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Martyrium des Heiligen Polykarpos
9.
Polykarp aber schritt ruhig bis in die Mitte der Arena. Da erscholl eine Stimme vom Himmel (vgl. Joh. 12, 28): „Mut, Polykarp, und sei ein Mann!“ Niemand sah den Rufenden, aber alle anwesenden Christen hörten den Ruf. Nun führte man Polykarp vor die Schranken des Gerichts. Wieder erhob sich S. 29 ein donnerndes Gebrüll, denn es hatte sich sofort herumgesprochen: Polykarp ist verhaftet! Als er vor dem Richterstuhl stand, fragte ihn der Prokonsul: „Bist du Polykarp?“ Dieser bejahte. Da versuchte der Prokonsul, ihn zur Glaubensverleugnung zu bereden. Er sagte: „Denk doch an dein hohes Alter“ — und in diesem Stil sprach er weiter, wie sie es eben gewohnt sind, zum Beispiel: „Schwöre beim göttlichen Genius des Kaisers!“ Oder: „Geh in dich!“ Oder: „Rufe aus: Nieder mit den Atheisten!“ Bei diesem Wort wandte Polykarp sein Antlitz mit ruhiger Würde dem Volk auf den Sitzplätzen des Stadions zu und blickte sie fest an, diese gottlosen Heiden. Feierlich erhob er die Hand, seufzte tief auf, und seine Augen gingen hinauf zum Himmel. Dann rief er: „Ja, nieder mit den Atheisten!“ Der Prokonsul aber wurde immer zudringlicher und sagte: „Schwöre ab, und du bist frei! Fluche deinem Christus!“ Polykarp gab zur Antwort: „Seit sechsundachtzig Jahren diene ich ihm, und er hat mir nie ein Leid getan. Wie also könnte ich fluchen meinem König und Erlöser?“
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Martyrium des Hl. Polykarp (BKV)
9.
Als Polykarp in die Rennbahn eintrat, erscholl eine Stimme vom Himmel: "Mut, Polykarp, halte dich männlich!" Den Redenden sah niemand, die Stimme aber hörten alle, die von den Unsrigen anwesend waren. Wie schon gesagt wurde, war bei seinem Eintreten der Lärm groß, da man gehört hatte, daß Polykarp ergriffen worden war. Als er nun vorgeführt wurde, fragte ihn der Prokonsul, ob er Polykarp sei. Er bejahte das, worauf jener ihn bereden wollte (Christus) zu verleugnen und sagte: "Bedenke dein hohes Alter", und anderes derart, wie sie zu sprechen gewohnt sind: "Schwöre beim Glücke des Kaisers! Gehe in dich, sprich: "Weg mit den Gottlosen!" Polykarp aber schaute mit finsterer Miene über die ganze Masse der in der Rennbahn versammelten heidnischen Scharen hin, streckte die Hand gegen sie aus seufzte sah gen Himmel und sprach: S. 302 "Weg mit, den Gottlosen!" Der Prokonsul aber drang noch mehr in ihn und sprach: "Schwöre und ich gebe dich frei, fluche Christo!" Da entgegnete Polykarp: "Sechsundachtzig Jahre diene ich ihm, und er hat mir nie ein Leid getan; wie könnte ich meinen König und Erlöser lästern?"