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Works Theodoret of Cyrus (393-466) Introduction to Theodoret Allgemeine Einleitung zu Theodoret (BKV)
III. Theodorets Christologie
§ 3. B. Die Christologie des Theodoret. Die Christologie des Theodoret im weiteren Verlaufe des nestorianischen Streites.

b) Die Christologie des Theodoret nach dem Konzil von Chalcedon.

Nach dem Konzil von Chalcedon wird die Sprache Theodorets und allem Anschein nach auch seine innere Gesinnung und Überzeugung ganz orthodox. Seine S. 080 Ketzergeschichte, die um 453 entstanden ist, führt zum Schluß auch Nestorius und Eutyches auf1. Über Nestorius spricht er sich jetzt offen und freimütig aus. Nachdem er auf der Synode von Chalcedon, wohl mit schwerem Herzen, über Nestorius das Anathem gesprochen, ist das Band seiner Zunge gelöst. Er findet die Kraft und den Mut, die Häresie seines Landsmannes und früheren Gesinnungsgenossen rückhaltlos zu verurteilen. Vor allem tadelt er als erste Neuerung die Behauptung, daß man die heilige Jungfrau, die den Logos geboren habe, nicht Gottesgebärerin nennen dürfe, sondern nur Christusgebärerin, während doch die ältesten Herolde des orthodoxen Glaubens nach der apostolischen Überlieferung lehrten, sie Gottesgebärerin und Mutter des Herrn zu nennen. Sodann rügt er an Nestorius die früher unbekannte künstliche Terminologie. Nach Nestorius sei der Name Christus die Bezeichnung für die zwei Naturen, für die göttliche Natur des Eingebornen und für die Menschheit. Der Name Gott schlechthin bezeichne die einfache und körperlose Wesenheit des Gottes Logos2, der Name Mensch dagegen bedeute nur die menschliche Natur. Deshalb müsse man, so sagt er, die Jungfrau Christusgebärerin heißen, nicht aber Gottesgebärerin, damit wir nicht unversehens zu der Behauptung kommen, der Gott Logos habe aus der heiligen Jungfrau den Anfang seines Seins genommen, und damit wir nicht folgerichtig bekennen müssen, die Mutter sei früher gewesen als der aus ihr geborne Sohn3. Von anderen Aussprüchen des Nestorius will Theodoret nur zwei anführen: „Maria hat nicht Gott geboren, sondern einen Menschen, der das Werkzeug der Gottheit war”, und: „die Heiden sind zu entschuldigen, wenn sie ihren Göttern eine Mutter beilegen4”.

S. 081 Wie schon früher erwähnt5, fügt Theodoret in seiner Ketzergeschichte der Darlegung der Häresien einen gedrängten Abriß der katholischen Glaubens- und Sittenlehre an. Auch diese Darstellung der kirchlichen Lehre ist einwandfrei. Zwar wird der Terminus Hypostase auch jetzt noch vermieden, auch läßt sich Theodoret nicht in Erörterungen ein, welcher Art die Verbindung der beiden Naturen ist, aber mit wohltuender Wärme und Entschiedenheit wird die hypostatische Einheit der Person festgehalten. Man glaubt vielfach den heiligen Cyrill, seinen einstigen großen und streitbaren Gegner, selbst zu hören, wenn er sagt: Nicht ein anderer ist der Eingeborne, ein anderer der Logos, ein anderer Christus und hinwiederum Jesus6. Die Kirche nennt denselben Sohn, Eingebornen, Gott Logos, Herrn, Erlöser und Jesus Christus. Eingeborner Sohn, Gott Logos wurde er schon vor seiner Menschwerdung genannt, und so wird er auch nach seiner Menschwerdung geheißen. Jesus Christus aber wurde eben derselbe nach seiner Menschwerdung genannt, und zwar auf Grund der Tatsachen. Denn Jesus heißt verdolmetscht Erlöser7. Christus aber wurde er genannt wegen der Salbung des Heiligen Geistes8. Er wurde aber gesalbt nicht als Gott, sondern als Mensch. Wenn er aber seiner Menschheit nach gesalbt wurde, so wurde er nach seiner Menschwerdung auch Christus genannt. Gleichwohl ist nicht ein anderer der Gott Logos und ein anderer Christus. Denn der Gott Logos wurde nach seiner Menschwerdung Christus Jesus genannt9. Nachdem der eingeborne Sohn Gottes eine menschliche Natur angenommen hatte, ist er Mensch genannt worden10. Andrerseits zeigt S. 082 der Zusatz κατὰ σάρκα [kata sarka] im Römerbrief 1, 3, daß unser Herr Jesus Christus auch Gott war vor allen Zeiten; Sohn Davids aber wurde er wegen seiner menschlichen Natur geheißen11.

Auch die Stelle Luk. 2, 52 erklärte Theodoret jetzt im Einklang mit anderen Kirchenvätern von einer Offenbarung der göttlichen Weisheit. „Es nahm zu an Alter der Körper, an Weisheit die Seele. Denn die Gottheit ist keines Wachstums fähig; der Logos ist ganz vollkommen. Passend aber verband er mit der Zunahme des Alters auch ein Wachstum der Weisheit. Denn nach dem Maße des Alters des Körpers offenbarte die göttliche Natur ihre eigene Weisheit12“.


  1. Haereticarum fabularum compendium (= Hfc) IV 12 u. 13; Mg 83, 432 ff. ↩

  2. Vgl. ep. 130, Mg 83, 1344 D, wo Theodoret selbst den gleichen Gedanken ausspricht. ↩

  3. Hfc IV 12; Mg 83, 436. ↩

  4. Ibid. 436 C. ↩

  5. Vgl oben S. XXX f. ↩

  6. Hfc V 2, Mg 83, 448 B; vgl. cp. 146, Mg 83, 1392 B. ↩

  7. Matth. 1, 21. ↩

  8. Vgl. Ps. 44, 8 [hebr. 45, 8]. Is. 61, 1. Luk. 4, 18. Apg. 10, 38. Zum Text des Theodoret s. Hfc V 11, Mg 83, 489 A. Vgl. Hfc V 2; Mg 83, 452 B: Derselbe ist Herr, Eingeborner, Gott Logos, Erlöser und Jesus. ↩

  9. Hfc V 11, Mg 83, 489 CD. ↩

  10. Ibid. Mg 83, 496 A. ↩

  11. Hfc V 14, Mg 83, 501 D. ↩

  12. Ibid. V 13, Mg 83, 497 B. ↩

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