Drei und sechzigstes Kapitel.
S. 100 [Tacitus J. 275.] 1. Als hierauf Tacitus1 das Römische Kaiserthum erhalten, sezten die Scythen über den Mäotischen See und streiften durch den Pontus bis nach Cilicien. 2. Einen Theil derselben griff der Kaiser selbst an, und rieb ihn auf; den andern zu bekriegen, übertrug er dem Florianus, den er zum Obersten der Leibwache bestellt hatte, und trat seinen Zug nach Europa an. 3. Hier unterlag er Nachstellungen aus folgender Ursache: Maximinus, Statthalter in Syrien, des Kaisers Verwandter, betrug sich gegen die angesehensten Beamten sehr rauh, und weckte dadurch sowohl ihren Neid als Furcht; welche bald in Haß übergiengen. 5. Daraus entspann sich eine Verschwörung, in die man Aurelians Mörder zog, die den Maximinus meuchelmörderisch wegräumten. 6. Auch Tacitus, der mit seinem Lager vorrückte, ward von ihnen eingeholt und ermordet.2
Tacitus wurde durch den Senat, welchem die reumüthigen Legionen die Wahl eines Nachfolgers des gewissermaßen durch ihre Hände gefallenen Aurelianus übertragen, nach einem achtmonatlichen ruhigen Zwischenreich, zur Annahme des Purpurs gleichsam genöthiget; wiewohl er schon sehr alt war. Florianus war sein Bruder. ↩
Die Geschichtschreiber sind über Tacitus Tod im Widerspruch; indem einige ihn natürlich, andere gewaltsam sterben lassen. Gewiß ists immer, daß aufrührerische Bewegungen im Lager waren. ↩
