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Oratio ad Graecos
30
Τούτων οὖν τὴν κατάληψιν πεποιημένος βούλομαι καθάπερ τὰ νήπια τῶν βρεφῶν (***) ἀποδύσασθαι. τὴν γὰρ τῆς πονηρίας σύστασιν ἐοικυῖαν τῇ τῶν βραχυτάτων σπερμάτων ἴσμεν ἅτε διὰ μικρᾶς ἀφορμῆς τούτου κρατυνθέντος, πάλιν δ' αὖ λυθησομένου, ἡμῶν πειθομένων λόγῳ θεοῦ καὶ μὴ σκορπιζόντων ἑαυτούς. διά τινος γὰρ ἀποκρύφου θησαυροῦ τῶν ἡμετέρων ἐπεκράτησεν, ὃν ὀρύττοντες κονιορτοῦ μὲν ἡμεῖς ἐνεπλήσθημεν, τούτῳ δὲ τοῦ συνεστάναι τὴν ἀφορμὴν παρέσχομεν. τὸ γὰρ αὑτοῦ πᾶς ὁ ἀποδεχόμενος κτῆμα τοῦ πολυτιμοτέρου πλούτου τὴν ἐξουσίαν ἐχειρώσατο. ταῦτα μὲν οὖν πρὸς τοὺς ἡμῶν οἰκείους εἰρήσθω· πρὸς δὲ ὑμᾶς τοὺς Ἕλληνας τί ἂν ἕτερον ἢ τὸ μὴ τοῖς κρείττοσιν λοιδορεῖσθαι μηδ', εἰ βάρβαροι λέγοιντο, ταύτην λαμβάνειν τῆς χλεύης τὴν ἀφορμήν; τοῦ γὰρ πάντας ἀλλήλων ἐπακούειν τῆς διαλέκτου μὴ δύνασθαι τὴν αἰτίαν εὑρεῖν, ἢν ἐθέλητε, δυνήσεσθε· <τοῖς> ἐξετάζειν γὰρ βουλομένοις τὰ ἡμέτερα ῥᾳδίαν καὶ ἄφθονον ποιήσομαι τὴν διήγησιν.
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Rede an die Bekenner des Griechentums (BKV)
30.
(1) Nachdem ich also unsere Torheiten erkannt habe, will ich sie ablegen, wie die Kinder ihre Unarten abstreifen1. (2) Denn wir wissen, daß die Natur des Bösen der des kleinsten Samenkornes2 gleicht, das ja schon bei geringer Veranlassung Wurzel faßt, aber wiederum ausgerodet werden wird, wenn wir dem Worte Gottes gehorchen und uns nicht selbst aus seinem Schutz verjagen3. (3) Durch einen verborgenen Schatz nämlich ist das Wort Herr über all das Unsrige geworden4, einen Schatz, bei dessen Ausgrabung wir zwar S. 242 mit Staub bedeckt werden, dem Worte aber erst die Möglichkeit bieten5, bei uns zu sein. Denn wer des Wortes ganzen Besitz erringt6, der hat damit die Macht über den kostbareren Reichtum empfangen. (4) Dies mag indes nur für die Unsrigen gesagt sein: euch Bekennern griechischer Götterlehre aber, was soll ich euch anderes zurufen, als daß ihr die Besseren nicht schmähen noch daraus, daß sie etwa „Barbaren“ heißen, einen Anlaß zu ihrer Verhöhnung nehmen sollt! [Denn die Ursache, warum sich nicht alle Menschen in derselben Sprache verständigen können7, werdet ihr, falls ihr wollt, ohne weiteres erfahren: wenn ihr nämlich unsere Lehren prüfen mögt, so werde ich euch darüber eine leichtfaßliche und lückenlose Erklärung geben8.]
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*Vgl. Koloß. 3,9; Ephes. 4,22.24 und lies: τῶν ἀπρεπῶν, s. TsgA. S. 32 ff. Puechs Darlegungen über die Stelle (Recherches S. 146, Anm. 1) konnten mich nicht eines Besseren belehren; die „Torheiten“, die wir ablegen müssen, sind die Anfechtungen der Materie, die das „Böse“ ist, vgl. Kap. XI 5 f.; XIII 4; XV 10 ff.; XVI 6; XVIII 2 f.; XX 3. ↩
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*Lies: τῶν βραχυτάτου σπέρματος. ↩
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*Joh. 10,12. Eine auffällige Parallelstelle findet sich im Euboikos des Dio von Prusa (VII) § 137: „… denn das Schlechte bleibt niemals auf demselben Punkt, sondern immer strebt und bewegt es sich vorwärts ins Schrankenlose, wenn es nicht auf eine zwingende Hemmung stößt.“ Direkte Bekanntschaft Tatians mit den Werken Dios scheint mir wahrscheinlich, vgl. zu Kap. X 2; XXIII 5; XXVIII 2. ↩
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Der „verborgene Schatz“ (s. Matth. 13,44), durch den „das Wort Herr über das Unsrige wird“ (vgl. Kap. VI 4), ist natürlich identisch mit „dem, was wir zwar einmal empfangen haben, aber infolge des Irrtums nicht festzuhalten vermochten“ (Kap. XXIX 4), also der „heilige Geist“, der „Gottes abgesandter“ ist: s. Kap. XIII 6; XV 7; XVI 4; vgl. XX 2; 6 f. ↩
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Lies mit den Handschriften: παρέσχομεν. ↩
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*Lies αὑτοῦ πᾶν statt αὑτοῦ πᾶς. Sinn: Nur wer des Wortes ganzen Besitz erringt, der hat damit die „Macht über den kostbareren Reichtum“, d. i. den Anspruch auf eigene Seligkeit errungen; denn jener „Funke des heiligen Geistes“, der auch noch in den Gefallenen zurückblieb, genügt nicht zur Erlangung der Seligkeit (Kap. XIII 5). ↩
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Vgl. Genes. 11,7. ↩
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S. TsgA. S. 9. ↩