5.
Perennis: „Apollonius, der Senatsbeschluß lautet klar: Christen dürfen nicht sein!“
Apollonius: „Aber das Gesetz Gottes kann nicht gebeugt werden von einem Menschengesetz. Und je öfter man ohne Recht und ohne Urteil die Menschen tötet, die an den einen Gott glauben und nie etwas Gesetzwidriges getan haben, um so zahlreicher wird diese Schar von Gott gemacht. Möchtest du doch auch, Perennis, es einsehen, daß Gott für Kaiser und Senatoren und Machthaber, für Reiche und für Bettler, für Freie und für Sklaven, für hohe Herren und für den kleinen Mann, für Philosophen und für Nichtwisser einen einzigen Tod bestimmt hat, den Tod für alle. Und nach dem Tod wird gerechtes Gericht abgehalten über alle Menschen. Aber es ist ein Unterschied zwischen Sterben und Sterben. Bei uns, die wir die Schüler des Logos sind, stirbt man jeden Tag: man stirbt den Lüsten ab, indem man die Begierde des Fleisches durch Enthaltsamkeit im Zügel hält, im ernsten Bestreben, einzig nach Gottes Gebot zu leben. Und glaub es uns, Perennis, S. 86 es ist wahr — denn wir lügen nicht —: bei uns darf es nicht einmal einen Hauch von unreiner Lust geben. Wir verbannen vielmehr jeglichen unkeuschen Anblick aus unsern Augen, diesen großen Verführerinnen. Denn wir wollen unser Herz unversehrt erhalten. Bei solchen Lebensgrundsätzen, o Prokonsul, fällt es uns nicht schwer, für den lebendigen Gott zu sterben. Denn was wir sind, das sind wir durch Gott. Alles können wir darum kraftvoll tragen: einzig um nicht eines unglückseligen Todes zu sterben. So ,gehören wir dem Herrn, ob wir leben oder sterbenʽ (Röm. 14, 8). Es kann ja oft auch Ruhr oder Fieber den Tod bringen. So kann ich mir auch jetzt denken, eine von diesen Krankheiten habe mich hingerafft.“
