Zwanzigstes Kapitel. Phraiut wird Feldherr gegen Gainas.
1. Während er hierzu Anstalt machte, wählte der Kaiser und der Senat gemeinschaftlich den Phraiut1 zum Feldherrn in dem Kriege gegen Gainas ― zwar einen Barbaren von Geburt, doch, nicht nur den Sitten, sondern auch den S. 141 Grundsätzen und der Götterverehrung nach, einen Griechen.2 2. Ihm also der schon durch viele Feldzüge sich ausgezeichnet, und das ganze Morgenland von Cilicien bis Phönicien und Palästina von der Verheerung der3 Seeräuber befreiet hatte, übergaben sie die Macht. 3. Er setzte sich mit derselben dem Gainas entgegen, und verhinderte den Uebergang der Barbaren durch den Hellespont nach Asien. 4. Da Gainas sich zu einem Treffen bereitete, so ließ Phraiut seine Soldaten nicht müßig seyn, sondern bildete sie durch anhaltende Uebungen, so daß sie, statt der ehemaligen Trägheit und Sorglosigkeit, izt unwillig waren, wie Gainas mit dem Kriege zögerte. 5. So wurde für Asien gesorgt. Phraiut untersuchte Tag und Nacht das Lager, und spähete die Unternehmungen des Feindes aus, doch sorgte er auch für eine Flotte. 6. Denn er hatte Schiffe, die zu einer Seeschlacht hinreichend waren, man heißt sie Liburner, nach einer Stadt in Italien genannt, wo zuerst diese Art der Fahrzeuge gemacht wurde. Man glaubt, daß sie eben so schnell gehen, als die fünfzigruder, aber weniger, als die dreiruder, dergleichen zu bauen man seit langer Zeit unterlassen hat, obgleich Polybius die Maasse der S. 142 Hexeren4 angiebt, deren sich die Römer und Carthagineser in ihren Kriegen öfters bedient haben, wie man weiß.
Sein Namen wird auf mancherlei Art geschrieben, Phrabit, Phraust, Prabith etc. ↩
Also doch wohl ein Heide, nach dem Sprachgebrauche, da das ἑλληνίζειν [hellēnizein] öfters dem χριστιανίζειν [christianizein] entgegengesetzt wird. s. Kap. 21. §. 11. ↩
Den Hunnischen. ↩
Schiffe von sechs Reihen Rudern, naves sex ordinum aut versuum. Scheff. de Milit. Nav. p. 100. ↩
