8.
Da aber die Sünden dann entstehen, wenn wir unsere Schulden nicht bezahlen, so meint Lukas mit den Worten: "Vergib uns unsere Sünden1" dasselbe wie Matthäus, welcher2 [sagt: "Vergib uns unsere Schulden3, wenn auch Lukas,] wie es scheint, nicht einräumen will, dass jemand seinen Schuldnern nur dann, wenn sie bereuen, vergibt. Lukas fügt nämlich diese Bestimmung des Heilandes, die wir in unserm Gebet hinzusetzen müßten, bei: "Denn auch wir vergeben jedem, der uns schuldig ist4." Wir alle [haben] gewiß die Macht, was gegen uns gesündigt worden ist, zu vergeben; das erhellt sowohl aus diesem Zusatz: "Wie auch wir vergeben unsern Schuldnern5", als auch aus jenem: "denn auch wir vergeben jedem, der uns schuldig ist6." S. 117 Wer aber wie die Apostel von Jesu Geisteshauch erfüllt ist7 und "an seinen Früchten erkannt werden" kann8, da er den Heiligen Geist erfaßt hat und dadurch "geistig" geworden ist, dass er nach Art eines Gottessohnes "vom Geiste getrieben wird9" zu jeder Handlung, die mit Vernunft vollbracht werden muß, der "vergibt", was Gott vergibt, und "behält10" die unheilbaren Sünden, indem er wie die Propheten, die nicht ihre eigenen Gedanken, sondern die göttlichen Ratschlüsse verkündigen, so ebenfalls Gott dient, der allein Macht hat zu vergeben.
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Luk. 11,4. ↩
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da Or. II 380,1 ὃστις sich nur auf das danebenstehende τῷ Ματθαίῳ, das folgende ἔοικε und λέγων aber nur auf Lukas beziehen kann, so vermute ich, daß hinter ὃστις folgende Worte ausgefallen sind: φησίν ἂφες ἡμῖν τὰ ὀφειλήματα ἡμῶν εῖ καὶ ὁ Λοῦκας, und habe danach übersetzt. ↩
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Matth. 6,12. ↩
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Luk. 11,4. ↩
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Matth. 6,12 mit der Lesart ἀφίεμεν statt ἀφήκαμεν vgl. c. XVIII 2, XXVIII 1. ↩
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Luk. 11,4. ↩
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Vgl. Joh. 20,22. ↩
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Vgl. Matth. 7,16.20. ↩
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Vgl. 1 Kor. 2,14.15; Röm. 8,14; gal. 5,18. ↩
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Vgl. Joh. 20,23. ↩