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Über die Auferstehung der Toten (BKV)
10.
Ist etwas mit dem Willen Gottes nicht vereinbar, so liegt der Grund hiefür entweder in der Ungerechtigkeit der Sache oder in ihrer Unangemessenheit. Die Ungerechtigkeit käme in der Auferstehungsfrage in Betracht entweder in Hinsicht auf den Auferstehenden selbst oder auf irgendeinen andern neben ihm. Daß kein außerhalb der Menschheit stehendes und zur Welt gehöriges Wesen dadurch ein Unrecht erleidet, ist von vornherein klar. Den rein geistigen Naturen wird durch die Auferstehung der Menschen schwerlich ein Unrecht geschehen; denn die S. 350 Auferstehung der Menschen bringt ihnen weder eine Einschränkung ihrer Existenz noch Schaden noch Unehre. Aber auch der unvernünftigen und unbeseelten Welt wird dadurch kein Unrecht widerfahren, denn diese wird nach der Auferstehung nicht mehr sein, gegen ein Nichtseiendes aber gibt es kein Unrecht; angenommen jedoch, sie bestehe in Ewigkeit fort, auch dann würde ihr durch die Erneuerung der Menschenleiber kein Unrecht geschehen; denn wenn ihr jetzt kein Unrecht geschieht, indem sie sich der menschlichen Natur und den Bedürfnissen der auf sie angewiesenen Menschen fügen muß und unterjocht und vielfach geknechtet ist, so wird dies noch viel weniger der Fall sein, wenn einmal die Menschen unsterblich und bedürfnislos geworden sind und ihre Dienste nicht mehr nötig haben, so daß sie dann aller Knechtschaft enthoben ist. Auch würde sie, wenn sie reden könnte, gewiß nicht den Weltbildner verklagen, als habe er sie gegen die Gerechtigkeit unter die Menschen erniedrigt, da er ihr nicht die nämliche Auferstehung wie diesen gewährt habe; denn ungleiche Naturen bestimmt ein Gerechter nicht zu gleichem Ziele; außerdem können Wesen, denen der Begriff der Gerechtigkeit fehlt, nicht den Vorwurf der Ungerechtigkeit erheben. Ferner kann man auch nicht behaupten, daß im Hinblick auf den auferstehenden Menschen selbst eine Ungerechtigkeit sich zeigt. Dieser besteht aus Seele und Leib; nun aber widerfährt ihm weder in Bezug auf die Seele noch in Bezug auf den Leib ein Unecht. Daß der Seele ein Unrecht geschieht, wird kein Vernünftiger behaupten wollen; er würde mit dieser Behauptung, ohne es selbst zu merken, auch den gegenwärtigen Lebenszustand verwerfen. Denn wenn ihr jetzt kein Unrecht geschehen ist, indem sie in eine sterblichen und leidensfähigen Leibe wohnt, wird dies noch viel weniger der Fall sein, wenn sie einmal mit einem unsterblichen und leidensunfähigen Leibe zusammenlebt. Aber auch dem Leibe widerfährt kein Unrecht; denn wenn ihm jetzt kein Unrecht geschieht, indem er als sterblicher Teil mit einem unsterblichen vereint ist, wird ihm auch keines geschehen, wenn er S. 351 einmal als unsterblicher Teil mit einem unsterblichen vereint ist. Endlich wird auch niemand behaupten wollen, in der Auferweckung und Wiedervereinigung des aufgelösten Leibes liege für Gott eine Unangemessenheit. Denn wenn das Geringere nicht gegen Gottes Würde war, nämlich die Erschaffung eines sterblichen und leidensfähigen Leibes, so ist es noch viel weniger das Größere, nämlich das Unsterbliche und Leidensunfähige.
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The Treatise of Athenagoras The Athenian, Philosopher and Christian, on the Resurrection of the Dead
Chapter X.--It Cannot Be Shown that God Does Not Will a Resurrection.
For that which is not accordant with His will is so either as being unjust or as unworthy of Him. And again, the injustice regards either him who is to rise again, or some other than he. But it is evident that no one of the beings exterior to him, and that are reckoned among the things that have existence, is injured. Spiritual natures (noetai phuseis) cannot be injured by the resurrection of men, for the resurrection of men is no hindrance to their existing, nor is any loss or violence inflicted on them by it; nor, again, would the nature of irrational or inanimate beings sustain wrong, for they will have no existence after the resurrection, and no wrong can be done to that which is not. But even if any one should suppose them to exist for ever, they would not suffer wrong by the renewal of human bodies: for if now, in being subservient to the nature of men and their necessities while they require them, and subjected to the yoke and every kind of drudgery, they suffer no wrong, much more, when men have become immortal and free from want, and no longer need their service, and when they are themselves liberated from bondage, will they suffer no wrong. For if they had the gift of speech, they would not bring against the Creator the charge of making them, contrary to justice, inferior to men because they did not share in the same resurrection. For to creatures whose nature is not alike the Just Being does not assign a like end. And, besides, with creatures that have no notion of justice there can be no complaint of injustice. Nor can it be said either that there is any injustice done as regards the man to be raised, for he consists of soul and body, and he suffers no wrong as to either soul or body. No person in his senses will affirm that his soul suffers wrong, because, in speaking so, he would at the same time be unawares reflecting on the present life also; for if now, while dwelling in a body subject to corruption and suffering, it has had no wrong done to it, much less will it suffer wrong when living in conjunction with a body which is free from corruption and suffering. The body, again, suffers no wrong; for if no wrong is done to it now while united a corruptible thing with an incorruptible, manifestly will it not be wronged when united an incorruptible with an incorruptible. No; nor can any one say that it is a work unworthy of God to raise up and bring together again a body which has been dissolved: for if the worse was not unworthy of Him, namely, to make the body which is subject to corruption and suffering, much more is the better not unworthy, to make one not liable to corruption or suffering.