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Werke Clemens von Alexandrien (150-215) Protrepticus
2. Kapitel

13.

1. Nach meiner Meinung sind aber die Worte Orgien und Mysterien in folgender Weise zu erklären: Orgien ist abzuleiten von dem Zorn [ὀργή] der Deo gegen Zeus, Mysterien aber von dem an Dionysos verübten Frevel [μύσος]; willst du aber das Wort lieber von einem Attiker Myus ableiten, der nach Apollodoros1 auf der Jagd umkam, so ist es mir auch recht; dann besteht der Ruhm eurer Mysterien in einer Begräbnisfeier.

2. Du kannst aber außerdem die Mysterien, da die Buchstaben einander entsprechen, als Mytherien auffassen: denn wenn irgend welche, so machen solche Mythen Jagd [θηρεύουσιν] auf die ärgsten Barbaren unter den Thrakern, auf die größten Dummköpfe unter den Phrygern, auf die Abergläubischen unter den Griechen.

3. Verflucht sei daher der Mann, der diesen Trug für die Menschen erfand: sei es nun Dardanos, der die Mysterien der Göttermutter einführte, oder Eetion, der die samothrakischen Orgien und Weihen einrichtete, oder jener Phryger Midas, der kunstvollen Betrug von dem Odryser2 lernte und dann an seine Untertanen weitergab!3

4. Denn nie wird mich Kinyras von der Insel Kypros für sich gewinnen, er, der die wollüstigen Orgien zu Ehren der Aphrodite aus der Nacht ans S. 85 Tageslicht zu ziehen wagte und seinen Ehrgeiz dareinsetzte, eine Dirne seiner Heimat zur Göttin zu machen.4

5. Andere erzählen, daß Melampus, Sohn des Amythaon, das Fest der Deo, das ihre Trauer in Gesängen feiert, aus Ägypten nach Griechenland herübergebracht habe.5 Sie alle nenne ich Anfänger des Übels als die Urheber gottloser Mythen und verderblichen Aberglaubens, da sie die Mysterien als Samen des Unheils und des Verderbens in den Acker des Menschenlebens gesät haben.


  1. Apollodor F Gr Hist 244 F 142. ↩

  2. Orpheus. ↩

  3. Vgl. Arnob. Adv. nat. II 73. ↩

  4. Euhemeros Fr. 33 Nemethy; vgl. Arnob. Adv. nat. IV 24; Firm. Mat. De err. prof. rel. 10. ↩

  5. Vgl. Herodot II 49. ↩

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