahrheit klar zutage tritt, sogar durch die Werke und Schicksale der Feinde. Auch das Ende des Verr\u228 ?ters schlie\u223 ?t den Richtern des Herrn den Mund und l\u228 ?sst ihnen auch nicht den Schatten einer wenn auch noch so unversch\u228 ?mten Entschuldigung. Was h\u228 ?tten sie auch noch vorzubringen, nachdem der Verr\u228 ?ter offen sich selbst in solcher Weise verurteilt? Fassen wir seine Worte ins Auge: \u8222 ?Er brachte die drei\u223 ?ig Silberlinge den Hohenpriestern zur\u252 ?ck und sagte: V.4: \u8220"Ges\u252 ?ndigt habe ich, weil ich unschuldiges Blut verraten habe. Sie aber sprachen: Was geht das uns an? Siehe du zu. V.5: Und nachdem er die Silberlinge in den Tempel geworfen hatte, entfernte er sich, ging hin und erh\u228 ?ngte sich.\u8221" Es waren die Gewissensbisse, die er nicht ertragen konnte. Beachte, dass es auch den Juden so ergeht. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1207.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1207 }}} Ihre Erfahrungen h\u228 ?tten sie zur Besserung bewegen sollen, aber sie halten nicht inne, bis die S\u252 ?nde vollbracht war. Der Frevel des Judas war vollendet, er hatte den Herrn verraten; die Untat der Juden war es noch nicht. Als auch sie dieselbe vollendet und ihn gekreuzigt hatten, da wurden sie ebenfalls unruhig. Da sagten sie: \u8222 ?Schreibe nicht, er sei K\u246 ?nig der Juden\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 19,21\par} }{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 warum seid ihr voll Furcht und Unruhe, da doch nur ein Leichnam am Kreuze h\u228 ?ngt?\par} } , dann wieder bewachten sie ihn mit der Erkl\u228 ?rung: \u8222 ?Damit nicht etwa seine J\u252 ?nger ihn stehlen und sagen, er sei auferstanden, und so der letzte Betrug schlimmer sei, als der erste\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 27,64\par} } . Gesetzt, die J\u252 ?nger sagten so, es w\u228 ?re ja doch nur zum Schaden ihrer eigenen Sache, wenn es sich als unwahr herausstellte. Wie aber sollten sie so reden, da sie nicht einmal zu widerstehen wagten, als Jesus ergriffen wurde, und der erste unter ihnen vor der Drohung einer Magd nachgab und den Herrn sogar dreimal verleugnete? Die Juden waren eben, wie gesagt, von da an{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 durch Furcht\par} } verwirrt. Dass sie aber wohl wussten, wie schlecht ihre Tat sei, geht aus ihren Worten hervor: \u8220"Siehe du zu.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Vernehmet ihr Habs\u252 ?chtigen, und beherziget das Schicksal des Judas! Er verlor das Geld, beging eine S\u252 ?nde und richtete seine Seele zugrunde. So herrscht eben der Geiz. Judas konnte weder des Geldes, nicht des zeitlichen und nicht des jenseitigen Lebens, froh werden, er warf vielmehr durch ein einziges Verbrechen alles von sich und erh\u228 ?ngte sich, als er bei den Hohenpriestern schlecht ankam. Aber, wie ich schon sagte, nach der Tat kommen manche zur Einsicht. Beachte auch das Verhalten der Juden. Bisher hatten sie ihren Frevel nicht einsehen wollen und sagten: \u8222 ?Sieh du zu.\u8221" Das ist f\u252 ?r sie der gr\u246 ?\u223 ?te Tadel, denn damit gestehen sie zu, dass es eine Untat und ein Frevel sei, aber au\u223 ?er sich vor Leidenschaft wollen sie von dem teuflichen Beginne nicht abstehen, sondern h\u252 ?llen sich voll Torheit in den Schleier angeblicher Unwissenheit. H\u228 ?tten sie nach der Kreuzigung und Hinrichtung Christi so {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1208.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1208 }}} gesprochen, so h\u228 ?tte ihre Rede zwar auch damals keinen Sinn gehabt, h\u228 ?tte sie aber doch nicht so scharf verurteilt. Nun aber, wie k\u246 ?nnt ihr so reden, da er noch in eurer Mitte weilt und ihr die M\u246 ?glichkeit habt, ihn freizulassen? Da muss eine solche Entschuldigung zur schwersten Anklage gegen euch werden. Wie so denn? Weil sie die ganze Schuld auf den Verr\u228 ?ter abschieben{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 durch die Worte: \u8222 ?Siehe du zu\u8221"\par} } , und obschon sie durch die Freilassung Christi eine Ermordung aufgeben konnten, dennoch das Verbrechen fortsetzten und zum Verrate noch die Kreuzigung f\u252 ?gen. Hat sie denn, als sie zu Judas sagten: \u8222 ?Siehe du zu\u8221", etwas gehindert, von dem Verbrechen abzustehen? Sie tun es aber nicht; im Gegenteil, sie schreiten auch noch zum Mord und verwickeln sich durch all ihr Tun und Reden in ein Unheil, dem sie nicht mehr entrinnen k\u246 ?nnen. Auch als ihnen sp\u228 ?ter Pilatus die Wahl freigab, wollten sie, dass eher der R\u228 ?uber als Jesus freigegeben werde, und ihn, der ihnen nichts B\u246 ?ses getan, sondern nur zahllose Wohltaten erwiesen hatte, brachten sie um.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was tat nun Judas? Als er einsah, dass er nichts ausrichtete, dass sie das Geld nicht zur\u252 ?cknehmen wollten,\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.5; \u8222 ?warf er es in den Tempel hinein, ging hin und erh\u228 ?ngte sich. V.6: Die Hohenpriester aber nahmen die Silberlinge und sprachen: Wir d\u252 ?rfen sie nicht in den Tempelschatz legen, da es Blutgeld ist. V.7: Nachdem sie aber Beschluss gefasst hatten, kauften sie damit den Acker des T\u246 ?pfers zu einem Begr\u228 ?bnisplatze f\u252 ?r die Fremden. V.8: Deshalb ward jener Acker Blutacker genannt bis auf den heutigen Tag. V.9: Damals ward erf\u252 ?llt, was gesprochen ist durch Jeremias, den Propheten, wenn er sagt: Und sie nahmen die drei\u223 ?ig Silberlinge, den Wert des Gewerteten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Zach 11,12\par} } , V.10: und sie gaben dieselben f\u252 ?r den Acker des T\u246 ?pfers, so wie mir aufgetragen hat der Herr.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1209.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1209 }}} Siehst du wieder, wie ihr Gewissen sie verurteilt? Da sie n\u228 ?mlich wussten. dass sie den Mord erkauft hatten, legten sie das Geld nicht in die Tempelkasse, sondern erwarben einen Acker zum Begr\u228 ?bnis der Fremden. Auch diese Tatsache zeugte wider sie und \u252 ?berf\u252 ?hrte sie des Verrates. Schon der Name des Platzes verk\u252 ?ndet lauter als Posaunenschall vor aller Welt ihre Blutschuld. Ja, sie tun es nicht ohne weiteres, sondern fassen einen Beschluss dar\u252 ?ber, wie sie es auch sonst zu tun pflegten, damit ja keiner an dem Frevel schuldlos bliebe, sondern alle daf\u252 ?r verantwortlich w\u252 ?rden. So hatte es der Prophet schon lange zuvor geweissagt. Siehst du, dass nicht allein die Apostel, sondern auch die Propheten diese sch\u228 ?ndlichen Vorg\u228 ?nge genau berichten, immer wieder das Leiden des Herrn verk\u252 ?nden und vorhersagen? Die Juden verstanden es aber nicht und verharrten in ihrer Bosheit. Wenn sie das Geld in den Tempelschatz gelegt h\u228 ?tten, w\u228 ?re die Sache nicht so bekannt geworden; durch den Kauf des St\u252 ?ck Landes aber brachten sie alles auch den folgenden Geschlechtern zur Kenntnis.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 H\u246 ?ret es alle, die ihr meint, von Mordtaten gute Werke tun zu k\u246 ?nnen, die ihr Menschenseelen um Geld verkaufet. Das sind j\u252 ?dische , oder vielmehr satanische Almosen. Es gibt ja leider auch jetzt noch Leute, die andere um Unsummen bringen und dann alles gutzumachen w\u228 ?hnen, wenn sie zehn oder hundert Goldst\u252 ?cke opfern. Von ihnen gilt das Wort des Propheten: \u8222 ?Meine Opferst\u228 ?tte h\u252 ?llet ihr in Tr\u228 ?nen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mal 2,13\par} } . Christus will nicht durch Habsucht gen\u228 ?hrt werden, eine solche Nahrung weist er zur\u252 ?ck. Wie magst du den Herrn so verh\u246 ?hnen, dass du ihm solchen Schmutz anbietest? Es ist besser, einen verhungernden zu vernachl\u228 ?ssigen, als ihn von solchem Erwerbe zu speisen. Das eine ist nur Hartherzigkeit, das andere noch dazu Hohn. Besser, man gibt nichts, als dass man fremdes Eigentum verschenkt. Sage mir doch: W\u228 ?re es kein Unrecht, wenn du zwei Menschen s\u228 ?hest, von denen der eine nackt ist, und der andere bekleidet, und wenn du dann diesem {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1210.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1210 }}} die Kleider ausz\u246 ?gest, um sie dem Nackten zu geben? Ganz gewiss. Wenn du nun auch alles, was du dem einen genommen hast, einem anderen gibst, so gibst du kein Almosen, sondern tust Unrecht. Wie gro\u223 ? wird aber erst deine Strafe sein, wenn du kaum den geringsten Teil deines Raubes gibst und das noch Almosen nennst? Wenn Leute, die lahme Tiere opferten, ger\u252 ?gt wurden, wie wirst du Verzeihung erhalten, wenn du weit Schlimmeres tust? Wenn ein Dieb, der dem Herrn wiedererstattet, noch im Unrechte bleibt, und selbst dann, wenn er das Vierfache zur\u252 ?ckgibt, die Schuld kaum tilgen kann, und wenn das schon im Alten Bunde so war, dann beherzige, wie f\u252 ?rchterlich das Feuer sein wird, das sich einer auf sein Haupt l\u228 ?dt, der nicht durch Diebstahl, sondern durch Raub fremdes Eigentum an sich bringt, und es nicht einmal dem Beraubten, sondern einem anderen gibt, nicht das Vierfache, sondern nicht einmal die H\u228 ?lfte, und so etwas nicht im Alten, sondern im Neuen Bunde tut! Wenn du aber siehst, dass ein solcher jetzt noch nicht gestraft wird, so beklage ihn gerade deshalb, da er sich nur um so gr\u246 ?\u223 ?eren Zorn ansammelt, wenn er keine Reue empfindet. Wie? \u8222 ?Meint ihr\u8220", sagt der Herr, \u8222 ?dass nur jene S\u252 ?nder waren, auf welche der Turm st\u252 ?rzte? Nein, ich sage euch vielmehr, wenn ihr nicht Bu\u223 ?e tut, wird es euch gerade so ergehen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 13,45\par} } . Lasset uns also Bu\u223 ?e tun und Almosen geben, das rein ist von Habsucht, und daf\u252 ?r von gro\u223 ?er Freigiebigkeit zeugt. Beherzigt, dass die Juden achttausend Leviten ern\u228 ?hrten, dazu noch Witwen und Waisen, und viele sonstige Auslagen f\u252 ?r den Gottesdienst machten und dazu noch Kriegsdienste leisteten; jetzt hingegen muss die Kirche wegen euch und eurer Lieblosigkeit \u196 ?cker, H\u228 ?user und Mietwohnungen besitzen, Fuhrwerke, Maultiertreiber und Esel halten und eine Menge \u228 ?hnlicher Dinge. Dieser Schatz der Kirche sollte in eurer Hand liegen und eure Willigkeit sollte ihr Einkommen verb\u252 ?rgen. In Wirklichkeit aber treten zwei Ungereimtheiten zutage; ihr habt keinen Nutzen (von dieser Lage {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1211.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1211 }}} der Dinge), und die Priester Gottes m\u252 ?ssen sich um Dinge k\u252 ?mmern, f\u252 ?r die sie nicht da sind. Konnte man nicht auch zu den Zeiten der Apostel H\u228 ?user und Felder behalten? Weshalb verkaufte man sie und verschenkte den Erl\u246 ?s? Weil es so besser war.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Weil ihr nun aber nach dem Irdischen wie rasend seid, nur sammelt, ohne zu verteilen, so hat sich eurer V\u228 ?ter die Besorgnis bem\u228 ?chtigt, es k\u246 ?nnten die Scharen der Witwen, Waisen und Jungfrauen vor Hunger umkommen und so sahen sie sich gezwungen, alle diese Stiftungen zu machen. Sie h\u228 ?tten sich freilich lieber nicht in solche Unschicklichkeiten gest\u252 ?rzt, sondern gew\u252 ?nscht, dass euer Herz f\u252 ?r deren Einkommen b\u252 ?rge, damit sie die Fr\u252 ?chte der G\u252 ?te ernten und allein dem Gebete obliegen k\u246 ?nnten. Allein ihr n\u246 ?tigtet sie, es so zu machen, wie es in den H\u228 ?usern der \u246 ?ffentlichen Beamten geschieht; daher kommt es, dass alles auf den Kopf gestellt ist. Wenn wir dieselben Gesch\u228 ?fte wie ihr verrichten m\u252 ?ssen, wer ist dann noch da, um Gott zu vers\u246 ?hnen? Das ist der Grund, weshalb wir kein freies Wort zu sagen wagen, weil die Kirche um nichts besser daran ist, als die Weltleute. Habt ihr nicht geh\u246 ?rt, dass die Apostel nicht einmal die Verteilung der ohne M\u252 ?he gesammelten Gelder \u252 ?bernehmen mochten? Jetzt sind unsere Bisch\u246 ?fe mit solchen Dingen noch mehr in Anspruch genommen als die Aufseher, Verwalter und Kaufleute; w\u228 ?hrend ihre Sorgfalt und M\u252 ?he doch euren Seelen zugewendet sein sollte, m\u252 ?ssen sie sich Tag f\u252 ?r Tag \u228 ?rgern mit Gesch\u228 ?ften, wie sie nur Steuereintreibern, Zollbeamten, Renten- und Zahlmeistern zukommen. Damit will ich indessen nicht zwecklos klagen , sondern ich sage es, um eine Besserung und einen Wandel herbeizuf\u252 ?hren, um euch zum Mitleid mit unserer j\u228 ?mmerlichen Knechtschaft zu bewegen, damit ihr selbst das Einkommen und der Schatz der Kirche werdet. Wenn ihr nicht wollt, dann sehet doch die Armen an, die vor euren Augen stehen, soweit es uns m\u246 ?glich ist, werden wir nicht ermangeln sie zu erhalten; die wir nicht ern\u228 ?hren k\u246 ?nnen, fallen euch zu Last, damit ihr an jenem Tage des Schreckens nicht die Worte zu h\u246 ?ren {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1212.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1212 }}} bekommt, die an die Unbarmherzigen und Lieblosen gerichtet sind: \u8222 ?Ihr habt mich hungrig gesehen und habt mich nicht gespeist\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 25,42\par} } . Diese Unmenschlichkeit macht auch uns mit euch zum Gesp\u246 ?tt, dass wir das Gebet, die Predigt und die anderen Werke der Fr\u246 ?mmigkeit beiseite setzen, und unsere ganze Zeit bald mit Weinwirten, bald mit Getreideh\u228 ?ndlern, bald mit anderen Kaufleuten verlieren. Daher r\u252 ?hren die Streitigkeiten, die Geh\u228 ?ssigkeiten, die t\u228 ?glichen Schm\u228 ?hungen, Beschimpfungen und Witzeleien, daher kommt es, dass jeder Priester{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 nach dem Gegenstand seiner Verwaltung\par} } einen besonderer Namen tr\u228 ?gt, wie sie sich eher f\u252 ?r Weltleute schickten; die Priester sollten ganz andere Titel f\u252 ?hren, die sich wie bei den Aposteln nach ihren Besch\u228 ?ftigungen richten, nach der Speisung der Armen, der Verteidigung des Misshandelten, der Sorge f\u252 ?r die Fremden, dem Beistande f\u252 ?r Bedr\u228 ?ngte, der Betreuung der Waisen, der Unterst\u252 ?tzung der Witwen, dem Schutze der Jungfrauen. Das sind Besch\u228 ?ftigungen, die sie anstatt der Sorge um L\u228 ?ndereien und Geb\u228 ?ude aus\u252 ?ben sollten. Das sind die Juwelen der Kirche; das die Sch\u228 ?tze, die ihr ziemen, die uns die Verwaltung leicht machen, euch gro\u223 ?en Nutzen bringen, ja euch nur Vorteile, keine M\u252 ?hen bereiten. Meines Erachtens leben hier durch Gottes Gnade gegen hunderttausend Menschen beisammen. Wenn jeder einem Armen nur ein Brot reichte, h\u228 ?tten alle genug; wenn jeder nur einen Heller schenkte, so g\u228 ?be es keinen Armen mehr, und wir brauchten uns nicht mehr so viel Schmach und Spott wegen unserer Sorge um Hab und Gut gefallen zu lassen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die Worte: \u8222 ?Verkaufe, was du hast, gib es den Armen und dann komme und folge mir nach\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19,21\par} } d\u252 ?rfte man jetzt f\u252 ?glich auch zu den Vorstehern der Kirche sprechen, weil die Kirche Verm\u246 ?gen besitzt. Man kann ja doch nicht in der geh\u246 ?rigen Weise dem Herrn folgen, wenn man nicht die grobe Sorge um das Weltliche aufgibt. Jetzt aber sitzen die Priester Gottes bei der {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1213.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1213 }}} Weinlese, bei der Ernte, beim Kauf und Verkauf der Fechsung. Die M\u228 ?nner, die nur dem Schatten dienten{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die j\u252 ?dischen Leviten\par} } waren frei von allen derartigen Gesch\u228 ?ften, obschon ihnen ein viel \u228 ?u\u223 ?erlicherer Gottesdienst anvertraut war; wir, die wir ins Innerste des Himmels berufen sind und zum wahren Allerheiligsten Zutritt haben, wir m\u252 ?ssen uns mit den Gesch\u228 ?ften der Kaufleute und Kr\u228 ?mer abgeben. So geschieht es, dass die Hl. Schrift vielfach vernachl\u228 ?ssigt, das Gebet schlecht verrichtet, aber auch die anderen Obliegenheiten geringgesch\u228 ?tzt werden. Es ist eben nicht m\u246 ?glich, dass man bei solchem Zwiespalt auf beides den notwendigen Eifer verwende. Daher bitte und beschw\u246 ?re ich euch, \u246 ?ffnet uns \u252 ?berall reichliche Quellen, lasset euren guten Willen unsere Tenne und Kelter sein. Dann werden die Armen leichter gespeist, die Ehre Gottes wird vermehrt werden, eure N\u228 ?chstenliebe wachsam sein und euch den himmlischen Lohn eintragen. M\u246 ?ge er uns allen zuteil werden durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dem die Ehre geb\u252 ?hrt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Sechsundachtzigste Homilie. Kap.XXVII,V.11-26.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8222 ?Jesus aber stand vor dem Landpfleger, und es befragte ihn der Landpfleger und sagt: Bist Du der K\u246 ?nig der Juden? Jesus aber sprach zu ihm: Du sagst es. V.12: Und w\u228 ?hrend er angeklagt wurde von den Hohenpriestern und den \u196 ?ltesten, antwortete er nichts.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du, was Pilatus zuerst untersucht? Das, was die Juden in allen Tonarten und immer wieder vorbrachten. Sie sahen wohl, dass sich Pilatus nichts aus ihrem Gesetze machte, deshalb legen sie {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1214.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1214 }}} Christo Vergehen gegen die \u246 ?ffentliche Ordnung zur Last. So machten sie es sp\u228 ?ter auch mit den Aposteln, immer warfen sie ihnen vor, dass sie im Lande predigten, ein gewisser Jesus sei K\u246 ?nig, wobei sie von ihm wie von einem blo\u223 ?en Menschen redeten und die Apostel in den Verdacht des Hochverrates brachten. Hieraus geht auch hervor, dass das Zerrei\u223 ?en des Gewandes und das Entsetzen nur Verstellung war. Sie verdrehten und verkehrten aber alles so, nur um ihn dem Tode zu \u252 ?berliefern. Dar\u252 ?ber nun leitete Pilatus mit Christus ein Verh\u246 ?r ein. Wie antwortet da Christus? Er erwidert: \u8222 ?Du hast es gesagt\u8220". Er gesteht also zu, ein K\u246 ?nig zu sein, aber ein himmlischer K\u246 ?nig, was er nach einem anderen Evangelium noch klarer ausspricht, indem er Pilatus antwortete: \u8222 ?Mein Reich ist nicht von dieser Welt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 18,36\par} } , es sollten eben weder die Juden, noch der Landpfleger zu einer derartigen Beschuldigung einen Grund haben. Er f\u252 ?gt auch eine unwiderlegliche Erkl\u228 ?rung bei: \u8222 ?Wenn ich von dieser Welt w\u228 ?re, w\u252 ?rden die Meinigen f\u252 ?r mich k\u228 ?mpfen, damit ich nicht \u252 ?berliefert w\u252 ?rde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd\par} } . Um also diesen Verdacht von sich fernzuhalten, zahlte er Steuer, gebot, dass andere sie auch entrichten sollten, und zog sich zur\u252 ?ck, als man ihn zum K\u246 ?nig machen wollte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum aber, fragst du, berief er sich jetzt nicht auf diese Tatsachen, wo er doch des Hochverrates angeklagt wurde? Weil sie trotz zahlloser tats\u228 ?chlicher Beweise seiner Macht, seiner Milde und Sanftmut absichtlich blind und b\u246 ?se waren, und weil das Gericht voreingenommen war. Daher gibt er auch keinerlei Bescheid, sondern schweigt, und wenn er auf die Beschw\u246 ?rung des Hohenpriesters und auf die Frage des Landpflegers kurz antwortet, so geschieht es nur, um nicht durch beharrliches Schweigen den Schein des Trotzes zu erwecken. Auf ihre ferneren Beschuldigungen entgegnet er dann nichts mehr, da er ja auch nicht erwarten konnte, sie zu \u252 ?berzeugen. So hatte es schon der Prophet zum voraus angedeutet: \u8222 ?In seiner Erniedrigung ward sein Gericht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1215.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1215 }}} hinweggenommen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 53,8\par} } . \u220 ?ber ein solches Verhalten wunderte sich der Landpfleger. Und es war auch zum Staunen, wenn man sah, wie gro\u223 ?e Sanftmut der Herr bezeigte und dass er schwieg, obwohl er so viel h\u228 ?tte sagen k\u246 ?nnen. Sie beschuldigten ihn ja nicht, weil sie etwas Schlechtes von ihm wussten, sondern blo\u223 ? aus Neid und Hass. Denn als die falschen Zeugen, die sie vorgeladen hatten, nichts auszusagen wussten, weshalb machten sie da noch weiter, und weshalb lie\u223 ?en sie nicht ab, als sie sahen, dass Judas tot war und Pilatus seine H\u228 ?nde wusch? Au\u223 ?erdem hatte Christus w\u228 ?hrend dieser Zeit noch vieles getan, was sie h\u228 ?tten ern\u252 ?chtern sollen: aber nichts war imstande, sie zu bessern. Was sagte darauf Pilatus?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.13: \u8222 ?H\u246 ?rst Du nicht, welch schwere Dinge die wider Dich bezeugen?\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Er wollte, dass Jesus sich verteidige, um ihn dann freisprechen zu k\u246 ?nnen. Deshalb richtete er diese Frage an ihn, und als Jesus keine Antwort gab, macht er einen anderen Versuch. Welchen denn? Es war Gepflogenheit der Juden, einen zum Tode Verurteilten freizulassen, und daraufhin versuchte es Pilatus, die Wahl auf ihn zu lenken. Er sagte gleichsam: Wenn ihr nicht wollet, dass er als unschuldig freigegeben wird, so nehmet ihn als begnadigten Misset\u228 ?ter zum Feste hin. Siehst du, wie die Ordnung auf den Kopf gestellt ist? Die Bitte um Freigabe eines Verurteilten war gew\u246 ?hnlich Sache des Volkes, das Freilassen Sache des Statthalters; jetzt aber geschieht das Umgekehrte, der Landpfleger bittet das Volk. Indes, auch das stimmt sie nicht milder, sie werden nur noch grausamer und schreien wie rasend vor leidenschaftlichem Neide. Sie hatten trotz seines Schweigens keine Anschuldigung gegen ihn durchsetzen k\u246 ?nnen, sondern wurden zuschanden wegen seiner \u252 ?bergro\u223 ?en Gerechtigkeit, und er trug den Sieg davon durch sein Schweigen, obgleich sie alles m\u246 ?gliche aussagten und sich wie rasend geb\u228 ?rdeten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.19; \u8222 ?W\u228 ?hrend er aber auf dem Richterstuhle sa\u223 ?, schickte sein Weib zu ihn und lie\u223 ? ihm sagen: Mache {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1216.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1216 }}} dir nichts zu tun mit diesem Gerechten! Denn viel habe ich heute im Traume gelitten seinetwegen.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehe, wieder ein Ereignis, das sie alle h\u228 ?tten zur\u252 ?ckhalten sollen! Nach dem, was bisher die Geschichte gezeigt hatte, war auch der Traum nicht ohne Bedeutung. Weshalb hat nicht Pilatus den Traum gehabt? Entweder war seine Frau es mehr wert, oder er h\u228 ?tte vielleicht im Gegensatz zu ihr nichts darauf gegeben oder h\u228 ?tte nichts davon gesagt. Darum f\u252 ?gt es Gott, dass sie den Traum hatte, damit er so zur allgemeinen Kenntnis komme. Sie hatte indessen nicht einen einfachen Traum, sondern musste auch viel leiden, damit der Mann aus Mitleid mit seinem Weibe nicht so rasch in den Tod Jesu willigte. Auch der Zeitpunkt war nicht ohne Bedeutung, da sie das Gesicht gerade in dieser Nacht gehabt hatte. Aber, sagt man, er fand es eben nicht f\u252 ?r sicher, ihn freizulassen, da sie ihn beschuldigten, er habe sich zum K\u246 ?nig aufwerfen wollen. Er brauchte nur Beweise und Belege und sonstige Zeugnisse f\u252 ?r den Hochverrat zu verlangen, z.B. ob Christus Heere sammle, Geld aufbringe, Waffen schmieden oder dergleichen in Angriff nehmen lasse. Weil er sich aber ohne weiteres mit fortrei\u223 ?en l\u228 ?sst, verschont ihn auch Christus nicht mit dem Vorwurfe, der in den Worten liegt: \u8222 ?Der, welcher mich dir \u252 ?berantwortet hat, hat eine gr\u246 ?\u223 ?ere S\u252 ?nde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 19,11\par} } . Es war Feigheit, dass Pilatus nachgab, ihn gei\u223 ?eln lie\u223 ? und auslieferte. Er war also kein Mann, sondern ein Feigling, w\u228 ?hrend die Hohenpriester B\u246 ?sewichter und Misset\u228 ?ter waren. Als er nun in der Sitte, einen Verurteilten zum Osterfeste freizugeben, einen Ausweg gefunden hatte, was ersinnen da die Hohenpriester dagegen? V.20: \u8222 ?Sie \u252 ?berredeten die Scharen, dass sie Barbaras freibitten sollten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Merkst du, wie Jesus alle Sorgfalt aufwendet, um sie vor der Schuld zu bewahren, sie hingegen allen Eifer, um sich auch nicht den Schatten einer Entschuldigung \u252 ?brigzulassen? Was h\u228 ?tte sich denn geh\u246 ?rt? Den \u220 ?berf\u252 ?hrten freizulassen, oder den, der noch in {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1217.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1217 }}} Untersuchung stand? Wenn schon ein Gest\u228 ?ndiger loszulassen war, um so eher ein zweifelhafter Verbrecher. Sie konnten doch am Ende nicht glauben, dass der Herr schlimmer sei als ein gest\u228 ?ndiger M\u246 ?rder. Darum sagte der Evangelist auch nicht einfach: Sie hatten einen R\u228 ?uber, sondern \u8222 ?einen ber\u252 ?chtigten\u8220", d.h. einen, der wegen seiner Schlechtigkeit verrufen war, der unz\u228 ?hlige Mordtaten ver\u252 ?bt hatte. Dessenungeachtet zogen sie ihn dem Erl\u246 ?ser der Welt vor ohne Scheu vor der heiligen Zeit oder den Grunds\u228 ?tzen der Menschlichkeit oder sonst einer \u228 ?hnlichen R\u252 ?cksicht; sie waren nun einmal vor Neid v\u246 ?llig verblendet. Und nicht genug, dass sie selbst b\u246 ?se sind, sie verhetzen auch noch das Volk und ziehen sich durch dessen Verf\u252 ?hrung ebenfalls die \u228 ?u\u223 ?erste Strafe zu. Da sie also den R\u228 ?uber forderten, fragte Pilatus: V.22: \u8222 ?Was soll ich dann mit Christus tun?\u8220" Dadurch, dass er ihnen die Wahl freigibt, macht er noch einen Versuch, sie zu bewegen, dass sie, wenn auch besch\u228 ?mt, Christum forderten. Es sollte alles auf ihr Ehrgef\u252 ?hl ankommen. H\u228 ?tte er gesagt: Er hat nichts verbrochen, so h\u228 ?tte er ihre Hartn\u228 ?ckigkeit gesteigert; da er aber seine Rettung f\u252 ?r eine Forderung der Menschlichkeit erkl\u228 ?rt, gibt er seiner Beredsamkeit und seinem Ansinnen eine Kraft, der man nicht widerstehen kann. Aber trotzdem rufen sie: \u8222 ?Kreuzige ihn. V.23: Pilatus aber sprach: Was hat er denn B\u246 ?ses getan? Sie jedoch schrieen nur um so lauter: Gekreuzigt soll er werden! V.24: Als aber Pilatus sah, dass er nichts ausrichte, wusch er sich die H\u228 ?nde und sagte: Ich bin unschuldig.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum \u252 ?berlieferst du ihn dann aber? Warum hast du ihn nicht gerettet, wie der Hauptmann den Paulus?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 24,7\par} } . Auch der wusste, dass er den Juden einen Gefallen erwiese; es entstand deswegen auch Aufruhr und L\u228 ?rm; aber er blieb trotz all dem fest. Pilatus handelte nicht so, sondern \u228 ?u\u223 ?erst unm\u228 ?nnlich und feig, und alle entehrten sich in gleicher Weise. Er widerstand dem Volke {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1218.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1218 }}} nicht, das Volk nicht den Hohenpriestern{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 im Griechischen hei\u223 ?t es: den Juden.\par} } , und so hatte niemand eine Entschuldigung. Auch hei\u223 ?t es: \u8222 ?\u252 ?berlaut schrien sie\u8220", d.h. immer noch heftiger riefen sie: \u8222 ?Gekreuzigt soll er werden\u8220". Sie wollten ihn nicht allein hinrichten, sondern als Verbrecher hinrichten, und obgleich der Richter dagegen war, so riefen sie doch unaufh\u246 ?rlich dasselbe. Siehst du da, wieviel Versuche Christus gemacht hat, um sie zu gewinnen? Wie er n\u228 ?mlich oft den Judas umzustimmen suchte, so wollte er auch die Juden aufr\u252 ?tteln, schon w\u228 ?hrend der ganzen Zeit seiner Lehrt\u228 ?tigkeit und dann auch jetzt w\u228 ?hrend der Gerichtsverhandlung. Als sie nun sahen, dass der Statthalter und Richter sich wusch und sagte: \u8222 ?Schuldlos bin ich an seinem Blute\u8220", da h\u228 ?tten sie durch seine Worte und durch seine Handlung ersch\u252 ?ttert werden sollen, wie auch durch den Selbstmord des Judas und durch die Aufforderung des Pilatus, den anderen an seiner Statt zu w\u228 ?hlen. Wenn der Ankl\u228 ?ger und Verr\u228 ?ter sich selbst verdammt, wenn der Richter die Schuld von sich w\u228 ?lzt, wenn ein so auffallender Traum seinetwegen eintritt, wenn Pilatus ihn, als Verurteilten, losfordert, wie wollen sich die Juden noch verteidigen? Wenn sie schon nicht schuldlos sein wollten, so brauchten sie ihm doch nicht einen R\u228 ?uber vorzuziehen, der gest\u228 ?ndig und sehr ber\u252 ?chtigt war. Was tun sie also darauf? Als sie den Richter seine H\u228 ?nde waschen sahen mit den Worten: \u8222 ?Ich bin schuldlos\u8220", da schrieben sie: V.25: \u8222 ?Sein Blut komme \u252 ?ber uns und \u252 ?ber unsere Kinder.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Erst dann, als sie das Urteil gegen sich selbst gesprochen, lie\u223 ? Pilatus der Sache ihren Lauf. Beachte auch hier, wie gro\u223 ? der Juden Wahnsinn ist. So weit bringt es die Leidenschaft und b\u246 ?se Begierde, dass man nicht mehr einsieht, was recht ist. Sei es darum, fluchet euch selbst; warum zieht ihr aber auch eure Kinder mit in den Fluch hinein? Trotzdem sie aber in solcher Wut gegen sich und ihre Kinder verfallen waren, lie\u223 ? der Herr in seiner Liebe ihr Urteil, nicht allein soweit es die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1219.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1219 }}} Kinder, sondern auch soweit es sie selbst betraf, nicht in Erf\u252 ?llung gehen. Er nahm die einen wie die anderen, wenn sie sich bekehrten, gn\u228 ?dig auf und \u252 ?berh\u228 ?ufte sie mit Wohltaten. Zu ihnen geh\u246 ?rte Paulus, zu ihnen die Tausende, die in Jerusalem gl\u228 ?ubig geworden waren. \u8222 ?Du nimmst wahr, Bruder\u8220", hei\u223 ?t es, \u8222 ?wieviel Tausende unter den Juden sind, die gl\u228 ?ubig geworden\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 21,20\par} } . Wenn manche hartn\u228 ?ckig blieben, so m\u252 ?ssen sie sich selbst die verdiente Strafe zuschreiben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.26: \u8222 ?Dann gab er ihnen den Barbaras frei, Jesum aber, welcher gegei\u223 ?elt worden, \u252 ?berantwortete er ihnen, damit er gekreuzigt w\u252 ?rde.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Warum hatte er Jesus gei\u223 ?eln lassen? Entweder um auszudr\u252 ?cken, dass er verurteilt sei, oder um dem Gerichte einen Schein von Berechtigung zu geben, oder um den Juden gef\u228 ?llig zu sein. Es w\u228 ?re aber seine Pflicht gewesen, sich zu weigern. Hatte er doch zuvor gesagt: \u8222 ?Nehmet ihr ihn und richtet ihn nach eurem Gesetze\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 18,31\par} } . Es gab auch viele Gr\u252 ?nde, die ihn und die Juden h\u228 ?tten umstimmen k\u246 ?nnen: seine Zeichen und Wunder, die gro\u223 ?e Langmut, mit der er alles litt, und namentlich sein staunenswertes Schweigen. Hatte er durch seine Verteidigung und durch seine Gebete seine menschliche Natur gezeigt, so offenbarte er wieder seine Erhabenheit und \u252 ?bermenschliche Natur durch sein Schweigen und seine Geringsch\u228 ?tzung gegen\u252 ?ber ihren Reden, um sie auf alle m\u246 ?gliche Weise zu seiner Bewunderung zu bewegen. Allein nichts machte auf sie Eindruck.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sobald einmal die \u220 ?berlegung wie in einer Trunkenheit oder unbegreiflichen Raserei befangen ist, kann sich die niedergeschmetterte Seele, wenn sie nicht ganz stark ist, nur schwer wieder aufraffen. Schrecklich ist es, ja schrecklich, wenn man diesen b\u246 ?sen Leidenschaften Raum gibt. Deshalb muss man ihnen auf alle m\u246 ?gliche Weise den Zutritt verwehren und verschlie\u223 ?en. Haben sie die Seele befallen und \u252 ?berw\u228 ?ltigt, dann {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1220.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1220 }}} entfachen sie eine so lodernde Flamme, wie wenn Feuer das Holz ergreift. Ich beschw\u246 ?re euch daher, nichts unversucht zu lassen, um ihnen den Eintritt zu versperren; beschwichtigt euch nicht mit dem gef\u228 ?hrlichen Gedanken, der jeglicher Schlechtigkeit T\u252 ?r und Tor \u246 ?ffnet. Was liegt an dem, was liegt an jenem? Daraus entsteht unendliches Unheil. Der Teufel ist gar niedertr\u228 ?chtig, heimt\u252 ?ckisch und eifrig, und l\u228 ?sst sich auf alles ein, um die Menschen zu verderben; kein Anlass ist ihm zu geringf\u252 ?gig, um uns anzufechten. Siehe nur, er wollte Saul bewegen, auf die Faseleien einer Wahrsagerin zu h\u246 ?ren. H\u228 ?tte er ihm das aber von Anfang eingefl\u252 ?stert, so h\u228 ?tte er nichts ausgerichtet. Wie w\u228 ?re es auch m\u246 ?glich gewesen, da ja Saul die Wahrsagerinnen vertrieb? So bringt er ihn denn langsam und allm\u228 ?hlich dazu. Da er wegen seines Ungehorsams gegen Samuel, in dessen Abwesenheit er die Opfer dargebracht hatte, getadelt wurde, erwiderte er: \u8222 ?Die Not war dringender wegen der Feinde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 K\u246 ?n 28,15\par} } . Wo er h\u228 ?tte weinen sollen, tut er, als ob nichts geschehen w\u228 ?re. Sp\u228 ?ter trug ihm Gott den Feldzug gegen die Amalekiter auf, und auch da lie\u223 ? er sich Fehler zuschulden kommen. Dann begann er all seine Ungerechtigkeiten gegen David, und so sank er still und allm\u228 ?hlich immer tiefer, unaufhaltsam, bis er sich selbst in den Abgrund des Verderbens gest\u252 ?rzt hatte. So ging der Teufel auch bei Kain zu Werke. Er trieb ihn nicht sogleich zum Brudermord an, dazu h\u228 ?tte er ihn nicht \u252 ?berredet, sondern zuerst verleitete er ihn, beim Opfer Minderwertiges darzubringen, als w\u228 ?re das keine S\u252 ?nde; dann entfachte er Neid und Eifersucht in ihm und fl\u252 ?stert ihm ein, auch daran sei nichts gelegen; endlich verf\u252 ?hrte er ihn zum Morde und zur Leugnung der Tat. Er ruhte also nicht eher, als bis er seine b\u246 ?se Absicht erreicht hatte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Man soll daher gleich die ersten Versuchungen zur\u252 ?ckweisen. Selbst wenn es bei den ersten S\u252 ?nden bliebe, so d\u252 ?rfte man doch die ersten Fehler nicht geringsch\u228 ?tzen; nun aber geht der b\u246 ?se Geist zu Gr\u246 ?\u223 ?erem \u252 ?ber, sobald man sie vernachl\u228 ?ssigt. Deshalb muss man {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1221.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1221 }}} alle Mittel ergreifen, um die erste S\u252 ?nde hintanzuhalten. Man darf also nicht darauf sehen, dass ein Fehler in sich unbedeutend ist, sondern dass er, wenn man ihn gering sch\u228 ?tzt, die Ursache gro\u223 ?er S\u252 ?nden werden kann. Ja, wie befremdlich es auch klingen mag, so behaupte ich doch, man brauche sich nicht so sorglich vor den gro\u223 ?en, als vor den kleinen und geringf\u252 ?gigen S\u252 ?nden in acht zu nehmen. Bei jenen ist schon die Natur der S\u252 ?nde geeignet abzusto\u223 ?en, w\u228 ?hrend die kleinen, ebendarum, weil sie klein sind, zur Gleichg\u252 ?ltigkeit verleiten und eine ernstliche Anstrengung, sie zu meiden, nicht leicht aufkommen lassen. Daher kommt es, dass sie infolge unserer Unt\u228 ?tigkeit bald gro\u223 ? werden, eine Erfahrung, die man auch bei leiblichen \u220 ?beln machen kann. Auf diesem Wege wurde auch bei Judas die b\u246 ?se Tat geboren. W\u228 ?re ihm das Stehlen der Armengelder nicht als eine Kleinigkeit vorgekommen, so h\u228 ?tte er sich kaum zu dem sch\u228 ?ndlichen Verrate hinrei\u223 ?en lassen. H\u228 ?tten es die Juden nicht f\u252 ?r etwas Geringf\u252 ?giges gehalten, dass sie von Eifersucht erfasst wurden, sie w\u252 ?rden nicht so weit gegangen sein, Christum zu t\u246 ?ten. \u220 ?berhaupt kann man beobachten, dass alles B\u246 ?se aus dieser Ursache hervorgeht. Niemand wird augenblicklich und mit einem Male zur Schlechtigkeit getrieben. Es liegt eben tats\u228 ?chlich in unserer Seele ein gewisses Schamgef\u252 ?hl und eine Ehrfurcht vor dem Guten, so dass sie nicht pl\u246 ?tzlich so schamlos werden kann, alles mit einem Male wegzuwerfen, sondern sie geht, wenn sie lau wird, langsam und allm\u228 ?hlich dem Verderben entgegen. So kam auch der G\u246 ?tzendienst auf, indem man die Menschen \u252 ?ber Geb\u252 ?hr ehrte, lebende und gestorbene; so kam es, dass man Bilder anbetete, ebenso, dass die Unzucht einriss, und so war es bei allem B\u246 ?sen. Gib nur einmal acht! Da hat jemand in unschicklicher Weise gelacht, der eine macht ihm deswegen Vorw\u252 ?rfe, der aber weist die Warnung zur\u252 ?ck und sagt: Da ist doch weiter nichts dabei. Darf man denn nicht lachen? Was liegt denn daran? So ergeben sich Neckereien, dann Zoten, schlie\u223 ?lich eine sch\u228 ?ndliche Tat. Ein anderer wird ger\u252 ?gt, weil er den N\u228 ?chsten verleumdet, geschm\u228 ?ht, schlecht \u252 ?ber ihn redet; er setzt sich dar\u252 ?ber {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1222.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1222 }}} hinweg mit der Bemerkung: Die \u252 ?ble Nachrede hat nichts auf sich. Die Folge davon ist bitterer Hass, unvers\u246 ?hnliche Feindschaft, endlose Schm\u228 ?hreden, von Schm\u228 ?hungen geht man zu Schl\u228 ?gereien \u252 ?ber und von Schl\u228 ?gereien oft zum Totschlag.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Also verf\u252 ?hrt der b\u246 ?se Feind erst zu Kleinem, dann zu Gro\u223 ?em, und nach gro\u223 ?en S\u252 ?nden zur Verzweiflung, wobei er einen neuen, nicht minder schlimmen Kunstgriff als zuvor anwendet. Denn nicht so sehr das S\u252 ?ndigen ist es, das ins Unheil st\u252 ?rzt, als vielmehr das Verzweifeln. Wer nach einem Fehler auf der Hut ist und bald Bu\u223 ?e tut, macht das Geschehene wieder gut; wer hingegen den Mut sinken l\u228 ?sst und sich nicht bekehrt, der bringt sich um die M\u246 ?glichkeit seine Tat wieder gut zu machen. weil er die Heilmittel der Reue nicht anwendet. Noch einer dritten, besonders schlimmen List bedient sich der Teufel, indem er der S\u252 ?nde den Mantel der Fr\u246 ?mmigkeit umh\u228 ?ngt. Woher nimmt aber der Teufel die Macht, dass er in seiner T\u228 ?uschung so weit gehen kann? H\u246 ?re und h\u252 ?te dich vor seinen Trugschl\u252 ?ssen. Christus hat durch Paulus angeordnet, dass sich das Weib vom Manne nicht trennen darf, dass sie sich einander nicht entziehen sollen, au\u223 ?er mit gegenseitiger Einwilligung{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Kor 7.5\par} } . Da haben nun manche Frauen aus Liebe zur Enthaltsamkeit ihre M\u228 ?nner verlassen in der Meinung ein frommes Werk zu tun, haben aber die M\u228 ?nner damit zum Ehebruch getrieben. Bedenke nur, was das f\u252 ?r ein gewaltiges \u220 ?bel ist, eine solche Schuld auf sich zu nehmen, und zuletzt als gro\u223 ?e Verbrecherinnenger\u252 ?gt zu werden und die schwersten Strafen zu b\u252 ?\u223 ?en und ihre Angeh\u246 ?rigen in den Abgrund des Verderbens zu st\u252 ?rzen? Andere wieder enthalten sich dem Fasten zuliebe ganz von Speisen und kommen nach und nach so weit, dass sie die Nahrung ganz verabscheuen, wodurch auch sie sich die schwersten Strafen zuziehen. Der Grund daf\u252 ?r liegt darin, dass man die eigenen Meinungen \u252 ?ber die Satzungen der Heiligen Schrift stellt. So hatten auch bei den Korinthern einige geglaubt, es sei {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1223.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1223 }}} Vollkommenheit, alles, auch das Verbotene, ohne Unterschied zu genie\u223 ?en; indessen nicht Vollkommenheit war es, sondern der \u228 ?rgste Frevel gegen das Gesetz. Daher tadelte sie auch Paulus scharf und sprach sie der schwersten Strafen schuldig. Andere hielten es f\u252 ?r Fr\u246 ?mmigkeit, wenn sie sich das Haar wachsen lie\u223 ?en. Auch das war untersagt als ein Zeichen gro\u223 ?er Schamlosigkeit. Andere wieder erkl\u228 ?rten es f\u252 ?r etwas Gutes, unm\u228 ?\u223 ?ig dem Schmerze \u252 ?ber die S\u252 ?nden nachzuh\u228 ?ngen. Aber auch das ist eine teuflische List. Beweis daf\u252 ?r ist Judas, denn das war der Grund, warum er sich erh\u228 ?ngte. Daher forderte Paulus, aus Besorgnis, dem Unz\u252 ?chtigen m\u246 ?chte es \u228 ?hnlich ergehen, die Korinther auf, ihn bald diesem Zustande zu entrei\u223 ?en: \u8222 ?Damit der so Geartete nicht in \u252 ?berm\u228 ?\u223 ?iger Trauer verschlungen werde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 2,7\par} } . Dann zeigt er noch, dass ein solcher Zustand eine List des Teufels ist: \u8222 ?Damit wir nicht \u252 ?bervorteilt w\u252 ?rden vom Satan, denn seine Absichten sind uns nicht unbekannt\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ebd 2,11\par} } , dass er n\u228 ?mlich bei den Versuchungen mit gro\u223 ?er T\u252 ?cke vorgeht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn er frei und offen uns anfeindete, w\u228 ?re der Sieg leicht und bequem; aber auch jetzt wird dies der Fall sein, wenn wir nur auf der Hut sind. Gott hat uns ja gegen alle seine Schliche gewappnet. Um dich zu \u252 ?berzeugen, dass man das Kleine nicht verachten d\u252 ?rfe, ermahnt er dich: \u8222 ?Wer zu seinem Bruder gesagt hat: Tor! wird der Gehenna verfallen sein\u8220", und: \u8222 ?Wer mit begehrlichen Augen ein Weib ansieht, hat die Ehe mit ihr gebrochen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 5,22 u.28\par} } . Er spricht Wehe \u252 ?ber die Lachenden, sucht \u252 ?berall die Anf\u228 ?nge und Keime des B\u246 ?sen zu beseitigen, und erkl\u228 ?rt, dass man auch \u252 ?ber jedes m\u252 ?ssige Wort Rechenschaft geben muss. Deshalb wachte Job sogar \u252 ?ber die Gedanken seiner Kinder. \u220 ?ber das Verzweifeln hei\u223 ?t es: \u8222 ?Wer f\u228 ?llt, steht der nicht wieder auf? kehrt sich nicht wieder her, wer sich gewandt?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 8.4\par} } , desgleichen: \u8222 ?Ich will nicht den Tod des S\u252 ?nders, sondern {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1224.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1224 }}} dass er sich bekehre und lebe\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ez 18,23\par} } , und: \u8222 ?Heute, wenn ihr seine Stimme h\u246 ?ret usw.\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 94,8\par} } . Andere \u228 ?hnliche Spr\u252 ?che und Beispiele bietet die Schrift in H\u252 ?lle und F\u252 ?lle. Dass man sich aber h\u252 ?ten soll, sich unter dem Scheine der Fr\u246 ?mmigkeit zugrunde zu richten, lehrt Paulus, wenn er sagt: \u8222 ?Damit er nicht durch das \u220 ?berma\u223 ? der Trauer verschlungen werde\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 2 Kor 2,7\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da wir nun das wissen, wollen wir alle Tore, durch welche die L\u228 ?ssigen auf Abwege geraten, mit der Weisheit aus der Schrift verrammeln. Sage nicht etwa: Was hat es auf sich, wenn ich ein sch\u246 ?nes Weib vorwitzig anblicke? Wenn du im Herzen die Ehe brichst, wirst du es bald auch \u228 ?u\u223 ?erlich wagen. Sage nicht: Was liegt daran, wenn ich diesem Armen nichts gebe? Wenn du diesen \u252 ?bergehst, wirst du auch einen zweiten \u252 ?bersehen, wenn jenen, dann auch einen dritten. Sage ferner nicht: Was macht es, wenn ich das Eigentum des N\u228 ?chsten begehre? Gerade das war ja schuld, dass Achab fiel. Freilich bezahlte er den Preis, aber doch wider Willen des Besitzers; nicht durch Gewalt, sondern in G\u252 ?te muss man K\u228 ?ufe abschlie\u223 ?en. Wenn nun den, der den geb\u252 ?hrenden Preis bezahlte, eine solche Strafe traf, weil er den Besitzer zum Verkaufe zwang, welche Strafe wird man erst verdienen, wenn man das nicht tut, sondern den Besitzer beraubt, noch dazu jetzt, wo man unter dem Gesetze der Gnade lebt. Um also der Strafe zu entgehen, h\u252 ?ten wir uns vor Gewalt und Raub jeder Art; meiden wir nicht nur die S\u252 ?nden, sondern auch, was dazu f\u252 ?hrt, und lassen wir uns dagegen die Tugend eifrigst angelegen sein. So werden wir den ewigen Lohn erhalten durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, dem Ehre geb\u252 ?hrt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Siebenundachtzigste Homilie. Kap.XXVII,V.27-44.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1225.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1225 }}} V.27: \u8222 ?Da nahmen die Soldaten des Landpflegers Jesum hinein in das Gerichtshaus und versammelten um ihn die ganze Truppe, V.28: und sie zogen ihn aus und legten ihm einen Scharlachmantel um, V.29: und sie flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt, und gaben ein Rohr in seine Rechte. Und sie beugten das Knie vor ihm, h\u246 ?hnten ihn und sagten: Sei gegr\u252 ?\u223 ?t, K\u246 ?nig der Juden.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie auf Vereinbarung hin boten damals alle dem Teufel Gelegenheit zum Frohlocken. Es begreift sich noch, dass die Juden vor Neid und Scheelsucht vergingen und deshalb gegen den Herrn tobten, aber woher, aus welcher Ursache taten es auch die Soldaten? Ist es nicht klar, dass der Teufel damals in all diesen Menschen w\u252 ?tete? Sie machten sich in ihrer Grausamkeit und Roheit eine Freude aus der Misshandlung des Herrn. Wo sie h\u228 ?tten niedergeschlagen sein und weinen sollen, wie es ja auch das Volk tat, da tun sie gerade das Gegenteil, sie misshandeln und treten ihn, vielleicht auch um den Juden einen Gefallen zu leisten oder um ihrer eigenen Bosheit die Z\u252 ?gel schie\u223 ?en zu lassen. Die Misshandlungen sind von der verschiedensten Art. Bald schlagen sie das g\u246 ?ttliche Haupt mit F\u228 ?usten, bald verh\u246 ?hnen sie es durch die Dornenkrone, bald hauen sie mit dem Rohr darauf, diese elenden, verruchten Menschen. Nachdem aber Christus solche Misshandlungen erduldet hat, sollen wir uns da noch etwas daraus machen, wenn es uns ebenso geht? Es wurde ja auch das \u196 ?u\u223 ?erste geleistet an Hohn. Nicht etwa nur ein Glied, nein, der ganze Leib ohne Ausnahme wurde misshandelt, das Haupt durch die Krone, durch die Schl\u228 ?ge {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1226.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1226 }}} mit dem Rohr und mit F\u228 ?usten, das Antlitz durch Anspeien, die Wangen durch Streiche, der ganze Leib durch die Gei\u223 ?elung, durch das Bekleiden mit dem Mantel und die sp\u246 ?ttische Anbetung, die Hand durch das Rohr, das man ihm als Szepter gegeben hatte, der Mund durch das Darreichen des Essigs. Gibt es noch etwas Abscheulicheres, etwas Schimpflicheres? Was da geschah, spottet jeder Beschreibung. Alles betreiben sie so, als f\u252 ?rchteten sie, es k\u246 ?nnte etwas an der Untat fehlen. Die Propheten hatten sie mit eigenen H\u228 ?nden um gebracht, Christum t\u246 ?ten sie durch das Urteil des Richters, und sie werden M\u246 ?rder, indem sie ihn verurteilen und vor ihrem eigenen Gericht, wie auch bei Pilatus schuldig sprechen und sagen: \u8222 ?Sein Blut komme \u252 ?ber uns und unsere Kinder.\u8220" Sie misshandeln und beschimpfen ihn selbst, indem sie ihn fesseln und fortf\u252 ?hren, und sind auch schuld, dass ihn die Soldaten verh\u246 ?hnen; dann nageln sie ihn an, schm\u228 ?hen und bespeien ihn und treiben ihren Spott mit ihm. Dazu hat Pilatus gar nichts beigetragen, sondern alles haben sie allein getan, sie sind alles zugleich geworden: Ankl\u228 ?ger, Richter und Henker.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Und das wird bei uns in voller Versammlung vorgelesen. Damit n\u228 ?mlich die Heiden uns nicht vorwerfen k\u246 ?nnen, wir teilten dem Volke und den Laien nur das Gl\u228 ?nzende und Herrliche im Leben Jesus mit, wie die Zeichen und Wunder, das Schmachvolle aber verhehlten wir, deshalb hat der Heilige Geist in seiner Gnade es so eingerichtet, dass alle diese Begebenheiten verlesen werden, wenn sich an dem Hochfeste M\u228 ?nner und Frauen in gro\u223 ?er Zahl, und \u252 ?berhaupt alle ohne Ausnahme am gro\u223 ?en Osterabend versammeln; wenn alle Welt zugegen ist, dann wird es mit lauter Stimme verk\u252 ?ndet. Und trotzdem es verlesen wird, obschon alle wissen, glaubt man doch, dass Christus Gott ist. Unter anderem ist auch das ein Grund, ihn anzubeten, weil er sich w\u252 ?rdigte, um unseretwillen sich so weit zu erniedrigen, dass er solches litt und uns in jeglicher Tugend unterwies. Wir sollen mithin seine Leidensgeschichte flei\u223 ?ig lesen und wir werden reichen Nutzen und den gr\u246 ?\u223 ?ten Vorteil daraus ziehen. Wenn du n\u228 ?mlich siehst, wie er durch {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1227.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1227 }}} Geb\u228 ?rden und T\u228 ?tlichkeiten verspottet, mit so viel Hohn angebetet, ins Gesicht geschlagen und das F\u252 ?rchterlichste leidet, wirst du, und w\u228 ?rest du auch ein Stein, doch weich werden wie Wachs und alle Hoffart aus der Seele wegschaffen. Vernimm also auch noch, was folgt: V.31: \u8222 ?Und als sie ihn verspottet hatten, f\u252 ?hrten sie ihn fort, um ihn zu kreuzigen\u8220", und sie zogen ihm die Kleider aus und nahmen sie f\u252 ?r sich; dann setzten sie sich nieder, um zu warten, bis er st\u252 ?rbe. Sie verteilten seine Kleider, wie es bei ganz gemeinen und verworfenen Verbrechern geschieht, die niemanden haben und ganz verlassen sind. Sie verteilten seine Kleider, durch die so gro\u223 ?e Wunder geschehen waren. Aber jetzt wirken sie nichts, da Christus ihre geheimnisvolle Kraft zur\u252 ?ckhielt. Auch in diesem Vorgange lag eine weitere nicht geringe Beschimpfung. Alle Schandtaten ver\u252 ?bten sie an ihm, als w\u228 ?re er, wie gesagt, ein ehrloser und verworfener, ja der allergemeinste Mensch. Mit den zwei R\u228 ?ubern gingen sie nicht so um; gegen Christus erlaubten sie sich alles. Deshalb stellten sie auch sein Kreuz zwischen beiden auf, damit ihre Verruchtheit auch auf ihn falle. V.34: \u8222 ?Und sie gaben ihm Essig zu trinken\u8220", um ihn auch damit zu verh\u246 ?hnen; er mochte ihn jedoch nicht. Ein anderer Evangelist berichtet, er habe gekostet und dann gesagt: \u8222 ?Es ist vollbracht\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 19,30\par} } . Was bedeutet das: \u8222 ?Es ist vollbracht\u8220"? Das hei\u223 ?t, die Prophezeiung \u252 ?ber ihn ist in Erf\u252 ?llung gegangen: \u8222 ?Sie gaben in meine Speise Galle und in meinem Durste tr\u228 ?nkten sie mich mit Essig\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ps 68,22\par} } . Aber auch da wird nicht gesagt, er habe getrunken; denn es ist kein Unterschied zwischen dem blo\u223 ?en Kosten und nicht Trinken, es bedeutet ein und dasselbe. Aber auch hierbei bleiben sie bei ihrem Taumel nicht stehen. Nachdem sie den Herrn entkleidet, gekreuzigt und ihm Essig angeboten, gehen sie weiter: sie schm\u228 ?hen ihn, w\u228 ?hrend er am Kreuze angenagelt h\u228 ?ngt, ebenso tun auch die Vor\u252 ?bergehenden. Das war {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1228.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1228 }}} weil er ein Betr\u252 ?ger und Verf\u252 ?hrer, ein Prahler und eitler Gro\u223 ?sprecher sei. Deshalb hatten sie ihn auch \u246 ?ffentlich gekreuzigt, um ihn in den Augen aller Welt blo\u223 ?zustellen; deshalb hatte es auch durch die H\u228 ?nde oder Soldaten geschehen m\u252 ?ssen, damit die Schmach um so gr\u246 ?\u223 ?er sei, da ja dies alles an einem \u246 ?ffentlichen Gerichtshof vor sich ging.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indessen, wen h\u228 ?tte die Menge, die ihm unter Tr\u228 ?nen folgte, nicht r\u252 ?hren m\u252 ?ssen? Nur diese Vertierten nicht. So w\u252 ?rdigt der Herr die einen einer Anrede, die anderen nicht. Nachdem sie alles nach Herzenswunsch getan, suchen sie auch sein Ansehen herabzuw\u252 ?rdigen, weil sie f\u252 ?rchteten, er k\u246 ?nnte wieder auferstehen. Darum f\u252 ?hren sie ihre Reden \u246 ?ffentlich vor allem Volke, kreuzigen R\u228 ?uber mit ihm und sagen, um ihn als Betr\u252 ?ger hinzustellen: V.40: \u8222 ?Der Du den Tempel niederrei\u223 ?en und binnen drei Tagen wieder aufbauest, steige herab vom Kreuze.\u8220" Bei Pilatus richteten sie n\u228 ?mlich nichts aus, als sie ihn baten, die Begr\u252 ?ndung des Urteils zu entfernen, die da lautete: \u8222 ?Der K\u246 ?nig der Juden\u8220"; im Gegenteil, er bestand darauf mit den Worten: \u8222 ?Was ich geschrieben habe, bleibt geschrieben\u8220"; deshalb versuchten sie selbst durch ihre Verh\u246 ?hnung zu zeigen, dass Christus kein K\u246 ?nig sei. Daher sagten sie au\u223 ?erdem noch: V.42: \u8222 ?Wenn er Israels K\u246 ?nig ist, so steige er jetzt herab vom Kreuze\u8220", und: \u8222 ?Andern hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen\u8220", damit wollten sie zugleich seine fr\u252 ?heren Wundertaten entkr\u228 ?ften; ferner: V.43: \u8222 ?Wenn er Gottes Sohn ist und er ihn liebt, so befreie er ihn nun.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 O, ihr B\u246 ?sewichter und Ausb\u252 ?nde von Bosheit! Waren etwa die Propheten keine Propheten, waren die Gerechten nicht gerecht, weil Gott sie nicht aus den Gefahren entri\u223 ?t? Sie waren es, trotzdem es ihnen so {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1229.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1229 }}} erging. L\u228 ?sst sich darum etwas mit eurer Torheit vergleichen? Wenn das Hereinbrechen von Ungl\u252 ?ck ihr Ansehen bei euch nicht sch\u228 ?digte, wenn sie Propheten blieben, trotz der Drangsalen, die ihnen widerfuhren, so durftet ihr bei Christus um so weniger Ansto\u223 ? nehmen, da er doch stets durch Taten und Worte eure falsche Meinung schon zum voraus richtiggestellt hatte. Aber mit all ihren Reden und Handlungen erreichten die Juden nichts, nicht einmal in jenem Augenblicke. Eben als sie so redeten, da bekannte der Mensch, der sein ganzes Leben in der \u228 ?u\u223 ?ersten Schlechtigkeit mit Mordtaten und Einbr\u252 ?chen zugebracht hatte, dass Jesus K\u246 ?nig ist, und sprach von seinem Reich. Auch das Volk bejammerte ihn. Freilich hatte es den Anschein, als ob diese Vorg\u228 ?nge f\u252 ?r Leute, die den Zweck des Leidensgeheimnisses nicht kannten, das Gegenteil bekundeten, n\u228 ?mlich dass er ohne Kraft und Macht sei; indessen auch durch das Gegenteil brach sich die Wahrheit Bahn.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wenn wir nun diese Geschichte h\u246 ?ren, wollen wir uns waffnen gegen jede Regung des Zornes und Grolles. Und wenn du merkst, dass dein Herz aufflammt, so dr\u252 ?cke das Kreuz als Siegel auf deine Brust, gedenke der Ereignisse jener Zeit und du wirst durch die Erinnerung an diese Vorg\u228 ?nge allen Groll wie Staub absch\u252 ?tteln. Beherzige, was Christus redete, was er tat; beherzige, dass er der Herr ist, du ein Knecht; dass er deinetwegen leidet, du aus eigener Schuld; er f\u252 ?r jene, die von ihm Wohltaten empfangen hatten und ihn kreuzigten, du f\u252 ?r dich selbst; er f\u252 ?r die \u220 ?belt\u228 ?ter, du oft von solchen, denen du Unrecht getan; er vor den Augen der ganzen Stadt oder vielmehr das ganzen Judenvolkes, Fremder und Einheimischer, an die er Worte voll Liebe gerichtet hatte, du im Beisein weniger. Was ihm aber den schwersten Schimpf antat, war, dass er auch von seinen J\u252 ?ngern verlassen wurde. Seine ehemaligen Anh\u228 ?nger waren entwichen, Feinde und Widersacher hatten ihn ergriffen, schlugen und misshandelten, l\u228 ?sterten, verh\u246 ?hnten, verlachten und verspotteten ihn; unten die Juden und Soldaten, oben zu beiden Seiten die Sch\u228 ?cher; denn auch beide M\u246 ?rder beschimpften und schm\u228 ?hten ihn. Wie kann aber Lukas schreiben, einer {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1230.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1230 }}} machte ihm Vorw\u252 ?rfe? Beides trifft zu. Zuerst hatten ihn beide geschm\u228 ?ht, sp\u228 ?ter nicht mehr. Damit man nicht etwa meine, die Sache sei abgekartet oder der R\u228 ?uber sei kein R\u228 ?uber gewesen, zeigt er dir durch das Schm\u228 ?hen, dass er noch am Kreuze ein R\u228 ?uber und Feind war, aber pl\u246 ?tzlich sich \u228 ?nderte. Das alles musst du also erw\u228 ?gen, dann wirst du tugendhaft sein. Oder hast du etwas Derartiges zu leiden, wie dein Herr? Du bist \u246 ?ffentlich beschimpft worden? Aber doch nicht so abscheulich. Du wirst misshandelt? Aber nicht am ganzen Leibe, wirst nicht wie er gegei\u223 ?elt und entbl\u246 ?\u223 ?t. Und wenn du geschlagen wurdest, dann gewiss nicht so grausam.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bedenke ferner, wer es ist, der misshandelt wurde, und von wem, weswegen und wann? Und was das Schlimmste ist, dass trotz dieser Sch\u228 ?ndlichkeiten niemand auftrat, der die Unmenschen getadelt und ger\u252 ?gt h\u228 ?tte; wie im Gegenteil alle es guthie\u223 ?en, in den Spott und Hohn einstimmten und den Herrn als Prahler, Betr\u252 ?ger und Verf\u252 ?hrer schm\u228 ?hten, der seine Reden nicht durch Taten beweisen k\u246 ?nne. Er aber schweigt zu allem, um uns zu lehren, dass die Langmut das beste Heilmittel ist. Obgleich wir aber solche Lehren h\u246 ?ren, so kennen wir doch nicht einmal den Knechten gegen\u252 ?ber M\u228 ?\u223 ?igung, sondern toben und schlagen \u228 ?rger um uns als Wildesel. Bei Beleidigungen gegen unsere Person sind wir wild und unmenschlich, bei Beleidigungen Gottes aber bleiben wir gleichg\u252 ?ltig,. Und wenn es sich um Freunde handelt, machen wir es ebenso. Wenn die jemand kr\u228 ?nkt, k\u246 ?nnen wir es nicht ertragen, wenn man sie beschimpft, werden wir grimmiger als wilde Tiere, selbst wenn wir diese Leidensgeschichte jeden Tag lesen. Der eine J\u252 ?nger verriet ihn, die \u252 ?brigen lie\u223 ?en ihn im Stich und flohen. Menschen, die Wohltaten von ihm empfangen, spien ihn an, der Knecht des Hohenpriesters gab ihm einen Backenstreich, die Soldaten schlugen ihn ins Gesicht, die Vor\u252 ?bergehenden verspotteten und schm\u228 ?hten ihn, die Sch\u228 ?cher machten ihm Vorw\u252 ?rfe, aber er fuhr niemanden mit einem Worte an, alle \u252 ?berwand er durch sein Schweigen, um dir durch dieses {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1231.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1231 }}} Verhalten die Lehre zu geben, dass du, je sanftm\u252 ?tiger du duldest, desto gl\u228 ?nzender \u252 ?ber deine \u220 ?belt\u228 ?ter siegen und um so mehr von allen bewundert werden wirst. Wer sollte auch einen Menschen nicht bewundern, der gelassen die Beschimpfungen von seiten seiner Feinde hinnimmt? Wie man von einem, der mit Recht gestraft wird, aber die Strafe geduldig ertr\u228 ?gt, oft meint, er leide ungerecht, so hat man anderseits einen, der ungerecht leiden muss und dabei unwillig wird, im Verdachte, dass sein Leiden verdient sei. Abgesehen davon, dass er sich auch noch l\u228 ?cherlich macht, weil er sich wie ein Sklave von seinem Zorne hinrei\u223 ?en l\u228 ?sst und er seinen Adel wegwirft. Einen solchen Menschen darf man gar nicht mehr frei nennen, selbst wenn er Herr \u252 ?ber tausend Knechte w\u228 ?re.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber es hat dich jemand sehr gereizt? Was verschl\u228 ?gt das? Dann muss sich gerade deine Tugend bew\u228 ?hren. Wenn niemand da ist, der sie neckt, dann sehen wir auch die wilden Tiere ruhig, die ja nicht immer wild sind, sondern nur wenn man sie reizt. Wenn nun auch wir nur solange gelassen sind, als uns niemand aufbringt, was hat das viel zu bedeuten? Die Tiere haben oft Ursache, in Zorn zu geraten, und sind somit v\u246 ?llig zu entschuldigen, da man sie durch Sto\u223 ?en und Stechen erregt, au\u223 ?erdem haben sie keine Vernunft und die Wildheit liegt in ihrer Natur. Womit aber, sage mir, k\u246 ?nntest du dich rechtfertigen, wenn du w\u252 ?test und tobst? Was ist dir denn so Entsetzliches widerfahren? Man hat dich beraubt? So musst du es eben ertragen, damit du um so gr\u246 ?\u223 ?eren Gewinn daraus ziehest. Man hat dich um deinen guten Ruf gebracht? Was liegt daran? Bist du weise, so kommst du deshalb nicht zu kurz. Wenn du aber keinen Schaden nimmst, weshalb z\u252 ?rnst du, da man dir nichts B\u246 ?ses zugef\u252 ?gt, sondern noch Vorteil gebracht hat? Wer n\u228 ?mlich den Toren Ehre erweist, macht sie nur noch aufgeblasener; wer hingegen die Einsichtigen schm\u228 ?ht und geringsch\u228 ?tzt, macht sie noch st\u228 ?rker. Denn die Leichtsinnigen kommen mehr durch Ehren als durch Verdem\u252 ?tigungen zu Schaden. Wer uns verachtet, ist uns, sofern wir vern\u252 ?nftig denken, Anlass zur Tugend; wer uns dagegen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1232.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1232 }}} ehrt, facht unseren Hochmut an, gibt uns Stoff zur Einbildung, Eitelkeit und Nachl\u228 ?ssigkeit und verweichlicht unsere Seele. Zum Beweis dienen die V\u228 ?ter, die ihre S\u246 ?hne \u246 ?fter tadeln als loben, da sie f\u252 ?rchten, sie k\u246 ?nnten sonst ausarten. Ebenso wenden auch die Lehrer diese Mittel bei ihnen an. Wenn man daher schon jemand meiden soll, so sind es eher die Schmeichler, als die Beleidiger; denn f\u252 ?r Leute, die nicht auf der Hut sind, ist Schmeichelei ein K\u246 ?der, der verderblicher wirkt und schwerer zu ertragen ist als Beschimpfung. Zudem erntet man f\u252 ?r Verachtung einen weit gr\u246 ?\u223 ?eren Lohn und mehr Bewunderung, da ein Mann, der sich schm\u228 ?hen l\u228 ?sst, ohne aufgebracht zu werden, ein wunderbares Schauspiel ist als einer, der geschlagen und gestochen wird, ohne niederzusinken. Und wie ist es m\u246 ?glich, nicht aufgebracht zu werden, fragt man? Es hat dich jemand beschimpft? Mache das Zeichen des Kreuzes auf die Brust; denke an das Leiden des Herrn und aller Zorn erlischt. Erw\u228 ?ge nicht blo\u223 ? den Schimpf, sondern auch, ob dir nicht einmal vom Beleidiger auch etwas Gutes erwiesen worden, und alsbald wirst du ruhig werden. Vor allem aber denke an die Gottesfurcht, und sogleich wirst du besonnen und nachsichtig sein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Au\u223 ?erdem nimm dir auch an deinen Sklaven ein Beispiel. Wenn du siehst, wie einer von ihnen bei deinem Schimpfen schweigt, so beherzige dabei, dass es doch m\u246 ?glich ist, tugendhaft zu sein, verurteile deine eigene Heftigkeit und ziehe die Lehre daraus, vorkommenden Falls Beschimpfung nicht mit Schimpf zu beantworten, dann wirst du dich bei Beleidigungen auch nicht betr\u252 ?ben. Sage dir, wer schimpft, ist von Sinnen und ist toll, und du wirst bei einer Beschimpfung nicht aufgebracht werden, wie wir ja auch Besessene, wenn sie uns schlagen, viel mehr bemitleiden anstatt uns aufregen. So musst auch du handeln. Habe Mitleid mit dem, der dich beschimpft, denn er liegt unter den Krallen eines wilden Tieres, des Zornes, eines b\u246 ?sen D\u228 ?mons, des Grolls. Befreie ihn aus der Gewalt des b\u246 ?sen Geistes, da er sonst gar bald ins Verderben st\u252 ?rzt. Darin {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1233.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1233 }}} besteht eben das Wesen dieser Krankheit, dass es gar keiner Frist bedarf, um den Befallenen zu vernichten, weshalb auch jemand sagte: \u8222 ?Der Augenblick des Zornes wird ihm zum Fall\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Eccli 1,28\par} } . Er wollte damit namentlich andeuten, welche Gewalt der Zorn aus\u252 ?bt, da er keine besonders lange Frist braucht, sondern in kurzer Zeit viel Unheil stiftet, so dass er bei seiner St\u228 ?rke ganz unbezwingbar wird, wenn er l\u228 ?ngere Zeit anh\u228 ?lt. Ich w\u252 ?nschte, die Seele des Beschimpfenden und des Tugendhaften ganz unverh\u252 ?llt vorf\u252 ?hren zu k\u246 ?nnen, um zu zeigen, was beide f\u252 ?r Menschen sind. Da w\u252 ?rdest du sehen, wie die eine einem aufgew\u252 ?hlten Meere, die andere einem friedlichen See gleicht, der von solch wilden Winden gar nicht gest\u246 ?rt wird oder sie leicht abwehrt. Wer schm\u228 ?ht, l\u228 ?sst nichts unversucht, um zu kr\u228 ?nken; findet er nun seine Hoffnung gescheitert, so h\u246 ?rt er schlie\u223 ?lich von selbst auf und geht gebessert hinweg. Ein erz\u252 ?rnter Mensch muss sich selbst scharf verurteilen, w\u228 ?hrend einer, der nicht erz\u252 ?rnt ist, sich nichts vorzuwerfen hat. Hat man einmal gegen jemanden aufzutreten, so l\u228 ?sst es sich auch ohne Zorn tun, ja viel leichter und vern\u252 ?nftiger als im Zorne, da einem dabei nichts Widerw\u228 ?rtiges unterl\u228 ?uft. Wenn wir nur wollten, dann f\u228 ?nden wir in uns das Gute und w\u228 ?ren mit Gottes Gnade imstande, uns unsere Ruhe und Ehre zu wahren. Warum suchst du auch deine Ehre bei anderen? Ehre dich selbst und niemand wird imstande sein, dich zu beleidigen; wenn du dich aber selbst entehrst, so wirst du keine wahre Ehre finden, und m\u246 ?gen auch alle dir Ehre zollen. Wie uns niemand schaden kann, wenn wir es nicht selbst tun, so kann uns auch niemand Schaden antun, wenn wir uns nicht selbst beschimpfen. Gesetzt, es w\u252 ?rde alle Welt einen angesehenen, hochgestellten Mann als Ehebrecher, Dieb, Einbrecher, M\u246 ?rder, R\u228 ?uber beschimpfen; was f\u252 ?r eine Schande wird dann auf ihn fallen, wenn er sich nicht erbittert, nicht aufbraust, sofern er sich nur keiner solchen Tat bewusst ist? Gar keine.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wie so, entgegnest du, wenn doch viele Leute eine solche Meinung von ihm hegen? Er ist trotzdem nicht {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1234.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1234 }}} beschimpft worden, vielmehr haben sich diese Leute durch ihre verkehrte Meinung von ihm nur selber entehrt. Sage mir, wen besch\u228 ?mt man, wenn man die Sonne f\u252 ?r finster h\u228 ?lt, das Gestirn oder sich selbst? Offenbar sich selbst, da man eine Ansicht \u228 ?u\u223 ?erst, als w\u228 ?re man blind oder irrsinnig. Ebenso w\u252 ?rdigt man sich aber auch herab, wenn man die Schlechten f\u252 ?r gut h\u228 ?lt und umgekehrt. Daher muss man mit besonderem Eifer sein Gewissen rein halten und sich keine Bl\u246 ?\u223 ?e und keinen Anlass zu einem Verdachte gegen seine Person geben; wenn dann die anderen, trotz eines solchen Betragens, dennoch Toren sein wollen, so darf man sich nicht sonderlich darum k\u252 ?mmern und gr\u228 ?men. Ist man gut, so kann es einem ja doch nichts ausmachen, wenn man in den Verdacht der Schlechtigkeit kommt, w\u228 ?hrend der andere, der ohne allen Grund B\u246 ?ses argw\u246 ?hnt, sich den schwersten Schaden zuzieht; wie ja auch ein B\u246 ?sewicht nichts dabei gewinnt, wenn man ihn f\u252 ?r besser h\u228 ?lt, sondern nur noch leichtsinniger wird und ein um so strengeres Gericht zu gew\u228 ?rtigen hat. H\u228 ?tte man seine wahre Meinung von ihm, so k\u246 ?nnte ein solcher wohl sich dem\u252 ?tigen und zur Erkenntnis seiner S\u252 ?nden gelangen; bleibt es aber verborgen, was er ist, so wird er ganz gef\u252 ?hllos. Die Fehlenden k\u246 ?nnen ja kaum durch allgemeinen Tadel zur Umkehr gebracht werden; wie sollen dann Leute, die in der Bosheit dahinleben, zur Einsicht kommen, wenn man sie, anstatt zu tadeln, auch noch belobt? H\u246 ?rst du nicht, wie auch Paulus es r\u252 ?gt, dass die Korinther den Unz\u252 ?chtigen durch ihren Beifall und ihre Ehrenbezeigungen in der Bosheit best\u228 ?rkten, anstatt ihn zur Erkenntnis seiner S\u252 ?nde zu bewegen? Darum bitte ich euch, kehren wir uns nicht daran, was die Leute von uns halten, ob sie uns schm\u228 ?hen oder ehren; lasset uns vielmehr unser ganzen Trachten darauf richten, dass wir uns keiner Schlechtigkeit bewusst seien und uns nicht selbst entehren. Dann werden wir sowohl hienieden als im Jenseits zu hoher Ehre gelangen; m\u246 ?ge sie uns alle zuteil werden durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, dem die Ehre geb\u252 ?hrt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Achtundachtzigste Homilie. Kap.XXVII,V.45-61.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1235.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1235 }}} V.45: \u8222 ?Von der sechsten Stunde an entstand aber Finsternis auf der ganzen Erde bis zu der neunten Stunde. V.46: Und um die neunte Stunde rief Jesus mit lauter Stimme und sprach: Eli, Eli, lama, sabachtani? Das hei\u223 ?t: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? V.47: Einige aber, welche dort standen und es h\u246 ?rten, sagten: Der ruft den Elias. V.48: Und alsogleich lief einer aus ihnen, nahm einen Schwamm, f\u252 ?llte ihn mit Essig und legte ihn um ein Rohr und gab ihm zu trinken.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das ist das Zeichen, das sie einst von ihm forderten. und das er ihnen zu geben versprochen hatte, indem er sagte: \u8222 ?Dieses b\u246 ?se und ehebrecherische Geschlecht verlangt ein Zeichen, und es wird ihm kein Zeichen gegeben werden als das Zeichen des Propheten Jonas\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 12,39\par} } . Damit meint er seinen Kreuzestod, sein Begr\u228 ?bnis und seine Auferstehung. Ein anderer Evangelist \u228 ?u\u223 ?erte sich \u252 ?ber die Kraft des Kreuzes mit den Worten: \u8222 ?Wenn ihr erh\u246 ?ht haben werdet den Menschensohn, dann werdet ihr erkennen, dass ich es bin\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 8,28\par} } . Damit will der Herr sagen: Wenn ihr mich gekreuzigt haben und mich \u252 ?berwunden zu haben glauben werdet, dann gerade werdet ihr besonderes meine Macht erfahren. Nachdem sie ihn gekreuzigt hatten, ging ja ihre Stadt zugrunde, h\u246 ?rte das Judentum auf, zerfiel ihr Staat und ihre Freiheit, bl\u252 ?hte das Evangelium empor, und dehnte sich die Predigt bis an die Grenzen der Erde aus. Land und See, die bewohnte und unbewohnte Welt, ist Zeuge {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1236.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1236 }}} seiner Macht. Davon also spricht er, und zwar von den Ereignissen zur Zeit seines Kreuzestodes. Es ist ja auch ein viel gr\u246 ?\u223 ?eres Wunder, dass das alles geschah, nachdem er ans Kreuz genagelt war, als wenn es geschehen w\u228 ?re, so lange er noch auf Erden wandelte.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Indessen, nicht darin allein lag das Wunderbare, sondern dass das Zeichen am Himmel geschah, wie sie es verlangt hatten, und dass es \u252 ?ber die ganze Welt sich erstreckte, wie es seit Menschengedenken noch nie geschehen war, au\u223 ?er in \u196 ?gypten, als das Osterlamm geopfert werden sollte. Das aber war ja Vorbild von diesem. Erw\u228 ?ge auch, zu welcher Zeit die Finsternis eintrat. Mitten am Tage, als es schon auf der ganzen Erde licht war, damit alle Bewohner der Erde es merkten. Das Wunder w\u228 ?re somit imstande gewesen, alle zu bekehren, nicht blo\u223 ?, weil es so au\u223 ?erordentlich war, sondern auch in Anbetracht des Zeitpunktes, in dem es vorfiel. Denn es geschah nach all der Tollheit und gottlosen Verh\u246 ?hnung der Juden, als sich ihr Groll gelegt, als sie zu spotten aufgeh\u246 ?rt, als sie sich am Hohne ges\u228 ?ttigt und alles, was sie nur wollten, gegen ihn geredet hatten: da l\u228 ?sst er die Finsternis eintreten, damit sie nach der Befriedigung ihrer Rachsucht wenigstens von dem Wunder einen Nutzen h\u228 ?tten. Dass er dieses Zeichen wirkte, w\u228 ?hrend er am Kreuze hing, war ein gr\u246 ?\u223 ?eres Wunder, als wenn er vom Kreuze herabgestiegen w\u228 ?re. Hielten sie nun das Geschehnis f\u252 ?r sein Werk, so mussten sie an ihn glauben und vor Furcht erbeben; hielten sie es nicht f\u252 ?r sein, sondern f\u252 ?r des Vaters Werk, so mussten sie ebenso ersch\u252 ?ttert werden, denn diese Finsternis war jedenfalls ein Zeichen des Zornes \u252 ?ber ihre Untaten. Nicht blo\u223 ? diese Umst\u228 ?nde, sondern auch die zeitliche Dauer offenbart, dass es keine nat\u252 ?rliche Verfinsterung, sondern ein Zeichen des Zornes und Grimmes war; hielt sie doch drei Stunden lang an, w\u228 ?hrend eine gew\u246 ?hnliche Verfinsterung in einem Augenblick geschieht, wie es Leute wissen, die es selbst gesehen haben, denn auch in unseren Tagen ist etwas Derartiges eingetreten. Wie kommt es aber, fragst du, dass sich nicht alle Menschen verwunderten und sich nicht \u252 ?berzeugten, dass {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1237.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1237 }}} er Gott sei?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das Menschengeschlecht war eben damals sehr in Gleichg\u252 ?ltigkeit und Bosheit versunken. Zudem war es ein Wunder, das nur einmal vorkam und rasch vor\u252 ?berging, auch lag niemand etwas an der Erforschung der Ursache. Ferner ist auch das Vorurteil und die Gewohnheit bei den Gottlosen stark. Endlich wussten sie auch nicht, welches die Ursache des Ereignisses war, sie w\u228 ?hnten vielleicht, es sei eine nat\u252 ?rliche Finsternis oder eine sonstige Naturerscheinung. \u220 ?brigens, was wunderst du dich \u252 ?ber die Leute au\u223 ?erhalb Jud\u228 ?as, die von nichts wussten und in folge ihrer Gleichg\u252 ?ltigkeit keine Naturforschungen anstellten, da doch die Bewohner des Landes selbst trotz so gro\u223 ?er Wunder noch fortfuhren zu spotten, nachdem er ihnen doch klar gezeigt hatte, dass er die Finsternis bewirkte? Das ist zugleich der Grund, warum er auch nach der Verfinsterung noch redet; er wollte zeigen, dass er noch lebte und selbst das Ereignis veranlasste, damit sie infolgedessen in sich gingen. Er spricht: \u8222 ?Eli,Eli, lama sabachthani\u8221", damit sie s\u228 ?hen, dass er bis zum letzten Atemzuge den Vater ehrt und kein Gegner Gottes ist. Er gebraucht eine Prophetenstelle, um bis zur letzten Stunde f\u252 ?r das Alte Testament Zeugnis abzulegen, ja er spricht sie auch auf Hebr\u228 ?isch aus, damit die Juden es verstehen und begreifen; \u252 ?berhaupt gibt er in allen St\u252 ?cken kund, dass er mit dem Vater eines Sinnes ist. Beachte aber auch hierbei wieder ihre Frechheit, Schamlosigkeit und Gedankenlosigkeit. Sie meinten, hei\u223 ?t es, er rufe den Elias und sogleich gab man ihm Essig zu trinken. \u8222 ?Ein anderer trat hinzu und durchbohrte mit einer Lanze seine Seite\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 19,34\par} } . Kann es noch etwas Ruchloseres geben, etwas Wilderes, als dass sie ihre Wut so weit treiben und noch den Leichnam misshandeln? Beachte aber zugleich wie er ihre Frevel zu unserem Heile wendet. Nachdem er die Wunde empfangen, begannen dort die Quellen unseres Heiles zu sprudeln. V.50: \u8222 ?Jesus aber rief mit lauter Stimme und gab seinen Geist auf.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1238.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1238 }}} Damit beweist er, was er gesagt hatte: \u8222 ?Ich habe die Macht mein Leben hinzugeben, und habe die Macht, es wieder zu nehmen\u8221", und: \u8222 ?Ich gebe es hin von mir selber aus\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 10,18\par} } . Deshalb rief er mit lauter Stimme; er deutet an, dass er die Sache aus eigener Macht so f\u252 ?ge. Markus erz\u228 ?hlt, Pilatus habe sich gewundert, dass Christus schon gestorben war, und der Hauptmann sei gerade infolge der Tatsache, dass er aus freiem Willen starb, gl\u228 ?ubig geworden{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mk 15,44\par} } . Dieser Ruf zerri\u223 ? den Vorhang im Tempel, \u246 ?ffnete die Gr\u252 ?fte und machte das Gotteshaus \u246 ?de. So tat der Herr nicht etwa aus Verachtung gegen den Tempel (wie h\u228 ?tte er sonst gesagt: \u8222 ?Machet das Haus meines Vaters nicht zu einem Kaufhause\u8221"?{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Joh 2,16\par} }), sondern um kundzutun, dass sie nicht einmal wert seien, dort zu verkehren. Es ist ein \u228 ?hnlicher Fall wie damals, als Gott den Tempel in die Gewalt der Babylonier gab. Das war aber nicht der einzige Grund des Vorganges, es lag darin auch eine Weissagung der kommenden Ver\u246 ?dung, der gr\u246 ?\u223 ?eren und erhabeneren Umwandlung, sowie seiner eigenen Macht.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Au\u223 ?erdem offenbarte Jesus sich auch in den darauffolgenden Ereignissen, in der Auferstehung der Toten, in der Verdunkelung des Tageslichtes, in der Ver\u228 ?nderung der Himmelsk\u246 ?rper. Zur Zeit des Elis\u228 ?us stand ein Toter auf, als er dessen Leiche ber\u252 ?hrte; jetzt weckte sie seine Stimme auf, w\u228 ?hrend sein Leichnam am Kreuze hing. \u220 ?brigens war jene Geschichte ein Vorbild f\u252 ?r dieses Wunder; um dieses zu beglaubigen, war jenes geschehen. Es werden aber nicht blo\u223 ? Tote erweckt, sondern es spalten sich auch Felsen und es bebt die Erde, damit sie einsehen sollten, dass er auch sie h\u228 ?tte blenden und zerschmettern k\u246 ?nnen. Denn wenn er Felsen spaltet und die Erde in Finsternis h\u252 ?llt, h\u228 ?tte er es um so mehr ihnen tun k\u246 ?nnen, wenn er gewollt h\u228 ?tte. Er wollte es indessen nicht, sondern wandte seinen Zorn gegen die Elemente, sie selbst suchte er durch Milde zu {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1239.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1239 }}} retten. Gleichwohl gaben sie ihre Raserei nicht auf. So ist eben die Eifersucht und der Neid; man kann ihnen nicht leicht Einhalt tun. Jetzt waren sie gegen\u252 ?ber den Vorg\u228 ?ngen unempfindlich; nachher, als er trotz des Siegels und der aufgestellten Soldaten auferstanden war und die Kunde hiervon durch die W\u228 ?chter ihnen zu Ohren kam, gaben sie diesen Geld, damit sie auch andere betr\u252 ?gen und die Nachricht von der Auferstehung verheimlichen sollten. Darum darfst du dich nicht wundern, wenn sie auch jetzt so undankbar waren; sie waren nun einmal zu allen Schamlosigkeiten bereit. Siehe vielmehr, wie viele Zeichen der g\u246 ?ttliche Heiland wirkte, teils am Himmel, teils auf der Erde, teils im Tempel selbst! Er wollte damit einerseits seinen Unwillen \u228 ?u\u223 ?ern, anderseits zeigen, dass das Unzug\u228 ?ngliche zug\u228 ?nglich gemacht, der Himmel verschlossen und der Dienst in das wahrhaftige Allerheiligste \u252 ?bertragen wird. Die einen hatten gesagt: \u8222 ?Wenn Du der K\u246 ?nig von Israel bist, so steige vom Kreuz herab\u8221"; er zeigt nun, dass er K\u246 ?nig der ganzen Welt ist. Andere hatten gesagt: \u8222 ?Er will diesen Tempel niederrei\u223 ?en und in drei Tagen wiederaufbauen\u8221"; er zeigt jetzt, dass derselbe v\u246 ?llig ver\u246 ?det werden wird. Wieder einige hatten gesagt: \u8222 ?Andere hat er gerettet, sich selbst kann er nicht retten\u8221"; er aber zeigt an den Leibern seiner Diener, dass er, obgleich er am Kreuze bleibt, gro\u223 ?e Macht besitzt. War es schon eine Gro\u223 ?tat, dass Lazarus, der bereits vier Tage begraben war, aus dem Grabe hervorging, so war es ein um so gr\u246 ?\u223 ?eres Wunder, dass sich l\u228 ?ngst Verstorbene auf einmal lebendig zeigten. Es war ein Hinweis auf die einstige Auferstehung. V.52: \u8222 ?Viele Leichname der entschlafenen Heiligen wurden aufgeweckt, V.53: und sie kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Sie erschienen vielen Leuten, damit man die Sache nicht f\u252 ?r eine Einbildung halte. Auch der Hauptmann verherrlichte Gott mit den Worten: \u8222 ?Wahrlich, dieser Mensch war ein Gerechter. Und die ganze Schar derer, welche gegenw\u228 ?rtig waren bei diesem Begebnisse, schlugen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1240.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1240 }}} an ihre Brust und kehrten zur\u252 ?ck\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lk 23,4748\par} } . So gro\u223 ? war die Macht des Gekreuzigten, dass trotz so vieler Verh\u246 ?hnungen, Verspottungen und Beschimpfungen der Hauptmann und das Volk ersch\u252 ?ttert wurden. Nach einzelnen Berichten ist der Hauptmann sp\u228 ?ter wegen seines Glaubens des Martyrertodes gestorben. V.55: \u8222 ?Es waren aber dort viele Frauen, die von der Ferne zusahen, und die Jesu gefolgt waren, um ihm einen Dienst zu erweisen, V.56: Maria Magdalena und Maria, die Mutter des Jakobus und Joseph, und die Mutter der S\u246 ?hne des Zebed\u228 ?us.\u8221"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Die Frauen, die doch ungemein mitf\u252 ?hlend, ungemein geneigt zum Weinen sind, sehen die Vorg\u228 ?nge mit an. Beherzige auch, wie anh\u228 ?nglich sie sind. Sie hatten den Herrn begleitet und bedient und blieben auch in der Gefahr an seiner Seite. So kam es, dass sie von allem Zeugen waren: wie er rief, wie er verschied, wie die Felsen zerbarsten und was sonst noch vorging. Diese Frauen sehen Jesum zuerst wieder; das am h\u228 ?rtesten vom Fluche getroffene Geschlecht genie\u223 ?t zuerst den Anblick seines Lohnes; sie sind es, die am meisten Mut an den Tag legen. Die J\u252 ?nger waren geflohen, sie harrten bei ihm aus. Wer war es? Seine Mutter,Matth\u228 ?us nennt sie des Jakobus Mutter und die anderen. Ein anderer Evangelist berichtet, viele seien ersch\u252 ?ttert worden infolge der Geschehnisse und h\u228 ?tten an ihre Brust geklopft. Das zeigt so recht die Roheit der Juden, dass sie sich, wo andere klagten, br\u252 ?steten und weder von Mitleid ger\u252 ?hrt noch von Furcht niedergeschlagen waren. Die Vorg\u228 ?nge deuteten auf einen heftigen Zorn hin, es waren nicht blo\u223 ? Zeichen, sondern lauter Zeichen des Grimmes: die Finsternis, die geborstenen Felsen, der mitten durchgerissene Vorhang, das Beben der Erde, es war ein beispielloser Beweis des{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 g\u246 ?ttlichen\par} } Unwillens. V.58: \u8222 ?Joseph aber ging hin und begehrte die Leiche.\u8221" Dieser Joseph hat sich vor dem verborgen gehalten; {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1241.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1241 }}} jetzt nach Christi Tode wagte er etwas Gro\u223 ?es. Er geh\u246 ?rte nicht zu den Niedrigen und Unbekannten, er war Mitglied des Rates und hochangesehen. Sonach l\u228 ?sst es sich ermessen, wie beherzt er war; er setzte sich dem Tode aus, da er sich den allgemeinen Hass zuzog, weil er seiner Zuneigung zu Jesus Ausdruck gab, um seine Leiche zu bitten wagte und nicht ablie\u223 ?, bis er sie erhielt. Aber nicht blo\u223 ? darin zeigte er seine Liebe und Unerschrockenheit, dass er sich die Leiche geben lie\u223 ?, noch dass er sie mit Ehren begrub, sondern auch darin, dass er sie in seinem eigenen neuen Grabe beisetzte. Aber auch das wurde nicht ohne Absicht so gef\u252 ?gt, sondern um auch den leisesten Verdacht fernzuhalten, als sei ein anderer als der Herr auferstanden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.61: \u8222 ?Es war aber dort Maria Magdalena und die andere Maria, welche dem Grabe gegen\u252 ?bersa\u223 ?en.\u8221" Warum setzen sie sich dahin? Sie dachten noch keineswegs von ihm, wie es sich geh\u246 ?rte, gro\u223 ? und erhaben; deshalb hatten sie auch Salben mitgebracht und warteten beim Grabe, um hinzugehen und ihn zu salben, sobald die Wut der Juden nachgelassen haben w\u252 ?rde.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Hast du gesehen, wie mutig die Frauen waren, wie liebevoll, wie hochherzig sie die Auslagen bestritten und bis zu seinem Tode ausharrten? Wir M\u228 ?nner, lasset uns diese Frauen nachahmen, verlassen wir Jesum nicht in den Stunden der Pr\u252 ?fungen! Jene wendeten noch so viel f\u252 ?r den Toten auf und setzten ihr Leben aufs Spiel; wir aber{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 ich wiederhole, was ich oft schon gesagt\par} } , wir speisen keinen Hungernden und kleiden keinen Nackten, sondern gehen vorbei, wenn er uns bittet. Ja, wenn ihr den Herrn selbst s\u228 ?het, w\u252 ?rde jeder sein Verm\u246 ?gen bis zum letzten Heller hingeben; und doch ist er es auch jetzt wirklich selbst. Er hat es ja gesagt: \u8222 ?Ich bin es.\u8220" Warum gibst du also nicht alles hin? Auch jetzt noch spricht er: \u8222 ?Mir tust du es.\u8220" Es macht nichts aus, ob du dem oder jenem gibst, du wirst keinen geringeren, sondern einen weit gr\u246 ?\u223 ?eren Lohn erhalten als diese Frauen, die damals f\u252 ?r ihn sorgten. Lasset euch nicht beirren! Es ist nicht ein und {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1242.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1242 }}} dasselbe, ob man Jesum speist, wenn er als Herr auftritt das verm\u246 ?chte ja auch eine steinerne Seele anzuspornen, oder ob man ihn pflegt, wenn er nur in der Gestalt der Armen, Verkr\u252 ?ppelten und Gebrechlichen erscheint. Dort hat der Anblick und das Ansehen des Auftretenden mit teil an deiner Tat; hier ist der Lohn der N\u228 ?chstenliebe ganz dein. Dabei ist es ein Beweis gr\u246 ?\u223 ?erer Ehrfurcht gegen ihn, wenn du um seines Gehei\u223 ?es willen deinen Mitknechten in allem hilfst und beistehest. Unterst\u252 ?tze ihn also und sei \u252 ?berzeugt, dass es derjenige entgegennimmt, der da spricht: \u8222 ?Du gibst es mir\u8220". H\u228 ?ttest du es nicht ihm gegeben, so w\u252 ?rde er dir nicht das Himmelreich daf\u252 ?r schenken. H\u228 ?ttest du nicht ihn abgewiesen, sooft du einen gew\u246 ?hnlichen Menschen nicht achtest, w\u252 ?rde er dich deshalb nicht in die H\u246 ?lle verdammen; weil jedoch er selbst es ist, der verachtet wird, deshalb ist die Schuld so gro\u223 ?. So hat auch Paulus den Herrn verfolgt, als er seine Anh\u228 ?nger verfolgte. Darum fragt ja auch der Herr: \u8222 ?Warum verfolgst du mich?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 9,4\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Lasset uns also unsere Gaben stets so darreichen, als ob wir sie Christus selbst anb\u246 ?ten. Seine Worte verdienen ja mehr Glauben als unsere eigenen Augen. Wenn du somit einen Armen siehst, gedenke, dass der Herr gesagt hat, er sei es, der gespeist wird. Ist es auch nicht Christus dem \u196 ?u\u223 ?eren nach, so ist doch er es, der in der Gestalt dieses Bettlers bittet und empf\u228 ?ngt. Aber es besch\u228 ?mt dich zu h\u246 ?ren, Christus bitte? Lass es dich lieber besch\u228 ?men, dass du ihm nichts gabst, wenn er bittet. Das ist eine Schande, das verdient Strafe und heischt S\u252 ?hne. Dass er bittet, ist ein Ausfluss seiner G\u252 ?te und darauf sollen wir stolz sein; wenn du aber nichts gibst, ist dies ein Beweis deiner Hartherzigkeit. Wenn du jetzt nicht glaubst, dass er es ist, den du in dem armen Glaubensgenossen unbeachtet l\u228 ?ssest, so wirst du es dann glauben, wenn er dich vor Gericht zieht und sagt: \u8222 ?Was immer ihr diesen nicht getan habt, habt ihr auch mir nicht getan.\u8220" Aber lassen wir uns diese Lehre nicht auf eine solche Weise geben, sondern lasset uns {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1243.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1243 }}} glauben und dadurch verdienen, dass wir jenes beseligende Wort vernehmen, das uns die Pforten des Himmelreiches \u246 ?ffnet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber vielleicht wird jemand einwenden: Tag f\u252 ?r Tag predigst du uns \u252 ?ber das Almosen und die N\u228 ?chstenliebe. Allerdings, und ich werde auch immer wieder dar\u252 ?ber sprechen. Denn wenn ihr auch in dieser Tugend vollkommen w\u228 ?ret, so d\u252 ?rfte ich dennoch nicht aufh\u246 ?ren, um euch nicht nachl\u228 ?ssig zu machen. Wenn ihr es aber w\u228 ?ret, h\u228 ?tte ich wohl einige Zeit damit aufgeh\u246 ?rt; da ihr es aber noch nicht einmal mittelm\u228 ?\u223 ?ig seid, so d\u252 ?rfet ihr nicht mir, sondern m\u252 ?sset euch selbst jene Worte entgegenhalten. Mit eurem Vorwurfe machet ihr es n\u228 ?mlich wie ein Kind, das den Buchstaben a immer wieder zu h\u246 ?ren bekommt, weil es ihn nicht lernt, und nun dem Lehrer Vorw\u252 ?rfe macht, dass er ununterbrochen und unabl\u228 ?ssig wiederhole. Ist denn jemand durch meine Reden geneigter zum Almosengeben geworden? Hat jemand sein Geld oder auch nur die H\u228 ?lfte seines Verm\u246 ?gens hingegeben oder etwa ein Drittel? Niemand. Ist es also nicht widersinnig, wenn man will, dass wir zu lehren aufh\u246 ?ren, w\u228 ?hrend ihr noch nicht lernet? Gerade das Gegenteil m\u252 ?sste sonach geschehen. Wollten wir auch aufh\u246 ?ren, so m\u252 ?sstet ihr uns abhalten und sagen: Wir haben das Almosengeben noch nicht gelernt, und ihr lasset ab, es in Erinnerung zu bringen? Wenn jemand ein Augenleiden h\u228 ?tte und ich ein Arzt w\u228 ?re und mit Pflastern, Salben und sonstiger Behandlung pl\u246 ?tzlich aufh\u246 ?rte, weil ich damit keinen besonderen Erfolg erzielte, w\u252 ?rde man nicht in mein Zimmer kommen, mich anfahren und gro\u223 ?er Leichtfertigkeit zeihen, weil ich mich zur\u252 ?ckgezogen h\u228 ?tte, obschon die Krankheit noch nicht behoben sei? Und wollte ich auf diesen Vorwurf hin erkl\u228 ?ren, ich h\u228 ?tte ja Pflaster und Salben angewendet, w\u252 ?rde man sich damit zufrieden geben? Durchaus nicht, man w\u252 ?rde vielmehr alsbald erwidern: Was n\u252 ?tzt das, wenn ich noch immer leide? So muss man auch betreffs der Seele urteilen. Wie, wenn es mir nicht gelungen w\u228 ?re, eine gel\u228 ?hmte und verkr\u252 ?ppelte Hand trotz vieler Umschl\u228 ?ge beweglich zu machen, bek\u228 ?me ich nicht dasselbe zu h\u246 ?ren? Aber auch in {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1244.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1244 }}} unserem Falle gilt es, eine verkr\u252 ?ppelte und verdorrte Hand zu erweichen; daher werden wir nicht ablassen, bis wir sie schlie\u223 ?lich doch gerade strecken. Dass doch auch ihr von nichts anderem redet daheim und auf dem Markte, bei Tisch und in der Nacht und im Traume! W\u228 ?re das n\u228 ?mlich den Tag \u252 ?ber stets unsere Sorge, so w\u252 ?rden wir uns auch im Traume damit besch\u228 ?ftigen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ja, was sagst du? Ich rede allzeit von Almosengeben? Es w\u228 ?re auch mein eigener Wunsch, anstatt so oft dieselbe Aufforderung an euch richten zu m\u252 ?ssen, vom Kampf gegen Juden, Heiden und Ketzer predigen zu k\u246 ?nnen. Allein wie kann man Leute, die noch nicht so gesund sind, unter die Waffen rufen? Wie sie ins Feld f\u252 ?hren, da sie noch Wunden und Schrammen haben? Wenn ich sehe, dass ihr vollst\u228 ?ndig gesund w\u228 ?ret, so f\u252 ?hrte ich euch schon in diesen Kampf, und da w\u252 ?rdet ihr durch Christi Gnade Tausende sehen, die tot zu Boden gestreckt wurden und deren K\u246 ?pfe hoch aufget\u252 ?rmt liegen. In anderen B\u252 ?chern haben wir viel dar\u252 ?ber gesagt, aber trotzdem k\u246 ?nnen wir wegen der L\u228 ?ssigkeit so vieler diesen Sieg nicht ungeteilt feiern. Denn wenn wir sie auch tausendmal mit den Lehrs\u228 ?tzen schlagen, so werfen sie uns doch das Leben, die Wunden und Krankheiten der Seele vor, an der die gro\u223 ?e Mehrheit unserer Leute leiden. Wie k\u246 ?nnen wir euch also k\u252 ?hn in der Schlachtreihe sehen lassen, wenn ihr Schmach \u252 ?ber uns bringet, da ihr sofort vom Feinde geschlagen und verh\u246 ?hnt werdet? Der eine hat eine kranke Hand; sie ist so verkr\u252 ?ppelt, dass sie nichts geben kann. Wie wird ein solcher imstande sein, den Schild zu halten und sich damit zu decken, um nicht durch rohen Spott verwundet zu werden? Andere hinken, das sind jene, welche die Schauspiele und die Freudenh\u228 ?user besuchen. Wie werden sie in der Schlacht standhalten k\u246 ?nnen, ohne von den Vorw\u252 ?rfen der Wollust getroffen zu werden? Ein dritter hat kranke Augen und ist halbblind, kann nicht gerade sehen, sondern {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1245.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1245 }}} f\u228 ?llt voll L\u252 ?sternheit die Tugend der Frauen an und bricht in die Ehen ein. Wie wird er dem Feinde ins Auge sehen, den Speer schwingen und den Pfeil abschlie\u223 ?en k\u246 ?nnen, da man von allen Seiten Hohn gegen ihn schleudert? Auch solche findet man, die wie Wassers\u252 ?chtige am Unterleibe leiden, da sie von Schwelgerei und Trunkenheit befallen sind. Wie werde ich imstande sein, diese Trunkenen in den Krieg zu f\u252 ?hren? Andere haben die Mundf\u228 ?ule, wie z.B. die J\u228 ?hzornigen, Schm\u228 ?hs\u252 ?chtigen und L\u228 ?sterer. Wie wird ein solcher in der Schlacht das Kampfgeschrei aussto\u223 ?en und eine gro\u223 ?e, wackere Tat vollbringen, da er einen Rausch hat und den Feinden reichlich Anlass zum Gel\u228 ?chter gibt? Deshalb gehe ich t\u228 ?glich dieses Lager ab, um die Wunden zu heilen und die Geschw\u252 ?re zu behandeln. Wenn ihr ern\u252 ?chtert seid und f\u228 ?hig werdet, andere anzugreifen, so werde ich euch auch in diesem Kampfe gegen die Heiden und Juden unterrichten und die Handhabung der Waffen lehren, oder vielmehr, eure eigenen guten Werke werden eure Waffen sein, wenn ihr mildt\u228 ?tig, freundlich, sanftm\u252 ?tig, geduldig werdet und von allen anderen Tugenden Beweise gebet. Wenn aber dann noch jemand widersprechen sollte, werden wir die Antwort nicht schuldig bleiben, sondern euch ins Feld f\u252 ?hren. Vorl\u228 ?ufig aber werden wir durch eure Schuld gehindert, diesen Sturmlauf anzutreten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehe nur! Wir predigen, Christus habe ein gro\u223 ?es Werk vollbracht, indem er aus Menschen Engel macht. Wenn man dann von uns die Beweise fordert und verlangt, wir sollen doch aus unserer Herde Beisspiele daf\u252 ?r erbringen, so m\u252 ?ssen wir still sein aus Furcht, anstatt Engel in Wirklichkeit Schweine aus dem Saustall und br\u252 ?nstige Hengst vorzuf\u252 ?hren. Ich wei\u223 ?, dass euch das verletzt, aber meine Worte beziehen sich auch nicht auf jeden einzelnen, sondern nur auf die Schuldigen, ja und nicht so sehr gegen sie rede ich, als vielmehr f\u252 ?r sie, wofern sie es nur einsehen wollen. In der Gegenwart ist wahrlich alles herabgekommen und verderbt; die Kirche unterscheidet sich nicht von einem Ochsen, Esel und Kamelstalle, und wenn ich herumgehe, um ein Sch\u228 ?flein zu suchen, so kann ich keines finden. {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1246.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1246 }}} Alle schlagen um sich wie Rosse und Wildesel und machen alles ringsumher voll Schmutz, solche Reden f\u252 ?hren sie. K\u246 ?nnte man vernehmen, was M\u228 ?nner und Weiber bei allen ihren Zusammenk\u252 ?nften reden, so w\u252 ?rde man Worte h\u246 ?ren, die weit schmutziger sind als solcher Mist. Ich beschw\u246 ?re euch darum, leget diese b\u246 ?se Gewohnheit ab, damit die Kirche von Salb\u246 ?l dufte. Wir brennen jetzt darin freilich Rauchwerk, das \u228 ?u\u223 ?erlich duftet, geben uns aber keine sonderliche M\u252 ?he, den geistlichen Schmutz wegzur\u228 ?umen und zu entfernen. Was n\u252 ?tzt also das? Wir verunehren die Kirche nicht so sehr durch Einschleppen von Kot, als durch solche Gespr\u228 ?che, die wir miteinander f\u252 ?hren \u252 ?ber Gewinn, Handel und Gesch\u228 ?fte, \u252 ?ber Dinge, die f\u252 ?r uns keinen Wert haben, w\u228 ?hrend doch die Reigen der Engel daselbst weilen und wir die Kirche zum Himmel machen sollten, indem wir nichts anderes daselbst dulden als eifriges Gebet, Stillschweigen und Aufmerksamkeit. Lasset uns wenigstens von jetzt an so handeln, um unser Leben zu reinigen und den verhei\u223 ?enen Lohn zu erlangen durch die Gnade und Liebe unseres Herrn Jesus Christus, dessen Ehre w\u228 ?hrt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Neunundachtzigste Homilie. Kap.XXVII, V.62-Kap.XXVIII V.10\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.62: \u8222 ?Am anderen Tage aber, an dem, welcher nach dem R\u252 ?sttage folgt, versammelten sich die Hohenpriester und die Pharis\u228 ?er bei Pilatus V.63: und sprachen: Herr, wir haben uns erinnert, dass jener Verf\u252 ?hrer gesprochen hat, w\u228 ?hrend der noch lebte: Nach drei Tagen werde ich auferstehen. V.64: Befiel also, dass das Grab bis zum dritten Tage bewacht werde, damit nicht etwa seine J\u252 ?nger kommen und ihn stehlen und dem Volke sagen: Er ist von den Toten erstanden! und so wird der letzte Betrug schlimmer sein als der erste.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1247.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1247 }}} \u220 ?berall ger\u228 ?t der Irrtum mit sich in Widerspruch und muss wider Willen der Wahrheit Zeugnis geben. Sieh nur! Es war eine Beglaubigung notwendig, dass der Herr gestorben und begraben worden war und dass er auferstanden ist; all das geschieht nun durch die Feinde. Beachte nur, wie ihre Worte das alles bezeugen. \u8222 ?Wir haben uns erinnert\u8220", sagen sie, \u8222 ?dass jener Verf\u252 ?hrer gesprochen hat, w\u228 ?hrend er noch lebte\u8220"; also war er gestorben; \u8222 ?nach drei Tagen werde ich auferstehen. Befiehl nun, dass das Grab versiegelt werde\u8220"; Jesus war mithin begraben worden; \u8222 ?damit nicht etwa seine J\u252 ?nger kommen und ihn stehlen\u8220". Wenn also das Grab versiegelt war, ist kein Frevel m\u246 ?glich, unbedingt keiner. Mithin ist durch eure Vorkehrungen der Beweis seiner Auferstehung unumst\u246 ?\u223 ?lich geliefert. Da n\u228 ?mlich Siegel angelegt worden waren, konnte kein Betrug geschehen. Wenn nun der Betrug ausgeschlossen ist, das Grab aber leer gefunden wird, so ist es \u252 ?ber jeden Widerspruch erhaben, dass Christus auferstanden ist. Siehst du, wie sie, ohne es zu wollen, zum Beweise der Wahrheit beitragen? Beachte hierbei, wie wahrheitsliebend die J\u252 ?nger sind, wie sie nichts verhehlen, was die Feinde gesagt haben, auch nicht, wenn es etwas Schimpfliches ist. Man hei\u223 ?t den Herrn sogar einen Betr\u252 ?ger, und auch das verschweigen sie nicht. Auf der einen Seite offenbart sich die Roheit der Juden darin, dass sie ihren Groll nicht aufgaben, obschon er tot war; auf der anderen zeigt sich die schlichte und wahrheitsliebende Art der J\u252 ?nger. Hier ist auch die Frage am Platze, wo denn Jesus gesagt hat: \u8222 ?Nach drei Tagen werde ich auferstehen\u8220"? Man findet nirgends solch einen deutlichen Ausspruch, sondern lediglich den Hinweis auf das Vorbild des Jonas. Sie hatten aber seine Worte wohl verstanden und handelten sonach mit Absicht b\u246 ?swillig. Was antwortet ihnen darauf Pilatus? V.65: \u8222 ?Ihr sollt eine Wache haben. Gehet, sichert es euch, so gut ihr k\u246 ?nnt. V.66: Und sie sicherten das Grab durch eine Wache, nachdem sie es zuvor versiegelt hatten.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Pilatus l\u228 ?sst es nicht zu, dass die W\u228 ?chter selbst die {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1248.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1248 }}} Versiegelung vornehmen; denn da er sich \u252 ?ber Christus unterrichtet hatte, mochte er mit den Juden nichts weiter zu tun haben. Nur um sie sich vom Halse zu schaffen, wendet er nichts dagegen ein und spricht: Siegelt, wie ihr wollt, damit ihr nicht andere beschuldigen k\u246 ?nnt: H\u228 ?tten die Soldaten allein den Stein versiegelt, so h\u228 ?tten die Juden behauptet{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 wenn es auch unglaublich und falsch gewesen w\u228 ?re; aber, wie sie sonst unversch\u228 ?mt waren, so h\u228 ?tten sie auch hier behauptet\par} } , die Soldaten h\u228 ?tten die Leiche stehlen lassen und es so den J\u252 ?ngern erm\u246 ?glicht, die Geschichte von der Auferstehung zu erdichten. Nachdem sie aber selbst die Sicherheitsvorkehrungen trafen, war ein solcher Vorwurf ausgeschlossen. Merkst du, mit welchem Eifer sie, wenn auch unfreiwillig, f\u252 ?r die Wahrheit eintreten? Sie selbst gingen hin, sie selbst stellten die Bitte, sie selbst legten die Siegel im Beisein der Wache an. So beschuldigen und \u252 ?berf\u252 ?hren sie einander selbst. Oder wann h\u228 ?tte man denn \u252 ?berhaupt die Leiche stehlen sollen? Am Sabbat? Und wie denn? Man durfte ja nicht einmal ausgehen. Wenn die J\u252 ?nger auch das Gesetz \u252 ?bertreten h\u228 ?tten, wie h\u228 ?tten sie es bei ihrer Feigheit gewagt, hinauszugehen? Wie h\u228 ?tten sie die Menge \u252 ?berzeugen k\u246 ?nnen? Was sollten sie sagen, was tun? Was h\u228 ?tte sie bewegen k\u246 ?nnen, f\u252 ?r den Toten einzutreten? Welchen Lohn h\u228 ?tten sie gew\u228 ?rtigen k\u246 ?nnen, welchen Entgelt? Als er noch lebte, waren sie geflohen beim blo\u223 ?en Anblick seiner Gefangennahme, und nach seinem Tode sollten sie so mutig f\u252 ?r ihn eingetreten sein, wenn er nicht wirklich auferstanden w\u228 ?re? Wie w\u228 ?re so etwas denkbar? Somit ist es klar, dass sie seine Auferstehung, wenn sie nicht wirklich stattgefunden h\u228 ?tte, weder erdichten wollten noch auch konnten. Oft hatte der Herr mit ihnen \u252 ?ber seine Auferstehung gesprochen und immer wieder hatte er, wie sie ja auch selber berichtet haben, gesagt: \u8222 ?Nach drei Tagen werde ich auferstehen.\u8220" W\u228 ?re er nicht auferstanden, so w\u228 ?ren sie get\u228 ?uscht und seinetwegen mit allem Volke verfeindet, der Familie und der Heimat entfremdet worden, h\u228 ?tten sich infolgedessen von ihm losgesagt und niemals den Wunsch fassen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1249.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1249 }}} k\u246 ?nnen, ihn mit solchem Ruhme zu umgeben, nachdem sie durch ihn betrogen und in die \u228 ?rgsten Gefahren gest\u252 ?rzt worden waren. Aber auch erdichten konnten sie die Auferstehung nicht, wenn sie nicht wirklich stattgefunden h\u228 ?tte. Das bedarf gar keiner Begr\u252 ?ndung. Worauf h\u228 ?tten sie sich st\u252 ?tzen k\u246 ?nnen? Etwa auf die Kraft ihrer Rede? Aber sie waren ja ganz ungebildet. Oder auf die Macht des Geldes? Aber sie besa\u223 ?en ja weder Stab noch Schuhe. Etwa auf den Glanz ihrer Herkunft? Aber sie waren schlichte Leute, wie auch ihre Eltern. Etwa auf die Gr\u246 ?\u223 ?e ihres Vaterlandes? Ihre Heimat war unbekannt. Etwa auf ihre Zahl? Aber es waren ihrer nicht mehr als elf und diese waren noch dazu zerstreut. Etwa auf die Verhei\u223 ?ungen des Meisters? Auf welche denn? Wenn er nicht auferstanden war, so verdienten auch seine Verhei\u223 ?ungen keinen Glauben. Wie h\u228 ?tten sie ferner der Wut des Volkes standgehalten? Wenn ihr Oberster nicht einmal das Geschw\u228 ?tz einer T\u252 ?rh\u252 ?terin ertrug und die anderen alle, als sie Jesus in Fesseln sahen, sich zerstreuten, wie h\u228 ?tte es ihnen da einfallen sollen, bis an die Grenzen der Welt zu eilen, um die Kunde von einer erdichteten Auferstehung zu verbreiten? Wenn Petrus vor der Drohung eines Weibes und die anderen bei dem Anblick von Fesseln und Banden nicht standhielten, wie sollten sie da vor K\u246 ?nigen, Herrscher und V\u246 ?lker hintreten, wo Schwerter, Schmelztiegel, Glut\u246 ?fen und tausendfacher Tod jeden Tag drohte, wenn sie nicht die St\u228 ?rkung und den Beistand des Auferstandenen besa\u223 ?en? So gro\u223 ?e und zahlreiche Zeichen waren geschehen, aber die Juden hatten sich nicht daran gekehrt, sondern deren Urheber gekreuzigt; und dann h\u228 ?tten sie sich durch die einfache Predigt von der Auferstehung \u252 ?berzeugen lassen? Das ist ein Ding der Unm\u246 ?glichkeit. Nur die Macht eines Mannes, der wirklich auferstanden war, konnte einen solchen Umschwung bewirken.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte ferner, wie l\u228 ?cherlich ihre B\u246 ?swilligkeit ist. \u8222 ?Wir haben uns erinnert\u8220", sagen sie, \u8222 ?dass dieser Verf\u252 ?hrer, als er noch lebte, gesagt hat: Nach drei Tagen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1250.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1250 }}} werde ich auferstehen.\u8220" War er ein Betr\u252 ?ger und hatte er L\u252 ?gen geschw\u228 ?tzt, warum seid ihr besorgt, laufet herum und gebet euch so viel M\u252 ?he? Wir besorgen, sagen sie, die J\u252 ?nger k\u246 ?nnten ihn stehlen und die Menge t\u228 ?uschen. Ich habe aber gezeigt, dass das gar nicht denkbar gewesen w\u228 ?re. Indes, die Bosheit ist hartn\u228 ?ckig und unversch\u228 ?mt und greift auch zu unvern\u252 ?nftigen Mitteln. Drei Tage lang lassen sie das Grab bewachen, als ob sie f\u252 ?r Glaubenss\u228 ?tze streiten m\u252 ?ssten, und in der Absicht, ihn als Betr\u252 ?ger zu brandmarken; so schreckt ihre Bosheit selbst vor dem Grab nicht zur\u252 ?ck. Das bewog nun den Herrn, fr\u252 ?her aufzuerstehen, um ihnen die Ausrede abzuschneiden, er habe gelogen und sei gestohlen worden. Wenn er aber auferstand, konnte man nichts dagegen einwenden, w\u228 ?hrend es sehr verd\u228 ?chtig sein musste, wenn es sp\u228 ?ter geschehen w\u228 ?re. W\u228 ?re er nicht auferstanden, so lange sie noch dort waren und Wache hielten, sondern erst nach Verlauf der drei Tage, wo sie schon das Grab verlassen hatten, so h\u228 ?tten sie Stoff zum Reden und Widersprechen gehabt, wenn es auch t\u246 ?richt gewesen w\u228 ?re. Deshalb also beschleunigte Jesus die Auferstehung. Sie musste ja geschehen, w\u228 ?hrend sie noch dort waren und Wache hielten. Sie musste also innerhalb der drei Tage stattfinden; denn w\u228 ?re sie geschehen, als sie schon weggegangen und heimgekehrt waren, so konnte die Sache verd\u228 ?chtig erscheinen. Deshalb lie\u223 ? er auch die Siegel anlegen, wie sie w\u252 ?nschten; auch Soldaten wurden aufgestellt. Es lag ihnen nichts daran, dass sie diese Arbeit am Sabbat verrichteten; sie hatten ja nur eines im Auge, ihrer Bosheit zu gen\u252 ?gen, als ob sie dadurch die Oberhand gewinnen k\u246 ?nnten. Hierin offenbart sich das \u220 ?berma\u223 ? ihrer Torheit, wie auch die heftige Furcht, die sie gepackt hatte. Als er noch lebte, hatten sie ihn gefangen genommen; jetzt, da er tot war, f\u252 ?rchteten sie ihn. W\u228 ?re er ein blo\u223 ?er Mensch gewesen, so durften sie unbesorgt sein. Sie sollten aber erkennen, dass er, was er in seinem Leben litt, freiwillig erduldete, daher das Siegel, der Stein, die Wache. Alles das war aber nicht imstande, ihn zur\u252 ?ckzuhalten; es hatte nur die eine Wirkung, dass sein Begr\u228 ?bnis \u246 ?ffentlich bekannt und seine {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1251.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1251 }}} Auferstehung auf diese Weise beglaubigt wurde. Waren doch Soldaten als Wache aufgestellt und Juden auf der Lauer gestanden.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Kapitel XXVIII V.1: \u8222 ?In der Sp\u228 ?te des Sabbates aber, als es licht wurde f\u252 ?r den ersten Tag der Woche, kam Maria Magdalena und die andere Maria, um das Grab zu sehen. V.2: Und siehe, ein gro\u223 ?es Erdbeben entstand. Denn ein Engel des Herrn stieg herab vom Himmel, trat hinzu, w\u228 ?lzte den Stein hinweg und setzte sich auf ihn. V.3: Es war aber sein Aussehen wie der Blitz und sein Gewand wei\u223 ? wie Schnee.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Engel erschien nach der Auferstehung. Weshalb kam er und hob den Stein weg? Wegen der Frauen, denn sie sahen ihn da im Grabe sitzen. Damit also sie glaubten, dass der Herr auferstanden sei, so sollten sie sehen, dass das Grab leer, die Leiche weg war. Deshalb hatte der Engel den Stein weggeschoben, deshalb war auch das Erdbeben erfolgt, damit sie sich aufraffen und munter werden sollten. Sie waren ja gekommen, um die Leiche zu salben, und das geschah in der Nacht; daher waren vielleicht einige schlaftrunken. Weshalb und aus welchem Grunde sagt der Engel: V.5: \u8222 ?Ihr braucht euch nicht zu f\u252 ?rchten\u8220"? Er will ihnen erst ihre Furcht benehmen, ehe er die Auferstehung ank\u252 ?ndigt. Der Ausdruck: \u8222 ?Ihr\u8220" ist ein Zeichen gro\u223 ?er Ehrerbietung und l\u228 ?sst sogleich erkennen, dass die Misset\u228 ?ter eine strenge Strafe trifft, wofern sie ihre Frevel nicht bereuen. Ihr habt keinen Grund zur Furcht, sagt er, wohl aber jene, die den Herrn gekreuzigt haben. Als er nun ihre Furcht durch seine Worte, wie auch durch sein Aussehen beschwichtigt hatte{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 er erschien n\u228 ?mlich in gl\u228 ?nzender Gestalt, wie es einer solchen Freudenbotschaft entsprach\par} } , da fuhr er fort: V.5: \u8222 ?Ich wei\u223 ?, dass ihr Jesum suchet, den Gekreuzigten.,\u8220" Der Engel nimmt keinen Anstand, den Kreuzestod zu erw\u228 ?hnen, denn er ist ja die Quelle des Heiles. \u8222 ?Er ist {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1252.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1252 }}} erstanden\u8220", und der Beweis?: \u8222 ?wie er gesprochen hat\u8220". Wollt ihr mir nicht glauben, sagt er, so erinnert euch an seine Worte und ihr werdet auch mir den Glauben nicht versagen. Sodann folgt ein anderer Beweis. V.6: \u8222 ?Kommet und sehet den Ort, wo er lag.\u8220" Deshalb hatte er ja den Stein entfernt, um ihnen diesen Beweis zu geben. V.7: \u8222 ?Und saget seinen J\u252 ?ngern: Ihr werdet ihn in Galil\u228 ?a sehen.\u8220" Er fordert sie auf, auch anderen die frohe Kunde zu melden, ein Umstand, der sie ganz besonders zum Glauben bewegen musste. Passend sagt er: \u8222 ?In Galil\u228 ?a\u8220" , um sie aus Verlegenheiten und Gefahren zu ziehen, damit die Furcht nicht etwa ihren Glauben beintr\u228 ?chtige. V.8: \u8222 ?Und sie gingen aus dem Grabe unter Furcht und Freude.\u8220" Wie so? Sie hatten etwas Schauererregendes und ungew\u246 ?hnliches gesehen; das Grab war leer, wohin Jesus vor ihren Augen gelegt worden war. Deshalb hatte sie der Engel auch hineingef\u252 ?hrt, dass sie mit eigenen Augen sich sowohl vom Grabe, als von der Auferstehung \u252 ?berzeugten. Sie begriffen ja auch, dass ihn niemand h\u228 ?tte fortschaffen k\u246 ?nnen, da so viele Soldaten dort lagerten, er musste selbst auferstanden sein. Daher erkl\u228 ?rte sich ihre Freude und Verwunderung. Zugleich empfangen sie aber auch den Lohn f\u252 ?r ihre Ausdauer, indem sie zuerst die Tatsache inne werden und verk\u252 ?nden d\u252 ?rfen, nicht nur, was sie geh\u246 ?rt, sondern auch, was sie gesehen hatten.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Als sie in Furcht und Freude das Grab verlassen hatten, V.9: \u8222 ?siehe, da begegnete ihnen Jesus und sagte: Seid gegr\u252 ?\u223 ?t. Sie aber umfassten seine F\u252 ?\u223 ?e\u8220" und mit \u252 ?berwallender Wonne eilen sie zu ihm und erhalten durch die Ber\u252 ?hrung den Beweis und die volle Gewissheit seiner Auferstehung. \u8222 ?Und sie beteten ihn an.\u8220" Was sagte nun der Herr? {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1253.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1253 }}} V.10; \u8222 ?F\u252 ?rchtet euch nicht.\u8220" Also auch er benimmt ihnen die Furcht, um dem Glauben den Weg zu bahnen. \u8222 ?Aber gehet hin und saget meinen Br\u252 ?dern, sie sollen nach Galil\u228 ?a kommen, dort werden sie mich sehen.\u8220" Siehe, wie er selbst durch die Frauen den J\u252 ?ngern die frohe Kunde entbietet, um, wie ich des \u246 ?fteren erkl\u228 ?rt habe, das gar so verachtete Frauengeschlecht zu Ehren zu bringen, gl\u252 ?ckliche Hoffnungen in ihm zu wecken und seine Leiden zu heilen. Vielleicht w\u252 ?nschte mancher von euch, an ihrer Stelle gewesen zu sein und Jesu F\u252 ?\u223 ?e umfasst zu haben? Ihr habt alle die M\u246 ?glichkeit, wenn ihr wollt, auch jetzt nicht allein seine F\u252 ?\u223 ?e und H\u228 ?nde, sondern auch sein geheiligtes Haupt zu ber\u252 ?hren, so oft ihr mit reinem Gewissen die hochheiligen Geheimnisse genie\u223 ?et. Und nicht nur hier, sondern auch an jenem Tage werdet ihr ihn schauen, wenn er mit unbeschreiblicher Herrlichkeit in Begleitung der Engelscharen kommt, wofern ihr nur N\u228 ?chstenliebe \u252 ?ben wollt, und ihr werdet dann nicht nur die Worte h\u246 ?ren: \u8222 ?Seid gegr\u252 ?\u223 ?t\u8220", sondern auch die anderen: \u8222 ?Kommet, Gesegnete meines Vaters, nehmet zum Erbe das Reich, das euch von Anbeginn der Welt bereitet ist\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 25,34\par} } . Seid also mildt\u228 ?tig, damit ihr diese Worte vernehmen k\u246 ?nnt. Und ihr, goldstrotzende Frauen, die ihr die Eile dieser Frauen gesehen habt, leget endlich einmal, wenn auch sp\u228 ?t, die Gier nach Goldschmuck ab. Wollt ihr diesen Frauen nacheifern, so tauschet f\u252 ?r den Schmuck, den ihr traget, die Mildt\u228 ?tigkeit ein. Was hast du auch, sage mir doch, von diesen Edelsteinen und goldgewirkten Kleidern? Die Seele, sagst du, hat Freude und Lust daran. Ich habe dich nach dem Vorteil gefragt, und du nennst mir den Nachteil! Es gibt ja nichts Schlimmeres, als sich mit dergleichen Dinge abzugeben, daran zu h\u228 ?ngen und darin sein Vergn\u252 ?gen zu finden. Diese Knechtschaft wird nur um so dr\u252 ?ckender, wenn man sie auch noch mit Lust tr\u228 ?gt. Wenn eine Frau Gefallen daran findet, von Gold zu strotzen, wie wird sie auch auf das Geistliche geh\u246 ?rig bedacht sein, wann wird sie das Weltliche nach Geb\u252 ?hr {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1254.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1254 }}} verachten? Wer gerne in einem Kerker weilt, wird kein Verlangen nach Befreiung hegen. So geht es auch der Seele, sie ist Sklavin dieser b\u246 ?sen Leidenschaft geworden, so dass sie nicht einmal mit der geh\u246 ?rigen Bereitwilligkeit und Ernsthaftigkeit etwas Geistliches h\u246 ?ren mag, geschweige denn in Angriff nimmt. Sage mir also, was f\u252 ?r einen Nutzen gew\u228 ?hrt dir dieser Schmuck und Tand? Er erg\u246 ?tzt mich, erwiderst du. Damit redest du wieder von etwas, was nur Unheil und Verderben bedeutet. Aber, sagst du, die mich sehen, erweisen mir deswegen viel Ehre. Und was n\u252 ?tzt dir das? Es ist doch nur eine neue Quelle des Unheiles, wenn du dich in Aufgeblasenheit und Einbildung \u252 ?berhebst. Wohlan, du konntest mir keinen Vorteil nennen, so gib acht, ich will dir die Nachteile aufz\u228 ?hlen. Welches sind die Nachteile, die daraus entspringen? Die Sorge ist zun\u228 ?chst gr\u246 ?\u223 ?er als das Vergn\u252 ?gen, denn viele, die den Schmuck sehen, besonders die Roheren, freuen sich mehr dar\u252 ?ber als die Tr\u228 ?gerin. Du machst dir Kummer, um dich zu putzen; sie weiden ihre Augen ohne Kummer daran. Ein weiterer Nachteil liegt darin, dass die Seele erniedrigt wird, und dass allseits Scheelsucht entsteht. Die anderen Frauen werden neidisch, treten gegen ihre eigenen M\u228 ?nner auf und entfachen Feindschaft gegen dich. Dazu kommt noch, dass eine solche alle Zeit und Sorge auf den Putz verwendet, sich nicht sonderlich um geistliche Werke k\u252 ?mmert, voll Hoffart, Torheit und Eitelkeit wird, an der Erde klebt, die Fl\u252 ?gel h\u228 ?ngen l\u228 ?sst, wie ein Hund und Schwein anstatt eines Adlers wird. Da du n\u228 ?mlich nicht mehr zum Himmel blickst und fliegst, so neigst du dich wie die Schweine zur Erde, w\u252 ?hlst in Gruben und H\u246 ?hlen, und deine Seele wird weichlich und knechtisch.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber du ziehst, wenn du dich auf dem Markte zeigst, die Blicke auf dich? Gerade deshalb solltest du keinen Goldschmuck tragen, um nicht zum \u246 ?ffentlichen Schaust\u252 ?ck zu werden und Anlass zu vielen Nachreden zu geben. Keiner von denen, deren Blicke du auf dich lenkst, zollt dir Bewunderung; man verspottet dich vielmehr als ein putzs\u252 ?chtiges, prahlerisches, fleischlich gesinntes Weib. Und wenn du die Kirche betrittst, so {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1255.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1255 }}} verl\u228 ?ssest du sie, ohne etwas anderes mitzunehmen als Spott, Schm\u228 ?hung und Verw\u252 ?nschungen, nicht nur von seiten der Zuschauer, sondern auch von seiten des Propheten. Bei deinem Anblick wird sofort Isaias in seiner erhabenen Weise ausrufen: \u8222 ?Also spricht der Herr zu den hoff\u228 ?rtigen T\u246 ?chtern Sions: Weil sie mit erhobenem Halse und zwinkenden Augen einhergehen und beim Gehen die Gew\u228 ?nder nachschleppen und dabei mit den F\u252 ?\u223 ?en t\u228 ?nzeln, wird der Herr ihren Schmuck verh\u252 ?llen und statt des Duftes wird Staub sein, statt des G\u252 ?rtels wirst du einen Strick tragen\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jes 3,16.17.24\par} } . Das findet auf dich Anwendung, weil du dich so putzest. Denn diese Worte sind nicht blo\u223 ? an jene Frauen gerichtet, sondern an jedes Weib, das es ihnen nachmacht. Auch Paulus schlie\u223 ?t sich dem Tadel an, da er an Timotheus schreibt, er m\u246 ?ge den Frauen auftragen:\u8222 ?sich nicht zu schm\u252 ?cken mit Haargeflechte oder mit Gold oder Perlen oder kostbarem Kleide\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 1 Tim 2,9\par} } . Ist schon der Goldschmuck immer verderblich, so namentlich, wenn du dich damit in die Kirche begibst, wenn du damit an den Armen vor\u252 ?bergehst. Wenn es dir darauf ank\u228 ?me, dich b\u246 ?sen Zungen auszusetzen, so k\u246 ?nntest du dich nicht anders kleiden als in eine solche Maske der Hartherzigkeit und Lieblosigkeit.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Bedenke doch, an wieviel Hungrigen du mit dieser Tracht, an wieviel Unbekleideten du mit diesem teuflischen Prunkt vor\u252 ?bergehst. Wieviel besser w\u228 ?re es, hungrige Seelen zu speisen, als die Ohrl\u228 ?ppchen zu durchbohren und den Unterhalt ungez\u228 ?hlter Armer aus Eitelkeit hineinzuh\u228 ?ngen. Ist es denn ein Lob, reich zu sein? Ist es ein Ruhm, Gold zu tragen? H\u228 ?ttest du dieses Geschmeide auf gerechte Weise erworben, so w\u228 ?re dein Verhalten schon sehr tadelnswert; bedenke aber, wie himmelschreiend es ist, wenn Ungerechtigkeit dabei im Spiele war! Aber du strebst nach Lob und Ansehen? Dann lege diesen l\u228 ?cherlichen Tand ab, nur dann werden dich alle bewundern, dann wirst du in {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1256.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1256 }}} Ansehen stehen und eine reine Freude genie\u223 ?en, w\u228 ?hrend du jetzt nur mit Spott \u252 ?berh\u228 ?uft wirst und viel Anlass zur Unzufriedenheit gibst. Beherzige wieviel Unheil entsteht, wenn ein Schmuckst\u252 ?ck verloren geht: wie viele M\u228 ?gde werden da gepeitscht, wie viele M\u228 ?nner behelligt, wie viele von ihnen eingezogen, wie viele gefangen gehalten? Die Folge davon sind Gerichtstage, Prozesse, zahllose Fl\u252 ?che und Vorw\u252 ?rfe; der Mann verw\u252 ?nscht das Weib, die Freunde den Mann, die Seele sich selbst.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber das Geschmeide wird nicht verloren gehen. Das ist gar nicht so ausgemacht. Wenn es aber auch gut verwahrt wird, so bereitet es ebensoviel Kummer, Sorge, \u196 ?rger und bringt keinen Nutzen. Was wirft es der Familie ab? Was n\u252 ?tzt es der Tr\u228 ?gerin? Es n\u252 ?tzt ihr gar nichts, vielmehr verunstaltet es sie gewaltig und gereicht ihr zum schweren Vorwurfe. Wie wirst du Christi F\u252 ?\u223 ?e k\u252 ?ssen und umfassen k\u246 ?nnen, wenn du so aufgeputzt bist? Solchen Schmuck verabscheut er. Darum w\u228 ?hlte er die H\u252 ?tte eines Zimmermannes zu seiner Geburtsst\u228 ?tte, ja nicht einmal diese H\u252 ?tte, sondern eine H\u246 ?hle und Krippe. Wie wirst du ihn schauen d\u252 ?rfen, wenn du einen Schmuck hast, den er nicht liebt, einen Putz tr\u228 ?gst, den er nicht mag, sondern hasst? Wer ihm nahen will, darf keine solchen Gew\u228 ?nder tragen, sondern muss sich mit Tugend schm\u252 ?cken. \u220 ?berlege doch, was dieses Gold eigentlich ist. Nichts als Staub und Asche. Vermische Wasser damit und es wird Kot. Bedenke es und sch\u228 ?me dich, dass du Kot zu deinem Gebieter machst und alles andere hintansetzest, um ihm anzuh\u228 ?ngen, ihn \u252 ?berall zu tragen und herumzuschleppen, auch wenn du in die Kirche gehst, wo du ihn besonders meiden sollstest. Dazu ist die Kirche nicht erbaut worden, dass du darin solchen irdischen, sondern dass du geistlichen Reichtum zur Schau tragest. Du aber putzest dich auf, als ginge es zu einem Aufzuge, machst es wie die Schauspielerinnen, und tr\u228 ?gst mit solchem Aufwand diesen l\u228 ?cherlichen Unrat. Deshalb leiden auch viele darunter Schaden, und nach dem Gottesdienste kann man h\u246 ?ren, wie sich in den Familien, bei Tische das Gespr\u228 ?ch gew\u246 ?hnlich um solche {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1257.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1257 }}} Sachen dreht. Anstatt zu besprechen, was der Prophet, was der Apostel gelehrt hat, plaudert man \u252 ?ber die kostbaren Kleider, die gro\u223 ?en Steine und \u252 ?ber all die anderen Unschicklichkeiten, welche die Weiber getragen haben. Das macht dann auch eure Angeh\u246 ?rigen l\u228 ?ssig in der Mildt\u228 ?tigkeit. Es d\u252 ?rfte sich wohl nicht leicht jemand unter euch finden, der einen Goldschmuck zerbrechen wollte, um Arme zu speisen. Da du selbst lieber in beschr\u228 ?nkten Verh\u228 ?ltnissen leben, als solche Sachen zerschlagen m\u246 ?chtest, wie solltest du wohl einen anderen daf\u252 ?r speisen? Die meisten Frauen gehen ja damit um, wie mit etwas Lebendigem, ja nicht anders als mit Kindern. Beileibe nicht, sagt man. Nun gut, beweiset, dass es nicht so ist, beweiset es durch Taten; denn bis jetzt sehe ich nur das Gegenteil. Wo gibt es ein Weib, das an solchen Dingen h\u228 ?ngt, die sich entschlossen h\u228 ?tte, sie einschmelzen zu lassen, um eines Kindes Seele zu retten? Eines Kindes, sage ich? Wo ist eine, die damit auch nur ihre eigene gef\u228 ?hrdete Seele erkauft h\u228 ?tte? Im Gegenteil, die meisten verkaufen sie noch Tag f\u252 ?r Tag darum. Ja, wenn sie in irgendeine Krankheit fallen, so tun sie alles m\u246 ?gliche; ihre Seele aber k\u246 ?nnen sie zugrunde gehen sehen, ohne etwas dergleichen zu tun, vielmehr vernachl\u228 ?ssigen sie die Seele der Kinder und ihre eigene, um nur diese Sachen behalten zu k\u246 ?nnen, die doch mit der Zeit vergehen. Du tr\u228 ?gst f\u252 ?r viele Talente Gold an dir, und Christi Glieder haben nicht einmal die notwendige Nahrung.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Der Herr aller Menschen hat den Himmel und was im Himmel ist und den geistlichen Tisch allen Menschen gleicherweise zug\u228 ?nglich gemacht, und du gibst von diesen verg\u228 ?nglichen Dingen nichts weg, um ja unaufh\u246 ?rlich in den Fesseln dieser elenden Geschmeide zu liegen. Daher r\u252 ?hrt das unerme\u223 ?liche Unheil, davon kommen die Ehebr\u252 ?che der M\u228 ?nner, weil ihr sie nicht zur Tugend anleitet, sondern zur Freude an dergleichen Dingen, mit denen die Buhlerinnen sich putzen. Daher lassen sich die M\u228 ?nner auch so schnell durch sie k\u246 ?dern. H\u228 ?ttest du deinen Mann gelehrt, solche Sachen zu verachten, daf\u252 ?r an Fr\u246 ?mmigkeit, Enthaltsamkeit und Demut seine Freude zu haben, so w\u252 ?rde er nicht so schnell den {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1258.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1258 }}} Lockungen der Unzucht zum Opfer fallen. Eine Dirne kann sich wohl mit jenen Dingen schm\u252 ?cken und mit viel mehr noch, nicht aber mit diesen Tugenden. Gew\u246 ?hne also deinen Mann, Freude zu haben an diesem{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 geistigen\par} } Schmuck, den er bei der Buhlerin nicht finden kann. Wie sollst du ihm das angew\u246 ?hnen? Wenn du selbst den goldenen Schmuck ablegst und den Tugendschmuck anziehst. So wird dein Mann au\u223 ?er Gefahr sein und du in Ehren leben, Gott wird euch gn\u228 ?dig sein, alle Menschen werden euch bewundern und ihr werdet den ewigen Lohn empfangen durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, der die Ehre und Macht besitzt in alle Ewigkeit. Amen!\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel1 \b \fs32 Neunzigste Homilie. Kap.XXVIII,V.11 Schluss.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 1.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.11: \u8222 ?W\u228 ?hrend nun diese auf dem Wege waren, siehe da kamen einige von den Wachen in die Stadt und meldeten den Hohenpriestern alles, was geschehen war. V.12: Und diese versammelten sich mit den \u196 ?ltesten, und als sie Rates einig geworden, gaben sie den Soldaten reichliches Geld V.13: und sprachen: Saget, seine J\u252 ?nger sind bei Nacht gekommen und haben ihn gestohlen, w\u228 ?hrend wir schliefen. V.14: Und wenn dies dem Landpfleger zu Ohren kommen sollte, werden wir ihn beschwichtigen, so dass ihr ohne Sorge sein k\u246 ?nnt.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wegen dieser Soldaten war das Erdbeben eingetreten, das sie erschrecken sollte, damit sie dann Zeugenschaft ablegten, wie es auch tats\u228 ?chlich geschah. Auf diese Weise wurde die Kunde, die von den W\u228 ?chtern gebracht wurde, \u252 ?ber allen Verdacht erhaben. Einige dieser Zeichen erfolgten n\u228 ?mlich f\u252 ?r die ganze {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1259.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1259 }}} Welt, andere nur eigens f\u252 ?r die Anwesenden; so war z.B. die Finsternis f\u252 ?r die ganze Welt, die Erscheinung des Engels, das Erdbeben nur f\u252 ?r einzelne. Als die Soldaten nun mit der Botschaft zu den Juden gekommen waren{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 die Wahrheit hat einen ganz besonderen Glanz, wenn sie von den Gegnern verk\u252 ?ndet wird\par} } , boten diese ihnen wieder Geld an, damit sie sagen sollten: \u8222 ?Seine J\u252 ?nger sind gekommen und haben ihn gestohlen.\u8220" O ihr Erztoren! Wie konnten sie ihn denn stehlen? Da die Wahrheit allzu klar und offenbar war, w\u228 ?ren sie nicht einmal imstande gewesen, so etwas zu erdichten! Die Geschichte w\u228 ?re ja zu unglaublich und die L\u252 ?ge zu plump gewesen. Oder sage mir, wie konnten ihn die J\u252 ?nger stehlen, die bettelarm und ungebildet waren und sich nicht einmal zu zeigen wagten? War denn nicht ein Siegel angelegt? Lagerten nicht so viele W\u228 ?chter, Soldaten und Juden herum? War nicht gerade dieser Verdacht der Grund, dass sie vor lauter Sorge und Vorsicht den Schlaf mieden? Zu welchem Zwecke h\u228 ?tten sie ihn auch gestohlen? Etwa, um die Lehre von der Auferstehung zu erdichten? Wie sollte es Leuten beikommen, so etwas zu erfinden, die doch ein verborgenes Leben liebten? Wie h\u228 ?tten sie den gut verwahrten Stein entfernt? Wie w\u228 ?ren sie vor so vielen Menschen verborgen geblieben? Indessen, auch wenn sie den Tod nicht gescheut h\u228 ?tten, so h\u228 ?tten sie doch f\u252 ?r nichts und wieder nichts kein solches Wagnis unternommen, da die Wache so zahlreich war. Ihre Feigheit zeigte sich ja bei den fr\u252 ?heren Geschehnissen. Alle waren sie entwichen, als sie den Herrn in Fesseln sahen. Wenn sie also nicht standzuhalten wagten, da sie ihn noch lebend sahen, wie w\u228 ?re es m\u246 ?glich, dass sie sich nach seinem Tode vor einer solchen Schar Soldaten nicht gef\u252 ?rchtet h\u228 ?tten? Mu\u223 ?ten sie nicht die T\u252 ?re erbrechen? Konnten sie der Wachsamkeit auch nur eines einzigen entgehen? Der Stein, der vor dem Grabe lag, war gro\u223 ?, so dass es vieler H\u228 ?nde bedurft h\u228 ?tte. Die Juden hatten recht, als sie sagten: \u8222 ?Der letzte Irrtum wird schlimmer sein als der erste\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 27,64\par} } , {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1260.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1260 }}} und sie selbst liefern den Beweis daf\u252 ?r, da sie, wo es galt, nach solcher Verblendung in sich zu gehen, von neuem f\u252 ?r den alten Irrtum eintreten und so l\u228 ?cherliche L\u252 ?gen ersinnen. Zu seinen Lebzeiten hatten sie sein Blut erkauft, nach seiner Kreuzigung und Auferstehung suchen sie wieder die Tatsache seiner Auferstehung durch Bestechung zu untergraben.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Beachte hierbei, wie ihnen immer wieder ihre eigenen Werke zum Fallstricke werden. W\u228 ?ren sie nicht zu Pilatus gegangen, um eine Wache zu erbitten, h\u228 ?tten sie eher so unversch\u228 ?mt auftreten k\u246 ?nnen; so aber nicht mehr. So hatten sie alles getan, um sich selbst ihren Mund zu verriegeln. Wie h\u228 ?tten die J\u252 ?nger ein solches Wagnis unternehmen sollen, da sie, trotz der R\u252 ?ge des Herrn, nicht mit ihm zu wachen vermochten? Warum haben sie ihn nicht vorher gestohlen, sondern erst, als ihr dort waret? Wenn sie es h\u228 ?tten tun wollen, so h\u228 ?tten sie es in der ersten Nacht getan, als das Grab noch nicht bewacht wurde, da h\u228 ?tte es gefahrlos und sicher geschehen k\u246 ?nnen. Die Juden waren ja erst am Sabbate zu Pilatus gegangen, um einen Posten zur Bewachung des Grabes zu verlangen. In der ersten Nacht war noch kein W\u228 ?chter dort.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 2.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Was sollen ferner die T\u252 ?cher, die von der Myrrhe zusammengeklebt sind? Petrus hatte sie n\u228 ?mlich dort liegen sehen. Wenn sie ihn h\u228 ?tten stehlen wollen, so h\u228 ?tten sie die Leiche doch nicht nackt weggetragen, denn abgesehen von der Unschicklichkeit h\u228 ?tte auch das Aufwickeln{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 der T\u252 ?cher\par} } Z\u246 ?gerung bereitet, so dass sie die Soldaten geweckt h\u228 ?tten und in ihre H\u228 ?nde gefallen w\u228 ?ren. Dies besonders deshalb, weil es Myrrhe war, eine Salbe, die so leicht am Leibe klebt und die Kleider verkittet, so dass es ihnen schwer geworden w\u228 ?re, die T\u252 ?cher von der Leiche loszul\u246 ?sen; das h\u228 ?tte vielmehr geraume Zeit in Anspruch genommen. Mithin ist der Diebstahl auch aus diesem Grunde unwahrscheinlich. Kannten sie \u252 ?berdies nicht auch die Leidenschaftlichkeit der Juden, die ihre Rache an ihnen gek\u252 ?hlt h\u228 ?tten? Was h\u228 ?tten sie \u252 ?berhaupt dabei gewonnen, wenn der Herr nicht wirklich auferstanden {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1261.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1261 }}} war? Das alles sahen auch die Hohenpriester ein; deshalb ersannen sie die L\u252 ?ge, bestachen die W\u228 ?chter und sagten: Ihr redet so und wir werden den Statthalter beschwichtigen. Sie w\u252 ?nschten, dass dieses Ger\u252 ?cht verbreitet werde. Allein ihr Kampf gegen die Wahrheit war umsonst; je mehr sie dieselbe zu verdunkeln suchten, desto mehr trugen sie, wenn auch wider Willen, bei, sie an den Tag zu bringen. Gerade ihre Behauptung, die J\u252 ?nger h\u228 ?tten den Herrn gestohlen, erh\u228 ?rtet die Tatsache der Auferstehung, denn damit gestehen sie zu, dass der Leichnam nicht mehr im Grabe war. Wenn nun nach ihrem Zugest\u228 ?ndnis der Leichnam sich nicht mehr dort befand, wenn andererseits durch ihre Bewachung, sowie durch die Zeichen und die Feigheit der J\u252 ?nger, der Diebstahl als erfunden und unwahrscheinlich erwiesen wird, so ergibt sich hieraus ein unzweifelhafter Beweis f\u252 ?r die Auferstehung. Trotzdem aber so viele Tatsachen die Juden zum Schweigen bringen sollten, versuchen sie in ihrer Unversch\u228 ?mtheit doch alles m\u246 ?gliche und sprechen: \u8222 ?Saget so, und wir werden den Statthalter beschwichtigen und euch Straflosigkeit erwirken.\u8220" Siehst du, wie sie alle schlecht sind: Pilatus, der sich bereden lie\u223 ?, die Soldaten, das Judenvolk? Du brauchst dich aber nicht zu verwundern, dass die Soldaten der Bestechung unterlagen. Wenn das Geld schon bei dem J\u252 ?nger solche Macht aus\u252 ?bte, wieviel mehr dann bei diesen Leuten. V.15: \u8222 ?Und es ist diese Aussage verbreitet bis auf den heutigen Tag.\u8220" Siehst du wieder, wie wahrheitsliebend die J\u252 ?nger sind, wie sie sich nicht scheuen zu erz\u228 ?hlen, dass ein solches Gerede gegen sie aufkam? V.16: \u8222 ?Die elf J\u252 ?nger aber begaben sich nach Galil\u228 ?a, V.17: und einige beteten ihn an, andere aber zweifelten, als sie ihn gesehen hatten.\u8220" Meiner Ansicht nach war das die letzte Erscheinung in Galil\u228 ?a, als er sie zum Taufen aussendete. Wenn es hei\u223 ?t, dass sie zweifelten, so musst du auch darin wieder ihre Wahrhaftigkeit bewundern, dass sie selbst bis zum letzten Tage ihre Schw\u228 ?chen nicht verbergen. Gleichwohl {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1262.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1262 }}} wurden auch sie durch die Erscheinung gest\u228 ?rkt. Was sagt nun der Herr, als er sie erblickte?\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 V.18: \u8222 ?Gegeben ist mir alle Gewalt im Himmel und auf der Erde.\u8220" Er redet wieder mehr menschlich zu ihnen, da sie noch nicht den Heiligen Geist empfangen haben, der sie erst emporheben sollte. V.19: \u8222 ?Gehet hin und lehret alle V\u246 ?lker, und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, V.20: und lehret sie alles halten, was ich euch geboten habe.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Das bezieht sich auf die Glaubenss\u228 ?tze und die Gebote. Die Juden l\u228 ?sst Jesus ganz unerw\u228 ?hnt; er ber\u252 ?hrt das Vorgekommene nicht, noch verweist er dem Petrus seine Verleugnung, noch einen von den anderen seine Flucht; er befiehlt ihnen nur, in alle Welt sich zu zerstreuen und gibt ihnen dazu in der Taufformel den Inbegriff der Lehre mit in die Hand. Um ihnen dann aber Mut zu machen, da er ihnen eine so gro\u223 ?e Aufgabe \u252 ?bertrug, f\u228 ?hrt er fort: \u8222 ?Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung der Weltzeit.\u8220"\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Siehst du wieder, welche Machtvollkommenheit er besitzt? Merkst du, wie er auch in diesen Worten ihrer Schwachheit Rechnung tr\u228 ?gt? Er sagte aber nicht, dass er blo\u223 ? mit den Aposteln sein werde, sondern mit allen, die einmal an ihn glauben w\u252 ?rden. Die Apostel sollten ja auch nicht bis zum Ende der Welt am Leben bleiben; er spricht vielmehr zu den Gl\u228 ?ubigen wie zu einer Gesamtheit. Haltet mir nicht, will er sagen, die Schwierigkeit der Sache entgegen, denn ich bin bei euch, ich, der ich alles leicht mache. Dasselbe hatte er auch im Alten Bunde stets zu den Propheten gesprochen, zu Jeremias{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Jer 1,6 u.8\par} } , der seine Jugend vorsch\u252 ?tzte, zu Moses{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ex 4,12\par} } und Ezechiel{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ez 2,6;3,8 u.9\par} } als sie Ausfl\u252 ?chte machten: \u8222 ?Ich bin mit euch.\u8220" So sagt er auch hier zu den Aposteln. Achte hierbei auf den {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1263.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1263 }}} Unterschied zwischen jenen M\u228 ?nnern und den Aposteln. Jene wurden nur an ein Volk gesandt und suchten sich oft zu entschuldigen; diese lassen nichts dergleichen verlauten, obschon sie in alle Welt geschickt werden. Durch den Hinweis auf das Ende der Welt will Jesus sie aneifern, nicht blo\u223 ? den augenblicklichen Gefahren zu trotzen, sondern auch den k\u252 ?nftigen unerme\u223 ?lichen Lohn im Auge zu behalten. Die Tr\u252 ?bsale, sagt er, die euch treffen, h\u246 ?ren mit dem irdischen Leben auf, da ja auch die Weltzeit ein Ende haben wird; das Gl\u252 ?ck aber, das ihr besitzen werdet, ist unverg\u228 ?nglich, wie ich schon fr\u252 ?her oft betonte. Nachdem er sie so durch die Erinnerung an den j\u252 ?ngsten Tag gest\u228 ?rkt und ihren Mut aufgerichtet hat, erteilt er ihnen ihre Sendung. Denn dieser Tag{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 des j\u252 ?ngsten Gerichtes\par} } ist f\u252 ?r die Tugendhaften ein Gegenstand der Sehnsucht, wie andererseits ein Tag des Schreckens f\u252 ?r die S\u252 ?nder, da er ihnen die Verdammnis bringt. Jedoch wollen wir nicht allein in Furcht erbeben, sondern uns auch bessern, so lange es noch Zeit ist, und uns aus der Bosheit aufraffen; wir k\u246 ?nnen es, wofern wir nur wollen. Haben es viele vor dem Bunde der Gnade zuwege gebracht, wieviel eher wird man es nachher imstande sein.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 3.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Oder sind es denn schwere Gebote, die uns gegeben sind? Sollen wir etwa Berge spalten, oder die Luft durchfliegen, oder \u252 ?ber das Tyrrhenische Meer setzen? Keine Rede! So leicht ist uns vielmehr unser Leben gemacht, dass wir nicht einmal Werkzeuge dazu brauchen, es gen\u252 ?gt die Seele und die Gesinnung allein. Was f\u252 ?r Werkzeuge hatten denn die Apostel, als sie so Gro\u223 ?es vollbrachten? Zogen sie nicht vielmehr blo\u223 ? mit einem Gewande angetan und barfu\u223 ? umher und \u252 ?berwanden doch alle Welt? Welches Gebot w\u228 ?re denn schwer? Etwa, hasse niemanden, rede von niemand schlecht? Das Gegenteil davon ist viel eher schwer. Aber, hei\u223 ?t es, der Herr hat befohlen, das Verm\u246 ?gen zu opfern. Das ist also eine Last? Zun\u228 ?chst hat er das gar nicht geboten, sondern nur geraten. Allein, wenn es auch ein Gebot w\u228 ?re, ist es denn so schwer, ohne B\u252 ?rde und ungelegene Sorgen zu leben? Aber freilich, {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1264.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1264 }}} die Geldgier! Geld gilt alles, seinetwegen ist alles auf den Kopf gestellt. Wenn man jemanden gl\u252 ?cklich preist, so geschieht es wegen des Geldes, und wenn man jemand beklagt, so ist es wegen des gleichen Grundes. Darum drehen sich alle Gespr\u228 ?che, dass der eine reich, der andere arm ist. Wenn es sich um einen Feldzug, eine Hochzeit, ein Handwerk oder um sonst etwas handelt, geht man nicht eher daran, als bis man sieht, es werde alles in der Geldfrage glatt von statten gehen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Wollen wir also nicht zusammentreten und Rates pflegen, wie man diese Seuche beseitigen k\u246 ?nne? M\u246 ?chten wir uns nicht vor den Tugenden unserer V\u228 ?ter sch\u228 ?men, jener drei-, jener f\u252 ?nftausend, die alles gemeinschaftlich hatten? Was f\u252 ?r einen Wert hat das irdische Leben, wenn wir es nicht ben\u252 ?tzen, um f\u252 ?r das ewige zu wuchern? Wann werdet ihr euch endlich den Mammon, der euch geknechtet h\u228 ?lt, unterjochen? wie lange wollt ihr noch Sklaven des Geldes sein? wann werdet ihr endlich die Freiheit liebgewinnen und den Frondienst absch\u252 ?tteln? Wenn ihr in die Knechtschaft der Menschen geraten seid, lasset ihr nichts unversucht, sobald man euch die Freiheit in Aussicht stellt; wenn euch aber die Geldgier in Fesseln h\u228 ?lt, denkt ihr gar nicht daran, wie ihr dieser dr\u252 ?ckenden Knechtschaft ledig werden k\u246 ?nnet. Und doch ist jene nicht so schlimm, diese aber das entsetzlichste Joch. \u220 ?berleget doch einmal, wie gro\u223 ? der Preis ist, den Christus f\u252 ?r euch gezahlt hat! Sein eigenes Blut hat er vergossen, sich selbst hingegeben. Ihr aber seid trotz all dem feige Seelen, und was das Abscheulichste ist, ihr freuet euch noch \u252 ?ber eure Knechtschaft, prunket mit der Schande und liebet, was ihr verabscheuen solltet.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Da man aber nicht nur klagen und tadeln, sondern auch bessern soll, so wollen wir sehen, woher es kommt, dass uns diese Leidenschaft, dieses Laster so lieb ist. Woher also, woher r\u252 ?hrt diese Liebe? Weil das Geld uns, hei\u223 ?t es, Ansehen und Schutz verschafft. Was f\u252 ?r einen Schutz? Dass man beruhigt sein darf, man werde nicht Hunger, K\u228 ?lte, Schaden, Verachtung ausgesetzt sein. Wenn wir dir nun dieselbe Sicherheit in Aussicht stellen, wirst du dann dem Reichtum entsagen? Wenn {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1265.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1265 }}} n\u228 ?mlich der Reichtum nur wegen dieser Sicherheit an-gestrebt wird, und wenn man sie ohne ihn auch haben kann, was f\u252 ?r einen Zweck hat er dann noch? Aber wie ist es m\u246 ?glich, sagst du, dass man ohne Reichtum dergleichen erreichen kann? Wie ist es, so stelle ich die Gegenfrage, m\u246 ?glich, wenn man reich ist? Muss man doch vielen schmeicheln, Obrigkeiten und Untergebenen, Tausende bitten, in gemeiner Weise kriechen, vor den Blicken der Neider sich f\u252 ?rchten und zittern, beben und in Angst leben vor dem Geschw\u228 ?tz der Heuchler und der Begehrlichkeit der anderen Habs\u252 ?chtigen. Bei der Armut ist das alles nicht der Fall, sondern gerade das Gegenteil. Sie ist ein sicherer und gesch\u252 ?tzter Ort, ein gefahrfreier Hafen, eine Schule und \u220 ?bung der Tugend, ein Abbild vom Leben der Engel. H\u246 ?ret es alle, die ihr arm seid, mehr noch alle, die ihr reich zu werden trachtet: Nicht die Armut ist etwas Schlimmes, sondern der Widerwille gegen die Armut. Du darfst sie nur nicht f\u252 ?r ein Ungl\u252 ?ck halten, dann wird sie auch kein Ungl\u252 ?ck f\u252 ?r dich sein. Nicht in der Natur der Sache liegt die Gefahr, sondern im Urteil der Feigherzigen. Ja, ich sch\u228 ?me mich, so viel Worte dar\u252 ?ber machen zu m\u252 ?ssen, dass die Armut kein Ungl\u252 ?ck ist; denn bist du weise, so wird sie dir eine Quelle reichlichen Gl\u252 ?ckes werden. Gesetzt, es legte dir jemand Macht, staatliche Gewalt, Reichtum und Wohlleben vor, dann als Gegenst\u252 ?ck die Armut, und lie\u223 ?e dir die freie Wahl, so w\u252 ?rdest du, wenn du nur ihre Sch\u246 ?nheit kenntest, nach der letzteren greifen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 \outlinelevel2 \b \fs28 4.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Ich wei\u223 ? freilich, dass viele \u252 ?ber diese Ausf\u252 ?hrungen lachen; aber wir lassen uns nicht beirren, wir ersuchen euch nur um Geduld und ihr werdet uns bald recht geben. Meiner Meinung nach gleicht die Armut einer sch\u246 ?nen, wohlgestalteten Jungfrau, die Habsucht dagegen einem Unget\u252 ?m von einem Weibe, etwa der Skylla oder Hydra oder einem \u228 ?hnlichen Ungeheuer, wie sie die Fabeldichter erfunden haben. F\u252 ?hre mir ja nicht die Ankl\u228 ?ger der Armut ins Feld, sondern jene, die durch diese Tugend leuchteten. In Armut lebte Elias und wurde daf\u252 ?r in jene selige Verz\u252 ?ckung entr\u252 ?ckt; {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1266.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1266 }}} arm war Elis\u228 ?us und gelangte zu Ruhm; arm waren Johannes und die Apostel alle; habs\u252 ?chtig dagegen waren Achab, Jezabel, Giezi, Judas, Nero, Kaiphas und sie wurden verdammt. Aber wir wollen nicht nur die Leute, die in der Armut sich hervortaten, betrachten, sondern, wenn es euch recht ist, auch die Sch\u246 ?nheit dieser Jungfrau selbst ins Auge fassen. Ihr Auge ist hell und klar, nicht d\u252 ?ster, wie bei der Habgier, wo es bald im Zorn hervorquillt, bald vor Wonne funkelt, bald wieder vor Gier flimmert. Nicht so ist das Auge der Armut, sondern freundlich, ruhig, voll Liebe im Blick, mild, gewinnend gegen alle, ohne Hass, ohne Abneigung gegen irgendeinen. Wo Geld ist, da findet der Hass und alle m\u246 ?glichen Feindschaften Nahrung. Der Mund ist bei den Habs\u252 ?chtigen voll Schimpf, D\u252 ?nkel, Prahlerei, Fluch und Falschheit; bei den (freiwillig) Armen ist Mund und Zunge gesund, voll ununterbrochener Danksagung, Segnung, gewinnender, liebevoller, dienstfertiger Worte, voll Lob und Verherrlichung. Wenn du auch das Ebenma\u223 ? ihrer Glieder ins Auge fassen willst, so wirst du finden, dass die Armut viel entwickelter und schlanker ist als der Reichtum. Wenn aber viele sie fliehen, so darf dich das nicht befremden; die Toren fliehen ja auch alle anderen Tugenden. Aber wendest du ein, der Arme muss sich vom Reichen verachten lassen! Damit sprichst du nur ein neues Lob der Armut aus. Sage mir doch einmal, wer ist der wahrhaft Gl\u252 ?ckliche, der Beschimpfende oder der Beschimpfte? Offenbar der Beschimpfte. Die Habsucht verleitet zum Beschimpfen, die Armut gemahnt zum Ertragen.\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Aber, f\u228 ?hrst du fort, der Arme leidet Hunger. Auch Christus litt Not und Hunger. Aber er hat keine Ruhest\u228 ?tte. Auch der Menschensohn hatte nicht, wohin er sein Haupt legen konnte. Siehst du, wie weit dich das Lob der Armut gef\u252 ?hrt hat, und wohin sie dich stellt, welchen M\u228 ?nnern sie dich zugesellt, und wie sie dich sogar zu einem Nachahmer des Herrn macht? W\u228 ?re es ein Gl\u252 ?ck, Gold zu besitzen, so h\u228 ?tte es Christus seinen J\u252 ?ngern gegeben, da er ihnen ja jene unaussprechlichen G\u252 ?ter verliehen hat. Nun hat er, weit entfernt, ihnen Gold zu geben, vielmehr dessen {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1267.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1267 }}} Besitz untersagt. Deshalb lebte Petrus nicht allein in Armut, sondern r\u252 ?hmt sich ihrer, wenn er sagt: \u8220"Gold und Silber habe ich nicht, was ich aber habe, gebe ich Dir\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Apg 3,6\par} } . Wer von euch m\u246 ?chte nicht auch solche Worte sprechen k\u246 ?nnen? Gewiss, alle, mag man vielleicht antworten. Nun gut, dann gib hin dein Silber, gib hin dein Gold Wenn ich es nun hingebe, fragst du, werde ich die Gewalt Petri erlangen? Sage mir, was hat denn den Petrus selig gemacht; Etwa, dass er den Lahmen heilte? Mitnichten, sondern dass er kein Gold und Silber hatte, das hat ihm den Himmel vermittelt. Trotz solcher Wunderwerke sind ja schon viele in die H\u246 ?lle gekommen, w\u228 ?hrend andere, die alles weggaben, das Himmelreich gewannen. Und das kannst du auch von Petrus selbst lernen. Seine Worte zerfallen n\u228 ?mlich in zwei Teile: \u8222 ?Gold und Silber habe ich nicht\u8221", und: \u8222 ?Im Namen Jesu Christi stehe auf und wandle.\u8221" Was hat ihm nun den Lohn gebracht und ihn selig gemacht? Dass er den Lahmen heilte oder dass er auf Besitz verzichtete? Dieselbe Lehre gibt dir auch der Preisrichter selbst. Was sagt er denn zu dem Reichen, der nach dem ewigen Leben verlangte? Er sprach nicht: heile Lahme, sondern: \u8222 ?Verkaufe deinen Besitz und gib ihn den Armen, dann komm und folge mir nach und du wirst einen Schatz im Himmel haben\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19-21 u. Lk 18,22\par} } . Ebensowenig sagte Petrus: Siehe, in Deinem Namen treiben wir Teufel aus, sondern: \u8222 ?Siehe, wir haben alles verlassen um Dir nachzufolgen, was werden wir daf\u252 ?r erhalten?\u8220"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19,27\par} } . Christus seinerseits antwortet darauf nicht: Wenn jemand einen Lahmen heilt. sondern: \u8222 ?Wer Haus und Acker verl\u228 ?sst, wird das Hundertfache erhalten in dieser Welt und das ewige Leben gewinnen\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Mt 19,29\par} } .\par} {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 So sollen denn auch wir den heiligen Petrus nachahmen, damit wir nicht zuschanden werden, sondern voll Zuversicht vor den Richterstuhl Christi hintreten und ihn {\field{\*\fldinst{HYPERLINK "https://bkv.unifr.ch/works/71/versions/84/scans/d1268.jpg"}}{\fldrslt{\ul S. d1268 }}} bewegen k\u246 ?nnen, bei uns zu bleiben, wie er auch bei den J\u252 ?ngern war, wofern wir sie nur nachahmen und ihrem Leben und ihrer Tugend nacheifern wollen. Darauf wird Gott sehen, um dich zu kr\u246 ?nen und zu beloben, und wird nicht fordern, dass du Tote erweckest oder Lahme heilest. Nicht das ist es, was uns Petrus \u228 ?hnlich macht, sondern der Verzicht auf unseren Besitz; das bildet die Tugend des Apostels. Aber es ist dir nicht m\u246 ?glich, zu verzichten? O, es ist doch m\u246 ?glich. Indessen, ich bestehe nicht darauf, wenn du nicht willst, ich zwinge dich nicht; aber das muss ich verlangen, dass du wenigstens nach Verh\u228 ?ltnis den Bed\u252 ?rftigen gebest, und nicht mehr begehrest, als was notwendig ist. Auf diese Weise werden wir das Leben hienieden in Frieden und Sicherheit verbringen und in den Genuss des ewigen Lebens kommen. M\u246 ?ge es uns allen zuteil werden durch die Gnade und G\u252 ?te unseres Herrn Jesus Christus, dem die Ehre und die Macht geb\u252 ?hrt zugleich mit dem Vater und dem Heiligen Geiste jetzt und allezeit und in alle Ewigkeit. Amen! \u8222 ?Doxa to Theo panton heneken\u8221"{\super\chftn}{\*\footnote\chftn\~\plain\pard {\pard \ql \f0 \sa180 \li0 \fi0 Letzte Worte des hl.Chrysostomus (Palladius, Dialogus X; PG 47,38).\par} }.\par}