45.
1. Tryphon bemerkte: „Zwar scheint es, als würde ich dich hindern, jene Erklärungen zu geben, die S. 67 — wie du sagst — notwendig der Untersuchung bedürfen, aber da eine Frage, welcher ich gerne nachgehen möchte, mir keine Ruhe läßt, so gib mir nun zunächst nach!“ Ich antwortete: „Gehe allen Fragen nach, welche du untersuchen willst, und wie sie dir einfallen! Ich werde nämlich erst, wenn Frage und Antwort gegeben sind, das Thema wieder aufzunehmen1 und zu beenden versuchen.
2. Tryphon entgegnete: „Sage mir nun: werden diejenigen, welche nach dem mosaischen Gesetze lebten, bei der Auferstehung von den Toten ein Leben ähnlich dem des Jakob, Enoch und Noe führen oder nicht?“
3. Ich antwortete ihm: „Mein Herr, ich habe die Worte des Ezechiel2 zitiert: ‚Auch wenn Noe, Daniel und Jakob Söhne und Töchter erbitten würden, ihre Bitte wird nicht gewährt werden, sondern es ist klar, daß jeder auf Grund seiner Gerechtigkeit gerettet werden wird.‘ Damit erklärte ich, daß auch diejenigen, welche nach dem mosaischen Gesetze gelebt haben, in ähnlicher Weise3 werden gerettet werden. Im Gesetze des Moses ist nämlich verordnet, daß diejenigen, welche seinen Bestimmungen unterworfen sind, das tun sollen, was den Naturgesetzen der Moral, der Religion, des Rechtes entspricht4. Aber, wie geschrieben steht, sind Verordnungen auch wegen der Hartherzigkeit des Volkes erlassen; dieselben wurden ebenfalls von den Dienern des Gesetzes beobachtet. 4. Wer das, was allgemein, von Natur und ewig gut ist, tat, ist Gott wohlgefällig und wird deshalb durch unseren Christus bei der Auferstehung wie die früheren Gerechten, wie Noe, Enoch, Jakob und dergleichen gerettet und in die Zahl jener eingereiht werden5, welche den Sohn Gottes in unserem Christus erkannten, der vor S. 68 Luzifer6 und vor dem Monde7 war und der durch die erwähnte Jungfrau aus dem Hause Davids Fleisch annehmen und geboren werden wollte, damit durch diese Heilstatsache die Schlange, die Missetäterin in der Urzeit, und die gesinnungsverwandten Engel niedergeschlagen werden8 und der Tod sein Ansehen verliere und bei der zweiten Ankunft desselben Christus von den Christgläubigen, welche in seinem Wohlgefallen leben, vollständig weiche, um nicht mehr zu sein, wenn die einen vor dem Gericht erscheinen, zum Feuer verurteilt und ohne Ende bestraft werden, während die anderen ohne Leid, ohne Vergänglichkeit, ohne Schmerz und ohne Tod sich zusammenfinden“9.