58.
1. Ich fuhr fort: „Schriftstellen will ich euch zitieren. Einer vollständig kunstgerechten Darstellung bemühe ich mich nicht; denn dazu habe ich kein Talent. Nur zum Verständnis seiner Schrift hat mir Gott Gnade gegeben. Unentgeltlich und neidlos fordere ich auch alle zum Mitgenuß dieser Gnade auf. Ich will nicht gerade durch Vernachlässigung dieser Pflicht am Tage des Gerichtes, das Gott der Weltschöpfer, durch meinen Herrn Jesus Christus halten wird, verurteilt werden.“
S. 93 2. Tryphon: „Gewiß verrät auch diese deine Handlungsweise Frömmigkeit. Wenn du jedoch behauptest, kein Talent für kunstgerechte Darstellung zu besitzen, dann scheinst du dich zu verstellen.“ Ich wiederum versetzte: „Da du meinst, es sei so, soll es so sein. Ich bin aber überzeugt, die Wahrheit gesprochen zu haben. Doch schenke mir Aufmerksamkeit, damit ich vielmehr jetzt die übrigen Beweise gebe!“ „Rede!“ entgegnete jener.
3. Ich erklärte: „Meine Brüder! Wiederholt hat Moses geschrieben, daß der, welcher den Patriarchen erschien, Gott genannt wird und Engel und Herr heißt, damit ihr aus dieser Benennung erkennet, daß er, wie ihr bereits zugegeben habt, dem Vater der Welt dient. Ihr sollt euch mehrfach überzeugen, um fest zu bleiben.
4. Wo der Logos Gottes durch Moses die Geschichte Jakobs, des Enkels von Abraham, erzählt, sagt er nun folgendes1 : ‚Zur Zeit, da die Schafe sich begatten und empfingen, sah ich sie im Traume mit meinen Augen, und siehe, die Böcke und Widder, welche die Schafe und Ziegen besprangen, waren weiß gestreift, gesprengelt und hatten aschgraue Flecken. Der Engel Gottes sprach zu mir im Traume: Jakob, Jakob! 5. Ich fragte: Was gibt es, Herr? Er antwortete: Schaue auf mit den Augen und siehe auf die Böcke und Widder, welche die Schafe und Ziegen bespringen, und welche weiß gestreift und gesprenkelt sind und aschgraue Flecken haben! Denn was Laban dir tut, habe ich gesehen. Ich bin der Gott, der dir erschienen ist am Orte Gottes, woselbst du mir einen Stein gesalbt und ein Gelübde gemacht hast. Jetzt stehe nun auf und gehe fort aus diesem Lande und wandere in das Land deiner Geburt! Ich werde mit dir sein.’
6. Wiederum an anderer Stelle sagt der Logos eben von Jakob2 : ‚In jener Nacht stand er auf, nahm mit sich seine zwei Weiber, die beiden Mägde und seine elf Söhne und setzte über die Furt des Jabok. Er nahm S. 94 sie und setzte über den Fluß und schaffte alles hinüber, was er hatte. Jakob allein blieb zurück. Da rang ein Mann mit ihm bis zum Morgen. Als er aber sah, daß er nichts gegen ihn vermöge, packte er ihn an der Schenkelfläche, und die Fläche des Schenkels von Jakob wurde lahm, da er mit ihm kämpfte. Und er sprach zu ihm: Lasse mich gehen, denn die Morgenröte ist heraufgestiegen! 7. Er entgegnete: Nicht werde ich dich entlassen, wenn du mich nicht zuvor segnest. Er fragte ihn: Welches ist dein Name? Er erwiderte: Jakob. Er versetzte: Nicht Jakob soll dein Name sein, sondern Israel, da du stark warst mit Gott, wirst du auch kräftig sein mit Menschen. Jakob aber fragte und sprach: Tue mir deinen Namen kund! Er entgegnete: Wozu fragst du mich nach meinem Namen? Und er segnete ihn daselbst. Jakob nannte jenen Ort ‚Angesicht Gottes’; denn Gott habe ich gesehen von Angesicht zu Angesicht, und meine Seele freute sich.’
8. Wiederum an anderer Stelle berichtet der Logos noch einmal über Jakob, wie folgt3 : „Jakob kam nach Luza, das im Lande Kanaan liegt, nach Bethel, er und das ganze Volk, das bei ihm war. Dort baute er einen Altar und nannte jenen Ort Bethel. Denn hier war ihm Gott erschienen, als er vor seinem Bruder Esau geflohen war. Es starb aber Deborra, die Amme Rebekkas, und sie wurde unterhalb Bethel unter der Eiche begraben, welche Jakob Klageeiche nannte. Gott aber erschien dem Jakob noch einmal in Luza, als er aus Mesopotamien in Syrien zurückkehrte, und er segnete ihn. Und Gott sprach zu ihm: Nicht mehr soll dein Name Jakob heißen, sondern er soll Israel sein.’
9. Gott wird er genannt, Gott ist er und wird er sein“4.
10. Da alle mit dem Haupte zunickten, fuhr ich fort: „Weil ich es für notwendig erachte, teile ich euch auch die Worte mit, welche uns über die Art und Weise S. 95 berichten, in der er dem Jakob auf seiner Flucht vor seinem Bruder Esau erschien, er, der Engel, Gott und Herr, der dem Abraham in der Gestalt eines Mannes sich offenbarte5 und gerade mit Jakob in der Gestalt eines Menschen kämpfte6. 11. Die Worte lauten7 : ‚Jakob zog fort von dem Eidesbrunnen und kam nach Charan. Er gelangte an den Ort und schlief da ein; denn die Sonne war untergegangen. Er nahm einen Stein des Platzes, legte ihn unter sein Haupt, schlief ein an jenem Ort und träumte. Und siehe, aufgerichtet war auf der Erde eine Leiter, deren Spitze bis zum Himmel reichte. Die Engel Gottes stiegen an derselben auf und nieder, der Herr aber stand über derselben. 12. Dieser sprach: Ich bin der Herr, der Gott Abrahams, deines Vaters, und Isaaks. Fürchte dich nicht! Das Land, auf dem du schläfst, will ich dir und deiner Nachkommenschaft geben. Und deine Nachkommenschaft wird sein wie der Sand der Erde, und er wird sich ausbreiten nach Westen, Süden, Norden und Osten. In dir und deiner Nachkommenschaft werden alle Stämme der Erde gesegnet werden. Siehe, ich bin mit dir und beschütze dich auf allen Wegen, die du wandelst. Ich werde dich zurückbringen in dieses Land; denn wahrlich ich werde dich nicht verlassen, bis daß ich alles getan habe, was ich dir gesagt habe. 13. Jakob erwachte aus seinem Traume und sprach: Der Herr ist an diesem Orte, ich aber wußte es nicht. Und er fürchtete sich und sprach: Wie furchtbar ist dieser Ort! Hier ist nichts anderes als Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels. Jakob stand auf am Morgen, nahm den Stein, den er daselbst unter sein Haupt gelegt hatte, stellte ihn auf als Denkmal und goß Öl oben darauf. Jakob nannte den Ort ‚Haus Gottes’; zuvor hatte die Stadt den Namen Ulammaus’.“