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Address of Tatian to the Greeks
Chapter XXXV.--Tatian Speaks as an Eye-Witness.
The things which I have thus set before you I have not learned at second hand. I have visited many lands; I have followed rhetoric, like yourselves; I have fallen in with many arts and inventions; and finally, when sojourning in the city of the Romans, I inspected the multiplicity of statues brought thither by you: for I do not attempt, as is the custom with many, to strengthen my own views by the opinions of others, but I wish to give you a distinct account of what I myself have seen and felt. So, bidding farewell to the arrogance of Romans and the idle talk of Athenians, and all their ill-connected opinions, I embraced our barbaric philosophy. I began to show how this was more ancient than your institutions, 1 but left my task unfinished, in order to discuss a matter which demanded more immediate attention; but now it is time I should attempt to speak concerning its doctrines. Be not offended with our teaching, nor undertake an elaborate reply filled with trifling and ribaldry, saying, "Tatian, aspiring to be above the Greeks, above the infinite number of philosophic inquirers, has struck out a new path, and embraced the doctrines of Barbarians." For what grievance is it, that men manifestly ignorant should be reasoned with by a man of like nature with themselves? Or how can it be irrational, according to your own sophist, 2 to grow old always learning something?
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Chap. xxxi. [With what calm superiority he professes himself a barbarian! I honour the eye-witness who tells not only what he had seen, but what he felt amid such evidences of man's degradation and impiety.] ↩
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Solon. Bergh., Poetae Graec. Lyr., fr. 18. [The interest and biographical importance of this chapter must be apparent.] ↩
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Rede an die Bekenner des Griechentums (BKV)
35.
(1) [Was ich hier darlegte, darüber bin ich nicht etwa von einem anderen belehrt worden. Denn ein großes Stück Erde habe ich bereist und sowohl euere Sophistik betrieben als auch mancherlei Künste und Erfindungen zu sehen bekommen, bis ich zuletzt in der Stadt der Römer Aufenthalt nahm und die von euch dorthin gebrachten Statuen aller Art aus eigener Anschauung kennen lernte1. Auch suche ich nicht, wie die Mehrzahl zu tun pflegt, meine Meinung durch fremde Ansichten zu stützen, sondern nur von alledem, wovon ich mir selbst einen Begriff machen kann, davon will ich auch einen zusammenfassenden Bericht erstatten. (2) Eben deshalb sagte ich sowohl der Großsprecherei der Römer als auch der Windbeutelei der Athener Lebewohl2 und begann mich an unsere „barbarische“ Philosophie zu halten3. Inwiefern diese älter ist als euer Kultus, fing ich zwar schon aufzuzeichnen an, schweifte aber wegen einer notwendigen Ausführung vom Thema ab und will es jetzt, gelegentlich meines Vortrags über das barbarische Lehrsystem, zu beendigen4 trachten. (3) Habt nur keinen Widerwillen gegen meinen Unterricht und bemüht euch nicht, mir mit einer geschwätzigen und albern-witzigen Einrede zu kommen, indem ihr etwa ruft: „Tatian fördert über die Griechen, über die unzählige Menge ihrer Philosophen hinweg die Lehrsätze S. 251 der - Barbaren zutage!“ (4) Wäre es denn so unerträglich, daß Menschen, deren Unwissenheit offenbar geworden ist, von einem, der noch jüngst ihr Leidensgenosse war5, überwiesen werden? Kann man es auch nur ungereimt nennen, wenn man nach dem Ausspruch eueres eigenen Sophisten „mit zunehmendem Alter immer noch viel Neues erntet“6?]
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Vgl. Kap. XXIX 1. ↩
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*Ich streiche δόγμασιν ἀσυναρτήτοις, s. TsgA. S. 10 ff. ↩
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Vgl. Kap. I 4; 7; II 1; III 8; XLII 1. ↩
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*Ergänze περαίνειν, s. TsgA. S. 10 ff. ↩
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Mit Unrecht hat man aus dieser Bemerkung gefolgert, daß Tatian, als er seine Rede hielt, ein Neubekehrter gewesen sei, vgl. zu Kap. XIII 4; XV 3; 9; XVIII 2; XX 2; 4 XXIII 5; s. TsgA. S. 47 Anm.; vgl. Puech, Recherches S. 154, Anm. 4. ↩
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*Solon fr. 18, aber lies πολλὰ statt πάντα, das sinnwidriger Schreibfehler ist; vgl. Otto, Sprichw. d. Römer S. 317, n. 3. ↩