122.
1.1 Denn nicht ohne Grund sind die Philosophensöhne der Meinung, daß alles, was die Unverständigen tun, unheilig und gottlos sei; und indem sie die Unwissenheit selbst als eine Art Wahnsinn bezeichnen, geben sie zu, daß die allermeisten nichts anders als wahnsinnig sind.
2. Die Vernunft erlaubt nun doch nicht darüber im Zweifel zu sein, was von beidem besser ist, bei gesunden Sinnen oder wahnsinnig zu sein. Wir müssen also unerschütterlich an der Wahrheit festhalten und gesunden Sinnes mit aller unserer Kraft Gott folgen und überzeugt sein, daß alle Dinge Gottes Eigentum sind, wie das ja auch der Fall ist. Ferner müssen wir auch wissen, daß wir Gottes schönster Besitz sind, und uns deshalb ihm ganz hingeben, indem wir Gott den Herrn lieben2 und dies unser ganzes Leben hindurch als unsere Aufgabe ansehen.
3. Wenn aber „der Besitz der Freunde gemeinsam ist“3 und der Mensch von Gott geliebt ist [denn er ist in der Tat Gott lieb durch die Vermittlung des Logos], so werden alle Dinge zum Eigentum des Menschen, weil alles Gott gehört4 und alles den beiden Freunden gemeinsam ist, Gott und dem Menschen.
4. Es ist nun für uns an der Zeit zu erklären, daß nur der Christ gottesfürchtig5 und reich und verständig und vornehm und deshalb Gottes Abbild mit Ähnlichkeit6 ist, S. 199 und zu sagen und zu glauben, daß er, wenn er durch Christus Jesus „gerecht und heilig mit Verstand“7 geworden ist, zugleich auch ebensosehr Gott ähnlich ist.
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Zum Folgenden vgl. Cic. Parad. 4; Tusc. disp. III 5, 10; Stob. Ecl. II 7 S. 68, 18 ff. Wachsmuth. ↩
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Vgl. Matth. 22, 37. ↩
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Vgl. Platon, Phaidros p. 279 C; Gesetze V p. 739 C; Diog. Laert. VI 37. 72; VIII 10; Zenob. IV 79; Menandros Fr. 9 CAF III p. 6 u. ö. ↩
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Vgl. Strom. V 19, 1. ↩
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Es ist μόνον θεοσεβῆ τὸν χριστιανόν zu lesen; vgl. Strom. VII 1, 1; 3, 4; 41, 3; 54, 2. ↩
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Vgl. Gen. 1, 26. ↩
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Vgl. Platon, Theaitetos p. 176 B. ↩