5.
Die Gebote der Knechtschaft aber hat er dem Volke besonders gegeben, wie sie zu seiner Belehrung dienlich waren. Deshalb sagt Moses selbst: „Und mir S. 370hat der Herr in jener Zeit befohlen, euch seine Gesetze und Satzungen zu geben“1 . Was also zur Knechtschaft und zum Zeichen jenen gegeben ist, hob er durch das Neue Testament der Freiheit auf. Die freien und allgemeinen Naturgebote steigerte und erweiterte er, indem er neidlos durch die Annahme an Kindesstatt den Menschen die Gnade verlieh, Gott den Vater kennen zu lernen und ihn aus ganzem Herzen zu lieben und ohne Abwendung seinem Worte zu folgen nicht nur durch die Enthaltung von schlechten Werken, sondern auch von der Begierde nach solchen. Er steigerte zugleich die Furcht, denn die Söhne müssen den Vater mehr fürchten als die Knechte und größere Liebe zu ihm haben. Deshalb sagt der Herr; „Jedes müßige Wort, welches die Menschen gesprochen haben, am jüngsten Tage werden sie dafür Rechenschaft ablegen“2 ; und: „Wer ein Weib anschaut, um ihrer zu begehren, hat schon mit ihr die Ehe gebrochen in seinem Herzen“3 ; und: „Wer seinem Bruder ohne Grund zürnt, ist schuldig des Gerichtes“4 . So sollen wir wissen, daß wir nicht nur wie die Knechte für die Handlungen Gott Rechenschaft ablegen werden, sondern auch für unsere Worte und Gedanken, als solche, welche frei über sich verfügen können, wodurch der Mensch mehr erprobt wird, ob er den Herrn ehrt, fürchtet und liebt. Deshalb sagt Petrus, daß wir „die Freiheit nicht zum Deckmantel der Bosheit haben“5 , sondern zur Erprobung und Offenbarung unseres Glaubens.