6. Dionysius sagt, daß er zwar den Ausdruck „wesensgleich“ nicht angenommen habe, weil er diesen nicht in der hl. Schrift gefunden, daß er aber, was derselbe anzeige, gelehrt habe und glaube.
[diesen Abschnitt führt Athanasius[^964]mit folgenden Worten S. 439 ein: Seine Ankläger, welche fälschlich ihm die Behauptung zuschrieben, als habe er den Sohn zu einem Geschöpfe gemacht und die Wesessgleichheit mit dem Vater geleugnet, widerlegt er abermals im ersten Buche mit folgenden Worten:] Übrigens habe ich, da ich auch geschaffene Dinge und Werke in Betracht gezogen,[^965] solche Beispiele als weniger passend nur beiläufig gebraucht, wenn ich sagte: Die Pflanze ist nicht Dasselbe[^966] was der Landbauer, und das Schiff nicht, was der Schiffbaumeister. Hernach verweilte ich länger bei den angemesseneren und passenderen (Vergleichungen) und verbreitete mich ausführlicher über die richtigeren (Vergleichungen) indem ich verschiedene Beweise vorbrachte, welche ich auch dir[^967] in einem anderen Schreiben mittheilte, und durch welche ich auch jene Beschuldigung gegen mich als Lüge zurückwies, als ob ich leugnete, daß Christus mit Gott wesensgleich sei. Denn wenn ich auch sage, daß ich dieses Wort nirgends in der hl. Schrift gefunden oder gelesen habe. so weichen doch die von mir gleich darauf angezogenen Vergleichungen, welche Jene (aber) verschwiegen haben, von dieser Auffassung nicht ab.[^968] Habe ich doch das Beispiel von der menschlichen Nachkommenschaft angeführt, welche doch augenscheinlich (mit dem Zeuger) gleichartig ist, und gesagt, daß die Eltern schlechthin nur dadurch von den S. 440 Kindern verschieden sind, daß sie selbst nicht die Kinder sind, oder es dürften sonst weder Eltern noch Kinder sein. Den Brief[^969]aber kann ich, wie ich vorher sagte, wegen der gegenwärtigen äusseren Umstände nicht herbeischaffen; denn sonst hätte ich dir die dort (gebrauchten) Worte, ja lieber noch die Abschrift des ganzen (Briefes) geschickt, wie ich Dieß, wenn es mir einmal möglich sein wird, thun werde. Ich weiß aber und erinnere mich, daß ich (dort) mehrere Gleichnisse von gleichartigen Dingen vorgebracht habe, so das von der Pflanze, welche aus dem Samen oder der Wurzel hervorwächst, und von der ich sagte, daß sie verschieden sei von dem, aus welchem sie hervorsproßte, aber doch mit jenem gleicher Natur [^970]sei; ebenso erhalte auch ein aus einer Quelle entspringender Fluß eine andere Gestalt und Namen und werde weder die Quelle Fluß noch der Fluß Quelle genannt und seien sie zweierlei Dingen und zwar sei die Quelle gleichsam der Vater des Flusses, der Fluß aber Wasser aus der Quelle. Aber da geben sie sich den Anschein, als sähen sie gleich Blinden dieses und ähnliches Geschriebene nicht, sondern suchen mich mit zwei unzusammenhängenden Worten[^971] wie mit Steinen von der Ferne anzugreifen, nicht bedenkend, daß über unbekannte und zu ihrem Verständnisse der Erklärung bedürftige Dinge häufig nicht bloß fremde, sondern auch entgegengesetzte Gleichnisse Licht verbreiten.