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Werke Origenes († 253/54) De oratione Vom Gebet (BKV)
Erster Teil: Vom Gebet im allgemeinen
XIII

4.

Nach der Aufzählung derer, die durch das Gebet Nutzen gehabt haben, mußte dies ganz notwendigerweise, wie ich glaube, von mir gesagt sein. Ich suche ja die nach dem geistigen Leben, nach dem Leben in Christus, Verlangenden abzubringen von dem Gebet um die kleinen und irdischen Dinge1 und möchte die Leser dieser Schrift zu den Geheimnissen einladen, deren Abbilder die von mir vorher erwähnten Dinge waren. Denn jedes Gebet um die von uns vorher dargelegten geistigen und geheimnisvollen Dinge wird immer nur von dem verrichtet, der nicht „nach dem Fleische den Kampf führt2“, sondern „mit dem Geiste die Handlungen des Leibes tötet3“. Verdienen doch auch die Ergebnisse einer Forschung nach dem höheren Sinne den Vorzug vor der Wohltat, die den Betenden, wie sich zeigt, nach dem Wortlaut4 zuteil geworden ist. Denn wir müssen uns üben, dass auch in uns nicht eine kinderlose oder unfruchtbare [Seele5] entstehe, indem wir das geistige Gesetz mit geistigen Ohren hören, auf dass wir die Kinderlosigkeit oder Unfruchtbarkeit ablegen und erhört werden wie Anna und Hiskia, und dass wir vor den Nachstellungen unserer Feinde, „der Geisterwesen der Bosheit6“, gerettet werden wie Mardochai und Esther und Judith. Und da „Ägypten“ als Bild für den ganzen Erdenraum „ein eiserner Brennofen7“ ist, soll jeder, der Schlechtigkeit des menschlichen Lebens entflohen und nicht von der Sünde versengt ist, auch nicht sein Herz wie einen Backofen von Feuerglut angefüllt hat, S. 49 nicht weniger Dank sagen als die Männer, welche im Feuer „einen frischen Wind“ verspürten8. Aber auch der Mann, welcher beim Aussprechen der Gebetsworte: „Überliefere nicht den wilden Tieren meine Seele, die sich zu dir bekannt hat9“, erhört worden ist und von der Natter und der Schlange kein Leid erfahren hat, weil er um Christi willen über sie hingeschritten ist, und wer „Löwen und Drachen zertreten hat10“, da er von der schönen, durch Jesus gewährten „Vollmacht, zu wandeln über Schlangen und Skorpionen und über alle Gewalt des Feindes hin11“, Gebrauch machte und daher von so vielen (Gegnern) nicht verletzt wurde: der soll (noch) mehr als Daniel Dank sagen, da er von noch furchtbareren und schändlicheren Tieren befreit worden ist. Wer außerdem von der Bedeutung des Untiers, welches den Jonas verschlungen hat, überzeugt ist, und wer verstanden hat, dass er jenes bedeute, von dem Hiob sagt: „Es möge sie [d.h. die Nacht der Empfängnis Hiobs] verfluchen, wer jenen Tag [d.h. den Geburtstag Hiobs] verflucht, wer im Begriff ist, das große Untier zu überwältigen12“: der soll, wenn er sich einmal irgend eines Ungehorsams wegen „in dem Leibe des Untiers13“ befindet, seinen Sinn ändern und beten, dann wird er von dort herauskommen und ist er herausgekommen und beharrt im Gehorsam gegen die Gebote Gottes, so wird er gemäß der „Güte des Geistes14“ auch jetzt zugrunde gehenden Nineviten (den Untergang) prophezeien15 und für sie der Anlaß zur Rettung werden können, wenn er nicht unzufrieden ist mit „der Güte Gottes“ und nicht danach verlangt, dass Gott den Reuigen gegenüber bei seiner „Strenge beharre16“.


  1. Vgl. oben c. II 2; unten c. XIV 1. ↩

  2. Vgl. 2 Kor. 10,3. ↩

  3. Vgl. Röm. 8,13. ↩

  4. Zu dieser bei Origenes sehr beliebten Gegenüberstellung von „höherem Sinn“ und „Wortsinn“ vgl. z.B. Orig. In Joh. XIII 17 ( Werke IV 240,30). Rufin übersetzt ἀναγωγή mit spiritalis interpretatio (Orig., De princ. IV 3,4, Werke V 330,17). ↩

  5. Mit Bentley und Delarue füge ich Or. II 328,14 ψυχήν hinter στεῖραν ein. ↩

  6. Vgl. Eph. 6,12. ↩

  7. Vgl. Deut. 4,20; Jer. 11,4. ↩

  8. Vgl. Dan. sec. LXX 3,50ff. ↩

  9. Ps. 73,19. ↩

  10. Vgl. Ps. 90,13. ↩

  11. Vgl. Luk. 10,19. ↩

  12. Job. 3,8. ↩

  13. Vgl. Jon. 2,1ff. ↩

  14. Vgl. Gal. 5,22. ↩

  15. Vgl. Jon. 3,2ff. ↩

  16. Vgl. Röm. 11,22. ↩

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