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Über die Auferstehung der Toten (BKV)
13.
Dies (Kommende) steht für uns nicht weniger fest als das bereits Geschehene. In Anbetracht unserer Natur sind wir einerseits mit dem gegenwärtigen Lebenszustand zufrieden, mag er auch, wie es nun einmal sein muß, den Stempel der Unvollkommenheit und Vergänglichkeit tragen, anderseits aber hoffen wir mit Zuversicht auf eine Fortdauer in Unvergänglichkeit. Kein Wahngebilde menschlicher Phantasie ist es, worauf wir bauen, keine trügerische Hoffnungen sind es, womit wir uns nähren, sondern wir haben dem untrüglichsten, dem verlässigsten Bürgen vertraut, nämlich der Absicht unseres Schöpfers, die ihn bewog, den Menschen aus einer unsterblichen Seele und einem Leibe zu bilden und ihn mit Verstand und einem eingepflanzten Sittengesetz auszustatten, damit er das Heil erlange und die göttlichen Gaben bewahre, die einem verständigen und vernünftigen Leben angepaßt sind. Denn wir sind fest überzeugt, Gott hätte ein solches Wesen nicht hervorgebracht und mit allen zu einer Fortdauer dienlichen Mitteln ausgestattet, wenn er die Fortdauer dieses Geschöpfes nicht gewollt hätte. Wenn also der Weltschöpfer den Menschen dazu geschaffen hat, daß er ein verständiges Leben habe und, nachdem er einmal Gottes Herrlichkeit und Schöpferweisheit geschaut, immerdar in der Schauung dieser Dinge bleibe, wie es der Absicht des Schöpfers und der Natur des Menschen entspricht, so ergibt sich aus der Entstehungsursache die Gewißheit der ewigen Fortdauer, aus dieser aber die Gewißheit der Auferstehung, ohne die es eine Fortdauer des Menschen nicht geben könnte. So wird also die Auferstehung, wie aus dem Gesagten ersichtlich ist, durch die Entstehungsursache und durch des Schöpfers Absicht klar bewiesen. Soviel also über die Entstehungsursache, wodurch der Mensch in die Welt eingeführt wurde. Im Anschlusse daran haben wir nun zu betrachten, was naturgemäß oder in logischer Verknüpfung weiterhin folgt. Nun aber kommt nach dem Gange unserer Untersuchung zuerst die S. 357 Entstehungsursache zur Sprache, dann die Natur der geschaffenen Menschen, hierauf das Gericht, welches der Schöpfer in seiner Gerechtigkeit über die Menschen halten wird, schließlich des Lebens Endziel. Nachdem wir den ersten Punkt erledigt haben, müssen wir jetzt die Natur des Menschen betrachten.