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Rede an die Bekenner des Griechentums (BKV)
11.
(1) Wie so ich also die Geburten als vom Fatum abhängig erachten, wenn ich die Qualität derjenigen betrachte, die das Fatum verwalten? (2) Herrschen will ich nicht, nach Reichtum strebe ich nicht, militärische Würden lehne ich ab, Unzucht ist mir verhaßt, aufs Meer treibt mich kein unersättlicher Hunger nach Gold, um Siegeskränze kämpfe ich nicht, vom Wahnsinn der Ruhmsucht bin ich frei, den Tod verachte ich, über jede S. 211 Krankheit bin ich erhaben, kein Leid verzehrt meine Seele. (3) Bin ich ein Sklave, so ertrage ich die Sklaverei1; bin ich ein Freier, so prahle ich nicht mit meinem Adel. Die Sonne ist, wie ich sehe, für alle dieselbe, und derselbe Tod droht allen, ob sie in Völlerei oder in Dürftigkeit leben2. (4) Der Begüterte sät und der Bedürftige hat teil an demselben Korn. Sterben müssen auch die reichsten Leute, und die Bettler haben die gleiche Lebensgrenze. Immer mehr begehren die Wohlhabenden und diejenigen, die durch ihre Scheinheiligkeit zu Ehren gekommen sind, der Arme aber und derjenige, der sich möglichst bescheidet, indem er nur nach dem Seinigen begehrt, gewinnt es auch leichter3. (5) Was hat es für einen Sinn, daß du mir, vom Fatum getrieben, aus Habgier die Nächte durchwachst, was für einen Sinn, daß du mir, vom Fatum gelenkt, immer wieder den Sündentod stirbst, so oft du dich deinen Lüsten überläßt4? Stirb der Welt, indem du der Tollheit ihres Treibens entsagst; lebe für Gott, indem du dich durch Erkenntnis seines Wesens des alten Menschen entledigst. (6) Wir sind nicht zum Sterben geboren: wir sterben durch eigene Schuld. Zugrunde gerichtet hat uns die Freiheit unseres Willens5: Sklaven sind wir geworden, die wir frei waren, und durch die Sünde sind wir verkauft6. Nichts Böses ist von Gott geschaffen, die Bosheit haben erst wir hervorgebracht: aber die sie hervorgebracht, können sie auch wieder abtun7.
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1Kor 7,21. ↩
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Vg. Kap. XXVI 4. ↩
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Lies mit Ponschab γινόμενοι statt γίνονται S. TsgA. S. 21, dagegen Puech, Recherches S. 122 f. ↩
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Kol. 2,20. ↩
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Vgl. Kap. VII 3 f. ↩
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Röm. 7,14. ↩
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Der minutiösen Kritik, die Geffcken ZgrA. S. 108 f. an den Kapiteln XI und XXIV – XXVII geübt hat, kann ich mit Rücksicht auf den gewollt volkstümlichen Charakter der Rede (vgl. Kap IV 5; XXX 5; XXXVI 3) weder im einzelnen noch im ganzen beipflichten; s. Einl. S. 13. ↩
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Address of Tatian to the Greeks
Chapter XI.--The Sin of Men Due Not to Fate, But to Free-Will.
How, then, shall I admit this nativity according to Fate, when I see such managers of Fate? I do not wish to be a king; I am not anxious to be rich; I decline military command; I detest fornication; I am not impelled by an insatiable love of gain to go to sea; I do not contend for chaplets; I am free from a mad thirst for fame; I despise death; I am superior to every kind of disease; grief does not consume my soul. Am I a slave, I endure servitude. Am I free, I do not make a vaunt of my good birth. I see that the same sun is for all, and one death for all, whether they live in pleasure or destitution. The rich man sows, and the poor man partakes of the same sowing. The wealthiest die, and beggars have the same limits to their life. The rich lack many things, and are glorious only through the estimation they are held in; 1 but the poor man and he who has very moderate desires, seeking as he does only the things suited to his lot, more easily obtains his purpose. How is it that you are fated to be sleepless through avarice? Why are you fated to grasp at things often, and often to die? Die to the world, repudiating the madness that is in it. Live to God, and by apprehending Him lay aside your old nature. 2 We were not created to die, but we die by our own fault. 3 Our free-will has destroyed us; we who were free have become slaves; we have been sold through sin. Nothing evil has been created by God; we ourselves have manifested wickedness; but we, who have manifested it, are able again to reject it.
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Or, reading with Maranus, khan ... gen., "even though," etc. ↩
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[Think of a Chaldean heathen, by the power of grace, thus transformed. Sapiens solus liber, but the Christian alone is wise. This chapter compares favourably with the eloquence of Chrysostom in his letter to Cyriac, which, if spurious, is made up of passages to be found elsewhere in his works. Tom. iii. p. 683. Ed. Migne, Paris, 1859.] ↩
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[Comp. cap. xv., infra, and the [^6]note 6, p. 71.] ↩