Achtes Kapitel.
S. 135 1. [Konstantius u. Gallerius J. 305.] Diokletianus starb drei Jahre hernach. Die schon bestehenden Kaiser, Konstantius und Maximianus Gallerius, ernannten den Severus und den Maximinus, Schwester-Sohn des Gallerius, zu Cäsarn und übertrugen dem Severus Italien, dem Maximinus aber die morgenländischen Provinzen. 2. In dieser günstigen Lage der Staatsangelegenheiten und der gutwilligen Ruhe der Feinde in allen Gegenden wegen der vorigen glücklichen Fortschritte, faßte Konstantinus1, des Kaisers Konstantius aus einer unregelmäßigen Verbindung mit einem unedeln Weibe gezeugter Sohn, der zwar vorher schon, nach der von Severus und Maximinus aber erlangten Cäsarwürde noch heftiger nach dem Kaiserthron strebte, den Entschluß, die Gegenden seines bisherigen Aufenthalts zu verlassen, und zu seinem Vater Konstantius sich zu begeben. Dieser war bei den Völkern jenseits der Alpen und hielt sich meistentheils in Britannien auf. 3. Indessen aus Besorgniß, auf seiner Flucht ergriffen zu werden ― denn wenigen war sein Streben nach der Kaiserwürde unbemerkt S. 136 geblieben ― lähmte er2 alle, in den Ställen des Staats auf dessen Kosten unterhaltene Pferde, so oft er an einen solchen Standort kam; ließ sie als unbrauchbar stehen, und bediente sich deren aus den nächsten Ställen. Indem er dieses von Posten zu Posten that, schnitt er die Mittel zu seiner Verfolgung ab, und kam in die Nähe der Völkerschaften, unter welchen sein Vater sich aufhielt.
Diese 3 Jahre hernach muß man auf das dritte Konsulat des Konstantinus und Licinius ziehen. Indessen ists fehlerhaft. Denn dieses Konsulat fällt ins J. Chr. 313. welches zugleich das Todesjahr Diocletians ist, der vom J. 308. im Privatstande gelebt hatte. ↩
Ohne diesen Ausdruck zu steif anzuhängen und deswegen, wie Gibbon III., S. 225. d. Uebers. die Erzählung des Zosimus zu verwerfen, verstehe ich das Ganze so: Konstantinus brauchte die Staats-Postpferde, ritt sie aus Noth und Politik zu Schanden, d. i. lähmte sie, machte es also von Station zu Station, und benahm also seinen etwaigen Verfolgern das Vermögen, ihn einzuholen. Um indessen die Ursache dieser Eilfertigkeit zu begreifen, muß man bemerken, daß Konstantinus sich zu Nikomedien in Asien beim Gallerius aufgehalten, welcher nur ungern die Erlaubnis zu dessen Abreise gegeben, und vielleicht geheime Anstalten zu dessen Einholung getroffen haben mochte. Wenigsten durfte Konstantinus dieses von der Eifersucht des Gallerius befürchten. ↩
