Übersetzung
ausblenden
Über die Auferstehung der Toten (BKV)
19.
Denen also, die zwar die Vorsehung anerkennen und somit die nämlichen Grundanschauung S. 366 haben wie wir, dann aber in unbegreiflicher Weise ihren eigenen Voraussetzungen untreu werden, könnte man solcherlei Beweise und, wollte man das in gedrängter Kürze und in Eile Vorgebrachte erweitern, noch viel mehr als diese entgegenhalten. Anders wären die zu behandeln, die schon in den Grundanschauungen von uns abweichen; da wäre es vielleicht gut, von einem anderen, noch allgemeineren Grundsatz auszugehen, indem man den strittigen Punkt mit ihnen selbst der Anzweiflung unterwirft und folgendes untersucht: Bleibt denn wirklich das ganze menschliche Leben und Streben ein für allemal unbeachtet, ist denn wirklich so dichte Finsternis über die Erde ausgegossen, daß sie die Menschen und ihre Handlungen unsichtbar und unhörbar macht, oder ist es nicht viel sicherer anzunehmen, daß der Schöpfer seine Werke lenkt und leitet, auf alles irgendwie Seiende oder Werdende hinschaut und über Werke und Gedanken Gericht hält? Denn gäbe es über die Werke der Menschen nicht irgendwo ein Gericht, so hätten diese vor den unvernünftigen Tieren nichts voraus; ja sie wären noch unglücklicher daran als diese, da sie ihre Leidenschaften bezwingen müssen und nach Frömmigkeit, Gerechtigkeit und sonstigen Tugenden zu streben haben; am besten wäre es dann, wie das liebe Vieh dahinzuleben; die Tugend wäre ein leerer Wahn, die Androhung von Strafen eine platte Lächerlichkeit; der uneingeschränkte Genuß wäre der Güter höchstes; jener eine Satz, der allen Lebemännern und Genußmenschen so sehr behagt, würde allgemeines Dogma sein und oberstes Moralgesetz: „Lasset uns essen und trinken, denn morgen müssen wir sterben 1“. Ja nach der Lehre einiger ist das Endziel eines solchen Lebens auch nicht in der Lust zu suchen, sondern in absoluter Empfindungslosigkeit. Wenn nun aber der Schöpfer des Menschengeschlechtes für seine Werke Sorge trägt und das gerechte Gericht über die im Leben vollbrachten guten oder bösen Werke irgendwo stattfinden muß, so könnte dies entweder im gegenwärtigen Leben geschehen, solange S. 367 diejenigen, die tugendhaft oder schlecht lebten, noch da sind, oder nach dem Tode, solange sie noch getrennt und aufgelöst sind. Jedoch nach keiner dieser beiden Möglichkeiten sieht man das gerechte Gericht sich vollziehen. Denn im gegenwärtigen Leben wird weder den Braven die Tugend noch den Bösen die Schlechtigkeit vergolten. Ich will gar nicht erwähnen, daß in unserem gegenwärtigen Lebenszustande die sterbliche Natur gar nicht fähig wäre, für zahlreichere oder schwerere Vergehungen die entsprechende Strafe zu tragen. Ein Räuber, ein Herrscher oder Tyrann, der Tausende und Abertausende ungerecht ums Leben gebracht hat, kann durch sein einmaliges Sterben wohl nicht die schuldige Busse für seine Missetaten entrichten. Wer sich von Gott nie eine richtige Vorstellung zu machen sucht, wer in schrankenloser Selbstüberhebung frech und gewissenlos die Gesetze bricht, wer Knaben und Weiber schändet, wer Städte ungerecht zerstört, Häuser mitsamt den Bewohnern verbrennt, ein Land verheert und dabei Gemeinden und Stämme oder gar ein ganzes Volk vertilgt, wie könnte ein solcher mit seinem vergänglichen Leibe stark genug sein, um die solchen Verbrechen gebührende Strafe abzubüßen, da ja der Tod die volle Vergeltung ausschließt und die sterbliche Natur zu schwach ist, auch nur für einen dieser Frevel die Strafe auszuhalten? Im gegenwärtigen Leben findet also das gerechte Gericht nicht statt. Aber auch nicht nach dem Tode.
Is. 22,13; 1Kor. 15,32. ↩
Übersetzung
ausblenden
The Treatise of Athenagoras The Athenian, Philosopher and Christian, on the Resurrection of the Dead
Chapter XIX.--Man Would Be More Unfavourably Situated Than the Beasts If There Were No Resurrection.
In replying, then, to those who acknowledge a divine superintendence, and admit the same principles as we do, yet somehow depart from their own admissions, one may use such arguments as those which have been adduced, and many more than these, should he be disposed to amplify what has been said only concisely and in a cursory manner. But in dealing with those who differ from us concerning primary truths, it will perhaps be well to lay down another principle antecedent to these, joining with them in doubting of the things to which their opinions relate, and examining the matter along with them in this manner--whether the life of men, and their entire course of existence, is overlooked, and a sort of dense darkness is poured down upon the earth, hiding in ignorance and silence both the men themselves and their actions; or whether it is much safer to be of opinion that the Maker presides over the things which He Himself has made, inspecting all things whatsoever which exist, or come into existence, Judge of both deeds and purposes. For if no judgment whatever were to be passed on the actions of men, men would have no advantage over the irrational creatures, but rather would fare worse than these do, inasmuch as they keep in subjection their passions, and concern themselves about piety, and righteousness, and the other virtues; and a life after the manner of brutes would be the best, virtue would be absurd, the threat of judgment a matter for broad laughter, indulgence in every kind of pleasure the highest good, and the common resolve of all these and their one law would be that maxim, so dear to the intemperate and lewd, "Let us eat and drink, for to-morrow we die." For the termination of such a life is not even pleasure, as some suppose, but utter insensibility. But if the Maker of men takes any concern about His own works, and the distinction is anywhere to be found between those who have lived well and ill, it must be either in the present life, while men are still living who have conducted themselves virtuously or viciously, or after death, when men are in a state of separation and dissolution. But according to neither of these suppositions can we find a just judgment taking place; for neither do the good in the present life obtain the rewards of virtue, nor yet do the bad receive the wages of vice. I pass over the fact, that so long as the nature we at present possess is preserved, the moral nature is not able to bear a punishment commensurate with the more numerous or more serious faults. For the robber, or ruler, or tyrant, who has unjustly put to death myriads on myriads, could not by one death make restitution for these deeds; and the man who holds no true opinion concerning God, but lives in all outrage and blasphemy, despises divine things, breaks the laws, commits outrage against boys and women alike, razes cities unjustly, burns houses with their inhabitants, and devastates a country, and at the same time destroys inhabitants of cities and peoples, and even an entire nation--how in a mortal body could he endure a penalty adequate to these crimes, since death prevents the deserved punishment, and the mortal nature does not suffice for any single one of his deeds? It is proved, therefore, that neither in the present life is there a judgment according to men's deserts, nor after death.