12.
Denn so viele ihrer auf dem Irrwege sind, alle gehen von der Anschauung aus, daß die mosaische Gesetzgebung der Lehre des Evangeliums unähnlich und entgegengesetzt sei, haben aber gar nicht versucht, die Gründe für die Verschiedenheit beider Testamente ausfindig zu machen. Die Liebe des Vaters hat sie ja verlassen, und vom Satan sind sie aufgeblasen. Indem sie sich zur Lehre Simons des Magiers hingeneigt haben, sind sie in ihren Herzen von dem wahren Gott abgefallen und glaubten, mehr als die Apostel gefunden zu haben, indem sie einen zweiten Gott hinzuerfanden. Die Apostel hätten, noch in jüdischer Auffassung befangen, ihr Evangelium verkündet; sie aber seien offener und klüger als die Apostel. Daher haben sich auch Markion und, die von ihm abstammen, erkühnt, die Schriften zu S. 259beschneiden. Einige verwerfen sie völlig, andere kürzen das Evangelium nach Lukas und die Briefe Pauli und erkennen nur das als authentisch an, was sie selbst verstümmelt haben. Aber mit Gottes Beistand wollen wir selbst aus dem, was sie noch beibehalten haben, sie in einem andern Buche widerlegen. Die übrigen alle erkennen zwar die Schriften an, verdrehen sie aber, aufgeblasen durch ihre Afterwissenschaft, wie wir im ersten Buche gezeigt haben. Die nun von Markion abstammen, lästern sogleich den Schöpfer, indem sie sagen, er sei der Urheber des Bösen, haben aber doch insofern eine erträglichere Erklärung ihres Anfangs, als sie behaupten, daß es von Natur zwei Götter gebe, die voneinander verschieden sind, einen guten und einen bösen. Die Valentinianer aber haben einerseits anständigere Namen für den Schöpfer, indem sie ihn Vater, Herrn und Gott nennen, andrerseits aber ist ihr Dogma oder ihre Sekte um so gotteslästerlicher, als sie ihn nicht einmal von einem zu dem Pleroma gehörigen Äonen ausgegangen sein lassen, sondern von jener Sophia, die wegen ihres Fehltrittes aus dem Pleroma verstoßen wurde. Das brachte ihnen alles ihre Unkenntnis der Schrift und des göttlichen Heilsplanes ein. Wir aber werden in dem Nachfolgenden den Grund für den Unterschied beider Testamente und weiter ihre Einheit und Übereinstimmung darlegen.