2.
Wenn aber Christus erst dann seinen Anfang nahm, als er in menschlicher Gestalt zu uns kam, und wenn erst zu den Zeiten des Kaisers Tiberius der Vater daran dachte, sich um die Menschen zu kümmern, und wenn so offensichtlich sein Wort nicht immer bei seinem Geschöpfe gewesen wäre, so durfte auch unter diesen Umständen kein anderer Gott verkündet werden, sondern man hätte erst die Ursachen einer so großen Sorglosigkeit und Nachlässigkeit aufsuchen müssen. Denn auf keinen Fall darf die Fragestellung derart sein und soweit sich versteigen, daß sie Gott verändert und unsern Glauben an den Schöpfer, der uns durch seine Schöpfung ernährt, aufhebt. Denn wie unser Glaube auf den Sohn zielt, so muß auch unsere Liebe zu dem Vater fest und unerschütterlich sein. Schön sagt Justin in seinem Buche gegen Markion: „Selbst dem Herrn hätte ich nicht geglaubt, wenn er einen andern Gott verkündet hätte als den Schöpfer, unsern Urheber und Ernährer. Aber da sein eingeborener Sohn von dem einen Gott, der diese Welt gemacht, uns erschaffen hat und alles umfaßt und leitet, zu uns kam, indem er sein eigenes Geschöpf in uns rekapitulierte, so steht mein Glaube an ihn fest, und unerschütterlich ist meine Liebe zu dem Vater“, indem Gottes uns beides verleiht1 .
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Wenigstens diese letzten Worte scheinen nicht mehr der verloren gegangenen Schrift Justins anzugehören. ↩