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1.1 Einen anderen neuen Gott hat in Ägypten, ja beinahe auch bei den Griechen, der römische Kaiser2 geschaffen und als Gott verehren lassen, nämlich seinen so unvergleichlich schönen Geliebten Antinoos, den er ebenso unter die Götter versetzte wie Zeus den Ganymedes; denn wenn die Begierde nichts zu fürchten hat, läßt sie sich nicht leicht hemmen. Und nun verehren die Leute die heiligen Nächte des Antinoos, von deren Schande der Liebhaber wußte, der sie mit ihm durchwachte.
2. Was nennst du mir den einen Gott, dessen Ehre in Unzucht bestand? Und warum befahlst du sogar, ihn wie einen Sohn zu betrauern? Und warum redest du auch von seiner Schönheit? Häßlich ist die Schönheit, die durch Schändung ihrer Blüte beraubt ist. Vergewaltige nicht, Mensch, die Schönheit und schände nicht die Blüte des Jünglings! Bewahre die Schönheit rein, damit sie schön sei! Werde ein König der Schönheit, nicht ein Gewaltherr! Frei soll sie bleiben. Dann will ich deine Schönheit anerkennen, wenn du ihr Bild rein erhältst. Dann will ich der Schönheit huldigen, wenn sie das wahre Vorbild des Schönen ist.
3. Da gibt es ferner eine Grabstätte des Geliebten, einen Tempel und eine Stadt des Antinoos. Und wie die Tempel, so werden, meine ich, auch die Grabstätten bewundert, Pyramiden und Mausoleen und Labyrinthe und andere Tempel der Toten, so wie jene [die Tempel] Gräber der Götter sind.