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Œuvres Grégoire de Nysse (335-394) Ausgewählte Reden (BKV)
Lob- und Trauerreden
Trauerrede auf den großen Meletius, Bischof von Antiochia.

2.

Sollten wir nun etwa vom Trauerfalle schweigen und den Schmerz stillschweigend in unserm Innern vergraben, um den Söhnen des Brautgemachs nicht lästig zu fallen, da unsere Rede nicht ein glänzendes Hochzeitskleid trägt, sondern in schwarzes Gewand gehüllt ist? Denn als der schöne Bräutigam uns entrissen wurde, hüllten wir uns sogleich in schwarze Trauer, und wir können nicht den gewohnten heiteren Redeton annehmen, nachdem das Mißgeschick uns des Kleiderschmuckes beraubt hat. Mit Gütern überhäuft sind wir zu euch gekommen, nackt und arm verlassen wir euch. Senkrecht über unserm Haupte leuchtete die Fackel, die reiches Licht ausstrahlte, ausgelöscht tragen wir sie zurück, in Rauch und Asche hat das Licht sich S. 560 aufgelöst. Wir hatten den großen Schatz in irdenem Gefäße.1 Der Schatz ist verschwunden und das irdene Gefäß ist den Gebern,2 seines Reichthums entleert, erhalten geblieben. Was werden wir sagen, die wir ihn eingeladen haben? Was werden Die entgegnen, aus deren Händen er zurückgefordert wird? O unheilvoller Schiffbruch, daß mitten im Hafen der Hoffnung unser Schiff zerschellte! Daß das reichbeladene Lastschiff sammt der Ladung versinken und uns, die wir einst reich waren, nackt zurücklassen mußte! Wo ist jenes leuchtende Segel, das überall vom heiligen Geiste seine Richtung erhielt? Wo ist das sichere Steuerruder unserer Seelen, mit welchem wir an den Brandungen der Häresie unbeschädigt vorbeischifften? Wo ist der unverrückbare Anker der Einsicht, mittelst dessen wir nach geschehener Arbeit in voller Sicherheit ausruhten? Wo ist der treffliche Steuermann, der das Schiff nach dem höheren Ziele leitete?

Ist Unbedeutendes geschehen, und habe ich keinen Grund, meinem Schmerze Ausdruck zu geben? Oder bleibe ich nicht vielmehr hinter dem Trauerfalle zurück, mag ich noch so sehr meine Stimme erheben? Gewähret uns, Brüder, gewähret uns die Thräne des Beileides! Denn auch wir haben, als ihr euch freutet, an euerer Freude Antheil genommen. Laßt uns also diese traurige Erwiderung zu Theil werden! Sich freuen mit den Fröhlichen, das haben wir beobachtet; zu weinen mit den Weinenden, das sei euere Erwiderung. Es weinte einst ein fremdes Volk um den Patriarchen Jakob und machte den fremden Unfall zu seinem eigenen, und als seine Söhne den Vater aus Ägypten fortbrachten, beweinte das ganze Volk im fremden Lande seinen Tod und setzte die Trauer um ihn dreissig Tage und ebenso S. 561 viele Nächte fort.3 Ahmet die Fremden nach, die ihr Brüder und Landsleute seid! Gemeinsam floßen damals die Thränen der Fremden und Einheimischen, gemeinsam mögen sie auch jetzt fließen! Denn auch der Trauerfall ist gemeinsam. Sehet diese Patriarchen! Alle diese sind Kinder unseres Jakob. Alle stammen von der Freien. Keiner ist unächt, keiner unterschoben. Denn es war ihm auch nicht erlaubt, eine unfreie Verwandtschaft in die edle Abstammung des Glaubens aufzunehmen. Es ist also Jener auch unser Vater, weil er Vater unseres Vaters war.

Ihr hörtet soeben den Ephraim und Manasse, was für große Thaten sie vom Vater erzählten, so daß die Rede hinter den Wunderdingen zurückbleiben mußte. Laßt auch mich hievon reden. Denn von nun an ist es ohne Gefahr, ihn selig zu preisen, und ich fürchte keine Mißgunst. Denn was soll sie mir noch Schlimmeres zufügen? Vernehmt also, wer der Mann war. Er war von vornehmer Abkunft von Aufgang der Sonne, untadelig, gerecht, wahrhaft, gottesfürchtig und enthielt sich jeder bösen That.4 Denn es wird der große Job nicht in Eifersucht gerathen, wenn durch die ihm zu Theil gewordenen Zeugnisse auch sein Nachahmer verherrlicht wird. Aber die Mißgunst, die auf alles Schöne schaut, sah mit dem bitteren Auge auch auf unser Gut, und der auf der Erde umherwandelt (Satan),5 kam auf seinem Wege auch bei uns durch und zeichnete einen breiten Fußtritt der Trübsal in unser Glück. Nicht verheerte er Rinder- und Schafheerden,6 man müßte denn im mystischen Sinne unter der Heerde die Kirche verstehen. Nicht hierin also ist uns von der Mißgunst Schaden zugefügt worden. Und nicht in Eseln und Kameelen7 hat er uns benachtheiligt, noch durch Verwundung des Fleisches unsere Sinne schmerzlich berührt,8 sondern er hat uns des Hauptes beraubt. Mit dem Haupte aber gingen zugleich S. 562 unsere werthvollen Sinneswerkzeuge verloren. Wir haben kein Auge mehr, das nach dem Himmlischen schaut, kein Gehör, das auf die göttliche Stimme lauscht, nicht mehr jene Zunge, das unbefleckte Weihgeschenk der Wahrheit. Wo ist die süße Ruhe der Augen? wo das heitere Lächeln auf den Lippen? Wo ist die leutselige Rechte, die mit der Segnung des Mundes zugleich die Finger in Bewegung setzte? Ich werde fortgerissen, wie auf der Bühne das Unglück zu bejammern. Ich bedaure dich, o Kirche; zu dir spreche ich, Stadt des Antiochus! Ich bedaure dich wegen dieser plötzlichen Veränderung. Wie wurde dir die Schönheit entrissen? Wie wurde der Schmuck dir geraubt? Wie welkte plötzlich die Blume hin? In Wahrheit vertrocknete das Gras und sank die Blume hin.9 Welches böse Auge, welcher schlimme Neid wüthete gegen jene Kirche? Was tauschte sie ein und wofür? Versiegt ist die Quelle, vertrocknet der Fluß. Wieder hat sich das Wasser in Blut verwandelt. O über jene unglückliche Botschaft, welche der Kirche den Trauerfall meldet! Wer wird den Kindern sagen, daß sie verwaist sind? Wer wird der Braut melden, daß sie Wittwe ist? O Unglück! Was haben sie entsendet, und was erhalten sie zurück? Eine Arche sandten sie fort, einen Sarg erhalten sie zurück. Eine Arche, Brüder, war der Mann Gottes, eine Arche, welche die göttlichen Geheimnisse in sich schloß. Dort war das goldene Gefäß, angefüllt mit dem göttlichen Manna, angefüllt mit der himmlischen Nahrung. In ihr waren die Tafeln des Bundes, in die Tafeln des Herzens mit dem Geiste des lebendigen Gottes eingetragen, nicht mit Tinte. Denn in die Reinheit des Herzens war keine finstere und düstere Gesinnung eingebrannt. In ihr waren die Säulen, die Sockel, die Kapitäle, das Rauchfaß, der Leuchter, der Sühnedeckel, die Waschbecken, die Vorhänge an den Eingängen, in ihr der Priesterstab, der in seinen Händen aufsproßte. S. 563 Und wenn wir von etwas Anderem hören, was die Arche enthielt, so war Alles von der Seele jenes Mannes umfangen. Doch was haben wir statt dessen? Verstumme, o Rede! Reine Leinwand und seidenes Gewebe, Reichthum an Salben und Wohlgerüchen, das Geschenk eines sittsamen und züchtigen Weibes. Denn es soll, damit auch das ihr zum Zeugniß diene, ausgesprochen werden, was sie am Priester that, indem sie das Salbengefäß über dem Haupte des Priesters reichlich entleerte.10 Aber was ist darin aufbewahrt? Todte Gebeine, die schon vor dem Tode die Abtödtung übten, die traurige Erinnerung unseres Unglücks. O welche Stimme wird wieder in Rama gehört werden. Rachel beweint nicht ihre Kinder, sondern ihren Mann, und will sich nicht trösten lassen.11 Entfernet euch, ihr Tröster, entfernet euch! Bemüht euch nicht zu sehr, sie zu trösten! Heftigem Schmerze gebe sich die Wittwe hin! Sie empfinde den Verlust, den sie erlitten hat .


  1. II. Kor. 4, 7. ↩

  2. Den Antiochenern, die ihn den Vätern in Konstantinopel gleichsam zum Geschenk gemacht haben. ↩

  3. Gen. 50, 3. ↩

  4. Job 1, 1. ↩

  5. Ebd. [Job 1] V. 7. ↩

  6. Ebd. [Job 1] V. 14―16. ↩

  7. Ebd. [Job 1] V. 17. ↩

  8. Ebd. [Job] 2, 7. ↩

  9. Is. 40, 7. ↩

  10. Levit. 8, 12. ↩

  11. Matth. 2, 17; Jer. 31, 15. ↩

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