Übersetzung
ausblenden
Rede an die Bekenner des Griechentums (BKV)
17.
(1) Denn über die von Demokritos aufgestellten „Sympathien“ und „Antipathien“1 habe ich nur das Eine zu sagen, daß dieser Mensch aus Abdera gebürtig und daher, wie der Volksmund sagt, ein abderitischer Schwätzer ist. Und wie derjenige, der dieser Stadt den Namen gegeben hat (er soll ein Freund des Herakles gewesen sein), von den Rossen des Diomedes zerfleischt wurde, so wird auch Demokritos, der den Magier Ostanes2 rühmte, am Tage der Vollendung dem ewigen Feuer zum Fraße übergeben werden. (2) Ihr aber werdet, wenn ihr das Lachen nicht laßt, dieselben Strafen wie die Zauberer erleiden! Deshalb, ihr Bekenner des Griechentums, horcht auf mich, wie ich gleichsam vom Himmel her meinen Ruf erhebe3, und setzt nicht höhnend euere Torheit an die Stelle der Wahrheit, deren Herold S. 222 ich bin4. (3) Kein Leiden gibt es, das durch Antipathie vertrieben wird, und kein Rasender wird geheilt durch Anhängsel, die man an Riemchen trägt. Anfälle der Dämonen sind da im Spiele und bei Krankheit und angeblichem Liebeskummer, bei Haß und Rachsucht machen die Menschen sie zu ihren Gehilfen. Ihr Unwesen aber treiben die Dämonen folgendermaßen. (4) Wie die Buchstabenformen und die aus ihnen gebildeten Zeilen nicht an und für sich fähig sind, einen Satz zum Ausdruck zu bringen, sondern erst von den Menschen für ihre Zwecke zu Signalen der Gedanken gemacht worden sind, indem sie aus der Art ihrer Zusammensetzung zu erkennen suchen, was für einen Sinn die Buchstabenfolge regelrecht ergeben so, so ähnlich sind auch die verschiedenen Rezepte von Wurzeln und Sehnen und Knochen nicht an und für sich irgendwie wirksam, sondern Symbolik der Dämonen, die in ihrer Bosheit den Zweck eines jeden dieser Stoffe bestimmt haben. (5) Sehen sie, daß die Menschen die mit solchen Mitten betriebene Hilfe annehmen, so kommen sie damit und machen schließlich die Leute zu ihren Sklaven. (6) Wie könnte man den Helfersdienst bei Ehebrüchen als gutes Werk ansehen? Wie kann man als Verdienst anrechnen, gehässige Menschen in ihren Absichten zu fördern? Oder wie wäre es sittlich, die Heilung von Rasenden der Materie und nicht Gott zuzuschreiben? (7) Durch List nämlich machen die Dämonen die Menschen von der Gottesverehrung abwendig, indem sie ihnen einreden, auf Kräuter und Wurzeln zu vertrauen. (8) Hätte Gott diese Dinge dazu geschaffen, wozu sie die Menschen gebrauchen wollen5, so wäre er der Schöpfer böser Dinge. Da er jedoch nur alles das, was irgendwie gut ist, geschaffen hat, die Lüsternheit der Dämonen aber die irdischen Dinge zu schlechten Zwecken mißbrauchte, so stammt auch alle Art Schlechtigkeit von ihnen und nicht von dem vollkommenen Gott. (9) Wie sollten aber auch, wenn ich im Leben durchaus nicht böse S. 223 war, nach meinem Tode, im Zustand der Ruhe, meine unbeweglichen und nicht einmal mehr empfindungsfähigen Gebeine irgend etwas Wahrnehmbares tun? Wie sollte ferner der eines jämmerlichen Todes Verstorbene irgend jemandem als Helfer erstehen können6? Sollte dem so sein, dann wird er wohl viel lieber seinen eigenen Feind von sich abwehren; denn wer imstande ist, sogar anderen Beistand zu leisten, der wird doch vor allem als sein eigener Rächer auftreten.
-
Demokrits Name trägt ein apokryphes Werk περὶ συμπαθειῶν καὶ ἀντιπαθειῶν, vgl. Plut. symp. II 7 p. 641b. ↩
-
Demokrit galt als Schüler des Magiers Otanes (Synkellos p. 471, 11; Plin. n.h. XXX 8 f.); s. Diels, Vorsokratiker S. 462 ff. und Wendland a.O. S. 163. ↩
-
Puech verweist z.d. St. (s. auch Recherches S. 41 f.) auf Ps.-Platons Klitophon 407 b; vgl. oben Kap. XII 12 und Justin, apol. II 12,7. ↩
-
Als „Herolde“ der Gottheit bezeichneten sich auch die kynischen Volksprediger, s. unten zu Kap. XL II 1. ↩
-
Z.B. für Liebeszauber, Befriedigung der Rachsucht u. dgl. ↩
-
Vgl. Tertull. de anima 57. ↩
Übersetzung
ausblenden
Address of Tatian to the Greeks
Chapter XVII.--They Falsely Promise Health to Their Votaries.
Concerning the sympathies and antipathies of Democritus what can we say but this, that, according to the common saying, the man of Abdera is Abderiloquent? But, as he who gave the name to the city, a friend of Hercules as it is said, was devoured by the horses of Diomedes, so he who boasted of the Magian Ostanes 1 will be delivered up in the day of consummation 2 as fuel for the eternal fire. And you, if you do not cease from your laughter, will gain the same punishment as the jugglers. Wherefore, O Greeks, hearken to me, addressing you as from an eminence, nor in mockery transfer your own want of reason to the herald of the truth. A diseased affection (pathos) is not destroyed by a counter-affection (antipatheia), nor is a maniac cured by hanging little amulets of leather upon him. There are visitations of demons; and he who is sick, and he who says he is in love, and he who hates, and he who wishes to be revenged, accept them as helpers. And this is the method of their operation: just as the forms of alphabetic letters and the lines composed of them cannot of themselves indicate what is meant, but men have invented for themselves signs of their thoughts, knowing by their peculiar combination what the order of the letters was intended to express; so, in like manner, the various kinds of roots and the mutual relation of the sinews and bones can effect nothing of themselves, but are the elemental matter with which the depravity of the demons works, who have determined for what purpose each of them is available. And, when they see that men consent to be served by means of such things, they take them and make them their slaves. But how can it be honourable to minister to adulteries? How can it be noble to stimulate men in hating one another? Or how is it becoming to ascribe to matter the relief of the insane, and not to God? For by their art they turn men aside from the pious acknowledgment of God, leading them to place confidence in herbs and roots. 3 But God, if He had prepared these things to effect just what men wish, would be a Producer of evil things; whereas He Himself produced everything which has good qualities, but the profligacy of the demons has made use of the productions of nature for evil purposes, and the appearance of evil which these wear is from them, and not from the perfect God. For how comes it to pass that when alive I was in no wise evil, but that now I am dead and can do nothing, my remains, which are incapable of motion or even sense, should effect something cognizable by the senses? And how shall he who has died by the most miserable death be able to assist in avenging any one? If this were possible, much more might he defend himself from his own enemy; being able to assist others, much more might he constitute himself his own avenger.
-
Democritus. [The Paris editors add, vide Laertium. As to Ostanes, see that invaluable thesaurus, Hofmann's Lex. Universale, vol. ii. p. 6. Leyden, 1698.] ↩
-
[Comp. cap. vi. [^7]note 6, supra. p. 67.] ↩
-
[Naviget Anticyras. On hellebore, see otherwise useless learning but illustrative of this place, in Burton, Anat. Melanchol., p. 400. Ed. New York, 1847.] ↩