110.
1. Nachdem ich diese Worte beendet hatte, fügte ich bei: „Ihr Männer, wie ich weiß, geben eure Lehrer zu, daß alle Worte dieser Stelle auf Christus gesagt sind. Daß sie aber sagen, er sei noch nicht gekommen, auch dies weiß ich. Im Falle sie aber behaupten, er sei erschienen, sagen sie, man weiß nicht, wer S. 177 er ist1 ; erst wenn er offen in Herrlichkeit auftritt, dann wird man erkennen, wer er ist2. 2. Erst dann, so erklären sie, würde das, was in dieser Schriftstelle behauptet ist, eintreten, gerade als ob noch nichts von den Worten der Prophethie in Erfüllung gegangen wäre.
Die Toren, nicht verstehen sie, was immer wieder dargetan worden ist3, daß es nämlich nach den Prophezeiungen zwei Parusien von ihm gibt; bei der einen leidet er, ist er der Herrlichkeit und der Ehre beraubt und wird er gekreuzigt gemäß der Verkündigung4 ; bei der anderen wird er in Herrlichkeit vom Himmel erscheinen5. Diese tritt dann ein, wenn der Mann der Apostasie, der auch gegen den Höchsten Ungehöriges predigt6, auf Erden Sündhaftes gegen uns Christen wagt7, die wir von dem Gesetze und dem Worte, das aus Jerusalem durch Jesu Apostel ausging8, Gottesverehrung gelernt und zu dem Gotte Jakobs9 und dem Gotte Israel10 unsere Zuflucht genommen haben. 3. Obwohl wir uns so gut auf Krieg, Mord und alles Böse verstanden hatten, haben wir alle auf der weiten Erde unsere Kriegswaffen umgetauscht, die Schwerter in Flugscharen, die Lanzen in (andere) Ackergeräte11, und züchten Gottesfurcht, Gerechtigkeit, Menschenfreundlichkeit, Glaube und Hoffnung, welche vom Vater selbst durch den Gekreuzigten gegeben ist. Dabei sitzt jeder von uns unter seinem eigenen Weinstock, das heißt jeder hat nur das eine Weib, das ihm angetraut ist; ihr kennt S. 178 ja das Wort des Propheten12 : ‚Sein Weib ist wie ein fruchtbarer Weinstock.’ 4. Daß auf der ganzen Erde niemand uns, die wir an Jesus glauben, in Schrecken versetzt und in Sklaverei verkauft, ist klar. Wenn wir nämlich auch mit dem Schwerte hingerichtet, wenn wir gekreuzigt, den wilden Tieren vorgeworfen, gefesselt, dem Feuer und all den anderen Martern preisgegeben werden, so fallen wir, wie man weiß, doch nicht von unserem Bekenntnisse ab. Im Gegenteil, je größer das Martyrium, um so größer noch wird durch den Namen Jesu die Zahl der Gläubigen und Gottesfürchtigen. Gleichwie ein Weinstock dann, wenn jemand seine Fruchtzweige beschneidet, treibt und an ihm neue Zweige mit Blüten und Früchten entstehen, ebenso ist es auch bei uns; der von Gott und dem Erlöser Christus gepflanzte Weinstock ist nämlich sein Volk13
5. Was sonst noch in der Prophetie erwähnt ist, wird bei seiner zweiten Parusie eintreten. Wenn von der Bedrängten und der Verstoßenen, das ist von der aus der Welt Verstoßenen, die Rede ist14, so ist damit gesagt: jeder Christ ist, soweit es auf euch und all die anderen Menschen an kommt, nicht nur von seinem Eigentum, sondern auch aus aller Welt verstoßen. Jedem Christen macht ihr ja das Leben streitig. 6. Ihr allerdings sagt, euer Volk sei von diesem (prophezeiten) Schicksal betroffen. Doch wenn ihr in euren Kriegen verbannt wurdet, so waren, wie alle Schriften es bezeugen, diese eure Leiden verdient. Uns vielmehr, die wir nach Erkenntnis der göttlichen Wahrheit an euren Taten keinen Anteil nahmen, wird wie dem gerechtesten, dem allein unbefleckten und sündelosen Christus von Gott bezeugt, daß wir von der Erde genommen werden. Isaias15 ruft nämlich: ‚Siehe, wie der Gerechte zugrunde geht, und keiner sich seiner von Herzen annimmt; gerechte Männer werden weggenommen, und niemand achtet darauf.’
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Vgl. Joh. 7, 27. ↩
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Vgl. 8, 4. - Auch im Targum Jonathan zu Mich. 4, 8 wird vorausgesetzt, daß der Messias zwar erschienen sei, aber wegen der Sünden des Volkes noch verborgen bleibe. ↩
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Vgl. 14, 8; 31, 1; 32, 2; 40, 4; 49, 2; 52, 1. ↩
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Vgl. Is. 53, 2. 3. 8. 12. ↩
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Vgl. Dan. 7, 13 f.; Is. 33, 17. ↩
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Vgl. Dan. 11, 36 u. 7, 25 ↩
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Vgl. 2 Thess. 2, 3 f. ↩
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Vgl. Mich. 4, 2. ↩
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Vgl. 36, 2; 100, 4. ↩
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Vgl. 75, 2; 100, 4. ↩
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Vgl. Irenäus, Gegen Häresien IV. 34,4; Tertullian, Gegen die Juden 3. ↩
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Ps. 127, 3. ↩
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Vgl. Joh. 15, 1 f. ↩
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Mich. 4, 6. ↩
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57, 1. ↩