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Apologia secunda
VIII
1. Καὶ τοὺς ἀπὸ τῶν Στωϊκῶν δὲ δογμάτων, ἐπειδὴ κἂν τὸν ἠθικὸν λόγον κόσμιοι γεγόνασιν, ὡς καὶ ἔν τισιν οἱ ποιηταὶ, διὰ τὸ ἔμφυτον παντὶ γένει ἀνθρώπων σπέρμα τοῦ λόγου, μεμισῆσθαι καὶ πεφονεῦσθαι οἴδαμεν· Ἡράκλειτον μέν, ὡς προέφημεν, καὶ Μουσώνιον δὲ ἐν τοῖς καθ’ ἡμᾶς καὶ ἄλλους οἴδαμεν.
2. ὡς γὰρ ἐσημάναμεν, πάντας τοὺς κἂν ὁπωσδήποτε κατὰ λόγον βιοῦν σπουδάζοντας καὶ κακίαν φεύγειν μισεῖσθαι ἀεὶ ἐνήργησαν οἱ δαίμονες.
3. οὐδὲν δὲ θαυμαστόν, εἰ τοὺς οὐ κατὰ σπερματικοῦ λόγου μέρος, ἀλλὰ κατὰ τὴν τοῦ παντὸς λόγου, ὅ ἐστι Χριστοῦ, γνῶσιν καὶ θεωρίαν πολὺ μᾶλλον μισεῖσθαι οἱ δαίμονες ἐλεγχόμενοι ἐνεργοῦσιν· οἳ τὴν ἀξίαν κόλασιν καὶ τιμωρίαν κομίσονται ἐν αἰωνίῳ πυρὶ ἐγκλεισθέντες.
4. εἰ γὰρ ὑπὸ τῶν ἀνθρώπων ἤδη διὰ τοῦ ὀνόματος Ἰησοῦ Χριστοῦ ἡττῶνται, δίδαγμά ἐστι τῆς καὶ μελλούσης αὐτοῖς καὶ τοῖς λατρεύουσιν αὐτοῖς ἐσομένης ἐν πυρὶ αἰωνίῳ κολάσεως.
5. οὕτως γὰρ καὶ οἱ προφῆται πάντες προεκήρυξαν γενήσεσθαι, καὶ Ἰησοῦς ὁ ἡμέτερος διδάσκαλος ἐδίδαξε.
Translation
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Zweite Apologie (BKV)
8 (3). Auch Justin erwartet eine Verfolgung, zum mindesten von dem Kyniker Kreszens1.
Auch ich erwarte, von einem der Genannten verfolgt und in den Block gespannt zu werden, vielleicht von Kreszens, dem Spektakelmacher und Prahlhans2. S. 148 Denn den Namen Philosoph darf man einem Manne nicht geben, der öffentlich von uns Dinge aussagt, von denen er nichts versteht, nämlich, daß wir Gottesleugner und Majestätsverbrecher sind; das tut er nur, um der irregeführten Menge einen Gefallen zu erweisen und Freude zu machen. Denn wenn er, ohne in die Lehren Christi Einsicht genommen zu haben, gegen uns loszieht, so ist er ein nichtswürdiger Mensch und steht viel tiefer als das gemeine Volk, das doch gewöhnlich sich davon fernhält, über Dinge, die es nicht versteht, zu sprechen und Zeugnis abzulegen; hat er aber Kenntnis von ihnen genommen, ohne das Erhabene in ihnen zu verstehen, oder versteht er es zwar, tut aber so, um nicht in den Verdacht zu kommen, ein Christ zu sein, dann ist er noch viel niederträchtiger und schlimmer, da er dann als Sklave eines unvernünftigen Wahnes und der Furcht dasteht. Denn ihr sollt wissen, daß ich ihm einige diesbezügliche Fragen vorgelegt und dabei die Einsicht gewonnen und ihm auch nachgewiesen habe, daß er in Wahrheit nichts davon versteht. Zum Beweise, daß ich die Wahrheit rede, bin ich bereit, falls euch jene Unterredungen nicht hinterbracht worden sein sollten, ihm die Fragen in eurer Gegenwart noch einmal vorzulegen; das wäre ein Werk, das sich wohl auch für Kaiser geziemte. Wenn euch aber meine Fragen und seine Antworten bekannt geworden sind, dann wißt ihr, daß er von unseren Dingen nichts versteht oder, wenn er sie versteht, der Zuhörer wegen nicht zu sprechen wagt wie Sokrates, daß er sich, wie ich schon sagte, nicht als einen Freund der Weisheit, sondern des Scheines erweist, der nicht einmal den herrlichen Spruch des Sokrates achtet: „Keinenfalls darf man den Menschen höher schätzen als die Wahrheit“3. Aber ein Kyniker, der sich die Gleichgültigkeit zum Ziele S. 149 gesetzt hat, kann das Gute nirgends finden als in der Gleichgültigkeit4 .
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Dieses Kapitel steht in der Handschrift an dieser Stelle, in den Ausgaben (Maranus, Otto, Krüger) nach Kap. 2. Man beruft sich für diese Verschiebung auf Eusebius, der (hist. eccl. IV 17, 13) sagt, Justin knüpfe in der zweiten Apologie an die Erzählung von den Märtyrern (c. 2) schicklich und folgerichtig (εἰκότως καὶ ἀκολούθως) [eikotōs kai akolouthōs] die Voraussagung seines eigenen Todes; Maranus übersetzt dabei ἀκολούθως [akolouthōs] mit „unmittelbar“, was sehr unwahrscheinlich ist. Dem Gedankengange nach paßt aber das, was in der Handschrift nach Kap. 7 erzählt ist, ganz für diese Stelle, gehört aber nicht zwischen Kap. 2 und Kap. 3; vgl. Pfättisch, Der Einfluß Platos auf die Theologie Justins des Märtyrers, Paderborn 1910. 190 f. Entgangen ist Pfättisch, daß der Ausdruck ὑπό τινος τῶν ὠνομασμένων [hypo tinos tōn ōnomasmenōn], womit nur ein Dämonendiener gemeint sein kann, deutlich auf Kap. 7 hinweist, wo es heißt: αὺτοῖς (den Dämonen) καὶ τοῖς λατρεύουσιν αὐτοῖς [autois kai tois latreuousin autois]; dagegen ist in Kap. 2 von Dämonendienern nicht die Rede. ↩
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Von diesem Kyniker Kreszens erzählt Tatian (or. 19), er habe alle Menschen in Rom an Knabenliebe überboten und sei ganz von der Geldgier beherrscht gewesen; dem Justin sei er deswegen abhold gewesen, weil dieser die Philosophen der Schlemmerei und Gleißnerei beschuldigt habe. Eusebius sagt (h. e. IV 16, 1; chron. ad a. Abr. 2168), Kreszens habe auch das Martyrium Justins veranlaßt; da Kreszens aber in den echten Akten dieses Martyriums nicht erwähnt wird, ist anzunehmen, daß Eusebius für diese Behauptung keine andern Anhaltspunkte hatte als die Bemerkungen Justins (ap. II 8) und Tatians (I. I.). ↩
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Plato de rep. X p. 595c. ↩
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Die Kyniker hielten die ἀδιαφορία [adiaphoria], d. h. die Gleichgültigkeit gegen alles, was sonst den Menschen begehrenswert erscheint, für das höchste Gut; sie hatten daher für die heilige Begeisterung der Christen nur mitleidiges Lächeln und Spott. ↩