16.
1. Gott selbst hat durch Moses1 also gerufen: ‚Ihr sollt beschneiden eure Hartherzigkeit, und euren Nacken sollt ihr nicht mehr verhärten; denn der Herr, euer Gott und der Herr der Herren, ist ein großer, starker und furchtbarer Gott, der nicht die äußere Gestalt anstaunt und fürwahr keine Geschenke annimmt. Und im Buche Levitikus2 sagt er: ‚Da sie sich verfehlten und mich verachteten, und da sie vor mir meine Wege durchkreuzten, so habe auch ich ihre Wege durchkreuzt, und ich werde sie vernichten in dem Lande ihrer Feinde. Dann wird ihr unbeschnittenes Herz zur Einkehr kommen.‘ 2. Denn die von Abraham eingeführte fleischliche Beschneidung wurde als Erkennungszeichen gegeben, damit ihr von den übrigen Völkern und uns abgesondert seid, damit ihr allein erleidet, was ihr jetzt mit Recht erduldet, damit ‚euer Land verwüstet werde, die Städte vom Feuer niedergebrannt werden, Fremde vor euch die Früchte verzehren‘3 und keiner von euch Jerusalem betrete. 3. Denn durch nichts anderes als durch eure fleischliche Beschneidung unterscheidet ihr euch von den übrigen Menschen. Keiner von euch wird nämlich, wie ich glaube, zu leugnen wagen, daß Gott die Zukunft voraus wußte und voraus weiß, und daß er jedem den gebührenden Lohn vorher bestimmt. Es ist also gut und recht für euch, daß euch dies passiert ist4. 4. Den Gerechten habt ihr ja getötet und vor ihm S. 25 seine Propheten5. Und jetzt verstoßt ihr die, welche auf ihn und auf den allmächtigen Gott, den Weltschöpfer, der ihn gesandt hat, ihre Hoffnung setzen, und entehrt sie, soweit es bei euch möglich ist, indem ihr die Christusgläubigen in euren Synagogen verfluchet6. Denn Hand an uns zu legen, dazu habt ihr nicht die Macht dank denen, welche jetzt regieren; getan aber habt ihr es, so oft ihr konntet. 5. Daher ruft auch Gott euch durch Isaias7 also zu: ‚Sehet, der Gerechte ging zugrunde, und niemand hat Einsicht. Denn vom Unrecht ist weggenommen der Gerechte. Er wird in Frieden sein; sein Grab ist fortgenommen aus der Mitte. Ihr seid hierhergekommen, sündhafte Söhne, Brut der Ehebrecher und Kinder der Buhlerin! Über wen machtet ihr euch lustig, gegen wen sperrtet ihr den Mund auf und strecktet ihr die Zunge heraus?‘
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Deut. 10,16 f. ↩
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26,40 f. ↩
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Is. 1,7. ↩
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Vgl. Tertullian, Gegen die Juden 3; Irenäus, Gegen die Häresien IV. 16,1. ↩
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Vgl. Is. 57,1; Apg. 7,52; 1Thess. 2,15; Hebr. 11,32-40. ↩
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Die 12. Beracha der Schmone Esre, d. i. des jüdischen Hauptgebetes, welches jeder Israelite täglich dreimal zu beten hatte, lautet nach einem erst in neuerer Zeit in Kairo entdeckten Texte: „Den Abtrünnigen sei keine Hoffnung! Und frevlerische Herrschaft rotte eiligst aus in unseren Tagen! Und die Nozrim und Minim (d. i. die Nazaräer-Christen und die Ketzer überhaupt) mögen schnell zugrunde gehen! Sie mögen getilgt werden aus dem Buche des Lebens und mit den Gerechten nicht angeschrieben werden! Gelobt seist Du, Herr, der Du beugest Übermütige!“ Vgl. H. Strack, Jesus, die Häretiker und die Christen, nach den ältesten jüdischen Angaben (Leipzig 1910) S. 66* f. ↩
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57,1-4) . ↩