Achtes Kapitel. Krieg des Konstantius gegen die Perser, und Aeußerungen des Neids gegen Julian.
1. Nachdem der Cäsar diese Einrichtung gemacht hatte, nahm er einen Theil der Salier und Quaden, auch einige von der Batavischen Insel, unter die Legionen auf, die man noch in unsern S. 235 Tagen bestehen sieht. 2. Um diese Zeit hielt sich Konstantius in den Morgenländern auf, richtete seine ganze Aufmerksamkeit gegen die Perser, und beschäftigte sich mit den Kriegen jener Gegenden. Denn mit den Völkern jenseits der Alpen, die durch die Fürsorge des Cäsars verwaltet wurden, schien es ihm gut zu stehen. Ganz Italien und Illyrien war keiner Gefahr ausgesezt, weil die Barbaren über dem Ister, aus Furcht, der Cäsar möchte durch Gallien über den Ister gehen, sich ruhig hielten. 3. Als nun Konstantius sich damit beschäftigte1 [en Antiochia ontos], plünderten die Perser, die den Sapor zum Könige hatten, die Gegenden Mesopotamiens, verheerten alles um Nisibis, und belagerten selbst diese Stadt mit aller Macht. 4. Allein der Feldherr Lukillianus war im Stande, die Belagerung auszuhalten, nüzte bald die glücklichen Umstände2, bald bediente er sich einer Kriegslist; und so entgieng die Stadt, die schon aufs äußerste gerathen war, der bevorstehenden Gefahr. 5. Wie dieses geschehen, hielt ich für überflüssig, umständlich anzugeben, da der Cäsar selbst alles, was damals vorfiel, in einer S. 236 eignen Schrift3 erzählt. Wer sie zur Hand nimmt, kann seine Stärke in der Beredsamkeit daraus ersehen.
6. Da nun der Orient beruhigt zu seyn schien, und die trefflichen Thaten des Cäsars in aller Munde waren, so wurde Konstantius stark vom Neide ergriffen. Gepeinigt von seinem Glücke im Lande der Kelten und Iberier, ersann er Vorwände, schnell und ohne sich schämen zu müssen4 die Macht des Cäsars zu verringern, und so sein Ansehen zu schwächen. 7. Daher schickte er den Befehl an ihn, ihm zwey von den Legionen in Gallien zuzusenden, weil er dieser Hülfe bedürfe. 8. Da nun Julian, theils weil er die Absicht nicht wußte, theils keine Gelegenheit zum Unwillen geben wollte, den Befehl alsbald vollzog, das Heer ― denn er widmete den Angelegenheiten Galliens alle Sorgfalt ― immer vermehrte, und die an den äußersten Gränzen wohnenden Barbaren so geschröckt hatte, daß sie von keinem Kriege träumten, so verlangte Konstantius, der Cäsar solle ihm noch andere Legionen schicken. 9. Kaum sahe er sich auch diese Bitte gewährt, so befahl er bald hernach, ihm noch andere vier Schwadronen Reiter zuzusenden. Sogleich kündigte Julian den Soldaten an, sich zum Abzuge bereit zu halten.
-
Anstalten zum glücklicheren Krieg gegen die Perser zu machen. Ich glaube aber, es wäre besser, wenn ein Ort oder Land genannt würde, wo K. sich damals aufhielt. Die Worte heißen: Κωνσταντίου ἐν τούτοις ὄντος [Kōnstantiou en toutois ontos]. Vielleicht ist zu lesen: ἐν Ἀντιοχ[ε]ίᾳ ὄντος. ↩
-
Dem Feinde Schaden zu thun. ↩
-
In der ersten Rede zum Lobe des Konstantius. ↩
-
Die Bemerkung Reitemeiers, daß sich ἀνεπαισθήτως [anepaisthētōs], unvermerkt, hier besser schicke, scheint sehr gegründet zu sein. ↩