5.
Einen gewissen, mit (geistlichem) Nutzen verbundenen Reiz hat aber ein Gebetsort, nämlich der Platz, wo sich die Gläubigen versammeln, wie dies natürlich ist, da sowohl Engelmächte neben den Massen der Gläubigen stehen als auch „die Kraft unseres Herrn1“ S. 142 und Heilandes selbst, ferner auch Geister von Heiligen und zwar, wie ich glaube, von bereits abgeschiedenen, offenbar aber auch von solchen, die noch am Leben sind, wenn auch das „Wie“ nicht leicht anzugeben ist. Von den Engeln gilt diese Schlußfolgerung: Wenn „der Engel des Herrn sich rings um die lagern wird, die ihn fürchten, und sie erretten wird2“, und wenn Jakob nicht nur von sich, sondern auch von allen, die Gott dem Allwissenden anhangen, die Wahrheit in den Worten spricht: „Der Engel, der mich aus den Leiden errettet3“: so ist es natürlich, dass dann, wenn eine größere Menge in rechter Weise zum Preise Christi zusammengekommen ist, „der Engel“ eines jeden „sich rings um die lagern wird, die (den Herrn) fürchten4“, an der Seite des Mannes, dessen Schutz und Leitung ihm anvertraut ist. Und so entsteht bei den versammelten Frommen eine doppelte Gemeinde: die der Menschen und die der Engel. Und wenn Raphael schon bei dem einen Tobit sagt, er habe sein Gebet und nach ihm das der Sara, die durch die Verheiratung mit Tobias später seine Schwiegertochter wurde, „zum Gedächtnis“ vor Gott gebracht5, was sollen wir sagen, wenn eine größere Menge „in demselben Sinn und in derselben Überzeugung“ zusammenkommt6 und „einen Leib in Christus7“ bildet? Über „die Kraft des Herrn“ aber, die in der Gemeinde zugegen ist, sagt Paulus: „wenn ihr und mein Geist mit der Kraft des Herrn Jesu zusammengetreten seid8“, in der Annahme, dass „die Kraft des Herrn Jesu“ nicht nur mit Ephesiern, sondern auch mit Korinthiern verbunden sei. Und wenn der noch von seinem (irdischen) Leib umgebene Paulus geglaubt hat, er könne S. 143 mit „seinem Geist“ den Christen in Korinth9 beistehen, so braucht man nicht daran zu zweifeln, dass so auch die abgeschiedenen Seligen mit ihrem Geist vielleicht eher, als wer sich noch im Leibe befindet, zu den Versammlungen kommen. Deshalb darf man die dort gesprochenen Gebete nicht gering achten, da sie für den, der in rechter Weise teilnimmt, etwas ganz besonderes bedeuten.
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Vgl. 1 Kor. 5,4. ↩
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Ps. 33,8. ↩
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Gen. 48,16. ↩
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Vgl. Ps. 33,8 Or. II 398,25f. ist wohl mit Tilgung von zwei Worten so zu schreiben: παρεμβαλεῖν τὸν ἑκάστου ἄγγελον [τὸν] „κύκλῳ“ [ἑκάστου] „τῶν φοβουμένων“ κτλ. ↩
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Vgl. Tob. 12,12 [3,16.17]. ↩
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Vgl. 1 Kor. 1,10. ↩
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Vgl. Röm. 12,5. ↩
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1 Kor. 5,4. ↩
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Ich übersetze Or. II 399,9 nach der Korrektur: ⟨τοῖς⟩ ἐν τῇ Κορίνθῳ. ↩