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Die sich also von der Lehre der Kirche abwenden, zeihen die heiligen Presbyter der Unwissenheit, indem sie nicht erwägen, wie viel mehr fromme Einfalt wert ist, denn gott- und schamlose Sophisterei. Das gilt aber allen Häretikern, die da glauben, daß sie etwas mehr als die Wahrheit gefunden haben, wenn sie den genannten Lehren folgen, und indem sie auf verschiedene, mannigfaltige und törichte Weise ihren Weg gehen und über dasselbe nicht immer dieselben Anschauungen haben, werden sie wie Blinde von Blinden geführt. So fallen sie gerechter Weise in die verborgene Grube der Unwissenheit, da sie „immer suchen und niemals die Wahrheit finden“1 . Daher muß man vor ihren Lehren fliehen, und sorgfältigst müssen wir achtgeben, daß wir nicht irgendwo von ihnen Schaden nehmen; zu der Kirche aber muß man seine Zuflucht nehmen, in ihrem S. 527Schoß sich erziehen und von den Schriften des Herrn sich ernähren lassen. Ist doch die Kirche gepflanzt als das Paradies in dieser Welt. „Von jedem Baume des Paradieses darfst du Speise essen“, sagt der Geist Gottes2 , d. h. von jeglicher Schrift des Herrn — doch mit stolzem Sinne sollt ihr nicht essen, noch den gesamten häretischen Zwiespalt berühren. Rühmen sie sich doch selber, die Kenntnis des Guten und Bösen zu besitzen, und über Gott, ihren Schöpfer, erheben sie sich in ihren gottlosen Herzen. Über das Maß der Erkenntnis hinaus wollen sie erkennen. Deshalb mahnt auch der Apostel, „nicht höher zu sinnen, als man sinnen soll, sondern zu sinnen gemäß der Klugheit“3 , damit wir nicht von ihrer Erkenntnis, die das gebührende Maß übersteigt, essen und aus dem Paradiese des Lebens verstoßen werden. Die aber seiner Weisung gehorchen, führt der Herr dort hinein, „indem er alles in sich zusammenfaßt, was im Himmel und was auf Erden ist“4 . Das „im Himmel“ bedeutet das Geistige, das „auf Erden“ bedeutet die Heilsordnung in Betreff des Menschen. Dies also faßte er in sich zusammen, indem er den Menschen mit dem Geiste vereinte und den Geist in den Menschen einpflanzte, selbst das Haupt des Geistes wurde und den Geist das Haupt des Menschen sein ließ, denn durch ihn haben wir gesehen und gehört, und durch ihn sprechen wir.