1.
Aber du gottesfürchtiger und arbeitsamer Ambrosius und du züchtige und mannhafte Tatiana, für die S. 9 ich schon ein ähnliches Ausbleiben der „weiblichen Schwäche1“ wünsche, wie es bei Sara der Fall war, ihr beiden seid wahrscheinlich im unklaren, warum wohl die Einleitung diese Ausführungen über Dinge, die den Menschen unmöglich sind, aber durch die Gnade Gottes möglich gemacht werden, enthält, während doch unser Thema „Über das Gebet“ lautet. Nun bin ich überzeugt, dass zu den unmöglichen Dingen mit Rücksicht auf unsere Schwäche auch die Abfassung einer genauen und der Gottheit würdigen Gesamtlehre vom Gebet gehört: auf welche Weise man beten muß, welche Worte man im Gebet an Gott richten soll, welche Zeiten für das Gebet günstiger sind als andere2... [Auch Paulus,] der sich wegen „des Übermaßes der Offenbarungen“ dagegen verwahrt, „dass ihn jemand über das hinaus, was er von ihm sieht oder hört, einschätze3“, erklärt [offenbar] nicht zu wissen, „wie man beten solle“; denn „was wir“, sagt er4, „beten sollen nach Gebühr, das wissen wir nicht.“ Notwendig aber ist nicht nur das Beten an sich, sondern auch das Beten „wie es sich gebührt“ und das Beten „was sich gebührt“. Denn gesetzt auch, wir wären imstande, zu erfassen, was wir beten sollen, so bleibt dies doch unvollkommen, wenn wir nicht auch die rechte Art hinzunehmen. Was nützt uns aber die rechte Art, wenn wir nicht wissen, was wir beten sollen?