31.
1. Diese nennt er Kinder1 und Kindlein2 und Unmündige3 und Freunde4 und Kleine,5 weil sie hier auf Erden klein sind im Verhältnis zu ihrer zukünftigen Größe droben. „Verachtet nicht“, so sagt er „einen von diesen Kleinen! Denn ihre Engel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel!“6 2. Und an einer anderen Stelle: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater gefallen, euch das Himmelreich zu übergeben.“7 3. In dem gleichen Sinne sagt er auch, daß der Geringste im Himmelreich, das ist sein Jünger, größer sei als Johannes, der der Größte war unter denen, die von Weibern geboren worden sind.8 4. Und wiederum: „Wer einen Gerechten oder einen Propheten mit Rücksicht auf seine Eigenschaft als Gerechter oder Prophet aufnimmt, der wird den jenen gebührenden Lohn empfangen. Und wer einem Jünger mit Rücksicht darauf, daß er ein Jünger ist, einen Becher kalten Wassers zu trinken gibt, der wird des Lohnes nicht verlustig gehen.“9 So ist es demnach dieser Lohn allein, der nicht verloren geht. 5. Und wiederum: „Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon, damit sie, wenn er zu Ende geht, euch in die ewigen Zelte aufnehmen!“10 6. Damit will er sagen, daß jeder Besitz, den jemand allein für sich als sein Eigentum besitzt und nicht den Bedürftigen zu allgemeinem Gebrauch zur Verfügung stellt,11 seinem Wesen nach ungerecht ist, daß es aber möglich ist, mit den Mitteln dieses ungerechten Besitzes auch eine gerechte und heilbringende Tat zu vollführen, nämlich einen von denen S. 263 zu erquicken, die eine ewige Wohnung bei dem Vater haben.
7. Beachte zuerst, daß er dir nicht befohlen hat zu warten, bis du gebeten oder durch Bitten belästigt wirst, sondern vielmehr selbst die zu suchen, die von dir Wohltaten empfangen sollen und würdige Jünger des Herrn sind. 8. Schön ist ja auch das Wort des Apostels: „Einen fröhlichen Geber hat Gott lieb“,12 einen, der sich daran freut, zu geben, und nicht „kärglich sät“, um nicht auch kärglich zu ernten,13 und der seine Almosen ohne viel Murren14 und unterschiedslos15 und freudig16 austeilt; denn dies ist eine reine Wohltätigkeit. 9. Aber noch besser ist das Wort des Herrn, das an einer anderen Stelle steht: „Gib einem jeden, der dich bittet!“17 Denn wahrhaft göttlich ist eine solche Freude am Geben. Über alle Göttlichkeit aber erhaben ist jene Mahnung, nicht zu warten, bis man gebeten wird, sondern selbst zu suchen, wer würdig ist, Wohltaten zu empfangen18 und die damit verbundene Zusicherung eines so überaus großen Lohnes für die Mildtätigkeit, nämlich einer ewigen Wohnung.
Vgl. Mk 10,24. ↩
Vgl. Joh 21,5. ↩
Vgl. Mt 11,25. ↩
Vgl. Lk 12,4. ↩
Vgl. Mt 10,42. ↩
Mt 18,10. ↩
Lk 12,32. ↩
Vgl. Mt 11,11; Lk 7,28. ↩
Mt 10.41 f. ↩
Lk 16,9; zu der Lesart „wenn er zu Ende geht“ vgl. oben 13,3. ↩
Vgl. Apg 4,32. ↩
2 Kor 9,7. ↩
2Kor 9.6. ↩
Vgl. Phil 2,14. ↩
Vgl.Past. Herm. Mand. II 6. ↩
Das Wort (xxx) stammt aus 2Kor 9,7. ↩
Lk 6,30. ↩
Die Mahnung, nicht zu warten, bis man gebeten wird, sondern selbst nach Würdigen zu suchen, findet Clemens in dem Wort: „Machet euch Freunde mit dem ungerechten Mammon!“ (Lk 16,9). ↩
