1.
Von einem Priester, der es von Schülern und Hörern der Apostel gehört hatte, hörte ich, daß für die S. 409Alten wegen der Taten, die sie ohne den Rat des Geistes begangen hatten, die Strafe genüge, welche die Schriften androhen. Da „bei Gott kein Ansehen der Person gilt“1 , so verhängt er für die Taten, die nicht seinem Willen entsprechen, eine geziemende Strafe. Als David der Gerechtigkeit wegen von Saul Verfolgung erlitt und vor dem König Saul floh und sich an seinem Feinde nicht rächte und die Ankunft Christi besang und die Völker in Weisheit lehrte und alles nach dem Rat des Geistes tat, da gefiel er Gott. Als er aber wegen seiner Begierde Betsabee, das Weib des Urias, sich zur Frau nahm, da sagt die Schrift von ihm: „Nichtswürdig erschien die Tat, die David getan hatte, in den Augen des Herrn“2 . Und der Prophet Nathan wird zu ihm gesandt und zeigt ihm seine Sünde, auf daß er über sich selbst das Urteil finde und erkenne und so Barmherzigkeit und Verzeihung von Christus erhalte. Und er sprach zu ihm: „Zwei Männer waren in einer Stadt, der eine reich und der andere arm. Der Reiche hatte sehr viele Herden von Schafen und Rindern, und der Arme nur ein einziges Schäflein, das er hielt und nährte, und das bei ihm gewesen war zugleich mit seinen Söhnen. Es aß von seinem Brote, und aus seinem Kelche trank es, und es war ihm wie eine Tochter. Und es kam ein Gast zu dem reichen Manne, und er scheute sich zu nehmen von der Herde seiner Schäfchen und von den Herden seiner Rinder und es zu machen dem Gaste, und es nahm das Schäflein des armen Mannes und setzte es dem Manne vor, der zu ihm gekommen war.“ Es erzürnte aber David sehr über jenen Menschen und sprach zu Nathan: „Der Herr lebt; ein Sohn des Todes ist jener Mensch, der dies getan hat; und das Schäflein wird er erstatten vierfach dafür, daß er getan hat diese Tat und des Armen nicht geschont hat.“ Und es sprach zu ihm Nathan: „Du bist der Mann, der dies getan hat“ usf.3 . Und er machte ihm Vorwürfe und zählte ihm auf die Wohltaten Gottes gegen ihn und sagte ihm, daß der Herr erzürnt sei, daß er dies getan habe. Diese Tat S. 410gefalle dem Herrn nicht, sondern schwerer Zorn stehe seinem Hause bevor. Darauf wurde David zerknirscht und sprach: „Ich habe gesündigt vor dem Herrn“, und verfaßte nachher den Bußspalm und erwartete die Ankunft des Herrn, der den in die Sünde verstrickten Menschen abwaschen und reinigen sollte. Ähnlich auch Salomon. Solange er gerecht urteilte und Weisheit sprach und das Vorbild des wahren Tempels erbaute, die Ruhmestaten Gottes erklärte und den Völkern den herannahenden Frieden verkündete und das Reich Gottes im voraus darstellte und 3000 Gleichnisse auf die Ankunft des Herrn und 5000 Lieder Gott zum Lobe dichtete und die Weisheit Gottes naturwissenschaftlich nachwies aus jedem Holze und jedem Kraute und aus allen Vögeln und Vierfüßern und den Fischen und sagte: „Wird denn wirklich Gott, den die Himmel nicht fassen, über der Erde mit den Menschen wohnen?“4 — da gefiel er Gott, und alle bewunderten ihn, und alle Könige der Erde suchten sein Angesicht, um seine Weisheit zu hören, die ihm Gott gegeben hatte, und die Königin des Südens kam von den Enden der Erde zu ihm, um die Weisheit, die in ihm war, kennen zu lernen. Von dieser sagt auch der Herr, daß sie im Gerichte aufstehen wird mit dem Volk derer, die seine Worte hören und nicht an ihn glauben, und sie aburteilen werde5 . Denn sie unterwarf sich der Weisheit, die durch einen Knecht Gottes verkündet wurde; diese aber verachteten die Weisheit, die ihnen von dem Sohne Gottes gegeben wurde. Denn Salomon war nur ein Knecht, Christus aber der Sohn Gottes und Herr Salomons. Solange er also Gott ohne Makel diente und seinen Anordnungen nachkam, war er in Ehre; als er aber Weiber aus allen Heidenvölkern nahm und ihnen gestattete, Götzenbilder in Israel aufzurichten, da sagt die Schrift von ihm: „Und der König Salomon war ein Liebhaber der Weiber und nahm sich fremde Weiber, und es geschah in der Zeit des Greisenalters Salomons, nicht war sein Herz vollendet mit dem Herrn, seinem Gott. Und es wandten S. 411ab die fremden Weiber sein Herz zu fremden Göttern. Und es machte Salomon Bösartiges in dem Angesichte des Herrn, und er ging nicht hinter dem Herrn wie sein Vater David. Und es erzürnte der Herr gegen Salomon, denn nicht war sein Herz vollendet in dem Herrn nach dem Herzen Davids, seines Vaters“6 . Genugsam hat die Schrift ihn getadelt, sagt ein Priester, damit gar kein Fleisch sich rühme im Angesichte Gottes.
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