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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Letters of the Popes Echte und unechte Papstbriefe 1 (42-309) (BKV)
14. Victor I. (192 – 202)
I. Fragmente echter Schreiben.
2. Aus dem Briefe des Irenäus an den Papst Victor
Text.

Denn nicht bloß um den Tag (des Paschafestes) bewegt sich der Streit, sondern auch um die Art und Weise des Fastens selbst. Die Einen glauben nur einen Tag fasten zu müssen, Andere zwei Tage, Andere noch mehrere Tage, Andere zählen vierzig Tages- und Nachtstunden für ihren (Fast)tag zusammen.1 Und diese Verschiedenheit der Beobachtenden 2ist nicht erst in unserer Zeit entstanden, sondern viel früher unter unseren Vorfahren, welche, wie es wahrscheinlich ist, minder sorgfältig ihr Vorsteheramt verwalteten und die aus Einfalt und Unwissenheit (eingeschlichene) Gewohnheit auf die Nachzeit überlieferten. Nichts desto weniger hielten alle Diese Frieden, wie auch wir miteinander Frieden halten, und besteht die Verschiedenheit im Fasten neben der Einheit im Glauben.

Aber auch jene Priester, die jener Kirche vorstanden, welche du jetzt leitest, ich meine Anicetus und Pius, Hygi- S. 280 nus, Telesphorus und Xystus,3 haben weder selbst beobachtet noch ihren Angehörigen4 diese Beobachtung gestattet. Aber dessenungeachtet, obgleich selbst nicht beobachtend, hielten sie doch Frieden mit denen, welche aus Parochien, in welchen beobachtet wurde, zu ihnen kamen; (und was ist mehr entgegengesetzt, als beobachten gegenüber den nicht Beobachtenden?)5 und niemals wurden sie wegen dieser Art (der Beobachtung) ausgeschlossen. Im Gegentheile, diese nicht beobachtenden Priester vor dir haben Solchen, welche beobachtenden Parochien angehörten, die Eucharistie geschickt.6 Als der selige Polykarp unter Anicetus nach Rom kam und sie wegen einiger anderen Dinge einen kleinen Streit hatten, verständigten sie sich sogleich; wegen dieses Punktes aber (Paschafeier) stritten sie wenig; denn weder konnte Anicetus den Polykarpus bewegen, das nicht mehr zu beobachten, was er in Gemeinschaft mit Johannes, dem Schüler unseres Herrn, und mit den übrigen Aposteln, mit denen er verkehrt, stets beobachtet hatte; noch auch konnte S. 281 Polykarp den Anicetus bewegen zu beobachten, da dieser behauptete, die Gewohnheit seiner Vorgänger festhalten zu müssen. Und obwohl sich Dieß so verhielt, bewahrten sie doch Gemeinschaft mit einander, und Anicetus erlaubte dem Polykarpus an seiner Statt in der Kirche (die Eucharistie zu feiern), 7offenbar aus Achtung; und sie schieden im Frieden von einander, indem sowohl die Beobachtenden als die Nichtbeobachtenden Frieden mit der ganzen Kirche hielten.


  1. Diese Auffassung, welche namentlich Balesius in seiner Anmerkung zu dieser Stelle in Eusebius vertheidigte, und welche die meisten Gelehrten (vgl. Hefele I. S. 94) beitraten, scheint schon vom syntactischen Standpunkte aus die richtige und natürliche; denn setzt man nach „vierzig“ ein Komma, und ergänzt man: Andere aber fasten 40 Tage (Stieren in Irenaei oper. I. p. 824 u. Probst Kirchl. Disciplin S. 273suchen diese Interpunction und Auffassung als die richtige zu vertheidigen; ihre Argumentation aber konnte mich nicht überzeugen) , so wird das darauf Folgende ein subjectloser Satz (eine weitläufigere Auseinandersetzung ist hier nicht gestattet); diese 40 Stunden waren nun höchst wahrscheinlich der Charfreitag und 16 Stunden des Charsamstags. ↩

  2. Von den Nichtbeobachtenden; „beoachten“ ist hier immer zu verstehen von der Paschafeier nach Art der Juden. ↩

  3. Aus dieser StelIe wollten Beda und Ado (Bisch. v. Vienne † 875) beweisen, daß schon Soter oder wenigstens Eleutheros das über das Pascha verordnete, was dem P. Victor zugeschrieben wird; obwohl auch Dieß in den Worten des Irenäus liegen kann, so ist es ebenso möglich, daß Irenäus die Namen Soter und Eleutheros auch nur deßhalb nicht anführte, weil diese zwei Päpste nicht mehr so nachgiebig, wie Anicetus, den Beobachtenden gegenüber sich verhielten. ↩

  4. Nach der Lesart: μετ’ αὐτῶν, gibt einen besseren Sinn, wenn man die Lesart: μετ’ αὐτούς annehmen und übersetzen würde: ihren Nachfolgern. ↩

  5. Daraus wollten Einige, auch Tillemont, entnehmen, daß die früheren Päpste Solchen, welche aus beobachtenden Diöcesen nach Rom kamen, gestatteten auch dort das Pascha nach ihrer fremden Weise zu halten, so daß die Verschiedenheit um so greller hervortrat. ↩

  6. Hier ist hinzudenken: wenn sie nach Rom kamen; denn von einer Übersendung der Eucharistie nach Asien kann doch nicht die Rede sein. ↩

  7. Παραχωρεῖν eig. Jemand seine StelIe abtreten, also A. trat dem P. in der Kirche seine Stelle ab, d. h. er ließ ihn statt seiner das hl. Opfer feiern; man darf daher nicht, wie Einige meinen, nur die Ausspendung der Eucharistie an Polykarp unter diesem Worte verstehen; auch wäre keine besondere Auszeichnung für den greisen und würdigen Polykarp gewesen, was alIen Bischöfen, die nach Rom kamen, erwiesen wurde. ↩

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Echte und unechte Papstbriefe 1 (42-309) (BKV)

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