4.
Hierüber haben wir ausführlicher gehandelt, als wir unsere Erklärung zur Genesis1 ausarbeiteten; jedoch wollen wir auch jetzt, um diese bedeutende Streitfrage nicht vollständig mit Schweigen zu übergehen, uns - was genügen dürfte - an den von Gott im Deuteronomium2 getanen Ausspruch erinnern: „Ich will unter ihnen wohnen und unter ihnen wandeln.“ Denn von welcher Art sein Wandeln unter den Heiligen ist, von solcher Art ist auch sein Wandeln in dem Paradiese, indem sich jeder Sünder vor Gott verbirgt und seiner Aufsicht zu entfliehen sucht und seine „Zuversicht3“ aufgibt; so nämlich „ging auch Kain hinaus von dem Angesichte Gottes und wohnte in dem Lande Naid gegenüber Edom4“. Wie Gott nun unter den Heiligen „wohnt“, so auch in dem Himmel, d.h. entweder in jedem Heiligen, der „das Bild des Himmlischen trägt5“, oder in Christus, in welchem alle die Erlösten als „Leuchten6“ und Sterne des Himmels (vereinigt) sind; oder auch wegen der im Himmel befindlichen Heiligen wohnt er [dort nach] dem Schriftwort: „Zu dir habe ich meine Augen erhoben, der du in dem Himmel wohnst7.“ Auch die Stelle im Prediger: „Beeile dich nicht, ein Wort vor das Angesicht Gottes zu bringen; denn Gott ist oben in dem Himmel, und du bist unten auf der Erde8“ will den Abstand zwischen denen deutlich machen, die im „Leibe der Erniedrigung9“ wandeln, und demjenigen, welcher neben den durch die Hilfe des Wortes10 erhöhten Engeln und heiligen Mächten S. 81 oder neben Christus selbst steht. Denn nicht ungereimt ist die Ansicht, dass er selbst in eigentlichem Sinne des Vaters „Thron“ sei, der in mehr bildlichem Sinne „Himmel11“ genannt wird, während seine Kirche, „Erde“ genannt, „den Schemel seiner Füße12“ bilde.
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Nicht erhalten; einige Fragmente sind im VIII. Bande der Origenesausgabe von Lommatzsch abgedruckt. ↩
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Ungenaue Angabe; Origenes zitiert nach 2 Kor. 6,16, nicht nach Deut. 23,14; Lev. 26,12; Ezech. 37,27. ↩
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Vgl. Hebr. 10,35 ↩
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Gen. 4,16. ↩
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Vgl. 1 Kor. 15,49. ↩
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Vgl. Phil. 2,15; Offenb. 1,20. ↩
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Ps. 122,1. ↩
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Ekkle. 5,1. ↩
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Vgl. Phil. 3,21. ↩
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Or. II 352,24 ist der griechische Text: ὑπὸ τῆς ὠφελείας καὶ τοῦ λόγου nicht richtig; Vielleicht: ὑπὸ τῆς ὠ. τῆς. ↩
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Vgl. hebr. 1,8 (Ps. 44,7). ↩
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Vgl. Matth. 5,34f. (Is. 66,1). ↩