2.
Gekommen ist also die Zeit, welche uns die Erinnerung an die hl. Geheimnisse bringt und zurückführt, die den Menschen reinigen, welche auch von der schwer abzuwaschenden Sünde Seele und Leib reinigen und zur ursprünglichen Schönheit uns emporführen, die Gott, der beste Künstler, an uns dargestellt hat. Und deßhalb habt ihr euch als das eingeweihte Volk, da ihr die Güter unseres Glaubens gekostet habt, hier versammelt; ihr führt aber auch den noch Unwissenden herbei, und wie gute Väter leitet ihr die Uneingeweihten durch sorgfältige Anleitung zur vollkommenen Erfassung der Gottesfurcht. Ich aber freue mich mit beiden Theilen, mit euch Eingeweihten, weil ihr mit einem großen Geschenk bereichert worden seid, und mit euch Uneingeweihten, weil ihr eine herrliche Hoffnung habt, die Nachlassung der Strafe, die Befreiung von den Ketten, die Aussöhnung mit Gott, offenherziges Zutrauen und statt der Niedrigkeit des Knechtes gleichen Rang mit den Engeln. Denn Dieß, und was damit zusammenhängt, gibt uns die Gnade des Taufbades.
Deßhalb wollen wir die übrigen Gegenstände der Schrift auf andere Zeiten versparen und bei dem vorgesteckten S. 279 Ziele bleiben, indem wir, was für den Festtag geeignet und passend ist, nach unserm Vermögen zum Geschenke bringen. Denn für jedes Fest ist angenehm, was ihm entspricht. So feiern wir das Hochzeitfest mit Hochzeitgesängen, der Trauer aber bringen wir unsere Pflichtgebühr durch Leichengedichte. Bei einem Geschäfte sprechen wir ernst, bei einem Gastmahle lassen wir die Schwermuth und den Ernst der Seele fahren. Jedes Zeitverhältniß aber erhalten wir ungetrübt von Fremdartigem. Es wurde also Christus wie vor wenigen Tagen geboren; der vor jedem sinnlichen und geistigen Wesen Geborne wird heute von Johannes getauft, damit er den Unreinen reinige, den Geist von oben bringe und den Menschen in den Himmel erhöhe, damit der Gefallene aufgerichtet und, der ihn zu Boden geworfen, beschämt werde. Und wundere dich nicht, wenn Gott so große Sorge für uns getragen hat, um selbst die Rettung des Menschen zu wirken. Denn mit der Sorge des Bösewichts wurde uns nachgestellt, mit der Vorsorge des Schöpfers werden wir gerettet. Und der boshafte Neider, der in unser Geschlecht die Sünde einschmuggelte, steckte sich unter eine seiner Gesinnung würdige Hülle, die der Schlange, indem der Unreine sich mit seines Gleichen verband, der in seiner Gesinnung Irdische und Unterirdische in einem kriechenden Thiere seine Wohnung aufschlug. Christus aber, welcher dessen Bosheit wieder gut macht, nimmt den vollkommenen Menschen an und rettet den Menschen. Und er wird uns allen Vorbild und Muster, damit er die Erstlinge jeder Handlung heilige und den Eifer der Überlieferung den Knechten unbestritten hinterlasse.
Die Taufe ist also die Reinigung von Sünden, die Verzeihung der Übertretungen, die Ursache der Erneuerung und Wiedergeburt, ― verstehe die Wiedergeburt, die geistig wahrgenommen, nicht mit den Augen gesehen wird. Denn nicht werden wir in Wirklichkeit nach der rohen Auffassung S. 280 des Hebräers Nikodemus1 das Greisenalter mit dem Kindesalter vertauschen noch die Runzeln und grauen Haare in das weichliche und jugendliche Aussehen umwandeln, indem wir uns den Menschen wieder in den Mutterleib zurückgeführt denken, sondern wir führen den von Sünden Befleckten, der schon in einem schlechten Lebenswandel ergraut ist, durch die königliche Gnade zur Unschuld des Kindes zurück. Denn wie das neugeborne Kind frei von Schuld und Strafe ist, so braucht auch das Kind der Wiedergeburt sich über Nichts zu verantworten und ist durch ein königliches Geschenk von der Rechenschaft befreit.
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Joh. 3, 4. ↩