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Über die Auferstehung der Toten (BKV)
23.
Das allerwidersinnigste indes ist es, wenn man zur Haltung der göttlichen Gebote den ganzen Menschen verpflichtet, dagegen die Vergeltung für das gesetzmäßige oder gesetzwidrige Verhalten auf die Seelen einschränkt. Wenn nämlich der Empfänger der Gebote billigerweise auch die Verantwortung für eine etwaige Verletzung derselben tragen muß, der Empfänger der Gebote aber der Mensch ist und nicht die Seele für sich allein, so ist es eben der Mensch, der auch die Verantwortung für seine Fehltritte tragen muß, und nicht die Seele für sich allein. Denn nicht den Seelen hat Gott befohlen, sich gewisser Dinge zu enthalten, die ihnen ganz ferne liegen, wie Ehebruch, Mord, Diebstahl, Raub, Unehrerbietigkeit gegen die Eltern, überhaupt jede auf Beleidigung oder Schädigung des Nächsten gerichtete Begierde. Denn das Wort: „Ehre deinen Vater und deine Mutter!“ paßt nicht auf die Seelen als solche; diese Titel kommen ja nicht den Seelen zu; denn nicht Seelen, die etwa Seelen erzeugen, werden als Vater oder Mutter bezeichnet, sondern Menschen, welche Menschen erzeugen, Auch das Gebot: „Du sollst nicht ehebrechen!“ kann ohne logischen Verstoß wohl nie über Seelen ausgesagt oder auf Seelen bezogen werden, da die Seelen weder geschlechtlich sich unterscheiden noch zu geschlechtlichem Verkehr geeignet sind oder ein Verlangen darnach haben; weil ein solches S. 372 Verlangen gar nicht besteht, so kommt es unmöglich zu einem Geschlechtsverkehr. Bei Wesen aber, bei denen ein Geschlechtsverkehr überhaupt ganz ausgeschlossen ist, gibt es nicht einmal den erlaubten Geschlechtsverkehr, nämlich die Ehe. Wo es aber nicht einmal den gesetzlich erlaubten Geschlechtsverkehr gibt, kann es noch viel weniger jenes unerlaubte Verlangen nach einem fremden Weibe oder eine derartige Beiwohnung geben; denn dies versteht man unter Ehebruch. Auch das Verbot des Diebstahls und der Übervorteilung kann sich nicht auf die Seelen beziehen; diese bedürfen ja gar nicht jener Dinge, um derentwillen infolge natürlichen Mangels oder Bedürfnisses Diebstähle und Räubereien begangen werden, als da sind Gold oder Silber oder ein lebendiges Wesen oder etwas anders, das zur Nahrung oder Bedeckung oder sonst einem Gebrauche dient; für eine unsterbliche Natur ist alles wertlos, was den bedürftigen Wesen als Gebrauchsgegenstand erstrebenswert erscheint. -Vollständiger hierüber zu reden sei denen überlassen, die sich mit jedem einzelnen Punkt angelegentlicher beschäftigen oder gegen Andersgesinnte erfolgreicher disputieren wollen. Uns kann das eben Gesagte und all das, was in Übereinstimmung damit die Auferstehung bewahrheitet, genügen; daher ist es wohl nicht angezeigt, noch länger bei demselben Gegenstande zu verweilen. Denn es war von vornherein nicht unsere Absicht, alles, was hier überhaupt vorgebracht werden kann, in die Besprechung hineinzuziehen. Nur in Umrissen wollten wir den Versammelten zeigen, was man über die Auferstehung denken soll; auch sollten die Beweise hiefür der Fassungskraft der Anwesenden angemessen sein.
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The Treatise of Athenagoras The Athenian, Philosopher and Christian, on the Resurrection of the Dead
Chapter XXIII.--Continuation of the Argument.
But the most irrational thing of all is this: to impose properly sanctioned laws on men, and then to assign to their souls alone the recompense of their lawful or unlawful deeds. For if he who receives the laws would also justly receive the recompense of the transgression of the laws, and if it was man that received the laws, and not the soul by itself, man must also bear the recompense for the sins committed, and not the soul by itself, since God has not enjoined on souls to abstain from things which have no relation to them, such as adultery, murder, theft, rapine, dishonour to parents, and every desire in general that tends to the injury and loss of our neighbours. For neither the command, "Honour thy father and thy mother," is adapted to souls alone, since such names are not applicable to them, for souls do not produce souls, so as to appropriate the appellation of father or mother, but men produce men; nor could the command, "Thou shalt not commit adultery," ever be properly addressed to souls, or even thought of in such a connection, since the difference of male and female does not exist in them, nor any aptitude for sexual intercourse, nor appetite for it; and where there is no appetite, there can be no intercourse; and where there is no intercourse at all, there can be no legitimate intercourse, namely marriage; and where there is no lawful intercourse, neither can there be unlawful desire of, or intercourse with, another man's wife, namely adultery. Nor, again, is the prohibition of theft, or of the desire of having more, applicable to souls, for they do not need those things, through the need of which, by reason of natural indigence or want, men are accustomed to steal or to rob, such as gold, or silver, or an animal, or something else adapted for food, or shelter, or use; for to an immortal nature everything which is desired by the needy as useful is useless. But let the fuller discussion of these matters be left to those who wish to investigate each point more exactly, or to contend more earnestly with opponents. But, since what has just been said, and that which concurs with this to guarantee the resurrection, suffices for us, it would not be seasonable to dwell any longer upon them; for we have not made it our aim to omit nothing that might be said, but to point out in a summary manner to those who have assembled what ought to be thought concerning the resurrection, and to adapt to the capacity of those present the arguments bearing on this question.