26.
1. „Die ersten werden die letzten und die letzten werden die ersten sein“.1 Dieses Wort ist seinem geheimen Sinn und seiner Erklärung nach vieldeutig; in dem gegenwärtigen Augenblick ist die nähere Untersuchung nicht nötig. Denn es bezieht sich nicht nur auf die Wohlhabenden, sondern ohne Ausnahme auf alle Menschen, die sich einmal dem Glauben hingegeben haben. Daher soll es für diesmal auf sich beruhen. 2. Was aber den Gegenstand unserer Untersuchung betrifft, so glaube ich ganz unserem Versprechen gemäß gezeigt zu haben, daß der Heiland die Reichen in keiner Weise wegen des Reichtums selbst und wegen der Umkleidung mit Besitz ausgeschlossen oder ihnen das Heil versperrt hat, wenn sie nur fähig und willig sind, sich den Geboten Gottes zu unterwerfen, und wenn sie ihr eigenes Leben höher achten als die zeitlichen Güter und unverwandten Blickes auf den Herrn schauen, wie man auf den Wink eines guten Steuermanns blickt, um zu sehen, was er will, was er befiehlt, welches Zeichen, welches verabredete Signal er seinen Matrosen gibt, wo und auf S. 257 welcher Seite er den Ankerplatz bestimmt. 3. Denn welches Unrecht begeht einer, wenn er durch Aufmerksamkeit und Sparsamkeit vor seiner Bekehrung hinreichende Mittel für seinen Lebensunterhalt sammelte? Oder wenn er, was noch weniger Vorwürfe verdient, von Gott, der jedem das Leben2 zuteilt, sofort in das Haus solcher Leute und in eine reiche Familie, die mit Glücksgütern gesegnet3 und durch ihren Reichtum hervorragend ist, versetzt wurde? 4. Denn wenn er wegen der Geburt im Reichtum, die ohne seinen Willen geschah, vom Leben ausgeschlossen ist, so (tut er nicht Unrecht, sondern) erleidet er vielmehr von Gott, der ihm das Leben gab, Unrecht, insofern er zwar zeitlichen Wohllebens gewürdigt, aber des ewigen Lebens beraubt wurde. 5. Und wozu mußte überhaupt Reichtum aus der Erde emporsprossen, wenn er Spender und Verwalter des Todes ist? 6. Wenn es aber jemand fertig bringt, die durch den Besitz gegebenen Möglichkeiten nicht voll auszunützen und in seinen Gedanken maßvoll und verständig zu sein und nur Gott zu suchen und Gottes Geist zu atmen und in Gottes Gemeinschaft zu wandeln, so steht er den Geboten gegenüber als Armer da, frei, unbesiegt, gesund, vom Besitz unverwundet. 7. Ist das aber nicht der Fall, so wird ein Kamel leichter durch ein Nadelöhr gehen, als daß ein solcher Reicher in das Reich Gottes gelangt.4 8. Das Kamel, das auf einem engen und schmalen Pfade dem Reichen zuvorkommt, soll noch eine höhere Bedeutung haben;5 dieses Geheimnis des Herrn kann man in der Erklärung der Grundursachen und der Theologie6 kennen lernen.