Übersetzung
ausblenden
Über die Auferstehung der Toten (BKV)
12.
Den von der Entstehungsursache abgeleiteten Beweis bekommen wir, wenn wir uns fragen, ist der Mensch von ungefähr und zwecklos erschaffen worden oder zu einem bestimmten Zwecke; und wenn das letztere der Fall ist, ist er dann da, um nach seiner Erschaffung für sich selbst zu leben und in der ihm angeschaffenen Natur fortzubestehen oder, weil ein anderes Wesen seiner bedarf; wenn er aber in Hinsicht auf ein Bedürfnis erschaffen wurde, ist es dann der Schöpfer selbst, der seiner bedarf, oder irgendein anderes Wesen, das diesem nahe steht und sich hoher Fürsorge erfreut. Was wir schon bei einer allgemeineren Betrachtung finden können, ist die Tatsache, daß jeder Verständige, jeder, der sich durch vernünftiges Urteil zu einer Tätigkeit bewegen läßt, nichts von dem, was er vorsätzlich ins Werk setzt, zwecklos tut, sondern entweder um ein eigenes Bedürfnis zu befriedigen oder einem anderen Wesen, für das er besorgt ist, zu nützen oder wegen des Werkes selbst, wenn ihn nämlich ein natürlicher Zug, eine natürliche Liebe zu dessen Hervorbringung bewegt. So baut der Mensch (ein Beispiel möge die Sache erläutern) ein Haus, weil er selbst dessen bedarf; er baut aber auch für Rinder, Kamele oder für die anderen Tiere, die er benötigt, das einem jeden derselben passende Obdach; wenn man nach dem Augenschein urteilt, tut er dies nicht zu eigenem Gebrauche, wohl aber, wenn man den Endzweck berücksichtigt; zunächst tut er es aus Fürsorge für seine Pfleglinge. Er erzeugt auch Kinder, nicht etwa weil er selbst deren bedarf oder um eines anderen Wesens willen, das ihm nahe steht, sondern in der Absicht, daß seine Sprößlinge einfach da sind und da bleiben solang als möglich, wobei er sich mit der Nachfolge seiner Kinder und Enkel über sein eigenes Ende tröstet und das S. 354 Sterbliche auf diese Weise unsterblich zu machen wähnt. So machen es die Menschen. Indes hat auch Gott den Menschen wohl nicht zwecklos erschaffen; denn er ist weise; kein Werk der Weisheit aber entbehrt des Zweckes. Auch hat er ihn nicht erschaffen, weil er selbst seiner bedürfte; denn er bedarf überhaupt nichts; einem Wesen aber, das vollständig bedürfnislos ist, kann keines seiner Werke zu eigenem Bedarfe dienen. Er hat aber auch den Menschen nicht um eines andern Geschöpfes willen gemacht; denn kein vernünftiges und urteilsfähiges Wesen wurde oder wird ins Dasein gesetzt, um einem anderen Wesen, sei es nun ein höheres oder ein geringeres, zum Gebrauche zu dienen, sondern um selbsteigenes Leben zu haben, wenn es einmal geworden ist, und selbsteigenen Fortbestand. Auch kann die Vernunft die Entstehung des Menschen nicht auf irgendein Bedürfnis zurückführen; denn die unsterblichen Wesen sind bedürfnislos und brauchen zu ihrer Existenz in keiner Weise eine menschliche Hilfe; die unvernünftigen Wesen dagegen müssen sich nach dem natürlichen Lauf der Dinge beherrschen lassen und dem Menschen die ihrer Natur entsprechenden Dienste leisten, während sie selbst nicht fähig sind, sich der Menschen zu bedienen; denn recht war es nicht und ist es nicht, das Herrschende und Führende in den Dienst eines Geringeren zu stellen oder das Vernünftige dem Unvernünftigen unterzuordnen, das doch zum Herrschen ungeeignet ist. Wenn also der Mensch nicht grund- und zwecklos geschaffen ist (denn kein göttliches Werk ist zwecklos), wenn ferner seine Entstehung weder auf ein Bedürfnis des Schöpfers selbst noch auf ein Bedürfnis eines anderen von Gott geschaffenen Wesens zurückzuführen ist, so ist es klar, daß in erster und allgemeinerer Hinsicht Gott den Menschen geschaffen hat, weil er eben Gott ist und weil überhaupt aus dem Schöpfungswerke seine Güte und Weisheit hervorleuchtet; betrachtet man jedoch die Sache mehr vom Standpunkt der geschaffenen Menschen aus, dann deswegen, weil er das Leben derselben will und zwar nicht ein Leben, das nur für kurze Zeit entfacht wird, dann aber gänzlich erlöschen soll. Den Reptilien freilich, den Luft- S. 355 und Wassertieren, überhaupt allem Vernunftlosen hat Gott ein kurzes Leben beschieden, dagegen hat er den Menschen, die das Bild des Schöpfers selbst in sich tragen und mit Vernunft und unterscheidendem Verstande begabt sind, ewige Fortdauer verliehen. Denn ihre Bestimmung ist es, in der Erkenntnis ihres Schöpfers und seiner Macht und Weisheit und in der Erfüllung des Gesetzes und Rechtes die ganze Ewigkeit hindurch ohne alles Leid in jenen Gütern zu leben, durch die sie auch schon ihrem vorausgehenden Leben Festigkeit und Halt gegeben haben, obwohl sie in sterblichen und irdischen Leibern wohnten. Alles, was um eines anderen willen entstanden ist, muß, sobald das, wofür es entstanden ist, aufhört, ebenfalls zu sein aufhören; es kann nicht zwecklos fortbestehen, da die Zwecklosigkeit in den Werken Gottes keine Stätte findet; was aber gerade zu dem Zwecke entstanden ist, daß es sei und seiner Natur entsprechend lebe, das kann, weil hier die Ursache mit der Hervorbringung dieser Natur am Ziele angelangt ist und offenbar nichts anderes als die Existenz bezweckte, nie einer anderen Ursache zugänglich sein, welche die Existenz völlig aufheben würde. Vielmehr muß, weil jene Ursache offenbar jedesmal die Existenz bezweckte, das entstandene Wesen auch ganz erhalten bleiben mit all den aktiven und passiven Qualitäten, die zu seiner Natur gehören; auch muß jeder seiner beiden Bestandteile das Seinige mitbeitragen; die Seele nämlich muß in dem ihr angeschaffenen Zustand gleichmäßig sein und beharren und all das leisten, was ihr naturgemäß zukommt; es kommt ihr aber zu, die Begierden des Leibes zu beherrschen und jeden einzelnen Fall mit den gehörigen Beurteilungsmitteln und Maßstäben zu beurteilen und zu messen; der Leib dagegen muß sich naturgemäß zu all dem bewegen lassen, wozu er bestimmt ist, und die ihm beschiedenen Veränderungen annehmen, nämlich außer den andern, die auf die verschiedenen Altersstufen oder auf Gestalt und Größe sich beziehen, auch die Auferstehung. Denn eine Art Veränderung und zwar die allerletzte ist sowohl die S. 356 Auferstehung als auch die Umwandlung ins Bessere, welche bei den in jener Zeit noch Lebenden erfolgen wird.
Übersetzung
ausblenden
The Treatise of Athenagoras The Athenian, Philosopher and Christian, on the Resurrection of the Dead
Chapter XII.--Argument for the Resurrection From the Purpose Contemplated in Man's Creation.
The argument from the cause will appear, if we consider whether man was made at random and in vain, or for some purpose; and if for some purpose, whether simply that he might live and continue in the natural condition in which he was created, or for the use of another; and if with a view to use, whether for that of the Creator Himself, or of some one of the beings who belong to Him, and are by Him deemed worthy of greater care. Now, if we consider this in the most general way, we find that a person of sound mind, and who is moved by a rational judgment to do anything, does nothing in vain which he does intentionally, but either for his own use, or for the use of some other person for whom he cares, or for the sake of the work itself, being moved by some natural inclination and affection towards its production. For instance (to make use of an illustration, that our meaning may be clear), a man makes a house for his own use, but for cattle and camels and other animals of which he has need he makes the shelter suitable for each of them; not for his own use, if we regard the appearance only, though for that, if we look at the end he has in view, but as regards the immediate object, from concern for those for whom he cares. He has children, too, not for his own use, nor for the sake of anything else belonging to him, but that those who spring from him may exist and continue as long as possible, thus by the succession of children and grandchildren comforting himself respecting the close of his own life, and hoping in this way to immortalize the mortal. Such is the procedure of men. But God can neither have made man in vain, for He is wise, and no work of wisdom is in vain; nor for His own use, for He is in want of nothing. But to a Being absolutely in need of nothing, no one of His works can contribute anything to His own use. Neither, again, did He make man for the sake of any of the other works which He has made. For nothing that is endowed with reason and judgment has been created, or is created, for the use of another, whether greater or less than itself, but for the sake of the life and continuance of the being itself so created. For reason cannot discover any use which might be deemed a cause for the creation of men, since immortals are free from want, and in need of no help from men in order to their existence; and irrational beings are by nature in a state of subjection, and perform those services for men for which each of them was intended, but are not intended in their turn to make use of men: for it neither was nor is right to lower that which rules and takes the lead to the use of the inferior, or to subject the rational to the irrational, which is not suited to rule. Therefore, if man has been created neither without cause and in vain (for none of God's works is in vain, so far at least as the purpose of their Maker is concerned), nor for the use of the Maker Himself, or of any of the works which have proceeded from Him, it is quite clear that although, according to the first and more general view of the subject, God made man for Himself, and in pursuance of the goodness and wisdom which are conspicuous throughout the creation, yet, according to the view which more nearly touches the beings created, He made him for the sake of the life of those created, which is not kindled for a little while and then extinguished. For to creeping things, I suppose, and birds, and fishes, or, to speak more generally, all irrational creatures, God has assigned such a life as that; but to those who bear upon them the image of the Creator Himself, and are endowed with understanding, and blessed with a rational judgment, the Creator has assigned perpetual duration, in order that, recognising their own Maker, and His power and skill, and obeying law and justice, they may pass their whole existence free from suffering, in the possession of those qualities with which they have bravely borne their preceding life, although they lived in corruptible and earthly bodies. For whatever has been created for the sake of something else, when that has ceased to be for the sake of which it was created, will itself also fitly cease to be, and will not continue to exist in vain, since, among the works of God, that which is useless can have no place; but that which was created for the very purpose of existing and living a life naturally suited to it, since the cause itself is bound up with its nature, and is recognised only in connection with existence itself, can never admit of any cause which shall utterly annihilate its existence. But since this cause is seen to lie in perpetual existence, the being so created must be preserved for ever, doing and experiencing what is suitable to its nature, each of the two parts of which it consists contributing what belongs to it, so that the soul may exist and remain without change in the nature in which it was made, and discharge its appropriate functions (such as presiding over the impulses of the body, and judging of and measuring that which occurs from time to time by the proper standards and measures), and the body be moved according to its nature towards its appropriate objects, and undergo the changes allotted to it, and, among the rest (relating to age, or appearance, or size), the resurrection. For the resurrection is a species of change, and the last of all, and a change for the better of what still remains in existence at that time.