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Werke Clemens von Alexandrien (150-215) Protrepticus
2. Kapitel

26.

1.1 Die einen ließen sich sogleich durch den Anblick des Himmels täuschen; und indem sie nur ihren Augen glaubten, wurden sie beim Anblick der Bewegungen der Gestirne von Staunen erfaßt, vergötterten die Gestirne, die sie wegen des Laufens [θεῖν] Götter [θεούς] nannten,2 und beteten die Sonne an wie die Inder, und den Mond wie die Phryger.

2. Andere, die von den aus der Erde entsprossenen Pflanzen die edlen Früchte ernteten, nannten das Getreide Deo wie die Athener, und den Weinstock Dionysos wie die Thebaner.

3. Wieder andere, die beobachteten, wie der Schlechtigkeit S. 95 Vergeltung widerfährt, sahen darin das Walten göttlicher Wesen und verehrten die vergeltenden Strafen und Unglücksfälle. Daher haben die tragischen Dichter die Erinyen und Eumeniden, Sühnegötter [Παλαμναῖοι], Richter und Rächer des Frevels [Προστρόπαιοι, Ἀλάστορες] erfunden.

4. Und nach dem Vorgang der Dichter machen denn auch einige Philosophen die Erscheinungsformen eurer Gemütsstimmungen zu Göttern, wie die Furcht [Φόβος], die Liebe [Ἔρος], die Freude [Χαρά] und die Hoffnung [Ἐλπίς]. Dazu gehört auch, daß der alte Epimenides in Athen Altäre des Übermuts [Ὕβρις] und der Schamlosigkeit [Ἀναίδεια] errichtete.3

5. In anderen Fällen sind wirkliche Erlebnisse der Ausgangspunkt dafür, daß gewisse Begriffe von den Menschen vergöttert und körperlich dargestellt werden, wie Dike und Klotho und Lachesis und Atropos [die drei Schicksalsgöttinnen] und Heimarmene [Verhängnis] und Auxo [Wachstum] und Thallo [Gedeihen],4 die athenischen Göttinnen.

6. Eine sechste Art, den Trug einzubürgern und Götter zu schaffen, ist die, wonach man die zwölf Götter zählt; von ihnen singt Hesiodos seine Theogonie, und von ihnen erzählt Homeros in allen seinen Göttergeschichten.

7. Als letzte [es gibt nämlich im ganzen sieben Arten] ist noch übrig die, welche von den göttlichen Wohltaten gegen die Menschen ausgeht. Denn da sie den Urheber der Wohltaten, Gott, nicht kannten, erfanden sie als Heilgötter die Dioskuren5 und den Übelabwender Herakles und den Arzt Asklepios.


  1. Zu 26, 1–7 vgl. Diels, Doxogr. 295 ff.; Cic. De deor. nat. II 59 ff. ↩

  2. Vgl. Platon, Krat. p. 397 D. ↩

  3. Vgl. Cic. De leg. II 11, 28; Paus. I 28, 5. ↩

  4. Paus. IX 35, 2 nennt Auxo als eine der Charites, Thallo als eine der Horai. ↩

  5. Kastor und Polydeukes. ↩

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