7.
An einem Freitag zur Stunde des Mittagsmahles zogen sie aus: der junge Sklave mit der Polizei, eine berittene Abteilung samt der üblichen Waffenausrüstung — zogen aus „wie gegen einen Räuber“ (Matth. 26, 55). Spät am Abend kamen sie vor dem Landhaus an und fanden Polykarp, der in einem Zimmer des oberen Stockwerkes bereits zur Ruhe gegangen war. Noch hätte er von da aus anderswohin fliehen können. Aber er wollte nicht und sagte: „Gottes Wille geschehe!“ Als er sie unten lärmen hörte, stieg er die Treppe hinab und begann ein freundliches Gespräch mit ihnen. Als die Häscher ihn erblickten, waren sie erstaunt über sein hohes Alter und seine Seelenruhe und meinten, so viel Aufwand hätte es nicht gebraucht zur Verhaftung eines uralten Mannes. Polykarp aber gab Befehl, ihnen sofort Essen und Trinken vorzusetzen, soviel sie wollten. Dann bat er sie, ihm noch eine Stunde zu ungestörtem Gebet zu gewähren. Die Häscher waren einverstanden, und nun stand Polykarp aufrecht hin und begann zu beten. Er war so überströmend voll von göttlicher Gnade, daß er fast zwei Stunden lang seinem Beten nicht Einhalt zu bieten vermochte. Die Häscher, welche zuhörten, waren peinlich berührt, ja manche bereuten es geradezu, daß sie gegen einen so gotterfüllten Greis zu den Waffen gegriffen hatten.
