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Bibliothek der Kirchenväter
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Works Tertullian (160-220) Allgemeine Einleitung zu Tertullian
Allgemeine Einleitung
§ 4. Tertullians Leben und Wirken.

1.

S. 30 Hätte Tertullian eine Selbstbiographie verfaßt, so würde sie den Konfessionen des Augustinus an die Seite zu stellen sein. Er hatte Charakterstärke und Wahrheitsliebe genug, um Selbstbekenntnisse zu schreiben; denn er machte aus den sittlichen Verirrungen seines früheren Lebens kein Hehl. Sein Charakter tritt in den zahlreichen Schriften, die von ihm erhalten sind, genugsam hervor, aber leider sind sie auch unsere einzigen Quellen, wenn es gilt, ein Bild vom Leben und Wirken dieses großen Mannes zu zeichnen. Denn was inbetreff seiner uns von anderen Autoren berichtet wird, ist wenig und zum Teil sogar noch irreleitend.

Zwar tut Eusebius seiner ein paarmal Erwähnung und führt sogar zweimal Stellen aus dem Apologetikum an, wovon eine griechische Übersetzung kursierte, und rechnet ihn zu den berühmtesten lateinischen Kirchenschriftstellern, aber inbetreff seiner Person und Schicksale weiß er nichts zu berichten, als daß er ein tüchtiger Kenner der römischen Gesetzgebung gewesen sei. Daß er Montanist geworden, scheint dem Vater der Kirchengeschichte unbekannt geblieben zu sein und die übrigen Schriften desselben hat er nicht gelesen, da er kein Latein verstand. Von den übrigen Kirchenvätern hat ihm der Literarhistoriker Hieronymus ein Kapitel gewidmet, woraus wir erfahren, daß Tertullian Sohn eines Offiziers der prokonsularischen Truppen in Afrika war und ein sehr hohes Alter erreichte, sonst aber enthält dasselbe inbetreff seiner Lebensumstände den Irrtum, er sei in der ersten Hälfte seines Lebens Priester der katholischen Kirche gewesen1.

Diese Angabe muß leider als vollständig falsch bezeichnet werden.

Wenn Tertullian überhaupt Priester war, so könnte er es nur in den letzten Jahren seines Lebens gewesen sein, als Mitglied der katholischen Kirche war er es sicher niemals. Doch hören wir ihn selber. Mehr als einmal S. 31 in seinen Schriften gibt er zu verstehen, daß er keine Würde und amtliche Autorität besitze2, ja an einer Stelle sagt er ausdrücklich, daß er nicht Priester sei. Er eifert dort dagegen, daß Christen eine zweite Ehe schließen. Ein Christ soll schon aus dem Grunde nicht zum zweiten Male heiraten, weil die Priester das nicht tun dürfen und ein Bigamist nicht Priester werden kann. Dann fährt er fort: „Sind wir Laien denn aber nicht auch Priester?" In Notfällen nämlich, wo kein Priester vorhanden ist, müssen Laien taufen und opfern3.

Diese Stelle, worin er sich klar und bündig als zu den Laien gehörig bekennt, lehrt uns andere Stellen, welche unbestimmt lauten, richtig auffassen. Leider ist die Schrift, in der sie sich findet, nicht genau zu datieren, sie ist aber entschieden montanistisch, weil Prisca darin seine heilige Prophetin genannt wird. Auch ist sie schon stark rigoristisch, weil darin der Unterschied von pflichtmäßigem und bloß geratenem Guten verwischt und die zweite Ehe für unstatthaft erklärt wird. Letzteres steht im Widerspruch mit der Schrift Ad uxorem, wo die zweite Ehe noch als statthaft und erlaubt erscheint. Die Schrift De exhortatione castitatis gehört also jedenfalls in die späteste Periode.


  1. Hieronymus, De script. Eccl. 58. ↩

  2. Vgl. Ad nat. Π 7. Ad mart. 1. De orat. 20 (mediocritas) und 22 (super meum niodulum) De cultu fem. II, 1. ↩

  3. Nonne et nos laici sacerdotes sumus? De exhort. castit. с 7. ↩

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Allgemeine Einleitung zu Tertullian
Introductory Note to Tertullian

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