5.
Von dem Wort im 25. Psalm: "Prüfe mich, Herr, und versuche mich, erprobe meine Nieren und mein Herz1", wird wahrscheinlich mancher, der den Sinn der Anordnung unseres Heilandes nicht genau erfaßt, annehmen, dass es im Widerspruch stehe zu dem, was unser Herr über das Gebet gelehrt hat. Wann aber hat jemand geglaubt, dass Menschen außerhalb der Versuchungen ständen, von denen er wußte, seit er zu voller Vernunft gekommen war? Und was für einen Zeitpunkt gibt es, an welchem jemand in der Meinung, dass er (gegen Versuchungen) nicht zu kämpfen habe, sich über die Möglichkeit der Sünde hinwegsetzen kann? Ist einer "arm"? Der mag sich in acht nehmen, dass er nicht einmal "stiehlt und dann bei dem Namen Gottes schwört". Er ist aber reich? Dann soll er nicht hochmütig sein, denn er kann "übersättigt zum Lügner" werden und sich brüstend sagen: "Wer sieht mich2?" S. 122 Auch Paulus, reich an Wort und Erkenntnis jeder Art3", ist ja nicht der Gefahr, sich deswegen zu überheben und zu sündigen, entgangen, sondern bedarf "eines Stachels des Satans, der ihn züchtigt, dass er sich nicht überhebe4". Und wenn jemand sich im Bewußtsein seiner höheren Ziele über das Böse emporschwingt, der soll das in dem 2. Buche der Chronik von Hiskia Gesagte lesen, welcher, wie es heißt, "von der Höhe seines Herzens herabgestürzt sei5".