127.
1. Noch andere Worte dieser Art sind an den Gesetzgeber und die Propheten gesprochen. Ich glaube, meine Worte genügen. Wenn nämlich mein Gott erklärt: ‚Gott ging hinauf, weg von Abraham’1 oder ‚der Herr sprach zu Moses’2 und ‚der Herr stieg herab, um zu sehen den Turm, welchen die Söhne der Menschen erbauten’3, oder da ‚Gott die Arche des Noe von außen her abschloß’4, dürft ihr nicht glauben, daß er, der unerzeugte Gott selbst, irgendwo herabgestiegen oder hinaufgegangen ist. 2. Denn der unnennbare Vater und Herr des Weltalls kommt nirgends hin, er wandelt nicht, schläft nicht, steht nicht auf, sondern er bleibt an seinem Platz, wo immer derselbe sein mag. Er sieht scharf und hört gut, nicht jedoch mit Augen beziehungsweise Ohren, sondern mit einer Kraft, für welche wir keinen Namen haben. Alles überblickt er und alles erkennt er; keiner von uns bleibt ihm verborgen. Er bewegt sich nicht; kein Ort, nicht die ganze Welt vermag ihn zu fassen, der da war, ehe noch die Welt wurde. 3. Wie? Dieser nun soll zu jemandem S. 209 sprechen oder sich jemandem offenbaren oder am kleinsten Flecken der Erde erscheinen, da doch das Volk auf dem Sinai nicht einmal die Herrlichkeit seines Gesandten zu schauen vermochte5, da nicht einmal Moses selbst in das von ihm gebaute Zelt, wenn es von der Herrlichkeit Gottes erfüllt war, eintreten durfte, da auch der Priester nicht vor dem Tempel stehen blieb, als Salomo die Lade in das Haus zu Jerusalem trug, welches Salomo errichtet hatte?6. 4. Also weder Abraham, noch Isaak, noch Jakob, noch sonst jemand sah den Vater und unnennbaren Herrn aller überhaupt und auch Christi. Sie sahen vielmehr den, der durch den Willen des Vaters Gott war, seinen Sohn, den, der Engel war, da er dem Willen des Vaters diente, den, der nach dem Willen des Vaters durch die Jungfrau auch Mensch wurde und geboren worden ist, den, der einst Feuer war, als er vom Dornstrauch aus mit Moses sprach7. 5. Wenn wir nämlich die Schrift nicht so auffassen würden, dann würde der Vater und Herr aller nicht im Himmel gewesen sein zu jener Zeit, von der Moses berichtet hat8 : ‚Der Herr ließ über Sodoma Feuer und Schwefel regnen vom Herrn aus dem Himmel’, und zu jener Zeit, von der wiederum David erzählt hat9 : ‚Ihr Fürsten, machet auf eure Tore! Öffnet euch, ihr ewigen Tore! Einziehen wird der König der Herrlichkeit’, und zu jener Zeit, von der er weiterhin sagt10 : ‚Der Herr spricht zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde zum Schemel deiner Füße mache!’“