2.
Als sie vor seinem Richterstuhl standen, sagte der Stadtpräfekt zu Justinus: „Mein erstes Wort: Gehorche den Göttern und unterwirf dich den Kaisern!“
Justinus: „Es kann nicht Gegenstand des Tadels und nicht der Gerichtsklage sein, wenn jemand den Geboten gehorcht, die unser Erlöser Jesus Christus gegeben hat.“
Rusticus: „Mit was für einer Sorte von Wissenschaft gibst du dich ab?“
Justinus: „Ich habe mich redlich bemüht, alle philosophischen Systeme kennenzulernen. Zuletzt habe ich meine Einsicht den allein wahren Lehren der Christen erschlossen. Das mag nun allerdings den philosophischen Lügenpropheten nicht sonderlich gefallen!“
S. 50 Rusticus: „Du hast demnach Spaß an derlei gelehrtem Zeug, du elender Wicht?“
Justinus: „Jawohl! Denn ich folge diesen Lehren in Kraft einer festen Überzeugung!“
Rusticus: „Was ist denn das für eine Überzeugung?“
Justinus: „Sie lautet: Wir verehren anbetend den Gott der Christen. Wir sind überzeugt, daß da ist ein einziger Gott, der am Uranfang die sichtbare und die unsichtbare Welt geschaffen und ausgestaltet hat. Wir glauben an Jesus als den Kyrios, wir glauben, daß Er der Gesalbte und das Kind Gottes ist, daß Er von den Propheten vorausverkündet wurde als der kommende Herold des Heils und als Lehrer seligmachender Wahrheiten für das ganze Menschengeschlecht. Ich selbst bin zwar nur ein armer Mensch, und was ich denke, ist lächerlich klein, gemessen an seiner unermeßlichen Gottheit. Aber es gibt, so bekenne ich, eine prophetische Wortgewalt: und in ihr ist schon lange vor uns Kunde geschehen von demjenigen, den ich eben bekannt habe als Sohn Gottes. Ja, ich weiß es gewiß: Propheten haben seit uralten Zeiten schon im voraus verkündet, was jetzt bereits geschehen ist, seine königliche Ankunft inmitten von uns Menschen.“
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