14.
Noch deutlicher ergibt sich dies aus dem Briefe der Apostel, den sie weder an die Juden, noch an die Griechen, sondern an diejenigen von den Heiden gesandt haben, die an Christus glaubten, um ihren Glauben zu stärken. Als nämlich einige von Judäa nach Antiochia hinabgegangen waren, wo zu allererst die Schüler des Herrn wegen ihres Glaubens an Christus Christen genannt wurden, und denen, die an den Herrn geglaubt hatten, rieten, sich beschneiden zu lassen und die übrigen Vorschriften des Gesetzes zu beobachten, und als dann Paulus und Barnabas nach Jerusalem wegen dieser Frage zu den andern Aposteln hinaufgezogen waren und die gesamte Kirche zusammengekommen war, da sprach Petrus zu ihnen: „Männer, Brüder, ihr wißt, daß seit langer Zeit unter euch Gott mich erwählt hat, damit die Heiden aus meinem Munde das Wort des Evangeliums hören und glauben. Und Gott, der die Herzen erforscht, hat ihnen Zeugnis gegeben, indem er ihnen den Heiligen Geist gab wie auch uns, und keinen S. 261Unterschied zwischen uns und ihnen gemacht hat, indem er durch den Glauben ihre Herzen reinigte. Nun also, was versucht ihr Gott, daß ihr ein Joch auf den Nacken der Jünger legen wollt, das weder unsere Väter noch wir haben tragen können? Glauben wir doch, daß durch die Gnade unseres Herrn Jesu Christi wir gerettet werden können wie auch jene“1 . Nach ihm sprach Jakobus: „Männer, Brüder, Simon hat berichtet, wie Gott beschlossen hat, aus den Heiden ein Volk für seinen Namen anzunehmen. Damit stimmen die Reden der Propheten überein, wie geschrieben steht: Danach will ich zurückkehren und die eingestürzte Hütte Davids wieder aufbauen und das Zerstörte wiederherstellen und es aufrichten, damit auch die übrigen Menschen den Herrn suchen und alle Völker, bei denen mein Name über ihnen angerufen wird, spricht der Herr, der dies tut. Bekannt ist von Ewigkeit her sein Werk. Deswegen meine ich wenigstens für mich, daß man die nicht belästige, die aus den Heiden sich zu Gott bekehren, sondern ihnen nur befehle, sich von den Eitelkeiten der Götzen, von Unzucht und vom Blute zu enthalten, und andern nicht zu tun, was ihnen nicht geschehen soll“2 . Als nach diesen Worten alle übereinstimmten, schrieb man ihnen folgendes: „Die Apostel und die Ältesten, die Brüder, entbieten denen, die in Antiochia und in Syrien und in Cilicien sind, den Brüdern aus den Heiden, ihren Gruß. Da wir gehört haben, daß einige, die von uns kamen, euch mit ihren Reden beunruhigt haben und eure Seelen verwirrten, denen wir keinen Auftrag gegeben hatten, und die da sagten: Lasset euch beschneiden und beobachtet das Gesetz! so hat es uns, die wir zusammengekommen waren, gefallen, ausgewählte Männer zu euch zu senden mit unserm sehr geliebten Barnabas und Paulus, Männern, die ihre Seelen für den Namen unseres Herrn Jesu Christi hingegeben haben. Wir haben also Judas und Silas gesandt, die euch auch für ihre Person mündlich unsere Meinung mitteilen sollen. Denn es hat dem Heiligen Geiste und S. 262uns gefallen, keine weitere Last euch aufzuerlegen, als daß ihr — was notwendig ist — euch enthaltet von den Götzenopfern, von dem Blute und der Unzucht, und daß ihr anderen nicht tuet, was man euch nicht tun soll. Wenn ihr euch davor hütet, werdet ihr wohl daran tun, wandelnd im Heiligen Geiste“3 . Aus all diesem ist also ersichtlich, daß sie nicht die Existenz eines anderen Vaters lehrten, sondern daß sie das Neue Testament der Freiheit denen gaben, die auf neue Weise an Gott durch den Heiligen Geist glaubten. Denn durch ihre Frage: Muß man denn die Schüler noch beschneiden oder nicht? taten sie deutlich kund, daß sie nicht die Vorstellung eines andern Gottes hatten.