2.
"Ohne Unterlaß" aber betet, wer mit seinen notwendigen Werken das Gebet, und mit dem Gebet die geziemenden Handlungen verbindet, da auch die Werke der Tugend oder die Ausführung der (göttlichen) Gebote mit in den Bereich des Gebetes einbezogen werden. Denn nur so können wir das Gebot: "Betet ohne Unterlaß1" als ausführbar verstehen, wenn wir das ganze Leben des Frommen ein einziges, großes, zusammenhängendes Gebet nennen würden2. Ein Teil dieses S. 44 "großen Gebetes" ist auch das, was man gewöhnlich "Gebet" nennt, welches nicht seltener als dreimal an jedem Tage verrichtet werden muß. Dies erhellt aus dem Bericht über Daniel, der trotz der großen ihm drohenden Gefahr dreimal des Tages betete 3. Und Petrus, der "auf das Dach hinaufsteigt [um] die sechste Stunde, zu beten, als er auch "das vom Himmel herunterkommende, an den vier Enden herabgelassene Gerät4" schaute5, führt uns das mittlere der drei Gebete vor Augen, das vor ihm auch von David gesprochen wird6, [während das erste Gebet aufgezeichnet ist an dieser Stelle7]: "In der Frühe wirst du mein Gebet hören, in der Frühe werde ich zu dir treten und auf dich sehen8", und das letzte durch diese Worte deutlich gemacht wird: "Das Aufheben meiner Hände ist Abendopfer9". Ohne dieses Gebet werden wir aber auch die Nachtzeit nicht pflichtgemäß hinbringen, weil David spricht: "Zu Mitternacht erhebe ich mich, um dich zu preisen wegen der Entscheidungen deiner Gerechtigkeit10" und Paulus, wie in der Apostelgeschichte gesagt ist: "um Mitternacht zugleich mit Silas in Philippi betet und Gott preist", so dass "auch die Gefangenen ihnen zuhörten."
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1 Thess. 5,17. ↩
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Derselbe Gedanke bei Clemens Alex., Strom. VII 12, 73 (III 52,22 f. Stählin). ↩
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Vgl. Dan. 6,13. ↩
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Or. II 325,8f. lese ich so: τὸ ἐξ οὐρανοῦ "καταβαῖνον σκεῦος"."τέτρασιν ἀρχαῖς καθιέμενον". ↩
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Vgl. Apg. 10,9.11. ↩
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Vgl. Ps. 54,18. ↩
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Der Philolog bei Orig. ed. Delarue I 916b hat richtig gesehen, daß das Zitat Or. II 325,11 nicht zum Vorhergehenden stimmt, hat aber zu willkürlich geändert. Ich nehme dagegen vor Beginn des Zitats eine Lücke an, in der etwa diese Worte gestanden haben: τῆς πρὼτης ἀναγεγραμμένης ἐν τῷ, denn in Ps. 5,4 ist die Rede von ἠ πρωτη εὐχὴν. ↩
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Ps. 5,4. ↩
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Ps. 140,2. ↩
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Ps. 118,62. ↩