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1. Und wie darf man sich wundern, daß das Barbarenvolk der Tyrrhener1 so schimpfliche Begebnisse zum Anlaß feierlicher Weihen nimmt, da doch — ich schäme mich, nur davon zu reden — für die Athener und das übrige Griechenland die Sagenerzählung von der Deo voll Schmach und Schande ist!2 Deo irrt nämlich auf der Suche nach ihrer Tochter Kore umher, wird in der Nähe von Eleusis [das ist ein Ort in Attika] müde und setzt sich, von Kummer erfüllt, an einen Brunnen. Dies zu tun wird noch jetzt den Mysten verboten, um den Schein zu vermeiden, als wollten die Eingeweihten die Trauernde nachahmen.
2. Es wohnten aber damals in Eleusis die Ureinwohner; ihre Namen sind Baubo,3 Dysaules und Triptolemos, außerdem Eumolpos und Eubuleus. Triptolemos war Rinderhirte, Schafhirte Eumolpos und Schweinehirt Eubuleus. Von ihnen leitete das bekannte blühende athenische Priestergeschlecht der Eumolpiden und Keryken seine Herkunft ab.
3. Und da nimmt die Baubo [denn ich will die Sache wirklich S. 90 erzählen] die Deo gastfreundlich bei sich auf und bietet ihr einen Mischtrank an; wie aber Deo sich ihn zu nehmen weigert und nicht trinken will [denn sie war voll Trauer], da wird Baubo, die in der Weigerung ein Zeichen von Geringschätzung sah, sehr ärgerlich, deckt ihre Scham auf und zeigt sie der Göttin; Deo aber freut sich an dem Anblick und nimmt jetzt endlich doch, erfreut durch den Anblick, den Trank an.